XXV. Jahrg. zetlityden18.govemlm1916. It.7.
Jahrgang 25
Herausgehen
Maximilian Hardew
Inhalt-
IlmBin-m derVar-n........ .............·.1A5
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Dieses Buch istdaseinzige under-
schöpfendstespezinlwerk iiber dieHo- mosexualitiit desMannes u.desWeibes.
Namentlich ist-esdaserstemal, dalzdie
homosexuelle Frau inallenEigenarten
ihres Lebens und Wesens insoein-
gehender Weise geschildert wjrd. Zu
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dei-,melodisch hlingender sprache- Stundeii, Augenblicke Seli)stei-lebten Liebesgliiokes und-Leides lassen diese i’i)i-invulleiides.zur Verherrlichung des
XVeibes hinklielzenden Verse vorunse-
rem geistig-enAugewieder aufleben.
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Verlin, den 18.November 1916.
Jm Sturm der Horen.
Des Lebens Fackel.
ieasusNewYorkallenErdtheilen zugeschriene Kunde,im WahlkampsderVereinigtenStaatenhabedieRepublikaner- parteigesiegt,kam ausJrrthum. HerrDr.Woodrow Wilsonist wiederzumPräsidenten erwähltworden. Wenn ernicht stirbt, zurücktrittoderabgesetztwird, befiehlterimZeitraumdernächsten vierJahreallenStreitkrästenderVereinigtenStaaten, leitetderen internationale Politik,überwachtdieAnwendung derGesetze,er- nennt alleVeamten derBundesregirungz zumAbschlußbinden- derStaatsverträge brauchterdieZustimmungzweierSenats- drittel. DerWahlsiegisteinungemeiner Erfolg;mehrderPer- sönlichkeitalsderDemokratenpartei. Einer,denkein-Deutscher beklagendars.DersteiseRepublikanerundRichterhughes,Baptist ausVritenblut, hättealsPräsidentunserenErzseind Roosevelt zumStaatssekretär,an Lansings Stelle,ernannt odersittdas Kriegssekretariatund dierascheMehrung derLandwehrmacht verpflichtet.Was dieFeindedesDeutschen Reichesvon dem Mann hofften,verriethderJubel,derdieTrugbotschastvonseiner Wahlumheulte.HerrnWilsonkennen wir ;müßtenwirjetzt,end- lich,kennen.WirhabenkeinenGrund,ihnunszärtlichbefreun- det, keinen, ihndeutschem Wesen ungerecht,inGrimm gehässig zuglauben. .,,DurchdenAustauschgeistigerGüter könnenalle Völkernur gewinnen. Amerikas VolkistdemdeutschenGeist für reicheBesruchtungdankbar undhorchtin stolzerFreude aus,wenn eshört,daßeinesAmerikaners Werkin Deutschland beachtetwird
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186 DieZukunft«
undLob erntet.« EinJahrvor dem AusbruchdesKriegeshat HerrWilsonderdeutschenAusgabeseines (vielfachaus dem Quell deutscherForschung gespeisten)Buches,DerStaat,Grundbe- griffepolitischerGeschichteundPraxis« dieseSätzevorangestellt.
Nicht lange zuvor hatteerwichtigere,überdasWesen seiner Hei- math,gesprochen. »DerFremdling, der inunserLandeinwan- dernwill, hofft,wenn erdieKüsteAmerikas erblickt,in einErden- paradies zugelangen,woer,fernallerKümmerniß,allemTy- rannendtuck Einzelner undbegünstigterKlassen,ohnehemmende Schranken als freier, redlicherMenschfortanunter Brüdern hausenwird. DieMänner,die Amerika schufen, habendasBan- ner freier MenschlichkeitinseinenBoden gepftanzt. Seitdem hatTyrannei sichinsGewand desFleißes, sogarder Gütever- kleiden gelernt.Was istFreiheit? Mir zeigtsie sichindem Bild einergroßen Maschine,deren Theile sogeschicktund behutsam zusammengesetztsind, daß nirgends einTheildieBewegung desanderen hindert; sonst verbiegt sichdieMaschineund steht still. Wenn derGangeinesSchiffes derWindstärke vollkommen angepaßtist, fährtesleichtdurchdieWellen und man sagtvon ihm, daßesfrei laufe. AuchderMensch istnur dafrei,wo alleKräfteundInteressen,derEinzelnen,derStände,der Ber- waltenden und Negirenden,zurichtiger Handlungineinander- greifen;woMänner undFrauenvonAllementbürdet sind,was ihnen erschwert,dasBestezuwollen,zuleistenundfrohes Hoffen inWirklichkeitumzugestaitem Sind wirinsolchemSinn heute noch frei? JstunsereHeimathnoch das Land derHoffnung,in demderNcchtschaffeneeinehöhereLebensstufeersteigenkannals irgendwounter anderem Himmel?Wir stehenvorderGefahr völligen Bersagens, tragischerMißwende:undretten kannuns nur dermuthigeEntschluß,dieneue Tyrannis nach Gebührzu behandeln.DieMachtdesGroßkapitalismusist hier soetstakkti daß sie unsereEntwickelungbeherrscht. Dürfenwir den wi- drigenZustand abwarten,der unseine inSonderinteressen ver- strickteRegirung brächte,odermüssenwirin das Licht aufstre- ben,das dieFreiheitdesMenschen,seines Wollens undUn- ternehmensausstrahit? Meiner Ueberzeugungistes einvonGot- tes Winkgeschaffenes Himmelslicht.Wir wehrenunsgegenjede FormderBormundschaftund begnügen uns, imLand freier
JmSturm dserHorem 187 MenschenmichtmitderleutsäligenGeberdethronenderJnduftries Könige.Nochdermenf chenfreundlichste Trustherrscherwirktschäd- lich:weilerdemEigennutz,derGruppengewalt Kräftedienstbar smacht,dienur inFreiheitdasGemeinwohlzufördernvermögen.
Wir müssenden Betrieb desPolitlkergeschäftessoläutern,daß derbossunddasSonderinteresse darinkeine Stätte mehrfinden undjeder Redliche ohne Scham,jedermitgleichem Recht,darin -—mitarbeitenkann.Mirmüssenjedem MenschenjedeArbeitmögs lichkeit,beigerechtemLohnundwürdiger Behandlung,verbür- -gen.Weil großeVölkervergessen hatten,wasFreiheit, desGlau- bens undDenkens,desWollens undHandelns,ist,kameneinst Europäer indiesenErdtheil undbegannendenzähenRoder-
«kampfgegen dieWildniß.DieJdealedieserMänner lebenin UnseremHerzen;doch erst,wenn siewiederbestimmendaufdas Handelnder ganzen Nation einwirken,kann Amerika leisten,was esderMenschheit verheißenhat.Dann erstwerdenallenützlichen Kräfteerlöst,alle edlen Herzenstriebe beflügelt,derneuen Frei- iheitalleThore geöffnetwerden. Aus ihr weht derAthemdes Le- --bens,um siedie reine Luft,derenKraftdieSchiffedesColum- :buswestwärtsbewegte.SchiffemitköstlicherFracht:mitderBers ckündunggleicher PflichtenundRechte, freier Bahn fürjedenVe- :thätigungdrangund einerGlücksvexheißung,derenEinlösungdie AufgabeAmerikas inderGemeinschaftdürftenderMenschheitift.«
AussolchenSätzen wurdeHellhörigenlängstdasWesendes Mannes erkennbar-,über den in denletztenMonaten, Jahren
«somancheRede ging. Thörichteund,leider, auchzumErbarmen
"schamlose.»Ein verstaubter Dutzendprofessor.«»Ein verbissener -«Deutschenfeind,dergeschworenhat,Englands Niederlagemit -alle"nMitteln zuhindern.«»EinvonEnglandgekaufterLump.«Sr 'fchwatzt,ausdemKitteleinesPatterjotenthumes,das mitheiliger Waterlandliebe nirgends Gemeinschafthat,fauleUnwissenheit-
««Verbrennet,endlich,neunundneunzig HundertstelallerinKriegs- deckelgehefteten,amKriegschmarotzenden «Literatur«,liefertal diese Gedichtc, Reden, Romane,Abhandlungen,Prahiereien und·
Israktätchendahin,woalleinsienochnützenkönnemindiePapier- wühlenzundweidetEuchwieder anBüchern,aus denendie klare
»Liebewachen GeistesinEureneinströmt.Dann kehrt sachtvielleicht ksreineVernunftinihre Heimath zurückundweckt diePflichtzur
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""188 DieZukunft;
Achtung fremder Menschenwürde.Wehuns,wenn wirsie nichd schleuniglernten! Herr Wilson,derGelehrteundPolitiker,wäre nochkeinWicht,weilerdeutscherVoiksartundStaatssitte englische --vorzöge. Daßersjethat,«istdurchirgendeinAnzeichenniemals
erwiesenworden. Ob derPräsidentderVereinigtenStaaten eirr Adler ist,wird zubeurtheilensein,wenn erzuHod; flugdieSchwin- gengespreitethat.Sicher:einMann hohen sittlichen, hohen geisti- genRanges Aufdenwir,wenn erunser wäre, stolz sein dürften.
Heute ister,mindestens,einFichteAmerikas. JmStaats-Virginia- hateineJrensprossinihneinem Schottenenkel geboren.VonBlu- tes wegen hat alsoderfastSechzigjährigenichtdieVorbestim·
mung zu blinderBerhimmelung EnglandsAls SchülerderPrin- cetonsUniversitätschreibtergegendie»Kabinetsregirung«;tadelt muthigdieHeimlichkeitundVerantwortungscheu,die im Staats- geschäftwaltetund denVolksdrangnachthätigerMitwirkungvon
JahrzuJahrfestereinschläfert.DemReviewsAufsatzfolgtein Buchüber»Kongreßregirung«,dasihmdenRuf auseinenLehr- stuhiderjüngsten Frauenhochschuleeinträgt.Aus demPräsidis
umderPrincetonsUniversität(dieman,alsdieLieblingstäiteder vornehmenund reichenJugend, dasBonn Amerikas nennen könnte)scheideternach achtjähriger sruchtreicherAmtswaltung, weileinVermächtntßvon zwölfMillionenanBedingungenge- knüpftworden war, von deren Annahme derPräsidenternste Schädigungseiner Hochschule(durchVertiefungdesKlassenspals tes) fürchtet.UmseinJdeal,das Gebild seinerDenkkraft,nichtbe- sudelnzulassen,gehter.Und wird,alsderklugtapfereBekämpfu- häßlichenMißbrauches,zumGouverneur des Staates NewYers sey gekürt.Den lösterausdemJoch,indasihndieTrustsge- beugt haben.Vertritt,wider dieeingewurzelteUnsitte,die den- Gouverneur inschriftlichenVerkehrmitdemLandtag beschränkt, seineReformplänepersönlichimParlament,auchin derWähler-- versammlungund in derPresse; zögert nicht,dieNamen der wi- derstrebendenAbgeordneten laut insLandhinauszurufen.Und- drückt,mitderHilfeleidenschaftlichen Volkswillens, seine Ent- würfe durch.ErhatdasLebenWashingtons,dieGeschichte des- Ameriianervolkes,dasWesendes Staates ingutenVücherndar- gestelltund inderAufsätzesammlung»AmLiteratur« über dew
«Politiker,Dichter, Schriftsteller soGescheitesausgesprochenwie
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Im Sturm derhören» 189
inzweiWelten seitmanchemJahrkaumeinAnderer. Dann,als Neuling aufdemhöchstenSitzderRepublik, weithinsichtbare Fehler gemacht.JmKreis derStaatshäuspternur er?Dieserliebt sein«-VolkundhatdenWillen,esberganzuführen, ausMorast ausdieHöhedesJdeals. Der Leute,dieihn,weilSchmieriges inderZeitungstand, begeisern, muß Deutschland sich schämen.
Weil die(trotzdemalbernen Vorurtheil manches Europä- ers)vonkindhast sröhlichemJdealismus imGemüth bestimmte MenschheitderVereinigten Staaten fürdieStunden der Erd- crisiseinemreinen, gründlichgebildeten,nun auchschondurchRe- gentenersahrungbelehrten Menschen«mitstarkemHerzenundern- stemWillen zuwürdigerFriedenswahrung, nichtunbewährten Wortmachern undDrohsuchtlern,dieReichsmachtanvertrauen wollte: deshalb hatsie,ohnebisinsEinzelnedem Demokraten- programmmachzufragen, HerrnWilson wiedergewählt.Der wird (nicht nur,weil zwareingeschwächtesEuropa,doch nichteinsmit völligzerrütteierWirthschastundKauskraftdenAmerikanern will- kommen wäre) Friedensstistung versuchen,sobaldausdenSee- lenher ihmeinsolchem Unternehmen günstigerWind zuwehen scheint;und,wenn keinholdesLüftchenerwachtoderderVersuch mißlingt,seinem Lande dieMachtzusichern streben,dieeinem neutralen England am Ende desKrieges zugefallenwäre:die Macht, durchdieEinsetzungeigenen,neuen GewichteseineWäg- schalezusenkenundzwischenMüden Entscheidungzuerzwingen.
DieseMöglichkeitbedenke,weröffentlich,inRede, Schrift,Zerr- bild,Meinung ausspricht;-.Jederauch, daßPräsidentWilsonnie- mals Schiedsrichter, arbiter mundt,seinwolltenochkönnte,son- dern stetsnur Vermittler, der denPuls derParteien,ihr Wol- len,be"horcht,derehrliche Makler,derihreWünscheundAnge- botenotirt undsie,wenn ihnGeschäftsabschlußmöglichdünkt,zu entgrollter Aussprache zusammenführt.AnsolcheArbeit taugt derso falschGesehene,sodumm Geschmähtewiekein anderswo heuteSichtbarer.(SeinVuchüber den Staat lehrt, daßerdie Ge- schichte-VekassungUndNechtsnormenPreußensunddes Deut- schenReichesebensogenau wieBritaniens kennt.) Wann ruft das Geläut der vonHoffnungangesträngten Glockeans Frie- denswerk? Erst,wenn überallaufdasunnützlicheMühenver-
zichtetwordenist, durch plaidoirie, durchadvoiatorisch zugerichtete
190 DieZukunft-—
Reden undSchriftsätze,die imbesten Fall halbe Wahrheitbe- leuchten,das»Recht«desStreittheilcs zuerweisen,demderAn- walt vermiethetist.Wenn-der bürgerliche,nichtmitdemSchwert umgürtete MuthzuWahrhaftigkeit Herrschergeworden ist und,, ohneHinterhaltundDeutellücken,ausspricht,was ist, nachdenr Willen desRedners seinsollundmuß. »Wirwollen nichtAns- nexiomsondernachten dieSelbständigkeitjedesStaates«: Das sagtwenig;dennAnnexionist jetztinFormen möglich,die der Begriffdes Wortes nicht deckt,undhinterdemScheingerüstder SelbständigkeitkanneinStaat dennochin die Gewalt desstär- kerenNachbarsgegebensein. »Wir wünscheninternationaleFriess densbürgschaft«:derSatzbleibthohleHülfe,bis inihnder Ent- schlußzubündiger Verständigungüber denUmfangderWehr- machteindringt. »Wir scheuen keinTribunal«: Das heißt,garine Rahmen einer anMassenthingundMenschheitjury gerichteten Anwaltsrede, nicht-Wirstellenunsgern undsofortvordasvorn-
Feind vorgeschlageneSchiedsgericht,das, »unparteiischundun- befargen",dieUrsachedesKrieges,AnlaßundAnstoß, ergrün- den und dieSchuldfrageklar beantworten soll.Das Zielder(nicht allerVernunft entbundenen)Feinde ist:dieEinordnung des Deutschen Reiches,das, mindestens inihrer Vorstellung,noch dieSpuren deskriegerischenFeudalismus trägt,indasSystem westeuropäischerPolitik; Mehrung desVolksrechteszur Mit- bxslimmungdesReichsschicksals (ParlamentarischeRegirung);
alsFolgedieses WandelsPolitik, inderenSehfeldundAbsicht-s nicht mehr derRothfall,derKrieg,vornan, inderMitte, steht,son- dern,aufrecht,derstarkeWunsch,zurVermeidungdieses Roth- fallesalletüchtigenKräfteaufzubieten;statt rastlosen Wettrüstens vertraglichfeste BegrenzungderStreitkräftezu LandundzuSee nachdemVerhältnissderStaatsbürgerzahlen;stattdesRechtes derMacht,diesichhelmlichins Ungeheurewaffnen,imDunkelver- bündeln undPlötzlich,aufSchwächere, dreinschlagenkann,die MachtdesRechtes, verkörpertin einemvonallenStaaten, großen und kleinen, beschicktrnSchiedsgerichtshoßderinternationales Gesetz giebtund dessenVollzug,gegenWiderstrebendemitGeo- walt,zusichern vermag. Eingroßes Herz,dasdenfrohen Ent- schlußzusolcherWeltwende denfeindlichenunddenneutralew Völkern (nichtnur denKanzleien)kündete,fände, noch ehedie-
JmSturm derHoreng 191 dritteKriegs weihnacht wird,denEinganginernstes,Fruchtver- heißendes GesprächüberhaltbarenFrieden.Die Stunde fordert eingroßes Herz,nicht,wieThorheit wähnt,einen listigenoder brutal strammen Mächler;einHerz,demunausrodbare Gewiß- heitist,daßinThierheix sank,werindemBegriffderMenschheit nur eineFratzeoderFaxe begrinst.DemEntschlußmußdie ge- wissenhastePrüfung jedes von Feindeshirn erdachten Pro- grammpunktesvorangehen. Welchen erzwänge nachjedem Frie- densfchlußdas Gebot derentkräftetenWirthschaft?Jstvonmi- litärischenMitteln nochdieEndungdesKriegeszuhoffen?Giebt derWeise nichtgerninZahlung,wasdesGeschickesMacht ihm dochbaldabpressenwürde ?SuchterMorsches, LosesmitLeim oder Kittzufestenoderstößters,frischemTriebRaum zuschaffen, inraschenFall? Auf welche Punkteüberredet den weitvoraus- blickenden Staatsmann das Bedürfniß,morgen schon unauf- schiebbäres,des Reiches? Dasallein darf entscheiden.
EinstweilenwirdfürdasVedürfniß langer Kriegsdauervor- gesorgt.»Civildienstpflicht«:einschiefes,ingefährlicheMiß- deutung neigendes Zeitungwort, fast so sinnloswiedashäßliche ,Neuorientirung«,dasnurvonderGnadedes mephistophelischen Satzeslebtr»GewöhnlichglaubtderMensch,wenn ernur Worte hört,esmüssesichdabeidoch auchwas denkenlassen.«Daoffen- bargeworden ift, daßdieFeinde trachten, durchdieUeberfülle ihrerGeschützeund GeschosseimFrühling zuerstDeutschlands Kampfgenossen,dannDeutschland selbstzuerdrücken,muß,wenn eindurchVerständigungzuerwirkender Friedensfchlußnoch nicht gewünschtwird,dieHerstellungebensostarken Kriegsgeräthes erstrebtwerden. Dazu ist(wiehier schonimersteanriegsjahy so- gleich nachdemMarnegVerhängnißundKitchenersnüchterner Dreijahrprognose, gesagtwurde)dieMobilmachungallerbrauch- baren Kräfteunentbehrlich;ist, besonders nachdenVerlusten unserer Gefährten,nöthig,daßAlles,was kämpfenundGeschütze bedienen kann,fürdieFronten frei, alsoinStäben,Etapen, Schreibstuben, Gefangenlagern, Fabrlken,Schachten,Hütten, Kontoren,HeimarbeitftättenjeglicherArtdurch nichtkampffähige Deutsche ersetztwerde. DerVersuchkommtspät;docherkommt.
WelcheMittel eranwenden, oberdenVerzichtaufallenLuxus desLeibes undGeisteserzwingen,inGemeinschaftsveisung,Ge-
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meinschaftzcitungführen werde, ist noch nichtdeutlicherkennbar.
DieseEntwickelungwirdaber demnichtmitVewußtseinBlinden unter jedemneuen Kriegsmondwahrscheinlicher.DerEisenbahn- oerkehrkann beträchtlichgeschmälert,dieErlaubnißzurFahrt an den«-Nachweisdeerthwendigkeit gebunden,Vergnügen(,,Lust- barkeit«:zu detHarmlosejadiePressezählen),Lebenskomfort, Bedienung durchHausgesinde,privater Nährmitteikaufund Schmaus verboten werden. Dadurchwürden vieleMänner und Frauen fürwaffenlosenWehrdienst »frei«;unzähligeIndividuen demStaats zweckunterthan.Der Wegweistins alte,vonden Do- rern besiedelte Lakonien zurück;zuden Spartanerm denen Herr Wilson nachrühmt,daßinihrerStaatszuchtkräftigeWeiber und gewandte, wortkargeMänner gediehen.Von dieser Zucht wissen wirmehr,als derAmerikaner erwähnt.Der Staat nahmden Eltern dieKnaben,zwang diegeschaarteninkarge Lebensweise undschulte sie, aufTurnplätzenundimKriegsspiel,zuWaffen- dienst.DembliebdieHauptarbeitderJünglingeundMänner zugewandtzauchdie ineigenemHausstandlebenden schliesenund speisten gemeinsamundmußteninjederStunde zumAusmarsch bereitsein. ObdachundMahlzeit,auch für dieFrauen undKin- derderWehrdienstpflichtigen, bezahltederStaat, derdafürein Zehntelvom Fruchtertrag jedesAckers empfing.Die Staats- -äcker wurden vonMnoiten, dieinEinzelbesitz erworbenen Land- streckenvon Kiaroten bestellt.AlsHerr dieserHörigendurfte derallerEinkunftsorgeüberhobeneDorervonsichsagen:,,Schwert, SpeerundSchild sinddasWerkzeug,mitdem ichpflüge,ernte undTrauben keltere.«Bildungdes Geistes, farbigerSchmuck desinneren undäußerenLebenswar verpönt.DieGesetzgebung (dieunser Gedächtnißanden«-NamenLykurgosknüpft)duckteje- densinniichen,jeden übersinnlicheannschunterdiePflicht,den BedarfderPhrura,derLandwehr, zudecken.DerStaat läßtalle Neugeborenen untersuchen;schwächlicheoderverkrüvpelteKin- der werden imTaygetosausgesetzt(unddürfennur bei denPe- rioiken,denUmwohnern, auswachsen), gesundealsHauskinder anerkannt und nach demEintritt indassiebenteLebensjahrin Staatszuchtgenommen. Waffendrill,Festtanz, Chorgesang lehrt Unterordnung, EinfügungindenGesammtzweck, Verzicht aus Sonderfreude,Sonderleistung,Sonderruhm.Jedederdreihun-
JmSturm derHorenx 193 dertdorischenKameradschaftenlebt wieeinBienenschwarm.Ge- meinsameArbeit, Herberge,Mahlzeit. Je Fünfzehnan einem Tisch;dieKost, trotzdemdieKönigemitschmausen, so einfach,daß sie auch imFeld erlangbarbleibt· Mit demzwanzigsten Lebens- sahrbeginnt,mitdemsechzigsten erlischtdieWehrpflichtDer Dreißigjährigedarfheirathen;auchderFamilienvater sichaber nie demMännermahlentziehennoch, selbstimeigenenHausstand, aus derLagergewohnheitgleiten. GlichdasSpartanerland im Eurotasthal, zwischen Taygetos und Parnon, nichteinem von Posten bewachten Lager?Niemand durfte ohneErlaubnißhin- einnoch heraus; demheimlichEntschlüpftendrohte,als einem aus derPflichtgelaufenen Krieger,der Tod.Erstder Greis konnte sichdas Dasein nachpersönlichemGeschmack einrichten. Aucher aber,beiTodesstrafe,nichtGoldoderSilber besitzen;der Staat gestattetealsZahlmittelnurEisengeld,dashinterdemLagerwall KursundKaufkrastverlonDichtung,Musik,ZiergeräthsürSeele undKörper:derStaat bestimmt,was davon eindringendürfe.
»Der Spartaner lebte wie der Soldat inderKaserneundgehörte dreiundfünfzigJahre langdemStaat, nichtsichselbst.«(Wilson.)
«Befehlen undgehorchemDas war dieWissenschaftdesSparta- nerszseine Redeknapp, seinFestselbstmilitärisch.DasLandschien eingroßerExerzlrplatz,der Standort eines schlagfertigenseeres, das ineiner unterworfenen Landschaft lagert.SolcherStaat brauchte nichtvieleVeamteznurstrenge Polizelaussicht,diejedem Auflauf,jedemgesähtlichenTumultimLagervorbeugt«(Eurtius.)
DaslykurgischeSparta lebte in Militarismus »Wo dasin HeerundFlotte natürlicheundwohlnothwendige Empfindenauch dasHirnderBürger, besonders Deter,diedasDenkenderNa- tionstimmenundfärben, beherrscht,daist dieGeistesverfassung desMilitarismus unbestreitbar.Jeweitersichdiese Militarisis rung dehnt,desto schQerer wirdden zurStaatsleitunl Berufenen dieErfüllungder Pflicht, militärisches hinter politis esBedürf- nißzustellen.Thunsieesnicht, sondern enthebenderErwägung desPolitikersdieGewichtswucht,somilitarisirensieselbstden Staat.«Das hatderamerikanischeProfessorMunroe Smithge- sagt.Jnsolches Spartawollen,dürsen,brauchenwirnicht zurück.
DessenTagistfürimmer verdämmert. Wirhausen nichtin ärm- licherEnge;undEroberung brächteDeutschen heute nicht mehr
194 DieZukunft.
Nutzen, auf dessenDauerzu bauen wäre. Weitab findwirlängst auchvon demdorischen Kreterstaat, dessenGlanz ausPiatons Jdealgebildbiszu uns strahlt,dem Staat derdreiKlassen:der weisen Lenker,derwehrhaftenWächter,derNährerundHänd- ler.Gernwirdjeder Deutsche sichindenDienstdesgefährdeten Baterlandes hingeben; dieganzeKraftund denfreudigenWillen.
Nur fordert nicht Unkluges, nichts unklugvonihm! Schondem Spartaner, deranjedemVollmondstag diewichtigstenStaats.
fragenmitJaoder Nein zu beantworten hatte,war dasRecht kaumknapperzugemessenalsdiePflicht.WosinddieEphoren,.
denen wirMißbrauchundUebermuthderAemter melden könn- ten,die, ohne AnsehenderPerson,dasVergehen,deninPergas ment vergrabenen Trug derMächtigsten,sogarderKönige, ahn- denund dieselbst, nachdemAblauf ihres Amtsjahres, fürJrrs thumund Untreue denFolgern haftbarbleiben? DieErneuung dieses Dorerbrauches würdedemDeutschenReich frommen;durch seineHerzkammerdenbreitenWegbahnen, der, nachdemWort desTerpandros,dieWohnstatt lakonis cher Gerechtigkeit ist.Scheu- etdiePflichtenhäufung,derdas Bürgerrechtnichtgeschwindnach- wüchseiDeutschland hat nicht«einwiderspänstiges Helos gebän- digt;undwürdederTotsünde schuldig,wenn esseineBewohner inprivilegirteBollbürgerundrechtloseHelotenfchiede.Wirwol- lennichtmurren, wenn von denSyssitien,demnur imGedräng derStädteunddichtbevölkertenDörfermöglichenMassenmahl, derBauerausgenommenwird;abernichtdulden,daßderstädtisches Taglöhner,weilerfürdenKriegsbedaisschanzt,unters Kriegs- rechtgestelltundin Knechtsgehorsam verstricktwerde.Löblich(nur- allzu lange verspätet)istderEntschluß,den Gewinn derLeutezu
-kürzen,dieKriegsgeräthliefern(und mit zornig funkelnderErz- stirn uns,denklaglosvom KrieginVerlustGerissenen,lauteren Patriotismus predigenodervonMiethlingen einbrüllenlassen).
Bliebe imdritten Kriegsjahr derProfit,wieerseitdem Sommer 1914war,dann rönnendieVleibseldesNationalvermögensin drei,vierProvinzen, derenunüberwindlicherWirthschastmacht alle anderen unterthan würden. Undmancher Säckel platztmor- genvonderFülledesGegens.Neidlos gönnenwir denGroß- industriellenundGioßgutsbesitzern,ohnederenLeistungderKrieg nicht bis gesternzuführenwar,dasEingeheimstesammt reich-