Band X[]IX.
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SL NIS IIIS SANA ASS IA SS GL LLE
Mit be onderer Berück ihtigung der Anthropologie und Ethnologie.
Begründet von Karl Andree.
Jn Verbindung mit Fahmännern herausgegeben von
Dr. Richard Kiepert.
Braun chweig Jährlich 2 Bände à 24 Nummern. Durch alle Buchhandlungen und Po tan talten
zum Prei e von 12 Mark pro Band zu beziehen.
“
1886.
Ein Jahr am Kap Horn.
(Nach dem Franzö i chen des Dr. Hyades.)
(Sämmtlicße Abbildungen nah Photographien.)
Die Mitglieder dex Expedition mußten natiirlich den größeren Theil ihrer Zeit der Beobachtung der ver chiedenen
In trumente widmen, doch blieb auh, noh einige Muße übrig für die Unter uchung des ja fa tnoh jung räulichen
Landes und die auch aus Ge undheitsrück unbedingt ichten
nöthigeJagd. Die e war im Anfange wenig tens troy des
Mangels von Hunden niht chwierig, denn das Wild war
durchaus nicht cheu, und elten blieb eine Jagdexkur ion ohne Beute. Allerdings war das Wild nicht ehr mannig- faltig und be tand fa t aus chließlih in Wa ervögeln, Gän aus dem en, Enten, Kormoranen
,Möven, die man bequemer
Boote, als wie zu Lande erreichen konnte. Aber auf dem Hochplateau und in den 300 bis 400
mhohen Hügeln
fanden ich auch einige {<mac{hafte Landvögel, eine Gans (Berniela magellanica Gmel.) und ein f eines Reb-
huhn (Attagis malouina
s.falklandica), und tiefer unten
am Rande der Moore, leider nur zu elten, zwei Schnepfen- arten ih kaum, (Gallinago die Jagd nobilis auf und die Paraguiae). pärlichen Pelzrobben Haarwild fand hätte mehr tand, Zeit und erfordert, dié als den For chern zur Verfügung
einzelnen Füch e,welche ih in den Wal-
dungen der Umgegend fanden, waren ohne Hunde unmöglich
zu jagen; doh gelang es, einige für das Mu eum in Schlingen zu fangen und dadurch gleichzeitig den kleinen
Hühnerhof von gefährlichen Feinden zu befreien.
Fi che waren in der Orangebai nichts weniger als
Globus XLIX. Nr. 2.
:
elten, aber im Winter chienen ie gänzlich zu fehlen; im
Sommer dagegen war das Angeln eine Lieblingsunterhal-
tung in den Muße tunden und man brauchte nur ein paar Schritte vom Ufer hinauszufahren, um ziemlich große und
ehr wohl chme>ende Fi che zu fangen. Die Matro en
lernten ie auh bald mit den Händen zwi chen den Algen greifen. Die gemein Art te war eine Notothenia. Reichere
Ausbeute lieferte einigeWochen hindurch die Nebfi cherei
im tiefenWa Merluccius er, Gayi Rich. wurde in großen
Quantitäten einge alzen. gefangen und theils fri ch verbraucht, theils
Die Beute wurde leider ehr ge chmälert 4
die Ge räßigkeit einer Lamprete, welche von ihren e
gefangenen nur Kopf und Gräten übrig ließ. Auch E
große Kreb (Paralomis e granulosus Lucas und Lit E E
antarcticus Jag. et Lucas) fanden fih mitunter 1m E
wurden aber nicht gege en. Mit dem Eies E
die Fi che gänzlich; ie cheinen band MIE zu 3 Á E
denn im Beagle- Kanal findet man ie ws ganze ERH
hindur<h. Im Süßwa fand er ih nur elten eine kleine
Axt von Galaxias.
ZViel Unterhaltung bot die Photographie. Man hatte
zwei Apparate mitgenommen, einen Excur ionsapparat und
einen größeren,welcher auf der Station aufge tellt wurde.
Nach und na< wurden fa t ämmtliche Eingeborene der
Umgegend ten Schwierigkeiten, aufgenommen, elb und die t kleinen ie machten Kinder nicht die ließen gering- ich
3
LE Ein Jahr am Kap Horn.
dur<h den Apparat niht im minde ten aus ihrer Ruhe bringen und hielten mit Erwach enen, zu Gruppen ver- einigt, be Stand, er als man von ihren europäi chen Alters- geno hätte en erwarten können. So erhielt man eine
ganze Anzahl in ethnographi cher Hin icht äußer werth- t
voller Bilder, von denen wir un eren Le ernauch einige vorführen. Sie geben ein treueres Bild von den Feuer- ländern, als die org am Me ten ungen und Be chreibungen.
Die Aufnahmen bei Excur ionen boten freili<h große Schwierigkeiten, denn von Wegen war keine Rede; dem
Strande entlang hatte man müh am über Fel entrümmer
zu klettern, im Inneren war das Ge trüpp, ein wahrer
Urwald
enminiature, faum zu durchbrechen, und ge tattete
mitunter dem Fußedurchausnicht, den Boden zu berühren ;
Kleine bekleidete Feuerländerin.
Mitgliedern der Expedition und zwei Trägern brah am
25. Januar hon Morgens um 5 Uhr auf; genan we tlich mar chirend, erreichten ie gegen 11 Uhr die entgegenge etzte Kü te, ohne mehr als ca. 200
mHöhe über tiegen zu haben.
Ein prächtiger Sand trand dehnte ih unten aus, aber aus
ihm hervor ragten verwitterte Balken und Planken Re te
eines ge cheiterten Schiffes, wie man ie an den Kü ten der
Süd pitze Amerikas nur zu häufig findet. Von Einwoh-
nern keine Spur, die Land chaft großartig und wild, das
Ufer fa t überall enkrecht zu den unzöhligen Buchten ab- fallend, die Steilhänge bede>t von Buchengebü welches ch,
der herr chende Wind gleichmäßig nah O ten gebogen hatte.
Die mei ten Buchten waren vom Meere her fa unzugäng- t lich, aber den Betten der Wild tröme entlang konnte man
vom Lande aus leicht zu ihnen gelangen ; chwerer war
anders8wo lagen vermoderte Stämme, an cheinend noh ganz
fe und t mit Moos und Flechten be etzt, in die man beim Darau treten tief einbrah. Dazu kam, daß man i überall vor den unpa irbaren Morä ten hüten mußte, und o zogen die For cher mei tens vor, ihre Excur ionen wenig tens theilwei zu e Wa zu er machen, in einem Walboote, de en Bemannung dann auh als Träger des Proviantes dienen
fonnte, denn auf die Unter tiitzung der Eingeborenen war
in keiner Wei zu e rehnen.
Troß die er Schwierigkeiten wurden die mei ten Hügel
der Hardy-Halbin und el ein Theil der In elHol tdurch-
treift. Eine der intere ante Excur ten ionen war die nah der Bourchier-Bai an der We tkü der te Halbin el, al o
chon im Stillen Ocean gelegen. Hyades mit zwei anderen
Altes Weih von Feuerland.
freilich das Wiederemporklettern, doh ging es ohne ern t- lichen Unfall ab. Die Rei enden übernachteten, da ie kein Zelt mitgenommen, in einer nothdiürftig aus Zweigen her- ge tellten Hütte, in welcher der Aufenthalt gerade nicht angenehm war, be onders da ein Feuer in ihr nicht an- gezündet werden konnte; doh war das Nachtlager immer noh viel angenehmer, als manche pätere Nacht, welche in
den raucherfüllten Hütten der Feuerländer zugebracht werden mußte.
Am anderen Morgen wurde die Unter uchung der kleinen Buchten fortge ezt und dabei noh ver chiedene Schiffs- trümmer, darunter auch olche ganz neuen Datums, gefun- den; eine der Buchten, in welcher ein paar Au ternfi cher (Haematopus leucopus) erlegt wurden, wurde auf der
Karte nach ihnen benannt.
ahr am Kap Horn,
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euexländerinnen,
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20 Ein Jahr am Kap Horn.
Ein anderer Landausflug galt der Kette dex Guerins
oder Sentry boxes (Schilderhäu welche er), die Halbin el
Hardy der Länge nah durchzieht und in dem fal hen Kap Horn ins Meer ab türzt. Es brauchte einen charfen, fünf-
tündigen Mar ch, um den 560
mhohenGipfel der Kette, zugleich den höch ten Punkt in der Nachbar chaft der Orange-
bai, zu erreichen. Die Vegetation{windet {hon frühe,
über 400
mMeereshöhe findet man nur noh einzelne zwergha Alpenpflanzen te und verkiüimmerte Moo e, on t i t der Fels vollkommen kahl. Die Plateauflächen zwi chen
den von der Verwitterung von Sturm und Regen zer- fre enen Gipfeln be tehen aus wild dur einander gewor-
fenenBlöcken, die aus ehen, als verdankten ie ihre Ge taltung irgend einer Naturkata trophe, während ie doch zweifellos
auch nur Produkte der dur den ewigen Sturm unter tützten Verwitterung ind. Die Temperatur hatte beim Abmar che
von der Station 6°, bei der Ankunft auf dem Gipfel 1,50
betragen und das Wetter war recht gün tig, odaß die Rei endenich mit den be ten Hoffnungen an das Sammeln
und Photographiren machten. Aber um 2 Uhr begannen plößlih Regenböen mit zeitwei em Schneege töber, das die Aus \icht auf ein paar Schritte be chränkte und eine Fort-
ebung der Aufnahmen unmöglih machte.
Doch die Rei enden gaben ihren Plan oleicht nicht auf. Während zwei der Naturfor cher mit dem Träger nach der Station zurückkehrten, richteten ich Hyades und
einer einer Gefährten darauf ein, die Nacht oben zu ver-
bringen und wo möglich gutes Wetter abzuwarten. Eine
Die Bergkette der Schilderhäu er (Sentry Boxes).
chmale Spalte zwi chen zwei ungeheuren Blö>ken wurde gun NE auser ehen und der Re t des Abends dazu verwandt, um die zahlreichen Lücken und Spalten der Kluft mit Ra en und Erde auszu topfen, bis uur noh an
der dem Winde abgewandten Seite ein {maler Eingang übrig blieb. Einen Augenbli> chien es, als ollteihre Ausdauer belohnt werden; gegen 5 Uhr hellte i< das
Wetter auf und ie konnten die pärlichen Alpenpflanzen
der Umgebung ammeln und unter den Steinen eine ziem- lih reiche Ausbeute an In ekten machen. Aber bald be- gannen Hagel und Schnee turm wieder und es blieb ihnen nichts übrig, als in das Nachtquartier zu kriehen und zu
zweit in einen Mantel gewi>elt, ohne Feuer den anderen Morgen abzuwarten. Die Temperatur fiel auf 2 bis 30
unter Null und die Rei enden begriffen nun, warum die
Feuerländer in ihren Hütten lieber den Rauch als die Kälte ertragen. Aber die Umgebung bot nicht die gering Spur te
von Feuerungsmaterial, und o blieb nichts übrig, als in Geduld den Anbruch des Tages abzuwarten, der zum Glück in die en Breiten im Sommer hon früh erfolgt. Gegen
3 Uhr begann es hell- zu werden, aber es chneite lu tig weiter und war an feine Be erung zu denken. Bis um 8 Uhr hielten die beiden For cher noh aus, dann ent chlo en
ie ih zum Rückmar che. Als ie die Station zu Ge icht bekamen, zündeten ie ein kleines Feuer an und man ver-
tand glü>liher Wei dort e die efeuerländi he Art des Telegraphirens; als ie am Strande anlangten, fanden ie ein Boot vor, das ihnen, die hwer mit den ge ammelten
Ge teinshand beladen tücken waren, den zwei tündigen Mar ch
um die Cove-Bucht herum er parte, Zum Glüe blieb die
Ein Jahr am Kap Horn. 21
falte Nacht, die übrigens nicht die lezte im Freien zu-
gebrachte war, ohne alle chädliche Folgen, wie denn über- haupt Erkältungen bei die Expedition owenig beobachtet er wurden, wie bei Polarrei en.
Bon der großartigen Wildheit der Scenerie in der be uchten Bergkette giebt die Abbildung, nah einer von Dyades aufgenommenenPhotographie angefertigt, eine
\hwacheVor tellung.
Andere, bequemereExcur ionen wurden in dem Wal-
boote der Station gemacht. Eine der elben mag als typi ch
hier genauer be chrieben werden. Sie wurde von zwei
Mitgliedern der Expedition, dem Präparateur des Mu eums
und vier Matro en unternommen; ein Feuerländer Jona-
than, welcher in der Mi ion und im Verkehre mit den Nobbenjägern etwas Engli ch gelernt hatte, ging als Führer
und Dolmet cher mit; man wollte die Pa> attelbai
,den
Tefkinika und und den Pon onby und erfor chen und hatte
Franzo en das Grab einer Ehehälfte zu zeigen und {tie
in das Boot über. Das Grab befand A an E
einer kleinen In el; von einer verla enen Hütte aus führte
eine Art Fuß teig nach einer ein paar Meter höher gelegenen
e wo 1n einer kleinen Ein enkung, von reicherVegeta-
191 umgeben, der Boden nur aus Mu cheltrümmern be tand
die man leicht mit der Hand wegräumen fonnte (ob ein Kjökkenmödding ?). Der Wittwer zeigte* genau die Cel
wo die veichelag, und da die Franzo en ie zu ehen
wün chten, half er elb den t Boden wegräumen. Ju kaum 30 Centimeter Tiefe tieß man zuer auf t ein paar griine
Buchenzweige ; dann auf ausgebreitete Rinden tücke, und
unter die en lag die Leiche in alte, europüi che Kleider ge-
hüllt und mit einer Shnur aus Sechundsfell umwunden.
Vfhtaradeka lö te die elbe und nun ah man die auf dem Rücken liegende na>te Leiche eines ziemlich jungen Weibes, nur mit {malen Bändern von Robbenhaut um die
Das Walfi chboot während eines Ausfluges.
ür vier Tage Lebensmittel mitgenommen. Das Wetter
war prächtig, das Meer till und glatt wie ein Spiegel.
Schon um 11 Uhr war man an der Pacf attelbai und rüh tü>te an einem fkie eligen Flachufer gegenüber der gleihnamigen In el. Daun ging es über die Tekinikabai
hinüber; an allen gün tigen Stellen wurde gelandet, um Hand tücke vom Ge tein zu chlagen, und am Abend wurde
am Eingange des Pon onby undes, welchen die Eingeborenen Kanaku he nennen, am Fuße bewaldeter HügelNacht- quartier genommen ( iehe die fünfteAbbildung).
Früh am anderen Morgen traf man eine Pirogue mit Feuerländern; der eine In a hatte e ihvöllig hwarz bemalt, die anderen trugen wenig tens {hwarze Striemen im Ge ichte, und alle hatten oben auf dem Kopfe das Haar ton urartig kurz abge chnitten. Sie trauerten um die Frau des Vooteigenthiimers,, die ein paar Tage früher ge torben
war; der Gatte, Ufhtaradeka, war gern bereit, den
Knöchel, dem gewöhnlichen Schmu>e der Feuerländerinnen, eziert.
z
Der Wittwer chien nihts weniger als untrö tlich, und
als die Franzo en ihm vor chlugen, ihnen die Leiche zu ver- kaufen, war er es gerne zufrieden und ver prach ogar, ie
elb in t einer Pirogue nah der Station zu bringen. In
dem elben Augenbli>e kamen noh ein paar Piroguen mit zahlreichen In a an, en die eine geführt von einem tolz aus ehenden Wilden, Athlinata, vor welchem Jonathan große Ang hatte, t da er ein Hauptfremdenha und oben- er
drein ein per önlicher Feind war. Die For ‘hielten cher
es darum für gerathen, ich ins Walboot rü>wärts zu
concentriren, ohne den Ver uch der Anknüpfung eines freund-
chaftlichen Verkehres zu machen. Sie kreuzten den Pon- onby aber und, der heftige Nordwind er chwerte das weitere Vordringen, und Jonathan's Warnungen vor den An chlägen
eines Feindes be timmten ie zur Umkehr.
22 Vonder belgi chen Kü te.
An einem prachtvollen Sand trande, in der päter
Courcelle-Seneuil genannten Bai am Pon ouby unde,
wurde in ein paar verla enen Zweighütten eine kö tliche Nacht zugebracht, freilih mit den Waffen in der Hand.
Am Strande befanden ich ungewöhnlich tattliche Wälder,
von Fußpfaden durch chnitten, welche die Eingeborenen beim Rinden uchen“ gebahnt hatten; hier i ein Lieblingsplab der elben. Noch üppigerwar die Begetation auf den metall-
reichenFel en der Pacf attelin die am el, anderen Morgen be ucht wurde. Ein Wintersrindenbaum (Drimys Winteri) hatte einen Meter über dem Boden reichlichzwei Meter
| Umfang. Das Nachtquartier wurde am Eingange des Tekinika undes genommen, wo bei Lapa ha auch ein von
den Eingeborenen häufigbe uchter Plas i t. Auch diesmal
waren drei Hütten aufge chlagen, fa t verborgen in dem üppigen Gefraute; die Bewohner waren gute Bekannte, ihre Kinder pielten am Ufer mit den Blüthen einer prächtigen
Senecio, die über einen Meter hoh wird. Am anderen Morgen zeitig waren die Rei enden wieder in der Station ;
ob der betrübte,hwarzgemalte Ufhtaradeka eine ver torbene Ehehälfte richtig dorthin abgeliefert hat, wird leider nicht berichtet.
Bon der belgi henu Kü e,
An dem nur
62 km langen, glatten Strande Belgiens
hat das Meer eine zwiefahe Nolle ge pielt: während es, wie wir ge ehen haben, bei Damme mit einem Sande den Meeresarm Zwyn ver topft und o dem reichen Briigge eine
Lebensader unterbunden hat, hat unweit davon eine Nähe
anderen Vrt chaften in kurzer Zeit zu ungeahnter Bliüthe verholfen. Die Spekulation hat binnen dreißig Jahren
das Ans ehen die es Kü ten triches ganz verändert. Bis
Der Hafendamm in O tende.
ée
dahin war nur O tende ein viel be uchtes Seebad gewe ; en
nun aber that ich Blankenberghe, nördlich von Briigge, als
olches auf und lo>te zahlreicheFamilien an, welchen O t-
ende zu belebt und zu theuer war, bis endlich das nahe der holländi chen Grenze gelegene Hey ihm Konkurrenz t zu
machen begann. Das Meer i für die e Kü ten tädte
gleich am eine Bank, in welcher ie in der Gewißheit, reiche
Zin en zu erhalten, ihre Kapitalien anlegen, und die Zahl Derer, die im Getriebe der Groß tädte ihre Kräfte zu ra ch
verbrauchen und ie in der tärkenden Seeluft wieder auf-
Von der belgi chen Kü te.
i20 fri chen wollen, nimmt von Jahr zu Jahr zu. Dazu ent-
falten die Strandland e chaften mit ihrer etwas melancholi- chen Schönheit eine o unwider tehliche Anziehungskraft, daß die Leute zu Tau enden während der Sai onnah O tende und Blankenberghe trömen. Und wie Viele gehen außer jenen nah Nieupoort, la Panne, Middelkerke, Maria- erke und Hey t.
Bon Hey bis t nah la Panne, den beiden Endpunkten
der Kü te, zieht ich eine ununterbrochene Kette von Dünen hin, deren Gipfel tellenwei eine e nicht unbedeutende Höhe
Erreichen und eine treffliche Aus icht über die brandenden
Wogen gewähren, o dex Mont Blanc bei la Panne und der Hoogt Blekfer bei Nieupoort. Eine dichte Vegetation, welche je nah der Oertlichkeit wech elt und alle Wunder
der Strandflora entfaltet, verleiht die en Sandhügeln einen eigenen Reiz. Dabei hat jeder Strand eine eigenthümliche
Phy iognomie, welche ihn von den anderen unter cheidet.
Derjenige von O tendegemahnt mit dem Gewirre von
Balken einer Hafendämme, welche weit in den Ocean hinein verlängert ind, an die zähmende Gewalt des Men chen ;
das Strenge, welches in den beiden parallelen Molen liegt,
wird nur durch das Bunte der Häu er am Deichegemildert.
Blankenberghe mit einem niedlichen, neuen Damme i t weniger großartig und mehr kokett, und das nahe Hey t,
das er vor t Kurzem aus einer Dunkelheitaufgetaucht und
zum Leben erwacht i t, bietet noh die ganze Poe ie eines ländlichen Aufenthaltes am Meere. Am anderen, we tlichen
Ende des belgi chen Strandes liegt Bad Nieupoort, das
die Wün chelruthe eines Millionärs von Tournai aus dem Dünen ande hat ent tehen la en; eine von Viehweiden. ein- gefaßteChau verbindet ee es mit einer Mutter tadt Nieu- poort, welcheeinf eine der berühmten Städte Alt-Flanderns gewe en, heute aber tief ge unken und verfallen i . Das Bad elb be teht nux aus wenigen Villen und drei bis
vier Ga thäu und ern i überaus till, und darin teht ihm
die Stadt nur wenig nah. Nur tundenwei herr e cht dort
etwas Leben; o des Morgens, wenn die Kuhheerde durch die grasbewach enen Straßen lang am auf die Weide zieht,
vorbei bei den Hallen und ihrem Belfried, einem groß- artigen Ueberre aus te alter Zeit, der aus dem wie ein
N A = Y
=
KD
RUD
DEISMST
2M
Sn 2,
MIE
YDie Hallen von Nieupoort.
Kirchhof o tillen Orte aufragt, und längs der Umfa ungs- mauern am Fuße eines gewaltigenThurmes aus der Feu-
dalzeit, de Ma en onderbar e gegen die Kleinlichkeit alles Uebrigen ab ticht, zu gra en beginnt. Was if von den
Tempelherren, die hier eine Kirche errichteten
,übrig ge- blieben ? Was erinnert noh an die acht Belagerungen,
welche die im 15. und 16. Jahrhundert große Stadt aus-
E ändi chen hatte, Verbiindeten was an gegen den denkwürdigen den Kampf der hol- Erzherzog Albert, was
an den hohen Ruf die es Hafens, wo Schiffe für weite
Fahrten ausgerü wurden ? tet Nichts ‘als einige Stein- haufen Aber an und olche Ruinen, Er an cheinungen die gewöhnt i irgend eine ich der Legende Rei fnüpft. ende in
Flandern nur gar zu ra ch, o häufig treten ie ihm ent-
gegen.
La Panne, der lette und we tlich Badeort te an der
belgi chen Kü te, wird nur von wenigen Familien be ucht
zu denen ihSonntags ab und zu èinige Ausflügler von
Furnes und Dixmude ge ellen. Aber ie tören die Ein- amkeit nur wenig, und derjenige, welcher das Meer wirf-
lich liebt, findet auh hier Vergnügen genug an dem weiten Ausblicke und der herrlichenVegetation.
iHier und da drängen ich in einer Vertiefung zwi chen
den Dünen die niedrigen Dächer eines Fi cherdorfes zu-
ammen. Ju den Hausthüren ien Frauen mit brauner,
aufge prungener Ge ichtshaut und fli>en Neße; daneben werden Wiegen vom Winde ge chaukelt, rauchen alte, von Wind und Wetter gelähmte Männer ihre kürze, hwarze Pfeife, wälzt ih ein E elauf dem Boden. Um die Mit- tags tunde teigt ein hmächtiges Nauchwölkchen aus dem Schorn teine auf und verbreitet ich der Geruch von gekoch-
tem Fi che oder von Kartoffeln mit Schmalz. Nach und
nah kehren auh die Männer und jungen Bur chen aus
allen Richtungen der Windro e zurü>, theils vom Meere,
theils von den mageren Feldern, und eine Stunde lang
pflegt alles, was Men ch heißt, der Nuhe, und in den öden
Dünen bleibt nur dex vielgeplagteE elzurü>, Gras und
Di teln abweidend. Aber auh für den Men chen, o Mann
wie Weib, i das Leben hier voller Elend und Müh al und
verläuft in einem teten Kampfe mit dem Meere. Wenn
24 Von der belgi chen Kü te.
bei anbrechender Nacht die Männer in ihren Nuß chalen
zum Fi chfange auf das offene Meer hinaus egeln, weiß ja
keine unter den Müttern, Schwe tern und Frauen, welche
ie bis zum Strande begleiten, ob ieje wiederkommen werden. Und wel harte Arbeit wartet ihrer draußen bei
Sturm und Wetter und Kälte, wenn ihre Kleider von Eis tarren und das Salz in den Wunden, welche die Hände
Aller aufzuwei haben, en frißt. Und wie o manches Mal fehlt bei der Heimkehr der eine oder andere, der über Bord gewa chen wurde, ohne daß es nur einer einer Gefährten
bemerkt hätte! Zu einer be timmten Zeit des Jahres ver- la en ämmtliche kräftigen Männer ihre Heimath und
egeln, reichlich mit Lebensmitteln, Feuerung, Regenmänteln
und Neben ver ehen, auf den Heringsfang nah den Bänken
von Neufundland. Wie bange und lang am ver treichen
daun er t den Zurückgebliebenen die Tage und Wochen!
So verläuftdie er Bevölkerung das Jahr von Anfang bis
zu Ende unter Mühen, Kummer und Sorge. Klopft nicht
der Tod an die Pforte, othut es Krankheit oder Noth.
Denn das Meer nährt eine Kinder nur \{<le<t und der
Verdien i t gering; t die Zahl derjenigen Fi cher
,die ihr
Alter in Ruhe zuzubringen vermögen,i nur gering, und dreißig Jahre Fi chfang bringen den kräftig ten Mann o herunter, daß er nur noh gut genug i
,eine Wiege zu
chaukeln.Rheumatismus, Augenkrankheiten und Läh-
mungen ind die verbreitet ten Krankheiten.
Dem weiblichenGe chlehte i t kaum ein be eres Loos be chieden. Schon frühzeitig mü die en Mädchen auf den
Der Marktplaz von Veurne (Furnes).
Garnelenfang gehen und tundenlang bis zur Hälfte des Körpers im Salzwa zubringen. er Jun Hey t, Nieupoort
und la Panne ieht man ie
înder Abenddämmerung aus
den Dünen hervorkommen, gebeugt unter der La t der
\<weren Nee, müh am mit den na>ten rothen Beinen
durch den Sand watend, und eine nah der anderen zu ihrer
an trengenden Arbeit in das Meer hinein gehen. Jn Cox- cide be orgen die Männer, und zwar zu Pferde, das Ge chäft
des Krabben- und Sardinenfanges.
Einen Schritt von den Dünen landeinwärts, und man
bewegt ih wieder auf hi tori hem Boden. So hat la Panne eineruhmreicheZeit gehabt, Beurne o oder Furnes, ein t eine tolze Ka tellanei, in deren Bezirke wohl ein halbes Hundert reicher Dörfer lag. Von leßterem Orte
hat ih wenig tens das prächtige Aeußereerhalten, wenn auch der Inhalt
,das ein tige Leben, dahin ind und über
den tillen, todten Straßen der Hauch tief ten Verfalles und voll tändiger Re ignation ausgego i en t. Noch erhebt
ich an einer Efe des Hauptplaßzes das verwitterte Mauer- werk des alten „Steen“ mit einen Rund- und Spibbogen- fen tern; ferner das Rathhaus mit doppeltem Giebel, der
tämmige Belfried gegenüber dem gewaltigen Chore von
St. Walburg und anderes mehr. Die kö tlichen, ein aus-
gebildetenFaçaden mit Säulen und Balkouen in blühendem
Renai ance und tile die za>igen Giebel erweden die Bor-
tellung von ein tigem großenWohl tande und tellen einen Rahmen dar, in welchen die chaffende Phanta ie ich un-
chwer das frühere rege Leben und Treiben hineinzudenken
N. M. Pr hewalski's fünfter Brief aus Central
=A ien. 25
vermag. Kirchen wie Privathäu tragen er das ihrige dazu bei, einen Schein von Blüthe und Wohl tand zu erwecen,
der läng t dahin i . Aber nur einmal im Jahre, am lezten Sonntage des Juli, erwacht die Stadt aus ihrem Schlafe, wenn die Proce welche ion, das Leiden Chri ti zur
Dar tellung bringt, dur ihre Straßen zieht und römi che
Soldaten in Panzern und bunten Mänteln, Phari äer in langen, chleppenden Gewändern, Apo tel mit langen Haaren
und in Fellkleidung,Chri tus elb t mit dem Kreuze auf
der Schulter, aus dem Thore von St. Walburg heraus-
treten. Da er cheinen zuer die t Propheten, dann greuliche Masken, Pe t, Krieg und Hungersnoth dar tellend, dann der Stall in Bethlehem mit Jo eph, Maria und dem Kinde, die vier Schäfer und drei Könige, Simeon
,der Je us in
den Tempel trägt, die Flucht nah Aegypten und ofort
bis zur Aufer tehung
—und alles in olcher Treue und
Wirklichkeit, daß elb das t verhärtet Gemüth ergriffen te wird, das Grobe des Schau piels vergißt und den Schre>- ni eines en wirklichen Dramas beizuwohnen glaubt. ‘Den
Be chluß macht die Gei tlichkeit in all ihrem Glanze mit
dem heiligen Sakramente, und o zieht die Proce ion zwi chen zwei gedrängten Reihen knieenden Volkes durch
die ganze Stadt, indem jeder Theilnehmer im Charakter einer Rolle pricht und i<h mit einen Gefährten unter-
hält, die Apo tel unter einander, Herodes mit einer Um- gebung,Chri tus mit den Jüngern, und ver chwindet zuleßt
nah zahllo Stationen en in den Hallen der Kirche.
N. M. Pr hewalski's fünfter Brief aus Central - A ien.
H.
Eine Stadt, d. h. eine mit einer Mauer umgebene Ort chaft giebt's in der T chert
-chen Oa enicht. Es giebt
uur einzel tehende Hütten, umgeben von Feldern und Gär- len. In den lepteren gedeihen Aepfel, Pfir iche, Apriko en,
der Maulbeerbaum, Pflaumen, Birnen und der Wein to>k.
Die Felder werden mit Weizen,Ger te, Neis, Mais, Boh- uen, Tabak, Arbu en, Melonen, Möhren und zum kleinen
Theil mit Baumwolle be tellt. Das Ge ammtareal des fultivirten Bodens i t ehr lein,
—ih glaube niht mehr
als 1000 bis 1500 De jatinen nah un erem Maße. Hier, wie überall in Central
-A ien, owie auh in ganz China, fann „nan die Felder, ihres Miniaturumfanges und der
orgfältigen Bearbeitung wegen, weit eher Gemiü egärten nennen, wozu allerdings der Veberfluß an Arbeitskräften beiträgt. Bei der Anhäufung der Bevölkerung an cinem Plate aber und dem Mangel an fließendem Wa er, de en
man unbedingt zur Fruchtbarmachung des hie igen Bodens bedarf, baut jede Familie uur eben o viel, als fie zu ihrer eigenen Ernährung bedarf. Jm be ten Falle i dex Ueber- fluß Dicht uicht groß; bei dex viel Jebt öfter bewohnten dagegen T tritt chert Mangel chen-Oa ein. bemerkt e
mau Spuren zweier alter Städte, von denen die älte te nach den Erzählungen der Eingeborenen, vor ungefähr 3000 Jahren durch den Necen Nu tem-Dage zer tan tört worden
i t; die zweite neuere Stadt dagegen haben die Mongolen zu Ende des 10. Jahrhunderts un erer Zeitrehnung ver- nichtet. Jett breitet ich an Stelle der beiden Städte die
unfruchtbare, theilwei mit e Löß- und Flug andhaufen be- de>te Wü te aus; hin und wieder ragen ÜVeberre von te Hütten und Maueru hervor, liegen Scherben von Lehm-
ge chirr und an einzelnen Stellen auh men chliche Knochen umher. Die EingeborenenfindenKupfer- und Goldmiinzen Silberbarren, goldene Verzierung der Kleidung, Edel teine
(Brillanten und Türki en), Glasperlen, Schmiede chla>en Kupferge chirre nnd was merkwürdig i , in der älteren
Stadt
—Glas cherben; außerdem gewährt ihnen die neuere Stadt gebrannte Ziegel zu ihrem Gebrauche im UÜeber- fluß. Bei Ausgrabungen !) odann findet mau aucheinzelne
1) Die Einwohner T chert chens mathen ihre Nacharabun- gen in dem Boden der alten Städte, oder iehalten 06 Natk-
for hungen nach tarken Stürmen
,die den Boden bis zu be- deutender Tiefe aufwühlen.
Globus XLIX. Nr, 2.
hölzerneSärge, in den elben haben ich die Leichen (un- bal amirt), dank der außerordentlichen Trockenheit des Bodens
und der Lu t, zuweilen* ehr gut erhalten. Die männlichen Leichenzeigen einen chr großen Wuchs und habenlange
Haare; bei den weiblichen i t das Haar in ein oder zwei Zöpfe geflochten. Ein tfand man ein Grabmal mit 12
männlichen Leichen in ißender Stellung. Ein anderes Mal wurde in einem Sarge die Leiche eines jungen Mäd- chens gefunden; bei der elben waren die Augen mit runden
Goldplatten bede>t und der Kopf vom Kinn zum Scheitel
mit einem Goldreifen umwunden; der Körper war mit einem langen, aber engen wollenen (gänzlich vermoderten)
Gewande bekleidet, das auf der Bru t mit einigen goldenen
Sternchen verziert war; die Füße waren na>t. Nicht nur
die Leichen, ondern ogar das Holz der Särge hatte ich,
wie man uns erzählte, ogut erhalten, daß die Einwohner
von T chert da chen elbe zu kleinen Arbeiten gebrauchten.
Zu ammen mit den men chlichen Ueberre ten findet man auh Knochen von Pferden und Schafen.
;Die T chert chener ver icherten uns, daß manam gan-
zen mittleren Laufe des T chert - Darja chen in einer Ent-
fernung von 5 bis 15 Wer twe tlich von einem jeßigen
Bette Spuren alter Städte und An iedelungen inde. End-
lih hörten wir ebenfalls in T chert und chen früher am
Lob
-Nor, wie auch in der Da e Keria wiederholt von der Tradition, daß auf dem Flächenraumezwi chen Chotan,
Ak u und dem Lob
-Nor ein 23 t blühende Städte exi tirt
hätten, die jet mit dem Sande der Wü te bede>t ind.
Am T chert chen, wie am Lob -Nor und dann au f un erem weiteren Wege begegnete uns die Bevöl laa
außerordentlich freundlih. Anderer bemihten eits 1e
Chine en auf alle mögliche Wei e, im Ee n
Rei e zu hemmen. Sie verboten den Eingeborenen, E
Nahrungsmittel ehen; chlechte ver Hintergedanken icherten ten 1) zu ihnen, daß verkaufen un wir und mit Näuber ere Rei Führern ian e. unternehmen _- E = en
y. dgl.; mit einem Worte, bemühten ih auf alle Art und Wei e uns zu verleumden. Aber, ungeachtet alles de en
i E! :
Gouverneux (Ambau)
1)
So hatte
inder Oa e Keria der Gou
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