Band X[IX.
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Mit be onderer Berück ichtigung der Anthropologie und Ethnologie.
Begründet von Karl Andree.
Jn Verbindung mit Fahmännern herausgegeben von
Dr. Richard Kiepert.
Buaun chweig 9.2 Bände à 24 Nummern. Dur alle Buchhandlungen uud Po ftan talten
zum Prei e von 12 Mark pro Band zu beziehen. 1886.
Cagnat’s und Saladin’s Rei en in Tune ien.
IX,
Ko. Su fetulae wird troy einer Bedeutung von den
alten Autoren nie erwähnt; uur in den ÎItinerarien und in den Bi chofsverzeichni tritt der en Name auf und aus
in Lambe gefundenen a In chri ten wi en wir, daß die
dritte Legion dort Rekruten aushob, die Einwohner al o
das römi che Bürgerrecht geno en. Genaueres weiß nur
der arabi che Geograph Edri i zu berichten. „Sbeitla, agt
er, war vor dem Zslam die Re idenz des Gerges, des römi chen Königs in Afrika; ie zeichnete ich aus durch ihre Ausdehnung und ihre Schönheit, ihren Ueberfluß aun Wa er, thr mildes Klima und ihre Reichthümer ; ie wax umgeben von Gärten und Baumpflanzungen. Die Mu el-
männer eroberten ie in den er ten Jahren der Hed chra
und er hlugen den großen König Gerges. Der König Gerges oder, wie thn andere arabi che Schrift teller nennen,
D chird chirx, i t der byzantini Patricius che Gregorius, welcher ich von Byzanz losgeri hatte en und eine Pro- vinz, auf die Afarek, die Mauren, ge tützt, ganz unabhängig beherr chte,ogar Münzen mit einem Bilde chlagen ließ.
-Er ammelte, als er 6471) den Anmar ch der Araber unter
Abdallah erfuhr, ein großesHeer und trat den Eindring- lingen entgegen, nah den Einen kurz vor Sbeitla, nach Anderen bei Jacubê. Seine {<öne Tochter focht an einer
Seite und ex ver prach ihre Hand und 100 000 Gold tücke Dem, der ihm den Kopf Abdallah's brächte. Auf den Rath des jungen Zobeïr ibn Kais eßte Abdallah aber
genau den elben Preis auf den Kopf des Gregorius. Dex Kampf dauerte mehrere Tage und wurde. jedesmal beim
1) Richtiger wohl 662, im Jahre 40 der Hed chra.
Globus XLIX., Ne. 18.
Beginne der eigentlichenMittagshiße abgebrochen. Am
dritten Tage aber fithrte Abdallah nur einen Theil einer Leute 1n8 Gefecht und ließ die anderen in ihren Zelten zurü>bleiben; als dann die Byzantiner zur Mittagsruhe
in thr Lager zurügekehrt waren, überfiel er ie ganz un- erwartet und brachte ihnen eine hwere Niederlage bei.
Gregorius wurde von Zobeïr er chlagen und eine Tochter, nachdem ie mehrere Araber über der Leicheihres Vaters getödtet, gefangen und Zobeïr als Sklavin überliefert.
Die Sieger türmten Sbeitla unmittelbar nah der Schlacht und machten dort oreiche Beute, daßnach Abzug
des dem
Schaze zukommenden Fün ftels jeder Fußgänger
1000, jeder Reiter 3000 Gold tücke erhielt. Doch führte
die Sieg er noch nicht zur definitiven Eroberung des Landes:
die Sieger fanden es gerathen, vor der drohenden Haltung
der thnen anfangs freundlichen Bergberber mit threr Beuke abzuziehen. Sufetulae blieb in Ruinen. Allen An cheine nach ver uchten die überlebenden Einwohner nah dem Ab- zuge der Feinde die Stadt wieder zu begründen und in
vertheidigungsfähigen Stand zu eßen, aber die Einfälle
wiederholten ichbald, der Berberkönig Kn chile owenig
wie eine Nachfolgerin in der Führung gegen den JIslam,
die Kahina, waren den Städten der Mauren freundlich ge innt. Die Berg tämme vollendeten chließlich das Werk der Araber und ein paar Erdbeben ließennichts mehr auf-
vet als den Triumphbogen, die Tempel und ein paar Mauerre te. Die Lage am Kreuzungspunkte mehrerer
Straßen, der fruchtbare Boden und der Wa erreichthum ver prechen übrigens einer etwaigen Kolonie ein ra ches
Gedeihen.
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Cagnat's und Saladin's Rei en in Tune ien.
Der Boden der Römer tadt liegt nah den Ausgra- bungen der Rei enden etwa anderthalb Meter unter dem
heutigen
,die Araber puren aus der Zeit der Zer törung
cinen Meter. Die Stadt lag we entlihauf dem reten Flußufer; auf dem linken ieht man nux unbedeutende Ne te, an cheinend von Villen und Sommerwohnungen,
von denen eine, die man vor einiger Zeit ausgrub
,ret hüb che Mo aikböden ergeben hat. Die oben erwähnte Wa erleitung durch chnitt die Vor e tadt und verband ie gleichzeitig als Briicke mit der eigentlichen Stadt.
Kommt man von Süden her, wo i<h heute noh wie
zur Römerzeit die Wege von der Syrtenkü te und den Saharaoa en her vereinigen, o tri man t zuer auf t den noh gut erhaltenen Triumphbogen, welchernah einer In-
275
rift dem Kai erCon tautin und einen Mitkai ern gewidmet wurde. Er war 11 bis 12
mlang, die Pforte
6
mbreit und 8
mhoh. Wie die mei ten afrikani chen Triumphbögen hat er auf jeder Lang eite vier Säulen und zwi chen die en je zwei Ni chen, die aber kaum o tief ind, daß ie zur Au tellung von Bild äulen gedient haben
fönnen.
Eine wohlerhaltene Straße, tellenwei noh e mit großen Platten gepfla tert, führt in die Stadt, zunäch zu t den
Trümmern einer Befe tigung, deren zerfallene Mauern offenbar in der größten Eile und zum Theil unter Be-
nußung von Leichen- und Votiv teinen aufgeführt wurden.
Ein paar ähnlicheUmfa ungsmauern liegen in der Nähe;
ie wurden vermuthlih nah dem er ten Arabereinfalle
er-Seitenan icht der Tempel von Sbeitla. (Nach einer Photographie.)
richtet, um die Stadt gegen Süden zu deen, während im
Nordwe ten die Tempel in eine Citadelle umge cha en
wurden.
Weiterhin finden i<h lange, unkenntlihe Trümmer- haufen, deren Bedeutung man nux durch völlige Ausräu-
mung fe t tellen können würde. Dann ieht man vor ich
das wichtig Monument te Sbeitlas, die drei Tempel. Dank
den aus dem benachbarten Lager von D chilma ge andten Soldaten konnten hier Ausgrabungen
.vorgenommen und die Baupläne in allen Details fe tge tellt werden. Man
gelangt zu den Tempeln durch den Triumphbogen, den un ere Abbildung zeigt; er i tniht o ma wie der des ig, Con tantin, aber ein Stiel bewei t, daß er einer be eren Zeit ent tammt. Junder That lehrt eine In chrift, daß er
dem Kai er Antoninus Pius zur Zeit eines zweiten Con ulates gewidmet wurde. An beiden Seiten tehen In-
chriften zu Ehren des Marcus Aurelius und des
Luctus Verus, der Adoptiv öhne des Kai ers Antoninus Pius. Der Bogen i tdreitheilig ; die große Mittelpforte führt auf den Haupttempel, ohne indeß genau in einer Ach zu e liegen. Der Boden war fa t 2
mhoch mit Schutt bede>t ; nah dem Wegräumen de elben erkannte man eine
Treppe von mehreren Stu en, welche zur Fläche des Jnnen-
hofes hinaufführte. Die Façade i t mit vier korinthi chen
Säulen ge hmüd>t, deren Kapitäle eine ehr gute Arbeit
zeigen; an beiden Seiten ind über den kleinen Thorbögen Ni chen angebraht. Man nimmt gewöhnlich an, daß anf dem Triumphbogen in der Mitte eine Quadriga ge tauden
35%
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habe, doch i die Tiefe des Bauwerkes dazu viel zu gering;
dagegen ieht man an beiden Seiten noh die Ba en von
Statuen.
An den Triumphbogen{ließen i<h an beiden Seiten Seitenmauern, welchewahr cheinlich zu einem nun zer törten Portikus gehörten, von dem nur noch ein paar zerbrochene Süäulen chäfte, die im Hofe liegen, übrig ind. Der Hof hat 160
mLänge und 70
mBreite; mit einerdurch-
chnittlih 4
mhohen Umfa ungsmauer bildete er einen legten Zufluchtsort für die Bewohner der Stadt, der ver-
muthlich auh bei der Eroberung dur die Araber eine
wichtige Rolle ge pielt hat. Die Mauer i offenbar mehr- t
mals zer tört und. in größter Eile wieder aufgebaut worden ;
es ind Steine mit In chriften hinein vermauert worden,
Cagnat’s und Saladin’'s Rei en in Tune ien.
welchenah der Art der Buch taben und ihrer hle{<ten Ausführung wahr cheinlih der Vandalenzeit angehören.
Auch im Inneren icht man die Spuren eilig errichteter Bauwerke, welche wahr cheinli<h den Vertheidigern zur Wohnung dienten; unter den Trümmern i noch das chöne
alte Plattenpfla ter erhalten. In einer Ee teht die Nuine
einer Kirche und ein Bau mit Gewölben, vermuthlih aus
der Zeit tammend, wo Gregorius den Tempelhof in eine
Citadelle um huf ).
Die Tempel von Sufetulae waren alle drei tetra tyle P eudo
-Peripteren
,d. h. iehatten vier Säulen in der Fronte, aber die Seiten waren bei den beiden äußeren Tempeln nux mit Pila tern, bei dem mittleren mit ein- gebauten Säulen verziert. Die Front äulen und die Vorder-
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MRückan der icht Tempel vou Sbeitla. (Nach einer Photographie.)
mauern der Cella ind aber läng tge türzt und Ge trüpp proßt zwi chen ihren Trümmern. Die Hinterfronten da-
gegen tehen noch aufre<ht und machen einen ganz impou!-
renden Eindru>; man icht, daß ie dur<h Zwi chenräume
von 4
mBreite getrennt, aber dur<h Bögen verbunden
waren. Der mittlere Tempel gehörte einer zu ammen-
ge ezten Ordnung an, die beiden äußeren ind korinthi h;
die Verzierungen erinnern einigermaßen an die Tempel von
Baalbek.
1) Die Citadellen in den wichtigeren tune i chen Städten ind on fa t t ämmtlic<h von Patricius Salomon errichtet; ollte die
von Su fetulae einé Ausnahme machen? Die jehige Mauer fönnte freilich jünger ein, als die arabi che Zer törung, Lo.
Die beiden Archäologen begnügten ih, den Raum
zwi chen demlinken und dem mittleren Tempel, der offen-
bar bei der Befe tigung ab ichtlih verrammelt war, aufzu-
räumen ; eine völligeSäuberung des Bodens würde eine
folo Arbeit ale erfordern, da es ih um Blöcke von be-
trächtlicher Größe handelt ; die Arbeiter des Sidi Mu tapha
ben Azus haben es ver ucht, aber bald wieder aufgegeben,
nachdem ie eine Anzahl Blöcke zer prengt. Wem die
Tempel angehörthaben, läßt ih ohne völlige Ausgrabung
nicht fe t tellen; in Rom wie in Lambe wo a, ich drei
Tempel in ganz ähnlicherWei evereinigt finden, i der
Mitteltempel dem Jupiter geweiht, die eitlichen Juno und
Minerva; möglicher Wei e dienten ie aber hier der Ver-
ehrung der auf dem Bogen genannten drei Kai er,
Cagnat’'s und Saladin’s Rei en in Tune ien.
200m weiter ragten am Rande des Baches ein paar Säulen aus der Erde. Mit Hilfe einer gelegentlichen Ver tärkung des Arbeiterper onals wurde das ganz ver-
chüttete Gebäude ausgegraben und erwies ih als das Theater von Sufetulae; eine Erbauung oder vielleichtauch
nux Re taurirung fällt nach einer aufgefundenen In chrift
in die Regierungszeit des Kai ers Diocletian. Das
Amphitheater, das wie gewöhnlihaußerhalb der Stadt-
mauer lag, i t bis auf den Boden abgeri en; eine Arena
maß ungefähr 60 zu 50
m.Die Ruinen zweier Kirchen
boten nichts Be onderes und dort vorgenommene Ausgra- bungen ergaben keine onderlichen Re ultate. Eben owenig
die an den beiden Friedhöfen, von denen der an der Straße nach Tebe gelegene a aus-
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weiter man nah Süden vordringt, und troßdem fand man wenig tens in der er ten Hälfte des Mar ches einige Heerden
und ogar Nömer puren. Das er te Nachtlager wurde am
Wed Fekka genommen. Hier findet man für gewöhnlich Wa er, aber diesmal war das Bachbett völlig tro>en
,die
Stämme weiter oben hatten das Wa auf er ihre Ger ten- felder geleitet und man konnte ih von der Weisheit der
alten arabi <hen Karawanenregel überzeugen: Gieße das Wa nie weg, er bis du die Quelle gefunden. Die Spahis hatten natürlich feinerlei Provi ionen mitgenommen ; zun Glü> waren ein paar Zelte in der Nähe, in denen ie ich ver orgen konnten.
Der Wed Fekka i das t einzige Wa er weit und breit
und auch die Vögel kommen
\<hließli<h für die Kinder be timmt gewe en zu ein
eint.
ESbeitla i on ge- t wöhnlih völlig öde und verla en; jezt aber lager-
ten auf Befehl des Kom-
mandanten von D chilma
ein paar Araberfamilien mit ihren Heerden da, welche die Rei enden mit Eiern
und Milch ver orgten. Sie fürchteten ich vor Räubern noh viel mehr als die Rei enden, und nicht ganz ohne Ur ache, denn wenn ihnen eine Bande Maro-
-DENE TUC OUI nD Ziegen wegholte, krähte
kein Hahn danach, während
das Gering te, was den Rei enden widerfahren
wäre, ofort die Truppen
in D chilma auf die Beine gebracht und ehr ern tliche Repre alien veranlaßt ha-
ben würde. Demgemäß
hatten ie auh ihren Duar - o org am in ciner Boden-
vertiefung verborgen, daß
die Esforte ihn er t am
Abend auffand. Außerdem
bot die Umgebung, wenig- tens im Anfange, Reb- hühner und Tauben in Menge, auch die Igel ev-
wie en ich in der Zuberei-
: Ítung, welche Mohammed ihnen angedeihenließ, als ein durchaus nicht zu verachtendes Wildpret; was on nöthig t war, insbe ondere Brot, Wein und fri ches Flei ch, lieferte
das Lager von D chilma. So vergingen die Wochen ganz
angenehm, bis. die Aufnahme der Nuinen vollendet war
und die Zeit zum Aufbruchenah Gaf a heranrücte.
Der allzeit gefälligeOber Villot t hatte fünf Spahis
und vier Kameele ge chi>t, nicht zu viel für einen fiinf- tägigenMar ch durch eine Wü te, in welcher man nicht einmal auf Wa rehnen er konnte. Der Weg nach Gaf a
konnte nicht gerade intere genannt ant werden. Schon in geringer Entfernung von Sbeitla begann die, endlo e andige Ebene, deren Eintönigkeit nux hier und da durch einen Halfabu ch oder einen“ verklüimmerten Dorn trauch unter-
brochen wird. Die Vegetation wird um o pärlicher, je
*
.
(Nach einer Photographie.) Mau oleum bei Bir el- Hafei
weit her zum Trinken. Es
gelang den Nei enden
,ein
paar Wü tenhühner (Kan-
gas oder Gangas, Ptero-
cles arenarius, von den Franzo en Perdrix jaune genanut) zu erlegen, ein Wild, das ihnen hier zum
er ten Male begegnete. Am
anderen Tage ollten ie eine neue Jagdart ehen.
Ein armer Ha e wurde
von einem großen Raub- vogel verfolgt ; die Spahis
warteten ruhig den Moment ab, wo die er auf ihn tieß
und prengten dann mit
lautem Ge chrei hinzu; der
Adler ließ natürlich er chreckt eine Beute los und der
1ödtlih verwundete Ha e
wanderte in den Kochtopf einer Retter.
Gegen Mittag erreichte
man die Brunnen von Bir
el-Hafei, wo die Pferde
wieder getränkt werden konnten. Nahe dabei er-
heben i<h die Trümmer
eines römi chen Po tens, welcher die Wiü ten traße
von Su fetulae nah Cap a chüßte. Nur von der
Nekropole ind no<h ein paar Mau oleen be er- er halten, eines ogar mit einer
j
halb verwi chten Ju chrift.
Eines der elben, welhes un ere Abbildung zeigt, be teht
aus einer rehte>igen Cella mit einer zerfallenen Treppe davor; die Ni chen für die A chenurneu indnoh erkenu- bar. Die Ausdehnung der Todten tadt teht in einem
auffallenden Mißpverhältni zu den e Trümmern der An-
iedelung ; vielleicht begruben hier auch die Nomaden tämme
der Umgegend ihre Todten, eine Einrichtung, welche man mehrfah und auch noh heute beobachtet. Das Wa der er
Quelle bildet den Wed Sila, welcher nach kurzem Fließen
am Fuße eines völlig i olirten, wie polirt aus ehenden Fel ens im Sande ver chwindet.
Das Nachtlager wird bei der Kubbah des Sidi Ali
ben Aun genommen; ieliegt in einem förmlichen Dickicht
von Kaftuspflanzungen und zwei Araberzelie ind dabei
au ge chlagen, für den Wächter der Kubbah und für die
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Cagnat’s und Saladin's Rei en in Tune ien.
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Prof. Dr. Eduard Petri: Un er Verhältniß zu den Völkern niederer Kultur.
Vorüberrei enden. Jn der Nähe erhebt ich eine Art Thurm auf römi cher Ba is roh aufgemauert, ein Minareh, wie es
die Nei enden hon einmal in Beled D chedeida ge ehen.
Hier beginnt nun wirklich die Wü te, die unendliche,wa er- lo e Ebene ohne Vegetation und ohne Leben. Von hier ab muß man einen Wa ervorrath mit iführen. Troßdem findet man noh einen Trümmerhaufen aus der Römerzeit,
den Heu chir Merkab, den Arabern heilig durh die Grabkuppeln einiger Heiligen, die noh in hoher Verehrung
zu tehen cheinen, denn ie indfri < ange trichen und aufgehängte Lappen und Blech tückchen bewei en, daß ie neuerdings von Andächtigen be ucht worden ind.
Noch einmal pa irte man eine Stelle, wo man wenig- tens im Winter Wa finden er kann, das Bett des Wed Merethba. Man mußte freilih ein tiefes Loh graben,
um die Thiere tränken zu können, und chließlich weigerten ich die e, in das Loch zu treten und man mußte das Wa er
in einem Eimer heraufziehen. Noch blieben zwei Stunden Tag und ie wurden benußt, um ih Gaf anoch o weit
zu nähern, daß man am anderen Morgen zum Früh tück
dort eintre konnte, en Unter freiemHimmel wurde gelagert
und gut Wache gehalten gegen diebi che Eingeborene, denen
die Pferde eine willlommene Beute gewe en wären. Früh- zeitig wurde aufgebrochen und der müh ame Weg durch die
Sanddünen angetreten, in welchen die Hunde mit verbranuten
Pfoten kaum mitkommen konnten. Die Rei enden lernten je6t die bekannte Stelle in Sallu t’sJuguxtha ver tehen :
»„Sap liegt a in der Mitte einer weiten Einöde; ihre Ein-
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wohner ind ge chügt durch ihre Befe tigungen, ihre Anzahl
und thre Waffen, aber noh mehr durch die ent ebliche Wü te, welche ie umgiebt, und deren wa erleerer Boden von Schlangen und Raubthieren wimmelt, deren natürliche Wildheit dur<h den Mangel
anNahrung noh ge teigert
wird.“ Die wilden Thiere ind nun freilih ver chwunden
und von Schlangen trafen ie nur eine einzige an, freilich
von beträchtlicher Größe, vor der i<h die Eingeborenen
‘zwar ehr fitrchteten, die ih aber als eine ganz harmlo e Natter erwies.
Gegen 8 Uhr wurde eine zerfallene Fe tung erreicht, welche in byzantini cher Zeit die Straße nah Theve te
de>te. Nun er chien am Horizont eine dunkle Ma e, der Palmenwald von Gaf a, und um 11 Uhr wurde der Rand
der Da e bei der prächtigen Quelle Aïn Vidua erreicht.
Wenige hundert Schritte weiter erhoben fich die zerfallenen Hütten der Vor tadt und einige elende Kubbahs, dann
er-chien die Stadt elb mit t den Zinnenmauern und den impo anten Thiirmen ihrer Kasbah. Wie ein dichter Gürtel umgeben die Baumma en der Gärten die Stadt, über welche iheinige elegante Minarehs erheben. Zur Rechten ragt der teile D chebel Gettar, zur Liuken er tre>tidie lange, fahle Kette des D chebel Arbata, und über dem Ganzen wölbt ih der wunderbare, tiefblaue Himmel der Sahara. Ein wundervolles Schau piel, de Eindru> en [eider Nix zu bald ge tört wurde dur den Eintritt in die Stadk und ihren tau endjährigen Schmub.
:(Fort ehung folgt in einer päteren Nummer.)
Un er Verhältniß zu den Völkern niederer Kultur.
Von Prof. Dr. Eduard Petri (Bern).
Der Anthropologe und Kulturhi toriker, deè von einem Fort chritte der Men chheit in morali cher Beziehung redet, hat vor Allem das Verhältniß des Men chen zu feinem Mitmen chen einer Unter uchung zu unterwerfen.
Dem Wilden i der Fremde, der zu einer Horde Nicht- gehörige, falls er nicht gerade das Ga treht bean prucht, ein Feind. Dem kla i Alterthume chen war der Fremde
ein „Barbar“; der Philo oph räumte ihm keinen Plag in einem idealen Staate ein (Platon); die von Natux aus grundver chiedene Beanlagung des Men chen rechtfertigte
das Be tehen der Sklaverei (Ari toteles). Schon das Chri tenthum verkündete den taunenden Athenern in der Per oneines rührigen Vorkämpfers, des Apo telsPaulus,
die großartigen Worte: „Und hat gemacht, daß von einem Vlut aller Men chen Ge chlechter auf dem ganzen Erdboden
wohnen.“ Die zur Macht gekommene cri tlihe Kirche ent remdeteich aber bald ihrem ur prünglichen We en. Bei
Theophra tus Paracel us finden wir eine dem Gei te einer Zeit zu agende Eintheilung der Men chheit in Ada- miten und Präadamiten. Die Adamiten (Kulturvölker)
waren die reten Men chen ; die Präadamiten(wilde Völker) er chienen als die er ten chüchternen und mißlungenen Ver-
uche des Schöpfers zur Er chaffung des Men chen, gerade
wie die Fo ilien zur Zeit als lusus naturae oder als mißlungeneVer uche in der Er chaffung der Thierwelt galten.
Das Verhältniß des Kulturträgers zu den kulturlo en Völkern als zu einer Kla von e niederen We en i t, weil tief in der men chlichen Natur begründet, von einer unge- meinen vitalen Kraft und Anpa ungsfähigkeit. Jahr- hunderte lang dominirt die folgen e chwere blutigeAuffa ung.
Sie begün tigt die Ver klavung, die Ausbeutung und Aus-
rottung der Wilden; iebe teht einen iegreihen Kampf mit
der aus einem Ekel vor den Schwächen der Kultux hervor- gehenden Verherrlichung der Naturvölker ; ie lei tet noh
gegenwärtig ihre Dien te der brutalen Gewalt und- dem
Eigennuße; ie chmeichelt der Selb küberhebung des civili-
irten Europäers; ieunter tüzt die extremen Vorkämpfer
der Wi en auf chaft ihrer Suche nah ‘den Vermittlern
zwi chen dex Men chen- und Thierwelt (Ultra-Darwini ten).
Selb t heutzutage, wo die Arteneinheit des men chlichen
Ge chlechtes die zahlreich Verfechter ten unter den Männern
der Wi en be chaft izt, ind die hönen und für den da- maligen Stand der Wi en chaft o großartigen Worte eines Alexander von Humboldt:
yes giebt keine edleren Volks tämme, alle ind gleichmäßig zur Freiheit be timmt“,
den \härf ten Angriffen ausge ebt.
Und dennoch i der Fort chritt des Kulturmen chen in den Beziehungen de elben zu einem Mitmen chen im Allge-
meinen ein unleugbarer.
Wie zähe ih die erwähnte feind elige und altererbte
Auffa ung hält, wie mannigfah die Modi ikationen ein
280
mögen, in welchendie Auffa e auftritt, ung ie weiht zurück
vor einer richtigeren und tieferen Erkenntniß des wahren Sachverhaltes. Die elb für Europa vor kaum einem Jahrhundert undenkbare Gleichberechtigung der Kla im en Schoße des einzelnen Volkes i im Princip allgemein aner-
kannt und wird in manchen Beziehungenauch prakti ch durchgeführt; die Sklaverei, noh vor Decennien in blutiger Wei e vertheidigt (Sece ionskrieg), i heutzutage endgültig gefallen und wird nah Möglichkeit nicht einmal bei kultux--
lo enVölkern geduldet (in Afrika, in Nu i ch-Centrala ien);
das Be treben, den Wilden zu kultiviren, tritt niht mehr vereinzelt auf und i tniht mehr das Alleingut der Mi io-
nare, es i t zur Devi e der modernen Kolonialarbeit ge- worden (Congo taat).
Daß die Praxis mitunter ganz bedeutende Spuren eines Atavismus in den Beziehungen des Europäers ZU
einen kulturlo en Mitbrüdern aufzuwei hat, i en nicht zu leugnen und darf auch keineswegsvertu cht werden. Der- artige Nückfällefind niht als ein den Fort chritt bectn- trähtigendesSymptom aufzufa en. Es pricht vielmehr
die Art und Wei e, in welcher ih die Nücffälle e äußern, für cinen Fort chritt, denn das, was jeßt als ab cheuerre- gendes Verbrechen er cheint und allgemein bekämpft wird,
das galt no<h vor Kurzem als eine allgemein anerkannte
und wohlberechtigte, wo niht gerade verdien tvolle Hand- lung "). Aber noh immer fällt es ungemein {hwer, h
über das Verhältnißvöllig klar zu werden, welches der Kulturmen den Völkern ch niederer Kultur gegenüber et
zuhalten hat; chwierig i es, t die zahlreichen Wider prüche,
die ich in die er Beziehung bieten, zu entwirren und dle
Lücken der For chung auszufüllen, chwierig i es cließ- lich, glei fern zu bleiben von den Extremen der üblichen Selb tüber häßung des Kulturmen chen, owie der {hwäch-
lichen Kritiklo igkeit des Philanthropen.
Ziehen wir im Allgemeinen einen Vergleich zwi chen
den Kulturvölfern und den ogenannten Naturvölkern, oder
um ein weiteres Gebiet zu um pannen, den Völkern niederer Kultur, omü wir en uns allérdings agen, daß die Völker
niederer Kultur den Kulturträgern in Bezug auf intellel-
tuelle Kraft bei Weitem nach tehen. Die Kulturvölker
haben fih gewi ermaßen von der Natur emancipirt ; ie
bemei tern ie ogar bis zu einem gewi Grade. en Die
Völker niederer Kultur tehen der Natur noh nahe; {te
leben in der Natur und mit der Natur; iebefinden ich
in einem ent chiedenen Abhängigkeitsverhältni von der e
Natur und führen in der Regel ein von den jeweiligen Naturverhältni vorge en chriebenes Leben. Der Natu!- men ch hat ein relativ kümmerliches und un tetes Leben dort
geführt, wo fpäterhin die Kultur, die Naturverhältni e bemei ternd, ein machtvolles und großartiges Leben ent-
faltete (die Vereinigten Staaten Nordamerikas).
:Wenn nun das Leben der Völker niederer Kultur ein
Zu ammenleben mit der Natur i t, oi t es leicht begreiflich,
daß bei die en Völkern vor Allem diejenigen Eigen cha ten
zur Entwickelung kommen mü en, welche ihauf die Natur-
vorgänge beziehen, die ihr Leben ausfüllen; die höheren
und gei tigen Eigen cha kommen ten weniger zur Uebung, fie werden von den dominirenden Bedürfni des en Natur-
lebens zurü>gedrängt. Der Wilde be itzt eine Fähigkeiten,
aber die Fähigkeiten ind e vor Allem auf das körperliche
und nicht auf das gei tige Leben gerichtet, ie gehen mehr
auf das Phy i und che nicht auf das P ychi des che men ch- lichenWe ens aus. Die vollendete Entwi>kelung der phy-
1) Petri: „Ur achen des Aus terbens der Völker niederer Kultur“. „Globus“, Bd. 44, S. 264.
Prof. Dr. Eduard Petri: Un er Verhältniß zu den Völkern niederer Kultur.
i hen Fähigkeiten, wie ie dem Wilden eigen i , führt zu einer Ein eitigkeit in der Er cheinung des Men chen, die
wir nur mit der ein eitigen Entwi>kelung der Gedanken-
arbeit und der Abtödtung der phy i chen Fähigkeiten des Kulturmen chen vergleichen kövnen. Die Entwickelung der phy i Fähigkeiten chen des Wilden und namentlich die Schärfe
einer Gefühlsorgane i t eine mitunter geradezu unglaub- liche. „Die Tungu en erkennen nah der Spur, wie ie
im Erdreiche oder im Schnee von den Fußknöcheln des Büren eingedrü>t i t, ob der Bär gereizt war oder nicht,
ob er gefährlich eifür ihre Renthiere, ob er {lau ei.
Sie erkennen die ihrigen an ver chiedenen Merkzeichen, welche die Schnee chuhe hinterla nach en, dem Aus chreiten der Beine, nach den Krei en im Schnee, nach den gekni>ten Zweigen an den Bäumen oder nah Ae ten, welcheauf den Weg ge treut ind, und nah den im Schnee einge tampften
puren. Ein jedes Weib kennt die Spuren des Schnee-
huhes ihres Mannes 1.“ Die Beobachtungsgabe des
Wilden i t o ungemein ge chärft, daß er, der direkt vielleicht nicht weiter als bis fünf zählenkann, mit einem Blicke auf
eine über 100 Stü zählendeHeerde das Fehlen eincs einzelnen Stückes bemerkt. Die Bei piele für die phy i che Ge chiklichkeit, die Spannkraft, das charfe Ge icht und
Gehör und den fabelhaften Ortsfinn des Wilden la en ich
mit Leichtigkeit und in Menge der geographi chen Litteratur entnehmen. Gleichzeitig aber entwickeln die Wilden bei ihren Jagden auch eine wunderbare Findigkeit, eine Kombinations- gabe 2), welchefür das Vorhanden ein von nicht zu unter-
\häzenden, gei tigen Anlagen pricht.
Wenn nun aber die Wilden durch eine überra chende
Entwickelung ihrer phy i chen Fähigkeiten in un eren Augen geradezu wie We en anderer Natur er cheinen,o gewinnen
wir einen intere anten Ausbli> für einige weitere Folge-
rungen in der Erwägung, daß un ere, der Kulturträger Vorfahren, ein ähnliches Vorwiegen und eine ähnliche über- ra chende Entwickelung der phy i Fähigkeiten chen aufzuwei en hatten, owie daß ähnliche Verhältni auh heutzutage e bei einzelnen der Lebenswei der e Wilden folgenden Europäern
zu finden ind. (Trappers, Ru en in Sibirien.)
Schon das vorgebrachte Material fordert uns zu der Vermuthung auf, daß die Völker niederer Kultur bei einer eventuellen, etwa durch die Kulturvölker begün tigten Eman- cipation von den Naturverhältni im Stande en wären, ich
von der Ein eitigkeit der phy i Entwickelung hen zu erheben
und ihre gei tigen Fähigkeiten zu kultiviren. Eine derartige Vermuthung er cheint aber um o berechtigter, als wir, ganz abge ehen von der erwähnten Kombinationsgabe der Wilden, über eine geradezu großartige Menge von Bewei en
x die Bildungsfähigkeit der Wilden und für das Vor- handen ein eines gewi en gei tigen Schatzes bei die en
Völkern verfügen.
Die Neger, welche ihrer außerordentlichen Abweichung
vom Typus des Europäers und ihrer A fenähnlichkeit wegen zu den verächtlih Ausla ten ungen der großenMenge und nicht minder auh der Gelehrten (Burmei ter, Carus, Gobineau, T chudi, Aga iz u. w.) . herhalten mußten, liefern uns ein vortre liches Material in die er Beziehung.
Ungeachtet des kurzen Zeitraumes, welcher eit ihrer Be- freiung in den Vereinigten Staaten Nordamerikas verflo en i t, der Befreiung von einer dur<h Jahrhunderte währenden
Jena, Co tenoble, 2) Jadrinzew-Petri: „Sibirien“.
1886, S. 33 (im Dru).
< :2) Charakteri ti i h hierfür ein Studium der Jagdgeräthe:
jo der Wurfge cho Fallen e,
u.|. w. Ueber die Kombinations-
gabe dex indiani chen Jäger iehe Schaffhau en: „Anthropolo-
gi che Studien.“ Bonn 1885, S. 366 bis 367 (nah Domenech).
Prof. Dr. Eduard Petri: Un er Verhältniß zu den Völkern niederer Kultur.
Sklaverei, ungeachtet de en, daß die Weißen i in die em Zeitraume noch keineswegs daran gewöhnt haben, in den Farbigen fakti ch gleichberehtigte Bürger zu ehen, un- geachtet chließlich des elb für t den Europäer oungemein
chwierigen Kampfes um das Da ein in den Vereinigten Staaten, haben die Neger (bei Verlu t von ca. /, ihrer Menge in den er ten Jahren nachihrer Befreiung, während- dem iegegenwärtig eine Vermehrung zeigen) einen tiich- tigen Kern gebildet, der dex Kultur theilhaftig geworden i und t die Konkurrenz mit den Europäernwohl zu be tehen vermag.
-
Im Jahre 1882 be tanden folgendeSchulen für Negex
:Bezeichnung der Schulen Sa Sun 2
COC
A15 932
|
802 982
NO E 56 8 509
Schulen. für den Sekundarunterricht
.43 6 632
DOU I
e A18 2 298
CIOE 24 665
SOSO
A a e A4 DS
DEC
E50 125
Schulen für Taub tumme und Blinde
.6 116
Summa
|
16086
|
821 380
Selb t der neger eindliche Fr. v. Hellwald giebt zu,
daß es „freilih (1) niht an einzelnen Bei pielen gei tiger Begabung unter den Negern fehlt“ und verwei darauf, t daß mehrere Neger im Reprä entantenhau dex Vereinigten e
Staaten, einer ogar im Senat aß 2c., lenkt aber doh wieder auf Bei piele von morali cher Verkommenheit der Neger ein). Die Namen von hervorragenden und allgemeiner Achtung ich erfreuendenNegern in den Vereinigten Staaten
ind übrigensnichts weniger als pärlich vertreten ?). Wir verwei en{hließli<h no<h auf die von Soyaux?) citirten
Namen berühmterNeger, denen ihno< manche andere, niht minder bekannte Namen, beifügen la en würden.
Treffend i die Bemerkung So yaux's: „Wäre die ganze Na
,e“ agte er, „geringerbeanlagt, dann könnten auch nicht hochbegabte Individuen aus ihr hervorgehen
...“
„Ia, agen die Gegner, das ind Ausnahmen! Ich aber meine, olche „Ausnahmen“liefern eben den be ten Beweis für die Regel, den Beweis, daß es nur gün tiger Um tände bedarf, um mehr und mehr Einzelne ihauf eine hohe Stufe der Bildung erheben und allmählich auh die Menge
in der Kulturentwidelung fort chreiten zu ehen 4).
“Die Negrophoben halten jedoch tets einen wuchtigen Schlag in Bereit chaft für den Negrophilen: ie verwei en ihn auf den elenden Zu tand der Neger in den freien Neger- vrepubliken (Liberia,Hayti, San Domingo) oder in Ländern,
1) Fr. v. Hellwald: „Naturge chichte des Men then.“
Stuttgart, Spemann. 1882 bis 1885, Bd. I, S. 498.
°) Jn Wa hington z.B. wären unter anderen einflußreihen
und gebildeten Negern zu nennen: Mr. Blanche K. Bruce, ehemaliger Senatox, gegenwärtig Regi tratox des Staats chagzes.
Die Aerzte: Profe der or Chirurgie B. Purvis und Dr. AF.
Augu ta ; fexner der gelehrte Rev, Dr. A. Crummel; der Biblio- thefar der Wa hingtoner Congreßbibliothek Henry Smith u. \. w.
_—_—__9) H. Soyaurx: „Aus We t-Afrika.“Leipzig, Brockhaus, 1879, Bd. 1, S. 153.
I O.
OS E Nr 18
Zmmerhin i t Zöller zu gewi Konce en ionen bereit
:281
wo ihnen der größtefreie Spielraum gewährt worden i t (Sierra Leone). Man pflegt jedoh in die em Falle die Vorge chichte der genannten Staaten zu über ehen und die
nichts weniger als würdige Rolle, welche den Europäern in die er Vorge chichte zukommt. Geradezu elt am er cheint dem Kenner der Ge chichte die er Staaten die Anforderung
an die Neger, die vor Kurzem er den t Fe der eln ihnen in Flei ch und Blut übergegangenen Sklaverei entronnen waren
und von den Europäern die denkbar nachtheilig Anleitung te er- halten hatten(wir verwei auf en die hwähliche philantropi che Verhät chelung der Neger, auf die Schwäche der Amerikaner den verfrühten autonomi ti Gelü chen ten der Neger gegen- über, auf die bekannte liberiani he Anleihe u. #. w.), daß
ie ich elb überla en nicht auf den ihnen vorgezeichneten Irrwegen weitergehen und halt- und ziellos, wie ie waren,
niht in die häßlih ten Extreme verfallen ollten! Und dennochfehlt es die en unglü>lichen Ländern niht an ein- zelnen hervorragenden Per önlichkeiten ).
Wennwir die Ge chichte und die gegenwärtigen Zu tände
der erwähnten Staaten überbli>en, o möchten wir die Be-
hauptung wagen, die wir nöthigenfalls durh weitere Aus-
führungen zu bekräftigen im Stande ind, daß bis auf den heutigen Tag noh nirgends auf der Welt auh nux an- nähernd ein vernünftiges und andauerndes Ma enexperiment ausge ührt worden i t, um die Neger der Kultur zuzuführen.
Die Vereinigten Staaten machen in die er Beziehung keine Ausnahme. Der Aus\pru<h Ragtzel?s, des bewährten
Kenners der Vereinigten Staaten: „zum er ten Male wer-
den Millionen der für am niedrig ten gehaltenen Ra der e,
<hwarzen, alle Vortheile, alle Rechte und alle Pflichten
der höch Kultur ten zugänglich gemacht und nichts (!) hin-
dert ie, alle Mittel der Bildung zu gebrauchen,welche
—hier liegt das anthropologi Intere h ante die es Vor- ganges
—nothwendig eine Umbildung ein wird“ 2), i t in o inkorrekt ern als die Stellung der Neger in den Ver-
1) Intere Notizen ante über die Liberianex bringt Zöller:
„Das Togóland und die Sklavenkü te“, Berlin und Stuttgart, Spemann 1885, S, 39, 40, 45 und 46. Die vier Bändchen
von Zöllex?g „Deut che Be izungen an der we ta rikani then Kü te“ bringen überhaupt manche intere ante und werthvolle Angaben iber die gei tige Befähigung der Neger. De en unge-
‘achtetvermag i< dex Verfa er niht von dex traditionellen
An chauung loszumachen, indem
erihfragt: „Warum ollte niht der {warze Mann der Diener des weißen Mannes E (Zöllex:
,Camerun“, Berlin und Stuttgart, Spemann 1885.
Bd. 1, S. 254,) Ueberra chendind die Motive, durch welche ih Zöllex zu die er An chauung verleiten läßt: „Ih halte an ver Ueberzeugung fe t“, agt er a. a. O., „daß ich an der
Diener tellung des Negers, welche chon in Aegypter-, Griechen- und Röômerzeiten eben o wie heute vorhanden war, auch in
weiteren zwei (!) Jahrtau enden nichts ändern wird.“ Aehnliche
hi tori Gründe che waren es, die einerzeit. die Sllavenbe iger
in der Union und die Herren der Leibeigenen in Rußland für das Be tehen der guten alten Ordnung vorgebracht
„Dami E
oll dem einzelnen Neger“, fährt er fort, „falls
erhöhere Be- gabung zeigt, der Weg zu einer höheren Laufbahn niht abge-
hnitten ein“(a: a. O. S, 254). = ir erwähnen fernex no<, daß es unter den Sierra- Leonern manchen hocgebildeten Mann gegeben hat: o hat
z- BD. ein Sierra-Leoner die Ge chichteeines Vaterlandes ver- faßt; der gegenwärtige engli che Ärchidiakonus
amNigir Ven,, Henry John on, M. A., i t ein geborener Sierra
-Leoner, der eine Vildung an der Grammar-School
inFreetown begonnen
und an der Univer ität Cambridge vollendet hat,
einMann,
der ih dur< eineKenntni im e Engli chen, Hebräi chen, Arabi chen, Griechi chen und
.Latein ausgezeichnet hat, dem
Deut chen und Franzö i chen nicht fremdi und t {ließlih das
Neue Te tament in mehrere we tafrikani Dialekte che über-
tragen hat.
:2) Friedrich Ragel: „Die Stellung der Naturvölker in der Men chheit.“ „Ausland“ 1882, Nr. 1, S, 5.
36
282
einigten Staaten in der Praxis noh immer nur eine un- gün tige Ausnahme tellung i t.
Ein vorurtheil reies und genügend eingehendes Studium
des über die on tigen kulturlo Völker en veröffentlichten
Materials lehrt uns, daß die gei tigen Anlagen der elben ebenfalls nicht zu verahten find. Das Urtheil der Mi io-
nare und Herrnhuter über die Kulturfähigkeit der Hottentotten
lautet unvergleichlih gün tiger, als dasjenige der Krämer
und der Regierungsbeamten. Bemerkenswerthi die t ent-
widelte Sprache der Hottentotten, welche man fruchtlos herabzu egen ver ucht hat; unleugbar i tihr Talent für Erlernung der Sprachen: ein Dolmet cher unter den Ein- geborenen, welcher über vier Sprachen verfügt und den Herren Kulturträgern mit die en einen Kenntni aus- en hilft, i keine t allzu eltene Er cheinung; ein olcher prah-
gewandter Hottentotte war Andreas Stoffles aus dem Gonagua tamme, der in England vor
‘einer Parlaments fommi eine ion denkwürdige Rede über die tro tlo Lage e
einer Landsleute hielt und einen Kenntni en owie einem Benehmen nah einem gebildetenEuropäerglich"). Die
Indianer Amerikas liefern, abge chen von -den Üeberre ten ihrer bedeutenden Kultur, mancherleiAngaben, welche für ihre Kultur ähigkeit, für ihre Bered amkeit und ihren po- liti chen Takt prechen. Bemerkenswerth ind die Aus prüche einiger Europäer,nah welchen die Indianer im Durh-
chnitte einen intelligenteren Eindru> machen, als un ere
Bauern (P. Le-Jeune erwähnt der franzö i Bauern). chen
Ueber die Fort chritte der Indianer in der Union urtheilt Price: „Alles in Allem berechtigt ein unparteii cher
Ueberbli> über die Lage der Indianer zu der Hoffnung, daß die Indianer e mit Hilfe der Indu trie-, A>erbau- und Handwerker chulen, o wie die elben jezt geleitet werden,
in nicht allzu ferner Zukunft ihbefähigtzeigen werden,
für ich elb zu t orgen, und daß ie nichtlängermehr eine La t, ondern eine Stüge für die Negierung ein werden“?).
Schon jetzt ko tet der Unterhalt der Indianer. 7 Doll. per
Kopf, jeder der Wacht oldaten an: der Indianergrenze
aber 1000 Doll. 9), „Die Indianer ind al o bildung$- fähig,bildungswerth, zum Theil chon weiter fortge chritten auf der Bahn der Civili ation“, agt Prof. Gerland n
einer umfangreichen und bedeutungsvollen Studie über die
Zukunft der Indianer“). „Die Indianer werden nicht aus terben“, fährt er fort, „ ie werden in lang amer Enk-
wi>elungallmählich er tarken und zeigen,daßauch ie befähigt
und berufen ind, des höch ten Gutes der men chlichen Ent- wickelung, der Civili ation, theilha tig zu werden und die elbe
aus und mit eigenerKraft zu fördern“ 5).
Aehnlich lautet das Urtheil zahlreicher Europäer(Mitt-
<ell, Baker, Mac Gillivrey) über die ein t o ver-
“
achtetenAu tralier. MacGillivrey childert Eingeborene, welche weit über den gewöhnlihen Schlag der Europäer hinausragten *). In den vierzigerJahren gewann ein Ein- geborener vor allen Europäern den er ten Preis im College
zu Sydney. Eine Reihe bemerkenswerther Aus agen über
die gei tige Be ähigung der Au tralier finden wir bei Ger-
1) Perty, „Grundzüge der Ethnographie“, 1859, S. 35.
2) „Annual Report of the Commissioner
0Indian Affairs.“ Wa hington 1884,S. III.
3) A,
a.O., S. IV. Die Indianer zeigen i<h für den Schulunterricht durchaus befähigt, inde en i t die Zahl der Schulen no< immer eine ungenügende. SS. NDE
:4) Gerland, „Die Zukun t der Indianer“, „Globus“,
Bd. 39 und 36. Sh. Bd. 36, S. 375.
5) A.
a.O,, S. 380.
;9) Gexland-Waig: „Anthropologie der Naturvölker.“
Leipzig, Flei cher, 1872, Bd. 6, S. 716.
Prof. Dr. Eduard Petri: Un er Verhältniß zu den Völkern niederer Kultur.
land 1), Ueber den Papua le en wir bei Hellwald 2):
»Der Papua, den Georg For ter o idylli h childerte, i t nichts anderes, als eine Be tie, und, was wir mit Ent-
egen erkennen, eine äußer t bégabte, intelligente, elb kün tleri her Lei tungen fähige Be tie,“
Wir begnügen uns mit die em Citat, ohne daß wir es vor der Hand ver uchen, das Ent eyen des Verfa ers abzu hwächen.
Veber die Befähigung der a iati chen Mongolen prechen
ich die For cher in der Regel in begei terter Wei e aus:
in Ueberein timmung mit dem kithnen und gelehrtenP eudo- Derwi Vámbéry, h der in Bezug auf einen Tataren ausruft 3): „Was kann man nicht alles aus einem Orien- talen machen!“ bemerkt auch der olide A. v. Haxthau en
einer religiö en Richtung gemäß *): „Ich bin überzeugt, würde die es gei treiche, liebenswürdige Tatarenvolk zum
Chri tenthum übergeführt, es könnte niht nur elb eines t
der er ten Kulturvölker werden, ondern auh Chri tenthum und Kultur dur ganz A ien verbreiten.“ Wir haben be- reiis an einem anderen Orte eine Reihe von Belegen für
die Kulturbefähigung der Altajer, der Teleuten und hwar-
zen Tataren, der Tungu en, Jakuten und Kirgi en ge am- melt. Unter den Kirgi en nennen wir Gelehrte, wie Ban-
arow und Walichanow®). Wir erwähnenferner noch die
Aus prüche Middendorff's über die Jakuten und Tun- gu en ®). Uebrigens dürfen uns die Urtheils e priüche nicht
überra chen, wenn wir uns der bedeutenden Kulturen Chinas
und Japans erinnern, owie der Kulturzu tände der Finn- länder und der Ungarn in Europa.
Wir haben aber noh einem gewichtigen Einwande zu
begegnen, wenn wir von der Bildungsfähigkeit der Ein- geborenen reden. Wir werden nämlich darauf verwie en, daß die ogenannten Naturvölker (mit vereinzeltenglän- zenden Ausnahmen) es lediglih nur bis zur elementaren
Stufe der Bildung bringen. Bei gemein amem Unterricht
mit europäi chen Kindern überflügeln die Kinder der Ein- geborenen mitunter ogar die er teren, kommen aber, wie ge agt, in der Regel niht über die Anfänge der Schul- bildung hinaus.
Der älteren pekulativen P ychologie mag eine derartige Angabe genügt haben, um über die Befähigung der Natur-
völker tutzig zu werden. Die wi en chaftliche, auf phy io- logi cher Grundlage ausgebaute P ychologie hat aber vor Allem den Ur achen die er Er cheinung nachzugehen.
Es wäre einer Mißachtung der Grund ätze der Ent- wi>elungslehre gleich, wenn man in die em Falle die Macht
der Vererbung über ehen wollte. Die dur< Jahrhunderte gezüchteten phy i chen Vollkommenheiten können nicht mit
einem Schlage zuriü>gedrängt werden: iefordern eine Be- riedigung; la fichdoc die en phy e i chen Bedürfni eelb t
bei uns Europäern in der Schulzeit niht ohne Zwang und Schwierigkeit abtödten. Wenn man aber in der Einzwün-
gung der Europäer in die Kultur bereits eine Routine er-
langt hat, o gilt das feineswegs für die Erziehung der
Naturvölker. Wi wir en doh, daß un ere Wi en chaft o mancheAngabenunge chi>ter Kulturträger über Stumpf-
»)E
LLVv Qeéllivalve a, E aturge bide chihte E des SS Men chen. chen.
Bd. LS. 78
7 SS3) Vámbéry: „Skizzen aus Mittela ien.“ Leipzig, Bro>k-
haus, 1868, S. 127.
af#)