Hamburgifche
Dramaturgiex
ZwinfteeStück. «
Den ,9ten Junius,1767.
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zwischenden-—Gespenstern desenglischen und franzdsischjeniDicheewsindet.·«Völ- stairs Gespenst ist—nichts-als eine poekifcheMai schine,die nurdesKnotens- wegendaist;es- interessirtuns für sichselbstnicht-»imgeringsten.
ShakespearsGespensthingegen esteinewirklich handelnde Person, andessenSchicksalewirsAne« theil nehmen;eserwecktSchauder-,-aberauch
Mitleid. .
·Dieser·U-ntersch·i·edentsprang,öhtieZwei-fet-
ausderverschiedenenDenkungsartbeiderDi·.
ter von denGespensternüberhaupt.Votkajre betrachtetdieErscheinungeinesVerstorbenen
alseinMunderz Shakespearalseinegänzna- türlicheBegebenheit ·Wer Von beidenphilo- sophischerdenkt, dürftekeineFrageseyn;aber- Shakespeardachte poetischer. Der Geist des
M Ni-
Jch,bemerke-necl)AeinenUnterschied-dersich
»Es -
9d» ,«» sag-s-
Ninuskambet)Voltairen, alseinWesen,das mchfett-seitdemGrabe angenehmerundunange- nehmerEmpjindnngenfähig ist,mit«welchem wir alsoMitleiden haben können,inkeineBe- trachtung.s-Erwollte blosdamitlehren, daß diehöchsteMacht,um verborgene Verbrechen ans Lichtzudringenund-zubestrafen,auchwohl
» eineAusnahmevonihren ewigen Gesetzenmache.
JchwillLLnicht sagem daßeseinFehler ist,
wenn derdramatische Dichter seine Fabel soein- richtet, daß siezurErläuterungoderBestäti- gungirgend-seinergroßenmoralischenWahrheit dienenkann. Aberich darf sagen, daß diese Einrichtungder.Fabel nichts wenigeralsnoth- wendig ist; daß«essehrlehrreichesVollkommene Stückegebenkann, dieauf keinesolcheeinzelne Maximeabzweckenzdaßman Unrecht-thun den setztenSitten-sprach,denman zumSchlusseVer- schiedeuerTrauerspielederAlten.sindet, soan- zusehen;.-als ob dasGanzeblosumseinetwillen
da wäre. .
-.«WenndaherdieSemiramisdesHerrnVon- Boltaireweiter keinBerdiensthåtte,alsdieses, woraufersich sovielzu gutethut, daßman Uehmlithdaraus diehöchsteGerechtigkeitVereh-
ren lerne,die ausserordentlicheLasterthatenzu strafen- ausserordentlicheWege wähle: sowürde«
; Semiramis in meinen Augennur einsehrmittel- mäßigesSegckseyn. BesondersdadieseMoral
«-, , selbst
Qgsswssss « 91 selbstnichteben dieerbaulichsteists.""Den-nes OhnstkeitigdemweisesienWesenweit anständi- ger-wenn es dieserausser-ordentlichenWege nicht bedarf,undwiruns dieBestrafungdes Guten und Bösenin dieordentlicheKetteder Dingevonihr miteingeflochtendenken.- «-
Dochich7willmichbeydemStückenichtlän- gerVerweilen ·,«um nocheiniWort VonderArt zusagen,wie eshier aufgeführetworden. Man hatälleUrsache, damit zufriedenzuseyn. Die«
Bkthmistgeräumlich·genug, dieMengevon-»
Personen ohne-Verwirrungzufassen,dieder·
Dichters in verschiedenenSeenen austretenläßt;
DieBerzierungensindneu- vondembestenGe- fchmacke,undsammelndenso«pft abwechselnden.
Ortsogutalsmöglichineinen.- —« . Den stehendenAbend (Don—nerstags,den Zosten April-)ss"wardder verheyrathetePhilo-
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so«pl)-"Vom Destduches- gespickt-.- . ;- .:1DiesesLustspiel-kamimJahr1727 zuerst-As
««diesranzdsischeBühne-Undfand so allgemeinen Beyfall,- daß«esinJahrundTagsechsund dreyßigmalausgeführetward. spDiedeutsche Uebersetzungistnichtdieprosaischeausden zu Berlin übersetzteiisämtlichenWeisendesDes-·
tonches;sondern-eineinVerse-n,andermehkesrei Händegesticktund-gebesserthaben.Sie hat
Ve«rsc,aber-»auchVier harte-undunnaturlicheStellen-; Esxjstunhe-
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schreiblichkswiesschwerdergleichenStellen dem SchauspielerdasAgirepxmgcheyzUnddochwer- den wenig sranzbsischeStücke seyn, dieauf irgendeinemdeutschenTheater jemals besseraus- gefallen wären,alsdiesesaus unserm. Die
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h-Rollensindalleaufdasschicklichstebesetzt,und
-besonders spieletMadame Löwen-die-launigte Celianteals eineMeisterith UndHerrAcker-»
niannden Geront unverbesserlich. Jchkannes
uberhobenseyn,VorndemStücke selbstzu reden.
«Es ist-zubekannt,und gehörtunstreitigunter die MeisterstückederfranzösischenBühne,dieman
auchunter uns immer mitVergnügensehenwird-.-
.Das StückdesachtenAbends (Freytags,
- den1sten-ng,) war dasKasseehaus,oderdie Schottlånderinn,desHrn.von Voltaire.
--Esliesse sicheinelange GeschichteVondiesem Lustspielemachen. Sein Verfasser schicktees e alseineUebersetzungaus demEnglischendes Hume,. nichtdesGeschichtschreibersundPhilo-
, sgphemsonderneines andern dieses—Namens, .der sichdurchdasTrauerspiel, Douglas,. be-
kannt gemacht hat,in die·Welt. Eshatin«
einigen CharacterenmitderKasseeschenkedes Gekdonietwas Aehnlichesz besonders scheint Dek-DvifiMarziodesGoldoni,- das-Urbild des Freldngewesen zuseyn.-Was aberdortblos .— einbösartigerHeilig,--istz,hieezugleichein elen- derSctib.ekit-denersF,er.-ngnnte- damit-dieI
III-«- - Aus-
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Ausleger destogeschwinderxausseinengeschon qenFeind, den Jurnalisten Freron, fallen möchten. Diesenwollte er damit zu Boden schlagen,und ohneZweifel haterihmeinen empfindlichenStreich Versetzt. Wir Anstän- der,die wir an denhäsmischenReckereyender französischenGelehrtenunter sich,keinen An- theil nehmen,sehenüber-die Persönlichkeiten diesesStückeweg, undfindenindemFrelon nichtsalsdiegetreneSchilderungeinerArtVon Leuten, die auch beyunsnicht fremd ist«Wir-·
haben-UnsereFrelensso geist,wie dieFranzosen« und England-exnur»daß-sieben·Lucis-weniger Aufsehenmachen-weil—uns; nnseroLitterarur ktberhgvptgleichgültigen-«FielejdasTref- sende diese-sCharakters-aber auchgänzlichin Deutschlandweg- sohatdasStückdoch, noch außerihm,Interessegenug- und derehrliche Freeportallein-,konnteesinunsererGunster-
halten«.W-ir lieben--seine plumpeEdelmäehig-.
ken, und dieEnglander selbsthaben sichdadurch geschmeicheltgefunden.
« «.« ’ .
—Denn nur seinetwegenhabensie erstkürzli den ganzen Stamm aufden Grundwirklichver- pflanzt, auf welchemsersichgewachsenzuseyn rühmte.Colman-,unstreitigitzt ihr besterko- mischekDichkekihaFdieSchottlånderinn,unter demTitel desEnglischenKaufmanns,übersetzt, undihrvollendsalle dasnationgle CHOR-gege-
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·ben,dassihrindem«"Originalenoch mangelte.
So sehrderHer-rvon Voltaire dieenglischen Sitten auchkennenwill,so hatteerdochhåusig dagegen verstossenzz..E.darinn- daß-er seine Lindane auf einem Kasseehause wohnenläßt«
»Colman miethet siedafür beyeinerehrlichenFrau ein, diemöblirteZimmer hält,unddieseFrau istweit anständigerdieiFreundinnundWohl-—- thäterinnder jungen verlassenen Schöne,als- Fabriz -AuchdieCharaktere hatColman für denenglischenGeschmackkräftigerzumachenge- sucht. LadyAltonist nichtblos eineeifeesüch-·
tige Furie;siewill einFrauenzimmervon Ge- nie,von Geschmackund Gelehrsamkeit seyn-·- undgiebt sichdasAnseheneinerSchutzgöttinn der Litteratur. Hierdurch glaubteerdieVer-.
bindung wahrscheinlicherzumachen, Puder-Este mitdemelenden Frelonstehet,denerSpaiter nennet. Freeportvornehmlichhateineweitere SphäreVonThätigkeitbekommen,undernimmt sich des-1Paters derLindaneebenso—"eifrigan- alsderLindane selbst.Was imFranzösischen
.der LordFalbridgezudessenBegnadigung thut- thutimEnglischenFreeport,underistesallein,» deralles zueinemglücklichenEnde bringet. »
DieenglischenKunstrichterhabeninColmansl UmarbeitungdieGesinnungen durchausVor-«
trefflich-,DenDialogfein .undlebhaft-Und die CharakteresehrwohlausgeführtgesundemAber-
« · doch
dochxziehensiesihrCelmansitbrigeStnckeweitsten vonwelchenmandieeifersüchtigeEhefranaufdem AckermannischenTheaterehedemhiergeseh,en,nnd nachder«diejenigen,diesiclyihrer erinnern-, tin- gefehr urtheilenkönnen.. Der englischeKauf-s
mann hat ihnennichtHandlunggenug;diesem- gierdewirdihnen nichtgenug idarinngewähren diesganzesVesrrnickelungist-in dem—erstenAkte sichtbnrzHJHiernächäxhatferihnenzu vielAehnö lichkeitmitsandernsStürkemund denbestenSi- WWkMsfehltdieNenheitxg;Fireeport,imeynen ZEIT-We Mchtsdwgeviugstensfnnkenvon Lieben geng DIE-HLHVDAM—CWM Müssen;seine gute
»ThatverlieredndrMh altes-Verdienstu.«ß-w»s.,z Esistsan dieserKritik manches nicht grenzan gegründet;indeß»sindxwirDeutschenes.sehe wohlzufrieden, daßdieHandluugnjchkreicher nnd verwickelterist.--Die-englischeManier sin diesemPunkte, zerstreuetnnd ermüdetuns ;- wir liebeneineneinfältigeUPleder sichsaneinmal
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sübekschmläßt.Sowie DieEngländerdiefran-«
zdsischenStückemitEpisoden erstVollpfropfen müssen,wenn sie aus ihrerBühnegefallensol- len;so müßtenwir dieenglischenStückevbn ihren Episoden erst,entladen-»wenn wirunsere Bühneglücklichdamitbereichernwollten.Jhre bestenLustspieleeinesCongreveundWycherley würden uns, ohnediesenAushandesallzuwol- lüstigenWuchses, nnausstehlichseyn. Mit ihren
9F.« ess-
ihren Tragödienwerden swirnlichseherfertig;
diese sindzumTheil ben«weiten soverworren nicht-als ihreKomödien,undVerschiedenehaben, ohnediegeringste Veränderung, .bey:-uns Glück gemacht, welches-sichvon-lein» einzigenihrer Komödien zusagen wüßte.. s; ·-·«
Auchzdiethciliener habeneinesUebersetzung vvznsderSchotttändeeinnydieindemerstenTheile
dertheatralischenBibliotheksdesDiodari stehe-n -Sie folgtdeinOriginale Schritt vors-Schritts
sowie diedeutsche;nureineScene zumSchlusse hatihrderItalien-er mehrgegeben.Voltaire sagte,--Frelonwerde inder englischen-Ur- schristamEnde-.bestraft·«;.aber-so·verdient diese Bestrafungen sey, so habe sie ihm dochdem Hanptinteressezuschadengeschienen;erhabe sie also weggelassen.DemJtaliener dünkt-sediese , Entschuldigungnichthinlänglich,und erer- gänztedieBeszrasnngdesFreiensaus seinem Kopfe;denn dieJtalienersind großeLiebhaber der-poetischenGerechtigkeit.-
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