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Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 2, H. 9

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TECHNIK UND

WIRTSCHAFT

M O N A ISC H R IFI DES VEREINES DEUTSCHER INGENIEURE »REDIGIERT UHERAUSGEGEBEN VON DR-HERMANN BECK U N D D M E y E R .

2. JAHRG. SEPTEMBER 1909 9. HEFT

EINE LÜCKE IN DER AUSBILDUNG DER INGENIEURE.

Von Ingenieur Dr. phil. et ju r. J. KOLLMANN in Bad Ems.

Daß zu dem R ü stzeu g e des m odernen Ingenieurs ein reichliches Maß w ir t­

sc h a ftlic h e r und rech tlich er K enntnisse gehört, w ird im m er allgem einer a n e r­

k a n n t, und die technischen H ochschulen bem ühen sich, den A nforderungen an einen d e ra rtig e n S tudiengang g e re c h t zu w erd en . Es gibt indessen auf den die te c h n isc h e A rb eit u n m ittelb ar b erü h ren d en R ech tsg eb ieten g ew isse Z w eige, w eich e b eso n d ers gepflegt w e rd e n sollten, dam it d er Ingenieur nich t in solchen F ällen h in ter dem Ju riste n zu rü c k z u tre te n b rau ch t, in w elch en es sich v o r­

w ie g e n d um die B ew ertu n g und S icherung tech n isch er A rbeit handelt. Solche W issen szw eig e sind die A b f a s s u n g u n d A u s l e g u n g v o n K o n ­ z e s s i o n s v e r t r ä g e n und L i e f e r u n g s v e r t r ä g e n so w ie die . H a n d h a b u n g d e s i m g e w e r b l i c h e n L e b e n s o ü b e r a u s w i c h ­

t i g e n s c h i e d s r i c h t e r l i c h e n V e r f a h r e n s . Nur in den selten sten Fällen w issen se lb st hochgebildete T ech n ik er m it diesen D ingen d e ra r t B e­

scheid, daß sie selb stän d ig und sich er a rb eiten können, ohne der juristischen Beihülfe zu b edürfen, und so ist es denn ganz natürlich, daß das w eite G ebiet d e s A bschlusses und d e r A uslegung g e w e rb lic h e r V e rträ g e auch h eu te noch in der H au p tsach e den Ju riste n ü b erlassen bleibt, obgleich das zünftige Ju risten - tu m dem W esen d e r technischen A rbeit völlig fern steh t. In diesen Zuständen W andel zu schaffen und den T ech n ik ern ein ihnen zu steh en d es G ebiet n u tz­

b rin g en d er T ä tig k e it zu ero b ern , muß deshalb als ein v erd ien stlich es W e rk a n ­ g e se h e n w e id e n . D as Ziel dieses W e rk e s ist e rre ic h b a r durch E i n f ü h r u n g e n t s p r e c h e n d e r V o r t r a g s - u n d Ü b u n g s k u r s e a n d e n t e c h ­ n i s c h e n H o c h s c h u 1 e n für die S tud ieren d en und durch die B e r ü c k ­ s i c h t i g u n g d i e s e s G e _ b i e t e s b e i d e n F o r t b i l d u n g s k u r s e n fü r b e re its im p ra k tisc h e n L eben steh en d e Ingenieure.

W e r w ie d er V e rfa sse r über eine se h r um fangreiche E rfah ru n g im V e rtra g ­ w e s e n und in sb eso n d ere in d er H andhabung des sch ied srich terlich en V erfahrens v e rf ü g t, w ird b estätig en m üssen, daß d er in diesen Dingen u n v o rb e re ite te In­

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ABHANDLUNGEN

gen ieu r dem w e n ig ste n s in fo rm eller B eziehung g e w a n d te n Ju ris te n g e g en ü b er einen sc h w e re n S ta n d h a t und in der R egel e r s t dann m it sein en tech n isch en und w irtsch aftlich en K enntnissen h e rv o rz u tre te n w a g t, w en n die w ic h tig ste n F ra g e n b e re its aus rech tlich en o d er form ellen G ründen en tsch ied en sind. Es kom m t also d arau f an, bei den Ingenieuren d as S e lb s tv e rtra u e n in ihre U rte ils­

fäh ig k eit zu stä rk e n und sie durch v e rs tä n d ig e E inführung in diese G eb iete zu einem sich eren und selb stän d ig en A uftreten in in d u striellen R e c h tsa n g e le g e n ­ h eiten zu befähigen. Auf diese W eise w ird au ch d a s V e rtra u e n d e r V e rw a l­

tun g en in d u strieller W e rk e , sta a tlic h e r und k o m m u n aler V erw a ltu n g e n in die allgem eine L eistu n g sfäh ig k eit d er Ingenieure, die m an gem einhin n u r als S p e­

zialisten an zu seh en pflegt, gehoben und die Z uziehung te c h n isc h e r K räfte zu d er A bfassung und A uslegung v o n V e rträ g e n g e sich ert. D e r h eftig e und fast k o rp o ra tiv e W id e rsta n d , w elch en das zünftige Ju riste n tu m g eg en den E in tritt des tech n isch en E lem en tes in die in d u strielle R e c h tss p h ä re v on je h e r e n tw ick e lt h at, kan n am sic h e rste n d ad u rch g eb ro ch en w e rd e n , daß d e r In g en ieu r w o h l­

v o rb e r e ite t und m it sch arfem B lick fü r die künftige E n tw ick lu n g in d u strieller V erh ältn isse an rech tlich e F ra g e n h e ra n tritt und d am it den B ew eis erb rin g t, daß v o n ihm eine g e re c h te re und dem in n eren W e se n d e r tech n isch en A rbeit e n tsp re c h e n d e re B eu rteilu n g e r w a r te t w e rd e n kan n als v o n den V e rtre te rn d er form alen ju ristisch en Bildung.

M an b ra u c h t n u r in das p ra k tisc h e L e b e n hin ein zu seh en , um ü b erall zu ge­

w a h re n , w elch e F e h le r seiten s d er Ju ris te n bei A bschluß und A uslegung v on V e rträ g e n , die in das g ew e rb lic h e L eb en eingreifen, g e m a c h t w e rd e n , w eil sie das in n ere W e se n des G e w e rb e s und die seinen G ru n d zu g bildende u n ab lässig e E n tw ick lu n g und U m bildung n ich t zu e rfa sse n v erm ö g en . An dem Beispiel eines K o n z e s s i o n s v e r t r a g e s z w isch en e in e r S ta d tg e m e in d e und ein er K lein b ah n g esellsch aft w o llen w ir die ta tsä c h lic h e n V o rg än g e e tw a s n ä h e r v e r ­ folgen und die durch das oft g e w a lts a m e F e rn h a lte n te c h n isc h e r K enntnis e n t­

ste h e n d e n g ro ß en N achteile und M ängel feststellen . In frü h e re n Z eiten, als es sich noch um den P fe rd e b e trie b bei S tra ß e n b a h n e n h an d elte, m ach te m an sich v on seiten d e r Ju ris te n die S ache ungem ein leicht. M an ließ sich v o n in- und a usländischen B e trie b e n g leich er A rt A bschriften d e r K o n zessio n sv erträg e kom m en und b ra u te d a ra u s — vielfach ohne genü g en d e B erü ck sich tig u n g ö rt­

lich er V erh ältn isse — ein re c h tlic h -w irtsc h a ftlic h e s R ag o u t zusam m en, w elches dann dem U n te rn e h m e r au fg ed ru n g en w u rd e . Die K larheit des V ertrag w illen s und die gen au e und zw eifelsfreie U m g ren zu n g d er b e id e rse itig e n V erpflichtungen und R ech te kon n te bei einem solchen V erfah ren se lb stv e rstä n d lic h nich t auf- kom m en, das E rg eb n is d e ra rtig e r K o n z e ssio n sv e rträ g e w a r zu m eist d as un­

m itte lb a re U n terb in d en d er V erk eh rsen tw ick lu n g . Die g rö ß te n S ch w ierig k eiten e rg a b e n sich nun, sobald m an sich sch o n w e g e n d e r w a c h se n d e n L än g e der S traß en b ah n lin ien zu r E inführung des m o to risch en B e trie b e s an S telle des P fe rd e b e trie b e s g ezw u n g en sah. S ta tt nun g an z neue, den tech n isch en V erh ält­

nissen des m oto risch en B e trie b e s an g ep aß te V e rträ g e ab zuschließen, zogen die m eisten S ta d tv e rw a ltu n g e n v o r, durch A nhängsel an die alten V e rträ g e d e » neuen B e trie b sv e rh ä ltn isse n no td ü rftig g e re c h t zu w e rd e n . V iele S ta d tv e r ­ w altu n g en h aben so g a r in la ie n h a fte r V orliebe für den S tra ß e n b a h n b e trie b m it ele k trisc h e n A kk u m u lato ren ja h re la n g die E inführung d es allein v e rlä ß lic h e n O b e rle itu n g sb e trie b e s hingehalten, bis m an sich schließlich durch die P ra x is ü b e r­

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387 zeugen m ußte, daß die w a rn e n d e S tim m e e rfa h re n e r T e ch n ik er re c h t behielt.

Die d urch dieses V erfah ren h erb eig efü h rten Schädigungen des öffentlichen V er­

k eh rs sind viel g rö ß er, als m an gem einhin an n im m t; ih ren eigentlichen G rand h atten sie ia s t im m er in dem U b erw ieg en des ju ristisch en Einflusses in den s täd tisch en V erw altu n g en , u n te r w elch em die T ech n ik er b e i den V e rtra g ­ abschlüssen g a r nich t o d er n u r n e b en h er g e h ö rt w u rd en . U nd w elch e U nge­

heuerlichkeiten haben sich bei dem R eg im en t d e r Ju riste n im städ tisch en V er­

k e h rsw e se n e rg e b e n ? Die V e rk e h rsn o t in d er R e ich sh au p tstad t ist, w ie alle S achkundigen w issen, zum großen T eil die Folge einer von den V e rw a ltu n g s­

ju risten geleiteten V erk eh rsp o litik und d er durch dieselben S tellen ohne A n­

hörung e rfa h re n e r V erk e h rste c h n ik e r ab g esch lo ssen en V erträg e. D er m it der G roßen B erlin er S traß en b ah n abg esch lo ssen e K o n zessio n sv ertrag , w e lc h e r nur als eine F o rtse tz u n g ä lte re r V e rträ g e anzusehen ist, e n th ä lt so v ielerlei U nklar­

heiten, daß die U n tern eh m er es so g a r w agen kon n ten , m it diesem V e rtra g in d er H and den B au v o n S chnellbahnen anzufechten. Die G erichte hab en z w a r diesen V ersuch zu rü ck g ew iesen , dagegen is t in einem ä n d ern F a lle durch ein ledig­

lich au s Ju ris te n z u sam m en g esetztes S ch ied sg eric h t entschieden w o rd e n , daß im F alle des B au es ein er städ tisch en Schnellbahn N ord-S üd die S ta d t B erlin E ntschädigung an die G roße B erlin er S traß en b ah n zu leisten h ab e. A uch das lediglich vo n Ju riste n , ohne Zuziehung v on erfa h re n e n S traß en b ah n tech n ik ern v e rfa ß te P re u ß isc h e K leinbahngesetz e n th ä lt eine g roße Zahl v o n U nklarheiten und fü r die P ra x is s e h r g efährlichen B estim m ungen. E s is t b ek an n t, daß g erad e je tz t seiten s d e r G roßen B erlin er S traß en b ah n d e r V ersuch g em ac h t w ird , die Z ustim m ung d e r S ta d t B erlin z u d e r v o m E isenbahnm inisterium ohne B e­

frag en d e r S ta d t v e rlä n g e rte n sta a tlic h e n G enehm igung m ittels des K leinbahn­

g ese tz e s zu erzw in g en , obgleich bei E rlaß des K leinbahngesetzes niem and an die M öglichkeit g e d ach t h a t, daß die Z ustim m ung eines W eg eu n terh altu n g s- pflichtigen zu d er B en u tzu n g stä d tisc h e r S tra ß e n durch ein b esteh en d es ein­

heitliches S traß en b ah n n etz ü b e r die u rsprünglich v e re in b a rte V e rtra g d a u e r hinaus z w a n g sw e ise v e rfü g t w e rd e n könne. Die A b sich t d es G ese tz g e b e rs ging gew iß n u r dahin, ein e seiten s des W egeunterhaltungspflichtigen aus nichtigen G ründen v e rw e ig e rte , im öffentlichen V e rk e h rsin te re sse a b e r n o t­

w endige Z ustim m ung zu dem B au ein er b estim m ten einzelnen B a h n streck e z w an g sw eise e rg ä n z e n zu können, w ä h re n d m an je tz t den V ersuch m acht, aui G rand des K lein b ah n g esetzes die S e lb s tv e rw a ltu n g einer W e lts ta d t vollkom m en hinfällig zu m ach e n und die stä d tisc h e V erw altu n g a n d e r ih r v e rtra g m ä ß ig zusteh en d en Ü b ern ah m e des S tra ß e n b a h n b e trie b e s zu hindern. D ie hierin liegende u n g eh eu re Schädigung d e r In te re sse n d e r stä d tisc h e n S te u erzah ler zugunsten ein er E rw e rb sg e se llsc h a ft lä ß t erk en n en , w o h in d e r Schem atism us d e r Ju riste n bei dem E n tw ü rfe von G esetzen und bei d er A ufstellung v on Kon­

ze ss io n sv e rträ g e n f ü h r t D esw egen m uß im öffentlichen In te re ss e v e rla n g t w e rd e n , daß alle die technische A rb eit b erü h ren d en G esetze und V e rträ g e u n ter en tsch eid en d er M itw irk u n g v o n en tsp rech en d v o rg eb ild eten und erfah ren en T ech n ik ern en tw o rfen w e rd e n und daß m an nicht w ie b ish er die S a c h v e r­

stän d ig en e r s t dann h eran zieh t, w e n n die J u riste n m it ihrem L atein zu Ende sind und eine den V erh ältn issen des p rak tisch e n L eb en s en tsp rech en d e A us­

leg u n g ohne die H ülfe v o n erfah ren en T ech n ik ern n ich t gefunden w e rd e n kann.

N icht m in d er g ro ß es U nheil w ird häufig durch u n k lare und die B edürfnisse

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ABHANDLUNGEN

d er P ra x is v e rk e n n e n d e S t r o m l i e f e r u n g s v e r t r ä g e a n g e ric h te t, w e n n n ich t die T e ch n ik er b eid er P a rte ie n zu e n ts c h e id e n d e r M itw irk u n g n ic h t n u r in rein tech n isch en F ra g e n zugezogen w e rd e n . D er allein rich tig e G ru n d satz, die In te re ss e n sp h ä re n d er P a rte ie n d a d u rc h v o llstän d ig zu tre n n e n , daß der A b n eh m er die e lek trisch e E n erg ie u n ter E infügung k o n tro llie rb a re r M e ß a p p a ra te an d er S am m elsch ien e des K ra ftw e rk e s zu en tn eh m en , die V erteilu n g der E n erg ie a b e r ganz nach seinem G utdünken zu b e w irk e n h a t, w ird vo n den fast nu r n ach ä lte re n V e rtra g sfo rm u la re n a rb e ite n d e n Ju ris te n n ich t b erü ck sich tig t.

D ad u rch e n ts te h e n dann fo rtg e se tz te S tre itig k e ite n z w isc h e n dem K ra ftw e rk und dem S tro m a b n e h m e r, w e n n das e r s te r e z. B. an g e w iss e n S peisepunkten eine n ach o ben und un ten v e rtra g m ä ß ig fe s tg e s e tz te E n erg ie m en g e v o n ge­

w is s e r S p an n u n g z u r V erfügung zu stellen h a t, w ä h re n d d e r S tro m a b n e h m e r n ach und n ach sein V erteilu n g sn e tz v e rg r ö ß e rt und dan n auf den E n d streck en die fü r seinen B e trie b e rfo rd erlich e S pan n u n g n ic h t m e h r v o rfin d et. A uch die F e s t s e t z u n g d e s S t r o m p r e i s e s w ird n u r a u sn a h m sw e ise richtig geh an d h ab t. H ier w ird d e r g ru n d sätzlich e F e h le r d a d u rc h g em ac h t, daß die stä d tisc h e n V e rw altu n g en einem V e rk e h rsu n te rn e h m e n g e g e n ü b e r den für sie einen erheblichen G ew inn einschließenden S tro m p re is auf eine lan g jäh rig e Kon­

z e ssio n sd a u e r u n ab än d erlich fe s tg e ste llt seh en w ollen, w ä h re n d d e r U n ter­

n eh m er ein leb h aftes In te re ss e d a ra n h at, den S tro m p re is v o n Z eit zu Zeit e in e r N achprüfung n ach d e r R ich tu n g hin u n te rw o rfe n zu seh en , ob e r den für a n d e re g ew e rb lic h e B e trie b e g ü ltig en T a rife n no ch e n ts p ric h t o d er nicht.

G erad e die E n tw ick lu n g d e r T ech n ik in n e u e ste r Z eit so llte in F ra g e n dieser A rt b e rü c k s ic h tig t w e rd e n . D as Z eichen d e r G e g e n w a rt in te c h n isc h e r B e­

ziehung is t die V e r b i l l i g u n g u n d E r s p a r u n g d e r E n e r g i e , und es is t n ich t einzusehen, w esh alb g e ra d e die V e rk e h rsu n te rn e h m u n g e n v on dieser u nendlich w o h ltä tig e n R ich tu n g u n se re r Z eit d u rch u n ab än d erlich e S tro m p reise au sg esch lo ssen w e rd e n sollten. D as öffentliche V e rk e h rs in te re s s e e rfo rd ert v ielm eh r g e ra d e d as G egenteil, zu m al in dem n ied rig en S tr o m p re is ein viel g rö ß e re r A nreiz zum B au und B e trie b e n e u e r V e rk e h rsa n la g e n lieg t als e tw a in s ta a tlic h e n und kom m unalen B au zu sch ü ssen o d er so n stig en einm aligen B ei­

hülfen. K ann m an sich W undern, w e n n zah lre ic h e V e rk eh ru n tern eh m u n g en ih re auf v e r a lte te r G rundlage au fg eb au ten K o n z e ssio n sv e rträ g e ein e r gründ­

lichen P rü fu n g u n te rw e rfe n , um g eg eb en en falls eine H an d h ab e z u r B eseitigung d e r Ü n ab än d erlich k eit d es S tro m p re ise s zu fin d en ? H än g en n ich t v o n F ragen d ie s e r A rt se h r w e it g ehende w irtsc h a ftlic h e und n ich t m in d er sozialpolitische V erh ältn isse a b ? D iese le tz te re F ra g e stellen, h eiß t sie b ejah e n , und darum muß m an v erlan g en , daß K onzessions- und B e trie b s v e r trä g e n ic h t lediglich nach form alem R ech te zu sam m en g estellt, so n d e rn aus d e r te ch n isch -w irtsch aftlich en A uffassung d e r g ew e rb lic h e n V erh ältn isse h e ra u s a u fg eb au t w e rd e n . Die K lar­

h eit d e r A uslegung d e r V e rträ g e b ra u c h t h ie ru n te r k e in e s w e g s zu leiden, sie w ird v ielm eh r aller V o ra u ssic h t n ach erh eb lich g rö ß e r sein als b e i den bisher b e lieb ten sch em atisch en V e rträ g e n .

Bei L i e f e r u n g s v e r t r ä g e n ü b e r M a s c h i n e n und G e rä te und bei V e rträ g e n ü b e r die H e rstellu n g g a n z e r W e rk a n la g e n sind te c h n isc h e und w irtsch aftlich e K enntnisse noch viel n o tw e n d ig e r als bei K o n z e ssio n sv e rträ g e n . H ier kom m en in sb e so n d e re noch die zu v e rb ü rg e n d e L eistu n g d e r M aschinen und die A rt ih re r F eststellu n g , die D au er d e r B ü rg sc h a ft und die allgem einen

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389 L ieferungsbedingungen, endlich auch d er vielberufene E ig en tu m sv o rb eh alt in B etrac h t. Daß ein zw eifelfreier W o rtla u t solcher V e rträ g e nur von erfah ren en Ingenieuren au fg estellt w e rd e n kann, liegt auf d er H and, und dennoch sehen w ir diese w ichtigen R egelungen m eist in den H änden von J u iiste n und Kauf- leuten. E rs t w en n sich S treitig k eiten zw isch en den P a rte ie n üb er die A us­

legung einzelner V ertrag b estim m u n g en ergeben, w ird gew öhnlich der T e c h ­ niker v o r die sch w ierig e A ufgabe gestellt, den V ertrag w illen zu erm itteln und die m it nicht a u sreich en d er S ach k en n tn is aufgestellten S pezialbedingungen der L ieferung nach den p ra k tisc h e n M öglichkeiten auszulegen. B rin g t a b e r der T ech n ik er nicht zugleich die für die L ösung d e ra rtig e r A ufgaben erfo rd erlich e R echtskenntnis und industrielle E rfah ru n g m it, so kom m t e r m it technischen K enntnissen allein nich t zum Ziele. So kom m t es denn häufig v o r, daß die S ache am letzten E nde w ie d e r durch Ju riste n b eh an d elt und dem T ech n ik er b ed eu tet w ird , e r sei zu s e h r S pezialist, um diese w ichtigen V ertrag frag en entscheiden zu können.

Die A uslegung von V e rträ g e n aller A rt w ird nun m eistens, um nicht den v ie l­

v ersch lu n g en en P fa d des ordentlichen R ec h tsw e g e s gehen zu m üssen, durch V er­

tra g dien S c h i e d s g e r i c h t e n ü b ertrag en . Eine solche V ereinbarung, daß die E n tscheidung ein er R e c h tsstre itig k e it durch einen o d er m e h re re S ch ied s­

ric h te r erfolgen solle, h a t nach § 1025 d er Z ivilprozeßordnung in so w eit re c h t­

liche W irkung, als die P a rte ie n b e re c h tig t sind, ü b er den G egenstand des S tre ite s einen V ergleich zu schließen. F ü r G e w e rb e und Ind u strie sind die S ch ied s­

g e rich te von g an z b e so n d e re r B edeutung, w eil sie im G eg en satz zu dem o rd e n t­

lichen R ec h tsw e g e eine u n m ittelb are E ntscheidung durch S a c h v erstän d ig e e r ­ m öglichen und das V erfahren v iel w en ig er Z eit e rfo rd e rt und g erin g ere K osten v e ru rsa c h t. A llerdings ist für die P a rte ie n die g rößte V orsicht bei ih re r re c h t­

lichen V e rtre tu n g v o r den S ch ied sg eric h ten geb o ten und den S ch ied srich tern eine b ed eu ten d e V e ra n tw o rtu n g a u ferleg t dadurch, daß der u n te r B eob ach tu n g d er gesetzlichen V orschriften gefällte S chiedspruch endgültig ist und durch keine w e ite re In stan z a b g e ä n d e rt w e rd e n kann. W enngleich nach d er Zivil­

p rozeßordnung jede geschäftsfähige P e rs o n von den P a rte ie n als S ch ied srich ter b en an n t w e rd e n kann und nu r F rau en , M inderjährige, T au b e, S tum m e und P erso n en , w elch en die bürg erlich en E h re n re c h te a b e rk a n n t sind, grundsätzlich abgelehnt w e rd e n können, so liegt es doch in d er N atur der Sache, daß das sch ied srich terlich e V erfah ren durch m öglichst sachkundige P e rs o n e n gehand- h a b t w e rd e n soll, um den R e c h tss tre it nach R ech t und B illigkeit m it geringem Z eitaufw and zu erledigen. Die P ra x is fü h rt deshalb dahin, daß die P a rte ie n m eist ä lte re , b e so n d e rs e rfah ren e und v e rtra u e n sw ü rd ig e Ingenieure aus dem betreffenden G ebiete d er technischen A rb eit als S ch ied srich ter w äh len und som it für jeden S treitfall ein aus S ach v erstän d ig en zu sam m en g esetztes G ericht bilden. D er ideale Z ustand d er freien W ahl d er R ich ter ist also h ier v e rw ir k ­ licht und n u r durch die im G esetz genau b ezeieh n eten A blehnungsgründe ein­

g esch rän k t.

D as zeh n te B uch d e r Z ivilprozeßordnung m it seinen 24 P a ra g ra p h e n b ietet indessen k ein esw eg s eine erschöpfende und völlig zw eifelsfreie O rdnung des sch ied srich terlich en V erfahrens. D as B e stre b e n des Ju risten tu m s, alles u n ter die allgem eine R e c h tso rd n u n g zu bringen und die bek an n te, k ein esw eg s auf idealer G rundlage beru h en d e A bneigung gegen S o n d erg erich te haben auch hier dazu

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ABHANDLUNGEN

gefü h rt, m it k u rzen A ndeutungen ü b er den K ern d er S ach e h in w eg zu g eh en und d er A uslegung ein m öglichst freies Spiel zu lassen . W ir finden h ier dieselbe E rsch ein u n g w ie überall, w o die G esetzg eb u n g in G ebiete d e r tech n isch en A rb eit eingreift. Es fehlt an dem richtigen V e rstän d n is d es W e se n s d er technischen A rbeit, und so e rg ib t sich denn ein v o rsic h tig e s H e ru m ta ste n s t a tt ein e r ziel­

b e w u ß ten und ih re r S ach e sich eren G e se tz e s a rb e it. M an ü b e rlä ß t alles der P ra x is , und deshalb b e w irk t u n se re b ish erig e G e setzg eb u n g e h e r alles an d ere als eine F ö rd e ru n g und w e ite re A usbildung des sc h ie d sric h te rlic h e n V erfahrens, w elch e im In te re ss e des g e sam ten G ew erb fleiß es drin g en d e rw ü n s c h t w äre.

Die L ite ra tu r w e is t gleichfalls einen nur se h r g erin g en U m fang auf, d as sch ied s­

rich terlich e V erfah ren ist in ihr völlig v e rn a c h lä s s ig t und in ein er so n st kaum g e k a n n te n K ürze behandelt.

B ei d ie se r S ach lag e kann es nicht W u n d er nehm en, daß a u ß e r den m eisten J u riste n auch die Ingenieure m it dem sc h ie d sric h te rlic h e n V e rfa h re n so g u t wie g a r nicht b e k a n n t sind und e rs t durch v ieljäh rig e P ra x is diejenige Ü bung e r ­ langen, w elch e sie eigentlich von v o rn h e re in bis zu einem g e w isse n Grade hab en sollten. D iese Ü bung in V erbindung m it ein e r grün d lich en technischen A llgem einbildung ist so g a r für die g e re c h te und b eso n n e n e E rledigung des R e c h tss tre ite s viel w ertvoILer als die tech n isch e S p ezialk en n tn is, w elch e nur zu le ic h t zum K leben an n eb en säch lich en D ingen v e rle ite t. W e r häufig mit S c h ied sg eric h ten zu tun h at, w ird m ir b e stä tig e n , daß es den ohne E rfahrung in ein d e ra rtig e s S o n d e rg e ric h t e in tre te n d e n , so n s t in ihrem F a c h e vortrefflich a u sg eb ild eten Ing en ieu ren fa s t a u sn ah m slo s s c h w e r fällt, sich u n te r W ahrung d er rech tlich en F o rm en in das V erfah ren ein z u a rb e ite n , den K ern d es B ew eis­

b esc h lu sse s h e ra u sz u sc h ä le n und den S c h ied sp ru ch m it w irk lic h e n G ründen zu v e rs e h e n . U n te r solchen V erh ältn issen ist es fü r den im P ro z e ß re c h t e r­

fah ren en J u riste n nich t so n d erlich s c h w e r, v e rfe h lte A uffassungen durchzu­

s e tz e n und g eg eb en en F alles auch V e rw irru n g a n zu rich ten . D a ra u s leiten dann m an ch e Ju ris te n die U nfähigkeit d er In g e n ie u re fü r die M itw irk u n g in S ch ied sg eric h ten und ih ren im ü brigen nicht v e rw u n d e rlic h e n W iderstand g eg en die Z uziehung vo n T e c h n ik e rn zu den S c h ie d sg e ric h te n ab. Die Folge ist, daß die T e c h n i k e r a u f i h r e m e i g e n s t e n G e b i e t e v i e l ­ f a c h v o n d e n J u r i s t e n v e r d r ä n g t w e rd e n . In d er P r a x is m acht m an allerd in g s oftm als eigentüm liche E rfah ru n g en . M anche zu S chieds­

ric h te rn g e w ä h lte T e c h n ik e r sind d er M einung, daß sie v o rz u g s w e ise das In­

te re s s e d erjen ig en P a rte i zu v e r tr e te n h ä tte n , v on w e lc h e r sie b e n a n n t sind, w ä h re n d doch d e r S c h ie d s ric h te r ü b e r den P a rte ie n ste h e n und m it vollster U n p arteilich k eit und U n ab h än g ig k eit sein U rteil ab g e b e n soll. Die stra fre c h t­

liche und ziv ilrech tlich e H a ftb a rk e it fü r V o rsa tz und F a h rlä ssig k e it des S chieds­

ric h te rs ist ebenso w e n ig g e k lä rt und geläufig, zu m al die g esetzlich en B e­

stim m ungen in ih re r A n w e n d b a rk e it auf die S c h ie d s ric h te r k e in e s w e g s unbe­

s tritte n sind und vielfach e r s t bei G eleg en h eit vo n P ro z e s s e n d u rc h d as R eich s­

g e ric h t eine bezügliche A uslegung n ach A nalogie m it dem Z iv ilp ro zeß erfahren.

S o h a t auch d as R e ic h sg e ric h t e n tsch ied en , daß im F alle m a n g e ln d e r V erein ­ b a ru n g den S c h ie d sric h te rn die G e ric h tsk o ste n d e r e rs te n In s ta n z des o rd e n t­

lichen R e c h tsw e g e s von R ech ts w eg en zu steh en , so daß h ie r die S ä tz e für In­

g e n ie u re nicht in B e tra c h t kom m en. Eine g an ze R eihe v o n a n d e re n F ra g e n k a r r t noch d er L ösung.

(7)

Auf G rund dieser Schilderung d er tatsäch lich en V erh ältn isse m öchte ich nun die F o rd eru n g erheben, daß die b esteh en d e L ücke in der A usbildung der Ingenieure durch E i n f ü h r u n g v o n K u r s e n u n d i n s b e s o n d e r e a u c h v o n p r a k t i s c h e n Ü b u n g e n ü b e r d a s g e w e r b l i c h e V e r ­ t r a g w e s e n u n d ü b e r d a s s c h i e d s r i c h t e r l i c h e V e r f a h r e n a n d e n T e c h n i s c h e n H o c h s c h u l e n baldm öglichst ausgefüllt w ürde.

D iese W issen sg eb iete sollten w eg en ih re r allgem einen B edeutung für den S tand d er Ingenieure aller Z w eige auch in die an einigen T echnischen H ochschulen b e re its b estehenden F o r t b i l d u n g s k u r s e f ü r i n d e r P r a x i s s t e h e n d e I n g e n i e u r e u n d t e c h n i s c h e L e h r e r aufgenom m en w erden. Es k ann keinem Zw eifel unterliegen, daß m it diesen N euerungen ein erseits der Industrie und dem G e w e rb e und a n d e re rse its dem S tan d e de:

Ingenieure ein w ich tig er D ienst g eleistet w e rd e n w ü rd e.

BEMERKUNGEN ZUM

ENTWURF EINER REICHSVERSICHERUNGSORDNUNG.

Von Ingenieur OTTO GEAF, Zuffenhausen.

D urch die R e ich sv ersic h eru n g so rd n u n g 1) soll das g e sa m te R ech t d er A r­

b e ite rv e rsic h e ru n g (K ranken-, Unfall- und In v alid itätsv ersich eru n g ) zu e i n e m G esetze zu sam m en g eiaß t w e rd e n .2) Von ein er V erschm elzung der V ersich e­

run g szw eig e ist ab g eseh en w o rd en , V e rsic h e ru n g strä g e r bleiben w ie bisher die K ran k en k assen , B erufsgenossenschaften (A usführungsbehörden) und die V ersich eru n g san stalten 5) ; die V ersch ied en artig k eit der A ufgaben und der Risiken Keß eine enge V erbindung nicht zu.

N eben ein er erheblichen W eiteren tw ick lu n g (A usdehnung des K reises der v ersich erten P e rs o n e n 4), V erteilung der B eiträg e für die K ran k en v ersich eru n g

1) V orlage d es R eich sk an z lers an den B u n d e sra t vom 2. A pril d. J.

2) D er E n tw u rf faßt den R iesenstoff in 1793, g eg en ü b er den alten G esetzen k u rz geh alten en P a ra g ra p h e n zusam m en. D as G anze ist in se c h s B ücher g eteilt;

1) gem einsam e V orschriften, 2) K ran k en v ersich eru n g , 3) U nfallversicherung, 4) Invaliden- und H in terb lieb en en v ersich eru n g , 5) B eziehungen d er V ersiche- ru u g strä g e r zu ein an d e r und zu an d eren V erpflichteten.

*) VgL T. u. V/. 1909 S. 309 u. f.

* ) Bei d er K ran k en v ersich eru n g sollen nunm ehr im ganzen R eich aufge­

nom m en w e rd e n ; land- und fo rstw irtsch aftlich e A rb eiter, G esinde in S ta d t und L and, unständige A rb eiter, beim G e w e rb e b e trie b im U m herziehen b eschäftigte P erso n en , A pothekergehilfen und -lehrlinge, B ühnen- und O rc h e ste r­

m itglieder, L e h re r und E rzie h er m it E ntgelt bis 2000 M jährlich, fern er allgem ein H a u sg e w e rb e tre ib e n d e ; bei d er U nfallversicherung: G e w e rb e ­ b etrieb e zu T iefb a u arb eiten , g ew erb sm äß ig e F ah r-, R eittier- und S tallh altu n g s­

b etrieb e so w ie solche zum H alten von R eittieren und F ahrzeugen auch nur zu V erg n ü g u n g szw eck en ; außerdem sollen neue A bgrenzungen für kaufm ännische L ag e rb e trie b e u. a. getroffen w e rd e n ; bei der Invaliden- und H in terb lieb en en v er­

sicherung, d eren B e trä g e zusam m enfallen, sind als neue M itglieder v o rg eseh en ;

(8)

je z u r H älfte auf A rb e itg e b e r und V e rsic h e rte , B eg rü n d u n g e in e r H in te r­

b lie b e n e n v e rsic h e ru n g 5) so w ie ein er freiw illigen Z u sa tz v e rsic h e ru n g b ei d er In v a lid en v ersich eru n g sind in sb eso n d ere Ä nderu n g en in d e r O rg an isatio n d e r A u fsichtsbehörden und d er V o rsch riften ü b e r das V e rfa h re n v o rg e se h e n . V er­

anlassung zu d e r R eform w a re n n ach d er z u r V e rsic h e ru n g so rd n u n g ge­

gebenen D en k sch rift in s b e so n d e re U n v o llk o m m en h eiten d e r b e ste h e n d e n V e r­

sich eru n g und die w e itre ic h e n d e n , n am en tlich w irtsc h a ftlic h e n Ä n d eru n g en des V olkslebens se it E inführung d e r so zialen R eic h sv e rsic h e ru n g . D an eb en w a re n die oft g e ä u ß e rte n W ü n sch e n ach ein er V e r e i n f a c h u n g , V e r b i l l i g u n g und B e s c h l e u n i g u n g d e s V e r f a h r e n s zu b e rü c k s ic h tig e n ; es sollte die M öglichkeit e i n h e i t l i c h e r R e c h t s p r e c h u n g und eine E n t l a s t u n g d e s R e i c h s - V e r s i c h e r u n g s a m t e s e r s tr e b t w e rd e n .

D er R e g ie ru n g se n tw u rf sieh t in sb e so n d e re m it R ü c k sic h t auf den b ed eu ten d an w ach sen d en U m fang d er V ersich eru n g und zu r E rlan g u n g e in es einheitlichen In stan zen zu g es für die g e sa m te A rb e ite rv e rs ic h e ru n g einen n e u e n , n u r für die A rb e ite rv e rs ic h e ru n g b estim m ten , in drei In sta n z e n a u fg eb au ten B e h ö rd en ­ o rg an ism u s v o r :

a) V e r s i c h e r u n g s ä m t e r al s S p r u c h - , B e s c h l u ß - u n d A u f ­ s i c h t s b e h ö r d e n , in d er R egel fü r den B e z irk ein e r u n te re n V e rw a ltu n g s­

beh ö rd e, e n tw e d e r se lb stä n d ig o d e r an sta a tlic h e o d e r k om m unale B ehörden an g eg lied ert. An d e r S p itze soll ein V ersic h e ru n g sa m tm a n n m it m indestens einem g leich artig en V e rtr e te r als S ta a ts - o d e r K o m m u n alb eam ter steh en . B ei­

sitz e r d es A m tes w e rd e n 10 A rb e itg e b e r und 10 V e rsic h e rte , g e w ä h lt v o n den V o rstän d en d er b eteilig ten K ran k e n k a sse n (m in d esten s je z u r H älfte aus P e r ­ sonen, die an d er U n fallv ersich eru n g b e te ilig t sind). A us d iesen w e rd e n ge­

b ild et ein B e s c h l u ß a u s s c h u ß 8) fü r die dem B e sc h lu ß v e rfa h re n zuge­

w ie se n e n A ngelegenheiten (V e rw altu n g ssach en , B e sc h w e rd e n au s d e r K ran­

ken-, Invaliden- und H in te rb lie b e n e n v e rsic h e ru n g ), ein S c h i e d s a u s - s c h u ß 7) z u r V erm ittlu n g zw isc h e n K ra n k e n k a sse n und Ä rz te n o d e r A pothe­

k e rn (u n ter Z uziehung eines V e rtr e te rs d e r le tz te re n ), fe rn e r S p r u c h a u s ­ s c h ü s s e n am en tlich fü r d as V erfah ren z u r F e s t s t e l l u n g d e r E n t ­ s c h ä d i g u n g e n b e i d e r U nfall- und In v a lid e n v e rsic h e ru n g , fü r S trei­

tig k eiten ü b e r U n te rs tü tz u n g s a n sp rü c h e au s d e r K ra n k e n k a sse und ü b e r A n ­ t r ä g e d e r V e r s i c h e r u n g s t r ä g e r auf Ä n d e r u n g f e s t g e ­ s t e l l t e r L e i s t u n g e n (R enten).8) Zu den b e so n d e re n A ufgaben des A pothekergehilfen und -lehrlinge, B ühnen- und O rc h e ste rm itg lie d e r. B ei der K ra n k e n v e rsic h e ru n g w ü rd e n zu den d e rz e it v e rs ic h e rte n rd. 14 M illionen P e rs o n e n e tw a v ie r M illionen neue V e rsic h e rte hinzukom m en.

5) D u rch d as g elten d e Z o llta rifg e se tz is t die E inführung d ie s e r V ersich e­

ru n g v o rg eseh en .

') b e ste h e n d aus dem V e rsich eru n g sam tm an n o d e r sein em V e rtr e te r als V orsitzendem , 2 A rb e itg e b e rn und 2 V e rsich erten .

') b e ste h e n d au s dem V o rsitzen d en des A m tes, 1 A rb e itg e b e r und 1 V er­

sich erten .

8) Die jetzig en B efugnisse d er B e ru fsg en o ssen sch aften g e s ta tte n u n te r b e­

stim m ten V o rau ssetzu n g en , die R en ten se lb stä n d ig zu ä n d ern . D ieses R ech t soll nach d er R eform w egfallen.

(9)

A m tes soll u. a. auch die A ufsicht über die D urchführung der U nfallverhütung gehören.

Die A u s g a b e n für die A m tleute und ihre V e rtre te r w e rd e n vom S ta a t, u n te r U m ständen auch von d er G em einde geleistet. Die w e ite re n K osten fallen den V e rsich eru n g sträg ern zu. V orgesehen sind nach der allgem einen B e­

gründung des E n tw u rfe s 800 V ersich eru n g säm ter.

b) O b e r v e r s i c h e r u n g s ä m t e r an Stelle der bisherigen S ch ied s­

gerichte m it einem D irek to r als L e ite r des A m tes, dem m indestens zw ei stä n ­ dige M itglieder beigegeben w e rd e n sollen. Die E rrich tu n g w ü rd e für den B e­

zirk einer h ö h eren V erw altu n g sb eh ö rd e zu geschehen haben, als höhere Spruch-, B eschluß- und A ufsichtsbehörde. Den B eschlußkam m ern fallen in e rs te r Instanz die E ntscheidungen vo n B esch w erd en ü b er F e stsetzu n g en in Sachen der U nfallversicherung zu (bisher w a r d a s R eich s-V ersich eru n g sam t zuständig).

Die K o s t e n für die ständigen M itglieder, für ein V iertel d er H ilfskräfte und für die G esch äftsräu m e (so w eit sie v o rh an d en sind) übern eh m en die B undes­

sta a te n , die ü brigen K osten sollen die V e rsic h e ru n g strä g e r (zum T eil auf dem U m w eg ü b e r die V e rsich eru n g säm ter) bezahlen.

Die A nzahl d er O b e rv e rsic h e ru n g sä m te r ist in d er B egründung des E n t­

w u rfe s nich t an g eg eb en (S chiedsgerichte b esteh en d e rz e it e tw a 120).

c) D as R e i c h s - V e r s i c h e r u n g s a m t und di e L a n d e s v e r s i c h e ­ r u n g s ä m t e r (für die G ren zen d er B u n d e ssta a te n zulässig) als o b e r s t e S pruch-, B eschluß- und A ufsichtsbehörden.

Die K osten für diese Ä m ter w e rd e n w ie b ish er von den B u n d esstaaten b e ­ stritten .

Die g eplanten N euerungen sind im g an zen offenbar von se h r w e itre ic h e n ­ der B edeutung. D abei stehen die W ünsche d er B eteiligten in w esen tlich en P u n k ten dem E n tw ü rfe sch arf g eg en ü b er und sind ü b erd ies w ie d e r b ei den V ersicherten a n d e rs g e ric h te t als bei den A rbeitgebern. Die dem E n tw ü rfe v o r­

ausgegangenen E rö rte ru n g e n ließen dies e rw a rte n .

Auf der einen S eite der W unsch nach v o llstän d ig er V erschm elzung d er ge­

sam ten A rb e ite rv e rsic h e ru n g ,9) ohne jedoch eine w irkliche L ösung dieser schw ierigen A ufgabe anzugeben. A n d ererseits die w ohl zutreffende A nsicht, daß durch den A usbau der S chiedsgerichte, N euregelung der Z uständigkeit des R eich s-V ersich eru n g sam tes und durch die H eranziehung g eeig n e ter K räfte bei den B ehörden den eingangs bezeich n eten W ünschen nach V erbilligung und B e­

schleunigung des V erfah ren s10) m it der jetzig en b e w ä h rte n O rganisation en t­

gegengekom m en sein w ürde.

Die a n g e stre b te V ereinfachung des V erfahrens w ird für den P lan der R e­

gierung vielfach bezw eifelt. So e rfo rd e rt die V o rb ereitu n g der R entenfest-

9) L e itsä tz e des B undes techraisch^industrieller B e a m te r zum 3. B u n d estag Ende M ai 1909; S oziale P ra x is 1909 S. 730; R e ic h sa rb e itsb la tt 1909 S.

294; L e itsä tz e des allgem einen K ran k en k assen k o n g resses am 11. und 12. Mai 1908.

10) E ingabe des Z e n tra lv e rb a n d e s d eu tsch er Industrieller vom 26. M ai 1909 an den B u n d e sra t; S tahl und Eisen 1909 S. 840; T o nindustriezeitung 1909 S. 702.

(10)

Setzung durch den SpruchausschuB d e r B eh ö rd en v o r d e r F e s ts e tz u n g durch die V e rsic h e ru n g strä g e r sic h e r m eh r Zeit und m e h r A rb eit als n ach dem b is ­ h erig en V erfah ren . D as E inschieben d es neuen Z w isch en g lied es b e z w e c k t, den V e rsic h e rte n eine E in w irk u n g auf die R e n te n fe stse tz u n g zu g e s ta tte n , ohne v o r allem den B eru fsg en o ssen sch aften d a s fü r sie v o rn e h m s te R e c h t d er R e n te n fe stse tz u n g zu nehm en. Die V erm utung, daß h ie r ein e rh e b lic h e r S c h ritt zu r K ürzung d er S e lb s tv e rw a ltu n g g e ta n ist, kan n nicht v o n d er H and g ew iesen w e rd e n .11) Die neue B eh ö rd e soll d as M iß trau en , w e lc h e s d e r V e rsic h e rte s e in e r G e g en p artei — den V e rsic h e ru n g strä g e rn — en tg e g e n b rin g t, ausschließen.

Die S ta tis tik b e z e u g t a b e r, daß h ier ein d rin g en d es B ed ü rfn is n ich t v o r lie g t D ie schon h eu te im w e se n tlic h e n nach d er g ep lan ten allgem einen V erfassu n g v e rw a lte te In v a lid e n v e rsic h e ru n g h a t n u r eine w e n ig g e rin g e re Zahl v o n B e­

rufungen au fzu w eisen als die d u rch die A rb e itg e b e r g e tra g e n e und v e rw a lte te U n fallv ersich eru n g m it ungleich sc h w ie rig e r R en ten fe ststellu n g , v e r g l Fig. 1.

Fig. 1. Zahl der Berufungen auf 100 berufungsfähige Bescheide bei der Unfall­

versicherung und bei der Invalidenversicherung.

Im K o rre sp o n d e n z b la tt d e r G en eralk o m m issio n d e r G e w erk sch aften D eu tsch lan d s 1909 S eite 238 w ird als n o tw en d ig e G ru n d lag e e in e r N euorga­

n isation d e r A rb e ite rv e rs ic h e ru n g eine allu m fassen d e Z w a n g s o r g a n i s i e ­ r u n g d er A rb e ite rsc h a ft m it v ö llig er S e lb s tv e rw a ltu n g u n te r p a ritä tisc h e r M itw irk u n g d e r A rb e itg e b e r bezeich n et.

Eine fru c h tb a re T ä tig k e it d e s V e rsic h e ru n g sa m te s (in sb e so n d e re d es A m t­

m annes) w ird m it den v o rg e s e h e n e n A ufgaben re c h t sc h w ie rig sein. Ins­

b e so n d e re w ird die S telle d es A m tm annes nich t als D u rc h g a n g sp o ste n b en u tzt w e rd e n d ürfen.13) Die erfo rd e rlic h e K enntnis d er g e w e rb lic h e n V erhältnisse ist bei d er w e ch seln d en V ielseitigkeit d e r In d u strie fü r S00 b u re a u k ra tisc h e V e rw altu n g en kaum zu e rre ic h e n (die B e ru fsg e n o sse n sc h a fte n lö sen diese Auf­

g ab en g e tre n n t und in z e n tra le r In sta n z !). Die Ü b e rw a c h u n g d e r D urchfüb-

“ ) Vgl. T o n in d u striezeitu n g 1909 S. 553: B e ric h t ü b e r den au ß ero rd en tlich en B e ru fsg e n o sse n sc h a ftsta g am 26. M ai 1909 in B erlin, S. 11 und 48.

“ ) Vgl. „Die A rb e ite rv e rs o rg u n g “ 1909 S. 362 und 363. Von G eh. Reg.- R a t D ü ttm an n w e rd e n d o rt erh eb lich e Z w eifel g elten d g em ac h t, daß die Ä m ter ih ren A ufgaben in d e r b e a b sich tig ten F o rm voll g e w a c h se n sein w erd en . D en E n tsch eid u n g sb efu g n issen d e r Ä m ter in R e n te n sa c h e n ist die B e­

rech tig u n g in w e se n tlic h e n P u n k te n a b g e sp ro c h e n : nur die V o rb e re itu n g und B eg u tach tu n g soll dem A m te zuiallen.

— |--- i ■ 1--- 'S. r-lr ¿MMhrers&ermv __

(11)

ru n g d e r U n fallv erh ü tu n g sv o rsch riften durch die Ä m ter, neben d er w ie b ish er zu leistenden A rb eit d er G enossenschaften, is t m ehrfach als überflüssig o d er g a r als w id ersin n ig b ezeich n et w o rd e n , w o b ei noch die M öglichkeit gesehen w ird , daß dabei sp ä te r die B eisitzer d er V ersich erten m itw irk en . W elche A us­

sich ten für die E rreichung einheitlicher R ech tsp rech u n g v o rh an d en sind, sei dahingestellt.

Die F ähigkeit der „ö rtlich en “ V e rsich eru n g säm ter z u r „p ersönlichen“ F ü h ­ lungnahm e w ird entgegen dem E n tw u rf vo n v ersch ied en en S eiten b ezw eifelt:

die 800 V ersich eru n g säm ter w ü rd e n sich auf die 76 391 G em einden des R eiches v e rte ile n ; 3580 von diesen G em einden h ab en 2000 und m eh r E in w o h n er, 526 G em einden zählen m eh r als 10 000 E in w o h n er ( S t a ti s t Ja h rb u c h des D eutschen R eiches 1908 S. 6 und 13).

Die A u s g a b e n f ü r d i e V e r s i c h e r u n g s ä m t e r sind, so w e it sie den V ersich eru n g sträg ern zufallen, auf 15 bis 20 M illionen M, m eh rfach noch w e it höh er g e sc h ä tz t w o rd en . E rheblichen A ufw and an Z e i t u n d G e l d b e a n sp ru c h t in viel h ö h erem M aße als b is h e r die A u s ü b u n g d e r e h r e n ­ a m t l i c h e n T ä t i g k e i t (von m in d esten s je 10 B eisitzern au s V ersich erten und A rb eitg eb ern fü r jed es V ersich eru n g sam t), zu w e lc h e r u n te r S trafan d ro h u n g g ezw u n g en w e rd e n soll. Dem S ta a t und den G em einden e rw a c h se n ü b erd ies g ro ß e A usgaben (vergl. S. 393). Eine an d erw eitig e E rsp a rn is (für die G e­

m einden) durch g erin g ere In anspruchnahm e d er O rtsb e h ö rd e n e rsc h e in t n ich t s e h r w ahrscheinlich, da diese n ach w ie v o r die V e rsic h e ru n g strä g e r und nun auch die V ersich eru n g säm ter u n te rstü tz e n m ü ssen ; auch d e r E n tw u rf sie h t die Ü b e rtra g u n g einzelner A ufsichtsgeschäfte an die G em eindebehörden v o r.

W ohl allgem eine Z ustim m ung h a t d er V orschlag z u r A u s d e h n u n g d e s K r e i s e s d e r v e r s i c h e r t e n P e r s o n e n 13) erh alten . S eitens d e r V e r­

sich erte n b e s te h t dazu d er W unsch, daß d er K reis d er V ersicherungspflichtigen fü r die gesam te A rb e ite rv e rsic h e ru n g d erselb e w e rd e n soll. G anz b e ­ so n d e rs w e it g eh t die F o rd eru n g , daß die L o h n g ren ze fü r die Z w an g s­

v ersich eru n g allgem ein auf 5000 M fe s tg e s e tz t w e rd e n soll.14) E s w u rd e e r ­ w a rte t, daß diese G renze zu 3000 M für die drei V ersich eru n g szw eig e gem ein­

sam 15) g ew äh lt w ü rd e m it R ücksicht auf den sinkenden G e ld w e rt Die M ög­

lichkeit freiw illig er V ersich eru n g und die V o rau ssetzu n g g e n ü g en d er T a tk ra ft z u r S elbsthilfe lä ß t im m erhin fü r die A ngehörigen der betroffenen B eru fs­

k lassen die Z w an g sv e rsic h e ru n g nich t dringend erscheinen. Die in V o rb e ­ reitung steh en d e P e n sio n sv e rsic h e ru n g d er P riv a ta n g e ste llte n w ird v o ra u s ­ sichtlich hier ausgleichend w irken.

Ein w e ite r e r V orschlag b eab sich tig t die Z u s a m m e n f a s s u n g d e r K r a n k e n k a s s e n . D ie G e m ein d e k ran k en v ersich eru n g soll w egfallen, als regelm äßige T rä g e r d e r V ersich eru n g sollen je tz t dienen: O rts k ra n k e n k a sse n

1S) VgL F u ßbem erkung 4.

u) VgL T . u. W . 1909 S. 312 so w ie 311, Fig. 4.

1S) Die Ü bereinstim m ung w ä re allerdings nu r scheinbar, da viele B eru is- g en o ssen sch aften die G renzen des V ersich eru n g szw an g es für B e trie b sb e a m te d urch S ta tu t w e it h ö h er g e rü c k t hab en (bis zu 15 000 M G ehalt, od er auch ohne R ü ck sich t auf die H öhe des V e rd ie n ste s; vgl. z. B. „Die A rb e ite rv e rs o rg u n g “ 1909 S. 388).

(12)

ABHANDLUNGEN

für die B ezirk e eines V ersich eru n g sam tes, und L a n d k ra n k e n k a ss e n h a u p tsäch lich für lan d w irtsc h a ftlic h e A rb e ite r, doch auch für D ien stb o ten , W a n d e r- und H a u sg e w e rb e tre ib e n d e , ohne W a h lre c h t und ohne eig en tlich e S e lb s tv e r­

w altu n g . Z ugelassen, a b e r nich t m eh r v o rz u s c h re ib e n , sind B e t r i e b s ­ k r a n k e n k a s s e n , und z w a r aus den b e ste h e n d e n n u r solche m it m inde­

ste n s 250 M itgliedern, neue m it m indestens 500 M itgliedern. F e rn e r sind zu­

g elassen Innungs- und B a u k ran k en k assen , ohne B e sc h rä n k u n g d e r M it­

g lied erzah l; bei e rs te re n fällt diese V o rsch rift w e g m it R ü c k sic h t auf die B e­

leb u n g d er In n u n g stätig k eit, obw ohl ih re L eistu n g sfäh ig k eit, w elch e n ach w e ite r u n ten g eg eb en en E rh eb u n g en gegen die a n d e re r K assen w e it z u rü c k s te h t, bei g rö ß e re r M itg lied erzah l g e ste ig e rt w e rd e n könnte.

Von den im J a h r 1907 v o rh a n d e n e n 23 271 K assen w ü rd e n n ach dem E n t­

w ü rfe noch e tw a 3850 b e ste h e n b leib en ; v on den 7655 B e trie b sk ra n k e n k a sse n , w elch en ein V iertel aller V e rsic h e rte n an g eh ö rt, w ä re n noch rd. 1000 zulässig.16) Z ur B eu rteilu n g dieses V orschlages is t b e m e rk e n sw e rt, daß d er M e h r e m p ­ f a n g f ü r K r a n k h e i t s k o s t e n g e g e n ü b e r d e r L e i s t u n g d e s A r b e i t n e h m e r s sich im J a h r e 1907 auf jeden V e rsic h e rte n b e re c h n e t h a t

b ei den B e trie b s- B au - O rts- In n u n g sk ra n k e n k a sse n

zu 8,67 6,86 5,28 4,51 M.

Die B e trie b sk a ss e n h ab en dem n ach im D u rc h sc h n itt fü r die V ersich erten am g ü n stig sten g e a r b e i te t Die den In n u n g sk assen z u g e te ilte n P e rs o n e n haben die V o rteile d e r V ersich eru n g w e it w e n ig e r erfah ren .

Die Z u stän d ig k eit d er H i l f s k a s s e n soll w e se n tlic h b e s c h rä n k t w erd en . D a n am en tlich b ei den K aufleuten die Z u g eh ö rig k e it zu e in e r im g a n zen R eiche w irk e n d e n H ilfsk asse v o rte ilh a ft em pfunden w ird , um die L eistu n g en der Z w a n g sk a sse n den A n sprüchen d er S ta n d e sg e n o sse n e n ts p re c h e n d zu erg än zen , seh en diese den V o rsch lag d er V e rsich eru n g so rd n u n g als B en ach teilig u n g an.17)

Viel W id e rsp ru c h h a t die R e ic h sv e rsic h e ru n g so rd n u n g b e i den Ä rz te n h e r­

v o rg eru fen . Sie w ü n sc h e n u. a. — an sch ein en d jed o ch n ich t m it d e r fü r solche W ü n sc h e erfo rd e rlic h e n E inigkeit —, daß die A rz tw a h l auf dem W e g e freier V e rein b aru n g m it den in den K assen o rg a n isie rte n K ran k en g e re g e lt w ird , und z w a r en tg eg e n dem E n tw ü rfe s te ts u n te r B eiziehung d e r Ä rzteo rg an isatio n en . Zu den g e p lan ten S ch ied sin stan zen (vgl. S eite 392) w ird v e rla n g t, daß sie n u r re c h tsk rä ftig und endgültig au s b e ste h e n d e n V e rträ g e n e n tsch eid en dürfen, für n eu e R ech tsb ez ieh u n g en a b e r n u r als E in ig u n g sam t zu lässig sein sollen.18)

S c h w e rw ie g e n d is t d e r V orschlag, in den K r a n k e n k a s s e n B e i t r ä g e u n d S t i m m e n zu h alb ieren . Die M einungen h ie rü b e r sch ein en noch ge­

M) n ach „D ie A rb e ite rv e rs o rg u n g “ 1909 S. 294.

1T) B and 39 S. 77 u. f. d e r S chriften des D eu tsch en H andlungsgehilfen­

v e rb a n d e s 1909.

18) In W ü rtte m b e rg w ird bei B egrü n d u n g d er F o rd e ru n g e n auf die d o rt b esteh en d en , se it J a h re n zu r Z ufriedenheit w irk e n d e n E in rich tu n g en d e r freien A rz tw a h l hingew iesen.

F ü r die S c h ä rfe des m a n c h e ro rts re c h t u n w ü rd ig en S tr e ite s z w isch en K assen und Ä rz te n z e u g t u. a. ein auf dem A llgem . K ra n k e n k a sse n k o n g re ß vom 17. bis 19. M ai d. J. zum B eschluß e rh o b e n e r L e its a tz : „E s is t e rfo rd e rlic h , daß Ä rz te , die für K assen b ish er tä tig w a re n , v erp flic h tet sind, geg en Z ahlung d e r

(13)

teilt.10) Die V erw altu n g d er K assen, w elch e b ish er eigentlich in den H änden d er V ersich erten lag, w ü rd e dam it w esen tlich g eän d ert. Viele d er betroffenen V ersich erten sind für B eibehaltung des jetzig en Z ustandes.

D er W e rt d er Stim m engleichheit w ird bei den A rb eitg eb ern nicht im m er hoch g esch ätzt, da bisher zu b eso n d eren E rhöhungen d er K assenleistungen die M ehrheit d er A rb eitg eb er ih re Zustim m ung geben m ußte.20) D as M ehr an B eiträg en — 50 vH d er bisherigen A usgaben — ist d em g eg en ü b er se h r e rh e b ­ lich ; im J a h r 1908 w ä re n s t a t t rd. 1 1 0 M i l l i o n e n von den A rb eitg eb ern e tw a 1 6 5 M i l l i o n e n M, a l s o 5 5 M i l i o n e n m e h r , zu b ezahlen g e­

w esen. D azu tritt, w ie Fig. 1 und 2 S eite 310 und die folgenden F iguren 2 und 3 andeuten, daß die A usgaben für die K ran k en v ersich eru n g in rasch em A nsteigen begriffen sind.

Fig. 2. Ausgaben, Einnahmen und Ver­

mögen p r o K o p f der durchschnitt­

lichen Mitgliederzahl bei der Orts­

krankenkasse Stuttgart.

mögen p r o K o p f der durchschnitt­

lichen Mitgliederzahl bei der Orts­

krankenkasse Berlin.

Die b eab sich tig te Einführung d er V erh ältn isw ah l, w elch e auch den M inder­

M in d estsätze d e r ärztlich en G ebührenordnung auch in S treitfällen die K assen- m ifgljeder und ih re A ngehörigen zu behandeln. Ä rzte, die sich w eig ern , dieser V erpflichtung nachzukom m en, sollen h ierzu durch G e l d s t r a f e n angehalten w e rd e n ; auch muß im W iederholungsfälle o d er w en n die W eig eru n g bei S c h w e rk ra n k e n erfolgt, die E n t z i e h u n g d e r A p p r o b a t i o n a u sg e ­ sp ro ch en w e rd e n .“

10) D er Z e n tra lv e rb a n d d eu tsch er In d u strieller h a t sich m it dem V orschlag e in v e rsta n d e n erk lärt.

20) K ran k en v ersich eru n g sg esetz § 31.

(14)

h eiten den ihnen zukom m enden T eil an M ita rb e it b rin g t, d ü rfte m a n c h e ro rts v o n großem Einfluß sein.

Aus den V orschlägen z u r U n f a l l v e r s i c h e r u n g sind au ß er den b e ­ re its e rw ä h n te n Ä nderungen im V erfah ren z u r R e n te n fe stse tz u n g und d e r A us­

dehnung d e r V ersich eru n g die N euerungen ü b e r E rw e rb su n fä h ig k e it, R uhen d er R en te, Abfindung und J a h r e s a rb e its v e r d ie n s t w ichtig.

Um den B e z u g d e r U n f a l l r e n t e n e b e n d e m B e z ü g e d e s v o l l e n L o h n e s , w ie ihn d e r V e rle tz te ohne den U nfall b ezie h en w ü rd e, zu v erm eid en , soll für solche F älle ü b er die in B e tra c h t k om m ende Z eit die R en te ruhen. Ä hnliche M aßregeln sollen zulässig w e rd e n , w e n n d er R en ten em p fän g er eine a n g e w i e s e n e , g e e i g n e t e A r b e i t s g e l e g e n - h e i t ohne w ich tig en G rund nicht b e n u tz t; die R en te w ü rd e d ann in so w eit ruhen dürfen, als sie zusam m en m it dem v e rs ä u m te n V e rd ie n s te den Lohn ü b ersteig t, d e r ohne U nfall m öglich w ü rd e . Ü b e rd ie s gibt d e r E n tw u rf eine E rk läru n g des B egriffes d er E rw e rb su n fä h ig k e it: „A ls e rw e rb su n fä h ig gilt der V erletzte in so w eit, als e r nich t m eh r im stan d e ist, durch ein e T ä tig k eit, die seinen K räften und F äh ig k eiten e n ts p ric h t und ihm u n te r billiger B erü ck sich ti­

gung se in e r A usbildung und sein es b ish erig en B eru fes z u g e m u te t w e rd e n kann, dasjenige zu e rw e rb e n , w a s e r v o r dem U nfall e rw e rb e n k o n n te .“

Die neuen B estim m ungen w eich en — n ich t allein n a c h A nsicht d e r A r­

b e ite r, so n d e rn auch n ach d erjenigen v on B eru fsg en o ssen 21) — v on dem bis­

h erig en V erfah ren bedenklich ab und d ü rften g eg eb en en falls zu v ielen unan­

genehm en S tre itig k e ite n führen. D er L ohn eines R en te n e m p fä n g e rs ist, schon in a n b e tra c h t d er m an ch erlei Z ufälligkeiten bei d e r E rlan g u n g g ü n stig e r L ohn­

v e rh ä ltn isse , kein z u v e rlä ssig e r G ra d m e s se r des d u rch einen U nfall einge­

tre te n e n V erlu stes an E rw e rb sfä h ig k e it. Die E inbuße durch U n te rb re c h u n g in d e r v o rau ssich tlich en E n tw ick lu n g des B etroffenen e n tz ie h t sich dabei m eist d er z u v e rlä ssig e n B eurteilung.

K l e i n e R e n t e n (bis zu 20 vH d e r V ollrente) sollen auf Z eit bew illigt w e rd e n können, nach d eren A blauf sie w egfallen. D er V e rle tz te h a t dann einen A n trag auf W e ite rg e w ä h ru n g zu stellen.

21) M e e s m a n n , Zum E n tw u rf ein e r R e ic h sv e rsic h e ru n g so rd n u n g , S.

26. S eiten s d er V ersic h e rte n h a t die B ew eg u n g geg en die B estim m ungen über die E rw e rb su n fä h ig k e it se h r sc h a rf e in g e s e tz t (vgl. K o rre sp o n d e n z b la tt der G eneralkom m ission d e r G e w e rk s c h a fte n 1909 S. 270, L e its ä tz e des Allg.

K ra n k e n k a sse n k o n g re sse s am 17. bis 19. Mai 1909 in B erlin (B auer-B erlin), L e itsä tz e des B undes te c h n isc h -in d u strie lle r B e a m te r zum B u n d e sta g am 30.

M ai bis 1. Ju n i 1909 u. a. m.).

Zu b em e rk e n is t hier, daß den neuen B estim m u n g en v e rw a n d te V or­

sch riften in W irk u n g sin d ; in d er L oh n o rd n u n g ein e r g ro ß en V e rw a ltu n g ste h t z. B .: „D er A nfangslohn neu e in tre te n d e r A rb e ite r w ird in n erh alb d e r L ohn­

g ren zen je n ach dem G rade d er A usbildung und d e r T ü c h tig k e it des A rb eiters vom . . . . fe s tg e s e tz t A rb eitern , die U nfall- o d e r In v a lid e n re n te b e ­ ziehen, w ird d er L o h n u m d e n B e t r a g d e r R e n t e g e k ü r z t . “

Zu b ea c h te n sind fe rn e r die A usführungen von S tier-S o m lo in d er Z eit­

sc h rift für die g esam te V ersic h e ru n g sw isse n sc h a ft 1909 S. 461.

(15)

Die A b f i n d u n g von R en ten bis zu 20 vH (bisher 15 vH ) soll ohne An­

tr a g des V ersich erten m it Z ustim m ung des V ersich eru n g sam tes zulässig w e rd e n . E ine w esen tlich e Ä nderung h ab en die V o rsch riften ü b er die B erechnung des J a h r e s a r b e i t s v e r d i e n s t e s erfa h re n fü r den F all, daß d er V er­

le tz te n u r einen T eil des J a h re s v o r dem U nfall in dem B etrieb e tä tig w a r.

W ä h re n d b ish er in solchen Fällen hauptsächlich d e r V erd ien st g leich artig er A rb e ite r das M aß gab, soll n unm ehr d e r V erd ien st des V e rletzten se lb st für die D au er d e r B eschäftigung e rm itte lt w e rd e n und n u r für den u n b ek an n ten T eil des J a h re s v e rd ie n s te s d er L ehn g le ic h a rtig e r A rb e ite r e in g e se tz t w e rd e n . Bei S a is o n a rb e ite rn w ü rd e für die fehlenden A rb eitstag e d er O rtslohn ein zu setzen sein.

Zu e rw äh n en ist hier, daß seiten s d e r K ran k en k assen d er W u n sch b esteh t, die K r a n k h e i t s k o s t e n V e rle tz te r gänzlich vo n den B eru fsg en o ssen ­ sch aften b e stre ite n zu lassen. (Die K rankheitsfälle, h e rv o rg e ru fe n durch B e­

trieb su n fälle, hab en z. B. im J a h r 1908 bei d e r K ran k en k asse in S tu ttg a rt 9 vH, in B erlin 8 vH aller K rankheitsfälle b e tra g e n ; v e r g l u. a. d iese Z eitsch rift 1909 S. 310.)

Die B estim m ungen ü b e r die B eschaffung d er R e s e r v e f o n d s kom m en den W ü n sch en d e r g ew erb lich en B eru fsg en o ssen sch aften entgegen. D er K a­

p ita lb e s ta n d soll fü r die R egel n ach 21 Ja h re n (von 1901 an) das D reifache d e r zu ­ le tz t g ezah lten E ntschädigungssum m e e rre ic h e n ;“ ) eine V erlän g eru n g dieser F ris t um h ö ch sten s 10 J a h re w ü rd e dem R eich s-V ersich eru n g sam te zustehen.

A us den Z insen d er R ücklage sind nach A blauf d er b ezeich n eten F ris t solche B e trä g e zu entnehm en, daß eine S teig eru n g d er U m lag eb e träg e b e se itig t w ird . D er Z in sen rest soll d er R ücklage solange zu g efü h rt w e rd e n , bis die H älfte des D eckungskapitals e rre ic h t ist. D as g elten d e G esetz v e rla n g te ra s c h e re An­

sam m lung des K ap itals; es w a r an einen allm ählichen Ü b e rg a n g vom U m lage- zum D eck u n g sv erfah ren g e d a c h t

H ier ist auf einen P la n d er R egierung einzugehen, w e lc h e r in d e r V er­

sich eru n g so rd n u n g nich t en th alten i s t Die B eru fsg en o ssen sch aften sollen künf­

tig dem R eiche V o rsch ü sse in d er H öhe des m utm aßlichen R en ten b ed arfes zahlen, w o zu sie b ish e r n ich t v erp flic h tet w a re n . Die im L auf eines J a h r e s z u r A us­

zahlung gelan g ten R e n te n g e ld e r w u rd e n gem äß der g esetzlich en B estim m ung am Schluß des J a h r e s m it d er R eich sk asse (Z en tralp o stb eh ö rd en ) v e r r e c h n e t D iese V o r s c h u ß p f l i c h t h a t das R eich in den J a h re n 1904 bis 1906 d u rc h ­ schnittlich 4,4 M illionen M g e k o s te t Die R en ten g eld er m ußten durch k u rzfristig e S ch atza n w eisu n g en beschafft w e rd e n , d a d er B etrieb sfo n d s des R eiches n u r 62 M illionen, <L L nu r w en ig m eh r als Y z d e r im le tz te n J a h re b e ­ zahlten E ntschädigungen b e tr ä g t D er Ü b erg an g (im J a h r 1910), fü r den gleich­

zeitig die Schuld (von 1909) und d e r V orschuß (für 1910) fällig w ü rd en , soll d ad u rch g em ild ert w e rd e n , daß die R ü c k z a h l u n g d e r S c h u l d w ä h re n d 20 J a h re n in jäh rlich en R a te n von 11,6 M illionen M e rf o lg t H ierv o n w ill d as

“ ) F ü r 1907 sind durch die B eru fsg en o ssen sch aften in sg esam t 254,2 M il­

lionen M als R e serv efo n d s nach g ew iesen w o rd e n ; d ieser b e tru g e tw a das 1,9 fach e d er in diesem J a h r g ezah lten E ntschädigungen. Vgl. diese Z eit­

s c h rift 1909 S. 315.

(16)

ABHANDLUNGEN

R eich als A b l ö s u n g d e r V o r s c h u ß p f l i c h t die H älfte ü b ern eh m en , in s­

g e sa m t 116 M illionen M.” )

In d e r I n v a l i d e n - V e r s i c h e r u n g is t ein e f r e i w i l l i g e Z u ­ s a t z v e r s i c h e r u n g g e p la n t D urch E inkleben v o n Z u sa tz m a rk e n (für 1 M) w ird ohne finanzielle M e h rb e la stu n g d e r V e rsic h e ru n g strä g e r und des R eich es d er B ezug ein er Z u sa tz re n te im F alle d e r In v a lid itä t erm öglicht, w elch e z. B. für 12 M ark en , die 30 J a h r e v o r dem B eginn d es R en te n b e z u g e s g ek leb t w u rd en , jäh rlich 12 • 30 • 0.02 = 7,20 M b e trä g t.

E inem v ie l g e ä u ß e rte n V erlan g en n a c h H e ra b se tz u n g d e r A lte rsg re n z e für die G ew äh ru n g d er A l t e r s r e n t e v o n 70 auf 65 J a h r e h a t d e r E n tw u rf n ich t en tsp ro ch en . Die fü r diese M aß reg el erfo rd e rlic h e n M ittel sind in der D en k sch rift auf 28,5 Mill. M an g eg eb en . Die Zahl d er A lte rs re n tn e r is t in s te ­ tig e r A bnahm e begriffen und tr itt geg en die Zahl d er In v a lid e n re n tn e r s e h r zu­

rü ck (vergl. Fig. 18, S eite 347, so w ie S eite 348.) In d e r B eg rü n d u n g d es E n t­

w u rfe s ist, im E inklang h ierm it, d a ra u f h in g ew iesen , daß die B ed eu tu n g der A lte rsre n te ü b e rs c h ä tz t w ird .

Zum E n tw ü rfe d e r H i n t e r b l i e b e n e n v e r s i c h e r u n g sind in F ig .4 einige A n g ab en g e m a c h t D ie H in terb lieb en en fü rso rg e w ird g e w ä h rt, w e n n der V e rsto rb e n e zum E m pfang ein er In v a lid e n re n te b e re c h tig t w a r. S ie um faßt im allgem einen W i t w e n r e n t e (R eichszuschuß 50 M, d azu v o n den V er­

sic h e ru n g strä g e rn ’/io des G ru n d b e tra g e s und d e r S te ig e ru n g ss ä tz e vo n der In v a lid e n re n te d es V e rsto rb e n e n ) und W a i s e n r e n t e n (R eichszuschuß 2 5 M, d azu v o n den V e rsic h e ru n g strä g e rn fü r d a s e rs te Kind 3/ 20, jed es w e ite re V 40 des G ru n d b e tra g e s und d e r S te ig e ru n g ss ä tz e d e r In v a lid e n re n te des V er­

sto rb e n e n , alle W a ise n zu sam m en n ich t m eh r als diese R e n te ). Die W itw e n ­ re n te ist n u r fü r in v alid e F ra u e n in A ussicht genom m en, die W a is e n re n te für K inder u n te r 15 Ja h re n .

H a t sich die W itw e s e lb st d u rch B e itra g le istu n g eine In v a lid e n re n te ge­

sich ert, so e rh ä lt sie als E rs a tz fü r die w eg fallen d e, n ie d rig e re W itw e n re n te ein W i t w e n g e l d (R eichszuschuß 50 M, in sg e sa m t den 1 2 fach en M onats­

b e tr a g d er W itw e n re n te ) und g eg eb en en falls fü r ih re K inder (nach V ollendung des 15. Ja h re s ) W a i s e n a u s s t e u e r n (R eichszuschuß 16% M, in sg esam t den 8 fachen M o n a tsb e tra g d e r b ezo g en en W a is e n re n te ).

Z usam m en dürfen die H in terb lieb en en b ezü g e bis zum 1% fach en d e r In­

v a lid e n re n te d es v e rs to rb e n e n E rn ä h re r s b e tra g e n .

A us d er S e lb s tv e rs ic h e ru n g w e rd e n fü r die H in te rb lie b e n e n fü rso rg e die B e iträ g e n u r z u r H älfte in A n rech n u n g g e b ra c h t. Die B e iträ g e z u r Z u satz­

v e rs ic h e ru n g kom m en für die B ezü g e d e r H in te rb lie b e n e n v e rsic h e ru n g nicht in B e tra c h t; diese B estim m ung is t als u nbefriedigend b e z e ic h n e t w o rd en .

F ü r die Schaffung d e r H in te rb lie b e n e n v e rsic h e ru n g , w e lc h e fa s t ü b erall Z ustim m ung e rfä h rt, w e rd e n die B e iträ g e g em einsam m it denen d e r In v alid en ­ v e rs ic h e ru n g erh o b en und diese n u n m eh r um 14 vH (L o h n k lasse I) b is 28 vH (L ohnklasse V) erh ö h t, v erg l. Fig. 4; d u rch sch n ittlich d ü rften die M eh rleistu n g en e tw a 25 vH b e tra g e n , so daß s t a t t rd. 1 8 0 M i l l i o n e n M (1908) 4 5 M i 1 -

“ ) D er „ V o rw ä r ts “ h a t diese S um m e als E x tra g e sc h e n k an die B e ru fs­

g en o ssen sch aften b ezeich n et.

(17)

¥50,0

26O, W

210,0

170,W

-^ 9 8 ,0 0

0.9,20

Lofink/assel IT M JF JT Fig. 4. Invaliden- und Hinter-

bliebenenveisicherung.

a) Invalidenrente des Vaters nach 2500 Beitragwochen.

b) W aisenrente bei 6 Kindern nach 2500 Beitragwochen.

c) Invalidenrente des Vaters nach 500 Beitragwochen.

d) W itweninvalidenrente nach 2500 Beitragwochen.

e) W itweninvalidenrente nach 500 Beitragwochen.

f) W aisenrente bei einem Kind nach 500 Beitragwochen.

g) Beiträge nach dem Entwurf.

h) zur Zeit geltende Beiträge.

l i o n e n m e h r (je zu r H älfte von A rbeitgebern und V ersich erten ), i n s g e s a m t 2 2 5 M i l ­ l i o n e n z u e n t r i c h t e n sind. In a n b e tra c h t d er U n sich erh eit in d er B em essung der zur H in terb lieb en en fü rso rg e erfo rd erlich en M ittel sollen die B eiträg e n ach einem J a h r neu festg e­

se tz t w e rd e n , w obei eine w e ite re Steigerung nich t au sg esch lo ssen ist.

Als M angel an d er Invaliden- und H in ter­

b lieb en en v ersich eru n g w ird die geringe H ö h e d e r R e n t e n b ezeichnet, in sb eso n d ere gegen­

ü b er den L eistungen d er U nfallversicherung.“ ) D iese gibt ab e r E natschädigungen, die In v a­

lid en v ersich eru n g soll nu r B eihilfe bringen.“ ) Eine an d e re ü b er die G renzen des E nt­

w u rfes w e it h inausreichende F ord eru n g v e r­

langt, allen W itw en von R en ten b erech tig ten , auch den erw erb fäh ig en , R enten zu gew ähren.

B e re c h tig te r ersch ein t d er V orschlag, für die G ew äh ru n g d er W itw e n re n te eine milde F a s­

sung d er Invaliditätsbestim m ungen und eine m äßige A ltersg ren ze zu schaffen. U n ter e n t­

sprechenden V oraussetzungen könnte hierbei auch die A nzahl d er W aisen bestim m end w erden.

E rfreulich ist d er A usbau d er B estim m un­

gen ü b er das H e i l v e r f a h r e n . Die F rist für die A nzeige von E rk ran k u n g en durch B e­

trieb su n fälle seiten s d er K ran k en k assen an die B erufsgenossenschaften w ird von 4 W ochen auf 3 T ag e h e ra b g e se tz t. Auf die Einleitung und D urchführung des V erfahrens dürften auch die A nordnungen ü b er die E ntschädigungen bei Ü bernahm e o d er Ü b ertrag u n g des V erfahrens förderlich w irken.

Am Schlüsse dieser B em erkungen, w elche

“ ) D iesen A nsprüchen geg en ü b er w ird b e ­ tont, daß dem G ew erb e und d er Industrie L asten, w elch e ihre W ettb ew erb fäh ig k eit be­

e in träch tig en können, nicht aufgelegt w erd en dürfen. D eutschland ist der e rs te S taat, w elch er R ech tsan sp rü ch e auf W itw en - und W aisen fü r­

so rg e einführt (vgl. Fuld, Die R eic h sv e r­

sicherungsordnung, Gießen . 1909, H eft 3 des e rs te n B andes d er Sam m lung von V orträgen über soziale R eform fragen, S. 16 und 17).

“ ) „Die A rb eiterv erso rg u n g “ 1909 S. 410.

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