• Nie Znaleziono Wyników

Die Zukunft, 27. Februar, Jahrg. XXIII, Bd. 90, Nr 22.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Die Zukunft, 27. Februar, Jahrg. XXIII, Bd. 90, Nr 22."

Copied!
36
0
0

Pełen tekst

(1)

xxllL Jahrg. geklinden27. Februar1915. Yr.22.

Herausgehen

Maximilian Hardem

halt- MH«

seht

Genera nndheute ..·z ................IS

EinRörglrr. vonKarl ".,··..·.............271

wirDeutscheinAmerika Zun- ............274

Art-de imKrieg. VonIsc- »«...............275 Unseigur. vonstrnhcciof ·»n,Hoexter, Häuser-,IlscReicte 276 Gold-pul. voncadosksf H...............281

JsFE

" »

stets - teeinzeerNummer 50Pf«

Berlin.

Verlag der Zukunft.

WilhelmstraßeZa.

1915.

(2)

slwnnemcrstssnseis

(viortoljälirlicli

Nummern)

is lit.

5.—,

pro lehr

llll.

20.—;

unter

Kreis-band

bezogen,

Deutschland

und

costerrololi

Il.

5.65;

pro lehr

22.60;

Ausland

M.

6.80,

pro lanr

M.

25.20.

Bestellungen

nehmen

alle

Buchhandlung-en

und

Postanstalten

entgegen

soin

der

VIII-AS

III

IUKUNIT,

ISIUN

sw- ds,

Wilhelrnsir.

Za,

Fernspr.

Llltzow

7724.

An- and Verkauf von Wertpapiere-I imPrivatvcrkehki

Mosse 82 sachs

Zaulstgeschäfi

Berlin NW. 7,-Unter den Linden 56 FomaprJ Zontrurn 12450-12452. Telegkammss Sämossbsltki

small-;llarltirstentlamin 193X194,imllotelcumherlanci.

Feruspreehon Steinplatz 9634-9635.

Stahlkammer mit safesanlage.

's

» isttlasalleinechlellaklsbader7 » .-

«

VorNachahmung-enund Fälschungenwird geweint-.

sent

liolliscltuli

lsckh

Tanatorium Schierke

imOhorhsrz 640m. Physikal.-diätet.

HeilanstalL Mod.HotelsDependance:

sarenherger lslol beischierke. Wunder- vollksLage- Geh. Sah-Rat Dr.Hang.

Dr.Kratzenstein.

.,Is2tku.rt

MAXlMlLIAN HARDEN:

KOPFE (ErsterTeil).

VierzigsteAufl-age.

Preis: ungebundenMk.5.—,,Leinen Mk·6.50.Halbleder Mk.7.50, Leder Mk·9.—.

lnlialt: DeralteWilhelm Bismarck -—Kaiserin Friedrich JohannaBismaer Richter

stöclcer Callifet Holstein XValdeksee—-lbsen—-Zola Matlcowslcy—- ieWolter —-Mitterwurzer Menzel—-BöcklinLenbacli.

KOP F E

(ZweiterTeil).

Neunzehnte Anklage.

Preis: ungebundenMk.6.—.Leinen Mk.8.—, Halbleder Mk.9.—, LederMk.10.—-.

luhaltk DerjungeWilhelm Kaiserin Äugusta—- Nikolausli.—- sznz Josef.- KönigLudwig LeoxllL —- Lueget«—PUIUCIHskbettBismakclcTolstoi und Rockefeller König Eduard —-HedwigNiemann chane—-JohannesderTäufek.

KOPFE

Gesamtausgabeinzwei Halbleder-Bänden mitBilddes Autoks inKupferdruck.

Preis: Mk.15.—.

Erich Reiss Verlag, BerlinW 62

·-

(3)

Berlin, den 27.Februar 1915.

« Jst-IV .

Gestern und heute.

Masuren.

HichtbareWeiterzeichenweisen

indenGlauben,dasz derFrühs

.lingsanfanguns dasEnde deserstenKriegstheilesbringen werde. Des längsten?Heute fände dieserFragedasHirndes Heeres selbst nichtzuverlässigeAntwort.Diemuß vielleicht sogar noch vertagt werden,wenn aufder vomKurischen Hafsundvon denVeskiden begrenztenWalstatt dererhoffteHauptschlagge- lungen,derrechteundder linkeFlügeldesRussenheeresinun- heilbare Lahmheitgeknickt,derRumpf geschwächtundzurückge- schleudert, WarschaueingeschlossenundBrestsLitowskij gefallen -ist.Vielleicht.Männerverlust kannRuszland ersetzen.Ob es die ausreichende MannschaftzahlfürdenFelddienstzudrillen,mit .-zulänglicherKleidung,Waffe,Munition zurüsten vermag, also ihinterderFestunglinieErholungsuchenoderdenKampfausgeben würde, siehtkeinAuge deutlichvoraus. NochscheintdenVor- männern,demAnarchisten KropotkinwiedennachderRückkehr sstarrerSelbstherrschastSehnsüchtigen,derKriegnationale Noth- :wendigkeit;und so langeindenIndustriestädtenWestrußlands dasArbeitervolk satt wirdundruhig bleibt, brauchtderZar,selbst wenn das DreieckWarschausGrodnosBrest sammtdenstrategisch wichtigsten Eisensträngenunter deutscher Verwaltung steht, sich snichtindasEingeständniszderOhnmachtzuentschließen.Sein æuropäisches Reich umfaßt mehrals fünfMillionen Quadrat-

17

(4)

251 DieZukunft-

kilometerzdaßsechzig-soderachtzigtausend oomFeind besetztsind- empfändeerfüreineWeile wohlnur wieärgerndenMücken- stich. Wird ihnGeldmangellähmen? Morgen sicher nicht. Fürs Jnnere genügtPapier;schmilztderGoldschatzund fehltder Muth,durchdenZwangzuEinkunftsteuer,Vermögensabgabe, KirchenundKlöstertributdie,,Gesellschaft«cunddiePopenzunst zuverstimmen:demBritanien undFrankreichverbündeten Zar- thum, dessen SchoßunermeßlicheWerthebirgt,würdeauch ohne Psandgabe(dieesfürdieschwärzesteSchicksalsstundeaufsparene kann) überalllangfristigerKredit gewährt.Wer Enitäuschungx meiden will, hütetsichvor denTruggebilden holden Wahnes»

Nurmitwirklich Gewordenem dürfenwirrechnen.DieHoffnung, DeutschlandvonOst herzuüberrennen,istfür absehbareZeitver- nichtet.HinterdieserGewißheitbeginntderzweiteKriegstheil:

dieBelagerung, die dasDeutscheReich ermatten, zermorschen, inKapitulation zwingensoll. Auch diese Gefahr ist durchdenschö- nenErfolg unseresOstheeresgemildertworden.Daß dreiRussenss corpsaufgerieben,fünfhundertGeschütze(derenErsatzselbstdie deutscheJndustrie frühstensindrei Monaten liefern könnte)er- beutet,diestarken,treuen, geduldigen MenschenOstpreußensend- lich vomAlbdruck derFremdherrschaftbefreit wurden, istuns ein- Gxückzrascherzumünzendes,daßeineKornkammer desReiches nicht mehr gefährdet ist.DerPflug kanndieostpreußischeErde- lockern, Bauersemsigkeit sie fürSaat undErntebereiten. Darm habendieSchreibernicht gedacht, die,i-nfeindlichenundneutra- lenLändern, erörtern, weshalb unsereHeeresleitung,stattmit voller Wucht sichinPoleneinzukeilen, sovielZeitundKraftam einen »Theilerfolg«gesetzthabe. Der, messieurs, istimmerhinan-

sehnlichundnähertuns demersten ZieldesOstfeldzuges.Wikkt aber auchin die Monate desBelagerungskrieges fort.Denn die- Frage,ob unsausOstpreuszen(unddenangrenzendenGuberna.

tokien)Frucht zuwachsenwerde, ist fürdieErrechnungdeutscher Dauerbarkeit beträchtlicher,alsMancherbisher erkannt hat.

JederMundpreistdenFeldmarschallPaulvonhindenburg,.

denVereiter desSieges. Noch istderUmfangunddieErgiebig- keitseinesFührergeistesnichtganzentschleiertunddeshalbdas Maß,dasihn nach Gebührmißt,nicht bündigzubestimmen. Schorn abergewiß:einungemeines FeldherrningeniumJn demWissen-

(5)

Gesternundheute. 255 schastund Kunst,Listenreichthumund Thatwille, Vorsichtund Kühnheitnützlichgepaart sind. »KühlenlieberalsheißenKöpfen möchtenwirimKriegdas Heil unsererBrüder undKinder,die EhreundSicherheitunseresVaterlandes anvertrauen«, spricht ElausewitzzundmahntdenKronprinzenFriedrich Wilhelm,kühn undverschlagenin denEntwürfen, festund beharrlichinderAuss sührung,inNothzuglorreichem Untergang entschlossenzusein.

DieNüchternsten, sogardieallerMenschenvergottung Wider- spänstigenoder anderem PersonalwunschBerpflichteten bestreiten dieMeisterschaftdesOberbesehlshabers imOsten nichtmehrz zü- gelndieZunge,die imKämmerchenvonmühlosem Glückszusall rannte. DoktorVlücherundApothekerGneisenauscheinen uns, inGestalten,dieneuerZeit taugen,auferstanden. DemFeldhertn HindenburgundselnemGeneralstabschesLudendorffwürdenHeer undBürgervolk nachdemBefehlzuweitemRückzugnoch innigver- trauen-« Doch solcheZuversichtdarfdieSchätzungder anonymen Heldenarbeitnichtkleinern;ohnedieLeistungderUntersührerund Gemeinen, diejauchzenddenGrenzstein derDienstpslichtbisan denNand derMenschenmöglichkeitvorwälzten,wäreder Genius selbstimSumpf steckengeblieben. DenLandkriegnachzweiFronten hindurftenwirwagen. EhederWehrbeitrag gefordert, Scham- horstsVermächtnißausdemSchutt gegraben,desgrößtenMörs sers Schlund gerundetwar. (Denn auchdieGegnerwaren, inOst undWest,damals vielschwächer-JHatdieStaatsmannschast ge- zweifelt? Scheute siedenVersuch, unsreundlicheMächte,diesich bis zubarscherNügeerdreisteten,indieUeberzeugungzudrängen, daszihnendasKraftverhältnißungünstigsei?HiersandderZweifel nieWurzelbodenzvor undnach Agadir,alsGeneral vonHindem burginMagdeburgKommandirenderwar und alserimBürger- rock deszurDispositionGestelltendurchdieEilenriede spazirte, ward hier gesagt,einstarkes ReichkönnedurchdenScheinsurchts samerAachgiebigkeitlaunische NachbarningefährlichesSpiel mitderBrandfackellocken. LassetEucheinmal nochvom Hauch derTageumwittern,diedeutsche Schicksalswendebereitetenl

Jrrthumsempsängniß (1911).

Das KaisersAlexandersGardesGrenadier-Regiment Nr. 1 kehrtvon einer Gefechtsübungaus demGrunewald heim.Für

17·

(6)

256 DieZukunft;

eines Augenblickes Dauer schweiftdas Gedächtnißumzehn Jahre zurückindieZeit,dadieses Negiment seineneue Kaserne bezog.

DichtbeimSchloß,sprachimFrühlen31901 WilhelmderZweite, willicheine festeBurghaben;solldasRegiment wohnen,das derpreußischenunddersächsischenDynastiegegenStraßenaufs stände gute Dienste geleistet hat.DerKaiserhatesselbstindas neue Hausgeführt,das einer befestigten Ritterburg ähnelt,und nenntdieTruppeseine»Alexandriner«;einepersönlicheLeibwache,

»dieTagundAachtbereitsein muß,fürdenKönig ihrBlutzuver- spritzewWenn die Stadt Berlinnocheinmal,wieimJahr 1848, sichmitFrechheitundUnbotmäßigkeitgegen denKönig erheben sollte,dann seidJhr,meine Grenadiere, berufen,mitderSpitze Eurer Bayonnettes dieFrechenundUnbotmäßigenzuPaaren zu treiben.«GroßonkelFriedrichWilhelm hatte nachdemMärz- aufstand inanderem Ton,in eines um Mitleid Flehenden,zu seinen »liebenBerlinern« gesprochen. DochinBerlin, imganzen DeutschenReichdenktjakeinMenschan eineRevolution nach achtundvierzigerMuster. Wozuwird diegrause Möglichkeiteines Bürgerkriegeserwähnt?DieFrage verhallt:denn inderselben Stunde hören wir,imAlexander-Kasino habederKaiser gesagt, ohne seine Schuld seidasfreundschaftliche BerhältnißzuRuszland getrübtwordenund dasDeutscheReichwerde baldvielleicht,ganz allein,gegen eineUebermachtzukämpfen haben. »Wirwerden überall siegen,wenn wir auchvon Feindenrings umgeben sein undmit derMinderheit gegen dieMehrheit zukämpfen haben werden-Denn es lebt eingewaltigerBerbündeter.Dasistderalte gute HerrGottimHimmel,derschon seitdenZeitendesGroßen KurfürstenunddesGroßenKönigs stets auf unsererSeite war.«

Der Weiße"3ar,derChefdesRegimentes, hatzudemFesttag nichtdaskleinste Grußwörtchengeschickt.Krieg? WoeinGene- ralissimus solcheWorte laut gesprochenhat,bliebbisherkaum nocheinZweifel. JetztweichtdasGewölkraschundhell leuchtets wieder vom Himmel.Blitz ohne Schlag:Das scheintuns Schick- salgeworden.Wir habenweiter gerüstet,dasHeerunddieFlotte gestärkt,anParaden und Manöoern uns gefreut;undnichtser- worben.Aicht anBesitz nochanGeltung hatdasReichzugenom- men; undauf demRund derErdelebtdenDeutschen nicht einstar- kerFreund.Dieeinst fühlbaren Kanten,derenHärte abstieß,sind

(7)

Gcstern undheute. 257

aufgeweichtunddiePolitik frommerBeamten wagt nichteinmal mehr,mitkräftigerRede sichwiderintern ationale Unverschämt- heitzu wenden. Krieg?Wer nur dieFrage erörtert,ob morgen nicht derKriegNothwendigkeit undEhrenpflicht sein werde,wird von schmutzigenMäulern alsHetzer,alsDienstmann derPan- zerpkattenfabrikantenverschrien. Dahin hatdasGeplärrder mit ZeitungruhmundGeldprämien gekröntenOelzweigschwingeruns gebracht;diegefährlichste,demBollsgeistschädlichsteLehre,die seitdenTagendesBerschneidungwahnsinnserdachtward.,,Wenn einem Staat eingewisser,aber derZeit nach unbestimmterBer- nichtungskriegbevorsteht,werden dieklügeren,entschlosseneren, hingebenderenMänner,die zu demKampf sichsogleich fertigma- chen, ihnzurgünstigenStunde aufnehmenundsodiepolitische Defensive durchdiestrategischeOffensiveverdecken möchten,über- allsichgehemmt sehen durchdieträgeundfeige Masseder Geldes- knechte,derAltersschwachen,derGedankenlofen,welchenur Zeit zugewinnen,nur imFriedenzuleben undzusterben,nur den letzten Kampfum jeden Preis hinauszuschieben bedacht sind.«

SosprichtMommsen,ein GötzedesLiberalismus.Und Pitt, auch keinJunker noch SöldlingderWaffenindustrie,ruft: »Mitall seinenUebeln istderKriegdemFrieden vorzuziehen,der uns ringsumnur AnmaszungundUnbillfühlenläßt.«Proudhonselbst, demallesEigenthumgestohlenesGutwar,sahindemKriegeine Form dersMenschenvernunft,einGesetz derMens chheitseele,eine Bedingungmenschlichen Daseins.DieDeutschen, heißts,fürchten denKriegwiesonst nichts aufderWelt,redentäglichabervonder StärkeihrerWaffenmnd machen dadurch,nachdemWortFried- richs Klinger,den Arm und denMuth desReiches verdächtig.

Nechten,linken.Das klirrt unddröhnt,schmettertundrasselt über denStraßendammAufHelm undKragen,Flinlenlaufund LederzeugfunkeltdieSonne. DreiUhr.Seit FünfsinddieLeute draußen,inHitzeundStaub: undnichtEinerscheint schlaff.Die Montursiehtgrauschwärzlichauszvonder Stirnrinntder Schweiß überfast verrußte Gefichterz dochderSchritt ist kräftigundjede Bewegung hatdieWuchtmännlicherMorgenfrische.Gan3eKerle;

groß,schlank, sehnig,mit demunentbehrlichen Bleibselvonlusti- gerRoheitunddochinstrammerZuchtdemMaschinendienstan- gepaßt.DieMusik spielteinSoldatenlied undsastAlle singenmit-

(8)

258 DieZukunft.

WieSch’achtgesangtönts indie Gärten der Satten. DenOffi- zieren ist anzumekken, daß siesichnichtgeschont haben.Dicksitzt derStaub indenWaffenröckenund der Rand des hohenKra- gensist feucht.Einer ziehtdieUhr, stecktdanndenDegenindie Scheideundspringt hastig aufs Triubrett desStraßenbahnwas gens,derschonweiterrollt. ·,,Nanu?« »Ich mußInstruktion- stundegeben,und bisichüber dieStadtbahn indieFriedrich- KarlsStraße komme,wirds höllischspät.« »Viel Vergnügenks Der ältere Kamerad hebt,imSattel,denHelmwieeinenBürger- hut;freut sichderGelegenheit,indieser Vorortstille füreineMis nute denKopfzulüften.DerJüngere steht, verstaubtundver-

schwitzt,aufdemHinterpetron undeilt zuneuer Pfiichtleistungin dieKaserne. Wenn erunterwegs einWitzblatt einkauft,wirder Seinesgleichen alsMüßiggängerundGecken,Schwelgerund Tröpfedargestelltfinden. NunschweigendieBläserzundwäh- rendvorn derWirbel in dennahen Stadtlärm verhallt, stimmt hinten einKantinentenor dieliebsteWeisean: »Reserve hatRuhe!«

SchnellschwilltdasTrostlied zumEhorundderBetrachter ahnt, daßalldiese Köpfe jetzt rechnen:Wie vieleTage noch,biswir nachHaus dürfen?Ein Einjährigerraunt dem Nachbarzu:

»Wenns aberKrieg giebt?« »Ja,dann!Aber-..« Rechten,linken.

DieseJugendwirdfechtenundausdauern wiekein anderes Heer;wirdvonMoltke,Bülow,Goltz,Bock und den inAord und SüdihnenNachstrebendenbesser geführtwerden alsFranzosen, RassenoderTommies UndwozuhaltenwirdieseArmee?Wo- zu werden diekräftigstenjungenMänner ihrerBerufsarbeit für JahreentzogenundinzweiLustren dreizehntausendMillionen Mark fürdiedeutsche Wehrausgegeben?DamitdersanfteBouk- geoisund dergrobeJan HageleinParadevergnügenhabe,"in KonzertgärtenderBachfisch sichanrothgelbenHusarenpüppchen oder weißledernenGoliathsergötzeundindenZeitungenvon glänzendenKaoallerieattaq uenund anderen »herrlichenBildern«

aus demManövergeländezulesen sei?SokurzweiligerSpaß wäreeinVischen theuer.Wir haltendas stärksteHeerder Erde und habeneine Kriegsflotte gebaut, die,wenn nichteingroßer TheildesfürsieaufgewandtenGeldesinsWass ergeworfenward, heuteschongegen jeden FeinddenKampf wagen kann,weilwir, alsRation,nicht gesättigtsind;weil wir weiteren Raum brauchen;

(9)

«-Gesternund heute. 259

kweil dieGegner-,aus derenFeuerdieReichseinheit geholt wurde, nochleben, noch nichtohnmächtigsind;weildieehrwürdigver- runzelteDame Europa, ehees zuspät wird,vor dieFrage gestellt swerdcn muß,obsiedenKindern undEnkelndeutscher Volkheit das Lebensrechtgönnenodersichsvom Schwert abringen lassen will;undweilheute noch,mehrals jeheute gilt,was dererste KanzlereinemBotschafterantwortete,der,um ebenso üppigwie dieKollegen austretenzukönnen,einebeträchtlicheGehaltszulage verlangt hatte:»DieWirksamkeitJhresHandelnswirdnichtvom GlanzJhrerRepräsentation,nichteinmal vonJhrerGeschicklich- keit und Finesse bestimmt; sagenSie Jedem,daßderFranzose einefeinere Kutsche,derEngländereinprächtigeres Palais hat, daß hinterJhnen aberanderthalb Dutzend deutscherArmeecorps stehen.DamitistAllerlei durchzusehen.«Wer nicht so sprechen darfoder mitsolchemWort keinesMinisters Stirn zu umwölken vermag, ist machtlos; wärs, selbstwenn inderHeimathdieZahl derCorpszweiDutzendüberstiege.Sagter,seineLandsleute hoffen, nach kurzerFriststarkgenug zurAbwehr jederUnbill zu sein, sowirderbelächelt,wieNestroys rauschsüchtigerKnieriem, derinsGedräng stammelt·:»Wenn icheinmal anfangel Jchfang’

aber nichtan.«DerSchuster iststämmigundgewißnicht leicht .unterzukriegen; deshalbhaben seine ersten Drohworte gewirkt.

Jetzt wissen Alle,aus seinem eigenenMund: Derfängt nichtan.

Krawallirt ernoch einmal, sowirderausgelachtodervonrauhen Stimmen inRuhe gewiesen.Soll Deutschland,das einegang- barePhrase einstdembleichen, fetten Sohn Gertrudens vonDä- nemark verglich,imSchwabenalternun demKometenschuster ähn- lichwerden? NochwirktseineLagemitdemDoppelreiz majestäs tischerKomikaufdesVetrachtersSinn: insostarker Rüstung, daß Alle esfürchtenmüssenundjedesZiel verständigerPolitikzuer- reichenwäre;dochimWillenscentrum soschwach,daßderSieche, derKrüppelesungestraft scheltenundhöhnenzudürfen wähnt.

Aus derStaubwolke, die dergleiche TrittderGardegrenas diere aufwirbelt,höreicheineStimme; eines diktirenden Staats- mannes. »Siemüssenmit demenglischenMinisterDeutschreden.

DerSuperlativJheerhöslichkeitdarfankeinerStelleeineWuche- rung dulden,aus derneues Mißverständniß hervoreitern könn- Ce. empfehle,indenOrigineSdiplomatiques dela guerre de

(10)

260 DieZukunft;

1870X71dieSprachezustudiren,inder, schonvorDüppel,Bis- marckdieVriten und andere bedünkelteDipkomaten bediente-.

unddabeinichtzuvergessen,daßSie beträchtlichmehr hinter sich haben. Vorauszusehen ist, daßSirEdward Grey (mitdemich diesmal direkt, nicht durchdasMedium Nicolsons, zuverhan- delnbitte)Ihnen Einigesüber diehamburgerNedeSeinerMa-.

jestät sagenwird. Freudeüber diegerade jetzt wohlthuende Be- tonungdesWillens zumFriedenzKomplimenteüber dieMeta- phervon dendreiHerrenreitern,derenjeder, stattmitder Peitsche aufdasPferd desMitwerbers einzuhauen,demeigenenGaul dieSporen giebtunddiesoinfriedlichem WettkampfdemZiel zustrebenzreservirteAnerkennungdesdeutschen Rechteszu der angedeutetenFlottenmehrung,dienatürlich für England Konse- quenzen habenwerde.Jch lege Werth darauf,JhreAntwort zu de- tailliren undJhnen zugleichgegen AllerhöchsteKritikDeckungzu schaffen.Sie bleibensteifundlassen sichdas Zuckerwerkvon Sir Edward nichtindiehand stecken.DenSegen desFriedens könne einkultivirterMann nochamVorabend desKrieges rühmenund keinKlugerwerdeheute ausrufen, waserübermorgen thunwolle.

Unser Kaufmannwisse,was erdemKriegzu danken hat;daßein etwanothwendigwerdender Kriegihm,nach Wirrnißundschmerz- haftemVerlust,neue, geweiteteKonjunkturmöglichkeitverheißt.

DieWahl derMetapher werde hieralseinMißgriffgenommen, wieauchgeübteRedner ihnnichtimmer vermeiden können.Wer imWettrennen vornan ist,wäre einNarr,wenn erdasPferddes Nächstenpeitschte;einEselundeinunanständigerKerl: erver- löre diekostbarsteZeit,würdevonallenRennplätzen disqualifis zirtund triebedas ThierdesRivalen am Ende nur vorwärts.

Obendrein bekämeerHiebezkein Gentleman läßtseinenGaul voneinem gesäubertenStrolch mißhandeln.Jn Deutschlandwes- nigstenswürdeman mitsolchemGesellenkurzenProzeßmachen;

seiman nichtgewöhnt,Einem,der uns insGesicht spie,dasBe- dauerndarüberauszudrücken,daß,wieesscheine, Tropfenvom Himmel fallen. Von dergemeinen Wirklichkeitinternationaler WirthschaftkämpfeunterscheidedasverzeichneteTurfbild sichwie- von derSittlichkeitregeldesEinzelnendie einerVolkheit. Nicht durch strenge BefolgunggefälligenVrauches habeEnglandin diesen Kämpfen so lange gesiegt;nichtmitKavaliersmanier Jn-

(11)

Gesternundheute. 2612

dien undEgypten,den Sudan und das LandamVaalund Oranje erobert. Daßes dasPferddesNächstenmitdrohendemoder-kan- dirtem Wort aufzuhaltentrachte- sei ihm nichtzu verübeln;frag-- lichnur,wiesichderReiter dazu stellenwerde. DasAlles wollen- Eure Excellenz ohneirgendwie heftigenNachdruck vorbringen;.

nur parlando.Uebrigens seienSiegekommen,um dieReichsge- schäftezubesprechen.Aneinewesentliche Marinevermehrung,.

die zwar diedeutschen unddann auchdiebritischenDreadnoughts ziffern,aber nichtdieSeemachtrelation beider Länder ändern würde,könnejetzt umso weniger gedacht werden,alsihreDurchs führungderEntscheidungnachhinken müßte.Dieistnicht mehr hinauszuschieben. Unser Versucheiner Auseinandersetzungmit derFranzösischenNepublikistdurch unfreundlicheAkte engli- scher Minister brüskgestörtworden,die, ohnedieAnkündung unsererWünscheabzuwarten,uns inbarschemTon zugerusen haben,waswirwünschendürfenundwas uns,beiGefahr eines Krieges, verwehrt sei.DieHerren haben wohl vergessen, welche FolgendieunberufeneEinmischungFrankreichsin einezwischen Spanien und demHaus Hohenzollern schwebende Angelegen- heit hatte.Uns klangendie Reden derMinister Asquith und LloydGeorgegenau sounerträglichwie die(auch imJnhalt sehr- ähnlichen) SätzeGramonts vom sechstenJuli1870: ,Wir sind sicher, daßdergefürchteteFall nichteintreten wird. Täuschtuns- aberdieseErwartung,sowerden wirunfere Pflicht ohne Zaudern undohne Schwäche erfüllenLDieKaiserliche Regirung hatsich,.

weilsiedieungehörigenRedenhinzunehmenschien,schwerenVor- würfen,geradeausdenReihenderzuverlässigstenPatrioten, aus- gesetzt.Sie wollte dieMinisterdesKönigsGeorg nichtmit einpaar höflichenFloskeln entschlüper lassenundbrauchteZeit,um vor Europazuerweisen, daß (erstens), wie das offizielle Angebot französischerKompensationen zeigt,dieNepublikselbstsichuns zuSchadensersatz verpflichtetfühlezdaß(zweitens)dieserfranko- deutscheHandelkeinbritischesLebensinteresseverletze;unddaß (drittens) indemnun entfchleierten Konfliktdiemarokkanische Sache nichtgrößereBedeutung habe,alsin demvomJuli1870 diespanischeThronkandidaturdesErbprinzenLeopoldvonHohew zollern hatte.Gramont glaubte,wirwollten uns nach Spanien, Asquith,wirwolltenuns nachMarokko expandiren.Veider Irr-

(12)

L262 DieZukunft.

thumstrieb zu internationaler Unverschämtheit(wählenSie ein möglichesWort),derenDuldung aucheinenSchwachenum Ehre undReputation bringenmüßte.Wirabersind nichtschwach.Das vorvierJahren VersäumteschafftkeineEwigkeitdemhulsdvollen Leunzurück.Unsere Flotte braucht heute nicht mehrvordem Bri- tenfeuerin dieHäsenzukriechen.Wollen Sieuns aushungern?

DieArmee sorgt selbst für sich.Undwer bürgt dafür, daßuns die Vlockade desJnselreichesnichtschnellergelingt?Wiebalddem kornlosenLande derParks dernährende Lebenssaft stockt,hatdie StrikegeschichtederletztenWochengelehrt. London,mitseinen achtMillionen Menschen, seinemvonDemagogenallerFarben aufgehetzten Mob,wäreinHungersnothzeit eineReichsgefahr.

Malen Sienur atempera;denFirniß,der Leuchtkraft giebt, liefert drübendann schondieendemischeAngst.Wer ausderRede des Kaisersschließe,daßwir unsfürs Erstezu ducken und in der Stille zustärkenversuchen werden, sei aufdemHolzwegWirwissen, daß auch unsereWehrfähigkeitvom süßenGiftdesschleichenden Demokratismus allmählichgeschwächtwirdzdürfen nichtwarten, bis dasliberale, voszlam seinesZarthumes wegstrebende Nuß- land,das nieunserFreund sein kann,wieder erstarkt,dieEinung derAngelsachsenundihregemeinsameHerrschaftüberSuezund Panama Ereignißgeworden ist«Wirwerden fechten:weilwir dieschnödeKunst, ehrloszuleben, nichtlernen wollen. Nachei- nem Sieg nochkäme Britanien nichtzuRuhe. Neunhunderttau- sendSchreihälsewerden alljährlichdemSchoßdeutscher Frauen entbunden. DiesesGewimmel ist nicht auszuroden. Und dieLeis terdesWeltkontors mögen ermessen,obihrZahlungausgleichss geschäfteinelangeSerie vonKriegsjahrenvertragen könnte-Noch haben sie freie Wahl. Wir wollen nichtsaus ihremBesitzstand (auch nichtsaus demFrankreichs,versteht sich); wederLiebenoch kolonisirte Strecken. Nur: dasAllen sichtbare EndederAusspers rungzeit,diejedem Staat,Montenegro sogar,dasRecht aufZu- wachs ließunddemdeutschenDrangüberallmitStacheldrahtdie Erdevergitterte.Aufalles ministeriell wohlfeile MühenumEnt- schuldigungundVefchönigungkönnen wirverzichten,wenn kein Zweifelbleibt, daß dieserVerzicht nichtvon derFurchterzwun- genward. Willman einenanständigenFrieden nicht,dannwird dasZwillingthordesJanustempels weitgeöffnet.Englandoder

Cytaty

Powiązane dokumenty

krankten M usiker eingesprungen, ohne zu wissen, was für eine Feier da sei, hatte von seinem Flügel aus Alles gehört und gesehen; und schüttelte sich,daß

Die Erfahrungen, die man seit fast einem halben Jahrhun- dert mit unseren drei norddeutschen Republiken gemacht hat, füh- ren zu der beruhigenden Gewißheit, daß dem Deutschen Bund

»So,« meinte der Doktor, »jetzt werden wir wohl mehr Glück ha- ben; hier ist Das, was die Menschen Wind nennen· Zwar nicht viel, aber besser als nichjtsg Jetzt werd-et Jhr

Die erste Voraussetzung für eine nur einigermaßen genü- gende Linderung der groß-en Noth ist, daß Alle, die durch ihre frühere berufliche Vorbildung in der Lage sind, sich anderen

Ich muß es thun oder Alles ist verloren. Wir müssen den Feind schlagen oder uns vor seinenBatterien,Alle,begraben lassen. So denke ich. So werde ich auch handeln.Jst unter-Ihnen

Ende des nun beginnenden Krieges könne eine Großmacht,magsie mitgekämpft oder zugeschaut haben, das Ergebniß bestimmen.Da wir eine starke Flotte haben, wird derMitkampf uns kaum

Nikolai konntein Münchengraetz lächeln und nach dem Mahl,in dessenVerlauf ihnMetternichs Erbanmeldung kitzelte,kniend dem Kaiser Franz schwören,daß er auch dem

sehen mit Frau und Kindern Stunden lang nicht einschlief (er mußte sich immer- wieder vorstellen, wie sichseine Frau über den Federnhut und den Spitzensächer freuen werde, die er