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Die Zukunft, 11. September, Jahrg. XVII, Bd. 68, Nr 50.

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XVII. Jahrg. Berlin,·dHcML1».u,-Iåeptetnber, Ur.50.

Mir Zukunftss-

Herausgebers

Maximiliasn Karmen

Inhalt:

Seite

HienervaHR VonYascgientsky ....... ........·...361

waikeäuxVonCoryneksusGut-sitt ·. ..........;.....370

Pollux-pay Voncheck-or Hase . .,... . ..............879

perTraum. VonJanny groegtcl ... .........·.....381

Vers-. VonChristian Wagner ................. ...'386

Kaisermanöven Vonzsekix Hatten ... ........ ». .387

Danks-. Vongabon ..........................391 Uachdruck verboten.

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Erscheint jeden Sonnabend.

Preis vierteljährlichl5Mark,dieeinzekneNummer 50Pf.

Berlin.

Verlag der Zukunft.

WilhelmstraßeZa.

1909.

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Kapital: 5Millionen Italle hateinegrosseAnzahlvorzügl ObjekteinBerlinu.Vororten Zurhypothek. Beleihung Zu zeilgemsjssem Zinsfusse nachzuweisen, unclZwar lilrdenGeldgeber völligkostcnlrci.

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Berlin, den 11.Henkember 1909.

Steuerpolitik.

WieBetrachtungenüberKonsumundKapitalimfünfundzwanzigstenHeft

7

der»Zukunft« habenmirvom DirektorderHypothekenbankinHamburg, HerrnDr.Friedrich Bendixen,einenliebenswürdigenBriefunddreiBrochuren eingetragen,deren Verfassererist.Ueberdie eine:»Die Reichsfinanzreform einnationalökonomischesProblem-C hattedieSchlesischeZeitung kurz berichtet undanderen Referat hatte ich angeknüpft.Eshießdarin,derVerfasser habe gerügt, daßdiebisherige SteuergesetzgebungdenKonsumzumNachtheilder Kapitalbildung begünstigt»undmöglichstfreigelassenhabe«,was icheine arge Uebertreibungnannte. Jch überzeugtemichnun durchdie LecturederSchrift davon,daßdieWorte»undmöglichstfreigelassen«daringarnichtvorkommen.

Jch überzeugtemichfernerdavon,daßDr.BendixenRechthat,wenn ermir schreibt: »Ich glaube, daßwir einander vielnäherstehen,alsSie beider Abfassung JhresArtikels geahnthaben.« DerHerrBantdirettvr erkennt die BedeutungdesKonsums fürdieProduktion vollanan.v Erschreibt: »Im Uebrigen darf wohleinmal daran erinnertwerden,daßdieSparsamkeitnur einerelative Tugend ift.Esist nicht schwer, sichdieübleWirkungzuver-

gegeniväriigen,dieeineallgemeineund übertriebeneSparsamkeit auf Pro- duktion,Güterabsatz,Lohnverhältnisse,Arbeitmarkt zurFolge habenwürde.

Nicht aufderindividuellen Sparsamkeit beruhtdernationalökonomischeFort- schritt, sondern aufderWirthschastlichkeitderGesammtheit, also aufdemrich- tigen Gleichgewichtvon Produktion,Verbrauchund Ersparung«Undin Be- ziehung auf unsere Steuernoth schreibter: »Ja Frankreich freilichwäredie Wahlzwischendirektenund indirekten Steuern anders zutreffen.Beider fast krankhaft gesteigertenSparsamkeitinHaushaltundKindererzeugung müßte eineweise Regirungdas gelähmteWirthschastledendurch Verbilligungdes

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362 DieZukunft.

KonsumsundBesteuerungdesKavitalzuwachsesanzuregen und zubefreien suchen. Also nachderwirthschaftlichenLagederNationmußman zwischenden verschiedenenBefteuerungmöglichkeitenwählen-«Das erstederbeidenCitate istderSchrift »Die Ueberflußsteuer«entnommen. Bendixen begründetdarin seinenVorschlag,inHamburgdiegenannte.Steuer einzuführen,derenWesen man aus dem§1des von ihmausgearbeitetenEntwurfeserkennt: »Die Ueberflußsteuerwirdvon physischenPersonenmit Dreivom Hundertvon dem TheildesEinkommens erhoben,derdenVerbrauchdes letzten Jsthresum

mehrals3000 Mark übersteigt.« Daß ich seiner Forderung,dieReichs- finanzen hauptsächlichaufTabakundAlkoholzu gründen,von ganzemHerzen

"beipflichte,habe ichbereitsgesagt. JnderSchriftüber dieReichsfinanzreform widerlegtDr.Bendixen sehr schöndenEinwurfgegen einehohe Besteuerung derbeidenGegenständedesMassenlnxus, daß siedenVerbrauchvermindern und demnachzwar denmoralischen Zweck erfüllenwerde,wegendessen sie vonManchenempfohlen wird,denerwarteten Steuerertragabereben darum nichtabwerfenkönne. Dr. Bendixenglaubt (und sehr wahrscheinlichhatet damitRecht), daßbeideZweckeerfülltwerden würden.DieMänner würden fürTobak UndAlkoholgenausovielGeldausgebenwiebisher,nur eben inQuantität oderQualität weniger dafürbekommen(was, meineich,gar keinUnglückwäre).»Die Differenz erhältdasReich-«Underberechnet dieDifferenz,diesich herausfchlagen ließe, auf900Millionen. Stimmt seine Rechnung, sowäredasReichmiteinemSchlageaus allen Verlegenheiten heraus,wenn nur irgendeine MehrheitdenMuth hätte,denvon derWuth derInteressenten drohenden Mandatenverlustzuriskiren. Denn daß nicht Sentimentalität,wie Dr.Bendixen glaubt, sondern lediglichdieRücksichtauf dieWählerdieReichsboteninallensolchenFragen bestimmt,davonbinich fest überzeugt.Alsichlas,daß sievon den77Millionen,diederTabak bringen sollte,34abgehandelt haben,wurde mirübel.

Wirsteheneinander also nichtalleinnah,sondern stimmeninallem Grundsätzlichenvollkommen überein,daich ja selbstverständlichdieBedeutung desKapitalsin derheutigen Wirthschaftordnungebensoanerkennewie Dr. Ben- dixendie desKonsums.MeineAbweichungvon ihmbeschränktsichaufzwei Punkte. DereineistreinformellerNatur. Dr. Bendixen pflegtdasObjekt unserer Differenz Sparkapitalzunennen, ichaber finde diese Bezeichnung irreführend.Ersagt selbst, daßerbeidenSummen,von denen erglaubt, daßwirsie brauchen, nichtandiepaar in denSparkassenfestgelegtenMil- liarden derkleinenLeutedenkt. DiesesSparkapitalist wirklichdurch Sparen imgebräuchlichenSinn desWortesentstanden: dadurch, daßman nichtnur auf bescheidenenLuxusundKomsort verzichtete, sondernmiiunter sogardas Nothwsndige entbehrte.AberdieLeute,die dasandenBörsen umgetriebene

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Steuerpolitik. 3 63 Kapital zusammenbringen, habenmit dervondenSozialdemokraten einstver- spotteten Sparagnes Eugen Richters wirklichkeineAehnlichkeit; ihr »Sparen«

-«-bestehtnur darin, daßsie nicht ihr gesammtesEinkommen verbrauchen,was sienur könnten,wenn sieeinen ganzwahnsinnigen Luxustriebenoderihren jährlichenUeberschußverschenktenwieMr.Carnegie,denessoviele.Mühe kostet, seineMillionen andenMann zubringen. Das kapitalreichsteVolk Europas, dasenglische, zeichnetsichdurchkeineTugend wenigeraus alsdurch diederSparsamkeit.SchonAdamSmith hat sichdarübergewundert, daß seineLandsleute trotz SchlemmereiundLüderlichkeitimmer reicherwerden, undalleneueren BeobachterdesenglischenVolkslebeiw stimmendarinüber- ein,daßdieEngländeraller EinkommenstufenkeineFreundevom Sparen sind,DerAltersversicherungderArbeiter widerstrebtman, weilsiedenSpar- zwangbedeutet,wobeifreilichhauptsächlichderdemEngländerverhaßteZwang betont wird,dieAbneigunggegendasSparen abersicherlichmitimSpiel -ist. Jch ziehedarum dievon Rodbertus eingeführtenBezeichnungenvor und unterscheidevom RealkapitaldenKapitalbesitz;undsoferneinTheildesbe- sessenenKapitals nicht investirt ist,wie derOesterreichersagt, sondernin der Formvon Geld und Geldsurrogaten zurückbehaltenwird, nenne ich dieses einfach Geldkapital Dieses Geldkapitalnun ist nichtsAnderes als dasRecht, übersovieleGüterundArbeitkräftezuverfügen,wiefür seinenNominal- bettagzubekommen sind.SoweitdiesesRechtingroßemUmfangeinem einzelnen Besitzer zusteht,nenne ichsolches KapitalmitMarx akkumulirtes KapitaloderKapitalanhäufung.

Nun entstehtdieFrage,inwelchemUmfangdieseKapitalanhäusung nützlichundnothwendig istund beiwelcherGrenze sein NutzeninSchaden -umschläzt.Daßeseinesolche Grenze giebt,erkenntja auchDr. Bendixen an,wieerwähntworden ist.DieDifferenz zwischenuns bestehtnur darin, daßerbehauptet,wirhätteninDeutschlandnochlange nichtgenug Geld- kapital, während ichDas allermindestens bezweifle.Seine Ausführungen haben mich nichtüberzeugt,obwohl sie mich auf manchenUmstand aufmerksam gemachthaben,denichbisher übersehenodernicht genügendbeachtet hatte.

So: daßwiralleinzurBeherbergungdesjährlichenVolkszuwachsesalljährlich einerweiteren Milliarde bedürfen.Sachverständigeremögen entscheiden,ob dieseMilliarde vollständigflüssigsein muß;aber dieBerechnungwirdstimmen, vorausgesetzt, daßdieMilliarde,fallswirsie haben, auch wirklich für diesen Zweckverwendet wird. Undhiernun erhebt sich gleicheinBedenken. Der naumburgerArztundStadtoeiordnete Dr.Schiele,derdieBodenbesitzreformer so energischbekämpft,erörtertauch dieallgemeinbekannteThatsache, daß für dasWohnungbedürfnißderReichen reichlich, fürdasdesMittelstandesaus- ireichend,fürdasder Unterklasse,diedochdas GrosdcsBevölkerungzuwachses

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364 DieZukunft·

liefert, sehr ungenügendgesorgtwird. Nurindirektgeschiehtfür dieseKlasseim denStädten Etwas dadurch, daßdievornehmen Familien,diefrüherin der inneren Stadt wohnten,indieschönenHäuserderneuen Stadttheileziehen, wodurchdie leergelassenenWohnungenderinnerenStadt imPreisegedrückt undfürärmereMiether freiwerden. Jm südwestlichenDeutschland,berichtet Schiele,steheesindieserBeziehung besser,weildortnochdasKleinunternehmer- thum vorherrsche:dermittlere,derkleineBürger lasse sichvom kleinenArchi- tektenodervom Maureri undZimmermeistereinHausbauen,das erselbst bewohneundindas ereinenodereinpaar Miether gleichenodernoch ge- ringeren Standes aufnehmeNun erdrückt aberbekanntlichdasgroßeUnter- nehmerthumdaskleine unddasGroßkapitalerzeugtdasGroßunternehmer- thum. Also ist sehr unwahrscheinlich,daß durch stäzkereAkkumulirung, durch stärkeresAnwachsendesGroßlapitals fürdieBeherbergungunseres Volkszu- wachsesbesser gesorgtwerdenwürde. DasGroßkapitalfragt nicht nachden BedürfnissendesVolkes, sondernnur danach,wieesaufdiebequemsteWeise denhöchstenZins erlangen könne;unddiesesStreben führt sehr oftzu Ver- wendungarten,deren volkswirtschaftlicherNutzen zweifelhaft,undsogar auch zusolchen,derenVerderblichkeit zweifellos ist.Nehmenwireinenglisches Beispiel (nur deshalb,weilesbekannt ist):dieSunlight Soap. Jch schätze dieGebrüderLeder,diefür ihreArbeiter einParadiesgeschaffenhaben, sehr hoch, aberichsagemir: Ueber ein wieungeheures KapitalmüssendieseHerren, ihrenReklamekvstennach zuurtheilen, verfügen!Undich sagemirferner:

Jch brauche ihre Seife nicht,undwenn ich sie gebrauchte, sowürde Das meiner GesundheitundmeinemBehagen nichtdenmindesten Zuwachs bringen;und dieungeheure MehrzahlderMenschenwürdedasSelbe sagen,wenn sie nicht so schwachwäre,sich durchRellame beschwatzenzulassen. Diese großen Seifenfabrikantenverwenden also ihrKapital(abgesehenvon ihrerArbeiter- fürsorge)auf überflüssige.Dinge.Das heißt:überflüssigistnur dieEtikette;.

Seifeansich ist ja nothwendig;esistnur gleichgiltig,obman dieSeife- deskleinenSeifensiedersoderdieeinesGroßunternehmerskauft,dereinige TausendkleinerSeifensiedererdrückt.Undnun nehmeman dazu dieGroß- fabritantenvon wenigernützlichenundnothwendigenDingen (wievernünftig war derGedanke einerParfumsteuer!)undvonschädlichenDingenwievon

Schundliteratur,und berechne sich,wie vieleMilliarden Kapitalwirübrig haben!Auf Kapitalmangel führtDr.BendixengleichAnderendievielbeklagte, dieProduktionhemmende Geldllemme derletztenJahre zurück.-RudolfEber- stadt istanderer Meinung. Erhatschonvor achtJahreninseinerSchrift

»Der deutscheKapitalmarkt« nachzuweisenunternommen, daß nichtdieJn- dustrie, sonderndieSpekulationdemMarkt dasGeld entziehe.Erberechnet, daßvon denimZeitraum1896 bis1898inDeutschland durch Emissionen

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Steuerpolitik. 365 aufgebrachtenSummen derIndustrie, demHandelund demGewerbe nur 25,dagegen75ProzentalsKursgewinnedenSpekulantenzugeflossenseien, und schließtaus seinen Berechnungen, »daßdieStörungen unseresMarktes aufeineAblenkungundAufsaugungdes Kapitals durch unproduktive Zwecke -[schlechtesDeutschl]zurückzuführensind.« (Jchkenneseine Schriftnur aus denCitaten indemBuch,,ErtverbundEinkommen imZukunftstaat«von Emanuel Perwolf,dessen halbsozialistischeForderungeinergesetzlichfestzu- legendenoberenundunterenEinkommengrenzeich nicht billige.)Wenn man weder selbstGeschäfte-wannist nochmitGeschäftsleutenintim verkehrt,die Börsenur ausBüchernundZeitschriftenkennt,sovermag man natürlichnicht zuermitteln,wasansolchenBehauptungen Wahres ist.Aberdasichein Mann wieEberstadt Dergleichen doch nichtreinaus denFingern saugenkann,so läßtman sich durch KlagenüberKapitalmangel vorläusignicht rühren-

UeberdieArt,wiedieamerikanischenMilliardäre ihr Kapital aufge- häuft habenundwiesieesverwenden,ist ja wohl Jederim Klaren. An Mr.Carnegie,derunermüdlichpredigt,auch diegrößtenVermögenseien nichts alsArbeiiverdienst, hat Hesse-Wartegginseinem Buch ,,Amerika« (S.100) seineReihevon Gewissensfragengerichtet;und von Harriman,derjetztder größtederEisenbahnkönigesein soll, scheintesnacheinerbiographischenStizze, dieichjüngstlas,festzustehen, daßersein ungeheures Vermögennur durch Spekulationangehäuft,auch nichtdenkleinsten Theilinproduktiven Unter- nehmungenerworben hat.

Warumsollnun dieSteuerpumpe nicht auch solcheSpekulationgewinne erfassen,andenen esdochwohl auchinDeutschlandnicht ganzfehlt? Jch binmitDr. Schiele, dessenRententheorie ich übrkgensnicht annehme,darin einverstanden, daßesnichtdieBodenspekulation ist,was dieWohnungenver- theuert, sondern daßesdieBereitwilligkeitdersich aufkleinenRaum zu- sammendrängendenMenschen zur"Zahlung hoher Miethpieise ist,was den Bodenwerth schafftunddieGrundstückspekulationrentabelmacht.Die Berliner brauchennur auszuwandern,umostpreußischeHaidenoderdiewestafrikanischen JDiamantenfelderzukolonisiren:undderBoden derFriedrichstraßewirdwohl- feiler alsKartoffelacker.Aberwarum man, mag auchDamaschkes Theorie falschsein, seineWerthzuwachssteuernicht einführensoll,mit dersichimmermehr Kommunen befreunden, sehe ich nichtein. Wenn jeder Arbeitverdienstver- steuertwird:warum sollda gerade derKonjunkturengewinn freibleiben? Wenn derBeamte, dessenEinkommen bekannt ist,wenn derAngehörigeder,,freien«, mehroderweniger vogelfreien Berufe,dersichimGewissen verpflichtetglaubt, seinEinkommen wahrheitgetreu anzugeben (reicheLeutescheineneinireiicres Gewissenzuhaben; freilichmagauchdieSchätzungdesReinertragesbei einem komplizirien GroßbetriebschwierigerseinalsbeiUnsereinemzdenGroßgrund-

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366 DieZukunft.

besitzender zur Qual seines patriotischen HerzensdemStaate nur mitsechs Markunter die Armegreifenkann, weilihmdiezwei Dberförster,dieerzu besoldenhat,nicht mehralsneunhundertMark übrig lassen shossentlichschicken ihmdieUnterförsterwenigstenseinpaarHasenindieKüche],unddenfrank- surter Millionär,dergarnichts zahlen kann,weil ergar keinEinkommen- hat, überlasseichdenWitzblättern),alsowenn derGymnasiallehrer,derArzt, derPublizist jedeMarkseinesinsaurerArbeitverdientenEinkommens versteuern- muß, so ist dochnicht einzusehen,warum nichtauchderSpekulationgewinnver-

steuertwerdensoll.Daran denktjakeinVernünftiger,ihnganzhinwegzusteuern unddadurchdieSpekulationzutöten, die wir als eineTriebkraftundeinen Regulator unserer Wirthschaftmaschinenicht entbehrenkönnen. Aberwenn der geistigeArbeiter nicht aufhört,zuschuften,trotzdem ihmvon seinen viertausend Mark Arbeitverdienst Staat,KreisundKommune beinahe dreihundertMark abnehmen, sowirdderSpekulant nicht aufhören,zuspekuliren,wenn ervon- seinen zwanzigMillionen einepro patria opfernmuß.

Ja, sagendieHerrenvon der Linkenundvom Hansabund,die Steuern, dieman derBörse auferlegt hatundnoch weiterauszulegengedenkt, treffen nur leidergarnichtdieSpekulanten, sonderndieIndustrie;und derHerr Geheime KommerzienrathKirdorf hatuns jüngstvorgerechnet,daßderenVer- dienst nächstenswirklichweggesteuertseinwird. Erwirdsich nicht darüber wundern, wenn seineBerechnungenkeinen durchschlagendenErfolg erzielen.

Daß jeder Berufstand,demeineneueLast aufgebürdetwerden soll, seineUn- sähigkeit,sie zu tragen,mitZahlen beweistunddaßersiedanndochganz leicht trägt, isteinso alltäglicherVorgang, daß sichderStaatsbürgerdaran gewöhnt hat, solche Berechnungen nicht tragischerzunehmenals dieBe- theuerungderGattin,siehabe nichts anzuziehen. NatürlichbleibtjederVer- dachteinermala Hdes ausgeschlossen.Esistnur ebeneinealltäglicheEr- fahrung, daß zweiLeute, dievon zwei entgegengesetztenSeiteneinem solchen RechenproblemzuLeibegehen, sehr verschiedeneErgebnisse herausbekommen unddaß JedervonBeidenüberzeugtist, seine Berechnung seidierichtige·Aber wenn wirAnderen von KotirungsteuerundDergleichen nichts verstehen (für mich kannichDasbeschwören;wasjedochdieHerren Konservativen betrifft:

solltevon Denen nichtdochManchereinenBlickhinterdenVorhanggethan haben?DerVater Ploetz soll jamal böse hineingefallen sein),dannistes diePflichtderSachkundigen,derLinkenvon Singeranbis in dieReihender Botschafterpartei hinein(manerinneresichdesBeutezuges,derimSeptennats- rummel 1887nachdemMesserschneideartikelder»Pos«unternommen worden ist),derRegirunglVorschlägezumachen.Denndaßvesunmöglichsei,dieSpe- kulationgecvinnezufassen, ohnedieIndustriezuschädigen,glaube ich einfach- nicht.AlsodieSachverständigenmögendenrichtigenModus beschreiben.

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Steuerpolitik. 367

Da zweidermirzugegangenen BrochurendesHerrnBankdirektors BendixendenAnlaßzudiesenErörterungengegebenhaben, muß ich doch auch diedritte erwähnen,obwohl sie unser Thema nichtunmittelbar berührt.Sie ist »Das WesendesGeldes« betitelt,erklärt dieses in derHaupssachesowie ichund enthält über die NaturdesWaarenwechsels,dasKreditrechtdesPro- duzentenunddiediesem entsprechendeGeldschöpfungpflichtdes Staates einen Exturs,dervon denNationalökonomenftudirtzuwerdenverdient. Wennje- dochDr.Bendixen, ohneeinenleichtsinnigenAngrisf auf unsere Goldwährung besürwortenzuwollen,von demervielmehrdringend abräth,die»staatliche TheoriedesGeldes-«von Georg Friedrich Knappalsrichtig nachzuweisen sucht,derdasEdelmetall für entbehrlich erklärt, sokannichihmdarinnicht folgen.Wasihm alsneue Offenbarung erscheint, istweiternichtsalsder alteJrrthumderBankpraktiker, die,weilsiebeinaheAlles mitPapierbe- sorgen, sich leicht einbilten,esgehe ganzohneMetall· Freilich gehtesim innerstaotiichenVerkehr,aberesgeht nichtiminterstaatlichen.Denschlagend- stenBeweis dafür hat,wieHelfserichzeigt, Rußland geliefert,dasbeim FriedensfchlußJapanum dieFrucht seiner Siegebringenkonnte, weil Witte einenGoldschatzvon. 2450Millionen gehäuft hatte,mitdemRußlandden Krieg noch zehnMonate hätte sortsührenkönnen,währendJapansMittel zu Endewaren. WelcherausländischeLieserant hätte Armeebedürsnissefürun-

gedeckteRubelscheineanRussland verkauft?UnddasMetallgeld ist Werth- mxsserl DaßesohnediesenWerthmefsergehe, dafür berust sichDr.Bendixen, wieallesolcheausderPraxis hervorgegangenen Theoretiker, aufdenöster- reichischenPapiergulden,derinderZeit,daDesterreichdiePapierwährung hatte, Werthrnaßgewesen sei. Jchaberfrage,wieichin meinerkleinen»Volks- wErthschaftlehre«gefragt habe,mit Knies: Waswillman dennnachBeseitigung derMetallgrundlage aus soeinenZettel schreiben? Zehn Arbeitstunden,wie dieSozialistenwollen? Dakönnte manebenso gut zehn Hohnoderfüns Sasa daraus schreiben; dafür giebtkeinHökerweibeinenApfel.Oderzehn Brote? Ja,wievieleEllenLeinwand,Pfund Kassee,Liter Milch-wieviele GartenkonzerteoderTauben kriegtman denn für zehnBrote? Dakehren alleVerlegenheitendesTauschverkehrs wieder,von denenuns dieErfindung desGeldes erlösthat«DasGoldundvorseinem übermäßigenPreissallauch dasSilber hatimVerkehreinnicht absolut,aberrelativ sestes Werthvers hältnißzuallenGütern und Leistungen erlangt,daseszumWerthmesser tauglich macht.DerPapierguldenkonntenur darum innerhalb Oesterreichs eineWeileWerthmesserfein,weilebendarauf gedruckt stand »EinGulden«

und weilJeder nochdenSilberguldenin derErinnerung hatte, dessenWerth sich beimFallendesSilberpreises zwischeneinerundzweiMark bewegte.Wäre diese Erinnerung vollständiggeschwunden, sowärederPapierguldeneinals

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368 DieZukunft

Werthmaßvollkommen unbrauchbares,ganz-phantastisches Ding geworden- Daßbei derSchafsungvonMünzenundMünzzeichenderStaat mitseiner ,,Proklamation«mitwirken muß, versteht sichvon selbst;aberausdieser beruht nicht dieFähigkeitdesGeldes, Werthmesserzusein: dieseFähigkeitverleiht ihm ganzalleinderSubstanzwerthdesGoldes.DaswirklichverwendeteQuantum Gold magnochso kleinsein,esmöchteeineinzigesinirgendeinerBankaus- bewahrtes ZwanzigmarboderZwanzigfrankenstücksein:esträgt dennochdas ganzeRiesengebäudeunserer Geldwirthschast. DaßandemkostspieligenMa- terial desMaßes möglichstgespartwerden müsse,hat schonAdamSrnithge- lehrt;unddarum hat dieWeltmitdemErsatzdesMetallgeldes durchBank- noten,Check-undGirooerkehr nicht auf Knapps Theorie gewartet,deren Dar- stellung (ich habe seinBuch nicht gelesen) ja vielleicht recht interessanteund beachtenswertheWahrheiten enthält·

EinenArtikelaus demJahre190.3,»Der sozialeGedankeundseine Uebertreibung«,hätteDr.BendixenindiesemFrühjahrnocheinmalveröffentlichen sollen.ErbeginntmitdenSätzen: »Im ReichstaghateinCentrumsredner denGedanken angeregt,dieErbschaftsteuer fürdieganzgroßenVermögen auch ausKinderundEhegattendesErblassers auszudehnen Es machtnicht denEindruck,alsobessichhiernur um eineimFlußderRedeentstandene Improvisationhandle;vielmehrscheintderRednersichderUnterstützungseiner Parteiversichert gehaltenzuhaben.DerParlamentsbericht verzeichnethierzu keineAeußetungderZustimmungoderdesMißfallensausdenReihendes Hauses.DerVorfall istimhöchstenGrade charakteristsschund sollte nicht gleichgiltigübergangenwerden. EristbezeichnendfürdenTiefstanddesGe- rechtigkeitgefühls,dendieOeffentlicheMeinung unserer TageinSteuerfragen bekundet. Hatdenn derRedner,der, nebenbeibemerkt,alsHütervon Recht undGerechtigkeiteineehrenvolle Laufbahn hinter sich hat,keinGefühl für dietiefe politische Unsittlichkeit seines VorschlagesZ Jstdas öffentlicheGe- wissenbereitsso verwahrlost, daß VorschlägezurwillkürlichenPlünderungder ReichenausbürgerlichenKreisen heraus erhobenwerdenkönnen,ohnemit Ent- rüstungzurückgewiesenzu werdens«Das istindoppelter Beziehunginteressant, weilsichDr.Bendixenzum Liberalismus bekennt,dessenberufeneVertreterdiese ArtSteuerjetzt so leidenschaftlichgefordert haben,undweilsie geradedasCen- trumzuFalle gebrachthat. DaichdieErbschaft-oderNachlaßsteuer,dieja doch nächstenswiederkommen wird,erwähnt habe,magnocheinezweiteoder eigentlichdritteEodaangehängtwerden. Paul Heile kritisirtimJuliheftvon

Schmollers JahrbuchdenEntwurfder VerbündetenRegirungenundfindet mitHilfeeinesgroßenstatistischenApparates, daßderProtestderoftrlbischen Großgtundbesitzergegendiese KränkungdesFamiliensinns hochkomischsei, wel beiihnen (ausgenommeninSchlesicnund Bxandenburg,woderFidei-

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