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Die Zukunft, 24. August, Jahrg. XV, Bd. 60, Nr 47.

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xsc Jahrg. set-liehden24.Zugustj907. WITH-L

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Herausgebers

Maximilian Isardem

Inhalt:

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wünschederdeutschen Müller-. VonFriedrich Eikeime-»Hier ......292

Unktigem vonzteiue-t-0flea,0sst,Itranpj,0stwakd,2(l)de. ....299

DieKonjunktur. von-Laden .............. .......302

Uachdruck verboten.

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Erscheint jedenSonnabend Preisvierteljährlich5Mark, die einzelne Nummer 50Pf-

pp

Berlin.

Verlag der Zukunft.

Wilhelmstraßes-.

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Bankgeschäft, Berlin sW.11, Königgrätzerstr.45.

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Karl schnilzler s»·..·:,z.-

Georg Brandes

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Wilhelm Bölsche

Bernard Shaw .

Felix Holländer

DerKrieg.

. . . Politik.

.Villa SanRemigio.

. . . . BeiPater Wasmann.

.DerLiebhaber. (Kom«c")«diell.)

.DieWitwe. (8chluss).

Rundschau:

Alfred Lansburgh -.;Ei Börse.

= JED Es HEFT-HePFENNiGE. = MARUUARDTs-cg, BERUNw50,EssLEBEnERsTn. I4.

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Berlin, den 24. August 1907.

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Wilhelms Höhe.

Villafranca.

mfünften April1906sprachimDeutschen ReichstagderKanzler-

»Willman unsere Marokkopolitikrichtigverstehen,so mußman zu ihrem Ausgangspunktzurückkehren;will mandasErgebnißrichtigwürdigen, denAnfangmit demEndevergleichen.WirhabenwirthschaftlicheJnteressen inMarokko,ineinemunabhängigen,bishernochwenigerschlossenen,zukunft- reichenLande. Wirwaren Theilhaberaneinerinternationalen Konvention, die dasPrinzipderGleichberechtigungenthielt.WirbesaßenauseinemHan- delsvertragdieRechtedermeistbegünstigtenNation.Darübernichtohneun- sereZustimmung verfügenzulassen,wardieFragedesAnsehensder«deut- schenPolitik,der Würde desDeutschenReiches,inwelcherwirnichtnachge- bendurften.Was wirwollten,war,zubekunden, daßdasDeutscheReichsich nichtalsquantjtrå negligeable behandelnläßtzdaßdieBasiseines interna- tionalenVertragesnichtohneZustimmungderSignatarmächteverrücktwer- dendarf. UnserenUnterhandlernbinichdieAnerkennungschuldig,daßsiedie deutschenForderungenmitebensovielFestigkeitundZähigkeitwieUmsicht vertreten haben.Woranesankam,war, den internationalen Charakterder Polizeiorganisationzuverbürgen.Frankreichhat sichmit dergleichenVer- söhnlichkeitwie wir zu einerloyalenLösungdieserschwierigstenFragebereit findenlassen-.DieKonferenzvonAlgesirashat,wieichglaube,einfürDeutsch- landundFrankreichgleichbefriedigendes,füralleKulturländernützlichesErs«

gebnißgeliefert-«(,,Lebhafter Beifall.«)ZweiTagenach dieserRede wurde in derBezirkshauptstadtderProvinzKadiz,wojdieMauren einstinEuropa eingebrochenwaren und wo,amzwölftenJuli 1801,Englanddie Armaden

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264 DieZukunft.

FrankreichsundSpaniens besiegthatte,dasSchlußprotokolunterzeichnet.

,,Unerschütterlich«(auch dieserSatzistin derRede desKanzlerszulesen)»ha- ben wirandemgroßenGrundsatzderoffenenThürfestgehalten,derneben der WahrungdesdeutschenAnsehensunsin der ganzen Marokkoaktiongeleitethat und leitenmußte.«DieThürwaroffen.Deutschlandaberbrachtenichtmehr soviele WaareninsScherifenreichwiefrüher;imHafenvonCasablancaallein- istdiedeutscheEinsuhrum fastvierProzent zurückgegangenNochanzweian- deren,,großenGrundsätzen«hattendie VertreterdesDeutschenReichesinAlge- sirasunerschiitterlichfestgehalten«Die Souverainetät desSultans duifte nicht geschmälert,dieJntegritätseinesLandesmußtegewahrtwerden.Baldward erwiesen,daßderSultan nichtnurüber dieStämme,dieseinenVorfahkenschon

WehrdienstundSteuer weigerten,keine Gewalterworbenhatte,sondern auch- im Beladel-Maghzen,in demseinerHoheitunterthanenBereich, fast völlig machtlosist,fürOrdnungundSicherheitnichtzubürgenvermag.UnddieJn- tegritätseinesLandes?Als derfranzösischeArztMauchamp (-nichtohneeigene Schuld,wiebehauptetwurde)umsLebengelommenwar,besetzteFrankreichdie GrenzstadtUdjdaSchoneinmalhattedort,nachdemKampfgegen Abd el-Ka- der,dieTrikoloregeweht.Nichtlange.Auchjetztsolltesieraschwiedervetschwin- den.Herr Pichon,derMinisterdesAuswärtigen,sagteimParlament:L’0«ccu- pationsera essentiellcment provisoirez elledurera jusqu’au jouroix toutes lessatiskactions demandåes seront obtenues. DieseRedelasen wir inden ersten Apriltagen. JetztnahtderHerbst:undUdjda ist nochin französischemBesitz.Warum dieRäumungbeschleunigen?DieEinwohner vonUdjda haben schonim Sommer 1903,als derAnmarschdesPrätenden- tenheeressiebedrohte,HilfevonFrankreicherbeten undsichbereiterklärt,die ObethoheitderRepublik anzuerkennenDamals lehnteDelcassedenVor- schlagab,weilerfürchtete,die imGrenzbezirkentstehendeAgitationkönne einzelneGroßmächteverstimmen. Jm April1907warzusolcherBesorgniß kein Grundmehr.NachdererstenMeldung hatte HerrvonTschirschkydem BotschaftrathLecomteartig erklärt,DeutschlandwerdederOkkupationvon

UdjdanichtwidersprechenFrankreichkonntesichalsoZeitlassen,konnte,wenns nöthigschien,annochsichtbarererStelledenMusulmanen zeigen,daßesdie Krafthabe,auchwiderdeutschenWunschseinenWillendurchzusetzen.Die Al- gesirasakte?Die,hießes imFrühlinghier,schrecktnurnochfurchtsameKinder;

dasSchicksaldesPiäliminarvertragesvonBillafrancawurdeihrprophezeit.

Juni1859.Frc.anosephistbeiSolferinovondenFranzosenzumRückzug gezwungenworden.Benedek,derbei SanMartino denAngriffderPiemon-

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WilhelmsHöhe. 265 tesenabgewehrthat,willauchgegenLouisNapoleondenKampfwiederauf- nehmen.DerKaiser,der mitfeuchtemAugeimKriegsrath sitzt,widerspricht.

ZwanzigtausendMenschenfärbenmitihremBlutdasSchlachtfeld.,,Liebereine Provinzverlieren alsnocheinmalsolcheGräuelsehen!«Die Lombardei wurde aufgegeben;dasösterreichischeHeergingnachVeronaundhinterdieEtschzu- rück.DochauchNapoleonwardesGemetzelsmüde. DerKriegbotnochmanche SchwierigkeitDieFestungenimMincioviereckschienenstark.Wenn die welt- licheHerrschaftdesPapstesgefährdetwurde,blieb derfranzösischeKlerusnicht ruhigAlexanderNikolajewitsch,FrankreichsFreund,sahärgerlichenBlickesauf dieitalienischeRevolution.JeromeBonapartehattekeineAussicht,denihmvom VetterzugedachtentoskanischenThronersteigenzukönnen;nichteine Stimme sprach,wodasVolkfreiredendurfte, fürdenFremdling.UndPreußenschien entschlossen,fürdieJntegritätdesösterreichischenGebietes zufechten.Ohne HoffnungaufrusfischeHilfedemAnsturmallerdeutschenStämmetrotzen?Das dünkte dennervösenCaesarallzugefährlich.UnddaFranz JosephdenPreußen einenPrestigezuwachs,deneinSiegüberFrankreichihnenbringenmußte,nicht gönnte,warderWegzumFrieden nichtweit.FreilichauchkeineZeitzuverlieren.

Am neunten JulischriebBismarckausPetersburganSchleinitz,derpreußische Vorschlag(bewaffneterJntervention) seivonGortschakow,,avec empresse—

ment etsans phrase«angenommen worden· ,,UnterdenrussischenMili- tä1s, auchdenendersogenanntendeutschen.Partei,istübrigensdieStimmung gegenOesterreichnochimmerso, daßmirderBaronLieoen,ein ältererHerr undChefdesGeneralstabes, gesternsein lebhaftesBedauernüber dieNach- richtvoneinemWassenstillstandäußerte,weil dieNemesisihrWerkanOester- reich noch lange nichtvollendethabe.Jch fürchtenur leider, daßdieserGöttin dieGelegenheitzurFortsetzungihrerThätigkeitdurch diesePause nichtwird benommen werden·Oesterreichwirdthun,waseskann,umdasVermittlung- werkscheiternzulassen.SzechenyisagtmirDas ganzoffen,mitdürrenWorten;

undsolangeGraf RechbergHoffnunghat,die Armee und dieFinanzenPreu- ßensfürOesterreich,ausnützen«zukönnen,wirderjedenfallslieberversuchen,ob preußischesBlutJtaliennichtwieder ankittenkann,eheeresausgiebt.DieSchlä- ge, die unstreffen,thunihm nichtweh;undsolltederVerbrauchunseresVermö- gensdenBankerotnichtabwendenkönnen,so istOesterreichdabeidochvielleicht imStande, sichausdergemeinschaftlichenMasseaufunsereKosten schadloszu halten.Jch fürchte,wenn wirKriegmachen,OesterreichsBerrath mehrals FrankreichsWaffen.«Zu dieserProbekamsnicht.AlsMinisterhätteBismarck, nachMagentaundSolferino,wohlversucht,Oesterreicheinzuschüchternund ein

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22-«·

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266 DieZukunft.

Bundesverhåltnißherzustellen,dasPreußendieihminDeutschlandgebüh- rendeMachtgab. Dannwäre dieHeilungferro etigni vielleichtunnöthig gewesen.AlsGesandter mußteerdemberlinerBefehlgehorchen.Thatsaber ungern; denndieZeit schienihmeinemKriegegegenFrankreichnichtgünstig.

»Wir opfernunsfür Oesterreich,wirnehmen ihmdenKriegab undesbe- kommtLuft.WirdesseineFreiheitbenutzen,um unszu einerglänzenden Rollezuverhelfen?Undwenn es unsschlechtgeht,werdendieBundesstaaten vonunsabfallenwie welkePflaumenim WindundJeder, dessenResidenz französischeEinquartirung bekommt,wirdsichlandesvåterlichaufdasFloß einesneuen Rheinbundesretten-« AlsSchleinitzdenBriefvom neuntenJuli erhielt,war derGegenstanddieserSorgeschonweggeräumt;war in Villa- francaderPråliminarvertragunterzeichnet.Oesterreich,dasvonseinenzwölf ArmeecorpsneunschoninItalien hatte,konnte keinen zuverlässigenErsatzher- anziehen.Ungarnwar unruhig,aufMagyarenundKroaten imFeld nichtzu rechnen, fürdieneuen CorpsnureinHaufeschlechtgedrillterRekrutenverfüg- bar.DerGeneralstabwußtekaum,wohererdieachtzigtausendMann nehmen solle,mit denenOesterreich,nachdemBundesrecht, DeutschlandamRhein vertheidigenmüßte.GrundgenugzurNachgiebigkeit.DieNeigung mehrte sichnoch,als derFranzosenkaiserinVillafrancaFranz Joseph erzählte,Preußen habein LondonundParisvorgeschlagen,nichtnur dieLombardei,Modena, Parma,Toskanazuvergeben,sondern auchVenetienvonOesterreichzu tren- nen,unddiesemVorschlagdieZustimmungPalmerstonsundGortschakows gewonnen.DieGeschichtewar,wiePersigny,FrankreichsVertreterin London, baldverrieth,erfunden; wirkte aberaufdieumdüsterteSeeledesHable arg-Lo- thringers,derinkurzerRegentenzeitdraußenund drinnensobittereErfahrung gesammelthatte.DieVerhandlung währtenicht lange.DanndiktirteRech- bergdenVertragsentwurf,denLouisNapoleonmiteigenerHand niederschrieb.

Die Lombardei wurdeanSardinien abgelreten.Venetien,Mantua undPeschierabliebenösterreichisch.Die vertriebenen FürstenvonToskana undModena sollten ihreThronewiederbesteigen;doch dürfezudieserWie- dereinsetzungWaffengewaltnichtmitwirken. ReformenimKirchenstaat,libe- raleVerwaltung Venetiens,einitalischerStaatenbund, demOesterreichon- gehörenund derPapstpräsidirenwerde: alldiesePunktewaren amelften Juli1859schnellerledigt.Die Details konntenaufderzürcherKonferenzin allerRuhebesprochenwerden« Wurdens auch.AlsamzehntenNovemberdann aber derendgiltigeVertragunterzeichnetwurde,waren diewichtigstenBe- stimmungenschonobsoletgeworden.Venetienblieb zwar(bisnachKönig-

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WilhelmsHöhe. 267 graetz)österreichisch.DochdasSchreckbildderKnechtungJtaliens,dasCavour ausdemMinisterium trieb,standnurnochausdemPapierundnie kamderTag, derItalienvom’Papst,vonOesterreichunddessenAgnatenbeherrschtsehen sollte.DieBotenEavours,dernicht mehr verantwortlich,abernocheine Machtwar, eiltennachFlorenzundBologna,ParmaundModenaundbrachten dieOrdre,fürRuheundOrdnungzusorgen,dieRückkehrderaltenFürsten abernichtzu dulden unddurchMassenabstimmungdieVereinigungmitSar- dinienbeschließenzulassen.Alsogeschahs.VierWochen nach Villafranca huldigtendie vierProvinzen,widerdenWillendesPapstesundderbeiden Kaiser,demKönigVictorEmanuel. Aus dem Vatikan kam derBannstrahl, ausderHofburgeinzorniger Protest;ausParis?LouisNapoleonwarder Mann desPlebiszitsunddurftedieVolksabstimmung nicht für nichtiger- klären.Waffengewalt hatteerselbstausgeschlossen;vielleicht,wieFraano- seph,geglaubt,die vertriebenen Landesväter würdenvonjubelnden Schan- renzurückgeholtwerden·Jetztwarnicht mehrviel zuthun.AlsErtragder Aktionnur dervertiefteZwiesvaltderdeutschenStämmezubetrachten. Nicht inOesterreichnur: auchhinterderMainlinie hießes, Preußens Zauderpo- litikhabedenBundesgenossengeschädigtunddieReichsmachtgeschmälert.

DieSchwarzweißen,diegemurrt hatten,als dievonderErntearbeit einbe- rufeneLandwehr,ohneEtwas geleistetzuhaben,heimgeschicktwurde,spürten, wie im Süden der Groll gegensiewuchs,fühltenaberauch,wie dasitalischeBei- spieldie altenEinigungwünscheder Nation förderte,undschwanktenthatlos zwischenquietistischenundgroßdeutschenStimmungen.Mit-Frankreichoder Sardinien,schriebBismarckanGerlach,willichnichtgehen,weilichsimInter- esseunsererSicherheitfürbedenklichhalte. »WerinFrankreichoderSai dinien herrscht,istmirdabei,nachdemdieGewalteneinmalanerkannt sind,ganzgleich- giltigundnur einethatsächliche,keinerechtlicheUnterlage.Mitmeinemeige- nen Lehnsherrn stehe ichundfalle ich, auchwenn ermeinesErachtenssich tbörichtzu Grunderichtete;aberFrankreichbleibtfürmichFrankreich,mag LouisNapoleonoderLudwigderHeiligedortregiren, undOesterreichbleibt mirdasAusland, ichmagesbeiHochkirchodervor ParisinsAuge fassen.

DenMoment,woman Sardinien gegenFrankreichden Rückenhättestärken können,halteichfürvergangen oderzukünftigundwegenheimischerPersonal- verhältnissefür entfernt; ich halteesabernichtsürunerlaubt«.Soweitwars noch nicht. Napoleon,derinPlombiåres-les-Bains 1858,imGesprächmit Cavour,demProgrammderNationalparteifastrückhaltloszugestimmt.dann dieParole,,Freibis zur Adria«ausgegeben,nun abermitRom,Wien und

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2 68 DieZukunft.

mitseinereigenenKleriseizurechnenhatte,wollte dieWirrnißzuerstdurch einenKongreßderfünf Großmächtebeseitigenlassen.Dafürwar derPapst nichtzuhaben.Derrührtesichnicht;resormirteauchdenKirchenstaatnichtEben sohieltOesterreichesin Venetien. WenndiePartnerdasinVillafrancaVerein- bartenicht ausführten,brauchte auchFrankreichsichnichtzugeniren;konnte es sichmitSardinen verständigen.NochwährendderzürcherVerhandlungließ NapoleoneineBrochureschreiben,in deroffengesagtwurde,dieweltlicheHerr- schaftüber denKirchenstaatseidemAnsehendesPapstthumes eher schädlich alsnützlich.UnterdemzürcherVertragwardie Tintekaumtrocken,alsdiese Schrift erschien. WalewskigingundThouvenelkam. Am neunten Februar 1860schriebBismarckanSchleinitz: »AusdemMißbehagen,mitwelchem- ganzEuropaeinvergleichsweisesounbedeutendes Vergrößerungsgelüsten Frankreichswiedassavoyischeaufnimmt, läßtsichwenigstensabnehmen,daß einsounverhältnißmäßigerMachtzuwachsFrankreichs,wie dieRheingrenze ihngewährenwürde,vonallenStaaten, auchabgesehenvonihrem Verhältniß zuPreußen,lediglichimInteressedesGleichgewichtesmit demSchwertbe- strittenwerdenwürde unddaßwir unsmitdiesemPopanzsosehrnichtein- schüchternzulassenbrauchen.«DasZiel Napoleonswaralso auchinPeters- burg schonbekannt. AmvierundzwanzigstenFebruartelegraphirteeranVictor Emanuel,ersordere SavoyenundNizza,.wennderKönig sichnichtmit der AnnexionvonParmaund Modenaundmit dem Bikariatin derRomagnabe- gnüge. Diese Forderung stießbeiCavour, der,alserdieDemüthigungder Nationnichtmehrzufürchtenbrauchte,wieder insMinisterium getretenwar, nichtaufWiderspruch.NocheinmalwurdendieProvinzenzurAbstimmung gerufen:undimMärz warderKönigvonSardinienHerrüberdieRomagna, Toskana, Parma,Modena. Frankreich nahm SavoyenundNizzaundließ, zuPalmerstons Wuth, erklären,erstdamithabeesim Südenseinenatürlichen Grenzenwiedergecvonnen.Victor Emanuel warKönigvonItalien,Nizzadie HauptstadtdesSeealpenbezirkes,FrankreichsBesitzaußerdemnochum die zweihundertQuadratmeilenSavoyensvergrößert.AchtMonatenachdem ein- trächtigenPlauderstündcheninVillafranca.DieMachtderThatsachenhatte dasvonRechbergadoptirte AngstkindBonaparteszum Todverurtheilt.

Casablanca.

DieAlgesirasaktehateinBischen längergehaltenals derBogenmit RechbergsDiktat. EinBischen.AmsiebentenApri11906wurdedasSchluß- protokolunterzeichnetAmerstenApril1907wehtedieFahnederFranzösi-

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WilhelmsHöhe. 269 schenRepubliküberUdjda.DasAktenpapierhatteeinenRiß. NichtderRede werth.EinGrenznest.Wasdageschieht,braucht uns,derenHauptinteressean denHasenstådtenhaftet, nichtzubekümmern.GenirtaberauchdenMaghzen nicht.Nöthigtihn nichtzurAufbietungallerKräfte.Warvielleichtnur eine

·Belaftungprobe,diezeigensollte,wasDeutschlandjetzthinzunehmenbereit sei?DersanftePolenfürstanderSolferinobrückebliebruhig; undausderWil- helmstraßekamraschdasfreundlichsteEcho.KönigEduardhatte es,alserin Pariswar,vorausgesagt.Clevapiano,vasano. Uebereilungkannnurscha- den. DerklugeHerr Jules Cambon,dersichinSpanienzumSpezialistenfür marokkanischeAngelegenheitenausgebildethat, löstin BerlindenBotschafter Bihourdab undläßt merken, daß erLuft hat,überFrankreichsWünscheund Bedürfnissezuplaudern. JnderPressewird, hübenunddrüben,vondem Strebennach,,besserenBeziehungen«,nach,,Annäherung»und,,Bersöhnung«

derbeiden Völkergeredet.AlsFrühlingsanfangimKalendersteht,wisperts

anderSeine voneinemrauhenWort,dasanderSpreevorOffizierenge- fallen fein soll; allzu ernstwirdsnichtmehrgenommen. Clemenceauhatim PalaisBourbon gesagt,erempfindeganz wie GeneralBailloud (dersehn- süchtigvom Rachekrieggesprochenhatte)unddürfenur nicht dulden, qu’un gönåral puisseannoncerune guerre avec unpeupledeterminåpourun objet determine; c’estPakfaire du Parlement.. Deutschlandfordertkeine Erklärung; findetdieSechsundzwanzigerrededesGenerals Bailloud ebenso sharmloswie denmarokkanischenMarschdesGeneralsLyautey.VonOsten her drohtalsokein Sturm. DanocheinbeträchtlicherTheilderErntezubergenist,Ä sbrauchtmanauchgutesWetter.Franko-japanische,russo-japanischeententez SeparatbundderMittelmeermächte (miteinemstillenTheilhaber).So viele Aussperrungoersuchekönnten die Berliner amEndedochärgern?Nein;nur müssenwir unshübschhöflichzeigen.DieHerrenAlbertHonoriusvonMonaco, GastonMenierundEugenEtiennekehrenmitguterKundeheim.Als dieanglo- russischeVerständigungreif ist,wird derDeutscheKaisermitseinerFrau nach Windsor eingeladen; derZarund derBritenkönigsagenihmBesuchean; Edu- ardgedenktin einemYachtklubtoastplötzlichdesNeffen.SehtdenHimmel:wie heiter! TagvorTagversicherndieOfsiziösen,Deutschlandseiin derbequem- stenLage,die essichwünschenkönne.Freunde ringsum;und derDreibund gar starkwie im MaiseinesLebens.Jetztoder nie.WennClemenceau sichnicht einenglorioussummer bereitet,mußervordemWinterfeldzugzittern.Der imsüdlichenWeinland gepflückteLorberistdannwelk. DieschlechtenNach- richtenausHeerundFlotte habenManchen verstimmt.DieKapitalistenweh-

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-270 DieZukunft.

rensichgegendenEinkommensteuerentwurf,dendie Radikalen dochsolange verheißenhaben.SolldergroßePatriot,der Gambetta undFerrygestürzt« hat,etwafallenwie einDutzendminister?EinErfolg aufdemGebiet inter- nationaler Politik, einer,derArmeeundMarine wiederin die Sonne der Volksgunstbringt:und dasMinisterium ist fürsErste gerettet. Währendder KammerferienistdieGelegenheitbesondersgünstig.Da kann die Aktionnicht vonlästigenJnterpellanten gestörtwerden;kannJaurås nichtdie Arievom Menschenrechtsingen.Deutschland?DieVersicherung,man wolleFrankreich

keineSchwierigkeitmachen,istim Sommer feierlichwiederholtworden.Ein derRepublikverbündeterMonarchwarebenWilhelmsGast;einzweiter,noch mächtigererwills morgensein.DaschrecktkeinRisiko.Und derFranzosewill endlichwiederhören,daß seineRüstungnoch nicht verrostet ist.Lejourde gloireestaktive AmfijnstenAugustwirdCasablanca beschossenundbesetzt.

UeberdieseatlantischeHafenstadt,die Erbineiner altenPortugiesen- siedlung,istinAlgesirashitziggestrittenworden.Dürsen auchdaFranzosen undSpanierdiePolizeiorganisiren?Nein,sagteDeutschland;undhättemit seinemVetoerreicht,daßdieOrganisationdemschweizerischenJnspektorüber- tragen werde,wenn esnichtgar zuraschnervös gewordenwäre. Umjeden Preisnur denBruch vermeiden;lieber magauchCafablancain diefranko- fpanifcheMachtsphärefallen.WiedereinRückzug;Dersichjetztschlimmge- rächthat.Wenn derEidgenosseOberstMüller(derjanichtimmeraufUr- laubzusein braucht)einePolizeitruppeaufdieBeinegebrachthätte,wäre der

casus bellinichtsoleichtherbeizuführengewesen.,,Woraufesankam,war,

deninternationalenCharakter derPolizeiorganisationzuverbürgen.Frank- reichhat sichmitdergleichenVersöhnlichkeitwie wir zu einerloyalenLö- sungdieserschwierigstenFragebereitfinden lassen.«AlsosprachimReichs- tagderKanzler.WerseinenWillendurchfetzt,zeigtsichebenso verföhnlich wiederNachgebende.DieKonferenzmehrheithattefürdendeutschenRückzug einschmalesBrückchengebaut.DerHerr Jnfpektor erhieltdasRecht,sämmt- lichePolizeitruppenzu kontroliren. DiebelangloseKonzessionwurde von lächelndenExcellenzengerngewährt.Seitdem sindsechzehnMonate ver-

strichen. FrankreichundSpanienhaben Cafablanca nichtmit einerSchutz- mannschaftbeglückt.Warumnicht,da dasPrivilegdochmitsozähemEifer verlangtwordenwar? GeschäftsgeheimnißdesWestconcerns.

NiemandrügtedieUnterlassung. DieProvinzSchawia,dasHinterland Casablancas,schien,nacheinerguten Ernte,nichtvonAufruhr bedrohtund in denHafenstadtenfühlendieEuropäer,die denEingeborenenlohnendeAr-

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Wilhelms Höhe. 271 beitschafsen,sichziemlichsicher.Da wurdenanBauarbeiten beschäftigteFran- zosenvonfanatischenMusulmanengemordet;mitihnenspanische(undein italienischer)HandlungenLeidernichtsNeues inNordafrika;unterBerbern lebtsichsnicht sogemüthlichwieamMartyrberg (wodieApachenaberauch manchesheißeHerzkaltmachen).NeuscheintnurdieGewißheit,daßderSultan gegensolcheAusbrüchedesFremdenhassesnichtsvermag. Abd ulAzizwirdsein Bedauern aussprechen,Entschädigunggewähren,einpaar brauneStrolche hin- richtenundihreKöpfe durchdieStraßen tragenlassen:und überein Kleines wirdAllessein,wieesvorherwar.DamitkannFrankreich sichnichtbegnügen.

DieBefetzungvonUdjda hat aufdenMaghreb nicht gewirkt:nunsollerdie Geißel fühlen. Casablanca warnach demTagdesSchreckenswiederruhigge- worden.DieScherisentruppenhattendieKabylenausderStadtgescheucht, WachtpostenvordieHäuserderEuropäergestelltundimHafenwurdefriedlich gearbeitet. Jn der-NachtvordemfünftenAugusttagkommtdieNachricht,ein französischesGeschwaderwerdenochvorSonnenaufgang Truppenlanden. Jst dasGeschwaderdennschonaufderRhede2Nein.NurderKreuzerGalilåeDer schicktimMorgengraufünfundsiebenzigMannanLand.Diehalten sich,unter derFührungdesFähnrichsBallande, tapfer, sindabernatürlichzuschwach, umdenArabernFurchteinzuflößenObsiezuerstfchossenodereinenAngriff abwehiten,ist nochnichtfestgestellt.Sichernur,daßkurzeZeit nachderLan- dungeinwüstesGemetzelentstand..Der Galilåe überschüttetdieStadtmit Melinitgranaten;ihmgesellensichnachein paar Stunden derKreuzerDu ChaylaundeinspanischesKanonenboot.DasGesindelkriechtausdenHöhlen;

vonallenSeiten eilenempörteKabylenherbei;wasirgendzuerraffenist, wirdgeraubt.ZwischenbrennendemGebälkhäufensichin denengenStraßen dieLeichen.Um dasnackteLebenzuretten,flüchtendieEuropäer aufdieim Hafen liegendenSchiffe.Judenmädchenwerdenauf offenerGassegeschändet und,zuDutzenden,vondenHamitenalsLustsklavinnenweggeschleppt.Wie ge- gen eineFeuerspeiendeSeefestungwüthendieSchiffsgeschützegegen dieun-

befestigte,wehrloseStadt» .Jm HaagtagtdieFriedenskonserenzundHerr Bourgeoissprichtvielleichtgeradeüber diePflicht, denKrieg zuhumanisiren.

Jederneue Tagbringtnunneue Gränelkunde. DieKabylen schaaren sichzumAngrisfundwerdenzurückgeschlagen.ScherisischeBeamte werden alsFördererdesAufruhrsverhaftet.AusTanger, Mazagan, Mogador,aus allenKüstenstadtenflüchtendieEuropäer;lassenAlles imStich,wasmüh- sameArbeitihrer HirneundHändeerarbeitethat.Sollen siewarten,bis aus denScharmützelneineSchlacht,"ausderJudenvetfolgungdieDjehadgewor-

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