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Uachdruck verboten.
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Berlin.
Verlag der Zukunft.
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Berlin, den 7.Hepkrtirlær1907.
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Marokko.
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Drei Brüder-»
uley HafsanhatfasteinundzwanzigJahrelangalsgeistlichesOber-
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hauptiiber dasHeiligeLanddesErdwestensgeherrscht.Nochimvor- letztenJahr seinerRegirungschrieb,am einundzwanzigstenJuli 1892,Sir CharlesEuanSmith,EnglandsGesandter,ausTangeranLordSalisbury:
»AufdenSultan hatkeineuropäifcherGesandterauchnur dengeringsten EinflußKeiner hat bisher solchenEinflußgehabt.Keiner wirdihn jehaben.
Mandarfalssicherbetrachten,daßderSultan alleeuropäifchenGesandten unansstehlichfindetundalle, ohne Ausnahme,mitderselbenGleichgiltigs keitbehandelt,wenns ihm nichtgeradein denKrampaßt,einen gegen den anderenauszuspielen.«Smithwar, als GreensNachfolger,nach Fezgeschickt worden,umeinenanglo-marolkanischenHandelsvertrag vorzubereiten(der FührerseinerEscortewar derSchotteMaclean,denRaisuli jetztin dieFalle zu lockenverftand); hattein derResidenz,woder Sultan ihn zweimalzulan- gerAudienzempfing,AugeundOhr aufgethanzwarnachzweiMonaten aber ohne Vertragwiederabgereist.Nichtszumachen.Wenn AlleszurUnterzeich- nungfertig schien,schlugderMaghzenvor,.einWortzu ändern: und die Schacherkomoediefingvonvorn an. AlteOrientalenmethode.DieMuley Hassannochzeitgemäßfand.Draußenhieltman ihn,derWürdenträgermit FriedensbotschaftandieeuropäischenHöfegeschicktund demDeutschenReich einHandelsabkommenbewilligthatte,·füreinenverträglichenHerrn; auch inLondon,bisSmithsBerichtimForeignOffice eintraf.Drinnen wußte man,daßerdieChristen verachteundhasse,wie derechteMohammedaner den Rumiverachtenundhassensoll.Wußteaberauch,daßseineMachtnicht
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340 DieZukunft.
weitreiche.Wennersieim Nordengesichertglaubte,erwiessiesichim Süden alsmorsch;wenn erFezberuhigthatte,beganninMarakesch(Marokko)der Aufruhr.Wer denScherifenthron wahren wollte, mußteleben wie ein krie- gerischerKapetinger.Immerbereitsein, aufs Roßzusteigen,um einen rebel- lischenStamm zustrafen,und morgen dieMahallawieder gegen denFeind zuführen,dergesternaufJahre hinaus besiegtschien.MuleyHassanhatsge- than.EinSoldat. EinBronzekerlohne Nerven,demausdemRücken seines Pferdes sowohlwarswieim Arm derheißestenHaremsfrau.Erhattegehofft, dasKaiserreichMarokko auseinemgeographischenBegriffin einepolitische Realität wandelnund alssouverainerLandesherr,nichtnur alsgeistliches Oberhaupt,thronenzu können.Starb aber,ehediesesferneZielerreichtwar, imFrühling1894aufeinem»Strafzugin derGegendvonTadla.
Starb,ehederNachfolgerbestimmtwar. DasThronerbrechtistim ReichderScherifen nichtdurcheinfestesGesetzgeregelt.DerSultan, dereher ein DalaiLama oder;Papftals imEuropäersinneinKaiserist, darfunter seinenSöhnenzumThronfolgerDenwählen,derihndertauglichstedünkt;
derErbe derBaraka,desgöttlichensFunkens. AuchdasVolk kann,wenn es sichstarkgenugfühlt,mitredenundeinenMarabut,einenHeiligenMann, niedrigsterAbkunftküren.DerReinste, Weiseste,demGott des KoransEr- gebenstesolldeshöchstenPriesteramteswalten. MuleyHassanhinterließ dreiSöhne,andiefürdieNachfolgezu denkenwar: Muley Mohammed, MuleyHasid,MuleyAbd ulAziz.WelchersollSultan sein?DerJüngste«
sprachBaAchmed,einer deramHöfMächtigen;unddachtedabei:Der bleibt miramLängstenunterderFuchteLDenNamen desneuen Herrn mußtedas VolkzugleichmitdemTode des altenerfahren.AlsowurdeMuleyHaffans toterLeib mitKräutersäftengesalbt,gefchminkt,aufs Pferdgebundenund, wie einlebender,infeierlichemZugnachRabat geleitet,indiezwiefachum- mauerte HeiligeStadtderKaisergräber.InzwischenwarZeit gewesen,Eil- botennach FezzuschickenundfürdieThronfolgeAllesklugzu ordnen. Am siebentenJuni1894vernahmderMaghreb,daßMuleyHassan gestoiben, Muley AbdulAzizSultangewordensei.Vernahm auch, daßderVaterselbst just diesenSohn,dasKind einerschönenundzärtlichgeliebtekiTscherkessin, frühals den ErbenderBaraka erkannt undfürdenhöchstenSitzimBeladel Maghzenausersehenhabe.Warernichtsorgsamererzogen wordenalsseine Brüder? HattederVater ihn nichtschondurchdenNamen als den Mann Gottes bezeichnet?Niemandwiderspruch.RegirungundHof,Chorfasund Marabuts huldigtendemneuen Sultan undmitdemJubelruflenzlicher
Marotko. 341
Hoffnung grüßteihndieStimme desVolkes. BaAchmedhatte fürAlles schlau vorgesorgt;undwaralsGroßveziernundergewaltigsteMannimSche- rifenreichDie älteren Brüder des Sultans wurdeneingesperrt.Der kaum SechzehnjährigemußtevorAnschlägengeschützt.werden.Fingaber bald an, gefährlicheFehlerzumachen·WarseinVertrauter »vonEngland gekauft?
SirArthurNicolson,der 1895Smithablöste,setzteseineWünscheinFez fast immerdurch.Maclean,den dieKöniginVictoriaadeltte und zumHosenband- ritterernannte,bekam das Kommando derReiterei. EinmaurischerBriten- günstling,dersichausLondon auchthemost noble order okthe Garter geholt-hatte,wurdeGeneralifsimus.Alsnach FaschodadieGefahreines franko-britischenKriegesnahschienunddieAdmirale Ihrer Majestätoffen vonderMöglichkeitsprachen,bald inAlgerienzulanden,galtMarokkoals sichererFlottenftützpunktzvondortaus, hießes, zündenwirinAlgerienein Feueran,dessenQualm dieFranzosen raschausräuchernwird.Sosahes aus,alsAbdulAziznochnichtvierJahrelangauf demThron saß.Undseit- demistsnurschlimmergeworden.DerMachtbereichdesSultans hatsichver- engt,nichterweitert.»Der-VaterwareinKrieger;derSohnisteinSchwäch- ling.DerVaterfopptedieFremden;derSohn äßt sichvonihnengängeln.
Der Vater warbis zumletztenHauchdemPropheten treu;derSohnistein Nasrani (Europäer) geworden.«JnNordundSüdhörtemans.Wo warAbd ulAzizjeanderSpitzeeinerMahallazusehen?NachlangemZögernschickte
erwohleineStrafexpeditiongegenunbotmäßigeStåmme;erwiesderFeind sichalsstärker,danngabder Sultan nach. Saß, zwischenseinen dreihundert Weibern,imHaremundwarselig,wennihmvomBalkanoder ausderKrim neueTänzerinnengeschicktwurdenVergnügtesichvonfrühbisspätanEuro- päerspielzeug.Fahrrad,Mikroskop,Kinetoskop,KinderftubeneisenbahnxDas istfeinZeitvertreib.DafürundfürWeibervergeudeterSchätze.Werdem wei- chen,wollüstigenKnabensolchenTandschafft,kann Alleserreichen;auchge- gen das Gebot desPropheten.DeshalbherrschtheutederFremdlingimMagh- reb.Ein Scheich,der gem artertund danngefragtwurde, warumseinBerber- stamm sichgegendieRegirungerhobenhabe,gabdietrotzigeAntwort:»Wir findaufgestanden,«weil der Sultan MarokkodenEngländernverkaufthat«
Daswar schonumsJahr1900OeffentlicheMeinung.DieZeitstimmunzr schienfüreinenMahdi reif. Allah mußteeinenStarken schicken,derdie Un- gläubigenvernichtete,die Güter nach gerechterSatzung vertheilteund das ReichdesMusulmanenglaubensauf festereGrundlagestellte. Nochkamer nicht.SchonabertauchtenRoghis (Prätendenten)auf.Seitfast süanahren
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342 DieZukunft.
ziehtderRoghiBuHamara durchsnordöstlicheGrenzland. Ich, sprichter, binMuleyMohammed, Hassans ältesterSohn;bin demKerkerentflohen undkomme,alsrechterErbe dasReichvoneinemfeigenTyrannenzuerlösen.
DerMaghzenwehrt sichgegen denVerdacht; zeigt, hinter Gitterståben,Mu- leyMohammedeinerAbgeordnetenfchaar.DiesolldemVolk dafürbürgen, daßderRoghinichtHassansAeltesterift.Weraber würde Denheutenocher- kennen?UndwerbürgtfürdieBürgen?BuHamara hält sichinderGegend zwischenFezundUdjda undkeinerMahallagelingts,ihnauszauptzuschlas gen. DieZahlderStämme,dieihm anhangen, steigt.Undauchim Süden kommtdasLandnicht mehrzurRuhe.Damit das unheilvolleSchauspiel solcherPrätendentschastsichnichterneue,wirdHassanszweiterSohn,Muley Hafid, inFreiheit gesetzt.SeitdemJahr 1902,woFezzureinzigenRefidenz derAlidendynastiewurde,hausteralsStatthalterdes BrudersinMarakesch.
Derist dankbar, dachtederHof.DerbrichtdemSultan niemalsdie Treue.
Soschiensauch.HafidgabsichalszuverlässigstenLehnsmanndes Sultansund versagtesichstandhaft,nochnachderErmordung Mauchamps,derVersuch- ung,gegen Abd ulAzizalsThronwerberaufzutreten.Gewinnt,schonweiler dem Vaterähnelt,nachundnachaber unter Maurenund SüdberbernAnhang.
Auf BaAchmedwarBen Sliman gefolgt.Der,hießes,istnicht,wie- seinVorgänger,mitenglischemGeldgekauft;abermitfranzösischem.Der thutja Alles,wasderalgerifcheNachbarihm vorschreibt.Dafürzeugenauch dassranko-britischeunddas franko-spanischeAbkommen. DieDeutschensollen unshelfen?SindRumiswie die Anderen. Undwerweiß,obsiezusolchem WerkeKraftgenughaben?DiePaschas,Kaids, ScheichswerdenvonMond- zu Mondselbständiger.RaisulisBeispiellocktManchenin einüppigesBri- gantenleben.AlgesirassichertdenSiegderFranzosen.Wasistnunnochzu hoffen? Nichts,so langeAbd ulAzizregirt.Derist ja nichteinmalstarkge- nug, einen Banditen zuzügeln.Muß ihmdieHerrschaftüberTanger lassen undfroh sein,wenn erdastillsitzt.AlsMauchampgetötetist,hißtFrankreich inUdjdadiedreifarbigeFahne.Niemandwehrt ihm.WaswarEuerSchwatz
vondeutscher,Hilfe?EineFantasia.GaukelspielohneBedeutung.Der Sul-
tanschwanktundzagt, zaudertund plaudert, regt sichabernichtkräftigSacht glimmtderFunkeweiter.,,Verrathen sind wir; verkauft.Vom Atlasbis zur Küstewird morgen,anzwei Meeren,derFremdebefehlen,wenn wirsnicht hindern.«Da wirdCasablanca beschossenunddieRuhetoterMarabuts ge- stört:undinWirbeln flackertdieBrunst auf.AuchMuley Hafid istnun zum Abfallbereit.JnMarakeschrufihnderMuezzinnachdemMorgengebetzum
Marokko. 9U43
Sultan aus;undnachein paarTagenhatsichimSüdchaoseineMehrheit für ihnerklärt.JmNordenläuftderNameMuleyMohammedvonMund zuMund;undNiemandvermagzusagen,ob derangeblichnocheingekerlerte Prinz,ob derRoghigemeintist.EinemZauberer (Ma elAinin), einemfrem- denfeindlichenPascha (MaesSalam) strömtGefolgschaftzu ; undRaisuli
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spottetderWidersacherUeberalllangtdasaufgescheuchte,fanatisirteVolk nacheinemHaupt,einemHeiligenMann,der inLebensgefahrdemJslamdes WestensFührerund Retterfein könnte.HafidscheinteinstweilenderStärkste derdreiHassanssprossen.EinbärtigerKrieger,keinfahlerWeibeiknechtEin strenggläubigerMusulman,nichteinNasrani,der dasgeweihteHausderAh- nenmit demTeufelskramderEuropäerverunreinigt.Saht Jhr ihnzuRoß?
Des VatersHaltung.AusseinemBlickstrahltdie Baraka.Dochdie Stammes- häuptersindimLanderJahre mißtrauischgeworden.Siewissen,daßsievon Abd ulAziznichtszuerwartenhaben; fordernvonseinemNachfolgeraberdie Leistungprobe.JsterderMahdi,derersehnteMeisterderSchicksalsstunde, dann einterdie Stämme durchdenRufzumHeiligenKrieg.
Der Heilige·Krieg.
SeitdenTagen,da Gordon undKitchenergegen denMahdiMoham- medAchmedzukämpfenhatten,wirdinEuropa oftvondemHeiligenKrieg gesprochen.Dochein klarerBegriffgeselltsichdemWortnicht.DerersteRuf kamvonMekka. Daist, nahbeim GrabdesPropheten,eineSchule,dieihre ZöglingealsAposteldesJslams hinausschickt.Hinausin dieWelt,dieisla- mischerAnschauunginzwei Theile zerfällt.DasGebietderGläubigenum-
faßtMekkaunddessenNachbarbezirk(wokeinUngläubigerhausen,keinThier athmen,keinPflugschardieScholle furchen darf),denHedjaz,dienahen muslimischenLänder(rvoderRumizwar dreiTageweilen,aber keinHaus habenundkeinGrabfindendarf),und dietributpflichtigenLänder(woder Fremde,dereinenErlaubnißscheinerlangt hat, wohnendarf). Mekka,Ara- -bien,das ganzeislamischeErdreichsolldenUngläubigenalsogesperrtund
nur durch besondereErlaubnißzuöffnensein.DerandereTheilderErde scheidetsichwieder inzweiTheile.Länder,diedurchVerträgedemMusul- manengebietverbundenfind,bleibenungefährdet,so lange siedenErben des ProphetenSteuerzahlen.Länder,diesolcheVerträgenichtabgeschlossenha- ben, sindzubekämpfen,bisihreBewohnerdieSteuerpflichtanerkennen und sichzumJslam bekehren.DasistGlaubenstheorie;dieWirklichkeitzeigtein cganz anderesBild:unddeshalbmußdieDjehad,dasWerkheiligenEifers,
344 DieZukunft.
inderStille, dochmitemsigsterKrastvorbereitetwerden.Ihm hat jederMo-- hammedaner sichzuwidmen,sobaldermannbar gewordenist. Jn steterBe- reitschaftmüssenbesondersdie zumWaffendienstAuserwähltensein.Ein lei- ser Ruf:unddieDjehad beginnt.DerHeiligeKrieggegen dieChristenheit.
DerRuf mußvoneinemJman,einemgeweihtenFührer,kommen.
Frauen, Kinder, Kranke, Schwachsinnige,SklavenundSchuldnerbrauchen ihm nichtzufolgen.Eine altemuslimischeLegeudebehauptet,dieChristen- heit habeinihren KreuzziigenFrauen,Kranke undSchwachsinnigevordie Frontgeschickt,umdieSöhnedesPropheten,wenn sie diesesJammerhåuf- lein bekanntenodervorihm wichen,derFeigheit zeihenzu können. Damit solchenFrevels VersuchungdenGläubigennichtnahe,bleibenFrauen,leib- lichundgeistigKrankezuHaus.Sklaven undSchuldner,damitsienichtim GetümmelverschwindenundihreHerrenundGläubigerschädigenDerKampf darfnichtbeginnen,ehedieRumisdreimal aufgefordertsind,sichzumJslam zubekehren.Zeigt sichdieStimmungdesFeindes unsicherundist aufMeu- terei einesTruppentheileszuhoffen,so darfderJmannachderdrittenAuf- forderungnocheineBedenkzeitgewähren;aufseinHaupt fälltaber dieSchuld,
wenn derFeind dieseBedenkzeitfür sichnutzt.DieVorschrift,nichtauf-Hei- ligemGebietnochin denHeiligenMonaten jeeinennicht durchAngrisfer- zwungenen Krieganzufangen,istmehrals einmalübertreten worden. Der ZweckdesKriegesist,demJslam Bekenner,denmuslimischenReichenGe- horsamundSteuerleistungzusichern.Erhatzuenden,wenn derFeind sich, freiwilligoder gezwungen, zumPropheten bekehrtoderdenFriedenerkauft.
DieSumme hatderJmanzubestimmen.Er kannauch(bis aufzehnJahre hinaus)Waffenstillstandgewährenundhat unumschränktüber dasSchicksaki derUngläubigenzuverfügen,diemitderWasfein derHandgefangenwur- den.Darfsietötenodersreilassen, inSklavereiverkaufenodergegengefangene Mohammedaner austauschen.Wersichzuszlam bekehrt,darfnichtgetötet werden. Werungläubigstirbt,wirdohneEhrenerweisungverscharrt.Diege- fallenenKriegerdesProphetenaberziehen,alsMärtyrerseinergroßenSache, ohne ersteinerLäuterungzubediirfen,insParadiesein. DieBeute,diewäh- rendderDauerdesKampsesgemachtwird,heißtGanimat;dieBeute,dieerst derbeendeteFeldng bringt(alsoauchSteuerleistungundErtragderSklaven- arbeit)heißtFai.VierFünfteldesGanimat werden unterdie Soldaten ver-- theilt;vierFünfteldesFai stehendemStaatsschatzezu. DasletzteFünftelder Gesammtbeutewird infünf Theilegetheilt,die demStaatsschatz,denNach- kommendesPropheten,Waisen,ArmenundMekkapilgernzufallen.Von
Marokko. 345
derTheilungwerdenAllebedacht,die zwarnichtmitgesochten,sichaberum dieguteSacheverdientgemachthaben.DieerbeuteteWaffegehörtDem,der beweisenkann,daßerdenTrägerniedergeworsenhat.DerBoden deserober- tenLandes wirdEigenthumdesProphetenstaates.BleibtdasbesiegteLand nachdemFriedensvertragaber imBesitzder Rumis (dienun denJslambe- kennen),dannhaben siederCentralmachtKopfgeldundVermögenssteuerzu zahlen.ImHeiligenKriegegiltjedeswirksamscheinendeMittel.
Werdenwirserleben? JstMuleyHafidderMeisterderSchicksals- stunde?Er wardberufen,weilseinthronenderBruder denFremdenzu viel RaumundEinspruchsrechtließ;weiler amWeihewerkdesProphetenein Ver- rätherschien.Hafid,sohofftman,hatdenWillen unddieFaust,die unab- hängigen,bisheuteunzähmbarenStämme ineisernemReifzusammenzu- schmiedenunddieEuropäerübers Meerzujagenoder inGhettoszupferchen.
AlsowillsAllah,willssein Prophet;willsauchderirdischeVortheilderim MaghrebMächtigen.Waswürde ausihnen,ausdemMaghzen,denKaids, Scheichs,Ulema,wenn MarokkoEuropens Kulturformen annähme?Macht- loswürdensie;könnten diealteKundschastnicht mehr schatzenzmüßtenver- armen. Drum wehrensie sich;nichtnur desGlaubenswegen.Drum hat ihre Wuth sichgegen dieweißenEindringlingegewafoet,die einenSchienenstrang durchsScherifenlandlegen,seineWirthschaftmit demehrfurchtlosenBlick desRumikontroliren,in denHandelsstädtendiePolizeigewaltansichreißen, inCasablancadenHafenausbauenwollten.Noch sindsregionalbegrenzte Unruhen, Theilaufstände,dieeinekleine,vomFeuerderSchiffsgeschützeun- terstützteSchaardisziplinirterTruppenniederzuzwingenvermag.Wielange?
EinFührer,eineFahne:und der Sturm derDjehadfegtdie wirrnachver- schiedenerRichtung strebendenStämmezurEinheit zusammen.,,Niemals kommtderTag,andemunserVolksichinsJochderFremdherrschaftfügt;
eher läßtderletzteMaure seinLeben.«MuleyHassan hats1884 gesagt.
MuleyHafidsoll ihmimWesensehrähnlichsein.Undwenn erzaudert:kann BuHamara,dersichauchHassansSohn nennt, nichthandeln?Abd ulAziz in derVerzweiflungnichtdasHirnund den Arm eines Starkendingen?
DieGefahrscheintungeheuer»Jst vielleichtabernichtsonah,wiesie scheint.Einneuer Sultan brauchtGeld undistleichtzulenken,wenn erdie GoldfädchenschlingeerstumdenHals hat.SollteFrankreichvonder Strö- munggar nichtsgewußthaben,dieHafid,denProtektor seinesMauchamp, ansLichttrug?AmEndewarderMuezzin,dessenRuf ihnbeimEzanden Maurennannte,gar dasWerkzeugeuropäischerKlugheit.Einerlei. Mitzwei
346 DieZukunft-
Sultanen läßtsichbequemeroperirenals mit einem.Fezkannman mit Ma- rakesch,denUsurpatormit demlegitimenHerrn,BeidemitBuHamaraund Raisuliängsten.Die Staatsmånner derRepublikkönnenfür ihr Spiel noch keinedieserFigurenentbehren.BlicktHafid allzufinster, so drohtman ihm, dieTruppen fürdenBruder fechtenzulasfen.Und dieWeltiftkleingeworden.
Auchin Mauretanien weißheutedieOberfchicht,daßderHeiligeKriegnicht
nurgegen eineGroßmachtzuführenwäre.KönnteBritanien,mitseinensechzig Millionen Mohammedanern,derDjehadmüßigzusehen?Wärenichtjede Macht gefährdet,die inAfrikaoderAsienmitMuflimzurechnenhat?So langedieMassen nichteinemJmangehorchen,ist fürdennächstenTagnichts Ernsteszufürchten.Nochnicht.HasfansSöhne bestreitenundschwächenein- ander. NochsehendieHimmelszeichenfreundlichaufFrankreichherab.
Halbmondsund Stern.
Clemenceau kannlachen. Lachtauch.JnRambouilletließersichneu- lich,nacheinerSitzungdesGesammtministeriums,amFensterinterviewcn undphotographiren.»Marokko?Ganzfamos.AllesaufgutemWeg.Genera-;
Drudeund AdmiralPhilibert habenunservollesBertrauen undbekommen, wassiebrauchen.DerKollegeda untenmöchteschnelleinGruppenbildauf- nehmen?Gern.DasersteFensterinterviewmußjaverewigtwerden.Bitte:
rechtfreundlich,lieberBarthou!«DieLaune deslustigstenStudenten. Je- demReporterinnig geselltundim HausdesbravenFallieres dochherrisch wie derLord-ProtektordesPräsidenten.DieLebenskraftdes Mannes wirkt wie ein Wunder. VorvierzehnJahren galteralsabgethan.DasDeparte- mentdesVarwollteihnnichtmehrindieKammerabordnen. Freund Boulan- gers;dann gar derwürdigenHerrenCornelius HerzundJacquesReinach.
VonDöroulcädegerichtetMitdemStank desPanamafumpfesin den Klei- dern.Ueber dieFünfzighinaus. Da erholtman sichvonsolchenSchlägen nicht mehr. Fontu,mon pauvre Georgel Erhieltsichselbstfürverloren.
Geld, Mandat,Einfluß:Allesdahin.Warum die Lebensbürdenichtnach- werfen? Schonwar erentschlossen.Dabesannersichaufeineneue Waffe.
ArztundTribunJMaireundGeschäftsmannwar ergewesen;auch,mitHerz alsGeldgeber,Zeitungverleger.NunwurdeerJournalist.UnterdemKaiser- reichhatteerseinWeilchenversucht.Erstjetztaber kam derRuhm.Seitden TagenCouriersundVeuillots hattekeinSchreiberso gewirkt.Erbrauchte keinenKammersitzmehr.KonntevomSenat ausdieStimmung gestalten und,wannsihmgefiel,Ministerwerden.Erthatspröd.»DieFreudekonnte
Marokko. 3 47
ichschonunterGrövyerleben. DieListewarfertig.Boulanger,Dåroulåde, Clemenceau vornan. DerPräsidentdemPlangewonnen.Ich habe ihmab- gerathen.JchkannauchjetztohnePortefeuilleleben.«Heuteistermächtiger, alsmancherKönigvonFrankreichwar. JmMai, hattenselbstseineFreunde gesagt,stürzter;spätestens.Lachendhörteers.Und es war, alsreiftein der Hirnschaleeines altenGallierhäuptlingsderPlaneines munteren Burschen.
August,September, Udjda,Casablanca:dergelbeGreislachtlauter alsje.
Der KnabehatteimHeimathdorf,derJünglingaufdemLyzeumin NantesgewißoftvonMarokko redengehört.DieSchlachtbeiJst war ge- schlagen,derVertragvonTanger·geschlosfen,diealgerisch-marokkanischeGrenze regulirt.AllmählichsickertdanndasGerüchtdurch,LeuisNapoleonhoffe,den MaghrebseinemKaiserreicheinverleibenzu können;MitSpanien,meinten EugeniensFreunde,würdeerfertigwerden.NichtauchmitdenBriten,wenn erihnenleisEgyptenanböte?Selbstin denTagen vonVillafrancaundZü- rich haterNordwestafrikanichtvergessen.,,SolangenebenunsHordenwilder KriegerinanarchischerWillkürhausen,gehörtunsAlgeriennichtganz.«Der Gedankewarrichtig;ebensoklugderPlan,EnglandamNil zuentschädigen.
Nur:Palmerftonwolltenicht. Dessenharter SchädelließdenoffiziellenAus- drucksolchenWunschesgarnicht erstansichkommen.SeitseineBriefeund dieAktenauszügedeslondonerAuswärtigenAmtesveröffentlichtsind,wissen- wir,wiefrühundmitwelchereiferndenEnergiederPremierdenPlanab- gewehrthat.SchonamerstenMärz185t schickterausPiccadillyanLord Clarendon insForeignOsfice dieWeisung: ,,DerZweckderfranko-britischen Verständigung,dieaufderfestenGrundlage sittlichenWollensruht, istdie AbwehrungerechterAngriffe,derSchutzdesSchwachenvor demStarkenund dieWahrungdesGleichgewichtesWiedürftenwir,ohneprovozirtzusein, Angreiferwerden?MitwelchemRechtinAfrikadieTheilungPolens nach- ahmen,Marokko denFranzosen,Tunisodereinen anderenStaatdenIta- lienern,EgyptendenBritenzusprechen?EnglandundFrankreichhabendie JntegritätdesOsmanenreichesverbürgt:undsolltendemGroßherrnnun Egypten entreißen?SolcherVerstoßgegen dassittlicheEmpfindenderMensch- heitmüßtejederenglischenRegirungverhängnißvollwerden. Wirwollen mitEgyptenWaaren austauschen,esabernichtregiren.Uebrigenskönnte der Politiker,derSoldat und derSeemann in derHerrschaftüberEgyptenkei- nen Ersatzdafürfinden,daß FrankreichinMarokko freieHanderhielte.Die EroberungMarokkos sah schonLouisPhilippealsZielvorsich;seitdemruht derPlanindenpariserArchivenunddieRegirungwartetnuraufdiezur Aus-