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Die Zukunft, 28. Juni, Jahrg. XXVII, Bd. 105, Nr 38.

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ie Zukunft

Herausgeber

Maximilian Harden

X X V U . J a h r g . B e r lin , d e n 2 8 . J u n i 1 » 1 » N i . 3 8

IN H A L T

Seite

F r i e d e ...351

N ach d ru ck verb o ten

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l ie fe rt s e in e n B e z ie h e rn u m s o n s t d a s a m tlic h e S te u e r k u r s b la tt a lle r d e u ts c h e n B ö rs e n . A u s k ü n f te (Ib er K rie g s a n le ih e n , R e n te n , A ktien- S te u e r n , V e rm ö g e n s a n la g e B e s te llu n g b ei je d e m P o s ta m t o d e r d e r G e s c h ä f ts s te lle B e r lin W 8, F r i e d r i c h s t r 101.

P r i v a t - u . S p e z i a l - A u s k ü n f t e

t lb . R a t , V o r l e b e n , V e r m ö g . - u . F a m i l i e n V e r h ä l t n i s s e etc., s tre n g ' v e r t r a u l i c h , a. all.

O r t e n , I » - u . A u s l a n d . E r le d ig , v. V e r t r n u e n s a n g e le g e n h e it je d . A rt. E r m lt t e l. etc.

„Auskunf ts - Schütz“

S. la n g . J a h r e n d . l a R e f., I n a n s p r u c h n a h m e v o n B e h ö r d e n a n e r k a n n t u n b e d i n g t r n v e r l l s s i g , b e a t i n f o r m i e r t e , d . e ig . d i r e k t e V e r t r e t u n g e n o r g a n is . 8p e z .-A u s k u n ft e i 1. R g « ., B s r lln W , T a u e n t z le n s t r . 3 (a. W i t t e n b e r g p l a t i ) . T e le p h . S t e i n p l . 94«8.

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B e r lin , d e n 2 8 . J u n i lD ltJ

Friede

O c h lü s s e l klirren, ein von Rost heiseres Schloß kreischt,

^ die lange nicht m ehr gefetteten T hüran geln knarren, Zugs luft stö ß t die Luke auf, durch deren vergittertes G las ein schmales Lichtbändchen, grau, ro th , silbern, selten goldig glitzernd, sichtbar w urde, heller u n d nächtender H im m el zu ahnen war. D es W ärters H a n d w inkt in einen dunklen G ang, über eine steile T reppe, auf deren gelockerten Steinfliesen die unsicher in vertragenen Stiefeln tasten den, hastenden Füße klappern, du rch K ehrichtsdunst, durch den M oderruch eines Thorw eges: ins Freie. T ief steht die Sonne u n d ist doch gewaltig. Am T ag Johan nis, des T äufers, Alles noch in lenzlich frischem G rü n . Eine Lerche steigt pfeilschnell, als suche sie in Sternsphäre die nistende Brut. Vom P urp urbeet h er duften Rosen. Ein Jü n g lin g schreitet m it dem fest um*

schlungenen M ädchen in A b en d g lu th , stum m , in Beider A u f­

blick die G ew iß h eit unverw elklichen G lückes. Rief nicht eine N achtigal m it brünstigem Schluchzen den Sprosser?

R ingsum ist w irbelnden Lebens A them . W ir sind aus dem Käfig. D ie W e lt w ird, endlich, w ieder weit. Bald können w ir frei uns fernes Reiseziel w ählen u n d in Frem dland roth b lü h en d e K inderw angen, fröhliche, nicht in Lustigkeit auf»

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3 5 2 Die Zukunft

gekitzelte, aufgepeitschte M enschen sehen. BaldB riefe schrei«

ben, die nicht an jed e r G renze A rg w o h n durchschnüffelt, Briefe em pfangen, die nicht vor uns ein Späherschw arm las, deren n u r Einem bestim m ter Reiz nicht von A ugengier ent*

ju n g fert w urde. D en n n u n ist Friede. A n dach t trinke den O d em des W o rtes. U n d neige sich d ann vor den G räbern, den Leiden, der W u n d p e in , den seelischen, leiblichen O pfern der V olkh eit zuerst, danach der M enschheit, der Deutsch*

lands E delkraft sich als thätiges G lied w ieder einfügen will.

D en k et der M änner, in deren H erzen bis zur letzten Blutes*

zuckung der G la u b e brannte, für die heiligste Sache zu fechten, zu fallen. D er Frauen, die, d rän gen d er A lltagspflicht niemals zu fehlen, in M än nerfron harte W e ib h e it verschwielen ließen.

D e r W itw en , tra u e rn d e n B räute u n d M ütter, der W aisen, A ller, denen das Kerzlein einer in N ebelsqual, in Lebensnoth tröstenden H offnung erlosch. D er unsterblichen,durch A eonen fortw irken den Leistung des deutschen Volkes, das eine nie u n d nirgends zuvor einer N a tio n aufgebürdete Last in from*

mer G ed u ld trug , bis ihm d as R ückgrat erlahm te. G rü ß e t m it allen L euchtfeuern der Seele die noch gefangenen Brü*

der, denen, einer M illio n deutscher M enschen, sich m orgen, erst m orgen die Kette löst. D ie in fernen L ändern vom Krieg überraschten M än n er u n d Frauen, die h in ter Stacheldraht oder in frostiger E insam keit fünf Sommer, fünf W in te r kom m en u n d gehen sahen u n d selten n u r eines T rostes, eines Seuf*

zers H all aus der H eim ath h örten . U n ser G ru ß huldige aller K reatur, die für D eutschland gekäm pft u n d gedarbt, gelitten u n d m itSchw ert oder G eist gestritten hat; un d dunkle sich nicht zu stolz, in feierlicher G ed äc h tn iß stu n d e auch das Leid d e rT h ie rh e it m itz u fü h le n ,d e rN o th z w a n g das schwerste G ew icht langw ieriger E n tb eh ru n g a u flu d . W as war den ins Feuer gehetzten P ferden , dem a u f d ü rrer W eid e hungern»

d enV ieh , dem m it A bfall g efütterten H u n d e , dem nachM ilch verschm achtenden K ätzchen der M enschenkrieg? A uch sie ergriff u n d w ürgte sein G raus. In das G eheul, G estöhn, Ge*

röchel des M enschenw ehs, in G reisesächzen u n d Säuglings­

w im m ern klang das entsetzte W ieh ern unabsehbarer Pferde*

heere, aus unzähligen Ställen, H ü tten , K ottern, Ruhekörb*

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Friede 3 5 3

chen der Entbehrensschm erz vielgestaltigen Lebens. Je tz t a b e r lichtet sich D ü ste rn iß . B licket getrost hinaus. U n d Zu#

versieht wage, den G eräuschen der W elt zu horschen. A us N o rd sib irie n s u n w irth lich erO ed eträg tW in d esfittich .au s den O n eisb ezirk en A ustraliens der M o n su n vom Lärm rasselnder, fallender Ketten zerw ehte T onfetzen in unser O hr. U eberall k lirren Schlüssel, kreischen Schlösser, schreiten aus dum pfem V erließ Freie ins Licht. U ngestüm bran d et der Saft an die A dernküste. A us G ew ö lk , das ihr G ru ft w erden sollte, .•steht M enschheit in neuen T ag auf. D en n nun ist Friede.

D ie letzte U rk u n d e des Krieges, die von einem Ge*

hilfen D avids Lloyd G eorge verfaßte, vom Präsidenten der Friedenskonferenz unterschriebene N ote, deren Inhalt Ver*

dam m ung und Erlösunghoffen zusam m enfaßt, ist, nach dem Bericht unserer D elegation, hastig, au f der Fahrt von Ver*

•sailles nach W eim ar, übersetzt w orden. W eil ihrer Bedeut*

un<? bessere Form ziemt, habe ich den (spät hierher gelang#

te n ) W o rtla u t sorglicher in unsere Sprache zu übertragen versucht. D er französische deckt sich nicht überall genau m it

‘dem englischenT ext. A us dem folgenden w urden n u r Reden#

ausrüge u n d von E reigniß überh o lte Stellen gestrichen.

„D ie verbü ndeten un d verbundenen M ächte haben alles

•von der D eutschen D elegation gegen die F riedensbedingungen V orgebrachte sehr ernstlich erw ogen. D ie deutsche A n tw o rt sagt, der Friede füge sich, erstens, nicht in die G ru n d lag en

■des W affenstillstandes vom elften N ov em ber ein u n d sei, zw eitens, ein W e rk der G ew alt, nicht der G erechtigkeit.

D ieser Protest bew eist, d aß die D elegation D eutschlands Lage verkennt. Sie scheint anzunehm en, D eutschland brauche n u r ,O pfer zu bringen, um Frieden zu erlangen*: als sei in diesem Frieden nichts, gar nichts A nderes zu sehen als das Ende

«eines um Land* u n d M achtgew inn ausgefochtenen Kampfes.

D eshalb m uß unsere A n tw o rtm it u nzw eideutigklarem U rth eil ü b e r den K rieg beginnen. D iesem U rth eil u n d seiner Be*

g rü n d u n g stim m t die ganze civilisirte W e lt zu. D anach ist d e r Krieg, dessen A u sbruch der erste A u g u st 1914 sah, das

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3 5 4 Die Zukunft

g rö ß te V erbrechen gegen die M enschheit und die V ölker­

freiheit, dessen ein sich civilisirt nennendes Volk je m it Be*

w ußtsein schuldig w urde. D ie der P reu ßen trad ition treuen M achthaber D eutschlands w aren viele Jahre lang eifernd be*

m ü ht, die V orherrschaft m E uropa an sich zu reißen. Ih n en genügte die M ehru n g des W ohlstan d es und Einflusses nicht,, die D eu tsch land m it Recht erstrebt u n d die keine N a tio n ihm , als einem M itglied in der G esellschaft freier u n d gleicher Völker, geweigert hatte. Sie w ollten stark genug sein*

um ein ihnen unterthanes Europa so tyrannisch zu beherr­

schen, wie sie das ih n en u n te rth a n eD e u tsc h la n d beherrschten.

U m an dieses Ziel zu gelangen, haben sie m it aller K raft ihren U n terth an en die Lehre eingehäm m ert, im B.ezirk internationalen G eschäftes sei M acht Recht. Z u Land u n d zu See haben sie ohne Pause die R üstun g D eu tsch lan d s gestärk t u n d stets die lügnerische B ehaup tun g verbreitet*

N ach barneid auf D eutschlands G edeihen un d G rö ß e zw inge in solche Politik. Sie haben, statt Freundschaft zu stiftenv A rg w oh n u n d Feindschaft zwischen die V ölker gesät. Sie haben aus Z ettelu n g un d Späherdienst ein System bereitet, das gestattete, in frem den Ländern innere U n ru h en und Auf*

stände zu erw irken, heim lich sogar für A ngriff vorzuarbeiten,, um d ieN a ch b a rn , w enn die günstige Stunde schlug, mühelos, u n d sicher zerschm ettern zu können. D u rch stete G ew alt*

a n d ro h u n g hielten sie E uropa in G äh ru n g ; und seit sie er*

kannten, d aß ihrer R echtsanm aßung die N ach barn sich n ich t w ehrlos beugen w ürden , w aren sie entschlossen, ihre Vor*

herrschaft au f G ew alt zu grü n den . A ls ihre Kriegsvorbe*

reitung vollendet war, erm uthigten sie einen ihrem W illen verknechteten B undesgenossen, dem Serbenreich binnen acht*, un d vierzig S tu n d en den Krieg zu erklären. Sie w u ßten genau^

daß dieser Krieg, der die B alkanherrschaft einbringen sollte,, nicht örtlich zu begrenzen war, son d ern den W eltk rieg ent*

fesseln m ußte. U m ihn unverm eidlich zu machen, bogen sie jedem A usgleichsversuch, jed er B erathung aus, bis e s zu spät war. D e r W e ltk rie g kam : un d unter allen Nationen^

w ar n u r D eutschland, das ihn ertrachtet hatte, zu F ü h ru n g solchen Krieges vollkom m en gerüstet und bereit.

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Friede 3 5 5

D eutschlands V erantw ortlichkeit ist aber nicht in die T hatsach e beschränkt, daß es den Krieg gew ollt un d ent*

fesselt hat; eben so verantw ortlich ist es für die unm ensch­

liche R oheit seiner K riegsführung. T rotzdem es selbst zu d en Bürgen Belgiens gehörte, haben die deutschen Regirer

•die N eu tralität dieses im tiefsten Sinn friedlichen Volkes verletzt, unm ittelbar nach der feierlichen Zusage, sie zu w ahren. D as w ar ihnen noch nicht genug. M it kühlem K op f beschlossen sie eine Reihe von H inrichtungen und Brandstiftungen, deren einziger Zw eck war, durch Schrecken xmd G rau sw irku ng das belgische Volk in M attheit zu bän*

digen. D ie D eutschen haben als Erste G iftgase angew andt, ohne sich um die dadurch bew irkten entsetzlichen Q ualen zu beküm m ern. Als Erste haben sie aus Flugzeugen un d Ferngeschützen Städte beschossen, ohne m ilitärisch zw in­

gend en G ru n d , nu r von dem W u n sch getrieben, durch das Zielen auf Frauen u n d K inder die W id erstan d sk raft ihrer G egner zu lähmen. Sie haben den U nterseekrieg, den Pi*

ratentrotz w ider alles Völkerrecht, begonnen u n d dadurch eine große Z ahl unschuldiger Passagiere un d Seeleute ver#

urth eilt, m itten im O zean, w eitab von jeder R ettungm ög­

lichkeit, auf G nade und U ng n ad e den W in d en , den W ellen

■und, was schlimm er ist, der deutschen U nterseem annschaft .ausgeliefert, dem T o d ins A ntlitz zu schauen. Ihre brutale W ild h e it hat Tausende, M änner u n d Frauen, als Sklaven in ferne Länder verschleppt. Sie haben ihre Kriegsgefangenen einer barbarischen B ehandlung ausgesetzt, vor der wilde V ölker geschaudert hätten. D eutschlands H an deln ist fast o h n e V organg in der M enschheitgeschichte. D ie erschreck­

liche Schwere der auf ihm lastenden V erantw ortlichkeit w ird aus der Thatsache erkennbar, d a ß w ährend des Krieges we­

nigstens sieben M illionen T o te in E uropa b estattet w urden u n d m ehr als zwanzig M illionen M enschen m it W u n d e n u n d W eh Zeugen des D ranges in T ysannei sind, dessen Z iel D eutschland durch den K rieg erreichen wollte. W ir w ürden Pflichtschuldner D erer bleiben, die für die Freiheit d er W e lt Alles hingaben, w enn w ir uns nicht in den Ur*

theilsspruch einten, d aß dieser K rieg ein V erbrechen w ider

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3 5 6 Die Zukunft

die M enschheit u n d w ider das Recht war. D iese A uffassung der verb ü n d eten u n d v erb u n d enen M ächte hat, noch ir*

w ährendem Krieg, in den Reden ihrer hörbarsten W o rtfü h re r

klaren A u sd ru c k gefunden. 1

^Nur auf dem festen G ru n d der G erechtigkeit w ird nach»

diesem furchtbaren K rieg A brechnung m öglich. D ie Deutsche- D elegation fo rd ert G erechtigkeit u n d sagt, sie sei D eutsch*

land verheißen. Sie soll ihm w erden. D och es m uß Ge*

rechtigkeit fü r Alle sein, auch für die T o ten , Verwundeten,.

W aisen, für A lle, die heu te das K leid der T rau er tragen:

dam it E uropa von dem preußischen D espotism us frei werde.

U m die Freiheit zu retten, haben die V ölker dreißig Milli*

arden P fu n d Sterling K riegsschulden gem acht; ihnen, die u n ter dieser Last w anken, m u ß G erechtigkeit w erden. A uch den M illionen M enschenw esen, deren Land, H eim , Schiffe,.

H ab e die deutsche G rausam keit zerstört oder geraubt h a t.' D eshalb haben w ir stets m it stärkster B etonung die Pflicht D eutschlands verkündet, bis an die äußerste G renze seines Verm ögens Schadensersatz zu leisten. D as ist die G rund»

b ed ing u ng des Vertrages, D en n das W esen der Gerechtig*

keit heischt die T ilgun g gethanen U nrechtes. D eshalb be=

stehen w ir darauf, d aß die H a u p tträg er der Verantwortlich*

keit für den deutschen A ngriff u n d für die menschheit*

w idrigen B arbarenthaten, die D eutschlands K riegsführung geschändet haben, dem Richterspruch ausgeliefert werden,, der sie in der H eim ath bisher nicht getroffen hat. U n d aus dem selben G ru n d m u ß D eutschland für ein paar Jahre sich in gewisse B eschränkungen und Sonderbestim m ungen fügen.

Es hat die Industrien, Bergwerke, Fabriken der Nachbar*

länder zerstört; nicht in der Schlacht, sondern nach dem vorbedachten Plan, der die M öglichkeit errechnet hatte, sich der A bsatzm ärkte dieser Länder zu bem ächtigen, ehe deren Industrien sich von der m it G em ü th sru he bereiteten Schädi»

gung erholen konnten . D eutschland h a t d en N ach b arn A lles g erau b t, was es w egschleppen u n d irgendw ie verw enden konnte. A u f h o h er See, w o Passagiere u n d M annschaft ver^

gebens nach R ettung ausblickten, hat es Schiffe aller Na*=

tionen versenkt. G erechtigkeit will E ntschädigung von al!

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Friede

diesem V erlust; will, daß die m ißhandelten V ölker für eine W eile vor der K onkurrenz einer N atio n bew ahrt bleiben, deren In du strien u n angetastet, sogar, durch das aus be*

setzten G ebieten gestohlene A rbeitgeräth, noch gestärkt sind.

D as sind harte, aber von D eutschland selbst verschuldete Prüfungen. Irgendw er m uß u n ter den Folgen des Krieges leiden. W e r soll es sein? D eutschland oder n u r die Völker, denen es U nheil bereitet h a t? G erechtigkeit D enen weigern, die sie fordern dürfen : D as hieße die W elt neuer U nheils­

gefahr ausliefern. W e n n das deutsche Volk selbst oder ein anderes abgeschreckt w erden soll, den Spuren P reußens zu folgen, w enn die M enschheit von dem G lauben erlöst wer*

den soll, jedem Staat sei Krieg für Zwecke der Selbstsucht erlaubt, w enn die alten G edanken in die Vergangenheit zu*

rückgescheucht w erden, die Völker, wie Einzelwesen, sich der H errschaft des Rechtes u n tero rd n en sollen, wenn schon in naher Z eit von V ersöhnung u n d Sänftigung die Rede sein soll, so kann D as, Alles, n u r dadurch möglich w erden, daB die fü r den Friedensschluß V erantw ortlichen den M u th auf«

bringen, die G erechtigkeit iii herber Reine zu bew ahren u nd sie nicht dem V ortheil bequem en Friedensschlusses zu opfern.

D ie deutsche D enkschrift sagt, m an müsse die That»

sache der deutschen R evolution in R echnung stellen und dürfe das deutsche V olk nicht für die H an d lu n g en von Re=>

girern verantw ortlich m achen, die es selbst g estürzt hat. D ie verbü nd eten u n d verbundenen M ächte erkennen die W and«

lu n g an u n d freuen sich ihrer. Sie ist eine starke Friedens«

ho ffn un g u n d v erheißt d er Z u k u n ft E uropas eine neue Ord*

nung. A b er sie erlaubt keinen A bstrich von d er Schluß«

rechnung des Krieges. D ie deutsche R evolution w urde hin*

ausgeschoben, bis das deutsche H eer im Feld geschlagen u n d jed e H offnung au f Z in s des E robererkrieges gew elkt war. D eutschlands V olk u n d dessen V ertreter w aren fü r d en Krieg, ehe er ausbrach u n d w ährend er w üthete; sie haben die K re d ite bew illigt, die A nleihen gezeichnet u n d jedem R egirungbefehl, dem grausam sten selbst, blind ge<*

horcht. Sie sind m itverantw ortlich für die Politik ihrer Re*

girung, die sie, w enn sie w ollten, in jeder Stunde ja zu stik*

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3 5 8 Die Zukunft.

zen verm ochten. W e n n diese P o litik G ew in n eingebracht hätte, wäre sie von dem d eutschen V olk eben so laut be- ju b elt w orden wie der A u sb ru ch des Krieges. Dieses Volk kann also nicht behau p ten , es habe, weil es nach der N ie d e r­

lage seine R egirung wechselte, vor dem gerechten Richter die Folgen der K riegshandlungen nicht m itzutragen.

D ie v erbündeten u n d verbundenen M ächte sind ü ber­

zeugt, d aß ihr Friedensvorschlag auf dem festen G ru n d e der G erechtigkeit ru ht, u n d sind eben so gew iß, d aß dieser W e lt­

friede m it den beim A b sch lu ß des W affenstillstandsvertrages anerkannten G rund sätzen in Einklang ist. U nanzw eifelbar ist u nser W ille zu N e u o rd n u n g Europas nach dem G rundsatz, d a ß unterdrückte V ölker zu befreien, nationale G renzen, wo es irgendw ie m öglich ist, nach dem W u n sch der von ihnen berü h rten V ölker neu zu ziehen un d alle V orbedingungen nationaler un d w irthschaftlicher U nabhän gigkeit jedem Volk zu gew ähren sind. D ieser W ille ist nicht n u r am achten Ja n u ar 1918 in der K ongreßrede des Präsidenten W ilson ausgesprochen w orden, ondern auch in den folgenden Re*

den, deren Inh alt als Friedensgrundlage angenom m en wurde.

D em Sinn dieser G rund sätze entsprechen die Bestim m un­

gen, die Polen, als unabhängigen Staat ,m it freiem u n d siche­

rem A usgang ins M eer4, w iederherstellen sollen. A lle ,von un b estreitbar polnischem Volk b ew ohnten Gebiete* sind den Polen zugesprochen w orden. A lle Bezirke m it deutscher V olksm ehrheit (au ß er ein paar abgelegenen Städten u n d den a u f gewaltsam dem Besitzer genom m enem Boden, m itten in u n b estreitb ar polnischem Land, geschaffenen Siedelstätten) b leib en bei D eutschland. W o d e rW ille des Volkes nicht ganz klar zu erkennen ist, w ird ihn A bstim m ung offenbaren. D a n ­ zig erhält die V erfassung einer Freien Stadt; die Einw ohner o rd n en selbst die V erw altung, kom m en nicht unter Polen*

herrschaft, gehören nicht zum polnischen Staat. D er w ird in D anzig n u r fest um grenzte W irthschaftrechte haben. Von D eutschland m u ßte die Stadt getrennt w erden, weil kein anderer W eg den .freien u n d sicheren A usgang ins Meer*

b o t, den D eutsch lan d zugesagt hatte.

D ie deutschen G egenvorschläge sind durch eine tiefe

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Friede 3 5 9

K luft von der v erein b arten Friedensbasis geschieden. Sie wollen groß e M ehrheiten un bestreitbar polnischen Volkes unter deutscher H errschaft festhalten u n d versagen den sicheren A usgang ins M eer einer N a tio n von m ehr als zwanzig M illionen M enschen, die auf dem ganzen W e g an die Küste in der M ehrheit sind. D as soll noth w end ig sein, um den Landw eg zwischen Ost* u n d W estp reuß en zu sichern, deren V erkehr doch in der H auptsache stets d urch die Küsten*

schiffahrt besorgt w urde. D ie A nnahm e solcher Gegen*

Vorschläge ist unm öglich. W o sie aber A nlaß zu Berich»

tigu n g zeigten, da haben wir nachgegeben. In O berschlesien ist die Z ahl der Polen ums D o p p elte grö ßer als die der D eutschen (1 250 000 gegen 650 000 nach d e r deutschen V olkszählung von 1910); da aber beh au ptet w ird , O b e r­

schlesien wolle deutsch bleiben, w ird seinem Volk die Ge*

legenheit zu A bstim m ung gegeben w erden. Im G ebiet des Saarbeckens w ird die vorgeschriebene V erw altungform fünf*

^ehn Jah re lang gelten. D as ist nöthig, weil sichs um einen T heil des allgemeinen T ilgungplanes handelt und weil Frank»

reich, nach der U ebereinkunft, schnell und völlig von dem V erlust entschädigt w erden m uß, den es durch die syste*

m atische Z erstörung seiner K ohlenbergw erke im N o rd b ezirk erlitt. D as G ebiet kom m t nicht u n ter französisches Hoheit*

recht, sondern unter die A ufsicht des V ölkerbundes. Diese M ethode ist zwiefach nützlich: sie schließt jede A nnexion aus, m acht Frankreich zum E igenthüm er der K ohlenfelder un d erhält die den B ew ohnern unentbehrliche W irthschaft*

-einheit des G ebietes. D as unter beherrschender A ufsicht des V ölkerbundes alle Rechte lokaler Selbstverw altung ge*

n ießen d eM ischvolkw irdnachfünfzehnJahreninunbeschränk»

te r Stim m freiheit entscheiden, ob es den im Friedensvertrag vorgeschriebenen Z ustand wahren, zu D eutschland oder zu Frankreich gehören will. In eben so schrankenloser Stimm*

freiheit sollen auch .die B ew ohner der (zum T heil einst von preußischer G ew alt den Besitzern enteigneten) Gebiet«

sprechen, deren R ückgabe an D änem ark u n d Belgien be<

schlossen w urd e; in jed em F allso lld erV o lk sw illeallein bestim*

m end sein. Endlich ist noch zu sagen, daß w ir uns von d e n

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3 6 0 Die Zukunft

tiefen W iderw illen der U rb ew o h n erd eu tsch er Kolonien den Rückfall unter deutsches H o heitrech t überzeugt haben D ie G eschichte, die überlieferte G ew o h n heit u n d M etho de deutscher K olonialverw altung, aber auch die Sucht, die<e Siedelstätten als O perirbasis für R aubzüge gegen den W eh»

handel zu benutzen, hinderte uns, die K olonien zurückzu»

geben un d die verantw ortungvolle Sorge für die E rziehung und B ildung der Eingeborenen dem D eutschen Reich an*

zuvertrauen. All diese Erw ägungen haben uns in der Ueber*

zeugung gefestigt, d aß im ganzen Bereich der G ebietsfragen unsere Vorschläge sich durchaus an die auf allen Seiten an»

genom m ene Friedensgrundlage halten und den Nothwendi^-- keiten europäischer Friedensbürgschaft genügen. D eshalb können w ir zu A enderu n g dieser Vorschläge über die zu«

vor bezeichnete Linie hinaus uns nicht entschließen.

D ie O rd n u n g der G ebietsrechte w ird durch Internatio*

nalisirung der Flüsse ergänzt. Sie hält sich an die vereinbarten Friedensgrundlagen und an das in E uropa geltendeO effentliche Recht, wonach jeder Binnenstaat auf den sein G ebiet durch*

fließenden schiffbaren W asserstraßen einen sicheren A usgang ins M eer erreichen kann. N ach unserer U eberzeugung ist die vorgeschlagene O rd n u n g für die D aseinsfreiheit der neu*

geschaffenen B innenstaaten unentbehrlich; u n d sie schm älert nirgends das Recht der übrigen A nrainerstaaten. W er, frei*

lieh, noch auf der verrufenen Lehre steht, jeder Staat käm pfe m it äußerstem K raftaufgebot gegen säm m tliche N achbarn um den Erw erb der V orherrschaft, D er m uß in der Neu*

Ordnung das H em m ungm ittel sehen, das die gewaltsam e Er­

drosselung des N ebenbuhlers hindert. W ird aber Gemein*

schaft friedlichen Verkehres d en V ölkern Ideal u n d Strebens*

ziel, dann ist unsere O rd n u n g natürlich u n d gerecht. D as G esam m tinteresse w ird d ad urch gew ahrt, d aß V ertreter der N icht«A nrainerstaaten den B erathungen der Flußkomm issi*

onen zugezogen w erden. D och haben ein paar A enderungen der ersten Vorschläge sich fü r die Praxis als nützlich erwiesen.

U nsere w irts c h a ftlic h e n u n d finanziellen V orschläge scheinen von derD eutschenD elegation vielfach m ißverstanden w orden sein. W ir w ollen D eutschland w eder erw ürgen nocl»

(13)

Friede 3 ö l

ihm den Platz w eigern, der ihm im W elthandel geb üh rt.

H tfüllt es die V ertragsbedingungen und h e b t sich aus dem D rang in Streit* u n d Selbstsucht, der in seinem geschäft*

liehen H andeln eben so wie in seinem politischen fühlbar w urde, so soll es m it vollkom m ener G erechtigkeit b e h a n d elt w erden und, wenn die vom Interesse der ausgeplünderten und geschwächten Länder verlangten Uebergangsvorschrif«

ten nicht m ehr nöthig sind, in R ohstoffbezug u n d W aaren*

Handel sein eigener H err w erden. W ir ersehnen das schnelle V erglühen der vom Krieg entfachten Leidenschaft un d lücken»

lose V ölkergem einschaft auch im G en u ß des W ohlstandes, den die redliche B efriedigung jedes irgendw o sich zeigen*

den Bedürfnisses schaffen m uß. D e n V ollgenuß dieses W o h l­

standes gönnen wir dem deutschen V olk, wie jedem ande*

ren. D och m uß ein beträchtlicher T heil der E inkunft auf viele Jah re hinaus zu T ilgu n g des von D eutschland den N achbarn bereiteten Schadens verw andt w erden. U m unsere A bsicht ausZ w eifel zu rücken, haben wir, un ter W a h ru n g d erG ru n d * sätze, m anche W irthschaft» u n d F inanzbedingung geändert.

G anz falsch hat die D eutsche D elegation die Vorschläge, verstanden, die vom Schadensersatz handeln. D eutschland hat n u r zu zahlen, was zu Entschädigung der vom deut*

sehen A ngriff getroffenen B ürger (civilian p o pulatio n) n ö th ig ist. So ists im W affenstillstand abgem acht w orden. D er R eparation C om m ission soll durchaus n ich t solcher Eingriff in D eutschlands Innenleben zustehen, wie die deutsche Denk*

schrift verm uthet. D er Zw eck der K om m ission ist, die Z ahlung der von D eutschland geschuldeten E ntschädigungsum m e so bequem u n d v erd ru ß lo s wie m öglich zu m achen; u n d diesem Zw eck w ird die A uslegung jed er V orschrift dienen. D ie frühe Festsetzung des G esam m tbetrages wäre auch uns, wie:

den D eutschen, w illkom m en. N o ch ist sie nicht m öglich, weil w eder der U m fang des Schadens noch die K osten der W ied erh erstellu ng ganz klar zu übersehen sind. W ir werden, aber gern D eutschland die B esichtigung der verw üsteten.

G eb iete gestatten u n d erleichtern; vier M onate nach der U nterzeich nu ng des V ertrages k an n es uns dann vorschlagen,, w ie u n d m it welchen Beträgen es all die Schadensarten, f ü r

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die es verantw ortlich ist. zu decken gedenkt. W ird in den danach folgenden zwei M onaten E inigung erzielt, so steht der genaue U m fang der deutschen Schuld fest. Sonst m üssen d ie B edingungen des Friedensvertrages in G eltung bleiben.

D er A ntrag, D eutschland sofort in den V ölkerbund auf»

runehm en, ist gew issenhaft erw ogen worden. D ie A nnahm e w ar aber nicht m öglich. D eutschland hat die R evolution bis in die letzten K riegsstunden hinausgeschoben; u n d nichts b ü rg t uns bis heute für die D auer der dadurch be*

w irkten W and lu ng. N och ist die internationale Stim m ung

•so, daß man den freien Völkern der Erde nicht zum uthen darf, den U rheb ern argen U nrechtes sofort sich als Glei#

chen zu gesellen. V erfrühtes Streben nach dieser R ichtung w ürde die von A llen ersehnte V ersöhnung nicht beschleu#

nigen, sondern verzögern. Erw eist aber das deutsche Volk d u rc h sein H andeln, daß es den Friedensvertrag ehrlich halten und für imm er sich von der unfreundlichen, angriff«*

lüsternen Politik, die ihm die W e lt entfrem det u nd den K rieg verursacht hat. abw enden will, zeigt es sich als ein V olk, m it dem in nachbarlicher K am eradschaft (neighbourly goodfellow ship) zu leben ist, dann w ird die E rinnerung an d ie letzten Jah re schnell schw inden un d die V ollendung des V ö lk erb u n d esd u rch die A ufnahm e D eutschlands nachkurzer F rist (an early date) m öglich w erden. V on H erzen hoffen w ir au f diese M öglichkeit. D en n nach unserer Ueberzeug*

ung kann die Z u k u n ft der W e lt sich nur aufhellen, w enn alle V ölker in freundschaftlicher E intracht die Lösung der W eltp rob lem e erw ägen u n d in enger G em einschaft Fort»

sch ritt u n d W o h lfa h rt der M enschheit fördern. D as Han*

dein des deutschen V olkes w ird also selbst die Stunde seines E intrittes in den V ö lkerb u nd bestim m en.

A n m anchen Stellen der deutschen D enkschrift fanden w ir die W ied erh o lu n g der Beschwerde über die A n w endung d er Blockade. V on je her w aru n d inallen Z eiten blieb Blockade ein anerkanntes, vom V ölkerrecht gebilligtes K riegsm ittel;

die Form der A n w en d u n g m uß te sich stets dem jew eiligen Z ustan d e des internationalen V erkehrsw esens anpassen. D as ist auch in unserem Fall geschehen; un d kein international

362 ^ Die Zukunft

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3 6 3

g ü tig er R echtsgrundsatz ist verletzt w orden. D ie ungewöhn*

liehe Strenge des Blockadezwanges w urde nöthig, weil der von D eu tsch lan d begonnene Krieg als ein Verbrechen zu betrachten w ar un d weil in seinem V erlauf aus barbarischen^

K riegsbrauch ein System bereitet w urde.

D ieser Brief un d die ihm angefügte D enkschrift ist (dar*

ü ber darf kein Zw eifel auf kom m en) unser letztes W o rt über den Friedensschluß. M it voller A ufm erksam keit und sorg­

lichstem Ernst haben wir die deutschen G egenvorschläge u n d A nm erkungen geprüft. D araus ergab sich, daß zwar nicht die G rundsätze des V ertrages, doch manche für die A nw en du ng wichtige V orschriften zu ändern seien; und m it diesen A enderungen sind w ir den D eutschen entgegenge*

kom m en. N ach unserer U eb erzeu g u n g ist der Vertrag nicht n u r die gerechte S chlußabrechnung über den gro ßen Krieg, sondern auch der feste G ru n d , auf dem die Völker E uropas in Freundschaft, in der G em einschaft gleicher Rechte leben können. U n d er bietet ihnen obendrein das O rgan zu fried*

licher Schlichtung allen V ölkerrechtsstreites durch A ussprache u n d V erständigung, den A p p arat (m achinery), der von Z eit zu Z eit die O rd n u n g von 1919 ändern, neuem Ereigniß und neuen L ebensbedingen anpassen kann. D er Vertrag wurzelt, wie offen ausgesprochen w erden m uß, nicht in dem W unsch, alle von 1914 bis 1918 gehäufte Schuld durch V erzeihung zu tilgen. Er brächte dan n ja nicht den Frieden, den Ge*

rechtigkeit fordert. Redlich aber u n d m it b ew ußtem W illen versucht er, den Z u stan d zu sichern, der als Friedensbasis vereinbart w u rde: ,die von der Z ustim m ung der Regirten getragene, von der organisirten O effentlichen M einung der M enschheit geschützte H errschaft des Rechtes.4 U n d so, wie er in G eist und Form ist, m uß der V ertrag angenom m en o d er abgelehnt w erden.“

D iese p ariserN o te vom sechzehnten Ju n i gab zum ersten M al der M asse des deutschen Volkes eine deutliche Vorstel*

lu n g von dem U rtheil, das die M ehrheit civilisirterM enschen ü ber die Ereignisse der letzten fün f Jahre fällt. Dieses U rtheil ist in Einzelnem anfechtbar, im G anzen nicht gerechter, als-

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d a sU rth e il einer von unverschuldetem Leid erbitterten Partei

^ein k ann: u n d dennoch ist zu w ünschen, daß es, in guter, vzu A u fb ew ah ru n g einladender A usstattung, in vielen Mil*

lionen Exem plaren in D eutschland verbreitet w erde. D enn -die Frage, ob der Friedensvertrag jetzt, ob ein ihm ähnlicher später unterzeichnet w urde, ragte nicht an die halbe H öhe

«ier anderen, für D eutschland u n d für die M enschheit gleich bedeutsam en Frage: W o llen u n d w erden sechzig bis siebenzig M illionen arbeitsam er, tüchtiger, m eist persönlich höchst acht*

t a r e r M enschen sich in die U eberzeugung entschließen, daß nicht n u r einzelneM ethoden.nein, d aß d ieG esam m theit ihres D e n k e n s und W ollens, ihre (w enn ichs so nennen darf) po*

litische Religion vom G enius der Z eit verurtheilt, verw orfen un d der W ille der M enschheit nicht ruhen w ird, bis diese Religion völlig entkräftet ist? A n der A n tw o rt auf diese Frage hängt ein großes Stück europäischen Schicksals.

N ic h t daran, ob von K nirschenden, W ü th en d en , über 'G ew altm ißbrauch Stöhnenden der V ertrag unterschrieben w urde. D iese U nterschrift konnten die gegen uns verbiin*

deten M ächte so schnell, wie sie wollten, erzwingen. O hne besonders großen m ilitärischen A ufw and. W en n ih reT ru p p en bis über dieM ainlinie vorrückten, war Nord* von Süddeutsch*

land abgeschnitten, die V erk ü n d u n g einer w eiträum igen neu*

tralen R h einrepublik w ahrscheinlich, auch im Süden Ab*

bröckelung von dem als allzu centralistisch un d noch allzu preußisch em pfundenen Reich m öglich. W en n sie von Köln bis H am m vorm arschirten, war das ganze H auptindustrie*

gebiet D eutschlands in ihrer H a n d . W enn die polnischen u n d czecho* slow akischen A rm een in die oberschlesischen Schachtbezirke vorstießen, wo sie unter der polnischen Volks*

m enge w ohl manche H elfer fänden, war D eutschland auf den

’K ohlenvorrath angewiesen, der in vierzehn Tagen, spätestens, aufgebraucht wäre. N ach dieser kurzen Z eit gab es weder G as noch elektrisches Licht, fu h r keine Eisenbahn, lief keine M aschine m ehr; w aren N äh rm ittel nicht m ehr in die Städte zu schaffen. D an n m u ß te unterschrieben werden. Das konnte N iem and bestreiten. A b er m an sagte: „ W ir m öchten diesen

^Zeitpunkt abw arten, um der W e lt ganz klar zu beweisen, d aß n u r grausam e G ew alt uns die U nterschrift abnöthigen

-3o4 Die Zukunft

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Friede 3 6 5

Icann.“ D e r V ernunft Erw achsener b rau ch t die kindisch ge*

w issenlose T h o rh e it dieses Rathes nicht bew iesen zu w erden.

W e r, nach eigenem G e stä n d n iß , sich nicht w ehren kann, handelt stets unter Z w ang; un d n u r das lächerliche Phantom einer „E hre“, die selbst der skrupellose Falstaff m it der Fuß*

spitze wegstieße, könnte em pfehlen, um einer schönen, Beifall versprechenden G rim asse willen die A n w en d u n g rauher Ge*

walt selbst herauszufordern, die ü b er M illionen D arbender, G eschw ächter neue E lendsfluth bringen m ußte. Kein M ensch von G ew issen, der den Z u stan d D eutschlands kennt, durfte, au ch wenn er die F riedensbedingungen furchtbar h art fan d ,zu A b le h n u n g desV ertrages rathen D ennoch geschah esW ochen langfrüh u n d s p ä t.U n d n e b e n d e n R eaktionären, d iev o m W in a eines, neuen N ationalism us die B lähung ihrer schlaff hängen*

den Segel erhoffen, to b ten sogar „D em o k raten “ gegen Jeden, der auch nu r die Sprache n üchterner V ernunft sprach. N och einmal erlebten wir denV ersuch, eine Renaissance der Kriegs*

Stim m ung zuerw irken. D a sg a n z e T re ib e n e rin n e rte a n d ie Z e it v o r der E ntscheidung über d e n T a u c lb o o tk rie g , der Am erika in den Kam pf hineinzw ang. D am als hieß es überall: „D er Krieg ist nicht zu gew innen, wenn w ir unsere stärkste W affeL das U fB oot, nicht anw enden. Schlechter kann es uns nicht

gehen; nur besser w erden. D ie V ereinigten Staaten'sind auch letzt schon unsere Feinde, liefern M illiarden, W affen, Muni*

-tion; ob sie unsfeierlich gar noch den K riegerklären,ist gleich*

giltig. Ih re T ru p p e n kom men, selbst w e n n die W erften genug Schiffe bauen, nicht oder viel zu spät über den O zean, durch dieM in e n fe ld e r un d T auchb o o tketten. W ir haben schon viel zu lange gew a rtet. Jetzt oder niel D er Sieg ist sicher!“ D ie M ilitärcensur sorgte dafür, daß kein w arnendes, kein an die G e b o t e internationaler Sittlichkeit m ahnendes W o rt hörbar w urde. G estern ersetzten D enunzianten die M ilitärbefehls*

haber auf diesem G ebiet. Alles A ndere war wie damals.

,,D er Friedensvertrag ist D eutschlands T o d . W en n wir uns weigern, selbst u n se rT o d e su rth e il zu unterschreiben, w ahren w ir die Ehre un d riskiren nichts. D enn schlimm er kanns ja nicht w erden. N u r besser. In Italien u n d Frankreich steht die R evolution bevor u n d in E ngland gährt es gefährlich.

Auch die A m erikaner fürchten, d aß ihre T ru p p en in Deutsch*

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36 6 Die Zukunft

land bolschew isirt w erden. Bleiben w ir standhaft, so er*

halten w ir nach kurzer Frist einen unvergleichbar besseren V ertrag.“ Solches G eschw ätz hörte man an jed er Ecke. D as w urde gedruckt u n d geglaubt. D ie es verbreiteten, beriefen sich auf „höchst zuverlässige Berichte aus neutralen u n d feindlichen Ländern, w o m an genau wisse, d aß der V ertrag der letzte Bluff der E ntente sei u n d d aß M r. W ilso n sich ohne D eutschlands U nterschrift in seiner H eim ath über*

ha u p t nicht sehen lassen k ö n n e .“ M it so jäm m erlichem Ge*

rede suchten G ew issenlose auf die Stim m ung einzuw irken.

M it noch gröberen K ünsten. Ein paar P rob en: die Sache wills.

„D eutsches Volk! Wach auf! Rühre D i c h ! D urc h das ver­

brecherische Treiben vaterland loser Gesellen ist D eutschland zu Fall gebra cht w orden, angesichts unerbittlicher Feinde vor D eutschlands T h o r e n ! Deutsche Schurken sind unseren tapferen Kriegern an der F ro n t in den Rücken gefallen und haben unsagbar es U nglü ck über das.

deutsche Land gebracht und seine Z uk u n ft in Frage gestellt. Im Ver­

trauen auf einen gerechten Frieden hat. Deutschland die Vierzehn P unkte Wilsons und die Waffenstillstands bedingungen angenom m en und die Waffen gestreckt. Politische un d diplomatische Unfähigkeiten auf deutscher Seite haben unseren grausam en Feinden Handsciiellen geliefert, durch welche Deutschlands Lebensinteressen aufs Schwerste gefesselt werden. Unse re traurige Lage haben die Feinde trefflich aus­

genutzt. Wie sehen die Friedensb ed in gungen nun a u s ? W ie ein Sklaven­

vertrag! Sie bedeuten die V ern ic htung Deutschlands. Nach d e r Ab­

sicht der Leinde 'werden und sollen wir wie V erbrech er behandelt werden. Das ist ein Schurkenstreich unserer Feinde. Deutsche Männer u n d deutsche Frauen, wenn wir noch einen Funken Ehrgefühl haben, müssen wir uns dagegen auflehnen; und uns Das verbitten. Bismarck reckte sich um so kräftiger auf, je g rößer seine V erantw ortung und seines Volkes Notli war. Wollen wir nun unseren Rücken k rü m m en ? Bismarck prägte die stolzen W orte: ,Wir Deutsche fürchten Gott, sonst nichts in der Welt!' Soll es nun heißen: ,Wir Deutsche fürchten Alles in der Welt, fürchten unseren eigenen Muth, n u r nicht G o t t '?

Deutsche M änner und deutsche Frauen, w ir Alle, die wir noch ein starkes deutsches Fierz haben, wir müssen nicht bitten und jam m ern um einen gerechten Frieden, um E rm äß ig u n g d e r Friedensb edin gungen.

Nein, wir müssen fordern, daß es d u rc h die W elt hallt, wir müssen unser Recht auf gerechten Frieden fordern, sonst verdienen wir. von der Welt verachtet zu w e r d e n ! Wach auf! Rühre Dich! Deutsches Volk!“

„A ufruf! An das deutsche Volk! Eine Minderheit von M em men und Vcrräthern will unter V erh ö h n u n g der Verfassung, welche die Mehrheit des deutschen Volkes sich selbst gegeben hat, das ganze deutsche Volk zu ehrlosen V erbrech ern stempeln, indem sie. ohne die Mehrheit des Volkes hinter sich zu haben, den von d em kapita-

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Friede 3 6 7 listischen Entente-Imperialismus diktirten Schmach- und G ew altY eden unterzeichnet. Sie will das Volk! glauben machen, daß, wenn ihre Namen unter den sogenannten Friedensverträg setzen, das Reich er­

halten bleibe, Friede sei und die Gefangenen zurückkehren werden.

Dieser sogenannte Friede bedeutet aber die Verewigung des Krieges, er bedeutet H unger und Tod für Millionen, Zerfall des Reichs, ewige Ehrlosigkeit für alle Deutschen. D er V ertrag enthält das E ingtsändniß,

•daß Deutschland von ehrlosen Verbrechern bew ohnt ist, er verlangt die Auslieferung deutscher Bürger zur Aburtheilung durch unerbittliche Feinde und durch jeden Raubstaat, der eine Auslieferung verlangt.

Durch die w irtschaftlichen Bedingungen des Vertrages wird es un- mögfich, die Renten der Kriegsbeschädigten und der Hinterbliebenen zu bezahlen, und das ganze deutsche Volk wird zum ewigen Fro-ndienst für die Ententekapitalisten verurtheilt. Der Vertrag bestimmt nicht nur, daß die Entente über alles deutsche H ab und G u t im Inland frei verfügen kann, sondern auch, daß aller deutsche Besitz im Ausland eiugezogen wird und daß der Deutsche im Ausland keinen Handel w ehr treiben kann. Er bedeutet also auch die Preisgabe aller Deutschen im Auslande. Die Verräther am deutschen Volke, die unterzeichnen wollen, behaupten, daß bei U nterzeichnung der feindliche Einmarsch unterbleiben werde. Das ist eine Lüge. D er V ertrag bestimmt, daß die Entente einmarschiren darf, um' die Sicherung ihrer Forderungen durchzusetzen. Da aber Jeder, auch die Verbrecher, die unterzeichnen

*K)llen, weiß, daß die Forderungen nicht erfülllbar sind, so ist es klar,

<^iß der Einmarsch erfolgt, auch wenn unterzeichnet wird. D er Vertrag ingt zwölf Millionen Deutsche unter ein fremdes Sklavenjoch. Der Jsten wird sich Das nicht gefallen lassen. Er wird abfallen. Und so :'-;t e< gleichfalls klar, daß das Reich zerfällt, gerade wenn unterzeichnet

■wird. Wollt Ihr das Reich vernichten helfen? W ollt Ihr verhungern?

Wollt Ihr ehrlose Sklaven sein fü r ewige Zeiten? Niemals! Deutsche aller Parteien, vereinigt Euch! Nieder mit dem Schmach- und Gewalt- .■frieden! Nieder mit den Verräthern, die unterzeichnen wollen!

Vereinigung für soziale Aufklärung.“

..Kameraden und Genossen! W ir fordern: Sofortige A blehnung

• des angebotenen Schmach- und Hungerfriedens! Wir wollen unser Vaterland nicht in Knechtschaft bringen! Keine Verhandlungen mit

den Schurken, die uns soi belogen und betrogen haben! ,W ir führen Kampf gegen die Monarchie, nicht gegen das deutsche V olk/ hat Lloyd George in der Northcliff-Presse gesagt. Er wußte, daß nur eine einheitliche Führung das deutsche Volk unüberwindlich macht. Des­

wegen wollte er das Kaiserthum beseitigen! ,D eutsche können nur durch Deutsche besiegt w erden/ hat Lord Northcliff (früher Jude

•■Stern-Frankfurt am Main) gesagt. Deswegen gaben die Engländer und Juden der ganzen Welt Geld zur Schürung der Revolution. ,Die Revolution ist der Stern Ju d a s/ hat d er französische Jude und Frei­

m au rer Cremieux schon vor fünfzig Jahren gesagt. Er w a r d e r Be-

•gründer und langjährige Präsident des all jüdischen W eltbundes, der

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3 6 8 Die Zukunft

Alliance Israelite Universelle. So wurden schon danuls die Logoii des- Auslandes von Juden geführt. Die Juden wollten nicht, daß wir siegten.

Deshalb fhaben unsere O berjuden: Ballin, Rathenau, Jam es Simon usw.,.

den Kaiser falsch berathen. Deshalb haben sie dafür gesorgt, daß der Kaiser Freimaurer zu Ministern und Gesandten machte, woil si_* ihre willigen W erkzeuge waren. Manche von ihnen dienten so unbew ußt dem Siege der Feinde und d er Knechtung des eigenen Vaterlandes.

Denn die Freimaurer haben dreiunddreißig G rade und die unteren:

G rade erhalten ihre Befehle von den oberen, aber sie werden ü ber deren letztes Ziel stets getäuscht oder im Unklaren gelassen. Das~

wirkliche Ziel der Freimaurerei ist die Beseitigung der Throne und Altäre und die A ufrichtung der Juden- und Freimaurerherrschaft über die ganze Welt. Wir rufen: Nieder mit der Judenherrschaft in Deutsch­

land, die uns so weit gebracht hat und jetzt ganz verrathen w ill! Friede,.

Freiheit, Brot hat sie uns versprochen, Knechtschaft und H unger hat sie uns gebracht. An den Galgen mit den Drahtziehern der Revolution,, bevor sie uns ganz zu G runde richten. Hinaus aus Deutschland mit den anderen Juden! Betrogen haben sie uns, absichtlich betrogen, um Deutschland zum Bürgerkrieg und zum Bolschewismus zu treiben.

Die besten Deutschen sollen sich gegenseitig totschlagen. So sollen die deutschen Führer beseitigt w erden; und die Juden wollen dann an ihre, Stelle treten. Dann wollen sie die deutschen Arbeiter knechten und aussaugen. Deshalb haben sie fünfzig Jahre h n g gegen die Arbeitgeber gehetzt. Deshalb haben sie den Arbeitern geschmeichelt

und sie als bessere Menschen hin gestellt. Deshalb haben sie die Arbeit­

geber als Blutsauger beschimpft, weil sie die wirklichen Blutsauger werden wollten, die alleinigen und allmächtigen. .Weshalb wurden sie aus Egypten vertrieben? W eshalb im Jahre 1290 aus England? Weil sie es do rt eben so getrieben haben wie bei uns. Deshalb auch ^us.

Deutschland hinaus mit den Juden! Kameraden und Genossen! Wir wollen keine Judenknechte werden und keine Englandsknechte! Wir wollen wieder Zucht und O rdnung haben in unserem Vaterlande. W ir wollen wieder ein O berhaupt haben, das uns führt. Es braucht kein König zu sein. Wir wollen wieder kämpfen gegen unsere Feinde!:

Wir wollen siegen oder untergehen! Wir rufen einen Mann an unsere Spitze, d er sein Vaterland über Alles liebt, der ein tüchtiger F ü h rer ist und ein H erz hat für seine Untergebenen. D er Mann ist da! W e r einverstanden ist, veranstalte Versammlungen und sende Zustim mung­

erklärungen. Sagt nicht: ,Wir müssen nachgeben, denn wir haben keine Lebensmittel.' Freilich ist es knapp, aber wenn wir erst frei sind von der Judenherrschaft, so bekommen wir Lebensmittel aus- Serbien und aus dem G ebiete von Ungarn, das die Serben besetzt haben. Wir hätten sie längst hier und hätten vor d er Besetzung m ehr erhalten. Aber die Juden im Reichsernährungam t haben den Ver­

tragsentwurf abgelehnt, um uns auszuhungern, denn ihre eigenen Speisekammern sind voll bis an die Dpcke. (Bericht eines zufälligort Augenzeugen.) Die Unkenntniß der jüdischen Stammesreligion ist es.

letzten 'Endes, die uns so weit gebracht hat.“

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Friede 3 6 9 ’ An alle Deutschen!

An die Regirung der Niederlande wurde gedrahtet: „Dankerfüllt für die Gastfreundschaft, die Holland dem Deutschen Kaiser gewährt, bittet der Deutsche Offizierbund auch im Namen von Millionen Deutscher die Regirung der Niederlande, die Auslieferung des Kaiser^

zu verweigern. Wir können unseren ehemaligen Kriegsherrn jetzt mit unseren Leibern nicht schützen, erwarten a b jr von dem Edelrnuth der Niederländer, daß uns die fetzte und erniedrigendste Schmach erspart bleibt. D eutscher Offizierbund Berlin. Bundesleitung."

So m iß tö n ig heulte K indsw ahn un d H etzru f durchs deutsche Land. G anz wie in den ersten W o ch en von 1917. N u r sind die M assen nicht m ehr so leicht zu um nebeln. D ieU nab*

hängigen, die „eigentlichen“ Sozialdem okraten, denen seit dem M ai H u n d e rtta u sen d e Zuströmen u n d unter deren V ordrang, w enn m orgen gew ählt w ürde, die Partei Ebert» Scheidem ann versänke, forderten in einem M anifest die U nterschrift und alle Zeichen sprachen dafür, d aß die gro ß e M ehrheit städtischer u n d ländlicher A rb eiter ihnen zustim m te. D ie N ationalver*

Sammlung, die dem alten, m itschuldigen Reichstag im W esen ähnelt, ließ sich durchaus von innerpolitischen, parteipoliti*

sehen E rw ägungen leiten; jed e F raktion fragte, m it welchemVo*

tum sie am Besten vor ihren W ä h le rn bestehen könne. D ie mei*

sten M itglieder haben alles von 1914 bis 1918 G eschehene ju*

beln d m itgem acht u n d gleichen in ih re m T o b en ü b er die H ärte des V ertrages n u n Leuten, die in einem L u xusrestaurant die theuersten Leckerbissen geschm aust haben u n d dan n den W irth , d er ihnen die R echnung schickt, einen B etrüger schel*

ten. A u ch m ir scheint die R echnung allzu hoch, scheint d er G eist, d e rd ie A d d itio n gem acht h at,n ic h t überall der, von dem wir den Bau neuer W e lt erw arten. O ft aber habe ich ge*

sagt, w arum ich, leider, das M iß trau e n u n d den G ro ll be*

greife, von dem auch die letzten U rk u n d e n der Friedens*

Stiftung noch gefärbt sind. Vom N o v em b er an hätte ich der V erh and lun g eine ganz andere Em pfindensbasis zu schaf*

fen versucht, als in Berlin, W eim ar, Versailles gew ollt w urde, u n d w eder das U nrech t der K aiserlichen R egirung noch den W affensieg d er gegen uns v erb ü n deten H eere ver*

schwiegen. M an m acht nicht eine R evolution, um nachher alle K raft an die V ertheid igu n g des gestürzten Systems zu setzen, w enn man sich diesem System nicht durch Schuld*

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3 7 0 Oie Zukunft

gem einschaft v erb u n d en fü h lt: u n d erst nach A usm erzung d er von solcher G em einschaft Befangenen k o nnte ein Friede reiner G erech tigkeit w erden.

W a s n ü tz t n u n die U n tersch rift, was ih r D atum , w enn sie nicht aus dem B ew ußtsein kom m t, d a ß sie ein a u f dem A ltar d er M enschheit no thw endiges O p fer ist? N o c h sind achtzig Prozent des deutschen B ürgerthum es wie von Evangelien»

W ahrheit überzeugt, d a ß D eu tsch lan d zu A b w eh r eines von N e id u n d R achsuchttückisch v orbereiteten Angriffes gekäm pft h at u n d d a ß sein von W affen u n ü b erw in dliches H eer „eine N asenlänge vor end giltigem S ieg“ d u rch ein von R u ß lan d be»

zah ltesC o m p lo t vergiftet w orden ist. W o diese U eberzeugung ins W an k en gerieth, d a ist eine deutsche A b a rt von N ihilism us entstanden, der an gar nichts m ehr g lau b t und m it dem Stolz eines heim lich die erste C igarre rauchenden K naben sich in den T aum el d er grö b sten m ateriellen G enüsse stürzt. Statt diese Stim m ung noch d ad urch zu n äh ren , d a ß m an den W e lt westen als von grausam en H en k ern bevölkert malt, d en Friedensvertrag als ein M o rd in stru m en t, D eutschlands Unter»

gang als gew iß bezeichnet, m ü ß te m an alle K räfte des G eistes, der Seele in d e n D ie n st der A ufg ab e stellen, die Sinnes*

w irrniß zu lichten, die ein im K ern gutes V olk an diesen A b g ru n d verleitet hat. Je d en von un s h a t sie einm al mit*

ergriffen; denn von der un tersten Schulklasse aus ist uns unw ahre W a h rh e it u n d unm oralische M o ral für den ganzen Bereich der Erd* u n d V ölkerbetrachtung eingehäm m ert wor»

den. D ie E rziehung zu germ anocentrischer, borussocentri»

scher W eltan sch au u n g h a t den A cker gepflügt, der jetzt so entsetzliche E rnte trägt. A uch in and eren Ländern, von an deren N a tio n e n ist g esü n d ig t w o rd en u n d n u r Pharisäer dü rfen alle S chuld, alle Flüche au f D eu tsch lan d häufen.

Kehre d rum Je d er vor seiner T ü r: u n d die E rde w ird sauber.

D u rc h d en (n ich t la u t genug gerüh m ten) E ntschluß, einen o pfervollen Krieg n u r für eine Idee, ohne A nspruch a u f G ew inn u n d E ntschädigu n g , zu fü h ren , h a t A m erika m it hellem G lo ck en to n die neue Z eit eingeläutet. Sie w ird nich t das T au sen d jährige Reich sein, au f dessen W iesen T iger u n d Lamm in sü ßer E in trach t grasen. A b er sie w ird üb er dem G ra b des U n h eilsg lau b en s erblühen, d a ß ein

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