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Die Zukunft, 28. August, Jahrg. XXIII, Bd. 92, Nr 48.

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(1)

XxllL Jahrg. Juliu, den 28.August1915- v Ir.48.

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Herauf-gekirrt

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Inhalt-

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DirJukernakionalitäk derwissenschaft- VonMaxcewondowsty ....249

Ein Vorbild-. Vonpaul Ernst ...................260

Tudolk Qamplxausem VonMatthieu Schwann .... .....—.263

Zwei Jrsniosem VonHeinrich Spkero ........ .......269

Jugend-. VonEdith Uebejong, ..·.......... ......272

Krieger-klettan .......«.. ................- 275

Nachdruck verboten.

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Erscheint jedenSonnabend- M vierteljährlity5Mart, dieeinzelneNummer 50Pf.

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Berlin.

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Ente lmmntkiituiationz Konto-. den25.October-

sesinn stet-Vorlesunien undUebuatetn Dienst-ti. den26.Oktober-.

Der Relctor: Eltzbeelssen

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Berlin, den 28.August 1915.

7 JUV A

Die Jnternationalität der Wissenschaft.

In den erstenWochendes Kriegeshaben manche Gelehrte ihren Austritt aus fremdländischen, besonders englischen, Gesellschaftenangezeigt,in denen siealskorrespondirende oder Uks Ehrenmitglieder geführtwurden. Andere Gelehrte wider- sprachenund erklärten, daß sieeinen solchenAustritt fürunk- nöthigodersogar unerwünscht ansehen.JndenTages-sundFach- ,zeitungen fand diese Angelegenheit ihren Widerhall nach dieser oderjenerRichtung. Einigwar man wohlindemlebhaftenVe- sdauern überdieStörungdesinternationalen Betriebes derWis- senschaft. Nur wenige Stimmen erhoben sich,die gerade von

·einernational abgeschlossenen EntwickelungderWissenschaftVe- sonderes erwarteten. Fast allgemein hoffteman, daß wenigstens möglichstbald nachdem Kriege die »Jnternationalität« der -Wissenschaftwieder aufgenommen undgepflegtwerde. Was die vielerwähnte Jnternationalität der Wissenschaftaber eigentlich ist,darüber hatman sichausgeschwiegen.Werdürftedenn zwei- feln,daßdie Wissenschaftgrundsätzlichinternational und daß einer derunveråußerlichen Vestandtheile dieser Jnternationalität die Zugehörigkeit deutscher Gelehrten zu fremdländischenund fremdländischer Gelehrtenzudeutschen Gesellschaften sei?

Vielleicht kanneszur Hebungdes allgemeinen Vedauerns über die Störung der wissenschaftlichen Jnternationalität eint Wenig beitragen, wenn Jemand, der immerhin schon zwanzig Jahre inwissenschaftlicherArbeit steht, freilichnur Einblick in die Medizin und ihre naturwissenschaftlichenAachbarwissenschafs ten hat,einmal kühlund sachlichdieFrage zubeantworten sucht, was und was nichtdie,,0nternationalitätder Wissenschaft« ist,

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250 DieZukunft-—

was sie leistenkönnte und was demnachanihrförder«nswerth;, was an ihrer Störung bedauerlichist.

iVeginnenwirmitdem wissenschaftlichenUnterrichtanden-Hoch- schulen; Universitäten, Volytechnikenundähnlichen. JstderHoch- schulunterricht auchnur eineVorbereitung aus wissenschaftlicheArs beit, so isterdocheinenothwendige Vorbereitung. Nichtnur die Ausbildunngürdie»gelehrtenVerufe«, sondern zugleichdie Grund- lagederwissenschaftlichenProduktion eines Landes. Dieser Hoch-z schulunterrichtnun istüberall mündlich;und dadurcheben sind- derJnternationalität hiervon vorn hereinganz enge Schranken gesetzt,diebleiben werden, auchwenn sietheoretischzubedauern:

wären. DerHochschulunterricht erfordert eben dieBeherrschung derLandessprache durch Lehrerund Hörer.Wenn einStaat zwei Landessprachen hat,wieetwa dieSchweiz,so mußerentweder zweisprachige Universitäten oder getrennt-eUniversitäten fürdie beiden Sprachen einrichten. Nichtshindert Deutsch-Schw·eizer«

oderDeutsch-Oesterreicher, sichandem Hochschulunterricht Deutsch- lands zubilden;eben sokann esderBelgier an französischen-.

Hochschulen machen. Das ist jaum so leichtermöglich,als die gemeinsame Spracheeineweitgehende Kulturgemeinschafterzeugt hat,diesichinderArt und Nichtsng desBochschuluntekkichtes widerspiegelt. Obeine Vorlesung an einer deutschen, deutsch-- österreichischenoder deutsch-schweizerischenUniversität gehalten wird: siewird immer ungefährdie selben Voraussetzungen, die—

selbeFormund den selben Jnhalt habenundsich wesentlichnur- in individuellen, aber nichtaus derNationalität desDozenteni begründeten Zügen unterscheiden. Daher auchdiehäufigenBes- rusungen akademischerLehreran Universitätenanderer Staaten- desselben Sprachgebiets. Eben deshalbaber hat auchderStu-- dent kaum einen sachlichen Grund, seinVaterland zuverlassen, um an einer gleichsprachigen Hochschuleeines anderen Landes zu;

studiren. Wenn eindeutsch-erStudent nachderSchweiz geht, thut ersimAllgemeinen derVerge,nichtderUniversität wegen. Auch.

erlauben die einzelnen Staaten solche studentischeAbwanderung ingleichsprachigeGebiete nur insehr beschränktemMaß.nur für«

kurze Zeit. Das ist auchkaum anders möglich,weil dieLehr-- pläne,dieExamina,inmanch-en Wissenschaften,zumBeispiel: der- Jurisprudenz, auch StoffundRichtung desUnterrichtes inver-—

schiedenenStaaten verschieden sein müssen. Selbstwenn aberein:

regerer AustauschvonStudenten gleichsprachigerLänderermög-.

lichtwerden sollte, sowürde damit aus denangeführtenGrün-- den fürdieAusbreitung wissenschaftlicherBildung nichtszuges-

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DieJnternationalität dserWissenschaft 251 winnen seinundauch nichts fürdieAnnäherungderVölker. Hat dochderKriegvon heutewieder gezeigt, daß gemeinsame Sprache eine feste Grundlage gemeinsamer Sympathien ist.Die deutsche Schweiz sympathisirt mituns,diefranzösischemitFrankreich;und;

wenn dieVereinigten Staaten vonNordamerika nichtnur mit ihrerMunition, sondernauchmitihrem Herzen aufderSeiteEngs lands stehen, soliegtDas vielleichtim Grunde wenigeran der.

vorherrschenden Gemeinsamkeit dernationalen Abstammung als anderGemeinsamkeit derSprache. TrotzallenschönenGedanken überStaatenbünde hatsich bisherdiegemeinsame Spracheals das festesteVindemittel erwiesen;und dieZeiten,woVölker der.

selben Sprache gegen einander Krieg führten,dürften endgiltig

vorüber sein. : «.

Wer als Student eine fremdsprachige Universität besuchen will, mußdiefremdeSprache beherrschen. Schondaran liegt es, daß solcher Studentenaustausch zwischen Deutschland,England, Frankreich und Jtalien niemals die geringste Bedeutung hatte noch habenwird. sNichtdertausendsteStudent eines dieserLän- derverstehteine fremde Sprache so gründlich, daßerdem Unter- richtmitNutzenodergar mitGenuß folgenkönnte. Ein kleines Häuflein deutscherStudenten- zogwohlan dieUniversitätender- französischen Schweiz,abermehr,um diefremde Sprache, alsum inderfremdenSprachezulernen. Selbstdie»kleinen« Sprachen- Zugehörigenbevorzugen ihreeigenen Universitäten,wenn auch dieihnen nothwendige größereSprachkenntniß sie öfterzuAus- flügen nach fremdenLändern bestimmte. VonderVodenständigs keit derStudenten giebtesnur eine größere Ausnahme: dasStu- dium derrussischen JudenimAusland, dasunter demZwangder grausamen russischen Gesetzgebung nöthigwar. DieGastfreunds schast, welchediedeutschen Universitäten (neben ihnenkamen we- sentlichnur nochdieschweizerischeninFrage)den armen russi- schenStudenten gewährten, scheint sich, nach Berichten aus dem Kriege, schon belohntzuhaben. Wenn, was ich für zweifellos halte,diegroße Massederpolnischen JudenzuDeutschland neigt und die deutschen Truppen nach MöglichkeitUnterstützt, spge- schiehtDas natürlichausHaßgegen dierussischen Bedrücker;aber imUnterbewußtseinwirkt dochauchDankbarkeit fürdiedeutsche Bildung mit,diederbeste Theil diesesarmen Volkes inDeutsch- land gefunden hat. Dieser Einzelfallderdeutschen Hochschulbil- dungrussischer Juden mitseinen politischen Folgenkann übri- gens alsein Hinweis darauf gelten, welchen Nutzen eininter- nationaler Studentenaustausch in größerem Maß fürdie Ve-

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252 DieZukunft,

Ziehungen der Völker zu einander habenkönnte. Aus diesem politischenGrund istesschade, daßernichtingrößerem Umfang zwischen anderenVölkern möglichwar undfür lange Zeit auch nicht möglich seinwird.

·

Man hat inden letztenJahren stattdes Studenten-ausk-

«tauscheseinen Dozentenaustausch mit fremdsprachigen Ländern versuchtund mitAmerika angefangen. Ein amerikanischer Pro- sesforwurde nach Deutschland geschickt,eindeutscher nachAmerika.

DerSinn dieses Austauscheskonnte nur einpolitischer sein;denn eine fruchtbare Ausbreitung wissenschaftlicherGedanken durch einen akademischen Lehrer,derfüreinige Monate odereinJahr an einejremde Universität geholt wird, ist nahezu ausgeschlossen.

Daßdie ErweckungwirksamerSympathie-U durcheinen solchen Dozentenaustausch möglichwäre, kann nicht ohneWeiteres be- strittenwerden. Voraussetzung dafürwäre jedenfalls ein ange- messener Umfangdieses Austausches. Bisher war er,wiesoviel politischGemeintes beiuns, inderBekundung persönlicherLie- benswiirdigkeiten stecken geblieben;und fürdienähere Zukunft ist ohnehinwohlkaum eine Möglichkeit- daßwirunsereamerika- nischen Freunde auf unseren Lehrstühlen sehenkönnten.Sowürde denn dieVermittelung internationaler Freundschaften aufdem Weg derHochschulbildungein vagesZukunftbild bleiben, selbst wenn siemöglichwäre. JmGrund freilich glauben wir, daß für diePolitikdieWissenschaftimmer einunbedeutendes Mittel blei- benwird,verglichenmitder Gewalt dernationalen Affekteund den wirthschaftlichenKräften. FürdieEntwickelung derWissen- schaft selbstaber kann der internationale Austausch desHoch- schulunterrichtesgar keine Bedeutung haben.

Wenn dieWirkung desakademischenUnterrichtes und zu- gleich ihre Einschränkung auf feinerMündlichkeit beruht, soge- schiehtdie Verbreitung der neuen wissenschaftlichen Erkenntniß durchdenDruck. Das gesprocheneWort ist hierunnöthig;wenn auchein geringer Theil der neugewonnenen Erkenntnissein wissenschaftlichen Versammlungen gelegentlich vorgetragen wird, so haben solch-ewissenschaftlichen Vorträge immer nur eine lokal anregende Bedeutung· Der Allgemeinheit werden sie erst durch denDruckzugänglich.Nur durchdenDruckwerden siebeweisbar oderwiderlegbar. Was nicht gedruckt ist,lebtnichtinderWissen- schaft. Dieser Satz ist richtigeralsderalteSpruch, daß nicht exi- stire,was nichtin den Akten ist.Wissenschaftliche Erkennnisse werden heute auch durchdenDruck überall verbreitet, durch Bücher und Fachzeitungen, diewenigeTage nachdemErscheinen schon

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DieInternationalitätderWissenschaft 253 inalle Länder undanalle Stätten gelangen,woWissenschaftge- pflegtwird. Dieseinternationale Freizügigkeit wissenschaftlicher Druckwerke aberwird nachdem Kriege gewißnicht geändertwer- den; jedesVolkwird dieBücher, SchriftenundZeitschriftendes anderen nachwie vor kaufen, kaufen müssen,als Grundlagen wissenschaftlicherWeiterarbeit. SolcheArbeit ist heutenur noch Dem möglich,der das über eine Frage vorliegende Material kennt. Damit istdiewissenschaftliche Jntuition noch nicht ausge- schaltet.Aber wer sichheutenur auf sie verlassen will,kommt leichtindieLagedesMannes, derdenDelegrapshenerfunden hat und aufdenEinwurf, erseidoch schon erfunden, stolzantwortet:

»Aber nichtvon mir.« Wer nichtseineArbeitkraft sinnlos ver- geudenwill, muß sichüberdieLeistungennichtnur deseigenen, sondernauchaller anderen Völker innerhalb seines Arbeitgebiets aufdemLaufenden halten. Je mehreinVolkwissenschaftlichar- beitet undveröffentlicht,um somehrwird seinewissenschaftliche Literatur von denanderen gebraucht. Daaberkeinanderes Land auchnur annähernd sovielproduzirt wie Deutschland,istkeine andere Literatur fremdenVölkern sounentbehrlichwie diedeutsche.

Die Bedeutung der indeutscher Sprache erscheinenden wissen- schaftlichen Literatur, dieja auchaus derdeutschen Schweizund aus Oesterreich gespeist wird, ist so groß, daß, besonders aufdem Gebiete der Medizin und Naturwissenschaft, in keiner anderen- Sprache auchnur annähernd sovielfremdländischeArbeit ver- öffentlichtwird wieindendeutschen Zeitschriften. Jeder Redak- teur medizinischer Zeitschriftenweiß, daßman sich manchmalder Angebote aus fremden Sprachen übersetzter Arbeiten kaum er- wehrenkann;unddabeisindeskeineswegsdie»kleinen«Sprach-en, besonders Hollands,dernordischen Staaten, auch Volensundder·

Balkanstaaten,dieindeutscher UebersetzungeineZufluchtindeut- schenZeitschriftensuchen: sehrvielliefert auch Rußlandund sogar Italien. Der Gründe,warum geradedie deutschen Zeitschriften von denAusländern gewählt werden, sind zwei.Dereine: daßbeij uns diegrößte Verbreitung undWirkung gesichert ist;derzweite:.

daßnur der deutsche Verlagsbuchhandel bishersoviel Opfer-s willigkeitund Voraussicht (nämlichinternationaler Verbreitung)’

aufgebracht hat, Zeitschriften solchen Umfangeszugründen,daß.

inihnen nichtnur diedeutsche, sondernauch noch ein Theilaus-·

ländischer Vublikationen Vlatz hat. Dazuhat deutsche Wissen- schaftund deutscher Unternehmergeist nocheine besondere Art wissenschaftlicherLiteratur geschaffen, die, wenigstens aufdenmir bekannten Gebieten,inanderen Ländern sichnur inganz unge-

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254 DieZukunft-

nügenden Andeutungen findet: die-großen Berichtssammlungen inihren verschiedenenArten. DiewissenschaftlicheLiteratur hat heuteeinen so großen Umfangerreicht, daß auch innerhalb eines Sondergebietes Niemand alle Arbeit-en imUrdruck lesenkann.

Außerdembeherrschtnicht Jeder »auchnur diedreiodervier Haupt- sprachenund ein· großer Theil der wissenschaftlichArbeitenden lebtanOrten,die keineBibliothek hab-en,wo also dieBeschaffung derumfangreichen Originalveröffentlichungen beinahe unmöglich ist. Zwar kann noch heutekein wissenschaftlicherArbeiter auf das Lesender Originalarbeiten verzichten; aber guteBerichte können ihmvielersetzen,das Wesentlichevermitteln underent- nimmt ihnen, welche Originalarbeiten ersich unbedingt verschaffen muß.Dieaus diesem Bedürfnißund dieser Nothlage hervorge- wachsenevermittelnde wissenschaftlicheLiteratur wird inDeutsch- landinallenmöglichen Formen gepflegt. Fast aufallen Wissens- gebieten, wenigstens im Bereichder reinen und angewandten Aaturwissenschaften, erscheinen periodische Zeitschriften, meist wöchentlichoder monatlich, die über dieOriginalarbeiten bald nach ihrem Erscheinenberichten;auchwerden Jahresberichte her- ausgegeben, diealsodiePublikationen eines ganzen Jahres auf einem Gebiet zusammensassenund von denen einige,wiedieder Chemie,schon aufeine langeGeschichte zurückblicken;fernerer- scheinen, meistunter dem Titel ,,Ergebnisse«oder ,,Fortschritte«, Publikationen, die innerhalb eines Wissensgebietes mehroder wenigerumgrenzte Themata mitgenauer Ausführungderetwa imLaufevon fünfbiszehnJahren gelieferten Arbeiten kritisch beleuchten;endlich großeHandbücher,die ganze, mehroderwe- niger umfangreiche wissenschaftlicheGebiete bis zum Zeitpunkt ihres Erscheinensgewissermaßeninbequemer Form magaziniren.

Allediese verschiedenenArten vermittelnder Literatur sindSam- melarbeiten, dieeiner redaktionellen Planung und Ordnung be- dürfen. Daß sie fastnur inDeutschland gedeihen, ist erstenseiner der Beweisefürdas deutsche Organisirtalent, zweitens einex für die Selbstlosigkeitderdeutschen Wissenschaftler imJnteressedes Ganzen. Diesevermittelnde Literatur kostet ihre Verfasser janur Zeit,diedereigenenproduktiven Arbeit verloren geht. Die Ge- sammtheit, der dieArbeit zuGut kommt, istund .wird bleiben die Gesammtheit aller Nationen. AlleNationen brauchenund

.benutzen dieseLiteratur und werden sichinihrem eigenen Jnters esse hüten, sieetwa inZukunft auszusperren.

Man darf sagen, daßdurchdenUmfang unddieArt ihrer wissenschaftlichenLiteratur diedeutsche SprachediewichtigsteGe-

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DieJnternationalitätderWissenschaft- 955 Iehrtensprache geworden ist.Eineneutrale Gelehrtensprache,wie imMittelalter dielateinischewar,wird esebenso wenig jemals wieder geben,wie eine Weltsprache entstehenwird. Wer heut- .3utageDeutsch nicht lesen kann,Dermagmanchmal sehr originell

»sein,aber er wird sichvielunnützeMühe machen müssen,wird viel entdecken,was schonentdeckt ist,und seineArbeiten werden unvollkommen sein.AufdemmiramNåchsten liegenden Wissens- -gebietederMedizin lassen sich dieseFolgen mangelnderDeutsch- kenntniß besondersbeiziemlichvielen französischenAutoren fest- stellen. DerFranzose sprichtundliest ja wohl aucham Wenig- sten fremde Sprachen.

DieseDarstellung solltedie Thatsachebeleuchten, daßdie internationale Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnissenicht aufhören kann. Wer sich absperren wollte,würde der leidende Theil sein.Wer am Meisten giebt, gewinnt am Meisten. Daß indieserLageDeutschlandist,war fürmeine Betrachtung von nebensächlicherBedeutung. Hauptsache ist, daß durchdieVerbrei- tungwissenschaftlicher Druckschriften jetzt beinahederganze inter- nationale Austauschdesneu erarbeiteten Wissensstosfes geleistet wird, also, außer vielleichtwährendderKriegsdauer, während der aberauchderBetrieb derWissenschaftimWesentlichen ruht, michtunterbunden werden kann.

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Wenn man aberso allgemein vonderJnternationalität der Wissenschaft spricht,meint man, glaubeich,gar nichtdie inter- nationale Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntnisseund For- schungergebnisse, sondern derLaie hatdieunbestimmte Vorstel- Elung, daßdiewissenschaftlicheArbeit und dieEntwickelungwissen- schaftlicher Erkenntniß selbstunter derStörung der internatio- nalen Beziehungen leiden müsse. Jstdie Wissenschaftwirklich ein internationales Erzeugniß, bedarf siezuihrem Fortschrittder internationalen Beziehungen, außer denen,die durchdie Ver- breitung wissenschaftlicher Druckschriften ohnehingesichert find?

Vielleicht ist diese Meinung unter denLaien durchdiein idenZeitungen immer wiederkehrenden Berichteüberdieinter- nationalen wissenschaftlichen Kongresse entstanden. Jeder Fach- mann weiß, daß diese Kongresse (jegrößer,um somehr)leere Demonjtrationen undSchaustellungen sind. Man hört sich wohl denVortrag irgendeiner »Berühmtheit«an;derbringtaberkaum jemals Etwas, dasderFachmann aus ihrenSchriftennicht schon

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256 DieZukunft-

wüßte,undbeidenmeistenVorträgen herrscht gähnende Leere, schon deshalb,weilfastNiemand einefremdeSprache, auch,wenn- ersie lesen kann, so beherrschst, daßerdemfremdsprachigenVor- tragfolgenkann. Obendrein istzueiner Diskussionvon einiger Gründlichkeitniemals Zeit.«(Nichts ist schonin einsprachigew Gesellschaften seltener alsein-eauf sachlicher Höhe stehendeDis- kussion.)DieVorträge selbstwerden abgeschnitten,damit ja Jeder herankommt undsichamnächstenMorgen gedrucktinderTages- zeitung sieht. Unsinnig ist es,von den »Arbeiten« solcherKon- gresse zusprechen. Gearbeitet wird da überhaupt nicht.Von einem gejwissen Werthmögenpersönliche Vekanntschaftenunter.

Fachgenossen sein, die, abseits von derVersammlung, zueinem anregenden Gespräch führen;aber zum größten Theil sinddie- internationalen Kongresse Vergnügungen und siewürden nicht.

weniger, eher mehr, besucht sein,wenn mandenwissenschaftlichen TheilzuGunstendergesellschaftlichen Veranstaltungen ganz auf-- gäbe,als da find: Eröffnungen durchFürstenoder Minister,.

Festessenmitgegenseitig·en, oftbiszum Ekellobhudelnden Tisch-—

reden, Vierabende, Vesichtigungen, Theateraufführungen.Daß- DeutschlanddieJnternationalität solcher Kongressevon nun an- wohlden anderen Staaten überlassen wird,werden imInteresse desErnstesdeutscherWissenschaft unendlichvieleDeutsche freu- digbegrüßen.

Giebt esdenn abernun nicht große Aufgaben derWissen- schaft,dienur durchinternationale Arbeit,durch persönlicheBe- rührung alsoder Vertreter mehnerserLänder gelöstwerden können?

DieseVoraussetzung ist doch- wohlderSinn derKlageum die durchden Krieg verloren gegangene Jnternationalität. Diese Voraussetzung gründet sich auch gewiß nichtallein aufZeitung- phrasen, sondern aufldie unbestreitbare Thatsachedser immer weiter- sortschreitenden Organisation der wissenschaftlichenForschung.

DieZeiten, woausdunklem Grunde. durchdasganz persönliche Genie des einzelnen Forscherseine plötzlich weithinstrahlendes Wahrheit gehobenwurde,sindvorbei. Zwar war dieWissen- schaft,mit der Kunst verglichen,immer etwas Unpersönliches Hättedereine Beethoven,dereine Lionardo nicht gelebt, ihre Werke wärennieentstanden. HätteHarvey nicht gelebt,der Blut- kreislauf wäre dochentdeckt worden, vielleichtfünfzig, vielleicht hundertJahre später,aberentdecktworden wäreer.DerEinzelne wirkt inderWissenschaft,um einen Ausdruck anzuwenden, der inderChemiefürdieBeschleunigung chemischerReaktionen im Gebrauch ist, katalytisch;erbeschleunigtdieEntwickelungnur,die-

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DieJuternationalitätderWissenschaft; 257' auch sonst eingetreten wäre. DerKünstler istganz und allein der- Schöpfer seinesWerkes. Mit derimmer weiter fortschreitenden Vertiefung und Verbreitung wissenschaftlicher Erkenntniß istdie- ohnehinbeschränkteBedeutung, diedemEinzelnen beiderErar-- beitungwissenschaftlicher Erkenntniß zufallen kann,immer mehr- nivellirt worden. Immer geringerwird diebeschleunigendeWir- kung,diederEinzelne aufdieEntwickelungdesGanzen hat;das selbe Ergebnißwird ja ·oftzugleicher Zeitvon kzweiodermsehr Forschern gefunden. Ichbinweitdavon,dieBedeutung dergroßem Persönlichkeitinder Wissenschaftzuunterschåtzen;abersie muß sich,willsiesich entfalten, heutevielmiehralsfrüher aufdieOr- ganisation derwissenschaftlichen Arbeit,aufdieArbeiten Anderer, stützen.Und auchderEinzelne, derein-eumfassendewissenschaft- liche Idee zur Geltung bringen will,kommt heute sehr ostmit- seinereigenen Arbeitkraftnichtaus; erbedarfderOrganisation,.

um seineGedanken wissenschaftlich-er Prüfung und Durcharbei- tung zuzuführen Ein Beispiel,das auchdem Laien einleuchten wird, ist Ehrlichs Salvarfan Estrugbekanntlich früheralsVes- zeichnungnur dieZahl606:eswar dassechshundertfechsteder- Mittel, mit denen Dutzendevon Thierversuchen, jedermitbak-- teriologischen und mikroskopischen Prüfungen, angestelltwerden«

mußten;und dieeinzelnen606Substanz-enwaren nichtetwa fer- tig, sondernmußteninmühsamerArbeit mitverwickelten Me-- thoden erst hergestelltwerden. Und diesesBeispiel istnochein-, kleines und enges. DieNothwendigkseitsolcher wissenschaftlichen Organisation hatdiegroenInstitute geschaffen, die,beiuns zus- erst durchwegimAnschlußan dieUniversitåten gegründet, jetzt-- zum TheilvondemUnterricht getrennt sindundalsForschung-- instituteKaiser-WilhelmsInftitute) vom Staat undvon wissen-s schastlichen Gesellschaften unterhalten werden. Die Anerkennung- derAvthwendigkeit umfassender wissenschaftlicherOrganisation bedeutet aberdurchaus noch nichtdieNothwendigkeit internatio- .- naler Organisationen. Dieganze organisatorisch geleisteteArbeits derUniversitätenundInstitute verfolgtzwarzum geringsten Theil nationale Zwecke; ihre Ergebnissedienen allen Nationen. Aber « istdieArbeit damit eineinternationale? Etwa,weilwiringroßer Gastsreundschaftund Gutmüthigkeitvielen fremdenForscherner- -"

laubt haben, sichdaran zubetheiligen? Diese Fremden kamen,um unsereOrganisationderWissenschaftenzu lernen;wirhaben ihrer nicht bedurft. Manchmal haben sie unserenLandsleuten dieAr--«

beitplätzeweggenommen Wenn inFrankreichund inAmerika einige Institute wirklichvon Mitgliedern verschiedener Völker-

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