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Mutter undVollk. VonKarlIentfch .......-.........330
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Nachdruck verboten.
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Erscheint jedenSonnabend.
Preisvierteljährlich5Makr, die einzelneNummersoPf.
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Berlin, den 24.Juni 1916.
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Die Unterirdischen.
« errvonVethmann,denderCentraloorstand der National- liberalenPartei öffentlichbeschuldigt hatte,erzwingedie
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militärischenCensurstellen,»demdeutschenVolk eine mitseinem WillennichtübereinstimmendeMeinungkünstlichaufzudrängen «, hatdieMilderung derCensurversprochen.Wer dieGeschichte dieservonAngst ersonnenenEinrichtungkennt,Derweiß,daßder Versuchfruchtlos bleiben muß.»JnMadrid,erfuhrich,herrsche jetztvölligePreßfreiheitzundwennichnichtüberdieStaatsgewalt, Religion,Politik, Sittlichkelt,überhohe Beamteundandere an- gesehene Leute,überOper und Schauspiel,überirgendeinenmit irgendwas Zusammenhängendenschreibe,könneichallesvonzwei oderdreiCensorenDurchschnüffelteinvollerFreiheitdrucken lassen.«FigarosgeflügelterSatz hat sichauchin demJahrhundert nachderFranzösischenRevolutioninjedemLandEuropens be- währt.Wider dieCensurhatteschonderjüdischeArztJohann JacobyinKönigsberg geschrieben,eheer, imFebruar1841,die
»WerFragen« durchsAdlerland schickteunddieProvinzialstände mahnte, endlich »alserwiesenesRechtzusordern,was siebisher alsGunsterbaten«.Friedrich WilhelmderVierte,demJacoby seine SchriftselbstinsSchloßgesandthat, fühltsichbeleidigt;läßt sievomBundestag verbieten,gegendenSchreibereinStrafver-
21
10 DieZukunft.
fahreneinleiten undgreiftnacheinemTrostgrund,der inPreußen niemals versagt.AndenliberalenOberpräsidentenSchön,dessen (inderDenkschrift »Woherundwohin?«ausgedrückte)Meinung derJacobysdoch nah ist,schreibter:»MachenSienur, daßun- beschnitteneMänner vonalterTreue,dieeinherzzu mirhaben, dieSchmach gut machen,welchedieVeschnittenenOstpreußenan- thaten.«Am Ende des langenJnstanzenweges wirdJacoby vom berliner Kammergericht freigesprochenund das vomPräsi- dentenGrolmanunterzeichnete UrtheilbestätigtdemAngeklagten, daßerStaatseinrichtungen freimuihigtadeln und dieCensur dieschlimmste FeindinderPressenennen dürfe.DerKönigläßt zwardieGeltungdauerderKarlsbaderBeschlüsseverlängern,zu- gleichaber denProvinzialbehördendieMilderung derCensur- strengeempfehlenund bald danachdieVildercensurganzauf- heben.Bessertdas gute BeispieldieSitten?JnBaden,dem Lande derMusterverfassung,streichtder CensorHerrvonUria-Sarachaja mißliebigenBlättern dieneusten Nachrichtenund verscheucht ihnen dadurch die Kundschast..JnWien ärgertedieRegirung sichüber dievonzwei böhmischenJudeninLeipzig herausgege- bene Wochenschrift »DieGrenzboten«,die, trotzdemVerbot, heimlich eingeschmuggelt wurde,und Metternich stöhnte,weil
»heutesiebenzehndeutscheBlätter vonJudenjungenredigirtwer- den«.Jn Preußen,wo»nurMänner vonwissenschaftlicherBil- dungund erprobterRechtschassenheit«ins Censoramt berufen werden sollten,erhebt sicheinWehgeschrei,weileinjungerkölni- scher Censor,derAssessorGrafFritz Eulenburg,einenNachtwäch- tergeprügelt hatte;ernsteren Mißstandaber nimmt diePresse ohnekräftigeGegenwehrhin.DievonKarlMarx geleitete Rhei- nischeZeitung,die,einsam,rückhaltloszu reden wagt, wird,mit desKönigs Willen,gepeinigt undsogarverdächtigt,von der pa- riser Regirung Zuschußverlangtund erhaltenzuhaben.Als Dahlmann fürdieZeitung,die derKultusminister ihmin Berlin gründenwill, Censurfreiheit fordert, scheitertderPlan. Milde- rung?DerKönig hat Georg Herwegh,denPosaausSchwaben, empfangenund zuihm gesagt: »WirwollenehrlicheFeindesein.« Daeraberhört,derDichter seiinKönigsbergmit derMarseil- laiseempfangen,beimKlanganderer »Vlutlieder« gefeiertwor- den,verbietet er, dieZeitschrift,dieHerweghinderSchweiz grün-
DieUnsterirdischem 31 l denwill,inPreußeneinzulassen.BriefHerweghs: »Ichbindurch dieNothwendigkeitmeiner Natur Republikanerundheuchle nicht eineDevotion,dieich nichtkenne.« Antwort: Ausweisung. Die RheinischeunddieLeipzigerAllgemeineZeitung,Ruges Deutsche Iahrbücherundandere unbequeme Zeitschriftenwerden verbo- ten; die Bilderwieder unter Censurzwanggestellt.DemPreußen- dichterWilibald Alexis,derdiezahme VossischeZeitunggegen denQuälgeistsanftvertheidigthat,schreibt FriedrichWilhelm:
»MitWiderwillen habe icheinen Mann von Ihrer Bildung und literarischen BekanntheitinderKlasseDerer gefunden,die«
sichzumGeschäft machen,dieVerwaltung desLandes durch hohleBeurtheilung ihresThuns,durchunüberlegteVerdächti- gung ihres nichtvon ihnenbegriffenenGeistesvor dergroßen, meist urtheillosenMenge herabzusetzenunddadurch ihren schwe- ren Beruf nochschwererzumachen.« Milderung? Lokal- und Bezirkscensorensollen für »Ruhe-undWürde« sorgenundihre Sprüchenur vor demObercensurgerichtanfechtbar sein,dessen
neun Mitglieder aufdreiIahre ernannt werden, alsovomGroll derHof-undMinisterialinstanz stetszuerreichen sind.Soweit ist Preußen1843.Metternichdarf sichderSchüler freuen.Vor derGeburt,schreibter,mußman schädlicheGedanken erwürgen.
»IsteineBrut giftiger Insekteneinmal ausgeflogen: was nützt dieserstörungdesRestes?Optimisten hoffen aufdieSchwalben undSperlinge; ich nicht«Unter einem Zerrbildedes Königs, dessen Füße Zeitungenzertreten,stehtdas Wort: »Ichliebejede gesinnungvolle Opposition.« WüthendliesterdieVerse: »Ein Königsoll nicht witzig sein,einKönigsoll nicht hitzig sein, nicht strengegegenItzigsein;erwolle nichtinjedemDing(hierschweig’
ich) altensritzigsein.«Sturmvögelflatternüber dieKirchhofsruhe hin.DenimGeistigen heimifchen Menschenwirddas Vaterland verleidet. AufseinesundBoernes Spur gehensieinsAusland.
Aus Paris schreibt Auge: »Der deutsche Geist istniederträchtig und ich tragekeinBedenken,zubehaupten: Wenn ernichtan- ders zumVorschein kommt, so istsnur dieSchuld seinernieder- trächtigenNatur. «AusFrankreichundEngland,ausderSchweiz unddemElsaßwerden bitterböseSchmähschrifteneingeschleppt.
Bald höhntderHistorikerOttoAbleldenPreußenkönigalseinen
neuen Theodat,derdasErbe großer Ahnen Verschleudere;be-
Zi«
312 DieZukunft.
spötteltihnDavid FriedrichStraußalsden»Romantiker aufdem ThronderCaesaren.«Das aus demLicht getriebeneWott wird vonZorn giftig;Rede,dienichtinsOhrder Nation dringen darf, entkleidetsichdemGewand,das inOeffentlichkeittaugt, undähnelt dann schnelldem imFamilienzimmer oder am ZechtischGe- pfauchten. Niemals undnirgends sahdieFolgederCensur anders aus;nieundnirgendskonnte derVersuch gelingen, sie walten zulassen,aberzu mildern undihreMachtenger zu be- grenzen. JusaltePreußendrangdiese Erkenntnißzuspät.Als derMinisterVodelschwingh schrieb,dieCensur habe ausgedient, rottete die Revolution sichvordas ThorderHauptstadt
Seitfast zweiJahren stehtsimDeutschenReichRede und Schriftwieder unter Censur; gilteinAusnahmegesetz,das im FrühlingfünfundsechzigJahrealtwurde,demZustandvonheute alsovielfernerist,alses inderersten Lebensstundedem desfritzis schenStaates war. DemFeindsoll gezeigt werden, daß sieben- undsechzig MillionenMenschen überGroßesundKleines einer Meinungsind;absplitterndes Glaubensbekenntniß darf nichtans Licht. Jm Juli1870lasenalleDeutschedieSätze: »Der Krieg ist eindynastischer,unternommen imInteressederDynastie Bona- parte,wie derKriegvon 1866imInteressederDynastieHohen-
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zollern.AlsprinzipielleGegnerjedes dynastischen Krieges,als SozialsRepublikaner undMitgliederderJnternationalen Ar- beiterassoziation,die,ohneUnterschiedderNationalität,alleUnter- drückerbekämpft,alleUnterdrücktenzu einemgroßenVruderbund zu vereinen sucht,können wir uns weder direktnochindirektfür denKriegerklären undenthaltenunsdaherderAbstimmung,in-- dem wir diezuversichtlicheHoffnungaussprechen, daßdie Völker Europas,durch diejetzigenunheilvollen Ereignisse belehrt,Alles aufbieten werden,um sich ihrSelbstbestimmungrechtzu erobern und dieheutigeSäbel-s undKlassenherrschaft,als dieUrsachealler staatlichenundgesellschaftlichenUebel,zubeseitigen.«Dies enPros test hattendieAbgeordnetenLiebknechtundVebelverfaßt; und dieRegirungPreußensunddesNorddeutschenBundes fürchtete nicht, daß durch solchen AufrufdieStimmung getrübt,dersüd- deutscheWillezurEinheit gelähmtwerde.Die Zuversichtwar be- rechtigt:derKriegendete indeutschen Sieg;obwohlalleHaupt- fragen(Ursprung,MöglichkeitfremdenEingriffes,Kriegsführung,
DieUntern-bischenz 313 BeuterechtinFeindesland, StaatsformFrankreichs, Annexion, Veschießungvon Paris) inziemlicherFreiheiterörtert wurden.
Heute istsanders zund schon deshalb dürfte derKanzlerüberdie Häufung unterirdischerLiteratur nicht staunen. Erhat zweider heimlichverbreitetenFehdeschriftenimReichstagungemeinheftig getadelt. »Erfindung,Entstellung, erstunkenunderlogen,nie«der- trächtigeVerhetzung, Schmähung,Bolksvergiftung,Piraten der Oeffentlichen Meinung,Verleumder«: Zornübertönte denRath des Predigers Salomo unddes PhilosophentröstersBoetius, niemals durchWuthwallungdenmühsamerworbenenRufstand- hafterWeisheitzugefährden.Werhochüber den kleinenSchimp- fernderReichsredeschänkestehen will, darfselbstingerechtem GrimmnichtindenMißbrauchabgleiten,wehrloseGegneröffent- lichzuschelten. Wehrlossind sie;könnennichtindemReichstag (den Spötter manchmal nochdasHoheHausnennen), nichtinder PresseihrThunvertheidigen.Und daßausderGesellschaftschicht, dienoch wähnt,Ehrekönnevon fremdemWort gemindertund müssevom FleckoderAnhauch mitderWaffe gereinigt werden, eininStummheitGezwungener »persönlicheGenugthuung«for- dert, ist leichterbegreiflichals dieThatsache,daßerdiesesVer- langenunddessen herbeAblehnungindieOeffentlichkeitbringt.
»Meine Ehre istmeinEigenthum;ichgebemirselbst so viel,wie ichdavonverdient zuhaben glaube,und verzichteauf jede Zu- gabe.«DashatderersteKanzlerdesDeutschen Reichesgesagt;
wenn derfünftederKaste gedachthätte,diejeden»Veleidigten«
einem »Ehrengesetz«inGehorsamverpflichtet,dannwäreermit denabwesenden Widersachern sosäuberlichwiemitden anwesen- denverfahren. DieVerfasser nichtkäuflicher,nur als Geschenk oderLeihgutzuerlangenden SchriftenwurdennichtvonGeldgier oderBeifallsuchtinHandlung gedrängt;und weilsieZeitund KostenfürdenAusdruck ernstenWollens aufwandten,verdient noch ihr wunderlichsterJrrthumdieAchtungderGerechten. .
AnJrrthumfehltsindenvom KanzlerverrufenenSchrif- tennicht.Diedeskönigsberger Generallandschaftdirektors(ober- stenLeiters landwirthschaftlicherKreditvereine) Kapp zeigtden JrrthumskeimschoninderTitelzeile»Dienationalen Kreiseund derReichskanzler.«Rational undden»bestenKreisen«zugehö- rigist,werHerrnvonBethmannals unzulänglicherkannt hat.
314 DieZukunft.
DieübrigenDeutschenwerden in»radikale Fanatikerundgesin- nunglose Schwächlinge«geschieden.Deren Zahlaber,Germanien zumHeil, winzig ist.Denn »sogutwieeinstimmigistdie Ueber- zeugung, daß unverdrossenweiter gekämpftwerden muß,bisein lohnender Friede erreichtist«zderEnglandentmachtet,demDeut- schenReichVelgienundanderen Gebietszuwachs beschert.Weil die »amTreustengesinntenKreiseunseresVolkes« zweifeln,ob solcherFriedeerstrebtwerde, »herrschtinihnentiefesMißtrauem« Nur eineMassenabstimmungkönnteHerrn Kapp lehren,wiearg seinUrtheilüber die»Gemüthsversassungderweitesten, treusten Volksschichten«irrt. ErstrebtinKlarheitundstütztdennochden Glauben, »derFeindsei zwar nochnichtzumFriedengezwun- gen,aberges"chlagen.«England?Frankreich,dasseitdemSep- tember1914seineHauptstellunghält? DarfderDeutsche,dernicht Selbsttäuschungwill, auchnur csRußland,nach dessen großenEk- folgeninArmenien undGalizien,einengeschlagenenFeindnen- nen?DurchdieNährungsolchenAberglaubenswürde die Volks- kraftgelähmt,diewir,zuStoß undWiderstand,nach demErmessen menschlicher Vernunft noch sehr lange brauchenwerden. Was erwiesenwerden müßte,nimmt HerrKappals schonerwiesene Wahrheitundruftvon sobrüchigerGrundmauer insLand,die WillensschwächedesKanzlers gefährde erreichbaren Triumph.
DasUnterseeboot heißt»dieentscheidendeWaffe«.DaßesEnt- scheidungsichernkönnte,wirdalsgewißunterstelltznirgends aber erwähnt,daßim Willen zurBegrenzungdesUnterseekriegesdie dreiheutezumGutachten berufenenAdmirale mit demKanzler einigsind.DemwirdalsHauptschnldangerechnet, daßer»poli- tische Bedenken übermilitärischeGesichtspunkteobsiegenließ«.
DurchdieErwirkung solchen Sieges hätteer,auchimSinn des Kriegers Clausewitz,diehöchsteStaatsmannspflicht erfüllt;ge- handelt,wieBismarckvonjedemgewissenhaftenStaatsgeschäftss führer forderte.DieRegirungderBereinigtenStaaten istlängst nicht mehr neutral,weilsie(wie unsereinjedemKriegderletzten Jahrzehnte) dieWaffenausfuhr (dte sie ohne Aenderung des Staatsgrundgesetzesnichtzuhindern vermochte)derPrivatindu- strieerlaubt hat;ist unser Feind zbehandeltDeutschlandwie eine Aegerrepublikzkönnte ihm,das auch»finanziellstärkeralsalle seine Feinde ist«,aber,wenns offenzuseinenFeinden überträte,
DieUnterirdifchen. 315
nichternstlich schaden.Jederhat seitdemLusiianiatagAehnliches aufhundertVlättern gelesenzundjeder Unbefangene müßtemin- destensahnen,daßdieöffentlicheWiderlegungsolcherAngaben inKriegszeit unmöglichist.Neu dünktmichnur das über die Ernährungpolitik Gesagte. »Die FurchtvorderMasseder Ver- braucherindenGroßstädtenundJndustriecentren hatdie Re- girungineinen höchftunerfreulichen Staatssozialismus ge- drängt.« Unnöthigen.DieGefahr, daßderReichedem Armen dieNährmittelwegkauft,könntenur entstehen,»wenn dercReiche zwanzigmal mehräße,als er vertragen kann«;nicht auch, wenn ersovielspeicherte, daß ihm für sechsMonate das aus derFriedenszeit hergewöhnteWohllebenverbürgtwäre? Statt den Handel auszuschalten und denHofdesBauers unter Zwangsverwaltung zustellen,müsseman diekünstlicheOrganisas tion, (,,die dochdie vollendete Desorganisation undVerwirrung desMarktes ist«)raschinsGerümvel verstauenundinden Se- genungehemmt freien Verkehrs zurückeilen.Nothistnur, weil Zwangwaltet. FreierMarkt, freiePreisbildung durchAngebot undNachfrage:derLesermeint,denFreihändler FriedrichKapp zuhören,der, nachzwanzigjährigerAnwaltspraxis indenVer- einigten Staaten, alsbekehrterAchtundvierzigerins neue Reich heimkamundVambergersGefährteward. Deraberhätte nicht, wie derGenerallandschaftd"irektor,»verstärktenSchutzder natio- nalenArbeit« verlangt,vorUeberschätzungdesAusführhandels gewarnt, fürPreußendasPluralstimmrecht unddie«Erhöhung deswahlfähigenAlters« empfohlen.Hättewohl auchüber die KraftderVereinigtenStaaten aus gründlichererKenntnißge- urtheiltundlängerüberlegt,was aus DeutschlandsWirthschaft undStimmung werden müßte,wenn jetzt, plötzlich,von derHöhe das Vekenntnißkäme:»WaswirzweiJahre lang,vonDelbrück bis zuBatocki, anordneten, war,Alles,aberwitzig falsch,Central- einkauf,Veschlagnahme, Höchstpreis,Rationirung,Kampfgegen WucherundHamstereizdrum gelte«von morgen an auf jedem Marktgebietwieder derFriedensbrauch.f«Sowills derKönigs- berger.Wird ihm gehorcht,dann schreitetdas deutscheVolkin einTEden.DemFriedensschluß(dessenBedingungen denVriten, Nussen,·Franzosen,Jtalern, VelgiernxAmerikanermAustralern, Japanerndiktirtwerden)folgt s,,eingewaltigernationaler Auf-
316 DieZukunft.
schwung;HaderundZwietrachtimJnnerenverstummen ;inselbst- loserHingabewerden diegeistigenundpolitischen Führer unseres Volkes ihrganzesWollen undKönnen fürdievaterländischen Interessen einsetzen.»Hierwirdeiannder:glaubetnur.»Deutsch- lands Bestimmung ist,eine neue, glücklicheEpochederMensch- heiteinzuleiten.«WerdieWelt anders schaut, ist nicht national, nichtdenbesten Kreisenzugehörig.Unter denvielenKerndeut- schen,mit denenich,injedemKlassenbezirk,währendderKriegs- jahresprach,sindhöchstensdrei,die demkappischenAnspruchge- nügen;unddie Dreikümmertensichbis in denAugust1914 nie- mals umPolitik.MußtederKanzler diese Schrift,dieseine Po- litik, nicht sein Menschlichesverurtheilt,wie einwichtigesDing behandeln?Der VerfasseristPatriot,glaubt, wieanEvangelium,
an allesin»nationalen«3eitungenVerkündete undhatüber den Tauchbootstreitallerlei Okkultes erfahren (dasFrommengewiß, Aüchternen widerlegtscheint).Wie leicht seinGlaube die Ver- nunft überwältigt, lehrtdieWiederholungdesGerüchtes, »Eng-—
land habeschonvor demKriegdieEntlassungdesHerrnvon Tirpitzgefordert.«Niehateindem Tollhaus fernerBriteansolche Forderung gedacht;nochimJuni1914aberHerrEhurchilldie Sehnsucht nachZwiesprachemitdem bewunderten Großadmiral gestanden. Jn Jedem,derwürdige VerständigungmitEngland wollte odergar nochwill,sieht Herr Kappeinen Narren oder Wicht.Ermeint, daßamerikanische Geldhilfe »für unsereGegner auch recht unangenehme Seiten hätte;denngeschenktwirddas Geldnicht« Genug. Mit ebenso gutemWillen,wieerin dem Verfasserlebt, ist aufdeneinundfünfzigSeiten seiner Schrift doch- nichteinSatzzufinden,dem derPolitiker nachdenken müßte-
DiezweiteFehdeschriftentgleistnichtaus Alldeutschlandnach Manchester;weissagt auch nichtWeltherrschast,dieMenschheit undVolkheitinunbewölktemFriedenbeglückt.Juniusalter:sonennt sichderVerfasser.Neben dembritischenJunius, der vor bald hundertsünfzigJahrengegenGrafton,NorthundGenossenschrieb,.
wäreereinZwergzhatnichtdenkühnen Geist,die wildeGrazie, denselbstgeschaffenenStildesVorbildes.Docheristwederdumm nochunwissendundfühlt sichdem Satiriker desPublicAdvertiser (unterdessen Lehnnamen, freilich,einMotto ausFritzensBran- denburgnichtpaßt)verwandt, weilaucherohneErbarmenss regung einenMinister angreifi. JhmistHerrvonBethmann der
DieUnterirdischen. « 317
ErzfeinddeutscherZukunft.Das,wennersglaubt, auszusprechen, müßteinjederLebensstunde,auchderdunkelsten,einesmündigen Volkes alssein Rechtanerkannt werden;einFranzosdürftees heutenoch überHerrn Briand,einVrite überHerrnAsquith,ein Nüsse überHerrnStuermer sagen.Demneuen Junius würde die NachprüfungdesihmzugetragenenStoffesleichteralsdemalten;
dennochblößterKenntnißmängel,dienur demLoberverziehen werden« Das Deutsche Reichwar nachdemRücktritt desFürsten Bülow nicht»inverzweifelter Lage«; konnteinOstundWestnoch Schutzbündnisseknüpfen. War aber 1909 dieLage»verzweifelt«:
woherkäme dann das Recht, Herrnvon Bethmann inAb- grundstiefe zu verdammen? Dem wird »bedingungloseFrie- densliebe« undDrangin»Versöhnungumjeden Preis« vorge- worfen;»VersöhnungsundVerständigungwahn«demKanzler, der drei englischeBerständigungwünsche abgelehnt,eine zu- vornie erträumte Heeresmehrung durchgesetzt, zweiverbünde- tenGroßmächtendenKriegerklärt und denEinfallinVelgienges billigthat.DasüberSerbiens,Velgiens,Jtaliens,Japans Hal- tungBehauptetewärean demTag,woman offendarüber reden dürfte,als falscherweislich.HerrVallin (dessen»engepersönliche Beziehungen«zudemHerrnvonTirpitz ältersindalsdie zu dem Kanzler)hatniemals empfohlen, schüchternsichunter englische oderamerikanischeForderung zuducken, sondern geschrieben,er müßtesichselbstverachten,wenn erinderZeitsoungeheurer Ent- scheidung sichvondemGeschäftsinteresseseinerHamburg-Ame- rika-Linie stimmenließe. HastDu, Leser,Etwas von »geradezu maßloserHetzegegen dieLandwirthschaft«gemerktundglaubst Du, daßdieallmächtigenGeneralkommandos so uns chönesTrei- ben geduldet hätten? Herrvon Vethmannhates»begünstigt«:
sprichtJunius; und erblickt»inderpersönlichenVerfilzungder maßgehendenStellen mitführ-endenMännern derHandelswelt«
(überderenAusschaltung Herr Kappklagt)dieUrsacheallenMiß- standesinderErnährungpolitik.Undso weiter. NebenGeschei- temstehtBernunftwidrigesz Jrrthumsgestrüppumwuchs manche Wahrheit. Die Fehler, diegerügtwerden müßten,erkennt derKritiker nicht,und was ihnstrafbardünkt,wirdAnderen, derenBaterlandliebe dochnichtlauer ist,als löblichgelten. Jn zweiHauptpunkten sindbeide Mahner einig.Felssestüber- zeugt,daßderKriegmit militärischenMitteln zutriumphas
318 DieZukunft.
lemEndezuführen,demDeutschen ReichinEuropaundAfrika, großerLandbesitzanzugliedern, Entschädigungvondembeträcht- lichstenTheilderKriegskostenzusichern istunddaßnur der in schwächlicheNachgiebigkeitNeigende nichtan diesesZiel gelan- genkann.(WarumeinKanzler,dessen DaseinundRuf aufdem Kriegsspiel steht,zuschwachoderschlapp sein solle,um zu Land undzu SeeAnderefechtenund bluten,dieStrategen, aufdie erdieVerantwortlichkeit abwälzenkönnte,ohneHemmungwal- tenzulassen,hatbisheuteKeiner ergründet.Einerlei.) Jeder Wunsch nach würdigerVerständigung,die denFriedenorgani- sirtundEuropavorOhnmachtbewahrt, istNarrheit oderFrevel.
ObAmerika,einErdtheil,gegenuns kämpft,nichtderRedewerth DerUnterseekriegdasunfehlbareMittel zurNiederwerfungBri- taniens. Nach solchemSiegkeineVündelungjewieder zufürch- ten. Weranders denkt,scheidet sichselbstaus derPatriotenges meinschaftund sinktindas Schlammgewimmel der»Politiker ochlokratischer Richtung«(Deutsch:Derer,diePöbelsherrschaft wollen).Das istdererste Hauptpunkt.Derzweite:DieCensur ist dieWirkerin allesUnheils.Denn sie begünstigtdieFlauenz läßt nieeinWortdurch,das demKanzlernicht gutschmeckt;erlaubtnur Trübsalsausdruckundverbietet,was dieHerzen stärkenkönnte.
Uebertreibung? »Der durchdie dreiNamenMosse, Scherl, UllsteinverkörpertenMassenpresse, zuwelcher zwar nichtder Auf- lageziffer,wohlaber demGeist nach auchdieFrankfurterZeitung gehört,isteinMaßvonpolitischerBewegungfreiheiteingeräumt worden,das allerBeschreibungspottetunddasseineErklärung alleinin dervölligenpolitischenUebereinstimmungfindet,diesich zwischenderNegirung und dendurch jeneBlätter vertretenen Kreisenherausgebildethatte.« (DieseUebereinstimmungmüßte zunächstdoch wohlin»jenenVlättern« erreichtworden sein; breit aberklafftderSpalt zwischenTageblattundBoß, Lokalanzeiger undMittagszeitung.) »NebendieserMass enpresse waren esdann vorAllem dieals,Flaumacher«bekannt gewordenenPublizisten, diesich uneingeschränkterpolitischerBewegungfreiheitzuerfreuen hatten.«.Daserzähltderandere, durchausandere Junius; und zornigbestätigtHerr KappdieMeinung desZürners. Daß sie aus Jrrwahnsproß,istschnell, ohneScharfsinnsaufwand, zu be- weisen.LasetJhr nichtalles Wesentlicheausdenhier erwähn-