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Die Zukunft, 10. October, Bd. 45.

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Berlin, den 10. Oktober t903.

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Bebel und Genossen.

III.-)

Menaaor sans frapperenpolitiquo,o’estsedåoouvrin

Bevor

ichzumGenossenBebelzurückkehre,muß ichüber dieRechtferti- AUUgversuchedervieröffentlichvonmir derUnwahrhaftigkeitange-

"FkagtenGenossenein paar Wortesagen.GenosseBernhard bestrittkeinen lrgendwiewesentlichenPunktderAnklageundführteals mildernden Umstand nuran,erseiin Dresden »bestürzt«gewesenundhabe nichtdieMöglichkeit gefunden,auszusprechen,waserübermichundmeineWochenschriftaufdem Herzenhatte.DasBewußtseinsolcherBerschuldung—- diegeradeereigenem Wollen-UichtdenUmständenzuzuschreibenhatte hielt ihnabernichtvon demunanständigenVersuchab,michinNebenpunktenderLügezuzeihen.

DerVersuchbliebfreilicherfolglos. Festgestelltwurde, daßmeinEntschluß Ihn,widerseinenWunsch,veranlaßthatte,inderParteitagstvochehierkeinen Artikelzuveröffentlichenzundferner, daßichihm schonimAugust gerathen hatte,dieMitarbeitander»Zukunft«,umin derParteiRuhezuhaben, so schnellwiemöglichaufzugebenundsicheineeigeneFinanzwochenschriftzu gründetyfürderenersteundschwersteLebenszeit ich ihmdieGeschäfts- räume und dengesammtenApparatmeinesVerlages unentgeltlichzur Ver- fÜgUUgstellte. DiesesAnerbieten beglückteihndamals. »Dannkannichs

MFchenEriefer, dervorherüberMangelanKapitalgestbhnthatte,und bat feme GattininsZimmer,umihr»Hardensfabelhaer Liebenswürdigkeit«

mitzutheilen.WaservierWochendanachin Dresden thatundunterließ, Its)S-»Zukunft«Vom26. SeptemberundZ.Oktober1903.

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DieZukunft.

habeichvorvierzehnTagen erzählt.GenosseBraun,der,nebst seinerFrau, in materiellenundliterarischenFährnisseneineswirthschaftlichnichtnurder Philistermoral widersprechendenLebensJahre langvonmirHilfeerbeten underhaltenhatte, fandesjetzt »unter seiner Würde«, aufmeineAnklage präziszuerwidern,undglaubte, durch grobenundgröbstenSchimpfseine Sache bessernzu können. Keine Silbedesin den beidenletztenHeftenüberihn Gesagtenistentkrästetworden,konnteentkräftetwerden. Docherstand auf verlorenemPosten, wurdevondeneigenenParteigenossenmit Aus-drücken tiefsterVerachtung überschüttet:undsomagman ihmdietraurigeTaktik verzeihen.Unverzeihlichaberwarundistdas VerhaltendesGenossenGoehre.

Er,dervorein paarJahren nochdasEvangeliumvonderKanzel her-.

ab verkündethatte, griffnun nachdenschäbigstenMitteln journalistischer Troßknechte.SilbenstechereiundSchimpfwörtersolltendenThatbestand verdunkeln: daßGenosseGöhre StimmungundBeschlußseinesParteivor- standeskannte,alserseinenArtikelin der,,Zukunst«.«veröffentlichte,und daßerinseinerErklärungvomzwanzigstenApril1903wissentlichUnwahres behauptet,inseinerdresdenerRedewissentlichWahres verschwiegenhat.

AuchandereLügewurdeihm nachgewiesen.Dashinderteihn,alsersichzum Verzicht auf sein Reichstagsmandatgezwungensah, nicht,widerbesseres WissendieBehauptung aufzustellen,erhabemeine»Verdächtigungenals Fälschungenentlarvt«. NichtVerdächtigungen,sondern erweislich wahre Thatsachenhatteichgegenihn vorgebracht;undtrotzvielfachenBemühungen istihmnichtgelungen,einemeinerAngabeninihrerBeweiskraftzu erschüttern.

Schade, daßderMann,deneinst so froheHoffnungempfing,demKampfum politischeMacht nichtfern blieb;dersittlicheWille warin ihm schwächerals derEhrgeiz,derstarke Versuchen Klügeralsdie dreihandelteGenosse Heinr.Ehe nochdieAnklagegegenihn erschienenwar,veröffentlichteerim

»Vorwärts«einelange Schutzschrift. Zweck:dieWirkungzumindern,die inseinerParteidieEnthüllungderThatsachehaben mußte,daßerdenFeld- zug gegen denGenossenMehringalsStratege geleitethatte. Jeder halb- wegserfahrene VertheidigerräthdemAngeklagten,belastendeMomente,die in dernächstenStunde derBeweisaufnahmeans Lichtkommenmüssen, lieberselbst,alshandle sichsum unerheblicheDinge, vorzubringen. Doch dieSchutzschrift trug auchdasMerkmalschlechtereronokatenpraxis;sie war nichtvondemStreben nachWahrhaftigkeitdiktirt, sondernvon dem Bemühen,durch großeundkleineEntstellungendesThatbeftandesdenGeg-

nerinsUnrechtzusetzen.Jch müßteganze Seiten füllen,wenn ichalle Un- genauigkeitendesheinischenSchriftsatzesnachweisenwollte. Dasisteinst-

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BebelundGenossen. 49 weilen nichtnöthig.ZweiProbenwerdengenügen.Ersagt(»Vorwärts«

Nr. 228):»Ich schicktedieBriefe(Mehrings)mitDank zurück... JU derselbenZeit schriebichHerrnHardeneinigeZeilenüber eineTheater- UUffÜlikUUgunderhieltbalddaraufvon ihm seine Brochure Kampf- AmosseSudermanM mit einer Dedikation«.DerBrief,denermeint,ent- hielt erstens dieBitte, ihmGelegenheitzugeben, »diesoangenehmeundan- regende Plauderei (mitmir) fortzuspinnen«;zweitensNachrichtenundGrüße vonHerrnundFrauvonVollmarzdrittens dieAufforderung,über den GeisteszustandeinesseinerKlienteneinliterarisches Gutachten abzugeben;

viertenseinespöttischeErwähnungdesHerrnSudermann, die mirden Anlaßbot,demSpöttermeineBrochurezuschicken.Das nennt Heine

»eiUigeZeilenüber eineTheateraufführung«.DerBrief istvomsechsten Februar1903datirt;understzweiMonatespäterschickteerendlichdievon mirentliehenenBriefe Mehrings zurück.(DerdieverspäteteRücksendung emschUldigendeBrießausdem imvorigenHeftein Stückabgedrucktwurde, ist nicht,wie dortirrthümlichstand,amfünfzehnten,sondernam fünften April1903geschrieben.)Zweite Probe.HerrRechtsanwaltHeinecitirtaus demGedklclituiß,erhabemir(nachderneulich erwähnten»Dedikation«)ge- schrieben:»DiepolitischeWahrhaftigkeitzeigtsichdarin, daßman denMuth hat-NichtMehrzuglauben,wasmanni«chtmehrglauben kann,undnichtzusa- gen,wasmannichtmehrsagenkann.DiesenMuthhabenSiebewiesen.«Das habeslch-fügterhinzu,aufmeineHaltungineinersechzehnJahrezurückliegen- den-Zeitbezogen.Daß ichvorsechzehnJahrenanliterarischeThätigkeitnoch Ulcht dachteund meineerstenApostata-ArtikelimSommer 1890 erschienen, maghingehen,beleuchtetaberdieGenauigkeit heinischerDarstellung. Doch WashatermirinWirklichkeitgeschrieben? »Das Wesenderpolitischen Wahkhaftigleitsteckt tiefer,indemMuth,Nothwendigeszuerkennen und zuvertreten, auchwenn esEinem zuwider ist.Esistwohlnicht nöthig,zusagen, daßSiesichdiesen Ruhm vindiziren lönnenz vielleicht aberliürenSie es gernauchvon Jemand, derinsehr wesentlichen Punkten,vielleichtden wichtigstenderheutigen Tagespolitik,anderer Meinungals Sie über dasNothwendigeist.«GenosseHeinehat also falsch citirt und den Sinn seines langen Briefes (vom zehntenFebruar1903)bis zUkUUkeUUtlichkeitentstellt;denndieserBrieflobtenichtmeine inferner Vergangenheit,sondernmeine in»heutigerTagespolitik«bewieseneWahr- hafllgkeitUnddaßderVertreter desdritten Reichstagswahlkreisesmir solchesLobgespendethabe, solltedenParteigenossenverschwiegenwerden.

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Die beidenProbengenügenzunächstwohl;ichkönnteihnen mancheandere gesellen,willhieraberheutenurwiederholen,wasichim»Vorwärts« auf HeinesSchriftsatzgeantwortet habe.

Herr Heine drucktTheileausBriefen ab, dieeranmichgerichtethat, und meintdann,ichwürdemichvielleichtdaraufberufen,daß diese Briefe mit»Hochachtungvollundergebenst«schließen.Dasist kein übler Witz. Die konventionelleFormelwürdefreilichnichtsbeweisen.Herr Heineaberversucht, durchWeglassungenseinen BriefendenCharakterderJntimitätzunehmen, den sie hatten. Der, denermirnachseiner RedeausDresdenschrieb,schließt mit,,besten Grüßen«; dersechsTagevorherausTegernfee geschriebene,intim eingeleitete, schloßmitdemSatz:»Vollmars,bei denenichzweiTagezu- gebrachthabe, und meine Frau lassen Sie bestens grüßen-«Ich glaube,daß solcheWortedochetwas mehrbeweisen als,,Hochachtungvollundergebens«.

Ich habeHerrnHeine Zweierleivorzuwersen. Erstens, daßermichdurch eineDepescheverlockthat, ihm einigeVriefe des HerrnMehringdieer früherzurAnsichterbetenund Monate lang behalten hatte nachDresden zuschicken,unddaßerdieseBriefe,dieer, wieich annehmen mußte,aus- schließlichzurAbwehrgegenmichauf demParteitage durcheinFlugblatt verbreiteter Unwahrheiten benutzenwollte,ohneirgend eine Autorisation HerrnBernhardübergabundvondiesemHerrnzu einemAngriff auf Herrn Mehring benutzenließ.Jchhättedie Briefe HerrnBernhard nichtanvertraut, habe sie ihm,derdringend darum bat, verweigert undhätte,wennichScham- lanksund Mehrings eigeneBriefegegenMehring benutzenwollte, längstin meinerZeitschriftdazu Gelegenheit und Grundgehabt. Herr Heine hatdas ihmanvertraute Eigenthum mißbraucht,esmir erstnachzweischroffenDe- peschen,in denenichesforderte, zurückgesandtund, stattmich,wieerange- botenhatte,gegenUnwahrheitenzuschützen,michindenVerdacht gebracht, ich hättegegenHerrn MehringeineJntrigue angezettelt.Solltedie Asfaire Schoenlank vorgebrachtwerden, so mußteHerr MehringvondieserAbsicht vorherbenachrichtigtwerden.Herr Heine,demallein, dessenTaktund krimi- nalistischerAnstandspflichtganzallein, auf seineBitte, dieBriefeanvertraut waren,hat sichdurchseinVerhalteneines,wie-ichsinde,ungeheuerlichenVer- trauensbruches schuldiggemacht.DerzweiteVorwurf,den ichihm mache,ist:

daßerinDresden seinVerhältnißzu mirundseinUrtheilübermichwissents lichfalschdargestellthat.DafürbringtmeineWochenschriftdenBeweis...Herr Heine,dersich,obwohleralleinder AnstifterzumAngrissaufHerrnMehring war,tiefimHintergrundhielt, denObjektiven spielteundmirdasOdium aufbürdete,ichhätte diesesunschöneHeldenftückinszenirt,HerrHeine be- hauptetin seinemSchriftsatz, ichhätte»vernichtendeEnthüllungen«überihn inAussichtgestellt.DieBehauptungistunwahr. Jchhabe weder dieMacht nochdieNeigung,denHerrnzu»vernichten«.Jn der mir aufgezwungenen FehdewarmeinZiel,zubeweisen,daß die HerrenBernhard,Braun, Göhre, HeineihreBeziehungenzu mirundihr Urtheilüber mein Wirkenvorderhöch- stenRechtsinstanzihrer Partei wider besseresWissenfalschdargestellt haben.

Obdieser Beweisgelungen ist,kann, trotzallenVerdrehungenunderbärm-

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BebelundGenossen. 51 lichenRetizenzen, einfachausdemvorgebrachtenundnochvorzubringenden Materialerkanntwerden. Weresunbefangenprüft,wird wissen,ob ausden Reden dervierHerrenzu merkenwar,wiesiezu mirundmeinerWochen- schriftJahre langund bis in dieletzteZeitstanden. WarDasabernichtzu merken,dannhabensie gegenmich,dem vonihrenGenossen unüberbietbare Schimpfredenzugeschleudertwordenwaren,unehrenhaftgehandelt.Denn

»wer der MassezuLiebeunterläszt,wasEhreundPflicht erheischen,ist ein verächtlicherDemagoge.«Das sagtHerrRechtsanwaltHeine,dermirvor fünfWochenspontanmitteilte,erseheeine»Ehrenpflicht«darin, auf dem Parteitageoffen fürmich,für dieReinheitmeinerMotiveundfürdieUn- parteilichkeitmeinerZeitschrifteinzutreten.

Dieser Replik folgteeineDuplikdesangeklagtenRechtsanwaltes,die einigermaßenzerknirschtklang, dochanvielen Stellen wieder derWahrheit ausbog.DaswichtigsteZugeständniß:»HerrHardenhatmir in derThat niemalsdenWunschzu erkennengegeben,gegenMehringvorzugehen;weder hatermichnochhabe ich ihn für irgend welcheJntriguebenutzenwollen.«

DiewichtigsteAbleugnung: UnsereGesprächeseiennichtintimgewesen.Ich konnte michmit demHinweisaufdieThatsachebegnügen,daßHeinevorher auch seinen BrieerdenCharakter derJntimitätabzustreiten versuchthatte- habe ihnaberöffentlichaufgefordert, michzuverklagenundsichals beeideten Zeugenvernehmenzulassen; ichwolleaufdasRechtsmittel derWiderklage verzichtenundnochzweioderdreiandereZeugenvorladen: dannwerdefest- sztellen sein,obdieMittheilungen,die wiraustauschten,mitFugals in- tim zubezeichnensind.DieselbeAufforderung richteteichandieHerren Bemhakd,Braun,Göhre.Wennichin derNothwehrBriefstellenveröffent- liche,heißtesin demLager,wodiepolitischeVerwerthungeinesvonMiquel alsStudentanMarxgeschriebenenBriefeswieeineHeldenleistunggefeiert wurde:DasthutkeinSittsamer.Wenn ichgesprocheneWorteanführe,wer- densie abgeleugnet. DiesesGebahrenekeltmich nachgeradean. Jedes hier über die vierGenossengesagteWortist wahr;undichkönnte,wäreichgrau- samundrachsüchtig,noch mehrüberEinzelnevon ihnensagen.Wollensie dieWahrheitmeinerDarstellung bestreiten,dannsollen siedenOrt auf- fUchen,woderEid dasGedächtnißschärftund dieZeugnißpflichtfeigeZungen zumReden zwingt. Thun sieesnicht:zurEntschleierung kollusorischerVer- fUchefehltmirnun endlichderRaum unddieZeit.

DerAbgeordneteHeinehatim»Vorwärts«erzählt,erhabevoneinem Brief,denermiram elften September1903 aus Tegernseeschrieb(und den er,mitWeglassungallerJntimitätverrathenden Stellen, abgedruckthat), eineAbschriftzurückbehalten.Warum wohl?Erhatpolitischundpersön-

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lichwichtigereBriefenichtkopirt, trotzdemersinsBerlin,nebenseinemAn- waltsbureau, bequemer gehabt hätte.Undjetzt,imGebirge,in derHoch- stimmungeinesvon SonnenglanzundMondscheinBeglückten,plagter sichmitAbschreiberei?Mir war dieseMittheilung ungemein werthvoll, weilsiedasletzteRäthseldieser politischenTragikomoedielösenhalf.Der tegernseerBriefhatteimMeritorischen(wiedieösterreichischeAmtssprache sagt)einen gegen denfrühererBriefevölligverändertenTon;alsichihnge- lesenhatte, sagteichzu einemFreund:»Heinewird in Dresden nicht für mich sprechen.«Ende August hatteermirgeschrieben,erwerdein die Debatte über die»Zukunft«eingreifen.Ein paarTage danach hatteerseinemGe- nossenundKlientenBernhardeinPlaidoyer fürdie»Zukunft«vorgetragen, vondemdieserGenossemirsagte: »WennHeinedieRede in Dresden wirk- lichhält,werdenSiesichsehrüberihn freuen«.Jetzt schrieberplötzlich:»Ich habedenWunsch, möglichstwenigin die Debatteeinzugreifen.«Dazualler- leibishernieauchnurangedeuteteVorbehalte. Natürlichtraue ermirnicht

»ehrenrührigeBeweggründe«zu;natürlichmüsse»derWahrheitgemäßher- vorgehoben werden, daßSiesichüber dieBedeutungderSozialdemokratie fürdie Arbeiter auchanerkennend ausgesprochen haben.«(Natürlichwurde in Dresden wederdasEinenochdasAnderehervorgehoben.)Aberwasüber Rußlandundüber dieSozialdemokratiein der»Zukunft«gestanden habe, sei nichtzurechtfertigen;auch habeerschonim Wintereinmal dieAbsichtge- habt, sichmit mir über dieFormmeinerPolemik auszusprechen,undhoffe, dazu nochGelegenheitzufinden. DiesenSatz läßter,ohneeine LückeimBrief anzudeuten,beim Abdruckfort.Warum ? WeildieserSatzaneinemPunktdie Unwahrhaftigkeit seinerdresdener Redebewiesenhätte,in der eshieß:»Ich habeHardenausgesprochen, daß ich seinenpersönlich-gehässigenTonauf dasSchärfstemißbillige.«Ausdemtegernseer Brief,dereintraf,alsdie vonHeinetelegraphischerbetenenBriefe schonnachDresden abgeschiektsein mußten,wußteichalso,daßderRechtsanwalt sichjedenfallsnichtindieSchuß- liniestellenwerde.Die GründesolcherZurückhaltungkonnteichnurahnen.

Jetztkenneich sie.JnoderbeiTegernsee istGenosseHeine,vielleichtnicht ohne fremdeNachhilfe,zu derEinsicht gelangt, daßdieVernichtung Meh- ringsvielwichtiger seialsdieVertheidigungHardensunddaß,werMeh- ringandenLeibwolle, sichvordemVerdacht schützenmüsse,mitHarden intimzusein. JnoderbeiTegernseehateinkühlerSchlaukopf ungefährso gesprochen: »Bebeltobt gegen uns,hatdieunbarmherzigste Abrechnungin AussichtgestelltundmöchteunsamLiebstenausdemParteiverbandedrän-

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gen. Dasist,bei derdurchBernsteinsPräsidialthorheitbewirktenErregung, nichtUngefährlichUnseren Augustkennen wirjaabernicht seit-gestern:

wenn ersicheinmal nachHerzenslustausgetobt hat,wird erruhigund läßtmitsichreden.Wirsindgeborgen,wenn erdenheißestenZorngegen die ,Zukunst«auswettert. Wahrscheinlichtritterdannfurioso für Mehring eiU-denergernalsVertrauensmann im,Vorwärts«hätte,undisteinBis- chenblamirt,wenn wirMehrings Briefe auftauchen lassen. Zwei Fliegen würdensomit einerKlappe geschlagen:denMehringwärenwir los und BebelverlöreanPrestigeundmüßtesichin derHauptdebattezähmen.Dem Hordenaberschreibtman einendiplomatischenBrief,derimschlimmsten FallspäteralsRechtfertigungzubenutzenist. Auch isterein netter Kerl, wirds,wennihmAlles erklärtist,nichtübelnehmen,gern wieder mituns zu- sammensitzenundunsereStrategielachendloben.« So ward esgemachtundein Zielwirklicherreicht:Bebels Rede gegen die,,Revisionisten«war,nachden voraufgegangenenWuthgewittern, eherzahmalswild und dem»Komoedien- spiel«wurdenicht,wieerverheißenhatte,ein EndemitSchreckenbereitet.

DieRechnunghatteabereinLoch.Die»Zukunft«und ihrHeraus- geberwurden in Dresden soüber allesErwarten schmählichverleumdet unddieGenossenBernhard, Braun, Göhre,Heinezeigtensichinihrer UntreueundUnwahrhaftigkeitauch noch so unklug, daßich,wenn ichmir Sclbftachtungbewahrenwollte, nicht schweigendurfte.Und dasSchlußbild war: Bebeltriumphans. Sogehtsin derPolitik Jedem, der,wider La- martines Warnung,droht, ohne zuschlagenzu können. MitsolchenMittel- chenwerden dieVollmarischennichtvielwirken;siesolltensichandasSchick- salderGirondistcnerinnern undfragen,obThiers nichtRecht hatte,·alser schrieb:Tout partimodårå quiveut arråter unpartiviolent est dans uncercle vicieux dontilne peutjamaissortir ...Ists abernicht allerliebst,ansolchemZufallsbeispielzuerkennen,wieParteikrisen entstehen, Parteigeschichtegemachtwird? GenosseMehring fühltdasBedürfniß,mich wieder einmal zuverrufen,undsuggerirt seine aberwitzigeWeisheitdem"

GenossenBebel,derin mirzugleichdiesoiensassischerKetzereiverdächtigen GenoserBraunundGöhre treffenwill. Diesputensich,jede nähereBe- ziehungzUZeitschriftundHerausgeberskrupellos abzuleugnen,undihreHin- termänner reiben dieHände,daAugustderSchrecklichesichanmirausrast.

Von beidenSeitenwird desSchlechtenaberallzuvielgethanunddasEnd- ergebnißist: offenerSchimpfkriegAller gegen Alle in derPartei, schlimme SchwächungdesnorddeutschenFähnleinsdernicht-mehrblindanMarx

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Glaubenden,vondenendreiOffiziereschlappgewordensind,unddieEnthül- lungeinesMangelsanKohäsion,wieersonstnuranluftförmigenKörpern beobachtetwird,derenRaumgrenzendieWucht äußerenDruckesbestimmt.

Daskonnte kein derPartei fern Lebenderwirken.DashatmitseinemFlug- blattGenosseMehring,mitseiner tegernseerTaktikGenosseHeinevollbracht.

DerInhaltdesFlugblatteswurdezuerstin dervomGenossenMeh- ring redigirtenLeipzigerVolkszeitungveröffentlicht;amneunten September 1903. WennichdieAbsichtgehabt hätte,dasLügengeknäuelsofortzu ent- wirren,wäre meine Antwort imHeftvomneunzehntenSeptember erschie- nen: also nach SchlußderParteitagsdebatteüber die»Zukunft«·.Das hatte derPseudologerichtigberechnet. Auch lagendie zurAbwehrderlustigsten LügennöthigenBriefe,aufWunschdesGenossenHeine,vom elftenbis zum zwanzigstenSeptemberin Dresden. Dochichwollte damals nichtantworten.

Erstens,weil derVerfasserMehringhieß;zweitens,weilich,seitimFebruar dieFragederMitarbeit ander»Zukunft«erörtertwurde,mirvorgenom- men hatte,jedenVersucheinerEinwirkung aufdenBeschlußderPartei- instanzenzu meiden.Jch schwiegalso auchjetzt;unddasFlugblattwurdein vierhundertExemplarenimTrianonsaal vertheilt.DalasendieGenossen wundervolle Räubergeschichten.Harden ist Mehring »nachgelaufen«,hat sichfüreinenSozialdemokraten ausgegebenundverschwiegen,daßerfür Bismarckschwärme,demersichdannschlankweg»verkauft«hat.WeilMehring dieseThatsacheerfuhr, haterdieAufforderung,fürdie»Zukunft«zuschrei- ben,»vonvorn herein abgelehnt«undbalddanach »aufjeden persönlichen VerkehrmitHerrn Hardcnverzichtet.«(All dieseunsauberen Lügensind hier schonam viertenMärz1899 sine ira,mitMehringseigenenWor- ten,widerlegt worden; thut nichts: nachvierJahren,meinter,sind sie wiederso gutwieneu.)Die»Zukunft«istein»Klatschblatt«,dessenHaupt- aufgabein derVerleumdungderSozialdemokratie besteht,und»Ehren- Harden,derauchnichtüber dieeinfachstepolitischeFragedaseinfachstesach- licheWortzusagen weiß«(dessenrecht jugendlicheApostata-Büchervon

Ehren-Mehringaber 1892als»glänzendeliterarischeProduktionen,als die Erzeugnisseeinestiefenundtapferen sozialenJnstinktesaußerordentlichhoch geschätzt«wurden),ist sogarvon derhyperkonservativenKreuzzeitung,derer sich»anbiedern«wollte, hinausgeworfenworden. (Natürlichhabe ichzur Kreuzzeitungnieauchnur dielosestenBeziehungengehabtodergesucht.)Und soweiter. Citate ausmeinenArtikeln,wie dergewissenlosestespanischePro- kuratorsie nichtgegeneinenDynamitanarchistendemGerichtshofevor-

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legenwürde. Dann derNothschrei:»Es istmirunmöglich,denschmutzigen Vlödsinnnochweiterabzuschreiben.«DerArtikel,derindiesemwackeren Sozialdemokratenso starke Unlustgefühleweckte, vertheidigtedieSozialde- mokratie gegen die breslauer RededesKaisersundenthielt,nebenanderen, diejedenGenossenfreuen mußten,dieSätze: »Die Sozialdemokratie gehört zudenDingen,dieman erfindenmüßte,wennsienicl)tschonbestiinden.Jhrer kleinen,unsichtbaren Drillarbeit,die denEhrgeiz sporntunddemLeben der Aermsten selbst,derinsJoch geistlosmonotoner ArbeitGespannteneinen Inhalt giebt, istzumgroßenTheilderangestaunteFortschrittderdeutschen Industriezudanken;undderbesonderenArtihrer Agitation die Ruhe,die seiteinemHalbjahrhundertinDeutschland herrscht...Der wüthendste Bourgeoismüßte zugeben, daßkeineuns bekanntepolitische Organi- sation jeeinerKlasse so schnellund sowesentlich genützt hatwie den deutschcnArbeiterndieSozialdemokratie.«NachsolchenProbenwirdder Leserbegreifen,warum derFallMehringmir indenBerufskreisdes Pfychiatetszugehörenscheint;nur einMensch,dessenGeistesthätigkeitkrank- haft gkfköktist,kannso kindischeFälschungwagen.Einerlei. Jn Dresden, dachteich,wirdman denArmen auslachen.Dasitzenauch außerdenBern- hde,Braun,Göhre,Heine ja noch Leute,dieseit Jahrendie»Zukunft«

kennen,undandere,dieeigene weheErfahrunggelehrt hat, daßman solcher Citatenfammlung,die den Köllerweitüberköllert,nichttrauen dürfe.Da wirdmandieSache einfach komischfinden. Kamisch daßdieLiebe zu Bis- marck wie dieärgsteTodsündevoneinemMehringverdammt wird,derals sechsunddreißigjährigerMann,nachdemerschoneinmalSozialdemokratge- wesenwar,schwärmend»dengenialenStaatsmann Bismarck«gerühmthat.

DaßLiebkllechtundBebel gegensatirischeKritikvoneinemManne verthei- digtWerdensollten,der BebelsBauernkriegsgeschichte,,eben soalbern wie anMUßlich«genanntundvonLiebknechtgesagt hat,ersei»geistigentartet«, schützedie·,,infamsteKorruption«,habe dieMassen entsittlichtundgreifeim

KLampfnachden»gemeinstenVerleumdungen«.Daß jedes Spottwortüber dleläslgstzurGroßmachterwachseneParteialsfluchwürdigesVerbrechen von einem Manne denunzirt wird,derinderZeit hitzigsterSozialisten- VekfolgUUgschreibenund druckenlassenkonnte: »Unterdenunermeßlich reichenGaben,mitwelchendasunvergleichlicheJahr1870 unserVater- landbegnadete,warnichtdiegeringstediegänzlicheZerschmetterungder deutschenSozialdemokratie«.Und: »Die Fabrikinspektorenschildernüber- einstimmenddieArbeiterin allenGegenden,dieergiebigeWerbeplätzeder

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Sozialdemokratiewaren,als eindumpfes, träges, jederthatkräftigenSelbst- hilfe unsähigesGeschlecht«.Undendlich:»Die sozialdemokratischeAgitation war einkühlberechneterVersuch schlauer Demagogen,diebestehendeOrd- nungderDinge gewaltsam umzustürzen...Sich hiergegenzurWehrzu setzen,dieWaffezuzerbrechen,dienach seinem Herzen gezücktwurde,war nichtnur einRecht, sonderneinePflichtdes Staates.« Werso nichtals Jüngling,sondernalseinMann,dersichfrüherselbstzurSozialdemokratiege- rechnet,inihremNamenfüanahre vorhergegenTreitschkeöffentlichdasWort geführthatte wersoüber dievomSozialistengesetzgeknebelteParteiund derenFührer urtheilen konnte, hatdasRecht verwirkl, selbstdemschlimmsten

»Scharfmacher«heutedasSchaffotzuerrichten. Das, dachte ich,würde man auchin Dresden sagen;unddasläppischeFlugblattzu demUebrigen legen:zu den Akten derKrankengeschichteMehrings.Es kam anders. Der beredtesteundangesehensteFührerderSozialdemokratie sprach, ohne auch nur einStündchenandiekritischeSichtungdesMaterialszuwenden,Alles nach,was der alszuverlässigbewährteGenosseMehringihm vorgesagthatte.

Sprach?Brüllte, heulte,schrie.UndvondendreihundertsechsunddreißigDe- legirten fandkeiner eine Silbe für mich.EinGast sogar,derösterreichische GenosseDr.Adler,derdochtriftigenGrund gehabt hätte,zuschweigen,trug zu demScheiterhauer schnellnocheinSpähnlein herbei.

«

DerAbgeordneteBebelhältesoffenbar für höchstoriginell,inseinen Reden,dieichjetztbetrachtenmuß,michstets »HerrnWitkowski-Harden«zu nennen. Erwußtenicht, daßichseit-dreizehnJahrendenZeitungleserntau- sendmalunter diesemDoppelnamen vorgeführtworden bin,inhundertZei- tungen,vonderStaatsbürgerinbis zum KleinenJournal. SolcheBezeich- nungsollteeinvages Mißtrauengegenmichwecken. Konnteesauch.Werseinen Namenwechselt,ist, zumalwenn erWirkung auf öffentlicheAngelegenheiten erstrebt,mitRecht verdächtig;mitum so größeremRecht,wenn derneue Namedeutschklingt,derabgelegtesemitischenBeiklanghatte. Gewiß,denkt dannderLeser, hat dieserStreber denNamen gewechselt,um dieSpur jü- dischenUrsprungeszuverwischenundsichnichtdie Karrierezu verderben.Das Vorurtheilistbegreiflich.Ich habedarunter gelittenundmußte,so leichtmir eineWiderlegung gewesenwäre, schweigen,weil eineöffentlicheErörterung dieser Dingemeineralten Mutter argenSchmerzbereitethätte.Im Früh- ling habe ich sie verloren;unddarfnun reden. HerrBebelerzählt,erhabe meinenVater gekannt,einenguten Demokraten,mitdemzuverkehren ihmeineEhre gewesensei;mit demSohnzuverkehren,würdeernicht für

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