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Technik und Wirtschaft : Monatsschrift des Vereines Deutscher Ingenieure, Jg. 9, H. 9

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TECHNIK UND WIRTSCHAFT

MONAT/CHRIFT DE! VEREINES DEUTSCHER INGENIEURE * «REDAKTEUR D *M E Y E R

9. JAHRG. SEPTEMBER 1916___________ 9. H EFT

ZUR FRAGE DER DEUTSCHEN AUSZENHANDELS­

FÖRDERUNG.

Von Dr. TH. SCHUCHART, B erlin.

1. A l l g e m e i n e s .

Die Aufgaben der nationalen äußere n Handelspolitik beschränken sich nicht auf die vertragliche Reg elung der Wirtsch aftsbeziehungen zum Ausland und ihre (Jeberwachung. In stetig zun ehmendem U mfa ng beschäftigt sich dieser Zweig der staatlichen Tätigkeit in der Neuzeit neben anderen Auf­

gaben mit d e r Stellu ngnah m e d e r Nation zum Kampf um den E rw erb a u s­

ländischer Märkte und um die E rhaltung des inländischen Marktes für die heimischen Erzeuger. Mit der Entwicklung der W eltwirtschaft und der u n ­ ablässig verfeinerten Technik hat sich g erade in dieser Hinsicht in den letzten Jahrzeh nten d e r A ufgabenkreis des modernen Staates gew altig geweitet.

In Erfüllung der Bedürfnisse nationaler W eltwirtschaftsentwicklung ist demgemäß der planm äßig en F ö rd eru n g des nationalen Außenhandels in allen Handelsstaaten von Bedeutung, vornehmlich ab er denjenigen, die stark auf die Ausfuhr feinverarbeiteter W aren angew ie se n sind, in immer wachsendem Maße Aufmerksamkeit zu g ew an d t worden. S ogar Handelsnatio nen zweiter und dritter O rd n u n g haben sehr beachtensw erte Fortschritte in dieser Rich­

tung erzielt. Diese Betätig ung ist um so beachtensw erte r, als neuerdi ngs der Weltkrieg und die bevorste hende gru n d s tü rzen d e N eu o rd n u n g d e r inter­

nationalen Wirtschaftsbezie hungen fast allenthalben stark anregend auf sie g e ­ wirkt haben.

Neben der außenhandelsfördernden Tätigkeit des Staates steht öfters auch die privater Interess envere in igungen. Bei der nationalen A ußenhandels­

förderung handelt es sich d aher allgemein um die von staatlicher oder privater Seite organisierten Einzelmaßnahmen technischer und org anisa to rischer N a ­ tur, die im Rahmen der staatsver trag lich en V erein barungen zum Ausbau der heimischen Wirtschaftsbezie hungen zu andere n Ländern als geeigne t er­

scheinen. Damit ist als g rundlegendes Erfor dernis die innige W echselbeziehung zwischen d e r ausw ärtig en Politik und der G esam theit d e r auf die F ö rd eru n g des heimischen Auß enhandels gerichteten Bestrebungen erwiesen. Die im

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Rah men d e r letzteren gem ac hte n Beobachtu ngen und E rfa h r u n g e n , mögen sie aus amtlichen o d er privaten Quellen stam m en, bilden org anisc h die G rund­

lage der jeweiligen nationalen Außenpolitik, sow eit diese wirtschaftliche In­

teressen berührt.

Die Mittel zur Verw irk lichung des Zieles der nationalen Außenhandels- f ö r d e ru n g sind ü beraus mannigfach. Zum allergrößte n Teil knüpfen sie an den W irtscha fts nachric htendie nst vom Auslande als die g ru n d leg en d e Vor­

a uss etzung e rtrag reich er ausländischer H a ndelsbeziehungen an. Es ist dies ein Nachrichtendie nst, d e r die wirtschaftliche und wirtschaftspolitische Ent­

w icklung des A uslandes verfolgt, sow eit es zur F ö rd e r u n g der eigenen na­

tionalen außen w irtsc haftlichen Beziehungen und der W ettbew erbfähigkeit der heimischen W ir tscha ft g e e ig n e t ist o d e r je nach U m ständen g e e ig n e t zu sein verspricht. U nter diesem g r o ß e n G esichtspunkt wird neben d e r Gew innung und V erarb eitu n g von Nachrich ten ü b er M arktv erhältn isse vornehmlich den ausländischen E rzeugungs- und H an delsverhältnissen im allgemeinen und be­

sonderen, der zugehörigen Statistik, den Geld- und Verk ehrs verhältnissen, der w irtschafts- und handelspolitischen G e s e tz g e b u n g einschließlich der Zollbestim­

mungen und der A usleg u n g von H a n d e ls v e r trä g e n B eachtu ng z u g e w a n d t; ferner w erden staatswirtscha ftliche, privatwirtschaftliche und w irtschaftsgeographische Materialien aller Art, W a re n m u s t e r und Preislisten gesam m elt, endlich auch ein­

schlägige Presse- und literarische V eröffe ntlichungen un tersu ch t und ausge­

w ertet. Es handelt sich also um einen e i n g e h e n d e n Dienst, bei dem im w eiteren Sinne alle Mittel, die rein technisch, technisch-kaufmännisch und or­

ganisatorisch zur A nknüpfu ng, Entw ic klung und Sicherung geschäftlicher Ver­

bin dungen mit dem Auslande und zur H e b u n g d e r eigen en W e ttb e w e rb fä h ig ­ keit förderlich erscheinen, beschafft und für die B enutz ung durch das heimi­

sche W irtschaftsle ben bereitg este llt w erden .

Im Rahmen einer solchen Sam m lu ng und V era rb e itu n g ausländischer Wirt­

schaftsnachrichten liegt n a tu r g e m ä ß auch die Beobachtu ng der Auslandpresse, sow eit sie für die S toffgew innung belangreich ist. Hie rb ei steht die T a t­

s achenerm ittlung durc haus im V ord e rg ru n d . Vielfach a b e r erheischt es das allgemeine und nationale Interess e, den durch die Entw ic klung oder durch die T atsac h en erm ittlu n g g eknüpften Faden in d e r Inland- o d e r Ausland­

presse mit H ülfe z e itg em äß er Mittel w eiter fortz usp innen, g anz abgesehen von d e r N u r-T a ts a c h e n v e rb re i tu n g im Inlande: d e r e i n g e h e n d e Dienst ver­

la ngt enge V erb in d u n g mit d e r inländischen Pres se und dem a u s g e h e n d e n Nachrichtendie nst. Mit Rücksicht auf die erforderliche unm ittelb are Ver­

w e rtu n g des Materiales können jene V erb in d u n g en technisch befrie'digend nur u nte r V e rw e n d u n g von Fachleut en d e r Pre sse , Zeitungsn achrich tenzen tralen und b esonderen T e l e g r a p h e n b u re a u s herg este llt w erden, Stellen, die imstande sind, das nationale und allgemeine N euig keitsinte resse zu beurteilen, und die auch ü b e r den jederzeit bereiten, zur W e it e rb e h a n d l u n g und nötigenfalls zu G e g e n z ü g e n in d e r heimischen und ausländischen Pres se unerläßlichen Aus- kunfts- und V e rb re i tu n g s a p p a r a t ve rf ügen. Für den Bereich die ser beson­

dere n A ufg aben ergibt sich also hie r o hne w eiteres eine organisato rische T ren n u n g von d e r O rganis ation des ein gehe nden ausländische n W ir tschafts­

na chrichte ndienste s, wie ihn die heimische G eschäftsw elt nötig hat. Ein Gleiches gilt auch T ü r die te legraphische U eb erm ittlu n g von reg elm äß ig erscheinen­

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Z U R F R A GE D E R D E U T S C H E N A U S Z E N H A N D E L S F Ö R D E R U N G 370 den Kursn otieru ngen und ähnlichen S onderm eld ungen aus dem W ir tschafts­

und Verkeh rsleb en des Auslandes, um som ehr als dieser Dienst im allge­

meinen nur bei w e ites tg eh en d er Z u sam m enfassung der Interessen ten mit wirtschaftlichem Erfolge organisie rbar i s t 1). T ro tz dieser aus technischen Gründen erforderlichen Selbständigkeit ist mit Rücksicht auf die A usw ertu ng des Stoffes eine enge V erbin dung zwischen dem O rg anis ationsbere ich des eingehenden Wirtschaftsnachrichtendie nstes und jenen v erw ertenden und er­

gänzenden S onderg ebiete n notw endig. Es wird so g a r erforderlich sein, diese unter U m ständen um weite re zu verm eh ren und nach S onderg esic hts punkte n auszugliedern, wie beispielsweise für den nationalen a u s g ehenden W i r t ­ schaftsnachrichtendienst, sow eit er den Landesinteressen zu nützen vermag.

Sind so die G rundla gen und sachlichen A bgre nzungen für den o rg a n is a ­ torischen Aufbau des ein gehenden Auslands-W irtschaftsnachrichtendienstes fest- gestellt, so erg ibt sich zusätzlich nur noch die Forderung, die G ew innungs- und Sammeltätigkeit nach der Seite der bestmöglichen A u sw e r tu n g des M a­

teriales durch die G eschäftsw el t zu ergänzen. Dies gesch ieh t in dem o rg a n i­

schen Anschluß eines leistungsfähigen Aufbereitungs-, Verbreitungs-, Archiv- und Auskunftdienstes. Damit sind auch die sämtlichen sachlichen Aufgaben iles nationalen A ußenhandelsförderungsdicnstes im engeren Sinne nach ihren Grundzügen klargelegt.

Ueber den allgemeinen O rganis ationsgrundsatz des gesam ten Auslands- Wirtschaftsnachrichtendienstes kann Unsicherheit kaum bestehen. Da das natio­

nale Wirtscha ftsleben in seiner geschlossenen G esam theit an d e r Arbeit eines solchen Dienstes interessiert ist, zum ändern aber eine A btrennung und V er­

selbständigung einzelner Berichtgebiete, selbst bei A nerkennung sachlicher oder geogra phischer Grenzen, schon mit Rücksicht auf die vielseitigen Be­

rührungspunkte u n tereinander den G esam terfolg leicht ge fä hrden würd e, so ist die A nw endung des Gru ndsa tzes d e r Zentralisation von vornherein g e ­ geben. Zur Erzielung der höchstmöglichen Leistungsfähigkeit und inneren Rei­

bungsfreiheit der O rganis ation ist die einheitliche G ewinnung, die Z u sam m en­

fassung des vollständigen, üb erh au p t erreichbaren Wirtschaftsnachrichtcnstoffes, soweit eben seine Kenntnis aus nationalwirtschaftlichen G rü nden erw ünsc ht ist, und endlich die N u tzbarm achung und Z u fü h ru n g der g e w onnenen E rkennt­

nisse durch ein Zentralo rg an unerläßlich.

In en g er Beziehung mit dem so gekennzeichneten allgemeinen W i r t ­ schaftsnachrichtendienst vom Ausland steht der besondere Auskunftdienst zur F örderung heimischer Wirtsch aftsin teressen, d e r zur Oblieg en heit der Amtsvertretungen im Ausland zu gehören pflegt. Er beru h t in der H a u p t­

sache auf d e r B eantw ortung von Einzelfragen, die sich auf die Mitteilung von Adressen deutscher A bnehmer und Lieferanten, Kreditauskünfte, Zollverhält­

nisse, die Marktlage und dergl. beziehen. Dieser Dienst wird von den Amtstellen w eiter ergänzt durch die G e w ä h ru n g von Rechtshülfe und die Mitwirkung bei E rledigung von Rechtsstreitigkeiten, sow eit sie auf die V e r­

wirklichung geschäftlicher Beziehungen mit dem Auslande von Einfluß sind.

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!) Dies ist bisher durch d a s „Com mercial Teleg rap h B u reau “ in London geschehen, von dem u. a. auch d e r entsprech en de Z w eig des Wölfischen T elegraphenbure aus in Friedenszeiten hauptsächlich gespeist wurde.

1*

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D ieser letztere Dienst tritt jedocli — was nachdrücklich beto n t zu werden verd ient — in seiner B ed eu tu n g für den internatio nalen Güte ra usta usc li hinter dem eigentlichen W ir tschafts nachric htendie nst in der neu ere n Zeit erheblicli zurück, zumal es sich hie r w e n ig e r um die A n w e n d u n g und Durchfü hru ng d e r b estehenden R echtsgrundsätz e und die Beurteilu ng im Einzelfalle, als um die allgem eine B eratu n g beim Beschreiten des R echtsw eges im Auslande zu handeln pflegt. F ü r die Beurteilu ng der O rganisationsbedürfnisse in ihrer G esam th eit ist in d e r Regel w eitaus ausschla ggebend, was die Anknüpfung und A usd eh n u n g von W irtscha fts bezie hungen d e r heimischen Wirtschafts­

kreise erm öglicht und erleichtert. D e r w i r t s c h a f t l i c h e A u s l a n d s ­ n a c h r i c h t e n d i e n s t i n a l l g e m e i n e n u n d S o n d e r f r a g e n i s t h e u t e d e s h a l b a l s d a s e i g e n t l i c h e R ü c k g r a t a l l e r a u f d i e n a t i o n a l e A u ß e n h a n d e l s f ö r d e r u n g g e r i c h t e t e n B e s t r e ­ b u n g e n a n z u s e h e n . Er ist die sachliche V o rau ssetzu n g für den Be­

trieb d e r Zen tralausk unftstelle und des dazu notw endigen Weltwirtschaftsarchivs.

II. A u s d e r E n t w i c k l u n g d e r A u ß e n h a n d e l s f ö r d e r u n g s ­ b e s t r e b u n g e n d e r H a u p t h a n d e l s s t a a t e n .

Es ents pricht durc haus den allgem einen A nschauungen ü b er die Auf­

g a b e des m odernen Staat es, daß die zur A u s g e sta ltu n g des Wirtscha fts­

nachrichte ndienstes vom Ausland erforderlichen Ein richtu ngen zu seinen O b ­ liegenheiten g eh ö ren , sow eit sie allgem einen nationalen Interess en dienen.

Dabei ist es natürlich nicht erforderlich, daß sich d e r S ta a t bei seinen Ein­

richtungen ausschließlich auf die V e rw e n d u n g staatlicher O r g a n e beschränkt.

Vergleiche le hren: Je breiter und tiefer d e r Strom d e r Wirtschaftsnachrichten aus dem Auslande, je besser ihr sachlicher Inhalt, je schneller die Ueber- mittlung und je sach k u n d ig er die V e ra rb e itu n g und V e rb re itu n g sind, desto bess er wird es im allgemeinen um den A uße n h a n d e lsf ö rd e ru n g sd ie n st eines Landes bestellt sein. Von en ts ch eid en d er B edeutu ng ist lediglich, in wel­

chem U m fan g e die staatliche o d e r die un te r staatlichem Einfluß stehende O rganis ation in praktischer W eise den Bedürfnissen des nationalen W irt­

schaftslebens zu ents pre chen verm ag.

Die hierzu beschrittenen W e g e w aren in f r ü h e re r Zeit allenthalben fast die gleichen. Da die Verpflichtung des Sta ates für die Pfleg e und O rg an i­

sation des W irtschaftsnachrichtendie nstes vom Auslande seit langem als an­

e rk a n n t gilt, w u rd e zunächst die Lie fe ru ng d e r g e w ü n s c h te n Nachrichten und Materialien ausschließlich den im Auslande ansä ssigen A m tsvertretern an­

vertraut, vor allen den Konsuln. Ein solches V erfahren konnte sich aller­

dings nur so lange b ew ähren, als die Entfesselu ng d e s W e tt b e w e r b e s am W elt­

m arkt durch die Entw icklung des W e ltv e rk e h r e s und d e r neuzeitlichen Tech­

nik noch nicht stattg efu n d en ha tte und anderseits der U m fan g d e r sonsti­

gen konsularischen T ätigkeit noch nicht so g r o ß w a r wie heute. Sobald sich dieser W andel b e m e r k b a r machte, en ts tan d en in allen H au pth andelssta ate n B ew egungen, die auf eine zeitgem äße Um- und A u sg e sta ltu n g des amtlichen W ir tscha fts nachric htendie nstes vom Ausjande d rä n g t e n und bezeichnender­

weise beinahe gleichzeitig, um die J a h r h u n d e rtw e n d e , praktische N e u e ru n ­ gen zeitigten. Fast übereinstim m end erfolg te n diese V e rb esser u n g en in dem Sinne, daß für die W irtsch a fts n ach rich ten erstattu n g vom Auslande neben den

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Z U R F R A G E D E R D E U T S C H E N A U S Z E N H A N D E L S F Ö R D E R U N G 381 Konsuln zusätzliche O rg a n e beso n d e r e r Eig nung bestellt w urd en und die Nachrichten Versorgung selbst sowie der A uskunftdienst zeitgem äßen E rforder­

nissen und Mitteln en ts pre chend au sg eb au t wurde.

Die Art d e r D u rch fü h ru n g dieser fast allgemeinen neuzeitlichen U m o rd ­ nung des Dienstes w a r entspre chend den beso nderen Verhältnissen bei den einzelnen H aupthandelssta aten se h r v e r s c h ie d e n 2).

England schuf sich 1900 in der Commerciai Intelligence Branche, einer Abteilung des Board of Trade, eine Handelsnachric htenzentrale und V e r­

mittlungsstelle, die mit neuzeitlichen Mitteln in umfassender , gründlic her und technisch befrie digender Weise unte r V erw en d u n g der amtlichen O rg a n e und der sehr zahlreichen englischen H a n delsvertretungen im Auslande tä tig ist.

Sie wurde lange Zeit an Leistungsfähigkeit von den zw eckverw andten O r ­ ganisationen irgend eines andere n Landes nicht übertroffen. W ä h re n d des Krie­

ges hat sich dieses Bureau nach verschiedenen Richtungen weiter bedeutsam entwickelt. D er hauptsächlichste Mangel, un te r dem es nach d e m Urteil der en g ­ lischen G eschäftswelt leidet, h a t darin seine Ursache, daß das Board of T ra d e über einen verfassungsm äßig en Sitz im Kabinett nicht verfügt und so durch die Einflüsse des A uswärtigen Amtes, des Indischen und des Kolonialamtes in seiner Beweglichkeit erheblich behindert ist. B esserungsbestrebungen sind seit langem im G ange.

Frankreich errichtete 1898 in e nger V erb in dung mit seinem Ministerium für Handel und Industrie ein Office Nationale du C om m erc e extérieur, ein In­

stitut, das ebenfalls zur F ö rd e r u n g des Auß enhandels im gro ß e n Stil dient und sich in geschickter Weise durch ehrenamtliche H eranzie hung im A us­

lande ansässiger französischer Kaufleute zu H andelsbeiräten einen v orzüg­

lichen, wenn auch nicht dem W orte, so doch der Sache nach amtlichen A us­

kunftapparat geschaffen hat.

Auch bei der jungen G ro ß m ach t des fernen Ostens, den Japanern, macht sich in den letzten Ja hren eine b em erk en sw erte Regsamkeit auf dem Gebiete des ausländischen Wirtschaftsnachrichtenwesens geltend. Leider sind Einzelheiten der organ isato rischen D urchbildung der getroffenen Einrichtun­

gen nicht bekannt gew orden. Doch erstreckt sich der japanische Eifer längst nicht m ehr auf die unm ittelb ar b enachbarten Einflußgebiete, sonder n er hat auch auf die amerikanischen und europäischen Länder hinübergegriffen. So erregte es in europäischen Fachkreisen g ro ß e s Aufsehen, als vor einigen Jahren der japanische G esandte in Wien bei der V e rg e b u n g einer g ro ß en Röhrenleitung in Jassy innerhalb dre ier T a g e ein durchaus brauchbares An­

gebot vorzulegen vermochte. G erade w ä hrend des Krieges hat die japanische Regierung das Netz ihrer Wirtschaftsunte rw eisungsstellen üb e r Länder, die von ihr früher wirtschaftlich kaum ern sth aft beacht et wurd en, weiter gesponnen.

Ein Beispiel d afü r gibt u. a. auch der ständig e Ausbau ihrer V e rtr e tu n g e n in Mittel- und Südamerika, sowie in Europa. So hat sie jüngst in der Schweiz eine g rö ß e r e Anzahl Konsulate eingerichtet, die, da die Zahl der in der Schweiz ansässigen J a p a n e r bedeutu ngslo s ist, ausschließlich der F ö r­

derung d e r japanischen H andelsbeziehungen, also zunächst dem W irtscha fts­

nachrichtendienst Japans, dienen.

2) Einzelheiten bei N. H a n s e n : Welth andelsfö rd erungsstellen des Aus­

landes, Remscheid 1914.

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Zweifellos die g rö ß t e n A nstren g u n g en sind a b e r in den letzten Jahren von den Verein igten Staaten in der A u ß e n h a n d e lsf ö rd e ru n g ge m a c h t worden.

Die A nfänge gehen auf das Philadelphia Comm ercial M useum zurück, das sich als In tern atio nal Com mercial Bureau seit 1899 in Form eines privaten Un­

te r n e h m e n s zu einem g ro ß e n amer ik an ischen H a n d e lsb u r e a u mit zahlreichen Sonderzw eig en entwickelte. E tw a 1908 schuf sich die Union in der Wirtschafts­

abte ilu ng der Pan -A meric an U nion ein beso n d ers für die A ußenhandelsförde­

ru n g in den Län dern des am erik anisc hen Erdteiles höchst bed eu ts am es weiteres W erkzeug. Das Eig entümliche dieser G r ü n d u n g b e ru h t in der geschickten Verquic kung von Auslandgeschäft und Außenpolitik, du rch die ihre Leiter un te r ak tiver F ö rd e r u n g der B u ndesregierung, deren Einfluß den d e r mitbe­

teiligten Staaten weitaus ü b e rr a g t, die V erw irk lic hung d e r Monroe-Doktrin auf wirtschaftlichem Geb ie te durchzusetzen trachten. N e b e n h e r g e h t in den letzten Ja h r e n der g r o ß a r tig e A usb au d e r Ein richtu ngen des bundessta at­

lichen H andelsam te s, dess en T ätigkeit für den am er ikanischen Außenhandel deutscherseits leider bisher noch viel zu geringe B eachtung zu gem essen wurde.

O rganis ato risch in teressant ist, daß dieses Amt mit der W irtschaftsabte ilung der Pan-American Union alles einschlägige Material austauscht und so alle Doppel­

arbeit mit Sicherheit verm ie den wird. Fast kein J a h r verg eht, in dem nicht die im H an d e lsa m t getroffenen Ein richtu ngen v e rb es sert w erd en. U nter der W ir k u n g des Krieges sind diese B estr ebungen mit b e s o n d e r e r Energ ie weiter g e fö r d e rt w ord en. W ä h re n d die Kosten für das J a h r 1915 510 600 Dollar, für 1916 532 700 Dollar betrugen, plant man für 1917 eine E r h ö h u n g der Aus­

gaben auf 1 231 810 D o l l a r 3), ln A nb e tra c h t d e r g r o ß e n Mittel und des au ßer­

ord en tlich en Eifers der am er ikanischen R eg ie ru n g wie d e r Geschäftswelt, den A usb au des A mtes zu fördern , ist mit G e w iß h e it zu e n v a rte n , daß, wenn die Entw icklung in gleichem Sinne d rü b en noch einige Ja h r e so erfolg­

reich wie bis her weiterschreitet, der amtliche W ir tschaftsnachrichtendienst d e r V ereinigten Staaten vorbildlich für alle übrigen L änder w erden wird. Die auf diesem G e b ie t au fg ew en d ete T a tk ra ft läßt sich n u r darau s erklären, daß das amerikanische Volk sich zu der Erkenntn is d u rc h g e r u n g e n hat, daß seine g ro ß e Weltwirtschaftliche Z u k u n ft in erste r Linie in d e r S te ig e ru n g seiner Be­

teiligung am W eltgeschäft liegt.

Rückblickend stellen w jr also fo lgendes fest: D er Sta at betrachte t nach wie vor die O rganis ation des wirtschaftlichen A uslands nachrichtendienstes im Sinne der Erfüllung z e itg em äß er Bedürfnisse des W ir tscha fts le bens als seine wichtige Aufgabe. Allen jenen amtlichen o d e r u n te r am tlich er Aufsicht stehenden Einrichtu ngen in den vers chiedenen H a u p th a n d e lssta a te n ist das Ziel eigen, daß sie den T r ä g e r n der W irtsch a ft durc h V erm ittlung einer Zentralstelle einen alle In teressengebie te um fassenden m öglichst leistungsfähi­

g en A pparat zur G e w i n n u n g von ausländische n W irtschafts nachric hten zur V erfügung stellen, dem die erforderlichen Ein richtu ngen zur Sam m lu ng, Auf­

bereitung und A u s w e r tu n g des Materiales an g eg lied ert sind. Lediglich vom nutz baren W e r t dies er Ein richtu ngen für das nationale W ir tscha fts le ben hängt

3) Ausführlich bei Th. S c h u c h a r t : U e b e r den A usbau d e r amtlichen am erikanischen A u ß e n h a n d e ls f ö rd e ru n g im Zeichen des Krieges, „Technik und W ir ts c h a f t“ 1916 S. 137.

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Z U R F R A GE D E R D E U T S C H E N A U S Z E N H A N D E L S F Ö R D E R U N G 383 cs ab, wie weit sich dieses zur G rü n d u n g erg änzender, auf private r G r u n d ­ lage b e ru h en d er Einrichtu ngen vera nlaßt sieht. Solche privaten Sondcrver- jns taltungen sind in allen Ländern unseres hauptsächlichen W e ttb e w e rb e s ver­

hältnismäßig w enig zahlreich. Das dürfte der beste Beweis dafür sein, daß die von jenen Staaten getr offenen M aß n ah m en den A nfo rderungen der G e ­ schäftswelt im ganzen en tsprech en , d. h. daß die betreffenden Sta atsw esen in der Tat den verän d erten und erhöhten Bedürfnissen des Wirtscha ftslebens Rechnung zu t r a g e n verstanden haben.

In diesem Z u sa m m e n h a n g nehm en lediglich die Auslandshandelskam- merii eine A usnahm este llung ein. Sie lassen sich auf ganz vorw ie gend privater Grundlage die F ö rd e r u n g der nationalen Handelsbeziehungen zu bestimmten wichtigen H andelspl ätzen angele gen sein. G erade diejenigen waren im all­

gemeinen am erfolgreichsten, die sich als vollkommen freie H an d elso rg an i­

sationen ohne materielle U nters tü tzu n g und Beeinflussung durch ihre Re­

gierungen betätig ten. Sie suchen also eine organisatorische Zusam m enfassung der auf einen be stim m ten Platz gerichte ten nationalen H andelsbestrebungen durchzuführen und damit eine ergänzende Spezialisierung und V ertiefung im Anschluß an die amtlich getr offenen Einrichtungen zu erreichen.

England, Frankreich und die Vereinigten Staaten haben von diesem Mittel der A ußen handelsförd eru ng in be so nders gro ß em U mfange G ebra uch g e ­ macht. Die Zahl der englischen A ußenhandelskam m ern ist infolge der g e ­ waltigen Zahl d e r in Eng land und seinen Kolonien vorh andenen H andelskam ­ mern nicht sonderlich groß, 1905 w u rd e sie mit 5 angegeben. Der L öw en­

teil entfällt auf Frankreich. Dies besaß im Jah re 1912 etwa 30, währeird die Vereinigten Staaten, die inr Jah re 1894 in Paris ihre erste Auslan dhan dels­

kammer grü ndeten, jetzt etwa 10 derselben haben. W äh ren d des Krieges haben gera de sie mit Eifer diese Bewegung, z. B. durch Errichtu ng von Handelskammern in R u ß l a n d 4), zu fö rdern vermocht. O ffenbar mit ähnlich befriedigendem Erfolg haben von der Einrichtu ng der A uslandhandelsk am­

mern auch die kleineren H andelssta aten m ehr und m ehr G ebra uch gemacht.

Die ständig steigende Beachtung, welche, die A usla ndhandelskam m er im Rahmen der A u slandhandelsförderungsbestrebungen findet, darf wohl ais Zeichen dafür angesehen w erd en , daß sich diese Einrichtu ng als private O r ­ ganisation neben der Einrichtung der staatlichen A ußenhandelsförderung voll bewährt hat und sich auch für den U m fang der gesam ten nationalen W ir t­

schaftsinteressen bezahlt macht.

Beiläufig sei hier gleich bem er kt, daß von deu tschen A usla ndhandels­

kammern bis her nur sehr w enig bekannt g e w o rd e n ist. Die einzigen fr üher in Brüssel (gegr. 1894) und Bukarest (gegr. 1902) b estehenden Kammern sind schon vor Jahren, wie es hieß, aus Mangel an Geldmitteln eingegangen. Ein gleiches Schicksal erlebte auch bei Kriegs ausbruch die erst kurze Zeit b e ­ stehende deutsche A usla ndhandelskam m er in Genf. Alle diese K am mern e r ­ hielten von amtlicher Seite keine G eld unte rstü tzungen.

4) Es w urden kürzlich.in P etersburg, Moskau, Chark ow , Kiew und O dessa amerikanische H andelskam m ern errichtet. In C harkow folgten England und Frankreich sogleich dem am erikanischen Beispiel.

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Eine eigentümlic he Stellung nim m t die 1913 in N e w York ge g rü n ­ de te C h a m b e r of G e rm a n American C om m erce ein. Sie v e rd a n k t ihr Ent­

stehen einem Kreise N ew Y o rk er Firmen, die hauptsächlich an d e r Einfuhr d eu ts ch er W a r e n in tere ss ie rt sind. N e n n e n s w e r te U n te rs tü tz u n g zumal von Interessente n des heim ischen W ir tschafts le bens h a t dieses U nte rnehm en, das mit recht besc heidenen Mitteln arbeite t, noch nicht gefunden. Wenngleich diese K am m er sich g e r a d e w ä h r e n d des Krieges auch recht anerkennenswert, in sbesondere auf dem G ebiete d e r deuts chen A usla ndaufklä rung betätig t hat, so ist doch ihre B ed eu tu n g auf wirtschaftlichem G e b ie t n u r unerheblich, und es scheint zweifelhaft, ob sie sich auf die D a u e r w ird halten können.

111. D i e E n t w i c k l u n g i n D e u t s c h l a n d , a) D e r amtliehe W irtschaftsnachrichtendie nst.

In au gen fälligem G e g e n s a tz zu d e r E ntw ic klung in den sonstigen H aupt­

handels lä ndern kann von durc hgreifenden V e rb esser u n g en des deutschen amt­

lichen W ir tschafts nachric htendie nstes vom Ausland in den letzten Jahrzehnten nicht g e sprochen w erd en. W e n n auch anzuerkennen ist, d aß dies er Dienst an U m fan g und Vielseitigkeit ge w a c h se n ist und sich gele gentlich auch seine Beschaffenheit g e b e s s e r t hat, so ist doch in dem System seiner Beschaffung, in seinem sachlichen Inhalt sow ie seiner B earb eitu n g und A u sw e r tu n g kein Wechsel eingetre ten. Es läßt sich die T atsac h e nicht aus d e r W elt schaffen, daß w ir auf diesem G e b ie t mit den B e d ürfnisveränderungen, welche die Ent­

wicklung zur W eltw irtschaft bra chte, Schritt zu halten nicht verm och t haben.

W ir fr ag en uns, wie w a r dies m öglich; wie is t es ü b e r h a u p t denkbar, daß bis h eu te u n s e r amtliches W ir tscha fts nachric htenw esen üb e r den Rahmen der w enig en N e u v e ro rd n u n g e n , die in amtlichen R underlassen n ie dergele gt sind und sich mei st n u r mit Einzelheiten beschäftigen, noch im m er nicht modernen Mitteln und Verhältnissen e ntsprechend wirklich durchgreifend umgestaltet w o rd en i s t? Jen e U m w älz ung in den außenw irtsc haftlichen Verhältnissen, welche die A n w e n d u n g aller neuzeitlichen Erkenntn isse lä n g s t gebieterisch er­

zw ang, h a b e n wir D eutsche in ih rer W ir k u n g du rch au s nicht w e n ig e r als unsere W e lt m a r k tm it b e w e r b e r em pfunden und begriffen. So k onnte, es auch an man nigfa chen V orschlägen zur B esseru n g des auf diesem G e b ie t einmal Ver­

säum te n nicht fehlen. Das P roblem d e r A u ß e n h a n d e lsf ö rd e ru n g , das bei uns schon E n d e d e r achtz ig er Ja h r e in seinen w esen tlichen Z ü g e n e rkannt war, blieb d a ru m fast unablä ssig lebendig. Es erlebte von p riv a te r Seite in prak­

tischer und w issenschaftlicher Richtung eine so grü ndlic he Durcharb ei tu ng, wie sie wohl selten von deuts chen Interessente nzusam m enschlü ssen Einzelauf­

g a b e n zu g e w e n d e t wurde. U. a. erhellt das da ra us, d aß m anche d e r vor vielen Ja h r e n verf aßte n Arbeiten in ihrer Pro blem stellung, M aterialiensam m lu ng und Bew eisführung bis heute noch nicht einmal v era lte t sind 5).

5) V o r allem ist hie r zu nennen die ausgezeichnete A rbeit des G eneral­

se kretä rs des Bundes d e r Industriellen Dr. W . W e n d l a n d : Die Förderung des Außenhandels. E n tste h e n und W irk en d e r H a ndelsm useen, E x p o rtm u ste r­

lager, H andelsauskunftste lle n und ähnlichen Ein richtu ngen des In- und Aus­

landes und die sich im Interesse des deuts chen A u ßenhandels d a ra u s e rg e b e n ­ den F orderungen. Halle 1907.

(9)

Z U R F R A G E D E R D E U T S C H E N A U S Z E N H A N D E L S F Ö R D E R U N G 385 Docli über der Verwirklichung aller Pläne, so g u t sie auch gedacht waren, waltete bis auf den heutigen T a g ein Unstern. Schon 1907 schrieb Dr. W end- land nach m e h r als lOjähriger fruchtloser Arbeit im Interesse der G rü n d u n g einer deutschen W e lthandels förderungsstelle:

„Es muß Befremden erregen, daß von den Welthandelsmachten allein Deutschland, das als E xportland der Masse seines g esam te n Außenhandels nach den V o rran g vor Frankreich hat, Eng land im mer näher rückt, mit den Vereinigten Staaten einen heißen K onkurrenzkam pf ausficht und un te r allen Exportländern den dritten Platz behaupte t, von den Mitteln des n a ­ tionalen Außenhan dels noch keinen G ebrauch g em acht hat. Sowohl rein historisch g e n o m m e n , wie aus praktischen und taktischen G ründen ist eine zentrale H andelsauskunftsstelle fällig.“

Daß 1908 d e r Plan fiel, dessen Bedürfnis Industrie und H andel fast ein­

mütig an erkan nten , lag an der mangelhaften G eschlos senheit unserer damali­

gen Privatw irtschaf tsinteressenorg an isation und der ihnen anhaftenden Klein­

zügigkeit.

Ueber jenen Fehlschlag sind nun bald w ieder 10 Jahre verflossen, ohne daß man der A usführung n ä h e r g ekom m en wäre. Mit dem E ntw urf einer

„Deutschen Gesellschaft für W e lth a n d e l“ trat A nfang 1914 d e r Gedanke einer nationalen W elthandelsförderungs- und Auskunftsorganisation zum letzten Mal in den V ord erg ru nd. So weitsichtig und g r o ß seine D u rc hführung auch g e ­ dacht war, und so h e rv o r rag en d e M änner des deutschen W irtsch aftsleben s sich für ihn einsetzten, so blieb doch auch dieses Mal die V erwirklichung v e r­

sagt, und jene hoffnungsvolle B e w egung verlief, wie alle Besserungsv orsch läg e vorher, ohne zur Klärung ü b er die grundsätzlich zu beschreitenden W e g e innenorganisatorischer Energie vertei lu ng g eführt zu haben, im Sande, obgleich man sich über die Org anisatio n des äußere n Betätigungskreises nahezu voll­

kommen einig war.

Das treibende Element waren stets bei uns in je ner F ra ge Industrie und Handel. Sicherlich w äre ihren Bestrebungen ein erheblich besserer Erfolg beschieden gew esen , wenn es möglich gew esen wäre, sich bei Bera tu ng und Durchführung d e r vorliegenden A n regungen e nger an die R egie ru ng anzu­

lehnen. Von dieser aber, von d e r man die F ü h ru n g auch auf dem Geb ie te der nationalen A ußenhandelsförderung hätte erw arten sollen, geschah kaum etwas von einschneidender Bedeutung. Hier fehlte fast im m er die Initiative.

Dies lag in der H auptsache an ihrem inneren historisch beg rü n d eten W i d e r ­ stand: es fiel ihr als Erbin des sich nur langsem zur W ü rd i g u n g des kau fm än ni­

schen und technischen Schwergewichts entschließenden Beamtengeistes schwer, die Konsuln mit den dringenden und an Schwierigkeit und U m fang u n a u s­

gesetzt w achsenden Aufgaben d e r W ir tscha fts beric hterstattung zu behelligen, zumal sie diesen als eine H e ra b w ü r d ig u n g zum G eschäftsagente n und Aus- kunftsbureau erscheinen mochten. Man begre nzte vielmehr mit Entschieden­

heit die W ir tscha fts beric hterstattung der Konsuln auf diejenige „ ü b e r den all­

gemeinen G a n g des Wirtschaftslebens und dessen Entw ic klungste ndenzen“ , und bestimmte, daß die Berichte „den breiten Horizont liefern sollten zu dem, was der kaufm ännisc he Nac hrichtendie nst allein leiste“ 6). Zudem schreckte

6) Vergleiche Dr. J o a c h i m G r a ß m a n n , Deutsche Konsularbericht- ers ta ttung, Berlin 1910, Seite 14.

2

(10)

die R egierung auch wohl vor d e r N e u o rd n u n g zurück, die eine eingreifende V e rä n d e ru n g des Beste henden den eignen V erw a ltu n g s k ö rp e rn h ätte bringen müssen.

Immerhin ve rs ta nd sich die R egierung dazu, wohl ohne sich über die w e ittra g e n d e B edeutung d e r neuere n Entw ic klung g e n ü g e n d klar zu werden, den Bedürfnissen der heimischen G eschäftsw elt durch eine einzelne N eueru ng des amtlichen Dienstes entg eg e n zu k o m m e n : durch die Anstel lu ng von H a n ­ delssa chvers tä ndigen. Diese w erden seit 1889 für einzelne L änder den G e­

sandtschaften und G eneralk onsula ten beigegeben. Z u r Zeit sind im ganzen dreizehn derartige P osten besetzt. Durch sie hat man also für eine Ent­

lastu ng d e r Konsuln auf dem G ebiete d e r W ir tsc h a fts b e ric h te rsta ttu n g in der T a t vorzusorg en gesucht. Man b e g in g n u r den gro lle n Fehler, daß man dies in vollkommen u n g e n ü g e n d e m U m fang tat. W a s sind dreizehn H an dels­

sachverstä ndige auf 785 Konsulate, von denen nahezu noch nur 141 Berufs­

konsu late sind 7), bei einem A ußenhandel (Spezialhandel) im W e rt e von mehr als 20 Milliarden Mark im J a h r ? A ber auch die organisato risc he Gestaltung d er H andelssachverständigeneinrichtung w'ird tr otz d e r inzwischen gesammelten E rfa h r u n g bis heute noch von fachlicher Seite d u r c h w e g w enig g ünstig be­

urteilt. So ist denn der praktische N utzen auch die ser an sich erwünschten V e rb e sse r u n g für den deutschen A ußenhandel, g em es sen an den Erfolgen ähnlicher Ein richtungen un se r e r H a u p tm i tb e w e r b e r am W eltm arkt, bisher sehr bescheiden geblieben.

ln erfreulichem G eg e n sa tz zu den unerheblichen F ortschritten auf dem G e­

biete des amtlichen W irtschaftsnachrichtendie nstes steht d e r andere geschäft­

lich wichtige Z w eig d e r konsularischen Tätigkeit, die U n te rs tü tz u n g der heimi­

schen G eschäftsw elt in Rechtsf ragen. Sie hielt mit d e r Entw ic klung der G eschäfte w enig stens einigerm aßen Schritt. T r o tz stetig er Z u n a h m e erledigt sich dieser Z w eig im ganzen verh ältn ism äßig g la tt und mühelos, weil es sich hier vielfach um w iederkehrende A rbeiten gleicher Art handelt. Sicherlich h a t die hier gele istete Arbeit die Abwicklung u n ser er A uslandgeschäfte nütz­

lich unterstützt.

Indessen auf die G e sa m tw irk u n g bezogen ist für die Leistungen dieses sow'ie d e s konsularischen W irtschaftsnachrichtendie nstes natürlich zunächst der U m fang von Arbeitsk ra ft entscheid end, den d e r Konsul für diese Zweige auf­

zuw enden vermag. Und da bestätig t auch die B eobachtu ng in andere n Län­

dern fast allgemein, daß die E ntw ic klung des m o d ern en Sta ates im Zeitalter des W e ltv erk eh res für die Konsuln eine stark w ach sen d e Belastung mit Ver­

w altu ngsarbeite n sowie politischen und diplomatis chen A ufgaben gebracht hat. D araus ergibt sich o hne w eiteres — das gilt besonders für die deutschen Konsuln, die sich vielfach v o r d e r E rled ig u n g von V e rw a ltu n g s a k te n und Förmlichkeiten staatsb ü rg erlich er und no ta rie lle r N a tu r nicht zu re tte n wissen —, daß bei d e r bisherig en Arbeitstei lu ng seitens d e r Konsuln im Ausland wirt­

schaftlichen F ra gen beim besten Willen n u r ein allgemeines und beiläufiges In teresse zu g ew an d t w erden kann, selbst wenn s o g a r die dazu heu te un­

bedingt erforderliche wirtschaftliche Bildung bei ihnen v o rh an d en sein sollte.

W enn also auf dem G ebiete des amtlichen A u sla nds-W ir tschaftsnachric hten­

7) nach dem S ta nde von 1913.

(11)

Z UR F R A GE D E R D E U T S C H E N A U S Z E N H A N D E L S F Ö R D E R U N G 387 dienstes etw as geleistet w erd en soll, sind en tw ed er die Konsuln von andere n Arbeiten zu entlasten, od e r a b e r es sind, da dies selten mit durchgreifender Wirkung möglich ist, O rg a n e zu bestellen, die sich, durch eine zw eckent­

sprechende V orb ildung unter stützt, ausschließlich und in hinreichender U n­

abhängigkeit von den Konsuln den Aufgaben des W irtschaftsnachrichten­

dienstes zuwenden.

In der Regel sind, wie der W e rd e g a n g der dem A usla nds-W irtschaftsnach­

richtendienst dienende n Ein richtungen in den übrigen H aupth andelslä ndern lehrt, die W irkung und d e r U m fa ng des staatlichen Eingreifens auf diesem Gebiet von dem M aße w irtschaftspolitischer Sachkunde und Einsicht, aber auch von d e r Beweglichkeit und Anpassu ngsf ähig keit ab hängig , welche die Regierungsmaschine g e g e n ü b e r den neuzeitlich verä nderte n Bedürfnissen des heimischen Wirtsch aftsleben s aufzüwenden vermag. Eine tunlichst innige Be­

rührung mit d e r Praxis des nationalen W irtsch aftsleben s ist deshalb für den Erfolg die erste V oraussetzung. So regs am und vielseitig in Deutschland seit vielen Jahren die Bem ühungen der nächstbeteiligten Wirtschaftskreise sind, bei den verantwortlichen Stellen durch enge F ühlu ngnahm e aufklärend und auslösend zu wirken, so lehrt die Entw icklung leider eindeutig, daß trotzdem auf diesem W e g e bisher nur versch winden de Erfolge bei uns erzielt w orden sind. Zur U eberw indung des Beharrungszusta ndes eines Staatsm echanismus von solcher inneren G esundheit und Tradition wie des deutsch-preußischen gehören gew altige Kräfte. Ein Blick auf die geschichtliche Entwicklung zeigt, daß die Reg ie ru ng so g u t wie nie in den so wichtigen Fragen der o rg a n i­

satorisch-technischen A ußenhandelsförderung die Füh ru n g übern ahm , sondern daß es in der Regel der nachdrücklichsten A n reg u n g von politisch einfluß­

reicher Seite bedurfte, deren Anträg e dann im politischen Geschäft der P a r ­ teien, der jeweiligen Kräfteverteilung entsprechend, verm ark tet wurden. Selbst wenn sich aber in der T a t die geistige Einstellung der V erw altu ng und ihres Beamtentums auf neue Anschau ungen und Aufgabenkreise vollzieht, b e ­ nötigt es e rfahrungsgem äß bei unserer V erw altu ngspraxis oft recht langer Zeit, um die org an isato rischen Form en en tspre chend der neuen Technik der Arbeitsmittel und des Arbeitsstiles innerlich umzuges talten. Um so g rö ß e r ist der Widerstand, wenn eine solche W a n d lu n g wie hier einen Systemwechsel nötig macht, nicht nur eine einschneidende A enderung der V orbildung und des Gesichtskreises der Beamtenschaft, sondern eine allgemeine Einschränkung des überkommenen juristisch-administratorischen Elementes g e g e n ü b e r dem technisch-wirtschaftlichen in den leitenden wie den ausf ühre nden Organen.

Diese innere W andlu ng b e g e g n e t bei uns praktisch ungeheuren Schwierig­

keiten ab er auch deshalb, weil die im heimischen Wirtschaftsleben vertretenen Interessen bisher in der V olk svertretung nicht das d e r steigenden national­

wirtschaftlichen Bed eu tu ng in Wirklichkeit entsprechen de Stimm gewicht haben, auch die lebendige F ühlu ng ge ra d e zwischen diesen Kreisen und der Re­

gierung vielfach zu wün schen übrig läßt. Wie lange d a u e rt es oft allein, bis eine A n reg u n g die für sie wirklich in Betracht kom m ende Stelle gefunden und diese die Beziehungen zu den für die W e iterbehandlung mitwirkenden Verwaltungszweigen aufg enom men hat!

Zum andere n a b er bestan d Und besteht in un serem Volke noch heute die häufige, wenn auch nicht ausg es pro ch en e tiefwurzelnde A nschauung, daß in

2*

(12)

d e r amtlichen F ö rd e r u n g des A ußenhandels eine U n te rs tü tz u n g von Einzel­

in teressen zu erblicken sei, und daß sie deshal b staatliche Z u w e n d u n g e n allen­

falls nur m ittelb ar — also in ents p re c h e n d e r Bes chränkung — zu rechtfertigen verm öge. Bis zum Kriege dachte d e r D urc hschnittsdcutsche in dieser Hin­

sicht viel zu en g und individualistisch, und dies hinderte, daß bei uns bisher lä n g s t nicht in dem M aß e wie in a n d eren L ändern d e r Gedanke G e­

m eingut g e w o rd e n ist, daß die pla nm äßig e staatliche A ußenhandclsförd eru ng eine unm ittelb ar im nationalen Leb ensintere sse gele ge ne Angelegenhei t ist.

G eradezu vorbildlich stehen uns hier die praktisch-geschäftlich veranlagten A m erikaner geg e n ü b e r. O bgleich sich bei ihnen die innenpolitischen Gegen­

sätze kaum schw ächer als bei uns g e g e n ü b e r stehen, hat man es in der Union mit geradezu glä nzendem Erfolge versta nden, je ner Vorstellu ng im Laufe w en ig er Ja h r e in dem H irn d e r M as sen, gleichgültig w elcher Partei sie an­

geboren, Raum zu verschaffen. N u r so ist das gew altig e Anwachsen und die Ein m ütigkeit aller am erikanischen B estr ebungen, die auf die nationale För­

d e ru n g des A ußenhandels hinauslaufen, zu vers te hen, n u r als Ergebnis jener m us terhaften A ufklärungsarbei t, die in harm onischem Zusam m enw irken von d er R egierung und den leitenden Kreisen des W irtschaftsle bens, besonders den G ro ß b an k en , gele istet wurde.

Aber auch das Z usa m m e n a rb e ite n von R eg ieru n g und Privatwirtschaft bei der prak tisch en Lösu ng bestim m ter nationale r A ufgaben außenpolitischen Interess es beg eg n et, selbst wenn auf beiden Seiten d e r beste Wille vorhan­

den ist, bei uns vielfach besonderen Schwierigkeiten. Man hat neuerdings öfter versucht, auf gem ischt-w irtschaftlich er G ru n d la g e O rg anisationen zur F ö rd e r u n g d e r politischen und wirtschaftlichen Stellung d e r Nation ‘int Aus­

land ins Leben zu rufen, bei denen sich die Rlegierung neben dem privaten Kapital mit finanzieller U n te rs tü tz u n g beteiligte. Die bisherigen Erfahrungen mit solchen G rü n d u n g e n w aren w enig erm utigend. D er innere G ru n d dafür liegt darin, daß unsere R eichsregie rung bisher g e w ö h n t ist, solche Fragen nationalen Interesses, sofern sie ü b e rh a u p t in gem ischt-wirtschaftliche Organi­

sationen willigt, ausschließlich vom rein fiskalisch-finanziellen Standpunkt zu beurteilen, derg esta lt, daß sie sich einen d e r H ö h e ihrer Geldunterstützu ng materiell ents prechenden sachlichen Einfluß ausbedingt. Ein solcher W e g ist praktisch ü beraus sch w er g a n g b a r, zumal bei U n te rn e h m e n mit A ufgaben, die d e r N atur nach sich für die schwerfällige amtliche B etä tig ung nicht eignen und dere n U nkoste n anderseits zu g ro ß sind, um vollständig auf die Privat­

wirtsc haft abgew älz t w erden zu können.

So ist es offenkundig : jene so bedauerlic hen M ängel innerer sachlicher Fühlu ng und g e g e n s e itig e r U n te rs tü tz u n g zwischen W irtschaftsle ben und Re­

g ie r u n g haben bei uns nicht nur das V erständnis d afü r v erk ü m m ern lassen, daß auch bei d e r A u ß en h a n d e lsf ö rd e ru n g logischerw eise nationale r Fortschritt nur durch zielbew ußte und w o h lg e o rd n e te G em ein s ch aftsarb eit von Staats­

und P rivatw irtschaft e rreichbar ist, so ndern auch eine Entwicklung, wie sie in andere n Län dern auf ähnlichen G ebie te n w ah rz u n e h m e n jst, bei uns bisher nahezu vollkommen unmöglich gem acht. (Schluß folgt.)

(13)

D E U T S C H L A N D S M E T A L L W I R T S C H A F T IM F R I E D E N u. IM KRI EGE 3S9

DEUTSCHLANDS METALLWIRTSCHAFT IM FRIEDEN UND IM KRIEGE ).

Von G e w e r b e a ss e sso r KARL NUGEL.

In der bek an nte n Londoner T ag eszeitu n g „ T i m e s “ erschien am 9. F ebru ar 1915 ein Artikel, der, angeblich aus d e r Schweiz von einer d e r ersten lebenden Autoritäten über Kupferstatistik geschrieben, sich mit D e u t s c h l a n d s u n d Ö s t e r r e i c h - U n g a r n s K u p f e r b e d a r f f ü r K r i e g s z w e c k e be­

schäftigte und dabei zu einer für uns höchst ungünstig en Schlußfolgerung gelangte: Der V erbrauch w urde mit 112 000 t im J a h r g e g e n ü b e r einer Eigenerzeugung von 40 000 t im J a h r berechnet, wobei n u r mit 4 Millionen deutschen und 21/ 2 Millionen uns ve rb ündeten Tru p p en gerechnet wurde, während eine weitere V erm ehrung d e r T ruppenzahl und des K riegsmaterialver­

brauches das Verhältnis von V erb ra uch und E rzeugung noch weiter zu unsern Ungunsten ändern w ürd e. D er Artikel schloß mit folgendem Satz: „Da der Kupferverbrauch steigt und England und Frankreich mit äußerste r Wachsamkeit die Seepolizei ausü ben, damit ü b e rh a u p t kein Kupfer m ehr nach Deutschland und Österreich hineinkom men kann, erscheint das Schicksal beider Reiche besiegelt. Kein Gefühl falscher H u m an ität sollte diese H au p tau fg ab e der Wacht zur Sec beeinflussen, denn je schärfer diese ist, um so kürzer wird der Krieg sein.“

Nach den Plänen unserer Feinde sollte also nicht nur die A u shungerung uns auf die Knie zwingen, sondern es sollte auch das Abschneiden der Z u ­ fuhr der wichtigsten Rohstoffe eine wesentliche H andhabe zu unse rer e n d ­ gültigen N iederw erfung werden. D er Artikelschreiber hat nicht Recht behalten.

Heute ist seitdem bereits m ehr als ein J a h r verflossen, und Deutschland ist weder durch H u n g e r noch durch K upferm angel zu Boden gew orfen. Wie man tagtäglich bei d e r E rö r t e r u n g d e r verschiedenartigsten uns betreffenden Probleme durch unsere G e g n e r feststellen kann, ging man auch in diesem Fall von zum Teil richtigen V ora ussetzungen aus, gela ngte dann a b er durch falsche B ewertu ng und N ic htberücksichtigung wichtiger Fak to ren zu falschen Schlüssen.

Wie dem a b er auch sei, d e r Artikel beleuchtet auf jeden Fall die u n g e ­ heure Wichtigkeit d e r M e t a l l v e r s o g u n g für unsere Kriegführung. Daß die H eeresverw altung dies von vornherein erkannt hat, zeigt die M aßnahm e der Beschlagnahme von Erzen und Metallen in den besetzten Gebieten.

Sie, m. H., stehen ja durch die da ra us hervorgegangenen E n tschädigungs­

ansprüche in engster Berührung mit dieser Frage. Um so eher darf ich h o f­

fen, daß der kurze Überblick, den ich Ihnen heute über Deutschlands Met all­

wirtschaft im Kriege und im Frieden g e b e n will, Ihr Interesse finden wird.

Man h ö r t vielfach die M ein u n g äu ßern , daß Deutschland im Verhältnis zu anderen Ländern mit Natu rs chätz en w enig g e se g n e t sei und daß nur die Tüchtigkeit und d e r Fleiß seiner Bevölkerung imstande waren, einen A us­

gleich zu schaffen und Deutschland u n ter den Völkern zu der G röße und 1 Vortrag, gehalten vor den Mitgliedern d e r Reichs-Entschädigungs-Kom- mission am 15. April 1916 in Berlin.

(14)

M a c h t s t e l l u n g zu bringen, die es h eute einnimmt. W elc he Rolle deutsche 3 Üchtigkeit und d eu ts ch er Fleiß hierbei gesp ielt hab en , d a r ü b e r besteht kein Zweifel. Die M einung aber; daß D eutschland an N aturschätzen wenig

Zahle ntafe l 1. E rz e u g u n g und Verbrauch

in s g e s a m t t

E rz e u g u n g

a u s e ig e n e n

E rz e n vH der

W e lt­

erze u g u n g

W e lte rz e u g u n g . . W eltverbrauch . . D e u t s c h l a n d . . . davon Mansfeld O esterre ic h-U ngarn T ü r k e i ...

Belgien . . . . Serbien . . . . G ro ß b ri ta n n ie n . . Frankreich . . . Italien . . . Rußland . . . . Ja p a n ...

Australien . . . Afrika: K ata nga .

Kapland . übriges Afrika . . Vereinigte Staaten

C h i l e ...

W e lt e r z e u g u n g . . W eltverb rauch . . D e u t s c h l a n d . . . O este rreic h-U ngarn T ü r k e i ...

Belgien . . . . G roßbritannie n . . Frankreich . . . I t a l i e n ...

Rußland . . . . Australien . . . Japan ...

Vereinigte Staaten

1 005 900 1 044 500 41 100

4 100 500 6 400 52 100 11 900

2 400 34 300 73 200 47 300

6 900 5 800 10 200 5S9 100

e in sc h l. E in fu h r

725 20U

K u p f e r

25 300 20 300

4 100 500 6 400 300 1 600 33 900 73 200 47 300 6 900 5 800 10 200 557 400

39 400 Bl e i

100 100 4>1 (2,b) |

0,4 0,05 0,6 5.2 (0,03) 1.2 (0)

0,24 (0,16) 3,4 (3,4)

7,3 4,7 0,7 0,6 1,0 59 (55,7)

(72)

1 186 700 1 196 200

181 100 etw a 100000 15,3 (8,4) 24 100 h a u p tsä c h lic h 2 ( 2 )

13 900

a u s e ig e n e n E rz e n

13 900 1,2

50 800 nichts 4,2 (0)

30 500 g rö ß te n te ils a u s 2,5

e ig e n e n E rz e n

28 000 ? 2,3

21 700 B le ie rz e in 1,8

S a rd in ie n

e tw a 1000 1 000 0,1

116 000 a u s e ig e n e n 9,8

E rz e n •

3 600 ? 0,3

407 800 395 800 34,4 (33,4)

(15)

!

D E U T S C H L A N D S M E T A L L W I R T S C H A F T IM F R I E D E N u. IM KRI EGE 391 gesegnet sei, ist m. E. nicht unbedin gt richtig. Man denke nur an D eu tsch ­ lands u n g eh eu re K ohlenlage rstätten, an die g ro ß e Eig enerzeugung von Eisen- crzen, in sbeso ndere im Minettegebie t von L uxem burg -Loth ringen. A ber auch der wichtigsten Metalle im Jah re 1913.

T ie s a m tv e r b r a u c h ') E ig e n v e r b r a u c h 2) W e rt d e s a u s d e r F ö r d e r u n g e ig e n e r B e rg w e rk e e rz e u g te n M eta lle s

in t

vH d e s W eltv er­

b ra u c h s

vH g e d e c k t a u s e ig e n e n B erg w e rk en

in t

vH d es W e ltv e r­

b ra u c h s

vH g e d e c k t a u s e ig e n e n B erg w e rk e n

1913 1914 1915

- — —

K u p f e r

| rd. 1380

Mill. M

259 300 26 10 198 300 20 12,5

39 200

?

>

4 10? 36 600V 3,7

?

11

?

15 000

?

1,5

?

nichts

? ? ? ?

140 300 103 600 31 200 40 200

14 10,4

3,1 4

0,2 5 84,3

120 500 95 900 39 100

? 12

9,6 3,9

?

0,25 4,1

1

50 300 5 alles

337 300 33,7 alles

I31 e i

183 Mill. S

437 Mill. M

153 Mill.$

(520000 t)

236 Mill. $ (6200001)

s''

223 500 35 500

18,7 3

etw a 45 etwa 70

169 800 37 100

14,2 3

etw a 58 etw a 65

? ? ? ? ?

42 900 191 400

3,6 16

nichts

nichts 174 900

• ■ 14,6 nichts 107 600

32 600 9 2,7

? 66,5

105 000 31 900

9 2,7

? 68 58 800

9 600 18 500 401 300

5 0,8 1,6 33,8

1,7

w e ita u s a u s e ig e n . E rz e n g e d e c k t

? 98,6

60100 5 1,7

rd.

34,8 Mill.$

rd.

40 Mill.S ( 4 6 5 0 0 0 1)

V '

rd. 48,5 Mill. $ (469000 t)

!) Ermittelt aus Produktion, Einfuhr und Ausfuhr des Rohmetalls.

-) Ermittelt aus G esam tverb ra uch, Metallein- und -ausfuhr in Form von W aren.

(16)

in bezug auf die V e r s o r g u n g mit den w ic htigsten Metallen a u ß e r Eisen ist D eutschland, ins besondere im Vergleich zu den a n d eren k ri eg fü h ren d en Staaten, nicht g a r so schlecht daran . Ich beziehe in die krieg fü h ren d en Staaten a b ­ sichtlich nur die euro päisc hen ein, da die übrigen, z. B. Ja p a n und auch Zahlentafel 2. E rz e u g u n g und Verbrauch

Gesamt- t

Erzeugung aus eigenen

Erzen t

vH der Welt­

erzeugung Z i n k

W e l t e r z e u g u n g ... 9 9 7 9 0 0 W e l t v e r b r a u c h ... 1 0 1 2 7 0 0

D e u t s c h l a n d ... 2 8 3 0 0 6 2 0 2 4 0 0 28 (20,3) Rheinlan d-W estfalen . . . . 93 0 0 0

S c h l e s i e n ... 1 70 0 0 0

O e s t e r r e i c h - U n g a r n ... 21 70 7 zumeist aus 2,2 Kauferzen, Zink­

erzvorkommen in Kärnten

R u ß l a n d ... 7 6 0 0 7 6 0 0 0,75 B e l g i e n ... 197 70 0 nichts 20 G r o ß b r i t a n n i e n ... 5 9 146 2 4 0 0 6 (0,24) F r a n k r e i c h ... 6 4 103 größtenteils aus 6 ,4 (0)

Kauferzen

» im besetzten G e b i e t . . . 14 0 0 0 1,4

I t a l i e n ...

_

Erzgewinnung ? rd. 1 3 0 0 0 0 t

Vereinigte S t a a t e n ... 3 2 0 3 0 0 3 2 0 30 0 32

-

Z i n n W e l t e r z e u g u n g ... 128 9 0 0

W e l t v e r b r a u c h ... ... . 124 9 0 0

D e u t s c h l a n d ... 11 5 0 0 verschwindend 9 gering

O e s t e r r e i c h - U n g a r n ... —

_

Belgien —

_

G ro ß b r i t a n n i e n ... 2 2 0 0 0 5 3 0 0 17 (4,1) F r a n k r e i c h ... ... 1 20 0 p 0,9 I t a l i e n ...

R u ß l a n d ...

.

^ Australien . . ... 4 8 7 0 aus eigenen

Erzen 3,8

Straits ( V e r s c h i f f u n g e n ) ... 6 5 6 4 0 6 5 6 4 0 51 Banka-Verkäufe in Hollan d . . . . 15 173 )

Billiton-Verkäufe in H olland u. Java . 2 24 3 1 7 4 1 6 13,5 B o l i v i e n ...

die E rz e u g u n g g eh t fast g anz nach a) un te r Berück sich tigung d e r V orräte und d e r E r z e u g u n g aus Altmaterial.

(17)

Australien, kaum eine andere Rolle wie z. B. die Vereinigten Staaten spielen, d. h. sie sind n u r Lieferanten von Kriegs rohstoffen o d e r fertigem Kriegs­

material.

Lassen sie uns einen Blick auf die Zahlentafeln tun, in denen die E r z e u - D E U T S C H L A N D S M E T A L L W I R T S C H A F T IM F R I E D E N u. IM KRI EGE 393

der wichtigsten Metalle im Jahre 1913.

O e sa m tv e rb ra u c h E ig e n v e rb ra u c h W e rt d e s a u s d e r F ö r d e r u n g e ig e n e r B e rg w e rk e e rz e u g te n M eta lle s

in t W e ltv er­vH d es b ra u c h s

vH g e d e c k t a u s e ig e n e n B e rg w e rk e n

in t

vH d e s vH g e d e c k t W eltv er- a u s e ig e n e n b ra u c h s B e rg w e rk e n

1913 1914 1915

Z i n k

455,7 Mill. M

222 30Ü 22 91 15S 4C0 16 128 vH

40 400 4 0 39 800 4 ?

33 300 3 Vs 22,8 76 400 7,6 nichts 44 iOO 4,5 nichts

194 600 19,5 1,2 202 700 20 1,1

S1 000 8,1 0 74 300 7,4 0

10 900 313 300

(bezw.

267 900)')

1 31,3

(bezw . 26.8) ')

alles alles

16 900 /

1,7 wahrsch.

üb. IOOvH

Z i n n

35 Mill. S 36 Mill. $

(320 000 t)

139 Mill. S

(445000 ein ­ sch l. 27000 t

a. frem d. E r z e n

19 300 15,4 nichts 16 000 12,8 nichts 3 150 2,5 nichts 3 000 2,4 nichts

2 320 1,9 nichts ? ? nichts

24 400 19,5 21,7 7 300 5,8 72,6

8 300 6,6 2,3 2,2

w ah rsch ein - 8 S00 7 w a h rs c h e in ­ *

2 920 2 700

lich n ic h ts

nichts

nichts p ?

lich n ic h ts

nichts nichts

1 400 1,1 alles alles

England Gekrätz usw.

3

(18)

g u n g u n d d e r V e r b r a u c h d e r w i c h t i g s t e n M e t a l l e a n g e ­ g e b e n sind.

Wie ersichtlich stand u n ter den k ri eg fü h ren d en eu ro päisc hen Staaten D eutschland i. J. 1913 in bezug auf die aus eigen en Erzen g e w o n n e n e K u p f e r ­ m e n g e von rund 25 300 t nur Ruß land nach, das rund/34 000 t erzeugt. R uß­

lands K u p ferg ew in n u n g ist aber, wie man weiß, im Kriege stark gesunken, und zw ar z. T. aus A rbeiterm angel, z. T. infolge m a n g e ln d e r E rg ä n z u n g d e r zum Betriebe notw en d ig en bis her aus D eutschl and b ezogenen Maschinen und A p­

p arate, größtenteils aber, weil die K aukasusw erk e, dere n G e w i n n u n g im Frieden e tw a 25 vH d e r russischen G e s a m t e rz e u g u n g ausm achte , im O p erationsgebiet liegen. Im Jah re 1915 hat Rußland schätzungsw eise n u r 16 000 t K upfe r erzeugt, so daß zurzeit Deutschland un te r den k ri eg fü h ren d en S ta aten an ers te r Stelle steht. Die französische, englische und italienische G e w i n n u n g aus eigenen K u p ferb erg w erk en ist verschwindend g e rin g (Zahlentafel 1).

Deutsch lan ds G e s a m t e rz e u g u n g an B l e i b e tr u g 1913 rund 180 000 t, wovon etwa 100 000 t aus eigene n Ber gw erken he rv o r g in g e n . Die eigene B erg w e rk s g e w in n u n g der anderen euro päisc hen k rie g fü h re n d e n Staaten war 1913 gänzlich unbedeute nd, n u r die uns v erb ü n d ete Türk ei g e w a n n die nicht unw esentliche M enge von ru nd 14 000 t Blei aus eig enen Bergwerken.

Noch g ü n s t ig e r ste h t D eutschland in bezug auf die Z i n k e r z e u g u n g da. Sein er aus eigenen Bergw erken stam m en d en E rz e u g u n g von über 200 000 t Zink i. J. 1913 steht eine englische aus eig en en Erzen g e w o n n e n e Menge von n u r 2400 t u p d eine russische von 7600 t g e g e n ü b e r , die G ew innungsorte de r letzteren befinden sich a b er in Polen, also in dem von D eutschen und Ö ste rreic hern besetzte n Gebiet. Frankreich fö rd ert so g u t wie keine eigenen Z in kerze; Italien fö r d e rt zw ar die recht erhebliche M e n g e von rd. 130 000 t Zinkerzen mit sch ätzungsw eise 50 000 t Zin kgeh al t, jedoch w u rd en diese bisher au sgeführt, da eigene Z in khütte n nicht v o rh an d en sind (Zahlentafel 2).

K upfer und Zink mit je rund 1 000 000 t, Blei mit rund 1 200 000 t W elte rz e u g u n g sind die wichtigsten Metalle. D e m g e g e n ü b e r tr e te n die übrigen Metalle, schon d e r geringen E rzeugungsziffer w egen, an B ed eu tu n g zurück.

U n t e r d e n k r i e g f ü h r e n d e n M ä c h t e n E u r o p a s s t e h t s o ­ m i t D e u t s c h l a n d i n b e z u g a u f d i e V e r s o r g u n g m i t d e n w i c h t i g s t e n M e t a l l e n a u s e i g e n e r E r z e u g u n g w e i t a u s a m g ü n s t i g s t e n d a . Auf die B ed eu tu n g d ie ser T atsac h e w ä h re n d des Krie­

ges soll noch s p ä te r n ä h e r ein g e g a n g e n w erden. V o rh e r m öchte ich noch etwas bei den V erhältnissen verweilen, wie sie vor A usbru ch des Krieges lagen.

Aus den A bbildungen 1 bis 3 ist zu ersehen, daß D eutschland inbezug auf den V e r b r a u c h d e r drei wich tigsten Metalle un te r allen kriegführenden Staaten im Ja h r e 1913 an e r s te r Stelle stand, g ew iß das g länze ndste Zeichen für den G rad d e r Entw icklung, den die deuts che Industrie als V era rb eite rin der R ohm etalle zu F ertig w aren erreicht hat.

D eutschlands G e s a m t e rz e u g u n g an Zink (Abb. 1) b e tr u g 1913 rund 283 000 t

= 28 vH d e r W e lte rz e u g u n g , w ovon 20,3 vH aus eig enen B e rgw erken gedeckt waren. Von d e r deutschen G e s a m t e rz e u g u n g an Blei (Abb. 2) mit ru nd 180000 t

= 15,3 vH d e r W e lt e rz e u g u n g w aren 1913 ru nd 8,4 vH aus eig en en Erzen hergestellt. Ein erheblic her Teil, und zw ar m e h r als d e r U nters chied, da ein Teil d eu ts ch er Blei-Zink-Erze au s g e f ü h rt w urd e, m u ß te also aus vom A us­

(19)

D E U T S C H L A N D S M E T A L L W I R T S C H A F T IM F R I E D E N u. IM KRI EGE 395 land ein geführten Erzen erzeugt w erden. Da die Blei- und Zinkerze in e n g ­ ster V ergesellsch af tu ng meist auf denselben Lag erstätten auftreten, kann ich die für die Blei- und Zin kerz eugung in Betracht kom m enden V e rs o rg u n g s ­ gebiete g em einsam behandeln. W eitaus d e r g rö ß t e Teil d e r deutschen Blei- Zink-Erze wird in den aberschlesischen Lag erstätten gew onnen, an zweiter Stelle steht d e r rechtsrheinische Bezirk (Bergisches Land, Holzappel, Ems, Ramsbeck), und dann folgt der linksrheinische Bezirk (Aachen-Stolberg, Kom- mern und Mechernich). Von g r ö ß e r e r Bed eu tu ng ist noch der H arz er Be­

zirk (Clausthal).

Weitaus die g r ö ß t e M enge d e r eingef ührten Blei- und Zinkerze stammt aus dem Broken Hill-Distrikt in Australien. D er Zinkgehalt der Einfuhr

Abb. 1. E rzeugung und Verbrauch von Zink.

betrug 1913 schätzungsw eise 70 000 t, also etwa •*-/4 d e r deutschen G e s a m t­

erzeugung, der Bleigehalt der australischen Ein fu hr 1910 belief sich auf etwa 62 000 t, also auf etwa V 3 d e r deutschen G esam terz eugung.

Die deutsche K upfererzeugung b etrug 1913 rund 41 000 t = rund 4 vH der W elterz eugung, wovon etw a 2,5 vH aus eigenen Bergw erken stammten.

Dieser recht bescheidenen Eig enerzeugung steht der außerordentlich starke Verbrauch von 26 vH d e r W elterzeu g u n g gegenüber, der fast ausschließlich durch Ein fu hr von Roh kupfe r aus den V ereinigten Staaten (i. J. 1913 220000 t für Deutschland und die Niederlande bei einer G esam tein fuhr von rund 225 000 t) gedeckt w urde (Abb. 3).

Die in deutschen K upfe rb erg w erk en geförderte n Erze stamm en zum allergrößten Teil aus dem K upferschiefervorkommen von Mansfeld. Es handelt sich hier um einen bituminösen Mergelschiefer, d e r Kupfererze in feiner E in sprengung und in dünnen Lagen führt. Das Material enthält in 1 t bis zu 3 vH Kupfer und 250 g Silber.

(20)

V erhältnism äßig erheblich für die deutsche K up fe rg e w in n u n g ist noch das E rzla ger am R am m elsb erg bei Goslar, das aus Schwefelkies, Kupfer­

kies, Zin kblende und Bleiglanz besteht.

1200 r

7100

600 700

^ 600

^ 500- WO 300

200

700

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Oeutsch/and Oesterreich=l/rrg. Großörit. Frankreich

Abb. 2. E rzeu g u n g und V erb ra uch von Blei.

Cytaty

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