XTIL Jahrg. Berlin,den2l.Zugust1909. III-.47.
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Maximilian Hart-m
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Ochs-wo- kuyst Berlin, den 21.Kugull 1909.
paracentese.
ollendieEuropäerwirklich,denKruzifix-usinderHandundsein Evan- YV-geliumaufderLippe,dieRenaissancederTürkenmachterleben?Weil EnglandsichinIndienund am Nilnur halten kann,wenn derJslam sichin Europasättigendarfundnichtgedrängtwird,dieStoßkraftostwärtszuwen- den? Sowurde,nacheinemlangenRückblickandieEntwickelungdesgraeko- islamischenHaders,vorachtTagenhier gefragt.Die Antwort scheintjetzt ziemlichsicher.AmsechstenAugusttaghatderKaiserlichOsmanischeGesandte demMinisterpräfidentenRhallisinAtheneine Noteüberreicht,die zwar die freundschaftlichklingendenErklärungendesnachdem Rücktritt desMinisteri- umsTheotokis gebildetenKabinets anerkannte.aber betonte,mit diesenWor- tenfeidasThunundbesondersdasUnterlassen nichtinEinklangzubringen.
JnMakedonienseienhellenischeKonsuln,Offiziere(zweihundert),Agentenbe- müht,dietürkenfeindlicheStrömungzustärkenunddie demSultan Unter- thanengegenihr Haupt auszuhetzen.GriechischeOfsiziereseienmitschuldig daran, daßaufKretadieblauweißeHellenenflaggewehe.Wenndieathener Regirung nichtschnellin einer Noteerkläre,daßKretanichtdasZiel ihres Ehrgeizes seiunddaß siedieAgitationderkretischenChristenmißbillige, werde der Vertreter desSultans einenlangenUrlaubnehmen.Die Antwort wurdeHerrn Rhallisvon denGesandtendervierSchutzmächte(Großbri- tanien,"Rußland,Frankreich,Italien)diktirt.Sie bestrittjedefeindsäligeAb- fichtderathenerRegirungunddesGriechenvolkes,dasfichdeskräftigenden Wandels dertürkischenVerhältnisseaufrichtig gefreutundniemalsversucht habe,ausdanirrenderUebergangszeitNutzenzuziehen-Griechenlandseidem
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254 DieZukunft.
Streben,dieJnselKretademKönigreichanzugliedern,fern geblieben,werde- seinekorrekte undloyale Haltung nichtaufgeben,müsseaber dieSchlichtung deskretischenZwistesdenSchutzmächtenüberlassen,derenObhutdieInsel anvertraut sei,und könnenur hoffen,daßHellenenund Türken einanderfort- anwiederohneMißtrauenbetrachtenundbehandelnwerden. Jneinem der AntwortnotebeigelegtenBriefandenOsmanengesandtenerklärteHerrRhallis noch,kein demHellenenheerangehörigerOfsizierweilemehr auf türkischems Boden,denKonsuln seieingeschärft,sichmit denosmanischenBehördengut zustellen,unddieaufKreta DienstthuendenOffiziereseien,nachdemGesetz, ausdemGriechenheergeschieden,alsoderathenischenDisziplinargewaltnicht erreichbar.DiesedemüthigeAntwort genügteden in Saloniki undKonstanti- nopel regirenden Herren nicht; trotzdem siemit demnachgrundlos barscher KoramirungfastallzuartigenSatzschloßt,,Nousv0u10nsespårerqueces explications si franches vont dissipertout .«malenienduetaideront åinaugurer une åre de relatjons cordiales etloyalosentkele royaume etl’empirepour1e plus grandbien des deuxEtatin DieathenerRegirung solle,soheischtedieDuplik,amtlicherklären,daßsie »anKretakeinerleiJn- teressehabe.«DasließendieSchutzmächtegeschehen;obwohlsieselbst,als siedemHellenenkönigdasRecht zusprachen,einenKommissarfürKretavor-
zuschlagen,unzweideutiganerkannten,daßGriechenlandmehralsirgendeine- andereMachtandemSchicksalderInselinteressirtsei.Jetzt?Jn Konstan- tinopelkeinernstesWörtchen;nur dieBitte,geduldigzu warten. JnKanea aber dieDrohung: WennJhrnichtselbstflinkdieGriechensahnevom Mast gleiten lasset,holen unsereSeesoldatensie,imNothfallmitAufbietungder grausamstenmilitärischenMachtmittel,nochim Erntemonat herunter.
DieWürde,dieRedlichkeitdiesesHandelnslehrtderkürzesteRückblick- erkennen. ImFrühlenz1896: Rebellionin Kanea.Mohammedaner plün- dern undverwüstenChristendörferund werdendurchdenZung afrikanischer Glaubensgenossengestärkt.FlottendemonstrationderGroßm ächteander kre- tischenKüste;zugleichDruckaufdenSultan. Abd ulHamidverspricht,die- seit siebenJahrenaufgehobeneVerfassungvonHaleppawiederherzustellen, undruftdieNationalversammlungzumEntwurfeinesneuen Verwaltung- statutes.DasgenügtdenvonislamischerWildheitzurEmpörunggetriebenen Kreternnicht.AmzehntenFebruar1897hissensiediegriechischeKriegsslagge mit demweißenKreuz aufblauem Quadrat underklären,vondiesemTag
anseiderWilajetKritieinTheildeshellenenstaatesOberstWassoslandet und nimmtim NamendesKönigsGeorgdieJnselinBesitz.Unter dem Ober-
Paracentese. 255 befehldesitalienischenAdmiralslanden aberauchdievereinigtenFlottender GroßmächtedetachirteTruppen,derenFeuerdieGriechenvon Atrotiriund Haleppazurückscheucht.AmzweitenMärzüberreichendieDoyensdesDiplos matischenCorps aufderHohen Pforte undinAthendieKollektivnote,die
vom Sultan dieGewährungderkretischenAutonomie,vomGriechenkönig dierascheRückberufungderTruppen verlangt.AmachtenMärzantwortet Griechenland,eskönnenurseineSchiffe,nichtseine Soldaten heimrufen;und bittet dieGroßmächte,ihmdieAnnexionderJnselzugestatten.Nein. Ha- notaux hatin der Kammergesagt:,,Einstweilenkönnen dieHellenenKreta nochnichtbekommen. DieInselwird denGroßmächteninDepotgegeben und,unterderOberherrlichkeitdesSultans,dieRechteselbständigerVer- waltunggenießen-«HatdenWillenEuropasgekündet.Dabei bleibtsauch nachdemgraeko-türkischenKrieg. AllgemeingebilligterGrundsatz:Eine ein- malverlorenechristlicheProvinz bringtder TürkeiselbstdashöchsteKriegs- glücknichtzurückDie Admirale lassendietürkischenSchiffenichtanKretas Küstelanden.AlsdieHohePforteameinundzwanzigstenFebruar1898die GroßmächteumSchutzderkretischenMohammedaner ersucht,findet sienir- gendsHilfe. Jm Herbst:neueMusulmanenputsche.BeschlußderGroßmächte:
AlletürkischenSoldaten undBeamten habenbis zumfünfzehntenNovem- ber dieInselzuverlassen.Dasgeschieht;undmit den Verbannten schisfen sichzehntausendMusulmanenin kretischenHäfenein.WersollaufdenPosten, dessenInhaberbisherWalihieß?AbdulHamid willKaratheodorijPascha wiederhinschicken,derChrististund 1895aufKretaleidlichbeliebtwar.
DochdemSultan unterthanbleibt;undschon deshalbdenGroßmåchten nichtpaßt.Dieeinigen sichaufdieKandidatur desvierundsechzigjährigen HerrnNumaDroz,der demSchweizerbundklug präsidirthat.Lassensich aberleichtumstimmen,alsvonPetersburgaus,wodemarmen Hellenen- herrscherdieMöglichkeitfamiliärerEinwirkunggebliebenist,PrinzGeorgvon Griechenlandempfohlenwird.Nichtallefreilich.Da Abd ulHamid sichge- gen dieWahleinesGriechensträubt,stimmenDeutschlandundOesterreich- UngarndemAntrag nichtzu undrufenihreSchiffeundTruppen zurück.
Jn einer Rede,die den Sultan als»klarblickendenMonarchen«rühmt,sagt StaatssekretärBernhardvonBülow: »Wirhabendie,Oldenburg«abberu- sen,weilunser InteresseanderkünftigenGestaltungderkretischenVerhält- nisselange nichterheblichgenug war,umdort dieBelassungeinesdeutschen Kriegsschiffeszurechtfertigen.DazutratdiebegründeteVermuthung, daß dieNeuordnungvoraussichtlichmiterheblichenKostenverbundenseinwürde.
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Wirglaubten nicht,daßesdenIntentionen diesesHohenHauses entsprechen würde,wennwirdieseKostenauf deutscheSchultern übernähmen.Und end- lichkonnten wir unsnachderbisherigenBehandlungdeskretischenProblems nichtganz derEinsicht verschließen,daßvieleKöchenichtimmerdenBrei verbessern.Vielleichtgelingtdendrei oder vierMächten,wasderGesammt- heit,trotz ihrem guten Willen, nichtgelungenist:dauerndeOrdnungzustif- ten·« DasHauptmotiv,derWunsch, sichdem Sultan gefälligzuzeigenund dasOdium tütkenfeindlichenHandelnsdenBriten,Russen,Franzosenzuzu- schieben,wirddiplomatischverschwiegenBritanien,Rußland,Frankreich,Jta- lien(,,les quatrepuissancesprotectrices«) übernehmendieVerwaltung derInselusndernennen denGriechenprinzenGeorgamsechsundzwanzigsten November 1898zumGeneralkommissarfürKreta.Der trittzweiTagevor derWeihnacht seinAmtan.Alles inOrdnung.Die vier Admiralefahren ab, lasseninjederdervier,,Pazifizirungzonen«aberje achthundertMann als Schutztruppezurück.DerProtestdesSultans wirdnicht beantwortet.
Nichteinmalbeantwortet;nachdenTütkensiegenbeiLarissaund Volo.
WasmußtendieKreternun glauben?DieGroßmächtehaben ihnen völlige Autonomieverschafft,sievontürkischenSoldaten undBeamtenbefreit,feier- licherklärt,daßsieeinenTürkennichtalsGouverneur wollen,einenGriechen, denSohndesHellenenkönigs,alsGeneralkommissareingesetztunddasWeh- geschreidesSultans mitleidlos überhört.DenoffenenAnschlußanGriechen- land zwarnochverboten; dochnur ,,p0ur lemoment«. DieserAugenblick kannnicht lange währen.DieSuzerainetätdesOsmanenkaisersist fortan leereForm.Nochwehtaufeiner ödenFelsklippedieHalbmondflaggeVon einemWilajetKritikann imErnstabernichtmehrdie Redesein.
PrinzzGeorggeht,weilereinsieht,daßerohneengenZusammenhang mit derHeimath, ohnedenEntschlußzuroffenen HellenisirungderJnsel gegen denwühlendenJslam nichts auszurichtenvermag; und wirddurchden Griechen Zaimisersetzt.UnterZustimmungderSchutzmächte.AlsOester- reich-UngarndieHerzegowinaundBosnien annektirt, FerdinanddasVa- sallenbandgelöst,OstrumelienansichgerissenunddenTiteldesZareuder Bulgarenangenommen hat, glauben auchdieKreterihreStunde gekommen.
Sollnurfür siederdreiundzwanzigsteArtikeldesBerliner Vertragesnoch gelten,den die Anderengesternsorglosdurchlöcherthaben?AmachtenOktober 1908kündensieEuropenlaut:VonheuteanistKretaeineProvinzdesHel- lenenstaates.UnddieSchutzmächte?AmdreißigstenOktoberkommtihre Antwort;derenHauptsatzlautet: »Les puissances protectrjces conside- rent l’unjondela Cråteavec la Gråce comme dependantdel’assen-
Paracentese. 257 timent despuissances quicontractereni desobligationsavecla Tur- quie;elles ne serajent, neanmoins, paseloignees d’envjsageravee bienveillanceladiscussion de eettequestion aveelaTurquie, si l’okdre estmaintenu dans Pileet,d’autrepart,si lasecurite delapopulation musulmane estassuree.« AufDeutsch:»Wirwollengefragtsein,werden aberJa sagen,wennJhrEuchhübschartigverhaltetund unsjetztnichtftört.
Geradejetztnicht. Gestern haben unsereVertreter mitgefurchterStirn er- klärt,dasHandelndesFreiherrnvonAehrenthalzerfetzedenBerliner Ver- trag, verstümmeledengroßenGrundsatz,dieJntegritätdesOsmanenreiches um jeden Preiszuwahren,undHerr szolskij hatbeantragt,gegenden TrugkünstlervonBuchlauvordemKonferenzgerichtdasHauptverfahrenzu eröffnen.WennwirvorderselbenInstanzmorgenfürEureBefreiungvon denRestenderTürkenherrschafteintråten,müßtenwir dieKlagegegenOester- reichzurückziehenoderlächerlichwerden.Duldet, geduldetEuch also nochein WeilchenksAbgemacht.Kretableibtruhig-DasExekutivkomitee,das im Na- men(nicht:imAuftrag)desHellenenkönigsregirt, sichertauchdenMoham- medanernLeben undEigenthum;erfülltdievondenSchutzmächtengestell- tenBedingungen.Erlaubt freilichauch, daßinOftundWestderJnseldie blauweißeFlagge gehißtwird. Niemand widerfprichtAls der Serbenlärm verhallt,dieletzteGuineeinBelgrad fürPreßmobilifirungundStraßen- spektakelausgegebenist,darfman sichderKretererinnern. Siehabenge- than,wassiethunsollten;und könnenjetztihrenLohnfordern.Nochistdie Jnsel»endepötentre les mains del’EJur0pe«.Jstsnichtmehr,sobalddie Briten,Russen,Franzosen,Jtaliener abgezogensind.Dasgeschiehtin der letztenJuliworhe.AmsechsundzwanzigstenJulifeiertKaneadenAbzugdes Schutztruppenrestes.DurchMyrthengewindeschlingenfichblauweißeBän- der;inblauweißenLetterngrüßt,aufdemTriumphbogenvorderMoschee, diescheidendenKriegerderDank derfreienNation;imHafenwird den mit klingendemSpielabmarschirendenSoldaten voneinemMitgliededesExe- kutivkomiteesdieserDankwiederholt;und über derCitadelle wehtdieHel- lenenflagge.Niemandwiderspricht.KeinfremderSoldat mehraufKreta.
DieSchutzmåchtehabenGriechenlandaufgefordert,diezurOrganisationder Milizund derGendarmerienöthigenOffizierehinüberzuschicken.Einverstan- den; dochdervorfichtigeRhallisläßtvonderKammer einGesetzbeschließen, das die indenKreterdiensttretendenOffiziereausdenReihendesaktivenHel- lenenheeresstreichtundihnennur,fürdenFallderRückkehr,dasAncienne- tätrechtsichert.Drei Monatekannsnoch dauern,vielleichtnoch sechs:dann wird die derTürkeiverloreneInsel auchstaatsrechtlichdemKönigreichGrie-
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chenlandeinverleibt. DieBereitschaftzudiesemSchritthabendieSchutzmächte gezeigt,alssiedieTruppenheimriefen.Da kommtdieTürkennotevomsechs- tenAugust:undinLondon,Petersburg,Paris,Rom istAllesvergessen,was seit zwölfJahrengeschah.SchnelldieGriechenfahnevom Mast!Antwort ausKreta:DerRegirungist nichtgelungen,das VolkvonderNothwendig- keitsolcherFahneneinziehungzuüberzeugen.Dann,liebeKreter,müssen wiederKriegskreuzerhinundSchutztruppenausschifsen.Amsechsundzwanzig- stenJuli dampftderletzteTruppentransportmit demHeimathwimpelaus der Sudabai. AmsiebenzehntenAugustsinddreitausendMann, dreitausendSol- daten der vierSchutzmächte,dort zurLanduugbereit.Quantjllaprudentja mundus rogatur: nie warddieWahrheitdesSpottwortesklarererwiesen.
Lebt in denpuissancesprotectrices derselbeGeist,den dasjunge KönigreichGriechenlandimVerkehrmitseinenpuissancescreatrices unter Schmerzen erkennenlernte ?Rußland,Britanien,FrankreichschienendenHel- lenenstaatnur geschaferzuhaben,um ihnwiederzuzerstörenoderseiner Wurzel dochjedeTriebfähigkeitzunehmen. IhreGesandten,dieHerrenKa- takazi,LyonsundPiscatori, mühtensichrastlos,demfürsHerrscheramtun-
tauglichenKönigOttoundseinenBavaresidieBalkanhöllezuheizenund den GriechenjedenWeginsHellezusperren.Und auseigenerKraftvermochtedieses unkriegerischgezeugteVolkschondamalsnichts.DieGriechen,sagtProfessor HueppeimAugustheftdes,,ArchivsfürRassenbiologie«,müssenbedenken,
»daßnichtnurdieInselnundKüstendesAegeischenMeeresvonihrenVor- fahrenderKultur erschlossenwurden,sonderndaßandem Balkanselbst,bis hochhinauf, nochheuteinMakedonienundAlbanienVölkerleben,dieihnen dienächstenVerwandten undmitihnendieältestenBewohnerdes Landes sind.Dieauf diesergemeinsamenAbstammungberuhendenRassenzusammen- hängesolltendieGriechenbessererkennen undpflegenlernen,weilihnendaraus fürdieWahrungaltenKulturbesitzesneueKraft erwachsenkann.Siehaben diewichtigeAufgabe,beidensichvorbereitendenpolitischenBrrschiebungenin Verbindungmit denAlbanesendieältesteRasseundältesteKultur derthra- kisch-illyrisch-hellenischenVölker zu retten und zuneuerBlüthezubringen«
NurdieserVölkerbund könne dievölligeVerslavungdesBalkanshindern.So urtheiltderRassenhygieniker.DerPolitikerwagtkaumnoch,insdürreatheni- scheErdreichdas ReisseinerHoffnungzupflanzen.DieGriechen sindfleißig undzäh;sparsameKaufleuteundschlaueSpekulanten. Zuverlässigkeitund Schlagkrast,dieAriertugenden,wurden allzuoftanihnen vermißt.Sie habenniemalseingesehen,daßdieErhaltung,gar dieMehrungnationaler MachtohneeinstarkesHeernochunmöglichist;und dieselbenLeute,diefür
Paracentese· 259 Kulturwerkegern den Beutelweitöffneten,wogen knickerndjedeDrachme, die der Armeeaufhelfen sollte.KönigGeorgistheutesowehrlos,wieKönig Otto1843war,als dievondenunzärtlichenErzeugern geschürteRebellion ihmdieSeptemberversassungabtrotzteundergenöthigtwurde,dieHeeres- zifserauffünftausendMannherabzusetzen.Undaucherhat,wieGeorgjetzt, lvergebensaufbritischeHilsegehofftzDaßNikolaiPawlowitsch,dersichselbst alsdenErben desBasileusvonByzanzfühlte,denGriechen nichtsGutes gönnte,war begreiflich;erhättegern, wieMetternich,vonsichgesagt,ersei stolzdarauf, daß »diesepolitischeMißgeburt«nichtihmdasDasein danke, undwarfroh,alserKatakazibrüskabberufenundsichinAthennurnochdurch einenResidentenvertreten lassenkonnte.DaßaberauchdieBriten,Whigs undTories,dieGriechenaufgaben,war eineschlimmeEnttäuschung.Der Philhellenismus schienausgestorben;dieUnantastbarkeitdesOsmanenrei- --cheswieder zumDogmageworden.DerVorwand warschnellgesundenOtto regirtschlecht,dievomHausRothschilddenSchutzmächtenbewilligteGriechen- anleihewirdnichtpünktlichverzinstundHellas bedrohtdenOrientsrieden.
Die TürkeimußvorgriechischenAngriffengeschütztwerden,schriebAberdeen;
undPalmerston,ein dem Sultan unterthanerRajahhabeesbesseralsein GriecheunterOttosMißregirungRussischeTruppen hattendenKaukasus erobertunddrangeninstranskaspischeGebietvor. ZwarbetheuerteNessel- irode immerwieder,derGedanke, Englands RuheinIndienzustören,habe denfriedlichenSinnseineserhabenenHerrnnieauchnurgestreift.DochWorte verhallen,GelöbnissebindendenSkrupelIosennicht: also ists sicherer,sichdie Türken zubefreunden.Abd ulMedschid,einkränkelnder,willenloserJüngling, sblickt inAndacht,wie zu einemmächtigenVormund,zuStratsordCanning, demBritengesandten,empor, dem baldauch,als demgroßenElchi,demra- gendenHauptdesDiplomatenkörpers,vomVolkegehuldigtwird.UndFrank- reichmuß,mag es einWeilchen auch zaudern,immerwieder mit.Wieheute.
«Cråatrices oderprotectkjces:EnglandanteresseweistdenWegund duldet nur unterhartem Druck fremdeFührung.Kretaerlebt,wasHellaserlebthat.
AlsVolkbetrachtet,sagtKant,,,istdieenglischeNation dasschätzbarsteGanze vonMenschengegen einander ; aber als Staat gegen andere Staaten derver- derblichste,gewaltsamste,herrschsüchtigsteundkriegerregendstevonallen«.
AllelogenübrigensrechtnachbewährterKunst. Metternichnennt vor
KanitzensOhr GriechenlandeineMißgeburtzsagtaber zuProkesch-Osten, deram griechischenHofakkreditirtist,AthenmüsseKonstantinopel verschlin- genzund antwortetaquikolaisFrage,oberdenTürkennicht füreinen kran-
!ken Mann halte,spitzig:,,WendetdieseFrageEurer Majestätsichanden
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ArztoderandenErben ?« NikolaiselbstläßtNesselrodedieSchalmeiblasen undMentschikowinKonstantinopeleinSchutzbündnißanbieten;zurselben Zeit planterdieLandungeinesdreißigtausendMannstarkenHeeres,dasihm dieTürkenhauptstadterobernsoll; fordertvonEngland,dasEgyptenund- Kretabekommen kann,Bulgarien, Serbien,dieDonaufürstenthümerund,nur«
alsDepositar Europasfreilich,Konstantinopel;undläßtFranzZichyin Wien fragen,ob derKaiserbereitsei,inGemeinschaftmitihmdie,,tiirkischenHunde«
ausdemChristenbereichzujagen.AberdeenmahntinPetersundin Kon- stantinsStadt zumFrieden; istaber ganz damiteinverstanden,daßPalmen stonundStratford CanningdenSultan durchdasVersprechenbritischer NothhilfezurAbwehr russischerAnsprüchestacheln.Wennauchnurein Ba- taillonNikolais demBosporusnaht,streichtBritaniensSchifsdurchdieWellen..
DerDichterderBarcarole,die mitdiesemStrichversbeginnt,sitztalsPreußens Vertreter inAthen: GrafJosephBrassierde Samt-Simon Vallade;aus einerEmigrantenfamilie,diesichinSchlesienniedergelassenhatte.Magne- tiseur,Hellseher,Salonhexenmeister;docheingeistreicherMann und unter- deninAthenbeglaubigtenDiplomatendereinzige,dersgutmitdemjungen Staatund mitdessenKönigmeint.AberwasvermagPreußen?Nichteinmal einKriegsschifskannsin denPiraeusschicken.BrassierbleibtnichtlangeMi- nisterresident.Alserihn abberuft, stöhntFriedrichWilhelmüber die Blind- heitderGroßmächte,die dasunglücklicheLandderGriechendurchbritisches Habgierruiniren lassen.Derlognicht;waraber inOhnmachtgekettet.
DasDeutscheReichvon1909hatmehr einzusetzenals dasPreußen- von1846;auchmehrzu verlieren. Warum hats,nachelfjährigerAbstinenz,
nun wieder imEuropäischenKonzertmitgespielt?SchoninderzweitenJunis wocheverriethHerrAndråTardieu,Premier secrötaire d’aml)assade ho- noraire undHauptmitarbeiterdesTemps, daßdieSchutzmächteDeutsch- landundOesterreichersuchenwollten,anderendgiltigenSchlichtungdeskre- tischenStreitesmitzuwirken.WilhelmhabeinKorfu demHellenenkönigwohl- wollendeUnterstützungzugesagtundmitdiesemVersprechendieAbsichtan- gedeutet,dasPrinzipderEnthaltsamkeit aufzugeben.Eheaber dieformelle- EinladungnachBerlinundWienabgegangenwar,seidieStimmungwie- derumgeschlagen.NichtzumletztenMal,wie esscheint.DieSchutzmächte sindzwaralleingeblieben;dochdiebeidenKaiserreichehabeninKonstanti- nopelund inAthen »gutenRath«gespendet.Oesterreichwäre,wenn Aehren- thalsBahnprojekteausgeführtwürden,dieMakedonien nächsteGroßmachts undschondurchdie LinieWien-Larissa-AthenandemSchicksalGriechenlands- interessirt.Deutschland?DynastischeRücksichtdarfebensoweniggeltenwie-
Paracentese. 26I diePrivatvolitik einerGroßbank.Um unsdemSultan gefälligzuzeigen,ha- ben wirseit1898nichtmitgespielt. Richtigoderfalsch:einGrund,der zur AenderungdiesesEntschlussestrieb, ist nichterkennbar. Undnochdarfman·
denpolitischenRathdesDeutschenReichesdochwohleineThatnennen. Wars nöthig?Konnte dieehrenvollePflicht,dentürkischenDiktatorenBütteldienste zuleisten,nichtdenSchutzmächtenüberlassenbleiben?,,DurchEnglandsSchuld hattedieTürkei in derVölkergesellschaftdesAbendlandes eineStellunger- langt,dieihrin keinerWeisegebührte;denndaseuropäischeVölkerrechtbe- ruhtaufderchristlichenJdeederVerbrüderungderNationen,derKoran hin- gegenkenntnur zweiReicheaufErden: dasReichdesJslamsund dasReichs desKrieges;mithin darfeinmohammedanischerStaat dieGrundgedanken völkerrechtlicherGleichheitundGegenseitigkeitnichtehrlichanerkennen.Die vielverheißeneGleichberechtigungderRajahvölkermußteeinleeresWort bleiben,weil dieHerrschaftderGläubigenüber dieUngläubigeneben das Wesendieserunwandelbaren theokratischenVerfassungausmachte.DieAuf- nahmeeinessolchenStaates in dieRechtsgemeinschaftderchristlichenBölker
war einehäßlicheUnwahrheit; siewurdejedochvonderaufgeklärtenlibera- lenWelt,diesichderchristlichenGrundlagen unsererKulturnur ungerner- innerte,als einerfreulicherFortschrittderGesittunggepriesen;praktischschien siedarum erträglich,weildiePforte,im Gefühl ihrer Schwäche,sichbaldvon einer,baldvonmehrerenderchristlichenMächteleitenließ.«DashatHein- richvonTreitschkeüber dieZeitdeslondonerMeerengenvertragesund desHel- lenenerwachensgeschrieben;über dieZeit,daHellmuthvonMoltkerief,die Türkei(dererimFeldnggegenMeheniedAli zuhelfenversuchthatte) müsse endlichwieder einemchristlich-byzantinischenReichdenPlatzräumen.
SolcheForderungklingtunserenDiplomaten,denklügstenselbst,kaum nochverständlich,,Panislamismus?Der wird inAfrikaundAsienunseren FeindendasLebensauermachenundhat fürunsMitteleuropäerkeine- Schrecken.MehrungdermohammedanischenMacht?Famos.DashältNuß- land undnamentlichEnglandinAthemundlehrt siedenWerthunsererFreund- schaft,schonunsererneutralen Ruherichtigschätzen.Wennnur dieJungtür- ken baldlosschlügenlDieDynastieinAthengingenacheinerneuen Nieder- lagezwarwohlin dieBinsen.AberdasSchicksalSophiesundihresHelden Konstantinkümmert unsnichtundihreBitteum gutesWetterhatbei S.
M.sicherkeinGehörgesunden.DerislamischeSiegwürdeamGangesund amNilnachhallen;derAraberruf nachVerfassungundSelbständigkeitwäre nichtlängerzu unterdrücken undEnglandmüßteinEgyptenundJndiendie Besatzungverstärken.Auchdie anderenEinkreisungmächte,Rußland,Frank-