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Maximilian Kamm-
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Berlin, den 7.August 1909.
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Cosas de Espafia.
BmKongreßpalastderPlazadalas CortesstehtamsiebenzehntenMai-
jtagdesJahres1902dersechzehnjährigeSohnderOefterreichetinMas riaChristineundgelobt,desRechtesund derVerfassungHüterzusein. Zum erstenMalträgtAlfonsosmagererKnabenleibdenwattirten, vonGoldfäden funkelndenParaderockdesGardekapitäns.AufderPlaza Mayor,woeinst dieanuisition undnachdenTagenderAutosdeFedieCorrida herrschte, aufdergroßstädtischbanalenPuertadelSol,in derCalle Jeroniw hatdie Guardia CioilunddieGebirgsartilleriemit blinkendem Saum dieFahr- straßeabgegrenzt.Hinter diesemSpalier drängtsichdasVolkvonMadrid, harrteine ausallenProvinzenNeukastiliensherbeigeströmteMenschheitin derSonnenhitze,umihrenKönigaufdemWegzurHerrschaftzu erblicken.
AnFutter fehltes derSchaulust nicht.BunteTeppicheundgrünesLaubwerk, ausdemBlumen allerSüdfarben hervorleuchten,rote undgelbeLeinrvand, Gobelins,Hofgalakleider,Prunkuniformen;-JnfantenundJnfantinnen,die Granden vonSpanien,denHofstaat:Dassiehtman nichtalltäglich.Der Königselbstist fast unsichtbar.AchtApfelschimmelziehendenPrunkwagen, über demaufeinerleuchtendenWeltkugeldiespanischeKroneliegt.Nureinen weißen,winkendenKinderhandschuhsiehtMancherzwischendenPferdender Leibgarde,diedenWagenumringt; denHandschuhdesvoneinemSchwind- süchtigenimletztenLebensquartalgezeugtenblassenKnaben,der nun, als Erbe Karls undPhilipps,Ferdinandsund Jsabellens, regirensoll.Niemandkennt ihn,derdaauf seidenenKissensitzt;undvonSpaniens NöthenundWünschen weißeinandalusischerHirtenbubmehralsdieserverkümmertePostumus,den
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imgoldenenKäfigdieananzanaresfremdgebliebeneTochterdesErzherzogs KarlFerdinand nach derWeisungdesstrengenPatersMontana erzogenhat.
DochvomRenaissanceschloßPhilippsdesFünftenher dröhnendieBöller,.
helleJFanfarenempfangendenZug;undjubelnd kreischtdievon buntem GlanzgeblendeteMenge,dielange stummgaffte,endlichaus:Es lebe der- König!Densieht sie erst,alserjähaufspringtund ausentsetztemAuge durch dieSpiegelscheibenstarrt.DerZug stockt.An denWagen hat sicheinMann gedrängt,demderHofmarschallnuneineWaffeentwindet.Blitzschnell.Schon sinktAlsonsobleichundscheuindieKissenzurück·JmKongreßsaalwarten- dieGranden,derHofstaat, JnfantenundJnfantinnen,fremdeFürsten,Wür- denträger,beideKammern derCortes.Warum verzögertsichdieCeremonie?«
Weil,erwidertmitbebenderLippederPräsident,ein Mörder SeineMajestät aufdemWegangefallenhat.Es lebe derKönig!Daister.Untereinemgel- benBaldachin schreiteterüberMarmorstufenin den Saal. Reckt dieHand- undsprichtmit einerKinderstimme,die in demBemühen,männisch,solda- tischzuklingen,heiserwird:»BeiGottund denHeiligenEvangelien schwöre ich,desRechtesundderVerfassungHüterzusein.«DanngehtszumTedeum unterdieRiesenkuppelvonSanFranziskaAufdemRückwegwinkt wieder derweißeHandschuh.AlsamPalacioRealdieReihenderLeibwachensich lösen,siehtman denKönigsogarlächeln.UndwieLächelnliegts aufderbron- zenenLippedesMiguelCervantes,deraufdenCortesplatzniederblickt.
Sohats,vorsiebenJahren,angefangen.WehdemjungenKönig,ward- hierdamalsgesagt,»wennerauchnurinflüchtigemTraumdiefurchtbareWirk- lichkeitsieht,wenn eines Warners rauheHanddenSchleierzerreißt,denzärt- licheFrauenschwachheitundschlauvorsorgendePriestertaktikumdieSchläfe- desKnabenwanden. WirddasAuge diesesKönigsfrei,dannmußerver- zweifeln,«mußseinemSchicksalfluchenundsichgegen diegrausePasseeiner
Staatsrechtsordnungbäumen,diesoungeheureBürdeaufeinesSechzehn- jührigenschwacheSchulternlud.«Alsonsoist nichtverzweifelt;hatseinem Schicksalsicherniegeflucht.Sich königlichamusirt.AlsSportsman,Reisen- der,Bräutigam,Gatteeiner nettenPrinzessin,dieEduardihmausgesucht hatte.Undsichnur dawohlgefühlt,woman ihnzuamusiren verstand. Jm November1905warerin BerlinundhörteanderGalatafelausWilhelms Munddie Worte: »EureMajestätdürfenversichertsein,daßausdenHerzen meinerUnterthanen,meinesHausesundausmeinem stetsGebetefürdas- WohlEurerMajestät,desspanischesVolkes und EurerMajestäterlauchten königlichenHauseszumHimmelaufsteigenwerden. Auf diesesGebet und
CosasdeEspaüa. 183
auf diesenWunschleereichmein Glas.« AlfonsderDreizehntedanktedem Sennor höflich;trankaufdasWohlderkaiserlichenFamilieund»dasdau- ernde Glück desDeutschenReiches«.ErzähltedannaberHerrn Falliåreser habe sichinBerlin,woder AnblickmilitårischerMachtihnverblüfersollte, gräßlichgelangweilt.(,,0nvoulait m’åpater.Je"m’ysuismoktellement dåplu.«)Da warsinParisanders.KeinZwang;lustigeLeute;unddieMög- lichkeit,ungenirtschöneFrauenzusehen.Alserabgereiftwar, hießesam Quai d’Orsay:»WirhabendenKleinen erobert.« An Attentatewarernun
schongewöhnt;wußte,daßkeineLeibgardedavorschützt,daßdieBomben, Kugeln,DolchemeistaberihrZielverfehlen.UndhatteunterfröhlicherJu- gend lachengelernt.Reformen? SeineMajeståtistjabeliebt;wirdaufallen Straßen umjauchzt.Wiein derArena derbehendeChulo freilich,der,um demgereiztenStierdasrotheTuchumdieHörnerzuwerfen,imTanzschritt vorhüpst,nachfünfMinuten abervonEinemausderpopulärerenSchaarder BandefillerosoderPicadoresausdemSchein derVolksgunstgedrängtwer- denkann.Daran denkenKönigenicht,wenndastreueVolkjubelt.DieOlig- archiebrechen,die über derMasse,iiberdemKönigthrontundderenKlüngels gebildesichum die Beutebalgen?Das würde demVergnügenvielZeitund Kraftentziehen;ist auchnichtnöthig:vonDenendrohtdemKönigthumvon
Gotteanaden keineernsteGefahr.GardieUebermachtdesKlerusbekämpfen?
Dazukönnennur Unverständigerathen,dienicht wissen,daßimVaterlande Loyolaszwar die dünneOberschichtderKirchefeindlich,dasnichtin denGroß- städtenentchristeteVolkaber blinddemPriesterergebenist.Wo fändedieDyna- stieStützen,wennsiesichvondervatikanischenWeltmachtlöste?SollsiemitSo- zialistenundAnarchistengemeinsameSache machenund etwadenBakunins schilerngesiaszum Vertrauensmann küren?Sagasta selbst,derausgezogen war, diePsasfenfestungzuschleifen,istauf halbemWegumgekehrtNicht,weil derMuthihmerlahmte.Wird ausderschwarzenMauer,diedenKönig,denHof umringt, auchnureinSteinchengelockert,dann bröckeltsiebald und diePöbel- wuthpflanztihrrothesPanier aufdieBreschr.Spanienwirdkatholischbleiben oderaufhören,Monarchieszusein:uralteErfahrungzeugt fürdasWort des frommenMontana. Das Volk darbt und dieKirchen strotzenvonlostbarem Meßgeräth,aufallenPlätzenschaarensichKrüppelundBettlerund aus denKlö- sternwimmelteinHeerfetterKuttenparasitenansLichi?Traurig.Docheinst- weilennichtzu ändern. Und dasVolkist gutundgeduldig.Will denalten,breit- spurigenWegfürsErstenochnichtverlassen.LiebtseinenKönigals dasPalla- dion deranRuhmreichenHeimathundist fürkurzeStunden nurvonfrev-
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1 84 DieZukunft-
lenVänkelpolitikernausseiner Ruhezu rütteln.Auch durchdasErdreich anderer Länderhaben GünstlingrvirthschaftundKorruption ihreMinen- gängegegraben.Jst Spanien wirklichvielschlechterdran? DerDeutsche KaiserrühmtdasspanischeHeerlautalsden,,.HortritterlicherTugend.«Jm BundederWestmächtehat Neukastilien,zwischenEnglandundFrankreich, vondraußennichtszufürchten.DerPesetenkurswar schonschlechteralsheute.
UndElisabethsErbe baut demNachfahrenPhilippseineneue Arme-da DerSchleier ist nichtzerrissen.AlfonsoPostumuslebtnochin dem Wahn,dereinstdasAugeseinerVorgängerumnebelte. Derselbstdengroßen KorsenerstspätzuvölligerKlarheitüberdenZustand,dieStimmungderSpa- nierkommenließ.AlsermitHerrnGodoy,demHerzogvonAlcudia,derseit demBaseler Frieden princjpede la pazhieß,denVertragvonFontainebleau geschlossenhatte,glaubteer,derHesperischenHalbinselsicherzusein,undschrieb anseinenStatthalterMurat: ,,GeneralDuhesmeisteineKlatschbase.Jn Barcelona istkeinMenschunzufrieden. Daß mal,einNeapolitanereinen Dolchstichbekommt, ist,bei demCharakter dieserBevölkerung,nicht auf- fällig.DieStimmung ist gut;undwerdie Citadellehat, hatdie ganze Stadt «.
SechzehnTagedanach(anLudwig,denKönigvonHolland):»Madrid istin Aufruhr.MeinBruder (Karl lV)hatabgedankt.NimmstDuan,wennichDich zumKönigvonSpanienernenne? JaoderNein? Nurschnellt«Und wieder dreiTage späteranMurat: »SiesehendieLageSpaniens falsch.DieRevo- lutionbeweist, daßdiesesVolkEnergie hat;denMuthund dieBegeisterung
vonMenschen,die der Wirbelwind politischerLeidenschaftnochnichtzu bre- chenvermochte.MitdenhunderttausendMann,diedaunterWaffensind,ist eininnererKriegmitguterAussichtzuführen.GeistlichkeitundAdelsinddie HerrendesLandes. SiehassenFrankreich.SagenSieihnen, daß ichihre Privilegiennichtkürzen,nurSpanien endlichaufdieHöheeuropäischerCi- vilisationbringenwill. Den Beamten undkleinen Leutenaber, daßsieeine neue Staatsmaschine brauchen,SchutzvorderAnmaßungdesAdels,Förde- rungderIndustrieunddesAckerbaues. WeisenSieausdieThatsachehin, daßFrankreich,trotzallseinenKriegen,sichruhigenWohlstandeserfreut,und rücken Sie dieVortheile,diederReligionausdemKonkordat erwachsensind, inshellsteLicht.DrinnenOrdnungundFrieden, draußendie einerGroßmacht gebührendeAchtung:DashabendieSpaniervonmir zu erwarten.« Doch Murat istviel zu mild.»Siehabeneinen zum TodverurtheiltenSoldaten zufünfjährigerKettenhaft begnadigt.Dazu hattenSie keinRecht.Daskön- nenSiesichdaerlauben,wosichsum dieTruppenJhresGroßherzogthums Berghandelt. FürdenVerkehrmitfranzösischenSoldaten verbitteichsmir.
CosasdeBspakxa. 185
Nach jedem Ausstandsversuchmüssenmindestenszehn—Hauptschuldigeer- schossenwerden. Undkeine albernenProklamationen mehr! Wohinkämen wir,wenn ichvier Seiten vollschriebe,um denLeuten zusagen,daßsie sich nicht entwassnenlassendürfen!DieseWeitschweisigkeithabenSienichtin meinerSchulegelernt.Siemußtensichkurzfassen.,Der PöbelvonMadrid rebellirt.Jeder Soldat,dersichentwasfnenodersonstwievonderPflichtab- drängenläßt,wird alsEhrloserausdemHeergestoßen-«Mitdreitausend Mann undzehnKanonenwarMadridinOrdnungzubringen.JhrTages- befehl hatmir das BlutinsGesichtgetrieben.DreivonderSorte:und das Heer ist demoralisirt.«LudwighatHolländerzuFürstenundMarschällen ernannt. »DiesesRechtistvonderkaiserlichenWürde untrennbar undsteht Dirnichtzu.Mach Dich,um Gotteswillen, nichtgar zulächerlich!«Kein Mann fürMadrid. Bruder Joseph,derinNeapelthront, sollKönigvon
SpanienundJndienwerden. FerdinandderSiebente istebensowenigzu brauchenwie Karl derVierte;und derschlaueAlcudia,derschäbigeFriedenss fürst,kanngehen,alserinBayonneKarlzuendgiltigemVerzichtüberredet unddemKandidaten NapoleonsdenWeg reingefegthat.AnJoseph: »Du hast sofortabzureisenundinzehnTagen hierzusein.Neapel istamEndeder Welt.JnMadrid bistDu inFrankreich-«AndieSpanier:»Ichwill Eure alteMonarchieverjüngen.Nicht selbstüber EureProvinzen herrschen,son- dernEureKrone ausdasHaupteines anderenJch setzenunddurcheineVer- fassungFreiheitundPrivilegiendesVolkessichern.Bedenkt,wasEure Väter waren, undseht,wasJhrseid.Andiesertraurigen WandlungseidIhr unschuldig:schlechteRegirungenhabenEuchdahingebracht.Hofftundver- traut!NochEuerfernsterEnkelsollund wirdvonmirsagen: Erhatunserem Vaterland zuneuem Lebengeholfenl« DasFeudalrechtwirdaufgehoben,der anuisitiondieGerichtsbarkeitund derLandbesitzgenommen, dieZahlder KlösteraufeinDrittel reduzirtunddurchdasVerbot,Novizenaufzunehmen und zubehalten,dafürvorgesorgt,daßdieallzugroßeZahlderMöncheund Nonnen allmählichschrumpfe.NocheheJosephin Madrid eingezogenist, erhälterdenBefehl,alleKlösterimLanddurchsuchenundallesKlostergut inBeschlagnehmenzulassen,wennirgendwo,wieinBarcelona,Was-fenoder Patronen gefundenwerden.AllesvergebensDerAnhangdeslegitimen,vom fremdenErobererzurAbdankunggezwungenenKönigsFerdinandwächst;die Cortes verkünden inCadizeineneue Verfassung;und derVertragvonVa- lengaygiebtFerdinandvonAsturiendenThronzurück.NapoleonhatdenBru- derJosephspätereinenunpraktischenOperncharaktergenanntund überihn aufSanktHelenazuGourgaudfgesagtx»DerwarnieeinSoldatundstetsfurcht-
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sam.JchwarimUnrecht,alsichihnzumKönigmachte.GeradeSpanien brauchteinenschnellenEntschlussesfähigenundsoldatischempfindendenHerrn.
Joseph hatteinMadrid nurWeiber imKopf.Erhatmir vielUngemachbe- reitet.«DaßderKaiserselbstdas inSpanien NothwendigeundMöglichezu langeverkannthatte,mochteernochimExil nichtgestehen.
MitderneuenVerfassung,schriebTalleyrand,konntekeinseinerWårde bewußterKönigregiren.FerdinandwarderselbenMeinungErwolltenicht
»KönigvonGottesGnaden unddurchdieVerfassungderspanischenMon- archie«heißen.BrachmitrascherHandallekonstitutionellenSchranken, gab deranuisitionihre Machtzurück,ließdieZahlderKuttenträgerwiederan- schwellenundhåtscheltedieSöhneLoyolas.Nocheinmallebt,1820,dieVer- fassungauf;wird dreiJahre danachaber,als einfranzösischesHeerim Na- menEuropasdieExaltadosniedergeworfenunddenKönigbefreit hat,wieder eingesargt.ErstunterJsabellens Herrschaftsetztsiesich(1845) durch.Die Revolution von1868treibtJsabellaausdemLand underzwingteineneue Verfassung,dieamsechstenJuni1869feierlichverkündet wird.Marschall Serrano,EinerderBuhlenJsabellens,wirdRegent, GeneralkapitänPrim Ministerpräfident.UndKönig?Jsabellens Sohn Alfons isteinelfjähriger
' Knabe. GegendenHerzogvonMontpensier,einenOrleans,undgegen den ErbprinzenLeopoldvonHohenzollernistLouisNapoleon.(Bismarck:»Ich betrachtetediefranzösischeEinmischungzunächstals eineVerletzungund des- halbals eineBeleidigungSpaniensunderwartete, daßdasspanischeEhr- gefiihlsichdiesesEingrisfeserwehrenwürde.Jchwar nichtdaraufgefaßt, daßeineselbstbewußteNation wie diespanischeGewehrbeimFußhinter denPyrenäenruhigzusehenwerde,wiedieDeutschensichaufTodund LebenfürSpaniens UnabhängigkeitundfreieKönigsmahlgegenFrank- reichschlugen·DasspanischeEhrgefühl,dassichinderKarolinenfragesoem- pfindlichanstellte, ließuns1870 einfachimStich· Wahrscheinlichsindin beidenFällendieSympathienund internationalen Verbindungenderrepubli- kanischenParteien entscheidendgewesen.«).HerzogAmadeus vonAosta wird, trotzdemProtestJsabellensund desPrätendentenDonCarlos,gewählt;hält sichabernur zweiJahre aufdem Thron. Nichteinmalso langelebt dieFäde- rativrepublik,die denStaat vonderKirchetrennen unddenCentralismus abschaffenwill.SchonamvorletztenDezembertagdesJahres1874ruftdas vom HeergebilligtePronunziamentodesGeneralsMartinez Camposden siebenzehnjährigenAlfonsozumKönigaus.DerverfügtdieAufhebungder Civilehe,derLehrfreiheit,derLaiengerichte,giebtderKirchedasalteRecht und dienochnichtverkauftenGüterzurückundernenntCanovasdelEastillo,
CosasdeEspafra. 187
sder ein kleinerEisenbahnbeamtergewesenwar, zumMinisterpräsidenten.Die- serkonfervativeStaatsmann wird der Vater einerneuen Verfassung(die1890, unterSagasta,durchdasallgemeineWahlrechtergänztwird)undfällt1897 vonderKugeleinesitalienischenAnarchisten.DerLiberaleSagastawird im -Kulturkampf geschlagen.SchonunterAlfonsdemDreizehnten;derauchdie Ministerien Silvela, Villaverde,Moretnichtlangehaltenkann. Die Ver- fassungwirdoftaufgehoben;besondersoftdieunruhigeJndustrieprovinz Katalonien unterKriegsrechtgestellt.Und derjungeHerr,dergeschworenhat, -desRechtesundder VerfassungHüterzusein,glaubtsichjetztwiedergenö- thigt,im Bunde mitPriesternundEisenfressernnachdenKriegsartikelnzu regirenund denNachrichtenbornfestzuverstopfen. Docherist schlauerund stärker,alsman ihm ansieht. WeißdieAlluredesVolksfreundesnachzu- -ahmen, weichtderGefahr nichtfeigausundempfängtinPhilippsSchloß Journaliften.Da wirdihmamEndeverziehen,daßerimCastillodeMon- juichvier«DutzendMenschenohneRichtersprucherschießenund denkatalonis schenBodenmitBlutströmendüngenließ.Schweren Herzens,verstehtfich.
Kennt erdieNothdiesesStaates, dessenHaushaltjährlichfasteineMilli- ardePesetasverschlingt?Ahnter, wiedieMonopole erschachertwurden,die demAermstenWucherzinsabpressen?WoherdasFutter kommt,dasinPrimi- trögendieKlerisei mästet?DietrübsinnigeRefignation,die aus denZügen sderMenschheitZuloagas,wieeinstausdenBildern derVelazquezund Goya,demBetrachterentgegenfeufzt?Ein Land mitrückständigemAckerbau, lwoderPflugschar nochanegyptischesFeldgeräiherinnert,mitregionalbe-
grenzterTreibhausindustrie,die Ausländern diefettften Profite überläßt, miteinemHandel,dersichmodernerVerkehrsmöglichkeitnochnichtanpassen lernte. DieofsizielleLügeeinerDemokratie, hinter derschrankenlose,scham- losePriesterherrschaftsichbirgt.EinVolk,demdasLebentraurigerscheint alsderTodund das denLeichnamdrumvordemBegräbnißnichtdenBlicken entzieht;das dieArbeit,weilsienichtlohnendenErtrag verbürgt,scheutund iamLiebsten,wie denEntschlußzujedemThun, aufmorgenverschiebt;das noch immer,wie in denTagenderFrauvonAulnoy,ebensofaulwie mit- leidigist;nochimmerauch,wieinderZeitdesSatirikersQuevedo yVillegas, sdessenlukianischeSuefxos zwanzigJahrenachdemDonQuijoteentstanden, vonfichsagenmuß: »Wirlebenin einemverfluchtenLand,wodieTrübsal :herrscht,dasVerbrechenungesähntbleibt undnurdieArmuthbestraftwird.«
DerKönig,dersahnte, müßtedieGedulddiesesVolkesbewundern.
Aus dersternlosenNachtseinesElendshatesjetztwieder einmalauf- kgebrüllt;scheintschnellaberin den altenPferchzurückgefcheuchtwordenzu
188 DieZukunft
sein.Mit denbewährtenMitteln. HerrMaura,derChefdeskonservativen- Kabinets, wußte,daßeinAugenblickzagerSchwachheitihnstürzenunddie- Quellen derMachtdemGeneral Weylerausliefern würde,undhat deshalb- flinkdenBesitzderOualitäten nachgewiesen,dieunserWalderseealsdiewich- tigstenvom Staatsmann verlangte:eiserneFaustundeiserneStirn.Bis ins.
Jahr1904warernur als RednerundGünstlingderKirchebekannt. Hielt aufdenRufeinesEhrenmannes,dernichtum einesFingersBreitejevom
WegdesRechtesweichenwerde. Undbrüstetesichmitseinemzuversichtlichen VertrauenaufSpanienshelleZukunft.DieKolonien sindzwarverloren;doch derWirthschaftdesBesiegten vermagderSiegernichtsanzuhaben.Jnden.
Industriebezirkengehts manchmal nocheinBischen wiistzu;doch wirhaben die Hermandad dela paz y caridad und dasInstitut für Sozialreform, wirsehendieStrikesseltenerwerden und dieAnarchistenhordezu einemHäuf- leinzusammenschmelzen.DasAttentat,dasMaura selbstin Barcelona er- lebte? DieThateinesEinzelnen,nichtdasErgebnißeinesAnarchistenplanes., Sooptimistischurtheilterauchjetztwieder,daer zumzweitenMaldas Staats- geschäftleitet. »DasLandist ruhigundunserafrikanischerBesitznichtge- fährdet.JnMarokko bleibts bei demfranko-spanischenVertragvom dritten Oktober1904 undbeiderAlgesirasath«Dasbrauchteunsnichtzubekümmern.
SchonEduardLaboulaye hatgesagt:»WennichdenHidalgosvorhielt, daß.
sie,statt sichnachderArtcivilisirterLeuteumeinAemtchenoderMonopöls chenzubewerben,inihremzerlöchertenMantelalsrechteTagediebeimSon- nenlichtherumstrolchten,bekamichdiestolzeAntwort: Cosas deEJPafxala Womitausgedrücktwerdensoll:Dasist unsereSache,vonderDugarnichts verstehst.«Heutenochhörtmans aufSchrittund Tritt. Und dieHoffnungen, die BismarcknochalsEntamteter hegte, habensichnicht erfüllt.Spanien,.
schrieber,,,gehörtzudenwenigenLändern,dienachihrergeographischenLage undihrem politischenBedürfnißkeinenGrund haben,antideutschePolitikzu treiben;esist außerdeminwirthschaftlicherBeziehungnachProduktionund- Bedarffüreinen entwickeltenVerkehrmitDeutschlandwohlgeeignet«.Jetztge- hörtszum Concern Eduards undist,wie inParis oftgenuggerühmtwurde, zurMitwirkunganeinem demDeutschenReichunbequemenHandelnimmer bereit.SpanischesLeid könnte dendeutschenPolitiker alsokaltlassen.Wenn-.
dieWunde,ausder es diesmal tropft, nicht vom-Jslamgeschlagenwäre.
Wie weit derfranko-spanischeVertragvomdritten Oktober1904mit- seinen Geheimklauselnreicht,verräthdievonDelcassåund demBotschafterv DelMuniunterzeichneteDåclaration nicht. (AlsHerrClemenceauin Karls- badangelangtwar,standin einer wienerZeitung,Frankreichseiverpflichtet,,
CosasdeEspa5a. 189
denSpanierngegen dieKabylenzuhelfen.EinAusflackerndesKüstenbran- des böte demgestürztenDiktator wohlkeinenunerfreulichenAnblick.)Die Algesirasaktegiebt Spanienin TetuanundLarachePolizeirechteundmacht- dieErlaubnißzuindustrieller AusbeutungdesLandesvonderSchnier- regirungabhängig·Nunhat SpaniendieKonzessionzumBergbauin der GegendvonMelan wedervomSultan nochvom Maghzenerworben,son- dernvonBusHamara,demPrätendenten,dersichdasRechtzurVergebung angemaßthatte. Verstoßgegen die Akte? Nein, heißtsinMadrid;das in AlgesirasVereinbarte giltnatürlichnurfürdas demScherifengesetzunter- thaneBeladelMaghzen,nicht fürdasanarchischeBeladesSiba,zu dem- Er-Rif,dasKüstengebirge,vonMelan bisTetuan, so gutwie dasAtlas- centrumunddasLand südlichvonUdjdagehört.WokeinKlägerist, braucht auchderRichternichtseinesAmteszu walten. Spanienhat sichvonEngland undvonFrankreichDank verdient.Alfonsohat prompt nachParisgemeldet, wasWilhelmihminVigoüberDeutschlandsEnthaltsamkeitgesagthatte.
Gegenden entamteten MarineministerVillanueva undandereForderer spa- nischerExpansiondiegeschmeidigevAnpassunganfranko-britischeBedürf- nissedurchgesetztAmVorabendderKonferenzdurchseinenBotschafterLeony CastillodelMuni amOuaid’Orsayversichernlassen,erwerde unter allen UmständenmitFrankreichgehen.Als BaronStumm,derdeutscheGeschäfts-s träger,ihnmitderDrohung, WilhelmwerdeseinenBesuchrebus sic stan- tibus nicht erwidern, einschüchternwollte, sichunter demStachelgebäumt.
Undin denkritischenTagenvonMarsChica denHerzogvonAlmodovar noch einmalbündigangewiesen,sichä la suitederfranzösischenDelegirtenzuhal- ten.EinensoeifrigenFreund genirtman nichtgern. UndjustinMelan hat Spaniengenugdurchgemacht,seitder-HerzogvonMedinaSidonia1496 der ersteanabelladiesenSchlüsselzurMittelmeerküstedesMaurenlandesheim- brachte.VondemKabylenkriegdesJahres1859,der zurEroberungTetuans . führte,bis zu dervonMartinezCampos1893bezwungenenRifrebellion:
einefastlückenloseKettevonAergernissen.UndwersuchtdennKonzessionen nicht da,wosiezuhabensind?EinTropfwäre zu Abd ulAzizoderspäterzu MuleyHafidgegangen.EinSchlaukopfwandtesichanBusHamara,derim Besitztechtsicherzuwohnenschien.AlserdannmitdemreichlichenTrinkgeld weggelaufenwarunddieKabyleninihrem Souverainetätdünkelnocheinmal- Zinsheischten,durfteeinStaat,dergeachtet,gefürchtetseinwill, so frechem Anspruchnichtgleichwillig nachgeben.Mußtedraufdringen, daßderHand- schlagdesRoghiauchdessenLeute binde. SollteGeneralMarina,der-Kom- mandant vonMelilla,etwamitbehaglichgekreuztenArmensitzenbleiben,als