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Die Zukunft, 29. Februar, Jahrg. XVI, Bd. 62, Nr 22.

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Herausgeberi

Maximilian Hardm

Inhalt: Seite

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Uachdruck verboten.

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Erscheint jedenSonnabend.

PreisvierteljährlichsMart-dieeinzelneNummer 50Pf.

Berlin.

Verlag der Zukunft

WilhelmftraßeBa.

1908.

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Berlim den 29. Iebruar 1908.

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Der zweiteProzeß.

Il.4«)

Post-er without rightis themost detestahle ob- jectthatcan beoffer-edof thehuman imagination it is not only pernieious tothose whom itsubjeete, butworks itsown destruction. Resdetestahilis et

caduca. chatam: Speeolies.

Staatsaktion.

GenerallieutenantvonEinem,Staats-undKriegsminister,hatamneun- undzwanzigstenNovember 1907 imReichstagausführlichüber die StrafsacheMoltkewiderHardengesprochen.Ueber einschwebendesVersabren.

DarübervomSitzeinesRegirenden bestimmte Meinungenins Landhinab- zurufen, galt auchinDeutschland bisher nichtals erlaubt. Jeder Versuch amtlicherEinwirkungaufJustizbehörden,Gericht,Volksstimmungmußte indieserhösischenSachesorgsamernochalsinjederanderen vermiedenwer- den.HerrvonEinem dachteanders;undwußte,daßjedeJngerenz,die dem Angeklagtenschadenkönnte,in derberlinerPresseBeifall sindenwerde.Das KöniglicheStaatsministeriumhatte nichts einzuwenden.(DerGenerallieu- tenant kamtecta ausHighcliffe.)EinVerfahrenwirdeingestellt,ein neues eröffnet,ein im Namen desKönigsgesprochenesUrtheilvernichtet;undbe- vor, gegen das VotumdererstenKriminalisten,dieSachevonvorn anfängt, tritt derpreußischeKriegsministervordenReichstagundjudizirtnach Her- zenslust.Sowars undsowaresnicht.Dasist erwiesenundDasist nicht

k)S.»Zukunft«vomneunzehnten Februar1908.

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290"- DieZukunft

erwiesen.HieristeineBeleidigungundhier istkeine.Jnkeinem Parlament derErdeistje geduldetworden, daßein VertreterderRegirungseinemVor- urtheilüber eineschwebendeStrafsache so rückhaltlosen,soungenirtenAus druckgab.WennsichsumdenSitzredakteureinessozialdemokratischenBlattes,

um denwinzigstenSendbotendesRussenterrorsgehandelthätte,wäre in der PresseeinHöllenlärmentstanden.Danur Herr Harden geschädigtwerden konnte,fanden dieberlinerZeitungenkein WortdesProtestes. DieRede,die jeder ernsteMonarchist strengtadelnmußte,bewiesobendrein, daßderKriegs- ministerweder dieGenesis nochdenGegenstanddesProzesseskannte.»Die Artikelder,Zukunst«,diebezeichnetsind,GesprächzwischendemHarsnerund deniSiißen«,habe ichnichtgelesen;dazuhabe ich auchgar keineVeranlassung gehabt,dennich hattekeineAhnung,werdamitgemeintseinkönnte.«Vor demLesenpflegtseltenEiner zuahnen,wasundwerin demArtikelgemeint seinkönneDaß hierArtikelmitsolchemTitel nieerschienensind, sollte Je- derwissen,deröffentlichüber dieSachespricht. DieunzureichendeJnforma- tiondesMinisters zeigte sich auchanwichtigerenPunkten.MeineArtikel haben ihn,denChefdesMilitärkabinetsund denKommandanten desHaupt- quartiers ,,veranlaßt,anmaßgebenderStellenachzufragen,ob Etwasgegen denFürstenEulenburgbekanntwäre.DieAntwortist durchaus negatioans- gefallen:esliegenichtsvor«. WelchenGrund hattendreiGenerale,exol·—

fjciosichumdasHandeln unddenNufdesFürstenEulenburgzubekümmern?

MeinesWissens hatEiner derDrei dieZumuthungmit den Wortenabge- wiesen: »Der gehörtja nichtzurArmee; ichlassedieFingerdavon.«Diefür einen zurDisposition stehendenBotschafter»maßgebeudeStelle« kannnur derReichskanzlersein.DerhatamsechstenNovember 1907,als beeideter Zeuge,gesagt:»llngünstigeGerüchteüberdenGrafenHohenauunddenFürsten Eulenburgsindin denletztenJahrenzu mirgedrungen«.Daßerdendrei Generalen anders geantwortet hat, ist undenkbar;und»durchausnegativ«

wirdMancherdieseAntwort nicht finden.Dasist nichtdieeinzigeDifferenz zwischenKanzlerundKriegsminister.FürstBiilowsagte,derKronprinzhabe seinemVaterdieHefteder»Zukunft«gebracht. »DerKronprinzerfüllteda- miteinen thtderPietiitgegenseinenkaiserlichenVaterundauchdasLand muß ihm sur diesepatriotischeThatdankbarsein«DieserSatz(im offiziellen Text steht: »Er handelteimInteressedesLandes«)hatteAergernißgegeben.

DemRednerwar bedeutet worden,eserscheinenicht angemessen,überJn- ternaderkaiserlichenFamiliedemReichstagMittheilungenzumachen.Die DarstellungdesHerrnvon Einem erwähntdenKronprinzen nicht mehr.

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Derzweite Prozeß.Il. 291

DieArtikel, heißtsda, sind nachHomburggeschicktworden. Der Komman- dantdesHauptquartiers hatamerstenMaimorgenmitdenGrafenKuno MoltkeundWilhelmHohenaugesprochen.BeideHerren habendenVerdacht homosexuellerNeigungenweitvonsichgewiesen.,,GrafHohenau hatgesagt,

erhabe erwartet, daßseinVorgesetzterihninSchutznehme;erhatsichsoli- darischerklärt mit dem älterenGeneral,demGrafenMoltke;erwerdesich Demanschließen.«Nach dieserdienstlichenUnterredung habenbeideGrasen Abschiedsgesucheeingereicht.Warum?TrotzdemdieChefsdes Militärkabi- netsund desHauptquartierssievölligmakellosfanden?Wennman dieHerren fürunschuldigverdächtigthielt, mußteman sievomDienstsuspendirenund voreinEhrengerichtstellen.Das konnte invierzehnTagen,inachtschoner-

ledigtsein,in allerStille;unddieGereinigtenkonnten,inehrenvollerAkti- vität,dannjedenSchrittthun,derihnennochnöthigschien.Stattdiesenvon der SittevorgeschriebenenWegzuwählen,zwangman dieHerren,dieVer- abschiedungzu erbitten.Und wassieerbaten,wurdegewährt.Warum? »Um sievonseiner Personzutrennen,umsievomHofe freizumachen,hatSeine Majestäteingewilligt,siemitPensionzurDispositionzustellen,in demGe- danken, sie,wenn sie sichgereinigt hätten,wiederanzustellen.«Sosagtder Kriegsminister.IchkanndieseDarstellungnicht für objektivrichtighalten.

VierHerrenaus demengstenVerkehrskreisdesKaisersundKriegs- herrn sollen öffentlichschlimmenHandelnsbeschuldigtwordensein·(Sowird behauptet;mitUnrecht,wieHunderteunbefangenerLesermirbestätigtha- ben.)KeinMaßgebenderbezweifeltihreBetheuerungvölligerUnschuld.Kei- nerdenktaneinEhrengerichtEiner derVier,derAusländer,verschwindet leise.Diedrei Anderen müssenAbschiedsgesucheeinreichen;siewerden zur Dispositiongestelltundsollenerstwieder indieSonne heimkehren,wenn sie gereinigtsind.Wasgeschiehtnun?EinHerr(dervondemVorgesetztenSchutz erwartet hatte) hältdieReinigungfürunnöthig;gehtins Auslandundschreibt

aneinen in dieZweite SoldatenklasseversetztenMann,er,,werdeinabseh- barerZeit nichtnachDeutschlandzurückkehren-CDerZweite behauptet, nach fünf Wochen, ich habeihmeinVergehengegen denParagraphen175vorge- worfen, läßtStaatsanwalt undGericht nachBeweismitteln forschenundbe- ruhigt sichmitderAntwort,strasbare Handlungen seienihm öffentlichnie- malsnachgesagtworden. Der Drittestellt,in derfünftenWoche,einenStraf- antrag, der,aufWeisungdesJustizministers,vonallen-Jnstanzenabgelehnt wird·(DieAntwortderStaatsanwaltschastunddesMinisters müßteunge- fähr so gelautet haben: »PersonenausdernächstenUmgebungSeinerMa-

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292 DieZutunn.

jestätinihremRechtsanspruchgegenBeleidigerzuvertreten, istnicht unseres Amtes; insbesondere nicht,wenn diesenPersonenderStrafantragvon der AllerhöchftenStellebefohlen ist. Jn solchemFalle fehltdasöffentlicheJn- teresse,dasdieKöniglicheStaatsanwaltschaftzurVerfolgungberechtigt.Auf Grund desParagraphen416derStrafprozeßordnungwar deshalbder An- trag EurerExcellenzabzuweisen.«)WärediesesVerfahrenderJustizbehörde gegeneinenHerrn,dernachgerichtlicherReinigungwiederin denGunftkreis aufgenommenwerdensoll,geduldetoder gargebilligtworden?Konnten, nach sobündigemBefehl,die Anderen sichderPflichtzurKlageentziehen?So kannsnicht gewesensein.WenndemKaiser gemeldetworden wäre,dreiihm nahe Herren,ein verwandter undzweibefreundete,seienöffentlichfchuldlos verdächtigtworden, hätteerdasfchnellsteVerfahrengefordertundden Be- schuldigtensichtbareZeichenungeschmälertenVertrauens gegeben.Keiner der Drei kamvorsein Angesicht.Keinemwardeintröstendes,Hoffnungwerten- des Wort. Und demEinzigen,derklagte,wurde derStrafantraginallenJn- stanzenabgelehntundimSpätlenzderTermin in dieletzteOktoberwoche gelegt. Schonvor demSchöffengerichthabe ichgesagt:»WeilEtwas ge- schrieben, veröffentlichtworden ist,etwas angeblichUnwahres, sollendrei FreundedeshöchstenMannes imReichdasAmtunddie Gnadeverloren haben?Daßwirinsolchen Zuständen leben, behaupten selbstdiewildesten Sozialdemokratennicht. ZwischenmeinenArtikelnund derEntlassungder HerrenliegenVorträge,ErmittelungenundandereDinge.Wennesnichts weitergäbealsmeine paarWorte,säßendieHerren noch heutein Amt und Gunst.« DieDarstellungdesKriegsministerskannnichtrichtigsein.An die Wiederkehrder dreiHerren hatim MaiNiemand gedacht. Jedergeglaubt- inkorrektesVerhalten habe sie fürimmerumdie Gnade gebracht.Manhielt sie fürschuldig;irgendeinesVergebensDaistdas punctum saliens; pochte inEntstehendemdasHerzderSache. ,,ObderEntschluß,derdieDemissio-

nenerzwang, allzu jäh,obernothwendig,durchwelcheErwägungenerbe- wirkt war, kannichnicht ermessen«:Dasschriebichim Juni. Wenn dieDinge sogelegenhätten,wieHerrvonEinem glaubt,wäre zuEntlassungund Un- ruhekein Grundgewesen.EineNotizimReichsanzeigeroder in der Nord- deutschenAllgemeinenZeitung:undnichtderschüchternsteTadelhättesich nochandieGeschütztenherangewagt.SiebliebenschutzlosWurdeninhun- dert Blättern wieVerbrecherbehandelt.Galtenalsschuldigundabgethan.

Jn derNorddeutschenwurdenurdaran erinnert,daßderKanzlergesagthabe:

»Komm-illa isteinefremdeGiftpflanze,dieman nieohne großenSchaden

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Derzweite Prozeß.lI. 293

für Fürstund Volknach Deutschlandverpflanzthat«Dasmußteindieser Zeitwie eineBestätigungdesharten Urtheilsklingen,dasüber Eulenburg undGetroffengefälltwordenwar. Jn dieseStimmungpaßtedasWortdes Maßgebenden:»DieViersinderledigt.«AndieseStimmungmahnten noch dieNovembersätzedesFürstenBiiloiv: »Alsmir derKaiser zumersten Mal von derAngelegenheitsprach,habe ichSeinerMajestätgesagt,erdürfe jetzt wederrechts nochlinkssehen,sondernmüssenur darandenken,denSchilddes eigenenHausesunddenSchildderArmeerein zuhalten.DaswarSeiner MajestätausderSeelegesprochen.«AufallenGipfelnwar manvom Lenz bis in denHerbstganzsicher,daßdieGestürztennie wiederhinaufkommen würden.Parteiungentstandnur dadurch, daßeinestarkeGruppedenvom Thron Entfernten auch nochdieäußerenZeichenbesondererChrung nehmen wollte.Deshalbkams zuöffentlicherVerhandlung;nicht,weilsieeinen Rück- weg-in hoheGnadeöffnenkonnte.NachdemerstenProzeßlasmans anders.

Nie,hießes nun,hatobenJemanddenHerrenUnziemlicheszugetraut noch anihrerRückkehrgezweifelt.GegendieseVariante zeugt(außeranderem er-

weislichenHandelnundReden) lautgenug schondieKlage des GrasenMoltke über imDiensterlittenesUnrecht: »Man hat mich jagarnichtgehört!«

Da in derselbenDebattederKriegsminister auchdasvom Herrnvon Hüler,deralsPlatzmajordemStadtkommandanten GrafenMoltkeunter- gebenwar,imerstenProzeßBekundeteungenau citirthat, muß ich,zurAuf- hellungdesThatbestandes,diewesentlichenTheile dieserAussagehiernach demstenographischenBerichtüber dieHauptverhandlunganführen.

Justizrath Bernstein:SinddieGerüchtevondenenderHerrZeuge sagt, daßsie

»allgemein«,daß sie»von vielen Stellen-«kamen,sind diese MittheilungenüberVerfehl- ungendesFürsten EulenburgvondemHerrn Zeugen selbstnndinseinen gesellschaft- lichenKreisen geglaubtworden?

MajorvonHülsen: Ja.

Justizrath Bernstein: HältderHerrZeuge für wahrscheinlich, daß auch Gras

Moltkedavonerfahrenhat? »

MajorvonHülsen: Jchbin derAnsicht, daßExcellenzdavonerfahren hat.

AmtsrichterDr.Kern:Sieglauben, daßerDasweiß?

MajorvonHülsen :Nach Dem,wasichvonvielenSeiten gehörthabe, glaube iches- Harden:DerHerr Prioatkläger hat hier bestritten,daßsein Abschiedmit meinen Artikelnzusammenhänge;GrafMoltkesagt, sein ScheidenausderStadtkommandantur habemitdiesenArtikelnnichtdasAllergeringstezuthun-

Graf Moltke:Jawth A

Justizrath Bernsteim Jst dem-HerrnZeugen bekannt, weshalb Granoltte nicht mehr Stadtkommandant ist?

MajorvonHülsen: Dienstlich istmireineOrdrebekanntgeworden,diewohldie Veranlassunggewesen ist.Jch habe dienstlichdamitzuthun gehabtundweiß deshalb

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294 DieZukunft.

nicht,obich berechtigt bin, michdarüberzuäußern.Jch habedasAktenstückalsBureaus chefbekommen.

Hardem Jstesrichtig, daß ausschließlichmilitärtechuischeGründedieVerab- schiedungdes GrafenMoltkeherbeigeführthaben?

MajorvonHülsemNein, ausschließlichmilitärischeGründe waren esnicht.Aber sie haben jedenfallszumilitärischenGründeninBeziehung gestanden.

JustizrathBernstein:Haben dieseGründemitdenmilitärischenPflichtbegrifsen inVerbindunggestanden? HatmanandemVerhaltendesHerrn Grafen irgendetwas nichtganzentsprechend gesunden?

MajorvonHülsem Jawohl.

Granoltke: JsteinegeheimeOrdre gekommen? JsteinebesondereOrdreüber michergangen, dieich nicht gekannt habe?

MajorvonHülsemDarübermuß ichwohldieAuskunft verweigern.

DemPlatzmajorwar alsonichtsdavonbekannt, daßderihmunmittel- barvorgesetzteStadtkommandant unschuldigverdächtigtund, ohneeinen SchattenvonUngna-de,nur fürdieProzeßzeitdemDienst enthoben sei·Er nahman,derVorgesetztehabeeinePflichtverletzt,seinVerhalten sei getadelt wordenundeineRückkehrin Amt oderGunst schondeshalbunmöglich.Das

war nochimOktoberdieAuffassungdesPlatzmajors,der imMai,als Bu- reauches,ausdemdienstlichenWegeinAktenstücküberdenGrafenMoltkeer- halten hatte.Niewar ihm,derdem Stadtkommandanten derNächstewar, von all denDingen,diederKriegsminister erzählthat,eins bekanntgewor- den.DieDarstellungdesHerrnvonEinemkannnicht richtig sein.

Auchüber dieGrafen HohenauundLynar sprachderKriegsminister mitunzulänglicherSachkenntniß.Ervertheidigtesiemit einemEifer,der den Kameraden ehrt,vordemderStaatsminister sichaberhütenmußte. Graf Lynarhabenur ,,einen Burschenunzüchtigberührt«.(Nurberührt?Der Bursche hat behauptet,derGraf habe ihn geküßtundversucht,ihmdasBein- kleidherunterzureißen.)»VondemParagraphen175desallgemeinenStraf- gesetzbuchesunddemParagraphen114desMilitärstrafgesetzbuches(Miß- brauchderDienstgewaltzuForderungen,die inkeinerBeziehungzumDienst stehen,oder zuPrioatzwecken)kannnichtdieRedesein.«(War nichtschondie leisesteunzüchtigeBerührungeinMißbrauchderDienstgewaltzuPrivat- zwecken?Jstein vielschwererervorstellbar?SolchenMißbrauchbedrohtdas MilitärstrafgesetzbuchmitGefängnißoderFestunghaftbis zuzweiJahren.

Major GrasLynar,der dieLeibschwadrondesRegimentesderGarde duEorps geführthatte,wurdeaufgefordert,soforteinAbschiedsgesucheinzureichen.»Da einGrundvorlag,demMajordieDienstunfühigkeitbescheinigenzukönnen, istdieVerabschiedungmitPensionerfolgt.«),,KeinMenschhateineAhnung

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Derzweite Prozeß.Il. 995

gehabt,daßirgendwelcheVergehendieserArtdiesemMannezuzntrauenseien« (Kein Mensch?SeitJahrenhatman davongehört,das Aergernißwarso- gar bis über den Aermelkanal gedrungen;undder alteGehlsenhatschon1905 inseiner »Stadtlaterne«gesagt,derGraf habe widernatürlicheUnzuchtmit Männerngetrieben.)NochwenigerseianeinenFehltrittdes GrafenHohenau zu denkengewesen,»derseinRegimentinausgezeichneterOrdnungundDis- ziplingehalten,denseinOfsiziercorpsverehrtundgeliebtundderin derglück- lichstenEhegelebthat.« Jn dieserZeitderOrdnungundDisziplin erzählte UnteroffizierBollhardtinderKantine,erhabevondemKommandeurGeld bekommen;undin derReitbahn höhnteeinezotigeInschriftdieGrafen»Willy undHannes«.Undwasliegt jetztvor? ,,Geriichte,dienicht bewiesen sind.

DereinzigeZeuge,der diebeidenHerren belastet, ist Bollhardt.«Daß dieser Zeugedie-Vorgänge,derenSchauplatzdie VillaLynargewesensein soll, rich- tig geschilderthabe, scheineunmöglich Bollhardt habe anch behauptet,an denHerrenabendendenFürstenEulenburgund denGrafenMoltkegesehen zuhaben. »Es stehtunzweifelhaftfest, daß diesebeiden Männerniemalsin derVillagewesensind«(Wie ist dieseunzweifelhafteFeststellungbewirkt worden?Jch habe schonimerstenProzeßgesagt,daßmirnieeingefallensei, diebeidenHerrenorgiastischerGeschlechtshandlungenzuverdächtigen,undeine Aussage Bollhardtsübersiegarnichtgewünschthabe. Seltsamwäreaber, wenn GrafMoltke dasHaus Lynars,dasdichtnebenseinem lag, auchbeiTag niemalsbetretenhätte;dasHauseineszurfeinstenpotsdamerHofgesellschaft gehörigenHerremvon demerseineWohnungamHeiligenSeeübernommen, mit demerTagundBedingungendesMietherwechselsverabredet hatte.Vor demKriegsgerichthat außerBollhardteinzweiterZeugebeschworen,daßan Herrenabendenzweiihnen Fremdein derVillawaren. DieangeklagtenGrafen habendie Namennicht genanntunddiePersonen sind nichtfestgestelltwor- den.) DaßGrafHohenauzurDispositiongestellt,daßihm PensionundUni- formgelassenworden sei,fandderKriegsminister,,vollständiggesetzlichund richtig«;undwarempört,als derAbgeordnetePaaschezwar»denlauteren undgradenSinn desHerrnvonEinem«gerühmt,dessenunzureichendeSach- kenntnißaber,»ohneihmdengeringstenVorwurfo machen«,bedauerthatte.

Daswar amdrittenDezember-AmdreiundzwanzigstenJanuarwurdevon demGericht derErstenGarde-Division(das denZeugenBollhardtfürglaub- würdighieltundbeeidete,dievonihm bekundetenFälleaberalsverjährtaus- schaltenmußteundspäterenichtfestgestellthat)GrafHohenau,weilihmzwar geschlechtlicherVerkehrmitMännern,in dennichtver-jährtenFällenabernicht

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296· DieZukunft

derThatbestaudeinergesetzlichstrafbarenHandlungnachgewiesensei,-freig"e«- sprochen,GrafJohannes LynarzufünfzehnMonatenGefängniß-verurtheilt (Fünfma·lMißbrauchderDienstgewaltszusexuellenZwecken;einmalVe«"rsuch", einenUntergebenenzu einer mitStrafe bedrohtenHandlungzubestimmen;

dahartnäckigesLeugnendasVerfahrenüberGebührhingezogenhat,wurdedie DauerderUntersuchunghaftnichtvon-derStrafzeit abgerechnet.)

Diebeiden-Männersindzubeklagen.Kranke; nicht Verbrecher. Doch- derEinehattedasvornehmste Preußenregiment,der AnderedessenMuster- schroadrongeführt.JnFritzens TrabantengardedieLeibschwadron,derenChef derKönigvonPreußenist·DerE-inewarGeneraladjutant,derAnderesollteFlü- geladjutantwerdenDenHohenzollernhatte,vordemAugedesvomRegiments- kommandeur zuGeschlechtsverkehrverleitetenSoldaten,derDeutscheKaiser währendeinesKasinofestes umarmt;demVetterfröhlichzugerusen: »Willy, DubistmeinFleischund Blut!«DerSchroagerdesGroßherzogsvonHessen hattedenKronprinzendesDeutschen Reichesausgebildet AufBriefbogen, denendieKönigskroneund,inGoldlettern,die Worte,,SchloßWilhelms- höhe«aufgedrucktsind, schriebGraf HohenauanBollhardt. Dursten diese Unglücklichen,derenSexualitätdiestärkstenHemmungimpulselahmte,auf ihrenPosten bleiben?GeschlechtlichenMißbrauchderDienstgewaltwillauch·

derschroffsteGegnerdesUrningparagraphenbestraft sehen. Auchim natür- lichenGeschlechtsverkehrheischtjederModerneSchutzderSexualfreiheitgegen Mißbrauch;gegenBrotherren,Vorgesetzte,UebermåchtigeallerArtWar-das Thun,dasdieseskriegsgerichtlicheVerfahren erwirktundschlimmemBeispiel diekontagiöseKraft genommen hat,uichtimmer-hinnützlich?DerGedankean dasSchicksalderBeidenließmich mancheNachtimFieber durchbeben.Der grause,nievölligwiederausdemHirnzutilgendeGedanke,Menschenglück getötet,KinderndasBilddes-Vaters verleidetzuhaben. Doch mußteessein.

Our-emedicamenia non sanank t«(-rrumsan-at.Nur derverschworeneFeind derDynastieunddesHeereskonnteschweigen.Undhätteichwirklich,wieohne Fug durchsLandgeschrienward,einemFürstenundeinem Grafen Unrechtge- than:noch denJrrthum,nebendemsoheilsameWahrheitstand, durfte nicht eineStrafe treffen,die derGesetzgeberBetrügernund Diebenzugedachthat.

Wie magHerrvonEinem darüber denken? DieSexualkrankenbeur- theiltervielhärteralsich.Bubennennt ersieundwillsiemiteisernemBesen ausdemArmeebereichkehren.»MirsinddieseLeuteekelhaftundich verachte sie.EinsolcherMann darfnie und nimmer Osfiziersein.EinsolcherMann kommtindie—Lage,sichsgegenseinenEid zuvergehen;erfördert durchsein

-

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Derzweite Prozeßli. 297

Verhaltennichtdas-Beste,sonderndasSchlechteste;eruntergräbtdieDis- ziplinundzwingtseineMannschaft,denVorgesetzten-zuverachten.Wirdein solcherManngefaßt,weresauchseiundwoerauchstehe,somußervernichtet werden.«HeftigeWortezDaßZwei,dieallzulangeauf fast unnahbar hoher Stellegestandenha"tten:«'vernichtetwerdenkonntenund allen Soldaten des- deutschenHeeresvonberufenenWarnern jetzt,auf Befehl«desKr·iegsherrn,sdie- LebensgefahrderMännerlockung,Männerpaarunggezeigtwird,habe ichbe- wirkt.Stolz binichtnichtdrauf.DerMinister,der mitso grimmemEiferdas Zielzuerreichen suchte,müßtesicheigentlichabergestehen:»DerMannhatge- than,was meine Wortenur malten,undwürde, trotzeinemFehlgrisf,noch- Dank verdienen.«HatderKriegsminister,aufdessenWinkdochalle Quellen ansLichtfließen,etwanichtgeirrt?AlserdasAnsehenseinesAmtesfürdie beidenGrafen einsetzteund immer wiederversicherte,das gegensie Vorge- brachte seinurKlatschundTratsch?Daßesmehrwar,konnteerwissen·Der KriegsministermußfürdieArmeeeintreten,fürjedenOffizier,jedenMann, so langeesirgend geht.Hier gingesnicht mehr.EinebeschworeneAussage.

VerdachtigeBriefe.BeideBeschuldigtewaren, statt sichzuvertheidigen,ins Auslandgegangen. Der Eine aus einerFamilie,derenphysischeBelastung längsterkennbar,schonin einemnichtnur denErben bekanntenTestament erwähntworden ist. AuchderAndereseit JahreninhäßlichemRuf.Solda- tenundDienstbotenwußtenBescheid. Spuren,denenman leichtnachgehen konnte.DünnereJndizienhaben manchmalzuAnklage,Steckbrief,Verhaf- tung,Schuldspruchgenügt.DervonderFüllederVerwaltungpflichtenin ein Bureaukratenleben gezwungeneKriegsministererfuhr nichts.Dasist nicht unverzeihlich.Dannmußteersagen:»Ich weißnichtsundwerdeimReichs- tagüberSchuldoderUnschuldderHerrenvorderUrtheilsverkündungkein Wortsprechen«Ersprach;höchstausführlichund garnichtzornlosüberzwei schwebendeStrafverfahren.Gegendie beidenGrafen ist»nichtserwiesen«;

übersie darfkeinAbgeordneterunfreundlichreden:denndieUntersuchungist noch nichtabgeschlossen.Ueber dieinkriminirten Artikel einesSchriftstellers, dervom ersten Gerichtfreigesprochen,vomzweitennoch nichtgehörtworden ist, darfderKriegsministerimReichstagsuggestiveUrtheilefällen.Post-hoc isterGeneral derKavallerie geworden,hateinenhohenOrdenbekommen und dereinzigeAbgeordnete,derihn,mitdemHutinderHand, kritisirt hatte,wurde von feigenundtreulosenKollegenundvonräudigenPreßrüdenangefallen.

Diesen Abgeordneten,denVicepräsidentenPaasche,hattederKriegs- ministeremphatischbeschworen,dochnur ja Alles,waservermöge,zuthun,

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