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Die Chemische Industrie, 1939, Jg 62, Nr 28

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(1)

DIE CHEMISCHE INDUSTRIE

HERAUSQEGEBEN VON DER

WIRTSCHAFTSGRUPPE CHEMISCHE INDUSTRIE N A C H R IC H T E N - A U S G A B E

6 2 . Jahrgang BERLIN, 15. JULI 1 9 3 9 Nr. 28 — 617

N A C H D R U C K N U R MIT G E N A U E R Q U E L L E N A N G A B E G E S T A T T E T

S tatistik der deutschen Chem ieproduktion.

D ie Lenkung der Wirtschaft durch den Staat bedingt die genaueste Kenntnis und Erkennt­

nis aller Wirtschaftsvorgänge. Die deutsche Regie­

rung hat daher bereits kurze Zeit nach der Macht­

übernahme die Statistik der deutschen industriellen Produktion erheblich ausgebaut. Die Bedeutung, die diesen statistischen Ermittlungen nicht nur für allgemeinwirtschaftliche Zwecke, sondern auch b e­

sonders für die wehrwirtschaftliche Planung bei­

gemessen wird, ergibt sich bereits aus der Bezeich­

nung der mit diesen Erhebungen beauftragten staat­

lichen Stelle, des „Reichsamtes für wehrwirtschaft­

liche Planung". D ieses hat soeben unter dem Titel

„D ie d e u tsc h e In d u strie, G e sa m te r g e b n isse d er a m t­

lich en P r o d u k tio n ss ta tistik “ (Verlag für Sozial­

politik, Wirtschaft und Statistik, Berlin SW 68) das erste Heft einer Schriftenreihe über die deutsche Industrieproduktion herausgegeben. Mit dieser Schrift, die nur die Industrie im Altreich erfaßt — ebenso beziehen sich alle anderen Zahlenangaben, soweit nicht anders angegeben ist, nur auf das A lt­

reich — werden zum erstenmal Einzelheiten über die Leistung der deutschen Industrie im Jahre 1936 der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Produktionsstatistik enthält eine Fülle wichtiger Zahlen für 1936. Wenn auch alle diese Angaben durch die rasch aufstrebende Entwicklung der deutschen Wirtschaft unter der nationalsozia­

listischen Führung inzwischen als überholt anzu­

sehen sind, so geben sie doch immerhin ein um­

fassendes Bild von dem damaligen Stand der deut­

schen Industrietätigkeit.

Bei einer so umfassenden statistischen Er­

hebung war zunächst eine ganze Reihe von Fragen zu klären, Fragen der Abgrenzung, der Begriffs­

bestimmung, der Zuordnung von Betrieben mit mehreren Erzeugungsgruppen zu bestimmten Wirt­

schaftszweigen usw. Aus der mehr oder weniger sorgsamen Entscheidung dieser Fragen ergeben sich mehr oder weniger umfangreiche Fehlermöglich­

keiten. Die Veröffentlichung des Reichsamts be­

rührt allerdings in ihrer Einleitung die Methoden der Produktionsstatistik nur sehr summarisch. Sie begründet zwar die von ihr gewählte „Kombina­

tionsmethodik“. Aber eine ganze Reihe „grund­

sätzlicher Fragen“ wird gar nicht gestellt und darum auch nicht beantwortet.

W as u n te r Industrie v ersta n d en wird, ist nicht n äher erläutert. Es h eiß t lediglich, daß „unter Industrie die Gesamtheit der durch die amtliche Produktionserhebung erfaßten Betriebe zu verstehen ist“.

Auf S. 13 d er S chrift heiß t es ferner: „D er N e tto ­ p roduktionsw ert k ann als statistisch w ertv o llster V er­

gleichsm aßstab für die allgem eine volksw irtschaftliche B edeutung d er einzelnen Industriezw eige im G esam t­

rahm en sow ie m it gewissen E inschränkungen als R e p rä ­ sentant der industriellen W ertschöpfung angesehen w er­

den". G anz abgesehen von den S chw ierigkeiten seiner Ermittlung, kann dieser W e rt auch als V ergleichsm aß­

stab in die Irre führen, denn danach m üßte m an eine W irtschaftsgruppe mit kleinem N etto p ro d u k tio n sw art wie etwa die feinm echanische und optische Industrie um m eh­

rere S tufen in d er volksw irtschaftlichen B edeutung hinter eine G ruppe m it großem N etto p ro d u k tio n sw ert setzen, wie etw a die G ruppe D ruck und P apierverarbeitung, die m ehr als den dreifachen N etto p ro d u k tio n sw ert aufw eist.

Die volksw irtschaftliche Bedeutung ist ab e r nicht q u an ­ titativ, sondern nur q u alitativ und dam it nicht statistisch zu erfassen. W enn die Chemie die Lücken in der K aut­

schukversorgung, die Lücken in der M etall- und K ra ft­

stoffversorgung oder die F ettlü c k e schließt und auch auf anderen G ebieten d ar E rnährungsw irtschaft die E rz eu ­ gungsschlacht w irksam u n terstü tzt, dann liegt der e n t­

scheidende W e rt dieser Leistung nicht in der F e s t­

stellung d er absoluten W erte, sondern in dem B eitrag der deutschen Chem ie zur Steigerung der gesam ten d e u t­

schen Leistungsbilanz. D urch die „vorgetane A rb e it“

der chem ischen Industrie w ird die Basis für eine V iel­

zahl nach g esch alteter W irtschaftszw eige ü b erh a u p t erst geschaffen. In d er V erw ertung des W ertlosen und in der Schaffung von N eustoffen liegt h eu te die v o lksw irt­

schaftliche Bedeutung der chem ischen Industrie sehr viel m ehr als in einigen M illiarden 3i)l m ehr oder t.'eniger

„N e ttoproduktionsw ert".

Die N e tto p r o d u k tio n s w e r te d er e in z e ln e n In ­ d u str ie z w e ig e Jn d aus den Bruttoproduktionswer­

ten durch Abzug des W ertes sämtlicher verbrauch­

ten Rohstoffe, Halbwaren und Hilfsstoffe einschließ­

lich der Kraftstoffe, Heizstoffe, des bezogenen Stroms usw. sowie des W ertes der vergebenen Lohnarbeiten, mit Ausnahme der Lohnarbeiten für Instandsetzungen, ermittelt worden. Für die ge­

samte deutsche Industrie hat das Reichsamt den Nettoproduktionswert durch Addition der N etto­

produktionswerte der einzelnen Industriezweige für 1936 zu 34,2 Mrd. Ml ermittelt. In diesem Wert sind jedoch noch die Abschreibungen für das Sach- kapital, der Wert der nicht erfaßten Hilfsmateria­

lien (z. B. Bürobedarf) und der Instandsetzungs­

arbeiten in industriellen Betrieben enthalten, da diese erhebungstechnisch nicht gesondert ausgewie­

sen sind. Den Gesamtbetrag dieser Aufwendungen schätzt das Reichsamt auf rund 2,8 Mrd. M l, die noch von dem oben genannten Wert von 34,2 Mrd.

Ml abzusetzen sind. Der G e sa m tn etto p ro d u k tio n s- w er t d er d e u tsc h e n In d u strie wird daher für 1936 mit 31,4 Mrd, Ml veranschlagt.

Dieser Nettoproduktionswert bildet die Grund­

lage zur Berechnung des sogenannten „ b erein ig ten B r u tto p r o d u k tio n sw e r te s“. Zu ersterem werden zu diesem Zweck die Werte der in der Industrie ver­

brauchten ausländischen Rohstoffe usw. einschließ­

lich Zölle (3,7 Mrd. Ml), der inländischen Rohstoffe, sow eit sie nichtindustriellen Ursprungs sind (3,6 Mrd. Ml) , und der Transportkosten usw. (1,8 Mrd.

Ml) zugeschlagen. Der bereinigte Bruttoproduk­

tionswert der gesamten Industrie ergibt sich hier­

aus für 1936 zu 40,5 Mrd. Ml.

Ueber die Gesamtentwicklung der deutschen Industrie seit der Machtübernahme gibt der Bericht folgende angenäherte Zahlen (Werte in Mrd. Ml)\

E rzeugung d e r d e u tsc h e n In d u strie ,

1933 1934 1935 1936 1937 1933 N e t t o p r o d u k t i o n s w e r t ... 16,3 22,8 27,0 31,4 35,9 39,6 B erein ig t. B ru tto p ro d u k tio n sw e rt 23,9 30,9 35,7 40,5 46,2 50,0

Ueber die A n te ile der e in z e ln e n In d u strie­

g ru p pen (nach der Abgrenzung des Reichsamts) am

(2)

6 1 8 - N r. 28 DIE CHEMISCHE INDUSTRIE 15. Juli 1939

Nettoproduktionswert und über die in den einzel­

nen Industriegruppen beschäftigten Personen und deren Löhne und Gehälter gibt die folgende Tabelle

einen Ueberblick:

N e tto -

Löhne p ro d u k - Zahl d e r und tio n s-

In d u s trie - B esch äf­ G e h ä lte r w e rt

g ru p p e tig te n M ill. m M iii. m

I 565 664 1 219 2 235

II 29 353 76 245

III E isen sch affen d e In d u strie . . . . 201 614 493 1 174 IV N ic h te ise n m c ta llin d u strie . . . . 74 763 175 536 V G ie ß e re iin d u strie ... . 173 573 338 711 VI E ise n - u. S ta h lw a re n in d u strie . . 439 980 769 1 790 VII M asch in en b au ... 556 555 1 189 2 615 VIII S tah l- und E isen b au . . . 146 375 312 558

I X 166 534 369 836

X 294 201 665 1 503

XI F ein m ech an isch e und op tisch e

In d u s trie . ... 97 101 187 368 XII M e ta llw a re n in d u s trie u. v e rw a n d te

G e w e r b e ... .... . 223 107 340 771 XIII In d u s trie d e r S te in e u. E rd en . . 406 190 571 1 231 XIV K eram isch e I n d u s t r i e ... 87 463 126 255 XV G la sin d u strie ... 73 604 113 238 XVI S ä g ein d u strie ...

H olz v e ra rb e ite n d e In d u s trie . .

107 467 134 316

XVII 256 301 357 721

XVIII C hem ische I n d u s t r i e ... 180 992 455 1 534 XIX C hem isch-techn. In d u s trie . . . . 90 358 180 742 XX K au tsch u k - u. A s b e s tin d u stric . . 57 120 118 270 XXI P a p ie r-, P ap p en -, Z ellstoff- und

H o lz sto ffin d u strie ... 99 931 180 462 XXII D ru ck und P a p ie rv e ra rb e itu n g . . 283 617 534 1 001

X XIII 196 028 292 647

XXIV T e x t i l i n d u s t r i e ... 911 716 1 221 2 840

XXV 229 723 298 754

XXVI In d u strie d e r O cle und F e tte ,

F u tte rm itte l und tie ris c h en Leim e 37 995 83 403 XXVII S p i r i t u s i n d u s t r i o ...

N ahrungs- u. G en u ß m ittelin d u strie

29 405 45 229

XXVIII 549 675 804 2 962

XXIX E le k triz itä ts - und G asversorgung . 163 788 425 1 972 XXX B au in d u strie u. so n st. In d u s trie ­

zweige*) ... 1 220 000 1 192 4 267 G esam te In d u strie ... 7 950 193 13 262 34 186

*) A n n äh eru n g sw erte.

Es ist außerordentlich zu bedauern, daß bei den verschiedenen statistischen E rhebungen imm er w ieder andere Abgrenzungen der einzelnen Industriezweige v o r­

genommen w erden, obgleich in D eutschland durch die O rganisation d er gew erblichen W irtschaft b ereits eine bis ins einzelne gehende Aufteilung der einzelnen W irt­

schaftsbereiche geschaffen w orden ist. D er H erausgeber bezeichnet diese T atsach e b ei der vorliegenden S ta­

tistik als „methodische Eigentümlichkeit“ und erklärt hierzu, daß „es sich bei den Industriezw eigen der Pro- duktionsstatisfcik um technisch abgegrenzte P roduktions­

zweige handelt, die nicht im m er mit den Industriezw ei­

gen im üblichen S prachgebrauch identisch sind. Auch die Industriegruppen entsprechen nicht im m er, w enn auch überw iegend, den W irtschaftsgruppen der R eichs­

gruppe Industrie",

Hinsichtlich der Erzeugung der chemischen Industrie ist hierzu zu bem erken, daß die von der W irtsch afts­

gruppe Chemische Industrie b e tre u te n Produktionszw eige in nicht w eniger als zehn von insgesam t 30 Industrie­

gruppen der P ro d u k tio n sstatistik aufgeführt sind. Die fiaupterzeugnisse sind in den drei G ruppen „Chemische Industrie“, „Chemisch-technische Industrie“ und „K au t­

schuk- und Asbestindustrie“ zusam m engefaßt.

U nverständlich bleibt das U nterscheidungsm erkm al zw ischen „Chem ischer Industrie“ und „C hem isch-tech­

nischer In d u strie“. Chemische V erfahren technischer A rt liegen nicht nur den Schw erchem ikalien, D ünge­

m itteln, T eerfarben, K unststoffen usw., sondern ebenso auch allen Erzeugnissen der sogenannten „chem isch­

technischen Industrie" zugrunde. Es ist nicht einzusehen, w eshalb die überw iegend in der T extilindustrie v e r­

w andten T eerfarben zur chem ischen Industrie, die T ex ­ til- und L ederchem ikalien dagegen zur chem isch-tech­

nischen Industrie gezählt w erden, und man fragt sich, wie es möglich ist, die H erstellung pharm azeutischer Erzeugnisse als chemische Industrie, die H erstellung von K örperpflegem itteln dagegen als chem isch-technische Industrie anzusehen o der die K unststoffe allgem ein zur

„C hem ischen Industrie“, einige besondere Kunststoffe aber, w ie Linoleum, K unstleder und verw andte E rzeug­

nisse zur „C hem isch-technischen Industrie" zu rechnen.

Beide Industriezw eige erfüllen, w irtschaftlich gesehen.

die gleiche Aufgabe: sie schaffen W erk- und A ustausch­

stoffe, und darin liegt eins der H auptm erkm ale d er Che­

mie. U nd als W erkstoffe können letzten E ndes auch die N aturharzprodukte, die Klebstoffe, die D achpappen, die T extil- und L ederchem ikalien und die übrigen E rzeug­

nisse d er sogenannten chem isch-technischen Industrie angesehen w erden, sow eit sie nicht auch unm ittelbar als V erbrauchsgüter in die H ände des letzten V erbrauchers übergehen.

B e trac h tet man die drei chem ischen G ruppen in ih rer G esam theit, so h at man ab er bei w eitem noch kein vollständiges Bild von der gesam ten deutschen Chemie.

W ill man den gesam ten Erzeugungsw ert der chemischen Industrie feststellen — und h ierüber m üßte eigentlich die P ro d u k tio n ssta tistik d irek t A uskunft geben —, so sind nicht nur zeitraubende Um rechnungen erforderlich, sondern es ist ü b erh au p t unmöglich, aus dem umfang­

reichen Zahlenm aterial eine einigerm aßen genaue Ziffer für die gesam te d eutsche Chem ieerzeugung zu erm itteln.

Das gleiche gilt n atürlich auch für die Zahl der Chem ie­

betrieb e, die Zahl d e r beschäftigten P ersonen usw. Eine ganze Reihe w ichtiger Chem ieerzeugnisse ist näm lich in anderen Industriegruppen bzw. Industriezw eigen so u ntergebracht, daß gar nicht die M öglichkeit besteht, sie aus den jeweilig für d ie gesam te G ruppe geltenden Zah­

len auszugliedern. So sind beispielsw eise die T onerde­

fabriken m it den A lum inium hütten zu einem Industrie­

zweig zusamm engefaßt, obgleich e rste re durchaus nicht immer m it letzterem im Zusam menhang stehen müssen, sondern in der P raxis auch noch T onerde für alle an­

deren Zwecke, u. a. auch für den E xport, herstelleri. Die synthetischen Edelsteine, ebenfalls E rzeugnisse d e r che­

mischen Industrie, sind mit D iam anten, E del- und H alb­

edelsteinen zusammen nachgewiesen, so daß auch hier keine M öglichkeit der A usgliederung besteht. Die H er­

stellung von M ineralölderivaten und M ontanw achs so­

wie die S teinkohlenteerdestillation sind restlos der K raftstoffindustrie hinzugezählt w orden, obgleich beide Industriezw eige auch erhebliche M engen von chemischen Ausgangsstoffen und chem ischen Erzeugnissen gewinnen, die nicht als K raftstoffe v erw endet w erden. W ährend man hier ü ber die Abgrenzung noch stre ite n kann, b e­

stehen über die F rage d er w irtschaftlichen Zugehörig­

k e it der K unstseide- und Zellw olleindustrie zur che­

mischen Industrie überh au p t keine Zweifel; gleichwohl ist ihr P roduktionsw ert der T extilindustrie zugerechnet.

Im folgenden ist daher der Versuch unternom­

men worden, die vom Reichsamt für die einzelnen Industriezweige ermittelten Zahlen in einer Form zusammenzustellen, die einen annähernd vollstän­

digen Ueberblick über die Gesamtleistung der von der Wirtschaftsgruppe Chemische Industrie betreu­

ten Industriezweige, d. h. über die gesamte deutsche Chemieerzeugung, ermöglicht (s. Tabelle S. 619).

Durch Addition der Zahlen aus dieser Tabelle gelangt man zu folgenden angenäherten Ergeb­

nissen: Der Nettoproduktionswert der deutschen chemischen Industrie — nach der Abgrenzung der Wirtschaftsgruppe Chemische Industrie — betrug im Jahre 1936 2,76 Mrd. JM. Wenn schon von einer Rangordnung der führenden Industriegruppen — unter Zugrundelegung der Nettoproduktionswerte

— die Rede sein soll, so wäre festzustellen, daß die chemische Industrie nicht, wie das Reichsamt an­

gibt, an siebenter Stelle steht, sondern an zweiter Stelle hinter der Nahrungs- und Genußmittel­

industrie (Nettoproduktionswert 2,96 Mrd. JM) und noch vor der Textilindustrie (Nettoproduktionswert 2,84 Mrd. JM, von denen aber Zellwolle und Kunst­

seide mit 275 Mill. JM abzusetzen sind) und vor dem Maschinenbau (Nettoproduktionswert 2,62 Mrd. M ) .

Der Bruttoproduktionswert der chemischen In­

dustrie ergibt sich aus der Tabelle zu 4,91 Mrd.

JVH. Berücksichtigt man noch die fehlenden che­

mischen Industriezweige (Tonerde, synthetische

(3)

15. Juli 1939 DIE CHEMISCHE INDUSTRIE N r. 28 — 619

Deutsche C h e m ie e rz e u g u n g nach In d u s trie z w e ig e n .

I n d u s t r i e z w e i g e

1 Zahl erBetriebe B

V. S ß

V to S

a

a -g S

NJ 8 p« Löhne ( id Gehälter Mill. RM

l l i l

3 — O — c J¡¡ to

« J Z0

¿ J t § sC = Ï —

¡3 - c S 0

• i ä Zi -T3 ^

0 ^

*3 B t* K G- c.

394 28 970 76,0 185,8 424,0 238,3

F e rro leg ieru n g en , E le k tro k o ru n d , S i l i c i u m c a r b i d ...

D ü ngem ittel, C arb id , te c h n isc h e S tick sto ff- und P h o sp h o rv e rb in d u n g e n

25 3 352 8,0 48,3 87,1 38,7

124 31 154 87,1 308,4 567,4 259,0

T e e rfa rb e n und o rg an isch e C h e m i k a l i e n ... 128 27 684 80,2 192,0 499,1 307,1

242 8 718 20,1 51,8 104,2 52,3

653 13 240 29,5 111,1 226,6ä;1 115,5

64 3 029 8,3 17,1 44,4*'I 27,3

13 3 482 6,4 7,3 18,6*'1 11,4

123 4 301 7,1 14,0 34,35;1 20,3

Zündw aren, G lühstrüm pfe ... 107 6 774 9,4 13,1 49,5 36,4 P h arm azeu tik a, D ro g en v erarb eitu n g ... 1 043 32 672 76,2 116,2 431,4 315,2 K ö rp erp fleg em ittel ... 3S1 8 744 16,0 36,8 119,9*) 83,0 H aut- und L ederleim , G elatin e, K u n s t d ä r m e ... 62 4 239 7,7 18,9 43,5*) 24,6

120 1 432 2,3 10,8 17,72) 6,9

K unstseide, Z ellw olle ... 27 35 401 65,5 109,1 275,5 166,4 K u n s t s t o f f e ... 109 14 867 35,4 110,2 229,5 119,3 Linoleum , W achstuch, K u n stled e r u. ä ... 58 7 759 17,4 51,7 106,1*;! 54,4 K autschukbereifungen ... 24 14 636 34,8 97,3 184,5*¡1 87,2

13 4 743 7,2 9.0 23,73;1 14,7

A n d ere K a u t s c h u k w a r e n ... 185 31 733 64,7 88,0 221.221 133,2 K a u tsch u k reg e n erate, -p la s tik a te und - p r ä p a r a t e ... 55 976 2,1 4,6 9,5s ;1 4,9 G u tta p e rc h a- und B alata w a re n ... 6 269 0,7 1,9 4,3»;1 2,4 Seifen, W aschm ittel, G l y c e r i n ... 825 IS 730 38,8 166,4 389,6*'1 223,1 S t e a r i n ... 5 552 1,3 5,6 10,5s;1 4,9

24 430 0,9 6,3 9.8=;1 3,5

K erzen, W a c h s e r z e u g n i s s e ... 878 10 915 18,0 46,9 111,3*'1 64,4

199 5 317 10,9 67,0 98,6 31,6

72 804 1,9 7,9 14,1* I 6,2

374 3 275 6,1 23,8 45,9* ) 22,1

H ilfsm ittel für d ie T e x til- und L e d e r i n d u s t r i e ... 153 3006 8,0 25,S 63,8* ) 38.0

492 1 541 1,5 1,4 7,4*)') 6,0

Sonstige ch em ische I n d u s t r i e n ... 365 36 927 80,2 191,9 434,6 242,8 C hem ische In d u s trie , i n s g e s a m t ... 7 343 369 672 830 2 146 4 908 2 761

E in sch l. H a lb fa b rik a te , K ra ft- und B re n n sto ffe , V e rp a ck u n g sm itte l sow ie v e rg e b e n e r L o h n a rb e ite n . A b sa tz w e rt.

A n n ä h eru n g sw e rt, auf G rund d e r E rzeugungsm enge e rre c h n e t.

E in sch l. Z uschüsse u n d G eb ü h ren .

Edelsteine usw.), so kann der Bruttoproduktions­

wert zu mindestens 5 Mrd. UM angenommen wer­

den. Dieser stimmt in großen Zügen mit dem vom Reichsamt ermittelten Gesamtabsatz der chemi­

schen Industrie im Jahre 1936 überein. Nach dem weiter unten wiedergegebenen Zahlenmaterial des Reichsamtes ergibt sich nämlich der C h e m iea b sa tz

— unter Zugrundelegung der Abgrenzung der Wirt­

schaftsgruppe Chemische Industrie — für 1936 zu 4,86 Mrd. m .

Für eine Reihe von Industriezweigen sind in dem Bericht ferner die entsprechenden Angaben für 1937 enthalten, aus denen sich fast durchweg außer­

ordentlich starke Steigerungen des Chemieabsatzes im Jahre 1937 ergeben, die bei den aufgeführten Industriezweigen im Durchschnitt 34% betragen.

Allerdings befinden sich hierunter verschiedene Fachgruppen, wie die Kautschukwarenindustrie, die Industrie der Ferrolegierungen und die Kunstfaser­

industrie, die im Rahmen des Vierjahresplans stär-

A b s a tz d e r chem ischen

A n organische S c h w e rc h em ik alie n ... 414,4 F e rro leg ieru n g en , E le k tro k o ru n d , S i l i c i u m c a r b i d ... .... 83,7 D üngem ittel, C arb id , te c h n . S tick sto ff- und P h o s p h o rv e rb in d u n g e n ... 553,0 T e e rfa rb e n un d o rg a n isch e C h em ik alien ... 485,2 M in eral- und B u n tla rb e n ... 102,3 L acke und A n s t r i c h m i t t e l ... 226,6 D ru ck farb en , D ruckw aL zenm asse ... 44,4 B leistifte ... ... 18,6 F arb w aren ... .... 34,3 Zündw aren, G lühstrüm pfe ... 49,1 P h arm azeu tik a, D ro g e n v e ra rb e itu n g ... 412,6 K ö rp erp fleg em ittel ... 119,9 H aut- und L ed erleim , G e latin e, K u n std ärm e ... ... 43,5 K n o ch en v erw ertu n g ... .... ... 17,7 K unstseide, Z e l l w o l l e ... 303,1 K u n s t s t o f f e ... 217,0 Linoleum , W ach stu ch , K u n stle d e r u. ä. ... • • . 106,1 K au tsch u k b ereifu n g en ... 192,9 G u m m is c h u h e ... 24,6 A n d e re K a u t s c h u k w a r e n ... 221,2 K a u tsc h u k re g e n erate , -p la s tik a te und -p rä p a ra te ... 9,5 G u tta p e rc h a- und B a l a t a w a r e n ... 4.3 Seifen, W asch m ittel, G l y c e r i n ... 389,6 S t e a r i n ... 10,3 W a c h s v e r e d e l u n g ... ... 9,8 K erzen, W a c h s e r z e u g n i s s e ... .... 111,3 D a c h p a p p e ... 97,8 N a tu rh a rz p ro d u k te ... 14,1 K lebstoffe ... 45,9 H ilfsm ittel fü r d ie T e x til- u n d L e d e r i n d u s t r i e ... 63,8 A b d e ck e re ie n ... 7,4 Sonstige ch em isch e I n d u s t r i e n ... ♦ • • 421,7 Chem ische In d u strie , i n s g e s a m t ... 4 856

!) E in sch l. Z u sch ü sse und G eb ü h ren .

In d u s trie

1936 Absatz an d. Ausland u.

an A usfuhrhändlcr in

Gesamt- °/0 de» Gesamt­

absatz Gesamt- abeatz

Mill. RM Mill. RM absatzes Mill. RM 62,9

17,7 21,2 140,3

61,3 185,7

?? 9

9Í4 4,1 262,1

7.2 9.2 5.7 2.3 124,6

7.7 6.4 0,7 27.1 27.2 14,0 9.4 1.4 23.2

1937 Absatz an d. Ausland u .

an A usfuhrhändlcr in 8Io des Gcsamt- Mill. RM absatzes

0,6 4.5 0,3 1.9 1,7 0,9 2.6 1,5 15,2 55,8

15.2 21.2 11,1 38.3 22.4 4.1 16.3 49.3 16,6 4.6 30.0 6.4 14.7

4,0 8.9 12,6 13.2 4.9 5.6 10.5 0,3 14.0 1.2 20.02,8

1.5 0,9 18.2

3,3 23.8

0,1 13,2

11,6

10,2 8,3

3,9

56,7 7,6 13,5

21,5 1,0 4,4

449,9 24,0 5,3

305,0 1*1,8 3,9

33,4 1.2 3,6

307,6 28,7 9,3

4,7 0,1

5,7 0,7 12,9

447,2 6,2 1,4

16,9 2,9 17,1

62,9 1,8 2,9

9,2 0,0

711 14,6

(4)

620 - N r. 28

DIE C H EM ISC H E IN D U STR IE

15. Juli 1939

ker ausgebaut worden sind als die meisten anderen chemischen Industriezweige. Nimmt man daher für die übrigen chemischen Industriezweige nur eine durchschnittliche Absatzsteigerung um 15—20% an, so gelangt man für das Jahr 1937 zu einem Chemie­

absatzwert von rund 6 Mrd. M l, und für 1938 ist eine nochmalige starke Steigerung zu verzeichnen, w ie sich aus den Beschäftigtenziffern der Berufs­

genossenschaft der chemischen Industrie ergibt, die für 1938 eine um 10% höhere Beschäftigtenzahl als für 1937 errechnet hat. Es ist deshalb bestimmt nicht übertrieben, wenn man behauptet, daß die chemische Industrie des Altreichs im abgelaufenen Jahr einen Absatzwert erreicht hat, der von dem stattlichen Betrag von 7 Mrd. M i nicht mehr weit entfernt ist. Zieht man ferner die im letzten Jahr in das Reich zurückgegliederten Gebiete einschließ­

lich des Protektorats Böhmen und Mähren in die Berechnung ein, so ergibt sich für den Absatz der chemischen Industrie Großdeutschlands im Jahre 1938 ein W ert von fast 7'A Mrd. M i.

Um von diesen Werten zu dem sogenannten

„bereinigten Bruttoproduktionswert“ zu gelangen, muß man hiervon alle die Chemieerzeugnisse ab­

setzen, die innerhalb der chemischen Industrie selbst weiterverarbeitet worden sind. Hauptsäch­

lich handelt es sich hierbei um Schwerchemikalien, um organische Chemikalien, Mineralfarben usw.

Der Wert dieser wieder an Chemiebetriebe gelie­

ferten Produkte kann für 1936 mit etwa 0,8 Mrd.

M l veranschlagt werden, so daß der bereinigte Bruttoproduktionswert der chemischen Industrie 1936 etwa 4,2 Mrd. M l betragen haben dürfte.

Stellt man diesen Wert den früher in dieser Zeitschrift aufgestellten Schätzungen gegenüber, so ergibt sich für die Zeit nach der Machtübernahme ein fortgesetzter Anstieg der Chemieerzeugung des Altreichs von 3,0 Mrd. M l 1934 auf 3,7 Mrd. M l 1935, 4,2 Mrd. M l 1936, rund 5 Mrd. M l 1937 und annähernd 5% Mrd M l 1938. Für Großdeutschland lag der entsprechende Wert im letzten Jahr bereits erheblich über 6 Mrd. M l.

Dabei sind in diesen Schätzungen noch nicht einmal die synthetischen Treibstoffe und Schmier­

öle enthalten, deren Herstellung organisatorisch zwar nicht zur Wirtschaftsgruppe Chemische In­

dustrie gehört, zweifellos aber zur Chemieerzeu­

gung hinzuzurechnen ist, wenn man die volkswirt­

schaftliche Leistung der Chemie herausstellen will.

Im übrigen sind zu den Erhebungsgrundlagen des R eichsam ts noch einige E inzelheiten nachzutragen. Die Zahl der b ere ch n eten B etrieb e ist größer als bei frühe­

ren B etriebszählungen, da das R eichsam t kom binierte B etriebe in ihre einzelnen B estandteile aufgegliedert hat.

Im V ergleich zu den Zahlen, die die B erufsgenossenschaft der chem ischen Industrie b ere c h n e t hat, sind die vom R eichsam t erm ittelten jedoch niedriger, da die B erufs­

genossenschaft aus G ründen d er B etrieb ssich erh eit auch verschiedene Industriezw eige überw acht, die organisa­

torisch nicht zur chem ischen Industrie gehören, wie die A potheken, M ineralw asserfabriken, B enzinfabriken, E rd ­ ölraffinerien, T eerdestillatio n en , die V erarbeitung von Celluloid usw. Insgesam t dürfte es sich hierbei um rund 10 000 B etriebe handeln, die von der Zahl d er B erufs­

genossenschaft abzusetzen sind, so daß die Zahl der chem ischen B etrieb e im Ja h re 1936 insgesam t nur rund 6500 b etra g en hat. D em gegenüber h a t das R eichsam t die Zahl der C hem iebetriebe zu rund 7300 festgestellt.

A ehnliche A bw eichungen ergeben sich bei d e r Zahl der b eschäftigten P ersonen. Aus den A ngaben des R eichsam ts b ere c h n e t sie sich für 1936 zu 370 000, nach den A ngaben d e r B erufsgenossenschaft betrug sie 1936 468 000 und erhöhte sich 1937 auf 543 000 und 1938 auf 593 000. W enn auch die le tz te re Reihe aus den angeführ­

ten G ründen h öher liegen muß als die Zahlen des R eichsam ts, so ergibt sich im m erhin für 1936 eine D iffe­

renz von rund 100 000 P ersonen, von denen schätzungs­

weise 60 000 auf die A potheken, die M ineralölfabriken und sonstigen n ich t zum B ereich d er W irtschaftsgruppe Chem ische Industrie gehörenden Industriezw eige e n t­

fallen. Es v erb le ib t m ithin für 1936 noch eine Differenz von rund 40 000 Personen, die im m erhin einen recht erheblichen Teil d er gesam ten C hem iegefolgschaft aus­

machen.

A us den v o rstehenden A usführungen ergibt sich klar, daß die vom R eichsam t e rm ittelten Ergebnisse nicht im m er ohne w eiteres m it den Zahlen verglichen w erden können, die — seien es am tliche Zahlen oder p rivate Schätzungen — mit Hilfe der bisherigen B erechnungs­

m ethoden ü b er die S tru k tu r der deutschen C hem iew irt­

schaft aufgestellt w orden sind. Bei d e r A usw ertung des je tz t vorliegenden Z ahlenm aterials ist vielm ehr stets dem b esonderen E rhebungsverfahren des R eichsam tes

Rechnung zu tragen. (42531

Deutschlands Chemie auf dem Weltmarkt.

er außerordentlich starke Anstieg der W elt­

handelsumsätze im Jahre 1937, in dem gegen­

über dem Vorjahr eine wertmäßige Steigerung um 24% und eine volummäßige Steigerung um 11% ein­

getreten war, ist 1938 von einem empfindlichen Rückschlag abgelöst worden. Im Jahre 1937 war das Welthandelsvolumen — trotz der Selbstversor­

gungsbestrebungen und der Mobilisierung aller bin- nenwirtschaftlichen Kräfte in vielen Staaten — erstmalig noch stärker angestiegen als die in­

dustrielle Produktion, was zum großen Teil auf spe­

kulative Voreindeckungen und übertriebene B e­

darfseinschätzungen, insbesondere in Lebensmitteln und Rohstoffen, zurückzuführen war. Schon im Jahre 1937 begannen — zunächst vereinzelt — die Rohstoffpreise zu sinken, eine Entwicklung, die 1938 das ganze Jahr über angehalten hat. Dadurch erklärt sich auch, daß der Umsatzwert des zw i­

schenstaatlichen Güteraustauschs mit — 12,6% ge­

genüber 1937 weiter abgesunken ist als das Um­

satzvolumen, das um 8,2% zurückging. Im einzel­

nen entwickelte sich der Welthandel in den letzten Jahren im Vergleich zu 1929 wie folgt:

A u ß e n h an d e lsu m sa tz von 93 L än d ern .

W erte Volum e n l)

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£ 1929 u ~ u

> & > Preis 1929

1929 . . . . 284,1 100 284,1 100 100

1934 . . . . 95,8 33,7 221,5 78,0 43,2

1935 . . . . 97,1 34,2 + 1,4 231,6 81,5 + 4,6 41,9

1936 . . . . 105,6 37,2 4* 8,8 242,1 85,2 + 4,5 43,6

1937 . . . . 130,8 46,0 4- 23,9 269,6 94,9 + 11,4 48.5

1937=) . . . 130,4 46,1 268,8 95,0

19382)3) .

.

114,0 40,3 — 12,6 246,7 87,2 — 8,2 46,2

>) W e rte auf d e r P re is b a sis von 1929. — 2) O hne den Handels- v e rk e h r zw isch en d em D eu tsc h e n R eich und O e ste rre ic h . — 3) V o r­

läufige A ngaben.

B esonders b etroffen von dem allgem einen A bsinken d er W elthandelsum sätze w urden die ü b erseeischen Roh­

stoff- und A grarländer, bei denen gegenüber 1937 R ück­

gänge bis zu 40% zu verzeichnen sind. A ber auch die sogenannten „Industrieländer" haben sta rk e R ückschläge erlitten, b esonders Ja p an , Belgien, F rankreich, G roß­

britannien und die N iederlande. W eit b e s se r schneiden

D eutschland und Italien ab, w obei jedoch zu b erü c k ­

sichtigen ist, daß Italien seine E infuhr um fast ein Fünf-

(5)

15. Juli 1939 DIE CHEMISCHE INDUSTRIE N r. 28 - 621

tel gedrosselt hat, w ährend D eutschland seine Einfuhr gegenüber dem V orjahr noch g esteigert hat.

Im laufenden J a h r h aben sich die allgem eine U nruhe und die A ufrüstungsbestrebungen noch vergrößert. K urz­

fristige G eschäfte haben zugenommen, w odurch sich in einzelnen T eilen d e r W irtsch aft die A k tiv itä t verm ehrt.

Dies führt auch im A ußenhandel zu gewissen B elebungs­

erscheinungen. Zu ein er tiefgreifenden Belebung der W eltw irtschaft und des zw ischenstaatlichen G ü tera u s­

tausches sind jedoch bisher noch keine V oraussetzungen gegeben.

Der W e lth a n d e l m it C h e m iee rze u g n issen hat in den letzten zehn Jahren durch die Entwicklung und Ausarbeitung immer neuer Produkte einen w esent­

lichen Auftrieb erfahren, durch den teilw eise die Verluste ausgeglichen werden konnten, die durch den Ausbau der chemischen Industrie in vielen Län­

dern entstanden. In jedem wirtschaftlich bedeuten­

den Land ist die Frage nach der Eigenversorgung mit chemischen Erzeugnissen aufgetaucht und — häufig mit dem Hinweis auf die wehrwirtschaftliche Bedeutung — eine chemische Industrie ins Leben gerufen worden, obgleich die industriellen Verbrau­

cher von Chemikalien durch die überhöhten Preise der einheimischen Erzeugnisse in vielen Fällen übermäßig belastet wurden. Selbstverständlich hat sich die allgemeine Schrumpfung des W elthandels auch auf chemischem Gebiet ausgewirkt. Im Jahre 1938 ist die Weltchemieausfuhr um rund 12% zu­

rückgegangen.

C h em ieau sfu h r d e r W elt (in M ill.

Xil)t

1929 19385)

% 1934 1936 1937 %

D eutschland . . . 1 686,2 23,4 745,7 786,9 889,1 749,4-*) 24,4 G ro ß b ritan n ien . . 1 058,8 14,7 448,1 456,4 533,6 478,5 15,6 V cr. S ta a te n . . . 1 197,1 16,6 373,1 426,9 527,1 452,4 14,7 F ran k reic h . . . . 670,5 9,3 341,5 290,1 281,1 252,2 8,1 Italien ... 300,6 4,2 134,7 110,0 150,0 148.4 4,8 Belgien ... 240,2 3,3 125,0 119,7 144,5 137,2 4,5 Schw eiz ... 189,5 2,6 125,9 126,9 130,9 132,3 4,3 N ied erlan d e . . . 230,4 3,2 115,4 109,4 137,5 121,4 4,0 Jap a n ... 108,9 1,5 83,2 101,6 142,5 112,1 3,7 C an ad a1) ... 284,2 4,0 90,3 111,2 126,6 110,0 3,6 Chile ... 536,5 7,4 77,6 81,4 99,0 85,0 2,8

N orw egen . . . . 104,8 1,5 56,7 64,6 71,3 65,0 2,1

Schw eden . . . . 123,4 1,7 38,2 47,0 59,2 52,0 1,7

T sch ech o -S lo w ak .2) 89,4 1,2 34,8 93,2 43,9 35,4 1,2

A rg entinien . . . 77,9 1,1 42,3 41,7 46,1 31,0 1,0

O e ste rreic h . . . 75,5 1,0 29,8 27,7 28,4 23.7 0,8

Sow jet-U nion . . 68,2*) 1,0 34,9 21,7 21,6 20,0 0,6

Polen ... 50,2 0,7 21,3 16,2 21,8 18,8 0,6

Ju g o slaw ien . . . 29,8 0,4 9,0 10,1 11,8 14,2 0,5

U n g a r n ... 12,0 0,2 7,4 11,1 12,1 10,4 0,3

D änem ark . . . . 19,1 0,3 9,4 9,9 12,5 10,3 0,3

Spanien3) . . . . 44,9 0,6 12,1 11,0 10,0 7,0 0,2

Sonstige L ä n d e r . 5,4 0,1 6,6 9,1 6,4_____ 7,0___0,2

W eltau siu h r . . . 7 203,5 100 2 963,0 3 029,8 3 507,0 3 073,7 100

’ ) F isk a lja h re . — 2) U m faßt 1938 n u r J a n u a r bis A u g u st. — 3) A b 1936 Z ahlen g e sc h ä tz t. — ■*) O hne W a re n v e rk e h r n ach O e ste r­

reich. — 5) V orläufige, te ilw e ise g e sc h ä tz te Z ahlen.

D er W e rt der deutschen Chem ieausfuhr kon n te seit seinem T iefstand im J a h re 1934 (746 Mill. 31 W) bis zum Ja h re 1937 w ieder auf 889 Mill. 31)1 erh ö h t w erden. In ­ folge der allgem einen W irtschaftsdepression ist im le tz ­ ten J a h r dann w ieder ein R ückgang auf 749 Mill. 3i)i

(ohne A usfuhr nach O esterreich) eingetreten. L äßt man die A usfuhr nach d er O stm ark mit 22 Mill. 31)1 un­

berücksichtigt, so zeigt der C hem ieexport 1938 gegen­

über dem V orjahr einen R ückgang um 14%.

Innerhalb der deutschen G esam tausfuhr nimm t die Ausfuhr von C hem ieerzeugnissen eine w ichtige Stellung ein. Im D urchschnitt d er letzten Ja h re entfielen rund 16% auf chem ische P ro d u k te. 1937 und 1938 w urde d ie­

ser A nteil u n te rsc h ritte n , einm al w eil bestim m te c h e­

misch h erg estellte Rohstoffe im Inlande benötigt w u r­

den, und zum anderen, weil sich der K onflikt in O st­

asien auf dem C hem iegebiet stä rk e r ausw irkte als in anderen Zweigen d e r d eutschen W irtschaft.

Den H au p tteil der deutschen Chem ieausfuhr n ah ­ men mit rund zwei D ritteln die L änder des europäischen K ontinents auf. Sie bezogen W aren im W erte von 485,4 Mill. m gegen 536,1 Mill. 3M 1937. Die Bezüge Am erikas m achen etw a 18,5% aus, von denen allein 13% auf Süd- und M ittelam erika entfallen. 12% gingen

nach A sien gegen 17% im Ja h re zuvor. A frika nahm rund 4% und A ustralien nur rund 1% der deutschen Chem ieausfuhr auf. Bei ein er B etrachtung der E n tw ick ­ lung des C hem iew elthandels sind in steigendem M aße die gesam tw irtschaftlichen und politischen Beziehungen zw ischen den einzelnen L ändergruppen zu beachten, wie sie in den le tzten Ja h re n imm er stä rk e r in Erscheinung g etre ten sind.

D e r südosteurop äisch e R a u m .

Daß der südosteuropäische Raum das natürliche A b ­ satzgebiet für deutsche E rzeugnisse ist, w ird auch von D eutschlands G egnern th eoretisch anerk an n t. D eutsch­

lands ak tiv er E insatz auf den B alkanm ärkten hat von J a h r zu Ja h r zu einer V erbesserung der H andelsbezie­

hungen zu diesen L ändern geführt und eine S teigerung der deutschen A usfuhr dorthin bew irken können. Die gleiche Entw icklung ist bei den Chem ieerzeugnissen zu beobachten. D er p rozentuale A nteil D eutschlands an der V ersorgung der S üdostländer mit chem ischen E r­

zeugnissen w eist seit 1929 überall erhebliche E rhöhungen auf, die am stä rk s te n bei d er T ürkei m it 53% im Ja h re 1937 gegen 22% 1929 sind. Im ganzen h a t sich d er A n­

teil der B alkanländer an der deutschen Chem ieausfuhr gegenüber 1929 überall m ehr als verdoppelt. W ie sich die Entw icklung im einzelnen g estaltete , geht aus d er nachfolgenden T abelle hervor:

D eu tsch e C h em ieausfuhr

1929 1934 1937 1938

M ill. M % M ill. m %

B ulgarien ... 4,4 0,3 4,1 8,6 8,3 1,1 J u g o s l a w i e n ... 15,4 0,9 7,7 17,9 16,8 2,2 R u m ä n i e n ... 17,8 1,1 17,0 25,3 23,0 3,1 U ngarn ... 22,6 1,3 11,2 25,7 26,6 3,5 G riech en lan d ... 9,5 0,6 4,6 14,2 13,9 1,9 T ü rk e i ... — — — 12,2 14,2 1,9 D e u tsc h e r A n teil an d e r C hem ieeinfuhr

1929 1934 1936 1937

% % % %

B ulgarien ... 55,0 59,9 73,6 — Ju g o slaw ien ... 40,0 35,2 47,4 49,8 R um änien . ... —■ 35,7 57,7 51,6 Ungarn . ... 39,7 36,4 46,7 47,0 G riech en lan d ... 27,5 23,5 33,8 37,9 T ü rk e i ... 22,2 36,2 49,7 52,9

Von seiten der W estm ächte bestehen sta rk e B e stre­

bungen, den deutschen V orsprung auf den B alkanm ärk­

ten w ieder w ettzum achen. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Frage des in säm tlichen südosteuropäischen L ändern investierten englischen und französischen K api­

tals, das zum Kampf gegen die deutschen Bemühungen eingesetzt wird. Nach einer französischen Schätzung entfallen von der gesam ten A uslandsverschuldung Bul­

gariens, Jugoslaw iens, Rum äniens, Ungarns, G riechen­

lands und der T ürkei in Höhe von 82,6 Mrd. Fr. 25 Mrd.

Fr. oder 30% auf F rankreich als G läubiger. Die eng­

lischen A bsichten auf dem Balkan drücken sich vor allem in Plänen zur Steigerung der britischen A usfuhr­

kredite, Investitionen und zum A usbau der englischen technischen D ienste aus. W eiter sind industrielle G e­

m einschaftsgründungen zwischen englischen G ruppen und den betreffenden L ändern in A ussicht genommen.

Von belgischer Seite ist die Bildung einer in tern atio n a­

len W irtschaftszentrale d er W estm ächte mit dem Sitz in Brüssel vorgeschlagen worden, der auch andere L än­

der b eitrete n können und die sich insbesondere bei A us­

schreibungen, G esellschaftsgründungen, bei der M a rk t­

organisation usw. betätigen soll.

Ita lie n , Spanien.

Im abgelaufenen Ja h r h at Italien, wie schon e r ­ w ähnt, seine Einfuhr außerordentlich gedrosselt. D eutsch­

land w urde davon verhältnism äßig am w enigsten b e tro f­

fen. Die Bezüge aus dem deutschen W irtschaftsraum sind zw ar von 3,1 Mrd. Lire auf 2,9 Mrd. Lire zurück­

gegangen, doch stieg gleichzeitig d er deutsche A nteil an der italienischen Einfuhr von 23 auf 27%. D eutschland h at dagegen italienische W aren im W erte von 1,9 (1,7) Mrd. Lire aufgenommen und dam it seinen A nteil von 23 auf 25% erhöht. D er italienische H andelsm inister h a t kürzlich in einer Rede die N otw endigkeit einer engeren w irtschaftlichen Zusam m enarbeit mit D eutschland b e ­

tont. Die deutsche Chem ieausfuhr nach Italien erreichte

1938 rund 33,5 Mill. 3iä gegen 40,1 Mill. 31)1 1937 und

(6)

622 - N r . 28 DIE CH EM ISC H E IN D U S TR IE 15. J u li 1939

61,7 Mill. M l 1929. D er p ro zen tu ale A nteil Italiens an d er deutschen G esam tchem ieausfuhr h a t sich im v ergan­

genen J a h r m it 4,5% gegenüber dem V orjahr nich t v e r ­ än d e rt; 1929 h a tte 'er dagegen n ur 3,7% ausgem acht.

D er deutsche A nteil an d er V ersorgung Italiens m it au s­

ländischen chem ischen Erzeugnissen betrug 1936, dem le tz te n Ja h r, für das Zahlen vorliegen, ru n d 54%,

V or A usbruch d es B ürgerkrieges stand D eutschland im H an d elsv erk eh r m it Spanien sowohl als L ieferan t wie auch als A bnehm er an zw eiter S telle. D urch die k rieg e­

rischen Ereignisse sind naturgem äß R ückschläge im A ußenhandel eingetreten, die jedoch zum großen Teil je tz t schon w ieder aufgeholt sind. Das von F ranco ge­

p la n te große w irtschaftliche W iederaufbauprogram m w ird auch zu einer sta rk e n A usw eitung des H andels mit D eutschland führen. Chem ische E rzeugnisse nehm en h in te r M aschinen und F ahrzeugen den zw eiten P latz in der E infuhr aus D eutschland ein. 1938 w urden für 20,9 Mill. M l Chem ieerzeugnisse bezogen gegen 18 Mill. M l 1937, 25,6 Mill. M t 1934 u n d 42,5 Mill. M t 1929. In P ro ­ zen t d er deutschen G esam tchem ieausfuhr sind die Zah­

len entsp rech en d : 2,8 bzw. 2, 3,4 un d 2,5%.

N o rd is c h e L ä n d e r und R a n d s ta a te n .

D er A nteil d er nordischen L änder und d er R an d ­ sta a te n an der deutschen C hem ieausfuhr ist durchw eg im S teigen begriffen. Bei allen sieben L ändern zusam ­ mengenom m en e rre ic h te er 1938 14,2% gegen 9,6% im J a h re 1929. Die Entw icklung der deutschen C hem ieaus­

fuhr nach diesen L ändern sow ie die b e d e u te n d e Rolle, die D eutschland bei ihrer V ersorgung m it C hem ieerzeug­

nissen spielt, geht aus d e r nachfolgenden A ufstellung h erv o r:

D eu tsch e C h em ieau sfu h r

1929 1934 1937 1938

M ili.

xn %

M il!

-.m %

D ä n e m a r k ... 57,2 3,4 20,7 25,3 28,9 3,9 F in n lan d ... 15,3 0,9 8,3 11,8 11,3 1,5 S ch w ed en ... 49,0 2,9 37,7 37,7 37,5 5,0 N o r w e g e n ...23,0 1,4 13,0 13,7 13,7 1,8 E stla n d ... 2,6 0,2 1,6 3,4 4,0 0,5 L e t t l a n d ... 7.6 0,5 4,3 6,5 7,6 1,0 L itau en ... 5,5 0,3 2,3 2,7 3,4 0,5 D e u tsc h e r A n teil an d e r C hem ieeinfuhr

1929 1934 1936 1937

% % % %

D än em ark ...42,7 40,6 44,8 42,0 Fin n lan d ... 38,2 34,5 30,3 28,8 S chw eden ... 45,1 47,5 34,3 — N orw egen ... —• — — ■— E s t l a n d ... 31,4 34,1 42,2 42,1 L e ttla n d ... 48,7 42,5 63,0 55,0 L i t a u e n ... 46,0 41,5 15,2 29,9

D ie W e s tm ä c h te .

Die französische Einfuhr aus G roßdeutschland ist Im vergangenen J a h r um rund 200 Mill. F r. zurückgegan-

£en, w ährend die deutschen Bezüge aus F ran k reich ge­

stiegen sind. Von Ja n u a r bis Mai 1939 b eträ g t die.

Schrumpfung gegenüber dem V orjahr sogar rund 300 Mill. F r. Die G ründe liegen zum Teil darin, daß der niedrige französische P reisstan d den A bsatz von F ertig ­ w aren erschw erte, zum Teil sind sie jedoch politischer N atur, Die Chem ieeinfuhr aus D eutschland ist 1938 um ru n d 1 Mill. M l zurückgegangen.

D er deutsch-englische W arenaustausch w ies eb en ­ falls einen Rückgang auf. Die englische Einfuhr aus D eutschland erreich te 1938 nur noch 351’ Mill. M l gegen 432 Mill. M t im Ja h re zuvor, die A usfuhr nach D eutsch­

la n d sank gleichzeitig von 309 auf 283 Mill. M k Auf dem G ebiete d er chem ischen Industrie sind die Bezüge ebenfalls überall zurückgegangen, obgleich d er prozen­

tu a le A nteil an der deutschen Chemieausfuhr, ebenso w ie auch bei Frankreich, eine kleine Zunahme e r ­ fahren hat.

Die nachstehende T abelle gibt im einzelnen A uf­

schluß über die Entw icklung der deutschen C hem ieaus­

fuhr nach den fünf W estm ächten:

D e u tsch e C hem ieausfuhr

1929 1934 1937 1938

M m , m i % M ill. M l %

F ra n k re ic h ... . . 85,7 5,1 24,6 21,9 20,9 2,8 G ro ß b ritan n ien . . . . . 116,6 6,9 59,7 59,1 51,2 6,8

Schw eiz ... 4,7 41,5 35,2 32,1 4,3

N i e d e r l a n d e ... . . 137,7 8,2 46,8 43,2 42,2 5,6

B elg ien -L u x em b u rg . . 61,2 3,6 29,3 27,2 22,2 3,0

D e u tsc h e r A n te il an d e r C hem ieeinfuhr

1929 1934 1936 1937

% % % %

F ra n k re ic h . . . 30,0 26,0 19,0

20,0 19,0 18,4

44,4 44,7 40,3

38,9 35,0 32,0

B elg ien -L u x em b u rg . . . . . . 26,2 28,5 26,7 25,6 N o r d a m e r ik a .

D er W a ren v erk eh r G roßdeutschlands (ohne T schecho­

slow akei) m it N ordam erika w ies schon 1938 eine w e ­ sentliche Schrum pfung auf. G egenüber 1937 sanken die B ezüge d e r USA. aus D eutschland um rund 32 Mill. §, die A usfuhr nach D eutschland ging von 129 auf 108 Mill. $ zurück. Diese ungünstige Entw icklung h a t sich im laufenden Ja h r, insbesondere durch die sogenannten

„A usgleichszölle" für deutsche W aren, in v erstä rk tem M aße fortgesetzt. Ein w esen tlich er Rückgang ist auch in d er deutschen C hem ieausfuhr zu bem erken. Ihr W e rt erreic h te nu r noch 36,8 Mill, M l gegenüber 45,9 Mill, 1937 und 185,5 Mill, M l 1929, w as einer prozentualen V erringerung des A nteils an d e r ' deutschen G esam t­

chem ieausfuhr von 11% 1929 auf 5,2%. 1937 und 4,9%

1938 entspricht, 1936 w ar D eutschland mit 18% an der am erikanischen C hem ieeinfuhr beteiligt. Bei C añada lie­

gen die V erhältnisse ähnlich. Im J a h re 1938 w urden für 4,8 Mill, M i C hem ieerzeugnisse aus D eutschland ein­

geführt gegen 6,0 Mill, M l 1937 und 14,4 Mill. M l 1929.

D er p ro zen tu ale A nteil sank auf 0,6% gegen 0,7% 1937 und 0,9% im J a h re 1929, Die d eutschen L ieferungen bei der canadischen C hem ieeinfuhr ste llten sich 1937 auf

S üd- und M itt e la m e r ik a .

Ebenso wie S ü dosteuropa gew innt Ibero-A m erika imm er größere B edeutung für den d eu tsch e n A ußen­

handel. E benso w ie -dort ist a b e r auch h ier ein scharfer W e ttlau f im G ange, Die V ereinigten S ta a te n versuchen mit allen M itteln, die süd- und m ittelam erikanischen L än d er w irtschaftlich und politisch ins S chlep p tau zu nehm en. Ein M ittel d e r am erikanischen H andelspolitik ist die intensive kap italistisch e D urchdringung dieser L än d er m it am erikanischem K apital, und zw ar auf dem W ege d e r öffentlichen und p riv aten A nleihen und In ­ v estierungskredite. Die U S A ,-A usfuhrbank ist an der Lage, M illiardenbeträge jjrivaten B a n k k re d its nach S üd­

am erika zu vergeben.

Die handelspolitischen A ktionen d er V ereinigten S taa ten k o n zen trieren sich im A ugenblick ganz beson­

ders sta rk auf A rgentinien und B rasilien, M it Hilfe der K red itm ittel sollen die b etreffen d en L än d e r solche In ­ dustriezw eige auf- bzw. ausbauen, d ere n Erzeugnisse ohne Schädigung d er am erikanischen P ro d u k tio n sin te r­

essen in den V ereinigten S ta a te n ab g esetzt w erden k ö n ­ nen. Im Zusam m enhang m it diesen P länen will d e r N a­

tional R esearch Council eine R eihe fü h ren d er In d u strie­

chem iker und Ingenieure nach L atein am erik a entsenden, die die M öglichkeiten n eu e r In vestitionen in d er R o h ­ stoff- und L andw irtschaft, die sich bei A nw endung m o­

dern e r te chnischer V erfahren der am erikanischen In ­ dustrie ergeben, untersuchen sollen. Es w ird immer w ieder b etont, daß g erade die große finanzielle E n t­

wicklung d er R ohstoffw irtschaft in den süd- und m ittel- am erikanischen L ändern sow ie d e r A bbau d e r Zoll­

sch ran k en als vordringlichste M aßnahm en anzusehen sind, um eine gute w irtschaftliche Z usam m enarbeit zw i­

schen diesen L än d ern und den V ereinigten S ta a te n zu erzielen.

T ro tz aller dieser Bem ühungen haben sich die süd- und m ittelam erikanischen L än d er — auch für die deutsche chem ische In d u strie — in den le tzten Ja h re n zu einem seh r guten A b satzg eb iet entw ickelt. D er A n­

te il dieser L änder an der deutschen C hem ieausfuhr hat sich mit 13% 1938 gegenüber 6,8% 1929 fast verdoppeln können. Die nachfolgende T ab elle gibt n u r die Bewegung in den w ichtigsten L än d ern w ieder, die jedoch den V er­

hältnissen in den übrigen L ändern zum eist en tsp rich t:

D e u tsc h e C h em ieau sfu h r

1929 1934 1937 1938

M ill. M l % M il!. M t %

. 15,0 0,9 10,4 16,5 12,7 1.7

A rg en tin ien ... . 35,7 2,1 16,0 21,4 18,7 2,5 B rasilien ... . 25,0 1,5 18,6 29,7 24,8 3,3 C hile ... . 11,4 0,7 4,2 10,5 8,6 1,2

Colum bien ... . 5,3 0,3 4,6 9,6 9,1 1,2

S üd- u. m ittelam erik an .

L an d er, insgesam t . . . 115,0 6,8 67,4 115,4 97,3 13,0

(7)

15. Juli 1939 DIE CHEMISCHE INDUSTRIE N r. 28 — 623

O s ta s ie n .

D er A ußenhandel D eutschlands mit J a p a n h a t sich im le tzten J a h r d urch die japanischen A u ta rk ie b e stre ­ bungen u n d die dam it v erbundene ungew öhnlich sta rk e E infuhrdrosselung ungünstig g estaltet. Bei chem ischen Erzeugnissen ist beispielsw eise eine V erringerung des japanischen A nteils an d er deutschen A usfuhr von 4%

1937 auf 1,4% 1938 ein g etreten . D er neue japanische D reijahresplan, d er die Bildung eines großen Blocks der ostasiatischen M ächte u n te r Führung Ja p a n s u n d eine einheitliche W irtsch aftsp o litik in allen Y enblockländern vorsieht, verfolgt ganz k la r das Ziel eines w eiteren A us­

baus d e r industriellen P roduktion, einer F örderung d er A usfuhr um jeden P reis und einer imm er stä rk e re n B e­

schränkung d e r E infuhr (vgl. S, 473 ff.), so daß mit einem A nhalten d ie ser A ußenhandelsentw icklung und ihrer A usdehnung auch auf China gerech n et w erden kann.

B ereits im J a h re 1938 ist J a p a n an die e rste S telle in der chinesischen E infuhr gerückt. D eutschland, dessen A nteil von 146,4 Mill. $ 1937 auf 112,9 Mill. $ im le tzten J a h r zurückging, nahm h in te r den V ereinigten S taa ten den d ritte n P latz ein. D er R ückgang d e r deutschen L ie­

ferungen ist ausschließlich auf den japanisch-chinesischen Konflikt zurückzuführen. Bei chem ischen und p h arm a­

zeutischen Erzeugnissen, F a rb e n und F arb w a re n h a tte D eutschland tro tz des Rückgangs des p rozentualen A n­

teils w eiterh in die führende Stellung inne. Die gesam te Chem ieeinfuhr Chinas aus D eutschland ist allerdings von 35,1 Mill. M l 1937 auf 19,2 Mill. M l 1938 abgesunken.

Im einzelnen zeigte die deutsche C hem ieausfuhr nach den ostasiatisch en L än d ern sowie nach B ritisch und N ie­

derländisch Indien folgendes Bild;

D e u tsc h e C hem ieausfuhr

1929 1934 1937 1938

M ill. Jtll % M ill. m . %

B ritisc h I n d i e n ... 47,7 2,8 33,3 40,7 27,7 3,7 N ied erl. In d ien . . . 29,2 1,7 11,9 14,8 12,0 1,6

C h in a ') ...— — —• 35,1 19,2 2,6

J a p a n ... 93,0 5,5 26,9 35,2 10,8 1,4 D e u tsc h e r A n teil an d e r C hem iceinfuhr

1929 1934 1936 1937

% % % %

B ritisch I n d i e n ... 18,0**) 22,5**) 23,6**) — N ied erl. I n d i e n ... 20,0 28,3 33,3 28,0 C h i n a * ) ... 22,0 — 35,8 35,8 J a p a n ... 32,1 33,4 33,1 —

*) Bis e in sch ließ lich 1934 m it M an d sch u k u o und H ongkong z u ­ sam m en ausg ew iesen .

**) F is k a lja h re .

A f r ik a

und

A u s tra lie n .

Auf dem afrikanischen K ontinent sind für die deutsche Chem ieausfuhr n u r A egypten u n d die S ü d ­ afrikanische U nion von g rö ß erer B edeutung, D er A nteil A egyptens an d er d eutschen Chem ieausfuhr h a t sich 1938 m it 1,9% gegen 1% 1929 fast v erdoppelt. Es w ur­

den 1938 für 14,1 Mill. M l C hem ieerzeugnisse bezogen gegen 12,4 Mill. M l 1937 und 16,6 Mill. M l 1929. A ehn- lich sind die V erhältnisse in d er S üdafrikanischen Union, deren A nteil von 0,4%. 1929 auf 0,9% 1938 stieg. H ier erreich te die Chem ieeinfuhr aus D eutschland 1938 6,7 Mill. M l gegen 6,4 Mill. 1937 u n d 5,6 Mill. 1929. Nach A u stralien w urden e n tsp re ch e n d C hem ieerzeugnisse für 6,8, 7,3 und 12 Mill. M l geliefert. D er prozentuale A n ­ teil stieg von 0,7% 1929 auf 0,8% 1937 und 0,9%. im v e r ­

gangenen Ja h r,

(4236)

Aus dem Verwaltungsbericht der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie für das Jahr 1938.1)

D as an politischem Geschehen so reiche Jahr 1938 hat auch der Berufsgenossenschaft der chemischen Industrie durch die Einführung der So­

zialversicherung in der Ostmark und dem Sudeten­

gau ein erweitertes Betätigungsfeld zugewiesen.

Schon im Altreich war die Leistungsfähigkeit der chemischen Industrie im Berichtsjahr durch ihre starke Einbeziehung in den Vierjahresplan und ihren bedeutenden A nteil an den Aufgaben zur Wehrhaftmachung unseres Volkes aufs äußerste gesteigert worden. Das erforderte naturgemäß auch einen stärkeren Einsatz an Arbeitsleistung bei der Berufsgenossenschaft, insbesondere auf dem Ge­

biete der Unfallverhütung. Es ist nicht zum gerin­

gen Teil der Tätigkeit der Berufsgenossenschaft auf diesem G ebiete zu verdanken, daß die chemische Industrie von großen Katastrophen verschont blieb.

Das deutsche Sozialversicherungsrecht konnte im Jahre 1938 in den der Heimat wiedergewonne­

nen Gebieten noch keine volle Anwendung finden.

Für die chemische Industrie können wir infolge­

dessen im nachfolgenden nur Zahlenbilder von der Entwicklung im Altreich geben. Sie führen einen erneuten Aufstieg vor Augen, der um so beacht­

licher ist, wenn man berücksichtigt, daß für lange Zeit des Jahres nicht geringe Teile des Wirtschafts­

körpers der chemischen Industrie durch die großen politischen Aufgaben und durch die W estbefesti­

gungen gebunden waren.

Die Zahl d er zur B erufsgenossenschait der ch e­

mischen In d u strie gehörenden B e trieb e stieg von 16 790 im J a h re 1937 auf 17 055, das ist eine Zunahm e von 1,6%. In diesen B etrieb en w urden 528 851 A rb e ite r und B etriebsangestellte (V ollarbeiter A*) beschäftigt gegen­

über 483 339 im J a h re 1937, das ist eine S teigerung d er V ollarbeiterzahl A um 9,4%.

N eben diesen A rb e ite rn und B e triebsangestellten w aren auf G rund des § 539 b d er R eichsversicherungs­

ordnung (RVO.) noch pflich tv ersich ert 64 332 kaufm än­

nische A ngestellte (V ollarbeiter B**) gegenüber 59 500

*) B eric h t fü r 1937 vg l. „C hera. In d . N “ 1938, S. 614.

im Vorjahre, das ist eine Zunahme von 8,1%, Durch die Ausdehnung der Versicherung auf Schulungseinrichtun­

gen (§ 537 Abs. 1 Nr. 13 RVO.) wurden weitere 2161 Schüler und Lehrer in den Schutz der Unfallversiche­

rung einbezogen. Außer diesen Pflichtversicherten wa­

ren freiwillig versichert auf Grund des § 50 der Satzung 980 'Betriebsunternehmer, auf Grund des § 51 der Satzung 128 Büroangestellte.

Die Zahl aller v ersich erten P ersonen setzt sich dem­

nach wie folgt zusammen:

1. A rb e ite r u n d B e trie b sa n g e ste llte . . . . ... . 528 851 2. n ach § 539 b RV O. v e rs ic h e rte kau fm än n isch e A n g e ste llte , 64 332 3. n ach § 537 A b s. 1 N r. 13 RVO. v e rs ic h e rte S c h ü le r a n d

L e h re r ... ... 2 161 4. freiw illig V e rsich e rte n ach §§ 50 und 51 d e r S atzung . . . 1 108 s o m it In s g e s a m t 596 452

das ist gegenüber dem V orjahre eine Zunahm e um 9,7%.

*) V o lla rb e ite r A = A rb e ite r und B e trie b sa n g e ste llte (tech n . T eil).

**) V o lla rb e ite r B — re in k aufm ännische A n g e ste llte (kaufm . T eil).

Zu b e m e rk e n is t h ie rb e i, daß d e r B egriff des „ V o lla rb e ite rs “ ein th e o re tis c h e r is t. U n te r d e r Zahl d e r V o lla rb e ite r v e rs te h t man die Zahl d e r A rb e its ta g e, g e te ilt du rch 300.

U e b e rs ic h t 1: Z a h l d e r V o lla r b e ite r .

S ektion

Z a h l d e r . V olla rb eiter

- A - +

Zu- bzw . A bnahm e gegen d as J a h r 1937

S ektion

Zahl d e r V olla rb eiter - B _ + +

Z u- bzw . A b n ah m e gegen das J a i r 1937

I 63 341 + 9 .8 % I 10 120 + 17,5%

I I 25 582 + 6,8% I I 3 732 - 0.6%

I I I 72 798 + 9.1% I I I 8 933 + 1.8%

IV 106 801 + 10. 1% IV 13214 + 12.4%

V 119613 + 11,5% V 9 679 + 10,8%

V I 57 284 + 7 ,5 % V I 6 107 + 0,2%

V I I 5 0 6 1 9 + 7 ,3 % V I I 8 7 1 0 + 6 .3 %

V I I I 32 813 + 8 ,5 % V I I I 3 787 - + 7 ,4 %

Z u s .t 528 851 + 9 ,4 % ZeLS.T 64 332 + 8,1%

Die Summe der Löhne und G eh älter aller v ersic h er­

ten P ersonen stieg von 1219,3 Mill. M l auf 1382,9 Mill.

M l, das ist um 13,4%. H ierbei ist zu beachten, daß die Jahreseinkom m en der freiwillig v ersich erten U n ter­

nehm er ü b erh au p t nicht, die der übrigen V ersicherten

dagegen n u r bis zu einem B etrage von 15 000 M l b e ­

rücksichtigt w orden sind.

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