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Stahl und Eisen, Jg. 21, No. 7

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Die Zeitschrift erscheint in halbmonatlichen Heften.

Äbonnementsprels fü r Nlchtverelns-

mitglieder : 2 4 M a r k

jährlich excl. P o rto .

STAHL H l EISEN

ZEITSCHRIFT

Insertionspreis 4 0 P f .

fü r die zw eigespaltene

P etitzeile, bei Jahresinserat

a n g em essen er R a b att.

FUR DAS D EU TSC H E EISENHÜTTENW ESEN.

R e d i g i r t v o n

In g e n ie u r E. Schrödter, . und G e n e r a ls e c r e tä r D r. W. Beumer, G esch äftsfü h rer d es Vereins deutscher EisenhUHenleute, G esch äftsfü h rer d e r Nordwestlichen Gruppe des Vereins

deutscher Eisen- und Stahl-Industrieller, fü r d en tech n isch en T h eil fu r d e n w irth sc h aftlic h en T h eil.

C o m m issio n s-V erlag von A. B a g e l in D ü sseld o rf

Nr. 7. 1. April 1901. 21 Jahrgang.

Freiherr von Stumm-Halbere:

D u r c h den am 8. März 11 '/* Uhr Abends erfolgten Tod des F r e i h e r r n C a r l F e r d i n a n d v o n S t u m m - H a l b e r g hat die deutsche Eisenindustrie einen schmerzlichen und unser deutsches Vaterland einen unersetzlichen V erlust erlitten.

„Der je tz t Dahingeschiedene w a r“, so entnehmen wir der »P ost«, „Mitglied des Staatsrathes und des R eichstages, sow ie des preufsischen Herrenhauses, in das er im Jahre 1 8 8 2 aus besonderem königlichem Vertrauen auf Lebenszeit berufen wurde, ferner Kreisdeputirter und Mitglied des Landeseisenbahnrathes. Von 1867 bis 18 7 0 hat er auch dem preufsischen Abgeordnetenhause angehört. Von 1867 bis 1881 und dann wieder seit 1889 bis zu seinem Tode vertrat er im R eichstage den W ahlkreis 6, Trier (O ttw eiler— St. W endel). Den Feldzng 18 7 0 machte er als Rittm eister und Escadronchef eines schweren Reiter-Regim ents mit. Sein tapferes Verhalten vor dem Feinde brachte ihm das Eiserne Kreuz. 1888 wurde er, nach­

dem ihm bereits vorher der Charakter als Geh. Commerzienrath verliehen worden war, vom Kaiser Friedrich in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Auszeich­

nungen wurden ihm ferner zn theil durch“ die Verleihung des preufsischen Kronen­

ordens 2. K lasse mit dem Stern und des Commandeurkreuzes des belgischen Leopoldordens.“

„Freiherr von Stuinm-Halbcrg war eine von denjenigen Persönlichkeiten, die eigentlich nie jung gew esen sind. Schon im A lter von 22 Jahren übernahm er die Leitung der umfangreichen W erke, die er erst zur rechten Bliithe brachte. D as Erbtheil, das ihm seine Vorfahren hinteflassen hatten, war nicht blofs der m aterielle Reichthum des B esitzes, sondern auch der innere Reichthnm der T ü ch tigk eit, der W illensenergie und der Kraft. Schon im Jahre 1 7 0 0 tritt ein Vorfahre des Ver­

storbenen als Grofsindustrieller nach den Begriffen der damaligen Zeit auf. E s war dies Johann N ikolaus Stumm, der B esitzer der Abbacher Hütte im Hunsrück. 17 1 4 erwarb er den Hammer Birkenfeld im Regierungsbezirk Trier dazu. Sein Sohn Johann Heinrich besafs bei seinem im Jahre 1781 erfolgten Tode bereits sechs Eisenw erke, die auf seine Söhne Friedrich Philipp, Christian und Ferdinand übergingen. Friedrich

V I I .« 1

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Philipp Stumm, (1er Grpfsvater des V erew igten, erwarb im Jahre 180(1 die Neün- kirchener W erk e, die durch seinen Sohn Carl Friedrich, hauptsächlich aber durch den V erew igten zur vollen Entfaltung gebracht wurden. Mit dem Eisenwerk Neun­

kirchen stehen verschiedene andere W erke in Verbindung : so die Eisenhütte Uekingen in Lothringen, bedeutende Eisenerzgruben in Lothringen und in der Lahngegend.“

„Freiherr von Stumm wurde am 30. März 1836 in Saarbrücken geboren.

Schon im Jahre 1848 verlor er seinen V ater, die W erke wurden dann bis zum Jahre 1 8 5 8 von einem Verwandten geleitet. Trotz seines M illionenbesitzes hat Freiherr von Stumm-Halberg nie ein leichtes Leben geführt. Er absolvirte das Realgymnasium in Siegen, studirte in Bonn und Berlin, arbeitete dann zw ei Jahre lang praktisch in seinen väterlichen Werken und erweiterte schliefslich seine Kenntnisse durch verschiedene Reisen im In- und Auslande. Kurz nach erlangter Grofsjährigkeit übernahm er, mit dem reichen W issen der Gegenwart ausgestattet, die Leitung der W erke, an denen seine beiden Brüder als Commanditisten betheiligt sind. Später wurde er auch Haupteigentliümer der Firma Rud. Bücking & Co., welche die seit dem Jahre 1809 von der Familie Stumm zur H älfte besessene Halbergerhiitte bei Saarbrücken erwarb und betreibt, deren Leitung heute in den Händen des Commerzienratlis Rudolf Bücking, ebenfalls eines Nachkommen Friedrich Philipp Stumms, lie g t, und endlich Präsident der A ctiengesellschaft der D illinger Hüttenwerke, in die seine Vorfahren schon im Jahre 1 8 1 8 als Hauptbetheiligte eingetreten w aren.“

Dafs der Verewigte in manchen Fragen, namentlich denen des Verkehrswesens, seine eigenen W ege gin g, was uns mehrfach von ihm trennte und uns mit ihm in scharfen Gegensatz brachte, ist angesichts des nun sich über ihm wülbenden frischen Grabhügels vergessen. Unvergessen dagegen bleiben und werden stets bleiben die grofsen Verdienste, die er sich um die A llgem einheit als kraftvolle Persönlichkeit erworben h at, die allezeit feststand im Kampfe gegen die Feinde der deutschen Industrie im allgemeinen wie die der deutschen Montan- und Eisen­

industrie insbesondere, im Kampfe gegen die nervüsen D ilettanten auf dem Gebiete der Socialpolitik, im Kampfe gegen die Vertreter des Umsturzes, die er als eine gleichberechtigte Partei anzuerkennen, sich mit vollem Fuge allezeit gew eigert hat.

„Ist Freiherr von Stumm“ , schreibt hierzu treffend die berufene Feder des Hrn. H. A. B u e c k in der »Deutschen Industriezeitung«, „unter den Ersten zu nennen, die sich um die deutsche Production verdient gem acht haben, so war seine Stellung im öffentlichen Leben als Politiker von höchster Bedeutung; hier lag der Schwerpunkt seines W irkens auf dem Gebiete der W irtlischafts- und Socialpolitik.

Als die freihändlerische Strömung zuerst ihre Kraft im Kampf gegen die Eisenzölle erprobte, gehörte Freiherr von Stumm zu denen, die dieser unheilvollen Richtung der deutschen W irtsch a ftsp o litik den schärfsten W iderstand entgegen­

setzten, leider vergebens ; denn der Freihandel feierte seinen grofsen Sieg mit der gänzlichen Beseitigung der Eisenzölle. Damit war aber auch der Wendepunkt gekommen, und in der grofsen Bewegung, von der die Umkehr zu einer nationalen W ir tsc h a ftsp o litik herbeigeführt wurde, hat Freiherr von Stumm als Mitglied des Reichstages eine führende und ausschlaggebende Thätigkeit entw ickelt. Besonders war dies der Fall in der vom Bundesrath 1878 eingesetzten Enquête-Commission zur Untersuchung der Lage der Eisen- und Stahlindustrie. In dieser hat e r , in unausgesetztem Kampfe mit den Vertretern des bedingungslosen Freihandels, durch die vollkommene Beherrschung des gesammten Materials und die stets treffende Verwendung desselben in erster Linie dazu b eigetrageu, dafs die Bedingungen für den F ortbestand der deutschen Eisenindustrie, den Scliulmoinungen und dem Vor- urtheü gegenüber, richtig erkannt und später berücksichtigt w urden.“

„Auf dem Gebiete der Socialpolitik bethätigte sich das unermüdliche Streben und Wirken des Freiherrn von Stumm hauptsächlich in zw ei Richtungen : Fürsorge

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1. April 1901. Freiherr von Stum m - Haiberg f . Stahl und Eisen. 323

für die W ohlfahrt und Hebung- der Arbeiter und Kampf gegen die in der Social- uemokratie verkörperten Umsturzbestrebungen. Bereits im Jahre 1869 hatte Freiherr von Stumm dem R eichstag des Norddeutschen Bundes „Verbesserungsanträge zu dem Entw urf einer Gewerbeordnung“ unterbreitet, in denen er nach dem Vorbilde der Knappschaftskassen durch Ortsstatut die Bildung von Kranken-, Hiilfs- und Sterbekasson für G esellen und Gewerbegehülfen, für alle Fabrikarbeiter die zw angs­

w eise Errichtung von Fabrikkassen verlangte. D iese Kassen sollten in Krankheits­

fällen freie K ur, ein entsprechendes Krankengeld und einen Beitrag zu den Beerdigungskosten der Mitglieder und Invaliden gew ähren, ferner eine lebensläng­

liche Invalidenunterstützung bei einer ohne eigenes grobes Verschulden des Arbeiters eingetretenen Arbeitsunfähigkeit, sowie eine Unterstützung der W ittw eu auf Lebens­

zeit und einen Beitrag zur Erziehung der Kinder der verstorbenen Kassenmitglieder und Invaliden bis zum zurückgelegten 14. Lebensjahre. Damals also hatte der Verstorbene bereits die Ziele erfafst und in greifbarer W eise in die Form eines Antrages gekleidet, die 12 Jahre später von dem unvergefslichen grofsen Kaiser W ilhelm in seiner berühmten Botschaft vom 17. November 1881 ins Auge gefafst und die von ihm und seinen Nachfolgern eifrig verfolgt, in der Hauptsache von seinem treuen und weitblickenden Beratfier, dem Fürsten Bismarck, zum unsterb­

lichen Ruhme des Vaterlandes durchgeführt wurden.“

„Aber die Grundgedanken jener von Humanität und W ohlwollen für die zum Theil von einer staats- und gesellschaftsfeindlichen, verw erflichen B ew egung mifs- leiteten Arbeiter getragenen Kaiserlichen Botschaft hat Freiherr von Stumm bereits früher gehegt und ihnen Ausdruck gegeben. In der Sitzung des R eichstags vom 16. October 18 7 8 wurde die zw eite Lesung des ein Jahr vorher abgelehnten Socialistengesetzes beendet. Freiherr von Stumm hatte eine Resolution eingebracht, in der er seinen vorstehend skizzirten Gesetzentwurf aus dem Jahre 1869 wieder aufnahm. Zur Tagesordnung beantragte er damals, die Bcrathung seiner Resolution in der nächsten Sitzung anzuberaumen. Zur Begründung dieses Antrages sagte er u. a . : „W enn wir, meine Herren, wochenlang uns mit den Mitteln beschäftigt haben, die bestimmt sind, in negativer W eise die Gefahren der Socialdemokratie zu bekämpfen, so, meine ich, sollte das Haus sich auch der Aufgabe nicht entziehen, meinen V orschlag zu prüfen, der darauf hinausgeht, dasselbe Ziel dadurch zu erreichen, dals in positiver W eise Einrichtungen zum W ohle der Arbeiter geschaffen w erden.“ Und dieser Mann, der das Leitmotiv für die spätere Arbeitcrversiclierungs- Gesetzgebung. das gew altigste W erk, das bisher je auf dem Gebiete der Social­

politik geschaffen, bereits damals so klar erfafst hatte, wurde mit bitterstem Hasse von den organisirten „Genossen“ und deren Helfern und Förderern in den bürger­

lichen Parteien verfolgt und, auf der Bahre liegend, noch von ihnen verunglimpft. — Der A ntrag des Freiherrn von Stumm fand nicht die genügende Unterstützung;

durch solche Mil'serfolge liefs er sich jedoch in seinen cdelmüthigen, grofsherzigen Bestrebungen nicht beirren. Im Jahre 1879 regte er durch einen formulirten Antrag und 1880 in einer Interpellation die Begründung von Altersversorgungs­

und Invalidenkassen für Fabrikarbeiter wiederum an, und als die betreffenden Gesetzentwürfe endlich kamen, hat er, wenn auch zeitw eise nicht als Mitglied des Reichstages, an deren A usgestaltung und Förderung tliätigen Antiieil genommen.“

„So durchdrungen von der Ueberzeugung, dafs, was im Rahmen der bestehenden Staats- und Gesellschaftsordnung zum W ohle der Arbeiter geschehen könne, auch thatkräftig ins W erk g esetzt werden müsse, und unablässig mit seiner ganzen Kraft dafür eintretend, konnte er andererseits um so unbefangener und sichern ­ den Kampf gegen die Socialdemokratie und deren Umsturzbestrebungen aufnehmen.

Er hat ihn auf allen ihm zur Verfügung stehenden Gebieten, in seinen W erkstätten, in den Vereinigungen der A rbeitgeber, im R eichstage und Herrenhause, und wo sich sonst im öffentlichen Leben die Gelegenheit ihm b o t, mit einzig dastehender Kraft, Energie und Ausdauer geführt. D ie in den socialdemokratischen Organisationen

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3 2 4 S t a h l u n d E is e n . Freiherr von Stum m - Haiberg f . 1. A p r il 1 9 0 1 .

liegenden Gefahren hatte er in vollem Umfange erkannt; er legte sie beispielsw eise in der Sitzung des R eichstages vom 19. Februar 1897 mit gro ß er Schärfe dar. Unter rückhaltloser Verurtheilung einer zu w eit gehenden Beeinflussung des Arbeiters seitens des Arbeitgebers verw ies er darauf, dafs der Arbeiter sich derselben wohl durch einen W echsel der A rbeitsstelle entziehen könne. Wenn aber einst die Socialdemokraten mit ihrer Organisation, mit ihren Vereinen und Gewerkschaften das ganze deutsche Gebiet überspannt h aben , so werde der nichtsocialdemokratische Arbeiter überall wo er hinkomme, beschimpft, gemifshandelt, boykottirt, überhaupt verfolgt werden, so lange und so oft, bis er endlich zu der traurigen Erkenntnifs geführt werde, dafs R ettung für ihn nur in dem Uebergang zur Socialdemokratie zu hoffen sei.

In diesem Sinne sprach sich Freiherr von Stumm a u s , und er sagte dann w eiter, dafs die schlimmste Tyrannei, die ein einzelner Arbeitgeber ausüben könne, Kinder­

spiel sei der Tyrannei gegenüber, welche die socialdemokratischen Gewerkvereine da ausüben, wo sie zu einer allgemeinen Geltung gelangt sind. D iese Tyrannei würde in Deutschland noch viel schlimmer sein, als in anderen Ländern, w eil bei uns die ganze wirthschaftliche Frage durch politische Motive verquickt sei und infolgedessen die M acht, die dem freien Arbeiter durch die Gewerkschaften entgegengestellt werden kann, sich viel umfassender geltend m acht, als wenn sie sich lediglich auf das wirthschaftliche Gebiet beschränkt.“

„D agegen hat Freiherr von Stumm von Anfang seiner parlamentarischen T hätigkeit an stets die Organisation der Arbeiter und Arbeitgeber in gemeinsamen Berufs­

vereinen befürwortet, freilich in anderer W eise, als sie je tz t von den Socialdemo­

kraten und Socialisten der bürgerlichen Parteien erstrebt wird. Ihm g a lt unentwegt als Vorbild die Form der Knappschaftsvereine, in denen seit Jahrhunderten Arbeit­

geber und Arbeiter gemeinsam für das W ohl der Arbeiter gesorgt haben. D iese Organisation vertrat und erstrebte Freiherr von Stumm, w eil er als gröfstes Uebel unserer Zeit die Agitatoren erkannt hatte, die hei getrennten Organisationen zwischen die Arbeiter und Arbeitgeber treten, die jedoch nicht auf das W ohl der Arbeiter bedacht sind, sondern nur politisches Kapital herauszuschlagen suchen und dabei das Vertrauen der Arbeiter mifsbrauchen. D ie Notlnvendigkeit der Erhaltung eines persönlichen Verkehrs zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer hat Freiherr von Stumm immer betont. In dieser Beziehung erklärte er in der Sitzung des R eichstags am 3. Mai 1 8 9 9 , dafs er unter persönlichem Verhältnifs nicht das sogenannte patriarchalische Verliältnifs verstehe, gegen das er seit 32 Jahren mit aller Entschiedenheit protestirt habe. „Das, w as ich erstrebe,“ so sagte er, „ist das persönliche V erhältnifs zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer und dieses persönliche Verhältnifs ist nicht blofs in älteren Firmen möglich, es ist auch in jeder A ctiengesellschaft, wenn auch schwieriger, so doch durchführbar und sehr segensreich wirkend. Meine Herren, wenn Sie immer davon sprechen, man müsse die K luft zwischen Arbeitgeber und Arbeiter mehr über­

brücken, und wenn Sie die m angelhafte Fühlung beklagen — können Sie sich denn einen Zustand denken, wo diese Uebelstände mehr beseitigt werden, als wenn der Arbeitgeber sich die Pflicht anferlegt, mit seinen Arbeitern in persönliche Fühlung zu treten ?“

„Es wird schwer, sich Beschränkung aufzuerlegen, wenn man die Reden dieses je tz t leider dahingegangenen bedeutenden Parlamentariers durchblättert, diesen reichen Schatz treffender Urtheile und vollkommen ausgereifter Ansichten, die hervorgegangen sind aus tiefer Erkenntnifs des Zusammenhanges, der D inge und aus der mit klarem Blick und scharfem Verstände vorurtheilsfrei geübten Beobachtung der V orgänge in unserem w irthschaftlichen und socialen Leben. Die Stellung, dio der Verstorbene auf beiden Gebieten eingenommen hat, wird durch das hier G esagte wohl genügend gekennzeichnet. D iese Stellung hat Freiherr von Stumm mit einer seltenen F estigk eit unbeugsam gehalten und vertreten. R ücksichtslos, mit beifsender Schärfe, stets ausgerüstet mit umfassendem, unwiderleglichem Material, so stellte er sich seinen W idersachern gegenüber, unbeirrt durch deren Toben und W üthen, wenn seine

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1. April 1901. Freiherr von Stum m - Haiberg f . Stahl und Eisen. 325

W orte w ie scharfe Klingen auf sie eindrangen. Dem Ansturm der Socialdemokratio widerstand er w ie ein F els, als Parlamentarier w ie als Arbeitgeber. A ls letzterer aber war er seinen 10 00 0 Arbeitern ein treuer, wohlwollender, aufopferungsvoller Pfleger und Berather. Jeder seiner Arbeiter konnte frei zu ihm gehen, denn für den persönlichen, vertraulichen Verkehr mit ihnen hatte er bestimmte Stunden an jedem T age festgesetzt. Seine W ohlfahrtseinrichtungen für die Arbeiter waren umfassend und m ustergültig, er scheute keine Mittel, wenn es galt das W ohl seiner Arbeiter zu fördern und zu heben. Mit unbarmherziger Strenge aber führte er durch, w as er als richtig erkannt. Am 9. Januar 18 9 5 hatte er im R eichstage gesagt: „Die beste W ohlfahrtseinrichtung ist die Verhinderung der socialdemo­

kratischen Agitation unter den A rbeitern.“ Diese W ohlthat hat Freiherr von Stumm gew issenhaft seiner Arbeiterschaft erw iesen; mit eiserner Faust hat er die Social­

demokratie von ihr ferngehalten. Der bittere, w ilde Hafs, mit dem die Social- demokratie und ihre H elfer in den bürgerlichen Parteien den Freiherrn von Stumm im Leben verfolgt haben, und die schmählichen Angriffe unmittelbar nach dem Tode, durch die sich seine Gegner entwürdigen, alles das wird in nichts zerfallen der Dankbarkeit. Liebe und Verehrung gegenüber, die ihm von den w eitesten Kreisen seiner Gesinnungsgenossen, den deutschen Arbeitgebern und nicht zum w enigsten von seinen Arbeitern, w eit über das Grab hinaus bewahrt w erden.“

„Nun ist er dahingegangen, ein vornehmer, felsenfester, rechter Mann, unwandelbar in seinem Charakter wie in seinen Ueberzeugungen, in der Pflichterfüllung streng gegen sich selbst wie gegen jeden Anderen, ein leuchtendes B eispiel A llen, die für die wirthschaftliche und sociale W ohlfahrt des Vaterlandes ein warmes Herz haben.

Das Andenken an seine stolze, bedeutungsvolle Persönlichkeit wird sicher die Zeiten lange überdauern, in denen diejenigen vergessen sein werden, die ihn im Leben w ie im Tode mit ihrem Hafs verfolgten.“

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326 Stahl und Eisen. Drehbarer Heifswindschhber. 1. April 1901.

Drehbarer Heifswindschieber.

Der nachstehend beschriebene Heilswind­

schieber soll vermöge seiner Anordnung ein leichtes, rasches und sicheres Auswechseln der dem Verschleifs unterworfenen T heile, nämlich des Schiebers selbst sowie des Schiebersitzringes, gew ährleisten, um die hierdurch verursachten Betriebsstillstände m öglichst abzukürzen.

Der Dreliscliieber (vgl. Figur) besteht: aus dem Schiebergehäuse A , dem Deckel li, dem Schieber S und dem auswechselbaren V entilsitzring R. Der Schieber S dreht sich mit der W elle W und ist

auf dem Vierkant dieser W elle gut passend auf­

gesteckt. Aufserdem ist sein Gewicht durch ein an der W elle W aufserhalb des Schiebergehäuses angebrachtes G egengew icht G ausgeglichen. Die abdichtende Ringfläche des Schiebers ist gegen die Achse der Heifswindleitung windschief g ela g er t, wodurch, da die D rehw elle TF des Schiebers parallel zur H eilsw indleitungsachse I liegt, ein vollkommen dichter Ansclilufs des | Schiebers an die ebenfalls w indschief zur H eils- 1 Windleitungsachse angeordnete Sitzfläche des

j

Schiebersitzringes R stattfindet. Um einen noch sichereren Absehlufs zu erhalten, wird die appre- tirte Abdichtungsfläche des Schiebers mit einem gut angekitteten A sbestring belegt, der auch noch bei im Laufe des Betriebes vorkommenden | kleinen Ausbrennungen der beiden Sitzflächen j des Schiebers S und des Ringes R bei der

Schmiegsamkeit des Materials einen völligen Ab- sclilufs gew ährleistet.

Das Innere des Schiebergehäuses A ist zu­

gänglich durch den D eckel B . Derselbe ist derart seitlich angeordnet, dafs ein Zutritt der Arbeiter ohne zu grofse B elästigung durch die strahlende Wärme des heifsen Inneren der H eifs­

w indleitung möglich ist. Der Deckel B ist an einem Scharnier C drehbar befestigt, erhält einen breiten Asbeststreifen als Abdichtung gegen das Schiebergehäuse A und wird m ittels Klinke D fest an den konischen Flantscli des Schieber­

gehäuses A angezogen. Zur weiteren sicheren Verbindung wird der Deckel noch an seinen Finnischen m ittels Schrauben mit den Flantsclien des Schiebergehäuses A verbunden. Der Zwischen­

raum E zwischen den Flantsclien kann erforder­

lichen F alles mit passendem K itt ausgestrichen werden. An der rückwärtigen Innenseite des Schiebergehäuses A ist der Schiebersitzring R ganz w enig eingelassen. Die Dich­

tungsfläche desselben ist eben­

falls w indschief zur Achse der H eifswindleitung angeordnet-;

zur genauen Lagerung in dem Schiebergehäuse dient eine Nase w elche in eine Aus­

sparung des Schiebergehäuses genau pafst. An den Stellen I I sind im Gehäuse Ausspa­

rungen angeordnet, m ittels welcher durch Einführung von Eisenstangen bei geöffnetem Schieber der Schieberring von seiner A uflage gelockert und dann herausgezogen werden kann. Endlich ist der Schieberring mit einer Controlvorrichtung versehen, w elche sofort angiebt, ob der Schieber fest und dicht auf dem Schieberring aufliegt.

Der R ing ist nämlich innen hohl, welcher Hohl­

raum durch einen umlaufenden Schlitz mit der Sitzfläche des Ringes in Verbindung steht. Wenn nun der Schieber nicht genau schliefst, so geht W ind durch den Schieber, ein Theil dieses Windes gelangt in den Schlitz, von da in den Hohlraum im Ring und von hier aus in eine an der Aufsen- seite des Schiebergehäuses A angebrachte Signal­

pfeife. D iese P feife wird bei jedesm aligem Oeffnen und Scliliefsen des Schiebers durch einen Absperr­

hahn geschlossen und geöffnet. Man ist also jederzeit in der L age, sich von der D ichtheit des Abschlusses zu überzeugen. D ie W elle TF endlich, m ittels w elcher der Schieber gedreht wird, ist

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1. April 1901. Kernöhans Verfahren zu r Erzeugung von Stahl. Stahl und Eisen. 327 in Graphitlagern I und Stahlgufslagern K ein­

gelegt, mündet auf deV linken Seite in eine mit Asbestpackung versehene Stopfbüchse und trägt ferner noch an ihrer Anfsenseite das Gegen­

gewicht des Schiebers mit den beiden Stellhebeln zum Verdrehen des Schiebers; die rechte Lager­

seite der W elle ist durchbohrt und diese Bohrung mit einer Schraube L verschlossen ; durch diese Bohrung wird bei einem Austausch des Schiebers die W elle nach links durch das vierkantige Loch des Schiebers hindurchgestofsen und ist derselbe nunmehr bei geöffnetem Deckel B fertig zum Herausnchmen.

B ei dieser Anordnung sind W indverluste nach aufsen völlig ausgeschlossen, die Abdichtung ist vollkommen sicher und jederzeit auf ihre D icht­

heit controlirbar, die Schieber und Schieberringe aus Gufseisen oder Gnfsstahl bleiben ohne Kühlung, w as die ganze Anlage vereinfacht. Durch An­

wendung des Ashestbelages au dem Schieber wird die Zeitdauer einer guten Abdichtung ver­

längert und schliefslich ist die Auswechselung von Schieber und Schieberring leicht und rasch zu bewerkstelligen, ohne dafs man die Complication der gekühlten Schieber und Sclüobersitze mit in Kauf nehmen müfste. A ugust Vierthaler,Wien.

Kernöhans Yerfaliren zur Erzeugung von Stahl.*

In seiner Besprechung des Duplex-Verfahrens machte H. II. C a m p b e l l * * folgende Angaben:

Theoretisch besticht nichts mehr als eine Hüttenanlage, bestehend aus einem Hochofen zur Erzeugung des Roheisens, einem Converter, um es zu entsiliciren und theilw eise zu entkohlen, und einem Martinwerk, um es endgültig in Stahl zu verwandeln. U nglücklicherw eise wird die praktische Ausführbarkeit einer derartigen An­

lage aber durch Schwierigkeiten b egren zt, von denen einige w enige in Kürze angeführt werden sollen.

a) W enn der Hochofen schw efelhaltiges Roh­

eisen erzeugt, mufs die ganze Stahlwerksanlage stillgelegt werden. D ies wird vermieden, wenn man mehrere Hochöfen hat und einen Mischer. ! Bei dem Betrieb mit Cupolöfen kann man eine Auswahl des Roheisens treffen, aber das zieht beträchtlich vermehrte Ausgaben nach sich.

b) Damit ein Converter ökonomisch arbeitet, mufs er m öglichst ununterbrochen im Betriebe sein, um die Ausgaben für die grofsen Anlagen der hydraulischen M aschinerie, der Gebläse­

maschinen, der Bödenherstellung mit den Trocken­

vorrichtungen, und all den Anhängseln einer Bessemeranlage aufzubringen.

* N ach „ Iro n A g e “ vom 31. J a n u a r 1901. (D er U n terzeich n ete h a t sich b e m ü h t, die A u sfü h ru n g en des ll.B .K c rn o h a n m ö g lich st w o rtg etreu w iederzugeben.

D afs schon im J a h r e 1899 in „ S ta h l und E is e n “ S. 956 von H rn . A lex an d er S attm an n ähn lich e V o rsch läg e g e ­ m acht w orden s in d , is t bei d e r U n lcenntniis der A m erikaner ü b e r das, w as in an d eren L än d e rn im H ü tten fach v o rg e h t — w en n inan es so nnffassen soll — natü rlich n ich t erw äh n t.)

** H . H . C a m p b e l l is t ein a lte r am erik an isch er S ta h lw e rk s p ra k tik e r, w elch er bis zu r jü n g ste n Z eit B etrieb sleiter d er B essem er- u n d M a rtin o fe n -A n la g e d er P e n n sy lv a n ia S teel W o rk s is t und sich als S tah l- fachm ann auch a u f dem C o n tin en te eines guten R ufes erfreut. S iehe ..S tahl und E is e n “ 1893 S. 869.

c) Wenn der Converter klein i st , so sind mehrere Chargen nothwendig, um eine einiger- mafsen leidlich (reasonable) grofse Martinofen­

charge zu erhalten. Ein Martinofen sollte wenigstens eine E insatzfähigkeit von 15 t haben, während ein Converter dieser Gröfse einen T h e i l einer kostspieligen A nlage bildet. Wenn drei oder vier der Converterchargen für eine Martin­

ofencharge erforderlich sind und nur ein Con­

verter zur Verfügung steht, so ist es klar, dafs mehr als eine Stunde nothwendig i s t , um das Eisen vorzublasen, zu giefsen und neu einzufüllen.

D iese Thatsaclie und die Störung, welche durch Bodenwechsel während der Vorbereitung e i n e r Martinofencharge entstehen, machen einen z w e i ­ t e n Converter sehr wünsclienswerth.

d) Durch das D uplex-V erfahren wird der Abbraud erhöht. Bei dem gewöhnlichen Martin­

ofen-Verfahren findet eine Reduction des im Erz enthaltenen Eisens sta tt, und diese gleich t den G ew ichtsverlust, welchen die Verbrennung des Siliciums und Kohlenstoffs nach sich zieht, wieder aus. Wenn dieso Elem ente in einem Converter oxydirt werden, so bedeuten sie einen vollstän­

digen Verlust. Aufserdem entweichen ans der Convertermündung Funken und in der z ä h e n Converterschlacke ist mehr Eisen in Form von kleinen Kügelchen eingesch lossen , als in der Schlacke des Martinofens. Das gewöhnliche Bessemer-Verfahren ergiebt einen Abbrand von 10 °/o • Es ist zw eifelhaft, ob diese Zahl w esent­

lich abnehmen wird durch das Unterbrechen beim Duplex-V erfahren, wenn das Bad noch 1 °/o' Kohlenstoff en thält, denn das Meiste wird aus der Mündung des Converters herausgeworfen im ersten Theil der Verbrennung des Kohlenstoffs.

D er Verlust an M etall, w elches in kleinen Kügelchen in der Schlacke znriickgehalten wird, wird auch grofs sein , da die Schlacke noch

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328 Stahl und Eisen. Kernohans Verfahren z u r Erzeugteng von Stahl. 1. A pril 1901.

D a s n e u e V e r f a h r e n . In nachstehender Figur 1 stellt I) einen Mischer, E eine Pfanne vor, und F mag Converter oder noch besser

„Reductor“ * benannt worden. Figur 4 zeig t einen Querschnitt dieses Reductors mit W indbiichse 0.

G (Figur 1) zeigt einen Boden mit Düsen P (Figur 4). Die obere- Kammer von F ist mit Glimmerschiefer S ausgekleidet oder anderem brauchbarem feuerfestem Material, die Seitenwiinde werden durch wassergekühlte Zwischenstücke M versteift. Der Boden G besteht aus einzelnen, leicht zu handhabenden Theilen. Jeder Thoil hat einen centralen Raum, in welchem sich die einzige Düse P in geneigter Lage befindet-, die Enden sowohl als die Mitte werden durch g e­

formte Ziegel Q (Figuren 2 und 3) gebildet. Der übrigbleibende Theil II wird gestam pft w ie Con­

verterboden und dann getrocknet. Die Böden G werden durch einen hydraulisch angetriebenen Stempel I fest gegen I I gedrückt. In senkrechter Richtung werden die Böden G durch die Rüder W gegen die Kammer gehalten.

F ig u r 1.

meiden, also ein lieifses Erzeugnifs erzielen w ill, so ist beim Unterbrechen des B lasen s, bevor aller Kohlenstoff verbrannt i s t , oft mehr als 1/g °/° Silicium im vorgcblasenen Metall. Dies würde an sich nicht viel zu bedeuten haben, aber es steht nicht im Einklang mit der Theorie und würde den W erth der A rbeit, welche dem Converter obliegt, vermindern.

f) In Verbindung mit einem basischen Martin­

ofen ist die Entsilicirung phospliorhaltigen Roh­

eisens im Converter sehr vorth eilhaft, da der basische Herd so von dem Element entlastet wird, welches den gröfsten Kalkzusatz erfordert und die meisten Schlacken erzeugt. Das Duplex- Verfahren würde in diesem F alle den Wunsch nach niedrig silicirtem Roheisen beseitigen und so die Möglichkeit der Ausscheidung des Schwefels im Hochofen erhöhen. D ie Schwierigkeiten des Duplex-Verfahrens liegen also in den Kosten der Einrichtung, des Betriebes und der Instandhaltung einer gebräuchlichen Bessemer-Anlage und dem feststehenden Gewicht ihrer Einsätze, Das Ver­

fahren, welches hier beschrieben wird, soll einige dieser Uebelstände beseitigen.

Der Betrieb ist folgender: Ein Strahl ge­

schmolzenen Roheisens wird langsam aus dem Mischer gegossen. Durch die Rinne J fliefst es in den „Reductor“ F , wo es mit der durch die [ Düsen P mit einem Druck von 10 Pfund auf 1 □ " (0 ,7 0 3 kg auf 1 qcm) ausströmenden Luft

i

zusammentrifft, -während das flüssige Roheisen in der Rinne 3 “ (7 6 ,2 mm) tie f läuft. D as Roh­

eisen wird in dem Reductor herunterlaufend geblasen wie in einem Converter. D ie Zeit, w elche das Eisen nöthig hat, bis zum Ende des Reductors F zu gelangen, wird von der Pressung des W indes abliängen. Nach dem Procefs in W itkow itz und den Versuchen bei Bolckow, Vaughan & Co. scheinen durchschnittlich 5 bis 6 Minuten erforderlich zu sein. Durch Rinne A läuft dann das vorgeblasene Metall in die Pfanne E i und wird im basischen Martinofen in der gewöhn- I liehen W eise vollkommen entkohlt und ent- phosphort. W enn Roheisen mit niedrigem P hos­

phorgehalt zur Verfügung steht, kann auch eine

* A lex an d er S attm an n n e n n t d en Ofen, in welchem

; v o rg e frisc h t w ird , s e h r b ezeichnend „ F ris c h h e rd “.

! „ S ta h l und E is e n “ 1899 S. 958.

zäher ist, und der Gewinn wird nur in dem im Bad zurückbleibenden Kohlenstoff bestehen. Wenn kein Kohlenstoff im Converter herausgeblasen ist, so wird die H itze im Martinofen fast ebenso lange dauern und fast ebensoviel kosten, als ob das Eisen überhaupt nicht vorgeblasen wäre.

W enn andererseits der Kohlenstoff im Converter vollständig oxydirt wird, so wird es Schwierig­

keiten verursachen, im Martinofen eine Schlacken­

decke zu bilden, und es ist unmöglich, die Charge gehörig vorzubereiten, wenn nicht eine geeignete Schlacke das Bad bedeckt. Beim basischen V er­

fahren mofs das Metall lange genug zur E n t­

phosphorung im Ofen bleiben. Bei einem mäfsigen Phosphorgehalt sollte zum w enigsten 1 °/a Kohlen­

stoff zugegen s e in , um genügend Zeit für die Bildung und die W irkung einer guten Schlacke zu bieten.

e) E s ist wohl m öglich, im Converter den ganzen Silicium gehalt des Eisens zu entfernen, aber wenn man das Roheisen direct vom Hoch­

ofen verbraucht, und man Pfannenschalen ver-

(10)

1. A p ril 1901. K e rn o h a n s V erfahren z u r E rze u g u n g von S tahl. S ta h l und E isen. 329 s a u r e Zustellung- des Herdes gew ählt werden.

Wenn eine leere Pfanne am unteren Ende des Keductors vorgesetzt werden inufs, so braucht der Betrieb nicht stillg esetzt zu werden, da das vorgeblasene Metall durch einen Damm in der Kinne A so lange zurückgehalten werden kann.

A uf diese W eise verlieren die Martinöfen durch Warten auf vorgeblasenes Material w enig Zeit.

A uf den W erken von Bolckow, Vaughan & Co.

machte ein Martinofen in Verbindung mit dom Bessemerwerk 28 Chargen in der W oche (im gewöhnlichen Betriebe machte der Ofen nur 9 Chargen in der W oche), und während dieser Zeit wurden 1 '/2 Stunden bei jeder Charge dadurch verloren, dafs auf vorgeblasenes Metall gew artet werden mufste. Wenn diese Zeit gespart würde, könnte die Erzeugung auf ungefähr 40 Chargen gebracht werden, und würde somit dreimal so grofs sein, als bei dem heutigen Martin-Verfahren, wenn n u r mit Roheisen, also oh n e S c h r o t t , gearbeitet wird. D ie A nlage­

kosten eines solchen Keductors würden geringer

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sein, als diejenigen eines Bessem erwerks. Die Gebläsemaschinen könnten klein sein, da die Pressung nur halb so stark zu sein braucht, als beim Converterbetrieb. D ie Unterhaltungs­

kosten würden auch geringer sein, da keine grofsen Maschinen für grofse Tragfähigkeit auf­

gestellt zu werden brauchen. D ie Bodenrepara­

turen werden kaum so grofs sein, als beim Bessemor-Verfahren. In W itkow itz halten die Böden über hundert Chargen aus.

Die höher im Reductor gelegenen T heile des Bodens werden der Abnutzung mehr W iderstand leisten, als die tiefer, näher dem Ende gelegenen, aber die Reparaturen werden nur einen Brueh- theil derjenigen bilden, w elche das Bessemer­

verfahren erfordert. E s braucht nicht so genau geblasen zu werden, da man vor dem Einkippen in den Martinofen genügend Proben nehmen kann. Wenn es unmöglich w äre, zw ei Reductoren zu betreiben, so könnte man eine Einrichtung treffen, um während einer gröfseren Reparatur

des Reductors direct von dem Mischer in den Martinofen zu giefsen. D ie Einrichtung, wie sie hier beschrieben wird, braucht nicht genau inne­

gehalten zu werden, und es werden sich zu treffende Veränderungen nach den jew eiligen örtlichen V erhältnissen richten. Es soll sogar, wenn es wünschenswerth wird, der Roductor durch Gas geh eizt werden können.

Zurückkommend auf die Ausführungen des Hrn. Campbell, so sind die anfgeftihiten Nach- tlieile durch den Reductor sämmtlich behoben bis auf Punkt d), die Frage des Abbrands. Bei den Versuchen auf den W erken von Bolckow, Vaughan & Co. stellte sich unter günstigen Ver­

hältnissen der G e w ic h tsv e r lu st von g e s c h m o l ­ z e n e m Roheisen bis zum Block auf etw a 9 °/o.

Dagegen nimmt Talbot durch sein Verfahren eine G e w ic h ts z u n a h m e von 6 °/° in Anspruch. Es ist des­

halb eine Ersparnifsfrage, ob man Eisenerz auf Kosten der Erzeugung im Martinofen re- duciren kann.

W a s i s t d a s B i l l i g s t e , a) um 6 5 0 0 t Blöcke in der W oche zu erzeugen, z e h n 4 0 t-Oefen auf die gewöhnliche Art und mit dem gewöhnlichen Abbrand und gewöhnlichem E in­

satz von Roheisen und Schrott, oder b) bei derselben Erzeu­

gung z w ö l f 75 t kippbare Oefen nur mit flüssigem Roh­

eiseneinsatz und einem Ge­

w ichtsgew inn von 6 % nach T albot, oder c) bei derselben Erzeugung z e h n 40 t-Oefen mit geschmolzenem Roheisen und einem Gewichtsgewinn von 2 °/o nach Monell, oder d) v i e r 40 t-Oefen und e in e n Reductor mit geschmolzenem Roheisen und einem Abbrand von 9 °/o zu betreiben?

Es ist eine zugegebene Thatsaclie, dafs die niedrigen Selbstkosten des Bessemer-Verfahrens in der grofs en Erzeugung liegen. Es wird auch zugegeben, dafs die Verminderung der Selbst­

kosten des Stahls in der Hauptsache in der Erhöhung der Erzeugung der Stahlwerksanlage zu suchen sind. Ist es dann folgerichtig, die Erzeugung des M artinstahlwerks um die drei­

fache Menge zu erhöhen und dabei auf die Reduction von Erzen im Ofen zu verzichten, w elche v ie l billiger im Hochofen geschieht?

Hierzu kommt, dafs die Fläche der A nlage f. d. Tonne Erzeugung gleichfalls bei älteren Anlagen nicht klein ist.

O s n a b r ü c k . F r itz LUrtnann jr .

(11)

330 S ta h l u n d E isen. Ueber den E in flu ß eines Z in n g eh a ltes u. s. w. 1. A p ril 1901.

Ueber den Einfliifs eines Zinngehaltes auf die Qualität Yon Stahl und Eisen.

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A uf Anregung des Hrn. Geheimen Bergrath A. L e d e b u r wurden in Bismarckhütte einige Versuche zur Ermittlung des Einflusses eines Zinngehaltes (wie sich ein solcher leicht bei Verarbeitung von W eilsblechabfallen im Martin­

ofen ergiebt) auf die Qualität von Flufseisen und Stahl vorgenommen.

A. F l u f s e i s e n m i t s t e i g e n d e m Z in n - g e h a l t e . V organg: M etallisches Zinn wurde in verschiedenen Mengen auf den Boden mehrerer Coquillen gebracht und das flüssige Martinmetall ein und derselben Charge darauf gegossen. Die Späne zur ersten Analyse wurden dem Schopf- th eil der Blöcke entnommen. Jeder Block wurde in zw ei Theile geth eilt, der obere Theil zur Vornahme der Schmiedeproben, der untere Theil zur W alzprobe bestimmt.

Schm iedeprobe: Aus jedem oberen Blocktheil wurden unter dem Dampfhammer bei heller Roth- h itze R iegel von 50 mm Durchmesser geschmiedet.

Aus diesen R iegeln wurden bei neuerlicher Er­

wärmung zu heller Rothgluth hergestellt:

1. jo ein Flachstab 30 X 10 mm für die Schweifsprobe,

2. je ein Stab 18 mm achtkant zur Zerreifs- probe,

3. je ein Stab 16 mm Durchmesser zur Härte- biegeprobe.

T a b e l l e 1.

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25.1

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3 4.2

2 9.2

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6 7 ,0

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gut gut

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gut

gut

gut

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«ja d) 0,1 3

d) 0 ,1 9

d) 0,31

d) 0 ,7 5

a) In einer Scliweiishitze.

b) Zerfallt in Scliweifshitze.

c) Mikroskop, kleine K anten­

risse.

d) Die V e rk e i­

lung d. Zinnes im Blocke ist eine ungleich- mäfsige.

e) K r. 1, 2 , 3 schmied. weich K r. 4 und 5

merkb. härter Die Schweifsung wurde durch A uflegen der abgeschrägten Enden der Stäbe in normaler, im Steinkohlenzeugfeuer herbeigeführter sprühender W eifshitze und Hämmern bewirkt. An der Schw eifsstelle wurden die Proben warm gelocht und schliefslicli kalt zusammengebogen. D ie Späne zur Controlanalyse wurden nahe der Schweifs­

stelle entnommen.

Die Härtebiegeprobe bestand in dem raschen Abkühlen der Stäbe von 16 mm Durchmesser aus dem hochglühenden Zustande in W asser von 18 0 C. und dem folgenden vollständigen Zu- sammenbiegen derselben.

Die W alzprobe bestand aus dem Auswalzen der unteren Blocktheile in Schweifshitze auf R iegel von 56 mm Durchmesser. Jedem R iegel wurde eine Zerreifsprobe entnommen. D ie Ver­

suchsergebnisse sind in Tabelle 1 znsammen- gestellt.

B. T i e g e l f l u f s s t a h l m it s t e ig e n d e m Z in n g e h a lt e . V organg: Im Graphittiegel (mit 46 °/° Kohlenstoffgehalt) wurden Flufseisenenden mit W eifsblechabfällen in verschiedenem Mengungs­

verhältnisse zusammengeschmolzen. Die so erziel­

ten Blöcke wurden auf Schmiedbarkeit, Scliweifs- barkoit und Zerreifsfestigkeitseigenscliaften ge­

prüft. Die Versuchsergebnisse sind in T abelle 2 zusammengestellt.

(12)

1. A pril 1901. M itth eilu n g en Uber die S ta h lerzeu g u n g im basischen M a rtin o fen . S ta h l u n d E isen . 331

T a b e l l o 2.

Block

Einsatz

f. d. Tiegel

C h e m i s c h e

Z u s a m m e n s e t z u n g Schmiod-

barkeit in Schweifs-

Zerreilsfestigkeitseigenschaften der Schmiedeproben

1 0 0 mm Zerreilslänge

1 0 * „ Durchm.

N r . W eils- blech- Abfalle kg

Flurs­

eisen­

enden kg

C P Mn Si S Cu Sn

heller Rothgluth*

barkeit Bruch­

festig­

keit kJ?

Streck­

grenze kg

Deh­

nung

°/o Ein­

sch n ü ­ rung

°/o

f. 3 21 0 ,6 3 0 ,2 3 gut schweilsbarNicht 7 2 ,3 4 6 ,2 1 5 ,5 4 3 ,4

7 G 1 8 0 ,5 5 0 ,0 5 0 ,3 5 0 ,3 3 0 ,0 5 0 ,1 8 0 ,5 0 gut Desgl. 7 2 ,3 5 2 ,6 1 6 ,5 2 6 ,8

8 9 15 0 ,6 9 0 ,6 8 gut Desgl. 7 3 ,9 5 9 ,4 3 ,o __**

9 12 0 ,3 6 1 ,5 2 Rothbruch Desgl. Bei 48,8 kg Belastung am Stab­

kopfe gebrochen

* Die Proben schmiedeten sich durchaus h ä rte r, als reiner T icgelstahl gleichen C-Gehaltes. Auffällig ist das zarte und feine G efüge, welches der Stahl in gehärtetem und ungehärtetem Zustande im Bruche erkennen liifst.

** A ufser K örner ohne Einschnürung gerissen.

M itteilungen über die Stahlerzeugung im basischen Martinofen.*

Gegenstand nachstehenden Berichtes ist eine Abhandlung, w elche T h o m a s T u r n e r dem „W est of Scotland Iron and Steel In stitu te“ vorlegte.

Das basische M artinverfahren, w elches vor obigem Vereine bisher keine ausführliche B e­

sprechung gefunden h a tte, ist auch für W est­

schottland, wo nach Turners Ansicht wahrscheinlich der beste sauere Stahl der W elt erzeugt wird, von W ichtigkeit. Einerseits ermöglicht der basische Siemens - M artinofen, bei Verwendung der sonst nur für den saueren Betrieb verwendeten Rohm aterialien, eine w esentliche Verbesserung der Güte des Stahles, andererseits ist das basische Martinverfahren, bei dem immer fühlbarer werden­

den Mangel an reinen Erzen, dazu berufen, die Arbeit am saueren Herde zu ersetzen und wird der basische Stahl, trotz der Vorzüge des saueren Materiales, von den stahlverarbeitenden Gewerben W estschottlands w egen seiner W eich h e it, sowie wegen der guten W alz- und Schwcifsbarkeit, heute schon in vielen Fällen vorgezogen. Bei Besprechung der W ichtigkeit der einzelnen V er­

unreinigungen des Eisens und deren Einflufs auf den V erlauf und auf die Schlufsergebnisse beider Martinverfaliren wird hervorgehoben, dafs die wesentliche Bedeutung des basischen Verfahrens nicht allein auf der Abscheidung des Phosphors, sondern auch auf der durch S a n i t e r erreichten Verminderung des Schw efelgehaltes beruht. Bei der Möglichkeit, auch aus phosphorreichen Roh­

stoffen guten Stahl herzustellen, wird das basische

Martinverfahren oft erst durch die nebenher­

gehende Erzeugung von phosphorreicher Schlacke w ir tsc h a ftlic h . Trotzdem nun das basische Verfahren sowohl in Amerika als auch in Deutsch­

land w eit verbreitet ist und auch in England Eingang gefunden h a t , steht heute in W est­

schottland nur ein einziger basischer Siemens- Martinofen im Betriebe und wird auch dieser nur dazu verw en det, um aus reinem Hämatit­

eisen einen Stahl von bester Beschaffenheit zu erzeugen. — Dafs das basische Martinverfahren in W estschottland bisher überhaupt wenig be­

kannt w a r , erhellt am besten daraus, dafs es Turner für nothwendig h ä lt , die Ausdrücke

„sauer“ und „basisch“ näher zu erklären und zu bemerken, dafs sicli diese nicht auf den Stahl als so lc h e n , w elcher weder sauer noch basisch sein könne, sondern auf die Art des Herdfutters b ezieh en !

Zur H erstellung von bestem Rohmaterial für Q ualitätstiegelgufsstahl w ill Turner w eifses oder lialbirtes Hämatitroheisen im basischen Martin­

ofen verarbeiten und das auf diese W eise er­

haltene reine weiche E ise n ,* w elches dem schwedischen Eisen in keiner W eise nachstelien könne, entweder cementii'en, oder noch im flüssigen Zustande mit Spiegeleisen oder nach dem Darby-Verfahren aufkohlen. Zur Erzeugung von flü ssigem , theilw eise entkohltem und ent- silicirtem E insätze für den basischen Ofen w ill

* Solches Eisen h atte nachstehende Zusammensetzung

* X acb „T h e Jo u rn a l o f th e W e s t o f S co tlan d Iron and S teel I n s titu te “ 1900, l ie f t 4.

0,11 C 0,005 P 0,15 Mn 0,02 S 0V7 „ 0,008 „ 0,08 „ 0,02 „

(13)

332 S ta h l und E isen. M ittheilungen über die S ta h lerzeu g u n g im basischen M a rtin o fen . 1. A p ril 1901.

er gewöhnliches Hilmatitroheisen im saueren Ofen, eventuell im saueren Converter vorfrischen.

W as die Gröfse der basischen Oefen an­

belangt, so glaubt Turner, dafs man in England bisher nicht über 30 bis 40 t Fassungsraum g e­

gangen ist. D ie Bauart der basischen Oefen braucht dabei von derjenigen der gewöhnlichen saueren Siemens - Oefen nicht w esentlich ver­

schieden zu sein, doch ist der Herd der ersteren massiver und bei gleichem Satzgew ichte, w egen der reicheren Schlackenm engen, auch gröfser.

Zur Erläuterung der Zustellung eines basischen Martinofens ist der Abhandlung die nachstehend wiedergegebene Skizze beigedruckt. D ie saueren Ofenthoile ruhen auf L ängsw inkeln, w elche an der Ofenverankerung angeschraubt sind.

Zwischen dem basischen Herde und den saueren Wänden wird eine Lage von neutralem Materiale, z. B. Chromerz verwendet. Der Herd

wird mit heifsen Stöfsein eingestampft und hat der hierfür verwendete gebrannte gemahlene D olom it, welcher mit wasserfreiem Steinkohlen- theer ungerührt w ird , nachstehende Zusammen­

setzu n g: Kalk = 55 bis 60 % ) Magnesia = 29 bis 32 °/o, Thonerde = 3 bis 4 %> E isen­

oxyde — 3 bis 4 °/o , Kieselsäure = 3 bis 4 % . Beim Bodenmachen werden noch einige Lagen von trockenem , sintergebranntem Dolomit auf­

getragen. Turner ist der Ansicht, dafs silicium­

h altiges Roheisen der gröfste Feind des basischen Herdes is t , obgleich heu te, sow eit dies der Kostenpunkt zu lä fst, ziem lich allgem ein graues Roheisen zur E rzielung eines heifseren S atz­

verlaufes erwünscht ist und der Einflufs des Silicium gehaltes durch entsprechenden Kalk­

zuschlag ausgeglichen werden kann. Nach Turners Angaben wurden auf dem Herde eines basischen 15 t-O fens 7 9 8 Sätze mit einer Er­

zeugung von 1 1 4 2 7 t geschmolzen. Dabei ent­

h ielt das verwendete Roheisen 0 ,7 % Silicium

und 3 bis 3,5 % Phosphor. Ein basischer 30 t-O fen, w elcher wöchentlich 8 bis 10 Sätze m achte, erreichte eine Jahreserzeugung von 1 0 0 0 0 bis 12 5 0 0 t. Der Herd und das Schlicht­

werk hielten hierbei 11 bis 14 Monate und wurde der Ofen in der Zwischenzeit nur einmal reparirt, wobei Gewölbe, W ände u. s. w. erneuert wurden.

Als Durchschnittsanalysen von basischem Roh­

eisen sollen einige der von Turner angegebenen Zahlen angeführt werden:

Stafford­ York­ Ost- ¡Nord-

shire I shire kllste Wales

K ohlenstoff... 3,0 2,6 2,5 3,71 P h o s p h o r ... 3,54 2,5 2,2 2,78 S ilic i u m ... 0,6 0,4 0,75 0,9 S c h w e fe l... 0,05 0,05 0,06 0,035 M a n g a n ... 2,2 1,5 2,5 2,98

W ird ohne Entschwefelung g e ­ arb eitet, so soll das verwen­

dete Roheisen nicht über 0 ,0 6 % Schwefel enthalten. Beim basi­

schen Martinverfahren mit E nt­

schwefelung wird gewöhnliches weifses Cleveland - Roheisen mit 3 ,0 % Kohlenstoff, 1,5 % P h os­

phor, 1 % Silicium und 0 ,2 5 % Schwefel noch mit Vortheil ver­

arbeitet und sollen namentlich B elt Brothers auf dieses Verfahren ein­

gerichtet sein. B ell Brothers ver­

wenden hierbei flüssiges Roheisen vom Hochofen.

Ueber den Talbotprocefs,* w el­

cher ebenfalls mit flüssigem Roh­

eisen arbeitet, spricht sich Turner sehr günstig aus. Beim britischen basischen Martinprocefs** werden 70 bis 8 0 % Roheisen und nur 20 bis 30 % Schrott ver­

wendet und ist letzterer überdies meist sein- gemischt und unrein. Ein befriedigender Durch­

schnitt eines ganzen Satzes (Roheisen und Schrott) enthielt 2,5 % Kohlenstoff, 2,5 % Phosphor,***

0,5 % Silicium, 0 ,0 4 % Schwefel und 1,5 °/o Mangan. Zuerst wird immer ein Theil des Roh­

eisens, der gröfste Theil des Erzes und ein Theil des Kalkzuschlages eingesetzt und hierauf erst der R est des Roheisens und der Schrott. Nach dem Einschmelzen des Satzes wird nach Bedarf Erz, K alkstein oder gebrannter Kalk gefüttert.

Wird mit Entschwefelung g ea rb eitet, so mufs

* Siehe „S tahl und E isen “ Jah rg an g 1900, H eft 5 Seite 263.

** Siehe „Stahl und E isen“ Jah rg an g 1898, Seite 317 und 476.

*** Mit Rücksicht auf die Zusammensetzung dieses fü r den basischen M artinprocefs verwendeten Roheisens ist die geringe V erbreitung des Tkomasprocesses in E ngland kaum erklärlich.

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