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Deutsche Bauzeitung, Jg. 69, H. 44

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Deutsche Bauzeitung

Berlin SW 19 W ochenschrift fü r n a tio n a le B a u g e sta ltu n g • B a u te ch n ik 30. Okt. 1935 Raum ordnung und S tä d te b a u • B a u w irtsc h a ft • B au re ch t DBZ Heft 44

Überlieferung im län d lichen W ohnungsbau

A rch ite k t W e h n e r, D üsseldorf

Blättert man heute einen B an d ein er Fach zeitsch rift aus dem Ja h re 1900 o d er 1901 du rch , so stößt man au f ein sonderbares G em isch künstlerischer G estaltu n g . Während die W ie d e rg a b e kun stg e w erb lich er Leistungen, wie von Inneneinrichtungen, M ö b e l, G e rä t o d er Schm uck noch das D u rch e in an d er g ä re n d e n , mehr spielerischen neuen Formwillens z e ig e n , w ä h re n d d a m a lig e M a le r, w ie Kaulbach, g a n z h ervo rrag e n d es K ö n n en , gem essen an dem Durchschnitt heutigen M alb e trie b e s, zeig en und die Baukunst sich in der Stilw urstelei erg eh t, stößt man au f die W ie d e rg ab e v o rz ü g lich e r en g lisch er Landhäuser dieser Zeit. In d e r Baukunst w a r es bei uns die Zeit, in der der d a m a lig e G ro ß h e rz o g Ernst Ludwig von Hessen das Kulturunternehm en d e r Künstlerkolonie in Darmstadt au f die Beine stellte, w o d u rch er begabten Künstlern, die er b e rie f, die M ö g lich ke it g a b , fre i von wirtschaftlichen So rg en künstlerisch zu sch affen und nach Herzenslust zu gestalten . Die A usstellung „Ein Dokument deutscher Kunst" sollte der W e lt ze ig e n , w a s hochgemute Förderung eines n euzeitlichen Kunstgönners zu leisten verm ag.

W er diese A usstellung in Erinnerung hat, der muß auch heute noch bekennen, d a ß ein n euer le id e n sch aftlich er Pulsschlag aus diesem eig e n w illig e n G e stalte n lebendig wurde. M ag man heute über m anche S p ie le re i mit leeren Formen den S tab b re ch en , ein eig e n e r Reiz w a r es doch, der von den W e rk e n d ieser jungen, beg ab ten und von ihrer Sendung ü berzeu gten Künstler au sging . Brach en diese Künstler doch mit dem verstaubten N ach läu fertum der zweiten H ä lfte cfes 19. Jah rh u n d erts. Zum ersten Male w ieder nach la n g e r Pause form te hier der fre ie Künstler a lle sich tbaren G e g e n stä n d e vom Bau h era b bis zur Tischdecke, zum P o rz e lla n , den G lä se rn und B e ­ stecken. W a s uns heute als selb stverstän d lich erscheint, war für das d a m a lig e G e sch le ch t, das nur noch den billigen o der ü b e rlad e n e n Kitsch kannte, etw as kaum Faßbares. N un, heute sind unsere A u g e n , w a s diesen Hausrat angeht, besser geschult. Und d e r B a u k u n s t auf der Ausstellung 1901 konnte man e b e n fa lls ein g e ­ wisses Fing erspitzengefühl nicht a b sp re ch e n . Das „ fla c h e Dach" beim deutschen W o h n u n g sb au w u rd e allerd in g s bereits dam als durch O lb ric h au s der T a u fe g eh o ben , ohne d a ß er ahnen konnte, w a s ein sp äteres rein vter standesmäßig ein gestelltes G e sch le ch t au s d ieser mehr zufälligen A n o rd n u n g fü r stum pfsinnige Folgerungen ziehen w ü rd e. D as Ernst-Ludw ig-A telierhaus mit den wunderbaren B ild w e rk en des jetzt in Stuttgart lebend en Bildhauers P ro fesso r H a b ig b leib t ein e Leistung hohen Ranges und ist fü r je d e n , den d e r W e g nochm als a u f die M athildenhöhe führt, im m er w ie d e r ein e fre u d ig e Ü b e r­

raschung.

W ä h re n d nun die Baugesinnung, w ie sie a u f dieser Ausstellung sich g a b , in der Folge noch eine ä u ß e rlich ­ fo rm en befan g en e blieb, baute man in England bereits seit g eraum er Zeit lebendig vom Raum program m aus gestaltete H ausarchitektur, die in natürlicher W e is e an die gute Ü berlieferung anknüpfte, die in den kleinen Land­

städten o der au f dem fla ch en Lande sich üb erall erhalten hatte. Hier ist es Herm ann Muthesius gew esen , d e r als vo rzü g lich er Kenner englischer Baugeschichte uns das W e se n des dam aligen englischen Lan dh au sbau es in zah lreich e n Veröffentlichungen n ah e g eb rach t hat. Der Blick v ie le r d a m alig e r deutscher A rchitekten schw eifte über den K a n a l und stellte Beziehungen dieser en g ­ lischen län d lich en Baukunst mit unserer eigenen deut­

schen Ü berlieferung her. Denn auch w ir in Deutschland hatten und haben eine alte gute Baukultur-Ü berlieferung in unseren Bauern- und Bürgerhäusern mit ihrer natür­

lichen re izvo lle n Holz- und Steinarchitektur. Um die Jah rh u n d ertw en d e ließen w ir uns nun, w ie das bekann t­

lich in früheren Kunstabschnitten öfter der Fall w a r, von au ß en her, und z w a r diesm al von der eng lischen, b e­

reits sehr reifen Landhausbaukunst beeinflussen, keines­

w egs zum S ch ad en . Die lebendig gestalteten H äu se r d e r englischen Künstler brachten durch die eingehende Beschäftigung mit ihnen auch bei uns den Sinn für o rgan isch es G estalte n w ie d e r zum D urchbruch.

„W e n n irgend etw as, so hat sich dieses gegen das fo rm alistische Phrasentum in der A rchitektur gerichtete Bestreben in d e r neueren englischen Baukunst von N utzen erw iesen . . . Eine neue Blütezeit im län d lich en W o h ­ nungsbau ist h e ra u fg e zo g e n , b ein ah e derjenigen v e r­

g le ic h b a r, die zur Zeit der Königin Elisabeth herrschte, der klassischen Zeit des englischen H au sb au s. Ein g a n ze s G esch le ch t von A rchitekten arb eitet in denselben gesunden Bahnen und erzeu g t frisch e , urw üchsige Leistungen." Dies sind W o rte von Herm ann Muthesius um die Jah rh u n d ertw en d e . Und w ir Deutsche h aben mit Recht d am als w ie d e r gelernt, auch a u f die eig ene Ü b e r­

lieferu ng , die w ir in Deutschland selbst in g ro ß e r Fülle besitzen, uns zu besinnen und die w ied e rg e w o n n en e n Erkenntnisse in erster Linie au f den eigenen Lan d h au s­

bau a n zu w e n d en . In G e g e n d e n b ä u e rlich e r A b g re n zu n g , w ie etw a O b e rb a y e rn , w a r die Ü b erlieferu n g niem als g a n z ab g erissen , w enn auch dort, w ie le id e r im übrigen D eutschland, der g esch äftsb eflissen e heim atlose U nter­

nehm er sich erschreckend breitm achte. Eine Fahrt b e i­

spielsw eise durch das V o rg e lä n d e der A lp e n zw isch en M ünchen und S alzb u rg zeig t, w ie ve re in ze lt dort nur noch a lte , gute Fach w e rk- o der Steinbauten b ä u e rlich e r Präg ung an zu treffe n sind.

W e n n heute die lä n d lich e K le in b a u w e ise , S ta d tra n d ­

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o der K lein garten sied lu n g, w ie d e r ge fö rd e rt w ird , so sollte man sich d a ra n erin n ern , d a ß w ir bereits v o r drei Jah rzeh n ten zu einer äh n lich en Bew egung im mittleren und besseren Lan dh au sbau an g esetzt hatten. V o r allen Dingen sollten w ir uns k la r sein, d a ß es nicht dam it g e ­ tan ist, a u f Stadtbüros M uster au fzu stellen , um sie a u f dem Lande zu vervielfä ltig e n . Das ist sch ließ lich nichts an d ere s, als die geistlose s e n k r e c h t e H ä u f u n g von W ohnungen in der Stadt nun als geistlose w a a g e r e c h t e H ä u f u n g a u f das platte Land zu übertragen. So lche G le ich m a ch e re i ist ein V erb rech en am H eim atgefühl. Denn diese H aufen kleiner Bau käst­

chen, bei denen ein W ü rfe l w ie der an d e re aussieht, ist nichts an d eres als Kleinw o hnungsanfertigung, a b e r kein lebend iges G estalte n im Sinne heim atlichen O rts­

b ildes, schließlich w enig mehr als die Verw irklich u n g einer etw as aufgelo ckerten „Z u ch th au sstra ß e d e r M ensch­

heit". Das Hausm uster zeig t sich hier als Feind schöpferischen G estalte n s. D er T yp verö d et die M en ­ schenseele mit seinem eintönigen, zu T o d e gehetzten G le ich m a ß geistiger und seelisch er Armut.

W e n n unser Städ teb au es nicht fertigbringt, H eim at­

gefühl durch enge Verbundenheit mit einem ch arakter- lich-gestalteten Besitz zu erzeu g en — und d as geht nicht, wenn jedes D ach , je d e Tü r, jedes Fenster, jedes M a ß sich tausendfach w iederh o len d d as gleich e ist — , wenn

es nicht geling t, O rtsb ild e r o d e r Straßenräum e ent­

sprechend der E ig en art d e r B ew o h ner und der Land­

sch aft und mit starkem G la u b e n an die Sendung beseelter Baukunst zu g estalten , so w e rd e n w ir einsehen müssen, d a ß unser Bem ühen verg eb en s ist, d a ß w ir nicht den Er­

folg h ab e n , stumpfes M assen gefü h l durch einen persön­

lichen H eim atstolz ab zu lö se n .

Der Krieg hat die d a m alig e neue Blütezeit im länd­

lichen W o h n u n g sb au bei uns in Deutschland jäh unter­

b ro chen. In d e r N a ch k rie g sze it entstanden durch den falsche n G la u b e n an die Form kraft neuer Baustoffe und die G e sch äftsb e flisse n h eit ein ig e r Schlagwortarchitekten mit ihrem A n h an g aus der Baustoffindustrie die bekannten heim atlosen A llerw eltskisten in Stadt und Land. Heute w o llen w ir versu ch en, in Verbindung mit den Enthäufungs- bestrebungen einen neuen deutschen ländlichen W oh­

nungsbau und lä n d lich e Sied lungen Wiedererstehen zu lassen. Es ist nützlich, zu w issen, d a ß w ir vo r 30 Jahren bereits einen gesunden A n sa tz zu r Anknüpfung an die Ü b erlieferu n g in D eutschland hatten, und d a ß w ir gut d a ra n tun, unseren Blick d a ra u f zu richten, um von den ehrlichen und nicht erfolglo sen Bemühungen eines früheren G e sch le ch ts zu lernen. Das eine hatte jeden­

fa lls diese Z eit v o r uns v o ra u s : d a ß sie noch nicht von seelen lo ser G le ich m a ch e re i und dem Typenw ahn im H au sb au an g ek rän ke lt w a r.

Die G estaltung d e r O d e ru fe r in B reslau

Die Stadt Breslau ist an ein er Stelle erb au t w o rd e n , die sich durch ihre etw as höhere Lage aus dem N ied e ru n g s­

gebiet der O d e r heraushebt, und an d e r sich in fo lg e T e i­

lung des Stromes in m ehrere A rm e bei der geringeren W asserfü h ru n g der einzelnen A rm e eine günstige G e ­ legenheit zum ü berschreiten des Flusses bot. D er Ü b er­

gang über die O d e r fan d statt im Z ug e d e r heutigen San d b rücke unter Benutzung der San dinsel und der B leicheninsel (Bild 1).

D ieser O d e rü b e rg an g w u rd e nun von ein er A n za h l von H an delsstraßen benutzt. H ier kreuzten sich die alte H aup tstraße (N ie d e re Lan d straß e), die vom B alka n und der U kraine durch d as O d e rta l zu r N o rd se e führte, fern e r

S ta d tb a u ra t Dr. Kühn

B reslau

die von N o rd o sten , von den baltischen Staaten nach Leipzig und N ü rn berg füh ren d e „H o h e S tra ß e ", die von V e n e d ig durch die m ährische Pforte nach der Ostsee fü h ren d e S tra ß e und versch ied e n e a n d ere Handels­

straß en .

Die Stad t w u rd e a u f dem südlich an die O d e r grenzen­

den H öhenrücken errichtet, so d a ß der Fluß lau f der O der ihr einen Schutz gegen die von O sten kommenden feind­

lichen E in fä lle bot. D er älteste T eil der Stadt lag in der G e g e n d des heutigen Ritterplatzes und des Neumarktes.

Die N eugründung d e r S tadt nach dem großen Brande im Ja h re 1241 erfo lg te w e ite r w estlich a u f höher gelege­

nem G e lä n d e , da die erste S tadt w ah rsch ein lich stark

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2 S ta d tp la n v o m J a h r e 1 8 0 6

unter H ochw asser zu leiden g e h ab t hatte. D a durch die Verleihung des S tap elrech te s der H an d el stark au fblü hte, wuchs die Stadt schnell. D ie ersten S tra ß e n z e ile n um den Ring genügten bald nicht mehr, und d ie S tadt füllte in kurzer Zeit das G e b ie t au s, w e lch e s heute durch den Ohlering umschlossen w ird . In diesem U m fang e w u rd e dann eine w irksam e Befestigung nach Süden, nach der Seite des festen Landes hin, n o tw en d ig. D er Stadtm auer vorgelagert w u rd e ein S ta d tg ra b e n . Um ihn zu füllen , wurde der O h le flu ß in ihn h in ein geleitet. Das a u ß e r­

ordentlich rasch e W ach stu m d e r S tadt z w a n g bald zu einer neuen Erw e iteru ng , die sich bis zum Z ug e des heutigen Stad tg rab en s erstreckte. Diesen Raum nahm die Stadt bereits im Ja h re 1261 ein, e r genügte bis nach 1800 (Bild 2).

Nach der O d e r hin w a r die Stad t durch die S tad t­

mauer ab gesch lo ssen . D ie k irch lich e G e w a lt sied elte sich nicht innerhalb der S tad t, sondern a u ß e rh a lb d e r S tad t­

mauer a u f d er Dom insel a n . Dieses V o rg eh en hatte seinen G rund in den d a u ern d e n Streitigkeiten, die im

M ittelalter zw isch en S tadt und Dom herrschten. So ist die uns heute städteb au lich besonders re izvo ll e r­

scheinende Dominsel d as Z u fallserg eb n is einer ursprüng­

lich in fre ie r Landschaft erbauten kirchlichen A n la g e (Bild 3).

In der B a ro ckze it w u rd e die Stadt im Z ug e des S tadt­

grab en s unter Einschluß der Dominsel und d e r nördlichen U ferseite nach Vaub anschem M uster befestigt (Bild 2).

Die A n la g e ist heute noch in ihren Bo llw erken erhalten (Liebichshöhe, H o lteihöhe). Die jenseits der O d e r lieg e n ­ den Stadtteile w urden durch ein ze ln e B o llw erke in V e r­

bindung mit vo rg e lag erte n W a sse rg rä b e n geschützt. Die n ö rdlich e G re n z e dieser B efestigu n gsan lage stellt der

3 D i s D o m in s e l mit d en ursprünglich in fre ie r La n d sch a ft errichte- ten Bauten

4 D ie U n i v e r ­ s i t ä t (frü h e r J e ­ s u ite n k o lle g ), d e r erste B au , d e r b e w u ß t nach dem Strom a u sg e ric h te t w u rd e

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5 U n e r f r e u lic h e W o h n b a u t e n a u f dem lin k e n , S p e ic h e r a u f dem rechten U fe r

6 H in t e r h ö f e mit h äß lic h e n K le in b a u te n

7 S c h u p p e n u n d B u d e n , d ie ü b e rre if fü r d en A b b ruch sind

heutige Lehmdamm d a r. Die N am en „S te rn stra ß e " und

„A m O d e rk ro n w e rk " erinnern noch heute an d iese B e­

festigungen. Im Rahmen d ieser Befestigungslinie vo llzo g sich die stä d teb au lich e Entwicklung B reslaus. Das erste g ro ß e B au w erk , d as bew u ßt nach dem Strom a u sg e rich ­ tet w u rd e, ist die heutige U niversität (das alte Jesu iten ­ kolleg) (Bild 4).

Im 19. Jah rh u n d ert g riff die B ebauung w esentlich über die O d e ru fe r und über den S tad tg ra b en hinüber. 1812 schenkte König Friedrich W ilh elm III. d e r S tadt nach dem Sch leifen d e r Festung d as G e b ie t vo r dem S tad tg ra b en . Je tz t w u rd e der erste g ro ß e stä d teb au lich e Fehler g e ­ macht. A nstatt dieses G e b ie t von der Bebauung f r e i ­ z u h a l t e n und dam it um den m ittelalterlichen S tad t­

kern ein e breite G rü n a n la g e zu sch a ffe n , verkau ften die

d am alig e n S tad tv äte r d a s geschenkte G e lä n d e bis auf einen kleinen Rest, d e r heute als Stadtgrabenprom e­

nad en zu g erhalten ist. Ebenso g riff in der ersten Hälfte des vo rig en Jah rh u n d erts die Bebauung au f das rechte O d e ru fe r ü ber. A u f den Strom und die Eingliederung des W a s s e rla u fe s in d a s Stadtbild w urd e dabei keine Rücksicht genom m en. So entstand an den Oderufern bald ein ungeordnetes G em isch von W ohnhäusern und W e rk a n la g e n , die ledig lich durch die Universität und die kirchlichen Bauten unterbrochen w urden (Bild 5, 6 und 7).

W ä h re n d a n d e re S täd te, w ie z .B . P a r i s , seit Jah r­

hunderten den größten W e rt d a ra u f legten, den die Stadt b eleb enden Flu ß la u f w irkung svo ll in die städtebauliche G estaltu n g ein zu b e zie h e n , vern ach lässig te man in Breslau die O d e r vollkom m en. Im G e g e n te il, die neuen öffent­

lichen Bauten w urden im Süden der Stadt abseits vom Strom und vom V e rke h r errichtet. Lediglich der Regie­

rungsneubau fan d seinen Platz zw ischen der Lessing­

brücke und der S an d b rücke.

Ein w e ite re r sch w e rer stä d teb au lich er Fehler w a r das Zuschütten und das ü b e rb a u e n des a l t e n O h l e - l a u f e s. M an hätte d as G e b ie t des alten O hlelaufes unbedingt in v o lle r Breite von d e r Bebauung freihalten müssen. Dann hätte es heute keinerlei Verkehrsgesundung im m ittelalterlichen Teil der Stadt mehr bedurft, sondern man hätte den gesam ten V e rke h r im Zuge dieser breiten S tra ß e um den Stadtkern h e r u m l e i t e n können. Da in n erh alb des O h le rin g e s d e r Stad tkörp er keinen sehr gro ßen D urchm esser h at, so w ü rd e er auch für die Durch­

lüftung d e r Innenstadt uns heute außerordentlich wert­

vo lle Dienste leisten. Das Freihalten des Ohleringes und das Freihalten des S tad tg ra b en s mit dem davorliegenden Festungsgebiet hätte die Stadt d a vo r bew ahrt, in den nächsten Jah rzeh n ten unverhältnism äßig hohe Kosten für die G esu n du n g des Innenstadtgebietes aufw enden zu müssen.

Im M ittelalter ging die S c h i f f a h r t unmittelbar durch den Südarm d e r O d e r, also an der Stadt vo rbei. Alle Sch iffe mußten in Breslau an leg e n , entladen und die W a re n a u f den g ro ßen M arktp lätzen zum V e rka u f stellen.

So w a r d as Bild d e r O d e r v o r den Toren der Stadt au ß ero rd en tlich beleb t. H ier trat eine Änderung ein, als die alte O d e r als erster Schiffahrts-Um gehungsweg aus­

g e b au t w u rd e. Kurz v o r dem K rie g e w urde dann ein G ro ß sch iffah rts-U m g eh u n g sw eg g eb au t, der den Verkehr in weitem Bogen um die S tadt herum leitet. W enn dies auch verkehrstechnisch z w e ife llo s als gro ß er Fortschritt zu b ezeichn en ist, so hat d e r Strom innerhalb der Stadt durch diese M aß n a h m e au ß ero rd en tlich an Lebendigkeit verlo re n .

Heute bedeutet der Strom in n erh alb der Stadt nur noch ein e Lunge und eine E r h o l u n g s s t ä t t e für die hier zu sam m eng eb allte B evö lkeru ng . Die Folgerung muß sein, d a ß man die an sich no tw end ige w irtsch aftliche Nutzung des Strom ufers a u f bestimmte, fest um grenzte G ebiete beschrän kt und die übrigen T e ile der O d e ru fe r prome­

n ad en artig au sb au t. Erst nach der M achtübernahm e w ar es m öglich, an die Bereinigung d ieser O d e ru fe r in groß­

zü g ig e r W e is e h era n zu g eh en .

D ie e r s t e n M a ß n a h m e n sind bereits eingeleitet in dem stä d teb au lich besonders unbefriedigenden Teil zw isch en W e rd e r- und W ilh elm sb rü cke a u f dem nörd­

lichen O d e ru fe r. D er B lo ck w ird bereits abgebrochen.

An d ieser Stelle w ird jetzt mit dem Bau des Arbeitsamtes Breslau bego n n en , an d as sich im Frühjahr der Bau des Finan zam tes N o rd mit dem Postzollam t an sch ließt. W e i­

tere M aß nah m en w e rd e n im nächsten Ja h re folgen.

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Die B ehandlung d e r A u ß en w erb u n g

Ein Beispiel fü r d ie g e se tzlich e R eg elu n g

Im ersten Heft des la u fe n d e n Ja h rg a n g e s der Deutschen Bauzeitung schreibt Dr.-Ing. Helm ut D e I i u s , B erlin , über die Behandlung der A u ß e n re k la m e in bebauten O rt­

schaften. Durch die g e se tzlich e O rd nu n g der W irtsch a fts­

werbung im neuen Reich und durch die d a ra u f fu ßen den Bestimmungen des W e rb e ra te s ist dem Reklam eunw esen in der f r e i e n L a n d s c h a f t Ein h alt geboten w o rd en . Für die bebauten O rtsteile feh len jed o ch die e rfo rd e r­

lichen H andhaben, um die W irtsch a ftsw e rb u n g in jene geordneten Bahnen zu lenken, die für die G estaltu n g des Ortsbildes künftighin richtung geb end sein sollen.

In diesem Zusam m enhang dürfte der H inw eis a u f eine gesetzliche Regelung d e r A u ß e n w e rb u n g im B ereich eines landschaftlich und kulturlich besonders w ertvo llen deutsch-österreichischen G e b ie te s, die den von Dr.

Delius gestellten Forderungen w e itg eh en d Rechnung zu tragen scheint, Beachtung finden.

Fast alle B undesländer Ö sterre ich s sind gegen die V e r­

unstaltung der fre ien Lan dsch aft durch ungezügelte Außenwerbung im V e rla u f d e r N a ch k rie g sja h re mit Hilfe von N aturschutzgesetzen eingeschritten, und z w a r nicht wie nunmehr im Reich im W e g e der ständischen Selbst­

verwaltung, sondern d e r alten Staatso rdnung ent­

sprechend unm ittelbar im W e g e d e r ö ffentlichen V e rw a l­

tung der Länder. Stö ren d e A u ß e n w erb u n g ist untersagt.

Die Anbringung von K u n d m achungen, Bekanntm achun­

gen und dgl. zu W e rb e z w e c k e n b e d a rf der Bew illigung der politischen B ezirksb e h ö rd e. Die Entfernung störender Anschläge kann verfüg t w e rd e n . Die Beh ö rd e ist hierbei an das sachverständ ige Urteil d e r zu ständ igen Landes­

fachstelle für N atu rsch u tz g e w ie se n . Im ein zeln en sind die Bestimmungen in jedem B u n d e slan d e an d ers. Am ein ­ gehendsten b eh an d elt sie d as S a lz b u rg e r N a tu rsch u tz­

gesetz vom 16. 5. 192?, in dem es h e iß t:

§ 14. (1) Die A n b rin g u n g je d e r A rt von p riv a te n Ankündigung en (Kundmachungen, Bekanntm achung en und d g l.) zu R eklam ezw e cken im Freien a u ß e rh a lb d e r g esch lo sse n en O rtsc h a ft w ä h re n d e in e r Dauer von mehr a ls v ie r W o c h e n so w ie Ä n d e ru n g e n so lc h er A n ­ kündigung bed ürfen d e r B e w illig u n g d e r p o litisch en B e z irk s ­ behörde. Die B e w illig u n g w irrd a u f höchstens d re i Ja h re e rte ilt.

Vor Erteilung d e r B e w illig u n g ist d ie b etre ffen d e G e m e in d e zu hören.

(2) Um d ie B e w illig u n g hat e in z u sc h re ite n , w e r d ie A n b rin g u n g unmittelbar v e r a n la ß t . Im E in sch reiten ist d ie b e a b sich tig te A n ­ kündigung p la n lic h o d e r ze ic h n e risc h d a rz u s te lle n , und sind O rt, G röße, A rt, In h a lt und D a u e r d e r A n kü n d ig u n g a n z u g e b e n ; a u ß e r ­ dem ist d ie Zustimmung d es üb er den A n b rin g u n g so rt V erfüg u n g s­

berechtigten zur A n b rin g u n g n a c h z u w e ise n , w enn d e r E in sch reite r mit dem V erfüg u n g sb e rech tig ten nicht id en tsich ist.

(3) Die B e w illig u n g ist zu v e r s a g e n , w enn durch d ie A n k ü n d i­

gung das La nd sch aftsb ild g estö rt o d e r ve ru n sta lte t w erd e n w ü rd e . (4) Die Ankündigung ist b innen e in e r W o c h e nach A b la u f d e r Dauer, für d ie d ie B e w illig u n g la u te t, w enn a b e r zu r A n b rin g u n g der Ankündigung g em ä ß dem A b s a tz (1) e in e B e w illig u n g nicht erforderlich g ew ese n is t, in d e r fünften W o c h e nach d e r A n b r in ­ gung der A nkündigung von d em , d e r sie u n m ittelb a r v e ra n la ß t hat, zu e ntfernen.

(5) Die p o litisch e B e z irk sb e h ö rd e hat in n e rh a lb e in es Ja h re s nach Inkrafttreten d ie se s G e s e tz e s m ittels B e sc h e id e s zu v e rfü g e n , daß Ankündigungen zu R e k la m e z w e c k e n , d ie im Ze itp u n kte des Inkrafttretens d ie se s G e s e tz e s b e re its a n g e b ra c h t sind und d as Landschaftsbild v e ru n sta lte n , b innen e in e r a n g em esse n e n , d re i Monate nicht ü b e rsteig e n d e n Frist zu e n tfe rn e n sin d . Zur E n tfer­

nung d er A nkünd ig ung ist d e rje n ig e v e rp flic h te t, zu d essen G u n ­ sten die A nkünd ig ung la u t e t 1) .

Ebenso w irksam e H a n d h a b e n gegen d as W e rb e ­ unwesen i n n e r h a l b d e r g e s c h l o s s e n e n O r t ­ s c h a f t e n feh len in den meisten B u n d e slän d ern . Für Vorarlberg bestimmt d a s N a tu rsch u tzg e se tz, d a ß die poli-

D r.-Ing. H e rm an n W e n g e rt

*) Diese Frist w u rd e sp ä te r b is 31. 5. 1931 a u sg ed e h n t.

tische Bezirksb e h ö rd ed au ern d e A nkündigungen zu W e rb e ­ z w e ck e n , die in n erh alb der geschlossenen O rtsch aft, a b e r freistehend an g e b ra ch t sind, untersagen und den B e ­ teiligten die Entfernung solcher A nkündigungen binnen angem essener Frist au ftrag en kann. In Tiro l sind vie lfach besondere G em ein d ep o lizeivo rsch rifte n zum Schutz des O rtsbildes vor der Verunstaltung durch A u ßen w erbu n g verfügt w o rd en , deren H andhabung beim Bürgerm eister liegt. Am w eitesten geht jedoch auch au f diesem G e ­ biete die gesetzlich e Regelung im Bundeslande S a lzb u rg . Das S a lz b u rg e r N atu rsch u tzgesetz bestimmt, d a ß dort, w o das Orts- o d er Stadtbild w egen des eigenartigen G e ­ p räg es, das es der G e m e in d e o der ihren T eilen verleiht, besonders erhaltungsw ürdig ist, die Landesregierung zu r Sicherung seiner Erhaltung nach A nhörung der G em ein d e die erfo rd erlich e n Vorschriften erlassen kann.

In z w e i Verordnungen vom 30. 5. 1931 und vom 9. 4.

1932 w urden d e rartig e Vorschriften für eine Reihe von G em ein d en , darunter die Landeshauptstadt S a lzb u rg , Bad G aste in und a n d ere hauptsächlich für den Frem denverkehr bedeutsam e O rte erlassen . Sie lau te n :

§ 1, (1) Die A nb ring ung je d e r A rt von p rivaten A nkündigung en zu R e klam ezw e cke n im Fre ie n in n e rh a lb d e r g eschlossenen O rt­

sch aft d e r S täd te S a lz b u rg , . . . so w ie Ä n d e ru n g e n so lc h e r A n ­ kündigungen bed ürfen d er B e w illig u n g des ö rtlich zuständig en B ürg erm eiste rs.

(2) D iese V o rsch rift fin d e t k ein e Anw endung a u f:

1. d as A n b rin g e n (A u fk leb e n ) von Ankündigung en a lle r A rt an den von d e r ö rtlich zustän d ig en G em ein d e vo rsteh u n g hie fü r bestimm ten O rten und b e re itg e ste llte n R e k la m e ta feln , 2. o rtsüb liche Ankündigung en (E in lad u ng en ) zu V e ra n sta ltu n ­ gen (F e stlic h ke iten , V o rträ g e n , B ä lle n u. d g l.) , d ie an den H ä u se rn , w o d ie V eran staltu n g e n sta ttfin d e n , a n g e b ra ch t w e rd e n ,

3 . ä u ß e re Bezeichnung a u f den festen Betrieb sstätte n o d e r W ohnungen d e r G e w e rb e tre ib e n d e n , so w e it d ie se nicht S te c k sc h ild e r sin d , d as üb lich e M a ß nicht üb ersch re ite n o d e r von d e r g eb rä u ch lic h e n Form nicht a b g e h e n 2) .

§ 2. (1) Um d ie B e w illig u n g (§ 1, A b sa tz 1) hat e in zu sch re ite n , w e r d ie A nb ring ung unm ittelb ar v e r a n la ß t . Im Ein sch reiten ist d ie b eab sich tig te A nkündigung p la n lic h o d e r ze ic h n e risch d a rz u s te lle n , und sind O rt , G r ö ß e , A r t , In h a lt und D au e r d e r A nkündigung a n ­ z u g e b e n ; a u ße rd e m ist d ie Zustimmung des über den A n b rin g u n g s­

ort V e rfüg u n g sb e rech tig ten zu r A n b rin g u n g n a ch z u w e ise n , w enn d e r E in sch re ite r mit dem V erfüg u n g sb erech tig ten nicht id entisch ist.

(2) D ie B e w illig u n g kann nur e rte ilt w e rd e n , w enn durch d ie A n ­ kündigung d as Land schafts- o d e r d as O rtsb ild nicht g estört o d e r ve ru n stalte t w ir d .

(3) D ie B e w illig u n g w ird auf höchstens zehn Ja h re e rte ilt.

(4) D ie A nkündigung ist binnen e in e r W o c h e nach A b la u f d er D a u e r, für d ie d ie B e w illig u n g la u te t, von d em , d e r sie unm ittel­

b a r v e ra n la ß t h a t, zu e n tfe rn en .

§ 3. (1) D er ö rtlich zu stän d ig e B ü rg e rm eiste r kann in n e rh a lb e in es Ja h re s nach In krafttre te n d ie se r V ero rd n u ng m ittels B e sc h e i­

des v e rfü g e n , d a ß A nkündigung en (§ 1) im F re ie n in n e rh a lb d er g eschlo sse nen O rtsch a ft d e r im § 1 (1) b e z eich n ete n S tä d te , M ärkte und O rtsc h a fte n , d ie im Zeitpunkte d es In krafttre te n s d ie s e r V e r ­ ordnung b e re its a n g e b ra c h t sind und d as Land schafts- o d e r O rts ­ b ild v e ru n sta lte n , binnen e in e r an g e m esse n e n , sechs M o n ate nicht ü b e rsteig e n d e n Frist zu entfernen sin d . Z ur Entfernung d e r A n ­ kündigung ist d e rje n ig e v e rp flic h te t, zu dessen G unsten d ie A nkün­

d igung la u te t.

(2) D e r ö rtlich zu stä n d ig e B ü rg erm e ister kann m ittels B e sch e id es v e rfü g e n , d a ß nach In krafttrete n d ie s e r V ero rd n u ng ohne b e h ö rd ­ lic h e B e w illig u n g a n g e b a ch te A n k ü n d ig u n g e n , w e lc h e g em äß § 1 e in e r B e w illig u n g b ed urft h ätte n , vom unm ittelb aren A n b rin g e r un­

v e rz ü g lic h zu e ntfe rne n sin d , w enn sie d as Land schafts- o d e r O rts ­ b ild in n e rh a lb d e r g esch lo sse n en O rtsc h a ft d er im § 1 (1) b e z e ic h ­ neten S tä d te , M ärkte und O rtsch a fte n stören o d e r v e ru n sta lte n .

Die letzten P a ra g ra p h e n regeln die Berufung gegen d ie B esch eid e des Bürgerm eisters und die S trafb estim ­

2) H ie r setzt d ie Z u stä n d ig k e it d e r Bauordnung ein,.

(6)

mungen (G e ld strafe n bis zu 200 Schilling o d er A rrest bis zu zw e i W o ch e n ).

Da die H andhabung der B au p o lize i g le ich fa lls beim Bürgerm eister liegt, sind die A n g eleg en h eiten des städte­

baulichen A u fb au es w eitgehend in dessen H än de gelegt.

Die T atsa ch e , d a ß ihm häufig die erfo rd erlich e U rteils­

kraft nicht zu eigen ist und zum al in den kleinen O rt­

schaften an seiner Seite auch fach lich entsprechend b e­

fä h ig e K räfte gew öhnlich feh len , die in rich tiger W e ise zu w irken verm öchten, steht einem w irklich d u rch g reifen ­ den Erfolg freilich im W e g e . Und w enn sich nur e in ze ln e und überdies vo rw ieg en d Frem denorte der besonderen

Fürsorge d e r Beh ö rd e erfreu en , so kann dies heute nicht mehr b e fried ig e n . Denn nicht als Schaustücke für durch­

reisende Frem de w o llen w ir ein ze ln e vielbesuchte deutsche Landschaften und Städte gehegt und gepflegt wissen, son­

dern als G a n z e s und um a lle r jener einm al richtig erkann­

ten und nun zu r G eltun g zu bringenden unwägbaren W e rte und g ro ßen K räfte w ille n , die das Erscheinungsbild der heim atlichen N atur- und Kulturlandschaften bietet.

N ich tsd esto w en ig er w eist der hier beschrittene W eg mit g ro ß e r D eutlichkeit a u f jene Notw endigkeiten und Mög­

lichkeiten hin, die in dem oben erwähnten Aufsatz be­

sonders herausg estellt w urd en.

Die A rb e itsk rä fte im B a u g e w e rb e

D ip l.-V o lksw irt Bruno Gleitze

B e rlin

Die Zah l d e r im deutschen W irtsch aftsle b en für das B au g ew e rb e verfü g b are n A rb e itsk räfte ist im v e rg a n g e ­ nen Ja h rzeh n t w eiterhin um un g efäh r 300 000 a u f rund 2 M illionen a n g ew a ch sen . V o r einem halben Jah rh u n d ert zä h lte man kaum mehr als eine h alb e M illion.

Tro tz der som m erlichen Beschäftigung w a re n zu r Zeit der letzten Berufszäh lu n g , also im Juni 1933, fast 900 000 der ermittelten B erufsang ehö rig en erw erb slo s. D ab ei zeig te das Ja h r 1933 g e ra d e im B au g e w e rb e schon deut­

liche M erkm ale der W irtsch aftsb e leb u n g . D er ungeheure Druck, dem das Berufsleben des B au g ew e rb e s neben der berufsüblichen w interlichen A rb eitslo sig keit w ä h ren d der Ja h re der überw undenen W irtschaftslähm ung ausgesetzt w a r, w ird in dem durch die B erufszählung gew onnenen Z ah le n b ild e überaus eindringlich sichtbar. Es w urden in der W irtsch aftsg ru p p e B au g e w e rb e und B au n e b en g e­

w e rb e im Juni 1933 an h a u p t b e r u f l i c h e n E rw e rb s­

personen g e z ä h lt:

m ännliche w e ib lich e insgesam t Erw erbstätige . 1 076251 29 382 1 105 633 E rw e rb s lo s e . . 886 273 10897 897170 Z usam m en: 1 962 524 40 279 2 002 803 ü b e r die seitdem erfolgte V ersch ieb un g im Beschäf- tigtenstande mögen die Ergebnisse der Industrieb ericht­

erstattung einen A n h alt bieten, die d as Statistische Reichs­

amt seit Ja h re n verö ffen tlich t. D an a ch betrug für das B au g ew e rb e die Z a h l der beschäftigten A rb e ite r in vH der F a s s u n g s k r a f t d e r B e t r i e b e , also in vH der höchstm öglichen Z ah l von A rb e ite rn , die bei v o lle r Besetzung a lle r Betriebseinrichtungen beschäftig t w erden können, jew eils im M onat Ju n i:

1933 1 934 1 935

B a u i n d u s t r i e ...2'3,1 51,0 68,4 Baustoffindustrie . . . . 48,6 65.1 66,0 O b g leich diese Berechnungen des Statistischen Reichs­

am tes nur einen g ro ß b e trieb lich e n Ausschnitt g eb en , ist die G esam tentw icklung der G e sch ä ftsla g e des B a u g e w e r­

bes zw e ife llo s richtig g eken n zeich n et. D as A u sm a ß der Beschäftigtenzunahm e seit 1933 lä ß t ein e b e ach tlich e V e r­

mehrung d e r A rb e itsk räfte im Bereich des B au g ew e rb e s und B au n e b en g e w e rb es über die 2 M illionen hinaus v e r­

muten.

D as Vo rh errsch en des Klein- und M ittelb etrieb es, vo r allem im B au n e b en g e w e rb e, gibt d e r g e s e l l s c h a f t ­ l i c h e n G l i e d e r u n g der Berufstätigen ein deutliches G e p rä g e . D ie Selb stän d igen h aben mit rund 12,5 vH

einen bedeutenden A n te il, verh ältn ism äßig gering ist die A n gestellten tätig keit, erst recht natürlich das Beamtentum.

D ie Berufszäh lu n g g lied ert die 2,0 M illionen Erwerbsper­

sonen des B au g ew e rb e s nach ih rer gesellschaftlichen Stellung. Und z w a r w a re n im Juni 1933 tätig bzw . in ih rer letzten Stellung tätig gew esen a ls:

männ- weib- ins- liche liehe gesamt U nternehm er, Eigentüm er usw. 246 023 4 922 250 945 leitend e A n gestellte u. Beam te 1 500 23 1 523 m ithelfende Fa m ilien an g eh ö rig e 5 101 4 389 9 490 Beam te (nichtleitende) . . 12 714 119 12 833 Fach- u. techn. A n gestellte . 71 696 783 72 479 Büro- u. kaufm . A n gestellte 20 390 13 240 33 630 A r b e i t e r ... 1 605 100 16 803 1 621 903 N e b e n b e r u f l i c h w ird der Bauberuf erwerbs­

m äßig g e w iß ö fter ausgeübt als im Durchschnitt der In­

dustrietätigkeit überh au pt. Trotzdem beträgt die Zahl der n eb enberuflichen B a u a rb e ite r usw. nur ungefähr 3 vH der hau ptberu flich im B a u g e w e rb e Erw erbstätigen.

D ie Berufsan g eh ö rig en des Bau- und Baunebengew er­

bes, der beschäftigten w ie der unbeschäftigten, ein­

sch lie ß lich ih rer Fa m ilien an g eh ö rig en , sow eit diese nicht in einem H a u p tb eru f erw erb stätig sind, zählten 1933 ins­

gesam t mehr als 4y 2 M illionen Personen. 7 vH der deut­

schen Bevölkerung gehörten also zum B au g ew erb e. Dieser A nteil ist fa st so hoch w ie d e r des gesamten Handels­

g e w e rb es.

ü b e r d ie b e r u f l i c h e G lie d e ru n g bietet die letzte Berufszäh lu n g au sg e ze ich n e ten Sto ff. Unter Einschluß der in berufsfrem den B etrieben als Betriebsm aurer usw. Be­

sch äftig ten , sind auch die B erufsang ehö rig en der beson­

deren B au b e ru fe a u sg e zä h lt w o rd e n , und z w a r in Unter­

scheidung d a n a c h , ob in u n ab h än g ig e r o der in abhängi­

g er B erufsausübung.

A n A rch itekten, Technikern usw. w urden im Juni 1933 erm ittelt:

davon in selb- in ab - w aren s tä n d ig e r h ä n g ig e r erwerbs- S te llu n g S te llu n g los A rchitekten und Baum eister

für H o c h b a u ... 17 422 Y 6 6 6 6 5 671 Landm esser, V erm .-In g ., M a rk ­

sch eid er ... 787 4 485 332 V erm essung stechniker einschl.

Lan dm essergeh ilfen u. M a rk ­

sch eid erg eh ilfen ... — 9093 1 168

(7)

Der überw iegend e T e il d e r in a b h ä n g ig e r Stellung Be-

d a vo n in s e lb ­ in a b ­ w a re n s tä n d ig e r h ä n g ig e r e rw e rb s ­ S te llu n g S te llu n g los . . 32 710 446 341 198 770

. . 551 5 600 3 616

. . 172 15 578 10 648

21 971 167 902 77 762

137 3 319 2 037

. . 4 393 22 286 11 861

M a u r e r ...

F li e s e n le g e r , P l a t t e n s e B e to n fa c h a r b e ite r

Z im m e r le u t e . Putzer ...

S t u c k a r b e it e r . . .

D a g e g e n is t b e i d e n s o g e n a n n t e n B a u n e b e n b e r u f e n d e r A n te il d e r S e l b s t ä n d i g e n s e h r e r h e b l i c h :

d a vo n w a re n e rw e rb s ­ los

16 287 517 8183 101 029 20 533 13 890 1 372 1688 1111 712

D a c h d e c k e r ...

B a u a n s c h l ä g e r ...

Glaser ...

Maler und Lackierer . . . Tapezierer, Polst., D e ko ra t.

Steinsetzer und P fla ste rer .

B r u n n e n b a u e r ...

Fensterreiniger usw. . . .

S c h o r n s t e i n f e g e r . . . .

G erü stbau er...

Mehr als die H ä lfte d e r m ännlichen A rb e ite r gehört zu den g e I e r n t e n Fa ch krä fte n . W ie die Betriebszäh lu n g festgestellt hat, sind im B a u g e w e rb e (ein sch ließlich des Baunebengewerbes) von 100 A rb e ite rn :

a) gelernte F a ch a rb e ite r und B etrieb sh an d w erk er . 58 b) angelernte F a c h a r b e i t e r ...9 c) sonstige A r b e i t e r ... 33

in s e lb ­ s tä n d ig e r S te llu n g 14 468

74 7 982 78 305 15 556

2 651 1 294 2 396 4 663

60

in a b ­ h ä n g ig e r S te llu n g

36 774 730 16 320 252 062 38 396 26 883 3 018 4 699 7 888 1 693

D er A nteil d e r G elern ten liegt w e it über dem Reichs­

durchschnitt a lle r G e w e rb e g ru p p e n von Industrie und H a n d w e rk , die Z ah l der A n gelern ten ist d e sh a lb un ge­

w öhnlich niedrig.

A u ch d a rü b e r, w ie g ro ß die B e t r i e b s e i n h e i t e n d er versch ied en en W irtsch a ftsz w e ig e sind, berichtet die g e w e rb lich e B etrieb szäh lu n g . Sie legt d a b e i die örtlichen Betriebseinheiten, die sogenannten g e w e rb lich en N ie d e r­

lassungen zugrunde,

a) Bauunternehm ungen und B au h an d w e rk:

N ie d e r­ B e sch äf­

B e trie b sg rö ß e lassungen tigte

1 bis 5 Personen . . 89 171 160 740

6 „ 10 11 223 84 854

11 „ 50 . . . 11162 228 029

51 „ 200 „ . . 1 448 124 402

201 „ 1000 „ . . 150 50160

mehr als 1000 „ . . 4 4707

b) B au n e b en g e w e rb e:

N ie d e r­ B eschäf­

B e trie b sg rö ß e lassungen tigte

1 bis 5 Personen . . . . . 137 644 245 639

6 „ 10 7 257 52 652

11 „ 50 2 717 46733

51 „ 200 „ . . . . . 107 8 675

201 „ 1000 „ . . 7 1 953

mehr a ls 1000 „ . . —

W ä h re n d im eigentlichen B au g e w e rb e das Schw er- g ew ich t bei den mittleren Betrieben liegt, überw iegen beim B au n e b en g e w e rb e bei weitem die Klein-, ja so g ar d ie K lein stb etriebe. A llerd in g s gibt die Ü bersicht den Stand vom Sommer 1933, w a s zu beachten ist, w a s ab e r den W e rt der Z ah len für die Beurteilung des b e trieb ­ lichen G e fü g e s des B au g ew e rb e s kaum beeinträchtigt.

DBZ-

K urzaufgabe 14

Der rechts a b g e b ild e te Brunnen, aus dem Ergebnis eines a u s lä n d i­

schen W ettb e w e rb s, lä ß t sich v e r­

mutlich noch an d ers g estalten . W ir stellen die A u fg a b e , unter v ö llig e r Beibehaltung d e r technischen Ein ­ richtung einen Brunnen zu ent­

werfen, der etw a a u f dem M ark t­

platz einer deutschen Klein stadt Aufstellung fin den könnte. Die Ausführung soll in T e rra k o tta m ög­

lich sein.

1. Preis 10 RM, 2. Preis 5 RM.

Alle B au g estalter und Studenten können sich b e te ilig e n . Preisg erich t ist die Schriftleitung d e r Deutschen Bauzeitung. Die Entscheidung ist (unter A usschluß des Rechtsw eges) unwiderruflich. In Tusch e g e z e ic h ­ nete Einsendungen mit V e rm erk

„Kurzaufgabe 15" bis 11. N o ­ vember.

8 7 3

(8)

Das neue B ah n h o fsg eb äu d e in G lo g a u neichsbohnoberr«. neri„ger

F ra n k fu rt a . d . O d e r

D as alte aus den Ja h re n 1862 und 1871 stam m ende Em pfang sg eb äu d e in G lo g a u (Bild a u f Seite 876) hat am 10. M ai 1935 seine Pforten geschlossen. Ein stattlicher N eu b au ist an seiner Stelle dem Betrieb übergeben w o rd en .

Die bis ins Ja h r 1908 zurü ckreich en den Bemühungen der Stadt G lo g a u um eine durch g reifen d e Verbesserung d er B ah n an lag e n , insbesondere des ungünstig in Insel­

la g e eingeengten Em pfang sg ebäudes und der sch le ch ­ ten Z ufah rtverh ältn isse, führten, nachdem die v o rb e re i­

tenden A rb eiten durch den W e ltkrieg und seine w irt­

schaftlichen Folgen lan g e unterbrochen w a re n , erst 1932 zu dem Erfo lg , d a ß der Umbau nach einem gegen den ursprünglichen Entw urf stark eingeschränkten Plan b e­

schlossen w u rd e.

Die G e län d e v e rh ältn isse und die Rücksicht a u f b e­

queme Z u fa h rt von d e r den stärksten V e rke h r a u fw e i­

senden H o h e n zo llern straß e führten zu r H o ch lag e des G e b ä u d e s und der Errichtung von Brücken als V e rb in ­ dung für Reisende und G e p ä c k (Post) vom G e b ä u d e zu den Bahnsteigen.

Der von der Stadt g ro ß zü g ig a n g ele g te, noch unbe­

baute B ah n h o fsp latz w ird durch die breit entw ickelte G e b äu d e m asse im N orden in vo lle r Breite geschlossen.

N a ch dem V o rp la tz zu ist das G e b ä u d e gleich teilig ent­

w ickelt. Dem die q u erlieg en d e H a lle enthaltenden b e­

herrschenden M ittelb au kö rp er sind ein w e stlich e r Flü­

gel mit den W a rte rä u m e n , den W ohn- und W irtsch a fts­

räum en des Bahnw irts und ein ö stlicher Flügel mit G e ­ päck- und Eilgu tabfertigu n g, Bah n h o fskasse, Bahn- und Stadtposträum en a n g eg lied ert. Die Bahnhofsdiensträum e liegen an der N o rd seite im U n terg esch o ß. Das erste O b e rg e sc h o ß enthält W ohnungen und U bernachtungs- zim m er, d as zw e ite O b e rg e sc h o ß w estlich Angestellten- und W irtsch aftsräu m e des B ah n w irtes, östlich neben Lagerräum en des Bahnhofs z w e i klein ere W o h n u n gen .

Die guten Belichtungsverhältnisse im U n terg esch o ß an der N o rd seite führten d a zu , die W a rte rä u m e ü b e rein ­ a n d e r an zu o rd n e n . Eine übertrieb en e H ö he, w ie sie v ie lfa c h älte re W a rte s ä le au fw e ise n , konnte so zugunsten ein er beh ag lich en Raum w irkung, die durch die H o lz ­ täfelu n g d e r W ä n d e unterstützt w ird , verm ied en w e rd e n . So nd erzim m er, V ereinszim m er und eine vom V o rp la tz

unm ittelbar zu g ä n g lic h e Bierstube im Untergeschoß er­

g ä n ze n die A n la g e , d ie Reisenden w ie Stadtgästen einen angenehm en A u fe n th alt g e w äh ren soll.

Die K ü ch e n a n la g e liegt in d e r Höhe des oberen W arte­

sa a le s II. K la sse und ist durch einen elektrischen Aufzug mit dem A u ssch an k III. K lasse verbunden. Eine elek­

trische voll-selbsttätige K ü h lan lag e im Bierkeller, an den Schanktischen und in d e r kalten Küche sorgt für ein­

w a n d fre ie S p e ise n au fb e w ah ru n g und Getränkekühlung.

Die Entlüftung der W a rte s ä le e rfo lg t durch im obersten G e sch o ß au fg e ste llte A b sa u g e r.

Eine b eso n dere T re p p e n h a lle vermittelt die Höhen­

unterschiede zw isch en den W a rte sä le n und der Emp­

fa n g sh a lle . D er be h ag lich en W irku n g der W arteräum e entspricht hier ein festliches G e p rä g e . Die große Höhe des Raum es, die z a rtfa rb ig verg lasten aufstrebenden Fenstergruppen und die Terrakottenverkleidung der unte­

ren W ä n d e erhöhen diese W irku n g . Dem durch einen W in d fa n g geschützten H au ptein g an g gegenüber liegen die mit S p ie g e lg la s verg laste n , einen Einblick in die Fahr­

karte n a u sg a b e g e w äh ren d e n Fahrkartenschalterfenster, westlich d avo n d e r Z u g an g zu d e r Personenbrücke mit A b o rta n la g e , g e g e nü b er a u ß e r N ebenräum en für Schaff­

ner, Bahnhofsm ission und Fernsp recher zw e i eingebaute V e rka u fsstän d e und eine neu zeitliche Auskunft. An die H a u p th alle , die noch d ie S ch a lte r für H andgepäckauf­

bew ah ru n g enthält, sch ließ en sich die G ep äck - und Eil­

gu tab fertig ung mit besonderem Z ug an g vom Bahnhofs­

v o rp la tz und b e so n d e rer G e p ä c k k a ss e , am Vo rplatz die B ah n h o fskasse, dann w e ite r Bahnposträum e und ein kleines Stadtpostam t an . Die Z u fa h rt zur G epäck- (Post-) Brücke erfolg t durch eine gem einsam e mit dem östlich liegenden Lad e h o f unm ittelbar verbundene Z w isch e n h a lle .

Die W ä n d e des G e p ä ck ra u m e s, der Postpackkammer und Z w isch e n h a lle sind durch Terrakottenverkleidung ge­

schützt. Die B ah n h o fkasse und das Stadtpostam t haben H o lztäfelu n g erhalten .

Die D u rch g an gsräu m e fü r die Fahrgäste haben Kunst­

stein fu ß b o d en , die G e p ä c k - und Posträume Asphalt­

p latte n b e lag , die unteren W a rte rä u m e Stabboden, die oberen W a rte rä u m e und a lle Dienst- und W ohnräume Lino leum fußbo den, die A b o rte Fliesenb elag erhalten.

Das G e b ä u d e w ird durch eine W arm w asserpum pen­

heizung erw ärm t.

D er Bau ist bis a u f das für die W an d verkleid u n g be­

nutzte H o lz g a n z aus unverbrennlichen Baustoffen er­

richtet. A lle S türze sind als Eisenbetonbalken ausgeführt, d ie D ecken als H o h lzieg el- o d er H ohlkörperdecken. Die W ä n d e bestehen au s Z ieg elm au erw erk .

Die A u ße n an sich ten sind mit Klinkern verblendet, die A nsichten am B a h n h o fsp latz durch sparsam e Verw en­

dung von W e rkstein be reich ert. Bildnerischen Schmuck sollen noch d e r H au p tein g an g und die seitlichen Ein­

g ä n g e zum Postamt und zur Bierstube erhalten.

Die Baukosten betrugen ein schließlich innerer Aus­

stattung rund 750 000 RM.

Die im H erbst 1932 b ego nnene Bauausführung fiel in eine Zeit d rü cken dster A rb e itslo sig ke it und konnte so z a h lre ic h e n Vo lksgeno ssen zu A rb e it und Brot verhelfen.

D er Bau des E m p fang sg eb äu d es w ird eine regere Bau­

tätig keit zu r Folge h ab en , d a die Stadt G lo g a u nunmehr in d e r Lage ist, den g a n ze n bisher unbebauten Stadtteil südlich des N e u b au s d e r Beb au u n g zu erschließen

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Ansicht des neuen G lo g a u e r Em pfangsgebäudes vom V o rp latz aus

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# M ittelbau mit H aupteingang

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Die Rückansicht des Bahnhofsgebäudes

Im Bemühen um d ie K läru n g g ru n d le g e n d er V o raussetzung en für d ie G e staltu n g sfrag e n Im Bauw esen ve rsuchen' w ir stän d ig an a u s­

g eführten Entwürfen und W e ttb e w e rb se rg e b n isse n einen sich a n ­ bahnenden G estaltu n g sau sd ru ck a u fzu ze ig e n . Es kommt uns h ie rb ei w e n ig e r d a ra u f a n , nur künstlerisch a b g e ru n d e te Leistungen zu v e r­

ö ffe n tlich e n , a ls vie lm e h r d ie Ä uß erung en e in e r w irk lic h deutschen B augesinnung auch d ort zu z e ig e n , w o d as W e rk an sich e tw a ein e V ollendung noch nicht e rre ich t hat. Beim Fortschreiten a u f diesem W e g e kommt es d a ra u f a n , d ie ve rsch ie d en en A usg ang sp unkte für den Bau ve rsch ie d e n e r G e b äu d e g attu n g en deutlich zu m achen.

V ie lle ic h t haben w ir a llz u schnell ve rg e sse n , d a ß w ir nach dem K rie g e W o h n h äu se r w ie Fab riken o d e r S c h iffe , Lich tsp ie lh äu se r w ie T h e a te r usw. b auten. Darum sei d a ra n e rin n e rt, d a ß es genau so

übel Ist, B ahnhöfe a ls La n d h ä u se r, S te llw e rk e a ls V ille n , Fabriken a ls P a lä ste usw. zu b au en . S o , w ie Elsenb ahnküchen nur für die Eisenb ahn m aß g eb end sin d , S ch iffsk o je n nur für S ch iffe usw ., so w ird auch d e r A u sd ru ck z . B . von V erk eh rsb aute n ebenso sein e ig e ­ nes G e p rä g e h a b en , w ie W o h n h ä u se r, K irch en o d e r öffentliche B aute n. N achd em w ir in den H eften 42 und 43 d e r DBZ E infam ilien­

h äu se r für A n sp ru c h sv o lle re und Reihen- und D o p p elhäuse r für M in d erb e m itte lte In v o rb ild lic h e r B a u w e ise a u fg e ze ig t hatten, w ollen w ir mit d e r heutigen V erö ffen tlich u n g des Bahnhofsneubaus in G lo g a u einen B e itra g lie fe rn fü r d ie G e staltu n g eines V erkehrs­

g eb ä u d es. W ie schon a n fa n g s b etont, kommt es uns nicht zuerst d a ra u f a n , e in e v o lle n d e te Leistung zu z e ig e n , sondern Schöpfungen h e rau szuste llen , d ie in unserem S inne entw icklungsfähige A nsätze zeigen.

B.

Das alte Em pfangsgebäude

I

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in «II 111 □ a a o □

u m m i 11

IIIH IT n 1

-liLU li. il 41 ü l ü 1

Gestaltung der Vorplatzseite im Entwurf

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G epäckbrücke mit Aufzügen Bahnsteig, Treppenaufgang und Fußgängerbrücke

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Die S ch alterh alle. Links Eingang, rechts hinten A usgang zu den Bahnsteigen

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Zugang zu r Fußgängerbrücke und den Bahnsteigen

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W irts c h a fts u m s c h a u

W ohnungsw irtschaft

K e i n e W o h n u n g s z w a n g s w i r t s c h a f t . Der Reichsarbeitsminister hat in einem E rla ß an die Länder die W o h n u n g szw an g sw irtsch a ft fü r a lle Zukunft a b ­ gelehnt, zum al d a s B esch lag n ah m ere ch t für leerstehend e W ohnungen nicht g eeig n et sei, S ch w ierig ke iten des W o h ­ nungsmarkts in e in er G e m e in d e zu beseitig en.

B e r l i n f ö r d e r t d a s B a u e n . In einer Unterredung mit dem V e rtreter des D eutschen N ach rich ten -Bü ro s hat Staatskommissar D r. Lippert betont, d a ß es im W in te r die dringlichste A u fg a b e sei, in en g er, m öglichst a b g e k ü rzte r Zusam menarbeit d e r beteiligten Stellen a lle K rä fte a n ­ zuspannen, um jedem Baulustigen ein e ra sch e und z w e c k ­ mäßige V e rw irklich u n g sein er P län e zu erm ö glichen.

Hand in H and dam it w e rd e g e p rü ft w e rd e n müssen, w ie weit man bei S ch ließ u n g von Bau lücken durch ent­

sprechende G estaltu n g d e r A n lie g e rb e iträ g e neuen A n ­ reiz zur Errichtung von N e u b au ten bieten kann.

N o t w e n d i g k e i t e n d e r B e r l i n e r W o h ­ n u n g s w i r t s c h a f t . Im „W irts c h a fts b la tt d e r In­

dustrie- und H an delskam m er zu B e rlin ", N r. 29, betont Staatsrat R einhart d ie N o tw e n d ig ke it, d a ß d ie B au w irt­

schaft bei dem zu erw arte n d e n Rückgang d e r öffentlichen A rbeitsb esch affu n g sau fträg e bestrebt sein müsse, in g e ­ meinsamer A rb e it mit än d ern W irtsch a ftsz w e ig e n neue A uftragsbestände zu sch a ffe n . A us dem vo rü b erg eh e n ­ den W o h n u n g sü b eran g eb o t sei durch W irtsch a fts­

belebung und B evö lkeru ng sp o litik ein w a ch se n d e r M angel an kleinen und kleinsten W o h n u n g en entstanden. Im gleichen H eft, d as beso nders der B erlin e r Bau w irtsch aft gewidmet ist, fo rd e rt Dr. Knüttel, Leiter d e r Fach ab teilu n g Hochbau der W irtsch a ftsg ru p p e Bau ind u strie, die A u f­

stellung eines g ro ß zü g ig e n A rb e iterw o h n stätten -B au p lan s, den er für Berlin für besonders dringend hält.

D e r W o h n u n g s z u g a n g 1935. Für 1935 w ird der Rohzugang an N eu- und U m bauw ohnung en a u f 250 000 bis 300 000 W o h n u n g en g e sch ätzt gegen etw a 320 000 W ohnungen im V o rja h r. D as deutet a u f eine gegen das Vorjahr w esentlich erhöhte N e u b au tätig ke it, da ja in ­ folge des A u fh ö ren s d e r b eso nderen Fö rd eru n g sm aß ­ nahmen des Reichs fü r U m bauw ohnung en deren Z ah l 1935 stark zu rü ck g e g an g e n ist.

R i c h t l i n i e n f ü r d e n B a u v o n V o l k s w o h ­ n u n g e n . In den an die Regierung en der Län der g e ­ sandten Richtlinien des Reichsarbeitsm inisters für die Fö r­

derung des Bau es b illig e r V o lksw o h n u ng en sind diese Wohnungen unter a lle n Um ständen b e vo rzu g t in F la ch ­ bauw eise zu e rrich te n , so fern d as d a zu g eeig n ete G e ­ lände nicht zu teu er und in au sreich en d em Um fang b e ­ schafft w e rd e n kann. K e in e sfalls d a rf a b e r die Z usam ­ menlegung von V o lksw o h n u ng en in m ehrgeschossiger Bauw eise zu ü b e rw ie g e n d e r Fö rd erung m ehrgeschossiger Bauten führen. D ie Erstellung klein er Ein fam ilien h äu ser mit einer zw e iten W o h n u n g im D ach g e sch o ß hat sich b e ­ währt. Für G e sch o ß w o h n u n g e n w ird die A n o rdn u n g von drei W o hnungen in jedem G e s c h o ß , d a s „D re isp ä n n e r­

muster", em p fo h len , w e il dam it die z w e c k m ä ß ig e V e r­

größerung durch Z usam m enlegung von drei W o h n u n g en in zw e i erm ö g lich t w ird . Die V o lksw o h n u ng en sollen möglichst nicht fü r sich a lle in , in geschlo ssenen B a u ­ anlagen fü r einen bestimmten B e vö lke ru n g skre is, sondern verstreut errich te t w e rd e n .

Z u r S e n k u n g d e r g e m e i n d l i c h e n B a u ­ l a n d p r e i s e . N a c h d e r neuen G em ein d eo rd n u n g sind die G em ein d en v e rp flic h te t, d a s G e m ein d everm ö g en pfleglich und w irtsch a ftlich zu v e rw a lte n . Um den G e ­

meinden trotzdem eine zu r Förderung der p rivaten W o h n ­ bautätigkeit erw ünschte Senkung d e r Baulandko sten zu erm öglichen, hat d e r Reichsinnenm inister in e in er E rk lä ­ rung geg enü b er dem Reichsstand des Deutschen H a n d ­ w e rks festgestellt, d a ß die G em ein d en bei d e r A b g a b e von G e m e in d e b au lan d zu erm äßigten Preisen stets V e r­

ständnis bei den A ufsichtsbehörden finden w e rd e n . Die Erm äßigungen müßten sich jedo ch in n erh alb der durch die G em ein d eo rdn u n g gezog en en allgem einen G re n z e n h alten.

D i e R e i c h s p o s t a l s B a u h e r r . N a ch ihrem G e ­ schäftsbericht für 1934 hat die Deutsche Reichspost ihre Bautätig keit a u f der Höhe des V o rjah rs geh alten. N eben de r Errichtung der für den Postbetrieb erford erlich en D ienstg ebäud e hat sich die Reichspost an der Förderung des Klein eigenh eim bau es durch H e rg a b e von 115 B au ­ d arlehen in Höhe von etw a 300 000 RM beteiligt. Bei der Unterbringung versetzter Beam ter hat sich die Reichs­

post w ie bisher d a ra u f beschränken können, die zu hohen N eubaum ieten durch Z in sn ach lässe für B au d arle h en und durch Zinszuschüsse für Bauhypotheken zu senken.

B au g eld w esen

R e g e B e l e i h u n g s t ä t i g k e i t b e i d e r L a n ­ d e s p f a n d b r i e f a n s t a l t . In seinem Bericht über die ersten 9 M onate 1935 teilte der V e rw altu n g srat der Preußischen Lan d e sp fan d b riefan stalt mit, d a ß die A nstalt zum ersten M ale w ie d e r Hypotheken in größerem Um fang ge w äh ren und ab rech n en konnte. Die W irtsch a fts­

belebung h ab e endlich w ie d e r P fa n d b rie fa b sa tz und B e ­ leihungstätigkeit erm öglicht, w ä h ren d g leich ze itig die Zinsrückstände sich fü h lb a r verm indert hätten. Die B e ­ leihung von Einfam ilienhäusern träte immer mehr in den V o rd erg ru n d , so d a ß die Durchschnittshöhe d e r B e ­ leihungen bei der A nstalt a u f 5600 RM gesunken sei.

W ä h re n d d e r letzten Ja h re hätten sich die K le in b e leih u n ­ gen als krisenfester erw iesen als die Beleihung g rö ß e re r Bauten.

F i n a n z i e r u n g d e r B a u w i r t s c h a f t d u r c h d i e S o z i a l v e r s i c h e r u n g . Bei der A n g estellten ­ versicherung hat d as aus dem Einnahm enüberschuß g e ­ bildete Reinverm ögen im ersten H a lb ja h r 1935 um 89,6 M illionen RM zugenom m en, bei der In valid en versich eru n g um 78,1 M illio nen. Bei beiden T räg e rn ergibt sich eine Zunahm e des Reinverm ögens um 167,7 M illio nen. D avon w u rd en 104,6M illionen in W e rtp a p ie re n a n g ele g t und d ien ­ ten so der A rb e itsb esch affu n g (R eich sschatzan w eisu n g en ).

D ie H ypo th eken bestän de sind um 12,1 M illionen RM g e ­ stieg en, w o b e i der H auptteil a u f W o h n ungsneubauten e n tfällt, die von d e r A n gestellten versich eru n g g e fö rd e rt w o rd en sind. Im Juli sind V erm ö g e n szu w ach s und H y p o ­ thekenausleihungen noch stärker gestiegen als im M o nats­

durchschnitt des ersten H a lb ja h rs.

B a u g e l d h e r g a b e d u r c h d i e ö f f e n t l i c h - r e c h t l i c h e V e r s i c h e r u n g . N a ch dem Bericht für 1934 en tfallen beim V e rb an d ö ffen tlich -rech tlich er Lebens­

versich eru n g san stalten e tw a drei Fünftel d e r bew illig ten H y p o th ek en d arle h n sb e träg e a u f d as fla c h e Land und d ie kleinen S tädte. 36,7 vH des G e sam tb e trag e s kommen a u f H yp o th eken d arleh n bis zu 10 000 RM. — Bei dem V e r­

band ö ffen tlich -rech tlich er Feu erversich eru n g san stalten hat sich 1934 d as Reinverm ögen um 44 M illionen a u f 380 M illionen RM erhöht. Von dem Z u w ach s ist d e r g rö ß e re T eil in Reichs- und S ta a tsa n le ih e n , ein erh e b lich e r Teil a b e r au ch in der B a u g e ld h e rg a b e fü r N e u b au ten a n ­ g e le g t w o rd e n .

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