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Die Zukunft, 27. März, Jahrg. XXIII, Bd. 90, Nr 26.

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(1)

xxllL Jahrg. gerUIyden 27.März1915. Ye.26.

Herausgehen

Maximilian Kardew

Inhalt:

sehe

sticht-. VonJohannes Maria Verweyen .............881

»seit-weich al-llawisrhe Von-macht VonMoriy Benedikt .......387

DsulfcheVers-. VonTheodor Sufe .................391

schritt-se inderDrbetttxekke. VonKarl Ientsch ...........393

per heiligeDem-m VonEinil Marriot ...............408

Kapitalposten-um Vonkadon ..............·..-..412

Uachdruck verboten.

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Erscheint jedenSonnabend- sceu vierteljährlic-5more de-eiuzaueNumme- 50Pi.

Berlin.

Verlag der Zukunft WilhelmstråßeZa.

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HARDEN

Chor

BISMARCH

in seinem Werk Preis ungebund.M.ll—.In

zweiHalblederb. M. 15.—·MitPorträt d.Autors inKupferstich.

Erster Teil(einzeln) ungeb.M.5.—.Leinenb.M. 6.50. 39.Aufl.

lnhalt: DeralteWilhelmJBismarcchKaiserinFriedrich XJohanna Bismarck XRichter Xstöcker XGallifetXHolsteinl W’aldersee,s«etc.

Zweiter Teil(einzeln)ungeb.M.6.——.Leinenb. M.8.—. 19.Aukl.

Inhalt: Der jungeWilhelm lKaiserin August-a XNikolaus lI.,- Franz Josef JKönig Ludwig XLeoXlll. J Lueger l Briand »- Herbert Bismarck JTolstoi undRockefeller XKing Edward Jetc.

Brich Reiss Verlag-Berlin W. 62

O I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I I s I I I .

alleZuschriften, die fürden

Änzeigen-Teil

dieserWochenschrift bestimmt sind.ausschlieBlich an

Max Kirstein

ÄlleinigeÄnzeigen-Annahme der Wochenschrikt

DIE ZUKUNFT

, Berlin 8W68 Matkgtafenstr. Nr. 59

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Berlin, den 27.März 1915.

f Jst-IV A

Fichte.

nderMenschheitlebt derTriebnach Verehrung Sehrver- schiedenartig wirktersichaus. Durch Anbetung der Gott- heiten, durch VerherrlichungVon HeiligenundHerer. Nicht ohne Grund verlangt des-halb auchderPositivistAugustEomte,demdie Bedeutung der ,,adoration·· nicht verborgen blieb, fürdasdritte Stadium einen Kultus der,,groß;enM-enschen«.JeeinTag soll ihrer besonderen Erinnerung gewidmet sein,deralte,metaphysisch gerichteteKalexidereinen reindiesseitigen Inhalt gewinnen. Schon giebtesheute diesesneue Kalendariutm Was abermachtMen- schenund Zeiten verehrungwürdig?Die überhistorischenund überpersönlichen Ideen, diein ihnenzur Erscheinung kommen·

Auch aufdemKulturgebiet derWissenschaft Nichts liegt ihrem WesenferneralsGötzendienstzutreiben mitDsenen,dieihrneue Werthe brachten. Gerad-e diekritische Helle läßtdieEndlichkeit jedes,auchdesgrößten Forscher-sundEntdeckers erkennen. Einen bahnbrechenden Denker wirklich erfassen, heißt:in irgendeinem Sinn überihn hinausgehen.Undzwarim Namen desselben Logos

"(mögenwirihnnun transszendental oderzugleich transszendent derstehen), an dessen Gegenwart alle ernste, sich selbst rechtbe- greifende BemühungumWahrheit geknüpft ist. DieseVerantwor- iung vordemForum idealer Forderungen,über-individuellerGel- tungansprüche dürfenwirgetrostden HeiligenGeistderWissen- schaftnennen. Erschlingteinunsinnl-iches,aberleichterkennbare-I Band umAlle,dieanallgemeingiltiger Denkweise theilhaben.

Johann Gottlieb Fichte PflegtalsNachfolgerKants bezeich- metzuwerden. JngewissemSinn mitRecht Nichtnur chrono-

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382 DieZukunft-,-

logisch, sondern auch sachlich. Jn demlSystemdesKritikers der reinen Vernunft war-en entwickelungfähige Elemente, aufdieer zum Theil schon selbsthingewiesen hatte.SosprichtKant dieEr- wartung aus, ,,esdereinst vielleichtbis zur EinsichtderEinheit desganzen reinen Vernunftvermögens,destheoretisch-en sowohl alsdespraktischen bringenundAlles auseinem Prinzip ableiten zukönnen, welchesdasunvermeidliche Vedürfnißdermenschlichen Vernunftis«.Auch sei,wieerin anderem Zusammenhangmeint, vielleicht »dasjenige Etwas,welchesdenäußeren Erscheinungen zum Grunde liegi«,als Numenon oder als transszendentaler Gegenstandbetrachtet, auch- »zugleichdasSubjektderGedanken«.

Vielleicht sei Das,was derErscheinungder Materie oderden Gegenständendes äußerenSinnes als Ding an sich selbstzu Grunde liege,gar nicht so ,,ungleichartig«mitden transszendemi talen Gegenständendesinneren Sinnes. Hierwiesonstfreilich war Kant vonderVoraussetzung geleitet,esgebe(freilichuner- kennbare) Dingeansich.An dserenExistenzzuzweifeln,war ihnr nacheinem wichtig-en Geständnisder Vrolegomena »nieinden Sinn gekommen«.Endlich hatteKantbereits dieVermuthung ge- wagt, daß. Sinnlichkeit und Verstand, Rezeptivität und Spon- taneität aus ,,einer gemeinsamenWurzel« stimmten

Fichtes Weiterbildung kantischerGedanken (er hatte dabei einen VorläuferinReinhold, demVerfassereiner ,,AeuenTheo- riedesVorsstellungvermögens«)bestehtindemvVersuch,alldiese Dualismen aufein einheitliches Prinzip zurückzuführen Hatte schon Jacobi geltend gemacht, ohne Dingansichkomme man nicht indieKritikderreinen Vernunfthinein,mitihmkönneman nicht darin bleiben,so hält Fichteden DingansichsVegriff geradezu füreinen unvernünftigen, füreine ,,völlige· Verdrehung der Ver- nunft«.Stoffund FormdesErkennens werden nach ihmvondenr absolut thätigen Jch geschaffen. So, daßalles Nicht-Ichlediglich alsverminderte IAktivitätbegriffenwird. Das metaphysisch nicht empirisch gemeinteJch setzt nach Fichtesbekannter Formulirung nichtnur sichselbst,sondernessetztsichzugleichlentgegeneinNicht- Jch, durchdasessichselbst beschränkt(theoretisch)und dases wie- derum beschränkt(praktisch).Damit glaubt FichtedenGegensatz theoretischerund praktischer Vernunft überbrücktzuhaben: durch denVrimatdesthätigen Jchs.

Durchsolches »Deduziren«,wieFichteesselbst nennt,tritt er dasErbe derTransszendentalphilosophie an. Handelt docheiner derschwierigsten AbschnittederKritik der reinen Vernunft von dertransszendentalen Deduktion. derKategorien,. deren Giltigkeit

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Fichte 383 oder,wie Kant sagt,empirischeBealität unbeschadet, ja,gerade weg-enihrer transszendentalen Idealität nachgewiesenwerdensoll.

Zwar sinddieKategorien apriori,weilschlechthin, nichtnur kom- parativ allgemeingiltig; zwar stammensie nichtaus der Erfah- rung, doch sind sieneben denAnschauungformen von Raum und ZeitdieBedingungen jeder möglichen Erfahrung undihrer-Gegen- stände;und insofern von überempirischem Wahrheit-·oder Er- kenntnisz.werth.

Wissens chaftlehrenennt Fichte,miteinembisheut-e gebräuch- lichen Terminus diephilosophische Besinnung aufden Geistder Wissenschaft. NichtsAnderes isstihmdietheoretisch-ePhilosophie als dasStreben, den »Grundaller Erfahrung anzug-eben«,das GefügederKategorienaufzudecken,aus denen sichalleErkennt- niszalsaus ihren Urbestandtheilen aufbaut. Undso sehrrückt er, trotzallen späteren Abweichungen imEinzelnen, in dieNähe Kants, dasz seinanonymer ,,Bersucheiner Kritik aller Offenba- rung« (1792)alsdaserwartet-e Werkdeskönigsberger Philosophen angesehenwurde. Schon diesezufälligkeit war geeignet,denBuhm desbis dahinnochUnbekannten zubegründen.

Aber trotz(o-der, richtiger-, gerade wegen)dertransszendes1:-- talen Methode war Fichte keineswegsein BerächsterderErfah- rung. Erwar esso wenigwieetwaSchellingoderHegeLmochten auchalleDreieinem einseitigen undunkritischen Empirismus ab- hold sein.Wie unberechtigt dielandläufigenVorwürfe dieserArt sind, dafürzeugteineweniger gekannteSchrift Fichtes: sein1807 geschriebener, ersst1817veröffentlichter ,,Deduzirter Plan einer zu Berlin zuerrichtenden Höheren Liehranstalt«.Fichtewarnt darin vorzwei Extremen. Diejenigen, »welcheapriori phantasirten,wo esgalt,Fakta beizubringen, seieneben sowieDiejenigen, diesich aufdiewirkliche BeschaffenheitderDinge beriefen,wodasaprioksis sche Jdealdargestellt werden sollte,vondenVerständigenmitder gebührenden Verachtung angesehenworden«.Sso werdeetwa,»was überhaupt Gesetz sein solle, schlechthinapriorierkannt«.Dagegen bedürfe »die Kunst,diebesondere Gestalt dieses Gesetzes sür jede gegebene Zeitzufindenundesihr anzuschmiegen,derErfahrung dergesammten bekannten Zeit«. Zwar seiderphilosophische Geist in denWissenschaften unentbehrlich,aberzugleich müssedie»Mit- wirkungdeshistorischen Wissens«darüber wachen, »daß. nichtin empirischen Fächernaprioriphantasirtwerde, stattgründlicher Gelehrsamkeit«.Aber Fichtewillals »spekulativer«Denker auch nichtsvon einer bloßen Anhäufung derThatsachenwissen,von einem rohen Empirismus, wiewir esnennenkönnen.Ueberall

Lo«

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384 DieZukunft.

kommtesihm vielmehr daran an,dieFülledesHistorischen (das ja sehrweitüberdieGeschichteimengeren Sinn hinausragt) aus einem einheitlich-en Prinzip zu»deduziren«, siealsorganisches Ganzes zubegreifen. JndiesemSinn meint ergegen Schlußdes erwähnten Planes, seine einzelnenVorschläge seien nicht unerhörte Neuerungen ;Originalität aber könne sein Entwurf wenigstens insofernbeanspruchen,als eralleanderswo schon bestehendenEin- richtungen, »durcheinen klaren Begriffinihrer eigentlichenAb- sicht verstanden, sieaus diesemBegriff heraus wiederum voll- ständig abgeleitet und sie sozueinem organischenGanzen ver- webthabe«.

Zugleich läßtdieDienkschrifterkennen, welche-nAntheil Fichte, derersteNektorderberliner Universität, auchanderOrganisation deswissenschaftlichen Geist-es seinerNation nahm,wie ferner einer weltfremden Spekulation und Philosophie blieb. Obgleich geradeeralsechter »Idealist«dieinsich selbst gegründete Giltigs keitder Jdeen gegenüber dem rein Thatsächlichenalssolchem, gegenüber mehroder wenigerzufälligen Einrichtungen und Ge- bräuchenmitLeidenschaft verfoch«t;wiederum ganzim Geist Kcints, dersich nichit scheute,von einer ,,pöbelhaften Berufung« aufdie Erfahrung zureden,wenn esgalt,unvollkommene Erscheinungen derErfahrungwelt nachderIdeeumzuformen. Auch Fichte hatte einen zutiefenBlickindas ReichderIdeen gethanund siezu hellinihrem eigenenGlanze leuchten gesehen,als daß.erihnen Lichtvon demEmpirischenals solchemzuborgen brauchte.

Dennochwar erkeinschwärmender Jdeologe. Vielmehr in demganzen Bereich seines SchaffenseinPhilosoph derThat,ein praktischerPhilosophindesWortes besterund vornehmister Be- deutung. Alssolchen drängteesihn, seiner geliebtenldeutschenBa- tion insGewissenzureden, dasz sie sichwieder aufsich selbsstund diestarken Wurzeln ihrer Kraft besinne. Jn diesenReden und in denberliner Vorlesungen über»Die Grundzüge desgegenwärti- gen3eitalters«,dieseineGeschclchtphilosophieenthalten,wirktFichte alsErzieher im-Sinn Platons, alsGesetzgeber,wieNietzsche sich denechten, nichtintoter Gelehrsamkeit aufgehenden Philosophen dachte,alsProphet,derdiegegenwärtige Lage unerträglich findet und denletzten Augenblickzur Abwendung derKatasstrophege- kommen sieht.Sielten wohlwar ein Seher zuviersichstlicherüber- zeugtvon demunfehlbaren Kommen desgeschauten Reiches-der ,,Pernunft« und dies»allgemeinen Friedens«als Fichte.Man spürtdasFeuer seinerSehnsucht,wenn er inderAbhandlung überdieBestimmung desMenschen ausruft: »Sokannesun-

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Fichte. 385 möglichbleiben sollen;esmuß,oesmußanders undbesserwer- den!«So sprichteinePersönlichkeit,dieinsichselbsteinen aufs Höchste gesteigert-en Thåtigkeittrieb,einen wahren,,Thatensturm«

fühltund ihre Verfassungdann indieRegion verbindlicherNor- men fürdas ganze Menschengeschlecht projizirt: »Nicht bloßes Wissen istDeine Bestimmung, sondern nachDeinem Wissen Thun istDeine Bestimmung. Soertönt eslaut imInnersten meiner Seele,sobald ichnur einen Augenblick mich sammieleundauf mich selbstmerke.Nichtzummüßigen Bes chauenundBetrachtenDeiner selbstoder zum Brüten überandsåchtigen Empfindungen, nein:

zumHandelnbistDuda;Dein Handeln und allein Dein Handeln bestimmtDein-en Werth.«

Dieenergische Forderung desHandelns,derThatbildet nicht.

etwa nureinen gleichsam isolirten BesstandtheilderEthik Fichtes.

Sie folgtsaquseinenmetaphysischeinIGrundanschauungen mitNothW wendigkeit. Auchdie Deduktion des-Nich-t-JchsausdemlJch istschon ethisch gerichtet.Das nach Thåtigkeit lechzende Jch verlangt ein Material, an demessichauswirkt und seine »Bestimmung«er- füllt. Jndem Fichte dieseBestimmung von vorn her-einalseine ,,sittliche«faßt, kann, ja, muß.er dieWelt geradezuals»dasver- finnlichteMateriale unserer Pflicht«bezeichnen.Stammt alsonach ihmdie ganze sichtbareWelt aus einer ursprünglichen sittlichen Forderung, gründet sichalles Sein aufeinSollen, so liegtvol- lends dieethischeDeduktion derWissenschaft nah. Jetzt überrascht uns nicht mehrseinSatz: »Ausdem Gewissenallein stammtdie Wahrheit.« NichtderVerstand seiesimleigentlichen Sinn,der unsErkenntniß liefere,überWahrund Falsch entscheide, sondern derWille,dasErkannt-e nun auch wirklich »geltenzulassen«. Auf die »Gesinnung«komme esdaruml beidemStreben nach Wahr- heit,bei derBildung überhauptan.

Der Denker, dessen transszendentale Betrachtungweisezur philosophischen Erfassung deswissenschaftlichen Geistes drängt, war tiefund umfassend genug,um zugleichdenethischen Geistdes selben Kulturgebietes zuwürdigen.Der»Bestimmungdes Ge- lehrten« (solautete dasThema seiner erlanger Vorträgeim Som- mer 1805)schenkteerbesondere AufmerksamkeitEsklingtwie das Hohelied aufdieMissiondesForschers, besondersdesPhiloso- phen,und zugleichwieeineernst-e Mahnung, mitdem Professor denEonfessor,mit derGrkenntnißdas Bekenntnißzuverbin- den,wenn Fichtedas Bewußtsein von sein-er eigenen Bestim- lmungin dieWorte faßt: »Auchmir an meinem Theilisstdie Kultur meines Zeitalters undderfolgenden Zeitalter anvertraut.

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386 DieZukunft,

Jchbindazu berufen,derWahrheit Zeugnißzugeben; anmei- nem Leben und an meinen Schicksalen liegt nichts;an denWir- kungenmeines Lebens liegt unendlichviel. JchbineinPriester derWahrheit; ichbin inihrem Sold, ich habe mich verbindlich gemacht,Alles für siezuthunundzuwagen undzuleiden. Wenn ichum ihrer willen verfolgt und gehaßt werden,wenn ichin ihrem Dienst versterben sollte:was that ichdenn Sonderliches, was that ichdenn weit-eralsDas,wasichschlechthin thun mußte?« So fieht Fichte seine ThätigkeitvonpriessterlicherWürd-eund Verant- wortlichkeitumkleidet undbestätigtdamit zugleichdieAuffassung, dieimAnfang dieser Zeilen ausgesprochenwurde.

Solcheundviele ähnliche Wort-e,dieFichte geprägt hat,ver- dienen, mitUnsterblichkeitgekröntzuwerden. Mag dieendliche Hüllevon Fichtes System«derZeitdenschuldigenTribut zahlen.

Auch hier dürfenwirsagen:Esbeharret imWechselderGeist.Die letztenMotive seinesDenkens sind auchbeiFichte nichtimmer zu einwsandfreierEntfaltung gelangt.Wie lebendigauchinihmdie Ideedesallgem-eingiltigen Wissensgegenwärtigwar, Tempera- ment undKonstruktionlustdes Denkers hindertenoft ihreVerwirk- lichung.Wer sich nichtan dem«Schwung seiner packendenWorte und mitreißenden Jnspirationen berauscht,wer KraftundZucht zurkühlenKritik sich bewahrt, sieht sich oftvoreiner Dürftigkeit·

Spöttischerals nöthigundberechtigt,aber nicht ohne jedenGrund, spricht Schopenhauer von Fichtes ,,Wissenscha«ftleere«als einer ,,Karikatur derkantischen Philosophie«.Statt einer organischen BerknüpfungvonVegründungenbietetFichte oft mehr einSystem bloßer Behauptung-en und,,Ueberzeugungen«,diedem«Charakter und Herzen ihres UrhebersvielleichtalleEhre machen,diestrenge allgemeingiltige Methode aber vermissen lassen.Denn Intui-

tionen,hinterdenen sich (nicht immer, doch nicht selten)Konsu- sionen verbergen können, erwerben inderWissenschaft erstdann Heimathrecht, wenn siedie Probe der Deduktion oder Induk- tion, allgemeingiltiger Begründung, bestehen.

Doch Fichte,derDenker und diePersönlichkeit,bleibteigen- artig und groß-.Alsein ,,kolofsaler,diamantener Geisst«,derauf- rechtund klarwieein Felsemporragt (nach Carlyles treffenden .Worten in»HeldenundHeld-enverehrung«),»einCato maior in einer heruntergekommenen Zeit,ein Mann, würdig,inderStoa zulehrenund indenHainender Akademie überSittcichkeitund Schönheitzuunt-errichten«.Als Erzeuger einer kraftvollen ethi- schen Stimmung imNahmeneinerpantheisstischen Metaphysik,die ineinem symbolischen Theismus Gott und,,moralifcheWeltord-

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OesterreichalsslawischeBot-macht 387 mung«"identifizirtunddadurchderebensothörichtenwiebequemen Anklageauf.,,Atheismus«verfiel.Alseinmarbiger Repräsentant Desvielgerühmten,imtäglichenLeben freilich manchmal vermißten deutschenJdealismrus Als einer derDeutschen, aufden sein eigenes Wort Anwendung findendarf: ,,Charakter habenund deutsch sein, .i-stohne Zweifel gleichbedeutend.«

Bonn. Dr.Johannes Maria Bei-wehen

M

Oesterreich als slawische Vormacht.

Seel-werHerr .Harden,alsSieimSpätherbst1913Ihren Vor- --.-,traginWien gehalten hatten, besprach ichmitJhnenunter Anderem denPlan zudiesem Aufsatzund Sie stimmtenmeiner Ansichtbei, daß Oesterreichs Stellung alsslawische Vormachteine fundamentale Lebensbedingung dreier großenGruppen sei:des Deutschen Reiches,der Deutschen inOesterreichund der Ma- gyaren. Jch hattedenPlanzudieserArbeit langemitmirher- iumgetragen. Aber ich hatte Zweifel, obSie den Aufsatzver- öffentlichen würden,weilichdarin einen herbenTadel gegendie Tdeutschenundpreußischen Machthaber und Politikerwegen ihrer smirverfehlt erscheinenden Polenpolitik mit absoluterNothwens idigkeit fürden ganzen Gedankengang aussprechen mußte.Sie hindern dieVeröffentlichung dieser Meinung nicht. Eine schwere Erkrankung verzögertedieAusführungmeines Planes. Das war gut. Meine Worte wären,wie oftfrüher, verhallt oder hätten Gehässigkeitenerzeugt. Denn sieertönten gegen vielfacheLeiden- sschaftenzund die nationalen sinddieheftigsten.

JMMEIZWenn solchenationalen Reibungen eine bedrohliche Stärke erreichen,wirddieFrageaufgeworfen:Werhat angefangen? ZurrichtigenBeantwortung derFrage mußman oftauf Jahrhunderte zurückgehen. Jcherinnere andieDeutschenhetzeder Hussitenund andieRolle des,,Sonnenkönigs«imElsaß. sMeist .geh-tmationaleundkonfessionelle Jntoleranz vondem.mächtigeren, wenigstens bishermächtigeren Volksstamm,von demwenigstens im Moment kulturell höherstehendenund von denmachthabenden Schichtenaus. Deutlich erweist auch diesen Satzdiezeitgenössische Geschichte, besonders Oesterreichs

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388 DieZukunft.

EsseieneinzelneBeispiele aus dem Oesterreichderletzten fünfzig Jahren angeführt. Als ich einstden Admiral Tegetthof miternstemScherz fragte:»chellenz, woher habenSie dieBer- messenheitgehabt,dieSchlachtbeiLissagegen einesolcheUeber- machtzuschlagen ?«,antwortete mirder Held: »Ich verließmich aufmeine dalmatinischen Kanoniere.« Dieses »dalmatinisch«

isteinGsattunglbegriff fürdieganze dalmatinischsistrianischeBe- völkerung, welchedie besten Matrosen derWelt liefertund der österreichischenMarine einen großen Theil ihres Werthes verleiht.

AlsinJstriendieJtaliener nochdieadministrative undpar- lamentarischeUebermacht hatten,duldeten sienicht, daßeinHeld von Lissa,wenn ernach Capo d’JstriazuGericht kam,dort eine Orientierung inseiner slawischen Aationalsprache finde.JnDalsi matien selbst,wo,wie sich späterherausstellte, nur zehntausend Jtaliener leben,benutzte diese italienische Minorität dasunehr- liche WahlgesetzSchmerlingsunddenwüthenden Haßder dalmati- nischenKroaten und Serben, um sämmtliche Beichsrathmandate inihre Handzubekommen und dieVerwaltung und denUnter- richtinderProvinz italienischzugestalten. Natürlich scheiterten schließlichinJstrien wie in Dalmatien die Anstrengungen der Jntoleranz und des Herren-Wahnwitzes an dem allgemeinen WahlrechtundanderEinigung derserboskroatischen Bevölkerung·

Ganzunvernünftig habendiePolen seitJahrhunderten den Kampfgegen dieUkrainer (Authenen) geführt.Bis indieneuste Zeithat dieser Kampf noch gewüthet; erst seiteinSchußdenStatt- halter Potocki,derdieBussophilen gegen dieAuthenen ausge- spielthatte, niederstreckte, begann esinden KöpfenderPolen zudämmern undzuleuchten. Als GrafStadion imJahr 1848 bäuerliche ruthenische Dseputirtein denNeichsrath nachWien brachte, fanderals »Erfinder«derAuthenenkeinBerständniß;

Undmir (silicet parvum hominem politicum componere magno) gingeseben so.Mir war dieBedeutung derruthenischenFrage längstklarund ich habe maßgebende Persönlichkeiten schonvor Jahrzehnten darauf hingewiesen. Jn meiner anonym erschie-

nenen Monographie: ,,Politische Betrachtungen eines Unbe-

fangenen« (Wien 1883) sagte ich:»Die Bussinen waren der Hammer-,mit dem dieGroßrussen zuerstdas Polenreich mürbe klopften,um esdann inStücke zubrech-en.«Noch eindringlicher betonte ichdie Wichtigkeiteiner glücklichen Lösungder ukrais nischen Frage inden ,,Akademischen Briefen«an denMinister Hartel (Wiener Medizinische Presse). Jch hobdie Bedeutung einer ruthenischcn Universität hervor,daein großer,demReich

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Oesterreichalsslawische Vormacht. 389s treuer Volksstamm,wieesdieNuthenen sind,geistig nicht nach demAusland hin gravitirensolle;jeder einsichtige Pole müsseaus der Geschichtedie Lehre ziehen, daß«die Fortdauer desPolen-»- thumsalseiner Kulturrasse, dienicht nothwendig an einestaat- liche Selbständigkeit geknüpftzusein braucht,nur durch innigen, brüderlich freundschaftlichenBund mit den Ruthenen gesichert werden könne. Wenn die PolendenRuthenen schon nichtein Gymnasium gönnen, so muß.man an dem politischen Verstand derFührerundderGeführten verzweifeln. DerPole,der inZwie- trachtmit den Ruthenen lebt, istein Hochverrätheran seinem eigenen Volk. Hierwird auch Unverstandzum nationalen Ver- brechen.Heute sinddiePolen zuderEinsicht gekommen,dieichv vorzehn Jahren schaffenwollte.

Die Ungarn haben die»Politikdes weißen Vlattes«,die Deak den Kroaten gegenüber trieb, nichtweiter verfolgt. Sie haben »aufdie Slowaken, aufdie'Serben und Deutschenimt Vanat, aufdieRumånen einen hartenDruck geübt,derihnen nicht so gut gelungenistwiederaufdiegesügigen Deutschenim- ödenburgerund eisenburger Komitat DieserDruck wuchszur Gefahrempor. AberdieUngarn hattenvonje her klugeStaats- männer. An ungeschicktenfreilich fehlteesauchbeiihnen nicht.

Der Staatsmann Tiszahatdie Situation erfaßt,dieMehrheit derAbgeordneten derpolitisch feinfühlenden ungarischenNation folgte ihm:und sowurden manche Reibungflächen geglättet.

Nicht so einsichtig sinddie Führerder Deutschen gewesen.

Die frühere Uebermacht der Deutsch-Oesterreicherinder Regi- rung, inderVerwaltung und imUnterrichtswesen und diena- türliche VorherrschaftdesDeutschenalsgemeinsamer parlamen- tarischenVerständigungsprachehatdieFührerund dieVerführ- tengeblendet,verblendet und einen nationalen Größenwahner- zeugt,von dem sie, trotzbitteren Erfahrungen, bis indie letzte Zeitnicht geheiltwurden.

Die Verblendung zeigte sichbesonders deutlichindemVer- haltenderDeutschengegen dieCzechoslawenund gegen dieSüd- slaweninEisleithsanien. Als nach1880Baron Andrian, Fisch- shof, Lueger,Kronawetter undAndere,unter ihnenauch ichals einer der Führer der Demokraten,eine »Deutsche Volkspartei«

zum Ausgleich mit den;Czechenund den anderen slawsischens Stämmen gründenwollten, wurde »diese Vartei schonin der- Gründerversammlung von dendamaligen deutschen»Liberalen«

gesprengt. Diese Männer waren ehrenwerth und gescheit; sie hatten aber einen sehrengen Gesichtskreis, derihnen in der

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kweil die Gegner-, aus deren Feuer die Reichseinheit geholt wurde, noch leben, noch nicht ohnmächtig sind; weil die ehrwürdig ver- runzelte Dame Europa, ehe es zu spät wird, vor

ten der GalizischenLegion haben wir weniger gehörtals von dem Verrath und derAusspåhung,derenOesterreichsHeersich aussei- nem Vormarsch und auf seinem Rückzug kaum zu erwehren

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