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Die Zukunft, 12/19. April, Jahrg. XXVII, Bd. 105, Nr 27/28.

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(1)

ie Muh.un.ft

Herausgeber

Maximilian Harden

IN H A L T

Sdte

Vor dem Weltgericht. I I I ... ... 35

Nachdruck verboten

E r s c h e in t j e d e n S o n n a b e n d

Preis vierteljährlich 10,— Mk., das einzelne Heft 1,— Mk.

BERLIN

V erlag der Zukunft

Großbeerenstraße 67 1919

(2)

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Grutzmacher“ Müller Berlin.S.Wßä.« Friedrichsfr 20S

J. C. Lutter WeiDgroßbaDdlDiig G. m. b. H.

vorm. Lutter & Wegner * Gegr. 1811

Chnrlottenstr. 49. Ecke Fnnzisistlie Str.

Gutgepflegte Weine --- Vorzügliche Küche

BERN H ARD KO N ZEL

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BERLIN W 8

A n - u n d V e r k a u f vo n W e r tp a p ie re n

K o s te n lo s e A u sk u n ftse rte ilu n g

l o r b i f d i c | id )c .

$ i t y m a * ? d ) e ? $ o r f j } e U u t i g fü r beutfdje 9Irt u n b b e u t l e 3 u f u n f t.

H e ra u s g e b e r: ^ a f t o r 2 B tÜ t) $ e t j e t t d , £ e m m e i. £>olft.

„Der Ratgeber auf dem Kapitalmarkt“

l i e f e r t s e in e n B e z ie h e rn u m s o n s t d a s a m tlic h e S te u e r k u r s b l a t t a lle r d e u ts c h e n B ö rs e n . A u s k ü n f te ü b e r K rie g s a n le ih e n , R e n te n , A ktien- S te u e rn , V e rm o g e n s a n la g e B e s te llu n g b e i je d e iu P o s ta m t o d e r d e r G e s c h ä f ts s te lle B e r lin W 8, F r i e d r i c h s t r . 161.

Bestes

zur Pflege derZähnc.

Detektive

anerkannt

allerersten Ranges

Behörd'. Inansnrurhnnhmn 1 ■ R If .

U e b e r w a c tiu n gen an allen Orten

■ ■ E r m i t t e l u n g e n jeder Art ■ ■ S p e z ia la u sk ü n fte , Ruf, Vorleben, VermOgens- u. Familien Verhältnisse

s tr e n g v e rtra u lic h u n d z u v e rlä ss ig

Auskunfts * Schütz

Berlin W. Tauentzlenstr. 3

(3)

Vor dem Weltgericht

i n * )

B e w e i s a u f n a h m e

A uf sein Recht d arf D eutschlan d erst pochen, w enn es in m uthiger W ü rd e , u n d wärs vor Strolchen, sein Un*

recht b ek an n t hat. S ch uldbekenntniß reizt nicht zu strengerer Strafe, sondern m ildert talionischen Rächertrieb. D och nicht nach listig zu haschenden V ortheil streben wir. W as G e ­ wissen befiehlt, m uß, auch w enns der nächsten Stunde schadet, geschehen. Schlägt in D eutschlands Leib, noch im verstüm»

m elten, ein gro ßes Herz, dann steigt aus seinem G ru b e n ru n d eine neue Sonne u n d weckt das verstum m te, entschlum m erte H eer des H eiligen G eistes. D em dritten der Zeugen, die w ir vor acht T agen hier hörten, w eht andere Pflicht, andere N othw en#

d ig k eit vor dem inneren A uge. Preußens M inister des Inneren m eint, wie der O berk onsisto rialp räsiden t C u rtius, auch, w enn D eutsch land allein die ganze Schuld an dem K riegsausbruch trüge, wäre, dennoch, jed e r D eutsche zu „ W e h r bis zum letzten B lutstrop fen“ verpflichtet gewesen. D iese Pflicht*

schanze ist w eitab von dem S tan dp u n k tM arx ens, w eit noch von aller O ffenbarung Jo h an n is Jau res; ist der W o rtw all Alt*

*) S. „Z u kunft“ vom 29. März und 5. April 1919

(4)

3 6 Die Zukunft

englands: „R ight or w rong, my co u n try .“ N ic h t etw a nur gegen den in die H eim ath, aus deren Schuld der Krieg ent*

standen ist, eingefallenen Feind soll m an sich w ehren, nein:

au f seinem eigenen B oden ihn, w enn der Krieg erklärt ist, „bis zum letzten B lutstropfen“ bekäm pfen. JederV ersuch, Irrthum s*

d u n k el aufzuhellen, M iß v erstän d n iß zu klären, Schuld, ehe sie untilgbares U n rech t gezeugt hat, zu sühnen, w ird von dem Mi*

n ister.als U n fu g Schwächlicher, abgelehnt. M ein Pflichtemp*

finden liest vom W egw eiser and eren Befehl. M ir scheint jedes Staates, jedes Staatsbürgers Pflicht, ohne F urcht vor Selbst*

Schädigung u n d Scheinvortheilsverlust nach dem hohen Ziel hinzustreben, wo die Begriffe Recht u n d V aterlan d sich, in reine Ehe, innig verm ählen. Ehre, spricht noch zu der m it h u n d e rt Siegerkränzen g ek rö n ten N a tio n des rein erw achten G ew issens Stimme, kann D ir n u r dau ern o d er neu w erden, w enn der Schaft D ein er Fahne in allen Stürm en der M ast des Rechtes ist; bräche d ann O rk an ih n : D u sänkest in E hre;

m it allen K ränzen u n d T ro p h ä en aber in den M orast stinken*

der Schmach, w enn W eltg erich t D ich als den reisigen Voll*

Strecker von U n re c h t verw ürfe. In dieser A uffassung glaub te ich m ich einig m it dem sozialdem okratischen A b g eo rd n eten H ein e, der sich, im H e rb s t 1917, m it d ankensw erther Freund*

lichkeit um die A u fh e b u n g eines der ü b er die „ Z u k u n ft“

verhängten D au erv erbo te bem ühte, doch m it all seinem Scharf*

sinn u n d Eifer den M ilitarism us nicht in V ern un ft zu über*

zeugen verm ochte. D e r M ärz lehrte mich erkennen, d a ß m ein G laube tro g ; d aß M in iste r H ein e beim Blick a u f die K ernfrage des Krieges d en Kessel, Linsingen, N icolai näher steht als mir. E r sieht die Schuld au f Alle, w ohl in un*

gefähr gleichem M aß, vertheilt, sieht au f der G egenseite die gefährlichere H ä u fu n g von G eheim verträgen u n d schilt Je*

d e n ,d e r d u rch das V erlangen deutsch en S chuldbekenntnisses den Feind zu A n sp ru ch ssteig eru n g erm u th ig t,w ü th en d ,,V er*

räther am V aterland“ . A m erika w ar keiner M acht, E ngland w eder Franzosen noch R ussen zu Beistand verpflichtet; ich w eiß von keinem G eheim vertrag, der zu Beginn un d Ge*

staltu ng unseres Krieges m itgew irkt haben kö n n te; u n d er*

innere d en Sozialdem okraten an das W o rt, das Jau res au f

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die Frage erw iderte, wie, im B lendlicht diplom atischer Trug#

k ü n ste , der Schuldige zu erm itteln sei: „Schuldig ist, wer V erm ittelung u n d Schiedsgericht abgelehnt h a t.“ D as hat im Ju li 1914 D eu tsch lan d u n d , au f berlin»budäpester An*

trieb, O esterreich oft gethan. In fü n f E rdth eilen ist n u r eine zwischen T rie r u n d M em el w o h nende Schaar nicht von der G ew iß h eit deutscher Schuld d u rch d ru n g en . H ätte der Kri#

m inalanw alt W o lfg an g H ein e dem A ngeklagten, gegen den der A k ten in h alt m it geller Stimme spricht u n d von dessen Schuld der G erich tsh o f ü berzeu g t ist, von G estän d n iß ab#

gerathen, weil es au f Strafart u n d Strafm aß u ng ü n stig ein#

wirken k ö n n e ? N ic h t alles giftige G ed ü n st, das vo r fünf Jah ren über E urop a lag, w ar in unserer H eim ath entstanden;

hier aber d er W ille u n d der E ntschlu ß , den Krieg, den Mili#

taristen „unverm eidlich“ w ähnten, sofort zu führen. D as, H err M inister, m uß von der am tlich dazu berufenen Stelle ausge#

sprochen un d kein Fehler, kein R echtsbruch u n d widermensch#

liches H and eln , die dem Ju lib e sch lu ß folgten, d arf beschönigt w erden. Sonst w ird die E n tg iftu n g unm öglich, die alles haltbaren Friedens, aller festen u n d herzliche^ Völkergemein#

schaft V orb ed in g ist. N u r tapferes B ekenntniß, n u r saubere T re n n u n g von den Schuldigen w irb t uns V ertrauen.

H e rr H ein e ist, als Sohn eines G ym nasialdirektors und G eheim en R egirungrathes, au f der national gefährdeten Erde der P rovinz Posen erw achsen, h at als K nabe, in Breslau, den Franzosenkrieg u n d die R eichsg rü nd u ng erlebt, als Jü n g ­ ling im V orstand des Vereines D eutscher S tudenten ge*

sessen, für d e u tsc h #nationale Blätter geschrieben, eins da#

von geleitet u n d sich dan n (m it seinem F reu n d H erm ann Bahr, n u r für längere Frist als der Ew ig#W andelbare aus Linz ) zu dem okratischem Sozialism us bekehrt. Im H erzen ist er stets deutsch-national geblieben; hat sich, u n ter b ran d ro th inter#

nationalen M arxisten, w ohl imm er als den Enkel preußischer Beam ten u n d O ffiziere gefühlt. Dieses G efü h l bäum te sich gegen den (d en n och: n o th w en d ig en ) E ntschluß, von dem künstlich zusam m engefügten, n u r d u rch D ynastenm acht zu»

sam m enzuhaltenden P reußenstaat, der nie im Innersten Ein#

heit war, nie eine w ird u n d in W e st u n d O st nu n Stücke

4*

(6)

3 8 D ie Zukunft.

verliert, noch andere L andestheile zu lösen un d dadurck seiner H errschsucht, die einst u n en tb ehrlich war, doch nunnie*

m als w ieder n ützlich sein k ann, so feste G renzen zu setzen, d a ß ein u n p ru zzischesD eutschlan d zu athm en vermag. Dieses N atio n alg efü h l w allte u n ter dem Ju b elstu rm , der A ltpreußens U n terg an g um jauchzte, in so hitzige E m pö rung auf, d a ß aus seinem G efäß , aus einem K örper, d er so n st in die H a ltu n g eines M inisterialdirektors strebte, in b räunlich schäum enden S pru d elb lasen die W u th brach. M in ister H eine schrie, die U n ab h än g ig en seien die Z u h älter der a u f der Straße m it gewafifneter H a n d k äm pfenden Spartakiden. D as Bild war, in der H a st des E m pfindensaufruhrs, nicht g u t gew ählt.

Z u h ä lte r k ö n n en n u r sein, w o P ro stitu tio n ist, P rostituirte n u r, w o h in te r der G e b e rd e der Z ärtlichkeit, der G rim asse der H in g e b u n g d ie A b sic h t au f G eld g ew in n lauert; dieser Ab*

sicht aber kann unsere K om m unisten u n d T ro tzkijkopisten der Erzfeind selbst n ich t zeihen. U n d die V orstellung auf den Strich gejagter U n sch u ld , deren H em dzins versteckte K up p ler n ä h rt, w äre fü r feinen grau bärtigen K rim inalisten w o h l allzu rom antisch. W ie ko n n te er, d er sich m anchm al so gräm lich bitter, doch nie so flegelgrob wie Shakespeares seelisch lahm er P oet Jacques („ A s yo u like it“ ) zeigte, eher, nach dessen A usdruck, von der „politischen M elancholie der Ju ris te n “ um nebelt, w ie k o n n te er, d er m it dem Fleiß ernsten G ew issens noch die Sache eines B ettelw eibleins verfocht, in A nklage von u n e rh ö rt k rän k en der Schroffheit straucheln, deren u n faß b a r laue A b w e h r nicht vorauszusehen w ar?

E ifersüchtig ih r R echt w ahrende, von Staatsanw älten drum gefürchtete V ertheidiger sin d in d er un g ew o h n ten Rolle des A nklägers oft hitziger, grausam er als der strebsam ste Pro*

k urator. D as G ed äch tn iß solcher V orgänge, V orstöße ge*

n ü g t aber nicht, zu erklären, d a ß Einer, der fast vier Jahr*

zehnte in der Sozialdem okratischen Partei sitzt, als M inister wie irgendein Beseler o d er gar Helfferich redet. A us ihm sprechen die T o te n : ganze G eschlechter braver Bürger, die zw eim al im M o n a t zw ar in den Bart m urrten, auf ihr altes P reuß en , ih r junges D eu tsch lan d aber höchst stolz w aren u n d ih r enges Leben in den R hythm us des Schw arzw eißenliedes

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einstim m ten, w enn ein Sohn, B ruder, Vetter den Rock des K önigs trug. D a auf den Z u ru f, die gefangenen R ussen seien, beinahe ein Ja h r über d en brester T ru g p a k t hinaus»

in D eutschland als Sklaven m iß b ra u ch t w orden, der Reichs*

m in isterpräsident in W eim ar m it der schm ierigen Patterjohten^

phrase antw ortete, m an sei h ier im deutschen, nicht im russi*

sehen Parlam ent, w urde dem H ö re r übel. D e r Fall H eine ist anders; m it ein paar Scherzen über die Fähigkeit zu flinker A np assu n g nicht abzu thun . D a ß ein gebildeter, nach edler A llure langender H err die G efäh rten von gestern, die ihm innerlich h eute noch näher sein m ü ß ten als der stram m e P arteibu reau k rat Ebert, der hohle N ich tsaisred ner Scheide*

m ann, der Seelenturnlehrer D av id , der du n k le T ro ß der Partei*

Sekretäre un d G ew erkschaftbeam ten, eines Schandgew erbes beschuldigt, auf dem zerknüllten K leide der „Regirung»

trü p p e n “ , nach den du rch die alliterirenden N am en Lieb»

knecht, Luxem burg, Landsbergerstraße, Lichtenberg bezeichn neten S chlach tfesten , keinen M akel sieht un d die Förderer deutschen Schuldbekenntnisses V aterlandsverräther schilt, ist schm erzendes E rlebniß. U n d w ürde selbst von dem Blick auf die W u rzeln des Stammes, dem dieser Z w eig en tsp roß, nicht erklärt, w enn ü b er das arm e D eu tsch lan d nicht eine Z eit gekom m en wäre, in der e in O b e rk o n sisto ria lp rä sid e n tu n d H u m an ist öffentlich E ngland zu tadeln wagte, weil es n icht, ge*

gen das deutsche V ersprechen, Belgien zu schonen, „die eigene N e u tra litä t garantiren“ wollte. N u r einer bis in das H irn des H erzens erkrankten, vom G ift der Lüge erblindeten Volks h eit durfte ein Sichtbarer am hellen T ag die (zu vo r unwahr*

scheinliche) B ehau ptu ng vortragen, w er au f die A u sfü h ru n g geplanten V erbrechens verzichte, kö nn e B elohnung heischen.

D e r zweite der am fünften A p ril hier vernom m enen Z eugen, O b e rst Bauer, w ürde d u rch Z w irnsfäden in seinem D ra n g niem als gehem m t u n d hätte den unschönen W a h n , für d en V erzicht auf gew altsam en R echtsbruch sei L ohn zu fordern, gew iß belächelt. Recht ist ihm ein K ind der M acht, dessen V ater, dessen legitim e oder illegitim e G e b u rt un*

erforscht bleiben mag. W e r die M acht hat, zeugt aus ih r Recht; dann gilt es statt des gestern en tb u n d en en , das m orsch

(8)

4 0 D ie Zukunft

n u n schon auf entkräfteten Stützen ru h t. B lättert noch einm al den vergessenen Bismarck auf un d leset in dem zweiund*

zw anzigsten N ach laß k ap itel des M annes, dessen ganzes, von U nw issenheit gescholtenes Staatsm annsleben ein K am pf gegen M ilitaristen war, dieS ätze: „M o ltk es K am pflust u n d Schlacht tenfreijd igk eit w urden m ir un b equ em im A ngesicht der Er*

w ägung, ob es sich em pfehle, einen Krieg, der uns, früher oder später, w ahrscheinlich bevorstan d , anticipando herbei*

zuführen, bev o r der G egner zu besserer R üstun g gelangte.

Ich b in der b ejahen d en T h eorie stets entgegengetreten, in der U eberzeu gun g , d a ß auch siegreiche Kriege n u r dann, w enn sie aufgezw ungen sind, verantw o rtet w erden können u n d d aß m an der V o rseh u n g nicht so in die K arten sehen k a n n , um der geschichtlichen E ntw ickelung nach eigener B erechnung vorzugreifen. Es ist natürlich, d aß in dem Ge?

neralstab der A rm ee nicht n u r jü ng ere strebsam e Offiziere, sondern auch erfahrene Strategen das B ed ü rfn iß haben, die T ü ch tig k eit der von ihnen geleiteten T ru p p e n u n d die eigene B efähigung zu dieser L eitung zu verw erthen u n d in der G eschichte zur A n sch au u n g zu bringen. Es wäre zu be=

d au ern , w enn diese W irk u n g kriegerischen G eistes in der A rm ee n icht Statt fände; die A ufgabe, ihr E rg eb n iß in den Schranken zu halten, au f welche das F ried en sb ed ü rfn iß der V ölker berechtigten A n sp ru ch h a t, liegt den politischen, nicht den m ilitärischen Spitzen des Staates ob. D a ß sich der G en eralstab u n d seine C hefs zur G efä h rd u n g des Frie»

dens verleiten lassen, lieg t in dem n oth w en d ig en G eist der In stitu tio n , den ich n ich t m issen m öchte, u n d w ird gefähr*

lieh n u r u n ter einem M onarchen, dessen P olitik das Augen*

m aß u n d die W id e rsta n d sfä h ig k eit gegen einseitige u n d ver*

fassu n g m äß ig u nb erechtig teE n tsch lüssefehlt.“D eu tlich ?W eil schon der K anzler des N o rd d e u tsc h e n B undes so ketzerisch dachte, m ühten 1870 die H a lb g ö tte r des G ro ß e n General#

stabes sich, ihn (dem die G ö tterleh rlin g e die besten Quar*

tiere u n d Bissen versagten) von den m ilitärischen Berath*

ung en auszu sch ließ en : als m üsse der verantw ortliche M inister nich t an jedem T ag in hellster K larheit ü b er den Kriegs*

stan d sein, um die der Friedens v erhan d lun g günstigste Stunde

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nicht zu versäum en. W e il der M onarch, dessen Schreckbild d em alten Bismarck beim N iederschreiben seiner Erinne#

rungen vorschw ebte, über Frieden u n d Krieg das letzte W o rt sprach, k o nn te uns das U nheilsverhängniß w erden. O b erst Bauer, A uslese von der Sonnenseite des K arm esinzuchthügels, hätte den im K ürassierkoller schlappen Kerl noch grimmi#

ger verachtet, als G eneralquartierm eister P o d bielski einst that.

N ach seiner M ein u n g h a t den Fragen, ob ein Krieg zu ver#

m eiden, w ann er zu erklären, w ann zu enden sei, n u r der G ro ß e G en eralstab des H eeres die A n tw o rt zu finden; der, freilich, trium phalen A b sch lu ß auch aus Staatsm annshand hinnehm en dürfte. W e r Bauers Buch g läu b ig liest, m u ß überzeugt werden, d aß die F ü h ru n g des Krieges (bis au f ein paar Fehler, die ü berall Vorkom men) m eisterlich war u n d der sichere Sieg n u r d u rch die Jäm m erlichkeit der zu H au s getriebenen Po«

litik u n d durch die von der H eim ath in die F ro nt w irkende W ü h la rb e it vereitelt w urde. W ä rs so gew esen: m ußte nicht Scheu vor dem Schein von Selbstgefälligkeit Einem, der in diesem Streit durchaus Partei ist u n d von der E ntscheidung bis in das M ark seines Lebens getroffen w ürde, die Aus#

spräche solchen U rth eils w eh ren ? W a rd je erhört, d a ß nach ein er N iederlage des H eeres, selbst nach kleinerer als dieser ungeheuersten aller M enschengeschichte, die Felctyiauptleute öffentlich die V olksm ehrheit schm ähen, die ihn en Jahre lang, m it allen Kräften, allem V erm ögen, allem W illen zu schmerz#

haftester E n tbeh rung, u n terthan w ar? U n d ist der Ruf, der M ilitarism us sei überw u n den , in einem Lande, das alltäg*

lieh, auch aus dem M u n d unbescheiden sich U eberheben der, solche Schm ähung d u ld et, etw a nich t dumm»pfiffig dreiste L ü ge? N ach Jen a hat Seume geschrieben; „ N o c h sind die D eutsch en icÄmer n u r B arbaren u n d H a lb b a rb a ren gew esen;

h aben sich nie zu allgem einer G erechtigkeit u n d Freiheit erh o b en . D ie unübersetzlichen griechischen W ö rte r Sßpic u n d yßp^eiv liegen m it ihrer ganzen Insolenz in den deutschen privilegirten K asten; n u r ist ih r G eist bei uns nich t attisch, so n d ern böotisch. A ll D as hat endlich die N a tio n in die jetzige Schande gestürzt.“ W a ru m m u ß te all D as noch ein#

mal W irklich keit, schw erer als 1806 heilbare, w erd en?

(10)

42 Die Zukunft

D er A rtilleriespezialist M ax B auer ist, trotzdem seine G asgranaten u n d Ferngeschütze der d eutschen Sache nie ernstlich genützt, au f die Länge nu r geschadet haben, ge#

w iß höchsten Lobes w ü rd ig ; in seinem Buch aber n icht ein Satz h altbar, der nicht ü ber den engen Bezirk der M ilitaria spricht. D as Z ufallsw ort eines (u n g en ann ten) B ritenadm irals soll „bew eisen“ , d a ß E ngland den Krieg w ollte. F ü n fh u n d e rt R eden u n d Schreiben deutscher A dm irale, auch ihres See*

kriegsherrn, k ö n n ten bew eisen, d a ß unsere M arine in b rünstig den T ag ersehnte, der ih r erlauben w ürde, sich m it Britaniens zu messen. „ A u f den T ag !“ W e n n dieser R uf h art d urch die O ffizierm eß klirrte, w u ß te seit Jah ren Jed er, was gem eint sei. D ie Schlachtflotte, deren K ohlenraum nicht üb er den Kanal h in aus reichte, w ar n u r zum Zw eck des Krieges gegen E ngland g ebaut; allenfalls noch als „W illy s Spielzeug“ , nach dem geflügelten Scherz seines klugen O heim s. G a r zu herr#

lieh wars ja, au f der K aiseryacht d urch die G asse der grauen K olosse zu dam pfen, au f d er höchsten, allerhöchsten K om m andobrücke, den A dm iralstab in der H a n d , heldisch zu posiren, auf die H ecken der stram m en, hübschen Ju n g en , T a u se n d er, zu schauen, in ihren Blicken scheue A n d ach t zu lesen. B öllergedröhn. „Seine M ajestät d er K aiser: H u rra!

H u rra! H u rra !“ „ H eil D ir im Siegerkranz!“ W ie d e r Salut*

schüsse. W ied er, von dem nächsten Schiff: „Seine Maje#

s t ä t : . . H u rra !“ Bum! „ H e il D ir im . . . “ Bum! W e d er vor noch bei dem A u sb ru ch des Krieges „hielt die E ntente den Sieg fü r sicher“ ; nein: so unw ahrscheinlich w ar er ihr, d aß ihre V orm änner, die sich m it allem V erstandesaufw and gegen den K rieg gesträu b t hatten, wie G ru ftred n er sprachen. D e r beste A rtillerist m u ß te wissen, d aß Frankreich kein Schwer#

geschütz, nicht genug M u n itio n , keine Felduniform hatte, zum E rbarm en schlecht gerüstet war, d a ß K riegsm inister M illerand deshalb, als S ühnw idder, in die W ü ste gestoßen w urde (aus der ihn jetzt erst H err Clem enceau, dam als sein mitleidlose*

sterT ad ler, ins G eneralkom m issariat fü r Elsaß*Lothringen ge#

h o lt h at), d a ß der dem C reuzot*Schneider v erbündete Senator H u m b e rt zwei Jah re lang, u n ter der L osung „D es canons!

D es m u n itio n s!“ , für schleunige A usflickung der Rüstung#

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lücken focht; und d ü rfte d rum nicht der Einfalt seiner Leser die Fabel vortragen, Frankreich sei „archipret“ (fü r künftige A u flagen em pfehle ich: archiprete) gewesen. In Bereitschaft waren n u r w ir; o b w ohl für R ohstoffe nicht vorgesorgt, die w ichtigste Festung ohne P roviant, d er M u n itio n b ed a rf auf ein Fünftel des w irklichen geschätzt w orden war, allen an*

deren M ächten u m T h urm esh ö h e überlegen. Schon diese That*

sache konnte, m u ß te von dem V ersuch abrathen, die W e lt in den G lauben zu schwatzen, ein bis an die Z ähne G erüsteter sei von Leuten, die sich m ühsam erst W affen schm ieden m ußten, D eu tsch land von den W estm ächten, „tückisch überfallen wor*

d en “ . A uch durch „die Preisgabe O esterreichs“ w ar d er K rieg nicht lange zu verm eiden. H ätte O esterreich sich m it der d em üth ig en Serbenantw ort b eg n ü g t (u n d D as wäre ohne die stete berliner H etze sicher geschehen), so hätte es noch höh eren T riu m p h geheim st als aus dem bosnischen H a n d e l, dem B ülow s unselige E rben nachstüm perten. D a ß Oester#

reich, U n g arn , Bulgarien, d ieT ü rk e i, deren K raftaufgebot der Sache D eutschlands auch nie ernstlich g enü tzt hat, nie nützen konnte, in V erderben taum elten, ist unser W e rk ; das gerade, an dem die M ilitaristen noch schuldiger als die Politikm acher sind. D ie Frage, ob deutsche H eere in Belgien einfallen sollten, n en n t O b erst Bauer „eigenartig“ . Eigenartige Bezeichn n u n g eines in aller G eschichte v»rganglosen Staatsverbre*

chens. D en kaltgew ordenen K ohl yon dem Servitutrecht auf belgische F estungen w ärm t unser A p o litik er nicht auf; m it diesem „R echt“ war, selbst w enns nicht von dem höheren des N e u tra litä tb ü rg e n erd rü ck t w ürde, ja auch nichts an»

zufangen: weil n icht zwei Festungen besetzt, sondern die französischen Sperrforts um gangen u n d , ehe R u ß lan d ge*

fährlich w urde, Frankreichs H eere geschlagen w erden sollten.

„V om m ilitärischen S tan d p u n k t w ar der sofortige Einm arsch in Belgien u n b e d in g t n ö th ig .“ Stand pu n kte, von denen aus niederträchtiger R echtsbruch nöth ig ist, sind Schandpunkte.

N iem als hätte ein Staatsm ann von m uthigem G ew issen seine N a tio n in d en E inbruch, in die K nechtung u n d A u srä u b u n g eines auf ihren A n trag, u n ter ihrer B ürgschaft neutralisirten Landes erniedert. Belgiens U n sc h u ld ist eben so b ü n d ig

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44 Die ZuKunft

erw iesen wie E nglands u n d Frankreichs W ille zu sorgsam er W a h ru n g der belgischen N eu tralität. W o z u w iederholt H err B auer die ihm zugeraunten M ärchen ü b er das böse T rachten von B riten u n d F ranzosen? E r hat zu lange im G ro ß e n Ge*

neralstab gesessen, um nicht zu wissen, daß der E inbruch ge*

plant, die dazu strategisch noth w en dig e B ahn g e b au t war, ehe ein Keim solchen T rachtens aus der E rde ans Licht schoß.

Vom m ilitärischen S tan d p u n k t aus schien A lles in O rd n u n g , d er G eneralstab d urfte nicht a u f anderem stehen u n d nicht ihm ist dieser Frevel als Schuld anzurechixen.» A ber seine A nw älte dürfen auch nicht vergessen, d a ß der E inbruch, R echtsbruch längst von dem R echtsbürgen gew ollt, seit Jahr*

zehnten vorb ereitet w ar u n d d aß Belgien nicht n u r im hoch*

sten G ra d anständig, so n d ern o ben d rein th ö rich t gehandelt hat, da es, um nicht in den Schein n eu tralitätw idrigen W ol*

lens zu gleiten, sich w eigerte, m it dem starken K analbürgen einen Schutzvertrag gegen deutschen A nschlag zu schließen.

D ie B ehaup tu ng , es h abe solchen V ertrag geschlossen, ist eine von der Spitze des D eu tsch en Reiches befohlene oder ge*

du ld ete Fälschung. K erzen v erd un k eln den Sonnenglanz nicht.

O b e rst B auer g eh ö rt zu den wackeren, arbeitfroh kräf*

tigen M ännern, die d a ra u f schw ören, d aß n u r G ew alt Recht zeugen u n d gebieten, im Verein m it gew issenloser List den M achtw illen eines V olkes d urch d rü ck en kann u n d d a ß dem m itten in M enschheitgenebel u n d R echtsgedüftel diesen D u rch d ru ck es fähigen V olk A lles erlaubt, A lles gew ährt wer*

d e n müsse. Solchen M ä n n ern ist der Frem de der Feind, jedes E rd k in d unlöslich an seine Rasse g eb u n d en , K rieg von Natur*

gesetz in E w igkeit vorgeschrieben, der von D o n a r begnadete K riegshäuptling im R ang der G o tth e it; u n d dich t h in ter Tüch*

tigk eit u n d M achtzins, w o das uns des An* u n d A usziehens w ertheL eben erst begin nt, schon der schw arzw eißrothe Deckel ü b e r dem W eltall. D änem ark u n d H o llan d , die m it fast ü b e r M enschenkraft nachsichtiger G e d u ld die von Deutsch*

la n d ihnen gehäuften U eb el trugen, hören aus Bauers M u n d e den T adel, sie seien „von der E ntente stark gegen uns be*

e in flu ß t w o rd e n “ . D esh alb w u rden gegen sie „Stellung»

system e erk u n d e t u n d in A ngriff genom m en“ . W äre von

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diesen Stellungen aus die Arm ee H eeringengegen sie m arsch irt:

hätten auch sie k e in e n G ru n d zu Klage ü b er R echtsverletzung g e h a b t? Recht! A u f den fü n f Seiten, die W e rth u n d Ertrag des hem m unglosen T auchbootkrieges betrachten, suchst D u das W o rt vergebens. D a ß diese K riegsart zugleich W ahn#

witz u n d em pörender V ölkerrechtsbruch war, d a ß sie, a ls Sünde w ider das U rgesetz aller M enschlichkeit, Deutsch#

lands Schuld u n d D eutsch lan ds N iederlage besiegeln m ußte, dran g nie in das B ew ußtsein des klugen A rtilleristen, der im G ro ß e n H a u p tq u a rtie r die, nach des Feldherrn, gew ich­

t ig s t e Stimme hatte. M it all seiner K lugheit stam pft er blind in den D u n st, den ihm die N ach rich ten ab th eilu n g un d Ver#

tr a u e n s m a n n s c h a ft ähnlichen K alibers V orm ach t. D ie Stim *

m ung im H eer ist „glän zen d “ . Ists, w enn der Vorgesetzte danach fragt. Schon 1917 w ar sie n icht n u r in H undert#

taugenden „G em einer“ tie f u m d ü stert: w aren auch ganze O ffizierschw ärm e, d a ru n te r Ju n k erssö h n e aus der Garde#

k a v a lle r ie , von der U n sittlich k eit u n d U n fru ch tb ark eit dieses Kriege^ so fest ü berzeu g t, so angeekelt von alltäglich fäl#

sehendem , färbendem , prahlendem G erede, d a ß sie sich der Sozialdem okratie verlobten. V on solchen M ännern haben wir, habe ich, von D u tz e n d en ernstlich beküm m erter schon seit 1914, erst erkennen gelernt, wie es im Einzelnen d raußen stehe. W eiter. Vom M ärz bis in den O k to b e r 1918 landeten anderth alb M illio n en A m erikaner in Frankreich. W e r die richtigen Ziffern m eldete, w urde w egen seiner Leichtgläubig#

keit belächelt o d er angeschnauzt. In den B erichten der Nico#

laiten, dem dicksten Lügenbrei, den je ein V olk einzulöffeln hatte, w aren die Reserven des G enerals Foch längst „aufje#

rieben“ ; plötzlich, am neunzehnten J u li, brachen s ie aus dem W a ld von V illers»Cotterets vor u n d zw angen unsere m üden T ru p p e n zu hastigem Rückzug. A lles Folge d er schlap#

pen P o litik u n d der W ü h lerei in der H e im a th ? V ersteht sich. G ra f H ertlin g , dessen unw ah rh aftig e P o litik zum Him*

mel aufstank, w ird „ein M an n von vortrefflichstem Charak#

ter“ genannt, der n u r zu alt u n d zu k ran k war, um die A rb e it bew ältigen zu können. D ie höchsten u n d allerhöchsten Mi*

litaristen, die noch im A u g u st 1918 die russischen „Rand*

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46 Die Zukunft.

län d er“ u n d das Erzbecken von Briey»Longwy behalten woll*

ten, forderten einen starken M änn, der den (allzu zahm en) G ew erkschaften die Faust zeigen, die W ehrpflicht* u n d Hilf#

dienstgesetze erw eitern, die M ilitärstrafen verschärfen, den preußischen W ah lrech tsk am p f durch K om prom iß enden, den

„nach V erständigungfrieden w inselnden“ Reichstag m it Auf*

lösung bedrohen, D rückeberger u n d Striker ins Z u c h th au s oder in den Schützengraben werfen, U eberläufern für Lebens*

zeit die Ehrenrechte des Bürgers absprechen, in Rede und Schrift jedes der Kriegssache schädliche W o rt m it schroffster C ensurstrenge pönen sollte. U ngefähr so, m eint u n se rO b erst, wars in Feindesland. W ie grausig ist er belogen w ord en 1 N irg en d s, auch nicht im zarischen R u ß lan d , hat die C ensur so frech, m it so schim pflichen M itteln, gegen jed e Regung reinen W illen s, jed en D ra n g in E rk en n tn iß gew üthet. Nir*

gends wäre A ehnliches auch n u r eine W o che lang g ed u ld et w orden. D e r ü b erb ü rd ete O b e rst B auer hatte nicht M uße»

frem de Z eitun g en zu lesen. N u r d ad urch w ird erklärt, d a ß er zu schreiben w agt: in Frankreich habe „ein unbedachtes W o rt genügt, um den .Defaitisten* ins Z u ch th au s o der vor die Flinte zu liefern“ . Frankreichs gew erblich w ichtigster B oden w ar vier Jah re lang vom Feind besetzt; der Z u stand also ganz anders als unserer. D en no ch w urde, selbst in den S tunden tiefster N o th , in Parlam ent u n d Presse die Politik, sogar die K riegsführung bis ins K leinste laut u n d schroff k ritisirt. H u n d e rt P ro b en sind h ier veröffentlicht w o rd en . H ätten wir ein Z ehntel d e r französischen R edefreiheit durch#

zusetzen verm ocht: nie wäre die L ügenfluth, nie der Schiff*

b ruch m öglich gew orden. H a t H e rr Bauer die „ins Zucht#

haus o d er vor die Flinte gelieferten D efaitisten “ gesehen? D ie w aren, nach öffentlicher V erh and lu ng , des Verkehrs, der Ver#

stän d ig un g m it dem Feind, des d u rch G eld bew irkten Landes*

verraths schuldig gesprochen w orden. Ich w eiß nicht, ob H err C aillauxS trafbares gethan h a t; b in aber g e w iß ,d a ß e r,d e r m it Bestochenen u n d V erräthern um ging, einen Staatstreichplan niederschrieb u n d im A u slan d verw ahrte, der in Italien, in w ährendem Krieg, für die L ösung des Bundes m it E ngland u n d für V erstän dig ung m it D eu tsch lan d zu w irken strebte*

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bei uns nicht m ehr in der Lage wäre, in Offenen Briefen Richter u n d R egirung anzuklagen, seine k ranke Frau zu be*

suchen, als Z euge lange V ertheid ig un g red en zu halten. Lieb*

knecht m u ß te Jahre lang im Z u ch th au s schustern, weil er einen Pazifistenaufruf verbreitet u n d im feinen berliner W esten geschrien h atte: „ N ie d e rm it d e rR e g iru n g l H o c h d e rF rie d e !“

T ä p p isc h , d u m m , niederträchtig war die C ensur überall;

weils zu ihrem W esen gehört. A b er in Frankreich w urden die C ensoren öffentlich g eh ö h n t u n d gezaust; w urde ihr W ü rg e n u n d D rosseln durch un b ed ru ck te Papierstellen an*

ged eutet u n d der In h alt gestern u n terd rü ck ter A rtik el heute in gem ächlicher Breite w iederholt. A lltäglich brachte H err H erve ein D u tz e n d Beschw erden von „ p o ilu s“ ans Licht. D e r Jo u rn a list Clem enceau schickte seine vom C ensor aufge*

haltenen V ehm bullen gegen d en P räsidenten u n d die M inister der R epublik u n d gegen den M arschall Joffre in B riefum ­ schlägen an die F ron t, ringsum ins L and ; u n d bald ahm te das sanfteste H au sg eth ier dem T ig er nach. W a s in Frankreich vei*

boten w urde, hätte in D eu tsch lan d d en Verfasser, V erbreiter in den K erker gebracht. U nsere G efängnisse u n d Schutz#

haftk o tter w aren überfüllt. W e iß e Papierstellen? „Ausje*

schlossen.“ Eben so streng jegliche V orcensur. „M achen wir nich.“ D o ch d er A usfuhrstem pel, das H u renm al, ohne das V ertrieb in neutrales, in v erb ü n d etes Land nicht m öglich war, w urde erst gnädigst gew ährt, w enn die in G eneralkom m andos sich röstenden, vor A b k o m m an d iru n g a u f schlechtere, gar ge*

fährdete Posten zitternden U nrechtsanw älte den In h alt be*

schnüffelt undPestilenzialisches ausgem erzt hatten .T ro tzd em imm er w ieder die scham lose R egirunglüge: „Eine politische C en su r besteht bei uns nich t.“ W e il dem Reichsgericht vor*

gelogen w orden war, D eu tschlan d sei überfallen u n d fechte in N o th w eh r, ließ unsere höchste R echtsinstanz sich verleiten, den Striker (also Jed en , der das erlaubte L ohnkam pfm ittel des A usstandes von der A rb e it angew endet hatte) des Landes#

verrathes schuldig zu sprechen: denn er habe „vorsätzlich einer feindlichen M ach t V orschub geleistet u n d der Kriegs*

m acht des D eutschen Reiches Schaden zu g efü g t.“ (§ 89 StGB.;

Z u chth aus bis zu zehn Jah ren .) D as w ar R ü ckw urf in här*

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4 8 D ie Zukunft

teste Sklaverei. D en n och, zü rn t O b e rst Bauer, „ d u ld ete man Strikes u n d legte sie d u rch schleunige E rh ö h u n g der Löhne u n d g rö ß ere L ebensm ittelzuw eisungen bei: eine glänzende E rziehungm ethode 1“ W issen Sie, welche U rth eile auf der Erde Ih rer H eim ath gesprochen, wie viele M enschenleben vernich#

tet w u rd e n ? N e in . D a n n w äre Ih r Buch nicht gew orden, wie es ist. Ein Beispiel. V or einer Fabrik d er A E G treffen einander zwei Frauen. „ N a , Sie arbeiten a ls o ? “ „W as soll m an d enn m achen? Ich habe zwei K in d er.“ Ein älterer Ar#

beiter, ders geh ö rt hat, tritt hinzu u n d sagt: „ D ie K rügern h a t fünve u n d arbeitet doch nich.“ A nklage. Landesverrath.

V erurth eilun g . H u n d e rte ähnlicher, D u tzen d e schlim m erer Fälle w ären anzuführen. M it u n w ü rd ig er H a st bürsteten die A usnahm egerichte ihre T agw erke durch. „K ein Vertheidi#

g er? Irgendw o w ird neb en an doch ein R eferendar loszu*

haken sein. D e r schaffts. Ist ja nichts zu vertheidigen. N u r keine V erschleppung! W ir haben noch dreiundsechzig Fälle.“

W e r nicht v o r G erich t zu zerren u n d doch, als „un ru h ig er K opf“ , in der F abrik lästig war, w urde, auf telephonische M e ld u n g irgendeines Schnösels, aus dem H im m el der Re#

klam irten gestoßen u n d an die F ro n t einberufen. „W arte, m ein, Ju n g e : D u sollst den H e ld e n to d sterben!“ T ausend en ists im F rü h jah r 1918 so ergangen. D am als ist die Drachen#

saat ausgestreut w orden, deren F rucht im H e rb st E uer A uge entsetzte. D am als h a b t Ih r selbst Euch „die F ro n t vergif#

tet“ . D ie von Z o rn ü ber erlittenes U n rech t glühend en Men#

sehen kam en hinaus, erzählten von H u n g e r u n d Schlemmerei, K nechtung u n d H e rre n h o c h m u th , von den Beulen der Lügen#

pest in d er H eim ath ; u n d sahen aus eigenem A uge nun, wie es im Feld stehe. Ja, Bauer, D as ist ganz was A nderes, als auf die H o ch w acht der O b ersten H eeresleitung „berich tet“ w urde.

U n d diese Berichte w aren das Beet, aus dem , wie geiles K raut am R and eines A b g rund es, Ih r A b erglaube aufw ucherte.

„M an ließ das U n heil des B olschew ism us w irk en.“ W e r hat dieses U n h eil erm öglicht? W aren Sie, O b e rst Bauer, so m it W ehrgeschäft ü b e rb ü rd e t, d aß Ihnen entging, wer die H erren Lenin u n d T ro tzkij nach R u ß lan d im portiren u n d ihren A ufstieg in A llm acht b egünstigen lie ß ? D as thaten

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die selben M eister der K riegstechnik, die dem w eichenden H eer befahlen, große Stücke N ord fran kreich s in eine W ü ste zu veröden, jeden O b stb au m auszuroden, jedes Bleibsel gewerb*

liehen Schaffens, von M enschen bew o hn b arer H eim statt zu til­

gen : u n d m it dieser (in ihrer M eth o d ik „g ro ß artig en “ , von tau*

send P osaunen gepriesenen, vo n allen ernsten G eistern des Offi*

ziercorps u n d der M annschaft aber b estö h n ten ) L eistung n u r erreichten, d aß 1918 ihre M ärzoffensive, noch vor A m iens, im T richterfeld stecken blieb; u n d daß D eu tsch land alle von die*

sem Rückzugsgräuel vernichteten H äuser u n d H ü tte n , Bäume un d B runnen, Fabriken, B ahnkörper, W e rk stätte n bezahlen oder jed e H o ffn u n g auf Frieden bestatten m uß. G enau so hat die leise bejauchzte B olschew ikenzüchtung g ew irk t: Ver*

w ü stu n g d es Russenreiches, deren Folgen dann P e u tsc h la n d zu tragen hat. A ll D as soll verschleiert, m it Schm ährede w ider die

„schlappe H e im a th “ ü berpflastert w erd en ? U nm öglich; u n d w ir w erden, so lange A them in uns ist, d en frevlen V ersuch niemals d ulden . Im Septem ber w ar Frankreich „ausgeblutet“ , w ollten „die kriegsm üden V ölker der E ntente keinen fünften K riegsw inter“ ? Solchem M ärchen g laub tet Ih r au f der Z in n e ? A m erika hätte in jedem M o n a t eine V iertelm illion kräftiger M än n er geschickt; w ar verpflichtet u n d du rch au s bereit, bis in den M ai 1919 h u n d e rt D iv isio n en zu stellen. Frankreich b rauchte n u r noch auf w inziger F ro n t zu käm pfen. „ In Belgien un d Frankreich h ö rte m an: La guerre va finir.“ Richtig. M an hörte. H ä tte n Sie, H e rr O b e rst, n u r länger hingehört! D ie Leute sagten: „D er Krieg geht zu Ende, denn die D eutschen sind fertig.“ K ein Belgier, kein Franzos zweifelte noch an nahem Endsieg. K einer ko n n te dran zweifeln. Seit am achtzehnten J u li zwei französische A rm een u n d fünf A m erikanerdivisionen die G egenoffensive begonnen h atten, w ar Sieg au f Sieg ge*

folgt: M arn e,A isn e,M aas,L ys,S cheld e; un geheure Geschütz*

Verluste; sechshu nd erttau sen d M ann d rü ck ten sich h inter der F ro n t herum , weil sie ihre T ru p p en th eile „nicht finden konn*

ten “ ; u n d nich t kleiner w ar die Z ahl D erer, die sich in Ge*

fangenschaft gaben. D a sollten die W estm ächte an Waffen*

Streckung denken? „M anche T heile der deutschen Fro nt leisten ü b e rh a u p t keinen W id e rsta n d m ehr“ : h ieß es in Eng*

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50 D ie Zukunft

land. In den so (u n d , leider, nicht falsch) geschildertenFront*

ab sch n itten: „ W ir habens dick. D rü b e n w im m elts. A u f Sieg kann n u r noch ein au sb ü n d ig er N a rr hoffen. W ir danken für neues G em etzel u n d überlassen die .nationale V e rte id ig u n g * den Etapenschw einen.“ Kein H au ch dieser Stim m ungen drang ins G ro ß e H a u p tq u a rtie r? D a träum te m an, wie das schwarz»

w eißro the Buch Bauers erw eist, von „Ievee en m asse“ , die zu H au s „die Stim m ung heben, den zersetzenden G ed ank en d er In ternatio n ale zerstören, dem Reichstag u n d der Regir»

u n g den E n tsch lu ß zu scharfen G esetzen gegen Landesver*

rath , F ahnenflucht u n d D rückebergerei ab rin gen “ sollte.

M assen erhebu n g war seit dem A u g u st 1914; der K indsw ahn, den F eind rasch zu zerm alm en, hatte viel zu gro ße M assen vo n der H eim arbeit ins Feld gepeitscht u n d d ad u rch das Siechthum unserer W irth sc h a ft vorbereitet. W o h e r sollten jetzt neue „M assen “ k o m m en ? W e n n Ih r m it den fast sieben M illionen M ann, die Ih r im W esten noch hattet, nichts er*

w irken kon n tet, h ätten die sechsh un d erttau sen d, die der Film des H e rrn Scheuch v orkurbelte, auch n icht m ehr genützt.

U n d nach dem H ilfe ru f vom fünften O k to b e r, gar m itD rakon*

m itteln, die Stim m ung h e b e n ? W ie w eitab von gem einer W irk lic h k e it w aren, au f K lippen u n d W olk en, um goldene Tische gelagert, die O bersten der H eeresleitung! „Sieschreiten vom Berge zu Bergen h in ü b er; aus S chlünden der Tiefe dam pft ihnen der A them erstickter T itanen , gleich O pfergerüchen, ein leichtes G ew ö lke.“ D eu tsch lan ds W e h rk ra ft u n d W ider»

standsverm ögen röchelt kaum noch: u n d sie w ollen, m it zehn»

fach gehärtetem , h u n d ertfach geschärftem Stacheldrahtgesetz die S tim m ung heben. D ie S chw aden d er Sorge, des Z ornes, des Ekels an Lüge, die aus einem T h ränen m eer aufdampfen»

den N e b e l sind vor ihrem H im m el ein leichtes G ew ölke. D iese gew altig R agenden w issen nicht, was wir, ein gevehm tesCivi*

listenhäuflein im T hal, in S chlünden der Tiefe, längst wissen:

d a ß es aus ist. A us. A lles verloren. D a ß , heute, m orgen, zu W eih n ach t o d e r zu O stern , nichts m ehr b leib t als die K apitulation. La cap itulation integrale, die M arschall Foch am fünften O k to b e r im H a u p tq u a rtie r, am elften M ärz in Paris v erk ü n d e t hat. N ic h t länger als die Siegfried»Stellung

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u n d andere „u n ein n ehm b are“ Linien w äre die Antwerpen*

Maas#Linie zu halten gewesen. Sie w ar kürzer. D ie M elodie ist abgeleiert. A uch solche T rostsprüche aus dem Kriegskin#

d e rh o rt am tlicher Berichte sind n u r leichtes G ew ölk. K ürzer fü r denV ertheidiger, also auch für den A ngreifer. D e r konnte seine M enschen, G eschütze, T anks dichter als j e m assiren ; und hatte die Siegesgewißheit, die bei uns, endlich, zerbeizt, in L appen gelöst war. D och im O k to b e r w u rd en seine Stöße schw ächer? N a tü rlich : weil nach dem Flehen um Waffen#

stillstan d seine Sache gew onnen, w uchtiger K raftaufw and nicht m ehr n ö th ig w ar u n d er n u r noch, wie das Theater#

v olk sagt, zu „m ark iren “ brauchte. M an k ö nn te ihn zwingen, au f dem V orm arsch gegen den w eichenden Feind Belgien zu zerschießen. G ew iß ; u n d die Folge? D an n hätten neue Fluchgew itter sich ü ber D eutschland entladen un d die Rech*

n u n g , deren Betrag D eutsch lan d s K inder u n d Enkel abzu#

arbeiten haben, wäre noch höh er. N e in : es w ar aus; zu R ett­

u n g kein Pförtchen noch offen. W e r g lau b t denn, daß sonst

«in M ann von dem K riegerstolz u n d der un g eheuren W illens#

k raft des G enerals L udendorff sich b eq u em t hätte, von der küm m erlichen R egirung W affenstillstand zu fo rd ern ?

Ih n u m heult jetz t U n d a n k ? E inverstanden. Ist nicht auch dieses häßliche Spektakel aber die Folge einer aus allen Q u ellen der M acht gespeisten Lüge, nicht noth w end ig wie schlechte F rucht von einem faulenden B aum ? D as V olk ist in den W a h n gepfercht w o rd en u n d neun Z ehntel der Na#

tio n schwören noch h eute darauf, d aß die m ilitärisch großen Leistungen dem G eneral von H in d e n b u rg zu danken, die Fehler, U ebergriffe, Schroffheiten, das Versteigen in H yb ris dem Ersten G eneralquartierm eister als Schuld anzurechnen seien. A lles erlogen. D a ß d e rjü n g e re ja h re lang die Fälschung stum m duldete, sogar begünstigte: schon diese Thatsache be#

leuchtet ihn als einen M ann starken H erzens. A ls O b erst Lu*

dendorff, der die M ilitärvorlage von 1913 entw orfen (u n d da#

m als drei C orps m ehr, als b ew illigt w urden, gefordert) hatte, d a n n von derM ilitärkam arilla in den Schatten gestellt w orden w ar, d urch die U eberru m p elu ng Lüttichs den raschen Vor*

m arsch erm öglicht hatte, erntete „ U n se r Em m ich“ den Ruhm .

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(20)

5 2 Die Zukunft

D er O b erst aber w urde, als Prittw itz abgesägt w erden sollte, zur R ettung des p reußischen O stens ausersehen. Ein gu ter, fester G eneral, der dem Stabschef niem als dreinrede, w urde ge*

sucht. Bock v on P o lach war krank. M o ltk e w ählte schließlich H errn von H in d e n b u rg , den L u dendorff von H annover ab*

holte u n d der die auf ihn gesetzte H offnung ankein em T agent*

täuscht hat. W a s seit dem M orgen von T an nenberg in O s t geschah, war L udendorffs W e rk (zu dem, viel m ehr als d e r O berbefehlshaber, O b e rst M ax H offm ann m itw irkte). A ls der Stabschef zu Linsingen versetzt w orden war, erzw ang H err von H in d e n b u rg du rch ein A bschiedsgesuch die Rück*

k eh r des A llum fassers. A ls H e rr von F alkenhayn an d e r Spitze des G eneralstabes n ich t länger h altb ar war, w urde, end*

lieh, für die N achfolge G eneral L u dendorff erkürt, doch, um die W iik u n g des H in d enb u rg * M y th o s nicht zu schm älern, nu r zum Ersten G eneralquartierm eister ernannt. „So ists doch immer. A n n o 70 h at B lum enthal Alles gem acht u n d der K ronprinz em pfing den Lorber. Je tz t hat G orlice u n d der D o nau*U ebergang,die L eistung des G enerals von Seeckt*

den guten M ackensen, der schon vo r dem Schwärm er Schulen*

b ü rg die H a n d Seiner M ajestät k ü ß te, in R uhm gehoben. Ists denn m it H in d e n b u rg a n d e rs? “ Ja. Ich kann mich nicht in die Seele eines M enschen einfühlen, der sich für eines An*

deren T h at feiern läßt. H ier aber w ar V ergottung; brauste unter fünfzig M o n d en ein Jub elch o r, wie ihn nicht L uther, G oethe, Scharnhorst,B ism arck gehört hat. W e m ? D em tüch*

tigen, nervenlosen, harten G eneral, der öffentlich ausge»

sprochen hat, d aß er seit der K adettenzeit kein nicht mili^

tärisches Buch gelesen habe u n d d aß ihm der K rieg w ie eine B adekur bekom m e; dem der A llteutschenhaß gegen die F e:nde noch nicht heiß genug war un d der, nach dem Erlöschen des letz'. ~n H offnungstrahles, an alle M auern den Satz kleben ließ : „ W ir sind stark genug, auch im W esten den Sieg zu erringen.“ D em ragt, noch immer, zwischen Bismarck u n d M oltke, das abscheuliche, gem eine Götzen*

b i’d, durch dessen D u ld u n g der deutsche G eist sich tiefer erniedert, als F eindesüberm uth ihn je zy erniedern ver*

m öchte. U n d Ludendorff, der, vielleicht, kein gro ßer Feld*

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herr- doch, scheint m ir, der m erkw ürdigste K riegstechniker aller uns hellen Z eit ist, w ird von jedem Fant, jedem H errn Scheidem ann o der Erzberger angepißt. W a r w ürdelosere Fälschung, je frecheres Spiel m it dem Em pfinden einer gan*

zen N a tio n zu träu m en ? M illionen H erzen w urd en geheizt, um Einem zu glühen, dessen Leistung stets n u r anständiger N o rm genügte. ( U n d so w eiß leuchtete die G lu th , d aß Film helm , der sich schon in allen K inos als T riu m p h a to r flimmern sah, das unvergeßliche W o rt sprach: „Ich kann m ir doch nicht, w enn ich durchs B randenburger T h o r ein*

ziehe, entgegenbrüllen lasse n : H in d e n b u rg !“ Echo aus S tenay:

„V ater ist futterneidisch.“) N u n , da das Spiel verloren ist, b leib t der G ötze, breitstäm m ig, m it dem K inderschreckschädel, au f dem Schlachtopferaltar. U n d der gestern n u r nebenbei gelobte „H elfer“ w ird auf allen Schw atzm ärkten geprügelt.

D er fruchtbarste T echn ik erko p f hätte den Kriteg nicht zu gew innen verm ocht; auch nicht, w enn er, m it der W illens*

gew alt, E n tsch lu ß k raft, O rg an isirk u n st L udendorffs, frü h genug, nicht erst nach dem argen Fehlschlag bei V erdun (Falkenhayn*K nobelsdorff), m it der L eitung b etrau t noch genöth ig t w orden wäre, in den B eschluß einer H a u p tak tio n imm er, m indestens, erst einien anderen W illen zu überreden.

M üssen w ir, deren V oraussicht in jedem P u n k t vom Er*

eigniß als richtig erwiesen w ord en ist, in D em u th denn vor den Z ierden der Z u n ft verstum m en? Verm eiden konn te den K rieg jedes redliche, nicht einm al vom blässesten A bglanz des G enius erleuchtete G ew issen. Jed er, der ih n nicht suchte, nicht, weil er den M ilitaristenw ahn unverm eidlich d ünkte, suchen zu m üssen glaubte. In D auerfrieden zu gew innen w ar dieser K rieg niem als. U n d war seit dem E in tritt A m erikas endgiltig verloren. Leidliches Ende blieb bis in den Ju n i mög*

lieh. N ic h t ein ,,E rfolg“ (in m einem vorletzten Streit m it d en V erm um m ten der M ilitä rb e h ö rd e habe ichs m it fast schriller D eu tlichk eit g e sag t): n u r die F u rcht der Feinde vor der Som meroffensive, vor ihrer O p ferh äu fu n g konnte, ehe sie be*

g an n.noch erträglichen Frieden stiften. D ie so sprachen, galten in Spaa u n d A vesnes, wo man sicher war, m it dem neuen Kam pfgas (das der W in d d ann verw ehte) „bis an die Py*

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renaen“ zu kom m en, als schlappe V erstän d ig u n g b rü d er o d er un deu tsch e L andesverräther. D en n och , H e rr O berst, thaten diese M än n er so m uthig ihre Pflicht, w agten auch, wenigstens, eben so viel wie der D ezern ent, der, tro tz barsch wieder*

holtem Befehl des V orgesetzten, die h eu te allenfalls entbehr*

liehe, m orgen unersetzliche M u n itio n zurückhielt. W ir haben, wie Sie, der G ew issensstim m e g eh o rch t, im B ew ußtsein höch ster V eran tw ortlich keit nicht g eb eb t; u n d der Spruch des Schicksals hat, leider, fü r u n s entschieden. N u r an den Sieg, schreiben Sie, du rfte m an denken. D a ß Sie n u r daran dachten, w urde schwarzes V erhängniß. Stets m it dem übelsten aller d enk baren A usgänge zu rechnen, rieth Bismarck. H ätten Sie es geth an: w ir w ären n ich t, w o w ir sind. A b e r Ihr, Z ünftige, h attet Euch in die Schwarze K üche E urer Höllen*

k u n st verschlossen u n d gosset, nach u nendlichen Haber*

rezepten, das W id rig e d ort zusam m en. „ D a w ard ein rother Leu, ein k ü h n e r Freier, im lauen Bad d er Lilie verm ählt u n d Beide dann m it offenem Flam m enfeuer aus einem Braut*

gemach ins andere gequält. Erschien d a ra u f m it bunten F arben die ju n g e K önigin im G las, h ier w ar die Arzenei, die Patienten starben u n d N iem an d fragte: W e r genas? So haben w ir m it höllischen Latw ergen in diesen T hälern, diesen Bergen w eit schlim m er als die Pest g eto b t.“ E ure H irne m ühten sich T ag u n d N a c h t; u n d ahnten, in verdunkeltem Zim m er, nicht, wie völlig sich d rau ß e n die W e lt gew andelt hatte, u n ter jedem Sonnenschritt w eiter w andelte. Fühlten nicht, d a ß Krieg gegen die M enschheit, so grenzenlos grau*

sam geführter,, vo n so unw ahrhaftigen B erichten um qualm ter, nicht m ehr gelingen könne. T ro tz allen W u n d erleistu n g en der T ech nik u n d In d u strie w ar E uer K rieg unm odern, zeit*

w idrig: weil er die V ölker n u r als O b jek te, n icht als Sub*

jekte, gelten ließ u n d , als sie auch zw ischen M aas und Me*

mel der M acht b ew u ß t w urd en, scheitern m ußte. W ilhelm s A eltester, der noch im A u g u st von einem Alba*Regime u n d von einem Zw ing*Juda das H eil erhoffte, h at im M ärz zu einem Interview er gesagt: „ D e r M o to r unserer V olkskraft

w u rd e von Erich L ud endo rff so überanstrengt, d a ß er schließ*

lieh versagen m u ß te.“ R ichtig; aber zu spät. Z u spät auch tratet

5 4 Die Zukunft

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