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Die Zukunft, 8. Februar, Jahrg. XVI, Bd. 62, Nr 19.

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ZU.Jahrg. W getlityden8.gebt-natW«W»W 1908. IMWW Jst-.19.

Herausgehen

Maximilian Hardew

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Puppe-sinnt ..................·...........179

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die Geburt du Gkskllschqfh VonHast-w Jandquet .... ...,.202 Wahlrecht .................. ·....

Uachdruck verboten.

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Preis vierteljährlich5Mark,dieeinzelneNummer 50Pf.

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Verlag der Zukunft.

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Berlin 1908·"

12s24Februar

-Äuglteilungshalie..

am Zoo

Geschäftssteiiæ Ul.F,Leipziger-Irrt »l.

no Col Aus dem Inhalt von Heft 5.

» k lwinyHeupachx wirJungen u.die Politik.

. .. General v.Bredow: KriegundTechnik-

wochenhscthDeutsc e « fur jcarlHauptmann: Graf Michael.

ultur vHofrat

Doenges: Gefälschte Kunstwerke.

Verlag:Berlin W50. Hermann Bahr: Tagebuch.

lieii EliPi. Wall-ilbill.Hans Carossa: Gedicht-

pkobenummet gransund Ernst schur: Wider Weroandi·

iranko. Musik Börse Randbemerkungen.

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Berlin, den 8.Februar 1908.

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praeparation.

lWortngaUUnwahrscheinlich;imOchsenschrittderZweitenLesungimmer-

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hinabermöglich.Thereadiness is all.WenndieLeute mirnur ein BischenLiteratur herangeschasfthaben.Nicht,wasschonin allenZeitungen stand. Dieleisten heutzutagenach solchemMordslärm wirklichStnpendes.

Bevor irgendeinMensch(Tattenbach nicht ausgenommen,derwenigstens sfrühgenugtelegraphirt,seineKarriere also nicht geschädigthat)ahnte,ans welcherEcke das Attentat gekommenseiundwieespolitischwirkenkönne, waren ganze Seiten mitDepeschen gefüllt,alleLexika ausgeschrieben,alle SchlösserderportugiesischenKoburgerabgebildet,alleerreichbarenDiploma- ten,bis zumjüngstenSekretärherunter,interviewt. Fabelhast.Undsind so klugals wie zuvor. Vondiesem(dochgarnichtsoentlegenen)Landhörtman janur,wenn esseine Zinsen nichtbezahlt,rebellirt odereinen anderen dum- men Streich macht. Sonstkümmert keinMenschsichumRegeneradorenund Progressisten,PortonndFranko Jetztwill dieSache, daßman mindestens einJahrhundert überblickt;derRuhmeines Staatsmannes willbezahltsein.

Fragtsich,wasderWirklicheausNebelheimheransgewälzthat. Napoleon?

Daswuchsnicht auf seiner-Flur.DahatderMusterhafteausdemFranzösi- schenGhmnasiumnachgeholfenVomsiebentenSeptember1807anCham- pagnyx»Als ichvondemenglischenAnschlagauf Kopenhagengehörthatte, ließich nachLissabondenBefehlgelangen,daßdenEngländernalleportu- giesischenHäfenznsperrenseien-Jst dazuGewaltnöthig:inBayonnestehen oierzigtansendMann,diesichdenSpaniern oereinenkönne11.5.liacheinemBrief, denderPrinzregentmirschrieb,darfichaberannehmen,das;es zudiesemSchritt -nichtkommen,daßPortugalseineHäfensperrenunddenEngländerndenKrieg

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1c50 DieZukunft

erklären wird.«Prinzregent?Aha:PsychosederKönigin;deshalb Regcnt- schaftdesKronprinzenJohann.Und mit demNachbarSennor war dasTejo- landnochvondersranko-spanischenJnvasion herverfeindet.»Am erstenOkto-

"lrerist meineFlottemobilund ichhabeinBoulogneeine Armee,die gegenEng- landEtwas wagen kann.Rühren dieEngländersichnoch weiter, dannlasse ichihresämmtlichenDiplomatenvom Kontinent wegjagenDaswirdin Londonwirken;namentlichauf denHandel.«SchöneZeitlZurSachesagen dieSätze nichts Rechtes;einCitat ans einemnichtabgeschicktenmåmoire Napoleons macht sichabergut.SiebenundzwanzigstenOktober:Vertragvon Fontaineblean. »Das HausBraganzaregirtheutenichtmehr.«DieTatze,mit derdieserMann schrieb,wächstnichtwieder. An demselbenTag: »Mein Gesandterin Madrid mußwissen,daßmeineTruppen nachLissabonkommen.

-.ianmuß sie für Freundehalten:dannkönnensie sichdesGeschwadersbe- mächtigen.Dasistnur möglich,solange derHofsichJllusionenhingiebtxdie .ieig1111gdazu muß meinGesandter jetzt alsofördern.Wirmüssendieportu- giesischeFlottehabenundalleenglischenWaarenin Beschlagnehmen. Wehrt Portugalsich,dannmarschirtGeneralJunotmitdreißigtausendManndirekt auf Lissabonlos.Unterwirstessich,willesEnglanddenKriegerklären und mitunsverhandeln,dannhatGeneralJunotzu antworten: ,Jch müßteEuch mitaller Gewaltangreifen.DemgroßenHerzendesKaisers Napoleonund demCharakterdesfranzösischenVolkeswiderstrebtes aber,Blutzuvergießen.

DeshalbisteineEinigung möglich,wenn JhrEureTruppeninungefähr- liche Standquartierezurückführtund unsbis zumAbschlußderpariserVer- handlungenals Bundesgenossen betrachtet-·Jst Junot mitseinem Heer nachLissabongelangt,dannschickeichihmeinen CourriermitderMeldung, PortugalsVorschlägeseienabgelehntunderhabedasLandalsFeindzu be- handeln.Bis zudiesemTag mußeraber mit allen Mitteln den Glauben ver- breiten,erbringedieVersöhnung.Er magreden,soviel undsofreundlicher will: wenn ernur dieHand aufdieportugiesischeFlottelegt.«Daßwirs in derpolitischenEthik nichtweitergebrachthaben,kann Keinerbehaupten.(Ge- neral DeLacroixkönnte dem Kameraden davonerzählen-)Junoterreichtdie Hauptstadt,als derHof sichnachBrasilien eingeschisfthat.Aber das Volk wirdbaldsoschwierig,daßdeerperatorzuscheltenanfängt.»Sie thungar nichts!Unddochhabe ichIhnenimmerwiedergeschrieben:EntwasfnenSie dieBürger-,schickenSie dieportugiesischeMannschaft nachHaus;zeigenSie sichsostreng,daßJederSie fürchtet.JetzthabenSie denAufruhr. Ihr-Kopf istmitWahnvorstellungenangefülltundSie verkennen dasWesenderPor- tugiesenebensowieIhre Lage.EinMann,derin meinerSchuleerzogen

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Praeparation. 181 wordenist! JedermeinerBriese hat Jhnenvorausgesagt,wasgeschehenwerde.

WennSiesoweichlichbleiben,werdenSienacheinerLandungderEnglän- dermitSchimpfundSchande ausLissabon gejagt.Siesindin einemerober- tenLand undhandeln,alsob SieinBurgundsäßen.EinunglaublicherMan- AklUUVorsicht!«Daistsbaldja auch schiefgegangen. Wellingtonsspani- scheErfolgegabendenPortugiesenneuen Muth, Junot mußtekapituliren und diePyrenäengrenzewarwiederuniiberschreitbar·WeilEnglandsowollte.

Daranzuerinnern, ist vielleichtnützlich.EinunangenehmJnformir- tcrkönnte die Nord- undOstseeverträgebemäkeln undfragen,ob ausdem Gerede undGeschreibedennmehrherauskommenwerdealsVortheilefür EnglandundRußland,Assekuranzenfür HollandundDänemark;Bestim- mungen, die unsamEndenoch recht lästigwürden. Als ob dieThatsache,daß man auchunszuAbmachungenheranruft, nichtansichschonWerth hätte!

Da kann einLobliedchenaufEngland gutwirken.Windsor,Highcliff,Nord- undOstseexdelente etenteinth »Wer bewundertnichtdie ererbteWeisheit unddieunverwüstlicheKrastdiesesWeltreichessDerKorsehatteToskanaer- obert, OstfrieslandunddieadriatischenProvinzendesKirchenstaateszum Familiengut geschlagen,seineTruppen standeninRom, Valladolid, Lissa- bon:danahte,alserebenauchdemgedemiithigtenPreußenstaatneueSchwäch- ungzudachte,vonBritanien herdasVerhängniß.«DaßerdenBonaparte Vernichtethabe, hörtderMann aufderlondonerStraßeimmergern;ohne dieVerwechselungmitFriedrichdemGroßen hätte auchderGranitbißda- malsdrübennicht so geärgert.»VonVimeironachWaterloo: welcherWeg!

UndschonausderPyrenäenhalbinselhabenDeutscheunterWellingtonsFahne gefochten.«Portugal isteinbrauchbaresBeispiel.SeitdemMethuenvertrag

waren diePortugicsenvondemFranzosenjochbefreitundmitEnglandintim.

Als LordBeresfordallzudiktatorischschaltete,entstandeinAufruhr;dann aber bliebs beiderFreundschaft,bisSerpaPintodenVorstoßgegen Makalolo- landwagte.Portugalhatte1822Brasilien,1885einKongostückverlorenund wolltein derKolonialpolitikwieder aktiv werden. DaspaßtedenEnglän- dernnatürlichnicht.SiesetztenihrenWillenauchdiesmaldurch;aber das Volkstand ausundDom CarlosmußtesogardenHosenbandordenablehnen, mitdem die Queenihnangelnwollte. AsrikanischeGeschäftehatPortugal nicht mehr gemachtundEnglands Erbanspruchistlängstangemeldet.Ganz ungefährlichistdasBeispiel dochwohl nicht...»DeralteKartenkünstlerim BuckinghamPalast hatte seinSpiel sehrschlaugemischt.Erschmeichelteder Eitelkeitund demKünstlerwahndesgenußsiichtigenKönigs;lobteseineMa- lerei,seineSportleistungenzu Land undzuWasser,seinenfruchtbarenund

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182 DieZukunft.

impulsioenGeistundmachtemitdemfo reichlichBekränzten,wasdemLeun justnützte.WährendderBurenkriegszeitundnachherimFrieden. Portugal war schoninNelsonsTagen fastderwichtigsteBrückenkoprnglandsinSiid- europa; imletztenLustrumwurdeeszumVasallenstaat.Eduards Besuche ähneltendenen einesHerrschers,der eineentlegeneProvinz begnadet.Dies Allesistmirunterthänig:sokonnteer,ohne allzulautePrahlerei, sprechen, wenn seine fettenFinger aufderLandkartediePyrenäenhalbinselumtasteten.

Daß ihm seinCarlos weggeschossenward,isteineVerlegenheit. Dazudie (sorgsamvorEuropagehehlte)AufstandsgefahrinIndien,wodieVerbrüde-

rungmit den Gelbensichzurächenbeginnt,dasFlackerninJrland unddie steteMöglichkeiteinesKriegsfalles,derzurOptionzwischenAmerikaundJa- panzwingt:da wäreAllerleifürunsherauszuschlagen.Habenwirunsent- -wöhnt,günstigeGelegenheitenzuverpassen?DieportugiesischeStaatsform kann unsgleichgiltigsein.AuchdenBriten schließlich;die,wie RomsKirche, mitRepubliken nichtschlechterauskommenalsmitMonarchien.Langekanns nichtdauern,bisderganzeSiidenEuropasrepublikanischist.Werüberdennäch- stenDonnerstag hinausdenkt,mußdamitrechnen. DerklugeVictorEmanuel unddassideleAlfönschenhaltensichbescheidenzurück;damitmannichtaufsie achte.DomCarloshattedie Eitelkeitals HypothekundwolltedenHeldenaus Braganzastammnochlieber als denrcxAdelissimusspielen DaßderKönig starkeNervenhatteundsichnichteinschüchternließ,freute jedenFidalgo.Kaum einerverzieh,daßCarlos sichUnterEduards Willenbeugte.Wirderbezahlt?

DichtamThron hörteman dasGeflüster.DerSäckelSeinerMajestätwarja meistleer. DenKnechtAlbions trafderHaß;prüftnur, wieoielePortugiesen- putschederGrollgegenEnglandbewii tthat.In LondonwissensdieKlügsten;

auchdaßlange,leiseArbeitnöthigseinwird, eheanErntezudeutenist«DieZeit dergroßenRassenconcernsnaht.Allein würdendielateinischenStaatenbald verkümmern;in zweienzeugt schonnichtsmehrvonentschwundenerPrachtund Italienblühterst seitderVersöhnungmitFrankreichwiederauf. Frankreich, Italien,Spanien, Portugalals verbündeteRepublitenmitgemeinsamem ZollgebietundMilitärtonventionen; aufder anderen mediterranischenSeite Marokko,Algerien,Tunesien,Tripolis:Daswäre einWeltimperiumlatei- nischerZunge.BritenkönntenGeld,DeutscheOrganisationüber diePyrenäen bringen,wojetztAlles dorrtoderversumpft;undderPapstwäre indiesen unvererbbarenVereinigtenStaaten vonSüdwesteuropadereinzigeKronen- träger.DerEntschlußzum Mittelmeerbund warderersteSchritt.Undeinneuer BeweisbritischenScharsblicks.Dechls vonGibraltarkönnte morschwerden.

DenWeg nachEgyptenundIndiendürfennursichereFreundebewachen.Da-

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Praeparation 183 fürwirdgesorgt.DieHossnungaufneueSpaltungderWestmächtezlaßtfahren dahin! DelcassesKammertriumphwaroerdientund inseinerkühlerwogenen RedekeinSatz anzufechten.AuchinWienhatman WitterungvonKünstigem nndwill dasvomlateinischenSyndikatunterBritenpatronatgestützteItalien alsBalkantonturrenten nochlieberhinnehmenals dendeutschenBundesge- nossen, fürdennur einHäufleinnocheinHerzhat (undderseitDesioaufMak-

lergebührfürVermittlungenzwischenRomundWiennichtmehrrechnendars).

JnTriestfängtderanglo-lateinische,inPragderanglo-slavischeTrustan.

Aehrenthalgeht still seinenWeg;audelåde Mitrovitza liegteineZukunft, diedenGeduldigennährt.Noch ist England Herrder Situation. Mußaber schonhöherePreisezahlenals inguteralterKolonialzeit.Dupengiebtsnur anderSpree noch.Marokkowar kein magerer Bissen.DieAufhebungder Dardanellensperreistversprochen.Oesterreich(daszuKonjunkturpreisenje- derGruppe guten Dienst leisten kann)will imOsmanenreich mitschmausen.

Italien auf zweiBeinenander Adriastehen.Undauchfür Spanienund Por- tngal muß endlich Ernsthaftesgethanwerden.Muß.WennderSyndi·kats- vertrag nichtallenUnterzeichnerngefällt,wirderübermorgendurchlöchert.

SobilligwieeinstimLebensmaiwirbtderBriteheutenichtSchutztruppen.

DerKnanserwürderaschüberboten.KingEdward kam zurrechtenStunde:

anskeinemThroneinstarkesHerrschertalentunderganzder Mann,England beliebter zumachen.Nurmußersichsputen.DerDoppelmordinLissabon

war eineWarnung·..« WerläßtdennsolchesZeug hier passiren? Geheim- rathsprodnktoderNarrengeschwätz?HabeichdenFeindschonimHaus2Wenn DasausVersehengedrucktwürde,könnten wirböseRandglossenlesen.

LiebernichtsvonBonaparteundEngland.DieLosungistdiesmal:

wesentlichgebesserteBeziehungenJedesspitzeWortüberMarokko,Kongo, Abessinien,Mesopotamiendeshalbvom Uebel. DasAllgemein-Menschliche thuts auch.EinbefreundeterMonarch(derBesuchhöchstenszustreifen,weil danachTanger kam).JngewissemSinn unseresStammes. (Mariada Glo- riahat denKoburgerFerdinandgeheirathet,dessenEnkel Carloswar. Stimmt also.)Eine mit allenFrauentugenden geschmückteFürstin,die den Gatten nnddenSohnin derselbenSchreckensstnndenebensichverblutensieht. Ohne Beispielin derGeschichte.MögedemjugendlichenKönig,derdurchGrau- senzumGlanz schritt,dasSchicksaldenRuhmunddieFreuden jenes ersten Manuelspenden,denPortugalsVolk denGroßenunddenGlücklichennennt- Nichts berechtigtzu derFurcht,indiesemVolkseidermonarchischeSinner- storben. GegenfeigeMörder schütztkeineRegirungformdasStaatshaupt.

ZweineueOpfer sindgefallen;zweineueMärtyrerihrerPflicht.Werdarf heute

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184 DieZukunft.

nochzweifeln,daß diesePflichtdieschwerstevonallenist? AufdemFeldeder Ehre fielen sieundMillionen traueru jetztum dieHelden.Wie aber wurden solcheGräuelthatenmöglich,gegen die dassittlicheGefühl sichwie gegen Va- termord sträubensollte? (.Hiergehtsnicht ohneMaterial) Sie wurdenmög- lich,weilderGrößenwahnbethörterMassen sichdasMaiestätrechtanmaßte, dieTrägerderhöchstenStaatswürde richtenzudürfen.KönigLudwigvon Frankreich,dersechzehnteundwahrlichnichtderschlechtesteseines Namens, wurdevomNationalkonvent zum TodeverurtheiltundmußtedenKopfun- tersBeillegen.Den Enkel desLazare Carnot,der 17953in demKollegium entmenschterRichtergesessenhatte, traf1894 derDolchdes Mörders Die Formenwechseln;derFrevelbleibt.Undanjede Schuld heftet sichdas Ver- hängniß.Nochwissenwirnicht,oballeVerbrechervonderPracgado Com- mercio inderGewalt der-Obrigkeitsind.Seien Sieüberzeugt,meineHerren, daß jedervonihnenvordemRichtererklärenwird, sein Ziel seidieRettung desJaterlandes, dieFreiheitdesVolkesgewesen.Dasist jedesmalderRe- frain. SelbstderBube, der,in demfreistenLand unterderSonne,denPrä- sidentenGarfieldgemordethatte,behauptete,dasVaterlandhabe diesesMen- schenlebengefordert.Tausende,schrieberk,»sindimKriege gefallenundkeine Thränefiel-aufihrGrab.«Die ausderschlechtestenPresseanfgesischtePhrase solltedieSchandthat des Burschenrechtfertigen,dersich»den demokratisch- stenDemokraten«nannte. KlingtesnichtwiedieParodiederReden,in denendieSchreckensmännererklärten,dieSpitzederGesellschaftpyramide müssefallen,damit dasEntsetzendemWohldesVolkesendlichdennöthigen Raum schaffe?DerWohlfahrtausschußkam;undbalddanachderDiktator.

DieGeschichtezeigtunsimmerdenselbenKreislauf.UndimmerhabendieLän- dergeerntet,was dieSchaar ihrerentarteten Söhnegesäthatte. Trotzdem wagtman nochheute,die Revolution alssolchezuverherrlichenundvonder blutigstenderneuen Zeitzusagen,sieseimit allenscharfenKanten,mit allen BeulenundFleckenals ein Block zupreisen,der...(Dasgehtnicht.Da würde gelacht.Auch istsjawohleinSatzvonClemenceau.) Nein,meineHerren:

derweisefranzösischeStaatsmannsprachwahr, der, selbstvonder revolutio- närenStrömungaufdieHöhcgetragen,andenStaatskanzlerFürstenMetter- nich schrieb,Europa müsseunter allenUmständendieLegitimitätachtenund dieGrundsätzeverfluchen,die der Gewalt desStarken Alleserlauben, auch dasUrtheilüberKönige.,,JnWien,Petersburg,London,MadridundLissa- bon erregendieseGrundsätzedenselben Abscheu.«Noch heuteinLissabon, hoffeich, hoffenKaiserundReich. Undmehralsirgendwoin Berlin. «

DemVersuch,die blindeMengegegenStaatseinrichtungenaufzuhetzen,

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.Pracparation. 183 muß jedegewissenhafteRegirung,inMonarchienundin Republiken,von dererstenStunde andeshalbmitallererreichbarenEnergie·entgegentreten.

Die ganzePolitik, sagte unser großerKönig,beruht aufeinerbeweglichen Stütze;man kannauf nichtsmitSicherheitrechnen.AmWenigstendarauf, idaßeinerregter HaufedemWink derängstlichwerdendenFührergehorchen werde.FürdieärmstenmeinerMitbürgerempfindeichsotiefwieirgendein AndererundtieferalsMancher,dersicheinenVolksmann nennt. Aber der Arbeiter,deranderMaschinestehtoder in derWerkstattsitzt,hatnichtdie Zeit,diepolitischenAngelegenheitenseinerHeimathgenauzustudiren,und darfeben darum nichtmitungeübterHandindasfeineStaatsräderwerk grei- fen-Jch ehrediesenschlichtenMann;aber dasRegirungsgeschäftistnicht seine Sache; schonweileralleDingedieserWeltso sieht,wiedieFührer(die oft genugjaVerführersind)sieihmzeigen.DasistderGrund,warum wir uns gegen dasaberwitzigeUnternehmen,diePolitikin denStaub derStraßezu zerren,-mitrücksichtloserEntschlossenheitwehrenmußten.Wehden Län- dern, durchdie derSturm politischerLeidenschastrast!Auchumdieabersteht esschonschlimm,indenen,unterdemSchutzmodernerundgelind angewand- terGesetze,zumKlassenkampf,zurMißachtungerworbenerBesitzrechteauf- gerufenund als ein Mittelgegen dieNothderZeitdieEnteignung vonHaus nndHofempfohlenwird...(Dasgehtwiedernicht;diePolenwürden da- zwischenrufenundeineEnteignungdebattewäre dannnichtzuvermeiden.)Eine Weilegehtsdabei ganzfriedlichher.Wielange?Darüberentscheidetdean- fall. WohindieReiseführenkann, habenwir inLissabongesehen.

AuchdorthatkeinverantwortlicherStaatsmann (undnochweniger derverewigteKönig)darangedacht,etwaausbösemWillen dieRechtedes Volkes zuschmälern.Fehlermögengemachtwordensein.Menschenwerk,meine Herren, istStückwerk.Vielleicht hat dieKircheihreEinslußsphäreweiter ge- dehnt,als imInteressedesStaates nützlichwar. (Sollmanssagen?Lieber nicht.DasmachtbösesBlutundgenirt,wenn man sichbeimletztenThau- wettermit dem Centrum verständigenwill.) Sicher ist aufdenwichtigenGe- bietenderVolksbilduugund dersozialenFürsorgenichtsovielgeschehen,wie das moderneGewissenverlangt und,fügeichhinzu,verlangen dars.Andem ernstenBemühen,demVolk,dergroßenMasse,denberechtigtenAnspruchauf BetheiligungandenStaatsgeschäftenzuwahren,hatsabernichtgefehlt;bis indieletzteZeithineinnicht.ZweimalhattederKönig,dernun tückischhinge- mordetist,sichgeweigert,zu demäußerstenNothmittel,derDiktatur,zugrei- -fen.DasWohldesLandeshatteihmdenEntschlußdanndochaufgezwungen.

DerTagwar abernah,andem derAusnahmezustandendensollte.Und was

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I36 DieZukunft.

hattesichvorherereignet?Keine dergroßenParteiendesLandeswarstarkgenug-.

gewesen,um eineRegirungaufdie Dauerstützenzu können. Um vorwärts- zufommen,hattemans mit einemMischgebildversucht,miteinemBiindniß- dermaßvollkonservativenunddermaßvollliberalenElemente. Dashalf fiir denTagundseineForderung.DochdajedederbeidenParteienvonihren Prinzipienabweichenmußte,bewilligen,wassievorherJahre langabgelehnt- hatte,Gesetzenzustimmen,dieihr sonstein Gräuelgewesenwaren, verloren beideanAnsehenund wurdeninnerlichfaul.UnterdiesemMißgebild,meine Herren,unterderschleichendenKorruptionlitt dasLand;unddeshalb...

W

Der Abgeordnete Delcasså.

Zeitseinem unsreiwilligenRücktritt imJuli1905schienTheophilDelcassL

.dereinst so einflußreicheMinisterderAuswärtigenAngeleaenheiten,ver-

chollenzusein; erst jetzthielterdenZeitpunktfür gekommen,diefreiwilligeReserve aufzugeben. JnderDeputirtenkammersagteerwenigNeues; eigentlichneu war nur dieAndeutung,die Kammersei1905 über diepolitischeLagegetäuschtwor- den. Von wem?Ersagteesnicht;zuinterpoliren ist:vom Ministerpräsidenten Rouoier. AberzwischendenZeilender RedeDelcassås ist Mancheszulesen.

AuchderFeind mußanerkennen,daß Delcasseein Staatsmann unge- wöhnlichenKalibers ist,demnichtnur inFrankreichkeinerderActeurs auf derpolitischenBühnedasWasser reicht,demauchwir inmanchenEigenschaften eineebenbürtigeKraft nichtentgegenzustellenhaben.Erist klug, reichanKom- binationen, scharfsinnigund vor Allemunerschrockenundkonsequent. Diese Eigenschaftenhaben ihmbeizaghafterenLandsleuten denRufdesgefährlichen Leichtsinnes eingetragen.DiePersonunddiePolitik Delcassåsbedeutetefür FrankreicheinProgramm:dieAbschüttelungdesDruckes, derauf den Be- siegtenlastete,diefreie WahrnehmungderJnteressendesLandesals einerjedem MitgliededesEuropäischenKonzertes ebenbürtigenGroßmacht. Daß dieses ProgrammdendeutschenNachbar beunruhigen mußte, ist nicht verwunderlich;

auch nicht,daßsein UrheberdeneingeschläfertenChauvinismuszuHilfe rief.

WasFürstBismarck zweiJahrzehnte langmitallenMitteln, selbst mitKriegsdrohungenzuverhinderngewußthatte,war eingetreten: Frankreich warwiederbündnißsähiggeworden,undzwarimeigenenEmpfindendesVolkes, dadieFurchtvor demSiegerinFolgederallzu fühlbarendeutschenAnnähe-

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DerAbgeordnete Delcasså. 187

rungzuschwindenbegann.DienachbismärckischePolitikwar vondemansich zutreffendenGedanken eingegeben,daßdiebisherige scharfeSpannung aufdie DauerdasNebeneinanderlebenzweiergroßenKulturnationen unerträglichmachen müßte.Dasnationale Empfindenwar auchinDeutschland soweiterstarkt, daßeineAnnäherunganFrankreich ohnedieBesorgnißerfolgen konnte,die NachahmungundAnbetung französischerAnschauungenundSitten wiederauf- lebenzulassen,dieDeutschlandzumGespöttederWeltgemacht hatten.

DiedeutschePolitik machteabereinenschlimmenFehler,alssiedie An- näherungsorcirenwollte. Sieüberfah,daßdieNiederlagendesgroßenKrieges noch nicht vergessenwaren, nochnichtvergessenseinkonnten. Siehatte nicht bedacht,daßdaswiedererwachendeSelbstgesühldesfranzösischenVolkes diefüh- rende RolleimEuropäischenKonzert fordernunddamit inKonfliktmitder deutschenMachtstellunggerathenwürde. DiesenGedanken faßtDelcassåin die Worte:,,Frankreich,alsdieMacht,derenEinflußin Marokkoüberwiegendist, darfkeineranderen Macht gestatten,anseineStelle zu treten.«

DiedeutschePolitikderneuen AeraerschüttertedieFrankreich isoliren-- denAlliancen undgab ihm sodieVündnißmöglichkeitenwieder. DerZwei- bunderwiessichdannallerdingsals einVersuchmit einemfürdenRevanche- gedankenungeeignetenMittel. Die Entente mitEngland sührteaberansZiel.

»Die Mittelmeermächte erkannten durchdieabgeschlossenenAbkommen das Recht Frankreichsan. AuchderdeutscheReichskanzlergestandzu;daßdie AktionFrankreichsAllenzu Gutekomme.«

Dieplötzlichveränderte HaltungDeutschlands gegenüberden,,berech- tigten« AnsprüchenFrankreichs ausMarokko giebt DelcasscäAnlaßzudem folgendenSatz: »Da DeutschlandkeinenVorwand fürdieVeränderungseiner Haltung hatte, mußteesGründe fürdieseVeränderungbesitzen. Deutschland bemerkte,daß allmählichEuropa seiner Hegemonie entschlüpfte.«

Deutschlandwartete auseineMittheilungderohnesein Zuthunüber Ma- rokkogetroffenenVereinbarungen Hierauf hattenwir alsMitunterzeichner desmadrider Protokolsvon1881einRecht.DaessichumdieAbänderung einesinternationalen Vertrages handelte, mußte seine Modifikationdenbe- theiligten Interessenteninauthentischer,schriftlicherForm kundgegebenwerden;

einemündlicheAndeutungin einerKonversation genügtenicht.

SonothwendigaberdieentschiedeneWahrungderdeutschenInteressen inMarokkowar,sounzureichendwar dieAusführung.UntersicherenKautelen sürdendeutschenHandelkonnteFrankreichdiePazifizirungdesScherifenreiches zugestanden werden; nach bisrnärckischemRezeptwäreeseinKnochen gewesen, andemFrankreich lange Zeitzubeißenhatte.DiemarokkanischeFrage hatte fürDeutschlandauchkeinegrößereBedeutungalsetwadiemakedonischeoder bulgarische.Als diedeutscheDiplomatie sichderPersondesHerrschersbediente,.

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