XVI. Jahrg. Berlin,den28. März1908. -
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Berlin. - Verlag derZukunft.
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Berlin, den 28. März1908.
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«WeunzehnterMärz1908.Jm DeutschenReichstagwirdüberdie Kolo-
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niengeredet; nochimmer.Getretener Quarkwirdbreit,nichtstark.Der IournalistErzberger,dervom württembergischenWahlkreisBiberachAb- geordnete,hatdasWort.Rühmtden 110 ourabte man BernhardDernburg Undruft, lauter,alsjust nöthigwäre,in den Saal: »AuchderNegeristein MenschmiteinerunsterblichenSeeleundzu derselbeneinigenBestimmung berufenwie wir!«Dagegenkann Einer,derChrist genannt sein will, nicht vielsagen.(DerSkeptiker freilichfragen,warum man dieseBesitzerunsterb- licherSeelen nichtruhig, ohnemissionarischeBeängstung,inihremGlauben wohnen lasse.)Dennochwirdgelacht.DasmußdenaufrichtigFrommenär- gern.Herr Gräber,der demAbgeordnetenErzbergerdurchlandsniannschaft- lichesundfraktiouellesGenossengefühlverbündetist, hebtzornigdasHaupt nndschicktdenBlicklinkwärts,denRuhestörerzusuchen.Nur einwilderDe- mokrat,denkt er, kann denGrundsatzchristlicherLehregehöhnthaben.Links aber recktsicheinFingerundzeigtnach oben;undeine Stimme ruft: »Das LachenkamvonderJournalistentribüne!«Stimme undFingergehörendem svondenMeiningernnachBerlin abgeordneteuHerrnHeinrichErnstMüller;
zuerstRechtsanwalLdannStaatsanwalt,jetztLandgerichtsrathZweckderDe- nunziation ist,denVerdachtderRuhestörungvondem zreisinnshäusleinab-
zuwenden.HerrGröber,aucheinLandgerichtsrath,dereinstStaatsanwaltwar, istamSechzehntenselbstalsRednerdurchLärm,dervonderJournalistentri-
bünekan1,gekränktworden.Damals schwieger.Jetztschauteraus,runzeltiiber dem Bartdickichtdie Stirn undbrummt: »Das sinddieselbenSaubengel wieneulichbeimir!«WenigehabendieWortegehört.DieJotn«nalistennicht.
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450 DieZukunft.
AuchAbgeordnete-,diedem Schwaben nah saßen,versichern,daßder Wort- lautnichtinihrOhr drang. DochdermeiningerMüllerhat ihngehört.Der Präsident mahntzurRuheundsagt,erwerdedieTribünen räumenlassen,.
neun dieStörungsichwiederhole.EinJournalistklettert insFoyerhinab und meldetdem wachsamenMüller, solcheDrohungmacheobenbösesBlut- DerHerrAbgeordneteantwortet: »UndderGröberhatEuch nochdazu,Sau- bengeb genannt!«HatdemCentrum zuerstalsodieZeitungschreiberdenun- ziitunddenunzirtnun denSchreiberndasCentrum. ZweckderzweitenDe- uuuziation? Vielleicht,sichtüchtigundwichtigzuzeigen; vielleicht,diePresse desmorschenBlocks gegen das Centrumaufzuhetzenundsozuerwirken,daßder neue undneustePrinzipienverrathderFreisinnigennicht hart getadeltwerde- LllsHerrHeinrichErnstMüllerbalddanachzum Wortkam, riigteernicht dasrascheZornwortdesKollegen,sonderndieTaktlosigkeitdesLachers,die aberdurchNervositätzu erklären undnichtallenReichstagsjournalistenan- zurechnensei.Batalsoumanilligung mildernder Umständeundthat,als seiim Saal nichtgesündigtworden. Hosste wohl,dasvonihm angezündete Feuerchenwerdestill weiterglimmen.Da aberprasseltsinhellerGarbeauf.
,,(53röberhatunsSaubengelgenannt!«DervondemMeiniuger informirte HerrbringtdieBotschaftaufdieTribüne. Kannnicht geduldetwerden·Darf nicht geduldetwerden. DerPräsident mußunsGenugthuungverschaffen.
Deputation. GrafUdozuStolberg-Wernigerodeistsehrhöslichundverspricht, denThatbestandgründlichzuprüfen. Prüft(gedenktdabeivielleichtman- chesnnvorsichtigenWortesausseinerkönigsbergerZeit)nndverkündetdann:
dasLachen seiungehöriggewesen;erwerdedieTribiine räumenlassen,wenn sichs wiederhole;daßimSaal einnichtparlamentarischerAusdruckgefallen sei,müsseerbedauern. Inzwischen hateinkatholische-rRedakteurersragt,ob HerrnGröberwirklichdasböseWortentfahrensei;undderheilbi·onner.Land- gerichtsrath hatsbestätigt.»Das dürfenwiruns nichtbietenlassen!«Ein Herr,derfrüherOffizierwar, giebtdieLosungaus:undAlles,wasFedern h.1t,jauchztihmzuEhewirnichtvolleGenugthuungerhalten,arbeitenwir indiesemHaus nichtmehr. Konservative, Liberale, Sozialisten gelobens.
NurdieBerichterstatterderCentrumsblätter bleibenaufderTribüne.Gehen Dieanderen heimoder iudasVerlagshaus,in demsie bedienstet sind?Nein.
SieharrenimReichstagderkommenden Dinge.Sammeln sichzuHauf, fassenBeschlüsse,verhandeln mitdemGrafenUdo(dessenWoi-tsievonihren Sitzengetriebenchgyundlassenuns,stattderSitzungberichte,täglichlesen, was der»Dreieraussrhuß«für Rechterkannthat. EinsonderbarerEomment-.
Saubengil. 451 Wersichbeleidigtfühlt,sollte,wenn ersichnichtselbstSühneschaffenkann, wenigstensdasGesichtwahrenunddenBeleidigeralleinlassen.
HattendieHerrenGrund, sichbeleidigtzufühlen?Mirscheints,nach derDarstellung,diesie selbstvon denVorgängengeben, nicht sicher.Die T)iuhestörungen,dievon derJournalistentribünekamen, halten siezwarfiir ,,unzulässig«,aberfür»icnpulsiveAeußerungen,diesichausderArbeit der Berichterstattererklären-HMag sein.NachderGeschästsordnungdesReichs- tages(;Paragraphen63 und64)waren die Störerzustrafen. »Wervonder TribiineZeichendesBeifallsoderMißsallens giebtodersonstdieOrdnung oder denAnstandverletzt,wirdaufderStelle entfernt.Entstehteinestörende Unruhe ausderTribüne,sokann derPräsidentanordnen, daßAlle,diesich zurZeit darauf befinden,die Tribiineräumen.« Einausdie TribüneZuge- lassener,dereinenAbgeordnetenmit lautem Lachenhöhnt,verletztOrdnung undAnstand.DerPräsident,derihnnur zuRuhe mahnt, nicht hinausweist, handeltsehrmild. Warum aberriefderPräsidentdenAbgeordnetenGröber nichtzurOrdnung2WeildasHausgesetzihm,wie· mirscheint,keinRechtda- zugab.Paragraphtiobestimmt: »WenneinMitglieddieOrdnungverletzt, sowird esvondemPräsidentenmitNennungdesNamens darauszurückge- 1viesen.Jm FallgröblicherVerletzungderOrdnungkanndasMitglieddurch denPräsidentenvonderSitzung ausgeschlossenwerden« HerrGröberhat dieOrdnungnichtverletzt.(Jch bitte, michvondem üblenStilderGeschästs- ordnungzuentschuldigen.)DieJournalisten habenihmin einer Kollektiv- notebescheinigt,daß »diebeleidigendeAeußerungohne sein Zuthunandie Oeffentlichkeitgelangtist«.Wollteerbeleidigen,dannhatereinunwirksames·
Mittelgewählt:denndas SchimpfwortkonnteseinZiel nichterreichenund
hats,wiebündigerwiesenist,nichterreicht.DochderVorsatzzurBeleidigungist
garnichtfestgestellt;undwahrscheinlich,daßnurjäheWuthdenschwäbischere Tortgeb-ar.,-,EineimpulsiveAeußerung,diedurchdieparlamentarische-Ar-·
beit zu erklärenist.«DieZumuthung,eine»ohneseinZuthun andieOesse-nt-' lichteitgelangteAeußerung«öffentlich»mitBedauernzuriickzunehmen«,dars auchderGewissenhafteablehnen.Daernicht ahnen konnte, daß ihmein Delator nahsei,brauchteerauch nichtmitderMöglichkeitzurechnen,daßder«·
PrivatausdruckseinesUnmuthesdessenErregernbekanntwerde.lind wog des-"
halbdasWortnicht erstausder Lippe.AuchderWohlerzogenebrummt,wenn ausder Straße Einer,dersleichtvermeidenkonnte,ihngestoßenhat,imAerger:
»Rindvieh!«UndhättedemUnhöflicheninsGesichtdochnurgesagt: ,,Sehen SiesichgefälligsteinBischenvorl«Genausowars imFallGräber.Laut
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452 DieZukunft.
hättederHeilbronnervielleichtgesagt:»Ruheda oben!«Halblaut spracher:
»Das sinddieselbenSaubengelwieneulichbei mir!« Jndieser,,in-1pulsiven Aeußerung«,diefastvölligverhallte,kann ichwedereineöffentlicheBeleidi- gungnochgar eineSchmähungdes ganzenJournalistenftandessehen.
lMirabervorstellen,wieHerrLandgerichtsrathGröber,wenn erin KäthchensHeimath aufder Sellasäße,darüberurtheilenwürde·»Bei sei- nem hohenBildungstandwaresdemAngeklagtenleicht,einnichtbeschimpfen- desWortzuwählen. Auchwenn erglaubte, ungehörigeStörung,stattsie derzuständigenStellezumelden,selbstrügenzumüssen,warernichtberech- tigt,denTadeldurcheinso gröblichbeleidigendesWortauszudrücken.Seine Versicherung,erhabeandieMöglichkeiteinerWeiterverbreitnnggarnicht gedacht,konntenichtalsglaub-würdigerachtetwerden.Alsgebildeterunder- sahrenerMann haterdieseMöglichkeitinsein Bewußtseinaufgenommen.
Von einerWahrnehmung berechtigterInteressenkannnichtdieRedesein;der Angeklagtehatte nichtdasInteresseeinesAnderen,ihmwederVerwandten nochseinerObhutAnvertrauten, wahrzunehmen,derdurchhöhnischesLachen gekränktwordcnwar. DieSchwerederBeleidigung,vonderein ganzerehren- werther Bernfsstandsichgetroffenfühlt,nnddie bewußteWahleinesnurin derGassenspracheheimischenWortesnöthigtendenGerichtshof,von einer Geldstrafe Abstandzunehmen.Wersoleichtfertigmit derEhre seinerMit- menschenumgeht...« Undsoweiter.HerrLandgerichtsrathGröberfindet·
ja, daßBeleidigungennochimmernichthartgenugbestraftwerden.Mitihm findetsHerrOber-landesgerichtsrathRoeren.Wennsieaberwüthen,schimpfen sierecht nachderKunft. »Grüner Assessor!«»Jobberl«,,Saubengel!«Thur, wieichsage,nicht,wieichthue. »Die Strafausmessung läßt beiBeleidigun- gen viel zuwünschenübrig;derSchutzderEhre ist oftsehrschwach«:Gröber amneunzehntenFebruar1908.»Dassinddieselben Sanbengelwieneulich bei mir«: GröberamneunzehntenMärz1908.Aus demBuchderRichterdas neusteKapitel.Forsan ethaecolimmomini—se·juvabit·)
Wir wollenversuchen,beim Anblick derBatrachomyomachieernsthaft zu bleiben.AufderTribiine, nichtimSaal,istdieOrdnunggestörtworden.
Werangefangenhat, mußzuerst,,bedanern«(wenn durchausbedauertwer- densoll,wasdochKeinerbereut). Erstdie denunciatio desHerrn Heinrich ErnstMüllerhatdasderbeSchwabenwortbekanntgemacht.Dienicht für dieOeffentlichkeitbeftimmteAeußerungkonnteaufeinemPrivatwegraschbe- seitigtwerden.Dazuwar wedereinKonvent nocheinDreierausschußnöthig;
nureinVertrauensmann,der ausder(Entenpfuhl getauften) Journalisten- kneipeherniederstieg,HerrnGröber insFoyerbittenließundalsozuihm
SaubengeL 45I
sprach: ,,DieRegungeines,wiewir leiderzugebenmüssen,nichtganz unbe- griindetenZornes hatSie, HerrAbgeordneter,zu einem Ausdruckhingerissen, denSieöffentlichnichtanwenden würden undvondemwirnurdurchdie Mit- theilungeinesJhrerKollegenKenntnißerhalten haben·EineHeucheleimu- thenwirIhnen nichtzu.Wissen,alsverständige,reife Männer, selbst,wie schnelldieZungedenAergerbedientund wieangenehmeinFluchoderan- deresKraftwortdieGallenblaseentlastet. Gewißaber werdenSiezu der Erklärungbereitsein, daß Sie,wie wirdieRuhestörung,dieVerbreitung Jhres ScheltwortesbedauernundwedernnserenStandnoch dessenimHaus anwesendeVertreter in derOeffentlichenMeinung herabwürdigenwollten«
»Gewiß,Herr Redakteur: ichbinIhnen dankbar,wenn SieJhren Kollegen Dassagen.DerLacherwolltemeinenParteigenossenErzberger,ichwollte dieJournalistcn nichtverächtlichmachen.ZweiimpulsiveAeußerungen;und meineIhnen unhörbar.Daß Unsereinem auchmal eine Laus über dieLeber läuft, istamEndebegreiflich.Schiittelnwir einanderdieHandundbetrach- tendieSachealsabgethan.«Sicherhättedie Antwortungefährso geläutet GingdieBeschwerdeandenPräsidenten,danumußteman sichderEntschei- dungdessouveraiuüberdieZuhörerräumeHerrschendenfügen.Eingeschick- terPräsidentvon starkerPersönlichkeit-hättewohl sogesprochen:»Der Herr AbgeordneteMiiller-MeiningenhatdenHerrnKollegenGröberaufeine Ruhestörung,dievon denBerichterstatterplätzenkam,hingewiesen,die(weder hier nochaufderTribünevernehmbare)Aeußeruug,diedieserHinweisbewirkt hatte,denHerrenvonderPressehinterbrachtundin einemandieZeitungenver- schicktenBriefdannbehauptet,dieAeußerungseischonvorherauf derJour- nalistentribünebekanntgewesenDieseBehauptungistalsobjektivunwahrer- 1viefen.DasPr-äsidiumsiehtindemVerhaltendesHerrnAbgeordnetenMiiller- Meiningen,derzwischendemReichstagunddessenwichtigstenGästeneines unbedachten,nichtfürdieOeffentlichkeitbestimmtenWorteswegenUnfrieden zustiften strebte,einegröblicheVerletzungdesGemeinschaftgefijhlesund der diesemHohenHausschuldigenAchtungzesbedauert,daßdieGeschästsordnung ihmkeinDisziplinarmittelgegensolchesVerhalten bietet,glaubtaber,das UrtheildarübergetrostdemReichstagüberlassenzudürfen.Dieauf diesem RebenwegansLicht gelangte Aeußerungwärealsungehörigzurügenge- wesen,wenn dasPräsidiumunddieHerrenda untensiegehörthätten.Jch warne dieHerrenBerichterstattervor neuer RuhestörungirgendwelcherArt;
nichtminderenergischaber voriibertreibender Empfindlichkeit.Gesündigtwird oben undunten-Wir sind hier,umdieReichsgeschäftezufördern,undhaben fürLappalienundSentimentalitäten keineZeit.DenihmgebührendenSchutz
454 Die Zukunft.
werdeichkeinem imHaus Anwesendenweigern.Dennnziationenaber mein Ohr verschließen;auchwenn derDenunziantmelden will,einMitglieddes Hauses habe mich,weilichEtwasfalschgemachthatte,einen altenSchafs- kopfgenannt. Durch solchesPrivaturtheilwirddieRuheundOrdnungdes Hauses nichtgestört;urthmitdenprivaten Konsequenzen,dieichvielleicht daraus ziehenwürde,dürfteichdenReichstagnichtbelästigen.So, scheint mir, solltejeder hierZugelassenedenken. DerZwischenfallist erledigt·Wir fahreninderBerathungdes Reichshanshaltgesetzesfort.«ZweiMöglichkeiten botensich::SelbsthilfeoderBeschwerde.DieJournalisten habenBeschwerde erhoben,denStreitdamitfüreinenvomPräsidiumzuschlichtendenerklärt und,als derBescheidderalszuständigangerufenenInstanzihnen nichtge- fiel,die Arbeiteingestellt.Und dünktensichdabeiwohlaufrechteHelden-
EinBischenVernunft, JhrGewaltigen; und einBischenSelbstkritik.
SehtEure»Reichstagsstimmungbilder«an. Ward danichtmancherAbge- ordnete gehöhntundgescholten?DemFeindnichtReputation,Wissen,Men- schenverstandabgesprochen?Weh Jedem,derim Saal darobzuklagenge- wagt hätte!NachPflichtundRechtschriebtJhr Censuren.Undwiegingsaus derTribiine,imLesezimmer,imEntenpfuhl zu? »DieEretinsda untenfin- denmalwieder kein Ende.«»DasdickeSchweinwillanch nochreden?«»Nicht eineAbstimmungbringt dasd)ihinozerosohneFehlerfertig«,,DerBockmist, den die Kerlevon sichgeben,stinktzumHimmel.«Dasist noch nichtdas Schlimmste. Sechs, Zwölf,Zwanzig hörenszmindestens soViele wieunten Gröbers Wort. WennnuneinmeiningerJnspizienthinnnterschlicheundpetzte:
sollen Alle,denenLangeweileoderWuthein rüdes Wortauf die-Lippelegte, dann etwaausdemWallotbräugewiesenwerden?Solleinhochnothpeinliches Verfahrengegensiebeginnen?Ihrkönntja nichtleugnen, daßJhrhnndert- mal, vor hundertOhren, Abgeordnete,Fraktionen,denganzenReichstagge- schmäht,innigsterMißachtungversicherthabt.Ohnees garsobös zu meinen.
»Jdioten«und,,Kamele«:Das fandJedernochsanft.NurderHeinrich ErnstMüllerfehlte oben; sonsthätteestäglichKoramirnngundUntersu- chunggegeben.UndJhrwaretnichteinmalprovozirt.KeinAbgeordneterhat EureLeistungausgelacht,wieJhrErzbergers.Wollenwir über den win- zigenKramwirklichnochreden?WolltJhrimErnstbehaupten,derStrike seinöthiggewese11?ZurWahrungEurerWürde? Die kann Niemand Euch nehmen,Niemandauchgeben.Habt Ihrberichtet,umdenAbgeordnctenge- fälligzuseinoderum demVolkzusagen,wiedasReichsgeschäftgeführtwird?
WaskümmernunsEurePrinathändeli2UnterEuchsitztMancher,derauch überSchavnspieleBerichte schreibt·Zweifelt Ihr, daß hinterallenlsoulissen
Saubcrgel 455
EinruppigstemTondieRezensentenzunftgescholtenwirdBWennnnneinmeinin- ger MülleroderSchulzemeldete,der-HofmimeWillfriedRanunkel habewäh- rend derPause gesagt,erseineugierig,wasdieSchweinebandemorgenfrühin denZeitungenwiederloslassenwerde:beschließtJhrdann,Euerungemeinsach- verständigesUrtheilüber Stück nndSpielunsUnschuldigenvorzuenthalten?
Nein.Jhrsprecht:Habe-at;derHanswursthatsichsooftiiberunsgeärgert,daß dieHerzenserleichterungihmzugönnenist. FahrtvorsVerlagshausundre- -zensirt,bis derFaktordemMitternachtschreckenein Endemacht.Undmiiht Euch vielleichtmitbesonderemEifer, HerrnRanunkelheutegerechtzuwerdåu Nehmt IhrdenAbgeordnetenernsteralsdenHistrionem schön.Laßt ihnzur Redestellen. Fordertihn,Mann vorMann. AberliefertunsBerichte.Ob JhrmitGröber,Miiller,Stolbergzufriedenoderunzufriedenseid,kümmert unsnicht. Dochwirwollenwissen,wasHertlingundBassermann,Bülom undSchoenüber die internationale PolitikdesReichesgesagthaben.«Belei- digt seid Ihr? Beleidigt habt Jhr selbsttausendmal.Dem Centrum Brot- wucher,Kuhhandel,wissentlicheSchädigungdesReichesnachgesagt.Ward EucheinSchinipfprivileg?An einemMärztag hatBismarckimReichshaus gesagt: »Ichkönnte dem Wort,SchnapspolitikidesHerrnAbgeordneten (Richter),demeszugeschriebenwird,ganzähnlicheWorteundBegriffege- geniiberstellen.WenndieHerren,dieVonderPresse vorzugsweiselebenund die imPreßgewerbeihrEinkommen undihre Nahrung finden, besondeis bemiihtgewesensind,unserePreßgesetzgebungsozugestalten,daßdasPress- gewerbemöglichsteinträglichgeworden istundsieweniggenirtwerden,wenn sieDaserreichthaben: istdaUnsereinemeingefallen,von,Preßbengelpoli- tiks zusprechen?Wäre Dasnichtebenso berechtigtgewesenwiediefrecheBe- leidigung,die in demWort,Schnapspolitik«liegt?«(DieBengelwaren 1908 also nicht mehr neu.) Jn derselbenRedestehtdieVerwahrung: «Widerlegen Siemich!LachenkannJeder.Sieglaubengarnicht,wieichlache,wenn Sie nichtdabeisind!«Ihr schimpft,Jhrlacht:undklagtüberKränkung.
Nichtimmer waretIhr so empfindlich.AlserdieSchulkonferenzer- öffnete,sprachWilhelmderZweite: »DiesämmtlichenHungerkandidaten, namentlichdieHerren Journalisten,sindVerkomtneneGymnasiasten:Das isteineGefahrfiiruns.«NochausspäterenJahren sind ähnlicheUrtheilebe- kanntErhatfranzösische,englische,amerikanischeJournalistenempfangen;
nie einendeutschen.Dem übers MeerabreisendenBruderHeinrich gerathen, sich,,stetszuvergegenwärtigen,daßPreßleutein denVereinigtenStaaten beinahemit meinen Kommanditenden Generalen rangiren.«UndVerboten,
»das:seinenRedenfortaneindeutscherZeitnngmannzuhörendürfe.SeiuRei-
4 5 6 DieZukunft.
terbildeinem Komoedianten geschenktund,inErinnerungan einWort des- wallensteinischenKürassiers,unterdiePferdefüßegeschrieben:»Ich schau herabvonmeinemThierauf dasGehudeluntermir!«DasGehudeldaunten:
DassinddieverkommenenGymnasiasten,diePreßbengel.Diekönnen mitaller Mühe undNoth denHofnichterreichen.NurdenZuverlässigftenistmanchmal gestattet,ausverstecktem,engenKäfigeinerCour,einemBall oder Ordenska- pitelzuzusehen.Diepublisheesundreportersdürfendrüben den Bruderdes KaisersanihrenTischladen:erkommtundbittetsie,Wilhelms »aus-gestreckte Han«zuergreifen;trägtihnen,ausAllerhöchstenBefehl,alsoeinenFreund- schaftbundinterpar-es an. Jn Preußenbetritt keinMinister,keinOberprä- dent zugeselligemVerkehrdasHauseinesZeitungverlegersoderJournalisten.
WerdenRedakteure inFesselnüberdieStraßegeführt.MüssenMänner,die wegen einespolitischenDeliktes insGefängnißgesperrtfind,wiedergemeinste EinbrechernebendemAbtritt hausen,ihre Zelle scheitern,auseinemselbst mitkaltemWassergereinigtenBlechnapfSträflingskostessen.Sogehtsden Bösewichten.DieTugendhaftendürfenaufdemBalldesVereinsBerliner Pressevor Würdenträgerndienern, die,wie zumBesuch verrufener Häuser-, ihreFrauen nicht mitbringen.Werden(natürlichauchohne ihreFrauen) manch- malzuMassenempfängenderMinistergeladen.Könnensichdannnichtvor- stellen,man habe sieihres persönlichenWertheswegen,um netteGästebei sichzuhaben,zugelassen.Glauben,demWirtheinedsieklameschuldigzusein, underzählen,imToneinesLohndieners,der zumerstenMaleineinem herr- schaftlichenHause servirt hat,amnächstenMorgendrumderVerlagskund- schaft,wie überjedenBegriffgroßartigesgesternwarnnd(namentlich)was es zuessen,waszu trinken gab.Dashabt Ihrgeleistet;all DasJahrvor Jahrhingenommen.WeilWiderstandallzu gefährlichschien(undvonden Fronherren nichterlaubtwordenwäre).Wonichtszufürchtenwar,zeigtet JhrEureMacht«WolltetJhrschrankenloseTyrannis»DerstolzestePairim Reich sollkeinenKopf aufdenSchultern tragen,wenn ermirnichtTribut zahlt;keinMädchensoll sichverheirathen,ohne daß siemirihreJungfern- schaftbezahlt, ehe ihr Liebster siekriegt;alleMenschen sollenunter mir in- cnpitestehenund ichverordneundbefehle,daß ihre Weiberso freisein sollen, wiedasHerzwünschenunddiesungesagenkann.«CadesProgramm.Ohne dietollkühneTapferkeitdesProgrammatars,dersterbenddieGenossener-
mahnte, feigeMemmen zuwerden,auf daß siederHungernicht,wieihren
armen Feldhauptmann, fresse.DennHungerwirftselbstHeldenum. Und werihn fürchtet,muß frühinFährnißsichducken lernen.ZugutlerntetJhrs.
Diesmal istderHeroenruhmbilligzuhaben.MitdemReichstag,heißts,,
SanbsngeL 437
werdenwirfertig.MitdiesemReichstagwirnicht?Bagatelle.DieVerleger habenzugestimmt.SiesparentäglicheinenhalbenBogen,PapierundDruck
.
(beigroßenAuflagenistsder Redewerth),UnddieBerichteausdemReichs- hauswerdenschonlängstnichtmehrwie Brotan Bäckersthürenverlangt.Der«
Besitzerspart,derRedakteur feiert:solchesMartyriumläßt sichertragen.
NehmtdenMundnur rechtvoll;dieGelegenheitistgünstig.»OhnePressev kanndasParlamentnichtauskomsmen.«Wirklichnicht2JnseinerHeimathists ziemlichlange ohnesieausgekommen.Ward ganzvergessen,wann inLondon derersteParlamentsbericht erschien?NochistsnichthundertfünfzigJahreher.
John Wilkes,derHerausgeberdesNorth Briton,hatteGeorgden Drittenund dessenMinisterhartgetadelt AufBefehldesStaatssekretärsHalifarwurdeer verhaftet,alsAbgeordnetervomGerichtaberfreigelassen.DasParlamentließs sichvonButeundHalifax stimmenundstießdasunbequemeMitgliedaus.
WilkesflohindieFremde,kamnachdreiJahrenwiederzurück,wurdeeinge-- sperrt,wiedergewählt,despassivenWahlrechtesfürunwürdigerklärt.Dieser KampfumdenLieblingerregtedieMassenzusolcherLeidenschaft,daßdie-Zei- tungdruckerbeschlossen,Alles zuveröffentlichen,wasimParlamentüber die Wahlund dieWählbarkeitdeskeckenJohngesagtwerde.Das warneu und dünk- tedieimUnterhaus MächtigeneineunerhörteFrechheit.Darf siegeduldetwer- den?AmzwölstenMärz1771dauertedieBerathungbisvierUhr früh·Drei- nndzwanzigAbstimmungen.EndlichderBeschluß,achtDruckerverhaftenund vordieBarre ladenznlassen.GegenbeschlußderdemokratischenAldermen:Die Drückersind aus freien FußzusetzenundzurStrasklagewegengesetzwidriger Verhaftungzuverpflichten.DasUnterhaus läßtvonzweiBütteln den Atm- arinsderCity herbeiholen,zwingtihn,dieBlätter, aufdie derBeschlußder Aldermen geschriebenwar,ans denAkten zureißen,undbefiehlt, daßdie Drucker inHastbleiben. Erstals dieCommons einstweilennichts mehrzu sagenhatten,wurdendieAchtfreiJohnWilkeswardamalsschonSheriff,wurde balddanachLord-MayorVonLondon undthronte nochsechzehnJahrelang imParlament.Der Bannwargebrochen:dieVeröffentlichungderDebatten erlaubt. EinehübscheStrecke weit warsvorher ohne Pressegegangen; recht gutsogar.Undsolltebeiunsnicht achtTage lang gehen?Werthund Beweis- kraft haben unsereZeitungberichteja dochnicht.Wenn mans so liest, hält man höchstensdenRednerderZeitungpartei fürhalbwegsvernünftig;alle anderen fürFaselhänse.Derhateine Stunde geredet:und wirdmitzehnZei- lenabgespeist.DerNächstebeantwortet FragenundwirftEinwände um, die inderRede desVorigengarnichtzufindensind.AlleUebergängefehlenFast Allesklingtunsinnig.Nur dieExcellenzenkommen zuihremRecht.JhreRe-
.-453 DieZukunft.
-den werdenbeinahe wörtlich(in.manchemDemokratenblatt sogarmitbräch-
·
schossenemLetterusatz)gedruclt.EinVolk,das mitdemParlament lebte,lies3e sich soskandalöseBerichterstattungnichtdreiTage gefallen.DaßsievonJahr
zuJahr ärmlicherwird, beweist,wiegering dasVerlangenist.llnter hundert
"Lesernfragtnochnichteinerdanach.Hosfeste,ReisenSeinerMajestät,ro- delnde,radelnde,TennisspielendePriuzessinnen,derHolzbockaufKorfuzwi-
-
schenzwanzigtausendGlühbirnenimGras,Mord,Schiffbruch,Dirnenskandal:
DaswilldieliebeVolksseele;wasindenHohenHäuserngeschieht,reiztihreNeu- gierkaum je..AltePreszkapitänelächeltenschlau.»Freilich:solangedie Leute
esbeimKasseeundAbendbrot findeu.Sindwir aberstumm,dannwollensie hören.Wähnen, gerade jetztseidieSache wohl rechtiuteressant.EineMauer, die keinenTon,keinenStrahl durchläßtundhinter der, Jeder weißes,doch Etwas geschieht.Daslockt, sagtVictor Hugo.Obendrein: Etatdes Auswär-
·tigen.Der beredteKanzler.Derneue StaatssekretärxMarokkoundMake- donien.EduardundTweedmouth.BagdadundAland.Daszieht.Nurfest undtreu dieWachtimEntenpfuhl halten. Nicht achtTage ertragen sies.«
Habens nichtviergetragen. EhedervierteSitzungtagschloß,saßendie Froschmäuslerwieder intiefem Frieden.HerrGräberhattezurGeschäftsord- nungdasWorterbeten.VonderJournalistentribüneseienmehrmalsStör- ungengekommen;dielautesteamneunzehntenMärz.Aus derMittedesHau- sesantworteten »lebhafteEntrijstungrufe«;Protestegegen dieVerhöhnung christlicherLehre. »Wenn ich,inErinnerungandieseVorgängederletzten ZeitundangesichtsdesErnstesdervondem RednerbehandeltenFrage,meiner EnttüstungüberdasGelächtereinenunparlamentarischenAusdruckgegeben habe, sobitteichumEntschuldigung.«DieVerehrtenKolIegeu,nichtdieJour- nalisten.DieHausgenossen;nichtdieGäste,dieGenugthuungheischten.Obe11- drein in einemKonditionalsatz.Der denJournalistendieHauptschuldzu- schiebt,dieEntrüstungfürgerechtsertigterklärtundnur die("behauptete,nicht alserwiesenangenommene) Abweichungvon parlamentarischerAusdrucks- weisebedauertVielwars nicht;im Grundenichtmehr,als derPräsidentschon amTagderMeiningerei gewährthatte.AlsHerrGräbersprach,lasenwir in derZeitung,ermiisseerklärem»Ich nehmekeinenAnstand,meine beleidi- gendeAeußerungunterdem AusdruckdesBedauerns zurückzunehmen.«Was erbiete, seiunannehmbarundhabe »dieLageverschärft«.Alsergesprochen (undnichtmehr,alsVerheißenwar,geboten)hatte, fanden dieBerichterstatter, dass»Haushabesichbemüht,dieVerfehlungeinesMitgliedesdenJournalisten gegenüberzusühnen«,undbeschlossen,,,n1it2)iiicksicl,taufdieJnteressendes zLandesunddesParlamentesdie Arbeitwiederaufzunehmen-AHerrGröber