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Die Zukunft, 11. September, Jahrg. XXIII, Bd. 92, Nr 50.

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XXIIL Jahrg. Berlin,den 11.Heptrmber1915. Ir.50.

Zukunft

Herausgehen

Maximilian fHemden.

Inhalt:

Seite

Dokkxlmckx............................-809

Reichswirllxschajtamt vonHe r mannd immle r...........327

JungCarol. VonUlfred Knobloch .................333

VerbsihurM von cado n......................836

Uachdruck verboten.

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Erscheint jeden.50nnabend.

Preis vierteljährlich5Mark,dieeinzeerNummer 50Pf.

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Berlin.

Verlag der Zukunft WilhelmstraßeZa.

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Berlin, den 11.September 1915.

THE-IV —8

Notizbuch

In dustria.

slichtbefiehlt,imvierzehntenKriegsmonat,nachlangerPause, wieder dieMachtzurühmen,der einHaupttheildeutschen Siegeszu dankenist; nichtderSchimmer, dochdie Dauerbarkeit.

Jederempfindet heute,inMarseilleundTobolsk,Pittsburg und- Smyrna, NegotinundTokio,dieWahrheit desWortes, das,.

daichsvor einem Jahrhier sprach,von Mißverstand entstellt wurde: ZumerstenMal siehtdieErdeeinenKriegmitdem Werk- zeugderGroßindustrie führen.Wäre eranders geführtworden- derweisesteFeldherr,dietapfersteMannschast hätte nicht solche ErnteaufdesBaterlandes Tennegeliefert-.Industrius hießdem Römer derthätige Ordner,dergeduldige Schichter,deremsige VaumeisterzindustriadermuthigsbeharrlicheFleiß,dernichtrastet, biserWerthegeschaffen,Werthegemehrthat.Mit demWillen zuunermüdlicherArbeit versiechtauchderMuth; derTräge(ig- navus)ducktsichschnellinFeigheitUns istJndustrieWecker, Näh- rer,Erzieher,Kulturform.Osthattenwirgehört,daß siedenLeib verkrüppeleund dieSeele veröde. Sind dieMänner,die vom Niederrhein und ausOberschlesien,vonWestfalensErzhammern undSchwabens Werkzeugmaschinen,aus Berlin und Mann- heimins Schlachtfeld schritten, morsch, schlaff, ohne Drangin Uebersinnlichkeit? Jn SchlammundEis, GluthundSeuchews gesahrsind sie aufrechtgeblieben;und habengesiegt.JhrAugeist wach, ihrHirn hell,ihr KörperinSchicklichkeitgebändigt.Weiisie

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310 DieZukunft,

Maschinen gebaut, aufgestellt,bedienthaben, schrecktMaschinen- techniksienicht. MörserundAeroplane,TorpedoundTrommel- feuer,5andgranaten undGrabenminen: sie wissen,wies gemacht wird.Auch,wieKraftzusparenundwozuspeichern ist.Zujeder Arbeit sindsie,vorn undhinterderFront,tauglich;nierathlosvor Noth,dieMenschenwitzlindern könnte.Tüchtig: ihr Kennwort.

Keinanderes Landmachtsiedemdeutschennach.Das,knirschendie Feinde,warbis insKleinste aufdenKrieg vorbereitet. Einst,wenn diesesJrrwahnes Gewölkzerslattertist,werdensie staunen.Weder dieVerwaltungnochdasGewerbe warinzulängiicherVereitschaft.

Monate lang (heute ists nicht mehr Geheimniß)war auchbei uns Mangelan Munitton; derBedarf stieg aufsFünssachederSchätz- ung:undwurdeleis allmählichgedeckt.Treibmittel,Metalle,Web- stoff, Chemikalien,Leder,Gummi :wer hattesolchenVerbrauchge- ahnt2WichtigeNohstoffekamennichtmehrinsLandzund vondieser SperrehofftederFeind dieLähmungdesdeutschenKriegergeistes.

»WennihnenSalpeter,Bartmwolle,Ferromangan,Kupfer,Nickel fehlt,könnensie nicht mehrschießen.«Sie können;konnten im zweitenHochsommer,woesratbsam schien, Geschosseverschwen- den;undnochhat ihresVermögensWachsthumnichtdenGipfel erreicht.SiehabenTreib- undDüngmittel,Sprengs undGerbs stosererzeugen StahlundersetzenRohkautschuk.Sie kämpfen, siegen;darben weder daheim nochgardraußen; undpfeifenim abgesperrtenLandihrenFeindeneinSpottlied. NeueUntersees boote,Flugzeuge,Automobiie? Könnt sierasch haben.Nochein Dutzend Fabrikenfür Kriegsgeräth?Morgen beginntdie Aus- schachtungdesBodens. Mehrung derSprengrohstoffmenge?

Doppelung,wenns gewünschtwird. DervierzehnteMonat im vers riegeltenStaat: undkeinFrontfleckchenohneGranatenfülle,kein Kolonnenfahrer ohne feste, bequemeStiefel.Riesenprovinzender Wirthschafthaben sichinneuenVetriebszweck,neueBetriebssorm gewöhnt;beamtete von privatenVerwalterngelernt;Industrie- bedürfnißerzog denEisenbahnkörperin dieFähigkeitzu unge- heurer, unüberschätzbarerLeistung. Nirgendswirdgeknickettzin Europas fernsteWinkelfolgtdemHeer flink,wasesbrauchtDer Kriegals Großindustrie«DieHerren Lloyd George, Thomas, Gutschkowmöchtendemdeutschen Musternachstreben.Wären dieMenschenaus derErdezustampfen:ihrWesenfände sich

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Notizbuch 31 l nichtindenRhythmus,derLebensfrucht reist. JnDeutschland isterheimisch-;sogarin denBauern schon,derenVätersichbeim AnblickdererstenZuckerfabrikschüttelten.Von derThateinzel- ner IndustriellenwirdamFriedenstagzu redensein.Leuchteter uns,istaus germanischerindustria seine Flammeentbrannt.

»Vis ans Ende.«

DiefranzösischeAbgeordnetenkammerhatteeineGeheim- sitzung(ohne3uhörerundBerichterstatter) verlangtzweildieradi- kal-fo.zkallstkfcheMehrheitmitdem KriegsministerMillerand un-

zufriedenwar,der dieBürgergewaltdemOberbesehlshaberdes

’Heeres,ihrembewaffnetenArm,unterordnezweil dielängstver- heißenegroßeOssensivenichtEreignißwurde;weil dasGerücht, denderNadikalenparteinahen Generalen werde dieSonnenseite derKriegssrontgesperrt,dieHäupter derrothenFraktiongeärgert hatte.MinisterpräsidentViviani,der dieGefahr heimlicher Ta- gung spürt,klettertaufdie Tribüneundspricht:»Ichhoffe nicht nur,sondern bingewiß,daßunsereWürdeunddasSchicksaldes Vaterlandes, das uns vor demAugedesFeindes richtet,uns bestimmen wird,Kammer undRegirung indemeinigen Willen Izuerhaltenundzufestigen,derunentbehrlichist,docheinseelens IoserBund wäre,wenn ihmdie zuwirksamerArbeitgemeinschast nothwendige innere Eintracht, FreundschaftundBegeisterung fehlte.Alsunbefangener Zeuge mußich aussagen, daßdiestille, emsigeArbeitdesParlamentes,besondersindenKommissionen, dem Landebeträchtlichgenützthat. Wo es,aufeinzelnenGebieten derHeeresverwaltung,zulangsam vorwärtsging, sorgtenwir ge- meinsam fürBeschleunigungzwirtilgten Fehler, verwarfenfalsche Methodenunddurstenuns guterErgebnissefreuen.Aochschönere Fruchtwirduns innaherZukunftreifen.Nirgends isteinGrund zuUnruheundPessimismus. Frankreichist aufderHöheseines Schicksals.DasdanktesderLeistungallseiner Kinder,dankt es derParlamentsarbeit undderKritik,diejederNeglrungNoth- wendigkeitist. SeitMonatenhatten wir unsstilldarüberverstän-

·digt,daßdieZahlöffentlicherSitzungensinken,dieHauptarbeit in dieKommissionen verlegtwerden solle.Die wollten durchden Augenschein überzeugtwerden: undhaben auchüberdiese Auf- sichtmöglichkeitsichmitdemKriegsministeroerständigtDieBe-

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312 DieZukunft-

dingungwar: unbeschränkteFreiheitimJnneren,beschränktein derNähederFront; niehatübrigenseinAbgeordneter oder Senator indasHandelndesHeeresunmittelbar einzugreifenge- trachtet.AunistderWunschentstanden,die KammeralsGeheim- ausschuß tagenzulassen.SieistHerrin ihresWillens ; unddie Negirungwirdsichnichtweigern,ihrzuwiederholen,was sieden Kommissionen gesagthat.Jrgendetwas Neues hatsienichtvor- zubringen; nichtdaswinzigste Aktenstückchen.DaßinderHast aufgezwungener Vorbereitung Fehler-gemachtworden sind,darf ich nichtleugnen.AberichmöchteendlicheineLegendeaus un- serem Wegräumen. DieFranzösischeRepublikwollte denFrie- den undhatdiesemWunsch großeOpfergebracht.Fünfundvierzig.

Jahrelang fühlte sieinihrerFlankedas Weheinergräßlichen Wunde. Galtihre Hauptarbeit auchFriedenswerken,so hat sie- dochimmer auch für ihre Vertheidigunggesorgt.AlsBeweis das- für genügtmirdasWort unseresFeldherrn:,DieRepublikdarf auf ihreAkmeen stolzsein.«AusdemGeistunsererTagehat sieihr Heer gebildet;siegabihmdieWuchtderZahl,diesittlicheMachtder Gleichheltzsieerzog esim Glauben anGerechtigkeitundimHaßder KnechtungAmTagderGesahrhabenalleKinderFrankreichssich unter demVanner dieseredlenGedanken versöhnt,ohnedie das SchlachtfeldnurSöldner,nichtfreieMänner sähe.Ich weiß,daß in dendeutschen Zeitungenvon unserem Hader geredetwird.Da bei unsFreiheit herrscht,da wirdas Erbeder Nevolution wahren, giebtes imDenkenund imRedenUnterschiede.Vongefährlichem Zwistdürfteman abernur sprechen,wenn inirgendeinem Winkel FrankreichseinHäufleineiligenFriedensfchlußwünschte.Alle mirbekannten Franzosen sindeinerMeinungüberdasZielun- seres Kampfes;sindzurErneuungdesSchwuresbereit: daßwir- denKrieg führen werden,bisderTriumphdesRechtes gesichert,.

dieWiederkehr ähnlichenFrevels verhindert,denHeldenBel- giensihr Land,ungeschmälert,aufgebautundzurückgegebenist- undunserElsaß,unserLothringenwiederzuFrankreich gehört.

DerFeindhattegewähnt,unversöhnlicheFeindschafthabeunser Landzermorscht:ermußteerleben,daßalleMänner,jedenGlau- bensbekenntnisses,jeder Partei, alsMenschenundKrieger,als Kämpfer für Rechtund Freiheitund als SchützerderGrenze, ihre Pflicht erfüllten.Er wirderleben,daß unser Parlament dem

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Notizbuchr « 313 Heldenheer HochachtungundFürsorge gewährt,derMannschast unddenObersührern,diederPolitikfern bleibenwollenundsollen.

Aus derBolkssouveränetätstammtdasAussichtrechtder Kam- merund dasAnsehenderRegirungWir brauchenJhrBertrauenz brauchen,indieser Stunde, nichtnur einenschnell verhallenden Vertrauensausspruch,sondern diehaltbareAnhänglichkeitJhrer HerzenundGeister.Aus demParlament kommtuns dieunersetzs liche Kraft;esmußunsstürzenodererhalten. Ichwarne vorjeder HalbheitimEntschluß.JchrufeSiezuderVersöhnung,die des Sieges Vürgschaftist, undschließemit demSatz:Wenn wirauch fortannur andasVaterland denken,wirdAlles uns leichtwer- den.«UngeheurerBeifall.DieRede sollanalleMauern geklebt Undins Bulletin desarmåes delaRöpublique aufgenommenwer- den. Das Gehaltderzwei neuenUnterstaatssekretäre sürsKriegss- ministeriumwird von539 Stimmen (gegeneine)bewilligt.Geheims sjtzung?-DieKammer Vertagt sichbis zumsechzehntenSeptember.

Urthelle.HerrHervåin La Guerre sociale: »Deutschlandsoll nichtglauben,daßwirsranzösischeSozialistendasBand heiliger Eintracht lösen,unsvonden anderen Gliedern dergroßenFran- zosensamilietrennen wollen.«LeJournaldesDebats: »DieKammer hat sichFerien bewilligt,um zuzeigen, daßkeinMißtrauensrest inihr haftet. Heutewar derTag unseresBallspielhausschwures.

Morgen wird,ineinemAufschrei,das ganzeVaterlanddenWors tendesMinisterpräsidenten zujubeln.« HerrNenaudel in L'Hu- manjte: »OhnedenVertagungbeschlußiönnten wirSozialistcnmit derSitzung zufriedensein«NichtalleFragensind,freilich, beant- wortetworden. Herr DenysCochinhatangedeutet, daßdie,Spalt- ungen«,von denendieHerrenMillerand undViviani sprachen, imSchoßdesMinisteriums entstanden seinkönnten. DieseAn- deutung,die insJnnerstederFrageweist,schien nichtallenKa- binetsmitgliedern zugefallen. Noch istdasUnbehagennichtge- wichen;unserWunschist, daßessichbisandenTagdernächsten Kammersitzungnichtverschlimniere.«La LibreParole: »Einschöner Tagi WotsssTelegraphensVureau kann nichtinallevierWinde melden,unser3wiespalthabeeinendeutschen Siegbereitet.«Herr Arthur Meyer in LeGaulois: »Wir habendieSitzungvomvierten August1914nocheinmal erlebt. Dreimal sinddieAbgeordneten ausgesprungen,um HerrnBiviani jubelndfür seineWorte zu

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314 DieZukunft-

danken. Bis indieTiefedesHerzenshat uns,dieaus denn Schreckensjahr1870Ueberlebendem die Minute erschüttert,in derdasHaupt derRegirung dieheiligenRamen ElsaßundLoth- ringen aussprach.«LePetitJouma1: »DieKammer hatdenEnt- schlußbekräftigt,biszum endgiltigen Triumph auszuharren.«

HerrClemenceau in L’Homme Enchainå: »Ichurtheileüber die Regirerfähigkeitdes HerrnPiviani anders alserselbst.«

Petition anbeide Kammern desParlamentes: »DieCensur hatdieernste,mit hoher Verantwortlichkeit gepaartePflicht,ntcht.- druckenzulassen,was derLandesvertheidigung irgendwie scha- den könnte.Allmählichaberhat sie ihrenMachtbereichbis über alleGebiete derPolitik ausgedehnt. DiePresse darf heute nicht mehr berichten, erwägen,kritisiren; sie hatkaumnochdasRecht, Zustimmungauszusprechen. Und dochwar sie,wenn siesichmit denReden unddenRednern beiderHäuser beschäftigte,stets der besonderenPflichteingedenk,dieihr dieseZeit auferlegt; siehat immer derfürs BaterlandKämpfenden gedachtundsichgehütet, demFeindWaffenzuliefern.DerZustandvonheute istweder desParlamentes nochderPresse würdig.DerParlamentariss musruhtan zweiGrundsätzemaufdemNechtderPolksvertreter, dieRegirung, aufdemRechtderNation,ihreVertreter zu kon- troliren. DerParlamentarischenAufsichtward volleFreiheitzus- gesichert.Wir fordernfürdieOeffentliche MeinungdasRecht, dieHandlungender Polksvertreter zuerfahren undinFreiheit- zubeurtheilen; wirfordern füruns das Recht,dieOeffentliche Alcimmg inFreiheitzuunterrichten. Seit demKriegsausbruch hatdiePresse so starke Beweise ihres Patriotismus, ihrer Hin- gabeundVedachtsamkeit gegeben, daß sieimBezirkderPolitik dieFreiheit forderndarf,ohnedieunserRegirungsystemnicht nützlichwalten kann. NegirungundParlament ohneAufsicht:

Das ist Despotismus. Wir ersuchendieHerrenSenatoren und Abgeordnetenon derRegirung dieGewißheitzuerlangen,daß siedieCensurbehördeinfesteSchrankenweisenundverpflichten- wird,nur dieJnteressenderLandesvertheidigung zuwahren,die- nichteinEinzigerunter uns schädigenwill-« Allegewichtigen Männer derLiteratur undderPressehaben diesePetitionunter- zeichnet.AlleeintdieUeberzeugung,daß einZustand,der in ge- fährdeterStunde zwardas Gewedel stummer Hunde, nichtaber

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Notizbuchp « 3 i 5j freimuthigeKritik, nichtdasvorwärts weisende Wort eines ge-«

wissenhaften und, ohne Titelund Staatspfründe, gescheitenMan- neserlaubt, nicht unwürdignur, sonderndemVaterland durch- aus schädlichist. DaßeinVolk,deminSchicksalsjahrenderMauls korbangelegtwerden müßte,durchdasStreben indenVorrang freier Menschheit lächerlichwürde.DaßdieJahrhunderteharten Kampfesum dieFreiheit des Glaubens undWollens, derNede undderSchristanPfefferlingssuche verschwendetwurden,wenn ihr Ertrag ist,daßgeradeindenGeschehensstunden,wojedeselb- ständigeHirnkraftdem Vaterland nutzbargemachtwerdenmüßte, Unkundigen gestattetwerden kann,nur ihre (werthlose) Meinung auszuprägen,undZufallsschößlingen,derNation,diesienährt,den Willenskanal zuverstopfen. Nochward demNuf nichtAntwort.

Schirmtdaserzwungene Schweigenwenigstensnun das Ge- heimnißderWehrmacht? Ein amletztenAugusttag ausParis andasjournal deOenevegerichteterBriefgiebtdieAntwort: »Die Kriegerdürfenweder sagennoch schreiben,wosie sindundwas sie thun; unddemBürger ist verboten, sie danachzufragen.Die Pressemuß auf Erdkunde undNechenkunstverzichten;inihren Spaltenwerden die Namen derDörferunddieNummern der Truppentheile durchAnfangsbuchstabenundkabbalistischeZeichen ersetzt. Ningsum Schweigen:und dennoch weißman Alles.Nie war dieZahlderGerüchte so groß,nietrugensie sogenaue An- gabendurchsLand ; dieHerrschaftdesSchwatzesist frecherund gefährlicheralsje zuvor. DiezeitunglosenTagescheinen zurück- gekehrt,in denen jedeNachrichtvonMund zu Mund ging,alles NeuemitBlitzesschnelledurchHofundStadt, durch Versailles und Parisflog.UmdasGeheimnißaiseinRegirungsystem zube- greifen,mußmaninDeutschlandgelebthaben.Weildort Niemand wasweiß,kannNiemand was ausschwatzen.NurvordemAuge derNegirunghäupterliegtdasGesammtbildderVorgänge; die Beamten sehennurihren engenVezirszbgeordnete undZeitung- schreiber erfahrengarnichts.So wars möglich,inmitten von AhnunglosendieNiesenmaschinezubauen. Jn Frankreichists anders. Jederwillwissen;injedem BürgersteckteinPolizist,der dieThatbestandsmerkmaleeifernd sammeltundeinander gegen- überstellt.AuchneigtdieBolksart inBertraulichkeit ; man erzählt gernund laut.Jn KaffeehäusernundEisenbahnwagenschwirren

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316 DieZukunft.,

dieGeheimnisseaufundab.Soldaten undOsfizierewerden ge- warnt,indenZügenunbedachtsamzuplaudernzvergebens: Ge- wohnheit ist stärkerals dieMahnung zuVorsicht.JmSchanks raum einesGrenzbahnhofsfandein mirbefreundeterHerr neulich eineSpeisekatte,aufderenRückseiteeinSchwergeschoszgezeichnet worden war. EinArtillerieoffizier, demerdie Karte vorlegte,er- kanntedas deutliche Abbild desneusten, verbessertenGeschosses.

WahrscheinlichhatteeinOsfizier, währendderWartezeit,imEifer desGespräches seineDarstellung durchdieSkizzeerläutertund siedann aufdemGastiischgelassen.DieCensur wüthet,damit keineSeele erfahre, welcheNummer das DepotinCarcassonne trage;werOhren hat,kannaber vonOffizieren hören,welcheTrup·

penanirgendeineFrontstelle gehäuftsind.MöglichistdasSchwei- genauch hier. Das,alseinBeispiel,aufdemGebietderDiplos matie erwiesenzuhaben,isteinVerdienstdesHerrnDelcassö.

Wer erkunden möchte,wie es mitBulgarien stehe, stößtaufein- anderwidersprechendeAngabenundauinndernissejeg!icherArt.

Wo und mitwelchenStreitkräftendernächsteAngriff versucht werden soll,dieZahlunddasKaliber bestellterKanonen: überall istszuerhorchenzundFrankreichkannnur nochhoffen,daßaller Tratschmitfalschen Angabenwirthschaftet.Geheimsitzungender Kammer? DieGefahrwütdekaum kleiner,wenndiekargenBleibsel derWehrmachtgeheimnisse sechshundert Abgeordneten ausge- liefert würden,die Freundeund Kunden haben,inKaffeehäusern undEisenbahnenverkehren.«Fürs ErstescheintdasSehnennach Geheimsitzungen geschwundenzusein.DerWählerwillsie noch nicht:undistdereinzigeTyrann,dem Monsieur leDåputägehorcht.

DieFerienzeitführt sie zusammen;daraus wird»Stimmung«.

DieBehauptung desHerrn Viviani,derAbgeordnete könne allesquissenschaft Nothwendige stetsersahren,wird durcheinen Berichtgestützt,denHerr Bedouce,AbgeordnetervonToulouse, über dasletzteMühen seinesFreundes Jean Jaurås im Mde socjaljsteveröffentlichthat.»VomsiebenundzwanzigstenJuli19 14 anwar Jaurås,mitdemAusschuszderSozialistenpattei, demich angehörte, täglich mindestenseinmal imMinisterium derAus- wärtigenAngelegenheiten,um fürdieFriedenswahrungzu wir- ken.JhmundunseremGenossenVaillant hatte HerrBienvenus Martin, derVertreter desMinisters, fest versprochen,zudcm

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Aotiz«buch. 317

istarkenDruckmitzuhelsen,denEngland imSinn desFriedens versuchte. Nach seiner Rückkehran denQuaidDrsaysagteuns HerrViviani: Wir handelnnur inEintrachtmitEnglandund bemühen uns,RußlandzurAnnahme der von Sir Edward Grey gemachtenVermittlungvorschlägezustimmen; trotzdemfurcht- baren Ungewitter,das sichanunsererOstgrenze zusammenzieht, haltenwirihrdieSchutztruppenum achtKilometer fern,damit

ZusammenstoßundEntladungvermiedenwerde.Als wir,indieser beruhigenden Gewißheit,weggingen, sagteJauråszu mir:,Wir könnten anihrer Stelle auch nicht mehr sürdieErhaltung des FriedensthUU·«JmTiesstenergriss ihndieMittheilung desAb- geordneten Haase, daßderKaiser, nachdes Kanzlers Angabe, denKriegnichtwolle.Leiderwars nur einederLügen,derenGe- swebedieAugenderSozialdemokratieblenden sollte. Nachkleinen Veruhigungzeichenschüttelteam Donnerstag das Schaudern seinerUnheilsahnung die vorsParlament geschaarten Politiker, AbgeordnetenundJournalisten. AusBrüssel,woervorhundert- tausendMenschensürdenFriedengesprochenhatte,brachteJaurås einen Hoffnungschimmerheim.DerFreitagmorgen war ziemlich ruhig.Alles hoffte,dasschwarze Gewölkwerdeweichen,dasblaue Himmelssleckchen sichbreiten. GegenZweischlugderBlitzein.

HerrAugagneur brachtedieNachricht, inDeutschlandsei derZus standderKriegsgesahr verkündetworden ;man habe Schienen- strängeundTelephonlinien zerstört,Straßengesperrt, Maschinen derOstbahn jenseitsvon derGrenzezurückgehalten.Jaures, der einpaar Minuten späterkam,war starr,als ers hörte.Dann flammte seinZornaus.Abererwolltenochhossen.Fordertehastig einsranko-deutsches Wörterbuch; einbesseres,alsinder Kammer zufinden sei.DerAbgeordneteDr.Pottevin holteeinsaus seiner Wohnung und gabesmir. Jaurås rißmirs aus denHänden, stürzteansFenster,prüste jeden Buchstaben, suchte jederSilbe einen milderen Sinn abzulocken.,Sein Optlmismus istbewun- dernswerth«,slüsterteSembat. Nein:Jauråswolltesichnicht selbst täuschen;wollte nur dieAnderensüreineWeilenochschwichtigen, damit sieRuhezurErwägungdesjetztnothwendigenEntschlusses fanden.Werweiß? Vielleichtwar noch nichtAlles verloren. Jn aller Eile mußtenwir mitihmins Ministerium, wouns Herr AbelFerry empfing.Was Jauråsdortsprach, hatNenaudel in

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318 DieZukunft.

L’Humanitå berichtet.,Je festerEureVerträge Euch binden,desto fester muß auchEuerWille sein,Alleszuthun,wasunsdenKrieg ersparenkann. Jch fürchte, daßJhrunseremBundesgenossen nicht gesagthabt,wenn erdenenglischen Bermittlungvorschlag nicht annehme, dürfeergegenOesterreichnicht aufuns rechnen.

DieseForderung schreien wir,in der Stunde höchsterGefahr-,in EuerOhrzwirmüßtenesthun,selbstwennunsEtschießungdrohte:

denn wirentheben dadurchdenSozialismus derVerantwort- lichkeitundweisenzugleichdeneinzigenWeg,aufdem derFriede zu retten ist.«Jmmerwieder sagters. Jmmerwieder antwortet HerrAbelFerry: ,Jch versichere Sie, daßwirnieaufgehört haben,.

indervon JhnengewünschtenWeise auf Ruszlandzu drücken.«

ZuEachin aber,der mitmir,hinter Jaurås,dasZimmerver- lassen wollte, sagteerleise: ,Allesistausi«Wirrennenquaurås, rufens ihmzu ; undhörendie Antwort: ,Jch habs gemerkt!«Er scheintgebrochen;richtetsich raschaberwieder auf,klettert stumm dieTreppe hinunterundsteigt,mitRenaudel,in denersten Taxas meter,denererwinken kann. Wirsollteneinander nichtwieder- sehen.Das größteHindernißwurde weggeräumt:unddiegrause Lawine wälzte sichüberFrankreichhin,über dieWelt ...«Am Abend des Vendredi tragiquewurde JauråsamEßtischeinerGast- wirthschaft gemordet. ObdenSozialistenamQuaid’Orsayganze oder halbeWahrheit gespendetward? AmTagdesGespräches JauråssFerry ließ,nachderAngabeimEelbbuch,HerrViviani denrussischenMinisterSasonow ersuchen, »imInteressedesFrie- dens Alles zumeiden,was dieKrisis herbeiführen müsseoder beschleunigenkönne« ;ließaberzugleich auch schondembelgischen Minister Davignon melden, daß Frankreich,wieEngland,die Neutralität Velgiensachtenwerde. Er kannalso kaum noch auf Friedenserhaltung gehofft haben.Deshalb: »Alles istaust«

EinJahrdanach.DemrussischenKriegsministerium solleine Sonderabtheilung eingefügtwerden,die fürsteteVereitschaftder Munition zusorgenhat.JnderGossudarstwennajaDuma wird derPlanerörtert.Heerurow,AbgeordnetervonTomsk,spricht:

»DieRegirungistan derNiederlage unseresHeeresundandem RothstandunsererHeimath schuldig.PferdeundFutter,Uniform undWäsche:überall hatdasLieferungwesenversagt.DieRed- lichkeitderRemonteausschüsseistmindestenszweifelhaft. Von

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»Lerche« wollte erweisen, daß dem Rumänen die Nation mehr gilt als Religion und er « zuerst und zuletzt Lateiner ist.« Das schien seitdem Gewißheit. Die Waareneinfuhr aus

(Die armen, verfolgten Yankees dürfen uns um die geläuterte Weltanschsauung im Bezirk der Aktientechnik beneiden. Alle Begriffe, die drüben den zahmsten Trustrichter rebellisch

Aus Paris kam die Antwort: »Die französischeRegirung ist ent- schlossen,dieNeutralitätBelgiens zu achten, und würde von die- sem Entschluß nur weichen, wenn eine andere Macht

Gewiß war Das einer der Gründe (es giebt auch andere, w-ich1tigere); aber den tiefsten Grund verräth mein Bruder einmal, als ser von Shakespeare spricht: »Das Schönste, was ich

melleben, wenn wir dazu rechnen die große Mehrheit der künftigen Oberlehrer, Aerzte, Rechtsanwältq Ingenieure, dsie keinen anderen Ehrgeiz haben als den, in möglichst kurzer Zeit,

Der Tag, an dem Frankreich aus Rußland und aus Oesterreich die selbe Sprache, das Vekenntniß zu den selben Grundsätzenhört, wird der Morgen sein, an dem die Freiheit Europas aus

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