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Deutsche wissenschaftliche Zeitschrift für Polen, 1929, H. 16.

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Deutfche

WifTenfchaftliche Zeitfchrift

für Polen.

Neue Folge der Zeitfchriften der Hiftorirchen Gefellfchaft für Pofen und des Deutfchen Naturwiffenfchaftlichen Vereins und der Poly- technifchen Gefellfchaft zu Pofen, zugleich Veröffentlichung der Deutfchen Gefellfchaft für Kunlt und WifTenfchaft in Bromberg und

des Coppernicus-Vereins für WifTenfchaft und Kunlt in Thorn.

Begründet von Dr. H e r m a n n R a u s c h n in g

Herausgegeben von

Dr. Alfred Lattermann.

Heft 16.

P o fen 19 2 9 .

Im Verlag der Hiftorifchen Gefellfchaft für Pofen, Poznafi, ul. Zwierzyniecka 1.

Auslieferung für Deutfchland: Verlag «Das junge Volk», Plauen i.V.

(2)

H e ft 2, 3 u n d 5: Prof. Dr. Hermann Schütze: D a s P o sen er L an d . (N ur n och als S on d erdruck: P reis 15 zl, im A u slan d 7,50 M.).

H e ft 6: Dr. Kurt Lück: D er B au er im p o ln isc h e n R o m a n des 19. Jah rh u n d erts; D. Theodor Wotschke: Joh. T h eob ald B la siu s, ein L issaer R ek to r des 16. J a h r h .; Walter Kuhn:

D er B a u e r n tu m u lt a u f d en T esch en er K a m m erg ü tern im Jah re 1736; Dr. Alfred Lattermann: Ü b e r sic h t der p o ln isch en V erö ffen tlich u n g en .

H e ft 7: Dr. Ilse Rhode: D a s N a tio n a litä te n v e r h ä ltn is in W e st­

p reu ß en und P osen zur Z eit der p o ln isch en T eilu n g en ;

LiC. W. Bickerich: Joh. M etzig, ein d eu tsch er Id e a lis t im P o sen er L ande.

H e ft 8: Prof. Dr. Jos. Strzygowski: D ie H o lzk irch en in der U m ­ g eb u n g v o n B ie litz -B ia la . (A uch als Sonderdruck, P reis 6 zl, im A u slan d 3 M .); D. Theod. Wotschke: A us den B e r ic h te n ein es W arsch au er G esan d ten .

H e ft 9: Naturwissenschaftliches Sonderheft zu m 90 jäh rigen B e ste h e n d es D e u tsc h e n N a tu r w isse n sc h a ftlic h e n V ereins zu P osen .

H e ft 10: Dr. Walter Maas: D ie E n tste h u n g der P osen er K u ltu r ­ la n d sch a ft. B e itr ä g e zur S ied lu n gsgeograp h ie.

H e ft 11 : Prof. Dr. Manfred Laubert: S tu d ien zur G esch ich te der P ro v in z P o sen in der ersten H ä lfte d es 19. Jah rh u n d erts.

2. B a n d .

H e ft 12: Ing. Walter Kuhn: D ie in n ere E n tw ic k lu n g v o n B ie litz im M ittela lter; D. Th. Wotschke: D ie M itarb eiter an d en A c ta h is to r ic o -e c c le sia stic a in P o len ; Hugo Sommer

D ie S ta d t P o sen als p reu ß isch er T ru p p en sta n d o rt v o n 1 8 1 5 - 1 9 1 8 .

H e ft 13: Dt* Walter Maas: B e zieh u n g en zw isch en ä lte ste r B e ­ sied lu n g , P fla n zen v er b r eitu n g u nd B ö d en in O std e u tsc h ­ la n d u n d P o le n ; Dr. Franz Doubek: E in d eu tsch es S p rach ­ d en k m a l aus der G egend v o n L a h c u t; Hugo Sommer:

D ie F e stu n g P o sen und ih re p reu ß isch en K o m m a n d a n ten . H e ft 14: Dr. Albrecht Schubert: D ie E n tw ic k lu n g der P osen er

L a n d w ir tsc h a ft s e it 1919.

H e ft 15.: Pfr. Reinhold Heuer: D ie a ltstä d tisc h e e v a n g e lisc h e K irch e in T horn; D. Th. Wotschke: H ilferu fe n a ch der S ch w eiz (als S onderdruck 4 zl, b ez. 2 M .); Hugo Sommer:

K a m m erd ep a rtem en t W arsch au zu sü d p reu ß isch er Z eit.

P reis jed es H e fte s 8,40 zl, im A u sla n d e 4 ,2 0 M.

A u ch v o n der früheren Z eitsch rift der H isto r isc h e n G esellsch a ft für d ie P ro v in z P o sen und d en H isto risch en M o n a tsb lä ttern sind noch ein e R eih e E in z e lh e fte und Sonderd ru ck e zu hab en .

E s w erden erb eten S en d u n gen b etr.

d ie S ch riftleitu n g an Dr. A lfred L a tterm a n n , P osen A n sch rift: P o zn a n , W a ly J a g ie liy 2,

d ie V erw a ltu n g an D r. P a u l Zöckler, P o sen A n sch rift: P o zn a ü , Z w ierzyn ieck a i .

(3)

Deutfche

W iffenfchaftliche Zeitfchrift

für Polen.

Neue Folge der Zeitfchriften der Hiftorifchen Gefellfchaft für Pofen und des Deutfchen Naturwiflenfchaftlichen Vereins und der Poly­

technischen Gefellfchaft zu Pofen, zugleich Veröffentlichung der Deutfchen Gefellfchaft für Kunft und WitTenfchaft in Bromberg und

des Coppernicus-Vereins für WitTenfchaft und Kunft in Thorn.

Begründet von Dr. H e r m a n n R a u sc h n in g .

Herausgegeben von

Dr. Alfred Luttermann.

Heft 16.

P o fen 19 29 .

Im Verlag der Hiftorifchen Gefellfchaft für Pofen, Poznan, ul. Zwierzyniecka 1.

Auslieferung für Deuttchland: Verlag «Das junge Volk», Plauen i.V.

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Seite

I. Aufsätze:

E in P rogram m des p o ln isch -ch ristlich en U n iv ersa lism u s.

V on P farrer D . W ilh elm B ick erich -L issa i. P o s ... 5 H ilferu fe n ach der Sch w eiz. (S ch lu ß ). V on P farrer D . Dr.

T h eod or W o tsc h k e -P r a ta u , früher S a n to m isch el ... 26 B e itr ä g e zu d en m ilitä risch en B ezieh u n g en zw isch en D e u ts c h ­

la n d u n d P olen . V on S c h r iftle ite r H u g o S om m er aus P o sen , je t z t B erlin ... 75 A u s d en A n fä n g en d es p o ln isch en K a sin o s zu G ostyn . V on

U n iv .-P r o f. D r. M anfred L a u b ert-B resla u , früher P o sen 127 S tu d ie n zu r W ir tsc h a ftg e sc h ic h te d es P o sen er L andes. V on

Dr. W a lth er M aas au s P o sen , je t z t B e r lin ... 141 1. G ew erb lich es L e b e n ... 141 2. S k izzen zur G esch ich te der P reise ... 163

II. Besprechungen und Inhaltsangaben:

P rof. D r. W ilh. W inkler. S ta tistisc h e s H a n d b u ch des g e­

sa m te n D e u tsc h tu m s. (Dr. R . S t . ) ... 170 K a r p a th e n la n d . H era u sg eg eb en v o n E rich G ierach (L atter-

m ann) ... 171 Dr. E rich F a u sel. D a s Z ipser D e u tsc h tu m (W. K u h n ) . . . . 172 B r a n d ste tte r s H eim a tb ü ch er. B a n d 24, 25, 29. (* * *) . . 174 D r. «M arjan K u k iel. Z arys h isto rji w o jsk o w o sci w P o lsce

(H . S o m m e r ) ... 177 Dr. T h eod or W o tsch k e. P o ln isch e S tu d e n te n (D. W . B ickerich) 182 E m il W asch in sk i. D a s k irch lich e B ild u n g sw esen in E rm lan d ,

W estp reu ß en und P o sen v o m B e g in n der R eform ation

b is 1773 (D. W . B i c k e r i c h ) ... 184 G o ttfried Sm end. D ie B eg rü n d u n g der K reu zk irch en ge­

m ein d e in L issa (D. W . B ickerich) ... ... 187 F ried rich Ju st. U m P in n e. (D . W . B ic k e r ic h )... 188 D r. Sergej J acob soh n . D er S treit um E lb in g in d en Jahren

1698/99. (L a tterm a n n )... 189

"Nikodem P ajzd ersk i. Z am ek w R y d z y n ie . (L atterm an n ). 190 A lb ert S tru k at. G renzm ärkisches S agen b u ch (A. K .) . . . . 190 L u d w ig Chrobok. S agen v o n M iechow itz (A. K.) ... 191 H einr. F e lix S chm id. D ie so z ia lg e sc h ic h tlic h e E rforsch u n g

der m itte la lte r lic h e n d e u tsch rech tlich en S ied elu n g a u f p o ln isch em B od en . (E. A . ) ... 191

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Universalismus.

Von Wilhelm Bickerich.

U n te r d iesem T ite l h a t H . P rofessor E d m u n d B u rsch e aus W arsch au ein en au f d em K ongreß der E v a n g e lisc h e n in W iln a (N ov. 1926) g eh a lten en V o rtrag in erw eiterter F orm erscheinen lassen . D ieser m a ch t uns z u n ä ch st m it einer b ish er fa st versch o llen en v e r d ie n s tv o lle n iren isch en S ch rift au s d em A n fa n g d es 17. Jah r­

h u n d erts b ek a n n t, b rin g t aber in ihrer E rlä u teru n g au ch m an ch e A u sfü h ru n gen v o n g ru n d sä tzlich er B ed e u tu n g . N a ch b eid en S eiten h in d ü rfte sich ein e B esp rech u n g em p feh len . Z u n ä ch st aber sei

der In h a lt des V ortrags kurz w ied ergegeb en .

Wenn sich heute auch in den evangelischen Kirchenverbänden Polens der Wille zu einem Zusammenschluß zwecks gemeinsamen Handelns kundtut, so ist dies nicht bloß eine Auswirkung der in den evangelischen Kirchen der Gegenwart allgemein vorherr­

schenden Strömung, sondern es liegt in der Linie der Ge­

schichte der evangelischen Kirche Polens: „Im Bewußtsein oder im Unterbewußtsein wirkt hier unsere Vergangenheit mit, da der Evangelizismus in Polen schon vom Beginn der Reformation ab, im Gegensatz zu dem damaligen Protestantismus in anderen Ländern, recht eigentlich gekennzeichnet war durch ein ausge­

prägtes Streben nach gemeinsamem Handeln unter den verschie­

denen Teilkirchen, auch durch ein Streben nach Verbindung und Vereinigung.“ Und gerade, weil der Protestantismus der nationalen Eigenart Raum gibt und durch ihre Pflege das Christentum be­

reichert, gebührt es sich, auf die Stimme der Vergangenheit zu lauschen. Der universale Charakter des Evangelizismus in Polen, sein „evangelischer Katholizismus“, trat schon i in dem Namen hervor, dessen sich die Evangelischen, besonders in der Ursprungs­

zeit der polnischen Reformation, am liebsten bedienten, in dem Namen „Christen“. Einzig in seiner Art steht der Vergleich von Sendomir (1570) da, der bis heute formell nicht aufgehoben ist.

Während im Westen die konfessionelle Verschiedenheit in rück­

sichtslosen Konfessionalismus überging, tat man in Polen Schritte,

x) P rogram p o lsk ieg o u n iw ersalizm u c h rzescija n sk ieg o . W ar­

sza w a 1927 roku (in S elb stv erla g d es V erfassers).

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um dem eigenen Beispiel Nachfolge in anderen Ländern zu ver­

schaffen (1578). Bei diesem Zusammenschluß ging es nicht um Aufrichtung eines allgemein verpflichtenden Bekenntnisses, sondern um die gegenseitige Anerkennung der bereits angenommenen Bekenntnisse. Auf Grund der „Helvetica posterior“ wurde im Jahre 1570 ein polnisches Bekenntnis aufgestellt, das in der äußeren Anlage ihr gleich, doch durch eine ganze Reihe von Abweichungen, Zusätzen und Auslassungen ein neues war. Dabei blieb aber die Anerkennung aller 3 Sonderbekenntnisse bestehen, wie z. B. die Führer der reformierten Kirche auf dem Thorner Religionsgespräch erklärten, wobei sie das Augsburger Bekenntnis von 1530 aus­

drücklich miteinschlossen. Daher war man auf evangelischer Seite auch zu einem Zusammenschluß mit der griechisch-orthodoxen Kirche (1595—99) bereit, der freilich infolge der Zurückhaltung der griechischen Geistlichkeit nur politischen Charakter annahm.

Der Antrieb hierzu kam nicht bloß aus der Notlage der Evangeli­

schen und der Absicht gemeinsamer Verteidigung, sondern aus einer christlich-universalen Gesinnung, wie der Brief der führenden evangelischen Geistlichen an den Patriarchen von Konstantinopel (1599) zeigt. Diese Gesinnung aber erklärt sich aus dem Einfluß, den der Humanismus auf die Reformation in Polen mehr als in andern Ländern ausgeübt hat, und der die starke, freilich auch die schwache Seite der polnischen Reformation bildete. Bereits zu Anfang des 17. Jahrhunderts tritt dieser polnisch-evangelische Universalismus vor die weite Welt mit einem deutlichen Programm nicht der Uniformierung („ujednostajnienie“), sondern der Vereini­

gung („zjednoczenie“) der christlichen Religionen zur Beseitigung aller konfessionellen Spaltung. Der Urheber dieses Programms aber ist Bartholomaeus Bythner, der Stammvater eines im 17. Jah r­

hundert in Polen und Litauen verbreiteten Theologengeschlechts.

W^gierski bezeichnet ihn als Schlesier seiner Herkunft nach, er selbst nennt sich „Polonus“ . Nach einer sorgfältigen Ausbildung

— seine Schriften zeigen eine gute Kenntnis der klassischen und theologischen Literatur, besonders der Kirchenväter — war er Pfarrer in Kleinpolen, zuerst an der reformierten Kirche in Glq- bowice, seit 1624 in Malice, zugleich Senior des dortigen Bezirks, und starb daselbst 1629. Bei dem Überfall des Pfarrhauses in Alexandrowice durch Krakauer Studenten am 14. April 1613 wurde er als Gast dieses Hauses schwer verwundet, wie Bursche auf Grund der Chronik der Krakauer Gemeinde des Näheren erzählt. Das Programm ist niedergelegt in der lateinischen Schrift:

„Fraterna et modesta ad omnes per universam Europam refor- matas ecclesias earumque pios ac fideles moderatores ac defensores pro unanimi in toto religionis evangelicae negotio consensu.“ Dieses

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Buch ist erstmalig im Jahre 1612 ohne Nennung des Verfassers und nicht als bloß persönliche Meinungsäußerung, sondern als Kundgebung der „Brüder evangelischen Bekenntnisses in Polen“ 2) {„nomine fratrum evangelicae professionis in regno Poloniae existentium“) erschienen. Daß Bythner der Verfasser war, ist uns durch Wengierski bezeugt. Ein Exemplar der lateinischen Erstausgabe von 1612 oder auch des zweiten lateinischen Drucks von 1618 3) (Frankfurt a./M.) hat Bursche trotz aller Bemühungen nicht erlangen können, er mußte sich mit einer deutschen Über­

setzung (und zwar deren 3. Ausgabe von 1643) begnügen, die jedoch nach des Warschauer Professors Eindruck „den Inhalt und die wirklichen Gefühle des polnischen Verfassers getreu wieder­

gibt“. Diese Übersetzung stammt von einem Gliede der ehedem

2) Im J. 1612 w urde der Sen d om irer V ergleich v o n der lu th e r i­

sch en K irch e in P o len p ra k tisch n ic h t m ehr b eo b a ch tet, g em ein ­ sa m e B era tu n g en m it den R efo rm ierten u nd B ö h m isch en B rüdern fa n d en n ic h t m ehr s t a tt. O biger A u sd ru ck is t w o h l als Z u sam m en ­ fa ssu n g der b eid en le tz te r e n K irch en zu d eu ten . So ersch ein t er in etw a s sp äterer Z eit a ls a m tlic h e B ezeich n u n g der au f d en S y n o d en v o n O rla u n d W lo d a w a (1633 — 34) zu sa m m en g esch lo ssen en b rü d erisch -reform ierten K irch en v o n G roß- und K lein p o len und L ita u e n in den a u f G rund der B esch lü sse d ieser S y n o d en h erau s­

g eg eb en en G esan gb ü ch ern u nd A g en d en (,,za zgodq. w sz y stk ic h Z borow E w a n g elick ich k o ro n n y ch , W ielk ieg o X iq stw a L itew sk ieg o y P a n stw do n ich n a le z ^ c y c h' '), im D a n zig er G esan gb u ch v o n 1641, 1646, 1684 u n d 1706, au ch n o ch in der F ra u stä d ter A u sg a b e v o n 1782, ä h n lich ,,w Z borach E w a n g . kor. i X . L . . . za zgodq, Z borow w s z y s tk ic h uchwal^,“ in der D a n zig er A gen d e v o n 1637 u nd in den zu L u b ecz 1644 u n d K ön igsb erg 1742 ersch ien en en A u szü g en aus d ieser A gen d e. D ie z u sa m m en g esch lo ssen en b rü d erisch -reform ierten K irch en h ie lte n eb en g ru n d sä tzlich an d em form ell n o ch b e ste h e n ­ d en Sen d om irer V ergleich fest, u m d en lu th erisch en G lau b en s­

b rü d ern d en B e it r it t je d e r z e it o ffen zu h a lten .

3) E in so lch es E x em p la r, w ie es sc h e in t v o n der 2. A u sgab e v o n 1618, is t oder w ar w en ig sten s in der B ib lio th e k O x en stiern a s v o r­

h a n d en . V in c e n tiu s P la cciu s in sein em ,,T h ea tru m A n on y m o ru m e t P se u d o n y m o r u m “ (H am b u rgi 1708) fü g t dem T ite l der B y th n e r sc h e n S ch rift d ie B em erk u n g h in zu : ,,I n C o d ic e B ib lio th e c a e O x en stiern ia e h a ec an n otan tu r. D ile c tiss im o fratrum D . Joh an n i B y th n e r o a u to ris filio d on o o b tu lit A lterm a n n u s C racoviensis M in ister“ . D e n le tz te r e n S a tz h a t E streich er in sein er B ib lio g ra p h ie grü n d lich m iß v ersta n d en , in d em er an n ah m , A lterm a n n h a b e im J. 1718 (a ls jo h . B y th n e r lä n g s t t o t war) ein e 2. A u sg a b e der B y th n e r ­ sch en S ch rift v e r a n s ta lte t u nd sie Joh. B . als d em S oh n d es V er­

fassers g ew id m et. P la c c iu s fü h rt offen b ar n u r an, daß d as in der g e n a n n te n B ib lio th e k v o rh a n d en e E x e m p la r d em S oh n e d es A u tors v o n sein em F reu n d e m it ein er h a n d sch riftlich en W id m u n g g e sc h e n k t w ar, u n d v e r w e r te t d iesen U m sta n d als B e w e is für B y th n e r s V er­

fa ssersch a ft. A ls Q uelle hierfür g ib t P la c c iu s d ie ,,S y m b o la N orm an - n i “ an, d ie m ir b ish er n ic h t zu g ä n g lich w aren.

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weitberühmten Theologenfamilie Grynaeus, nämlich von Samuel Gr.4), dem Pfarrer von St. Leonhard in Basel. Die Tatsache dieser deutschen Übersetzung und ihres dreimaligen Erscheinens be­

trachtet Bursche mit Recht als Beweis, daß Bythners Schrift im Ausland, für das sie doch besonders bestimmt war, Beachtung gefunden hat.

Das Werk des kleinpolnischen Seniors (215 S. in 4°) zerfällt in 4 Teile. Im ersten entwickelt er die Gründe, die ihn dazu bewogen haben, dies Programm aufzustellen und der evangelischen Welt vorzulegen, nämlich den Befehl Gottes und den Auftrag der Liebe, sowie die Gewißheit der Verbundenheit im Leibe Christi trotz aller Verschiedenheit der Anschauungen. Hier bereits tritt der christliche Universalismus des Verfassers in helles Licht. Nicht die bloße Nützlichkeit des Unternehmens angesichts der Notlage der Kirche, die damals dem 30jährigen Krieg entgegen ging, ist für ihn entscheidend, sondern der Ruf des Herrn. Für wesentlich in den Glaubenslehren sieht er nur das an, was allen gemeinsam ist und sich unmittelbar aus der Heil. Schrift herleiten läßt. Dabei warnt er besonders die Geistlichen vor Zank und Hader. Die wahre Religion fließe aus der Überzeugung her, Herrschsucht sei ihr fremd. Selbstliebe, Stolz und Haß hätten die bisherigen Strei­

tigkeiten hervorgerufen, dazu Unkenntnis der hlg. Schrift. Statt sich an sie zu halten, schwöre man auf die Aussagen eines mensch­

lichen Lehrers, ohne der Menschen Schriften von der Schrift Gottes zu unterscheiden. Dann erst erinnert Bythner an die bedrängte Lage der evangelischen Kirche, die sich gewissermaßen zwischen Hammer und Amboß befinde, von 2 Seiten, von Rom und den extremen Arianern, her angegriffen, und ruft den Evangelischen zu:

„Seid nicht Calvinisten, Sozinianer, Lutheraner, seid alle Christen und unter einander Brüder“ . Von Einheit mit den Römisch- Katholischen spricht er nicht. Grundsätzlich möchte er sie wohl

4) S a m u el Gr. ju n ., E n k el des b erü h m ten T h eo lo g en und P h i­

lo lo g en S im on Gr. zu B a sel, d es F reu n d es des E rasm u s, und N e ffe des ä lteren S am u el ( f 1593, Prof. jur. in B asel), geb. 21. S ep t. 1595 in B a sel, p rä sid ierte sch on im 22. Jah re sein es A lters th e o lo g isc h e n D isp u ta tio n e n , w urde D ia co n u s, dan n P f. an der L eon h ard sk irch e in B a se l u nd starb d ort am 1. M ärz 1658. E r „ h a t u n tersch ied en e S ch riften h in terla ssen , d ie aber n o ch n ic h t ged ru ck t sin d “ . (J ö ch er A llgem . G eleh rten -L ex ico n , B d .I I , L pz. 1750, S. 1223). — D e n T ite l der Ü b ersetzu n g , d en B u rsch e n ic h t a n g ib t, h ab e ich in d es L ü b eck er M artin L ip en iu s „ B ib lio th e c a realis th e o lo g ic a “ (F rancof. ad. M.

1685) I S. 413 u n ter d es Gr. N a m en g efu n d en : „ S a m . G rynaei B rü d erlich e u nd b esch eid en e V erm ah n u n g an alle durch g a n tz E u rop am R efo rm irte K irch en u nd d erselb en G o ttse lig e u n d g etreu e V o r ste h e r u n d S chutz-E lerrn zu e in m ü th ig en C onsens u nd E in ig k e it in d em gem ein en E v a n g e lisc h e n R e lig io n sw e se n “ , B a sel, 4°, 1641.

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mithineinziehen in die christliche Einheit, aber im Blick auf die wirkliche Sachlage kommt er zu dem Schluß: Wie Feuer und Wasser unvereinbar sind, so ist eine Vereinigung zwischen der Lehre Christi und der ,,der Papisten“ unwahrscheinlich.

Im 2. Teil seiner Schrift erörtert Bythner die Art und Weise, wie die ersehnte Vereinigung herbeizuführen sei. Die vorhandenen Schwierigkeiten dürften nicht abschrecken angesichts des Bei­

standes Christi und des Beispiels der Evangelischen Polens, die in dem von ihm noch 1607, dem Jahr der eigentlichen Abfassung des Werks, optimistisch beurteilten Sendomirer Vergleich das Ziel der Vereinigung erreicht hätten. In die Hand nehmen aber sollen das Werk, wiederum nach polnischem Beispiel oder auch nach dem Vorbild Konstantins, nicht die Geistlichen, sondern die weltlichen Patrone. Zunächst müsse man bis zur Aufrichtung der Vereinigung allen denen Schweigen gebieten, die bisher Öl ins Feuer gegossen hätten. Dann müsse ein allgemeines Konzil aller evangelischen Völker berufen werden, und zwar am besten in einer der deutschen Städte, einmal weil Deutschland in der Mitte der andern evange­

lischen Völker liege, sodann weil gerade da, wo die Glaubens­

streitigkeiten das größte Ausmaß angenommen hätten, auch ihre Beendigung erfolgen müsse. Vorzubereiten aber sei diese allge­

meine Kirchenversammlung durch Nationalsynoden der einzelnen Länder, wie die polnische Generalsynode von Sendomir durch Provinzialsynoden. Religiöse Dispute seien als hinderlich und schädlich auf dem Konzil nicht zuzulassen. Jeder Standpunkt müsse anerkannt werden, denn, dies betont Bythner ausdrücklich,

„überall ist ein Teil der Wahrheit, auf die allein die ersehnte Einig­

keit sich stützen kann“ . Heikle und überflüssige Fragen dürften nicht aufgeworfen werden, denn durch das Berühren der Wunden würden diese nur zum Eitern gebracht.

Der 3. und nach Bursches Urteil interessanteste Teil beschäftigt sich mit den wichtigsten Fragen, die auf der Kirchenversammlung zu behandeln seien. Aus dem dogmatischen Gebiet nennt er als solche die nach der Person des Heilandes, seiner Gegenwart im Sakrament und nach der Vorherbestimmung. Dabei unterscheidet Bythner zwischen grundlegenden Glaubensartikeln und theolo­

gischen Lehrsätzen. „Darum geht es,“ diese Äußerung setzt Bursche in Parallele mit Worten Harnacks am Vortage des Kon­

gresses „Faith and Order“ (1926), „ob ich den in diesen Fragen Andersdenkenden als meinen Bruder anerkennen kann; denn___

es gebührt sich, das zu ertragen, was nicht in völlige Überein­

stimmung gebracht werden kann.“ Zum Beweis dafür, daß es sich bei diesen Fragen oft nur um eine Verschiedenheit der Aus­

drucksform handle, stellt Bythner einer Äußerung Selneckers über

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die communicatio idiomatum einige Sätze des englischen Bekennt­

nisses gegenüber. Gradezu aktuell auch noch für unsere Zeit erscheinen Bursche Äußerungen des von ihm ans Licht gezogenen Heroldes kirchlicher Einigung, wie die: ,,Es gibt nicht wenig ge­

meine Leute, die, wenn sie hören, daß sich der Streit um die Person Christi dreht, alsbald urteilen, die Gegenseite erniedrige Christus, oder auch ihre Lehre von ihm stände im völligen Gegensatz zur hlg. Schrift.... Das Urteil in diesen Dingen steht einzig gottes- fürchtigen und gelehrten Theologen zu, die die Ansicht der Gegner vollständig verstehen, niemals aber gemeinen Schreiern. Denn wir wissen, daß weder die eine noch die andere Seite es bestreitet, daß Christus ebenso wahrer Gott wie wahrer Mensch sei.“ Auf Riten und Bräuche legt Bythner weniger Gewicht, hofft aber doch, daß auch in diesem Punkte das Beispiel polnischer Synoden, die darin manches Trennende beseitigt hätten, Nachahmung finden würde. Den Exorzismus bekämpft er und empfiehlt die allge­

meine Einführung des Brotbrechens beim hlg. Abendmahl. Gleich­

gültig dünkt es ihm, ob Oblaten oder gewöhnliches Brot zur Ver­

wendung kämen, und wir erfahren dabei, daß damals bei allen evangelischen Gemeinden in Polen der Gebrauch von ungesäuertem Brot üblich war, „um denen, die noch fortwährend vom Papsttum zum Evangelium übertreten, keinen Anstoß zu geben, wie auch aus Rücksicht auf viele Evangelische, die bei der hlg. Handlung nicht gern gewöhnliches, in Bäckereien ausgebackenes Brod sehen und sich deshalb lieber der Teilnahme am Mahl des Herrn ent­

halten würden“, ferner daß die Oblaten unter den Evangelischen in Polen gebrochen wurden, ein sonst wohl nirgends üblicher Brauch, den Bythner dem Konzil zu allgemeiner Einführung empfiehlt. Um Vorwürfen der Gegner zu entgehen, wünscht er auch, daß die Kirchenversammlung einen einheitlichen Brauch beim Empfang des hlg. Mahles festsetze, Stehen oder Knien.

Beides war in den Kirchen in Polen zugelassen, das Knien war in den Gemeinden desAugsburgischen Bekenntnisses und in denen der Böhmischen Brüder üblich. Hingegen verwirft er die sog.

sitzende Kommunion rundweg in der irrtümlichen Annahme, daß diese von den Arianern und Täufern erdacht und eingeführt sei.

Inbetreff Zulassung der Krankenkommunion empfiehlt er den Beschluß der Generalsynode von Petrikau (1578) 5) zur Nach­

5) I n der 5. C onclusio d ieser S y n o d e w ird n ach A n ord n u ng ein er E rm a h n u n g zu regelm äß iger T eiln a h m e am hlg. A b en d m a h l in g esu n d en T a g en d ie D a rreich u n g an ein en K ranken, sofern er sie m it k larem G eist b egeh rt, g e s ta tte t, jed o ch n a ch M ö g lich k eit u n ter Z u zieh u n g ein ig er G läu b igen zu gem ein sa m en E m p fa n g . Ja b io n sk i, H isto r ia C on sen su s S en d o m irien sis S. 212.

(13)

achtung. Andere Einzelnachrichten über kirchliche Bräuche bei den Evangelischen Polens in jener Zeit, die sich aus Bythners Schrift entnehmen lassen, gedenkt Bursche in einem besonderen Aufsatz zusammenzustellen.

Im letzten Teil seiner Schrift setzt sich der Vorkämpfer der kirchlichen Einheit mit Ein- und Vorwürfen auseinander, die er von Gegnern seines Werkes erwartet oder auch bereits erfahren hat. Gerade diese zeigen, wie Bursche meint, die verhältnismäßige Weite seines christlichen Universalismus, z. B. er betone die Bruderschaft aller Christen, er empfehle Einigung sogar mit denen, die durch die Kirchen verdammt seien, er wolle keine Sonder­

kirchen anerkennen, auch nicht Lutheraner, Calvinisten, Papisten, Täufer und Sozinianer, sondern nur Christen, er behandle alle gleich usw. Einen von den Bythner gemachten Einwürfen aber glaubt Bursche wörtlich anführen zu müssen, weil er „lebendig ist, als wäre er aus unseren Zeiten hergenommen“ : „Einige werfen uns vor, daß wir die Kirche nicht lediglich auf Deutschland be­

schränken, sondern ihre Grenzen erweitern und mit ihnen auch andere Völker, Nationen und Sprachen umfassen“ , und nicht minder Bythners Erwiderung: „So ist es, denn wir sind keine Donatisten, die die allgemeine Kirche in einen Ort oder in eine Gegend, nämlich in Afrika, einschließen wollen, erst recht keine Papisten, die die ganze Welt in eine Stadt einschließen, die Kirche auf die eine Stadt Rom beschränken. Ist denn Deutschland das Ganze im Vergleich zu der allgemeinen Gesamtkirche unter dem Herrn Christus als dem Haupt? Und es ist doch nur ein, ob auch sehr treffliches Glied, niemals der ganze Leib“ usw. Ob wirklich zu unsern Zeiten Äußerungen dieser Art erfolgt sind, als sei die Einigung der Kirchen auf Deutschland zu beschränken?

Selbst in extrem lutherischen Kreisen ist man doch wohl weit entfernt von dem Anspruch, als ob deutsche Kirchen allein das wahre Evangelium verträten, wie die Tatsache der lutherischen Weltkongresse zeigt. „Das Mutterland der Reformation,“ diesen Ehrentitel wird man Deutschland kaum bestreiten können, hat in unseren Tagen wohl eher auch in kirchlicher Hinsicht manchmal über Geringachtung und Zurücksetzung seiner Interessen und seiner Sprache zu klagen.

Nach solcher Darlegung des von Bythner entworfenen Pro­

gramms stellt Bursche dieses in Vergleich mit den heutigen kirch­

lichen Einigungsbestrebungen, die er kurz skizziert. Des klein­

polnischen Seniors praktisches Ziel sei im Grunde das von „Life and Work“ , doch könne er als Kind seiner Zeit die dogmatischen Unterschiede nicht übergehen. Daher nähere er sich in noch höherem Maße den Bestrebungen von „Faith and Order“ und

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denke an Herstellung einer Einheit auf der Grundlage einer gemeinsamen Lehre und Ordnung unter Beseitigung allesTrennenden, jedoch ohne Bischoftum, von dem er als strenger Protestant nichts wissen wolle.

Es ist sehr dankenswert, daß uns H. Prof. Bursche dieses frühe Zeugnis evangelisch-kirchlicher Friedensgesinnung näher gebracht hat, von dem auch solchen, die sich mit polnischer Kirchen­

geschichte beschäftigen, wenig mehr als der bei Wengierski aufbe­

wahrte Titel bekannt war. In der Wertung der Bythnerschen Vorschläge möchte ich mich Bursche im wesentlichen anschließen.

Unstreitig haftet ihnen eine gewisse Unklarheit an. Es fehlt nicht an Widersprüchen. Zunächst will der Senior das Einende, Ge­

meinsame suchen und betonen, das Trennende zurückstellen, aber eben damit doch bestehen lassen. Sein Ziel ist Vereinigung (zjedno- czenie), nicht Gleichmäßigkeit (jednolitosc). Aber hernach müht er sich doch, eine gewisse Einheitlichkeit in der Lehre und selbst in den Riten herzustellen, will also doch das Trennende nicht bloß als nebensächlich kennzeichnen und ihm die trennende Kraft nehmen, sondern es überhaupt beseitigen. Eine wahrhaft christ­

liche Union kann, so scheint es mir, nur darin bestehen: Jede Teilkirche behält ihre Sonderlehre und ihre Sonderbräuche, auch ihre Sonderverfassung, überhaupt ihre Eigenart, das Recht auf Eigengestaltung nach jeder Seite hin, aber in der Überzeugung, daß wir in der Hauptsache, nämlich im Glauben an Gottes Gnade in Christo und in dem Entschluß zum Gehorsam Gottes, eins sind, schließen wir uns zusammen, erkennen uns gegenseitig als Brüder an, stehen nicht bloß nach außen hin zur Abwehr feindlicher Angriffe zusammen, sondern halten gute Freundschaft, helfen einander mit unsern Gaben und wollen von einander lernen und gemeinsam die Mittel und Wege suchen, um das öffentliche, staat­

liche, wirtschaftliche, kulturelle und gesellige Leben unserer Zeit mit dem Geist Christi zu durchdringen. Das ist der klare und zukunftsreiche Standpunkt, wie ihn heute „Life and Work“

vertritt, wie er auch dem Bund der evangelischen Kirchen in Polen zugrunde liegt. Manche Ausführungen Bythners, namentlich in dem ersten Teil seiner Schrift, wie Bursche sie uns wiedergibt, sind auf diesen Ton gestimmt, wenn er auch als Kind seiner Zeit nicht recht loskommt .von dem Streben nach Fixierung einer dogmatischen und rituellen Einheit. Das eben ist das Große an seinem Programm: das Bewußtsein einer trotz allen Streits vor­

handenen inneren Einheit, die Unterscheidung zwischen der wesent­

lichen Wahrheit und der dogmatischen Ausprägung und Zu­

spitzung, der Ruf zur Umkehr zur hlg. Schrift und zur Abkehr von einer Überschätzung der Theologie. Das war zu Anfang des 16. Jahr­

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hunderts nicht etwas völlig Neues — die Brüderkirche hat diesen Standpunkt schon längst vorher eingenommen — aber immerhin etwas Seltenes. Zu vermissen ist in den Auseinandersetzungen Bursches, daß er die Bythnersche Schrift nicht hineingestellt hat in den großen Rahmen der gesamten irenischen Literatur, es fehlt jeder Vergleich mit früheren und späteren (abgesehen von den heutigen) Programmen kirchlicher Friedens- und Einigungsbe­

strebungen. Allerdings bedarf es auf diesem Gebiet trotz neuerer verdienstlicher Arbeiten (z. B. 0. Ritschl, Dogmengeschichte des Protestantismus) im einzelnen wohl noch gründlicher Forschung, die irenischen Schriften fanden ehedem weniger Beachtung als die polemischen. So hat wohl manche von ihnen das Schicksal des Bythnerschen Werkes in langer Vergessenheit geteilt. Daß der kleinpolnische Senior der erste gewesen sei, der in jener Zeit zunehmender Verschärfung der konfessionellen Gegensätze den Nachweis wesentlicher innerer Übereinstimmung der evangelischen Kirchenparteien versucht und zur Einigung gemahnt habe, das hat Bursche nicht behauptet. Gerade in den letzten Jahrzehnten vor dem dreißigjährigen Krieg sind mehrere Schriften dieser Art, allerdings wohl meist von reformierter Seite, erschienen, und zwar zum Teil schon vor dem Bythnerschen Aufruf, so vor allem bereits 1581 die ,,Admonitio Christiana“ des Zacharias Ursinus, dann die namenlos erschienene Schrift „Catholicus et orthodoxus ecclesiae consensus ex verbo Dei, patrum scriptis“ etc. Genevae 1595, ferner die zweier aus Schlesien stammenden Theologen, des Baseler Professors Amandus Polanus a Polandsdorf „Symphonia catholica sive consensus catholicus et orthodoxus dogmatum hodiernae ecclesiae ex praescripto verbi Dei reformatae“ , Basileae 1607 und Genevae 1612, und des pfälzischen Hofpredigers Bartholomaeus Pitiscus „Treuhertzige Vermahnung“ (1606).

Die bekannteste und wirksamste irenische Schrift des ganzen 17. Jahrhunderts, das ,,Irenicum“ des Heidelberger Theologen David Pareus, der gleichfalls ein geborener Schlesier war (aus Hirschberg), ist erst 1614, also 2 Jahre nach der ersten Ausgabe der Bythnerschen „Exhortatio“ erschienen.6) Vergeblich habe

6) W ie sehr das ,,Ir e n ic u m “ gerade auch v o n E v a n g elisch en in P o len g e sc h ä tz t w urde, d afür 2 k lein e B eisp iele. In d em E x e m p la r der C zartorysk isch en B ib lio th e k fin d e t sich h an d sch riftlich ein la te in isc h e s G lü ck w u n sch g ed ich t, d as der S c h o tte Joh. F orbes au s einer b e k a n n ten in P o len leb en d en F a m ilie aus L ieb e zu P areus als sein em , h o ch v ereh rten L eh rer“ und aus F reu d e über dessen F ried en sa rb eit ein g etra g en h at. —• E in im Jah r 1622 v o n ein em ihrer A h n en erw orbenes E x e m p la r h a t d ie brü d erisch e T h eo lo g en ­ fa m ilie der C assius als teu res K lein o d durch d ie Jah rh u n d erte b e ­ w ah rt u n d sogar zur E in tra g u n g einer F a m ilien ch ro n ik b e n u tz t,

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ich in ihm nach einer Erwähnung Bythners und seines Aufrufs gesucht. Und doch möchte ich annehmen, daß dieser dem Pfälzer Theologen nicht unbekannt geblieben ist. Auf engen Zusammen­

hang zwischen den evang. kirchlichen Führern in der Pfalz und in Polen deutet schon die 1605 vermutlich von Pareus veranstaltete Doppelausgabe des Sendomirer Vergleichs, die lateinische in Heidel­

berg, die deutsche in Amberg erschienen. Letzterer sind die Briefe angefügt, die die weltlichen und geistlichen Führer der Evange­

lischen Polens unter dem 28. 2. und 10. 4. 1578 aus Warschau an den Kurfürsten Ludwig von der Pfalz gerichtet haben, und dessen Antwort. Im 17. und 18. Kapitel des Irenicum führt Pareus das von den Evangelischen in Polen (1570) und Böhmen (1575, 1609) gegebene Beispiel kirchlicher Einigung an und bringt im 22. Kap.

die ,,Formula consensus“ von Sendomir im Wortlaut, ebenso den schon erwähnten Briefwechsel vom Jahre 1578. Wie die Bezugnahme auch auf die Streitschrift eines ,,rabula quidem Jesuita in Li- thuania“ — gemeint ist Andreas Jurgiewicz in Wilna — zeigt, hat Pareus offenbar die kirchlichen Vorgänge in Polen mit Auf­

merksamkeit verfolgt und ist von dorther auf dem laufenden gehalten worden. Bereits siebzigjährig hat er noch seinem 1618 erschienenen Kommentar zur Offenbarung Johannis („Charisterion“) eine Schilderung des Märtyrertodes des Italieners Franco in Wilna und der nachfolgenden Verwüstung der dortigen reformierten Kirche (1611) beigefügt. Hat Plank von dem „Irenicum“ des Pareus gesagt, es atme einen Geist evangelischer Sanftmut, wie man ihn in dieser Periode nicht erwarten würde, so läßt sich dieses Urteil gewiß auch auf Bythners Schrift übertragen. Nicht bloß in der Grundgesinnung, auch in Einzelvorschlägen, z. B. der Empfeh­

lung einer großen evangelischen Kirchenversammlung, wie sie allerdings schon Ursinus in Vorschlag gebracht hat, kommen Pareus und Bythner überein. Nur scheinen mir die Ausführungen des ersteren als eines ganz hervorragenden Theologen umfassender, klarer, tiefer und gründlicher zu sein. Pareus zeigt deutlich das gemeinsame Fundament der beiden evangelischen Hauptkirchen auf als bestehend in den 10 Geboten, dem apostolischen Glaubens­

bekenntnis, dem Gebet des Herrn und der Wertung der Sakramente

b is es d ie le tz te n T räger des N a m en s vo r 2 J a h rzeh n ten d er B ib lio th e k der ev . ref. J o h a n n isk irch e in L issa ü b erw iesen . — W ie w en ig V erstä n d n is aber d ie W erb u n g des P areu s b ei den z e itg e ­ n ö ssisch en lu th erisch en T h eo lo g en fan d , zeig en d ie A n tw o rten , d ie er v o n d iesen erh ielt, z. B. v o n L eon h ard H u tte r („ Iren icu m vere ch ristian u m " , W itten b erg 1616) u nd S igw art („ A d m o n itio ch ristia n a " , T ü b in g en 1616). L etz te r e r b e z e ic h n e te d ie g e w ü n sc h te g e g e n se i­

tig e T oleran z als ein e E rfin d u n g der H ö lle u nd d en g o ttlo se s te n S y n cretism u s.

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als Siegel der göttlichen Gnade, hier liege die Scheidung sowohl gegenüber der katholischen Kirche wie gegenüber Täufern und Arianern, die die einen oder die andern dieser „capita fundamenti“

nicht anerkennten. Während Bythner nach Bursches Darstellung nur die „extremen Arianer“ von dem geplanten Einigungswerk auszuschließen scheint, beschränkt es Pareus auf die beiden evange­

lischen Hauptkirchen. Dadurch gewinnen seine Darlegungen an Klarheit und Geschlossenheit, während allerdings Bythner, seiner Zeit vorauseilend, ihm anscheinend an Weitherzigkeit überlegen ist. Vielleicht gefällt es H. Bursche, uns später einmal einen ge­

naueren Vergleich der verschiedenen Einigungsprogramme, des Ursinus, Bythner, Pareus u. and., zu schenken. Besonders bedeut­

sam und dankenswert ist es, daß der H. Verfasser der hier be­

sprochenen Studie von Bythners Schrift aus mancherlei Lichter fallen läßt auf die Geschichte der Reformation in Polen. Im einzelnen freilich möchte ich auch hier einige Fragezeichen an­

bringen. Daß ein Streben nach Vereinigung, ein ökumenischer Zug, im Protestantismus Polens innerhalb des Reformationszeitalters und zum Teil auch der späteren Zeit (besonders unter dem Einfluß von Comenius, Jabionski und Diehl) hervorgetreten ist, das macht in der Tat einen Ruhmestitel der poln.-evang. Kirchengeschichte aus, und eine Anerkennung dieser Tatsache gerade von der Seite, von der sie hier gekommen ist, nämlich von einem hervorragenden Gliede der Kirche Augsburgischen Bekenntnisses in Polen, der Kirche, die einst die Weitergeltung des Sendomirer Vergleichs abgebrochen hat, und aus deren Reihen ehedem so manche Ab­

leugnung und traurige Schmähung desselben laut geworden ist, tut wohl. In heutigen polnisch-evangelischen Kreisen begegnet man zuweilen der Anschauung, als sei das evangelische Polentum stets großzügig, weitherzig, universal-christlich und darum zur Einigung geneigt gewesen, nur die bösen Deutschen seien die Friedensstörer, deutsche Einflüsse von innen und außen seien für das Einigungswerk hinderlich gewesen. In der Tat haben Einwirkungen aus Deutschland von Männern wie Hedericus, Calov, Hülsemann u. a. viel dazu beigetragen, das in Polen ge­

schlossene Bündnis zu zerreißen oder seine Erneuerung zu ver­

eiteln. Aber Macht gewinnen konnten diese Einflüsse doch nur dadurch, daß unter den Evangelischen in Polen selbst und gerade auch unter den Polnisch-Evangelischen Spaltungen vorhanden waren. Der deutsche Prediger Gericke wurde ausgeschieden und verließ Polen, aber sein Gesinnungsgenosse, der polnische Prediger Luperian, blieb noch weiter, und der polnische Edelmann Jan Zborowski nahm ihn auf und wurde der Schutzherr der unions­

feindlichen Richtung, die schließlich den Abbruch des Sendomirer

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Bündnisses durchsetzte. Erasmus Gliczner ist wohl eher als Pole, denn als Deutscher anzusehen, aber gerade seine schwächliche, schwankende-Haltung hat den Schützlingen des Pleschener Erb­

herrn ihr Werk erleichtert. Auch unter den Führern der streng lutherischen Richtung, die nach der Wiedererlangung der Reli­

gionsfreiheit der Union von Sielec entgegenarbeiteten, befanden sich Polen, so z. B. die beiden Krupinski, der Wilnaer Pastor, das Haupt der litauischen Separation (Wilna, Sluzk und die halbe Gemeinde Kauen), und der Warschauer Kaufmann und ,,Actor ex officio Consistorii“ , ein gefügiges Werkzeug der sog. Exzellenzen­

partei. —

Hat wirklich der Humanismus in der polnischen Reformation mehr als anderwärts den Grund gelegt? In bezug auf die Theologie und die Pfarrerschaft schwerlich, eher in bezug auf den Adel. Und so war, scheint mir, ein Hauptgrund für das Einigungsstreben im polnischen Protestantismus die ausschlaggebende Stellung, die der humanistisch gebildete, namentlich der kleinpolnische Adel innehatte, der auch tatsächlich die Union von Sendomir durch­

gesetzt hat, wie die anschauliche Schilderung des S. Th. Turnovius deutlich erkennen läßt. Der humanistische Weitblick ermöglichte den adligen Führern (Stan. Myszkowski, Martin Zborowski, Jan Firlej) diese Haltung, aber treibend war für sie nach ihren eigenen Äußerungen, wie sie Turnovius uns aufbewahrt hat, in erster Linie doch die Notwendigkeit der evangelischen Selbstbehauptung gegenüber der katholischen Reaktion, deren Gefahren die cal- vinischen Senatoren schon unter Sigismund August klar erkannten, also „Synkretismus“ in desWortes ursprünglicher Bedeutung, des Zusammenhaltens gegen gemeinsame Gegner nach dem Muster der Kreter.

Erleichternd für die kirchliche Einigung war auch das Vor­

handensein einer Art — wenigstens in dogmatischer Hinsicht — Mittelpartei in Gestalt der Brüderkirche, die auf die Wahrung ihrer Eigenart in Zucht und Verfassung mit Ernst bedacht, aber in Lehrfragen um so elastischer und nachgiebiger war, dabei ihrer ganzen Überlieferung nach einen pietistisch-ökumenischen Zug hatte und auch mit den Melanchthonischen Kreisen in Sachsen und Schlesien Fühlung hielt. — Der Warschauer Kirchenhistoriker scheint geneigt, Bythner als Polen und Vertreter des polnisch­

evangelischen Universalismus in Anspruch zu nehmen. Doch besagt die Selbstbezeichnung als „Polonus“ nichts über Bythners Nationalität, sondern bringt nach dem Beispiel vieler Matrikel­

eintragungen und Selbstbezeichnungen jener Zeit lediglich zum Ausdruck, daß er in Polen seinen Wohnsitz hatte oder, wie wir

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heute sagen würden, polnischer Staatsbürger war.7) Da sein Zeit­

genosse Wengierski, der ihn sicherlich noch persönlich gekannt hat, ihn „Silesius“ nennt, so ist anzunehmen, daß er deutscher Her­

kunft war, ein Schlesier, der, vielleicht als Lehrer an eine klein­

polnische Schule oder als Hauslehrer in ein kleinpolnisches Adels­

haus gekommen, sich mit der dortigen Kirche befreundet hatte und dort seßhaft geworden war. Sehr wohl möglich ist auch, daß er, den melanchthonisch-calvinischen Kreisen in Schlesien entstammend, gleich mehreren anderen Schlesiern dieser Richtung sich zunächst an die Brüderkirche in Großpolen gewandt hat und, von ihr entsandt oder doch empfohlen, nach Kleinpolen gekom­

men ist.8) Darauf weist die auffällige Tatsache hin, daß der be­

deutendste seiner Söhne, Johannes B., von Anfang seines Wirkens an in der großpolnischen Unität heimisch gewesen und geblieben ist.

Wir haben viele Beispiele dafür, daß die Brüderkirche, die stets Überfluß an jungen Geistlichen hatte, solche nach Kleinpolen und Litauen entsandt, aber kaum (abgesehen von .dem durch Ver-

7) M an v erg l. h ierzu d ie N a c h w e ise v o n D r. L a tterm a n n u nd D . W o ts c h k e in der D e u tsc h e n W issen sch . Z eitsch rift für P olen , H e f t 12, S. 176 u nd H . 13, S. 169. Ä h n lic h h ab en sich, darau f m a ch t m ich D . W o tsc h k e a u fm erk sam , h ern ach d ie n ach L ita u e n g e g a n ­ gen en N a ch k o m m en B y th n e r s m it ,,L ith u a n u s “ b ezeic h n et, so z. B.

,,,J o h . B ith n eru s L it h .“ b ei der Im m a tr ik u la tio n in L eid en 2. II.

1700, ,,J o h . P a u l B y th n eru s L ith .“ eb en d ort am 5. X . 1738.

8) N ic h t w en ige so lch e „ S ile s ii“ sta n d en um jen e Z eit in D ien sten der k lein p o ln isch en reform ierten K irche, z. B . P e te r M ilitsch und sein e S öh n e Joh. und Gregor, A d a m P reuß, C hristoph G utner, M elchior R oß , S a m u el W olf, A n d reas P ersten , F ried rich E lb er (R eg en v . a. a. O., S. 431, 415, 426, 436, 437, 1 3 8 - 1 3 9 ) , la u ter d eu tsch e N a m en , d ie 4 le tz tg e n a n n te n als Lehrer, bzw . R ek toren . E b e n so sta n d e n im D ie n s t der g roß p oln isch en B rüd erk irch e m ehrere S ch lesier als L ehrer od er R ek to ren in L issa (D a v id K n o b lo ch und M ich ael F id ler aus G logau, M ichael A schenborner, sp ä ter Pfarrer, au s B e u th e n , M ichael H en rici au s B u n zla u , d azu G eorg M anlius a u s G örlitz), W ieru szo w (Joh . M ai au s P itsch en , A n d reas C alagius a u s B reslau , Joh an n G erlach u n d P e te r S lo tich ) u nd K o z m in e k (J o h . W erner aus S treh len u nd D a v id S trau ch ), eb en fa lls la u ter d e u ts c h e N a m en (R egen v. 11 7 — 118). D ie U rsach e für d iesen Ü b er­

g a n g v o n S ch lesien n a ch P o le n w ar offen b ar ein Ü b erflu ß an L eh r­

k rä ften in S ch lesien u nd en tsp rech en d er M angel in P o len . P a ß ­ m au ern u n d b eh ö rd lich e V o rsch riften betr. E in h o lu n g v o n A u fe n t­

h a ltserla u b n is für A u slän d er und L eh rerlau b n is k a n n te m an eb en d a m a ls'n o c h n ich t. A u ch w ar gerade au f d em S ch u lg eb iet, d em sich d ie P h ilip p iste n m it V orlieb e z u w a n d ten (G illet, C rato II, 85), d ie k o n fessio n elle S ch eid u n g n ic h t stren g d u rch gefü h rt. A n d reas C alagius, durch sein e la tein isch en D ic h tu n g e n b ek a n n t, k o n n te n ach sein er L e h r tä tig k e it in n erh alb der B rü d erkirche ru h ig n ic h t bloß in d em p h ilip p istisch en F r a u sta d t, son d ern a u ch in sein er sch on m eh r b e w u ß t lu th erisch en V a te r sta d t ein S c h u la m t bek leid en .

D eu tsc h e W is s e n sc h . Z eitschr. £. P o len . H eft 16. 1929. 2

(20)

treibung besonders begründeten Fall des Tschechen Joh. Gerson Cassius) Beispiele dafür, daß sie Geistliche aus den andern Pro­

vinzen übernommen hat. Auf enge Beziehungen zwischen Barthol.

Bythner und der Brüderkirche deutet ferner die Tatsache hin, daß seine Trostschrift für verfolgte Evangelische im Jahre 1631 ins Böhmische übersetzt wurde, und zwar von keinem Geringeren als dem leitenden Senior der böhmischen Exulantenkirche, Joh.

Cyrillus,9) dem Schwiegervater des Comenius. Das „y“ in der Schreibweise des Bythnerschen Namens mag eine polonisierende Form sein. Wir finden aber daneben sowohl in bezug auf Bartho- lomaeus B. wie auf seine Söhne und Nachkommen andere Schreib­

weisen wie „Bitner“ , „Bithner“ . Vor allem aber ist uns keine Schrift von ihm erhalten, die er in polnischer Sprache verfaßt hätte. Seine meisten Schriften hat er lateinisch geschrieben, und die einzige Predigt, die von ihm veröffentlicht ist, hat er deutsch gehalten und deutsch herausgegeben (,,der evang. deutschen Gemein in Krakaw zum Newen Jahr geschenkt“). Bis zu weiteren Er­

mittelungen über seine Herkunft und seinen Bildungsgang ist nach alledem anzunehmen, daß dieser Stammvater eines hernach in Polen und Litauen blühenden, mehr und mehr polonisierten Theo­

logengeschlechts gleich manchem andern seinesgleichen von Hause aus ein Deutscher war.

Den bibliographischen Angaben Bursches über Bythners Schriften und insbesondere seine ,,Exhortatio“ , die sich wohl auf Estreicher stützen, kann ich eine kleine Ergänzung beifügen, die zeigt, daß der Aufruf des kleinpolnischen Seniors auch noch im

18. Jahrhundert Beachtung gefunden hat. Seine „brüderliche und bescheidene Ermahnung“ ist noch einmal im Jahre 1721 in Zürich, und zwar anscheinend lateinisch nach dem Original herausgegeben worden, vermutlich von Schweizer Freunden der Brüderkirche.10) Gerade in den Kreisen dieser Kirche in Polen fand Bythners Schrift großen Anklang. Als sich der unermüdliche Apostel der evangelisch­

kirchlichen Einigung, der Schotte John Durie, ein Freund des Comenius, im Jahre 1636 auch an die Führer der evangelischen Kirchen in Polen mit der Bitte wandte, seine Arbeit zu unter­

stützen, da sprach er selbst, wohl auf Rat des Comenius, denWunsch aus, es möchte „im Namen der polnischen Kirchen die exhortatio

9) R eg en v o lsciu s a. a. O. S. 322.

10) D er T ite l la u te t z u n ä ch st w ö rtlich w ie der v o n B u rsch e S. 19 an g efü h rte der lat. E rstau sgab e. A m S chluß h e iß t es d an n s t a t t

„ a n te a liq u o t än n os scrip ta, nun cq u e in lu cem e d ita “ , v ielm eh r:

' „ a n te cen tu m e t quod ex cu rrit an n os scrip ta e t n u n c in lu cem denuo e d it a “ (in 4°, 16 B ogen ). V gl. die B esp rech u n g in der Fortges»

S a m m lu n g v o n A lten und N eu en T h eo lo g isch en S a ch en 1722, S. 809.

(21)

fraterna ad omnes Europae ecclesias, reges, principes etc. heraus­

gegeben werden mit Beifügung der neueren Gründe, die zur Ein­

tracht dienen, wie sie die jetzige Zeit darreicht“ . Auf dies Ersuchen beschloß der Konvent der Senioren der großpolnischen und der tschechischen (exulierenden) Brüderkirche, der gelegentlich der Beisetzung der Gemahlin Fabians von'Zehmen am 10. Juli 1636 in Thorn stattfand,11) die Durchsicht und Ergänzung der „Exhor- tatio“ Bythners seinem Sohne Johannes unter Mithilfe des Comenius zu übertragen. Nach der vorgeschriebenen Prüfung durch die Senioren sollte der neue Entwurf nach Kleinpolen und Litauen zu weiterer Durchsicht übersandt werden und das fertiggestellte Buch dann unter „gemeinsamem Namen“ , d. h. im Namen der 4 zusammengeschlossenen Kirchen, der großpolnischen und tsche­

chischen Brüderkirche sowie der kleinpolnischen und litauischen Kirche helvetischen Bekenntnisses, ausgehen. Ehe aber die erste Durchsicht der Schrift Bythners vollendet war, wurde die ganze Sache noch dem Konvent der leitenden Senioren aller 4 Kirchen, der Ende Oktober desselben Jahres in Thorn tagte,12) vorgelegt.

Dieser machte sich den Vorschlag der Senioren Großpolens in erweiterter Form zu eigen. Ohne deutliche Bezugnahme auf die Schrift Bythners wurde die Herausgabe einer „Exhortatio singu- laris quaedam et pathetica nomine omnium ecclesiarum nostrarum“

beschlossen. Die Abfassung sollte einem Kollegium von 3 Männern anvertraut werden, deren jede Provinz einen stellen sollte. In jeder Provinz sollten Bezirkssynoden anberaumt werden, um geeigneten Stoff zu sammeln, z. B. aus der Praxis der verschiedenen Kirchen, Beispiele aus der Erfahrung von den Segnungen des kirchlichen Friedens und den schädlichen Folgen der Uneinigkeit. Ausdrücklich wurde als geeignetes Beispiel der Untergang der beiden (d. h. der lutherischen und der brüderischen) Gemeinden in Posen genannt,

„die in wechselseitigen Frieden bewahrt blieben und eine glänzende Blüte zeigten, als sie aber von Streitigkeiten erschüttert wurden, dahinfielen“ . Offenbar wollten also die Senioren der andern Provin­

zen, d. h. Kleinpolens und Litauens, sich nicht mit einer bloßen Durchsicht und Ergänzung der Bythnerschen Vorlage begnügen, sondern hatten mehr ein neues Werk im Sinn aus den Erfahrungen der jüngsten Zeit heraus oder wollten wenigstens — so ist der Thorner Beschluß auf der großpolnischen Konvokation in Lissa

n ) A n h an g I.

12) J a b ion sk i, H isto ria C onsensus S en d om irien sis S. 1 2 8 — 130 A uch C om enius h a t an d iesem K o n v e n t teilg en o m m en (G in d ely, D e k r e ty S. 309), w en n gleich er die A cta d esselb en n ic h t u n ter­

sch rieb en h a t. L e tz te r e b efin d en sich im O riginal in d em A rch iv der J o h an n isk irch e zu L issa.

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