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Hamburg-sahe
,Dramaturgie
Sie-den« und VierzigstesStück.
VDen-arm Oktober, X1767.
und wszie das?-—-Wenn
esunstreitig ist) daß
man den
Menschen mehr nach seinen Tha-
-
ten,
alsnach seinen Reden richten muß;
daßein rasches Wort,
in derHitze der Leiden- schaft ausg"estossen,für seinen moralischen Cha- rakter wenig,
eineüberlegte kalte Handlung
aber alles beweiset:·so
werdeich wohl Recht ha- senz Merope,
diesich
inderUngewißhei«t,· itj welchersie
Vondem Schicksaleihres Sohnes ist, dem bangsten Kummer überläßt,die immer das Schrecklichste besorgt, undsin der Vorstellung,
swie unglücklich ihr abwesender Sohn Vielleicht sey,ihr Mitleid über alle Ungluckliche erstrecken ist das schöne Ideal
einerMutter. Mekope, die in dem Augenblicke- ·dasie den Verlust des Gegenstandes ihrer Zärtlichkett erfährt- »Von ih-
kem
Schmerze betäubt dahin sinkt, und plötzkich, sobald ,sie--den Mörder
mihrer Gewalt hör-sey
. «
A
a awieder
370
F
—
wieder auffpringt, und tobet, und weichen und die blutigsteischveeklichste
anihm
zuVplle
iehen drehen enn und wirklich wllkiehen würde- ersieh eben
unterihren Händen befände:
ist eben dieses Idee-l-
nnrin deutStandeeiner gewaltsamen Hgndxung», —iU pelqhezn
esanAus- druek
undKraft Yewinnet,
wases
anSchön- heit undRühmng verlohren hats-; Aber Me- rope- diesich zxu dieser Rache Zeit-niznmt, An- stalten dazurorkehreh Feyerlichkeiten dazu
an-ordnet, und selbst die Henkerinn seyn, nicht tödten sondern martern, nicht sstrezfensenden- ihre Augen« gn der Stegfe weiden will: ist das Auch noch eine Mutter? Freylich wohl; aber eine Mutter, wie wir sie eins unter
denKans- halinnen denken; eine Mutter, wie
esjede Bärinn.·ist.
—-Diese Handlung der Mekcpe gefalle wem
dawill; mir sage ex
es- ggenistet- daß sie ihm gefällt-
wennigzsihpeickn eben se sehr Verachten, »ng pstabstheuen foll—
,
T
Vielleicht dürfte der Herr
VonVoltaire nneh dieses zu einem Fehlerdes Stoffes machen; viele leicht dürfte er sagen-« Mergpe tnüzsse jawohl den Aegisth mit eigner Hand umbringen wallen,
oderder ganzeCqu dexThönrkS den Aristoe teles so sehranpreise,der
dieempfindlichen Athe- tlienfer ehedenj so sehr entzückt habe, falle weg.
Aher depHekr Von Ppltaire würde sichwieder-
Umirren- und die willkührlichen Abweichungen
, ’
«- des
Ost-s-
371 des Massek abermals für den Stoff selbstneh-
men.Der Stoff erfordert zwar, daßMerope
denAegisth
miteigner Hand
ermordenwill--
»
allein
ererfordert nicht, daß sie
esMitaller Ueberlegung thun muß. Und soscheinet sie
esauch bet) dem Euripides nicht gethan zu haben- ivenn
wiranders dieFabel
desHyginus für
denAuszug seines Stücks annehmen dürfen. Der Alte kömmtund sagt
derKöniginn weinend, daß khvkjhr Sohn weggekonnnenz ebenhatte sie ge- HHVD daß
ein·Fremder angelangt sen,
dersich t"ühme-ihn-umgebrachtzrishahenx
unddaß
die-ser Fremde ruhig
unterihrenrs Dache schlafe; sie ergreift
daserste das beste,was ihr in
dieHand-e fällt,
eiletvoller Wuch nach-deinZimmer des Schlafendem
derAlte ihr.nach·,und
dieErz kennung geschieht
indem-Augenblicke, da das Verbrechen geschehen sollte.»· Das
warsehr simpel und natürlich, sehr rührend nnd mensch-«
iichl Die Athenienserzitterten-« für den Aegi·srl)", ohne Meropen verabscheuenzu dürfen.
s-Sie zitterten für Meropev sähst-« Pkesdxttch die gut- artigsteUeberjeilung Gefahr lief, dieMörderinn ihrez Sohnes zu werden.
«( MassezfundBoltaire aber machenmich blosfur den Aegisthzitrerm denn auf ihre Merope bin ichfo angehalten, daß ichesihr fast gönnen möchte- sie Voll-führte den Streich. Möchte-sie
esdochs,hab«en""!« Kann-sie sichZeit zur Rache nehmen- sOhättesie sich auch
«
A
aa2«
Zeit
372
WZeit zur Untersuchung nehmen sollen. Warum ist sie so eine blntdürstigeBestje? Er hat ihren Sohn umgebracht: gut; sie mache
in derersten
sHitze
mitdem Mörder
Wassie will, ich
Ver-zeiheihr, sie ist Mensch Und Mutter; auch will ich gern
mitihr jammern
nndVerzweifeln,
wennsie finden sollte, wie sehr sie ihre erste rascheHitze zu verwünschenhabe.— Aber- Madame,
einenjungen Menschen,
derSie kurz zuvor so sehr
in-«t"eressirte,
andemSie so
vieleMerkmahle der Anf- richtigkeit
undUnschuld erkannten,
weilman einealte Rüstung bey ihm findet, die
nnrIhr Sohn tragen sollte,
alsden Morder Jhres Sohnes,
andem Grabmahle seines Vaters,
miteigner Handiabschlachten zn wollen, Leibwache und Priester dazn zn Hülfe zu nehmen-O pfan, Madame.L Ich müßtemich sehr irren, oder Sie wären in Athen ansgepsissen
worden.-
Daß
dieUnschicklichkeit,
smitwelcher Poly- phont nach. fnnfzehn Jahren
dieveralteteMe- rope zanxemahlinn Verlang-t; eben so wenig
einFehler
desStoffes ist, habe ich schon-berührt (-7·) Denn nach der Fabel des Hyginus hatte Poly- phont Meropen gleich nach der Ermordung
desKresphonts geheyrathetz nnd
esist sehr glaub- lich, daßselbstEuripides diesen Umstand so
an-genommen hatte« Warum sollte
eranch nicht?
Eben
dieGründe, mit welchenEurikles, beym
, - . . . — s
Pot-
(«) Oben S. 3472
Its-—- 373 Boltaire, Meropen itzt nach funfzehn Jahren bereden will
,denr Tyrannen ihre Hand zu ge- ben- (-3) hätten sie auch
vorfunfzehn Jahren dazu Vermögen können. Es
warsehr
'inderDenkungsart-der
altengriechischenFrauet1,daß feeihren Abscheu gegen
dieMörder ihrer Man-
nerüberwanden nnd sie zu ihren zweyten Man--
nerannahmen,
wennsie sahen, daßden Kin-
dern ihrer ersten Ehe Vortheil daraus erwachsen konne. Ich erinnere mich
etwasahnlilches
indem
griechisch-en Roman
desEharitons,
dend’Orville-he;rausgegeben, ehedem gelesen
zuha- ben,
woeineMutter
dasKind -Tel·b.-st, welches
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Aaa-3--"-
»sie F)
AsteIl. Sc.t. -s«
—- ---—- MER.
Nov-,
mon Als he lev
foutfriralr
pas.L’exil.
ou fon enfancealangui conclamnåe
Luj ferair moinsaikremk
que.celächehy-
, werter-. - »
Erm. Il -«le
condamnerait, fi, pajiible
en»«
fon rang,
.11 »Den
ckoyait
ici uelesdroits defonläng;
Mais A par lesma
hemjs
fOIIame etajt in(streute,
" «
sur fes
vrais
intåxärs s’jlräglait
facon-—
cluitetz
-Defes rristes
amis
s’j1confultait
lavoix,
Erlanecefsitå
fouveraine deslojx,
11verrajrquejamajs
famalheureufe
met-c Nelujdonna ckamour unemarqne plus
there.
«
ME.
M
sie noch
unterihren Herzentragt, auf
einesehr«
rührende Art darüber zum Richter
nimmt.Ich glaube,
dieStelle verdiente angeführt zu
wer-den; aber ich habe das Buch nicht bey
derHand.
Genug, daß das,
was demEursities Voltaire selbst
indenMund legt, hinreichendgewesen ware,
dieAussührung seiner Merope
zurecht- fertigen
," wenn ersie
als dieGemahlinn desPoe typhonts eingeführethatte.
sDie
kaltenScenetiv
einerpolitischen Liebe wären dadurch weggefal- len;
undichsehemehr als einenWeg,
wiedas Interesse durch diesenUmstand seibstnoch weit·
lebhafter, und
dieSituationen noch weit
inni-guanter hatten werden können.
Doch Voltairewolltedurchausauf dem Wege bleiben, den
imMaffei get-ahnet hatte-,
undweil
esihm g
rnicht
einmaleinsiel, daß
esei--
nen ME.Ab que me eures-vorm« Eos-.?De du nes vörjtös uimhrkadum mon eåleöcvos calamitös.
Ma.
Wei!
Vousmedemandez que l’·mterecfurmonte
Cette jnvjncible horreur quejspai
pour Po-«
« «
1ifonte!
« .Vous’«
qui
me kavez-peint
deji nojres cou- leurst Eun.Je
1’aipeinr
danereuxs je
connais- fes ureursz Majs il efis
tout-puissantz mais
rjennelui» ’ . --
resiikez
11eiiz4
fansherirjer.,
öcvousaime-Egj1ie.
—-W .
375
nen
besserngeben könne, daß dieser bessere eben
Versev- der schon vor Meers befahren worden, so begnügie er sichfauf jenem-ein Paar Sand- fteineaus dem Gleisse zu räumen, über
dieermeinet, daß fein Vorgänger fast umgeschmissen hätte. Würde "er wohl sonst auch dieses
vonihm beybehalrenhaben, daß Aegisth, unbeknnnsr Justsich selbe von ungefehr nach Messene ge- Mhetb UdePasexbstdntzch kleine zweydeytige Mekkwsbke in—den Verdacht frommen- muß, das
Order.
Mörder-: seiner selbß syska Deo-idem Ewi-
ZMHMIMJI
,ex- Aegiqch Ase-Härten
«:;skaikiz
«
zis- .eM Mädle Wiss ««;zn jräj Tie;
nachMessen-« Imde sich
-geb
.für
der des· AegkskhAUOZ Ums-MS
setsich feiner Mutter nicht entdeckte-«Osespjnsustpsichg Vdgsk
ausMißtraue.n,« Oder S"tfs.,«;tvfss»sdnst"für Ursa- che,
ander
esihpl Der Dschtek gewißnicht wird Haben mangeknxxlassme Ich habs
zwarOben c) dem Masseini einige Grunde zu allen den-Per- cknderungem ·d,·ie.
ermit demPlkmesdes Euripi- dkes gemachthar-
vonmemsskktEsgknev geliehen
Aber ich bin Zweit entstrny die Grunde für wich- tig, nnd
dieVeränderungen sur- glücklich genug auszugeben. Pietmcht«bchaupt«e ich, daß jeder Tritt, den
eraus Den FUßFAPer Des Griechen
Uthun gewagt,
einFehltritrgeworden. Daß
sich Aegischnicht kctmch Daß
er Vonangesch-
. - ,
Mch
m- S»318—
376
, Its-Onach Messene kömmt-,
Und per combinaeione cPrlcsssv .cidemi(wie Massei
esausdrückt) für
denMörder desAegisth gehaxten wird- giebt nicht
allein der ganzenGeschichte
einsehr verwirrtes, zweydeutiges
undromauenhaftes Ansehen- sondern schwächtauch
dasInteresse ungemein. Bey demEuripides wußte
esderZuschauer
vondem Aegisth vvselbst, daß
erAegisth sey,
undiegewisser
eres wußte-daßMe-
ropeihren eigne-; »Seht- xtmzubrmgenkommt- desto-
«
rdßer mußte nothwendig
dasSchrecken seyn,
dasIhn-» darüber »besieis,desto quäleuder das Mitleid- welches er
voraussahe, Falls Merope
anderVoll- ziehung nicht
zurechter Zeit verhindert würde. Bey demMaffei
undVoltaire,hingegen, vermuthete
wie es nur,daß
dervermeinte Mörder
desSohnes
der-Sohn wohl selbst sehnkönne,
undunser größtes Schrecken ist auf
deneinzigen Augenblickversparet, irr-welchem
esSchrecken
zuseyn aufhören
Dasschlimmste dabeh istnoch dieses, daß;
dieGründe, die-;
uns indein jungen Fremdlinge
denSohn
derMerope vermuthen lassen, eben
dieGründesiith auswelchen
esMerope selbst vermuthen sollte;
unddaß
wirihn, besonders beyPoltaireiy nicht
indemallergeriugsteu
Stückenäher undezuverlaßiger keu-
uen, alssie
ihnselbst. kennen kann. Wir trauen
«
also
diesenGründen
entweder ebenso viel,
alsih-
nenMerope trauer,
oderwirtrauenihnen mehr.
Trauen wir
ihnen eben· so viel, so halten
wirden«
Jüngling
mitihr- für
einenBetrieger,
und dasSchicksal,
dassie ihm zugedacht-—
kann unsnicht sehr rühren.
Trauen wirihnen mehr, so
tadeln swirMeropen, daß sie nicht besser darauf merket, und« sich
von weitseichtern Gründen hinreisseuläßt.
Beides
abertaugt uicht..
-- - - .Hain-«
.!