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Die Zukunft, 13. September, Jahrg. XXI, Bd. 84, Nr 50.

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xxl. Jahrg. zerläu,den13.Heptember1913. Yr.50.

Krransgeljes:

Maximilian Kardew

Inhalt:

Seite

MkBesinnung-Eritis inBöhmen. vonKarl Kramarfch .......341

vie Ernkuung derphilosophie. vonJakob Fromcr ........355

perRällIarvbsolxm vonSiegfried Jacobfottn ...·......865

Daswerte vom Hang. VonHans weckt-arg .....·.......367

Privat-und vontadon ...................·..370

Nachdruck verboten«

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Erscheint jedenSonnabend.

Preis vierteljährlich5Mart, dieeinzelneNummer 50Pf.

pp-

Berlin.

Verlagder Z akuan- WilhekmstraßeZa.

19132

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Berlin, den 13.September 1913.

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Die Verfassungskrisis in Böhmen.

Seit«·.kerung BöhmensdieDeutschen,dise etwasausmachen,wenigerdieMajoritätalseinDrittelinder KuriederBevöl-des Großgrundbesitzes und-damit imLandtag und Landesausschuß verloren haben, beginnt der Kampf um die Zweitheilung des Königreiches Ursprünglsich selbst auf deutscherSeite bekämpft, wurde dieZweitheilung zumKampfprogrammpunkt derDeutschen inBöhmen,alsesendgiltig klarwurde,daßdieWahlordnung Schmerlings zur Herstellungeiner künstlichenMehrheitderNa- tion,dieinderBevölkerung dieMinorität ist,imLandtag nicht mehr hinreicht.Nur dieSchoenererianer wollen sichzurAufgabe jederHoffnungnicht offenbekennen und sindgegen die Zwei- theilung Auf böhmischerSeite findetderWunschderDeutschen seineleidenschaftlich-e, nichtzu bewältigende Gegnerschaft. Vor Allem begreiftman dort nicht, daßein seiteinem Jahrtausend einiges Land zerrissenwerden soll,weil diedeutscheMinorität nicht mehrdieMajorität imLandesparlament habenkann;ferner Jbetrachtetman dieSschaffungein-esDeutschböhmensander Grenze Deutschlands nicht geradealsdierationellste Art dserSicherung dieserGebiete fürdasKönigreichundfürdieMonarichieund kann auschnational demVerlangen derDeutschen unmöglich nachgeben, weilsie verlangen, daß»indiesem deutschenGebiete die Geltung der böhmischenSprache vollkommen ausgeschlossen werd-e, so daß sie,

»zumBeispiel,inNeichenberglebenso behandeltwürdewieinSalz- .burg,was docheineetwas gewaltsame Verkennung nichtnur der seit1627 grundgesetzlich festgelegtenGleichberechtigung beider Sprachen imganzen Landwäre,sondern auchderlebhaften poli- itischenundwirthschaftlichenZusammenhänge, welche durch Jahr-

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3212 DieZukunft

hunderte beideNationen innerhalb derLandesgrenzen verbunden haben. Und esist wohl auchkeine Selbstüberhebung,wenn sich dieböhmischeRation,- welche .1526-Ferdinand dem Ersteneinen vollkommen böhmischsenStaat übergeben hat,alsdieBegründerin desböhmischenStaates Undalsdiehistorische Repräsentantin des Königreiches betrachtet;und obwohl siedenDeutschen ihrHei- mathrechtundihre vollständige Gleichberechtigungmitderböhmis schen Majorität inkeinerWeise beschränkenoder gar absprechen will, sowird siedochniezugeben, daß,demWunschderDeutschen gemäß,diehistorische Einheit desKönigreiches zerschlagen wird und daßdieeine oder dieandere Spracheirgendwo imLand-eals- eine fremde,nichtheimathberechtigte behandelt werde. Sie wird Das um so wenigerzugeben,alsesnicht unmöglich ist,beivoller Wahrung derEinheit desLandes dieberechtigten Wünschebeider Nationen nacheiner gewissennationalen Autoriomie zuerfüllen und auchdiegleiche Geltung beider Sprachen beiall-enstaatlichen Aemtern imganzen Lande durch-zuführen, ohneden nationalen Charakter eines Bezirkes oder einer Stadt zubedrohen.

Die Deutschen haben zur Erkämpfung ihres Zweitheilung- programmes zuerstdasMittel derpassivenOpposition gegen den Landtag angewendet; als jedoch dieseWaffe ziemlich stumpr wurde, wie mit der Zeit jedePassivität, und als sieganz zu- fälliger Weise,zuihrergrößten Ueberraschung, erkannten, daß auchim böhmischenLandtag, trotzderAllmachtdesOberstlands marschalls, eine formaleObstruktion möglich ist, haben siebe- schlossen, durchdieLähmung jeder ThätigkeitdesLandtages und durchdiefinanzielle Aushungerung desLandes dieBöhmenzur Erfüllung ihrer Postulate zuzwingen. DieObstruktionkamnäm- lich so unvermittelt, selbstvonden Deutschen sounerwartet, zu-

·fållig durchzwei etwas lebhaft gewordene Abgeordnete hervorge-- rufen, daßderOberstlandmarschall FürstGeorgLobkowitz,dersich beidenDeutsch-enmitRechteiner gewissenAutorität erfreute, ges- glaubt hat, durcheinformalesEntgegenkommen aufdemWegder deutschen Obstruktionanträgedieganze Obstruktion inein paar Tagengütlich beizulegen. Erhatdieabsolute, dislretionäre Ge- walt,dieihmdieLandesordnung, alsdemvom Kaiserernannten PräsidentendesLandtages, giebt, nicht angewandt und dieob- struktionistischenAnträge,was erjaganz gutthun konnte,nicht

a1imine abgewiesen. DanämlichderOberstlandinarschall nachder Landesordnung sogar eigenmächtigdieTagesordnung bestimmt,.

mußerimpliciteauchdasRecht haben,deren Verhandlung anzu- ordnen und Alles abzuweisen,was sein höchstesRechtinBezug

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DieBerfaffungssrifis inBöhmen. 313 aufdieBestimmung derVerhandlungen desLandtages beschränkt, namentlich schondie wenig ernstzu nehmenden Anträge auf namentliche Abstimmungen überUrlaubsgesuche, wodurchdie Deutschenverhinderthaben,inirgend-eine sachlich-: Berathung der Tagesordnung einzugehen. DurchdieZulassung solcher Anträge hatersich selbsteinVräzedenz geschaffen, sich selbstseinerihm vom Kaiser verliehenen Piachtbesugniß enfäukert: und konnte dann,alsdieDeutsch-enausder zufällig hereingebrochensenOb- struktioneineständige Institution gemacht haben, nicht mehrseine Rechtezur Geltung bringen. DieDeutschen habenzwarinWien dasPrinzip verkündet, daß durchdieObstruktionkeinenationalen Konzefsionen erzwungen werden dürfen (weil in Wisen die TschechendieObstruktionmachten);aber für Böhmen sollte dieses Prinzip nichtgelten. Dahatman sichvorgenommen, namentlich, weil 1909 dieGeltung der Landesbiersteuergesetze zuEnde ging, die Majorität desLandtages durchdie Unmöglichkeit,andere finanzielle Niittel herbeizuschaffen,zurNach-giebi3keitzuzwingen oder dieRegirung zunöthigen,imFalleines Zusammenbruches derböhmischen Landeswirthschaft diedeutschen Wünsche einseitig, durchein staatliches Machtwort, zuerfüllen.

Die Regirung des Freiherrn von Bienerth hatte nachEr- löschenderGeltung desBiersteuergesetzes überdieZukunft des Landes zuentscheiden. Eine provisorische, jährlich-eVerlängerung derBiersteuer war aufGrund eines vom Kaiser bestätigt-enLan- desausfchiußbeschlusses möglich,und wenn die Regirung ihre Pflichten erfüllen wollte, durfte siedem Drängen derDeutsch-en nichtnachgebenund zur finanziellen Aushungerung desKönig- reichs Böhmen dieHand nicht bieten,wseil siedoch wissen mußte, wiekatastrophal aufdiegesammteStaatswirthschaft eineZahlung-i einftellung desreich-ftenLandes derMonarchie einwirken würde.

Der Stillstand jedergesetzgeberischenArbeit imLandtag war ja ein genug harter SchlagfürdieBöhmen;und könntenfieüber- haupt unter dem Druck einer Zwangslage zunationalen Kon- zessionen gebrachtwerden (was Jeder verneinen wird,der nur oberflächlichdieGeschichteundPsychologiedesböhmischienVolkes kennt), sowar genug daran. Baron Bienerth und sein Finanz- minister Dr.von Bilinski haben jedoch vollständigdenDeutschen nachgegebenund seitderZeit zahltdieBevölkerung Böhmensdie Landesbiersteuer den Brauern und Wirthen (dennder erhöhte Bierpreis blieb)und das Land macht Schulden und untergräbt durchdieimmer bedrohlicher anwachifendeZinsen- undAmorti- sationlast jede ersprießliche Entfaltung derLandesauwnomie für

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314 DieZulunfL

eine lange Zukunft. DerLandesausschuß hatalle Unterstützung der kulturellen und wirthschastlichen Anstalten beider Nationen eingestellt; nichts geschahvon den großen Aufgaben desLandes inFragen derlandwirthschastlichen und gewerblichenPolitik, mit derHilfevon Anleihen wurden mitMüh-eund Nothnur diege- setzlichenund vertragmäßigen Verpflichtungen erfülltund man wartete aufden Moment, wo dieRegirung endlichanerkennen würde, daßdieZahlungsähigkeitdesLandes dashöchsteGesetz ist, und wosiedemLandesausschußdienothwendigen Mittel,eineEr- höhungderZuschlägezudendirekten Steuern um zehn Prozent und dieViersteuer von vier Kronen proHektoliter, durch kaiser- lichen Erlaßzur Weitersührung der Geschäfte gewährenwürde.

Die Regirung meinte jedoch,in Folg-eder Drohungen der Deutsch-en nichtinderLag-ezusein,Etwas zuthun,daswieeine einseitige Unterstützungderböhmischen Landtagsmajorität grgen die deutsche Obstruktion aussehen würd-e,weil sieimReichsrath inallen diesen Fragen nichtnur dieDeutschen, sonderneineKna- lition derDeutschenmitallDenen,dieinanderen Landtag-en die Obstruktion der Deutschenvon Böhmen nachahmen, fürchtenzu müssen glaubte und weil sieaucheine gewisse Rücksichtaufdie leichterregte Stimmung derDeutsch-eninBöhmen nehmenwollte.

Daraus dielaus ordentlich-einWege unentwirrbare Situation.

«AufböhmischerSeite kann man nichtguteinsehen, daßdasLand mittellos gelassen wird, daßder Staat seinNothrecht nichtdazu gebraucht,diefinanzielle VerwüstungdesLandes durchdieOb- kstruktionzuparalysiren, um somehr,als denDeutschenvon der Landtagsmajorität nichtdasgeringste positiv-e Unrecht geschehen istund zum ZweckderErreichung dernationalen Wünsche doch nichtdasganze Landundseine zukünftigeEntwickelung unwieder- bringlich geschädigtwerden dürfen;und dieDeutschenwiederum glauben, daßdieRegirung verpflichtet ist, ihnenzur Erreichung desZweitheilungprogrammes dadurchzuverhelfen, daß siedas Land ruhig und theilnahmlos inden finanziellen Ruin treiben läßt,weilsie voraussehen, daß-dann dieTschechenAlles bewilli- genmüssenoder daßdann dieRegirung außerdenFinanzmaßs regeln auchdieNeueinrichtung desLandes nachden Wünschen der deutschen Volkssacheoctroyiren wird.

Dereinzige vernünftige WegausderSituation, derdeutsch- böhmische Ausgleich, istleider heuteschwer gangbar. Lange Zeit hindurch hatman sichderHoffnunghingegeben,daßdasunmög- lichScheinendemöglichwird-. Alles war beinahe fertig.Ueberdie Reueinrichtung desLandesausschusses hatman sich schon geeinigt,

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DieVerfassungskrisis inBöhmen. 345

dieTschechen habeneinweites Ausmaßnationaler Selbstverwal- tung den-Deutschen konzedirt;aberalsüberdieletzten Resteder Sprachensrage beidenlandesfürstlichenAemtern inBöhmenent- schiedenwerd-en sollte, griffderJustizminister Dr. Hochenburger indieVerhandlungen aufeinegeradezuunverantwortliche Weise einunddieMonate lange, unsäglich mühevolleArbeit vonMän- nern, die aufbeiden Seiten den Frieden ehrlich wollten,war wieder einmal umsonst gewesen.Beijeder Ausgleichsverhandlung, namentlichaberbei derVerhandlung vonVolkzuVolk, welch-eden CharakterdesAusgleichesseinerEhrensache hat, istesunter Plän- nern Sitte, nicht einseitig indenVesistzstandderverhandelnden Parteien einzugreifen. Das haben geradezu peinlichbeideSeiten, dieDeutsch-enund dieTschech-eu,gehalten. Leid-ernichtderJustiz- minister. Während derFerienpaufe desvorigen Sommers, nach derman sich endgiltig überdiestrittigsteMaterie, dieSprachen- frage, einigen wollte, gabereinen Erlaß heraus, wodurches·er- möglichtwerden sollte, dasz auchdieletzten RestederGeltung der böhmischen Sprachevor deutsch-en Gerichtenbeseitigtwurden-

Und derganze Sprachenstreit drehte sichdochum dieFrage, ob«dieandere Landesspracheindeneinheitlichnational-en Aemtern alsvollberechtigtzugelassenwerd-ensoll,wie esbis1907 inBöhmen nachder Landesordnung von 1627 geltendes,nie ausgehobenes Rechtwar undwieesauchbisdahinbeinahe ausnahmelos prakti- zirtund bis aufdenheutigenTagvom obersten Ge-ichtshofals geltendes Rechtanerkannt wird,oderobdaseigenmächtig-eVor- gehenderdeutschen Richter,wieesaus-GeheißdesdeutschenVolks-- rathes seit1907üblich wurde,dieböhmischeSprachebeideutschen Bezirkennichtalslandesüblichanzuerkennen. trotzRechtund Ge- setzsiegreichbleiben soll. WährenddiedeutschböhmischenUnter- händlermühsamunter demVorsitzdesStatthalters Fürsten Thsun denWeg suchten,um einen fürbeide Theil-eannehmbaren Kom- promißzufinden, hatesderJustizminister fürgutbefunden,den Gerichtsvorstehern denWegzuweisen,wiesie,entgegen denkonse- quenten Entscheidungen desobersten Gerichtshof-es,das geltende Recht umgehen könnten.

Dieser unerhörte Eingriff indieTreugaDei derVerhand- lungen hat geradezu verherend gewirkt. Auf böhmischerSeite ent-«

standeine unaussprechlich-eErregung, diewohl mehralsbegreif-i lichwar, und man erwarteteeine Genugthuung. DieRegirung hatzwardenJustizminister öffentlichdesavouirt, aberauf böhmiss scherSeite verlor man dasVertrauen indieUnparteilichkeitdiesevs Regirung, so langeDr.Hochenburger das wichtigstePortefeuille

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Ble DieZukunft.

fürdennationalen Streit inBöhmeninBesitzhatte.DieDeut- schenwollten jedoch ihren Justizminister um keinen Preis opfern, weil erihneninBöhmenzudeutschen Gerichtendeutsche Richter ernannte, auchwenn siehundert gleich tüchtige, ja, oftviel tüch- tigere, viele Jahre länger dienend-e,der deutschen Sprache voll- kommen mächstige böhmische Kollegen überspringen mußten,um ernannt zuwerden. Auf böhmischerSeite wollten zwardieFührer dieVerhandlungen trotzdiesemunrierzeihlichenVorstoß des-Justiz- ministers weiter fortsetzen,abersiewaren nichtstarkgenug gegen die Erbitterung der böhmischen Oeffentlichkeit, welchedieAus- gleichsgegner natürlich weidlich ausnutzt-en. Die dem Ausgleich freundlich-eStimmung war dahin. Dazu kamauchder immer näher herantretende Termin derLandtagswahlen und damit dise AngstderAbgeordneten vor derVerantwortlichkeit fürdieKon- zessionen, ohnewelcheeben keinAusglseich möglichist. Und an ,,MännerstolzvorKönigsthronen« sindwirzwarinOesterreichbei denimmunen Abgeordneten, namentlichbeiden-en,diebseimbesten Willen nichtswerden können, nicht besondersarm ;aberder Plän- nerstolzvor Wählerstimmen wird eine immer selten-are Pflanze.

Auchingewissensehr hohen Kreisen hatman denAusgleich unddiedaraus nothwendig folgende Möglichkeitdeseinheitlichen Vorgehens der beiden vorgeschrittensten Völker der Monarchie, welche offenbardann auchdieVellseität hätten,einen eigenen,nicht von derhohen Regirung diktirten Willen zuhaben,nicht beson- derssympathisch begrüßt;undunter demDeckmantel derSorge um die Geltung der deutschen Sprach-e fürdie Gesammtverwaltung der Monarchie hatman erreicht, daßvon derNegirung fürdie deutsche Sprache praktisch überflüssigeund unnütze Vorrecht-ever- langt werden: denn das absolut Nothwendige fürdieeinheitliche Verwaltung wird von den Tschechien zugestanden. Das bot den tschechischen Ausgleichsgegnern die Gelegenheit, einen erfolg- reichenSturm gegen denletzten NestdiesAusgleichswillens unter denBöhmen zuunternehmen. Die Deutsch-enkonnt-en schongar dasEnde nichterwarten undineiner Abgeordnetenversammlung sagten siesich einfach,ohne ihren Ausgleichsspartnern von der böhmischenSeite darüber vorherauchnur eine Andeutung gie- machtzuhaben, vom Ausgleich los. Den Tschechenblieb nichts Anderes übrig,alsformelldsasSelbe zuthun. Nochniewar der iFriedeunter denbeiden Völkern sonah, nochniediseMöglichkeit, dem Jahrzehnte währenden Kampf, zumWohlbeider Nationen, desLandes und der Monarchie, wenigstensindenschärfstenEr- scheinungsormen,dieleider unsAllen schädlichsind,einEnde zu

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DieVerfassungskrisis inBöhmen. 347

machen;und Diejenigen, dieentweder direkt, durch feiudsäligen Eingriff in dieAusgleichsslimmung, oderdurch Niangel anMuth, durchdieFurchtvorderVerantwortung und gar schonvor den CWählerinden beinahe fertigen Ausgleich unmöglich machten, Ehaben sicheiner unverzeihlichen Sünde anihrer Nation, andem Land und-dem Staat schuldiggemacht.

Der Ausgleichwar dahin; und nur dieNothder Landes- kfinanzenbliebund wurde immer ärger.DerLandtag konnte nicht einberufen werden,weilihndieObst-ruktion sofort verhandlungs unfähig gemacht hätte. Auflösungund Neuwahlenausschreiben:

Das hätteam Allerwenigsten ein-e finanzielle Rettung fürdas Land gebracht,weil esnur eine Gelegenheit fürdsie Radikalen beider Stämme gewesen wäre,den tiefsten Schlamm dernatio- nalen Leidenschaften aufzuwühlen,was gewißeinen noch-weniger zur Ordnung derDinge fähigen Landtag hervorbringen würde.

Und so mußtedieRegirung endlichdaran denken, selbsteinzu- greifen. Und siewar verpflichtet,Etwas zuunternehmen, weil dochdieVerantwortung fürdieunausbleibliche Zahlungeinstels Jung dsesreichstenLandes derMonarchie vorAllem dieRegirnng treffen würde, nichtnur,weil dieHauptschuldam Ruin desLan- des eine Neg.irung, dieBienerthsVilinskis trägt, sondern auch, weil dieKonsequenz-endavon auchdsen Staatskredit sehr gefährlich treffen würden. JmAusland istman überdieHerrlichkeitender inneren Poltiik Oesterreichs nicht sogutunterrichtet, namentlich aber indenweiten KreisendserBesitzer österreichischerRenten, um genau zuunterscheiden,wer eigentlichdenKrach. gemacht hat, noch, obeseinfinanzieller odernur einpolitisch-er Krachwar. Jeden dortweißnur,daß Böhmenmitseinem Reichthumder unvernichts IbareQuellderwirthschaftlichen ProsperitåtderMonarchie ist, und wenn diesesLand nicht zahlen kann,dann mußesmitdemReich schlecht stehen.Das kannkeineRegirung zugeben,am Wenigsten ineiner Zeit,wodurchinternationale Vorgänge die-rStaatskredit Oesterreichs ohnehinumeinen Theil sein-esGlanzes gekommenist.

Die einzige Möglichkeit jedoch,dieZahlungunfähigkeitzuver- meiden,war dieEröffnungneuer Steuer-quellen, dieübrigensvon derlandtäglichen Finanzkommission schon einstimmig beschlossen war und die auchder Landesausschuß der Negirung empfahl.

Dasbedeutete aber einevollständige Niederlage derdeutschen -Obstruktion;denn siehatalle ihre Hoffnungen auf eine Kartege- setzt:aufdenfinanziell-en KrachdesLandes. DieRegirung glaubte nun, den Deutschen dafüreine gewisse Genugthuung gebenzu müssen,und diesewar,daß sie fest daraus bestand,demalten Lan-

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348 DieZukunft.

-desausschuß,der fürdieDeutschenden tschechischenWiderstandl verkörperte,keine neuen Finanzquellen zubewilligen. Umjedoch derMöglichkeitzuentgehen,dsieVerfassungsuspendirsenund den Landesausschsußvonseinem Platzewegschaffenzumüssen, glaubte sie,imJnteresse derVerfassung, desDeutschnationalismus und derKontinuität der Autonomie am Bestenvorzugeh-en,wenn sie dafür, daßderLandesausschußdie Durchführungeiner solchen Maßregel selbst durcheine freiwilligeDemission ermöglicht, ihm dieGewähr bietet, daßdiean seineStelle vom Kaiserzuernen- nende Verwaltungskommission zumgrößten Theilaus Mitglie- dern desalten Landesausschusses bestehen sollund daß dieserKom- missiondurcheine kaiserliche Entschließungdie nothwendigen

neuen finanziellen Mittel zur Weiterführungder Geschäftebe-

willigt würden. DieRegirung glaubt-e, aus diese Weisedasstaat- licheNothrecht, welchesinTheorie und Praxis nicht bestritten wird,nichtgegen dsieVerfassung auszuüben,sondernneben der Verfassung, nur um dieLückeneines paragraphirten Nothrechtes, wieesimParagraphen 14 derVerfassung von 1867 stipulirtist, auszufüllen. DieRegirung wollte obendrein denDeutschen auch darin entgegenkommen, dsaßsieeinMitglied mehr stellendurften, alssieimalten Landesausschuß hatten,und zwar auf Kostendes konservativen Großgrundbesitzes,und daßzum Finanzreferenten einstaatlicherBeamter ernannt werde,um dieDeutscheninHin- sicht aufdieFinanzgebahrung der Landeskommission zuberuhi- gen, aber auch,um dieVerantwortung fürdieVerwendung der vom Kaiser bewilligten neu-en Steuern selbstzuübernehmen·

Wer nichtnaiv genug ist,um zumeinen, daßeineRegirung ineinem Staat wieOesterreichAlles machen kann,was eine ein- zelneNation will, auchwenn esvollständigdemRechtund der Billigkeit entspricht,Der wird kaum abstreiten können, daßder von derRegirung vorgeschlagene Wegin dervon derRegirung BienerthsBilinski soargverschlimmerten Situation nochderam Leichtesten gangbare war. FürdieTschechenkonnte dochdasBe- wußtsein, daßdas Land vom Bankerot errettet wird und daß sie inden Verhandlungen mitdenDeutschen nicht mehrunter dem Druckdieser Befürchtung steh-enwürden, genügen,um dasschmerzs liche GefühldereinwieiligenSuspendirung derThätigkeitdesge- wählten Landesausschusses zuvermindern; und die Deutsch-en konnten sich sagen, daß sie formell gesiegt haben,weilsie jazu- erstmitderJdeeeines kaiserlichenKommissariatesgekommensind und weilderihnen so verhaßte Landesausschuß,indemübrigens ihreVertreter mitihren böhmischen Kollegen Jahre langinun- gestörtem freundschaftlich-en Verkehr gelebt haben,dieWaffen zu

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DieVerfassungskrisis inBöhmen. 3219 strecken genöthigtwar. Und über die materielle Niederlage,über denVerlustder Möglichkeit,mitderfinanziellen Aushungerung des Landes zu drohen,konnten sie sich schon trösten,weilsie durch langeErfahrung gelernt haben mußten, daßdieTschechen zwar gern bereit sind, fürdenFried-enimLand, fürdiebesserei Zukunftbeider Nationen Konzessionenzumachen, daß siebereit sind, sogarinderRichtung dernationalen Selbstverwaltung den Deutschen entgeg-enzukommen,um dieseDeutschenandasLandzu ziehen,um inihnendasböhmischieHeimathgefühlzustärkenund ein Jnteresse an dem Ausbau dierLandesautonomie zuwecken, daß alsodieTschechenzwar zuallen möglichenKonzsessionenum desFriedens willen bereit sind, daß sieabernieund nimmer auch diegeringsteKonzession machen,den kleinsten Theil ihres Besitz- standes opfern,nur, um das Landvor demfinanziellenNuin zu

retten. Denn dieTfchechen haben stets aufderUeberzeugung ge-

standen, daßdasfinanzielle SchicksaldesLandes nichteineSorge derTschechenallein ist, sondernall-erhierinFrage kommenden- Faktoren, der Regirung, der Tschechenund derDeutschen.

DieNegirung hat nun indem Augenblick,wo die Noth derLandesfinanzen denHöhepunktzuerreichen drohte,vonihren AbsichtendenFührerndergroß-en Partei-enbeider Nationen und demOberstlandmarschsallFürsten Ferdinand Lobkowitz Mitthei- lung gemach-t. Nirgends begegnet-e sieeinem prinzipiellen Wider- stand.Aber dieDurchführung hateinen großen Mangel anRegie- kunst gezeigt. DieAbsichtenderNegirung wurden vorzeitigvon allen Zeitungen breitgetreten undbildeten sogardenGegenstand einer Erklärung des Ministerpräsidentenim Herrenhaus; und- dahiervon derNegirungdie ganze Initiative zurAufhebungder ordentlichen Funktionen derLandesautonomie von denMitglie- derndesLandesausschusses verlangt wurde unddieNegirung als dieVoraussetzung jedenEinfchreitens dieDemissionderLandes- ausschußbeisitzerbedang,waresklar, daßdieMitglieder desLan-- desausschussessolche öffentlich auf sie überwälzte Verantwortung kaumübernehmenwürd-en. DieböhmischenParteien haben ihren-—

Vertretern imLandesausschußdieErlaubnißzurDemission nicht gegeben, haben ihre Führer desavouirtz und dieDeutschen haben beschlossen, daßkeinAbgeordneter die Stelle eines Mitgliedes der Verwaltungskommission annehmen dürfe.

So scheitertedererstePlanderNegirung, derNothderLan- desfinanzen ohneeineallzu große Verletzung derVerfassung zu«

begegnen,dieLandesautonomie wenigstensdurchdieKontinuität der dieVerwaltungskommission bildenden Personen, diemeist vom Volkerwählte Abgeordnete und Jahre lang Mitglieder des-

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