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Der Deutsche im Osten : Monatsschrift für Kultur, Politik und Unterhaltung, 1938 H. 9

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"Der l ) tut fell c im O ften

M o n a te lc h rift für K u ltu r, P o litik unO Unterhaltung

Jahrgang 1 N o n e m b e r 1938

(2)
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A r t h u r Reiß

Wcnöc im MemellanÖ

Die Aufhebung öee Kriegszuftanöeo in Memel unö öic Zuhunft öer öeutfch=litauifchen Beziehungen

2tm 1. 9iobember t;at in ber CSefd)ici)tc beS beutfepen MemetlanbeS ein neuer 2tb- fcf>nitt begonnen. S ie litauifepe 3 entrat«

regierung in &auen bat fiep berantapt gefeiten, ben SÜriegsjuffanb aufjupePen.

6 ie bat bamit eine Mapnapme getroffen, bie fü r bie Sufunft ber beutfcp-litauippen 23ejiepungen bon größter 23ebeutung fein fann, luenn fie ben erften Scpritt ju r herffetlung unb bauernben 3 nnepaltung beS bem Memellanb international garan­

tierten Ülutonomie-StatutS barftetlt.

3um erften M a le feit jw ö lf langen 3apren fönuen bie beutfepen Meméllanber jept wieber etwas aufatmen. ©ine QBelle ber greube ging in ben erften 9lobember- tagen burd) ip r £anb. Sie braep fiep 23apn im 3 ubel öer Sugettb, in näcptticpen gadeljügen, in begeifterten Siätttb- gebungen, ju benen fid) in ben berfepiebe- nen Orten beS Memelgebiets taufenbe bon beutfepen Menfcpcn jufammenfanben.

S ie ©loden läuteten unb fangen baS Sieb ber jjre ip e it über §aff, Siine unb gelb. Memel, hepbefrug, Wogegen, ‘p rö - luís unb alle anberen Stabte unb S ör*

fer prangten in ben garben beS Memel»

lanbeS, in grün-Weip-roten gapnen.

Sßeit über 25 000 Menfcpen — eine fold)e SÜunbgebung hat baS Memetgebiet noep nie erlebt — jubelten S r. M urnann, bem tapferen unb berbienten g üprer beS MemelbeutfcptumS 51t, alé biefer in einer näd)tlid)en Sldtnbgebung im Memeter Stabion erftärte: „QBir finb wie burd) ein Fegefeuer gegangen. Sßir paben trop 9 io t unb S ru d unb Qual unfer beutfcpeS

©efiept erpatten. SBir gepören nicht jutn Seutfcpen 9leicpe, aber m ir fühlen uñé mepr benn je berbunben m it bem beut»

fepen Q3olf unb feinem ííulturfreiS . SBir paben aU bie fittlicpen Sßanbtungen

burepgemaept, um uns eins ju fiiplen auep opne 23raunpemb. Unfer 2pulSfcplag ift berfetbe wie ber unferer SolfSgenoffen jenfeitS ber K ernel . . . 6 eib entfcploffcn feft ju fiepen, auep trenn neue Stürme unferer §eimat bropen füllten. Seib aber auep gewip, bap ein ftarfeS Q3oll unb fein großer güprer fiep um unfer Scpid- fat forgen."

M a n lann biefe gtüdticpe Sttmmung, biefeS ©efüpl beS ©rtöftfeinS, baS peute im Memetgebiet perrfept, nur bann reept berftepen, wenn man aus eigener 21 n»

fepauung unb auS eigenem ©rieben bie 3 uftänbe fennt, bie in ben tchten Jtbölf 3apren im Memellanb geperrfept paben.

5?ein Memettänber toirb biefe 3dpre fcpweren £eibeS jemals bergeffen. Ser ft’riegSjuftanb ift Jtbar aufgepoben, aber bie ©rinuerung an ipn ift geblieben. ©S ift autp umnögtiip, bap biefe ©rinnerung burd) eine niept niept mepr als felbftber- ftänbliepe Mapnapme pintueggefegt wer»

ben fönnte, bie fcplieptiep fein ©ntgegen- fomtnen, fonbern nur einen erften Scpritt ju r herfteCung eines normalen 9ie<ptS»

juftanbeS bebeutet.

2lm 17- Sejember 1926 patte bte SreffefteHe beS litauifcpen ©ouberneurS in M em el folgenbe M itte ilu n g perauS- gegeben: „heute morgen tra t in Saiten ein ü m ftu rj ein, als beffen güprer fie rr Smetona genannt toirb. 3« 9an5 Litauen ift ber i£riegSjnftanb e rflä rt unb SldicgS»

jenfur eingefüprt worben". S eit biefem

^age ift ber ®ricgSjuftanb im Memel»

tanb praftifep ju r 9legierungSform ge­

worben. M i t jebem M o n a t, ben baS auS bem U m fturj perborgegangene Regime in hatten ben Kriegsjuftanb im Memel»

gebict opne jebe 9io tioe nb i gleit lei tage x beftepen lief), mürbe eS beuttieper, bap

3

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bie Utauifcße 3 entratregierung in ii)m baS beffe unb auch einjige N iitte l Jur enbgüiiigen £itauifierung beS beut»

fctjen NiemellanbeS anfaß. S er 5?riegS3ii- ftanb führte baju, bafj niete beutfcße Nienfcßen allein ißreS unbeugfamen SeutfcßtumS Wegen unter ‘^Poliaeiauffidjt geftellt, in SlrbeitSlager geftedt ober in

©efängniffe geworfen würben. 3 aßtreihe

©fiffenjen würben »ernicßtet, niete F am i­

lien auSeinanbergeriffen. S er große Niemelproaeß, ber bie Slufmerffamfeit ber ganzen Vßeit auf baS £anb an ber oftpreußifcßen ©renje richtete, iff noch in alter ©rimterung. Von 3af)r 311 3aßr nerfd)ärfte fid) ber Sruct. S ie bem Niemelgebiet international garantierte 2tutonomie War nur noch auf bem p a p ie r borßanben. ©roßlitauifcße S ireftorien er­

richteten im Niemetlanb eine Sßillfür»

ßerrfhaft. S e r titauifche S?riegSfomman»

bant würbe entgegen jebem Necßt 311111 ntädjtigffen Nim m beS £anbeS. Verfließe beS NiemettanbtageS, ber rechtmäßig ge­

wählten Vertretung beS Niemetbeutfcß- tums, fid> burcf) NtißtrauenSerftärungen gegen bie großtitauifhen S ire fto rie n 31t wenben, oerßinberte ber iiriegSfomman»

bant baburch, baß er berfcßiebenen memel- beutfcßen Ütbgeorbneten einfach bie Nian»

bäte ent3og unb fo ben £anbtag befcßtuß«

unfähig machte. ©S gab fein ©ebiet beS ffaattichen, politifd)en, futturetten unb auch beS perfönlicßen £ebetiS, in baS ber 5?rieg^3uftanb nicht tief eingegriffen hat, eS gab feine memelbeutfche Fam ilie, bie non ihm nicht in irgenbeiner Vßeife be­

troffen worben war.

3m N iars biefeS 3aßres fam es nun nach &em befannten ©rensswifcßenfatl 311 einer fü r fiitauen fehr gefährlichen Span­

nung m it ^o le n . Vßoßl unter bem ©in»

brud biefeS außerft bebenflicßen ft’oit- ftifteS hatte bie titauifche 3entralregie- rung bem memelbeutfchen 2lbgeorbneten im litauifchen Sejm bie 3ufage gegeben, baß ber 5tJriegS3uftanb bemiuichff aufge­

hoben werben würbe. SamalS ging eine erfte Hoffnung burch baS Niemetgebiet.

Ntan freute ficß, baß ber faum noch er­

trägliche S ru d ber lebten 3Wölf 3cthre enbtid) fchwinben follte, wenn man auch noch nicht attjubiet ¿Öffnung an baS titauifche Versprechen fnüpfte. Sod) am 15. Oftober biefeS 3aßreS fam bann bie

große ©rtttäufcßung. S er titauifche Sejm in fernen nahm 3Wei ©efehentwürfe über bie Neuregelung beS StaatSfcßußgefeßeS unb über ben SicßerungS- unb 23etage- rungSjuftanb an, bie praftifcf) bie V e r­

ewigung beS SlWiegSsuffanbes im Niemet»

tanb bebeufeten. Veibe ©efeße würben einer itom m iffion sugewiefen, bie nur noch rebaftionelle Snberungen oornehmen follte. Siefe beiben ©efeße änberten ben jw ö lf 3 ahre befteßenben 3 uftanb nur in ­ fofern, als fie bie Necßte, bie ber S?riegS- fommanbant bisher inne hatte, auf ben litauifchen ©ouberneur in Niemet über­

trug. S er ©ouberneur fonnte nach bie- feit ©efeßen jebe Verfammtung berbieten unb bie Verbreitung jebeS 'preffeerseug- niffeS berßinbern, wenn er fie für ftaatS- gefäßrlich hielt, © r fonnte jebe Verfamm­

tung unb jeben llmsitg unmöglich machen,

© r w ar befugt, foteßen ‘perfonen, bie er fü r bie Sicherheit beS Staates für ge­

fährlich hielt, baS VBoßnen an einem bc- ffimmten O rt su berbieten ober fie für bie Sauer bis 3U 6 Nionaten einem 3wangSarbeitSlager 31t überweifen.

2tußerbem gaben bie ©efeße bem lita u i­

fchen ©ouberneur fü r „befonberS eilige F älle" Vollmachten 31er Surchftißrung entfprechenber Niaßnaßmen, „wenn Un- ruße erregt ober Nachrichten berbreitet werben, welche Seite ber 23ebötferung gegeneinanber cutfheßen, ober wenn panblungen begangen Werben, Welche bie

$?raft beS titauifhen Staates fhwächen".

©S war bon bornßerein fein 3w eifel, baß biefe beiben neuen ©efeße fid) m it bem Slutonomie-Statut beS NiemettanbeS in feiner Vßeife beteinbaren ließen. Saß man fie fid) genauer an, bann entbedte man bie Seßnbarfeit ißrer 23effimmun»

gett, bie ben Ncemelgouberneur 3um un- eingefeßränften gerrfeßer über baS Nie»

metlanb mähten.

S ie neuen ©efeße forberten ben fcßärfften p ro te ft beS NiemetbeutfcßtumS heraus. 2lm 26. Oftober tra t ber Niemet»

lanbtag 3ufammen, um 3u r Verewigung beS S?riegSjuftanbeS Stellung 31t neßmen.

Siefe fianbtagSfißung ßatte ßiftorifhe 23ebcittung. S ie Niemeter belagerten in ßellen Scharen baS NatßauS, in bem baS Niemet-'parlament tagte. Sie füllten Steppen unb F lu re beS NatßaufeS, fo baß bie ^ o ^ e i Niüße ßatte, für bie 2tb-

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georbnetcn einen fpmaten OBeg in ben Sipungäfaat freijupalten. Sie Ütbgeorb- neten 23 i n g a u unb 931 o n i e n rechneten m it ber titauifefjen 3 entratregierung fd>arf ab. Sie proteftierten im Flamen beä gefamten 93lemelbeutfptumä m it alter Sntfpiebenpeit gegen bie 2tufrept- erpaltung unb Veranferung beä reptä- mibrigen ilriegsjuftanbeä. S er Stbgeorb- nete 23ingau crflarte: „S a ä Staatäfpup- gefeij ftellt bie Spre, bie OSerte unb bie

©efüple beä Utauifpen Votfätum ä unter ben »erfpärften S p u p ber ftaatlipen O r­

gane. Sä »ermeigert biefen S pup bent beutfpen Q3olfätum im 9Jiemetgebiet.

Saä Staatäfpupgefep ffeEt bie ftaatlipen Bepörben unb Organe unter befonberen Scpup. Sä oermeigert ipn aber ben autonomen Bepörben unb Organen. Saä Staatäfpupgefep bebropt überbieä jeben memetlänbifpen 23eamten unb 2tngeffelt- ten m it greip'eitsftrafen, ber im tyalle beä ®onflifteä jm ifpen ftaatlipen unb autonomen ©efepen unb 3 uftänbigfeiten pflichtgemäß unb gemiffenpaft baä R e p t beä autonomen ©ebietä 51t mapren fuept."

3 mmer mieber mürben bie kleben ber beiben beutfpen Slbgeorbucten, bie burp

£autfprePer auep fü r bie auf ber Straße martenben Riemellänber übertragen m ür­

ben, m it tauten 3 uftimmungärufen unter- broepen. S er titauifepe Slbgeorbnete beä Rientetlcmbtagä, © aitiuä, oerfuepte, ben titauifepen Stanbpunft in ber $rage beä iimiegäjuftanbeä 41t »erteibigen. S r ge­

brauchte babei bie titauifepe Spracpe. Sä gelang ipm niept, fiep »crftänblicp 5U maepen. Sä patf ipm auep nieptä, baß er fiep feptießtiep im ©efüpt ber Qüßenbe, bie fiep in biefer Sipung fepon anfünbigte, entfeptoß, beutfep 51t fpreepen. _ 2tuä- tänbifepe 23eobacßter, bie bie Sntmidtung im Riemetgebiet atä unbeteiligte 3u- fepauer füpt unb facplid) »erfolgten, maren oott biefer 5?unbgebung beä 93ie- mellanbtageä unb ber Riemetbeöötferung fepr ftarf beeinbrueft. QBenige Sage nach biefer Sißung pob bie titauifepe 3entrat- regierung ben iSriegsjuftanb auf.

Sä mag bapingeffellt bleiben, obSJranf- reiep unb Sngtanb ber titauifepen Regie­

rung auf biptomatifepem Qßcge ben R a t erteilt paben, bei ber Regelung ber Be- jiepungen jmifepen fiitauen unb bem Rlemelgebiet im Rapmen beä Sluto-

nomieftatutä ben Riemeltänbern meit- gepenbeä Sntgegenfommen 5U jeigen. Sä märe aber fip e rtip beffer gemefen, menn bie litauifche 3 entratregierung ficf> ju ber Aufhebung beä $riegäjuftanbeä fepon früper entfcploffen patte, ju einer Seit, in ber man ben B e r jip t auf ben SSriegä- juftanb noch atä ein in jeber Spinficpt un- beeinflußteä 3 ei(pen guten QBiüenä pin- nepmen tonnte. Raep bem Stnfcpluß Öfter- rciepä unb oeä Subetenlanbeä aber pat ber Q3erjiept auf bie 2tufrepterpaltung beä reeptämibrigen 3uftanbeä im Rlcmcl- gebiet einen befonberen Beigefcpmacf.

Sropbetn bleibt beftepen, baß m it ber Aufhebung beä SPriegäpftanbeä ein fcpmereä §inberniä befeitigt morben rft, baä eine beutfp-titauifpe Stnnäperung immer mieber erfepmert pat. Sine Stoppe liegt pinter unä. 2tber noch ift ber SSeg non Seutßplanb nach £itauen, ber immer über Riemet fitprt, niept frei.

Rocp finb anbere große Scpmicrigfeiten

*u beheben. 3 " erfter £inie panbett eä fip barum, baß b ie 03e 10 - R 0 11111 be ä t i t a u i f e p e n R i e m e t g o u o e r - n e u r ä aufpört.

Ser litauifpe ©ouoerneur pat bem Statut naP baä Rept, fein 03eto ernSu- legen, menn bie gefepgebenbe Ä'orper- fpaft beä Rlemeltanbeä ipre 3ußunbrg- feiten iiberfpreitet, bie litauifpe Berfaf- fung oerlept ober internattonale V er­

träge £itauenä im negatmen Srnne be- rü h rt Siefcä Recht beä Utautfpen ©ou- nerueurä ift fepr eng b e g re if. S er ©ou- nerneur hat in erfter £mre bafur ju for- aen baß baä 2lutonomieftatut retbungä- E 'fu n ttio n ie r t. S r hat fein VeforePt aber feit langen 3<pren mißbraupt, um einen unbereptigten Sinftuß auf bte memetlänbifpe ©efepgebung auäsuuben unb bie OBirfungen beä Slutonomre- ftatutä einjufpränfen. S r pat alfo eure S ätigfeit entmiefelt, bie im OBrberfpruep ut feiner im S ta tu t feftgelegten Stufgabe ftebt ba er bie repttiepen ©runblagen tut Riemeigebiet untergrub, anftatt fü r tpre Seftigung 5« foi'öen- s .

3 n feiner tepten ®rpung, bte ber Riemettanbtag oor feiner 2lufloßtng am 1. Rooember piett, erpoben bte Sprecher beä R iem etbeutfptum ä fparfen R roteft aegen bie Beto-Opotitif beä ©ouoerneurä.

S er Stbgeorbnete Bingau gab in biefer

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Sipung einen überblid, ber bie litauifdje Veto-Tpolitif treffenb parafterifiert. (Er teilte mit, bap ber fünfte memeltänbifpe fianbtag, beffen Habens m it biefer Gitjung abtief, bem litauifpen ©ouber- neur 72 ©efepe überfanbt pat. ©egen nicf)t weniger als 18 biefer ©efepe fjat ber lita itifp e Vfemetgouberneur ©in»

fpruef) erhoben, ©ieben Dem biefen ©e- fei^en mürben einmal m it bem Veto belegt unb baraufpin bem titauifefjen

©ouberneur nietjt mepr mieber borge«

legt, ©egen fünf ©efepe f>at ber ©ottber- neur sunäpff © infprup erhoben, biefen

© infprup bann aber mieber juritefge- 3ogen. ©egen brei ©efepe 1?at er jmeimat unb gegen jmei ©eitere ©efepe breimal

©infprud) erhoben, ©egen eins biefer ®e«

fc^e aber put ber titauifpe ©ouberneur fein Veto n ip t meniger als biennal gettenb gentaept.

®iefe ©efepe, gegen bie ber titauifepe

©ouberneur © infprup erpob, betrafen bie 3mangSberfteigerung bon ©runbffücfen, bie felbftänbige StuSübung eines §anb«

merfd als ftepenbeS ©enterbe im Viemel»

gebiet, bie Vefümpfung ber 2trbeitStofig- feit, ffatiffifpe ©rpebungen im Meinet»

gebiet, S pttp berSputbner toieberfepren«

bet ieiffungen, Öinberuug beS SfaubelS»

gefepbupeS, Verlängerung beS 2luf- toertungSgefepeS, S p u p ber ©enoffen bon ©enoffenfpaften, über bereit V er- mögeit baS 5?onfurSberfapren eröffnet morbett iff, Slnberung beS 3>battgSber»

fteigerungSgefepeS, 2lbbau ber qßop*

nungSbemirtfpaftung in ber ©fabt OJtentel, 2lbänbcrung beS 'perfonenffaubS- gefepes, Ötnberung ber ©etoerbeorbnung,

©infüprung bott 2trbeitSbüpern ttftb. ©s iff, fiept man fip überfpriffen unb 3 n»

palt biefer ©efepe an, fepr le ip t 31t er»

rennen, bap cd fip pier um Viapitapmen ber autonomen Vepörben panbelt, bie für bad beutfpe 9)temellanb bon grunbtegen»

ber unb tebcnSmiptiger Vebeutung finb.

©erabe bie m iptigften unb fü r bie 3 u- funft beS beutfpen 'ViemellanbeS ent*

fpetbenben ©efepe pat ber tita u ifp e ©ou- berneur m it bem Veto belegt.

V ie Sttauer paben felbft eingeftanben, bafl eß ipncit barum gept, baS Viemel*

gebiet fo fpnell unb fo g rü n b lip mie ntöglip 31t litauifierett. 2tlS baS m irf- fantffe V fitte l 31t ber ©rreipung biefeS

3ieteS fapett fie ben Vßeg, ber ü b e r » b ö t f e r u n g u n b b e r Ü n t e r m a n - b e r u n g a it, ba fie ben unbeugfamett beutfpen S inn ber Viemelbebölferuug auf feine anbere Vßeifc 31t brepen ber*

mopteit. 3 pren ija u p ta n g riff ripteten bie Litauer babei gegen bie S tabt 9Kemet.

®ie Smtge toar, bap burp bie Über- fpioemmung VfemelS m it ©roptitaueru bie fjinansen beS ©euteinbemefenS er- fp ü tte rt mürben, fo bap bie 3 apl ber er- merbslofeu beutfpen Vemopner VientclS immer pöper ftieg unb bie beutfpen S?aufleute unb öanbmerfer in gröpte 9io t gerieten. Oie fosiaten Verpältniffe ber*

fplepterten fip ffarf. 2tu p bie moratifpe 'Tiot m u p s .

©d mar felbftberftänbtip, bap bie au­

tonomen beutfpen Vtanelbepörben alle ipnen r e p tlip suffepenben 9Kögtipfeiten auSnupten, um bie ©fiftens ber beutfpen Sanbmirte, SSaufleute unb §anbmerfer fipersuftellen, ben SlrbeitSmarft in Orb»

nttng 311 bringen, ben VBopnungSmarft 31t bereinigen. Sie taten, maS reptenS mar, um ben gropen 3uftrom aus ©roptitauen uap V iö g lip fe it absufpmäpen. 2111c ipre Viapnapmett, bie biefe 3 iete auffrebten, mürben aber babttrp fabotiert, bap ber lita itifp e ©ouberneur gegen bie bon ben autonomen Vepörben ertaffenen ©efepe

© infprup erpob. SaS V eto-9fep t beS

©ottberneurS pat bamit feinen itrfprüng»

lipen Sinn, ber ipm burp baS S ta tu t gegeben morben ift, böüig berloren. ©S iff, mie ber Slbgeorbnefe Vittgau in ber lepten Sipttng beS ViernettanbeS erftärte, ein „QBerfseug in bem Apparat geiffiger unb m ap fp o titifp e r 2lr t gemorben, ben bie lita itifp e Regierung aufgebofen pat, um aus? bent Vtemelffafttt eitt 3 nftrumetit für bie atlnüiplipe böllige 2lffim ilierung beS 9MemelgebietS an ©roptitauen 31t mapen".

Vßelpen Umfang bie Überfpmemmung ViemetS burp 9)ieufpen aus ©roptitauen angenommen pat, gept am beuttipffen aus ber Oatfape perbor, bap felbft ©rop»

litauer, bie fip int Viemelgebiet nieber- gelaffen paben, beginnen, fip gegen ben 3uftrom auS ©roptitauen 3U mepren.

Vßie auslänbifpe V lä tte r beripteten, ift Gnbe Oftober eine Slborbnung tita u ifp e r Arbeiter auS Viemet bei berfpiebenen Stellen ber lita u ifp e n 3entratregierung

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in Stauen borftettig geworben. Sie tjat bem 9)Zittiiterpräfibenten, bem fianbwirt»

fcijaft^minifter unb bem Serfebrsm iniffer ein umfangreiche^ 3J£emorunbum über»

reicht, in bem in erfter £inie bie gin fie l- tung ber 3 uwanberung non Slrbeitern auö ©rofftitauen nach bem 9)iemelgebiet geforbert unb gegen beren 23efd)äftigung in titauifchen ijatbftaatticijen unb ftaat- iici)en Setrieben im 3Remetgebiet (Ein»

fprud) erhoben w irb. 3 « bem 9Remoran-- bum w irb weiter barauf inngeWiefen, baff bitrcf) ben 3 ujug bon 2trbeiterfräften aud

©rofstitauen nacf) bem 3JZemeIgebiet bie bort jablreicb borpanbenen 2lrbeits>fräfte jurüdgebrängt werben unb bah baburcp bie 2trbeit^tofigfeit immer mein- junimmt.

®iefeä 9Jiemoranbum ift wot)l ber befte 23ewei3 fü r bie 9?otwenbigfeit ber bon ben autonomen 9Jiemetbef)örben unter»

nommenen 3Rahnabmen. S ier §eugen

©rofjtitauer fetbft gegen bie berfepite S e to -^ o titit beé Utauifcpen ©ouber»

neuré.

g s ift fetbftberftänbticb, bafj bie Utauifcpe 3 entratregierung in Stauen unb ih r ©ouberneur in le r n e t auch m it ber

‘ip o titit ber ginfprücpe unb Setod auf»

hören rnüffen, toenn fie tat}äd)tich ein guted ginbernehmen m it bem Seutfcpen

^Reiche münfchen. ®ad 9Remeitanb ber- iangt nícptó weiter ató fein 9techt, até bie grfüüung unb freie 2tnWenbung bed 9Jlemetftatutd. © r o ft b e u t f cp t a n b a b e r , b a d b i n t e r j e b e m ® e u t = f chen i n b e r ® e t t f t c h t , f a n n a u f b i e S a u e r n i cp t j u l a f f e n , b a h b e u t f c h e n a Re n f c p e n an f e i » n e r © r e n j e H n r e c p t g e f d m e h t . 3 w>ifcpen ®eutfd)lanb unb £itauen fteht

S e i m í e b r e n b e é ^ i f c h e r b o o t ( K u r i f c h e é S « f f )

(8)

nicht# weiter al# bic Nichteinhaltung be#

Nlemetftatut# burch Litauen. 3 n bemfet- ben Stugenbticf, in bem bie titauifche N e ­ gierung ficf) baju cntfctjtie^t, enbgüttig einen Strich unter bie 'Vergangenheit unb eine wollig werfehtte 'p o litif im Niemet- gebiet ju Riehen, gibt e# nicht# mehr, wa#

trennenb 5tv>ifd)en bem beutfehen unb bem iitauifd)en Staat, s'wifchen bem beutfehen unb bem titauifchen S o lf fleht. £# wäre finnto#, wollte man litauifcherfeit# bic alte ^P olitif ibeiter berfotgen unb bamit rechnen, burch foldje NMhoben ba#

Nlemelbeutfchtum brechen ju tonnen. 2luch in ben fchtimmften unb traurigften S itu a ­ tionen haben ficf) bie Sewohner be#

Nlemetgebiet# ftet# uncrfchrodcn unb ganj einbeutig ju ihrem Seutfd)tum be- tannt. £# braucht fnew nur an bie testen Niemeltanbtagswahlen erinnert 51t S er­

ben, beren werswidte# unb raffinierte#

Shftem berbunben m it bem S n td be#

S?rieg#suffanbe# unb aller möglichen unb unmöglichen Erfchwerniffe eine gans un­

gewöhnlich groffe Selaffung#probe fü r ba# Niemetbeutfchtum barfteHten.

2luf titauifcher Seite fcheint man fehl felbft einjufehen, baf; e# swedmäfjig ift, gegenüber bem 'JUemctlanb eine anbere

°P o litif einjufchlagen. S ie halbamtliche titauifche 3 eititng „fiietuwo# 2liba#" wer- öffentlichte Eürgtid) einen bebeutfamen

£ e ita rtife l, in bem e# „Sßenn w ir bie Entwidlung uitferer Sesieh'tngen m it Seutfchlanb an un# borüberjiehen taffen, bann fetten w ir, bah in biefen Schiebun­

gen bie 2lngetegenf)eiten be# Nietnelge- biete# wenn nicht eine entfeheibenbe, fo hoch eine febr wichtige Nolle gefpielt haben. Sßegen ber berfchiebeiten 2lnfichten, welche beibe Seiten über bie 2lu#tegung bc# Niemetftatut# haben, nahmen untere Schiebungen m it bem wefttichen Narf)- barn manchmal auch fchärfere gönnen an, obwohl bic titauifche Negierung immer für bie Slutonomie be# Nfemetgebiet#

w ar unb fich bemüht hat, bie Sefonber- heilen biefe# ©ebiete# ju erhalten. £ i- tauen w irb fich Stweifetto# auch 'weiterhin an ba# Ntemetffatut halten unb bie Se- fonberheiten be# £anbe# achten, wenn biefe nur nicht ihre Hnabhängigfeit be- brohen." Sa# titauifche S ta tt felbft nennt bie Einführung be# SSrieg#suftan- be# im Nletnelgebiet ein# ber wicfjtig-

ften £>inberniffe fü r eine gute Sntw id- lung ber Schiebungen swifchen Seutfch»

taub unb £itauen. E# gibt ber Hoffnung 2lu#brud, baff fich bie Sefeitigung be#

&rieg#huftanbe# pofitiw auf bie beutfeh- liiatiifchen Sejiehungen au#wirfen w irb, unb fährt bann fo rt: „£>ier muh "'an bemerfen, baff bie Regierung be# Seut- fhen Neicfie# mehr al# einmal erftärt hat, bah fte an bem Nlemetgcbiet nur in- foweit intereffiert fei, al# c# bie Surch- führung be# Nlemetftatut# betrifft. S ie titauifche Regierung hat fich bi#ber an ba# Nlemelftatut gehalten unb ift ent- fchloffen, ba# auch 'weiterhin ju tun.

QBenn manchmal bei ber 2tu#tegung be#

S tatut# irgenbwelche Unebenheiten ent- ftehen foHten, bann w irb bie titauifche Regierung fich bemühen, fie m it ben NZemeltänbern au#gugteiihen. ünb wenn ba# nicht getingen füllte, w irb fie m it ber Regierung be# Seitlichen Neiche# bar»

über fprechen, wobei jeboch bic Rechte ber Signatare ber Niemelfonwention immer refpeftiert werben fallen. Seutfchlanb hat nach ben le(3ten Sorgängen in Europa grofie Siege errungen, unb fein ^re ftig e ift fowohl in ber 'p o litif Europa# al#

auch i " ber Sßettpolitif gröh.er gewor­

ben. Se#halb ift e# un# befonber# wich­

tig, m it Seutfchlanb Sesiefjungen jtt haben, bie burch keinerlei Ntihwerftänb»

niffc getrübt werben unb welche auf einem ©eift be# gegenteiligen Serftünb- niffe# beruhen."

Sßir wollen un# h'^'- nicht bei ben Sähen aufhalten, bie bawon fprechen, bah bie titauifche Regierung fich bi#her immer an ba# Ntemetftatut gehalten habe unb bah i ' e entfchloffen fei, auch weiterhin ba#

S ta tu t su befolgen. S er S inn biefe# 2lr- tifel# be# titauifchen Negierung#btatte#

fpricht felbft gegen biefe Sähe. Sßichtig aber ift, bah hier einem halbamtlichen S ta tt gefügt w irb, bah bie litauifche R e ­ gierung fich in 3 u fu n ft m it ber Negie»

rung be# Seutfchen Neiche# in# Einwer­

nehmen fetjen w ill, wenn im Ntemetge»

biet Schwierigfeiten auftauchen. Si#f)er hat man e# litauifcherfeit# immer abge­

lehnt, m it Seutfchlanb über ba# Niemet»

lanb su fprechen, ba man ben Stanbpunft einnahm, bah ba# Neid) offiziell m it bem Nlemelgebiet nicht# su tun habe. ‘TOan betrachtete ba# £Oiemetlanb tebiglich al#

(9)

einen Seit beS litauifhen Staates, über ben man fid), wenn eS fid> wirtlich nicpt mehr umgehen lieff, t)öd)iten§ noch m it ben Signatarmähten unterhielt ober unterhatten nutzte. Saher erfheint bie

© rtlärung beS litauifhen ‘PlegierungS»

M attel als ein 3 ei<hen bafür, bah man in galten enbtich beginnt, bie Singe fo 51t feheti, rnie fie wirtlich liegen.

Auch fithrenbe © roftlitauer, bie im Vtemelgebiet leben, hoben bereite einge- fehen, bah fiitauenS 2po(itif gegenüber bem Vtemellanb oerfchlt gewefeu ift.

SaS ju r iterifaten Oppofitioti gehörenbe titauifche 93latt „20. Sahrhunbert" oer»

ö ffe n tlih t eine Llntcrrebung feinet Ver=

treterS m it bem befannten © rofjlitaucr V a n a g a i t i S , bcr bei bem (Einbruch ber lita u ifh e n Sruppen 1923 inS PJiemel*

gebiet eine führenbe Plolle gefpiett hot.

VanagaitiS erftärt, bafj £ i tauen eS nicht

»erffanben höbe, „bie ganje Angelegen*

heit richtig p behonbeln". ©r fagte bem litauifhen Sournaliften: „V3ar eS nötig, auS © rofjlitauen Arbeiter nach bem SJiemetgebiet p fhaffcn unb biefe bann, nachbem fie arbeitslos geworben waren, ber S tabt auf ben &alS p laben? Hub bann, waS für 23eatntc habt ih r unS in baS 932emetgebiet gefci>icft? — Sehr fchlecht war eS auch, bah w ir m it ben hier wohnenben Seutfhcn nur burd) bie

‘Paragraphen ber ©cfet)e gefprochen haben, anftatt nad) einer gemeinfamen Sprache m it ihnen 31t fud)en... 3 h meine, baff in bie Suiter £eutc gefefjt werben müffen, bie bie Tpfipcfiotogic unb bie Angelegenheiten bcr thefigen (Einwoh­

ner «erftehen, bie eine getneinfame Sprache m it ben hiefigen p olitifhen Rüh­

rern beS SeutfhtumS finben tonnten, 'da­

m it fie m it ihnen fofort in einen Äontatt tommen unb in einer gemeinfamen Sprahe ein itompromip finben. &et)e»

reien unb Verärgerungen bürfen n ih t oortommen. S ie ^re ffe , bie Vereine unb Organifationen müffen frei fein. V tan muh bie Verfammtungsfreiheit Wieber*

herftellen unb bie allgemeine p o litifh e

£age reorganifieren. V o r allem: QBir müffen aufrichtig fein. 3 h bin überzeugt, bah ouf A u frih tig te it auh aufrichtig ge­

antwortet werben w irb. Aber 3 0 g e r n t a n n m a n j e h t n i c h t m e h r , _ b e n n j e b e 0 e r f h w e n b e t e M i n u t e f h 0 b e t u n S."

Siefe ©rfenntniS beS §errn Vanagai- tig tommen reiddih fpöt- Aber fie jeugen baoon, bafj man fetbft in ben groftlitom - fhen greifen, bie in baS Viemellonb ge­

langt finb, einjufehen beginnt, wie oer- fehlt bie ganje Apolitif ^aucnS war, unb bafj eS höhfte Seit ift, neue Sßege e tn p - fhlogen. .^öffentlich w irb man in ber litauifhen 3 entrale bie freimütigen 23e-

ffp rifhflö

91?it bcr Aufhebung beS Siriegsp- tanbeS ift fie l, aber noch lange nicht illeS getan. Vton follte fih w fernen iw g lih ft ihnell entfhtiehen, enbgultig

■einen S ifh m it ber Vergangenheit P nahen unb ficb in 3 utuuft an bie -tä t­

liche beS SeutfhtumS beS VtemellanbeS tnb feiner Vewotwer unb an ben ein- mutigen S inn beS AutouonueftatutS 311 ,alten. 23leibt fiitauen bei feinem alten w titifh e n £iurS, bann tann eS nur oer=

ieren. ©ine 3ieuorientierung feiner fJo- it it liegt in feinem eigenen 3 ntereffe.

(10)

Anna Luife Karfchin

Dao Märchen ihrce Lcbcne

Q3on S c r p b e r t 20? e n j e l *)

2Bie baS ßäßlicße junge (Entlein, baS fpäter boeß ein Scßwan werben füllte, nutrbe bas ©JMbcßen begrüßt, baS am 1- Scjember 1722 im bamaligcn Scßte- fien, in §amme'r bei ScßwiebuS, ju r 'JBelt tarn. Selbft feine B u t t e r wanbte fiel) bon ißm ab: fie ßatte fid> ein fcßöneS i?inb erhofft, bieS aber bliclte fie gar 5U finfter an.

©ie (Eltern ©ürbatß befaßen in bem

©orfe eine M eierei unb ©aftwirtfeßaft rtnb führten eine ßeratieße ©ße mitein- anbei-, bie nur feßon im feeßften 3 aßre ber ©ießterin bureß ben ©ob beS ©aterS jerriffen Würbe, ©er B u t t e r rüßmt man nacf>, baß fie fieß eigene Sieber auS- baeßte, eine helle, wunberbolle Stimme hatte unb fo gut tanjen lonnte, baß fieß ber ganje O rt bor ben fjenffern brängte, um fie ju feßen unb au ßören, wenn fie au einem (Jefte teilnaßm.

3 n ber ©ßirtfcßaft gab eS biel 51t tun, unb fo wueßS bie Heine Stnna Suife auf, oßnc baß fteß bie (Eltern biel um fie fümmern fonnten, man überließ fie ber (Erjießung ber ©roßmutter, bie in bem Saufe noeß lebte. S till füll bie Stnna Suife gewefen fein unb feßr eigenen ©e- banien nacßßängenb.

S rft ber ¿ ru b e r ber ©roßmutter, ein peufioniertcr Suftijamtmann jjetfe, ber aus ©irfcßtiegel gefommen war, um feine Scßwefier m it fieß ju neßmen, bamit fie ißm bie QBirtfcßaft füßre, erfannte bie waeße Stufmerffamfeit unb fcßnelle Stuf.

faffungSgabe beS 5?inbeS, gewann eS lieb unb bat barum, eS fü r bie näcßften 3aßre bei ißm unb ber ©roßmutter ju taffen.

© ie (Ettern waren bamit einberftan- ben, unb fo fam baS SOläbcßen m it bem

fünften SebenSjaßre in baS Heine S töbt, eßeu, baS eS fpäter als feine eigentliche Öeimut anfaß, an baS eS bis 511 feinem SebenSenbe in Seßnfucßt unb ©anfbar.

te il aurüdbaeßte.

©er Oßeim befaß neben feinem Saufe eineu feßönen ©arten, aus bem man gteid) in ben ©Batb unb 311 ben weit auS»

gebeßnten PBiefen fam. Stuf feinen Spa.

Vergangen burfte ißn Slnna Suife begtei.

ten. ©S War ißm eine greube, au beobaeß- ten, wie fíe halb jeben Q3oget, halb jebe Blumen m it Flamen fannte unb gleich ißm fü r alles Scßöne in ber 9 la tu r ein offenes Singe unb Sera befaß.

3um ©ntfeßen ber ©roßmutter braeßte er bem bummen SlÖnbe baS Sefen bei, eße eS Strümpfe ffopfen unb 9lüben pußen tonnte. ©S föttne fie baS nur perberben, meinte fie, wenn eS in fo jungen 3nßren feßou gleicß flug wie bie geteßrten 9Jlän.

11er werben füllte. Spietenb teießt lernte baS SWäbcßen. ©S ßatte halb bie biefe 23ibet burcßgclefen, unb eS war feßon nießt meßr anjußören, wie eS ben Oßeim m it fra g e n quälte. SllleS wollte eS wiffen unb aueß alles berfteßen fönnen! 23efon.

berS feßtimm aber würbe eS m it ißm, als eS gar ftürmifcß begeßrte, nun aueß noeß feßreiben 31t lernen. 5?ein 23rett, fein 3aun, fein 5?toß blieb oon ißm berfeßont.

SllleS befeßrieb unb bemalte eS.

Hnb weteß ©eift regierte baS gPäbcßen, baS war ja gana aus ber Slrt gefeßlagen!

©ine "Puppe, bie bie ©roßmutter ißm gefeßenft, ßatte eS ßoeß in ben 23irnbaum geworfen, ba ßing fie unb fcßlenferte oor bem ©ßinb m it Sinnen unb ¿einen. ©aS 90?äbeßcn aber ftanb unb lacßte baau, tief in bie Pleffeln, ßieb auf fie ein wie ein . 2 T í ®cne^mWulW ber Sanfcatifcßen ©erlagSanftalt Samburg bem 23ucß ,®aé Sieb ier ftarfcßm" — Oie ©efeßießte ber Slnna Suife Äarfcßin mit einem 23ericßt ißreS SebenS bcrauégegebert fcort 5>erbbert yjlexiftel, entnommen.

(11)

S olbat auf bie Fcinbe, ja, gans wie ein 3 unge fpiette fie aud) m it Klößen wie m it Sotbaten.

2ltS bie © rofjm utter bat)interfam, baff aud) noch £atein ftubiert würbe, uub bie Siuua £uife, ftatt ein 9iad)tgebet ju fprechen, biS in ben Sraum hinein bie fremben Q3ofabetn fid) wieberiwtte, tjic tt fie eS für geraten, nun bod) ber 9J?utter einen Sßiuf ju geben, baS gefätwbete 93läbd)en, wenn nod) je ein oernünftigeS Frauenzimmer auS ihm werben fällte, eitenbS vom Oheim jurüdjuf)oten.

iXnb fd)teunig fam aud) bie 9Jiutter.

£efcn unb fdjreiben hielt fie, wenn fd)on nicht für nötig, fo bod) fü r fein Übet.

2lber baS m it bem £atein ging aud) it)r entfct)ieben ju weit.

Sein 23itten beS 9ftäbd)enS t)alf, eS muhte ju rü d nad) §ammer.

3 njwifd)en war ber erfte 9Jiann ber 93lutter geftorben, fie fjatte fid) Wieber verheiratet unb t)ief) nun Sempel. 2lnna

£uife würbe ba^u beftimmt, if)re jüngeren

©efd)Wifier ju betreuen. 2113 nad) einiger 3 eit ber Oheim in Sirfctjtieget ftarb, übernahmen bie ©Wern feinen SSefit) unb richteten and) t)ier in Sirfd)ticgel eine

© aftw irtfdjaft ein. §empet aber w ar fein fo tüchtiger QSirt wie 2lnna £uifeS Q3ater, fo mu^te man fid) halb in oietem ein- fdjränfen, 2lnna £uife batte jeijt bie Süt)e auf bie QfBeibe 51t treiben.

QEie glüdtid) war fie barüber, nun Wieber hier leben 51t fönnen, wo fie aller­

orts an bie frohe 3 eit m it bem Onfet erinnert würbe. SeinS feiner QSorte batte fie berloren. So fafj fie unb fann barüber, wäbrenb baS Q3ief) oor if?r grafte.

Sßie fönnte fie nur je wieber 51t 23üd)ern fomtnen?! 3a, baoon träumte fie, unb oft genug wiberfubr eS it?r, bah, Wenn fie erw arte, bie Süf)e febou weit ib r entlaufen waren unb fie 9M l)e hatte, fie jurüdjuboten. 3 b 1' öunger nad) S tim ­ men auS anberen 3 eiten unb QBelten rifj in ib r bis ju r Qual, ünb niemanb oer- ftanb fie barin. Seinem brtrfte fie fiet) offenbaren, um nid)t nod) oerf)öhnt ober gefebotten 31t werben. SBann unb wo Wud)S eine S id)terin unter ungünftigeren 93erl)ältnifien auf!

ünb bod) ift eS berrtid) unb tröftüd) 51t erfahren, wie ih r immer wieber ge­

holfen würbe. ©S gehörte bamalS bie Weine S tabt nod) 3« ^o lc n , obwohl bie 2lnna £uife fein polnifcfje^ Sßort hier er­

lernen fonnte. Sebnfücbtig fab fie nach Cprcuhen, in bem eS bie 33üdier gab, bie fie begehrte, beffen aufwaebfenber grohe Sönig aber bie franjofifdien Schriften mehr liebte, beffen eigene fpätere Sßerfe feinem ihm anbängenben Q3olfe erft über­

lebt werben muhten, als biefe ö ir t in jum Ülubm beS £anbcS unb jum 9lufnn eben biefeS SönigS feine Siege in heutiger Sprache, berrtid) wie nie gehört, befang:

QBie weit ber Sßeg war, ben fie 31t geben batte, welcher 9ftut unb welches Feuer baju gehörten, ift allein baran fchon 3U ermeffen.

Sßieber einmal finb ih r bie Süf)e ent­

laufen. Sie e ilt ihnen nad). SüeSmat taf­

fen fie fict) aber auch 9^r nicht errufen,

© rft oor bem ©rohen See, bei einer fremben Sjcrbe, h °tt iiü’e ^rn b e r ein.

®a aber erlebt fie etwas, baS fie 3um glüdlichften <2öefen beS £anbca mad)t.

üm ben Sjirten fitjen Sinber gefd)art, an*

bächtig laufchenb, er lieft auS einem 93iärd)enbud) ihnen oor.

QBie ein gelehrter S ta r, fo fprid)t er.

3ohairn ©hriftoph ©rafre ift fein 9iame, er wohnt auch in Snrfcbtieget, unb nid)t nur bieS eine 23ud), 0, noch ©ei fchönere befiht er, ben „ 9tobinfon ©rufoe", ben

„©ehörnten Siegfrieb", bie „Schöne 93ie- lufine", „Saufenb unb eine ^ a d )t" unb

„ ‘pe tcr m it bem gotbenen Sd)tüffet".

2tch, waS finb baS nicht alles fü r wun- berooite 23üd>er! 9tie hat fie ben Sag oer- geffen, immer hat fie fid) banfbar biefeS Wirten erinnert, unb, als eS ih r möglich mar, f;at fie ihm gern geholfen.

S er S irte m it feinen Sd)ähen ift ih r nun alles. Sein QBeg 3» ihm ift ih r 3«

weit. 9Wcf)t nur beim Sjüteu lieft fie, aud) nach §auS nimmt fie bie 23üd>er m it unb oerftedt fie unter ihrem Sopffiffen. 23etm erffen 9Xorgenlid)t, ehe nod) bie anbern munter werben, ift fie fd)on über ben ge-

brudten £ettcrn. .

97iit bem F'reunbe bann, rn ben ©e- fprächen, erlebt fie baS ©etefene wieber unb nochmals wieber. O, er war ftug unb fehntc fid) auch batjin, wo eS ganje^ 9pa- lafte twller 23üd)er geben follte, wo junge 9Xenfd)en wie fie felbff ben Scannern, bie fie ‘eprofefforen nannten, 3U Füf?en

(12)

fißen unb aße ©eteßrfamfeit, aßes Sßiffen aué ißrem 9Jiunbe erfahren fomtten!

S ie l lernt fie non ißm, unb gern fielet fie ißm gu, wenn er bas S leffer gur Sjanb nimmt unb aus §otg bie fcßönfien Kauft»

toerfe fcßnißt, ißre Schede einmai unb fpäter feinen §unb ober gang, als ob eS beim Stfen »erhoffte, ein 9lei). 2lber ein SBunberwerf boßenbS toirb eine itßr, bie er fcßnißt. Sßetcße Siüße tjat er ba»

m it! Hub W irflid) feßt er fie in ©aug, unb bie Sonne fteßt wahrhaftig im M i t ­ tag, wenn fie bie gwölfte Stunbe angeigt.

9iuu gibt eS ja feine neuen 23ücßer meßr bei ißm 51t iefeu. 2lber fann man nicf)t immer roieber beim erften beginnen?

Hnb oft fißen fie beifammen unb benfen fid) felber 9Mrd)eu aus. S ie weite £anb*

fcf>aft belebt fid) fü r fie m it tounberfamen

©eftatten.

S re i Sommer bringen fie fo in Sßun-- berwetten gu, gwißßen bett Sßälbern unb Seen, 33rücßen unb M o o re n ; aße QBet- ter gieren über fie hin, ißrem §ergen unb

©ebäcßtniS geí>t fein Sogelflug, fein 9 lu f ber Siere bertoren. S on biefer gtüdlicßen 3ugenbgeit geirrt bie Sichterin ißr gerin­

ges £eben, unb maS unfterbiicß mürbe bon itjren ©efängen, roaS aße Sßett auf»

horchen tief) 31t ißrer 3eit, baS hat fie aßeS auS ißrer §eimat, aus ihrem Sirtenleben gewonnen.

Sie mar nun fünfgeßn 3aßre att unb hatte fid) bod) 31t einem Siäbcßen ent»

micfelf, baS man gern anfai). 3ßre 9)iut»

ter backte barum, baß cS 3 e it für fie mürbe, mein botn SauSßalt 31t erlernen.

So gab fie fie in eittS ber entfernteren S ö rfe r auf eine SZüßle in Sienft. So»

lange baS Siäbcßen bie heimliche Siebe ber B ü ß e rin m it einem 9littm eiffer 311 be»

machen hatte, maS fie gern tat, ba fie fid) einen gangen 9?oman bou einer ungtücf»

licß-fetigen £iebe ihrer h e rrín gurecßt- fabulierte, mürbe fie aud) gut gehalten.

21ÍS ber 9Uttmeifter entfloh, bürbete man ih r £aften auf, bie gu fcßmer fü r fie maren, ja, man nußte fie lieblos unb geigig auS. h ie r aber geigte fid) fcßou ih r S5iße, fetbft fertig gu merben. Keine 5?lage fcßidte fie nach SauS. © rft bon gremben erfuhren ihre (Eltern, meid) hartes ©efcßid fie trug. 21ÍS fie fid) fetbft babón übergeugt hatten, nahmen fie fie fo»

fo rt m it fid) gurüd.

9iun, micber 31t hauS, hatte fic noch einmal glitdlicße 3eitcn. Hub ein gmeiteS SBunber gefcßaß fü r fie. 2tuf bem Söller ihres haufeS entbedte fie ein Sud) m it

©ebichten 3bhaun granfeS. ©ine neue SBelt in fiiebern ging ih r auf.

Selig burd) ihren gunb tief fie gu ihrem harten. O, nun hatte fie ihm ein

©efchenf gu machen! Unb halb floß fie fetbft in Serfen über. Nichts gab eS, maS fie nicßt befingen tonnte. Sie hatte enb»

lieh hd) fclbft entbedt unb mie fie fid) be»

freien tonnte bon allem ©liicl unb allem, maS fie quälte. S i i t fcchgeßn 3aßren gtüßtc fie fo ihren h irte n gum neuen 3ahr:

,,3 d) fenne fchon bein reines Sßefen, S u bift bon garter Kinbßeit an S tein tugenbhafter greunb gemefen, S rum nimm bie treuen SBünfcße an, S ic gmar aus fchlechter geber fließen Unb fid) in biefe 3 eilen fdßießen:

S er ©eher aller guten ©erben, S e r § e rr, bon beffen © ütigfeit

Sßir Seel» unb ¿eibeSwoßlfaßrt haben, S e r moße bei erneuter 3<?it

S ein haupt m it h e it unb Straft belegen, S r fröne bid) m it reichem Segen.

© r menbe, maS bich fann betrüben, Hnb fchenfe, maS bein SBoßlfein mehrt;

S r ffürge, bie bein Hngliid lieben!

Hub menn er meinen Sßunfcß erhört,

£aß er bich bdtb maS Schönes mähten Hub biel bergnügte 3aßre gähten!"

SJaS fie gum Schluß ihrem jjreitnbe )bünfd)te, foßte fid) nur aßgu feßueß fü r fie erfüßen. ©S famen gleich mehrere fr e ie r inS hauS, baruntcr mar auch rin Sud)macher Sßirfeforn cutS ScbmiebuS; ©r hatte nicht nur erfahren, baß baS 9Mb»

eben begehrt fei, fonbern auch, ba man bon hempetS noch immer Vermögen nach»

fagte, auf eine gute M it g if t gehofft. S ie B u tte r ber Sichterin berhehtte ihm ihre 2ln n u t nicht, bocß glaubte ber 9Jtann, baß fie nur prüfen moße, ob feine Neigung auch sine ehrliche fei. © r blieb bei feiner S krb u n g , unb ba auch baS Stäbchen ©e»

faßen an ißm fanb als an einem frifeßen unb ßßöncn Stenfcßen, fam eS gttr ¿ocß»

geit.

S er S räutigam faß fid) bann freilich bod) in ißrer 2luSfteuer enttäufeßt, w eil fie mirflicß nicßt beffer auSfiel, als ißm

(13)

feine Schwiegermutter in SluSfidh gefteßt hatte, unb fcfton auf bem SSege nah ShwiebuS lieft er feine junge fyrau führ­

ten, wie Wenig glüdiid) er fei.

Sßäftrenb fie aber nod> glaubte, m it ge­

treuer Siebe ihm anbern ©ewinn erleben 51t iönnen, fuhr fie in ein Sehen, bas itjr feine §ärte unb feine 9 lo t erfparen faßte. Über bie Shweße eines niebrigen SjaufeS ber g ra n ffu rte r Strafte 51t ShwiebuS feftritt fie in iftr Slcnb.

(Elf Saftre bauerte ihre Sfte m it §irfe»

forn. Scfton m it nicht gana fiebjeftn Saft- reu würbe fie B u t t e r ; fie gebar einen Knaben, unb nah über einem 3 aftr einen jweiten Sohn, nicht ju r f^reube ihrem M anne, ber fict> gern einen guten Sag gönnte unb über bie Mehrausgaben fü r bie 5?inber ber fyrau bie gröftten S orw ürfe machte, jjte iftig fpann fie QSalle ünb gab fieft auch fonft im SauS»

batt aße M ühe, benn fie liebte ja ihren M ann. Sßie glücflicft war fie, wenn er iftr hoch m itunter ein frohes ©eficftt jeigte.

3 h l'c Schwiegermutter, bie in ihr baS gute §era unb ben löblichffen SBißen er»

fannte, w ar ih r aßein ein Sroff. S ie S ie g e rin fpricht ihrem M ann nicht gute Seiten ab. „§ ä tte er nur in bie 3 ufunft fehen fönnen, fo würbe er mich baffer »er»

ffanben haben", meint fie fpäter. So aber hielt er ih r Sichten unb SSücfterlefen fü r ein Safter, baS ih r bie befte 3 e it weg»

ftehle, unb eS gab immer neue 3 erwürf»

niffc beSwegen. SS fdweibt bie S?arfcftin felbft »ou jener 3 eit: „ 3 h jerjaufctc ent»

Weber m it einem §otablatt »oß frumm gebogener Stacheln QBoße unb bereitete fie ber Spinnerin au, ober ich bref)te in meiner §anb unaufhörlich ein fleineS 9lab, ©arn aufjuwinben fü r ben feftneß»

laufenben SBeberffuht.

Sunbcrt gexftliche Sieber waren in meinem ©ebäcfttniS; meine ©efchäfte hin»

berten mich nicht, bie fchönffen baüon ju fingen. 3 <h fannte noch feinen Poeten aufter einigen aerffreuten 23lättern »on 3 »hnnn fpranfe, ber bitrch »erfchiebene 5?irchengefange fein ©ebächtniS »erewigt hat. Seine Sieber Waren meine Siebtinge, unb bie überbteibfet feiner weltlichen ©e»

bieftte feftwebten m ir noch »or. SS waren

£>ochaeitSgebicf)te m it »icl M p th » t° © e.

3ch »erftanb ihren Snhalt nicht, aber fie famen m ir bennod) fcftbn »or.

3 h befefttoft nun, felbft Serfucfte ju machen. 3 h wählte bie Metobie irgenb»

eines geiftlicften Siebes, faft bei bem mur»

renben M ibe unb wieberholte ben jeftt gebihteten Q3erS fo lange, bis er in mei­

nem ©ebähtniS haften blieb. S ie M uft- mittagSftunben beS Ruhetages lieften m ir M ufte, ihn aufaufeftreiben.

3 mmer lag ein 23ucft unter bem $?opf=

fiffen meines S?inbeS. 3<h taugte t>er“

»or, fo oft ich &ie Pfücfttcn einer mütter­

lichen 2tmme ober bie Steße ber QBärte»

rin »ertrat. 3<h taS bie Slfiatifcfte 23anife, bie arabifdfte ©efehieftte Saufenb unb eine oftaht unb einen fpnfcften Vornan 2üa»

maba SS waren hin unb wieber Serfe eingeftreut, aber ih r 3 waug miftfiet mir.

3 h faftte ben ftotjen Sntfcfttufj, etwas 23effereS als ber 9tomanbicftter ju benfen.

3 h wünfhte mehr 23ücf)cr unb weniger befefttc Stunben; id) hörte »on ben Säten griebricftS unb brannte, fie ju fingen.

Ser 9lame beS Königs aßein, wenn er genannt warb, ihren mich anjuflammen;

aber meinen ©ebanfen fehlte ber Sht»nng, unb mein ©enie tag unter bem Steinhaufen ber M ühfeligfeiten meiner Sage. Sennoh fonnte nid)t3 ben hjmm»

lifhen Junten in m ir gana erftiden."

SS fprah fich aßmählih herum, baft biefe arme g ra u nicht nur tefen unb fhreiben, fonbern gar gana erftaitnlih gute Q3erfe mähen fönne. M a n erjäftlte fth »on ihr, baft ih r bie M im e nur fo auflögen, ja, fie wüftte, wenn fte nur woße, einen jeben gremben fofort m it einem auf ihn aßein paffenben S p rü h au begrüften.

Sertiebte famen unb tieften fih set-fe

»on ih r fhreiben, bie 9iahbarn würben

»on h r m it artigen ©lüdwunfhgebihten begrüftt. Sßer ih r nur ©uteS tat, würbe in keim en »on ih r bebanft. ShireBltcft mürbe fie »oßer M ugierbe auf bie S u ­ ter gelaben, unb w ir ftih &egrüftte fte jeben ©aft m it Strophen, bie ©eift unb

©efhniacf »errieten. M a n ffaunte fie an, man befeftenfte fie. 2HS fie nah einem bie»

fer gefte mehrere Sßen hdtbfcrbcnen Stoffes erhielt, fonnte fie gar ihrem Manne nah langer 3 e it ein Säcftetn wie­

ber abgewinnen. 2lbcr fein grohftnn »er»

ging fhneßer als er gefommen, halb warf er boh wieber inS Reiter, waS fie ge»

fhrieben hatte.

13

(14)

3 ftr geben würbe immer unerträg- ftcfter. 211S fie nocftmalS ein Slünb erwar­

tete, erlieft gerate fjriebrieft ber ©rofje ein ©efeft, naeft bem fieft ©ftepaare in feinem £anbe fefteiben (affen burfien.

S irfeforn fam eines 9iacfttS Dergnügt naeft Saufe unb erflärle, baft fie aueft gleicft baoon ©ebraueft maeften wollten.

3iiefttS ftalfen iftre tränen. Sie würbe red)t aus feinem Saufe geftoften, efte baS S?inb noeft geboren war. V o lle r Scftam unb Seftmerzen maeftte fie fieft auf ben iBeg ju iftrer B u tte r . Socft nur bis ju einem ber näcftffen Dörfer, bis 9Kufcftten, gelangte fie. § ie r naftmen fie ftilfreiefte 9Jfenicftcn auf, unb ftier gebar fie aueft iftr SÜinb.

Sie war bie erfte g ra u in ^reuften, bie gefeftieben würbe. 3 ftrer B u t t e r m it biefer Scftanbe unb bem neuen Siinb ins SauS au fomtnen, wollte fie gar nieftt Wagen.

__ ßeitfam ftat fieft iftr geben weiter ge­

fügt. ©in Scftneibergefelle fam bur<ft baS S o rf, faft fie m it iftrem $inbe, er- fuftr iftr Seftieffal, unb ba iftm bie g ra u gefiel, bewarb er fieft um fie. © r w ar noeft jung, aber fein ©eficftt war Don S ru n f gejeieftnet. S ie Sieftterin ftatte 2lbfcfteu oor iftm. 3n iftrer 9 lo t unb Verzweiflung feftiefte fie iftn zur 9ftutter, baft er fieft bon ber bie SlntWort ftole. S ie 9ftutter erfannte woftl aueft, baft baS nieftt bie befte Verbinbung fü r fie wäre, ftielt eS aber boeft fü r ein grofteS ©liicf, baft fieft überhaupt noeft ein 9Diann um fie bewarb,

©r ftieft Ä'arfcft unb war baju beftimmt, iftr ben 9iamen ju geben, unter bem fie berüftmf werben follte.

Sie zog m it iftrem neuen 9Kann naeft grauftabt. ©ine ©lücffeligfeit nannte fie fpäter iftr geben in Seft wiebuS im Vcrgteicft zu bem, baS fie nun zu ertragen ftatte. 3 eftn 3 aftre lebte fie m it Siarfcft, hier h in te r befam fie in biefer 3eit. S er V lann aber forgte nieftt nur nieftt fü r fie, fonbern lieft fieft Don iftr miternäftren.

3 u faul zur Strbeit, zu gern in ber ©aft- Wirtfcftaft, ftaftt er iftr gar bie ©rofeften, bie fie Derbienfe. © r faft eS ruftig m it an, wie fie Sauger lit t , naftm felbft iftre ftleiber unb Derfauffe fie. O ft ftörten bie Tcaeftbarn 5 rau unb SSinber laut weinen, öfter noeft, baft ber 97tonn fie fcftlug.

„Stimmer foll eS meine Seele bergeffen,

wie tief fterunter ieft gefitnfen unb wie ftoffnungSloS mein 3uftanb w ar", fo llagte fie fpäter, wenn fie Don biefen 3eiten fpraeft.

2lber aueft in biefem ©tenb fanb fie noeft immer S roft in iftrem ©efarige.

3 ftf 9luftnt Derbreitete fieft Weiter ftin- aus, oft tarnen grernbe eigeitS naeft g ra u - ftabt, um fie zu feften unb fieft felbft baoon zu überzeugen, was man Don iftr erzäfttte.

Saburcft fanb fie aueft in ber S tabt felbft einfluftreicfte ©önner, bie iftr über bie äufterfte 9 io t ftinwegftatfen.

Öter erlebte fie eS aueft zum erften 9J?ale, baft Verfe Don iftr gebrueft w ü r­

ben. „ 3 eft bin nieftt genug rebnerifeft, um Don meinem bamaligen Vergnügen eine Vefcftreibung zu maeften; mieft bünft, mein

©enie war jeftt gleicft einem Vogel, ber 3um erften 9Jiate fieft feiner ©abe zu fliegen bewufjt iff."

Sieben 3aftre blieb fie in grauftabt.

1755 forgten greunbe bafiir, baft b ie g a - m ilie naeft ©roft-©logatt überfiebetn tonnte. Äarfcft ftatte bie befielt V orfät3e, fieft zu beffern. S ie Sieftterin atmete auf, halb aber w ar alles wie früfter unb ärger noeft. Vßie feftr fie barunter lit t , m it einem folcften 97iann Derfteirafet zu fein, baS ift noeft auS Vriefen zu erfeften, bie fie in iftren gtanzDolten Sagen unb noeft furz bor iftrem Sobe feftrieb.

2lber ftier in ©logau war fie boeft in Tpreuften Wieber, zum erften 9ftate in iftrem geben ftanb fie Dor einem 23ucft- laben ftill. Slucft fam fie in Verfeftr m it

©eleftrten unb Zünftlern, bie fie nieftt nur beWunberten, fonbern iftr Salent m it maneftem guten 9 ia t zu förbern wuftten.

Ster ebenfalls gelangen iftr bie erften

©efänge auf griebrieft beS ©roften Siege, bie fie über 9iacftt im ganzen ganbe be- rüfttnt maeftten. 2luS V e rlitt, Don ben Scftlaefttplaften feftrieb man iftr unb be- grüftte fie. 2lber bie Srattgfale, unter beneit fie weiterlebte, forgten bafiir, baft fie befefteiben blieb. 3 ftr 9iuftm fdfticn iftr

©tücf allein, Wenn er iftr V r o t unb Kleiber braeftte.

Karfcft wuftte noeft immer nieftt, welcfte j j t ’au iftm zur Seite war, ober wenn er cS aftnte, fo fanb er boeft nieftt meftr bie 5?raft, fieft iftrer w ürbig zu zeigen. So fannen iftre ©önner barüber naeft, wie man bie Sieftterin Don iftm befreien

(15)

formte. 2lt<> er es mieber gu einem Sfanbat fommen tiep, polte man ipn furg entfploffen ab unb ffecfte ipn unter bie ©olbaten.

3 et)t fprieb er bie gärttipften unb be»

wegenbfietl 23riefe an feine ^ ra u . Sie aber, bie ipm immer mieber geglaubt f)atte, mar bop gu glücftip, enblip frei gu fein, unb blieb feft entfploffen, biefen

©lücf fip unb ipren beibert Kinbern, bie ip r nop geblieben maren, gu erpatten.

Sie3 mar ipre Slntmort an ibn:

„OJiein ungebutbiger fjü filie r!

S3 ift wapr, Seine Klagen mürben m ip rühren, aber fie finb ooll non ber Sprache eineö nieberträptigen &op»

mutö. 3 P begreife n ip t, Wa3 e i für ein Slenb ift, über wetpe3 S u fo ein ©e»

fcfjrei rnapff, gleich bem © efprei berer, bie in einem finfteren Werfer baä U rte il be3 Sobe3 erwarten. S u gibft nur gar gu fptepte 23eweife Seinem p a triotifpen Sergen^, m it melpetn S it fo oft geprahlt paff, bop ip bin e i fpon gemoput. Seine U ieblipfeif überpaupt beffept in QBorten, mcr 23emeife fu p t, tu t S ir ©cmalt an.

Slber fag m ir, woper S u S i r fpmeipetn fannft, bap id) S ip lo£mapen mürbe?

3 d), ein 2öeib, bas> auf bie Uiatur gürnt, baff fie mid) n ip t gum UJianne gemapt f)at, um ba3 ftotge Vergnügen gu paben, in betn Sienffe meinet Sftonarpen mein 23lu t fließen gu fepen.

O, marutti 1)abe id) feinen Sopn, ben id) in bie S p la p t fenben fönntc! Unb Wenn bann ber König bie © p la p t ge»

mörtnc, unb mcntt bann bie Uftufe, meine UJZttfe, feinen Sriumpp befänge, mürbe id) bie fjreube be3 S iegel hoppelt empfin- ben in bem 23ewuptfein, bap jemanb oon ben Uneinigen bagu beigetragen patte.

Sßie fannft S u m ir oorfagen, ip patte feine Spre ooti Seinem bermaligen Staube? Unb icp getraue m ir gu bepaup- ten, bap er m ir mepr Spre mapt als Seine epemalige gügetlofe fjre ip e it. SBaS mürben Seine Offigiere gu beinern tö»

ricpten SluSrufe fagett: icp mupte unter Saglöpnern unb 23auern fpwören.

Sßaren e i nicpt alle fönigticpe ©olbaten?

Unb ift unter biefen ©olbaten ein Unter»

fcpieb? Sie finb alle gleicp, e i mögen Kaufleute, ¿anbwerfer, 'priefferföpne, 23auern ober Sagetöpner fein. Unb ift

baS eine ©cpanbe, ein fö n ig tip preupifcper

©olbat gu fein? S er Sngtänber beneibet ben Seutfcpen um biefen 9?upm; unb S u, S u recpneft e i fü r eine Q3eraptung!

£erne Sicp Por S ir felber fcpämenunb erinnere Sid) baran, bap ber König im Permicpeneu Oftober unter einer UJienge neuer ©olbaten auf bem Cerepenberge fap unb ipnett bie © efpipte feinet erften Krieget ergäptte. ö ie r fap ber fjitr fi, ber gelbperr unb ber Sßeife, ben bie Sßelt bemunbert, unter einem Saufen, mooon ber gröpte S eit furg Porper auf ber Senne gemorfelt ober pinter bem ‘Pfluge ben 9tinbern geboten patte. S r fcpämte fid) iprer nicpt: e i maren in feinen Slugen feine niptswürbigen ©efepöpfe. Unb ben Seinen finb fie eS? O arme Kreatur!

Sßie meit bift S u unter ben giipen beS Uftonarpen unb beS Q3aterS, ber megen ber 9?upe feiner £anber feine eigene 9?upe perleugnet, feine 23equemlipfeif Pergipt unb part gegen fiep fetbft ift.

SBie Piele mürbige ©enerats finb Per»

lept ober gar getötet morben; unb S u aepteft S ein £eben gu foffbar, um eS für baS Q3atertanb magen gu mollen? 2Bie Piele 9Känner, bie Poll gärtlicper £iebe gegen ipre Sßeiber für fie forgen mürben, müffen in biefem weitauSgebepnten Kriege m it fort! 23räutigamS müffen aitS ben Sinnen ber 23raut bem 9?ufe beS Krieget folgen. S ie 9lot befieplt ei, unb bie 9iot pat feine ©efepe.

3cp begreife bie 2 lrt nicpt, mic icp S ip toSbitten foHte. 3 2 an mürbe m ip megen ber Urfape fragen, unb ip fönnte m it gutem ©emiffen n ip t fagen, bap man m ir ben Q3erforger fü r m ip unb meine Kin»

ber gurüdgeben follte. Unb foll ip benn etma gar fagen, bap es m ir unmögtip fei, opne Ufiann gu leben? Siefe 2luS*

fage märe ebenfalls eine Sünbe miber bie Sßaprpeit, unb man mürbe fie be»

tapen. Seine ©rünbe megen ber 9J?üp»

feligfeiten barf ip nop weniger an»

füpren. SaS finb Singe, bie S u m it pieten Saufenben gem einfpaftlip trägft.

3 p bitte S ip alfo, Perfpone m ip m it biefer 3umutung. ©upe Sicp in Sein

©picffal gu finben unb glaube, bap ei m ir leib ift, bap S u eS gu biefer Sj»

trem ifät baff fommen taffen.

Slber S u pätteft n ip t gange palbe 9iäpte bie 9?olle eine^ 9tafenben fpieten

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(16)

foHen. © ie neben itnS liegenben Sol»

baten hörten baS 23rüllen ©einer Stim m e;

es tarn oor bie ©belffeu in ©logau. Sie fatjen bie ©ftertmale ©einer 23arbarei in meinen Btugen unb auf meiner G tirn , unb fie fanben für gut, einen 23ürger, ber fo rie t 23raoour hat, batjin 5« b rin ­ gen, wo er fie auf eine anffänbigere 2lr t auSübcn tann, als wenn man ein armeS wehrlofeS ©Beib fcßlägt. ©lad) ©einen Gegriffen ift ein ©Kann ein Itubiug, baS fid> befäuft, 31t Saufe taumelt unb feine

©egenwart burcß ein abfcßeulicßeS 'p o l­

tern hören läßt. Seine ganje 'Pflicht itnb bie S c ilig le it ber ehelichen ©efeße w irb beobachtet, toenn er nur baS ©ierifcße ber

©Boiluft bei feiner attbern ausübt, er mag fonft fein ganseS Selbft an bie ©rin!»

ßäufer hangen, bem ©Beibe bie §auS- forgen überlaffen unb niemals oernünf»

tig fein; baS fchabet nichts, ©r ift hoch ein ©Rann, unb baS empfinbet bie g ra u in ber S tärfe feiner fjauft.

3 cß habe niemals ©ein itnglüd ge­

w o llt; fonft hätte ich nur oor swei 3 aß- ren bie ©Bunbe an meiner Schulter oor- Seigen bürfen. 3<h w ar aber auch nicht imftanbe, © ir (Ehre unb Slnfeßn bei meinen greunben 51t oerfchaffcn.

©eine ©ibfchtoüre unb ©eine ©Jorfäße finb m ir befannt; © u bift Weber bem einen noch bem anbern getreu, ©er S im ­ mel unb bie £ u ft hörten ®id) ehebetn fcßwören; ich glaubte ©einen Schwüren unb betrog mich- Sechs ©Soeben bauerte meine © lüdfeligleit. ®u uahmft fie m ir.

3<b Weinte, aber meine ©ränen rührten

©ein oerwilberteS Sers nicht.

3<h Wünfche © ir m it ber ftäriften Stimme meines SerjenS 23efferung, aber ich wag nichts baoon profitieren, ich mag feine 3 eugin baoon fein, ©infam unb rupig w ill ich meine ©age jubringen, unb S u follft oor m ir nichts erfahren, als bah i<h eine geinbin beS fiafterS unb immer ©eine fjreunbin gewefen bin."

©Rit biefetn 23riefe hat fie fiep auch felbft oon ihm befreit unb bamit auch oon bem £eben, baS fie in alle ©iefen geführt. ©S begann nun ber tounberlidtfte Slufftieg, ben eine ©ichterin je genom­

men. 3ßre fjreunbe erfüllten ih r &aitS unb luben fie su fich. ©iner ihrer ge­

treueren 23ewunberer toar ber 23aron bon SSottwiß, ber burch bie ©eneratin

oon ©Breh auS 23erlin auf fie aufmerf- fam gemacht worben war unb oon feinem nahen ©ute oft 31t ißr ßerüberfam, um ben begeifterten B erlin e rn oon ißr be­

richten su fönnen. 3 hm oerbanft fie auch baS ©Bitnber ihres £ebenS: er feßidte ih r feinen ©leifewagen, um fie m it nach 23er- (iit su nehmen, 100 er gans fü r fie forgen wolle. ©Sie im ©aumel lief bie ©ichterin umher, ©lach 23erlin, in bie ©iahe beS größten Königs, ben fie nach ber Schlacht bei £eutßen gefeßen, als feine Solbaten baS ©roße ©anfgebet fangen, ihm gans nahe follte fie nun fommen! 23egreift es, ih r ©rcunbe! ©Rein fühnfter ©raum war nicht fo groß!

2tlleS Oerfd>enft fie, waS fie befißt. ©BaS braucht fie bemt noch?! ®en Sohn gibt ber 23aroit in eine Schute, fü r fie unb baS ©Räbd)en hat man bie feßönften K le i­

ber gebracht. Hnter ißren ^ ’oeubentränen oerfchwimmen, oerfchwinben bie greuube ihrem 231id, als fie fiep auS bem fahrenben

©Sagen noch einmal bem hinwenbet, toaS fie nun fü r alte 3 eit oerläßt. . . .

*

3» 23erliit erwartete man bie S?arfd)in fd)on. 3 h r waren bie Säufer alle weit geöffnet, ehe man fie noch gefeßen hutte.

©Bäßrenb ber g a h rt würbe auf feber S tation fü r fie geforgt, fo würbe fie w irtlich nach 23erlin getragen. ©Bie su einem ©riutnph fuhr fie, bie noch bis oor furjem ©Bolle gefponnen unb Sols gefam- nielt unb niept gewußt patte, wie fie bie Sbinber fattmaeßen follte, in bie Saupt- ffabt ein.

3m Snufe beS ©Biener ©efanbten, beS

©rafen © otter, empfing man fie. S iet woßnte fie auch sunäcßft. 3 ßre Blntunft fpraeß fieß fchuell herum, jeber wollte fie fehen, su immer neuen ©afeln lub man fie. Sie aber ertrug baS ©lüd, wie fie ih r ©lenb ertragen halle; wie fie eitrff nießt serbroeßen war, fo ließ fie fieß jet>t bureß nicßtS eitel machen, ©lur iß r Sers befreite fid) wie immer: fie fang nun 3 ubel unb ©ant.

©Kanner, bie fie bisher auS beren 23ücßern nur tannte, bie fie oon ferne be- lounbert hatte, ©larnler unb Sulser unb

©leim, lernte fie fennen. Sie alle aner»

tannten fie als ©ichterin, freuten fieß ißreS ©lußtnS unb eiferten barin, ißn weiter su Oerbreiten.

(17)

21 « n a 2 u i f e Ä a r f á> i n (1 72 2 - 1 7 9 1)

2( u ś : 9). ' OTenj el , „ 2> a ś £ i e b ber Ä a r f ^ i n " ,

§ a u f e a t i f d) e Q3 e r l û 3 é û 11 ff o. 1.1 i) <x nt b u r fl

(18)

Unerhört fanb man ben freien unb un- gefünftetten Son iprer ©efänge. Selbft Dam ler, ber 511 mancher Stroppenform, SU martcpetn Silbenmap unb manchem, wie ipm fcpien, gar ju füpnen Vergleicp ein wenig bedmefferifcp ben bünnen 3 eigefinger pob, ftannte fie eprticp an.

'Dian barf nicpt »ergeffen, bafj ©oetpe ju ber 3 eü ein Änabe erft non elf 3 apren War.

'D iit ip r wepte ein frifcper Sßinb in bie beutfcpe £iteratur. QBaS man befon-- berS bewunberte, war bie £eicptigfeit, m it ber fie iijrc Verfe fcprieb. „S r e i 9Jiufen püpfen auf, Wenn ict> nur einer w in fe l" Sie burfte e3 wirfticp füpn non fict) bepaupten. 2lber was waren baS aucp fü r 'Diufen, wie Sauernmägbe frifcpunb jungenfertig unb non gefunber Serbpeit!

Vom pöcfrigten 2lpfel, non partfcpaligen Hüffen, non ber Saume faptgeftanbenem Saupt unb bemauS VSirtbeln gewidelten 'Dieer liefen fie bie fjra u au3 bem Often fingen.

Selbfi ipre S riefe waren weift Verfe.

So aud) erlebte man’3 in ben ©efellppaf- ten, bap auf ein Scpergwort, auf eine Sßortfpieterei, epe nod) niete fie recpt nerftanben Ratten, fcpon wie P fe ile ipre Verfe fd)nellten unb baS 3 ie t niemals

»erfeptten.

©leid) 1)atte fie bie (Entgegnung für einen ©ngtärtber, als er bepauptete, bei jebem beutfcpen SSort bräcpe er fiep einen 3 apn:

„O machte 3eu3 jum ‘Diäbcpen mid)!

Sann w o llt id) 31t b ir fprecpen:

5?omm per, S urnet, unb füffe mid).

® u fpräcpeft 3 a ! auf Seutfd)! opn einen 3 apn ju brecpen."

2113 man ip r einft bei einem ©arten- feft erllärte, eine niegefepene fcpöne fjra u m it ben perrticpften 2tugen tarne norübcr, nur trüge fie teiber einen fo großen § u t, bap man wenig non it)rer Sd)önt)eit erbtiden werbe, lie f fie ber 2tnfommenben pergtid) entgegen unb fprad):

Vergangen ift ber Sonne © tut, S ie 2lbenbtüfte wepn,

S u’, Salbe, ab ben großen &ut ünb tap bie Sterne fepn."

S e i ben Spielen, bie man, wie e3 bamati übiid) war, o ft m it keim en trieb, patte fie feinen 9Deifter. 'Dian

»erfucpte e3 aber gern, ip r fo unmög- ticpe 9?eime »orgufcpreiben, baff aud) fie m it nicptS Vernünftigem mepr fie ner- binben fönnte. So gab man ip r einmal fotgenbe furiofe ©nbreime auf: wollen, follen, nolten, ftteib, gequollen, 9Döglicp- feit, aufgefcpwollen, nieberroHen, sollen, Sei*.

©ie erfannte wopl, w oju man fie ner- teiten wollte, unb fanb bod) fdpneH bie recpte 2ln tw o rt:

„ ‘Dicht immer w ill id) fo, wie anbre

£eute wollen, S ie nicpt ©efepe geben follen S er Sapppo, ber (Empfinbung3»oHen, S ie um ben fcpönen ©eift nicpt tiä g t ein

fcpöneS &teib, Ser in ben 2lbern ift ein SicpterqueH

gequollen 3 u alter £ieber 9Dögticpfeit,

Ser pocp bon 3 artlicpfeit ber Sufen aufgefcpwotlen, S ie au3 ben 2lugen oft läpt Sränen

nieberroHen, Sem §immet ipren S auf ju sollen ccm- biefen gotbnen S e il in iprei

£eben3seit."

Sa3 fpürfe man fcpneH: biefe fjra u m it )cm treffenben 9DutterWip war gans ñers war »oller ftreube am £eben, ucpt3 Síranfpafteé, fein eitler (Eprgcij :rieb fie an. greunbe wollte fie fid) ge­

rinnen unb gerne anbern pfreunbin ein. V$íe fie até S?inb, alé 9Mbd)cn md) Sücpern pungerte, fo war ip r bte iröpte ffreube nun in S e rlin , an bem regen, geiftigen £eben teiipaben ju

Sarum fap man fie überall gern. Sßie feine anbere $ ra u burfte fie |id) ein freiem QBort ertauben. Sie wünfcpte 2luf- ricptigfeit oon ipren ^reunben, aber fte

»erlangte aucp, bap man ipre eigene 2luf- ricptigfeit nicpt »erbäcptigte. Sie pat ben dürften, bie ip r ©ute3 taten, oft über- fcpmcnglicpe Sanftieber gefcprieben, aber Pie famen aucp alte aus iprem Sergen, fie pat ebenfo nicpt unterlaffen, ftotg ipreS

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Cytaty

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3etd&gt;nungenunb©agebu#latter ---fjortfebung ..... Gin beutfeße« KönigSbrama

QBar biefer Stuftaft für ben erften Turtei- tap im ©encralpounernement für Siripent unb Orcpefter fepon eine fd)öne Bcrpflicp- tunp — mie ber

(Einige 3al)len über ben feit ©nbe bes PfeltfriegeS eingetretenen Per tu ff an nationalem SebetiSraum unb bie baburd) bebingte fojiale Elmfcftichtung mögen ein

»ach, ob eS auch ihrer N ationalität nach Nuffen fein mögen. GS finb hier an biefer äufferffen Gele Guropas bie B öller ge- mifcht. 2tucp jenfeitS ber ©rettae

BSir hotten gemipter fein folien. 2tber bann jap ich, 'ble er immer tiefer tauepte unb guftblafen bon feinem Bluttbe aufftiegen. Berftänbigen tonnten m ir unS mtt

Xante 93tarp ift atté bem grauen Saufe nicht meßr fortpbenfen. Ser Xftoßr ßat feine Scßutbigfeit getan, er fann gehen. Sie beibett grauen treusten eine Qtöeite

SS ift fo hoffnungslos, bieS ewige Sßarten, aber auS eben biefer SjoffnungS- tofigfeit fällt bann bocfi ber Schlaf in jtummer ©üte auf bie gequälte

Sie 3rage, ob bie ‘p o litif &lt;polenS ober ber oerantmortlichen Rührer beS polnifchen 33olfcS gegenüber Scutfchlanb oon ©efühten ober oom 33erftanb geleitet