Berlin, 1. ©cfitembcr 1919. [48. Staljrpitg.] 621 9?r. 1 0 (Sogen 79 Big 88.)
Jiiriflifdje D fldjiiifdjrifi
t f e v a u s g e Q c b c n t > o m X ) e u t f Ą e n U n w a l t v c v c i n .
Schriftleiter:
S u r r e t 3 u l i u s m o g n u s D r . Q e i n r i d j D i t t e n b e r g e r
ReĄtsamoalt beim Kammergericht, Berlin ReĄtsanroalt beim CanbgeriĄt, £eip3i
gunter Iltitwirfcung oon
©eí¡. 3ufli3roi Dr. Œugen Sud}3 ^ Dr. Bios ïfcuijcnïmrQ Rechtsanwalt behn KammergeriĄt, Berlin Rechtsanwalt beim CanbgwiĄt, ÏÏtannheim
Derlag unb <befd)äftsftelle: ID. OToefer Bud)hanMung, Berit« S 14, Staüfchreiber.Strafte 34.35 Preis für ben 3a!jrgang 20 ITtarlt, bei iinjelnum m ern jeber Bogen 30 Pfg. S te ig e n bie 2 gefpaltene p e tit3eile 50 Pfg. (Die ganje Seite enthält 160 Seilen.) Beftettungen übernimmt febe Bud|hanblnng unb poftanftalt foroie bie ®e|d|äftsfteEe B e r l i n S 14
f l b o l f I P e t & i e r f . SŁiefe Trauer ift über bie beutfd;en RechtSantoälte unb Notare gefommen.
(ju ftijra t Sibolf 3B e it le r ift nicht mehr. ©r, ber fein beutfcijcS Baterlanb über a lieg liebte, îonnte unb toollte bie tiefe Sebmad) unfercS BolfeS nicht überleben. „@8 ift jefct beffer geftorben ju fein alé ju leben. Sbr Äinber lönnt noch beffere Sage erleben, toir Riten nicht. ($cb fann nicht anberS, © ott helfe m it!" 3Jlit biefen P o rte n nimmt er 3tbf<bieb bon ben ©einen. Stuf ber ffSeihni$, bem ibijHifcben Biel feiner täglichen Rlorgentoanberungen, machte am 25. 3juni ein ©<buh in baS § e rj feinem erfolgreichen £eben ein ©nbe.
2lboIf SB e it le r tourbe am 15. DItober 1855 in 2 eobfd;üb (Dbericblefien) als ©ohn eine! Kaufmanns geboren,
©chon auf bem ©bmnaftum feiner fjeim aiftabt ¿eiebnete er fi<h burch gute Seiftungen im beutfehen Stuffafs aus. 1873 be¿og er bie Uniberfität B e rlin unb Börte bort SDernburg, Brunner, ©neift, Befeler, BrunS unb §infcbiuS. B o r allem aber f eff eilte ihn baS reiche mufifaliicfie Sehen ber R e i$ 8baujJtftabt fo, baff er feine ganje ©tubentenjeit bort Derblieb. 3118 Referenbar tourbe er in berfchiebenen Keinen Orten feiner iéjeimaiprobinj befchäftigt, unb ebenfo, nadjem er am 30. STpril 1881 baS Slffefforejamen beftanben hatte. 1883 lief) er fleh ató RedjtSantoalt in 5tönigöi)ülte nieber, too er halb ba§ N otariat erhielt unb fpäter auch
¿um unbefolbeten © tabtrat getoäblt tourbe. 3llêbalb begann auch feine literarifche S ä tig ieit: ® a eS ihm auf gefallen toar, baff eS an geeigneten SetubUcbern ‘tur baS N otariat fehlte, Derfa^te er felbft einen ïu rje n *Rbrih, unb atoar unter Benu|ung ber bis bahin noch nicht heiannten Borarbeiten ¿um pteuf. @efe| bom 11. (fu li 1845. 1888 erf chien: „SDaS ifkeufiifche N o ta riat".
§ierburdh tourbe er fofort in gactdreifen beiannt unb bereits 1889 in ben Borftanb beS bamaligen beuifd^en RotariatSbereinS getoählt. 1890 beröffentlichte er in beffen geitfehrift einen Sluffa^: „® ie g u îu n ft beS ®eutfd)en N o ta ria ts", ber biel beachtet unb fpäter ¿ur ©runblage eines ReforaiprogrammS beS BereinS gemacht tourbe, ynjtoifcben toar RSeihler aber bereits ¿u gefcbicbtlicben ©tubien übergegangen unb hatte ben fßlan ju einer @efd)icf)ie ber RecbtSantoaltfcbaft gefaxt. Sitó Borarbeit hierzu beroffentlichte er 1890 eine © ebrift: „S ie Umbilbung ber 2lntoaltfd)aft unter ffriebrich bem ©rohen", bie er auf eigene Äoften btutien unb {amtlichen beutfehen Rntoälten ¿ugeben lieh m it ber Bitte, bafür brei R la rf einjufenben. ®en Reinertrag bon 2000 JC übertoies er ber §ülfslaffe ber Stntoaltfdjaft. 5Die ffortfehung ber literarifchen Arbeiten, namentlich ber h'ftorifChen, ertoieS fich in ber ñleinftabt als unmöglich- SeSbalb fiebelte SBeifilcr m it ber gam ilie, bie er in^toifchert gegrünbet hatte, 1893 nach ber llniberfitätsftabt §aüe über, too allerbingS feine Hoffnung, fdineß eine neue B rajiS ¿u finben, fich nicht erfüllen foHte. ©r muhte fich beShalb noch mehr als bisher mit literarifchen Arbeiten befaffen. gunächft bearbeitete er eine ffkeiSautgabe beS Cfteneidiifdpn RotarbereinS: „® ie Reform ber borbeugenben bürgerlichen Rechtspflege in Dfterreicb" unb erhielt bafür and) einen Steil beS BreifeS. ©obann lieh er bon 1894 an bie befannte @efeh= unb BerorbnungSfammlung „BreufifcbcS Rrdjiib" etfeheinen.
SBeitere gefchicbtlicpe ©tubien auS biefer Beit etfehienen eift 1914 unter bem Suite!: „B u r ©efdeidite beS preupcfdien RotariatS".
®aS ©rfdheinen beS B @ B . beranlahte ÏB e ifte r ¿u einer ganzen Reih« fo n Arbeiten. @8 erfchien baS ,,Breuhif¿he SanbeSfmbatrcdht", ein Kommentar jum g@ © ., baS „fform ularbuch" unb baS „SDeutf^e Rachlafjberfahren". S ie Bereinheitltchung beS beutfehen Rechts gab auch ben Slnlah per Reugrünbung beS „®eutlchen RotarbereinS", ju beffen © ^ riftle ite r unb ©efchäftsführer er fogleich befteEt tourbe. ®te bon ihm begrünbete unb bis fefct geleitete „ B r it f^ r if t beS S eutf^en RotarbereinS" ift beiannt unb toirb bon allen ffachgenoffen hoch gefchä^t. Räubern bie § o d flu t biefer Arbeiten berebbt toar, îonnte fich Bfeifder toieber feinen gefchichtlichen ©tubien jutoenben. Rach langen, mübebotlen Arbeiten erfepien 1905 fein SebenStoeri: „ $ ie ©efchichte ber RechtSantoalifchaft". ®iefe bebeutete aber nicht baS ©nbe feiner fdcriftttellerifdien 3!ätig!eit. Sluher ben Rcuauflagen feiner früheren Sßerie, bon benen befonbetS baS „ffotm ttlarb ud )" regelmähig neu aufgelegt toerbeu muhte, arbeitete er namentlich an bielcn B^tfchriften, auch auher feiner eigenen, fotoie an ©ammeltoerien ftänbig m it. ©ine ©efe|fammlung beS Re;.d)Srec£)tS:
mu^te 1909 toegen ntartgelnber SSeteili^ung aufgegeben tüetben. (Sine „5Re$t unb Se^têantuali hat er ungebrudt nachgelaffen. fe rn e r liegt ein neues „fmnobud) beS RachlahberfabrenS" brudfertig bor.
2Benn fom it SBeihler feine fdçriftführeriîdie STätigfeit hauptfädhlich in ben ® ienft ber ffad;cccnoffen fteHte, fo brängte ihn fein fojialeS ©mpfinben immer unb immer toieber, alles su tun, toaS ben ©tanb ber Sirrtoälte unb Rotare hçben unb feftegen îonnte.
SDarum îonnte bie RubegebaItS=, 2Sittoen= unb SBaifeniaffe fü r beutfdhe RechtSantoälte, nadjem fte enbltcb nad;
langen unb fchtoeren Äämhfen gegrünbet toar, feinen befferen Borftanb ft<h ertoählen als Ślbolf ÏB e th le r. 2BaS er als folder in unermüblichem ©ifer unb grobem BerftänbniS fü r bie kaffe unb bamit für bie Slntoaltfchaft geleiftet hat, toirb unoergeffen bleiben. ®anlen toerben eS ibm äße biefenigen, toclcpe bie ffioldtatcn ber Äaffe geniehen.
® er Befd)luh ber Raumburger Slntoaltsîammer, ber fjülfsfaffe fü r beutfehe RechtSantoälte betjutreten, fotoie bie Befteuerung nad) ber ftohe beS ©inïommenS einjnführen, ift SB ei fî l er ju tierbanîen.
«Sie fehr biefer feiten begabte, fü r alles §ot)e, ©bie unb ©d)öne begeifterte, bon echt ïoHcgialifchem © in n erfüllte Riann, ber faft bei ieiner Berfammlung fü r ffadhgenoffen fehlte, geachtet unb beliebt toar, betoieS bie grofje Beteiligung auS allen Greifen
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622 3 u r i ft i f cp e S B o c p e n fc fjr ift. 9 h . 10. 1919.
an ber Strauerfeier auf bem ©ertraubenfriebpof. fixet, too man ben bon bcm großen Paturfreunb fo oft Befugten PeierSberg erblidte, feilte feine Afcpe nach feinet lebten Peftimmung beigefept toerben. lln b als naep bet Betriicben ©ebäcptniSrebe, bie nach bem iJBunfcpe beS Heimgegangenen Kollege § e r o Ib ^ielt, bie fterbiiepe Hütte unter bem ergreifenben unb feierlichen ©efang bet SHobert^anj»Sing°= Afabwtie, ber ber Perftorbene bis gu feinen lebten Stagen als auStibenbeS unb PorftanbSmitglieb anpepörte, bem ffeuer übergeben mürbe, ba entrollte manchem 2Iuge eine Sräne. Sitte aber toaren einig: „ttttit ihm ging einer ber Peften bon u n s !" 2Jiag auch bie lobernbe flam m e bie fterbiiebe Hütte berge^rt haben, fein ©eift bleibt unb feine 2Berfe folgen ihm nach- ©ein ©ebäcptniS toirb unter uns, bie m ir ihm napefianben unb m it ihm gearbeitet unb geftrebt haben,
u n a u flö s lic h bleiben.' ©eh- ^uftigrat © Ige, Hatte a. S .
f | u g o ^ c i n e m a n n © e f c a d j i m s .
35 o n S B o I f g a n g H e i n e .© in Cbfer beS Krieges, ein Dpfet feiner unertnüblicpen Slrbeit fü r unfer P o lf, ein Opfer feines unbegrenzten Pflichteifers ift er geftorben; biel gu früh fü r feine greunbe unb fü r bie Sache, ber er ftch getoibmet hatte. 28er bie letzten Jahrzehnte in ber b erlin e r PechtSantoaltfchaft berleht hat, toeifc, i»aS er bebeutete, toer ihm näher geftanben hat, beflagt bte
©röfje beS PerlufieS, toer bie greube gehabt hat, fein greunb gu fein, hat ein S tü d eigenes Sehen m it feinem Hmfcpetben aufgeben T ^ eon'^ einemann !car gegDrcner g u rift, unb gtoar PechtSantoalt feinem innerften SBefen nach- ©r befass fehr tiefe Kenntniffe unb bie gätjigieit, fid) audg in ben beftrittenften unb bertoideltften fra ge n unglaublich fcpnell .gureepigufinben. Aber er hatte hoch nichts bom Püdjertourm, nichts bon einer Neigung gum abftraften Shforetifteren, gar nichts AfabemtfcheS. 2lm F a ll" enttoidelten fiep ihm bie juriftifdgeft ©ebanfen, unb toaS er m it tief einbringenber ©elehrfamieit bor ©encht bortrug, toar niemals ein Haufe gufammengejchlephter Pauftcine, fenbern ftetS ein auf feften Pfeilern ftehenbeS ©etoölbe, baS fiep felbft unb ben ©ebanlenbau ber barauf errichteten Folgerungen trug. $abei toar alles ungeiünftelt unb burepfieptig.
Heinemann ging allen Peifucbungen gu einer blenben toottenben 3 % to rii aus bem 2Bege. 28er aber einmal in einem qroften Progeffe fein Plaiboher hörte, ' toar bon ihm gefeffelt. ©eine ilugen Singen fchienen bann gleichfam nach innen gu fehen unb bort bie Fülle bon ©ebanfen hetauSgulefen, bie feine Sippen in nie berfagenber Sadglicpfeit fcpltcht aber beftimmt bortrugen.
Seine ©tärfe lag aber minbeftenS ebenfo auf bem ©ebiete ber Sluffaffung unb Pepanblmtg beS Satfäcpiichen. ®aS madite: er hatte Pbantafie unb ¿erg. 2luS ben Jnformationen ber Klienten unb ben SluSfagen ber Beugen ertoucpS ihm ein leibhaftes P ilb beS Hergangs, nicht nur eine Summe bon ©rünben fü r unb teiber. SDeSpalb tra f er bann auch m it ficperer Hanb baS ftBefentlidge“ bei PetoeiSanträgen unb ihrer Pegrünbung, toufcte gu fragen unb, toaS fo biele mdgt lernen, m it Fragen
«ufguhören^ ^ ein gerüDrra0cni, praitifcher ftttenfcp unb einer, bem immer ettoaS einfiel. Jdg habe föftliche Sachen m it ihm erlebt, Singe bie m it Püdficbt auf noch Scbenbe je$t nicht gut gebrudt toerben iönnen. Pie berlor er bei ber F übrung emcS ProgcffeS bte Bügel aus b e rH a n b ; m it ber ernften F eftigfett, aber auch ber SiebenStoürbigfeit, bie ihm gu ©ebote ftanben, toufste er m it Porfipenben, ©taatSantoälten unb Phtöerteibigern gleich gut auSgufommen unb bei ber progefjlettung feinen SBitten burdmtfetten. SDabei toar er niemals eigenfinnig, fonbern ftetS geneigt unb fähig, ©rünbe beS anbern aufgunehmen unb fid) ihnen angupaffen. Jbm famen bei biefen ©aben eine bon P a tu r heitere ©emiitSart unb ein toirflicp toarmer Humor guftatten, aber auch fein gütiges unb bornehmeS §erg. Jd> bnbe ba§ m bcm faft brei Plonale toahrenben P ro g e i ber auS ben Unruhen in SJioabit 1910 entftanben toar, einmal erlebt. 2Btr hatten einem Poligeioffigier, ber in ber Perpanblung uns nicht gang ben richtigen £ o n gu treffen fehien unb ber nach unfrer Ubergeuguitg an ber Smpifei^S ber Kratoatte bie Sdgulb trug, febarf gugefrüt, als Heinemann erfuhr, baff ber Beuge ein Ptann bon menfdenfreunblidier ©eftimung unb bon fogialem PerftänbniS toäre; alSbalb ruhte er mdgt, bis toir bie ©elegenpcit gefunben patten, bem mtftoeiftänblich Angegriffenen eine
© rllärung gu geben, bie ipm ©enüge tat. ©8 toar nid;t feine A rt, fiep gu berrettnen, flare Statbeftänbe umgubrehen, unhaltbare Pofitionen m it fdglecpten ©rünben gu berteibigen. Seine ©ereditigfett unb feine ©efinnung unb feine grofje Klugheit liefen tpn m it fidgerem Safte ben feptoeren unb niept immer gefafgrlofen 2Beg finben, ben ber PecptSantoalt als gugletcp Pertreter einer Partei unb Organ ber PecptSpflege gepen m uf.
Jd) habe m it Heinemann am unmitielbarften als Strafberteibiger gufammen getoirft, aber ich tueif, baf er in B*bil=
faepen als Antoalt beim PerufungSgericht btefelben ftarfen ©igenfdgaften betoäprte. 3 :ro f atter biefer pat er es nie bagu gebradt, einer ber „berühmten ßrinunalantoälte" gu toerben. ©r ftie f toopl m it feinem geraben Sffiefen bei mandgem Klienten an, ber berlangte, b a f man iptn naep bem Plunbe rebete, er fonnte in foldgen Fällen audg pergpaft entfepieben toerben. Unb eS galt nicht als borteilhaft, fid) bon einem Sogialbcmofraten bertreten gu lapen, ein P orurteil baS nadg meiner ©rfaprung fü r Perltn jebenfattS gänglitp unbegrünbet toar, baS aber gerabe in ben Streifen ber bemittelten Klienten unausrottbar blieb.
Heinemann madite fich barum feinen Kummer, ©r patte eine Praxis bon einem Umfang, b a f fte felbft feine fabett hafte K raft unb Sdgnett-gfeit ber Arbeit genügenb in Anfprud) napm. Unb feine Peigung gehörte immer neben ber eigenen Praxis ben Aufgaben ber ©efepgebung. 2BaS er als PedgtSantoalt burdg praftifepe Peobacptungen als ungeredgt unb tönept erfanut patte, baS fritifierte er unettnüblidg m it bem B^Ie, eS bei ber nottoenbigen ©efepeSänberung gu befeittgen. AIS PecptS=
antoalt patte er fiep nicht nur eine genaue Kenntnis ber Ju bifa tu r, fonbern ein unmittelbares ©efüpl fü r bie SJiethoben unb bie Pfpchologie ber bamalS perrfdgenben ©etoalten ertoorben, unb er fonnte toie toenig anbere beurteilen, toaS bie 2Birfung einer
©efepesoorfchrift fein unb toie fie ausgelegt toerben fönnte. ©eine AuSeinanberfepungen m it ben Jrrtoegen ber Pecpt=
fpreepung über baS KoaluionSredgt, g. P . in ber Jubilä'imSfdgrift fü r b. Sifst, feine K ritif beS PorenttourfS gu einem © traf*
gefepbuch unb beS fogenannten ©egenenttourfS, geigen Heinemann als Ipeovetifer unb gugleicp als praftifdien ©efepaeber.
® a 8felbe g ilt bon ber juriftifdien Punbfcpau in ben ©ogialiftifdgcn PlonatSpeften unb bielen größeren Auffäpen berfelben Beitfcprift.
Heinemann toar aud) bon Herzen P olitifer. Seine juriftifd)en Anfänge fielen in bie B c't, bto burep bie Kreife ber jungen Afabemifcr ein S tro m foualen JntereffeS ging, eine Petguna, ber auftoartefhebenben Arbeiterfdgaft gur Seite gu treten, gufammen m it biefetn poliuicp aftibften Steil beS beutfdgen PolfeS ein neues geiftigeS Sehen, eine neue ©efettfcbaftSorbnung gu fepaffen. ©S toar biel reiner, fepöner, oft ettoaS unbärtiger JbealiSmus in biefer Petoegung, bie fiep bon P la r j unb ©ngels, bon Jbfen unb S olftoi, bon S artom unb P icpf^e näprte, unb auS ber aucp bie Siteratur ber neungiger Japre perauSgetoadiien ift.
Piele finb halb toicber babongegangen, Heinemann aber blieb feft an bem getoäplten p ia p ; er toucbS m it ber B « t unb ipren Jbeen, er biente als ftetS toilliger Perater namentlidg ben freien ©etoerffepaften unb ber fogialbemofratifcpen Partei, opne ie nach einer politifcpen Potte im Parlament auSgufchauen, immer tätig, immer treu.
Aud) an Heinemattn rächte fidg baS bamalS perrfepenbe Spftem für feine unerfeprodene K ritif auf feine Planier. Plan
überging ipn, ben aiigeiepenen, ehrenhaften Antoalt unb perborragenoen Juriften bei ber Perleipung beS JuftigratStitelS. A n fiep
eine faum gu ertoäpnenbe, bon Heinemann nur als heiter aufgefafjte Kleinigfeit; aber pier bebeutfam burd) bie A rt, tote er
anttoortete, als toäprenb beS Krieges, naepbem ein anberer 2Binb gu toepen begonnen patte, bie berfpätete „© prung'' aucp tpm
angeboten tourbe: er betrachte nunmepr bie Perleipung beS StitelS niept als eine genügenbe PSiebergutmacpung ber Peletbtgung,
48. Jahrgang. Q u r i ft i f cí; e S B o c f)e n fc p r tft. 623 bic man feiner M i l i t e n Überzeugung b u rd bie AuSnabmebehanbtungzugefugt hatte. 6 " ft n£
SSertreter baS g u ftiztU iííe riu m , bem in feinen alien gorm er ftd fo überlegen .ettotefen Ihatte. ^ a n foE » N ¡ { bergeffen, ganz gleich, m ellen p o litic e n ©tanbpunft man ernannten mag; fie geben ben © d lu ffc l ju mand)em, WaS £eutfdlanb m btefen | j J re¿ teerrIe^ t Jrat¿ eut^ er toar §ug0 § einemann ju aEer Seit unb bis in feine innerften g a fa n . ® a tóar n i^ t|
©emadbteS, ntdbtó burd bie ©rregungen bes Dage® Aufgeblähtes bran; fein D eutfdtum toar: Retn^ol*. S I» b« , ® f t S unb bS fM iolS m ofcati «fien Arbeiter unb ihre gülner fid) ihrem bon ber Ü b e rm a lt ber gembe m ferner % fte n j bebrofoen 3?aterIanbeS n tr «Berfüaung ftelíten al« eS galt, beutfde K u ltu r bor ben ©efahren ber fetnbhdien ^nbafton unb ber Ateberlage m S o b r e n tra t a ud er auf baS p o litic e Hatnpffelb, unb mander b o r tn p d e Auffaft au« feiner gebet legt ßeugmS ab bon feiner ilugen liaren Auffaffung ber Vfotnoenbigteiten, bon ber ffiärm e feines b e u lte n Ber*enS unb bon feinem unbewegbaren
©tauben a n 'bie gbeale beS Sozialism us. gm Aufträge ber ©eneralfommiffion ber ©etoerf Jaften W « Jui a“ j g haften ©ozialreformern anberer «Parteien bamalS an ben ©runblagen eines neuen ArbeteredtS gelcbaffen. S ie fieberhafte Slrbeit unb ftetiae 3lufreauna biefer g a b « haben ben ©runb ju feinem aEjufruben Dobe gelegt.
3118 nun bte K a ta W h e ícm¡¡ als baä alte ^ baá alte > * « 1 « " jufammenbraden, tief man auch § " 0 ™ ««
leitenbe ©teEe im «Reich®juftiiamt' unb preußifden guftizminifterium unb etiblid) in bie «PreuPde Sanbeäberfammlung D a hat er febon fchtocr teibenb fein gntereffe auf bie g ru n b fä p d e n gragen ber © trafredtS* unb «Prozeßreform[gerichtet, aber fid) auch in b í täglichen SSertoaítungSarfteiten bertieft. Diefe feffelten iß« « 0 « ttß * Ineniger; jeboch er toar ber
unb als «Jlottoenbigieit, toemt unferem «Batcrlanb geholfen »erben foEte, hatte er erfannt, bte Staatliche Drbnung unb bte Slrbeit rtuCvprütinerhalten ?jafür bat iieinemann biel SBertboEeS getan. 3118 er baS leßtemal bet m ir tn etnetn Heineren gefeEtgen Ä r S f f ia r ib e n u it e er bie ©elegenheit, uut nebenbei noch fofo« eine toidtige politifde © ade ins reine ju bringen. Dies mar fein lebtet 3luSgang; am nächften ¿age mürbe er Iraní, um ftch utcht mieber ju erhoben. . . . .
Stele maren feine greunbe, » e il er felbft ein mitllich
treuergreunb mar, unb eS fanben
ftchimmer neue bte
ihnbet ber Slrbeit
unbin ber ©efeütafeit lieb gemannen, fobalb fie ißn uaßer fennen lernten,
ß uihnen zahlt auch ber l Efc*9e
SuftiJ=m in ie ? . Die «Berliner
«RedtSantoaltfdSft berliertan
ihmeinen bebeutenben charalterboEen p fle g e n einen
bergangene Beiten
mahnte, ganzin ber ©egenmart lebte unb
unferem jungen«Rad»ud«
unferer ß u iu n ft ein33orbtlb
fein möge.3 unt StntemitStag.
©ech® gaßre ßinburd hat A n to altfd a ft barauf ber*
Zid)ten müffeit, in ihrer §auf)tOerfammlung ju gemeinfamer Slrbeit zufammenzutreten. ©ed;8 gahre nur, aber meid; ein g nh a lt! 9Ran fcheut fid ben S3lid über biefe Beit ßintoeg turüdjulenien.
g n S3reSlau tra t ber leßte SlnmaltSiag gufammen. SreSlau!
SDie golbene ©dhlefierin, bie SSurg ber bamalS unerfdjütterten, bamalS uuerfd^ütterlid; fcheinenben beutfehen Dftm arf, — S3reSlau, baS in ber lad)enben ©d)önheit feiner Sanbfihaft bie au§ gahr»
hunberten beutfder Slrbeit erblühte «Pracht feines ©tabibilbeS m it gähnen unb Saubgeminben gcfd;müdt halte, um ber 2Bieber=
lehr jener Sage ju gebenien, ba Don hier aus ber «Ruf ju t
©rhebung, baS ßei^en jum beutfehen Slufftieg eines gahr=
hunberts erfdjoE.
g ü n f gahre ber SSerni^tung feitbem! tl&eraE int Sanbe ßerftörung unb ßufammenbrud), £eib unb «Rot, Unftd^erheit über bie ß uiu n ft, bon ber nur gemi§ ift, b a | fie bon aSergid^t,
©ntbehrung unb harter Slrbeit erfüllt .fein mirb.
,Barte Slrbeit beS eintelncn, unobläffige Slrbeit aEer §ur SGBieberaufri^tung beS Reiches. ©8 g ilt bornehmlidh, baS SSolf 5ur SBiebergefunbung, ju r Sichtung bor Sftedpt unb Drbnung, bor gefchrtebenem unb ungefchriebenem ©efeh äurtidpführen, bie «RechtSfidherheit mieber heraufteEen, bie «RedtSeinheit, bie midhtigfte ©rrungenfdaft unb jugleid» bie midftigfte ©arantie ber nationalen ©inheit, ju fiebern uttb 511 fertigen. 33ei biefer Slrbeit »erben bie beutfehen «RedftSanmälte nicht fehlen.
_ Slud; bie 2lnmaltfd;aft hat bie Slutfteuer beS SöeltlriegeS entrichtet. Sldjthunbert beutfdie «RechtSanmälte befiegelten bie fireue jum beutfehen 33atcrlanbe m it bem 5Eobe. © ic bleiben unbergeffen in SDani unb fBemunberung. Unbergeffen aber foEen and bie bleiben, bie fie jurüdgelaffen haben, bie grauen unb Ätnber, bie ihren beflen unb fdmnften S3cfi| bahin gegeben haben, — unbergeffen bie bermunbet, Ira n! unb ermattet $eim=
getehrlen, bie bon Baus unb ijerb SSertriebenen. ghnen aEen foE geholfen »erben, bamit fie im SBieberaufbau ihres Sehens überminben, »aS fie gelitten unb »aS fie berloren haben.
®ie nädjften Stofgaben finb ber beutfehen Slnioaltfdiaft unb bem SJeutfchcn Slnmaltberein Har .borgejeidnet. S ie ent«
ffored^ert bem, »aS ben anberen ©tänben unb ^Berufen, »aS auch her SlEgenteinheit, ber _ Seitung beS 3icid)eS unb ber Sänber als ¿ringenbfteS obliegt. S ie «Rationalberfamntlung hatte junädfft burd; ben griebensfchlufj unb bie SSerabfdiebung beS SSerfaffungSmerleS bie ©runblagen fü r bie Oberleitung in bie neuen «ßerhältniffc ju fd;affen. Slls »eitere Slufgabcn er=
»udtfen ih r einmal bie Durchführung ber bringlicEjften SRa^
nahmen Jur Sinberung beS burd) ben Strieg unb feine golgen herbeigefEhrten ©lenbS unb als ßmeiteS bie mirtfdiaftliche, finanjieEe gunbierung ber Aufbauarbeiten.
g n berfelben «Richtung »erben ftd) bie Arbeiten ber An=
»altfchaft unb beS AnmaltbereinS bemegen.
Auch bie Slerfaffung ber Slnmaltfchaft iann bie SSerhältniffe nicht änbern, fie Iann aber bei richtiger ©eftaltung — »ie eS ber ©chöpfer ' ber «ffieimarer «Betfaffung bon feinem SBerie erhofft — baS §öchfte an K raft herausholen. Unb barauf iommt es an: ba§ B beb ft e an K raft aus bem ©tanbe heraus*
juholen fü r bie groben Aufgaben ber ßulunft.
D ie gefepdie Drgantfation ber Anm altfdjaft » irb in biefem gahre öiergig gahre a lt; ihre SSerfaffung ift feiger im
»efentliehen unüeränbert geblieben. A n Anregungen ju r Um*
geftaltung hat eS nicht gefehlt unb nodj ber lebte AnmaltStag hat fid; m it biefen gragen befdäftigt. gnjm ifde n hat bie «Rot ber Seit bie beiannten «Borfdtäge gur „ © o p lifie r u n g " ber A n m a ltfd a ft geboren, bie jug leid eine Sentralifierung ber gefeb5 lid e n Sßertretung beS ©tanbeS »oEen. g ü r bie D urdführung biefer Anregungen, fo»eit fie ber SSehcbung ber KriegSnot
»ährenb ber Übergangszeit bienen, ohne einen tieferen ©ingrtff in bie beftehenben SSerhältniffe unb ohne eine »efentlid® S?er=
fdiebung ber ©runblagen ber beutfdm Aböofatur ju erforbern, hat fid ber Deutfde An»altberein bereits eingefe^t. © o » e it bie Sßorfdläge »eitergehen, »erben fie n od ju prüfen Dem zuftänbigen AuSfduffe beS Deutfden AntoaltbereinS, beffen SSorarbeiten fü r bie «Reform _brr «RedtfantoaltSorbnung fd o n » e it öorgefdritten toaren, ermädft t p r eine neue, toidtige Aufgabe.
D ie priöate Drganifation ber A n m altfdaft, ber Deutfde Antoaltberein — ber feinem 50. ©eburtstag entgegengeht — hat fid bor gehn gahren eine neue SSerfaffung gegeben, ©ie hat fid im aEgemeinen betoährt. ©ie hat, »ie ermartet »urbc unb getooEt toar, bie SSerbinbung jtoifden ben SRitgliebern unb ben bie ©efdäfte führenben SSereinSorganen enger unb lebenbiger g em a di »aS bie Arbeiten befrudtet unb ben Äußerungen beS ißereinS mehr als borher baS ©etoidft ber bem ©tanbe ge*
meinen SReinung Verliehen hat. © 0 ift ben Arbeiten beS SSer*
eins mander ©rfolg befdieben getoefen, unb too unb greifbare ©rgebniffe ju n ä d ft n a d ber Sage ber äSerbaltntRe unb im Kampfe m it bem odium advocatorum n td t erjteit
»erben ionnten, haben biefe Arbeiten fid e r _ Jur SSorberertung beS SSobenS fü r iünftige © aat unb ©rnte beigetragen. jjn ber «Rid;tung einer © tärlung ber Drganifation liegt er SSorfdlag auf ©rhbhung ber ß ahl
berJBorftanbSmitglieber bon Z»blf auf fünfzehn, über ben ber Anwaltstag zu befmben haben » irb .
gm übrigen hat bic praitifd e Antoenbung ber © a p n g e n beS SSereinS einige Unftimmigleiten ergeben, bie ju befertrgen finb, a ud SSerbefferungSBorfdläge liegen üor. CS hanbelt ftd n id t um © ru n b fä p d e § unb nid;t um bnngltde gragen; fte tönnen einem fpateren AntoaltStage borbehalten unb bis baßin noch borbereitet »erben. Dabei » irb zugleich cnprüft »erben
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