XVlL Jahrg. g?exliit,dan10.gluli1909. Ur. 41.
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Uachdruck verboten.
f Erscheint jedenSonnabend.
Preis vierteljährlich 5sMarl, die einzexne Nummer 50Pf.
Berlin.
Verlag der Zukunft
WilhelmstraßeZa.
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1909.
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Bertin, den 10.:-Iu1i1909.
« Fürstenruß
Heitessichfühlenlernte,langtdasDeutscheReich nacheinerFinanzres
-form.Am Eingangin diezweiteLegislaturperiodestandnochdasstolze Wort: »DiegemeinschaftlicheFinanzwirthschaftist auf Grundlageder Ver- fassunggeordnet.«BaldaberzeigtsichdieUnzulänglichkeitdieserOrdnung.
JmOktober1875 mußRudolf Delbrück,derPräsidentdesReichskanzler- amtes,vorderErhöhungderMatrikularbeiträgewarnen unddieBesteuerung desVerbrauchsundVerkehrsempfehlen.DieBrausteuer sollerhöhtund eine StempelabgabevonBörsengeschäftenundWerthpapiereneingeführtwerden.
Da Eugen Richterbezweifelthat,ob derReichskanzler,»derdengrößten TheildesJahres auf seinem entlegenenGutinHinterpominernweilt und fürdenReichstagmehrundmehreinemythischePerson gewordenist«,für dieneuen Steuern dasGewichtseiner Persönlichkeiteinsetzenwerde,kommt Bismarckin denReichstag.AmzweiundzwanzigstenNovemberfagter:,,Eine totaleSteuerreform inklusioederZollreform:werwünschtesie nicht!Aber sie isteineHerkulesarbeit,dieman versuchsweiseangefaßthaben muß,um ihreSchwierigkeitenvollständigzuübersehen.NacheinemZugandemNetz, unterdem wirjetztinsteuerlicherBeziehunggefangen sind,klirren alle Ma- schenbis in diekleinstenStaaten hinein; jeder hatfeine besonderenWünsche.
Jch weißnicht,ob dieGedanken,dieichüberSteuerreformhabe,imAllge- meinenAnklangfinden;wenn sieihn nichtfinden,würdemichDasnichtab- halten, sienachmeinerUeberzeugungzubefolgenundabzuwarten,inwelcher Weiseesgelingt,siebei denbewilligendenKörperschaftendurchzubringen.«
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38 DieZukunft.
Erwill dieMatrikularumlagenvermindern oder,wenns irgendgeht,ganz abschaffenund dasReichsbedürfnißdurchindirekte Steuernbefriedigen.»Wir müßtendiezehnoderfünfzehnArtikel,diediegrößtenEinnahmengewähren, sovielabgebenlassen, wie wir ausdenZollquellenfür unsereFinanzenneh- men wollen. AlssolcheGegenständederVerzollungundzugleicheiner ent- sprechendenBesteuerungimInland seheichdieVerzehrungsgegenständean, derenman fich,ohnedasLeben zuschädigen,ingewissemMaßwenigstens zuenthaltenvermag-«Tabak,Bier,Branntwein,Zucker,Petroleumundan- dere»LuxusgegenständedergroßenMasse-c »DieLuxusgegenständeder reichenLeutewürdeichsehrhochzubesteuerngeneigtsein;siebringenabernicht viel.TrüsfelnundEquipagen:waskönnensiebringen?...Wenn Sieun- serenwohlgemeintenVersuch,dieerstenSchrittezuderSteuerreform zuthun, ablehnen,sofindSieallerdingsinIhremRecht;wir könnennichts thunals Dasruhigeinstecken,sehen,wie wir unshelfen,und dasnächsteMalwieder mit derVorlagekommen.VonEmpsindlichkeiten,KabinetsfragenundDer- gleichenkann beidieserGelegenheitnichtdie Redesein.WennSienichtun-
sererMeinung sind, somüsenwirunsmitderHossnung-trösten,daßSie es künftigwerden-« VierJahre später,als dieNationalliberalen seineZollpoli- tikbekämpfen,sagterruhig:,,Ob·ichaufderBahnNiederlagenerleide,ob ichwiedervonvorn anfangen muß: so lange ichMinister bleibe,werde ichin diesenBestrebungennicht nachlassen.MeinVorbildistdarinRobertBruce inseinerGeschichtemit derSpinne,anderenstetemWiederaufklimmennach demHerunterfallenersichermuthigte,umDas,waserfürRechtundseinem Vaterland für nützlichhielt,auchbei denübelstenAspektennicht aufzugeben.
Ichwerde denWeg,denichimInteressedesVaterlandes fürdenrechtener- kenne,unbeirrt bis ansEndegehen.Mag ichHaßoderLiebedafürernten:
Dasistmirgleichgiltig.«WiederdreiJahrespäter;bei derBerathungder ReichssteuerreformunddesTabakmonopols:,«,Wirwaren in derpflichtge- mäßenNothwendigkeit,Jhnen zunächstdasbesteunterdenMitteln,die wir kennen, vorzulegen;underst nachdessenAblehnungkönnen wir zu minder- werthigenSurrogaten schreiten.Wirbrauchen IhreAblehnung,umunsere VerantwortlichkeitfürdieZukunftzudecken,damitman nichtspäter,wenn dasMonopol dennochvielleichtvoneiner anderenRegirung gebrachtwird, sagtxDie damaligeRegirung,unterdemerstenReichskanzler,hatdieThor- heit begangen,diesesMittel nichtvonHausausvorzuschlagenDie Verant- wortlichkeitwollen wiraufdieMajoritätdiesesReichstagesabschiebenund dann werdenwir inRuhesagen:Darumkeine-FeindschanAber wirbrauchen
Fürstenrus. b9
Jhre Ablehnung,bevor wir zuminder-gutenVorlagenschreiten.Wassollen wirunsquälenmitderSisyphusarbeit,eine weitereErleichterungundRe- formzuschaffen?Beneticia non obtruduntur. Ichkann Dasaushalten, sobald ichein reinesGewissenhabe; und meinGewissenzubefreien,istder sGrundmeinesAuftretens.Ichfragenicht danach,ob meineSachepopulär -ist;ichfragenur danach,ob sie vernünftigundzweckmäßigist. DiePopulari- tätisteinevorübergehendeSache,diesichheute auf Das,morgenaus Jenes richtet,dieichgenossenundverloren habe,worüberich mich leichttröste,so- baldichdasGefühl habe,meineSchuldigkeitzuthun.DiePopularitäteiner Sache macht michvieleherzweifelhaftundnöthigtmich,meinGewissennoch einmalzufragen:Jst sieauch wirklichvernünftig?Dennichhabezuoftge- funden, daßman aqukklamation stößt,wenn man aufunrichtigemWegist.
Wir erkennenIhnenaber das volleRechtzu,zwischendenWegeneine Aus- wahlzutreffen.DieFrage liegt auf IhremGebiet und inIhrerAttribution kundichkann,wenn Sie dasMonopol ablehnen,nur,mit einer alten berliner Redensart,sagen:Darum keineFeindschaft!Keinemwirdeinfallen, Ihre BerechtigungzurAblehnunginZweifelzuziehen.Ich verstehenicht,warum derzornigeEiferüberdiesereineUtilitätfrageüberhauptentstanden ist. Ich habemit dem Geldnichtszuthun;Siebewilligennicht mir,sonderndem VolkeGeld,derNation, dem Reich.Siebeschließen,daß soundsovielfür bestimmteZweckeaufgewendetwerdensoll,undwir können esohneSienicht aufwenden;aber wirschuldenIhnenkeinenDankdafür.DerAusdruck,Sie hättenmir Etwasbewilligt,klingtfastkomisch;miristvollständiggleichgiltig, swasSiebewilligen.Aber dieEinigkeit istdieVorbedingung unserernatio- nalenUnabhängigkeitDeshalb hütenSiesichvorderZerfahrenheit,derunser Parteileben,bei derunglücklichenZanksuchtderDeutschenundderFurchtvor derOeffentlichenMeinung,beiderbyzantinischenDienerei vorderPopulari- tät,sausgesetztist. SeienSieeinigundlassenSie den nationalen Gedanken
«vorEuropa«leuchten!Eristaugenblicklichin derVersinsterungbegriffen."
Soistsweiter gegangen. Immerneue Versuche,dasReichauseigenerKraft lebensfähigzumachen;immer derselbeTongelassenerRuhe.Sie wollen diesen Zoll, dieseSteuer, diesesMonopolnicht?Gut. WirsindzurFor- derung,Sie zurAblehnung berechtigt.AngroßeAktionen,garanKabinets- fragenbrauchtman deshalbnichtzudenken.WievieleFinanzplänesindunter WilhelmdemErsteninReichstagundLandtag bestattetworden! Bismarck ist aufseinemPlatzgeblieben.DasReichwar,nochnichtaufeigenenBeinen,
sandieSchwelledes Schwabenaltersgelangt,alswirhörten,derKanzlermüsse
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ausseinemAmtscheiden,weil einevonihm geforderteSteuernichtbewilligt wordensei.EineSteuer,die in dem unterseinerLeitunggebundenenStrauß nur einBlümchenwar;eine,dieungefähreinZehnteldesverlangtenGe- sammtertragesbringensollteundfürdiereichlicherErsatzgebotenwurde.
DaßdieReichsfinanzfrageendlichAntwort heischt,ist unbestreitbar..
MitRecht hat,vorsiebenzebnJahren,TreitschkealsAbgeordneterandieGe- schichtedesaltenReichesdeutscherNationerinnert.»DiesesalteReich istwe- sentlichanseinerArmuth,anderErbärmlichkeitseiner finanziellenMittel zu Grunde gegangen. UndauchderletzteGrundderkläglichenPolitik,die den.
StaatFriedrichsdesGroßenzu denFriedensschlüfsenvonBaselundTilfit geführthat,liegtzuallermeift aufsinanzielleniGebiet.DenkenSie andiese altenErfahrungen, sowerdenSiebegreifen,daßein Unitarier wieichderMei- nungist,esseidiehöchsteZeit,bevor dieNoth kommt,durchdieVermehrung der indirektenSteuern dafürzusorgen,daßunserReichden Stürmen derZu- kunftinSicherheitentgegengehenkann...Von kleinen und mittlerenStaaten kannman nicht fordern,siesolltenauseigenenKråftendemAufwandgerecht werden,deneingroßesReichvon seinenMitgliedernverlangenmuß.Alle- unsereBundesstaatenleideninihrem Haushaltmittelbar oderunmittelbar.
Sieleidenunmittelbar,weilwirnochheutenichteinmalsoweitsind,dieMa- trikularbeiträgeganzaufgebenzukönnen;sieleiden vielschwerermittelbar,.
weilihnendasReichrechtlichoderthatsächlichSteuerquellenverstopft,die in früherenZeiten fürdieEinzelstaatengeflossensind.«Dasistzumgrößten Theilleidernochheuterichtig.TrotzdemmußtederDeutschestaunen,daerver-
nahm,derKanzlergehe,weil eine SteuervomReichstagabgelehntwordenist.
EineSteuer,dieEhegattenundKinderin der Stunde desErbanfalls demReichtributpflichtigmachenwill.JederkenntheutedieGründe,diege- gensolcheDehnungderSteuerpflichtvorgebrachtwerden.Erster Schritt aus dieStraße,von derenEndeherdieVermögenskonfiskationdroht;dennbei dem(schonschwererträglichen)Maximalsatzvon dreiProzentwirds,unter derHerrschaftderBesitzlosen,nichtlangebleiben. Eltern undKinderleben ineinernatürlichenWirthschaftsozietät;was derMannseinerFrau,der Vater demSohn vererbt, wechselt,imeigentlichenSinndesWortes, nichtden Be- sitzerundist deshalb nichtzuhoherAbgabeverpflichtet. FürdieErlaubniß,.
auseigenerMachtRechtshandlungenvorzunehmen,mageineschmaleStem- pelgebührberechtigtsein.Wennjeder Erbe, nahoderfern,einHundertstel ansReichabgebenmuß,isternichtzuschwerbelastetunddie derReichskasse zufließendeSumme dennochansehnlich.EuerPlanaberlähmtdenSpar-
Fürstenruf. 4 l
trieb und den WillenzurWohlthätigkeit(»Warumsoll ichfürdenFiskusspa- ren?Warum,dameineFrauodermeinJungeihmdocheinenHaufenGeld gebenmuß,derenErbenoch durchLegate fürGemeinnützigesschmälern?«);
hindertdenZung wohlhabenderFremdenundtreibtreicheDeutscheins Aus- land;packtobendreinmitfestem GriffnurdasunbeweglicheKapitalundläßt dem mobilen allerleiSchleichpfadeoffen, aufdenenesdemFiskalanspruch entschlüperkann. EineallgemeineBesitzsteuer?DieFinderrühmenihr ja nach, daßvonhundertBesitzendenneunzigsienichtzubezahlenbrauchen.Ein Mann hatinemsigerArbeitvierMillionen erworben,die inverschiedenen Industrienangelegtsindundnur untergroßenVerlustenflüssigzumachen wären. Wennichmorgensterbe,denkt er,mußmeinearme FrauBankkredit
«erbetteln,um diehundertzwanzigtausendMarkErbsteuer zahlenzukönnen;
istsdanicht vernünftiger,denWohnsitzin einvonsolcherLast freiesLand zuverlegen?Häuer sichdieseFälle,dannverliert, durchdieAbwanderung
von SteuirträgernundKonsumenten,dasDeutscheReichmehr,als es aus derErbanfallsteuerderseßhaftenGatten undKindergewinnenkann. Und soweiter. EineSteuer,die überall(fragtdieAlsterrepublikaner)bösesBlut gemachthatunddieBeliebtheitdesReichesnamentlichbei denFrauennicht mehren wird.Jst sieunentbehrlich,ihr errechenbarerErtrag nichtausanderer Ouelle zuschöpfen,so mußman siehinnehmen;jedesgescheitenVorschlages sichaberfreuen,dersiederdeutschenFamilie fürs Erste nocherspart.
DerPlankam ausSüddeutschland,auseinemBundesstaat,wodie großenVermögenrarsind,nurwenigeKinderundGattenalsodenErbansall hochzuversteuernhätten;und wurde inBerlinverworfen.VondemReichskanz- ler,dempreußischenFinanzminister,derNationalliberalen(Paasche)undder KonservativenPartei.DasCentrumwäre,untergewissenBedingungen,da- fürzuhabengewesen;nochabergaltdiesakramentaleFormel:»DerBlock mußdieFinanzreform machen.«(Eine Trugsormel: erstenswar nichtvon seinerFinanzreform,sondernvonneuen Steuern dieRede;zweitenswarnicht einFelsblockgefunden,sondernzwischendeneinanderseindlichsteanteressen derSpaltnothdürftigverkittetworden-)DiepreußischenStimmführerund die Nationalliberalen bekehrensich;dieKonservativenbleibenzähundsteif.
Wieanno 1896,alssiedieHerrenvonManteufselundvonStein erklären ließen,aufihreweitereMitarbeit andemBürgerlichenGesetzbuchsei nichtzu rechnen,wenn ausdemWildschadenparagraphennichtderHasegestrichen werde.Ueber denHasenschadenwurdedamals imReichstag mehr geredetals über diewichtigstenAbschnittedesGesetzbuches;wersaufschlågt,wirdfinden,
42 DieZukunft·
daßParagraph835vonSchwarz-,Roth-,Elch-,Damm-,Rehwildundvon Fasanenspricht.DiesmulwardieBewegungwuchtiger.Ebenersthatman, ohnevielLärm,inPreußendieschwereSchullast aus sichgenommen: und- sollnun dasGatten-sundDeszendentenerbeversteuern? Nein.Nichtnur Knickerselbstsuchtsprachso: auchMännervorn Schlag Holsteins,derkeine Frau,kein Kind undkeinVermögenhinterließ,brachtederGedankeinhelle Wuthzauchihnen schienereineWurzelkonservativenRechtsernpfindenszu lockern.DieWuth wächst,da denWeigerndenzugeschrienwird: »Ihr lehnt dieErbanfallsteuer janur ab, weilsiedieSteuerhinterziehung,dieEuchJun- kernGewohnheitist, entschleiernmüßte-«Seitdem istderRückweggesperrt.
EinzelneAbgeordnete,dienur mit liberalenStimmen wiedergewähltwerden könnten,splitternab. DieFraktionabererklärt,sie müsse,nach Rechtund Pflicht,diehalbeMilliarde,diesiedemReichgernbewilligenmöchte,weigern, wenn einTheildavondurchdieErbanfallsteueraufgebrachtwerdensolle-
DieseErklärungnenntdernationalliberaleRechtsanwaltErnstBasser-
mann einen»FaustschlagindasGesichtderVerbündetenRegirungen«.Also eine unerlaubte Handlung;einenrohen Frevel,derdieRechtsordnungbricht undgesiihntwerdenmuß.Jst dieseAuffassungrichtig,dannhabendie Ver- bündetenRegirungen seit dreißigJahren sehr oftdieFaustderNational- liberalen gefühlt.Wozu, HerrRechtsanwalt,brauchenwir einReichsparla- ment,wenn dessenParteien Gesetzentwürfe,dieihnen mißfallen,nichtab- lehnendürfen?MüßtenSie,alsLiberaler,sichnichtderThatsachefreuen, daßdieKonservativen auchgegenRegirendedenMuthderUeberzeugung haben-?Selbstwenn dieseUeberzeugungSieirrigdünkt? Dem Gewimmer desLohgerbers,der einschlechtbehütetesFellwegschwimmensieht,antwortet kaum einmitleidigesLächeln.DieAufgabederNationalliberalen warvon
nüchternenBlickennichtzuverkennen.HerrBassermannmußteHerrnDnErnst
vonHeydebrandUnd derLase aufsuchenundihm sagen:»Sie haben zwei Wünsche.Möchtendieneuen Finanzgesetzenicht ohnedasCentrummachen, dassonstvordenWählerndieVerantwortlichkeit fürdielästigenSteuern ab- lehnen kann,unddas ErbederGatten undKinderfreilassen BeideWünsche wollen wirerfüllen,wenn Sie unseinStreckchenentgegenkommenundJhren Leutennicht erlauben,wieder gegen dasbeweglicheKapitalzuwüthenUeber vierhundertundetlicheMillionen sindwireinig; guterWillewird denRest leichtfinden-«(Leicht.Warum soll nicht auchbeiuns, wiein anderenLän- dern,jedeQuittung,magsievon derDeutschenBank odervonTietz,vom HauswirthodervomGrün-kramhändlerausgestelltsein,eineStempelmarke
Fürftenruf. 43
tragen?VorachtzehnJahrenschriebLagarde:»Ichseheesnichtalsbeschwer- lichan, eineStempelmarkeauf eineQuittungzudrücken,sowenigichesals beschwerlichansehe,einePostmarke auf einenBriefzu kleben.«Nochaberist dieOuittung,dieRechnung nichtstempelpflichtigAuchdiewinzigsteAbgabe brächte,wenn sieinjedemFall,vonderMiethquittungundvonderWäsche- rechnung,in derMarkthalleundbeiBorchardt,zuzahlen wäre,großeSum- men.Und nach vierWochenwäreman drangewöhnt.)ZudenParteigenossen mußteersprechen:»Die GeschichtewirdnachgeradebrennzlichWennwir die Deszendentenerbsteuer,fürdieunsere Großkapitalistennicht sindund die in unsererLandtagsfraktionkeineMehrheitfände,nichtdurchsetzen,ists fürun- sereParteikassegut.DaßdieKonservativensichindieGemeinschaftmit dem Centrumzuriicksehnen,istsicher.Sollen wirdraußenbleiben? Allein oder als SoziendesFreisinns,derjetztwieder,durchseinZögernvorderAnnahmeder indirektenSteuern,zeigt,daßerzuernsthafterPolitikuntauglichist?Dann werdenwirwehrlos,dieVerbündetenRegirungenhabennur nochdieKirche, denAckerbauunddieorganisirteArbeiterschaftzufürchten,nur derenpoli- tischenWünschennachzufragenundIndustrieundGroßhandel,derenInter- essenwirvertreten,werdenaufJahrehinaus derPackträgerdesReiches.Un- sereeinzigeChanceseheichdarin,daßHeydebrandnichtauf Spahn, Spahn nichtaufHeydebrandangewiesensein möchte.Beide wollen dieMöglichkeit haben,mit unszumarschiren,und werdensich,wenn wir im Steuerconcern bleiben,hüten,unsleichtfertigzuärgern.Nurso erschwerenwirauchdenSturz desKanzlers,der denScheinmeidenmuß,gegenunserenWillenzuhandeln.«
Statt sozusprechen,sovorzusorgen,lieferndieNationalliberalen denGeg- nern Sprengstoff(Cig"arenbanderole;Branntweinsteuer). Erklären,daßsie ohneDeszendentenerbsteuernichteinenPfennigbewilligen.Künden eineDi- videndenfteueran,schlagensieabernichtvorundlehnen jedeBetheiligung
anderErsatzsteuersucheab.Kramendiealten, rostigenSchlagwörterausder Kulturkampfzeitvor,zeternüberiintreue und Reaktionundbescheinigensich, daßdesbösenNachbarsteuflischeTaktiksieausgeschaltethabe.(Wie Goethes RegentinderNiederlande, die,weilihr Kunkelhofleerbleibt,über Undank- barkeit undUnweisheitklagt,mitschrecklichenAussichtenin dieZukunftund mit demEntschlußdroht, nicht mehrmitzumachen.)JmBezirkderFraktion, woHinzdenKunz,KunzdenHinzeinengroßenPolitikusheißt,fehlts nicht
anBeifall. DochdieRegirendenund dieHäupterdesGroßgewerbesmerken wiedereinmal,wasvondieserGruppezuhoffenist.DerfünfteKanzlerwird für solcheBundesgenossenschast(dieder viertegrausambespöttelt)keinen all-
44 DieZukunft.
zuhohen Preiszahlen.Und diezweiMillionen,dieIndustrieundHandel alljährlich,wennsgarnichtandersgeht,fürpolitischeArbeitausgebenwollen«
bekommt nichtdieNationalliberale Partei, sondernderHansabund.
»DiePopularitäteinerSachemacht michvieleherzweifelhaftund nö- thigtmich,meinGewissennocheinmalzufragen: Jst sie auch wirklichver-
nünftig?Dennich habezuoftgefunden,daßman aufAkklarnation stößt, wenn man aufunrichtigemWeg ist.«SosprachBismarck. ,,Hundertevon ZuschriftenausdemLandebeweisen,daßunsdieStrömungundStimmung niesogünstigwar wieheute.«SosprichtHerrBassermann;undnenntdie AblehnungderErbaiifallsteuer»dasschärfsteMißtrauensvotum,das dem Kanzler ertheiltwerdenkonnte.«EinePartei, dieihrAblehnungrechtausübt, zeigtdamitdemverantwortlichenGeschäftsführernochkeinMißtrauen.Und wenn sies thäie:wäresie dafürunterallenUmständenzu tadeln? Hört,libe-
..raleMänner,wasCitykausleuteundLordsgegen dieSteuervorschlägedes Herrn LloydGeorgesagen. »Das istnichteinBudget,sonderneine Revolu- tion«,ruftLordRosebery.DiePrimrose League schiltdieVorschlägeverfass- ungwidrigunddestruktiv;,,ihreDurchführungwürde das Landkorrumpiren und denVermögensraublegalisiren«.DenHerzogvonMarlboroughund LordRothschild,denMarquisvonLondonderryundHerrn Meyer, Konser- vative undLiberale vereint derZornüber einBudget,»dasGrundbesitz,Ge- werbeundHandeldemUntergang weiht«.Ganzwie bei uns.Nuristdrüben nochkeinemVerständigeneingefallen,dieJnteressenvertreter,diesichgegen eineSteuerlast stemmen,alsschlechteKerle undStaatsverbrecherhinzustellen.
SolcheScherzesollteman auchbeiunsunschicklichfinden.Dochwenn dieNa- tionalliberale cFraktiondieFreundevon gesternalsvaterlandloseRäuberver-
schreien,sichselbstdieMöglichkeiteinesKartells mitdenKatholikenderJn- dustriestädteverram melnunddenKampfgegenKonservative,BundderLand- wirthe, Centrum,Kleinbürgerpartei,Sozialdemokratiewagenwill,magsies thun.Nurdarf sienicht,umihren LeutendenRuhmdesreinerenPatriotis- musundJdealismus zusichern,denGeschäftsberichtfärben.Die Steuerent- würfeder VerbündetenRegirungenhaben nirgendsgefallen.WasimLauf diesesJahresdaraus wurde, ist,bisaneinFünftel,von denNationallibe- ralengebilligtworden.Die kunntendieKonservativePartei nichtseit-Sonn- tag, wußten,daßsie sichnicht,ihnen zuLiebe,ändernwerde,hattenausdem MundedesFreiherrnvonRichthofen-DamsdorfimReichstagfrühgenug ein unzweideutigesWarnwort (,,DieUeberzeugunggehtunsüberljedePartei- konstellation«)gehörtundseitdemmindestenskeinenGrund,überVerrath zuzetern,weil eine Steuerabgelehntwurde,dieauchdenBülow,Rheinbaben,
Fürstenrus 45
Kirdors,.Heyl,Oriola,PaascheundhundertAnderennichtbehagt.JhrRück- trittausdemSteuerconcern,dennach ihnen natürlichauchdieFreisinnigen und die Demokraten verlassenmußten,hattedreiWirkungen.Dasmobile KapitalkonntenunnachHerzenslustangezapftunddieBersöhnungderKon- servativenmit demCentrumnicht längeraufgeschobenwerden.(ViertesKa- pitelderWahlverwandtschaften: ,,StelleDirnur dasWasser,dasOel,das Quecksilbervor,so wirstDueineEinigkeit,einenZusammenhangihrerTheile finden. DieseEinung verlassensie nicht, außerdurchGewalt odersonstige BestimmungJst diesebeseitigt,sotreten siegleichwiederzusammen. Jhr Verhältnißzu einander wirdnach VerschiedenheitderWesenverschiedensein.
Baldwerdensie sichalsFreundeundalteBekannte begegnen,dieschnellzu- sammentreten,sichvereinigen,ohneaneinanderEtwaszuverändern,wiesich Wein mitWasservermischt.DagegenwerdenAnderefremdneben einander sverharrenundselbstdurch mechanischesMischennndReibensichkeineswegs verbinden;wie OelundWasser,zusammengerüttelt,sichdenAugenblickwieder auseinandersondert.Diemeiste AehnlichkeitmitdiesenseelenlosenWesen habendieMassen,die inderWeltsicheinander gegenüberstellen,dieStände, dieBerussbestimmungen,derAdelundderDritteStand, derSoldat und der Civilist.«DieErinnerungandiesesKapitel mußtevondemBlockblusfab- mahnen.)Dritte Wirkung:DerKanzlerwurdegedrängt,seineEntlassung zu erbitten.NichtvonDenen,die eineSteuer abgelehnt,sondern vonDenen, die ausdieserAblehnungeineHaupt:undStaatsaktion gemachtunddie Arbeit eingestellthatten.Ob einerPartei,dersoAlles zerrann, die Stunde wirklich sohold ist,wieHerrBassermann wähnt?Uebersetztes insPrivatgeschäst- liche. ZweiUnternehmergruppensindnachlanger Verhandlungfasteinig;
als imletztenVierteleineDifferenzentsteht,schlagendieSchwächeren,statt durchklugeNachgiebigkeitsichneue Vortheileund dasRechtzurKontrolezu -sichern,wiithendaus denTischundlaufendavon.TrotzdemvorderThüreine Gruppewartet,diedasGeschäftmachenwillDieAusreißermögensichselbstals echteErbenparsifalischerTugendpreisen.JederGeschäftskundigewirdihnen
·sagen,das3sieihreSachemiserabelgemachtunddieJnteressen,derenVertretung ihnenanvertraut war,vordemFeind ohneNölhigungpreisgegebenhaben.
Aufdem,,Vertretertag«hateinnationalliberaler Herrin denKaiser- saaldesschmitzischenRheingoldhausesgerufen:»DieVerbündetenRegirun- gen werdensichmit derneuenMehrheit einigenDenenkommtsjanurdarauf san,daß siedasnöthigeGelderhalten!«UnddieStimme bebtevonZornund Verachtung.Soschlimmist,denkt nur,dieserBundesrath; soganz und gar schändlichseinTrachten.Erbraucht fürdasReichGeldundnimmtesda,