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Die Zukunft, 18. November, Jahrg. XXV, Bd. 97, Nr 7.

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XXV. Jahrg. zetlityden18.govemlm1916. It.7.

Jahrgang 25

Herausgehen

Maximilian Hardew

Inhalt-

IlmBin-m derVar-n........ .............·.1A5

Uachdruck verboten-—- f

Erscheint jedenSonnabend.

Preisvierteljährlich5Mark,dieeinzelne Nummer 50 Pt-

Berlin.

Verlag der Zukunft.

WilhelmstraßeZa- Im.

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Kiirktirstenclamm 11 Vor-nehmeKonzerte.

Vor-nehme Konzerte.

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Das lltersriselse Ereignis-

An Dich

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Eine vorn Weibe berauschte. von

,,Giiicen und Tränen« bisins Tielsie

erregt-e Seele offenbart- sich demrnit-

gerissenen Leserinrhythmisch theilen-

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Deutschland

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von Dr.med. Mag-aus Hirsch-Meld- 1100s.Preis geh. M·12.—,geh.II.14.—.

Dieses Buch istdaseinzige under-

schöpfendstespezinlwerk iiber dieHo- mosexualitiit desMannes u.desWeibes.

Namentlich ist-esdaserstemal, dalzdie

homosexuelle Frau inallenEigenarten

ihres Lebens und Wesens insoein-

gehender Weise geschildert wjrd. Zu

beziehen vom VerlagLouis III-solls.

Rerlin W15.Pasnnensirnlze 65i1«.

dei-,melodisch hlingender sprache- Stundeii, Augenblicke Seli)stei-lebten Liebesgliiokes und-Leides lassen diese i’i)i-invulleiides.zur Verherrlichung des

XVeibes hinklielzenden Verse vorunse-

rem geistig-enAugewieder aufleben.

Preisinvornehm. Leinenbend 2,—.

Zubeziehen gegen Einsendung von

M.2,20oderNachn. von

Verlag Aus-org suchholz -Niedede (l)retdea).

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Verlin, den 18.November 1916.

Jm Sturm der Horen.

Des Lebens Fackel.

ieasusNewYorkallenErdtheilen zugeschriene Kunde,im WahlkampsderVereinigtenStaatenhabedieRepublikaner- parteigesiegt,kam ausJrrthum. HerrDr.Woodrow Wilsonist wiederzumPräsidenten erwähltworden. Wenn ernicht stirbt, zurücktrittoderabgesetztwird, befiehlterimZeitraumdernächsten vierJahreallenStreitkrästenderVereinigtenStaaten, leitetderen internationale Politik,überwachtdieAnwendung derGesetze,er- nennt alleVeamten derBundesregirungz zumAbschlußbinden- derStaatsverträge brauchterdieZustimmungzweierSenats- drittel. DerWahlsiegisteinungemeiner Erfolg;mehrderPer- sönlichkeitalsderDemokratenpartei. Einer,denkein-Deutscher beklagendars.DersteiseRepublikanerundRichterhughes,Baptist ausVritenblut, hättealsPräsidentunserenErzseind Roosevelt zumStaatssekretär,an Lansings Stelle,ernannt odersittdas Kriegssekretariatund dierascheMehrung derLandwehrmacht verpflichtet.Was dieFeindedesDeutschen Reichesvon dem Mann hofften,verriethderJubel,derdieTrugbotschastvonseiner Wahlumheulte.HerrnWilsonkennen wir ;müßtenwirjetzt,end- lich,kennen.WirhabenkeinenGrund,ihnunszärtlichbefreun- det, keinen, ihndeutschem Wesen ungerecht,inGrimm gehässig zuglauben. .,,DurchdenAustauschgeistigerGüter könnenalle Völkernur gewinnen. Amerikas VolkistdemdeutschenGeist für reicheBesruchtungdankbar undhorchtin stolzerFreude aus,wenn eshört,daßeinesAmerikaners Werkin Deutschland beachtetwird

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186 DieZukunft«

undLob erntet.« EinJahrvor dem AusbruchdesKriegeshat HerrWilsonderdeutschenAusgabeseines (vielfachaus dem Quell deutscherForschung gespeisten)Buches,DerStaat,Grundbe- griffepolitischerGeschichteundPraxis« dieseSätzevorangestellt.

Nicht lange zuvor hatteerwichtigere,überdasWesen seiner Hei- math,gesprochen. »DerFremdling, der inunserLandeinwan- dernwill, hofft,wenn erdieKüsteAmerikas erblickt,in einErden- paradies zugelangen,woer,fernallerKümmerniß,allemTy- rannendtuck Einzelner undbegünstigterKlassen,ohnehemmende Schranken als freier, redlicherMenschfortanunter Brüdern hausenwird. DieMänner,die Amerika schufen, habendasBan- ner freier MenschlichkeitinseinenBoden gepftanzt. Seitdem hatTyrannei sichinsGewand desFleißes, sogarder Gütever- kleiden gelernt.Was istFreiheit? Mir zeigtsie sichindem Bild einergroßen Maschine,deren Theile sogeschicktund behutsam zusammengesetztsind, daß nirgends einTheildieBewegung desanderen hindert; sonst verbiegt sichdieMaschineund steht still. Wenn derGangeinesSchiffes derWindstärke vollkommen angepaßtist, fährtesleichtdurchdieWellen und man sagtvon ihm, daßesfrei laufe. AuchderMensch istnur dafrei,wo alleKräfteundInteressen,derEinzelnen,derStände,der Ber- waltenden und Negirenden,zurichtiger Handlungineinander- greifen;woMänner undFrauenvonAllementbürdet sind,was ihnen erschwert,dasBestezuwollen,zuleistenundfrohes Hoffen inWirklichkeitumzugestaitem Sind wirinsolchemSinn heute noch frei? JstunsereHeimathnoch das Land derHoffnung,in demderNcchtschaffeneeinehöhereLebensstufeersteigenkannals irgendwounter anderem Himmel?Wir stehenvorderGefahr völligen Bersagens, tragischerMißwende:undretten kannuns nur dermuthigeEntschluß,dieneue Tyrannis nach Gebührzu behandeln.DieMachtdesGroßkapitalismusist hier soetstakkti daß sie unsereEntwickelungbeherrscht. Dürfenwir den wi- drigenZustand abwarten,der unseine inSonderinteressen ver- strickteRegirung brächte,odermüssenwirin das Licht aufstre- ben,das dieFreiheitdesMenschen,seines Wollens undUn- ternehmensausstrahit? Meiner Ueberzeugungistes einvonGot- tes Winkgeschaffenes Himmelslicht.Wir wehrenunsgegenjede FormderBormundschaftund begnügen uns, imLand freier

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JmSturm dserHorem 187 MenschenmichtmitderleutsäligenGeberdethronenderJnduftries Könige.Nochdermenf chenfreundlichste Trustherrscherwirktschäd- lich:weilerdemEigennutz,derGruppengewalt Kräftedienstbar smacht,dienur inFreiheitdasGemeinwohlzufördernvermögen.

Wir müssenden Betrieb desPolitlkergeschäftessoläutern,daß derbossunddasSonderinteresse darinkeine Stätte mehrfinden undjeder Redliche ohne Scham,jedermitgleichem Recht,darin -—mitarbeitenkann.Mirmüssenjedem MenschenjedeArbeitmögs lichkeit,beigerechtemLohnundwürdiger Behandlung,verbür- -gen.Weil großeVölkervergessen hatten,wasFreiheit, desGlau- bens undDenkens,desWollens undHandelns,ist,kameneinst Europäer indiesenErdtheil undbegannendenzähenRoder-

«kampfgegen dieWildniß.DieJdealedieserMänner lebenin UnseremHerzen;doch erst,wenn siewiederbestimmendaufdas Handelnder ganzen Nation einwirken,kann Amerika leisten,was esderMenschheit verheißenhat.Dann erstwerdenallenützlichen Kräfteerlöst,alle edlen Herzenstriebe beflügelt,derneuen Frei- iheitalleThore geöffnetwerden. Aus ihr weht derAthemdes Le- --bens,um siedie reine Luft,derenKraftdieSchiffedesColum- :buswestwärtsbewegte.SchiffemitköstlicherFracht:mitderBers ckündunggleicher PflichtenundRechte, freier Bahn fürjedenVe- :thätigungdrangund einerGlücksvexheißung,derenEinlösungdie AufgabeAmerikas inderGemeinschaftdürftenderMenschheitift.«

AussolchenSätzen wurdeHellhörigenlängstdasWesendes Mannes erkennbar-,über den in denletztenMonaten, Jahren

«somancheRede ging. Thörichteund,leider, auchzumErbarmen

"schamlose.»Ein verstaubter Dutzendprofessor.«»Ein verbissener -«Deutschenfeind,dergeschworenhat,Englands Niederlagemit -alle"nMitteln zuhindern.«»EinvonEnglandgekaufterLump.«Sr 'fchwatzt,ausdemKitteleinesPatterjotenthumes,das mitheiliger Waterlandliebe nirgends Gemeinschafthat,fauleUnwissenheit-

««Verbrennet,endlich,neunundneunzig HundertstelallerinKriegs- deckelgehefteten,amKriegschmarotzenden «Literatur«,liefertal diese Gedichtc, Reden, Romane,Abhandlungen,Prahiereien und·

Israktätchendahin,woalleinsienochnützenkönnemindiePapier- wühlenzundweidetEuchwieder anBüchern,aus denendie klare

»Liebewachen GeistesinEureneinströmt.Dann kehrt sachtvielleicht ksreineVernunftinihre Heimath zurückundweckt diePflichtzur

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""188 DieZukunft;

Achtung fremder Menschenwürde.Wehuns,wenn wirsie nichd schleuniglernten! Herr Wilson,derGelehrteundPolitiker,wäre nochkeinWicht,weilerdeutscherVoiksartundStaatssitte englische --vorzöge. Daßersjethat,«istdurchirgendeinAnzeichenniemals

erwiesenworden. Ob derPräsidentderVereinigtenStaaten eirr Adler ist,wird zubeurtheilensein,wenn erzuHod; flugdieSchwin- gengespreitethat.Sicher:einMann hohen sittlichen, hohen geisti- genRanges Aufdenwir,wenn erunser wäre, stolz sein dürften.

Heute ister,mindestens,einFichteAmerikas. JmStaats-Virginia- hateineJrensprossinihneinem Schottenenkel geboren.VonBlu- tes wegen hat alsoderfastSechzigjährigenichtdieVorbestim·

mung zu blinderBerhimmelung EnglandsAls SchülerderPrin- cetonsUniversitätschreibtergegendie»Kabinetsregirung«;tadelt muthigdieHeimlichkeitundVerantwortungscheu,die im Staats- geschäftwaltetund denVolksdrangnachthätigerMitwirkungvon

JahrzuJahrfestereinschläfert.DemReviewsAufsatzfolgtein Buchüber»Kongreßregirung«,dasihmdenRuf auseinenLehr- stuhiderjüngsten Frauenhochschuleeinträgt.Aus demPräsidis

umderPrincetonsUniversität(dieman,alsdieLieblingstäiteder vornehmenund reichenJugend, dasBonn Amerikas nennen könnte)scheideternach achtjähriger sruchtreicherAmtswaltung, weileinVermächtntßvon zwölfMillionenanBedingungenge- knüpftworden war, von deren Annahme derPräsidenternste Schädigungseiner Hochschule(durchVertiefungdesKlassenspals tes) fürchtet.UmseinJdeal,das Gebild seinerDenkkraft,nichtbe- sudelnzulassen,gehter.Und wird,alsderklugtapfereBekämpfu- häßlichenMißbrauches,zumGouverneur des Staates NewYers sey gekürt.Den lösterausdemJoch,indasihndieTrustsge- beugt haben.Vertritt,wider dieeingewurzelteUnsitte,die den- Gouverneur inschriftlichenVerkehrmitdemLandtag beschränkt, seineReformplänepersönlichimParlament,auchin derWähler-- versammlungund in derPresse; zögert nicht,dieNamen der wi- derstrebendenAbgeordneten laut insLandhinauszurufen.Und- drückt,mitderHilfeleidenschaftlichen Volkswillens, seine Ent- würfe durch.ErhatdasLebenWashingtons,dieGeschichte des- Ameriianervolkes,dasWesendes Staates ingutenVücherndar- gestelltund inderAufsätzesammlung»AmLiteratur« über dew

«Politiker,Dichter, Schriftsteller soGescheitesausgesprochenwie

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I

Im Sturm derhören» 189

inzweiWelten seitmanchemJahrkaumeinAnderer. Dann,als Neuling aufdemhöchstenSitzderRepublik, weithinsichtbare Fehler gemacht.JmKreis derStaatshäuspternur er?Dieserliebt sein«-VolkundhatdenWillen,esberganzuführen, ausMorast ausdieHöhedesJdeals. Der Leute,dieihn,weilSchmieriges inderZeitungstand, begeisern, muß Deutschland sich schämen.

Weil die(trotzdemalbernen Vorurtheil manches Europä- ers)vonkindhast sröhlichemJdealismus imGemüth bestimmte MenschheitderVereinigten Staaten fürdieStunden der Erd- crisiseinemreinen, gründlichgebildeten,nun auchschondurchRe- gentenersahrungbelehrten Menschen«mitstarkemHerzenundern- stemWillen zuwürdigerFriedenswahrung, nichtunbewährten Wortmachern undDrohsuchtlern,dieReichsmachtanvertrauen wollte: deshalb hatsie,ohnebisinsEinzelnedem Demokraten- programmmachzufragen, HerrnWilson wiedergewählt.Der wird (nicht nur,weil zwareingeschwächtesEuropa,doch nichteinsmit völligzerrütteierWirthschastundKauskraftdenAmerikanern will- kommen wäre) Friedensstistung versuchen,sobaldausdenSee- lenher ihmeinsolchem Unternehmen günstigerWind zuwehen scheint;und,wenn keinholdesLüftchenerwachtoderderVersuch mißlingt,seinem Lande dieMachtzusichern streben,dieeinem neutralen England am Ende desKrieges zugefallenwäre:die Macht, durchdieEinsetzungeigenen,neuen GewichteseineWäg- schalezusenkenundzwischenMüden Entscheidungzuerzwingen.

DieseMöglichkeitbedenke,weröffentlich,inRede, Schrift,Zerr- bild,Meinung ausspricht;-.Jederauch, daßPräsidentWilsonnie- mals Schiedsrichter, arbiter mundt,seinwolltenochkönnte,son- dern stetsnur Vermittler, der denPuls derParteien,ihr Wol- len,be"horcht,derehrliche Makler,derihreWünscheundAnge- botenotirt undsie,wenn ihnGeschäftsabschlußmöglichdünkt,zu entgrollter Aussprache zusammenführt.AnsolcheArbeit taugt derso falschGesehene,sodumm Geschmähtewiekein anderswo heuteSichtbarer.(SeinVuchüber den Staat lehrt, daßerdie Ge- schichte-VekassungUndNechtsnormenPreußensunddes Deut- schenReichesebensogenau wieBritaniens kennt.) Wann ruft das Geläut der vonHoffnungangesträngten Glockeans Frie- denswerk? Erst,wenn überallaufdasunnützlicheMühenver-

zichtetwordenist, durch plaidoirie, durchadvoiatorisch zugerichtete

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190 DieZukunft-—

Reden undSchriftsätze,die imbesten Fall halbe Wahrheitbe- leuchten,das»Recht«desStreittheilcs zuerweisen,demderAn- walt vermiethetist.Wenn-der bürgerliche,nichtmitdemSchwert umgürtete MuthzuWahrhaftigkeit Herrschergeworden ist und,, ohneHinterhaltundDeutellücken,ausspricht,was ist, nachdenr Willen desRedners seinsollundmuß. »Wirwollen nichtAns- nexiomsondernachten dieSelbständigkeitjedesStaates«: Das sagtwenig;dennAnnexionist jetztinFormen möglich,die der Begriffdes Wortes nicht deckt,undhinterdemScheingerüstder SelbständigkeitkanneinStaat dennochin die Gewalt desstär- kerenNachbarsgegebensein. »Wir wünscheninternationaleFriess densbürgschaft«:derSatzbleibthohleHülfe,bis inihnder Ent- schlußzubündiger Verständigungüber denUmfangderWehr- machteindringt. »Wir scheuen keinTribunal«: Das heißt,garine Rahmen einer anMassenthingundMenschheitjury gerichteten Anwaltsrede, nicht-Wirstellenunsgern undsofortvordasvorn-

Feind vorgeschlageneSchiedsgericht,das, »unparteiischundun- befargen",dieUrsachedesKrieges,AnlaßundAnstoß, ergrün- den und dieSchuldfrageklar beantworten soll.Das Zielder(nicht allerVernunft entbundenen)Feinde ist:dieEinordnung des Deutschen Reiches,das, mindestens inihrer Vorstellung,noch dieSpuren deskriegerischenFeudalismus trägt,indasSystem westeuropäischerPolitik; Mehrung desVolksrechteszur Mit- bxslimmungdesReichsschicksals (ParlamentarischeRegirung);

alsFolgedieses WandelsPolitik, inderenSehfeldundAbsicht-s nicht mehr derRothfall,derKrieg,vornan, inderMitte, steht,son- dern,aufrecht,derstarkeWunsch,zurVermeidungdieses Roth- fallesalletüchtigenKräfteaufzubieten;statt rastlosen Wettrüstens vertraglichfeste BegrenzungderStreitkräftezu LandundzuSee nachdemVerhältnissderStaatsbürgerzahlen;stattdesRechtes derMacht,diesichhelmlichins Ungeheurewaffnen,imDunkelver- bündeln undPlötzlich,aufSchwächere, dreinschlagenkann,die MachtdesRechtes, verkörpertin einemvonallenStaaten, großen und kleinen, beschicktrnSchiedsgerichtshoßderinternationales Gesetz giebtund dessenVollzug,gegenWiderstrebendemitGeo- walt,zusichern vermag. Eingroßes Herz,dasdenfrohen Ent- schlußzusolcherWeltwende denfeindlichenunddenneutralew Völkern (nichtnur denKanzleien)kündete,fände, noch ehedie-

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JmSturm derHoreng 191 dritteKriegs weihnacht wird,denEinganginernstes,Fruchtver- heißendes GesprächüberhaltbarenFrieden.Die Stunde fordert eingroßes Herz,nicht,wieThorheit wähnt,einen listigenoder brutal strammen Mächler;einHerz,demunausrodbare Gewiß- heitist,daßinThierheix sank,werindemBegriffderMenschheit nur eineFratzeoderFaxe begrinst.DemEntschlußmußdie ge- wissenhastePrüfung jedes von Feindeshirn erdachten Pro- grammpunktesvorangehen. Welchen erzwänge nachjedem Frie- densfchlußdas Gebot derentkräftetenWirthschaft?Jstvonmi- litärischenMitteln nochdieEndungdesKriegeszuhoffen?Giebt derWeise nichtgerninZahlung,wasdesGeschickesMacht ihm dochbaldabpressenwürde ?SuchterMorsches, LosesmitLeim oder Kittzufestenoderstößters,frischemTriebRaum zuschaffen, inraschenFall? Auf welche Punkteüberredet den weitvoraus- blickenden Staatsmann das Bedürfniß,morgen schon unauf- schiebbäres,des Reiches? Dasallein darf entscheiden.

EinstweilenwirdfürdasVedürfniß langer Kriegsdauervor- gesorgt.»Civildienstpflicht«:einschiefes,ingefährlicheMiß- deutung neigendes Zeitungwort, fast so sinnloswiedashäßliche ,Neuorientirung«,dasnurvonderGnadedes mephistophelischen Satzeslebtr»GewöhnlichglaubtderMensch,wenn ernur Worte hört,esmüssesichdabeidoch auchwas denkenlassen.«Daoffen- bargeworden ift, daßdieFeinde trachten, durchdieUeberfülle ihrerGeschützeund GeschosseimFrühling zuerstDeutschlands Kampfgenossen,dannDeutschland selbstzuerdrücken,muß,wenn eindurchVerständigungzuerwirkender Friedensfchlußnoch nicht gewünschtwird,dieHerstellungebensostarken Kriegsgeräthes erstrebtwerden. Dazu ist(wiehier schonimersteanriegsjahy so- gleich nachdemMarnegVerhängnißundKitchenersnüchterner Dreijahrprognose, gesagtwurde)dieMobilmachungallerbrauch- baren Kräfteunentbehrlich;ist, besonders nachdenVerlusten unserer Gefährten,nöthig,daßAlles,was kämpfenundGeschütze bedienen kann,fürdieFronten frei, alsoinStäben,Etapen, Schreibstuben, Gefangenlagern, Fabrlken,Schachten,Hütten, Kontoren,HeimarbeitftättenjeglicherArtdurch nichtkampffähige Deutsche ersetztwerde. DerVersuchkommtspät;docherkommt.

WelcheMittel eranwenden, oberdenVerzichtaufallenLuxus desLeibes undGeisteserzwingen,inGemeinschaftsveisung,Ge-

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192 DieZukuan

meinschaftzcitungführen werde, ist noch nichtdeutlicherkennbar.

DieseEntwickelungwirdaber demnichtmitVewußtseinBlinden unter jedemneuen Kriegsmondwahrscheinlicher.DerEisenbahn- oerkehrkann beträchtlichgeschmälert,dieErlaubnißzurFahrt an den«-Nachweisdeerthwendigkeit gebunden,Vergnügen(,,Lust- barkeit«:zu detHarmlosejadiePressezählen),Lebenskomfort, Bedienung durchHausgesinde,privater Nährmitteikaufund Schmaus verboten werden. Dadurchwürden vieleMänner und Frauen fürwaffenlosenWehrdienst »frei«;unzähligeIndividuen demStaats zweckunterthan.Der Wegweistins alte,vonden Do- rern besiedelte Lakonien zurück;zuden Spartanerm denen Herr Wilson nachrühmt,daßinihrerStaatszuchtkräftigeWeiber und gewandte, wortkargeMänner gediehen.Von dieser Zucht wissen wirmehr,als derAmerikaner erwähnt.Der Staat nahmden Eltern dieKnaben,zwang diegeschaarteninkarge Lebensweise undschulte sie, aufTurnplätzenundimKriegsspiel,zuWaffen- dienst.DembliebdieHauptarbeitderJünglingeundMänner zugewandtzauchdie ineigenemHausstandlebenden schliesenund speisten gemeinsamundmußteninjederStunde zumAusmarsch bereitsein. ObdachundMahlzeit,auch für dieFrauen undKin- derderWehrdienstpflichtigen, bezahltederStaat, derdafürein Zehntelvom Fruchtertrag jedesAckers empfing.Die Staats- -äcker wurden vonMnoiten, dieinEinzelbesitz erworbenen Land- streckenvon Kiaroten bestellt.AlsHerr dieserHörigendurfte derallerEinkunftsorgeüberhobeneDorervonsichsagen:,,Schwert, SpeerundSchild sinddasWerkzeug,mitdem ichpflüge,ernte undTrauben keltere.«Bildungdes Geistes, farbigerSchmuck desinneren undäußerenLebenswar verpönt.DieGesetzgebung (dieunser Gedächtnißanden«-NamenLykurgosknüpft)duckteje- densinniichen,jeden übersinnlicheannschunterdiePflicht,den BedarfderPhrura,derLandwehr, zudecken.DerStaat läßtalle Neugeborenen untersuchen;schwächlicheoderverkrüvpelteKin- der werden imTaygetosausgesetzt(unddürfennur bei denPe- rioiken,denUmwohnern, auswachsen), gesundealsHauskinder anerkannt und nach demEintritt indassiebenteLebensjahrin Staatszuchtgenommen. Waffendrill,Festtanz, Chorgesang lehrt Unterordnung, EinfügungindenGesammtzweck, Verzicht aus Sonderfreude,Sonderleistung,Sonderruhm.Jedederdreihun-

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JmSturm derHorenx 193 dertdorischenKameradschaftenlebt wieeinBienenschwarm.Ge- meinsameArbeit, Herberge,Mahlzeit. Je Fünfzehnan einem Tisch;dieKost, trotzdemdieKönigemitschmausen, so einfach,daß sie auch imFeld erlangbarbleibt· Mit demzwanzigsten Lebens- sahrbeginnt,mitdemsechzigsten erlischtdieWehrpflichtDer Dreißigjährigedarfheirathen;auchderFamilienvater sichaber nie demMännermahlentziehennoch, selbstimeigenenHausstand, aus derLagergewohnheitgleiten. GlichdasSpartanerland im Eurotasthal, zwischen Taygetos und Parnon, nichteinem von Posten bewachten Lager?Niemand durfte ohneErlaubnißhin- einnoch heraus; demheimlichEntschlüpftendrohte,als einem aus derPflichtgelaufenen Krieger,der Tod.Erstder Greis konnte sichdas Dasein nachpersönlichemGeschmack einrichten. Aucher aber,beiTodesstrafe,nichtGoldoderSilber besitzen;der Staat gestattetealsZahlmittelnurEisengeld,dashinterdemLagerwall KursundKaufkrastverlonDichtung,Musik,ZiergeräthsürSeele undKörper:derStaat bestimmt,was davon eindringendürfe.

»Der Spartaner lebte wie der Soldat inderKaserneundgehörte dreiundfünfzigJahre langdemStaat, nichtsichselbst.«(Wilson.)

«Befehlen undgehorchemDas war dieWissenschaftdesSparta- nerszseine Redeknapp, seinFestselbstmilitärisch.DasLandschien eingroßerExerzlrplatz,der Standort eines schlagfertigenseeres, das ineiner unterworfenen Landschaft lagert.SolcherStaat brauchte nichtvieleVeamteznurstrenge Polizelaussicht,diejedem Auflauf,jedemgesähtlichenTumultimLagervorbeugt«(Eurtius.)

DaslykurgischeSparta lebte in Militarismus »Wo dasin HeerundFlotte natürlicheundwohlnothwendige Empfindenauch dasHirnderBürger, besonders Deter,diedasDenkenderNa- tionstimmenundfärben, beherrscht,daist dieGeistesverfassung desMilitarismus unbestreitbar.Jeweitersichdiese Militarisis rung dehnt,desto schQerer wirdden zurStaatsleitunl Berufenen dieErfüllungder Pflicht, militärisches hinter politis esBedürf- nißzustellen.Thunsieesnicht, sondern enthebenderErwägung desPolitikersdieGewichtswucht,somilitarisirensieselbstden Staat.«Das hatderamerikanischeProfessorMunroe Smithge- sagt.Jnsolches Spartawollen,dürsen,brauchenwirnicht zurück.

DessenTagistfürimmer verdämmert. Wirhausen nichtin ärm- licherEnge;undEroberung brächteDeutschen heute nicht mehr

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194 DieZukunft.

Nutzen, auf dessenDauerzu bauen wäre. Weitab findwirlängst auchvon demdorischen Kreterstaat, dessenGlanz ausPiatons Jdealgebildbiszu uns strahlt,dem Staat derdreiKlassen:der weisen Lenker,derwehrhaftenWächter,derNährerundHänd- ler.Gernwirdjeder Deutsche sichindenDienstdesgefährdeten Baterlandes hingeben; dieganzeKraftund denfreudigenWillen.

Nur fordert nicht Unkluges, nichts unklugvonihm! Schondem Spartaner, deranjedemVollmondstag diewichtigstenStaats.

fragenmitJaoder Nein zu beantworten hatte,war dasRecht kaumknapperzugemessenalsdiePflicht.WosinddieEphoren,.

denen wirMißbrauchundUebermuthderAemter melden könn- ten,die, ohne AnsehenderPerson,dasVergehen,deninPergas ment vergrabenen Trug derMächtigsten,sogarderKönige, ahn- denund dieselbst, nachdemAblauf ihres Amtsjahres, fürJrrs thumund Untreue denFolgern haftbarbleiben? DieErneuung dieses Dorerbrauches würdedemDeutschenReich frommen;durch seineHerzkammerdenbreitenWegbahnen, der, nachdemWort desTerpandros,dieWohnstatt lakonis cher Gerechtigkeit ist.Scheu- etdiePflichtenhäufung,derdas Bürgerrechtnichtgeschwindnach- wüchseiDeutschland hat nicht«einwiderspänstiges Helos gebän- digt;undwürdederTotsünde schuldig,wenn esseineBewohner inprivilegirteBollbürgerundrechtloseHelotenfchiede.Wirwol- lennichtmurren, wenn von denSyssitien,demnur imGedräng derStädteunddichtbevölkertenDörfermöglichenMassenmahl, derBauerausgenommenwird;abernichtdulden,daßderstädtisches Taglöhner,weilerfürdenKriegsbedaisschanzt,unters Kriegs- rechtgestelltundin Knechtsgehorsam verstricktwerde.Löblich(nur- allzu lange verspätet)istderEntschluß,den Gewinn derLeutezu

-kürzen,dieKriegsgeräthliefern(und mit zornig funkelnderErz- stirn uns,denklaglosvom KrieginVerlustGerissenen,lauteren Patriotismus predigenodervonMiethlingen einbrüllenlassen).

Bliebe imdritten Kriegsjahr derProfit,wieerseitdem Sommer 1914war,dann rönnendieVleibseldesNationalvermögensin drei,vierProvinzen, derenunüberwindlicherWirthschastmacht alle anderen unterthan würden. Undmancher Säckel platztmor- genvonderFülledesGegens.Neidlos gönnenwir denGroß- industriellenundGioßgutsbesitzern,ohnederenLeistungderKrieg nicht bis gesternzuführenwar,dasEingeheimstesammt reich-

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Schmutz undStank sichrasch mehrendesVorstengethier, das Ge- bälk, Diele und Hausrath benagt. Für ein Drittel der über die Bühne raschelnden Personen kanns gelten; von

Schon er aber empfand auch wie Dorn in feinerHaut, daß er Sein und Schimmer dem Schwert eines Kaisers verdanke. »MeinWilIe ist, daß die Kirchen der Christen geöffnet und ihren

Die Jdeien der Zeit«um 1813 eilten als politische Vekenntnisse der geschichtlichen Entwicelung weit voraus. Auch kosnstruirten sie sich, Ivon den unfertigsen Dingen ihrer

Seine leidenschaftliche Bewunderung für das Deutschland Luthers, Friedrichs, Schillers nnd Goethes ist zu bekannt, als daß wir darüber Worte zu verlieren brauchen. — Aber als

Dann aus dem deutschen Süden: »Von Nürnberg bis Amsberg reiste ich- ganz allein: vor Langeweiie wurde tich ein Sankt Peter sund mach-te einen Entwurf zu einem ewigen Frieden.

Ein Jahr später in Frankfurt, wo Franz Joseph dem Fürstentag präsidirenfom »Um Sechs kam der Kaiser in einer offenen zweisitzis gen Kales che.Da man geglaubt hatte, er werde

Doch Schiller selbst hat, freilich in stillerer Stunde, das ernstlich bedachte Wort gesprochen: »Wer die Kunst als Etwas, das im- mer wird und nie ist, betrachtet, kann gegen

(,,Weltbekannt ist« daß sich aus ungarischen Kriegsgefangenen hier eine Unga- rische Legion gebildet hatte. Schon bei Ausbruch des Krieges wurden uns in der Beziehung