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Die Zukunft, 24. August, Jahrg. XX, Bd. 80, Nr 47.

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Berlin, den 24. August 1912.

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Zwei Franzosen.

Hean Poincare.

(Apki11854bisJuli 1912.)

Æin« schwerer Verlust hatdiefranzösische Gelehrtenwieltundmit ihrdieganze Menschheit betroffen. Unierwartset istnachkur- zerKrankheitderMathematiker und«Physiker Poincareå gestorben.

lEine nicht übermäßig schwereOperation hattederbald Sechzig- jährigegutüberstanden. Jm Begrisf,diieKlinik zuverlassen,ist er, Von einem Herzschlage getroffen, plötzlich verschieden.Das istim Verlauf wenig-erJahre dervierteSchlag,dereinen derführ-enden Geister FrankreichsaufdemGebiet derNaturwissenschaften dahin- geraffthat.Vielleichtnicht so populär, dochdarum nichtweniger bedeutend alsjMoissan, Henri BecquerselundEurie istHenriPoin- carå der Stolz dierFranzosen gewesen,derMann, von dem sie«

gern sagten:,,Ilsait tout.«

Die Entdeckungen Moissans, zum Beispiel: dsieHerstellung künstlicherEdelsteine,diieVerwendung derelektrischen Energie zur Eiszeugung hoher Tem’peraturen,s"dri.ngsenraschinweiter-eSchichten; Vsecquerelund sein großer SchülerEurie habeneine ganz neue Wissenschaft begründet durchdieEntdeckungderUran-Strahlung und desRadiums undsich dadurcheinen unvergänglichenNamen erworben. Beide leben auch dadurchimGedächtnißlder Zeitge- nossen fort, daß. Vecqusereleinen Sohn hiinterlassen hat,der sich demgleich-enFache erfolgreich widmet,Eurie aber diehochbegabte Witwe-,dieNiitentdseckerin desRadiums und Nachfolgerin aus demLehrstuhl ihres Gatten.

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240 DieZukunft.

Poincares Name ist nicht so raschund soweit bekannt ge- worden;und doch reiht ersich diesenMännern ebenbürtigan.

Seine Wissenschaft,dieMathematik und ihreAnwendungen auf sPhysikund Astronomie, zeitigt Früchte herberer Art, diedrum nicht weniger kostbarsind. Nichtimmer sindesneue Thatsiachen und Beobachtungen, diedemMenschengeisteinen Einblick indas geheimnißvolle Jnnere derNatur gewähren;erstdiePerwerthung desMaterials, dieGeneralisirung, wiePoincarå selbst sagt,zei- tigtdenvollen Werthmancher Entdeckung. DerNutz-endertheore- tischenNaturkunde istvielfach angefochten worden, nichtzum We- nigsten, weil zuleichtdieGrenzlinie zwischen exakter Rechnung- und Spekulation überschrittenwird. Dochwas uns dringend noth- thut, sind allgemeine Prinzipien, Fund-amentalsätze,die ganze Ge- bieteder Naturwissensch-aft beherrschend umfassenund die,wenn sieeinmal alsrichtig erwiesensind,ein-en Prüfsteinfür zahllose andere Theorien bilden. Wie einstdas Prinzip von derErhaltung der Energie ein leitendser Grundsatz geworden ist,mitdem jede neue ErscheinunginEinklang sein muß,wenn sie überhauptals giltigund richtig angesehenwerd-en will, so hateinneues Prinzip,

ein neuer Gedanke oft mehr Werth fürdieWissenschaftalseine

ganze Reihe an sich hochbedeutsamer experimenteller Thatsachen.

Durchdieganze Naturwissenschaft dringt alsLeitmotiv das Streben nach Pereinfachiung Zusammenfassung unter einheit- liche Gesichtspunkte und Zurückführung aufwenige sundamen- taleLeitsätze sind verständliche Bestrebungen Obsie immer richtig sind,mag dahingestellt bleiben; hier hängteben Alles vom Erfolg ab. Wie derEhemikerdenWunsch hegt,diezahlreichenGrundeles mcnte aufeinheitlicheBausteine zurückzuführen, seien sienun Ur- elemente oder gar materielose Elektrizitätatorne, so sucht auchder Physikeralle-Erscheinungen inwenige große Einzelgebiete einzu- ordnen. Jetzt istdieLehrevom Lichtein Spezialkapitel derElek- trizitätlehre geworden.Die theoretischvonMaxwellerkannte Per- wandtschast ist durch Hertz experimentell erwiesen;was dieTheorie voraussagte, gleiche Ausbreitungsgeschiwindigkeit derLichtstrahlen tund der Strahlen elektrischer Kraft,hatdie Messung bestätigt;

einglänzender Triumph nichtnur dererwähnt-en vereinfachenden Bestrebungen, sonderndertheoretischenPhysik überhaupt.

Und gerade jetzt,wodurchdieEntdeckung derNadioaktivität unsereAuffassungvom Wesender Materie sich soganz geändert hat,woderaltehrwürdige Satzvon derUnwandelbarkeit derEle-

mente oder chemischen GrundsstoffeinsWanken gekommenist,wo

fernerinderPhysik durchdieStatuirung desNelativitätprinzips

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HenriPoincar6. 2««l1 von Einstein dieGrund-begriffe von Raum und ZeiteineAende- rung erfahren haben, bedarfdieWissenschaftderklaren mathema- tischenKöpfe.SieweisenderSpekulation dierichtige Grenze, ohne doch zuseh-ram Sichtbar-enund Meßbarenzuhängen,undsiever- mögen durch anschaulicheDarstellung- auchweiteren Kreisen vonden modernen Auffassungen Kiunde zugeben. Freilichnur, soweit Das überhaupt möglichist. Esisteinweitverbreiteter Fehler,von derErklärungeines Phiänoimens Anschaulichkeit gebieterischzu verlangen. Wenn ich Das,was ich·an einem Versuch feststellen konnte,indieForm ein-erGleichung gebracht habeund nun be- ginne,damit zurechnen, seieszumultipliziren oder zudifferen- ziren, so verlasseich oft bewußtdenBoden derAns-ch-aulichkeit.Eine Quadratwurzel, unter derzwei ganz verschiedene Größenmitein- ander einProdukt bilden, bietet meinem Verständnis-, nichtsAn- schanliches mehr.»Aberwenn ich erprobteRechnungmethiodsen richtig anwende, soentwirren sichdieFormeln und einResultat kommt heraus,dasnun wieder ganzverständlich seinkann-

Und denken wirjetztan dieVorgänge,diewiedasLichtoder die elektrischenWellen in einem sunbekannten Medium, dem Aether,vorsich geh-en,dieaus Schwingungen bestehen,miteiner ganz riesengroßen Fortbewegungsgeschwindigkeit, so müssenwir gestehen, daßwirunseinmitdendazunöthigen Eigenschaftenver- sehen-esGebilde wie den Licht-Aether überhaupt nicht vorstellen können.Wirsinddarum frohs,wenn wir ohne ihnauskommen kön- nen,wieesjainderThatderFallzuseinscheint,und begnügen uns mitdensicheren ErgebnissenderRechnung.

Jmmerhiu istes dieGabe Einzelner, klarund anschaulichdie Wandlungen unsererGrundanschauungen darzustellen. Als Ma- thematiker ersten Ranges und alstheoretischer Physikernichtmin- derbed-eutend, ist PoincaråwiekeinZweiterbefähigtgewiesen,zu

denneuen umwälzenden Theorien Stellung zunehmen-, siezuer-

weitern Und allgemeinverständlichzumachen.

VomäußerenjLebensgangdesGelehrten istnichtvielzusagen.

Sein Dasein spielte sichinderStille ab.Sein Name istinFrank- reich jetzt populär,weil Naymond PoincaråMinisterpräsidsentist.

DerOheimund derSohn desberühmten Mathematikers habenin derWissenschaftgute Namen ;derSohn trat imAmt desGeneral- sekretärs ausdemPhysikerkongreßdesJahres 1900 hervor,derin Paris eineauserleseneGesellschaft versammelte. DieBerichte dieses Kongresses eröffneteinAufsatzvon HienriPoincarå(demdamit einsichtbarerEhrenplatz angewiesen wird);eineStudie überdie experimentelle und theoretischePhsysik DletrAlutor diesergeist-

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242 DieZukunft.

reiche-n Schriftwar 1854inNancy(Lothringen) geborenworden.

NachAbsolvirung desPolytechinikums wurde erMineningenieur, dann gingerindieakademischeKsarriere über,war kurze Zeit Pro- fessoran derUniversitätCaen und kamvon dortandieSorbonne·.

dieehrwürdige Universitätvon Paris, woerseitmehrralszwan- zigJahrenrastlos gewirkt hat.Anäußeren Ehrungen hatesihm nicht gefehlt. Mehr als dreißigAkademien und gelehrteKörper- schaften zähilten ihnzuihremMitglied-e. Der Präsident derAka- demie,Gabriel Lippmann, bekannt dIUrch seine Entdeckungen auf dem Gebiet der Optik, speziellder Photographie sagtineinem Nachruf: »Wirverlieren inPoincarkå nichtnur den erstender lebenden Mathematiker, sonderneinen groß-en Geist,derüberall seine Spuren eingezeichnet hat,woersich be«thätigte.«DieWahr- heit dieses Satzes istnicht anzuzweifeln.

Jneinem Autoreferat aus dsecmJahr1903werden diebisdahin erschienenenArbeiten und BücherdesGelehrten chronologischan-

gezeigt.Dreizehn Bücherundüberzweihundert Arbeit-en sinddort namentlichaufgeführt.Daraus ersiehtman, wieungeheuerfrucht- bar seineFederwar, aber auch,wieunmöglicheine vollkommene Würdigung derThätigkeitimengen Rahmen seines Artikels ist.

FastalleGebiete dermathematischenPhysik sindinBuchformvon ihmbehandeltworden. Seine überElastizität,Ksapillarität, Ther- miodynamik. elektrische Schwingungen, Elektrizität und Optik.

TheoriedesLichtes, Wärmeleitung gehaltenen Vorlesungen sind auf dieseWeiseüber denKreis seiner Schüler hinaus bekannt ge- worden. Größere mathematischeWerke überWahrscheinlichkeit- rechnung, Theoriedesnewtonischen Potsentials, MechanikderHim- melskörper, Dhnamik derFlüssigkeit-en,endlicheinpsopuläres Buchs, ,,Wissenschaftund Hypothiese«,schließensichdenphysikalischenWer- kenwürdigan. DieThemata der kleineren Psublikationen anzu- geben,verbietet ihre große Zahl; inZeitschriftenaller Länder sind sieerschienen,zum größten Theilinden,,Comptes Rendus«,den Von der ,,A.cademie des Sciences« herausgegebenen B-erichten.

Hierwar dasHauptfelds seiner Thätigkeit;alsMitglied, Picepräsis dent undPräsident dieser hochsberühimtenKörperschafttrat ervon Jahr zuJahr mehrhervor,alsMitglied derKommissionen für Stiftungen und Preise, als DkelegirterzuJubelfeiern ähnlicher Körperschaften.Seine mathematischen Untersuchungen befassensich inersterLiniemitAbels undFuchsens Funktionen, fernermitdem berühmten Drei-Körperproblem. DieBehandlung diesesiProblems trugihmimJahr 1889 einen vom Königvon Schweden ausge- setzten Preis, aberauch lebhafteAnfeindungein.

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Henri Poincarå. 243 Von physikalischen Problemen beschäftigte ihninerster Linie dasderHertzischenWellen Unddiedaran basirte Telegraphie ohne Draht, der die Franzosen den richtigen Namen ,,t·(ål(;gra.pl1ie hertzionne« geben; auchdieK·athod-en-und Röntgenstrahlen, dann diegroße Entdeckung Becquerels lass-en ihn lebhaftenAntheil nehmen. Becquerel hatvon ihmviele werthvolle Anregung er- fahrenund mitEurie war erintim befreundet. JndemNachruf.

deneralsPräsidentderAkademie demauf so erschütternde Weise durcheinen Lastwagenums Leb-engebrachtenEntdecker des Ra- diums widmet, schilderter,wieeram Vorabend diesesfurchtbaren Zufalles mitEurie zusammengewesenund von ihnn belehrtworden sei.AndieserStelle charakterisirt ertreffenddenNaturforscher-,wie er sein sollund wienicht.Der eine istwie dasKind-,das dem Schncetterling nascheilt:er hält sich-nur an das Hiervorglitzernde, Momentane, ohne sichum denZusammenhang mitdemVorher- gehendenUndDem,was folgt,zu kümmern;einanderer schautnur

«insein Jnneres undschließtdieAugen, wenn dieNatur sichsunter- fängt,anderer Meinung zusein,alsihmbeliebt. Derwahre For- scher,wieEurie,vertieftsichweder zusehrinsich selbst, nochbleibt er an der Oberfläche;ervermag denZusammenhang der Dinge zu erkennen. Jn diesem Zusammenhang hat PoincaresdenSatzge- prägt: ,,W-enigkommt daraufan,anwelch-enGottman glaubt;der Glaube istes, der die Wunder wirkt, nichtderGott«

Jndembereits erwähnten AufsatzüberdieBeziehungen zwi- schenderexperimentellen und der«:1nath«sematischenPhysikstellterdie Frage, obdie einzig-eunbestreitbare Qluelle derErkenntniß,das Experiment, überhaupteiner Ergänzung durchdie Theoriebe- dürfe;dasErgebnißl ist:DieBeobachtunggenügt nicht, manmuß generalisiren; aus Thatsachen baut man dieWissenschaft aufwie einHaus aus Steinen; aberein-ebloße Häufungvon Thatsachen isteben sowenig eineWissenschaft,wieeinSteinhaufe ein«Haus ist.Freilich: gute Experimente habendauernden Bestand und Theorien wechseln. UnsereEnkel werd-en über uns spotten,wie wirüberimancheAnschauungunserer Vorfahren denKopf schütteln.

DiegrößtenDenker und Forscher haben jaeinen hellen Mittelweg sbeschrittenHertzund Helmholtzhsabenin gleicher Weiseexperi- tmsentelle und theoretische Erfolge gehabt. Usnd dochkonnte dem großen Helmholtz geschehen, daß seine erste Abhandlung »überdie Erhaltung der Kraft«von dem Herausgeber der Annalen der Physik Poggendorfabgelehnt wurde,weil sie,,zutheoretisch«sei.

Damit sollte nichtderWerthderAbhandlung verkleinert,aberdie

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2214 DieZukunft.

scharfe Trennunglinie, diedamals zwischen praktischerund theore- tischer Forschungbestand,dicknach-gezogenwerden.

Treffendvergleicht PoincareådieWissenschaftmiteiner Bib- liothek";eine ohne Ordnung und Katalog ist sie,wenn siesichauf dieSammlung von Material beschränkt; brauch-barwird sie erst durchdieThedrieWieeinguter Katalog erleichtert siedieAuffin- dungderSchätzeund zeigtdemBibliothekar dieLücken.Klassisch ist fernerder Ausspruch, daß:diemoderne Wissenschaftan der zu großen Genauigkeit derMeßmethodenleide. Diedritte und vierte DezimalesinddieFeinde desForschiers;dennerfindetimmer Ab- weichungenvon pdenGesetzen,die eineinfachesiBilddsesVorganges darstellen würden. Wären unsere Instrumente schon früh-erso voll- kommen gewesenwiejetzt, sowären sicherviele Gesetze nichtent-l decktword-en;mitprimitivem Werkzeug gemessen, ergab sicheine leidliche U·ebereinstimmung.Die jetzt allmählich hervortretenden Abweichungen gebenAnlaß, nach Störungen und anderen Ein- flüssenzuforschen;aber dasGesetzbleibt dennoch giltig.

Die komplizirten Vorgänge können in ihrer Gesammtheit- einen einfachenProzeß lief-ern.Die Moleküle eines Gases,zum Beispiel, sindineiner dauernden heftigenBewegung;sie stoßen ständigan einander und dieverschlungenstenPfade magein sol- ches KügelchenimLaufeiner Sekunde durch-eilen.Das Gesammt- resultataber ist einfach;esistdieBeziehung zwischen Druck,Vo- lumen und Temperatur. Könnten wirMoleküle sehen, sowürde uns derVorgang so komplizirt scheinen, daß.wirsoeinfacheGe- setzekaum alsrichtig angenommen hätten.

Dieseund ähnlich-e Fragen berührenbereits das Gebiet der Philosoph-ie,aufdemVoincare sich auch erfolgreich bethätigt hat.

Wir findeninihmein-enentschieden-en Gegnerderneuen rationa- listischen Richtung Lange hatteman demJrrthsumgehuldigt, daß, da dieWissenschaftdieNaturphänomene auf dieGrundbegriffe von fRaumund Zeit zurückführt,und zwar, wieman glaubte,alle,nun überhauptkein Gehseimniß mehr vorhanden sei.Diesen kühnen Jrrthum pflegtedieLehrederRationalisten desachtzehnten Jahr-—- hunderts und nach ihnenHaeckelund seine Nachfolger. Poincarå hatals Ersterunumstößlich gezeigt, daszdieBegriffe Raum und Zeit,imGrunde genommen, subjektive Werth-eund ineinem ge- wissenSinn metaphysischsindund-daß,man aufdieHoffnung, jemals den innersten Grund aller Ding-ezuerforschen, verzichten müsse.Wie derFisch,dertief aufdem Meeresgrund lebt,vom Wasser nichts weiß,weiler keinen Ortkennt,wo keinWasser ist, werden dieMenschen, so lange sie nichtvon subjektiverKritik sich

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Juless NiasseneL 2215

freimachen (wasnieganz gelingen w-ird), nichtzueinem richtigen Urtheil überdie tiefstenDinge komm-en. Dochin die-insForschen- liegtder Genuß.DasZielderWissenschaft ist nach Poincarå die Befreiung derMenschheitvon denSorgen und Last-endesLebens, so daß· sichJeder imGarten derGöttin ergehenkann.

DerName Poincarå, so sagt sein KollegeNordmann ineinem Nachruf,wird ausdenLippenAller bleiben,dieaufdenGipfeln

,derWissenschaft köstlicheBelohnung suchen; dieserName wirdein Augenblickaus dem Gedankengang derMenschheit sein.

Karlsruhe Professor Dr.Heinrich Sieveking.

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Jules Massenet.

« (Mai 1842bisAugust 1912.)

Massenet« Todganzwarunerwartet:einGreis,alsweilerseine Musikstarb,und dochheute nochkamunsunsseinso lockt, schmeichelt,ans Herzgreiftwievor dreißig Jahren, alser seineManon zum erstenMal demDirektor Caroalho vorspielte—.

DerCharm-.: seiner Partituren wird nievergeh-en, solangeesnoch Frauen giebt,dielächeln,weinen,betrügen.Massen-etwar dermu- sikalischeAusdruck eines Frankreichs, daswirAllegeliebthaben.

Nur Unfähigeund Unsinnlichekonnten Massenetvorwierfen, erdienere vor demGötzen Publikum. Wenn erdieMassen packte (und oft ists ihsm gelungen.), so packt-eersie stetsbeiihren besten Jn- stinkten, nicht,wiejetztderBrauch ist-,beiihren rohsten.Seine Mu- sikhateinen zärtlichen, s-chwermiithig-en,wohletwas süßlichenDuft; keinenBlutger-uch.So,wieerwar,mußten ihsndieFrauen lieb-en.

Sein Werk zeigt uns dieGeschicht-edesWeibes,von Maria Alag- dalena, Thaisund Kleopatra bisszusEsclarmonde undderblassen, zerbrechlichenManon. Stets dasselbe Themamitvielen,vielem Variationen: wiedas Weib übermächtiginunserLeben tritt, es smanchmal auch zertritt, wiesiederirrend-en Seele Hieimsath wird, denTod indieschmerzende Brustsenktund denGetötet-en dann barmherzig durchdieQualdesletzten Abschied-eszurletzten Pforte geleitet.Allen geh-ts jawiedemGaukler Jean, demarmen »Jong-·

leurde Notre Dame« Massenets: diespaßigsten Dinge bringen sie mit wundem Herzenvor dem Altar Unserer Lieben Frau vor, produziren dieschönsten Künste, schlagen Räder, tanzen aufdem

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246 DieZukunft.

Seil,schlucken Feuerund nochvielärgere Dinge, bissie nicht mehr skönnenund zusammenbrechen.Nur neigtsich nichtüberjeder To- desstunde dieMadonna mitseraphischem Lächeln,dasGnade ver- heißtund Erlösung.

Wie Massenetwird Niemand mehrdasParfum desNokoko festhalten,wieMassenetNiemand mehrdiezärtliche, ach,so triste Historievon Manon und-demEhevalier DesGrieux erzählen,die Geschicht-:einer Epoche,der sovielelächerlichverliebte und dabei verruchtsüße GeschichtenimKopf umherspuktien, daß«etliche Jahr- ZehntespäterdieRevolution sielbigen Kopf einfachdadurchzur Raisonznbringenvermeinte, daß.sie ihsn abschlagen ließ. Jmzwei- tenAktvon ’,·,Manon«stehsteineEsellofig«ur,dievollbanger-Schwer- muthianhebt,dann ganz vserträumt und förmlich geistesabwesend iauseineSolovioline überspringtwieeinwirrer und zugleich seli- ger Traum: wenn Massenet inder ganzen Operkeinen anderen sEinfall gehabt hätteals diese Eelloifigur, dieHeldin desAbbe Prävost hättedamit ihren Sänger gefunden. Jchmeine dieStelle,

dadenarmen DesGrieuxinein-eramoureussen NachtdieAngst

vor dem .3usammenbruch seinesGlückes beschleicht.Ein Lächeln -.noch, doch- schsonverdunkelt von denSchatten der Ahnung, wie baldAlles zuEnde seinwird. Dann dieK«lostersz-ene,da,woMa- non denhalb Willenlosenumklammert gleich wild-em, herb duften- dem Wein, dersichum eine geborsten-eMauer rankt.

DieFachkundigen wissen,was Massenetauchals»Techsniker«

geleistet hat.und schätzendiefeinen Farbenmischrungen sein-er Jn- strumentirung, die vorbedachte Klugheit seiner Ritardandi seh-r hoch.Und auchderGegner seinerArt muß,anerkennen: Erblieb sich selbsttreu und jedePhrase,dieerschrieb,war»duMassenet«.

Daß seine-Diktion mitunter eintönig wurde, ist nichtzuleugnen.

EIN-assenetwußte, daßmians ihm vorwarsskannte überhaupt,bei allem Selbstgesühil, seine Schwächen.Erbrach-tederjüngsten fran- jzösischen Produktion, dem Gegenpol seinesSchaffens, stetsdas größte Jnteresseentgegen und hatdiebeiden FührerderJungfrau- 3,osea,Diebussyund Ducas, niemals unterschätzt. Sich selbstaber konnteundwollte ernichtändern. Nicht aufhören,Troubadour zu sein. Jn seinerMusikthaterdieFrauen immer san-gebetet; noch alsalt-ci«Massenet,derwiekeinZweiterwissen mußte, daßman sie zwar lieben, doch- nichtanbetesn darf.

Brennerbad. Dr. Moriz Scheyer.

W

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Hymne. 247

Hymne.

ieGlockeläutet.

DO,Was siebedeutet:

Ich weißesnicht;

Ich sehnur mitstillem Gesicht Männer undFrauen DieKirche betreten;

Was siedortschauen, Was siedorthören:

Jch weißesnicht.

JnEngelchören Undheißen Gebeten, JmGlanzvon Licht Zerfließt ihreSeele VorGott.

Was ihnen erschienen, Was ihnenverkündet AlshöchstesGebot:

Ich weißesnicl;t.

Doch ohne Fehle SindihreMienen Undeinhimmlisches Licht Jst entzündet Aus ihrem Gesicht.

Jch weiß nichtsvon Gott.

EsschienemirSpott, MitNamen zunennen, Was wirnicht kennen, Undzurütteln mitWorten Ilnverschlossenen psoi·ten.

Hat mich sein Uthem berührt?

Hat seine Hand mich geführt?

Jstmirnicht Glück, FreudeundFrieden Nur aus meinen Händen beschieden?

Unddank’ ich nicht Unglück, KrankheitundTod Nurmeines eigenenLebens Gebot?

Leben,Leben, Gliihendes Licht Duhasts gegeben, DeinistsGericht.

Wenn inHerbsiesstiirmen DerHochwald braust,

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2118 DieZukunft.

DieWogensich thürinen Gischtumsaust;

Wenn Flammenherde Sich öffnenundglühn UndüberdieErde DieBlitze sprühn, Wenn dieFelsen erbeben, DerAbgrundklafft:

DasistdasLeben, DasistdieKraft.

Wenn WagenanWagen DieErdeumrollt, VonDampf getragen, VonDonner umgrollt, Wenn Schiffskolosse Durch stürmende Wellen, Diesich zerschellen, Wieeherne Rosse DieMeere durchziehn, Wenn tausendundabertausendEssen Todern undglühn, Denflammenden Riesenstromvon Eisen InabertausendGestaltenpressen UnddenMenschendenWegzurHöhe weisen, Wenn dasSonnenlicht herabgezwungen Jnblitzenden,zuckenden, feurigen Zungen Rasseltundstampftundleuchtetundsprüht UnddieschwärzesteNachtzum Tage glüht- WennFelsen gesprengtmitknatterndem Toben, DieMeere überdieBerge gehoben, Wenn SchiffeüberdenWolken schweben Undder-Mensch hochindenLüften kreist:

DasistdasLeben, DasistderGeist.

SiehderMenschen Gedränge, Ein Feierchorl Heilige Gesänge Rauschenempor;

Was einsamderMeister Geträumtunderdacht, EsfesseltdieGeister

Mit zwingender Macht.

Worte,Gestalten, Gedanken undTöne,

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Hymne. 249 InstrahlenderSchöne

Sie«hier sich entfalten.

LebenundBlut Gab erdemWerke, DaherdieStärke, DaherdieGluth.

SiehedenStein Flimmer-ndwieSchnee, Jnringender pein, Inerstarrtcm Weh;

Errührt sich,erlöst sichaus marmornen Massen, Mit bebenden HändendasLebenzufassen, Sehnsuchtdurchlodert,seelendurchleuchtet, VonLiebe bethaut,von Thränen befeuchtet—- Jstsnicht,alsneigedieGöttinsich nieder,»

Diesüßen,dieweichen,dieschwellendenGlieder Seligzusihempor zuküssen Zumgoldenen Lichtaus denFinsternissen-I Schon hörstDuderSchwingen Rauschendes Schweben, DusiehstdasGelingen, EspulstdasBlut:

DasistdasLeben,« DasistdieGluth.

Sonne derSonnen, Lodernde Flammen, DeralleWonnen DesLebens entstammen, Uns Deinem glühenden, kreisenden Schoß Riß sichdieErde stürmendlos;

DochDuläßtmitlichtemErbarmen Sienichtaus densorgenden Mutterarmenz Mitdem StrahlenmantelumhiillstDu UndmitbrausendemLeben erfüllstDu TausendfältigDeinKind.

WelcheSonnen nochüberDirsind Undvon wem DeinLicht:

Danach fragteinKind SeineMutter nicht.

DieWeisendurchsorschendiesernste Ferne Undzählen tausendundtausendSterne, Siemessenundrechnen ihre Bahnen;

Undplötzlichtauchtüberjedes zlhnen

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