M. Dichtng kzerlitgden25.März19118 xha26—
Herausgehen-
Æaximilian Kardm
Inhalt: Seite
Xaual ...............................408
PaulVerlaine. Uachdichtangen vonErnst Uosmer .... «.. ....412
Pöka VonUdokaelber ............·.........415
ElxrliklxrTreue undgeistigeEntwirkelung. VonU l ri ch Z üri che r ....417 Dri-verlvrrne Sarg. VonWilhelm Schaefer .............425 Grotzamerika. Voncad o n. .....................432
Unchdisuckverboten.
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Erscheint jeden Sonnabend.
Preisvierteljährlich 5 Mart, die einzelne Nummer 50Pf.
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Berlin.
Verlag der Zukunft.
Wilhelmstraßesa.
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Berlin, den 25."März 1911.
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achdenMaitagen desJahres 1898,dieDeweys Siegüber M
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dieim Süden derBuchtvon Manila unter demAdmiral Montojo vereinten Spanier-schiffeund dieUebergabedesFort Cavite gesehen hatten, saßenimSaal einesnewyorkerHotelsAme- rikanerundBriten beimSiegessest.Jnmir,sprachderenglische«
PhilosophVenjaminKidd, ,,lebtdieUeberzeugung, daß seitder SchlachtbeiWaterloo dieGefchichtenieeinEreignißzuverzeichnen hatte, dessenBedeutungder desvomAdmiralDewey erfochtenen Siegesgleicht.«DieartigeRede eines dankbaren Gastes, dachte mancher Hörer;undhob lächelnddasGlas. Dastand Professor Giddingsaufundsagte:»MeinUrtheilüber dieSchlachtbeiCa- viteweichtvondemunseres verehrten Gastesab.Jch halte sie für dasweltgeschichtlichwichtigsteEreigniß,dasdieMenschheiterlebt hat, seitKarl Martel imJahr732 dieMusulmanen zumRückzug zwang«War dergelehrte Herr nochganznüchtern? Poitiers- Tours undCavitezdesfränkischenMajordomus Siege,die zu- erst SüdgallienunddannEuropavondenArabern besreiten,und dieVernichtungeines winzigenundwerthlosenKreuzergeschwa- ders. Nur derWein, hieß es,kannso sinnlos plaudern. Daß sie diePhilippinen haben,mußdenYankeesnützlichwerden: siesind den MärktenOstasiensnun näherundwerden durcheinenKanal, derdenAtlantischen demGroßenOzeanverbindet,denWegnoch kürzen.Jederinterozeanische KanaLderCentralamerika durch- schneidet, ist aber, nachdemClayton-Vulwer-Vertrag (vom acht- zehntenApril1850),demgemeinsamenAussichtrecht Englands
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undderVereinigtenStaatenunterstelltunddarfnichtbefestigtwer:
den.NikaraguaoderPanama: einneutralerKanalohne Festung- werke ist zunächstimmer derstärkstenFlottenmacht offen.Das ist Vritanien. Dessenseapower bleibtunantastbar wiedieehrwür- digeUrkunde derViirgerfreiheit.Bruder Jonathan wird,wenn erausdeInRauscl)erwacht,arg enttäuschtwerdemAufdenMärk-—
tendergelben Welt,denen erzustrebt, Briten, Deutsche, Russen findenundbald vielleicht bereuen, daßerderJagd nacheinem Phantomso ungeheureSummen geopfert hat.Daswar nachdem PhilippinenkriegOeffentlicheMeinungAuch indenStaatskanz- leien ahntekaumJemand, daßderGroße Ozeaninabsehbarer ZeitdieBedeutung erlangenkönne,diedasMittelländischeMeer inJahrtausenden hatte.Und wenn hier,seitdemhispano-ameri- kanischenFriedensfchluß,solche Möglichkeit gezeigt wurde,kam irgendwoherpiinktlichimmerwieder derNuf:WiemagstDuDeine Rednerei nur garso hitzigübertreiben! Kapitän Mahan, der im KrieggegenSpanien mitgefochtenhatte,hatinvielen Schriften seinenLandsleuten dieFolgen dieses Krieges vorausgesagt. Jhr seid, spracher,zwischenEuren beiden Ozeanendienatürlichen Mittler zwischendereuropäischenundderasiatischen Welt; Jhr müßtdieHerrendesGroßen Ozeanswerden;und könntsnur, wennJhreineKriegsflotteschafft,diejederGegnerfürchtenmiißte.
NooseveltwarbdieserParoleAnhang. Wird endlichnun, nach derAnkündungdesanglo-amerikanischenViindnisses,auchin DeutschlanddasBewußtsein dämmern, daßwirvor einerWelt- wendestehen,dieHegemonenhoffnungunszuentgleiten drohtund aus demFestrednerGiddings nicht Alkohollärmendschwatzte?
AlleGroßmächtesind heute genöthigt,denBlick aufdenStil- lenOzeanzu lenken.Fastisterschondasmare internum,das seit früherRömerzeitdasMittelmeer denüberEuropensKulturkreis hinaus trachtendenVölkern war.EinVinnenmeer von anderem Umfangundanderer Perspektive.Japan herrschtin Korea und PortArthur; noch nichtinderMandschurei, derenVesitzihmdie Möglichkeitgäbe,PekingzubedrohenundAordchinadie Lebens- bedingungenvorzuschreiben.Der jungeJndustriestaat,demdie Philippinen unddie-SandwichinselngesperrtsindunddessenMen- schenüberflußwederAmerika noch Australien einlassen will,kann sichmitdemErreichten nicht lange begnügen. Wohinmitseinen Hemin,seinenWaaren?China istübervölkertundsiehtmit einem
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ausVerachtungundhaß gemischtemEmpfindenausdasalsEuro- päervermummte MännchenvonNivpon.Nur überdenPacisic istdas Heilzuholen.Deshalb hatJapan sichdenBriten verbün- detund denRassen befreundet. KamtschatkaundJakutsk,das AniurgebietunddieKüstenprovinz,dieTranssibirische Bahnund dieSeefestung Wladiwostok: dieErinnerung an dieseNamen lehrtRuszlands InteresseandemMachtverhältnißimneuenMit- telmeer erkennen.LangehattederrussischeKaufmanngehofft,ihm werde,als demNächsten,dieHauvtlieferung aufdienordchine-- sischenMärkte zufallen. DieserGlaube schwand mählich,seit sich inderamerikanischenIndustrie,diehinterhohenZollmauerner- starktwar, dasExportbedürfniß regte. NochimJahrdesFrie- dens vonShimonoseki hattendiePolitiker inWashingtonsichum Ostasienkaumgekiimmert; noch1897sagte Staatssekretär Sher- man (ungefährwieVismarck einst überVosnien), China seidem Lande desSternenbanners nichtdieKnocheneines Soldaten werthVald danach entstanden Aussuhrwünsche.AusdenRocky Mountains wurde Holz,aus Massachusetts billigeBaumwolle nach Ehina exportirtzund dieWagons, dieausWestamerika Ge- treideundBiehin dieOststaatenderUnionbrachten,brauchtennicht längerleer zuriickzusahrenNeueTransportschiffewerden gebaut.
DLeRussenverpflichtet,dieThür zurMandschureioffenzulassen.
NachdenNiederlagenbeiSantjago undManila mußSpanien TubaunddiePhilippinen, Portoriko unddie anderen Antillen denAmerikanern räumen.Deren Machtbereich dehntsichnun bis an dieKüstenvon Ehan undJapan,Australien undJndochina-.
EinTropenwind wirbelt,vonOst her,über die NeueWelt und peitschtden Willen zurWeltherrschaft auf.Monroes Enkel,die langenur gestrebthatten,sichgegen fremdenEingriffzuschützen, werden überNachtJmperialisten.SahderErdkreis jeein Volk von größererLeistungfähigkeit?Gab esjeeinenfürMarine und Handelbesseren Stützpunktalsdenuns inderVuchtvonManila gebotenen?Nur: derinterozeanischeKanalmuß schnell gegraben werden unddarfnur denAmerikanern gehören; erwird ameri- kanisch seinodernicht sein:vorJahren schon hatsSenatorWin- domgesagt. Lesseps hat seitzwanzigJahren dieKonzession? Thut nichts; seineGesellschaftkannnichtweiter undihr Firmenname istinderHeimath so verrufen,daßmandie Liquidatoren leichtab- sindenkann.Der ElaytonsBulwer-Vertrag? England hatgerade
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TI06 DieZukunft.
jetztinSüdafrjka so harteArbeit, daßes einen KonfliktmitAme- rika um jeden Preis meiden wird. Richtig:am achtenFebruar 1900unterzeichnen Staatssekretär HayundVotschafter Baume- fote denVertrag, derdenYankeesdasKanalmonopolsichert,und iam achtzehntenNovember 1901wird ihnen auchdas Rechtzur Befestigungzugesprochen.DieWahlentscheidet fürPanama. Die Franzosen dürfen vierzigMillionen Dollars einstreichen.Der russischeVersuch,einenLandstreifenamKanalrand zuerwerben, wirdabgewehrt.Von demTagan,derdenSternenschiffenden Weg durchdenJsthmus öffnet,können dieVereinigten Staaten, ohnedielangwierigeFahrt durchdieMaghalaesstraße,auf zwei Meeren operirenzsind siedieHerrenimStillen Ozeanundzum Wirthschaftimperium über denErdosten berufen.DarfEngland diesenTagthatlosabwarten? DieNussen habeninderKoreabai deneisfreienHafengesunden,densie seit Peters Zeit ersehnen, undkönnenvonPetersburg aufdemLandweginzweiWochen dieKüstedes Großen Ozeans erreichen.Des Ozeans, aufdem dieFlagge derVereinigten Staaten nun mehr gelten sollalsder Union Jack.Jm HandelmitOstasien schiendenBriten die Vor- macht gewiß.Jst sies noch? Schon kauft Chinavonden Ameri- kanernBaumwolle undPetroleum, StahlundMaschinen.Dieser Verkehr muß sich,wennderPanamakanal schisfbar ist, ins·Unge- heure steigern.Das ist jaderZweckdesBaues. Diepazifische Küste kann,mitihren steilenFelsufern,ihrem nur inKalifornien fruchtbaren Hinterland,denBereinigtenStaaten niewerden,was ihnendieatlantische Küste ist.Der Kanal aber ermöglichtden schnellenundbilligen Exportder inOstamerika erzeugtenGüter undhilftdenHäsenvon SanJranzisko undSeattle (amPugets sund)inMöglichkeiten,diegesternSams kühnsterTraum noch nichtzuumfangen wagte. Panama wirdeinSuezdesGroßen Ozeans,überdasEnglandkeineG"ewalthat.AmachtzehntenNo- vember 1901wirdderVertragratifizirt,der den Amerikanern die Befestigungdes Kanals gestattet.ZehnWochendanachkommt die Kunde vom Abschlußdes anglo-japanischen Bündnisses. Die Japaner sollendenYankeeinsteter Angst halten,dieRassen schwächenundvomGelbenMeerwegdrängenzalsEntgeltsolcher Leistung versprichtVritanien ihnen Beistandgegen jedenAngriff.
Istsnicht gefährlich,JapanindenGroßmachtrangzuhebenund mitbritischemGeld zumstarken Jndustriestaat zumachen?Wird
Janal 407 derEntschluß,dengelbenMann alsbündniszfähiganzuerkennen, nichtinJndienEnglands Ansehen schmälern,inAustralien,das jedemFarbigen denEintritt weigert, nicht zwischenCommon- wealthundMutterland dasBand noch mehrlockern? Einerlei:
derVerzicht ausdiemasteryof thePacific wäredas schlimmere Uebel;wärederAnfang vomEnde britischer Seeherrschaft. Auch dasEnde derHoffnung,auf OstasiensMärkten denbesten Platz zubehalten. AußerdenRussenund denAmerikanern suchen auchdieDeutschendagünstigeGelegenheitzumWaarenabsatz.
Sie sitzeninKiautschau, auf Samoa, denMarschallinseln,Ka- rolinen, Mariannen, aufNeu-Guinea und imVismarckarchi- pel;und können, ohnedenbeträchtlicherenTerritorialbesitzder Franzosenund Holländer,mitihrerzähen Vetriebsamkeit auch hierbald alsHändlervorwärts kommen. DieNoth zwingtdas Reich Eduards, das Australien undKanada vonJahrzuJahr selbständigerwerden sieht,indasBündniß mitJapan. Dasleistet auch,was England von ihmerwartet hatte. Nußlandwirdge- schlagen,inAsiendesanlockenden Machtschimmers beraubt und inEuropadieAnerkennungeinerdemVriteninteresseangepaßten Neutralitätpflichtdurchgesetzt.DochJapans Fruchtbäume durf- tennichtindenHimmelwachsen.Jn diesequnschtrafenVriten undAmerikaner zusammen; und erzwangen gemeinsamdenFries denvonPortsmouth ZweiJahrcvorher hattePräsidentNoose- veltinSanFranzisko gesagt:»Mit denPhilippinen hatdieVor- sehunguns dieHerrschaftüber denGroßen Ozean gegeben.Um siezubehaupten, brauchenwireinemächtigeFlotte.«Um dieselbe Zeit sprachStead vondernahenden,,Amerikanisirungder Welt«
undempfahleinanglo-amerikanischesViindniß,dasdenTriumph derAngelsachsenvorbereiten könne.AllerAugenblicktenausden Stillen Ozean: seinemSchoß sollte sichneues Schicksalentbinden.
Nach derUnterzeichnung dessranko-japanischenVertrages wurde inderZeitung»Chu0« gesagt: »DerVater diesesVertra- ges ist unserBiindnißmitEngland,die Mutter Englands entente cordjale mitFrankreich;seine nächsteFruchtwird der Vierbund sein,derEngland, Frankreich, Ruszland, Japanvereint.« Drei Jahredanachward derWunscherfüllt;undhier gefragt,ob die Amerikaner nichtbaldLustzeigen würden,indiesenConcern ein- zutreten. Jn Panama, Newfoundland, Alaska, Jamaika hatten siedieVriten zueinerNachgiebigkeitgenöthigt,die in Kanada
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lautbemurrt wurde. Jndenaustralischen Häerwar ihreFlotte
von einemJubelbegrüszt worden,derunfreundlichinsBritenohr klang.Wenn dieJapaner, dievon Jakob Schiff nichts mehrzu hoffen haben,indenWestbezirkdes Stillen Ozeansvordrängen, können dieVereinigtenStaaten demKrieg nicht ausbiegen.Dann mußEnglandwählen: brichtesdenVertrag,so mußesdenAuf- standderHindu fürchten,denMillioneninTokio heimlich gespei- cherterBrandbrochuren beschleunigenwürden; hilft es,wiedie Vertragspflicht befiehlt,denGelben imNothfallwiderdieWeißen, dannistVritisch-Kolumbia,ist ganzKanada verloren undAustra- liennicht längerauch nurinlosemZusammenhangmitderHeimath zuhalten.Aus diesemDilemma führtkeingangbarerWegDieJren sindinder NeuenWelt sehrmächtigundmahnen täglichzumiß- trauischer VorsichtimVerkehrmitdemJnselreich,das denJa- panerehrgeizstachele. Erst wennJrland sich selbst regirt (unddie keltischen Katholikenkluggenug sind,dasVrotestantengefühlder Orangeinenzuschonen),werdendieBürgerderVereinigtenStaa- tenundKanadas aus ungetrübtem Auge aufVritanien blicken.
Als JohnRedmond mitdenfürdenirischenWahlfonds gesam- melten fünfhunderttausendDollars heimkommt,ankert an der ThemsemündungeinamerikanischesGeschwader, dessenmoderne NiefenkähnedieLondoner lehren sollen, daß auch hinterdem-At- lantischenOzeanLeute wohnen,diefür Seekriege geriistet sind.
Was kanngeschehen?SirEdward Grey istkeinstarkerStaats-
mann. Eduard fehltanallen Ecken;sogardas Hauptwerkseines
kurzenKönigslebens, derNussenundFranzosenköderndeanglo- japanischeBund, wird schon unbequem. Deutschland erlangt wiederLuftunddieFranzosenfordern vonEngland einHeeizdas aufdem Kontinentfürdiegemeine Sache zufechten vermangeicht deralteRuhm britischer Diplomatiekå Nirgends blüht ihr noch Lorber. EgyptenundIndien,Tibet unddieTürkei,Vancouver undAuckland: vonkeinerSeite kommtjeeineFreudenpost
Sir ArthurNicolson, Hardinges Nachfolger imlondoner Auswärtigen Amt,magdenunthätigenStaatssekretiir aufgeriit- telthaben.»Wir müssenHomerulc gewähren?Gut. Vielleicht auch schlimm;dieFragezubeantworten, ist nichtmeines Amtes- GehtsnachdenVorschlägendes irischen JmperialistenGarwin (vom »0bserver«), besorgt jedesdemNeichsoerband zugehörige Landsein Geschäft nach freiem Selbstbestimmungrecht undwird
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nur das derImperialFederation GemeinsamefortanimReichs- Parlament erörtert underledigt, sodünktmichdieGefahr nicht groß.Und draußenläßt sichdamit Etwas machen.Wenn wir dieJrenhaben, istdasHaupthinderniszderVerständigungmit denVereinigtenStaaten beseitigt.DieNepublikaner brauchen einen Erfolg;undMr. Taftwillnicht ruhmlos sterben.DieJa- paner haben Nußland geschlagenund das geschwächteReich dann sachtinunsereanteressenkreis gezogen. Amerika istwider- standsfähiger;undalsKampfgenossenderGelben könntenwir demHafzderAntipodennicht entgehen.DieSache mußaneinem anderen Ende angefaßtwerden. Muß:dennohneeinklaresVer- hältnißzudenYankeeskönnen wirnicht fürdieZukunftdisponiren.
Kanada willbritischbleiben,aber indenUnited States kaufen, wasihmbeliebt.Die kümmernsichnur umAmerika (Nord undSüd) Undum Ostasien. JnbeidenBezirkenkönnenwirihnen nützen;
dieJapaner vomLeibhaltenundeinenTrnstschaffen,der die ge- fährlichsteKonkurrenz,diedeutsche,vondenOstmärktenausschließt.
Wer zugelassenwürde? Jeder,von dem uns nichternste Schädi- gung droht.Wir schaffeneinangelsächsischesSyndikat,das den Asiaten (also auch denNussen)die QuotederBetheiligunganden Geschäften bestimmt und, durcheindemBedürfniß angepaßtes Zoll-undTarifsystem,dendeutschenWettbewerb hindert. Die Stunde ist günstig.Japan hatdenBissenKoreanoch nichtver- daut; denkt-aberaneineKohlenstationzwischenPanamaundFran- zisko. JnBerlin fuchtelndieHerrenwieder einmal so hitzig,als sähen sie sämmtlicheHimmeloffen.Grund: das(vonihrenpeters- bnrgeszeindenin unsererPresseveröffentlichteunddann,wiesichs gebührt,für apokryph erklärte)Abkommen,dasihnen, fiirdenBer- zicht aufPersien,dierussifcheZustimmungzu deneingeschränkten Bagdadbahnplänensichert.Kaum der Rede werth.EinStaats- mann hätteeswieeine Kleinigkeitbehandeltund ingleichmä- thigetnTonerwähnt.HerrvonKiderlen brauchte Prestige(bei der Nation undbeim Kaiser),wollte dendurch seinenAmtsantritt bewirkten Abschnitt scharfmarkiren: undthat,alshabeder Mi- nisterdesZarendenBruchdermituns undmitFrankreichge- schlossenenVerträgezugesagt.DasGetossollteunseinscl)iicl)tern;
kann unsaberjctztnur angenehm sein. Valkandiplomat von guter Haltungund derbem Mutterwitz; ohneNerven und Gefühls- ballast,aberauch ohneKenntnißderangelsächsischenWelt.Man-
410 DieZukunft.
cherleiErfahrung; doch nichtdasFünkcheneines Schöpfergeistes DenDeutschen,die derKomplimentendrechslersatt sindundsich nach Nauhbeinen sehnen, gefälltder Mann noch;sie ahnen nicht, daßdiegenielose NachahmungbismärckischerMethodengefähr- licherwerden kannalselegante Schlaffheit.SeitdemOffiziösen- lärmÜber denpotsdamer ErfolgwirdderStaatssekretär gelobt, alshabeerdemReichneue Machtprovinzen erobert. Trotzdem dieRussen Jedem,ders hören will, sagen, daß siemitDeutsch- land nichtwieder intim werden möchtenunddaßderVersuch, sieinsolcheJntimitätzurückzuzwingen,die Vettern Stolypinund Sasonow das Ministerleben kostenkönnte. Herrvon Kiders lensoll sich durch Energie auszeichnen; mitVölkerpsychologie hatersichwohlnieabgegeben.Er glaubt,mitgrobenWorten, die
erinderNorddeutschenAllgemeinenZeitungüberdiefranzösische Fremdenlegion oeröffentlichenläßt,andieFranzosenzu wirken:
undmuß nochgröbereAntwort hinnehmen.Vismarck hätteent- weder geschwiegenoder seinen Botschafterbeauftragt,am Quai d’Orsayzuerklären,dieberlinerRegirung werde inderEinstell- ungDeutscher,dieihreWehrpflichtnoch nicht erfüllt haben,indie Fremdenlegion einenunfreundlichen AktFrankreichs sehenund daraufinderihrbeliebendenWeisereagiren. DashätteEindruck gemacht.DeutscheVluffswirkenseitTangerundCasablancainPa- risnichtmehr.DieYankees sinddagegenschonlängerunempfind- lich.DaßderStaatssekretärihreKalimänner nichtselbstempsängt, sondernandenpreußischenHandelsministerweist, daßerihr so- lidestesEisenbahnpapiervomMarkt fegen,ihre Anwendung der Monroedoktrin inderPressebekritteln läßt,schrecktsienicht fürdie Dauer einerMinute. Kann unserem Plan aberförderlichwerden.
Nur müssenwirihn behutsamansLichtbringen. OhneeinZufalls- wörtchen,das Deutschlandkränken oderauchnur aus dercRuhe scheuchenkönnte. Wir habenZeit.Undsind,wenns gelingt,aller Sorge ledig.Keine UeberlastungdesHaushaltes mehr: denn dieViindnissemitAmerika,Frankreich, Japanersparenuns die
«Milliarde,dieValfourundVeressord fürdie Niarine fordern.
KeinHadermehrmitKanada,Australien, Neu-Seeland: denn inalleZweigedesAngelsachsenstammes steigtdesselbenLenz- gesühlesbelebender Saft.KeinGrund mehrzurTrennungvon ChamberlainsFreundem siewerdensichindenvonGarwinihnen empfohlenenGedanken anhome ruleallround gewöhnen,wenn sie
FaizaL 411
dadurchdenangelsächsischenZollvereinerreichen,der vielstärker sein wird,als einbritifcher je gewordenwäre. JmMittelmeer Frankreich,Italien,Spanien, imGroßen OzeandieVereinigten Staaten undJapan: auchderJflammuß sichdann wieder zu uns wenden. Und nach solcherLeistungwirdKeiner je nochzu behauptenwagen, niesei fürdas internationale GeschäftBrim- niens von einerliberalen RegirungWirksames gethanworden«
Am vierzehnten März1910 sprichtSir Edward Greyim Unterhaus Er bekenntsichzu derzuverfichtlichen Hoffnung,daß derFlottenbau dieHochwaffermarke erreicht hatundindennäch- stenJahrenErsparnisse möglichwerden. Verzeichnetmitneid- loserFreude denErtragderpotsdamerZwiesprache. EitirtBeth- manns Sätzeüber dieBesserungdesanglo-deutschen Verhält- nisses. Undsagt(avisaulecteurrusse), daß auchdieBriten freund- schaftlicheBeziehungenzuDeutschland wünschen.Englanddenke nicht daran, einerGroßmachtdieBegrenzung ihrer Wehrmittel aufzunöthigen.Nebenbei wirderwähnt, daßPräsidentTaftdem Vereinigten Königreicheinen Schiedsgerichtsvertrag angeboten habe,den dieRegirungannehmenwerde,wenn dasParlament sie dazu ermächtige.Von einem anglo-amerikanischen Vündniß istnichtdieRede.AlsdiePressedavon spricht, wirdihr abgewinkt.
Dennoch: dieser Schiedsgerichtsvertrag schiifeeinVündnißDer Jubel,deralleHeimstättenderAngelfachen durchbraust,müßte selbstTaubenes künden.JnDeutschland wirdüberthörichteUto- pistenträumegespottet;werdenYankeesund Briten verhöhnt,weil sie,in starkerRüflung,mitdemUeberschwang frommer Ehiliasten dasNahendesewigenWeltfriedens feiern.Soaberists nichtge- meint. (Willman dengläubigenMichelwiederbelügenundein- lullen,statt ihnmitdem lautestenGeneralmarfchzuwecken?)Nicht derMenschheitwirddasTausendjährigeReichbeglückendenFrie- densverheißen:nurdenAngelsachsenAmAnfangistderSchieds- vertrag. DieOeffentlicheMeinungwandelt ihn,inEnglandund Amerika,zumSchutzbündniß;derAbfatzdrangweitetihn zurJn- teressengemeinschaft.DochdieAnfangsform ist auch später noch mitNutzenzubrauchen. Jm Haagwird dieAbrüstungbiszu der demAngelsachsenbedürfnißgenügenden Grenzebeantragt.Alle vom Dreadnoughtbau erfchöpftenStaaten stimmendemAntrag freudigzu;wer ihn ablehnt,wird alsVarbar geächtetundvon denSchützernderFriedenskulturüberstimmt...Warten wirsab?
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412 DieZukunft.
Paul Verlaine.
Nachdichtungen von ErnstRosiner.
Das Lied derUnberührten.
z- irsinddieUnberiihrten, Blaniingig scheitelglait, Dieselten Unsgespiirten Im Buch,dasKeiner hat«
Spaziren arnwersdsränkeh Der Tag ist nichtso rein Jllswas dasSiirnlein denket, leur dieTräumen-ein Wenn mirdurchJluen springen, Was wird geschwätzt,gelacht, Gejagtnach Srlnnetterlingen Von frühbisindieNacht!
Von 5·l-äferinnenhiiten Beschirintinweitem Kreis Der Teini,dieKleiderlilülhen Von nnerhörteni Weiß.
Dietollen Tiebrsritter, DieRicheliens, Faublas, Vergenden ihren Flitter, DieBlicke,Seufzer, Uhsl
Umsonst!EinZiasenstüber Jllldem Geberdenflehn, DieRöckeschwenkt hinüber Und laßtuns spötlelnd gehn!
DochwirddieGrößedauern?
Einbildnng,heißgeschürt,
Vom Marder andenMauern
Fühlt sie sich halb verführt.
Und klopfendindenBrüsten, Verheimlicht,rannt eszu:
Geliebte ihren Lüsten zukünftig ichund Dnl
Gefolge.
EinAffeinbrokatner Weste Hüpft,wackeltvorihr,die·-3erkniillt DasSpitzentiichlein,eingehiillt, Gantirt dasHändchenaufdasBeste.
EinNegerchen,ganzroth gehalten, Trägt, auf gekreuzlenIlrm gefaßt, DesschwerenKleides Hängelast, Aufmerkendjedem WurfderFalt:n.
NixljteinenBlickVerliert derJlffe Vom weißen Hals UnsrnferDer dem DaßerderGöttin
desschönen Weibs, SchatzdesLeibs, Känfer schaffe.
DasNegerchen dagegenlü":ern— DerSchwindler-!— hebt, so hochesglückt, DerBürde Pracht,daßererblickt,
Wovon eriäumen mag iinDüftern
Paul Berlaine. 413 Wiesiehinan dieStufenschreitet, Scheint sie empfindlichweiternicht DerFrechheit,diebegehrlich spricht AusdemGethier,dassie begleitet-
M
Sawitri.
Sawitri schwur,zuretten denGemahl, DreiTage, Nächte drei, ausrechtenGlieds Zustehen, unbewegtenHauptsundLids, Streng,wies gebietet Vyaka,wieeinPfahl- Nicht, Cnrya,Deines Stachels grause Stöße, Nicht, Tschandra,Deiner Mitternächte Bangen Machtwankend daserhabne Unterfangen, Nicht Geist noch FleischderFrauvollHerzensgröße.
Wenn finstermordend Schwäche aus Euch fiel, Wenn EuchdesNeides bittre pfeile quälen, Ihrgleich, macht unbefiegbarEure Seelen, Nur,wieSawilri, habteinhohes Ziel!
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Nachdrei Jahren.
Dasenge,inorscheThiirchen ausgeschlossen, Hineingeschlendertindenkleinen Garten, Derblaß beleuchtet liegtimMorgenunirten, Jnjedem KelcheinfeuchterStern ergossen.
Verändert nichts. DieLaube da,bescheiden Imwilden Wein, dassteife RohrderStühle, DesSpringbrunns Silberplätschern, seine Jiiihle, DeraltenEspe unaufhörlichLeiden.
WieeinstdieRosenbeben. Undeswiegt DiestolzeLiliesichimWind. Esfliegt DieLerchehinundwieder — ganzwieeinst.
Undaus demBaumgrundtauchtselbstdieVeleda Unsrisfigem Gips,nur hagrer,.alsDumeinst, UmduftetVon dersüßlichenReseda.
M Sinkende Sonne.
Dom Tagdämmer leise Wehmiithige Weise De Felder umsponnen, Singt süßundversonnen
WehiniithigeWeise DasHerzindieKreis-:
WiesinkendeSonnen. DersiiikeiideiiSonnen.