• Nie Znaleziono Wyników

Die Zukunft, 1. Januar, Jahrg. XIX, Bd. 74, Nr 14.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Die Zukunft, 1. Januar, Jahrg. XIX, Bd. 74, Nr 14."

Copied!
56
0
0

Pełen tekst

(1)

W

XIX. Jahrg. Berlin,denl.Januar1911.

» gr.14.

H grau-geben

«

jHVakchnz

Inhalte ..

.. -; « « Sitte

Rexypk...«. ......

Von-ZwangAalzkemvonAttribut-wann .. . . ...-. 14 FULL-VIII PaulEhrlich. .-.-...- «. ....—......«:-·.,T21»3- 1610.«s«Voitkadonp . . .. .". .. . .... 25

Uachdrnckverboten.

s

ErscheintjedenSonnabend-, Preisvierteljährlich5t-Mark,"die«-shinziliteNummer Pt-

VerlagderZukunft Wilhequstkquesa.

H19111.-"

(2)

Abonnement

pro

Ouartal

M.5.—,

pro Jahr

M.2o.——.

Unter

Kreuzbancl

bezogen

M.5.65,pko1ans-

»I.22.so.

Auslano

I.6.so.pro

Jahr

M.25.2o.

lllnn

abonniert

bei

allen

Buchhandluan

Post-nistelte-!

nntl bei der

Expedilion

Icklill

sw-

Is,

WIIIISIIIISIL

Za- - Lestdie :

deutscheMittags-Zeitung

Preis 5 Pf-

lährliob 2,50Mk.

Aecht Biere

Verlas:Berlinsw.68

Alte akobstrasse 136

überallerbälllieb überall erbälllicb Künstler-Klause carl Stallmann

Jägerstrasse 14. Pilsner Urquell.

cis-and Höiel Ein-chion Berlinjl

vis-il-vis Anl1.ll.«1lmh0t·. ("lllcklgass EEbckbaclo II Illin.v.l’()t2·l.llnlinl10f.

oberspkeew»»e»»

«

VII-sovi-

eaiic

otl splanade

Berlin Hambussg

Zwei der vornehmsten klotels der Neu-eit.

inalco

Htkohotkkei

(3)

Wie

Zukunka-

Herausgehen

Maximilian Kardem

Dierundsiebenxigller Band.

Berlin.

Verlag der Zukunft.

1911.

(4)
(5)

Jnhaln

Abschied .. ........299 AkademifcheBaukunft .220

AldrichseCo. ..201

Allerlei ...... .....188 Amerikanische Vanken s. Al-

drich82Co.

Anglia .. 35

Vankgeschäfte .399

Bankfittenpolizei ..... .235 Vaukunst s.akademische Baupolizei der Zukunft, die.325 Berliner Handelsgefellfchaft f.

Prinzipienreiter.

Verolinum .........137 Vilanzfrifuren s. IVuch-ungen.

Briefe,drei .. .. .370 Vuchungen ..... .366 Bucket shop f. Bassia- Chateaubriand inPrag ... 84 Cölibat s. Gnade.

Corpskneipe .. .......121 Dauthendey, DNax......192 Delcaffå s. Liquidation.

DeutscherHausschatz,ein. ..283 Deutsches Reich s.DNemo-

rand-um.

Eheliche Treue und- geistige Entwickelung Elsaß-Lothringen s.Reichss-

land.

England s. Anglia.

Epikund Verkehr. .

Fanal... ...... ...

Frankfurter Parlament s.Ne- zept.

Frankreich f. Licjuidatiom 417

.352

403 Gedichtes. Verlaine.

GedichteinProsa·... ..333 GeistigeEntwickelung s.Ehe-

lichse Treue.

Glocken derHeimath,die. .195 Gnade und Cölibat .....103 von Gogh,derTodVincents .328 Goethe für Jungens. ....256

f.a.397.

Großamerika ........432 GrußdesToten,der. ... . 54 Hamilton, Ladsy.......300 zHarringa, Hellmuthf» Tot-ps-

kneipe.

Eheilpädagogien.......331 Herrenhaus f. Rezept.

Hosenrocks.Haienjustiz Jn eigenerSache......386 Jtalien s.Rom.

Judenfrage, dies.Briefe. .370

Kaffee 66

KaiserWilhelm-Gesellschaft f.

Ornamente.

Karikaturift, einvergessener .318 Kohlendiebe .. .......388 Konjunktur .........304 Kraftökonomies.Philoso-

phie

Krebs .......... .. 21 KritikderSpraches. Jneige-

ner Sache.

Kronprinzen-Neise f. Rezept.

Kunst,diegroße.... ...231 Laienjustiz ...... ...273 Liberti f. Ornamente.

Liquidation ...... ...373

(6)

Lublinski,Samuel ......364 Masken .... ......-.185 Mauthner, Fritzs. Jn eige-

ner Sache

Niemorandsum ........ 69 MilwaukeesAktien s. Prin-

zipienreiter.

Moabit s.Rezept, a.Qua- tuor.

Modernisteneid s. Rom.

Rapoleon 1.s.Vor hundert Jahren.

1910

Opernhaus, das neue s.Qua- tuor.

Qpernparalipomena ..... Orden und Titel s.Orua-

mente.

Orientalische Weltanschiauuug 114

Ornamente ...... ...171

Pairs s. Auglia.

Philosophie u. Kraftökouomie286 Posen......... ...307 Pötzl ........ ·...415 25

91

Prinzipienreiter .......337

Quatuor ..... .....2C5

Ratten, dies. Berolinum.

Räuber, dies. Reinhardt Razzia .... .......269’

Reichssland,das .......239 Reinhardts Räuber ... 99 Reisepolitik s.Quatuor.

Renten undRealkredit ... Rezept

.1345 1s

Rom .... ........341

Sarg, derverlorene .....425 Schmutz.. .........224 Seh-öser s. Laienjustiz.

SchröderundGenossens.Ouas tuor.

Schswindelbankierss. Razzia.

Selbsstanzeigen ..131,198,262 Seliger Herbsstabend.....255 Senatoren s. Ornamente.

Sieben Kreuzer ...... . 95 Sozialdemokratie, dies.Re-

zept.

«

Spielhageu s· Epikund Ver- kehr.

Theosophie ...... ... 56 Töchterschicksale.... ... 249 Töpfser, Rudolf s. Kakiker-

turist·

Verkehr s. Epik.

Verlaine, Paul .... .. .2412 Verse ....... ..261 Vor hundertJahren. .... 14 Wahlrecht s. Rezept.

Weltanschauung s. Orieuta- lische.

Werthpapiere, fremdländische s.Vanksittenpolizei,s-a.

Prinzipienreiter.

Wien und Berlin s. Vero- linum.

-Zuckersabrikations.Vor hun- dert Jahren.

Zweckverbands. Veroliuum.

(7)

Sie Zukunft

- .·.--—-««,-",--·I« V

- (

Berlin, den l.Januar 1911.

, see-IV I

Rezept.

GmNeujahrsmorgen, als derKaiser,um dieParole auszu-

-«

geben,mitseinenSöhnenundmitgroßemGefolgeinsZeug- haus ging,war, außerdem alltäglichen Posten, am Lustgarten, ausderSchloßbrücke,amZeughauskeinSchutzmann zusehen.

Nach derNückkehrinsSchloßkleidete derKaiser-sichumund machte dann,imbürgerlichenAnzug,mitseinemvierten Sohn,demNe- ferendarius PrinzenAugustWilhelm, zuFuszeinenlangenSpa- zirgang,derbisüber denBayerischeuPlatzhinausführte.Die Herren wurden, woman sie erkannte,herzlich begrüßt,dochnir- gendsvonzudrängender Neugier belästigt.Vom Stadtpark fuh- ren sie,in einerAutomobildroschke, nachdemSchloß zurück.

Der höchstbetitelteErbederNamen,derenTräger,Simon Moritz Vethmann und JohannJakobHollweg,derfranksurter Firma Gebrüder Bethmann inGeltungundAnsehen geholfen haben, blättert,an einem nichtallzuschwermitAktenbelasteten Vormittag,indengilbendenBerichtenüber dieVerhandlungen desfrankfurter Parlamentes, derersten DeutschenNationalver- sammlung,undnotirt,zurVerwendung in etwanächstenszu lei- stendenNedemeinpaarSätzeAdvokat Ludwig SimonvomDon- nersbergderäußerstenLinken:»JndemVericht,denHerrBasser- mann uns überseineimAuftragdesNeichsministeriums unter-

nommene Reise nachBerlin vorgelegthat, stehtderPassus: ,Spc·it

kamichan,durchwanderte aber nochdieStraßenund mußge- 1

(8)

2 DieZukunft.

stehen, daßdieBevölkerung,dieich auf ihnen, namentlichinder NähedesSitzunglokales derStände, erblickte, mich erschreckte;

ich sahdieStraßenvonGestalten bevölkert,dieich nichtschildern will.«Herr Vassermann ist alsomitsehr erschrecktemGemüthvon Berlin zurückgekommen:das berliner Volk hatihm mißfallenz natürlichkann nicht jedesGesicht Herrn Bassermann gefallen.

Wenn man sichaber ausdie kleinstenDingeberust,um einenVer- fassungbruchzurechtfertigen,soerkenneich geradedarin dievoll- kommene Haltlosigkeit.Herr Vassermann sprichtvoneiner Kari- katur,denTraum eines Republikaners darstellend, auf welcher verschiedene tötlicheVerrichtungen verzeichnet sind.EinPendant dazu istderTraum eines Reaktionärs«,eineKarikatur, inwel- cher sich bombardirte, inSchuttund Staub versinkendeStädte demAugedarbieten. Das sind Gestaltungen derberlinerVolks- laune,deren Harmlosigkeitsich schon dadurch beweist,daßsienach beidenSeiten hin gerichtetist.«Vankier undNeichsfinanzminister Hermann vonBeckerathausdemKasinodesNechtenCentrums:

,,DieVeschränkungdesallgemeinenStimmrechtesistfürdenStaat einePflichtderSelbsterhaltung;erstürztsichsonstauseinerKrise indie andere undseineganze ExistenzgeräthinGefahr.Wo die Vürgschaft fehlt, daßdas BestehendezwarderVervollkomm- nung entgegengeführt,niemals abergewaltsam umgestürzt wird, dakann diematerielle Wohlfahrt nicht gedeihen, am Aller- wenigstendas WohlebenderKlassen,diedurchdas allgemeine Stimmrecht besonders begünstigtwerden sollen.Weil ichmein Vaterland großund freiwünsche,weil ichden Staat so gestellt wünsche,daßerdieihmobliegende Verpflichtung,fürdie immer weitere Verbreitung derpolitischen Rechtezusorgen, erfüllen kann,ebendeshalberkläreich mich fiirdieVeschränkungdesall- gemeinen Stirnmrechtes.«JosephMaria vonRadowitzaus dem .Steinernen HausderRechten:»Esgiebt Zeiten,indenen die Staatsverfassung eines Volkes wederbestehen kann,wiesie ist, noch auch so umgestaltetwerden könnte, daß siezubestehenver- mag.Das sinddieZeiten,wodasAlte mitdemNeuen,derbis- herigeZustandderbürgerlichenGesellschaftmiteinem anderen, noch unentschiedenenund von derEntscheidungweitentfernten imKampfliegt. WehdemFürsten,demStaatsmann, dessenLeben insolche Zeit fällt!Was erauch thue:erthutes entweder zuspät oderzufrüh;ersieht vielleichtdasZiel,aber erkannesnichter-

(9)

Rezept. 8

reichen.«BuchhändlerundUnterstaatssekretärJriedrichVasser- mann, nochEiner ausdemKasino: »Die SozialistenunsererTage habeneinenwiderlichen Gegensatz zwischenVolkundVourgeoisie aufgestellt. DiesenHerrenistzweifelhaft,obsiedenBürger,der durchTalent, FleißundMäßigkeit sicheinBesitzthumerworben hat, dessen Bestreben dahin geht, seinErrungenesfür seineKin- der,seineFamilie zuerhalten,zum Volkrechnen sollen. Daßaber Einer, dersich nichtanstrengt, der,verschuldet oderunverschuldet,in Ungebildetheitverbliebenistunds eineganzeWeisheitaus irgend- welcherPhraseoderirgendeinem Lokalblättchenschöpft,zum Volk gerechnetwerden müsse,ist diesen Herren nicht zweifelhaft.Was aber hatderdeutschenNation von jeihreZierdeundihren Stolz gegeben?Waren esnichtgeradedieMänner,dienachden Be- griffenderSozialisten nichtzu denArbeitern, nichtzu demVolk gehören? Herderwar Geistlicher, Goethe Minister undSchiller einer dergeschmähtenProfessoren. Und gehörtendieFührerin denBefreiungskriegen,gehörteeinNotteck etwa nichtzum Volk?«

ProfessorJakob Grimm, derBerühmtesteaus demKasinm »Wir Deutsche (Daswirduns Niemand bestreiten) sindeingeschäfti- ges,ordentlichesVolk.Doch dieselöblichenEigenschaftenschlagen auchbei uns oft inFehlerum.Wir haben, ich mußessagen,eine großeAnlagezumPedantischen; ichhabe sogar neulich ausge- sprochen, daß,wenn dasPedantischeinderWelt unerfundenge- blieben wäre,derDeutscheeserfunden habenwürde-DerJ-ehler besteht darin, daßwirallzu sehr geneigt sind,andem-Geringfügi- genund Kleinen zuhängenunddasGroßeunsdarüberentschlüp- fenzulassen.Derbekannte Satz: ,Vorgethanundnachbedachthat MancheningroßesLeidgebracht«,dieser SatzkannaufunsDeut- scheinPolitischenDingensehrselten angewendetwerdenz vielmehr konnte einanderer aufuns angewendet werden: ,Langbedacht undschlechtgethan: istder deutsche·Schle11drian«.«Das,denktder Kollektor, mußwirken;geradeausmeinemMundWeilman mir immer Pedanterie undUnfähigkeitzumEntschluß vorwirftund selbstSchmollers Excellenz micheinen Cunctator genannt hat.

AmdrittenJanuarabend erscheintinderNorddeutschenAll-- gemeinenZeitungeinArtikel,indem gesagtwird:,,DieNeujahrs- betrachtungenderdeutschenPresse lassen erkennen, daßüber die AbsichtenderVerbüudetenNegirungennochinnnerJrrthümerbe-

»

(10)

4 DieZukunft-

stehen,deren FortdauerdieruhigeFührungderReichsgeschäfte erschweren müßte.Wenn vonden Vertretern desNadikalismus derGlaube geschaffenundgenährtwird,etwas einer ,Neaktion«

Aehnlichesseizufürchten oderschonEreigniß geworden,undwenn dabei,woBegriffe fehlen,in die Lücken desDenkapparates wie- der derzumeeckderEkelerregungerfundeneName einerschwarz- blauenNegirung eingestellt wird, sobrauchtüberdieses unernste Treiben wohlkein Wort mehrgesagtzu werden.Der geistig nicht Wohlhabende entschließtsichschwer,von billigerGewohnheitzu scheiden; undwer kein trockenes Pulver hat,mageineWeile ver- suchen,mitfeuchtemzuschießen.EinStaatsmann, demnichtdie Mußezu leeremGerede bleibt,wirddieZeit,dieerseiner-Arbeit entziehen müßte,nichtandas fruchtloseVemühenverzetteln,Per- sonenzuüberzeugen,dienicht überzeugt sein wollen,weilsiean- nehmen,nur ingetrübtemWafsereinenFangmachen zukönneu, oderihre Sache aufdieVertretung ausländischerundsozialde- magogischerWünschegestellthaben.Nicht ohneWiderspruchaber dürfen falscheVorstellungenbleiben,die ausgutemGlauben ent- standen scheinen.DemReichskanzler wird, auchinernstzuneh- menden Blättern, vorgeworfen,erhabemitseinerNedeüber die UrsachendermoabiterUnruhen in einschwebendesGerichtsver- fahreneingegriffen.DerVorwurfkannihnnicht treffen.DerVe- hauptungeines sozialdemokratischen Abgeordneten, dieSchuld derPolizeisei erwiesen,hat derNeichskanzler diejedenfalls besser fundirteentgegengestellt, diePolizei habe auchbeidies emtraurigen AnlaßihrePflicht erfüllt.ObVerfehlungenundunnöthigeBru- talitätenvorgekommen sind (diedann ohneschwächlicheNachsicht zustrafenwären),wirddieUntersuchung ergeben, fürderenOber- leitungeinnichtdemPolizeipräsidiumunterstellterBeamter in Aussichtgenommenist.Dann erstwirdauchzuermessen sein,ob das Vedürfniß eineAenderung inderOrganisationderSchutzmaan- schaftempfiehlt.DerReichskanzler hatferner gesagt,diemoralische MitschuldderSozialdemokratie, deren Pressedie moabiterArbei- terschaft aufgehetzthabe,seifür ihn jedem Zweifel entrückt.Dieser Meinung habenzweiDritteldesNeichstages durchAkklamation zugestimmt.Selbst wenn sieaberobjektiv unrichtigwäre:mitdem schwebenden Gerichtsverfahren hatsie nichtdas Geringstezuthun.

Nur dieSchuldoderUnschuldderAngeklagten, nichtdie Mit- schuldoderUnschuldeiner Politischen Partei hatdiezuständige

(11)

Rezept 5

Strafkamsmerfestzustellen.DiemitzäherBeharrlichkeitfestgehal- teneBehauptung,dieAnklage seivonderStaatsanwaltschaft mit politischenErwägungenbegründetworden,istfalsch.Nurin einem Nebensatz,derebenso gutwegbleibenkonnte, sprichtdieAnklage

von derHetzarbeiteines sozialdemokratischenBlattes; undeinen ,PolitischenNachtrag«hates niegegeben.Das politischeInteresse scheint aufder anderen Seite zusein;eszeigt sichdarin, daßeine ungemein großeZahlvonZeugenvon denAngeklagtenunmittel- bar, also doch wohl auf KostendersozialdemokratischenPartei- kasse,vorgeladenworden ist.DieVernehmung dieserunmittelbar geladenenZeugen, derenGebührenvondenAngeklagtenzuzah- lensind,kannderGerichtshof, nach ausdrücklicherBorschriftder Strafprozeßordnung,nicht ablehnen.Daraus undausderTaktik derBertheidigung,dienachweisenwill,daßdiePolizeiihreAmts- befugnißüberschrittenhabe, also nichtinAusübung ihrerPflicht aufWiderstand gestoßensei,erklärtsichdieungewöhnlich lange Dauer derHauptverhandlung DerMinisterpräsidenthatweder aufdieArt derAnklage (dievondemzuständigenAbtheilungchef vorbereitet undvon demVertreter desbeurlaubten Oberstaats- anwaltes gezeichnet wurde) noch aufdieWahldesForumsir- gendwelchen Einflußgenommen ; undwenn erwirklichso unklug undgewissenloswäre,eineEinwirkungaufdenGerichtshofzu erstreben,somüßtediesesStrebenanderUnabhängigkeitdeutscher Richter abprallen,fürderenUrtheilausschließlichdasinderHaupt- verhandlung Borgebrachte inBetrachtkommen darf.Ueberdie Schuld oderUnschuldderAngeklagten weißderReichskanzler nichtsundhat deshalbnatürlichauchkeinWort darübergesagt.Die falschen Darstellungen hängenmit demweithinverbreiteten und aus allerlei nichtganzreinlichenQuellen getränktenGlauben zu- sammen, dieNegirungplane, umdieAufmerksamkeitvon ,inneren Schwierigkeiten«abzulenken,einegroßeAktiongegendie Sozialde- mokratie. DenBerbreitern ist wohl nichtinsBewußtseingedrun- gen,welcheHandlungweisesolcherGlaubedenBerbündetenNegi- rungen zutraut. EineNegirung, die,weilihrschöpferischerGeist fehltund siesichmitden Fraktionen nicht verständigenkann,vonder Ausmalung desNothenSchreckensihr Heilerwartet undeinen großenTheilderBevölkerungindenBerdachtstaatsverbrecher- ischerUmtriebe bringt,handeltnoch frivoleralseine,dieinsolcher LagedemUnmuthdasBentil nachaußenöffnet.Die Berbündeten

(12)

6 DieZukunft.

Negirungenhabenaberauch nichtdengeringstenGrundJnach sol- chenMitteln Verzweifelnder auszuspähen.Diemaßlose Sprache dersozialdemokratischenPresse,dieHäufung ihrer Tadelssuper- lative undPersonalbeschimpfungen wirktaufdieArbeiterschaft längst nicht mehrmitdererhofftenWucht.DerdeutscheArbeiter istgegen dieseArtparteilichenGeschäftsbetriebes nachgeradeab- gestumpftund erfüllt fast ausnahmelos mitmusterhafter Pünkt- lichkeit seineStaatsbürgerpflicht.DiegescholtenenVeamtenaber würden denhärtestenTadel erstdann verdienen,wenn sie durch ungerechtenSchimpf, durchdieunbeträchtlicheTagesleistungein- zelnerZeitungschreibersichaus ihrerkaltblütigenRuhe drängen ließen.DieStaatsgewalt istbei uns starkgenug,um jeden Auf- ruhrversuch rasch niederzuzwingen. Mit dieser Gewißheit sollte man auchdarechnen,woman Unsnichtfreundlichgesinnt ist,und dieeitleHoffnung aufeineallmählicheEntkräftungdesDeutschen Reiches durchinnere Wirrnißfahrenlassen. Auch nach künstlicher Aufbauschung erscheinen unsere Schwierigkeiten nichtschlimmer alsdieanderer GroßmächtevonungeschmälertemAnsehen.Nir- gends ist auchnur derkleinsteAnlaßzu Sonderaktionen odergar zu einemHeiligen KrieggegendieUmsturzParteisichtbar.DieSo- zialdemokratie,dievon ,inneren Schwierigkeiten«ja selbst nicht freiist,wird in denGemeindeparlamenten undindergewerkschaft- lichenArbeit sich mehrundmehrdenNothwendigkeiten dernüch- ternen Praxis anpassenlernen und, wenn sie soweitist,überall auchals zurStaatsregirungMitwirkende willkommensein. Diese nützlicheEntwickelungwirdsichum soschnellervollziehen,jeruhi- german dieSozialdemokratie inihremFettschmorenläßtundje rascherman dieGewohnheit ablegt, sietäglichzumObjektvonEr- örterungenzumachen,dieihrSelbstgefühlinsUngeheuresteigern.

Wer sienichtineinemWahlkampfüberlisten,sonderndem Staat gewinnen will, darfsichmitihrnur beschäftigen,wenn esunver- meidlich istund solcheBeschäftigungnach Menschenermessen Heil- samesbewirken kann.DieWahl, die, nachderVerfassung,im LaufdessoebenbegonnenenJahresanzuordnen ist, hatnichtden Zweck,einer Partei eine Niederlagezubereiten,sondern den, einenZustandzuschaffen,der einestetige, tapfereunddemReich förderlicheGeschäftsführungsichert.Was diesemZweckdienen kann,wirdgeschehen;anderdazunöthigenZeitfehltesnochnicht.

(13)

Rezept. ?

Zudenkleinen und aufdie Dauer unersprießlichenManöverir einer ,Wahlmache«werden dieRegirenden sichnichterniedern.«

AmAbend vorderEröffnungderneuenLandtagssession wird bekannt, daßderKönigaus besonderemVertrauen vierzigPreu- ßenindasHerrenhaus berufenwolle. Davongehören dreißigder Industrie,demGewerbe undHandelan;dieübrigen sind Tech- niker,Handwerkerundauf höhereVetriebsposten gelangte Lohn- arbeiter. Jndem Kommentar wirddarauf hingewiesen, daßeine Zeit,inderDeutschlandsGesammthandelWaaren imWerthvon fastsechzehntausendMillionenMarkinBewegungsetzt,die Pflicht erzeugthabe,denVertretern diesesHandelsund derihmver- bündeten Berufe auchimHerrenhaus desgrößtenundgewerb- lich stärkstenBundesstaates denihrerLeistungangemessenen Platz zuschaffen.DieBesetzungdesHerrenhauses müssederStruktur des preußischenStaates entsprechen,dieheuteeinerweitertes Vertretungrecht fordere,weil sie nicht mehrzurichtigemAusdruck

omme, wenn, außerdenPrinzendesKöniglichen Hauses,dem privilegirtenAdel, deanhabern dergroßenHofämter,denDom- stiften, Provinzial- undFamilienverbänden,demalten undbe- festigtenGrundbesitz,nur diegrößerenStädteundUniversitäten in derErstenKammerSitzund Stimme haben. AuchdenKörper- schaftenderJndustrieunddesHandelssei fortandasRechtzur PräsentationzugewährenunddieZahlder ausbesonderemBer- trauen vomKönigzuberufendenPers onen zuerhöhen.DieRovelle zurVerfassungwerde demLandtag sofort zugehenundder Re- girungwiederMehrheit dieerwünschteGelegenheitzu demBe- weis bieten,daß sie zeitgemäßeReformen nicht feig aufschieben unddenum dieWirthschaftentwickelungverdienten Schichtendas ihnen gebührende politische Recht nicht vorenthalten wollen.

Aus demReichsanzeiger: ,,UeberdieStudienreise Seiner Kaiserlichen HoheitdesKronprinzenwerden fast täglich Privat- berichte veröffentlicht,durch dieleichtderGlaube entstehen könnte, dereinzigeZweckdieser Reisesei,derWaidmannslust undder Freude an Sportvergnügen jeglicherArtneue, inEuropanicht erreichbare Nahrungzu bieten.Wenn derdeutsche Bürgerimmer wieder vonallerlei glanzvollenJagdveranstaltungen und Reiter- festen liestoder garvernimmt, nur desGolfspieles wegenhabe

(14)

8 DieZukunft.

Seine Kaiserliche HoheitsichachtTagelanganeinemOrtaufgehal- ten,mußerderMeinungverfallen,eshandle sichumeineVergnü-- gungreisevon ungewöhnlicherLänge.Daswäre einbedauerlicher Jrrthum. DerKronprinz hat sicheinenernsten Studienplan vor- gezeichnet, dessen Durchführungder dem Lebensalter deshohen Herrn entsprechendeDrangnach körperlicherBethätigungnicht hindernoderauchnur verzögernwird. Daßdie insGefolgedes Kronprinzen zugelassenenVertreter derPresse,denen diestille Arbeit desThronfolgersnichtsichtbarwird, sichdurchdie aus- fiihrlichsteSchilderung desin denErholungstundenUnternom-

menen schadloszuhaltenversuchen, istbegreiflich.VonderJn-

telligenzunddempatriotischenVerantwortlichkeitgefühlderZei- tungleiter darfabererwartet werden, daß sie füreinesachgemäße Aufklärung ihresLeserkreisessorgenundnichtdenGlauben auf- kommen lassen,inLändern,von deren Wesenundfortwirkender Werdensgeschichtejeder ernste Europäersinnbei dererstenVe- rührungdietiefstenEindrückeempfangen muß,widme derKron- prinz seineganze ZeitSportspielenundanderer Lustbarkeit.«

VieleMitglieder der in Berlin tagenden Parlamente, auch desProvinziallandtages und derStadtverordnetenversammlun- gen,sindzueinem Vierabend ins Schloß geladenworden. An Beamte irgendwelchen Ranges sind Einladungen dazu nichter- gangen. Diese Thatsache beweist, daßanirgendwieoffizielleBe- sprechungenund bindende Vereinbarungen (die ohneMitwirk- ungderverantwortlichenVerather unmöglichwären)nicht gedacht wird.DerKaiserundKönigwünscht,dieStimmung derParteien unddervonihnenvertretenen Volksgruppen,ohnediedurchdas Temperamenteines vortragenden Ministers bedingte Färbung, aus unmittelbarem Verkehrkennen zu lernen undseinen Gästen (die,wiederHausherr, imschwarzenNockohneOrden erscheinen werden) eine GelegenheitzurückhaltloserAusspracheund be- quemer Konfrontirung ihrer Wünschezugeben.Dieser Versuch gesellschaftlicherFiihlungnahme undzwangloserJnformationsoll wiederholtund der KreisderEinzuladendensoweitgedehntwer- den,wie die in denFraktionenherrschende Verkehrssitte (ohne Rücksichtaufdas politischeVekenntniß)esirgenderlaubt.

Cytaty

Powiązane dokumenty

Herr Geheimrath Geiger, dem diese Erwiderung vorlag, erklärt, daß er eine Duplik nicht für nöthig halte, und schrieb mir: »Was ich über das Buch gesagt habe, entspricht

Deshalb schreibt Vismarck schon im Dezember 1860 (als Pictor Emanuel mit Ga- ribaldi in Neapel eingezogen war) aus Petersburg an s einen Mi- nister: »Ich würde, wenn

Greift diese Zersetzung (Dis- soziation der Vorstellungen und Gefühle) zu weit um sich, dann ist die kombinatorische Zusammenfügung (Assoziation), die darauf folgen müßte, fast

Gott sein. An Jedem von uns aber ergeht das Gebot, das dem Grad und Umfang unserer Erkenntniß jeweilig Vestmögliche zu thun. Und noch etwas Anderes liegt in dem Satz: ,,make the bcst

heute ist er für Euch noch zu schwer. Aber das Puppenfpiel von Faust ist was für Jungens ; und darum, und weil es ein Lieb- lingstück des jungen Goethe und die Quelle seiner

Mein Wunsch suchteinwürdigeresDenkmal.Jn einerErklärung,dervon derMaß bis an die Memel, von der Etsch bis an denVeltUnter- schristenzuwerbenwären,müßte ausgesprochenwerden,

(,,Von der Wissenschaft hege ich die höchste Vorstellung.Al- les Wiss en hat eine elementarische Kraft und gleichtdem entsprun- genen Wasser, das unablässig fortrinnt, der Flamme,

Was in Frank- reich schon nützlichwar,konnte in Preußen nochschadenDen Erb- fehler des deutschenLiberalismus,der alles unter anderemHimmel Vewährte hastig einschleppen zu müssen