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Die Zukunft, 11. Juli, Jahrg. XVI, Bd. 64, Nr 41.

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XVL Jahrg. Berlin,den«11.Juli1908. III-.41.

Hieran-geben

Maximilian Kardm

Inhalt:

Seite

DieCursum-Mem vgnHineiapora Frost ... . .... ...41

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Zweig-m vousestkiis undzuckqu ......... ·......63

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Unchdrusck verboten.

f Erscheint jedenSonnabends Preisvierteljäher5Mark,die einzelneNummer 50Pf.

Berlin.

Verlag der Zukunft.

WilhelmstraßeZa.

1908

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Vermi,den 11.11u1i 1908.

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Die Emanzipirten.

"ublimeBegriffe habendasSchicksal, deklassirtzuwerden. DasWort Cis-«.

qunzivation ist sehr heruntergekommen,zurBezeichnungfür einenfast lchmpflichen Begriffgeworden,beinahezueinemAusdruckdesMitleids. Es wirdkaummehrgebraucht.Esist frei geworden fürfeinenaltenInhalt. Es wird manchmal mitFrauenbewegungidentifizirt.AberesbedeutetderenGegensatz.

DieEmanzipationwarnie eineFrauenbeweguna,eineAllsrauenerhebung.

So altsieist,war siedoch immer esoteriich;derGangEinzelner,niemals Bewegungvon Massen.Sowenig sichein Stand emanzipirenkann(e1kann sichnur abschafsen,niemals befreien),kannesein ganzesGeschlechtAber immer istesdemEinzelnen möglich,aus eigene Gefahr sich,wievon seinem Stand,

von seinem GeschlechtzuemanzipirmDochgehörtinirgendeiner Weiseein Vermögendazu,umdieseFreiheitzuüberstehen,ja,umauchnur denspontanen WunschnachdieserFreiheitzuhaben. Der vollkommene TypeinerEman- zipirten,diedieMöglichkeitderEmanzipation erschöpft,istinHeinrichManns RomanderdreiGöttinneninDer»Herzoginvon Assy« dargestellt.Esist natürlich auchrichtig,diegrande amoureuse und dieHetärederAltenzi denEmanzipirtenzurechnen,auch MancheausderZahlderHeiliggesprochenen und Alle, die dieschützendeFessel ihres Geschlechtesablegten,wenn sieesnur

freiwilligthat-nUndein Recht dazu hatten. DaEntanzipationdieBefreiung

von dennatürlichenBeschränkungenist(nichtBefreiungvondenBeschränkungen derCivilcsationzdafür giebtesandere Tliamen), sowar stets jederunnrtilr licheZustan)desWeibes,jeder erhöhteZustanddesRanges,desNeichthumes, desGeistes-,einBoden für Emanzipation. Einehohe Stellung fordertso nothwendig Emanzipationvvn denBeschränkungendesGeschlechtes, daß,zum Beispiel,inFrankreichderKönigin diese VerpflichtungundLastvon einer

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Dameabgenommenwerdenmußte. AuchdieKirchehateinSymbol für diesen ZusammenhangSo war Emanzipationzwar ankeinebestimmteThätigkeit ausschließlichgebunden,weder anpolitischenochwissenschaftlichenochkünst- lerische, nochandie, demLebendurch seinePersoneinen festlichen Glanz, einenScheinvon Luxus undWillkür zugeben;dennochgiebteseinegroße Klassevon Beschäftigungen,diemitGmanzipationnichtgutvereinbar sind.

DieEmanzipationwarauch nie eineRechtlerinnenbewegungLeistungen wurden erstrebt, Vorrechte,nichtallgemein Erreichbares,dasimmerPflichtund Frohn ist,sondernLeistungen,dieaußerhalbdesAlltäglichenstehen.Aber das Vorrechtberauschtundwird von Anderen alsRecht gefordert;und so geselltensichzu denStrebenden,die innatürlichemFreiheit-undThatbedürsniß

von FähigkeitenundTalenten getriebenwerden,dieFordernden,diedeshalb Etwas unternehmen,weilAndere esleisten,weilAndereesgeleistet haben;

zudenhochdenkenden Frauenundzu denen, die ineinem Fatalismusdes Herzens sich ihr Schicksal bestimmten,gesellte sichdieunzulänglichflackernde Jmitation; zu denBegünstigtenhieltensichAlle, die nichteinsehen wollen, daßdas UngewöhnlicheeinUnrecht ist, daß einebedeutende Leistungzwar benutzt,aberihr Autorbestraftwird,und diedeshalbdie LeidenderEman- zipirten tragenmußten, ohne ihreFreudenzugenießen,und,wiebillig,be- gannen, zurechten,zumoralisiren,demontrer leurs plaies.

DieEmanzipationwarauchnichtMutterschaftbewegung Mankann heutediekühneBehauptung hören,daßman imGrunde niemals Anderes

gewollthabe:dietiefsteSehnsuchtderEmanzipation sei, bewußtoderunbe- wußt,immer Muttersehnsucht gewesen.DasGegentheil ist wahr. Jnder GeringschätzungderMutterschast, oftineinerpersönlichenFeindschaftgegen denewigen FluchdesGebärenmüssens,hatdieEmanzipation gelebt.Man wolltemehr seinalsnur einWeib: einMenschwiederMann,nichtnur

Durchgangsstation,nichtnurFortsetzerinund PflegerindesMenschen, sondern selbst Mensch,nichtnur ProduzentindesLebens,sondern Verbraucherin,Ge- nießetin,auchZerstörerindesLebens.DieEmanzipirtelebte imAufruhrgegen die Natur,sielebtewider dieNatur;sie wolltesichnichtdamitabfinden,daß ihrjede höhereLeistungund intensiveTheilnahmeunmöglichbliebe,nur weil siealsWeibgeboren sei.Siekannte denGrund ihresSchicksalsundächtete ihrenstärkstenTrieb. DashoheLiedderMutterschastunter demSchutzvon Politik,NationalökonomieundRassenzuchtist jüngerenDatums. Die Einun- zipirte hattedarüberAnschauungen,dieheutealslandesoerrätherischgelten.

Natürlich ist Emanzipationnichtsehr gesund; ihre echtenVertreterinnen ssiiidfragwürdiginmanchemBetracht,Endglieder,vor Allemaberexklusiv,

leidend und einWenigstolz auf ihrLeidenundvon nichts soweitentfernt wievom BekehrenAnderer. Emanzipation isteineGrenzüberschreitung;jede

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DieEmanzipirtem 43

Passionist Emanzipation;unddiestehtderFrau,der MutterdesMenschen, nicht zu, wederdiesachlichenochdiepersönlichePassion,wederKampfnoch Leistung nochdiegroßeLiebe.Undwenn jeder PassionderWunschzu Grunde liegt,dasLebenmöchteschnellerfließen,vorüberfließen,somagman ihnals KennzeichenderEmanzipirten ansehen.

Washabennun mitdiesen FreienundVogelfreienDie zuthun,die jetztdas RohmaterialfürdieFrauenbewegung liefern;diesich sogernin bedeutunglose Zustände einflechtenmöchten,aber doch durchmächtigeVer- hältnisse,denenunsereRegirungskunstnicht gewachsenist, dazu verurtheilt sind, ineinerArtum ihre Existenzzuarbeiten und zukämpfen,die imtiefen WiderspruchzuihrerNatursteht?Diese Frauen, sichselbstüberlassen,würden nur eineForderung stellen: Zurück!Undnur die eineFrageerörtern, wie sie den altenZustand erreichen,indemsieeine kleine Weltihr Eigennannten, andersieGemüth, Neigungen,TriebeundFähigkeitenauslassenkonnten.

Abersie sind nicht sichselbstüberlassen;siestoßenaufdieEmanzipation. Durch diese-sAufeinandertresfenzweierganzheterogenen Strömungen entstehtnun dasetwas konfuseAussehendermodernenFrauenbewegung;durch diewir-th- schaftlicheEntwickelungwurden derEmanzipation Massen zugeführt,dieeigent- lich sehr fernvonEmanzipationgelüstenwaren. Diesebotenganzunvermuthet dieMöglichkeitzu einerumfassenden Agitation; siezwangen aberauchdazu, denWunschnachderuralten, ewigen FrauenexistenzmitdenEmanzipation- idealenzuverschwistern.DasProgrammderFrauenbewegung hat alsovon derEmanzipationdieHöhe,vonderWirthschaftlagedieBreitebekommen. So istesdurchdieGunstderZeit sehr üppiggeworden.SeinagitatorischerWerth hat dasMaximum erreicht.EsumfaßtdasGute, dasSchöne,das Wahre, dasTiefeunddasNützliche,dasHoheunddasDauerndeund einigesAndere.

Man hat sichzwarspezialisirtzesgiebt Vereinsstreitigkeitendarüber, wie weit man indiesem Gemenge gehen dürfe;aberesgiebtkeineChemiederElemente und ihrerMöglichkeiten.Manverspricht widersprechendeDingeinHarmonie:

Berufund Persönlichkeit,BildungundMuttertüchtigkeit,Kameradschaftund Liebe.Jeder,dem diese Dingemehr als Worte sind, hörteinenmißtönenden Lärm. EineSynthesekommt nicht zu Stande. EsbleibteinKonglomeratz und dasFeldbehaupten diePersöhnerinnen,dievermittelnden Naturen,die okreinenwollen,wasfich aufhebt.

Esfehlt nichtanAnsätzenzugrößererBestimmtheit;wenn dieFrauen- bcwegungalseinProblemdesKapitalismusaufgefaßtwird,so istDasrichtig, sobaldman eben,wieesbillig ist,dieEmanzipationalsetwas ganzBeson-«

deres, alseinpsychischesProblem WenigervonderFrauenbewegungabtrennt, nicht sie ihreinordnet. MansolltedannaberauchweitergehenunddieFrauen- becvegungalsreaktionär,alsgegen denmodernen Oekonomismus gerichtetver-

Zei-

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stehen,derkurzsichtigundimGrundenur Raubbau amMenschenist. Diesem unpersönlichenOekonotnismus istder· Kleinbetrieb derEheundFamiliean-

stößig.Ersuchtihnsichzuassimilirenund dieFrauinseine Umklammerung zubekommen. Oekonomie alshöchstesPrinzip(undsie hat durchausdie

-

Neigung, sichalshöchstesPrinzipzurGeltungzubringen)kann nur zur Verarmung führen.OekonomiefordertimmerhöhereOekonomiezsie steigert sich selbstundforderteinOpfer nachdemanderen. Wir werdenallmählichzusparsam fürHausundFamilie,dieein Luxusfürarme Wilde bleibt: Dasistdie FolgederökonomischenEntwickelung,undbald wirdman stattdesOekonomisi mus einfachdieVerarmungalsdasBestimmende unserer Verhältnissean- führenkönnen. DieSchwierigkeitenderFrauen,diederFrauenbewegungdie Basis geben, wachsen durchdenOekonomismus ganz von selbst.Undwas thutman? Erkenntman ihnalsFeind? Bekämpftman ihn? Nein,man agi- tirtfür ihn;man sieht ihnalsBundesgenossenan. Mindestens glaubtman sichverpflichtet,ihmdenkleinenFingerzureichen.Man soll deshalbkeinen Werth ausdieVersicherung einiger Frauenführerinnenlegen, daß sie jagar nicht beabsichtigen,dieFamilieaufzulösen.Was liegtdaran,was sie beab- sichtigen,wenn sie nichtsehen,wasdieFolgen ihresWollens sind, fürwen sieeigentlicharbeiten,was ausdemWege liegt,densie gehen.wenn sie mehr aufdenKompaßalsaufdie Kartesehen?Dieumfassenden Berussbestrebungen (versührerischergenannt:Bildungbestrebungen),von anderen nichtzureden, arbeiten fürdenOekonomismus Derfindetimmer Wege,dieausgebildeten Arbeitkräftefestzuhalten.Nurwenn dieFrauunbrauchbar bleibt, wirdsie nicht gebraucht.Wirdsie aberallgemein aufBerufdressirt,dann wirdsie auchin dasökonomischeSystem eingespanntund diealteLebenssorm verschwindet.

Wenn unaufhörlicheinegroßeZahl,derUeberschußderFrauenmin- destens,zurBerufsarbeitgezwungen seinwird, zurKonkurrenzmittenMän- nern (mit ungleichenMitteln), so istDaseineharte Thatsache,abereben eine unauslöslicheharte.Dasdarf nichtein Grund werden,dieGesellschastordnung umzuiindern.DieFatalitätenderweiblichen Existenz lassen sichnicht beseitigen;

nur umwickeln odervergolden.Esistwieder derDekonomismus, derdie Un- kostenderGesellschaftordnungnichtbezahlen,ausdemLebeneinGeschäftohne Spesenmachen willoder dieUnkostenderneuen Ordnungkurzsichtigunter- schätzt.AberunsereEnkelwerden siekennenundstaunenund bezahlen,mit Jronie aufdiezukunftfrohen Vorfahren,dienichts vorhersahen,aberdieneue

Generation imVoraus priesen. «

Statt deinneuen Zustand entgegenzukommen(und Dasgeschiehtinner- halbderFrauenbewegung auchdanoch,wo man ihntheoretisch verwirst), stattsich aus ihn einzurichten, durchAusbau Alleszuthun,wasihmDauer verleihen könnte,sichvonder»Entwickelung«gutmüthigtreibenzulassen,sollte

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DieEmanzipirten. 45

man sichernstlichdieAufgabe stellen,nur denaltenZustandherzustellenund zu erhalten.Man müßte dazuvorAllem Dasausschalten,wasman vonden- Emanzipirtenübernommenhat.DiehochgetriebenenBildungbestrebungensind, wiedieEmanzipationvonderEheundvom Herd, Fremdkörperin derFrauen- bewegung.Siehat,wenn sie sich besinnt,alleVortheileeinesdeutlichenZieles, dasdenEntschlußerleichtertunddasauch berechtigt, Opferzufordern. Dieses Ziel ist, sich abzuschaffen,sich überflüssigzumachen.Esist erreichtmitdem MaximumderFamilienbildung.DieWege dahinkenntman abernicht,kann sie auch nicht finden,wenn man absichtlichnachderfalschen Richtung führt.

NichteineuferloseEvolution derweiblichenPsychekanndasZiel sein- fürdieFrauenbewegung,keineVerfeinerungzumJntellektualismus, auch nicht dieErringungneuer Rechte, sonderndieErhaltungalterRechte, dieeinemäch- tige TendenzdenFrauenzurauben droht. Daswollen dieFrauen selbst;

undman soll frohsein, daßsieesnochwollen. DaswillauchdieGesell·

schaftund derStaat alsUnternehmerfür BevölkerungzuwachsDaswollen auchdieMänner, dieschondieUnhaltbarkeitvon Verhältnisseneinsehen,in denendieLastenderGeneration einemTheilderFrauen aufgelegtwerden, wodurchdiese überlastet,dieübrigen falsch beanspruchtwerden unddieMen- schenqualitätverschlechtertwird. DieFrauenbewegunginihrerbisherigenTen- denzaberhaterreicht,dieGedankendarüber zuverwirren;sie hat durch ihre LobgesängeaufEntwickelung,aufdieneue Epoche,durchihrHinarbeiten auf dieneue Lebensform (nichtzu redenvon derneuen Ethik),Verwirrungin diepolitischenParteienderMännergetragen,bisweitindieReihenderKon- servativenhinein (Das hat sichbei derBerathungdesVereinsgesetzesgezeigt).

Esist Zeit,dieseWirkungzuparalysiren.Vielist schonversäumtworden.

Wenn eseingesehenwird,soistzuhoffen, daßdieFührerinnenendlichmit Denen,diesieführenwollen (Diesindreaktionär)Fühlung nehmen.

DavonganzunabhängigwirddieEmanzipationbestehen,die Art Deter, diealsEndglieder sichverbrauchen, dieauf Zukunft verzichten,um dieMög- lichkeitenderGegenwart auszumessen· Jmmerkönnenesnur Wenige sein;

abersiewerden immer sein.Denn so sicherdieFrauenbewegungmiteinem beschränktenZieleineZeiterscheinungistundmitErreichung ihres Zielsver- schwindenwird,so gewißwirddieEmanzipation ewig sein,alseineziellose, mitderZeit wechselnde;stets moderne, aberewig unzufriedene Unrastder Seele.Daß dieEmanzipirteneszueinergeschlosfenenBewegungbringenwer- den,istganzunwahrscheinlich. Wozu auch?SelbstdieemanzipirtenMänner sindvjaniemals soweitgekommen.Aberdaß siemitderökonomischen,anti- kapitalistischenFrauenbewegung innerlichnichts gemein haben,werdensiewohl bgreifen. Diese Scheidung schließtnichtaus,daß sich manche gute Hausfrau manchmal nachdenZuständenderEmanzipirten lüstern zeigt;ganzwiebis-

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her.Sieschließtauch nichtaus,daßman aus behaglicherSituation sichan denLeidenund SeelenkrämpfenderEmanzipirten ergötzt,ja, daßman als gutes Recht beansprucht,Dergleichenzusehenundvon fernzubegleiten,mit- schwingend,indem sicheren Gefühl, sichvor Gefahrund Ernstindiesen Dingen nicht besonders schützenzubrauchen;man kanndieLeistungen seiner Schwestern bewundern, auch ohnedieAbsicht, ihnen nachzueifern.

ZwischenBeiden stehtdieUnglückselige,dereineböseFeeanderWiege denCoelibat sang,ohneihreineGegengabezuverleihen,und derdanneine gütigeAufklärungdenWegzufrommer Entsagung oerstellt hat.Aber obfromm odernicht:zurEntsagung muß sieesbringen.Sie mußdienen, lehrend, wartend,pflegend, nachbeidenSeiten,aberesistnicht ihre Aufgabe,revo- lutionirend und ,,umwerthend«zuwirken;wenn sie führt,darf sie nicht nach eigenen Bedürfnissen,sondern muß nachdenenderGeführten handeln.Das isteinesoschwierigeundso mühevolleArbeit,daß siedaringewiß auchdie Betäubungihrer eigenen Schmerzen sindenkann.

Charlottenburg. J Lucia Dor aFr ost.

EineberühmteFrau istwasKurioses;keine anderekannsichmitihr messen.Sie istwie Branntwein: mit demkannsichdasKornauch nicht vergleichen,ausdemerge- macht ist.SoBranntwein kitzeltausderZungundsteigtin denKopfDasthuteine be- rühmte Frau auch.Aberder reineWeizen istmirdochlieber.DensätderSämannin die gelockerteErd,die liebeSonneund derfruchtbareGewitterregenlockenihn wieder her- ausunddannübergrünterdieVölkerundträgt goldene Aehren;dagiebts zuletztnoch einlustig Erntefest.JchwilldochliebereineinfachesWeizenkorn seinals eineberühmte Frauundichwillauch lieber, daßermichalstäglichesBrot breche,alsdaß ichihmwie einSchnaps durchdenKon fahre. (BettinavonArnim·)

ManhattediegelehrtenWeiberlächerlichgemachtund wollteauchdieunterrich- tetennicht leiden, wahrscheinlich,weilman esfürunhöflichhielt, sovieleunwissende Männerbeschämenzulassen. (Goethe.)

Frauen,dielesen,garFrauen, dies chreiben,passen nichtin unsereVerhältnisse,die nurfürOdaliskenundHaus sllavinnen geeignet sind.VonihrerfrühstenJugendanhören dieFrauen,dasJdealderWeiblichkeit seiein demmännlichengerade entgegengesetzter Charakter:keineigener Wille,keineSelbstbestimmung,sondernUnterwerfungundfüg- famer Gehorsam.DieFrau, sopredigtunsere Moral, ist verpflichtet, für Anderezuleben, denAnspruch auf eigene Existenzzuopfernundin derHingebunganAnderedasZiel ihresDaseinszusehen. Thut sie so,dannfindetdielandläufigeSentimentaliiät den der weiblichenNaturgemäßenZustand erreicht. (JohnStuart Mill.)

Die Weiberhaben größereSchmerzenalsdie,worübersie weinen.An den-Wei- bernistAllesHerz; sogarderKopf. (Jean Paul.)

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Motten FAan 47

Morten Fynba

IF Uhrwar Elf,alsich ausging.Ich hattedenganzen Tagmitstarkem KopfschmetzzuBettgelegen.AberalsichmeinenTheegetrunkenUndein paar StückeButterbrot gegessen hatte,wurde esbesser.Undgegenelf Uhr stand ich auf,zogmichanundgingaus-

»Du bist ja verdreht!«sagte Bruder Niels,derimWohnzimmerinHemdss ärmelnsaßundunter derHängelampeeinenNickermachte. »Du bist ja verdreht, Mann!« sagteer. »Die Uhr ist Schlafenszeit!«ErgöhntewieeinWalfischund ging hinundsah nachdemBarometer. »Gott sei Dant,essteigt!« sagteer.

»Dann könnenwirwohlmorgen mitdemWeizen anfangen...GehstDuwirk- lichaus?«fragteerdannundstrecktedieGlieder-

»Ja-C sage ich; »ich mußetwas frische Lufthaben«

»Gott segne Dich!« sagteerundgähnte wieder. »Gott se—gne Dicht«

»Gute Nachtl«

,,GuteNachtl«

AlsichamSchreibtischvorbeikam,steckteichausalterGewohnheitmeinen RevolverindieTasche. Jch nahmihnimmermitmirausmeineSpazirgänge längsdemStrande undschoßnachMöwenundBäumenund Steinen. Trasaber nie. Jch ging durchdenGatten, wo dieBüscheundHeckenmitkleinen, kurzen Schatten standen.DerMond war bereits hochoben. Eswar Vollmond-

VorderGartenthürbliebich stehen, unentschieden,obichamWasserent- anggehen sollteoderaufderLandstraßeundanderkastberger Mühlevorbei.

Jch schlugdenWegamGartendeichein.Aberplötzlichbog ichabundging hinüber aufdieLandstraße. Warum? sagte ichzumirselbst.Warum gehstDunun den Weg?Deram Strande ist dochvielschöner.Aberich gingweiter. Jch hatte einGefühl,wieman esofthaben kann, daßniirEtwas begegnen sollteEinsoder dasAnderepassiren,wenn ichhierentlangging «

DerTannenwald liegtlinksvomWege. Rechts hatmandieAussichtüber ein paarabsallende FelderundflacheWiesenzumFjordhin·Jch sahdreiAallichter draußen schimmern.MattröthlicheLichter,diewiedurch Hornfenster schiene.1.Einschwacher Windbliesvon derSeeundvom Tannenwalde kameingedämpstesBrausen.

Jchhörteesdarin raschelnundknirschenwievon einemThier,dasaufwelke Blätter undNadeln tritt.

-MeineHand fuhr unwillkürlich nachderTaschemitdemRevolver. »Nein, nicht schießen«,sagte ich; ,,nicht schießenhier aufderLandstraße!Die Leutewer- deninderNacht so leicht erschreckt«DerMond schienzwischenden Bäumenherab.

Undman sahdabeigroße weiße Flecke aufdemMoos,wieaufeinemTheater- bodcn,wenn daselektrischeLicht angezündetwird.EssurrteindenTelegraphen- stangenam Grabenrand. Jch ging hinundlegtedasOhraneine.Aber alsich merkte,daßesmirwehimKopf that,zogichesrasch zurückund gingweiter.

BeidenPappeln lagdasHausvon Tambours alterElse.DieMauern grinstengelblichimMondlicht.AberdieFenster standen schwarzundderSchatten vomTrausdach lagalseinbreiter grauer Strichdarüber inderganzenLänge desGebäudes. Jchbliebstehenundlauschte.Mirwars,alshörte ichdie Altedrin inihremBett stöhnen.

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EinSauseninderLuft ließ mich aufblicken. EswareinStrichEnten,der-, wieaufeineSchnurgezogen,zumWasser flog.Siehielten sichganzniedrig.Und wiederglittmeine Hand hinabandenRevolver.

»Es nützt doch nicht!« sagte ichzumirselbst.»Du kannst sie doch nicht treffen.Unddann weckftDuja auch Else aus«

IchwaraufdenHügel gekommenundstand geradevor derMühle.Die Flügel drehten sichlautlos undlangsam herumimWind. Nurjedesmal,wenn einFlügel senkrecht hinunterzurErdestand,quietschteerin derAchseDanngings lautlos weiter. UnddernächsteFlügel quietschte.Dasist ekelhaft anzuhören dachte ich beinahelaut. Ich muß Kornxliufsenmorgen sagen, daßerwas dagegen thut.

DiePferdekönnenja scheu werden,wenn sie hierin derDunkelheitvorbeikommen.

Einrothes Licht schimmerte durcheinkleinesFenster hochobenunter dem Mühlendach·Wenn Dunun dahineinfchössest,dachte ichundlachtebeidemGe- danken, sokämedaeinkleines,rundes Loch.Aberdann kämeesdaraufan,ob Dunocheinmal dahineinschießenkönntest...

Unten amFußdesHügels führteeinGraswegindenTannenwald ,Darin iftsl« sagte ich. »Den Weg mußtDugehen!"Undich bogdahin- unterab.HohesGras stand zwischendenRadspuren Jchkonnte die-Sohlenan meinenSchuhen darauf scharren hören. Unwillkürlichhob ichdieFüße höher.Die eineHälftedesWeges lag dunkel, währenddieanderehellvomMond befchienen» wurde. Jch ging hinüber aufdiehelleSeite. Dawar einFußweg, aufdemdas Gras niedergetretenwar. Jch sahindenGraben. Einleichter Dampf stiegdaraus hervorundbildete seltsame GestaltenundOrnamente.I

Plötzlich mußte ichan das junge Mädchen denken,daswireinesAbends unten inunseremMoor gefunden hatten.Das istnun lange her. Jchwar wohl damals so zwölf, dreizehnJahre. Eswar einwarmer Tag gewesen, so daßdas Moor dampfte,undich sahdieElfenjungfrauen tanzenunddieMoorfraumitten unter ihnen sitzen. Jch gingmitunserem Stallknecht,derhinsollte,um diePferde zurNacht einzudringen Erhob sie auf,wiesiedalag. Siewar vornüber ge- fallen,mitdemGesicht aufdieFahrspur;die Beinereichtcnüber denFußweg.Das istjaAnna Sosiel sagteer.Undsiewars auch.Siediente althaumädchenzu Hausnndich hatte noch geradeamVormittagmitihr gesprochen.Siehattemir eineHandvollErdbeeren gegeben,diesie aufdemhinterstenGartenbeet gepflückt hatte,undich hatte ihreinenKuß dafür geben müssen· Jchblieberstganzstarr vor Schreck,wieichsiedaliegen sahUndichwollte fortlaufen. AberRasmus hielt mich fest.SiethutDirsicher nichtszuLeide, sagteer.Watte mal!Und da- mitdrehteerdasMädchen aufdie Seite. Hier hat sies bekommen, sagteer.Und ichsaheingroßes Lochinihrer rechten Schläfeund vielekleineLöcherinihrrr BackeundNase.Sieist richtig tot, sagteRasmus. WasDeibel für’n Affekuan Dasgemacht haben?Dann schickteermich nach Hilfe.UnddasMädchenwurde aufdenHofmiteinem Wagen gebracht,dersolangsam fuhr, fo langsam,ent- ann Ichmich.UndeineUntersuchungwurde eingeleitet undeinVerhör abge- halten.Abernichts ließ fich aufklären Jchkonntemich deutlich rntfirnen, daßder HardesvogteinesTages aus derStadt mitzweiPolizistengefahrenkam Sie hatteneinen langen, trummrückigenMann zwischen sich aufdetnhintersten Sitz.

Jch tannteden Mann gut. Eswar Motten Fynbo,deralsGroßtnechtobenauf

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Das Publikum aber läßt diese Albernheiten mit wahrhaft evangelischer Gleichgiltigkeit über sich ergehen. Auf diese Weise bestärkt man in den Ver- brechern doch nur den

Damen von der Poesie ausgeschlossen.Die Perser sagen: Wenn die Henne krähenwill, muß man ihr die Kehle abschneiden. Diese Frau war mit einer Zunge schon eine Fama; was würde

und nun solls auf einmal im Schnellzugstempo vorwärts gehen. Die Furcht, daß die berliner Großbanken im Aufsammeln der letzten Reste von Privatsirmen flinker sein könnten, scheint

erschollen, hatten wir Hochkonjunktur. Da lohnte sichs, um eigene Zechen und Kon- tingentirung zu kämpfen. Jetzt sind zwar die Kohlenpreise noch immer hoch, aber der Konjunktur

Das sagt er nicht, wie Minna vielleicht glaubt, aus Eitelkeit, sondern aus be- rechtigtem Stolz. Jst der dritte Akt erst fertig, dann ist er frei und König, denn das Werk wird

Doch daran ister gewöhnt. Jm Juli1907 ließ er den Vertretern der Republik sagen, er liefere die des Mordes Angeschuldigten, gegen den Willenseiner An- hänger, nur aus,

im Grünen: eine Unmenge Details verkündet das reizende Erlebniß und überall hebt das Wesentliche sein ornamentalisches Gesicht heraus. Aber sobald nun der Eindruckswerth zum

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