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Berlin.
Verlagder.Zukunft Wilhelmstraßesa.
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Berlin, den 12.Hepkember 1908.
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Lustralbilanz.
.Aeptember1.904.FrankreichundSpanienverhandelnüberMarokko. Un- ter«hellemHimmel,der denAengstlichstenkein Unwetter fürchtenläßt.
MitEngland ist seitdemachtenAprilAllesgeordnet;dieandiesemTagin LondonunterzeichneteDoclaration concernant l’lTJ-g·ypteetteMaroc be- stimmtim nennten Artikel:»t«sdeuxgouvernements conviennent de seprästek Pappnideleuritjplumaiie pour Pexecntion delaprosente (lt5c1aralion.«FürRußland (dasinOstasien beschäftigtist)kannFrankreich, fürItalien(das,seitLonbetinRomwar,dieRepublikmitfastzärtlichem Eifer umwirbt)kannEngland bürgen.GeneralPartei-,derBotschasterder VereinigtenStaaten, hatebenerst,inHans Namen, HerrnDelcassådank- bareFreudedarüberausgesprochen,daßdenFranzosengelungensei,denAme- rikanerPerdicaris ausRaisulisKlauen zu befreien.Deutschland?DerKanz- slerhatimReichstag zweimal gesagt,die franko-britischeVerständigunggebe deinReichkeinenAnlaßzuWiderspruchoderBeschwerde;nndseineWorte sindimTemlevondemOsfiziosissim11s,demBotschaftsekretärAndreTar- -dieu,trdssag-esisttrdsclnirvoynntkss genanntworden.AlsderBotschafter Bihourdden(etwasdunklen unddürftigen)Textdesfranko-spanischenAb-
··koin1·nens in—dieWilhelinstraßebringt,sragtkliichthosennur,obdiedeutschen Handelsinteressengewahrt seien.Bihourd brjaht dieFrage;undDelcassisbe- stiitigtinzweiDepeschendieRichtigkeitderAntwort. »TieFreiheit desHaw idelsistnndbleibtverbürgt.DasweißdieberlinerdltegirungSiehatoonEng- landinEgypten dieHandelsvoitheileverlangt,die unsdortgewährtsind:und genaudieselbeStellunghatkijnstigderdeutscheHandelinMaroka Jch bitte,
·—HerrnvonNichthofendeutlichzusagen,daßdurchdassranko-spanischeAbkom- 31
388 DieZukunft.
men dieGarantie derHandelsfreiheitnochverstärktwird«Richthofenistzu-- frieden undbetont, daßDeutschlandinMarokkonur wirthschastlicheJnteres-ss senhabe.(Alsonicht politische;auch nichtdeannsch, anderAtlantisküstedes- ScherisenreicheseinenHafenoder eineKohlenstationzupachten.)September 1905.Derdeutsch-französische3wistscheintnichtmehrgefährlich.DerKaiser hatgesagt,erwerdeFrankreichinMarokkofortannichtgenirenDerKanzlerlszu Bihourd),wenn demKonzertderGroßmächtenichtgelinge,dieUnabhängig- keitundSouverainetätdes Sultans Abd ulAzizzusichern,könneFrankreichdie- Rolle,nachdereslange,übernehmen;dieGeschäftsführerderRepublik,deren nordafrikanischeStellunginBerlinnicht verkanntwerde,müsfennur nochein.
BischenGeduldhaben.Radolin undRouvier habendas Abkommenunter- zeichnet,dasdieberechtigteanteresfen,dieVerträge,dieSonderstellungFran-k- reichs anerkennt,und Rouoier hatin der Kammer erklärt:,,L’ententeest formelle ents eFAHemagne etnous.«AmerstenSeptemberschreibteynichts ganzso zuversichtlich:»Mehralseinmal istunsgesagtworden, fürDeutsch- landhandlesichsin Marokkonurum wirthschaftlieheInteressenundumdie-- Würde desKaisers,der demSultan Schutz versprochenhabeundsein Ver-·
sprechenhalten müsse.Wirwollen dieAufrichtigkeitdieserAngabennichtbe- zweifeln;mit derThatsache.aber, daß Graf Tattenbach besondereVortheile erstrebt,sind sie sehr schwerzu vereinbaren-«DerdeutscheKanzlerist fried- lichgestimmt.ErwirdHerrnDr-.Rosen nach Paris schicken;dannkommt man wohl schnellins Reine. DerScherisenpumpundderHafendammin Tanger?Kleinigkeiten.DiedürfendieFreundschastnichttrüben.Tattenbach hatdenAuftrag,»demMaghzenversöhnlicheHaltungzuempfehlen;auchdie Republiksollesichnichtschwierigzeigen.»Eswäredochunangenehm,wenn dieFenstereingeschlagenwürden,währendwirBridge spielen.«Die Ge- sandtenSaint-RenS Taillandier undTattenbach sindinFezundhörenVom Sultan freundlicheOrientalenrede.Heer1-. TosenbringtausLutetia keinen Lorberheim.AlsWitte,derVonPortsmouth kommt,inParisundRomin- tengewesenist,einigenDeutschlandundFrankreichsichendlichüberdasKon- ferenzprogramrn.FürstBülowplaudertin Baden-Baden mitHerrnTardieu
»undversichert ihn,dasDeutscheReich werdedieFranzösischefliepublikin Marolko undanderswo unterstützen,wenn siedasHandelsinteresseunddie—
WürdeDeutschlands wahre.JmTenspiwirderzählt,derKaiser habege- sagt: »IchwilldenFranzosenkeineSchwierigkeitenbereiten undhabedrum- demGrafen TattenbachdieversöhnlichstenJnstruktionengegeben.«Die- Thronredeklingtnichtsoheiter;undderKanzlernenntimReichstagdieLage ,,nichtdurchausbefriedigend«.HerrRouvier antwortet (inDelcassräsTon-·
Lustralbilanz. 389
art):»UnsereRechteundInteressenin Marokkosind wichtigerals die aller anderen europäischenMächte.WirsindinNordafrikaeinemusulmanische Machtundkönnen wederAnarchienochFeindsäligkeitimbenachbartenSche- rifenreichdulden. JndenVereinbarungenmitDeutschlandsindallunsere Rechteanerkannt odervorbehalten.« Nach dieserRedestimmen501Ab- geordnetesürdieRegirungKein GrundzuBesorgniß;in vierWochenbe- ginnt jainAlgesirasdie Arbeit. AmelstenApril1906kannHerrBourgeois, RouviersNachfolgerimAuswärtigenAmt, dieseArbeit als ein derRepublik nützlichesWerk in derKammer rühmen.FrankreichundSpaniensindvon denSignatarstaatenermächtigtundverpflichtet,indenHafenstädtendiePo- lizeizuorganisiren;undDeutschlandhat (auch durchdenMunddesKanz- lers) anerkannt, daßFrankreichin Maroiko eineprivilegirteStellunghabe- September1906 UnruheinMogador.Franko-deutscherNotenwechselüber dienächsteScherifenanleihe;beideMächteberufensichaufdieAlgesirasakte, dienicht verletztwerdendürfe.KeinernsterZwist;auchnicht, alsHerrPichon, ClemenEeausSekretärfürsinternationale Geschäft,amQuaid’Orsaysitzt und deninTangerbedrohtenEuropäerneinebewaffneteJntervention ver-
heißt.September1907.Die(ziemlichbilligen)HeldenthatenvonCasablanca habenderFreundschaftnichtgeschadet.Herr Jules Cambon,derHerrnBi- hourdabgelösthat, hörtimAuswärtigenAmtnur WortefreundlichsterZu- stimmung.AlserPichonsNote über dasvonderMannschaftdesGalilseund des DuChaylabeiCasablanca GeleistetedemStaatssekretärvorgelegthat, sagtHerrvonTschirschky:,,C’estexqelleni;soyez assurs quevous avez toutos no: sympaihips«;u11dwirdinWilhelmshöhedemKaiserdenDank derRepublikkünden. Am neunten Septembererklärt die berlinerRegirung, siewerdeFrankreichsberechtigtemVerlangen,sürdieBorgängeinCasablanca Genugthuungzuerhalten,nichtentgegentretenundhoffenur,daßsichsoschwere Schädigungfremder Geschäftsinteressenkünftigvermeiden lasse;wennzum SchutzderEuropäereinneuer Eingriffnöthigsei,müssefüreineausreichende Truppenzahl gesorgtwerden.ZweiTagedanach besuchtHerrdeCarbonnel, der denBotschaftervertritt,denStaatssekretär.HerrvonTschirschkybittet,
andieEntschädigungderKausleutevonCasablancazu denken.»DemMaghzen wirdesschiver,werden,dasnöthigeGeldzufinden;aberGeldfindetmanschließ- lichimmer.«Er lobt densürTangerentworfenen Polizeiplanundzeigtdas vollsteVertrauen zu denfranzösischenAbsichten.»DasganzeGesprächhatte einenherzlichenTonundHerrvonTschirschkywiederholtemehrfachdie Ver- sicherung, daßerauf unsere gutenBeziehungendenhiichstenWerth lege."
LeichtverständigtmansichauchüberdieMaßregeln,diedenWafsenschmuggel
318
390 DieZukunft.
fortan hindernsollen;fürdie Dauer einesJahreswirddenfranzösischenund spanischenSchiffenderWachdienst überlassen.DerdeutscheGeschäftsträger hat für seineinMazagangefährdetenLandsleute französischeHilfeerbeten unddemGesandtenGrafenSaintsAulairefürdeninCasablanca geleisteten Beistandgedankt.Böllige Eintrachtalso;wieimSeptember1904.
Inzwischenhateinneuer Mann denKampfplatzbeschritten.Am drei- zehntenSeptember schreibtMuley Hafid,derseitdemLenzim Südenall- mählichAnhanggewinnt,andie beimScherifenhofbeglaubigtenDiploma- ten,erhabedenThronbestiegen,dendas islamischeGesetz,umdiellnantast- barkeit desReicheszusichern,demschwachenBruder aberkannthabe.Jndem selbenBrief protestirterfeierlichgegendieBeschießungderHafenstadtCasa- blancaals gegen einenVorgang,der dasVölkerrechtund dieinternationale VerkehrsfitteverletzeundohneBeispielinderGeschichtesei.Wer wird in dem Bruderkriegsiegen?Frankreich scheintaufdie Karte deslegitimen Herrnzu setzenundanHafidsGlücknichtzuglauben.DerMensch, stöhnteJacobus, zäumt PferdeundlenktSchiffe,kanndieZunge aber,derenUnrast dochso vielGift verbreitet, nicht zügeln.Auch Herr Pichonkannsnicht(war, eheer in dieDiplomatie kam, wohlzulangeJournalist).Jm Januar sagterin der Kammer: ,,Nehmenrvir einmalan,Muley Hafidführeseine Sachezum Sieg.AllenvonEuropäernbewohntenStädtenkönnte dann dieGefahreiner heftigenReaktion drohen.Die inAlgesirasbeschlossenePolizeiorganisation, dieschonjetztungemeinschwerist,würde ganzunmöglich(plusjmpossib1e quejamais).WenndielegitimeRegirungbeseitigtwäre,fändedieAnarchie keinHemmnißmehr.WirmüßtenbeiUdjidaundCasablancaneue Angriffe erwarten und dieMächtehättenmit einemzusammenhanglofenundfeind- lichenMarokkozuthun.DarauskönntenSchwierigkeitenentstehen,die den Weltfriedengefährden.Selbstwenn ichannehme, daßMuleyHafid sichden Fanatikern,dieihn aufdenMachtgipfelgetragenhaben, entzieht,dieFrem- denseindschaftzudämpfenunddurchReformendasVertrauen derMächter gewinnensucht: dürfteerdannetwamitgrößererSicherheitalsAbd ulAziz aufErfolgrechnen?KönnteersichHerrschaftunrdAnsehenerhalten?Würde dievonihm verlasseneParteidesWiderstandes ihm nicht neueThronwerber entgegenstellen?«ImFebruarklingtdieRedenoch rauher. »Wirdenkennicht daran,voreinemrebellischenScherifen dieWaffenzustrecken,der denHeili- genKrieggegen unspredigt,dieunterworfenenStämme zumAufruhrruft, unsmit wilderGrausamkeitbekämpft,die LeiberunsererOfsiziereverstüm- mclnläßtundsogardenalgerischenGrenzbezirkzugefährdentrachtet.Alle Hindernisse,aufdieunserBemühen,dasLand zuberuhigen,stößt,hatMu-
Lustralbilattz. 391
leyHafid geschaffen.NochanderGrenzeAlgeriens(wirwissensausMel-v dungendesGeneralgouverneursJonnart) rufenseineSendbotenzumHeili- genKrieg.«Der den Volksvettretcrn vondemverantwortlichenMinistersoge- schilderteMannhatimHochsommerdesselbenJahresnundenBruderbesiegt und dieFranzösischeRepubliksoll ihnals denlegitimenSultan anerkennen.
September1908.KeinWölkchenamHimmel.Marokko interessirt unslängstnichtmehr. NachAllem,wasKaiser,Kanzler,Staatssekretärever- heißenhaben,können wirFrankreichsPrivilegienamAtlaskaumnochernstlich bestreiten;hättenstets auchdieAlgesirasmehrheitgegen unsundfändenam Endenichteinmal den,,brillantenSekundanten-«von1906aufdemPauk- platz.AbdulAzizoderAbdulHafid:unsistseinerlei.Mancher freut sichlaut derunbequemenLage,in dieFrankreichgerathenist;undbedenktnicht, daß eineVerständigungnieschwerwird,wennEinerdasGeldhat,das derAndere braucht.AbwartenzheißtinParisdieParole.UmsichimHerrscherglanzan derKiiskezuzeigen,mußderneueSultanGeld haben;undnur vonunskann ersbekommen.Schon haterinDemuth HerrnRegnault gefragt,obFrank- reichihm,derfürdieSicherheitderFremdenbürge,gestatte,sichinTanger zum Sultan ausrufenzulassen.Baldkommterwohl nochweiterentgegen.
WasdasStrafgesetzalsNöthigung,Wucher,Erpressung verpönt,istimin- ternationalcn Verkehrnoch heuteerlaubt. WerdieNothlagedesGegnersnicht nachallenRegelnderWucherkunstausbeutet, giltdaals einTropf. Noch stehenAnhängerHafidsgegenfranko-algerischeTruppenimFeld. Trotzdem räthGeneral Picquart,derinDeutschland einst gefeierteDeutschenhasser, denneuen Sultan sofort anzuerkennen; ,,sonstwerden wirvondenberliner Herren iiberholt«.Grundloses Mißtrauen.Jn Berlin hatman geradejetzt andereHundezupeitschen.Wollenwirsmalprobiren? EinMagyarenblatt (die MinisterClemenceau undCaillaux erholensichin denKönigreichenFranz Josephs«)mußmelden,WilhelmhabedemSultan dieAnerkennungschonzu- gesagt.DieMeldungwird kaumbeachtet;inBerlin aberandersichtbarsten Stellealssalschbezeichnet.SehtJhr?Berichtigungen,die vomKaiserhandeln, kommennurauf AllerhöchstenBefehlindieNorddeutscheAllgemeineZeitung.
DerKaiserwillalso, daß dieRepublikanseinem gutenWillennichtzweisle;
ihm nichtetwaargeAbsichtzutraue.KeinZwangzurEile, KollegePicquart;
wenn MuleyHafid rechtmürb werdensoll,mußerwissen,daßervonEuropa nichtszu erwarten hat, ehewir mitihmeinigsind.Von Berlinist nichtszu, fürchten.Zwar hatdasBlatt,dasdieungarischeNachrichtdementirt, auchge- meldet,derKanzlerhabeinNorderneydenVortragdesGesandtenRosengehört.
DeristseitdemSeptember1905amQuaid’Orsayhöchstunbeliebt.Erhatda-
392 DieZukunft.
malsbehauptet,Rouvierhabeihm versprochen,daßFrankreichvonderKonfe- renznichtdieErmächtigungzumHafenpolizeirechtfordernwerde. Rouvier hats bestritten und,vorTardieus Ohr, HerrnDr.Rosenzur Redegestellt,
»sans quecelui-ci.assezdåcontenancå, titla moinctre 0bjection«.Der beimKanzler?Auffälligistsnicht;jederin dieHeimathbeurlaubteGesandte besuchtdenChef.UndgegendenkaiserlichenWillenkönnenBeidenichtsthun.
WieWilhelm denkt, wissenwir;unddaß sein Wunsch,bei denstraßburger Paradefesteneinen VertreterdesfranzösischenHeereszusehen,vonClemen- ceau nicht erfülltwerdenkonnte, hat seineWeisheit wohl schnellbegriffen.
DasbeweisendieWorte,dieeram vorletztenAugusttagzu denBürgerndes Reichslandes sprach.KeineSpurvon Berstimmung;wievom Widerhall einesGlücksrauschestönte die Rede.»Ichfreue mich,Jhnenalsmeineinner- fte Ueberzeugungaussprechenzukönnen,daßdereuropäischeFriedenichtge- fährdetist.Erberuht aufzufestenGrundlagen,alsdaß sie durch Hetzereien undVerleumdungen,vonNeidundMißgunstEinzelnereingegeben,so leicht umgestiirztwerdenkönnten.«Fürsten,Staatsmänner,Völker wollen den Frieden.»Stolz aufdieunvergleichlicheManneszuchtundEhrliebe seiner Wehrmacht,istDeutschland entschlossen,sie ohne BedrohungAnderer auch ferner auf derHöhezuerhaltenundso auszubauen,wie es dieeigenenInter- essenerfördern,Niemand zuLiebe,Niemand zu Leide.«Die Redehattein Paris gefallen.Hetzereien,Verleumdungen, Mißgunst:Dasward nichtüber dieVogesengerufen,sondernüber denKanal. DasstolzeWortvonder»un- vergleichlichen«ManneszuchtundEhrliebedesdeutschenHeereskonnteman diesmalherunterschlucken,dader..ost unwillig aufgenommeneHinweis auf dasscharfeSchwertunddastrockenePulver fehlte. JnderStunde derSche- rifenkrisismachtderDeutscheKaiser sich,anderfranzösischenGrenze,zum BürgendesFriedensundversichert,justindieserStunde, daß seineWehr- machtKeinenbedrohe.Höflicherkannman nichtsein.WarClemenceausAb- lehnungnoch nichtbekannt oderihrMotiv gebilligtworden? Jedenfalls brauchtHerr Regnaultnichtszuiibereilen.Wenn derMinisterpräsidentheim- kehrt,wirderberichten, welchesHandeln Rußlands, Oesterreichs,Italiens Geschäftsleiterempfehlen,welchesKingEdwardfürnützlichhält.
DerhatteinCronbergdieNichtebesuchtund denNeffengetroffenzund wiederwar uns,wie injedemHerbst,erzähltworden,inso fröhlicherFreund- schaftseiendie beidenHerren nochniemals geselltgewesen.Leiderhattedie Märauchindiesem-Jahr kurzeBeine. NochimAugusterfuhrenwir(aus wienerBlättern), daßEduard mit demErgebnißdercronbergerGespräche rechtunzufriedenseiundgesagthabe:»Der-Horizontistnichtwolkenlos.Eng-
Luftralbilanz. 393 tandwill denFrieden, muß aber,umaufjedenFallvorbereitetzusein,die TRüstungverstärken.«DaraushattenGeschichtenträgergeschlossen,dieFlotten- frage seivondenMonarchenerörtert worden. »DenVorschlagdesKönigs, diedeutscheund diebritischeSeemachtzubegrenzen,hatderKaisermitsolcher Entschiedenheitabgelehnt, daßdieFrageinabsehbarerZeit nichtwieder ge- stelltwerdenkann.« DieAngabewar falsch.NichtEduardhattedieFragege- -streift,sondernSirCharlesHardinge,derdemKaiserdieUeberzeugungaus- sprach,nur eineVerständigungüber denMarinestatuskönne dasVerhältniß der beidenVölkeraufdie Dauer bessern.DaraufhattederKaisergeantwortet, solchesAbkommendünkeihnmitseinerSouverainetät unvereinbar undjede ZumuthungdieserArt könnedenKriegsfall herbeiführen.(Früherwurde,ehe einMonarch denVertretereinesfremdenStaatesempfing,dieGesprächslinie
.genaufixirtundjedegefährlicheKurvevermieden.DieRückkehrinsSchutz- gehäusdieseraltenSitteistmitehrerbietigerDringlichkeitzuempfehlen.Sonst
«zeugtei«nraschesWortnochschlimmeresUnheil.)EduardhatteinJschlund -inMarienbad darübergeklagt;und dieLosungausgegeben:»Wirbleiben
««friedlich,bauen aberneueDreadnoughtsund Jndomitables.«Diestraßburger RedesollteBritaniensStirn entrunzeln,daanselvolkvor denBerleumdern warnen,diedemDeutschenReichkriegerischePlänezuschreiben.ObdiesesZiel mitWortgeschossenzuerreichenist?DieliberaleParteimüßteumihreZukunft zittern,wenn siedieKreditforderungderAdmiralitätnichtimParlamentver-
;träte.Selbst dieHerrenWinstonChurchillundLlodeeorgewerdenjetztfür jedeMilliarde stimmen,diedasKönigreichvorJnvasionschützensoll.
Nochwurden demKaiseranderSeineLobliedergesungen,nochpries
—mandenTakt,derihngeradedie Stunde derHafidkrisiszurBeruhigung wählenließ:dakam ausBerlinüberraschendeKunde.DemdeutschenKon- sul ist befohlenworden, nach FezzurückzukehrenErsoll alsodieKonsular-
»geschästein derHauptstadtwiederaufnehmenund mit demneuenMaghzen
verkehren.Dasistdererste Schritt aufdemWegzurAnerkennungHafids Derzweitefolgtsogleich.AmTagvonSedanmeldet dieNorddeutscheAll- gemeineZeitung: »Die KaiserlicheRegirunghatgeglaubt,durchihreVer- -treterdieSignatarmächtevonAlgesirasdaraufhinweisenzusollen,daßeine rascheAnerkennungMuley HasidsimInteressederendlichenBeruhigung sidermarokkanischenVerhältnisseliege.«VierzigStundennachWilhelmsstraß- -!-burgerRede.DasLob klingtin einenWuthschreiaus.»DaswardieAbsicht?
«Einlullen wolltetJhrunsund, währendwirvonEurerLoyalitätträumten, inFezmiteisernder BeflissenheitnachVortheilenhaschen? Hasiderkennen
«lehren,aufwenersichstützenmüsse?GesternzuckersüßeWorte,heuteNadel-
394 DieZukunft.
sticheundFußangeln?Dieseschwankende,unzuverlässigePolitikwirbtEnch) Feindschaftundläßt Euch schonlängstnichtmehrinbehaglicheRuhekoni- men.« DieenglischePresseschiltnochlauter.Nie vorherwardasEinverständ- nißderWestmächtesoherzlich.JnderFranko-BritischenAusstellungver- brüdert derfranzösischeProvinzrentier sichdemlondonerShopkeepeUinse- demTingeltangelwerdenallabendlichvonArtisten mindestenseinmal die- Fahnenbeider LändergeschwenktundvondertrunkenenMengemit demZwei-:
flaggenliedbegrüßt.UnfreundlicheristkaumjeüberDeutschlandgeredet,ge- schriebenworden;nichtnur imGebiete der Entente Cordinle. DerDeutsche wartet.Darf,alsPatriot,nichtzweifeln,daßerdieAusführungeinesernsthaft vorbedachtenPlaneserlebenwird.DasReichwill imWestenderislamischen WeltseinAnsehenretten,denRückzugderfranzösischenTruppenausUdjidaunds CasablancazwingenunddenScherifenbeweisen,daßesimKonzertderMächte nochden Tonanzugebenvermag. Merkwürdig,daßzusolchemVersuchdie Gelegenheitgünstigscheint.Sindwir dennnicht mehr vereinsath Haben wirseitdentraurigenTagen vonAlgesirastreueFreundegefunden?Schließ- lich istderKanzler,wenn ihm auchdieHirnkraftdesSchöpfersfehlt, doch- einerfahrener,imDiplomatenhandwerkergrauter Mann,derreiflichüber- legt haben wird, quomodo etquibusauxilijs derPlandurchzusetzenist.
Sicher haterkräftigeSozien.Nur einBischenGeduld.OffizielleStimmen sind noch nicht hörbar;nur offiziöse.Nichteinefürdie»rascheAnerkennung«.
FrankreichundSpanienwerdenihreBedingungengemeinsam formuliren:,- und inLondonundPetersburg,inWashingtonundRomBeistand -finden.
JmpariserAuswårtigenAmtschwörtman darauf, daß auchOesterreich-Uns garndiesmalnichtmitDeutschlandgeht.FreiherrvonAehrenthalspricht-—
langemitHerrn Tittoni, macht HerrnvonSchoeneinenkurzenBesuchund wirdaneinemTagzweimalvondemErzherzogFranzFerdinandgehört,der danachzu dendeutschenKaisermanövernnachMetzreist.Vermittelung?Schon lesen wir,derdeutscheGeschäftstiägerhabe Herrn Pichon beruhigendeEr- klärungengegeben.DochderGrollverstummt nicht.DieAufgeregtensind-- mitleiser Schwichtigungnichtzufrieden.AmsiebentenSeptember stehtin der Norddeutschen,einMißverständnißhabeden Lärmbewirkt;denSignatars möchtenseikeineNoteüberreicht,sondernnureineAnregungübermitteltwor- den.SiebenTage lang istinossiziösenDepeschenundArtikelnstolzvonder-
»deutschenMarokko-Note«geredetworden.Nunwarskeine Note.Wardies friedlicheAbsichtwiederdurcheinMißverständnißentstelltworden;wie in den-«
letztenLustren schonsooft.Frankreichkonntelachen.Auf wessenKosten? »La-
Lustralbilanz. 395
noteallemande et le·Maroc: le flotqui Papportarecuie öpouvantöKJ MitfettenLetternstands,unszuHohnundSchmach,impariserJournal.
Mancheshattenwirfür möglichgehalten. Solches nicht. Nichteinen-.
drittenRückzugausdemScherifenbezirk.Wenndie,,KaiserlicheRegirung««
(von der,alsseiderEwigeBunddeutscherFürstenzurMonarchie geworden,.
imAmtsstil jetztimmergeredetwird)dieMächtenurzubedächtigerSchnelle,. privatimundunverbindlich,anregenwollte,brauchtesie dieseAbsichtnichtin- Plakatschriftzuzeigen.Keinerhatsieso verstanden;Keinergezweifelt,daß.
FrankreichsislamischeStellunggeschwächtwerdensolle.BielleichtauchEng- lands.Werweiß,wie bald daserstarkteOstsultanatEgyptenzuriickverlangt"
undaufdieWeigerungmit demKampsruf antwortet,derbis zumHimalaja die WeltMohammedsgegen die blonden Erobererwaffnet?SirGerard Lom- ther fühlt,daßnur diehöchsteKraftleistungdieanglo-jungtürkischeFreund- schaftfortsristenkann.JmWestsultanatschafftdas EndedesThronstreiteseine· guteGelegenheitDiemüssenwirnützen.WirsindzurAnerkennungdesSiegers bereit.ZauderndieAnderen,soerhältMuleyHafidunsereZustimmungErist nichtallein,brauchtderVerständigungkeinbeträchtlichesOpserzubringen,insei-s nesReichesGrenzenfremdeTruppen nichtzu dulden.Frankreichmußweichen.
DannspürtjederMusulmane,welcheGroßmachtvonallen diestärksteist,und- dereineStreichbrichtdenRing,in denDeutschlandgesperrtwerdensollte.Für einentollkühnenPhantastenhat denFiirstenBülow nochNiemand gehalten·
WoherkamihmderAbenteurerplan?Aus demHirndesHerrn Rosen,der- bishernurdünneWortgespinnsteundschädlicheMißverständnissehinterlassen.
hat?EinStaatsmann muß,bevorereineSache anfängt,dochungefährwissen, mitwelchenMitteln ersiezugutemEndeführenkann.VonwelcherSeite- her durftederKanzlerHilfeerhoffen? Britanien, Russland, Italien, Portu- gal gehörenzu Eduards ConcernundkönnennichtgegenFrankreichoptiren.
Schweden braucht französischesGeld.Belgien, Dänemark,Norwegenwür- densichheutenochschwererals1.9()6vonderMehrheittrennenDieVereinigten Staaten gingeninAlgesirasmitunserenGegnern;undSternburgisttotund- RooseveltsMachtins letzteViertelgeschrumpst.(DaßbrasilischeOssizierenach- Berlingeladen wurden, nährtaltesYankeemisztrauen.)Oesterreich-Unga"rn?
Als die StadtPrag britischeJo urnalistenbewirthete,pries FrankreichsKonsul dennahenTag,der dasHabsburgerreichdenWestmächtenverbünden werde:- und diewienerRegirungentschloszsichnichtzurBeschwerde.AlspariserStadt- verordnete inPrag pokulirten,feierte,unterdemJauchzenderMenge,der Bürgermeisterdenfranko-czechischenBund: und diewienerRegirungließes-
geschehen.Galizien haßtdieGermanisatorenderOstmarkunddieMagyarens