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Die Zukunft, 3. Mai, Jahrg. XXVII, Bd. 105, Nr 30.

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(1)

XXVII.Jahrg. Berlin, den 3. M ai 1*1* N r. JO

HK 1 £ l

ie ISukunit

Herausgeber

Maximilian H arden

IN H A L T

Seite D e r goldene K e l c h ... 111 D er F all F ry a tt. Von W i l h e l m K a u f m a n n ... 135

N achdruck verb o ten

E r s c h e i n t j e d e n S o n n a b e n d

Preis vierteljährlich 10,— M k., das einzelne H e ft 1,— M k.

BERLIN

V erlag der Z ukunft

G roßbeerenstraße 67

1919

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p. 5 , , 7 7? T Ber!in w * TauenUIenstr. 3

Behordl. Inanspruchnahme. 1 a Refer. &. W i t . t e n b e r ? p l a i z F e r n r u f : S t e i n p l .9 4 6 8

Detektive anerkannt

(3)

Berlin, den 3. M ai 1^19

Der goldene Kelch

V o m B e l zu B a b e l

T n der Jo h an n Cicero*Straße, vor einem Z au n , auf dessen B rettern M enschen hocken, durch dessen Ritzen K naben un d M ädchen gaffen, spricht ein Schriftsteller aus einem neutralen Land mich an. „ N a c h den B ildern unserer Z eitungen er*

kenne ich Sie. ‘ U n d danke dem Zufall, der mich Sie finden ließ. D en n niem als, seit ich m ich in Jou rnalism us versuche, w ar ich so rathlos wie jetzt. Für ein französisches B latt soll ich schreiben, ,wie es in D eu tsch lan d w irklich aussieht*; wie dieses D eu tschlan d sich nach der N iederlage dem Unbefan*

genen zeige u n d was fürs N ächste von ihm zu erw arten sei.

,A u x ecoutes de l’A llem agne q u i vient'; schon vor dem Krieg ists versucht w orden. Ich soll die W a h rh e it sagen. K önnte, nach m einer N a tu r, auch nicht anders. W as aber ist hier W a h rh e it? A u f Schritt u n d T ritt hem m t m ich die Pontius*

frage. H ö re n Sie die M u sik ? Blech u n d T rom m el; M ärsche u n d Tänze. Blicken Sie, bitte, mal durch diese breite Zaun»

lückel Ein G ew im m el vo n feldgrauen W affenröcken u n d S portanzügen. W e iß e u n d rothe Sweaters. H albnackte M änner.

D u tz e n d e fein geschniegelter Offiziere. V ier graue A utos w arten. Z uschauer, d aru n ter besonders viele ju n g eM äd ch en , in-dichtem G edräng. Bier, W ü rstc h en ; zu v or roch es nach

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(4)

G ro g. A lle zehn M in u ten ein Ju b elg eh eu l, W onnegekreisch.

.Sportfest der R e g iru n g tru p p en .4 W ärs A usnahm e, ho liday : d er Frem de v erstünd e es u n d w ürde höchstens ü ber die ur*

preußisch abgestim m ten H o ch ru fe, das noch im m er autoritäre W esen des G etriebes staunen u n d sich fragen, ob dieses V olk im E rnst glaube, D em okratie erlangt zu haben. A b er h eute ist W e rk tag ; u n d an jed em erblickt m ein A uge, w ohin ichs auch schicke, hier A ehnliches. D e r deutsche M ilitarism us ist to t?

V or dem K rieg sah ich kaum je in Berlin so viele U n ifo rm en . B lu tju nge L ieutenants rasen in grauen A u to s d u rch die Stra*

ßen ; w ozu, w o h in ? M ein V ersuch, ein G espräch m it dem M inister N o ske zu erreichen, füh rte m ich in einen Schwarm m ilitärischer B efehlshaber. D as K om m ando, un ter dessen V erantw o rtlich keit die feigen M euchler Liebknechts u n d d er L u x em burg standen, ist n ich t aufgelöst noch zu R echenschaft gezogen u n d den Leuten, die an der A bschlachtung von vier*

und zw anzig o d er gar d reiß ig unv erh örten M atro sen mitschul*

dig sin d , ist kein H a a r gekrüm m t w orden. G la u b w ü rd ig e Z eu g en haben m ir berichtet, au f dem H o f des Polizeipräsi*

dium s u n d andersw o seien M enschen, S oldaten undC ivilisten*

den en N ie m a n d auch n u r den N am en abgefragt oder eine Schuld nachzuw eisen versucht hatte, erschlagen w orden. W äre D as in irgendeinem anderen Land m öglich? U eberall w ü rd e der W id e rh all solcher T h aten die R egirung vom hoh en Sitz vor die Schranke des Staatsgerichtshofes wehen. Im H aupt*

qu artier der Anglo* A m erikaner, bei A d lo n , heißts, das Reichs*

m inisterium habe schon vierh u n d erttau sen d Söldner auf die Beine gebracht u n d setze eifernd die W e rb e a rb e it fort. W ä re jed er M ann dieser Schaar für zehn M ark pro T ag zu löh nen, zu füttern, zu kleiden (w as mir, bei den Preisen von h eute, u n d e n k b a r ist): noch dann w ü rd e solches H e e r das Reich tag*

lieh vier M illionen M ark k o sten ; e in tau sen d fü n fh u n d ert Mil*

lionen im Jahr. D ie R echnung m u ß schon deshalb zu n ied rig sein, weil T ausend e ju n g er Offiziere sieb, als ,G em eine1, in Reihe u n d G lied gestellt haben, ihren hö h eren Sold aber, den sie ja brauchen, fortbeziehen. Sieht so A b rü stu n g u n d Sparsam*

keit a u s? U n d diese T ru p p e , die in Stahlhelm en spazirt u n d

deren O ffiziere w ieder W affen u n d O rd en tragen, feiert a u f

offenen Plätzen Sportfeste, ju b e lt u n d singt. D a : , D ie W a c h t

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Der goldene Kelch 113

am Rhein.* Für die M aifeier w ird in den Schulen em pfohlen:

,Sie sollen ihn nicht hab en , d en freien d eutschen R h ein l4 D as Lied, dem schon M ussets Ingrim m schrill geantw ortet hat. Sind Sie n icht au f dem W e g in G eg en rev o lu tio n ? Viel*

leicht, scheint m ir, au f dem R ückw eg in M onarchie. Kein M in ister h a t je ein Sterbensw örtchen gegen den Kaiser ge»

sagt. D er m agdeburger R echtsanw alt L andsberg, Reichsjustiz*

m inister u n d M itg lied der F riedensdelegation, h a t ihm öffent*

lieh reinen W ille n nachgerühm t. Siebenundzw anzig Bände m it U n terschriften getreuer G ra tu la n te n sin d ihm nach Am#

rongen gesan dt w orden. F ü r einen B un d zu persönlichem Schutze Seiner M ajestät w ird gew orben. W a n n ru ft die Sehn*

sucht den Im p erato r, den K önig vo n G o ttes G n a d e n zu*

rü ck ? W a n n nim m t ein schlauer, fü r P o p u larität halbw egs ausgestatteter G eneral die neue H eeresm acht fest in die H a n d u n d scThmiedet im Feuer nationalen Z ornes, au f dem Am*

bos allgem einer U nzu fried en h eit das Schwert, das jede Re*

stau ration v on E inzelherrschaft erw irken k a n n ? Ich sahM än*

ner, die hoch in den D re iß ig e n sind, au f den Straßen milch*

bärtige Lieutenants stram m g rü ß en : der alte G ehorsam ist also w iedergekehrt. A u ch die Freude an den Erfolgen schran*

kenlos w ü then der G ew alt. W ä re sonst m öglich, d a ß vornan in jed e r Z eitu n g alltäglich Schlachtberichte stehen, in Bayern, B raunschw eig, am N ied errh ein , in Sachsen, den H an sestädten erfochtene ,Siege* u n d die Leute vo n solchem G räuel noch im m er nicht ü bersatt sind? D a ß dieses angeblich dem okratische u n d revolu tio näre D eu tsch lan d die V erew igung des Belage*

rungzu stan d es d u ld e tu n d , sta ttin Z o rn aufzustehen.aufathm et, w enn es liest, in einem selbständigen B u n desstaat habe ein preußischer G eneral an der Spitze einer Söldnerschaar eine R egirung ab*, eine andere eingesetzt? D ie Kaiserliche Regi*

ru ng (ich habe hier s tu d irt u n d kenne D eu tschland nicht seit gestern) hätte A ehnliches kaum noch gewagt. In der Repu*

b lik läß t m an sichs gefallen. W ir Frem de stehen vor täglich erneuten R äthseln. W ir h atten geglaubt, in T ra g o e d ie n lu ft zu kom m en, den in D ü ste rn iß heiligen E rnst, die m ajestätische T rau er eines V olkes zu sehen, das drei M illion en seiner besten M änner verloren, nach dem bew und ernsw erthesten Kraftauf*

w and die ungeheuerste N iederlage aller G eschichte, den

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V erlust des in sechs Jah rzeh n ten m ühsam E rrungenen, den Sturz vom steilsten M achtgipfel in finsterste T iefe erlebt hat u n d stum m n u n , nach G erm anenart, in sich das W e h zer*

knirscht, das die Perser des Xerxes in Leidchöre ausheultcn.

W a s aber fanden w ir? D en jed en K undigen närrisch dünken*

den W a h n , das Land habe d icht vor dem Siege gestanden, den n u r die V erschw örung erschlaffter G em ü th er o der die N ied ertrach t der m it R ussengeld Bestochenen ihm entrissen habe. D ie von W o ch e zu W o ch e w achsende U eberzeugung, u n ter der H errsch aft d er H o h en zo llern u n d M ilitaristen sei es doch schöner gew esen. U n d eine V ergnügungsucht, die n ich t eine N ac h tstu n d e rasten, nirgends sich in G renzen ein*

schränken will. Ich w ar neulich in Paris. D ie S tadt des Sie*

ges ist die Stadt tiefer T rauer. D ie L ichtstadt H u g o s abends um Z ehn du n k el u n d still. A u ch am T ag nirgends M usik, nich t einm al in d en Kaffee* u n d Thee*Schänken der G ro ß e n B oulevards. N iem an d m ag je tz t schon d en Frack, das Fest*

k leid , anziehen. N u r zu der W ohlthätigkeit*V orstellung, in deren V erlauf die alte Sarah, vor H e rrn u n d F ra u W ilso n , Verse sprach, kam en die Frauen in ausgeschnittenem A bend gew an d u n d m it Schmuck. ,W ärs d en n nicht S elbstschändung, zu jubi»

liren , Feste zu feiern, sich gar in Reigen zu drehen, w ährend M illion en W itw e n u n d Bräute, E ltern, K inder, G eschw ister ih r Liebstes bew einen ? Frankreich träg t T rau er um seine S öhne.4 H ie r? Im B ahnw agen sah ich alle K öpfe m unter nicken, als Einer gesagt hatte: ,M a n m erkt doch gar nicht, d aß so viele M än n er weg sind.* M an m erkts w irklich nicht. In k e in e r un besetzten deutschen S tadt an der sichtbaren Lebens»

form . V erschiedene C o u lissen; doch die Stim m ung überall w ie hier au f dem Sportplatz. In kein K ino, kein H a u p tth e a te r ist abends noch E inlaß zu erlangen. O effentliche u n d private Bälle locken noch j etzt, ü b er O stern hinaus. Im Palai s d e D anse, in L uxusspeisehäusern, au f ,Dielen* kein Stuhl zu haben.

U m die Prassertische stö b e rt das Papiergeld wie Spähne um d ie H o b e lb a n k . In N ach tlo k alen sah ich Swells den Musi*

k an ten H u n d ertm arksch ein e a u f den Sam m elteller werfen.

In m anchem S pielklub (verschm itzte K öpfe der W achm ann*

schaft kennen alle A dressen u n d L osu ng w örter) ist das Karten*

geld auf zw eih und ert M ark für die S tunde gestiegen; u n d

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Der goldene Kelch 115

ganze Fam ilien, Eltern u nd K inder, durchhocken d o rt N a c h t u n d Tag. W ers nicht erschw ingen k ann, geht in eine d er un*

zähligen billigeren Spelunken o d er vor die S pielroulottes d e r Münz#, W einm eister#, Schönhauserstraße, des A ndreasplatzes, wo, im G ew ü h l der oft noch U niform irten, die gestohlene W aare, D iam anten u n d Stiefel, Bronze u n d W u rst, A nzüge u n d Schildpattkäm m e ,vom letzten Einbruch* anbieten, Ge*

w inngier die W e ib e r verleitet, M äntel u n d Jacken hinzu#

geben, T rau rin g e abzuziehen, G old sch m uck aus d en Ohr#

lappen zu h aken, um , nach dem V erlust des letzten Bar*

geldes, einmal noch au f dem K arrentisch das Spielglück zu erproben. W o ist h ier T rau er, w o G rim m u n d Reue über G eschehenes, wo der W ille zu V ersittlichung des Lebens, a u ßen o der innen, sp ü rb a r? Ich m öchte den Franzosen, ge*

rade ihrem M iß trau en , das neue D eutschlan d zeigen, suche ringsum : un d finde es nicht. M it eindringlich leu chtender Farbe das Leid dieses V olkes, seines W esen s W a n d lu n g zu malen, war ich hergeeilt. D arf aber m eine F eder verschwei*

gen, was m ein A uge hier, staunend, täglich e rb lick t? “

„N ein , H e rr; nichts von A lledem , was Ihrem G ew issen w esentlich scheint, d arf sie verschweigen. N u r, wenn Sie aus freiem M u th , ohne feigen R ückhalt, Ihre W ahrheit, das als w ah r E m pfundene, aussprechen, w alten Sie treulich Ihres A m tes.

H o h e n A m tes, das nicht in die P an d aru sp fü tzen der W ort*

kuppelei geschleppt w erden darf. W as küm m ert uns, ob die hier regirende Sippe noch heute die W e lt zu betrügen h o fft?

W as, ob sie m anchm al ihr G esin d e zetern läßt, das arme, g ute V olk sei vier Jahre lang schm ählich betrogen w orden, gegen die L ügner aber nicht einen Finger rü h rt, sie sogar in M a ch t u n d G lanz d u ld et u n d hätschelt? Lieber bisse ich m ir die Z u n g e ab, als ich ih r die Bitte erlaubte, vo n unserem Z u stan d , unserer Schande irgendw as zu vertuschen, zu verschw indein.

W em h ü lfe T ru g ? A uch in dem m itM aig lo ck en d u ft oderT er#

pentin durchsprengten Z im m er w ird das K rebsgeschw ür ruch*

bar. D as alte D eu tschlan d h at den Schlaf der W e lt gem ordet.

M it N arcoticis, elendem ,Ersatz'* Schund, w ill ihn das n e u e (sich ,n eu‘ stellende) D eutschland zurückzaubern. V ergebens.

N u r lautere W a h rh e it kann u n serH au sd esin fiziren ,en tp esten .

N u r erbarm unglose A ufrich tig k eit giebt dem deutschen Ge*=

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w issen' die R uhe w ieder, die V ertrauen erw irbt. Schreibe»

Sie, was Sie sahen u n d h ö rten , schm inken Sie in dem erblick*

ten A n tlitz keine R unzel weg. A b er begucken Sie n icht nu r das O b ergew an d u n d die G esich tsh au t; schauen u n d lausche»

Sie auch in den d u n k len Schoß der V olkheit: da ist viel W ille zu edler G ü te , viel Sehnen nach seelisch Schönem. D a ß der W ille h in k t, der T rieb nicht flügge w ird, ist Schuld der Presse. D ie hat, gerade die n ich t völlig in M ilitarism us ge*

harnischte, seit dem N o v em b er, seit es um den G eldschrank geht, ruchlos (d en n n u r ih r Letternschw arz stinkt) zu Hochge*

birg die V erbrechen gehäuft. W ie kon nte in G iftschw aden alltäglicher F älsch ung K alokagathie w erd en ? Lesen Sie, was den E rd en rest Lassalles lange ü b erd au ern w ird: ,D ie Feste, die Presse u n d der frank fu rter A bg eo rd n eten tag .4 Sie lesen ja D eu tsch . ,D er H a u p tfe in d aller g esunden E ntw ickelung des deutschen G eistes u n d V olksthum es ist heutzutage die Presse. Je schlechter ein B latt, desto g rö ß er sein Abon*

nentenkreis. W ü th e t die Z eitu n g p est noch fünfzig Jah re ia D eu tsch lan d so fort, d an n m u ß unser V olksgeist bis in seine T iefen zu G ru n d e gerichtet sein. U m viele A nzeigen zu erhal*

ten, m u ß te m an zunächst m öglichst viele A b o n n en ten bekom*

m en; es handelte sich also n ich t m ehr darum , für eine große Idee zu streiten u n d zu ih r langsam das P u b lik u m herauf#

zuheben, so ndern darum , solchen M ein u n g en zu h uld igen , die der g rö ß te n Z ah l von A b o n n e n te n genehm sind. W e n n Je m an d G eld verdienen will, so m ag er K attu n o der T uch fabriziren, au f d er B örse spielen; d a ß m an aber um schnö*

d en G ew innstes w illen alle B run n en des V olksgeistes ver*

gifte u n d dem V olk den geistigen T o d täglich aus tausend R öhren k redenze: es ist das höchste V erbrechen, das ich fassen kann. Je d e r Zeittfng m u ß verb oten w erden, irgend*

eine A nnon ce zu b rin g en ; n u r in den vom Staat oder v on der G em einde herausgegebenen B lättern d ürfen An*

noncen stehen. D a n n ziehen die sp e lu lire n d e n Kapita*

lien sich von d en Z eitu n g en zurück, das Stehende H eer d erZ eitu n g sch reib er v e rh u n g ert o d e r w ird S tiefeIputzer(D as ist seine Sache), d er Z eitu n gschreib ei von M etier h ö rt auf u n d an seine Stelle tritt d er Z eitu ng sch reiber vo n Beruf.

D a n n k ö n n en Z eitu n g en n u r noch vo n M ännern gem acht

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Der goldene Kelch 117

w erd en , die nicht nach B ereicherung streben, sondern in sich die M ission fühlen, fü r die geistigen Interessen u n d das W o h l des V olkes zu käm pfen. Bis d ah in halten Sie m it g lü h en d e r Seele fest an dem L osungw ort, das ich Ihnen zuschleudere: H a ß u n d V erachtung, T o d u n d U n terg an g d er h eutigen Presse!* Sätze aus dem Septem ber 1863. So ziemlich kenne ich sie ausw endig. Fünfzig Jahre, genau, hatte die Pest fortg ew ü th et: u n d der V olksgeist war, 1913, ,bis in seine T iefen zu G ru n d e gerichtet.* A uch eine Kriegs#

Ursache; keine u n b eträchtlich e. Lesen Sie Lassalle un d sehen Sie danach in dem ,C en tralorg an der Sozialdem okratischen P artei D eutschlands* an Sonn* u n d Feiertagen sich die An*

noncen an. V orn g ew itterts gegen die Schmach der Profit*

m acherei; hinten fluschts. W a ru m fängt die Sozialisirung, von der M in iste ria ld ire k to r (lächeln Sie nicht) u n d Reichs#

regent Rauscher b eh a u p te t, sie ,m arschire‘ nicht nur, sondern ,sei d a \ nicht auf dem Fleck an, w o sie N o th w e n d ig k e it wäre u n d W o h lth a t w ürde: im Bezirk der Presse, die M issionars werk bleiben m u ß te,n iem als G ew erbe w erden d u rfte u nd, w eil sies gew orden, weil in ih r nicht der A rbeiter, sond ern der nach Ge*

w inn gierende K apitalist H e rr des W erkzeu g es ist, tausendm al m eh rU n h e il angerichtet h a t als alleT y ran n en u n d Pfaffen seit T im u r u n d Kalchas? W a ru m greift die h un d ertfach bankerote R epu b lik n icht nach dem Arzeneilöffel des Inseratenm ono*

pols, das, ohne den allergeringsten Schaden, im m erhin Er*

kleckliches einbrächte, u n d lä ß t den Z w ischenhändlern m it O effentlichkeit n u r die Selbstkosten, nicht ein T röpfchen m ehr? D ie H u n d e rte w ackerer, tü ch tiger M enschen, die in der Presse b edien stet sind, w ären froh einverstanden; hätten e rst dann d ieG e le g e n h eit zu ihres K önnens B ew ährung. D och dieR eg irer sträu b en sich. Business is business. U n d w e rA p * plaus will, d arf die H a n d nicht kratzen, die ih n spenden kann.

D ie Z echenbesitzer inseriren nicht: ansM esser! SchaaretE uch, R epublikaner, um das B anner der U eberzeugung, d a ß zu Sozialisirung, m orgen zu K om m unisirung jed e r Betrieb reif ist, aus dem nicht A n no n cen sprießen. W e r aber von einem Inseratenbeet B lüm lein zu pflücken w agt, w erde vom heili*

g en Z o rn der selben Presse gestraft, die, w äh ren d Unser*

einem jede P apierfo rderung abgelehnt o d er b ek nausert w urde,

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hau sh oh e A nzeigen1'a lle n au f ihre M ärkte w arf u n d d a n n noch ü ber K u ltu rsc '.^ d ig u n g d u rch die P ap iern oth schrie*

w eil sie W ertheim s W as.:hblusen u n d Tietzens Em ailgeschirr n icht im m er zu richtiger Z eit au stu ten konnte. In p u n c to V ergn üg un gsuch t haben Sie, leider, auch scharf u n d k lar gesehen. E rinnern Sie sich aber, bitte, an das erste K apitel in dem him m lisch lüderlichen Buch G iovannis Boccaccio.

D u rch sein Florenz schleicht erst, to st dann die Pest. D ie F u rch t vor dem Schwarzen T o d löst alle B ande eh rw ü rd ig er Sitte. W enige w enden sich vom G eräusch, von den A engsten der W e lt in die Beschaulichkeit stillen u n d kargen Lebens. D ie M eisten stürzen sich H als ü b er K opf in den Schaum w irbeln?

d en G enusses, in die T aum el hastig erraffter, e rtau b ter W on*

nen. G esetze? G elten nicht m ehr. R ichtende G o tth e it w ird Schemen. D as K ind flieht den m it Beulen bedeckten Leib d er M u tter, den zuvor zärtlichen V ater scheucht A n gst vor An*

steckung, jag t Ekel vom Bett des Sohnes, der B ruder ver*

riegelt der erkrankten Schwester die T h ü r, Ju n g frau en b lo ß en vor dem Blick des grünen P fusch d ok to rs, des lü sternen Quack*

salbers den b ren n en den Leib, die B lüthe toskanischen A d els verw est in eilig ausgeschaufelten M assengräbern, unbeweint,.

von bezahlten K nechten auf den A nger gekarrt, aus der m ünzbaren Seidenhülle geschält, allen G oldes u n d Edelstein*

schm uckes b eraubt, u n d in die Signoripaläst^, die Kaufherren*

häuser w älzt sich ein tru n k en er H aufe, M änn er u n d W eib er „ zu p lü n d ern , heim zuschleppen, was nicht m it N äg eln u n d N ieten unlöslich befestigt ist. Jed er stiehlt, trü g t, schw ört M ein eid e, m aro d irt auf dem Schlachtfelde der P est, ver*

schlem m t u n d v erh u rt schleunig das E rgaunerte, späht vom Zechgelag o der zerk n üllten Laken schon nach neuer Beute*

gelegenheit, lacht keuchend dem T o d in die entfleischten Z ähne. D er letzte T ag w erde der letzte Rausch. U n d un ter Pam pineas sorglos strahlendem A uge schlingen die L eiber dreier Jü n g lin ge sich in das G ew in de der sieben M ädchen*

gestalten: u n d schon ru n d e t sich der K ranz der zehn No«*

veilen, die Sym phonie des D u ftes von Ju g e n d b lü th e un d d e sW u rm ath em s aus süß lich faulendem Erdstoffrest. H ie r i s t nicht Florenz; fließt die Spree, nicht der A rn o ; h at Film*

heim, nicht Lorenzo, Feste feiern gelehrt. K lang aber n ic h t

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Der goldene Kelch

m anchm al ein N ach h all dekam e ionischen G elächters, noch aus borussisch v erplum pten Z w erchf ellblähungen, in Ih r O h r? ' N o ch a h n t D eutschlan d nur, d a ß seine E rde vom Schwarzen T o d zu M ahdstätte eiw äh it w ard. H o rch en Sie, dringen sie tiefer in dieses W esen : auch hier w ird Tragoedie. Lesen Sie, nach Lassalle, Jerem ias, den viel älteren Ju d e n . In dem B abylon dieses P rop h eten fu n k elt der allm ächtig scheinende G o tt Bel, von A ndacht, wie heute n u r O effentliche Mein*

ung, um dienert: u n d doch ein von der Profitgier schlauer Priester aus Pappm asse u n d G o ld tü n ch e gebildeter Trug*

götze, von dessen O pferstein u n d Spendentafel die Pfaffen*

schaft m it W e ib u n d K ind nachts die Speisen frißt, die D an k trän k e säuft. Jä h ist dieses B abylon, da seiner Sünden M aß bis an den R and voll war, von der H ö h e gestürzt, in A bg ru n dstiefe geschm ettert w orden. In der H a n d des H e rrn w ar es ein goldener Kelch gewesen; weil von dessen W ein alle V ölker der Erde getrunken, in T aum el frech rasender T ollheit sich berauscht hatten, brach die strafende H a n d des Ew ig*G erechten den Kelch. U n d nicht eher er*

steht der Schm ied, der die Stücke in neue Einheit, neue R einheit fügt, als in der M orgenstille, da ein Jeglicher seine Seele gerettet, von der M issethat der A hnen, der G eschw ister, von eigenem Frevel g eläutert hat. Florenz oder Babel,.

Boccaccio oder die B elbefehder: Sie haben freie W a h l.“

E x e g e ti k

D ie K litterer sind in emsiger A rbeit. Jede W o ch e b rin g t m indestens ein Buch, w orin ein Schuldiger, Beschuldigter oder V erdächtiger d er H eim ath, dem Erdkreis, flink noch dem pa*

riser K ongreß zu „bew eisen“ sucht, d aß es w ährend der W ehen des Krieges in der berliner W o ch en stu b e höchst sauber zuging u n d daß, w enn, w irklich, m al was versehen w urde, er daran eben so schuldlos w ar wie das N eu g ebo rene selbst. D ie Er*

bärm lichkeit unserer Ebertei h at Leute, die im W in te r noch f ängstlich gackernden H ü h n e rn glichen, schon den Kamm so ge*

. schwellt, d aß sie sich dreist w ieder in die Sonne w agen u n d von ihren H au fen ins deutsche Land krähen. V orsicht m u ß te sie m ahnen, stum m im Schatten zu bleiben, bis Vergessen*

heit ihre d u n k len Schw ingen ü b er sie gespreitet hat. Den.

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H isto rik er Helfferich k ennen w ir lange schon, denken m it einem heiteren, einem nassen A uge seines U nterseejäger*

lateins, m anches anderen verderblichen Schwatzes u n d freuen uns, d a ß er, nach odyssisch b u n ter Irrfah rt, zu rechter Stunde noch seinen eigentlichen B eruf g efu n den h a t: U llstein b ü ch er zu m achen. W e n n er m it heißem Bem ühen den alten D um as u n d den P seu d o ru ssen Sam arow stu d irt, k ann seinem ersten H isto rien rom an , dessen P ropeller d u rch das w idderstarke Z e u g n iß des D r. M u e h lo n zerm orscht w o rd en ist, ein Schwarm anderer M ären nachflattern. A uch G ra f P ourtales, über dessen E ig nun g zum Leiter einer B otschaft E rsten Ranges selbst in der G ild e das U rth e il n ich t schw ankt, fü h lt das B ed ü rfniß, zu erzählen, was sein, leider, fast taubes O h r in Petrograd „g eh ö rt“ zu h ab en glaubt. Sollte all das Z eug Leser finden u n d W iderhall wecken, denn erst k ö n n ten Ernst*

h afte g en ö th ig t sein, in dieses M eer des Irrthum es u n d Selbst*

tru ges niederzutauchen. W ie leicht, wie frü h die W ahrheit, in ihren w ichtigsten W esenszügen* zu erkennen war, lehre der A u sz u g eines Briefes, d e ^ l9 1 6 a u s den V ereinigten Staaten nach Berlin kam u n d d en Z u fall m ir jetz t w ieder vors A u g e warf.

„ D e r G eist, d er D eu tsc h la n d durchzieht, ist in d e r T h at groß u n d gew altig, ein G eist von E inheit und B rüderlichkeit, von O pfer­

w illen u n d H eld e n th u m , von le id en sch aftlich ü b erzeu g ter Z uversicht, daß E u re S ache g e re c h t ist, siegen w ird und m uß und daß d er Sieg n ic h t n u r eine N o th w en d ig k e it für E u er nationales D asein, sondern in seinen fe rn eren E rg e b n isse n ein S eg en für die W e lt ist. W o das E rsc h e in e n so lch en G eistes, aus einer B ew eg u n g d er U rtiefen n atio ­ n a le n o d er religiösen G efühles erschaffen, in d e r G eschichte der V ölker zu sp ü ren ist, sind seine B e g leitersch ein u n g en ein m e h r o der m in d e r au sg ep räg te r F an atism u s, eine p sy ch o lo g isch d urchaus e rk lä r­

liche, m e h r o der m in d e r ak u te B eeinträchtigung o b je k tiv e rA u ffa ssu n g - un d B eurtheilungfähigkeit. D aß in d er A tm o sp h ä re , die D ich um- gieb t, selbst ein sonst so n ü ch tern , k la r u n d u n ab h ä n g ig d en k e n d er M ensch w ie D u jetzt so d e n k t u n d em pfindet, w ie D ein B rief zeigt, ist n a t ü r l ic h .. S elb st w en n es in m e in er M aciit stünde, w ürde ich n ichts thun, D ein e U eb e rz eu g u n g zu ersc h ü tte rn , g era d e so w enig, w ie ic h je v ersu c h en w ü rd e , den G lau b en eines religiösen M enschen zu stören. D a D u a b e r ein en w eiteren M einungaustausch anregst, w ill ic h m eine G ed an k en ü b er d iesen u n selig en K rie g auszusprechen v ersu ch en . Im G ro ß en u n d G anzen sind es die d er ü b erw ältig en d e * M ehrheit d e r d en k en d en L eu te in A m erik a; w obei zu b em erk en ist,

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D er goldene Kelch 121 d aß A m erika, seiner R a sse n -Z u sa m m e n se tz u n g nach, im W e se n t­

lichen ein L an d ohne V o ru rth e il ist. Mit seinen vielen M illionen von E inw ohnern d eu tsch e r A bstam m u n g k an n es n ic h t an tideutsch g esin n t sein, w a r es a u c h bis zu diesem K rieg nie, m it seinen M illionen Ju d e n k an n es n ic h t p ro ru ssisc h sein, m it se in er g e sch ic h t­

lichen E ntw ick elu n g , die es in ern sten K rieg n u r g egen E ngland g e b ra c h t h at (das außerdem w äh ren d d er k ritisc h e n J a h re des B ürger­

krieges zw ischen N ord u n d S üd für den S üden P a rte i n ah m ), und aus m anchem an d e ren G rund, k an n es n ic h t p ro en g lisc h sein, w ar es auch bis zu diesem K rieg nie. D ie V o lksstim m ung A m erik as w ar in dem B urenkrieg en tsch ied en antien g lisch , im B alkankrieg protürkisch, in dem ita lo -tü rk isch e n K rieg antiitalisch, in dem ru ssisch ­ ja p an isch en K rieg projap an isch , trotzdem eine S tärk u n g Ja p a n s den m ateriellen u n d n ationalen In teressen A m erik a s zuw iderlief. A m erika ist, so u n w ah rsch ein lich D ir D ies a u c h k lin g e n m ag, am W enigsten von allen großen N ationen auf seinen m ateriellen V ortheil b ed a ch t (w as*vielleicht k ein er b eso n d eren T u g en d en tsp rin g t, so n d ern durch die g eo g ra p h isch e und öko n o m isch e L a g e des L an d es b ed in g t ist).

A m erik a ist ein L an d (zw ar n o c h n ic h t von h o h e r K ultur, aber)

v o q h o h er H u m an ität und v o n einem naiven Idealism us. E s h at die von C hina n ach dem B o x e rk rie g em pfangene E ntsch äd ig u n g zurückgegeben, h at dem b esieg ten u n d m ach tlo sen S p an ien aus freiem W illen eine E ntschädigungsum m e für die P h ilip p in e n b ezahlt, h a t sic h g ew e ig ert, K u b a zu an n ek tiren , un d , trotz allen H erausforderungen, d a ra u f verzich tet, sich M exiko anzueignen.

Ich h ö re D eine ironische E in w e n d u n g : ,U nd vor la u te r H u m a­

n ität liefert Ih r W affen an unsere F ein d e un d v e rlä n g e rt d ad u rch de«

K rieg.4 D ie A n tw o rt liegt in d er B etonung der letzten v ier W orte, die nur b e d e u te n k önnen, daß ohne die am erik an isch e n W affenliefe­

ru n g en die. g eg en E u ch V erb ü n d eten , w eil ih n en die n ö thige M uni­

tion fehlt, ra sc h besieg t w erd en w ürden. A m e rik a sollte also dazu m itw irken, daß dem am B esten au f den K rieg vo rb ereiteten L an d e der V ortheil dieser V o rb e re itu n g dauernd erh alten bleibe. D as h ie ß e:

ein e P räm ie a u f K rie g rü stu n g e n , auf bew affneten u n d d ah e r n o th - w en d ig e rW eise unsich eren F rie d en setzen; denn e s lie g tin d e rm e n sc h - jichen N atur, daß ein bis an die Z ähne bew affneter Mann w en ig er g en eig t is t, einen Z w ist, den er als ern st b e tra c h te t, friedlich zu schlichten, als ein m in d er sta rk g erü ste te r. A u ch b ew eist g era d e die deutsche K lage ü b e r die V e rlä n g eru n g des K rieg es d u rch am erik a­

nische W affenlieferungen, daß die V erw eigerung so lc h er L ieferungen eine direkte P artein ah m e zu G unst D eutsch lan d s w äre. D ie große M ehrheit aller A m erik a n er ist ü b erz eu g t, d aß die] R e girenden in D eu tsch la n d und O esterreich , w en n auch v ielleicht nich t die V ölker,

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122

für den A u sb ru ch dieses K rieges v erantw ortlich sind, daß sie sic h g egen M enschlichkeit u n d R e ch t v erg a n g en h a b e n , daß zum M in­

d esten F ra n k re ic h u n d E n g la n d den K rieg n ic h t w ü n sc h te n , sein K om m en sie d a h e r fast u n v o rb ereitet fan d u n d daß es eine en tsch ie­

d e n e , sch w e rw ie g en d e und un g erech tfertig te S tellu n g n ah m e g eg en I u r e F ein d e w äre, die W affenlieferungen einzustellen, b eso n d ers auch, w eil Ih r d u rch d en v ertrag w id rig en E in b ru ch in B elgien die W affen- fabriken und E isenm inen dieses L an d e s und u n g e fä h r fünfundsiebenzig P ro z en t der g esam m ten Erze F ra n k re ic h s E uch versch afft h ab t. W affen ­ lieferung N eu tra ler in K riegszeit ist ein uraltes, u n b estritte n es, von in te rn atio n a le r Ju risp ru d en z an erk an n tes, von E uch se lb st oft au sg e­

übtes R e ch t. Eine h ie ra u f gestützte un d von je h e r befolgte Praxis, inm itten eines K rieges zu ä n d e rn : D as w äre offener N eutralitätb ru ch . D en n es m üßte d e r einen P artei n ützen, d e r an d e ren schaden. Daß- w ir die W affen au sfu h r n ac h M exiko für eine W eile v erboten haben, ist k ein A rg u m e n t; d en n da h a n d e lte es sich n ic h t um K rieg zw i­

sch en N ationen, so n d ern um B ü rg erk rieg ; auch lag die G efahr nah, daß solche W affen, im F a ll d er N o th w en d ig k e it un se re s E inschreitens in M exiko, gegen A m erik a se lb st v erw en d e t w ürden. U n sere F a ­ b rik e n h ätten den D eutschen eben so g ern W affen geliefert w ie deren F ein d e n . D aß die d eutsche F lotte die englische S p e rre n ic h t d u rc h ­ bricht u n d sich den S eev e rk eh r öffnet, ist n ic h t A m erikas Schuld.

D ie U e b e rle g e n h e it der englischen F lo tte und die daraus sich e r ­ g eb en d en F o lg en m ußten D eu tsch lan d b ek a n n t sein, ehe es diesen fü rc h terlic h en K rieg en tsteh en ließ, und es h at eben so w enig ein R e c h t, ü b er diese F o lg e n K lag e zu fü h re n , w ie die A lliirten ein.

R e ch t h ab en , ü b er die U eb e rleg en h e it d er deutschen V orbereitung und K rieg sin stru m en te K lage zu führen. W e r glau b t, daß die P ro ­ fite, die A m erik a aus d iesen W affenlieferungen ein h eim st, die O effent- liche M einung in A m erika beein flu ssen , v erk e n n t die D e n k a rt der A m e rik a n e r v o llk o m m en ; er v erk e n n t a u c h , daß d ie ser N utzen in verhältnism äßig w enige T aschen g eh t un d die O effentliche M einung h ie r b ek a n n tlich dem G roßindustrialism us du rch au s n ic h t gü n stig g e ­ stim m t ist un d ihm diese g ro ß en Profite n ic h t gönnt.

D u citirst m it Beifall das W o rt eines p reu ß isc h en G en erals:

,daß im K rie g A lles auf das dum m e G esiege h era u sk o m m t'. D u w ü rd e st sic h er n ic h t sa g e n , daß im tä g lic h en E xistenzkam pf des.

Einzelnen o d er im K o n k u rren z k am p f d er In d u strie n A lles auf E r­

folg ,h era u sk o m m t'. D u w ü rd e st vielm eh r d e r E rste se in , zuzu­

g e b e n , w ie D u in D ein em D en k e n und H an d eln stets d argethan hast, daß im K a m p f um den Erfolg, w en n au ch n o ch so bitter, und w en n es se lb st u m d as D a se in des Ind iv id u u m s u n d die E rh a ltu n g von F ra u u n d K in d g e h t, gew isse ethische G re n ze n , die das G e­

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Der goldene Kelck 123 w isse n u n d d er M oralbegriff d er M enschheit gezogen h ab e n , zu achten

seien. W as die n ic h t k rieg fü h ren d en N atio n en D eu tsch la n d zur L ast sc h re ib en (ab g eseh en von d er V eran tw o rtlich k e it für den K rieg), w orin die a n sch e in en d in D eu tsch la n d n ic h t v ersta n d en e o d er ihm g le ich g iltig e U rsache des P h än o m en s liegt, daß sich die O effentliche M einung d e r n eu tra le n L än d e r m e h r und m e h r von ihm ab g ew en d et hat, D as ist gerad e die B ethätigung des in keinem früheren K rieg D eutschlands befolgten, a b e r jetzt, w ie es scheint, die K raft einer nationalen O bsession h a b e n d e n G rundsatzes, daß A lles, b u ch stäb ­ lich: A lles, erlau b t und sogar g eboten ist, um zu sieg en ; von dem vertrag w id rig en E in b ru ch in das unsch u ld ig e B elgien bis zu B e­

sch ieß u n g offener P lätze (w om it D eutschland angefangen hat), und zw ar ohne v o rh erig e W a rn u n g , Z erstö ru n g von K unstm onum enten, -die d er ganzen M enschheit an g e h ö ren , wie in R heim s und L oew en, L u sitan ia-G räu el, A n w en d u n g von G iftgasen, die q u älen d en T od oder u n h eilb ares S iech th u m b rin g en , F estn e h m e n von G eiseln, w illkür- liehe A u ferlegung von G eld -T rib u te n u n d so w eiter. Ich sp rech e von der U n sch u ld B elgiens, denn die G esp räch e, d eren S p u r D e u tsc h ­ la n d in d en A k te n fand, h atten ja als D re h p u n k t aussch ließ lich den F all, daß D eu tsc h la n d B elgiens N eu tra litä t verletzen w ürde, b ed e u ­ te ten also keinesw egs eine P re isg eb u n g d er belg isch en N eutralität.

W o sie, au g en sch ein lich in F o lg e des U eb ereifers eines englischen M ilitärbevollm ächtigten, sich n ic h t strik t in n e rh a lb d ieser G renzen hielten, w u rd e n sie, w ie die veröffentlichten A k ten bew eisen, von d er b elg isch en w ie von d er englisch en R e g iru n g form ell u n d rü c k ­ haltlos verw orfen und w iderrufen, und zw ar offenbar b o n a fide, denn d ieser W id e rru f fiel in eine Z eit, wo k ein M ensch d aran denken k o n n te , daß diese S ch riftstü ck e je das L ic h t d er W e lt erblicken w ürden. D eu tsch la n d s B egründung, daß es die G efahr eines V o r­

m arsch es fra n zö sisch e r un d eng lisch er T ru p p e n durch B elgien v e r­

m eiden m ußte u n d desh alb die Initiative des V ertrag sb ru ch e s e r ­ griff, ist, se lb st w enn es ein sittlich h altb ares A rg u m en t w ä re , kein stich h a ltig e s: denn E n g la n d un d F ra n k re ic h h a tte n sich soeben vor a lle r W e lt feierlich verpflichtet, B elgiens N e u tra litä t zu ach ten . U nd w enn E n g la n d , w ie Ih r glaubt, seit Ja h re n g e p la n t h ä tte , E u ch via B elgien an den L eib zu g eh e n : h ätte es d an n n ic h t eine zur In­

vasion einig erm aß en g en ü g e n d e T ru p p e in B ereitschaft gehabt, statt d er siebenzigtausend M ann, die im ersten M onat des K rieges seine ganze S treitm ach t bild eten ? D aß Belgien dem deutschen N eu tralität 7 bruch m it Waffengewalt entgegentrat, trotzdem offenbar in seinem m ateriellen In teresse g eleg e n h ätte, k ein en o der d o ch n u r schlaffen W id e rsta n d zu leisten , g e s c h a h n ic h t aut G eb o t E n g la n d s (w elche M acht h atte d enn E n g la n d , zu gebieten * d e rG e h o rsa m zu erzw ingen?),

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124 Die Zukunft

so n d e rn en tsp ra n g einem zw in g en d en Im puls natio n alen E hrgefühls.

H o llan d u n d die S chw eiz, ü b erh a u p t je d e an stän d ig em pfindende N ation h ä tte u n te r d en selben U m stä n d en das S elbe g eth an . A u ß erd em : w elches G ew icht k o n n te fü r B elgien das deutsche Im m u n itätv e r­

sp rec h en in d er S tu n d e h a b e n , w o D eu tsch la n d selbst d en B ew eis gab , daß es so g ar d u rch einen feierlich b e s ch w o re n en intern atio n alen N eu tra lisiru n g -V e rtra g sich n ic h t g eb u n d e n fühlte?

W a s D eu tsc h la n d a u f d en K rieg ssc h au p lätz en und zu H au s g e ­ le iste t h at, b ek u n d e t so g ro ß e n atio n ale E igenschaften, daß selbst E u re F ein d e ih n e n d en T rib u t ih re r B ew u n d eru n g n icht v o renthalten, E igenschaften, die D eu tsch la n d s R e c h t auf F ü h re rsc h a ft bew iesen h ätten , w e n n 's ie nich t, zu E u re m U n glück, d u rc h w id erm e n sch ­ liches und g rau sa m g e w a ltth ä tig e s H an d e ln und D en k e n um ih re W irk u n g g e b ra c h t w orden w ären. D ie von Euch g ep re d ig te und an g e w an d te T h eo rie von d er N o th w en d ig k e it des S ch rec k en s d er K rieg sfü h ru n g ist kein e n eu e E n td e ck u n g . S ie ist uralt, so alt, daß die civilisirte W e lt sich ih re r kau m n o c h erin n e rte un d sie seit M enschenaltern zusam m en m it v ielem A n d eren , w as d er F o rtsc h ritt d er K u ltu r un d d er M enschlichkeit in m ü h sa m e m R in g en und L eid en üb erw u n d en zu h a b e n g la u b te, als a b g e th a n b etra ch te te . E u re W o rt­

fü h rer n en n en D as P h ra se n u n d S en tim en ta lität. S in d es P h ra se n , so ist das ganze A ufw ä rtsrin g e n d er W e lt seit zahllosen Ja h re n auf P h ra sen g eg rü n d e t. Ich h ab e in ein er d eu tsch e n Z eitung neulich einen A rtik e l g elesen , w orin ein er E u re r P ro fesso re n , ein R e ch ts­

g eleh rter, sagte, w eil die R u ssen in O stpreußen w ie B arb aren g e ­ h au st h a b e n , stehe E u ch das zw eifellose R e ch t zu, O xford un d C am ­ b ridge zu b esch ieß en u n d zu zerstö ren . U n g lau b lich ; ab e r w ah r.

U nd w as h at E u ch die S ch rec k e n sth e o rie g enützt? E ure S iege d an k t Ihr an d e ren E ig en sch aften . D ie S ch rec k en sth e o rie h a t E u re F ein d e zum äu ß ersten O pfer gestäh lt, die N eu tra len erb ittert, E u re F re u n d e e n ttäu sch t u n d b e trü b t u n d D ra c h e n zä h n e gesät, d eren F ru c h t noch viele J a h re n a c h F rie d en ssch lu ß g eg e n E uch erste h en w ird. W ie a n d e rs w ü rd e t Ih r heute b eu rth e ilt w erd en , w enn Ih r E ure g ew a ltig e S tärk e m it M ilde u n d S ch o n u n g geübt, w enn Ih r m it dem B ew ußt­

sein u n d d e r B eth ätig u n g ü b e rle g e n e r K raft R itte rlich k e it und G ro ß - m u th g e p a a rt hättet! P h ra sen ? D ie M ehrheit u er W e lt d en k t anders.

D u sagst, D eu tsch la n d sei die einzige G roßm acht, die v ie ru n d - vierzig Ja h re la n g den F rie d e n erh alten und keine T errito ria le r­

w erb u n g en irg en d w e lch e r A rt m it W affen g ew alt gem acht hat. D eu tsch ­ land h a t zw ar in n e rh a lb d ieser Zeit ein strateg isch w ichtiges S tück C hina g enom m en, den H e re ro -K rie g geführt, in A frik a und im S tillen O zean L a n d an n e k tirt (und im A u stau sch für eins davon das w erthvolle H elg o lan d erh alten ), in K leinasien festen F u ß gefaßt..

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Der goldene Kelch

125

A b er im G anzen m uß die W e lt a n e rk en n en , daß D eu tsch la n d von»

1871 bis 1914 seine ung eh eu re m ilitärische M acht w irklich n ic h t zu E ro b eru n g v er suchen anw an d te. H a t es ü b e r die E rgebnisse d ieser w eisen und w eitsch au en d en P olitik zu k la g en g eh a b t? Es ist in d ieser für V o lk sg esch ich te k u rzen Z eitspanne m ä ch tig er g ew o rd en als irg en d e in anderes L an d , es ist an R e ic h th u m , V olksw ohlsein u n d P re stig e g ed ieh e n wie kein e zw eite N ation, seine In dustrien, seine S chiffahrt h ab e n ihm E ro b e ru n g en un d T riu m p h e g eb ra c h t, die in d e r W irth sch aftg esch ich le d er W elt b eispiellos d asteh e n un d n u r in den.

m ilitärischen G lanzthaten d er n ap o leo n isch en A era eine P arallele finden, es h a t H o lla n d u n d B elgien ohne S c h w ertstre ich in d eu tsch e E influßsphären v erw an d elt, h a t in d e r T ü rk e i die V o rh e rrsc h aft e r­

rungen, sein A n se h e n w uchs von T ag zu T ag in S üdam erika, in A sien, se lb st die b ritisc h en K olo n ien k o n n te n der sieghaften T ü ch tig ­ keit d er deutschen H a n d e lse ro b e re r n ich t w id erste h en . W a s h a t d er neu entd eck te englische ,M arine-M ilitarism us', der, w ie D u sagst, ,d er ganzen W elt den W illen E ng lan d s m it den G ew altm itteln seiner F lo tte aufzuzw ingen v ersucht^ gethan, um E uch d en W e g zu sp e rren ? N icht das A llerg erin g ste. E n g la n d h a t seine riesig e S eem acht je d e n ­ falls seit dem achtzehnten Ja h rh u n d e rt eben so w enig m ißbraucht wie Ih r bis zu diesem K rieg E u re L an d m ach t. D aß E n g la n d g eg en D eutschland eine lü ck en lo se S eeb lo ck ad e durchzuführen su c h t u n d dam it in ein er den b estehenden seekriegstechnischen U m ständen R e ch ­ n u n g tra g e n d e n W e ise v o rg eh t, ist n a c h d en B egriffen u n se re r u n d a n d e re r fü h ren d en Ju riste n sein gutes R ech t. A u ch N o rd a m e rik a hat im B ü rg erk rieg vier J a h re la n g A lle s geth an , w as v ö lk e rrec h t­

lich in seiner M acht stand, um den E in - und A u sfu h rb etrieb d er H äfen des S üdens d ire k t wie in d ire k t zu h in d e rn . D iese n atü rlich e K riegsm aßregel einen A u sh u n g e ru n g sk rie g g egen F ra u e n und K in d er zu nen n en , ist n ic h t richtig. D aß Ih r g eg e n diese B lockade un d zur Z erstörung e n g lisc h en H an d els E u re erstaunlich tü c h tig e n U n terse e­

boote anw endet, e rsc h e in t m ir d u rch a u s berech tig t, so lan g e Ih r Euch in den G renzen leg itim er K rieg sfü h ru n g haltet. D aß E n g la n d in m a n ch e r B eziehung die R ech te N eu tra ler w illkürlich un d thö rich t b ee in träc h tig t, daß es E u ch d u rch einzelne k leinliche u n d zw eck­

lose C hicanen gereizt, d urch geh ässig e u n d u nfaire B estim m ungen und V erfahren g egen d eu tsch e F irm en und In teressen im B ereich en g ­ lisch er R e ch tsp re ch u n g e rb ittert h a t, bestreite ic h nicht. D aß ab e r D eutschland diese P ro v o k a tio n e n als V o rw an d für R e p re ssa lie n b e ­ nutzt, die th a tsä ch lic h K rieg g egen F ra u en u n d K in d er un d a n d e re N ich t-K ä m p fe r bedeu ten , sch läg t dem G ew issen d er W e lt ins G e­

sicht. U nd zw ischen den p a a r englischen und den v ielen deutschen N eutralitätv erletzu n g en ist ein u n g e h e u re r U n tersc h ie d : k ein er d er e n g lisc h en U ebergriffe h a t ein M enschenleben gekostet.

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Die Zukunft

D u sagst, D eu tsch la n d sei n ic h t an diesem K rieg schuld. T h a t- sach e ist, daß D eu tsch la n d den K rieg e rk lä rt hat. E r w äre vielleicht d o ch g ekom m en, auch w en n ih n D eu tsch la n d n ic h t e rk lä rt h ä t t e ; a b e r in diesem ,v ie lle ich t' lie g t ein fu rc h tb ares Maß von V e ra n tw o rt­

lichkeit. D u sprichst von d e r ,u n g eh e u ren U n terle g e n h e it' in der K äm pferzahl, die E uch g ezw ungen habe, d u fch sch n ellstes V o rg eh en E u e r L a n d zu schützen. E rstens a b e r e rsc h ein t die ,U nterlegenheit*

bei h u n d ertzw an zig M illionen D e u tsch e n -O esterre ic h ern u n d zw eihun­

d e rt M illionen F ra n z o se n -R u sse n selbst auf dem P ap ie r nich t so arg, w en n m an b ed e n k t, w ie viele M illionen d ieser R ussen, w egen d er zu d u rch m e sse n d en R iese n strec k en , viele M onate la n g g ar n ic h t m it- -zählten; zw eitens h a tte tlh r im m er den g ew altig en V ortheil strateg isch er B ahnen un d die R ussen n ic h t; d rittens k o n n te t Ih r E ure T ru p p e n je n ac h B edarf" von O st n ach W est, von W e st n ach O st w erfen, w äh ren d R u ssen u n d F ra n zo se n g e tre n n t an den äußeren L inien käm pfen m u ß te n ; vierten s w eiß Je d e r, daß es in einem m odernen K rieg w en ig er auf K äm pferzahl als auf V orbereitung, F ü h rersch aft u n d M unition an k o m m t: un d daß darin jed en falls die R ussen, a n ­ fangs auch die F ran zo sen , E u ch ,u n g eh e u er unterlegen* w aren , b e ­ d a rf w o h l k eines Bew eises. D ie ru ssisch e M obilm achung k an n also n ic h t als ein stich h altig er G ru n d an g eseh en w erden, d er E uch zw ang, d e n K rieg sa u sb ru c h g era d e an dem T ag zu forciren, an dem das v iel m e h r b ed ro h te O esterreich, trotz dieser M obilm achung, sich e n d lic h b e re it erk lä rte, m it R u ß lan d direkte V erhandlungen zu b e ­ gin n e n . L ies die D epeschen, die S ir E d w ard G rey am vorletzten u n d letzten Ju lita g an den E n g lisch en B otschafter n ach B erlia sc h ick te u n d d ere n In h alt E u rem K an zler m itgetheilt w urde. Ist D as die S p ra c h e eines H ä n d e lsu c h ers? W arum ist D eu tsch la n d auf diese d rin g en d e n u n d so k la r d en S tem p e l und T o n d er A ufrich tig ­ k eit tra g e n d e n A n re g u n g en nich t eingeg an g en ? W aru m ist das U n g lü ck des K rieges so h astig in die W e lt g e b ra c h t w orden, d a i Ih r, trotz den B estim m ungen des D re ib u n d v e rtrag e s, Italien w eder b efrag t n o ch auch n u r zuvor b en a ch ric h tig t habt? B ew eisen nicht die E rk lä ru n g e n , die d er sic h er nich t deutschfeindliche G iolitti im italisch en P a rlam en t ab g ab , daß schon vor zwei Ja h re n O esterreich K rieg plante? Ich k en n e die S tim m ung, die vor dem K rieg in E n g la n d un d F ra n k re ic h h e rrsc h te , k en n e die A b sich ten d er m a ß ­ g e b e n d en p o litisch en und sonstw ie leiten d en P ersö n lic h k eiten genug, um positiv zu w issen, daß, von ein p a a r gew ichtlosen S ch reie ra abg eseh en , diese L ä n d e r k ein en K rieg w ollten. D ie ,G roßfürsten- P a rte i' in R u ß lan d w ollte, w ie ich D ir glaube, K rieg ; ab e r jetzt n o ch nicht. D ie b rau c h tet Ih r, w ie d er E rfolg ja gezeigt h a t und w ie je d em n ü c h te rn b eo b a ch ten d e n M enschen im V oraus k la r sein

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D er goldene Ke Ick

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m ußte, nie als eb enbürtigen G egner zu b etra ch te n ; Ih r ko n n tet sie ganz ru h ig h eran k o m m en lassen, -wenn sie sich in ih re r V erblendung stark g en u g glaubte. In einen von R ußland unternom m enen A n ­ griffskrieg w äre F ra n k re ich , w enn überhaupt, n u r w iderw illig und m it g eth eilter V olksstim nm ng m itgegangen; und k einer noch so chauvinistischen R egirung h ätte das englische P arlam en t erlaubt, in solchem K rieg m itzukäm pfen. Ih r h ättet die R ussen entsetzlich v erh a u en und die civilisirte W elt h ätte sich königlich d arü b e r gefreut.

W e n n Ih r w enigstens k lipp und k la r zu d er T rip le-E n te n te g e ­ sagt h ättet: ,W ir sind fast siebenzig M illionen; w ir h ab en bew iesen, auf jedem G ebiet m enschlichen S trebens und E rreichens, was w ir leisten kön n en ; w ir b rauchen (oder, rich tig er: u n ser V olk glaubt, daß w irs brauchen) für unsere nationale E ntw ickelung ein w eiteres L ändgebiet, als w ir daheim u n d in unseren K olonien besitzen, und festere S icherung un se re r D aseinsbedingungen. Ih r habt den besten Theil d er W elt, w eitaus m eh r, als Ih r b rau ch t; seht, daß uns ein geeignetes S tück eingeräum t w erde, oder g eb t uns w enigstens freie H and, uns m it B elgien, P o rtu g a l u n d A n d eren zu verständigen. D ann sind m it E uch A bkom m en m öglich, die den F rieden sichern nnd den b eständig w iederkehrenden, die N erven un d den G eldbeutel der W elt e rschöpfenden K riegsdrohungen ein E nde m achen; rufet zu diesem Zw eck eine K onferenz ein. Inzw ischen soll neue R üstung und Mo­

b ilm achung v erboten sein und g egen W id erstreb en d e die vereinte G ew alt angew andt w erd en .4 A uch D as w äre, freilich, m eines E r ­ achtens un n ö th ig gew esen. D enn die N atur d er D inge arbeitete für E u d i und m it einigem G eschick u n d T ak t (allerdings kaum noch E igenschaften d er deutschen D iplom atie seit B ism arck) und etwas G eduld w äre E uch A lles, w as Ih r braucht, im L au f der nächsten zehn bis fünfzehn Ja h re ohne K rieg zugefallen. A b er w enn die*

T riple-E ntente solches V erlan g en ab gelehnt o der kein annehm bares A ngebot g em acht h ätte und Ih r dann, nach endgiltiger W a rnung, zu den W affen gegriffen hättet, so hätte der F all ein ganz anderes A n ­ sehen gehabt, als er jetzt hat; viele neutral D enkende hätten Euren S tan d p u n k t als n ich t un b erech tig t betrachtet, statt sich, wie heute, m it W iderw illen von den S ophistereien abzuw enden, m it denen E ure S ch reib er zu bew eisen suchen, daß m an E uch arm e, unschuldige L äm m er überfallen habe, um E uch zur S chlach tb an k zu führen. Ich bin aber gew iß, daß solche geharnischte, aber in freundlicher und ü b erzeugender S prache abgefaßte E rk läru n g an die Triple-F*\tente n ic h t in K rie g , sondern in dau ern d e V erstän d ig u n g gefühlt hätte.

Bis vor zehn Ja h re n w aren E nglands B eziehungen zu Euch sehr gut, m eist m e h r als gut, w ie, zum Beispiel, die A uslieferung von H elgoland bew eist. W enn H aß, N eid und M ißgunst w egen D eutsch­

lands p h än o m erale rE n tw ick elu n g und K onkurrenzfähigkeit dasT reib - 11

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motiv für E nglands H an d e ln E uch geg en ü b er w ä re , so w äre eine feindsälige H altung dam als eben so sta rk b eg rü n d e t gew esen w ie jetzt. E ng lan d s V erhältniß zu E u ch än d e rte sich erst in F o lg e E ures bedrohlichen F lotten b au p ro g ram m s (und d urch gew isse in W o rt, S chrift i^nd T h at sich äußernde T endenzen, denen m an allerdings im A u s­

land m e h r B edeutung beim aß als in D eu tsch lan d selbst, m ehr, als sie vielleicht v erd ien ten ).D ieses P ro g ram m m ußte E ngland als w esentlich g egen sich g eric h tet und als eine ern stlich e G efährdung seiner L e ­ bensinteressen un d E xistenzbedingungen sehen. A u ch Ihr w ä re t un­

ruhig g ew o rd en , w en n R u ß lan d plötzlich die P olitik angekündet hätte, eine enorm e F lotte im M eerbusen von R iga zusam m enzuziehen ; un d selbst dieser V erg leich h in k t n o c h : d en n für E uch h a t die See lange nich t die B edeutung w ie fü r E ngland. D ieses F lo tte n p ro ­ g ram m m it seiner B egründung u n d m it im m er lau teren A eußerungen w ac h sen d e rF ein d sälig k eit trieb E ngland in die E n ten te m it F ra n k re ich und dad u rch auch m it R ußland. D as w ar n ic h t O ffensiv-, sondern D efensiv-P olitik. U n ter den o bw altenden U m ständen w ar sie d u rc h ­ aus b eg re iflich ; ih re W eisheit im Interesse E n g la n d s, F ra n k re ich s und des W eltfriedens habe ic h ab e r von je h e r bezw eifelt. N och m eh r, freilich, die W e ish e it E u re s hastig en F lo tte n b au e s; in dieser A uffassung stim m ten einige E u re r besten politischen D en k e r m it mir überein ; un d das E rg eb n iß scheint sie zu rechtfertigen.

D ie unm ittelbare U rsach e des K rieges w a r, daß O esterreich seit A eh ren th als L o rb e r die Manie bek am , eine ,schneidige* P olitik treib en zu k ö n n en und zu sollen. N ichts ist g efäh rlich er als die D um m kühnheit eines S chw achen, d er plötzlich von H eroentollheit befallen w ird. T h atsäch lich w ar sich O esterreich, w ie ic h aus dem k urz vor A u sbruch des K rieges h ie r eingetroffenen B rief eines fü hrenden M annes ersa h , d er T ragw eite u n d d e r unverm eidlichen F o lg en seines beispiellosen U ltim atum s an S erbien n ich t bew ußt und m einte, daß es auf K osten dieses arm säligen S taates u n gestört den H elden spielen könne. D aß O esterreich und R u ß lan d einander durch M obilisirungen und d u rch ih re halb von Bluff, halb von kopf­

loser F u rc h t eingegebenen S ch ritte ins B ockshorn ja g ten , ist begreif­

lich. Sie trau ten einander n ic h t, trauten v o r A llem sich selbst n ic h t, ih re r eigenen S tärk e u n d Bereitschaft. A b e r D eu tsch lan d , im B ew ußtsein seiner gew altigen, m oralischen un d m ilitärischen U eberlegenheit, seiner bis ins K leinste fertigen K riegsm aschine, h ätte m it dem K altblut und dem S elbstvertrauen des S tarken die W irrniß und G efahr der L ag e zu b eh e rrsc h en verm ocht. U nd w enn D eu tsch ­ land dem zitternden un d an seinen L ip p en h än g en d en E uropa die W orte ,Es bleibt F rie d e ' zugerufen und d urch sein Veto die W elt vor dem F luch dieses K rieges b ew ahrt hätte, so h ätte es sich n icht

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D er goldene Kelch

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n u r ein unsterbliches, in d er W e ltg esch ich te einzig dastehendes V er­

d ie n st erw orben, sondern ihm w äre die u nbestrittene F ü h ru n g au f E u re m K o n tin e n t zugefallen und die dan k b aren , von dem A lb d ru ck d e r K rieg sd ro h u n g befreiten V ölker h ätten ih m g ern bew illig t (wie S i r E d w ard G rey in seinem b erü h m ten T eleg ram m andeutet), w as es zu vernünftiger A u sd eh n u n g seines eigenen E n tw ickelung- und E in ­

flußgebietes g efo rd ert h ätte. D aß in einem A ngriffskrieg D eu tsc h ­ lan d -O e sterreic h s gegen F ra n k re ich -R u ß lan d E ngland m it F ra n k re ic h g e h e n m ußte, w ar, d a die E ntente einm al bestand, so sonnenklar, -daß ich den deutschen A u sb ru ch ü b e rra sc h te r E m pörung g egen E n g la n d n icht v erstehen konnte. E ngland w äre eines jä m m e rlich e n T re u b ru c h e s schuldig gew orden, d er es d er A chtung d er W e lt b eraubt, seine F re u n d e tie f erb ittert un d es gänzlich isolirt h ätte, w enn es , gekniffen* hätte. U n d es kon n te sich, von aller m oralisch en V er­

pflich tu n g un d von dem Z w ang p o litisc h er E rw äg u n g en abgesehen, xim so w en ig e r v ersu c h t fühlen, m it D eu tsch la n d in d er kritischen S tu n d e ein S ond erab k o m m en irg en d w e lch e r A rt zu schließen und n e u tra l zu b leiben, als D eutsch lan d d urch sein V orgehen in B elgien soeben bew iesen h atte, daß es sich d u rch V erträge n ic h t für g e ­ f u n d e n erach tet, w enn m ilitärische In teressen d agegen sprechen.

W e r in so k u rzer Zeit so beispiellose F o rtsch ritte gem acht h a t

•wie D eutschland, w er durch eigene T ü ch tig k eit und S chicksalsgunst a n R eichthum , M acht und V olksw ohlsein so viel erreicht h a t w ie Ih r, D e r k ann sich den L uxus d e r V ersö h n lich k eit und B escheidenheit

•erlauben, D e r sollte G ott danken, daß es ihm so gut geht, und soll s ic h b ew ußt sein, daß so ung eh eu re E rfolge einer N ation, ganz w ie

■die eines E inzelnen, eine gew isse R eizbarkeit und E ifersucht erzeugen m üssen.- Er- d arf sich des E rre ich te n freuen, soll aber v erm eiden, s ic h dam it zu b rü sten und den Stolz auf seine U eberlegenheit d e r W elt un ter die N ase zu reib e n ; soll zw ar im m er w eiter streben und b au e n , aber m it T a k t u n d th unlichster R ücksicht auf m inder E rfolg­

re ic h e ; soll zu w arten, sich w eise zu bescheiden u n d zu b esch rän k en w issen, soll leben und leben lassen, den Besitz A nderer, die, trotz g e rin g e re r T üchtigkeit, das E rerbte genießen, neidlos un d ohne Be­

g ie r b etrach ten und d er Zeit ih r R e c h t la sse n , w eiterhin das V er­

d ie n st zu belohnen, die U n tü ch tig k eit u n d T rä g h eit zu strafen. H a b t Ih r so ged ach t u n d g ehandelt? W ar E uch n ic h t, in dem b e re c h ­ tigten B ew ußtsein E u re r g rö ß eren T üch tig k eit und A nspannung, stets

«in D o rn im A uge und ein beständiges b itteres A ergerniß, das E u ch d ie Z ufriedenheit und die F re u d e am E rru n g en en trübte und v er­

g ällte , daß m inder T üchtige so große ererbte V ortheile besitzen? Ih r h a b t sie zu E uren G egnern gem acht, nicht dadurch, daß Ih r erfolg­

re ic h m it ihnen k o n k u rrirte t, w as Ihnen zw ar rec h t u nangenehm w ar,

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130 Die Zukunft,

wom it sie sich schließlich ab e r als m it einem unverm eid b aren Uebeft abgefunden h atten , so n d e rn dadurch, daß Ih r in einer W eise sp rä c h e t, schriebet, h an d e lte t und ih n en Z ukunftbilder vors A u g e führtet, d ie sie tie f beun ru h ig ten u n d ersch reck ten . N icht, w ie Ih r m einet, N eid und H aß, so n d e rn die viel stärk eren M otive d er F u rc h t und des>

Selbsterhaltungtriebes h ab e n sie gegen E u ch g e e in t.“

D ieser (an einen von R egirunglüge u n d übergärigem P atriotenw ahn T ru n k e n en gerichtete) B rief bew eist, wie frü h dem unbefangenen A uge v on W eitem die W a h rh e it erk enn bar w urde. D e r aus D eu tsch lan d stam m ende, auf dem geraden W eg leiser K lugheit u n d hastlosen Fleißes in d en V erein ig ten S taaten au f einen M achtgipfel gelangte Schreiber blickt freund*

lieh, o ft m it b e w u n d e rn d er Seele in die H eim ath zurü ck:

un d erfühlt dennoch, d aß sie vo n H y b ris geblendet, aus S ü n d e in A b g ru n d verleitet w ird. G e n a u so hats, ohne den Gleich*

gesinnten zü ah n e n , A lb ert Ballin gefü h lt, d e n , seit sein E m pfinden nicht stum m blieb, Schranzen aus der H ofsonne schoben. H öheren W oh lw o llen sg rad , als der W ärm em esser

•lieses Briefes zeigt, w ird D eu tsch lan d nirg end s erhitzen.

Jed er V ersuch, künstlich, m it der Lam pe, das Reifen d e r G n a d en fru ch t zu schleunigen, alles Trachten, die en th ü llte W ah rh eit, h eute noch, neu einzuschleiern, m uß m ißlingen;, u n d k an n der Sache D eu tsch lan ds n u r schaden. Ein Kinds*

k ö p f m ag w ähnen, du rch die A u sg rabu ng u n d B estrahlung französischer W u th re d e E rbauliches geleistet zu h aben: u n d h a t doch nicht den windigsten „B ew eis“ dafür erbracht, d aß Frankreichs friedliches Bauer* u n d R entnervolk, das w einend seine Söhne ins Feld ziehen sah, o d er das P azifistenkabinet Viviani*Briand den K rieg gew ollt h at; d a ß er nicht, als den.

M ilitaristen n o th w en d ig scheinender Präventivkrieg, in den ersten ju lita g e n d e sja h res 1914 in Berlin beschlossen un d vor*

b ereitet w urde. Russische M o b ilisiru n g ? Z ar N ik o lai b o t das P fand seines W o rtes, d a ß er, w enn irgendeine Vermitte*

lu n g angenom m en w erde, seinem H eer nicht einen V orschritt zu A ngriff erlaube. W ie P lu n d e r w urde das Pfand abge*

lehnt. W ä rs vo n der A bsicht auf T ru g angeboten w orden (w as es nicht w a r): ein D u tz e n d d ip lo m a t konnte ein muth*

w illig den Frieden brechendes R u ß lan d so rasch, so völlig

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D er goldene Kelch 131

5ns U n recht setzen, d aß es einsam blieb. Ein N eutralen*

geric h t? Jed er politisch Erw achsene w eiß, d a ß sich, zu S pru ch ü b e r die stärksten Erdm ächte, keins finden ließe; w eiß, d a ß es n u r in dieser Z uversicht gefordert w ird. A u ch von der ü blen Posse unseres Staatsgerichtshofes, h in ter dessen Vor«*

w and m an in Versailles lästigen Fragen zu entw eichen hofft, ist höchstens H eim ath ap p lau s, in diesem N o th fall werth*

loser, zu erhoffen. A lles K litterns M ü h e w ar vergebens. In hellem T ag leuchtet W ahrh eit. U n d n u r, w enn die Lippe der deutschen Friedensucher nie ein unw ahres, ein feig ausbiegen*

d e s W o rt spricht, h e b t G erechtigkeit sich, zu strengem , dock m enschlichem U rtheil, au f den R ichterthron.

D e r G e d a n k e d e s H e r r n ( J e r e m i a s 51,29)

V on dem Inbegriff h o h e r G erechtigkeit ist Strenge un«

löslich. N ie h ättejerem ias die B annerschw enker un d Fahnen*

hisser seines Babel dem H im m elsherrn zu G n ad e em pfohlen, nie der Essener Jo h a n n es, d er R ufer in W ü ste, auch n u r gew ünscht, das O tterngezücht am Jo rd a n möge, ohne B uße, dem Z o rn des Sühners entschlüpfen. „E he Ih r nicht Reue gezeigt u n d völligen Sinnesw andel bew ährt habt, kann E uer Stamm nicht edle F rucht tragen; u n d den fruchtlosen fällt heute die A xt, friß t m orgen das Feuer.“ A uch aus unserem Bel d rö h n t, frü h u n d spät, der Schrei nach G erechtigkeit;

d o c h er steigt aus dem Schlund schm atzender G aukler, die, um Bauch u n d G urg el behaglich zu weiden, gläubiger Volks*

einfalt G o tth eit vortrügen. Soll der des T rugplanes B ew ußte m itschreien? D a rf er d er vo n d en E rben der Kessel u n d Kesselchen befohlenen L osung gehorchen, die w ill, d a ß

„jetzt n u r eine Stim me“ noch aus D eu tsch lan d schalle? D e r Pfuhl, in den solcher G ehorsam betten m üßte, wäre übler befleckt, dicker m it Schmach g estopft als je einer, in dessen W ärm e der feig jed er K riegm acherslüge G efällige sich ver*

kroch. Z erbeulet, D eutsche, m it Eurer Z ehe den Bel, dessen Erzkleid übertünch tes Papier ist; schaut aus Eurem A uge,

^nicht aus seinem stier glotzenden, die Pflicht u n d das R echt;

<und Eures M u n d e G locke I.'iute W a h rh e it ins Lügengeheul.

W e il ich den G rafen B rockdorff w eder für einen T ro p f

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