• Nie Znaleziono Wyników

Der Deutsche im Osten : Monatsschrift für Kultur, Politik und Unterhaltung, 1938 H. 5

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Der Deutsche im Osten : Monatsschrift für Kultur, Politik und Unterhaltung, 1938 H. 5"

Copied!
100
0
0

Pełen tekst

(1)

L)erbcutfche nn Often

Monatsfchrift für Kultur, Politik unö Unterhaltung

Jahrgang

1

Jul i

1938

Hpft c

(2)
(3)

Danzig - Breslau - Königsberg

Drcicch öeutfchen W lllcn e zum Often - Z u r Gauluilturtagung in Danzig

QBie in allen ©auen beś großbeutfeßen 9leid)eś finben fiel) aud) in ben großen

©außauptftäbten beś Oftenś aUjafjrlid) bie Sräger ber potitifeßen OBiltcnśbil- bung unb boś ftaatlicßen £ebenś 51t einer

©aufulturtagung ber 9lSS2t3p. süfam- men. ©ś finb Sage ber 93efinnung auf bie t)öl;eren 3 »necfe beś ©emeinfchaftś- lebenś, bie in ben Schöpfungen ber fchönen fünfte unb ber K ultur im h e i­

teren Sinne itjren tmcßften menfchlicßen 2luśbrud finben. K ultur i m weiteren Sinne: Senn ein Beitaltcr, baś burd) eine bie ©intjeit alten £ebenś wieber- herffellenbe 3bee jene inteEeftuatiftifcße 93egriffśtrennung oon K ultur unb 3 i-

»itifation alś Srrtum erfannt l;at, tann nid)t mehr allein bie frönen fünfte alś 3 nbcgriff beś Kutturftaubes betrachten K ultur offenbart ftch für uuś heutige 9?tenfchen ebenfo fehr in einer Harmonie beś 2llltagślebenś wie in ben ert;ebcnben Stunben iutturellen &ochgenuffeś.

3ttrgenbwo fann man für bie Olicßtig- feit biefer neuen Kutturerfenntniś eine gieifbaiere 23eftätigung finben, alś hier im Often. Siefeś „Wartenbe £anb" er- t>lül;t unter ber SEettfchenhänbe Sßeri ju einem natürlichen 3 eugen fcßöpfc- rifeßen OBirfenś, bie 9tatur felbft — non fich AUŚ nichts alś ein ©I;aoś — wirb juni 2luśbntd ber Kultur. Jlub waś eś and) immer fei, waś ber gflenfcß feßafft ob er adert unb robet, ob er baut, fon- ftruiert ober wägt unb richtet, alleś bient bem £anb, bafj eś ein guter 93oben fei für baś 93olf, baś in feiner Selbfterhattung bie raffifchen Sßerte beś 9Jlenfd)cn ehrt

Hub wenn w ir auch „noch adern unb roben", fo ftel;en w ir hoch nicht alś 9ieu- lingc auf frembem 23oben, fonbern alś

©rben einer großen gefchichtlichen Sra- bition, bie mit © 11t unb 23tut unb Schwert unb 3pflug im Kampf mit einem 5ähen £anb in 3ahrßunberten errichtet würbe.

Siefc Srabition ift nicht bcfchräntt auf ein fleineś ©ebict ober gar eine em­

sige Stabt m it noch fo frönen t;iff0rifeben 3eugniffen ifjreś unberfiegbaren £ebenś.

Sie umfaßt bie ganse Sßeite eineś 9lautneś, unb lebt überaE bort, wo beutfd)eś Q3otfśtum in ihrem 93ewußt- fein lebt. S i e S r a b i t i o n beś S e u t f chen i m O ft e n i f t b a r u m g r o ß b e u t f c ß - P ö l f i f c ß u n b n i e ­ ma l ś f t e i n b e u t f d ) -- ff a a t £ i d), w e n n f i e echt u n b l e b e n b i g ift.

Sie brei beutfd)en 33ororte im Often:

S a n s i g, 93 r e ś l a u, K o n i g ś b e r g , fie fallen in fd)öner Srcieinheit ein 3entrum eineś trabitionśerfEEten, fen- bungśbewufjten 2lufbauwitlens fein, ber nur bem ©ansen bienen fann.

Saoon foli biefeś Sßeft in einem fteinen Sluśfchnitt fultureEen £ebenś ein bei- fpielhafteś 3 cugtiiś ablegcn, inbem eś Seigt, wie ffarf biefeś 93ewußtfein einer bem ewigen Q3olfśtum entfprungenen 2trbeitśfultur burd) alte 3 aßrßunberte biś auf ben heutigen Sag in ber Sid)- tung lebenbig geblieben ift. ©ś fei bieś ein befcheibener 93eitrag ju bem Sanf, ben w ir unferer großen beutfeßen §eimat fchulbig finb für bie ©aben, bie fie ltnś Su einem ber oftbeutfeßen ©aufuttur- tage m it ben Spißenteiftungen beutfeßer K ultu r geboten ßat. QBir ftatten biefen Sauf ab in bie &änbe beś 9feid)ś- minifterś S r. © o e b b c l ś , ber burd) feine Slnteilnaßme unb görberung biefe tebenbige futtureEe Q3erbinbung, oßne bie nufer Streben hoffnuugśtoś wäre, überhaupt erft ermöglichte.

ebenfo wie in Kdnigśberg auf bem

©auparteitag hat S r. © o e b b c l ś aueß auf ber Kulturtagung beś ©aueś Sansig bureß feine perfönliche Slnwefcnßeit in biefem 3aßrc wieber ben einbringfießften 93eweiś für bie 93erbunbenßeit beś 9ieicheś mit bem Often geliefert. Sßir Wißen Wohl, baß biefe 93eweife unb

©aben nicht einem Seil allein gelten, baß fie Pietmehr burd) ben Seil ffctś mir bem ©ansen bienen. So möge aueß unfer Sanfeśbeitrag Perftanben werben atf ein 2lusbrud beßen, baß w ir be- ffrebt finb, alś Seutfcße im Often ftetś nur großbeutfeße Kämpfer ju fein.

^ a r l § a n ś 5 ud)ś.

3

(4)

ö a n j i g

0

o wur6eft 6u: in grauer 3eit ging einer, Der ttnfreß Bluteß u>ar mit feinem Pflug

Durd) 6iefeß £an6 und warf 6aß £orn mit feiner (Bewältigen $auft, auf 6af3 ee $rüd)te trug.

Dann fanf er fclbft l)inein in diefc <£r6e,

<£in £orn 6er £at, 6amit attß feinem Blut Hun 6aß (¡5efd)led)t 6er £raft geboren wer6e, Daß weiterwirit, wenn einer ftirbt un6 rul)t.

Hai) aber lagen $ein6e auf 6er lauer,

Kn6 ömifel 6rol)te Baub un6 Bratt6 un6 ©türm - Da wud)ß um 6aß (Befd)affne eine flauer

iln6 ©anft ITlarienß pocpgereciter £urm.

Da warft 6u iitlad)t. Kn6 6eine Banner flogen Du ftolge ©ta6t im wil6en ©türm 6er ^cit, lin6 6eine Krieger, 6eine ©d)iffe sogen tüeit überß ITleer un6 in 6ie £an6er weit.

pell fd)ien 6ein (Blans un6 6einer tOaffen ©tärfe, Du Königin 6eß ©ftenß, in 6er tOelt,

Du püterin 6er 6eutfd)cn ^agewerfe

3lm Ban6e 6eineß Dolfeß l)ingeftellt.

(5)

öumpf grollten töetter, bunfelten (Befahren, üor deinen toren ftanb beo Torfen $eer.

^ief l)aft bu ©djmad) unb Bitteeniß erfahren -

£od) beine klugen blieben tränenleer.

Öu warft 3u ftols, um in 6er Hot 31t weinen ITMe es 6en i?ned)ten nur gegeben ift.

öein <)er3 fd)lug fjämmernb in 6en iWauerfteinen, öu wußteft, baß 6u groß geworben bift.

®rob aud) im Bulben, wenn 6ie tüürfcl rollten, lln6 6ir ein feßwarseß £00 geworfen warb, öu wußteft ftctß wao beine ©oßnc follten, öu mad)teft fie in ftol3em Glauben l)art. - öieltaufenb Ulänner ßaft bu ftumm entlaffen on Olanberno (Erbe unb in Bußlanbß ©anb, T T uod) in intern lebten ©d)laf umfaffen

ie (Drab an ©rab baß gatt3e Uaterlanb.

Jim Blut ift tntfer ©laube groß geworben, Unb wieber forbert unß beo Blute© Buf, öu ftol3e ©tabt, bu, 3Wifdwn Oft unb Horben, UC6 Beid)e0 $eftung, bie bie treue fd)uf.

öu © tagt ber türme unb ber alten tore

wft bleiben, wenn wir längft Pergangen finb - oon Hingt ein ferner 3ube! une im ©ßre unb ferne trommeln btoßnen burd) ben iOinb . . .

M a r t i n D a m ß

5

(6)

Hei nz K i n ö e r ma n n

Danzig - ßollroerh öeutfeher Beharrung

Querfchnitt Durch

600

Jahre öeutfeher Dichtung in Danzig

S ic raffifd)cn 3ufammenhänge geben unS heute anbere Sßertgrunb lagen für bie Ginorbnung beS G<prifttumS in ben PewäprungSraum beS bötfifepen £ebcns- fampfeS. QBer berfuept, and) nur in für»

jen 3ügen baS beütfipe Schrifttum San»

jigS burep bie fed)^ Saprpunberte feiner bisherigen Griftenj ¿u »erfolgen, bem fällt — bei aller jeitgefeunbenen Perfcpie»

benheit ber einzelnen Gpocpen — ein bleibcnbcr ©runbjug ber Beharrung auf, ber &raft ber Gelbfibepauptung unb 2lb»

weprbereitfipaft jugleidp ausbrüeft. Sie Porpoffenlage SanjigS war ürfadje ba»

für, bah biefer beutfehe £ebenSberei<p immer toieber umfämpft toar unb infolge»

beffen fid> m it allen D titteln, auch mit beneti beS Schrifttums, ju r Sßepr fepeu muhte, um überfrembungen politifdjer unb fulturelter 2lr t fern ju halten unb allen (Gefahren ¿um S r oh bie augeftammte beutfehe (Eigenart ¿ur (Entfaltung ¿u brin­

gen. Sßer weif?, Wie ftarf ber 2lnteil SßefffateuS bei ber Pefiebetung beS Oft»

raurneS, unb befonberS auch bei ber San-

¿igS, gewefen iff, bem werben bie 3>ige ber böttifepen Beharrung als 3 üge nor»

bifch-fälifcher £igenart nicht mehr itner- flärlich fein.

Sie Sanjiger Plarientircpe, biefeS wehrhafte Gpmbot einer üiircpeuburg, er- fcpcint uns burcpauS als 'Parallele ber nahen, wehrhaften Plarienburg. Q3iete Perbinbungen führen im gocpmittelalter bon ber jungen Gtabt ¿u ben Orbens»

rittern hinüber unb fo wunbert es unS nicht, bah baS erfte 3eugitiS beutfeher Sichtung in S anjig mit bem Orben ber»

bunben ift: ein blinber Sanjiger Gänger fommt nach ber Dtarienburg unb fpriept auf bem jje ft eines SjOcpmeifterS feine

£ieber. Q5ßir bürfen annehmen, bah auch fonft fepon um biefe 3eit in S anjig bie Pflege ber Sicptung auf anfehnluher

göpe ftanb. 211S ber Ditterorben bann feiner Slitflöfuug entgegenging unb San-

¿ig fich bon ihm entfernen muhte, um nicht mit in bie Siefc gcriffen ju werben, war bie anbere Pinbung, bie es nun ein­

ging, bie Perfonalurtion mit ber potui- fehen 5irone, nicht gefaprentoS. Sie Per*

locfung, biefe reiche beutfd>e Gtabt politi»

tifcp unb fulturell ¿u überwältigen, war grojj. 2lber ber ftolje, beutfehbewuhte Sanfeatentroh wuhte immer wieber ben jeweiligen Völlig Polens ju überjeugen, bah jeber Q3erfucf) eines Übergriffes ber»

geblid) fein mühte. 2luS biefer panfeati- fepen Slbweprbereitfcpaft würbe hier auch bie Deformation als beittfdje Pcwap»

rungSfraft empfangen, ©ar manche Gpro»

nif, gar manches hifiorifep-färnpferifepe

£ieb biefer erfepütternben Pßenbe iünbet boit fotepen Pemüpungen, im Gleich- fepritt mit bem Deich unb feiner Kultur»

entfaltung baS Gigene gerabe auch auf biefem borgefepobenen poften ju erhalten unb weiterjubilben. Sa beffepen enge Pßecpfetbeäiepungen jwifepen Sandiger gumaniften unb benen beS DeicpeS. P o r altem aber jeugt ein refornuttorifcheS PefenntniS- unb Kampftieb auS bem 3apre 1521 für bie 2tufnapmebereitfchaft, mit ber man pier bem boranleucptenbcn Streiter ber beutfepen Sache: ütriep bon gutten gegenüberftanb*):

„& ilf ©ot, baS Wirbt gebrenpenn Ser bifepof grof? Übermut, cS bleibt niept ungerochen bie werbe epriffenbeit gut.

Sic tpun ijpr »ielc »ortrepben, bie unS bie repten warpeit fprepben, fic wollen fie nipt laffen blepben:

‘) Pgl. g. gafjbargen, Sanjiger beutfepe Sicptung (= DG.-Grjicper, 4. 3aprgang, S. 208 f.)

(7)

baS magp ftc bocp gepctffen nicpt, als per \t I r t d) » o n p u t i e n fpricpt.

GS ift nidjt rccpt befonnen, bas alles nnt gepftlicp fein.

man finbet viel tnonepe unb nennen, bie tragen äufjertiepen fdjepn."

StB aber 1577 S anjig niipt nur mit biptomatifepeu Scpacpjügen bebropt, fon»

bern in einen S?rieg mit Stephan 23a«

tporp oermidett mürbe, ba fepien bie 92ot juin aufjerften gefteigert; beim nun ging eS ja um 23emaprung ober 93ertuft ber beutfepen Strt. 3n biefem Stugcnbtict ber 23ebrängniS nun erftanb bem beutfepen

©anjig in feinem tapferen 9tatsfcpreiber

&anS g a f e n t ö b t e r ber erfte grofje Siebter — unb einer, ber nidjt nur a:t)rt>- nifen 511 fepreiben, fonbern einer, ber fein Sßort jum Scpmert ju fepmieben muffte.

93on iprn tarn bamats baS anfeuernbe unb ertöfenbe Sruplieb, baS fo oft feitbem auep im übrigen beutfepen Spradjgebiet nacpgeapmt mürbe:

„O Sandig, palt biep fefte, bu weit bcrüinbte Stabt

Ser 3cinb mill biep berteveu:

Unb fap eines SianncS Shit.

Sem fteinb tu miberftrepen, (af; biep nidjt meiter ein.

Stift bu biep iptit ergeben, fo ivirb’S bir bringen Sei«-"

91acp fotepem ©infap fdjeint bie pope biepterifepe (Entfaitung, bie S anjig gerabe mäprenb SeutfeptanbS fcplimmftcr 3eit im 17. 3aprpunbert erfäprt, niept unbe- greiftiep. Sa Sandig oont S retfigjäpri- gen SÜrieg meit meniger berüprt mirb als bie meiften ©ebiete beS 9leicpeS, finben fiep in biefer moptpabenben Stabt ber S?aufperren unb 97iäjene, bie über gute Srudereien unb eine ftatttiepe 3api »01t 23ucppänblern oerfügte, oiele ber grofjen beutfepen 23arodbiepter für türjere ober längere 3 eit ein. Jjunberte oon ©inblatt«

bructen, bie bie Sanjiger Stabtbibliotpet bemaprt, jeugen oon biefem Sßettbemerb all ber Sicpter in ber Sandiger ©ctegen«

peitSbicptung biefeS 3aprpunbertS — unb gar oiele biefer Sicpter ergreifen — mie

£ubmig 5? n a lt ft in feinem gemieptigen

„9Mtterlicpen Senbfcprciben ber meltbe«

rüpmten grauen ©ermanien an ipre fämt»

licpe ebel unb frepgeborenen eprliebenbe beutfepen ©öpne, meldje annoip in eines fremben SÜriegfüprerS Sienff begriffen"

— baS <26ort, um ber beutfepen 23eloap»

rung beS OftenS, oorab beS ftotjen San«

jig , ju bienen.

Sa tommt ber fffüprer beS fjrüpbarod, 9Jlartin O p i p naep S anjig — unb allein fein S orbilb todt anbere auS allen Seiten beS beutfepen SpracpgebieteS naep.

Sa fiept OpipenS puritanifep-norbifeper Spaltung im gteiepen Sanjiger 9laum bie mufifatifcp«binarifepe Überfcpmänglicpleit unb ber biepterifepe fjormenreidptum beS •

°P 1 a 0 i u S gegenüber. © r p p p i u S unb p o f m a n n oon S p o f r n a n n S m a l * b a u lernen pier beibeS tennen — unb in iprem QBerf, mie in bem fo oieler anbe- rer 23arodbicpter, etma bem oon S t e i ­ l e r unb © r e f t i n g e r ober S i p ooll«

jiept fiep bie midjtige Slnnäperung oon 9iorb-- unb Sübbarod, bie nun oon San- jig per für bie poepbarode Sicptung beS ganjen 9?eicpeS mapgebltcp mirb. SaS 23arodjeitalter mar für Sanjigs Sidj- tung bie reicfjfte 3 eit — unb nidjt p ie p t auep für fein Spcater2). Sie baS eigene S o lls tum erpattenben Kräfte beS Spea- terS miffen m ir peute erft im ©renjraum redjt ju fdjäpen. SluS inftinttioem ©efüpt für biefe Kräfte paben bie Sanjiger fcpoit feit bem 16. 3 ciprpunbert m it größ­

ter Stnteilnapme ipr beutfcpeS Speater in allen möglicpen ©rfcpcinungSformen — ber öanbmerfer - Sluffüprungen, beS ScpultpeaterS, ber groffartig-prunfootlen Sßanbcrtruppen-SorffoHungen — gepflegt unb geförbert. Unb biefer 23ogen reiept burep alle 3aprpunberte, auip benen beS ftänbigen Spaufes, perüber bis ju ben Sagen, in benen ber 9iationalfojialiSmuS bem grenjbcutfcpen S a n jig ein neues, muffergüttigeS Speaiergebättbe befiperte unb in benen bie 3 oppoter Sßalboper ju Pen „reiepSmieptigen" Stätten beutfeper SÜunft gepört.

-) Sgl. Sott, SaS Sanjiger Speater im 16. unb 17. Saprpunbert (1895) unb ftinber- mann, Sie Sanjiger 23arodbi<ptung (= Sicp- hmg unb Soltstum 37. 23b. ©. 296 ff.). 3«

Ädirje erfepeint in ber Sammlung „Seutfipe Literatur in GntmidlungSreipen" ein Sam- metbanb „Sanjiger 23arodbicptung", ber

•¿.eite unb eingepenbe Unterfucpungen biefeS 3eitalterS entpält.

7

(8)

3 m 18. 3 aprpunbert fcpenfte Sandig ber beutfepen Nation nidtji nur bie ©attin beS größten aufflärerifcpen ^Reformators, bie © o t t f c p e b i n , bie mit ipren 5?o- möbien bie alljtt pfeuboftaffijiffifcpe 9Regetgcbunbenpeit ber ©ottfepebfcpen 9ie- form locferte unb bie in iprem £ufffpiet

„S ie ‘pietifterep im fJU^einrocfe" bem

©anjiger ^xfcfjmarit itnb feiner föftUct)- fräftigen ©Runbart ein ©cnfmat fepte, fonbern im fetben 18. 3 aprpunbert fam auS Sandig einer ber größten beutfepen

©enfer: S c p o p e n p a u e r . ©ielleiept wirb gerabe auS ber potitifcfjen Gattung

©anjigS, auS biefer ©rabition ber 23e- wapritttg unb beS notwenbig-bauernben 23epauptungSfampfeS gar manches Ste- ment feiner tt^pifdfj-germanifdjen 2luffaf- fung bont tragifcpen ©ßertbewufjtfein ber Saltung gegenüber ©Bett unb £eben er- ftärbar.

Satten in ber 3 eit ber greipeitSfriege biete junge ©anjiger — borab g r a m - p i p — ipr SepnfucptSlieb erfcpallen taf­

fen: atS bie ©ötferfcptacpt bor Seipgig ben Torfen bernieptete, ba pob ein ganjer

®reiS bon ©icptern auS bem einft bon ben granjofen f0 gequälten ©anjig fein jubetnbeS greipeitStieb bom „fjranjofen- auStreiben" an. £tnb S i e p c n b o r f f , ber biete 3apre pier atS 23eamter w irfte; ber bon ©anjig aus bie ©Bieberperftellung ber 9CRarienburg b e trie b unb ber wie fein anberer ben 3auber beS atten ©an- gig ju befingen tourte:

„©«litte ©iebet, tjofjc ©enfier,

©ürme tief auS 9icbeln fetjen, blcicpc Statuen wie ©cfpenfter lautlos an ben ©ürmen fiepen..

Sicpenborff entwarf gerabe pier, jwifepen ben ©ßätbern bon Otiba unb ben 3op«

poter ©ünen feine urbeutfepe Srjäplung bom „£eben eines ©augenüptS", in bereu

©Ritte, für © anjig faft proppetifcp, bie

©erfe fiepen: „© ritfj biep, ©eutjcplanb, auS SersenSgrunb!" ©on 3bpanneS

© r o j a n , bom ©ieptermater 9tobert 91 e i n i <f, bem w ir niept nur bie berüpm- ten SÜinberlieber, fonbern bor altem auep ben feproff antitiberaten ©egteittejrt ju 9ietpetS „©otentanj" berbanfen; bon bem ungebärbigen ©pmnafiaften © e p nt e t, bon bieten anberen fepöpferifepen ©eiftern

beS 19. 3aprpunbertS fpnnten bie Stabt- mauern ©anjigS erjäplen.

©ie perbe fianbfepaft beS ©anjiger

©Berbers aber gäptt 9Raj S a l b e ju feinen Söpnen, ber feiner Seimat unb feinem bäuertiepen ©ßurjetgrunb lebens­

lang treu btieb. O ft pat er fiep räumlüp unb feetifcp bon feiner Seitnat entfernt;

aber immer wieber feprte er jum ©Rutter«

boben beS umfätnpften ©BeicpfetgaueS ju- riid, weit beffen gäpe 23eparrung ipm immer wieber jum neuen Stnfporn, ju r Quelle ber tropigen Straft, jum ©efep beS fepöpferifepen ©BiberffaubeS würbe.

Ob er in feinen ©rarnen — botn „SiS- gang" unb ber „3ugenb" jum „S tro m " — inmitten brenttenber ©egenwartSfragen bie beutfep-ftabifepen Sionfliftftoffe beS

©renjraumeS berüprt; ober ob er in feinen piftorifepen ©rarnen — bom „(Er­

oberer" bis jum „greipeit"-©ram a unb jum „Setnriep bon cptauen" — ben ewig beutfepen SÜatnpf feiner Seimat geftattet:

3mmer ift eS ber bem ©renjbeutf<pen eigene ©ßeprgeift, ben Salbe früp fepon feinen pajififtifcpen ©ßeggenoffen entge- genfept. SS ift gewif; fein 3ufaH, baff Salbe in ber ©Ritte feines biSperigen

£ebenS gerabe ben SÜonflift jwifepen 3n- telteftualiSmuS unb Bauerntum in feinem Scpaufpiel „©Rutter Srbe" jum feproffen StuStrag bringt; bernt um biefe Spannung freift ja fein gefamteS ©Berf — bis pin nun ju feinen autobiograppifepen ©üepern

„Scpolle unb Sepicffal" unb „3aprpunbcrt- wettbe", bie unS pineinfepen taffen in

©ßefen unb ©Serben niept nur biefeS ©an­

jiger ©auern unb iprer ffubierenben Söpne, fonbern in ben 2tblauf biefer gan­

zen beutfepen 3 aprpunbertwenbe. ©ßenn Salbe unS erftärt, „©renjtanbbtut,

©renjlanbfampf unb ©renjlanbtragif"

walte in feinem fiebenSfepidfat, bann pat er bamit bie 3üge perauSgepoben, bie ipn gerabe peute wieber m it ber neuen biep- terifepen 3ugenb berbinben. SllleS ©a- jwifepentiegenbe — bon ©omanffpS Seimatbieptungen bis gur 9poguttfe=$t’o=

mif 3aetticfeS, bon Sari £angeS 33e- tnüputigen bis ju cpaul SnbertingS pifto- rifipcn ©erfuepen unb bis ju OntanfowffiS 9Raturbefeetung — palf überbrüefen bis ju beut Siugenbticf, in bem wieber ein attSgefproepen fampferifeper ©eift bie alte

(9)
(10)

Spnfeatentrabition ber erprobten 23e»

parrung aufnapm.

Unter ber gtiprung bon M a rtin S a m | finbet fip peute ein SSreié non jungen nationatfojiatifiifpen ©iptern, ,,©aé junge © anjig", pfammen. ©aé gleipnamige ©emeinfpaftäbup, an bern

©riet) «Jloft unb £otpar 93lanpolb, ©ßotf=

gang geberau unb ©bgar Gommer, ©rnfí grieböfe unb Sjanéutrip 9löpt beteiligt jinb, t r it t uñé alé gefploffeneé ©anjeé entgegen. Gé ifí n ip t nur bie 5?amerab- fpaft biefer © ipter, bie mit biefer ©e*

meinfamíeit eineé parten, entfpíoffencn

©Bilíené p tn 2tuébrud fommt. ©é ifí p - gteip bie fefte unb unberbríiplipe ©reue unb ©efploffenpeit beé nationalfojiali*

fíifcf) geworbenen Sanjig, bie fip in bie*

fem ©por ber 93ewäprung fpiegeln. 3en=

feité biefeé gemeinfamen 9lenneré frei*

lid) entfaltet fiep p g te ip amp baé ganje bielfarbige Speítrum all ber 9D?ögtipfei»

ten, bie in biefen jungen Offlanbbiptern fcplummern. ©on ber ©allabe unb Spmnc Pié p m jaríen ptaftbeutfpen £iebeélieb,

»on ber gewaltigen 9)leere3fpmpponie einer peroifepen 9laturauffaffung bi« p bem iöftlip--fpwerblütigen ¿umor, ber bem einen ober anderen ebenfalls eignet;

bom ffoljen, ftraffen ‘p r o fil ber „3ungen"

buS p r gropen piftorifepen © ifion — ein fpöpferifper 9leiptutn ungewöpnliper 2lrt, ber unferer Nation bom ©anjiger 23erei<p au3 in bereite ©rreiptem unb in wiptigen 3ufunftSmögtipfeiten gefpenft Wirb.

Go pat fip bic ©anjiger © iptung in all ben feps> Saprpunberten iprer ©pi*

ftenj ald mitfämpfenbe & raft im bölli- fpen ©efüge biefeS ©orpoften^ ©anjig erwiefen. Go oft aup ba3 graufame poli- tifpe Gpidfat S anjig bom 9XutterIanbe trennte, immer gab e3 nur e i n e Gepn- fupt unb nur e i n e £iebe. ©on §afen*

töbter3 9tuf p r Nation re ip t ber ©ogen be§ treuen 23efennen3 unb be3 tatenge- willten Gpwurs perüber p ben 3ungen, in deren 9lamen nun 9Xartin ©amp be*

iunbet:

„©eutfptanb, bein Otame feil in un« brennen, blüpen unb wapfen wie Siorn unb ©Jein.

£ap unö in biefer Stunde beiennen:

3mmer wollen wir

©lütter bip nennen unb beine treuefien Göpne fein.“

(11)

3m alien

H un, ba bic Saaten ben tiefer begrünen, nun, ba bie werbenbett Saline fid) l)cbcn, nun, ba bie £crd)c m it flirrenben, fü llte n fiebern bie Sonne begrüßt unb bat? ¿eben —

fiel? id) im bämmernben Kannte ber vfefte unter bem fcßmucfvollen ißrntcgewinbc, finnc unb fei) an ben YUanben bic (Säfte:

Kl)ne unb Kl)tt unb bas treue (Beftnbc.

3ai>re vergingen. Unb YTot ift erlitten.

^reuben verbrannten wie flam m en int (Plat?.

(Priffnat) bie % te — bod) unentwegt (d ritte n m anner unb m anner bas K orn unb bat? (Präs.

S itje n bie m ü tte r v o r rojtgen (PcbcnFcit, nieten unb fü lle n vergoffene» 23lut,

fd)aucn im (Peiflc auf (Praber. Unb benten:

neu w irb bas SDafein, benn iri) bin if)m gut!

3al)rc vergingen. SDcr ^ o f ift geblieben, ob tU affer it>n tra f, ob ^euer il)n fd)lug.

^ a r t haben Räufle bic Kunc gefd)riebcn:

„Q5cfd)led)t beißt ber ^ o f " auf (Piebel unb P flug.

(12)

Dmmer nod) bin id) im SDäminer bcr Spiele, immer nod) reben bic Seiten m ir ju.

l a u t wirb ein YDort nun, mir ift es, als fiele cs wie ein Sd)wcrtfd)lag: sDcr *£crr bift jetjt bu!

0ri)attcn bewegen ftd) fad)te im ^ lu r.

le e r ift bic 23anF. Dm Kamin fingen VDinbe . . .

„■^ört if>rs: Dd) bin! Unb l)ört auf ben 0cf)wur!"

X>erfd)wunben ftnb Kirne, Klm unb (Bcftnbe.

W a r bas ein ©pu¥? VTcin, mid) graufet cs nid)t.

Unter ben gelben, bebänberten Kronen faften bic Kltcn, bod) nid)t $u Q3crid)t:

ad), id) fal) ^er^cn, bic meines bewohnen.

£Tun, ba bic Saaten ben Kdfer begrünen, nun, ba bic werbenben Saline ftd) l)cben, nun, ba bic £erd)C m it flirrenbett, fübnen Äicbcrn bic Sonne begrüpt unb bas /leben —

fd)reitc id) ruhig unb ernft burd) bic £aubc, unb cs crreid)t mid) vom ^elbrain ein 'Ion:

©Utcf prägt bie Stim m e unb eherner (Plaubc — ia, bu empfängt ilm, ben *£of, einft — mein Sobn!

E r i ch P o ft

11

(13)

Ha ns ß e r n h a r ö Me y e r

Volhshunft Öee Danziger Lanöes

9?i<ht, um bie Q3ßiffenf<ä)aft um eine 2ln»

japl bon 'Problemen ju bereichern unb etwa ben 2lufgabenbercicp ber kunftge- fd)id)tc ju erweitern, erforfepen unb pflegen w ir heute bie beutfepe Q3olf3funft, fonbern weil fic eine kunftgattung ift, bie au3 ber Oiolf^gemeinfihaft herauf gefcf)i(f)tlict) geworben ift, unb, foweit fie nocp £ebens>fäpigfeit befipt, aud) in unfe- ren Sagen au3 biefer m it fo biet Opfer­

mut unb öerjbtut erfämpften ©emein- fepaft ihre Kräfte fchöpft. überhaupt pat fa aße$ ©efepiepttiepe für un3 nid)t ben Hnwert nocp weiterer 3Biffen3belaftuug, fonbern w ir wollen barau3 lernen für bie iebenbige ©egenwart unb bamit für bie 3ufunft unteres? Q3otfcS.

Q3olM unft läfjt fich nid)t m it bem

<2Berturteit „gefunfeneä K ulturgut" ge­

genüber ber „hohen kunft" abtun. Sie ift nad) &onrab Sjapm bie „geftattenbe 2tr*

beit ber bolf^tümlicpen ober botf^Iäufigen

§anbwerf3fultur" unb ift Sräger uralter Q3orfteßungen ber ‘Botbsgemcinfhaft. Sa biefe Q3orfteßungen aber nur geringem QBechfet unterliegen, hol man fie lange al£ fhabtonenpaft unb unfepöpferifh ber- nachiäffigt. fre ilich ift manches» bon ihrem Hormengut jum jeberjeit griffbereiten 9lejept unb ‘vOlufter geworben, wa£ fich übrigen^ auch in ber fogenannten hohen kunft leid)t nahweifen leiht, aber oft t r it t bie (Eigenart be3 t3fteiffer3 ftari per- bor. Sa3 wefentli<he t3Perfmat ber alten bäuerlichen Q3olt3funft ift bie Q3ortiebe für ornamentale 23epanbtung, bie felbft bitblid)c Sarfteßung ihren ©efehen unter­

w irft. 2tber man barf in biefen beiben

©eftaltung^arten feine grunbtegenben

©egenfäpe erbtiden, benn biele Orna­

mente, Wie Schlangenlinie unb Stern, Sebenöbaum unb 9lofette finb ja fdjlicfj- lich nur formelhafte, fpruepartige Slbfür- jungen, finb kurjfcpriftjeihen alter bitb- licper Sarfteßung^wcife unb jugteich 2tus?brud einer in langer (Entwidlung3-

reipe bererbten 2tnfhauung3« unb ©tau- ben^wett. Q3ietc biefer 3eichen entflam­

men ber Serfinnbilbiicpung bes? futtifchen 3apre3 unfere3 2tpnen. So ift bie Q3olf§- htnff jugteiep eine 23ilberbibel uralten beutfehen ©ebanfenguteS.

qßer bie Sachgüter ber beutfehen Q3otfs»funft muftert, wirb immer wieber erftaunt barüber fein, wiebiet bon att- germanifhen ©lauben^borffeßungen, ähn­

lich wie im heutigen 23raud)tum, trop aller Einbiegungen unb Q3erwäfferung^- berfuche bon feiten ber «hrifflidjen Kirche, in ipnen bi3 auf unfere Sage fich er­

halten hat- Sas? wirb um fo beuttieper, Wenn man bie Strmut an Sinnbilbern ber Sjanbwerfsjfunft unferer 3 eit feftfteilt, fo in Scpnipcreicn unb kunftfepmiebearbei- ten, auf (Eprenurfunben unb Scpmud- ftüden, geftidten Seden unb Riffen, Sor­

ten- unb Sebfucpenberjierungen u. f. f.

kümmerliche 9lös?cpen unb öerjen, Hühn­

chen unb Spiralen fönnen mit ber über­

fülle an Spmbolen bon einft nicht wett­

eifern.

Ser in beutfepen Sanben immer g riff­

bereite, jugleidj unfhwer ju bearbeitenbe unb boh haltbare QBerfftoff, bem bie Q3olf3funft einen grofjen Seit iprer beften QBerfe berbanft, ift ba3 § o lj, ein fcpwe- rer ju geftattenbe^, aber lange haltbare^

99laterial ftellen bie 'PietaHe bar, bor allem baß uralte (Eifern 23eibe finb. ju aßen 3 eiten n ih t nur ju r §erfteßung bon ©ebrauep^- unb 3 iergegenftänben, fonbern aud) ju r fünftterifhen 2tu3geftat- tung be3 Saufet berwanbt worben. 3wei- tief) fentien w ir trop be3 fepönen 23alfen- filigran^ unferer popen 9!Berber-Q3or- taubenpäufer, bie eine weitbefannte 3 ierbc ber ganjen Sanbfcpaft finb, felbft iprer präcptigften Vertreter in Sjerjberg unb Srutenau (k r. Sanjiger 9lieberitng), n ih t bie reihe 'praeptenifattung be3 gc- fhnipten Hocpwerf^ wie etwa in 97littel- beutfhlanb. 2tucp funftboße Sürbefhtäge

12

(14)

unb 9ftaueran!er fommen an länbtidjen Sßohnhäufern bei unS fetten vor. Elber jwei ¿ierftüde finben oft eine liebevolle EluSgeftaltung: baS © i e b e t b r e t t , unter bem bie QBinbfebern sufamtnen- ffojjen, unb bie OB e 11 e r f a t) n c. 33eibe tragen fet>r oft uralte ßinnbilber, urie ben Sect)Sfiern, BOionbe, §erjen, Bitten ober, als QBetterfünber, ben i>atm, 51t»

gteid) baS Spmbot männlicher fruchtbar- (eit, ferner baS nad) inboarifcher Einficht ber Sonne verwanbte unb heilige 9lofj, baS mit bem SBinbe um bie QBette ftürmt, unb baS Sonnenrab. Sin einjigeS fotd)eS

©iebetbrett aus Sßohtaff im Streife San­

diger 9lieberung 5. 33. weift allein vier Spmbole auf: baS Serj, ein altcS Sirtn- bilb ber mütterliihen grbe, ben altger- manifchen fegenbringenbcn Sed)S5adftern, ben Sreifprofj, ben man mit ber alten Sreiteilung beS 3«hr o3 dufammenbringt,

unb jmei Irönenbe ©ebilbe, bie als BQionbficheln gebeutet werben fönnen, benn unfere 93orfahrcn dätjlten, tvie Saci- tuS berichtet, nid)t nad) Sagen, fonbern nach Mächten, unb aud) baS QBort „93io- nat" weift auf bie 33ebcutuug beS grofjen 9lad)tgeftirnS hi«- ®ie tlaffif^e Stntife fchon fannte eine BOtonbgitttin (Selene, Buna), bie chrifttidje S?unft fteltte m it­

unter bie ©otteSmutter auf eine 93ionb- fichet, unb ber 3 ahre^tauf ber heutigen 33auernarbeit rie te t fi<h weh oft nach bem Stanbe bes BftonbeS. SS fann fid) bei bem ©iebetbrett aber eher noch um ein £)orn h««betn, baS Sinnbitb ber Se- benSlraft, wobei man an bie Sjeiligteit ber germanifchen Buren benfen mag.

Seine paarweifc Einbringung wirb ber Q3ortiebe für Spinmetrie entfpringen unb erinnert an bie Bpferbeföpfe auf nieber- fächfifdien ©iebetn. Solfche Stopfe befin-

0 t u h t t e h « e au§ bem S a n d i g e r ^ B e r b e r ( B a n b e Smu f e u m S a n d i g - O l i v a )

13

(15)

ben fid) feltfamerweife auch auf einem työijemcn ©emerfäjeidjen ber Srccbflcr- gefeHeit non 1815 im Sanjiger £anbeö- mufeum.

9iid)t immer, unb am wenigften in neuerer 3 cit, ift anpneljmen, bafj ber Herftetter eine§ foldjen 3 ierftüde$ fid) ber 23ebeutung biefer 3eicben nod) bemüht gewefen märe. Sie fitib nieimeijr trabi- tioneHe fyormeln geworben. Sa3 fagt aber nid)t3 gegen ihren itrfprüngtidjen geifiigen (Bemalt, beim aud) anbere, fdjon in ber Stntife 31t Ornamenten geworbene 6 dnnud3eid)en Wie ‘palmette unb 9Kä- anber fitib bod) einmal finnuolle <£ntfpre- cbung^bitber uralter QBettbilber gewefeit.

Unb biefe tiefe 23ebeutung be3 Sinn- bilbe3 ift e§ ja, bie un3 in ber (23otf3- funff bie Sßclt unferer 21(;nen fo lebenbig bor bie Seele ftellt.

Snticrbalb be3 Häufet bat fid) bie Q3otf3funft üor allem ber 9)2öbel ange­

nommen, alfo ber beute noch teilweife be­

wirten Himmelbetten, ber Sdwänfe, ber bäuerlichen 92a<hfommeit jener berühmten

Sämiger Scbränfe be3 23arod, unb Gru­

ben, feltener ber Sifcbe unb Stanbubren, faft immer aber ber Spinnräber, Hafpeln unb Spinnftüble. 2tber nicht bie M alerei ift im Salziger ©ebiet in erffer £inie 31t iprer 2iiWfcbmttdung fKt'attgesogett wor­

ben, wie ba$ ja befonber^ in ©üb- bcutfcblatib in fo reichem 9J2afje gefdjeben ift, fonbern (Einlegearbeit unb Schnitzerei, bei Srubcn auch nod) ber fitnftoolie (Eifen- bcfcblag. Hell gehaltene^, poliertet

©fcbenbols ift ber beseidmenbe Sßerfffoff beö bäucrlicb-baubwerlticben 99iöbelö im Salziger £anb, unb in ipn finb au£

braun unb fd)War3 gebei3tem, teilweife auch bureb ©lutbibe getöntem öolse bie 3 ierate eingefcnlt, jene Sulpett unb beralbifcben £ilien, Sinnbilber ber F e in ­ heit, jene jjünf-, Sed^- unb 2tcbtfterne, Fofettcn unb 231umenranfen.

Sie größte fjülle ber Sinnbilber aber bat fid) über bie S p i n n ft ü b l e ergof- feit, bereit gefcbuiijte £ebnen nabesu alle3 enthalten, waö an folgen Spmbolen eiitft lanbläufig war. Sa bref)t fid) baS

14

(16)

QBenberab unb roEt fid) bie ©pírate, ba fd)lingen fid> 23ünber unb biegen fid) Planten, öffnen fiep 9tofen unb ftrahlen bie Sonnen. Vielfach breitet ber Stbter feine fjtügei über biefe prad)t, ben aber nid)té mit bem peralbifcfjcn 2lbler mancher fiänberWappen »erbinbet. Gr ift ein alteé inbogermanifcpeé §eiíéjei<$en, baé auef) im antiten ¿eEaé feine 9toEe fpiette. 3 n ber cbriftlktjen Spmbolil ift er, wie ber ‘petifan, baé Sinnbitb ber QBiebergeburt geworben. Seine ©oppet- föpfigfeit »erbanft and) er bem 23eftreben nací) Scitengteicppeit. ¿luf alten SOieffing- leucptern unb alé oberer 2tbfd)tufj »on Kird)enfronleud)tern, fo in ber Katha­

rinen« unb ©rinitatiéfirdje, feprt er oft»

maté wieber. ©ie betannten Sedjéjad»

fíeme finb auf fcrbgefcpnitjten S tuhl­

lehnen oftmaté in Gruppen ju fieben unb neun Sternen im Greife angeorbnet. Gin befonberé oft erfdjcincnbcé SÜÍotit» ift ber fiebenébaum unb feine 2lbart, bie ©ßett«

cfd)e ^)ggbrafit, bie am ilrbbrunnen fiept unb in ber Volíéíunft meift burd) einen 3 wcig ober Straufj angebeutet wirb, ber einer ‘Safe entfpriefft, wäprenb ber £c«

benébaum gerabeéwegé aué ber burd) ein 9tautenmufter ober burd) eine einfache Grunblinie angebeuteten Grbe empor»

wäd)ft. Setten fehlen baneben bie beiben Sonnen» ober Glüdéobgel, bie inbo- germanifdjer Gebanfenwelt entftammen.

2ln einem t)otsgefd)nii)ten V knbbrett im

£anbeémufeum treten fed)é paarweife nebeneinanberliegenbe Schlangen alé

©eEerpalter auf. Sie tragen Heine brei- geteilte tronchen, bie aué bem ©rei»

fproft, ber „93tan»9lune" lieroorgegangen fein mögen. ©ie Sd)tange wirb »on eini­

gen gorfchern alé Sinnbitb bcé ©Bett- meereé aufgefafjt, in bem zur VBintcré- Zeit bie Sonne gefangengehatten wirb.

VMe nahe liegt auch bie Vergleichung beé 93leereé mit einer Schlange für jeben, ber je am Seeftranb bie enbtofen VkEen«

tinien ané Ufer branben fat>!

3 » liebe»oltcr Kleinarbeit lebt fid) bie

»olféfünftlerifche 9pi)antafie auf ben noch hier unb ba in alten ¿auépalten unb zahlreich im Staatl. fianbeémufeum er­

haltenen 23 a d f o r tu e u, ben fogen. 93to- beln, aué, jenen alten in Sjolz, fettener in Stein gearbeiteten form en für £eb- unb 'Pfefferluchen. Sie finb burepaué nicht

immer baS ©Bert zünftiger 3 ormfd)nei- ber, fonbern oft aud) au3 bem Schaffend»

trieb namentofer ©orftifchler, Slttfi^er unb ijirte n herborgegangen, bie bann mit einfachstem ©Berfzeug, mitunter nur mit bem ©afepenmeffer, ben ganzen 9lcid)»

tum ihrer Sd)öpferfraft folgen unfepein»

baren Stüden £inben», 23irnbautn» ober 23ucpenl)otz anbertrauten. ©er 3 wed»

gebanle t r it t »ielfacp t)inter ber Geftal- tung^freube jurüd. ©iefe 93lenf<pen au3 bem Volle haben it)re ganze Gebauten»

wett mit aEen jjteuben unb £eiben, aEem

©Bit) unb Spott, aller gurept unb aEem Glauben in folcpe Arbeiten gelegt.

2lucp hißt fiub pflanzliche 93toti»e zahl­

reich »ertreten unb finben, zumal im 18. 3 aprpunbert, ihre aEerzierlicpfte 2lu3«

geftaltung in feinften Karhtfcpcn unb Vignetten, wie fie un3 auch au3 bem 23ucpfcpmud jener 3eit fo Wohl befannt finb. Scpmudlciften crEcr 2lrt unb ba3 feit frühen 3eiten in ber germanifepen Kunft beliebte 23anbgefled)t finb für tue 93tar»

23üg e t c i f en

aué ber © a n j i g e r 9 t i e b e r u n g

(17)

QB e t t e r f a i j n e m i t e i nem Sjapn, bem f t o t j e n S e r f ü n b e r b e 3

9ÎÎ or g en ê

jipanrdnber Porgefeßen. GS fann un3 nid)t munbern, bafj aud) Î>icr lie b e r bie beliebten Ginnbitber be3 £eben3baume3, beffen 3 bee ja ßeute nod) im gjlai- itnb 3Beii)nad)ts>baum meiterlebt, unb beé Sternê, ber Spiralen unb 9lofen, Gon- ncntmgel unb Soppelabter iî)r Sßefen ßaben. Gine große 9loHe fpieten bie Sier- barfteüungen auê bem bauertid)en ©e- fiddëfreife mie §aßn unb ©tord), Sîui) unb §unb. Saé Gcßaf t r itt meift in cßrift- ti^ e r Färbung at3 ,,£amm ©otteé" mit bem S^reujftab auf, ald Gpmbot ber Un- fdmtb unb Q3erßeißung. S aju fomnten ber Ôirfd), baâ Ginnbitb fraftoollcr gftänu- ticßfeit, ber tüfterne gud)é, taê jiertidje Gicßßbrncßen unb ber glüdbringenbe 5 ifd). Seltener Dorfommenbe Stere, mie

£öme, 'Pfau, Selpßin unb iîrebs, mer- ben megcn itérer reprafentatifen §attung ober it>rer ja aud) für bie ôeratbif, bie fiele gjîotife am§ ber Q3olfëfunft über-

16

nommen pat, fo banfbaren Symmetrie

»ermanbt. daneben fpiett uatürlid) aud) f)ier ißre finnbitblicße 23ebeutung eine 9?oüe.

S)er g}ienfd) ift naturgemäß ebenfalls fel;r oft ©egenftanb ber Sarfteltung auf ben 23adformen, ob in fcßlicßter Um- unb Snrißaeidmung ober aU fünftterifd) fein burcßgebitbeteä Sracßtenfigürcßen beS gjofoio. Sa liegt ein QBidetfinb in feinen 23änbern, bort fteßt breitbeinig ein 'pofüHon, ein gebüdter Sitter geßt mit einem 5?orb, grauen fiatnpfen bie 23utter unb fcßteppen Sßaffereimer an ber

„pjebe". Gin reid) ornamentierter 5?önig trägt 3epter unb S?rone, Sotbaten, bar­

unter ein Sotenfopfßufar, mafdiieren auf, 'prunffaroffen, oielteicßt Ginnbitber beS altgermanifcßen Gonuenmagen^, rollen baßin, man fäßrt Gelitten, unb 9Mb<ßen ßantieren am 23runnen. Gine am Spittn- rab ßodenbe grau mag t>on ben 9lorncn pergeteitet merben, bie be$ 9Kenfd)en

£ebens>faben fpinnen, fann aber ebenfogut au^ nur 9laturfd)itberung fein. Gßrift- lid)-religiöfe gjlotioe begegnen un3 in

© i e b e l b r e t t

aué ber S a n j i g e r 9 l i c b e r u n g

(18)

S H d m u f t e r » o n 1 8 5 3

( © t a a t í . S a n b e é m u f e u m ® a n j i g « O t i o a )

(19)

23ifhofSgeftatten, in be't (Jigur beS Saoib m it ber £eier, im Sraume 3aiobS Oon ber SimtnelSleiter, ben Shmbfchaf- tern mit ber Traube, ber 5 ^ 4)^ nach äghpten, S fm fti Sinjug in Serufaiem unb feinem SSreujeStobe.

23efonberS oft erfctjeint bic ‘Para- biefeSfjene mit bem erften 9P etlichen- paare unter bem 23aum ber SrfenntniS, auS beffen ©cäft bie Schlange ber 9Pen«

fcfjenmutter ben 2tpfel reiht. SaS 9JlotiO ift toohl immer rein altteftamentlih ge­

bäht, unb als fiebenSbringerin im inbo»

germanifhen Sinne ift bie Schlange nicht aufgefafjt. Sin oft oortommenber, in ber

$racf)t ber jetoeiligen Seit erfctieinenber 9leiter auf einem Salm toirb non man»

eben gorfebern als Sinnbilb VBobanS ge=

beutet, mäbrenb er in 9lieberfad)fen

„SünnerltaaS" genannt unb als St. 9ti*

folaus gebaut loirb. Sßieber anbere er- bilden im Sahn nur baS Sinnbilb ber männlichen fjrucbtbarfeit, zugleich «ud) ber (Eitelfeit unb in feinem L e ite r baS Spinbot eines 9JlanneS, ber um feine

£iebffe toirbt.

2lurf) bie in ber Sl'erbfhniherei mancher Stuhllehnen unb frühen auftretenben rein geometrifchen d u fte r finb febr alt.

Sie erfcheinen gern in Reibung unb fpm- metrifch, i° cm 2trmen, 23ruft unb ©eloanb einer 23adform bes Staatlichen £anbeS»

mufeumS in (Jonn »on geraben £inien unb breieefigen Vertiefungen. Sie 2lrme ber QÜ0ur finb halblreiSförmig »on ber Schulter jum £eib geführt, toaé an bie beiben Saíbfreife alé Sinnbilber beé ge­

teilten Sahreétreiélaufeé erinnert (b. 3 a- borffh). ähnliche Spmbole loie biejenigen ber 9Dtobetn tragen auch bie brüte noch im Sanjiger £anbe beliebten 23utter- formen, ferner bie früher jum 23untbrud auf felbftgetoebtem £einen benuhten Stüde unb bie £eberpreffmufier, menn fie auch nicht fo mannigfaltig finb.

Sehr fettfame Umriffe jeigen ein S e r b e r g é f c h i t b ber Sanjiger S ifh 3 lergefeßen im fianbeSmufeum unb einige

©rabtafcln in ScharShütte ($?reiS San­

diger ¿öhe). Sie iueifen eine 2lrt oon R’rötenform auf, mié fie auf ähnlichen

©rabtafeln 3. 23. in ber 9Jtemelnieberung nachjutoeifen finb. Sie Siröte ift infolge ihrer fjru h tb a ríeit até Sinnbilb ber ©e- burt, hier alfo ber Sßiebergeburt, aufju- faffen, auch h re fiebenéjahigíeit in ber Übertointerung mag babei n ih t ohne (Ein- ftufj fein. Stuf bem Sed ber oierräbrigen (Jebenoagen beé Sandiger £anbeé befin- ben fid) oftmals in fjo rm oon aufgefehten gebogenen 3ieríeiften 93?otioe, bie beut- lih an bie „9)tan-9tune" erinnern. 21ÍS 3ier- unb Saubenfhahteln bienten öfter Sotjiäftchen, bie mit 9)tufíern auS ge­

glättetem, ungebrofhenem unb gefärbtem Stroh beliebt finb unb Sinnbilber loie Slchtjadfterne, Srrjen, Schachbrettmufter (Sinnbilb ber 9ftutter grbe), ben £ebené- baum ober auch ftyantaftifhe Stabtbitber jeigen. Sie ©artenlunft rtneberum hat allerlei Hmrijjformen oon 23eeten, loie s c h ^- unb Slhtfterne unb Satentreuje, heroorgebraht, bie in ben bäuerlichen 3iergärten Oertreten finb.

2luf ben noh in groffer 9ftenge erhalte­

nen felbfí auégemalten ©lüdtoünfhen unb

‘patenbriefen fotoie auf ben minbeftenS ebenfo jahlreihen alten Stidmuftertüchern finben fict> immer loicber bie fhon be- tannten Sinnbilber, unb baju treten gegen- ftänblihe Sarftellungen beé bäuertihen

©efihtétreifeé toie S o rffirh e unb 9M l)le, S hranf unb V3agen. Sie färben loerben, loie faft überall in ber Volfétunft, meift ungebrochen nebeneinanbergefel)t, loobei eine Vorliebe für 9lot unb ©rün feftju- ftellen ift. 0=rcilicf) haben aber auch biefe

17

(20)

*

Q B e t t e r f a p n c m i t S t b t S w a p p e n in O l i v a

Farben niept t>ic £eucptfraft beS reinen 3innoberS ober iliarminrotS, beS Gnta- ragb- ober ©promofpbgrünS, fie erf epeinen faft immer irgenbmic gebräunt, erbig unb jo befonberS mann. 6 ie fiub teueptenb unb bo<p niept grell, fie fielen bunt, aber niept beipenb nebeneinanber.

SRocp bis 31t bcn Kämpfen in ber jjra n - jofenjeit ju 2lnfang beS vorigen Saprpun- bertS befap Tansig eine reiche Ton- inbuftrie burcp feine auf bem Gtotscnberg liegenben Töpfereien. Stotjenberger S?e- rarni! mar meit über TansigS ©rensen pinauS befannt unb beliebt. SRoep peute fiepen eine gunje 2lnjapl Öfen Gtotjen- berger 2lrbeit in unb auperpalb TansigS bis inS ©tbinger ©ebiet, unb in alten S aukalten unb in Sammlungen befinben fiep Tafen unb Teller, Artige unb Gcpreib- jeuge, gigürdpett unb Tierptaftifen ber alten, bis ins 14. 3äprpunbert aurüd- juoerfolgenben Tanaiger Töpferei, meift f(pon an bcn beaeiepnenben färben g ift­

grün unb manganbraun erfennbar, mie fie befonberS baS 18. Saprpunbert bevor-

jugte. überflüffig pervorjupeben, bap im allgemeinen auep pier bie beliebten alt- beutfepen Sinnbitber immer miebertep*

ren, genau fo, mie auep auf ben SQietall- arbeiten mie TBetterfapnen unb fepmiebe- eifernen ©rabtreujeu, §erbergSjeicpen unb Treibarbeiten, auf 3iungefcpirr, Geplöffcrn unb Türilopfern.

Tieje Gpmbolif mar einft fo fepr 2111- gemeingut beS ganjen TolfeS, bap eS unS niept munbern fann, ipr auep an gattj entlegener Stelle au begegnen: jmifepen ben vielen ®ripeteien unb 3 in£en auf bem 23optcubelag ber Terbrecperacllen beS GtodturmS. T a fommt bie gagalrune vor, ber SccpSftern, baS §era mit bem Treifprop, ein ^ifdjpaar unb ber Sjapn, baneben ein Sonnenrab m it vier nur naep innen ju burepgeaeiepneten Sonnen- fepeiben, bie ben Stanb beS ©eftirnS in ben vier 3apreSjeiten innerhalb beS

3apreS!reiSlaufS anbeuten. —

3 mmer mieber rnupte pier ber altger- manifepen Sinnbitber gebaept merben, bie m ir mit fjreube begrüpen. QBüptiger aber no<p als alle ©injetpeiten ber Spmboli£

unb ipre Teutung ijt boep bie Tatfacpe, bap eepte beutfepe TotfSfunft auep peute ttotp unter ttnS lebt unb gepflegt fein mül. Tie 2lpnen paben ToliSiunft unbe- mupt aus iprer ©emeinfepaft perauS ge*

fcpajfen, unb m ir gepen anS Teuten. TaS ift gut, aber auS unterer neuen unb tiefe­

ren ©emeinfepaft fetber TotfSfuuft fepaf- fen unb ber 3ufunft baS Teuten auep unferer 2lrbeit überlaffen, ift beffer. Tßä- gen unb einorbnen ift leiepter als tvagen unb vollbringen. Tergeffcn m ir atfo beim Sftaepfinnen über bie 2lrbeit ber Täter niept bie Qmrberitngen ber eigenen 3 eit, fonft vergept unfer £cben unb bie TollS- funft basu! Sfticpt bie Slunftgefdpcpte ift baS Setzte, fonbent ber Tlenfcp, ber 5lJunft fepafft, inbem er totem & o lj unb Spapier, fieinmanb unb SDietall feine Seele gibt.

©S märe finumibrig, peute jene alten gjjotive fftavipp napapmen 31t mollen, bie im TotfSbemuptfein fepon erloppen finb, Spftipt aber ift eS, bie noep lebenSfrifepen Triebe ber panbmerfliepen 93ol£Sfuuft 31t pflegen unb 3U entmidetn, genau fo, mie m ir unS ja mit 23au-, Sl'unft- unb T iu fit- gefepiepte n ip t befaffen um iprer fetbft millen ober um © oti! ober SRenaiffance,

(21)

23arocf ober &laffisi3mu3 nacfyjuäffen, fonbertt um barauS ju lernen unb bann bie 23autcn unb ©emätbe, 23ilb= unb Sonmerfe ju fcfyaffen, bie unfere 3 eit au^briicfen.

Srol> Heiner Slbarten in ßinjelfyeiten ber Q3olf3funft im ^anjiger £anbe läfjt fiel) bon einer eigenen „S anjiger Q3otf^- funft nid)t fprecfyen. ®ettn alle3, ma3 t)ier ftertmrgebracfyt mürbe, l)at feine tief*

ften QBurjetn nitf)t auf uuferem öfilicfyen iöeiniatboben, fonbern im SÜernlanbe bi3 na«i) QBefifaten unb meitertiin, mot)er

einft bie famen, bie e3 trieb, gen Ofttanb ju reiten. QBas im Sanjiger £anbe an 33olfsfunft gemorben ift, bas ift urbeutfef).

Sollten m ir e$ im Sinne beS enblid) überftanbenen Tpartifutaris>mu3 bebauern, feine 35 a n 5ig e r Q3olf<3funfi ju befi^en?

9iu r unfere nationalen ©egner fönnten itjre g=reube an einer fotdjen fmben, mir aber bürfen frotj fein barüber, bafj auef) im fünftlerifdfen Schaffen unferei 33olfe§

mie in feinem 23raudf)tum bie 23lutsge- meinfdjaft mit bem 93aterlanbe aller SBelt

offenbar ift.

»d) t of f er «S) cr ber gSj ei ct ) en aus bem 18. 3 ubr f ) unber t

19

(22)

( E i f e n g i t t e r an ber 3 a ï o b ê ï a p e t t e i n © t. 9Ji a r i e n j u S a n } i g Um 1500

W i l l i Dr oi t

Danztger Hanôroerhôhunft

©ebiegenheit, 3 «>ecfmä^t9feit, 9Jlate- riatgerect)tigfcit in ber t^anbnjcrttidjeu 2trbeit finb gorbenmgen, bie man heute nidjt mehr aufjuftellen brauet, weit fic inä Mgemeinbewufttfein eingegangen finb. Stuf ber ganjen £inie ift mätjrenb ber testen 3 ahre baö Siunfthanbwerf ge- funbet. Ser Unwille über bie tieblofe, ferienweife §erftellung vieler lebens­

wichtiger Singe, mit betten ber 97tenfcf) im alltäglichen Safein fiel) umgibt unb bie burct) it>r beharrliches Safein eine leife aber tiefe QBirtung auf ihn surüd- ffrahlett, hat weite greife ergriffen. Sie im 19. 3 ahrl)unbcrt fcharf gezogenen

©renjeu jwifchen „Daher" unb hanb*

Werflidjer Sl'unft finb gefallen unb haben einem abgeftuften 3 ufumment)aug hplal) machen müffen. SaS ¿anbweri hat eine neue Sßertfchähmtg erfahren.

©3 würbe beut am Schreibtifct) arbei­

te te n Sjiffvriier auch fcblccht anftehen, über Singe ju richten, bie heute am 2lm- boff ober Schnihtifct) auSgetragen werben.

Ser 3Jianu im SlrbeitStütel juett über ihn nur bie 2tchfel. 2lber anbereS iiber- fieht er vielleicht hoch baffer unb barf bajit baS Sßort ergreifen.

9Jiit bem eigenen neuen Sßillen ju r hanbwertlichen ©eftaltung ift baS Q3er-

(23)

ffänbni# für bie Scpöupeit bcs Sl'uuft-- panbmerf# »ergangener 3 at)rf)unberte gemacpfen. S anjig ift eine unerfcpöpf»

licpe gunbgrube foüper Singe. 9)tan braucht nur einmal in eine bcr Stireren pineinjugepen, ettua bie Heine 9)l.-£eict)- nams-Sircpe, »on ber 3 °pannisiircpe unb St. 93iarien gar nict)t ju reben, um an bem geftpnipten Cöcftül; t, an SÜapelten-- fepranfen, Saufen, 23lafern, Sänge» unb Sßanbleucptern f» moptlautenbe gönnen in gebiegenfter 2lu#füprung ju fepen, baß man auf# Sieffte ba»on angerüprt wirb. 3<P pebe einige fotepe 9Jieiffcr«

merfe perau#, bie in Slbbitbung t>ier bei­

gegeben merben. QBie ppantafieüoll ift ba# (Sitter, ba# in ber 93iarientircpe bie 3 afob#fapeHe abfeptiefjt! Sie fpmme»

trifcp unb freifpntmetrifcp au#get»ogenen epiralfornten, beren 9Jiitte bismeiten grote#£e Figuren »on fepnittiger Sil»

pouette au#füHen, finb »on einer Sie»

ganj unb Seicptigfeit, at# t^ätte bie ge»

übte geber eine# 9lenaif}ancemeificr# fie pingefeprieben. Sie meit »orfpringenben (Eifenfträuffe, in bie bie ©ifenpfoften au#taufen, machen einen füpnen 93orfto^

in bie britte, bie Siefenbimenfion, mie man ipn peuie faum toagen mürbe. Sie finb tppifcp für bie 3 eit um 1600.

9JMfterpaft ift ber filberue °pofal ber 9Kaurergefeltenbruberfd)aft »om 3apre 1699. 9iicpt# SPleinlicpe#, ©efitcpfe#, 3it»

fammengefepte# ift au bem ©ebilbe ju entbeefen. g re i unb f cp lauf vuäctiff bie

©uppa per»or unb mit ipr ber Scpmud getriebener, mellig»lebenbiger 23lätter unb 23lüten. 9?iit folcpem maprpaft feft»

tiepen QSillfomm patte ber 9Jiaurergefelle jeben dürften ffanbesgemäfj empfangen tonnen. ©Icicpe Sicperpeit fpriept au#

bem 90ieffiitgblater, ber nur ein ganj ge»

möpnlicper unter japlreicpeu, oft »icl pruntoolleren ift. 2lu# bem gepunjten

©runbe, ber bie frei#runbe Scpale ber glatten, ba# £icpt refleftierenben gtäcpe eiufafjt, peben fid) in einem unaufpör»

licpen ©emoge, in einem niemat# ab»

reifjenben £inienf(up afantpu#äpnlidpe 23lätter unb »olle 23lüten ab.

(Einige ©rab jierlicper ift ba# ©eranf unb ber übrige ornamentale Scpmud, mit bem eine# ber eparafteriftifepften SBerte Sanjiger Sanbmerfsfunft, ber grofje „S anjiger Scpapp" au# ber 99£itte

S i l b e r n e r o t a l bcr 9K a u r e r » g e f e i t en * 33 r t t bc r f d> a f t » o n 1 6 9 9

( S t a b t m u f e u m S a n j i g)

21

(24)

be3 18. 3ai)rf)unbert3, überfeit ift. 2luf ftitef geteilt wirb. Q3ögel, Jütten, 9tan- gebrungenen Hügeligen griffen fielet ba§ fen, (Engel unb Sötocnföpfe fittb forg- gewaltige Gdjranfgebitbe, abgef^loffen faltig gefcfmit)t unb fogar altegorifdje g i - burcf) ein mäcf)tiges> ©efimS, ba3 in ber guren »an griifyling, Gommer unb Q33in-

<30fiitte burd) ein wappenartigeS 3 ier- ter am oberen 9lanbe ber Büßungen pin-

® a n s i g e r G a r a n t , 1. § ä l f t e b e 3 18. 3 “ b r ^ u n b e r t # ( G t a b t m u f e u m ® a n j i g )

(25)

« i f * t n e « K a m i « g e r ä t t l l V u U n Utti> a u ^ 9 c f ii t) r t « o „

® d ) t o i i e r m e i f t e r ©r n f t A r e n b t

® o n ä i g

eingeheimnißt. aber fct)öner n btefe gegenftänblichcn formen fi«h l fehlen, Slanife, Stäbe OTiti«® w» * S Ä u f a m erIrÖPiUU8, f° stattunb taa

ffifi S r 10^ 4 finb' ba* ^ «t

UMt xft,

m it ber &anb barüberauftreiche Cme lange ©ntmidlung t>at bie q?ot cm -f v s CU ed>ra»feS burebgemad VSaßrenb bei 17. 3ahrhunbertS f S b einzelnen Abteilungen bes VlöbelS a najernb gleichmäßig aufammengefüc

b£m 18‘ 3fti>ci>unbert tritt bi plaiti^e öerboraießen einjelner Sei unb bie 9ro^ Sttfammengefa^te 3oi auf, bie bie Süren mit ihrer Süllu S t t ® S n “ ? C * 2 » “ 8

™ L ^ J P n.Unt « W > t e t e i l an bei qßanbtung eines ViöbetS als a

£ * * ” * »et 9)ialerei u

^ la ftif ablefen. Sie $ 0rm ift AuSbr

ber Seit. Sie fy°l'lu beS lunfthanbmerf- licken ViöbetS fpiegett bie Kräfte ber Seit getreuer miber als es bie (Erzeug»

niffe eines befonberS genial »eranlagten 3nbi»ibuumS tun. 3<h bermeife auf eine mistige GteEe in SeßioS ftaffifcher ©e»

fd)id)te ber Seutfdjen üütnft (23b. 3, 23ud) 8, 5?apitel3): „SaS Ornament getjt nicht auS bem SonbermiEen bebeutenber 3nbi»ibuatitäten, fonbern auS bem Ston»

fenfuS bes allgemeinen 3 ormgefüf)lS her»

»or unb refleftiert bie feineren Veränbe»

rungen beSfetben unmittelbarer unb fdmetler als bie burdf itjre 23inbung an 3 med unb Überlieferung fdjtuerfälligere Ard)iteftur."

Sam it nelnne i<h ben ©ebanlcn beS An»

fangS auf. ©S ift heute nicht nötig, eS mürbe aber aud) nid)t genügen, bie Soli- bität ber tianbmer!lid)en Ausführung allein in ben Vorbergrunb ju ffelten unb fie an ben Ijerrlidjen ©raeugniffett ber Vergangenheit a» ftubieren. Sie Sidier»

heit ber SerfteEung ift halb mieber er»

morben. 6 ie ift eigentlich niemals gana

»erlorengegangen. 3 <h habe felbft bie

©rfahrung bei Sißhlcrn gemacht, baß fie, maS öanbfertigfeit anbetangt, fehr fdjnell etma m it ben mittelalterlichen ShoEegen metteifern fönnen. Aber mie foEen fie aur ÖerfteEung folcher form en iommen, menn niemanb fie »erlangt, menn »oEfommene ünficherheit über bie AuSmaht herrfd)t?

Sßenn nicht ber Sßille ber Allgemeinheit fidi über bie ih r gemäßen fidjtbaren (yor- men geeinigt hat, m it benen ber Sjanb- merier nad) eigenem ©rmeffen mehr ober meniger frei fdjaltet? Siefe berühmten Gd)a:ppS unb 23lafer um 1700 aeigen bei näherem 3 ufehen immer mieber bie gleiche 9lanle; einmal ift fie fatter, ein­

mal ichmächtiger, unb menn man baS Vßeri m jt ähnlichen »or ober nach 1700

»ergteicht, fo bemerft man halb Süonfe- guena unb Stetigfeit in bem Vßanbel.

Siefe Satfacße gab bem ißanbmerfer ber alten 3 eit eine gana anbere Sicherheit, unb ber mißachtete ¿anbmerfer ber leb­

ten 3ahraehnte hat nur an ber 3 u- fammenhanglofigfeit ber Mturfchaffenben

©emeinfehaft feiner ©poche gelitten.

Sie VorauSfeßungen für bie ©efun- bung beS §anbmerfS liegen atfo tiefer als nur in ber gorberung nach 9Katerial- geredftigfeit unb tauberer Arbeit. Viel»

23

(26)

rneßr ßeißt es ben 93er fucß 51t Wagen, über baS nur 3wedmäßige ßinauS 31t geftalten, in allem unb jebem was an

©ebrawßSbingen neu gemadjt Wirb. 935aS ßat baS Spkalengeranf beS abgebilbeten

©ifcngitterS mit ¿wedmäßigfeit 31t tun?

Ober ber 23tumenfcßmud beS Silber- felcßS? 3n allem lebt ber 3 ) r a n g nad)

© e f t a l t u n g , ber 933ille, mit pßantaße- 00E formenber §anb beit Stoff berQSirl- ücfjfeit 31t bewältigen, als geiftbegabter 93ienfcß, ber im übrigen eiuficßtig genug ift, um bie in beut gewählten OJiaterial rußenben gOiöglicßfeiteu auSjunutjen unb nießt ju überfeßreiten. QBaS fanit man tun, um biefe unfaßbaren, unwägbaren

®inge 311 förbern? 9Jiit ©ewalt unb mit bogmatifeßen Q3orfd>riften nichts. 90Zan follte bie formenbe §anb überall naeß 9Jiögließfeit förbern, man fet?e baS 3wed- mäßige als eine Q3orauSfebung unb nießt als Snbsiet an. 3 wedmäßigteit unb ©e- ftattung bürfen fieß nießt wiberftreiten, fie fließen, inbem fie einanber infpirieren, 3U

einer (Einheit jufammen. 902an gebe bem SanbWerfer, ber etwas ßerffellen foH, feine (EinffeEung 31t bem 3>ing an, man taffe ißm 3eit, man brüde bcn^reiS nießt auf ein Minim um ßerab, man ftubiere baS 211 te unb erfreue fieß an ißnt, aber ßalte eS nießt bor Singen, wenn man etwas 9ieueS feßaffen will. §anbwerf be­

rußt auf ©emeinfeßaftswitten. Sine neue

©emeinfeßaft ift im ßeutigen Staat ba.

9S$enu innerhalb biefer 23iubung jeber einjetne ein freies unb tebcnbigeS 95er- ßättniS 3itm 9)litmenf<ßen unb ju r 9öelt beßalt, bann müßte fieß bie ornamentale Seßönßeit ber iunftßanbwerflicßen ijnn- men als fießtbarer 2luSbrud ber feßöpferi- feßen ©emeinfeßaft »01t felbft einfteHen.

2)en alten groben Sansiger Siunft- ßanbwerfS finb einige Stüde heutiger 2lrbeit beigefeilt: 3 eber mag an biefen feßönen, gefeßidten unb im ßöcßften ©rabe materialgereeßten groben felbft urteilen, wie weit baS neue QSolten fcßoti ßeute non (Erfolg begleitet ift.

( Ei f er neS © i t t e r

( Ent r oor f en unb a u S g e f ü ß r t non 2) r. 23r u n 0 g e n b r i c ß - S D a n j i g

(27)

® a n 3 i g e r ' DWef f i n g bl a f e r um 17 0 0

(28)

O t o o ik e

E r s ä f e l u n g b o n CEricf) 'p o ft

m e oft haften mir bei Q3ater Scmüng gcfeffen unb bie Stunben tierrinnen taf- fen. Sann mar eS abenb, baS Sßerl ge- to i, unb eine QKeite blieb, ju finnen, Pfeife jit rangen unb etmaS 31t fefemafeen.

c«aSA i^ ad)bcnfcu 9c^örte bem ünauS- fpreefebaren, baS bie Scfeam berbarg ober

n>.üri)e fortflattern mie ein eid) er 3Bttib, über bie gelber meg 311m

©front fein unb ins Meer feinaus SaS

^efebenfen mar jebermann§ eigene, ftdjere ©aefee mie fein § e rj

2lber menn Q3ater Henning bennoefe er- äal)lte, feine Erinnerungen unb SßeiS*

ci en cum alten Überlieferungen ober

««ne ©päfeefeen, bann tiefe fi<fe trofebem bie 23efinnlid,feit mit feerau$- f S i A t ^ lD“ r ’ a nie ber 3 nfealt ber

©c cfeijte, um ben es ging, fonbern baS

^ Ur ha§ "utmfemal lange cm <Bort gefuefet merben mufete ober baS fiu-ä bor einem leiefeten auflacfeen fiefe ber Jorm entjog. alle ©efefeiefeten tiefeen fiefe

©citer auSJpinnen, baS mar eS. ©ie mün- c? nJ " ™ « 'uicber in jurüdgenomme-

^aefebenfen, fie mürben bas £ebcn KUift — naefe einem ©rufe ju r B u tte r Dm unb einem Sänbebrud für uns alle.

r. fanbette tmm guten

alten P farrer m b , ber ein riefetiger 23aueinprebiger mar, unb bon 9lootfe, einer Magb unb eigenttiefe auefe bon Eor- nelfen^ g n t^ ben ber Safer ftaefe.

^fari-er 9lub gefeörte in biefeS £anb.

to lferaefe memg, feörte aber gut ju, fpielte einen ganj geriffenen © lat unb berad)tete auefe unfer Piationalgetränf niefet. Es onnte gefefeefeen, bafe er mitten im ©ranb mit bieren bie harten feinlegte, fiefe lang- fam borbeugte, etma Sfeds 3ofeann fefearf anfafe unb bebäefetig fagte: „S u , 3oefecn, bat fegg ed bie, mäun bu uoefemot MeßS -trinfe noofteßff, beim lomm ed bie oppe

©ode." ilnb bann nafem er mieber bie harten auf unb brüllte „Ober" unb

„©cfeeßenbauS" unb „9ioefe ne Siefen"

unb „Scfeneibcr" unb ,,Éd mar fie miefe!"

3nbeffen rutfefete SfedS gofeann immer mefer in fid) aufammen, bejafelte für baS berlorene ©piel unb bie £efere, uorfiefetig ju fein unb fid) m it Srinfe nie mieber bom P farrer ermifefeen 311 taffen.

SaS mar nun P farrer 9lüb, ber febe Socfeaefetung im S orf genofe. ünb nun foßte er an 9loot!e eine grofee °Pflid)t er- füßen, benn 9lootfe mar gefiorben.

9iootfe — baS mar man eine Heine broßige ‘perfon, bie niemanb ernfter ge­

nommen featte als ben gemöfenlicfeen Sag.

Ser begann ftetS m it Milcfeeimern unb Q3iefefüttern, bertangte gelbarbeit unb M ittagbrot, feörte Seßerflappern beim abmafefe, berfefemafete fid) an ben Srögen beS Q3icfeS unb ging naefe ber abenbfoff fo langfam fcfelafen. Überaß inmitten mar 9iootte.

Sa mufete man lange jurüdbenfen, be»

bor baS anberS mar. M itcinS erfefeien 9toot£e im Safein unb feiefe bes berfof- fenen SßictiS Seitiricfe britte Socfeter.

Q3orerft feanbette eS fid) ja um SßienS Seinriefe unb um beffen grau, bie fu r j naife ÜlootfeS ©eburt fiefe feinlcgte unb niefet méfer aufftanb. Sann aber bemerfte man baS Stinb, bas aßniäfelid) gefeen lernte unb an ber fianbftrafec fiaitb, menn ein QSagen borbeifufer.

SaS mar ja nun für ÜHnber immer intereffant, obmofet eS niefet niefer be- beutete, als bie Mögticfefeit, ftugS im Saufe 311 betfünben, bafe etma EtaafenS 9liefearb im Sßagen gefeffen featte. Sie Jobbet fei fefemeifeig gemefett, unb bie gafert müffe auf 23ofenfad 31t gegangen fein. SaS mar allemal menig, aber boefe

(29)

ber eigenen 23efriebigung unb ben bieten Kombinationen ber ©rmaipfenen bienlid).

Sann ging 9iootfe auf barfuß in bie Sipule unb mürbe and) ba nie mit 9le ­ rnte angerebet. Plootfe pin unb 9lootfe per — fie lernte ein paar Sprücpe aul- menbig unb tonnte aümäpticp bal S rinf- maffer m it großen ©imern bon ber 'pumpe polen.

Ob bal 9ftäbcpen eine £iebc^gefcf)icf)te erfuhr, muffte niemanb ju fagen. Ser junge § c rr 'propt fönnte ipr mopt naep- geftiegen fein, aber feiner mürbe red)t ge- mapr, mie bie Satpe begann, mal an ipr bran mar unb mie fie enbete. 'p ro p ll S ani peiratete Sönfel Srube unb patte nie über 9iootfe gefproepen. £tnb 9iootfe felbft magte mopl niept, 2lnfprücpe ju ftcHen — fie moepte fiep pingegeben paben, unb bann eben mar ber Sommer borbei.

So tauepte 9lootfe a ll 9Qiagb in Sirf-- fenl &of auf unb btieb bort, unauffällig unb opne befonbere ölufjerung, b il ipr

£eben fict) neigte, unb fie auflept im Hei- nen 2tu!gebinge fo faepte bem Sob ent- gegenreifte.

'Dian fannte bon 9?ootfe eigenttiep nur bal Kopftiup, bal mar bunt jum £acpen unb immer m it einem gemiffen Scpmung umgebuttben. © I teueptete ftc tl meitper bom gelbe unb tonnte boep bei ber gan­

zen 2trt bei 9Mbcpenl nid)t a ll eine 2luf- forberung sum 9iäperfommen angefepen merben. „K id, be pefft fitp be 3 ippetl umjebunge mie 9lootfe", nur bal blieb a ll 53ermerf ber Sörfter bon alt bem 23unten unb Scpmitngbollen, bebeutete bon 9iootfe allel unb augteitp ben pöcp- ffen ©rab bei £ä(perticpen.

9iun patte atfo9Zootfe bie füllenSlugen für immer jugemad)t. Sie tag naep ber geftfteHung ip re l Sobel noep ein paar Sage m it gefalteten §änben unb einigen tangfam melfenbcn 23titmcn jum 23etracp- ten ba, unb bann mürbe ber Sargbedet gefcploffen. QBal mar babon au fagen.

So ein £eben tarn unb berging. £tnb bal tonnte nictjtl 23öfel unb § erjtofe l fein, mie el ber 23auer troden aulfpracp. © I mar bie Meinung alter unb bamit gut.

2lber fo ganj opne 2tufpeben! mollte mopt 9lootfe niept begraben merben. Sie patte fiep eine fleine überrafepung beftellt, unb biefe foHte fie fogar unfferblitp maepen.

2tn bem 23egräbniltage regnete el in Strömen, unb bal ©nbe bei QBetterl mar niept abjufepen. Sßie ber 23lid auep ben Simmel abfuepte, el gab nirgenbl eine pelle Stelle in ber SßoHenmanb — eintönig unb ffetig fielen bie feinen Sropfen auf ben tepmigen 23obctt itub bilbeten halb einen 23rei unb grofje 'pfüpen. So tonnte el fein anfepnlicpel Srauergefolge geben, benn bei biefem S k tte r jagte man feinen §unb bor bie Sür. © I patten fiep alfo nur ein paar 23urf(pen eingefunben, bie ben fipmalen Sarg aur ©rabftätte tragen mollten, unb für bie fepien bie äberrafepung aufgefpart au fein — ober für Gornetfenl g rip , auf ben man alterbing! noep martete. g rip mürbe fieper noep fommen, ber patte ja immer etmal 23efonberel.

Ser P farrer ftanb am genfter, trom­

melte m it parten Knödjetn gegen bie Scpeiben unb fap bie aufgemcid^te £anb- ftrafje entlang. Sa entbedte er einen 3 ptinberput unb barunter g rip en ! rot- bädige! ©efiept. Ser P farrer ftupte, fepaute in bie Stube a«rüd unb befap prü- fenb bie berfammetten 23urfcpen unb ipre einfatpe Sefteibung. © I gofj ja unb über- biel . . . P farrer 9?üb fepnaubte pörbar burep bie 9iafe unb berfotgte berbiffen g rip e n l S3eg aum 'pfurrpaul. ©r paffte jebe £üge unb biel mar eine. 9lootfe patte unauffällig ipre cpflicpi getan unb muffte einen ©prenptap im Simmel be- fommen — bal ja! Sier auf ©rben patte niemanb bal Sßeibtein beamtet, pö<pften!

unb auep nur m it 23eaug auf anbere ipr Kopftucp, unb nun tarn aulgeredmet ©or- nelfenl g rip m it einem 3 ptinber.

Ser 'Pfarrer fniff bie 2lugen ein unb empfing g rip fepr aurüdpaltenb. Sie 23urfcpen grinffen. g rip aber brepte ben 3plinberput in ben Sänben unb tat parmlol, unb a ll fei allel fo rieptig, fo- aufagen fepmod.

Ser 9tegen rann, unb ber pifarrer mürbe ungebulbig. ©r blidte immer mie*

ber auf bie fianbftraffe unb aurüd auf ben 3plinberput unb patte alle K raft nötig, epe er fagte: „S a t pelpt nu nufept, mie motten 9lootfe begroome."

Ser feiertiepe 2tft mar fura, aber troft- boö, unb enblicf) rutfepte ber Sarg tang- fam in bie ©rube. 3 nbeffen fam g rip mit feinem 3 plinberput in l ©ebränge, unb

26

Cytaty

Powiązane dokumenty

fifepett Gifenbapnern, t&gt;ie bie Gomjetjüge juitt beutfepen ilmtabebapnpof begleiteten, ftanb mie ein unfieptbarer 23ann ba3 Gprecpberbot auf ber S tir n

3etd&gt;nungenunb©agebu#latter ---fjortfebung ..... Gin beutfeße« KönigSbrama

(Einige 3al)len über ben feit ©nbe bes PfeltfriegeS eingetretenen Per tu ff an nationalem SebetiSraum unb bie baburd) bebingte fojiale Elmfcftichtung mögen ein

fepe, bie biiper fepon in ber §auptfad)e aunt Stacpteil ber beutfepen 23eoölferung aui poli- tifepen ©rünben jur Anmenbung tarnen, eine mcitcre 93erfepärfung..

»ach, ob eS auch ihrer N ationalität nach Nuffen fein mögen. GS finb hier an biefer äufferffen Gele Guropas bie B öller ge- mifcht. 2tucp jenfeitS ber ©rettae

BSir hotten gemipter fein folien. 2tber bann jap ich, 'ble er immer tiefer tauepte unb guftblafen bon feinem Bluttbe aufftiegen. Berftänbigen tonnten m ir unS mtt

Xante 93tarp ift atté bem grauen Saufe nicht meßr fortpbenfen. Ser Xftoßr ßat feine Scßutbigfeit getan, er fann gehen. Sie beibett grauen treusten eine Qtöeite

Sie 3rage, ob bie ‘p o litif &lt;polenS ober ber oerantmortlichen Rührer beS polnifchen 33olfcS gegenüber Scutfchlanb oon ©efühten ober oom 33erftanb geleitet