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Die Zukunft, 22. August, Jahrg. XVI, Bd. 64, Nr 47.

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XVI. Jahrg. Berlin,den22.August1908. Ur.47.

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Reichsbersicherungmvnoyvl.fl DenJst-von . .. .....·. 805 Nachdruck verboten.

f Erscheint jedenSonnabend-.

Preisvierteljährlich5Mark, die einzelne Nimcmcr50Pf.

Berlin.

Verlag der Zukunft.

WilhelmstraßeZa.

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1908.

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L- llsialogz umsonst u.portoirel

Inhalt von Ileft No.33(v. 13.-8. 08.)

Gottardo Segantini: Giovanni segen-

tinis religiöses Empfinden im Leben undinder Kunst- Frh r.v.Dungern: DieunmöglicheTürkei.

O.J.Bierbaum: Yankeedoodle-Fahrt.

General v.Bredow: Zeppelin V.

Bruno Buchwald: Englands Freihandel.

PROBENUMMER KOSTENLOS.

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wocHENschFT FOR

DEUTSCHE KULTUR

Begr.v.RICHARD sTRAUssX

GEORG BRANDES XRICPL

MUTHER unter Mitwirkung von HUGO V.sHOFMANNSTHAL VERLAG: BERUN W9.

Potsdamerstrasse 4 Heft50Pf. Cluartal 6 M-

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Berlim den 22. August 1908.

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Orientalia.

orzehnJahren,fünfundzwanzigTagenachBismareks Tod, rief, auf WittesRathundunteranglo-skandinavischerZustimmung,Nikolai AlexandrowitschdieMenschheitzufriedlichemThun;lud zu einemKongreß, derdieMöglichkeitsuchensollte,in denMilitärstaatendasMaß der-Rüstun- gen zu mindern. »Das SystemderinsRiesenmaß wachsenden Rüstun- genisteineHauptursachederWirthschaftkrisen. DieseKriegsstoffansamm- lungbirgteinestete GefahrundmachtdasHeer unsererTagezueiner Last, derenDruck dieVölker kaumnochzuertragen vermögenHundertevonMil- lionenwerdenverbraucht,um furchtbareZerstörungmaschinenzuschaffen,in denenman heutediehöchsteLeistungwissenschaftlichenKönnenssiehtund denenschonmolgeneineneue ErrungenschaftderTeehnikjedenWerthnimmt.

WenndieserverhängnißvolleZustand sortwährt,muß geradeerdie Kata- stropheherbeiführen,die wir Alle vermeidenmöchtenundderenbloßeVor- stellungdieMenschheiterfchaudernläßt«DasManifestklang,alsverkünde esdieThronbesteigungeinerdemEuropäersinnderRegirendenbisherfremd gebliebenenWeltanschauung;klangwie die insSlavische übertrageneRede, inder,ungefährandemselbenAugusttag,derSozialdemokratVaillant die Abriistung gefordert hatte. Jm PalaisBourbon warderSchivärmervon der Mehrheit ausgelachtworden. NunsprachderEelbstherrscherallerNeussen, derPapst-Kaiser dernunm- allcso«Iunsi-. KeinLächelnwardaerlaubt;

nur die»Frageob derjungeHerr,dessenPersönlichkeitin Nebel undWeih- rauchkaumnochzuiahnenwar,unsicher tastendinfinstererWirrsal einher- tnumeleoder obihm,wie dem dunklenEpheser,denNietzschedenköniglichen Einsiedler desGeistesnannte,(inkontuitiverGott die Gabeverlieh, die-Har-

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monie zuschauen,diedemAlltagsmenschenblickewigunsichtbarbleibenmuß.

AuchbeidieserFrage hielt Europa sichnichtlange auf;ein anderer Gegen- stand heischteBeachtung.DerDeutscheKaiser riistetezurFahrtinsHeilige Land.BismarckhattedenPlan,dessenAusführungihn gefährlichdünkte,in denTagen letzterKlarheitnochgetadelt.WasnichtvonAllem,dasnachseinem Abschiedin Berlin unternommen ward? Derhieltunsinseinem Greisen- wahnja für saturirt;wareben zualtgeworden,umandiefürAeonenunzer- störbareWeltherrschaftderGermanen nochmit dernöthigenInbrunst glau- ben zu können. SosprachMancher,mitvonEhrfurcht gemilderter Jronie;

underinnerteaudieReise,dieWilhelmsVatereinstnachAthen undKonstan- tinopel,JerusalemundDamaskus,SuezundKairogemachthatte,alstmail PaschazudenPrunkfeftenderKanaleröffnungrief.Damals schriebder ge- treueGustav Freytag: »Die BedeutungderReiseundihre Erfolge sindin demBesuchdermohammedanischenWeltdurchdenkünftigenSchirmherrn derprotestantischenKircheunddesNorddeutschenBundes zusuchen.Da- miterdieneueMachtwürdigdarstelle,war ihmeinganzes Geschwaderbei- gegeben;zumerstenMalseit fünfhundertJahren, seitderBlüthezeitder Hansafahrer,sahdasMorgenlanddeinedeutscheFlotte.Eswaren nichtviele Schiffe:dreiKorvetten undeinigeKanonenboote;aberdieseSchiffefielenin denHäfendesOrientsdurchBau,AusrüstungundBemannungvortheilhaft auf. ZudenEigenthümlichkeitenderOrientalen gehörtaber, daßsieeine Machtentfaltung sehenundim GutenoderBösenfühlenmüssen,umdaran zuglauben.DortgiltdiePersönlichkeitAlles,modernerVertragundGesetz- paragraphenwenig,dermalerische,dramatischeEindruck der Stundewirkt lange nach;nur wasgefälltoderFurcht einflößt,gewinntBedeutung.Der Osmane merkte,daßdieneuenschwarzweißrothenFarben,dieerüberall wehen sah,für seinLandvonWichtigkeitseinkönnten.DeutschlandhatdieAufgabe, deninderTürkeigewonnenenEinflußgegen andereMächtein dieWagschale zuwerfen.Hier ist seitderZeitFriedrichsdesGroßenManchesverlorenmor- den, wasjetztwiedererlangtwerdenkann.«Nachdemböhmischen,vordem deutsch-französischenKrieg;vorderGründungdesDeutschenReiches·Jetzt sahesandersaus. ,,Jprusalem n’cnlropasdan§mrr ligmk d«0pe·rati0««:

dasWortBonapartes,dasMoltkeschonunklug fand,warnun unverständ- licher gewordenalsnoch1869. Der Orient undseineChristenheitwarwie- der derPivoteuropäischerPolitikgeworden. Vergebens hatteEnglandsich bemüht,dasfranko-russischeBündnißzulockern;eshattediearmenischeKri- sis überstanden(,,il n’ynpas clrs solulion possibleälciqui-Ilion armes-

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nienne«,schriebHerr Paul Cambon,der dieRepublikinKonstantinopel vertrat)unddemZarenreichinSüdosteuropaeineStellung gesichert,wie es seitNikolaisGlanzzeit sie nicht mehr gehabt hatte.DieFrankreichswurde erstschwächer,alsdiepariser ParteiwuthdenbritischenWünschenzuHilfe kam undvonrechts GrafdeMun,vonlinksHerr Jaures gegen das Mini- steriumMeline-HanotauxdenSturmlaufbegann.RußlandheimstalleVor- theileein;hat sichmitOesterreichüber dieErhaltungdesBalkanstatusge- einigtundkann, währendderPalaeologenadler nach Asien blickt,Europens Völkern dieMinderungderWehrlast empfehlen.ZwischenBritanienund Frankreichabervertiest dieKluftsichvonJahrquahr.Nochiftdieegyptische WundenichtgeschlossenundmancherFranzosehofft,einesTagesdie Trikolore amNilflatternzusehen;nunkommt inFaschodaMarchandmitKitchenerin gefährlichenKonfliktunddienieganzverglimmteBretonenwuthflammtauf.

JedeandereMachtmußtesichinsoträchtigerZeitzurückhalten;Deutschland Allesvermeiden,wasdenZwist derWestmächteingemeinsamenHaßenden lassenkonnte.Dennochfuhr,justdamals,WilhelminsHeiligeLand.

Jn seinemRoman ,,Tancredor thenew crust-Ichu hatte D’Jsraeli 1847gesagt: »EnglandbrauchtCypernund wird dieInselalsEntschädi- gungnehmen,weil esnichtlängerLusthat,dieGeschäftederTürkenumsonst zubesorgen.«Desjungen BenjaminsProphezeiunghatderalte,derschon LordBeaconsfieldhieß,einunddreißigJahredanacherfüllt.Und inderselben ZeitmitleiserHandDeutschlandindieOrienthändelhineingezogenUmneben Oesterreich-UngarnnocheinenHelfergegen denrussischenAndrangzuhaben.

Cypern sollte,aufdemWeg nachIndien, eineBritenbastionsein,vonder aus Englands Statthalter Kleinasien, Syrien,Armenien überwachenkonnte.

DasDeutscheReichsolltesachtgenöthigtwerden,inSiidosteuropa, mochtees auchdieKnochenpommerscherGrenadierekosten,sichgegenRußlandzu enga- giren.DannkonntendieMoskowiterdenSuezkanalnichternstlichbedrohenund EnglandwardieSorgeumdenWeg nachJndienwiederlosDas alteSpiel:

Britanien wollteunsdenRussen, Rußlanduns(mitbesonderemEifer spä- ternochunterWittes Geschäftsleitung)denBritenverseinden.Bismarckkam, nichtohneUnbequemlichkeit,zwischendenKlippen durch.Konnteabernicht hindern, daßDeutschlandsJnteressenbereichsichimOsmanengebietweiter

dehnte.WilhelmderZweitemühtesichschon1889mehr,als dem altenKanz- lerliebwar,um dieFreundschaftdesSultans;undglaubte,alserden lästigenWarner verabschiedethatte, seinesTriumphesim Orient sicherzu sein.AufSalisburyswüthendeReden,die AbdulHamidals denVateralles

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Unheilsverdächtigten,kamen aus BerlinAntworten,die dassouveraineRecht unddieunantastbareWürdedcsKhalifenlautbetonten.Woerskonnte,unter- stütztederKaiserdenGroßherrngegen dasKonzertderMächte.Und da das deutscheHeer weit,denTürkennurdurchdieabgeordnetenLehrmeisterbekannt unddiedeutscheFlottekaumnochzufürchtenwar,wurdedasjungeReicham BosporusfreundlicherbeurtheiltalsirgendeineandereGroßmachtJJnder Ar- menierkrisishieltesheimlichzuderPolitikdesYildizpalastes;fordertenieun- gestümReformenundzeigtesich,wenns,derHumanitätundChristlichkeitwe- gen, einmalmitmachen mußte,folau,daßJedermerkte,nachwelcherSeitedes HerzensDrangtrieb. England wühltinArmenienundzündetinallenVulkan- winkelnFeuerchenan;RußlandundOesterreichsindallzugut bewaffneteNach- barn;FrankreichdenktanseinProtektoratundmöchtesich,seitesRußland verbündetist,im OrientamLiebstennochneueRechteanmaßen.Deutschland istderuneigennützigeFreundderTürkei;willnur Handel treiben,seinerJn- dustrieBestellungenverschaffenund ein paarEisenbahnkonzessionenerwer- ben.DasdarfderstolzesteOsmaneruhiggewähren.Ohne jedesBedenken.

Freilich-.hattederVerkehrmit Britanien nichtebensoharmlosangefangen?

AlsElisabethdasAnsehendesJnselreichesdadurchgeschmälertfand, daß feineSchiffein denOsmanenhåfendiefranzösischeFlaggezeigten,schicktesie einenKaufmannnachKonstantinopel,dervonMurad dem-Dritten fürEng- landunbeschränkteHandelsfreiheitunddasRecht aufdieeigeneFlaggeer- wirkensollte.HerrnvonGermigny,demGesandtendesKönigsvonFrankreich, behagtedieseMission desCitymannes natürlichnicht.»Ja luymonslsay quuPaucloritå ilcvostru hannitåro luydcbvoit sulliro pour kon ttai- ch,ais.sy quec«y-dcivanlious les-Xnglois avoienlnegotjåsoubz ice-He,

Snns nein-roth- aulteslcsitres nysavcurs kleleurroyntnuSo schrieber anseinenHerrn;und warnte zugleichdiePforte, sichallzutiefmitEngland einzulassen,dasvonihrenund ihrerFeindeLändern weitabliegeundweder Galeeren nochanderefüreinenLevantekrieggeeigneteFahrzeugehabe. Doch konnteerdenErfolgdesBritennichtlangehindern.Zw"arbrachteerMurad zu einemBrief,derHeinrichdemDrittenversprach,derSultan werdenur unter französischerVermittlungmitEnglandverhandeln.DreiJahreda- nachaber(derKaufmannwar alsersterBotschafterBritaniens nachKon- stantinopel zurückgekehrt)wurde demenglischenHandeldasselbe Rechtzu- gesagt,dasdemfranzösischenverbürgtwar. Kein Britebrauchtefortanunter fremder Flaggezufahren,inRechtshändelnbeiFrankreichsKonsulnim Le- vantebezirkSchutzzusuchennochvonHeinrichsGesandtendenPaßzu erbit-

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ten.Engländer und.·Türkenverkehrten,alsGleichberechtigte,nun direkt mit einander. DerWunschElisabeths (die sich»diestärkste,die niemalsbesiegte VorkämpferindeswahrenGlaubens gegen dieChristiNamenfälschlichmiß- brauchenden Götzendiener«nannte),dasTürkenheerihrer Sachegegendie katholischenWestmächtezuverbunden, stießaufWiderstand.WederfürEng- landnoch für Frankreichwollte Murad dasSchwert ziehen.DenKönigvon Navarra, schriebLorenzoBernardo,deramGoldenenHornVenedigsJn- teressewahrnahm, ,,behandelndie Türken wie einen krankenMann,densie weder totnochgekräftigtsehenmöchten;siegebenihm sovielzuessen,daß ernichtvorHungersterben,abernicht so viel, daßerimSiechbett erstarken kann.«(WieeinenkrankenMann! Hundert Jahre danachnannte derChor- herrPoyselinseinenLiedern denGroßtürkenso.Schonoorherhattederkluge BotschafterSirThomasRoedasOsmanenreichdem Leib einesGreisesver-

glichen,dersichnochrüstigwähne,dochseinemEndenah sei.Ancillon, Montescsuieu,Voltaireerklärten denhinterderHohenPforte hindämmern- denKörperfür schwerkrank.UndalsRussellderPrognoseNikolaiswider- sprochenundgemeint hatte,derkranke MannamBosporuskönnenochhun- dertJahre leben, sagte,imFebruar 1853,derZarzuSeymour·:»Erliegt ja schonim Sterben !«Indem selbenGespräch,in dem erden BritenEgypten undKretaanbot, für sichselbstdieSchutzherrschaftüberSerbien,Bulgarien unddieDonausürstenthümerinAnspruchnahmundsich verpflichtete,nur alsDepositar EuropasinKonstantinopel einzuziehenSo ändert mit derZeit sichdasWerthmaß.)AuchEnglandwurdedamals mitVersprechungenge- stopft.DenHandelsvertrag hatte es;konntebald,alserste protestantische Macht,die mitderPforteinVerkehr getretenwar, dieevangelischenOrient- christenunterseinenSonderschutznehmen; und1623überstrahlteSirTho- mas Roe,alsVermittlerdesFriedensmitPolen,amSultanshofalleKol- legen· Für sichselbstabervermochteEnglandzunächstnichtszuerreichen;

schien,seit Elisabeths Bündnißplangescheitertwar,auchnichts mehrzu be- gehren.EinVierteljahrtausendverstrich;wiedersaßeineFrauausdemAngeln- thron.AlsTriumphatorkamBeaconsfieldvomBerlinerKongreß.Jn Dover empfängtihneinBlumengrußseinerKönigin,regnetesBlumen aus seinen Weg; Tausende drängensichnachderEhre,dieHanddes clukoofCyprns drücken zudürfen. Zwei Tage danachjauchztdieMehrheitdesOberhauses demeinst verhöhntenJudenzu.»Wir habendem Sultan dreißigtausend Quadratmeilen wiedergegeben.Oesterreichhat sichbereiterklärt,Bosnienzu besetzen.Dazu habe ich eifriggerathen;umdie Türkei zuschützen,nicht,wie

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man gesagthat,umihreTheilung vorzubereiten.DerSultan hat,wiean- dereMonarchen,SchlachtenundProvinzen verloren; nochaberumfaßtsein europäischesMachtgebiet sechstausendOuadratmeilen,in denensechsMil- lionenMenschenwohnen.VoneinerTheilungsollteman danichtreden.Auf dieüberliefertenGefühlsinteressenFrankreichs,demwirunsvon Tagzu Tagnäherempfinden, habenwir alleerdenklicheRücksichtgenommen und deshalbwedernachEgyptennoch nach SyriendieHandausgestreckt.Daß wirCyperngenommen haben,kann beiunseren französischenFreundennicht Eifersuchterregen. NichtumeineMittelmeerfragehandelt sichsda, sondern um dieSache Englands,dasFriedenundEivilisation, nicht Waffenlärm, nachOstentragenwill. DenRussen aber,die dasErworbenebehaltenmögen, mußtenwirzurufen:Bishierherundnichtweiter!Asienhat fürunsBeideRaum undAsienswegenbrauchtdasGespensteinesanglo-russischenKriegesdie Welt nichtlängerzuängstigen.VorkeinerKriegsmöglichkeithabenwir zuzittern- Wirsindstark;undwichtigernochalsunsereWehrmachtistdieGewißheit, daßdie Völker desOstensinzuversichtlichemVertrauen auf unserLand hlicken,weilsieerkannthaben, daßinihm Freiheit,Wahrheit,Gerechtigkeit herrscht.«Vorher hatte Salisbury, dersichim KreisderPeersgerngehen ließ,gesagt,derHauptertragdes Berliner KongressesseidieSicherheit, daß Rußlandniemals in der StadtKonstantinsalsHerrhausenwerde. Diese Redenwurden vordreißigJahrengehalten.EheimUnterhausdie Debatte beginnt, erfährtdasLand, daßderrussischeGeneralAbramow inKabul an-

gelangtist,um Englands EinflußinAfghanistanzudämmen;gelingts, dannistBritanienanderempfindlichstenStellebedroht.Der EmirvonAfgha- nistan läßtdenBrief unbeantwortet,in dem derVicekönigvonJndien für einebritischeSondergesandtschaftsicheresGeleit undwürdigenEmpfanger- bittet. AmfünfzehntenAugusttagwerdendie ausIndien nach Europaein-

berufenenTruppeninihre Garnisonen zurückgeschickt.Arnsechzehntenkann Victoria in derThronrede,mitder-siedieParlamentssession schließt,auf zweiProfitpostenhinweisen:aufdieErwerbungCypernsundaufdas über Kleinasien, SyrienundMesopotamiendenBriten zugestandeneProtektorat.

Um gegenrussischeAngriffegeschütztzusein, hatderKhalif sichzusolchem Opfer entschlossen.DashatteMurad derDrittenicht geträumt.

KonnteAbdulHamidnichtmitDeutschlanddieselbeErfahrungmachen?

Vielleicht fingesauchda ganzharmlosmit demHandelan,langtedann in denBereichderReligion (dieim OrientvonderPolitik nichtzu trennen ist) undkamschließlichzulästigenJngerenzversuchen.DaßderblondeKaiser

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denJslamin eineBundesgenossenschaftgegenGroßbritanienlockenwolle, schiendenSchlauköpfeninYildiz seit seinem ersten Besuchgewiß.Soweit, dachtensie, brauchenwirihmbeischlechtemWetterja nichtzufolgen;einst- weilenisterunser stärksterTrumpf.Nimmtsogarwider denGriechenkönig, denSchwiegervater seiner Schwester, fürunsPartei.Wervonallen Seiten soarg bedrängt wird wie derSultan, muß-ausNächstedenken undzufrieden sein,wenn erfüreines MondesDauergeborgenist.Jetzt ist Deutschlandnütz- lich: jetzthatesAnspruchauf Lohn.DieGleisstreckeHaid·ar-Pascha-Jsmid- AngoraistderDeutschenBankschonbewilligt;dieKonzessionenfürdie Strecken AngorasKaisarieundCski-Schehr-Koniafolgen·Aufträge.Offeneundheim- licheBegünstigungKlugheitempfiehlt,denGewinn stilleinzustreichenund nicht durcheinSpektakelin derNachbarschaftneidischeAufmerksamkeitzu bewirken.DochdemfrommenKaiserpaarliegtanderReiseinsHeiligeLand;

undderSultaumuß dafürsorgen,daßihrderGlanz nichtfehle.

ZwanzigJahre nachdemBerlinerKongreßzzehnnachdemTode Wil- helmsundFriedrichs Rußland hatzumFriedenskongreßgerufen.JnLon- donsagtSalisbury,derFaschodastreitseizwarbeigelegt,dochdürfedieWelt nicht vergessen,daß seit KitchenersSiegbeiOMdurman EnglandsStellung

amNil andersist,alssie vorherwar;inWakefieldempfiehltChamberlainein anglo-deutsc:esAbkommen,daskeinender beidenPartnerverpflichtet,deman- derndieKastanienausdemFeuerzuholen,undnurgenauso weitreichtwie dieInteressengemeinschaftFrankreich hatmitDreyfusundPicquart, mit HeanundEsterhazyzuthun;währendderZorngegenEnglandleisnach- grollt, fängtDelcassö,der imMinisteriumBrifsonnochgegendenbedingung- losenVerzichtauf Faschodagewesenwar,alsDupuys Kollegean, mitEng- landsBotschafterMonsondiefranko-britischeVerständigungvorzubereiten.

Im VatikanversprichtLeofranzösischenPilgern,dasPatronatsrechtderRe- publikimOrient zuwahren. Jn Konstantinopel sagt Wilhelm: »Zweigroße VölkerverschiedenerAbstammungundverschiedenenGlaubens könnenrecht gute Freundewerden« JnHaifa verheißterdendeutschenKatholiken seinen Schutz.Jn Bethlehem mahnter:,,DieevangelischeKirchemußhierimOrient ganzfestgeschlossenaustreten. Sonstkönnen wirnichts machen.DasDeutsche Reichhatin der Türkei einAnsehengewonnen, wieesnochniegewesenist.

UnsereAufgabeistnun, zuzeigen,wasdiechristlicheReligion eigentlichist unddaßwireinfachverpflichtetsind, auchdenMohammedanern christliche Liebeentgegenzubringen.«JnJerusalem sprichtervondem»schwarzweißen Schild,denichausgereckthabe«.JnDamaskuskränzterdas Grab Saladins

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280 DieZukunft

desGroßenundruft:,,MögederSultan UndmögendiedreihundertMilli- onenMohammedaner,die, aufderErdezerstreutlebend,inihmihrenKhali- fen verehren,versichertsein, daßzu allenZeitenderDeutscheKaiser ihr Freund feinwird«Nochbevorerheimgekehrtist,meldet diePfortedemPapst,das DeutscheReich habeim Orient denSchutzderdeutschenKatholikenübernom-

men. Jnmancher deutschenZeitungwirddieReiseals einTriumphzuggeschil- dert,den diebisherinSüdosteuropaPrivilegirten knirschendgesehenhaben.

Nachdem»Einzug«durchsBrandenburgerThorhältderKaiser eineRede,aus der dasAuslandsichnurdenSatzmerkt:»Ich hoffe,daßmeineReise dazubei- getragen hat,derdeutschenEnergieundThatkraftneue Absatzgebietezuer- öffnen,unddaßesmirgelungen ist,dieVeziehungenzwischenunserenbeiden Völkern,demtürkischenund demdeutschen,zubefestigen-«Einungewöhn- licherAufwandvonArtigkeitfüreinenSultan,derin Armeniengesternsoviele Christen metzelnließ.Allesnur desHandels wegen? HerrvonBülowbe- theuertsimReichstag»Wir strebeninKonstantinopelgarkeinenbesonderen Einflußan. WirhabendortSympathie gefunden,weil die Türkenwissen, daßwirfürdieJntegritätihres Reicheseintreten undmeinen,auch ihnen gegenübermüsseVölkerrechtVölkerrechtbleiben Wir wollennurunsereHan- delsbeziehungenweiterausbauen.«:3weiTagevorherwarinParisderFriedens- vertragunterzeichnetworden,derdenAmerikanernKuba,Porto Riko,diePhi- lippinenund dieLadronengabunddasKönigreichSpanienausderReiheder Kolonialmächtedrängte.Dennoch fanddie RededesdeutschenStaatsfekretärs Gehör. AuchGlauben? ImMärzdieAnnahmedesFlottengesetzes;imApril dieGründungdesFlotlenvereineszim November dieOrientreife.Wirddas VerhältnißzumJslam wirklichnur guhspisciopecuniaegesehenkaEngland zweifelt.DaßderdeutscheHandelinKleinafien vordrangund diemitth- schaftlicheMachtderAnatolischenEisenbahnzunahm,warkaumbeachtetwor- den ErstdasGeräuschderKaiserreifelenkte die Blickeauf dieseEntwicke- lung.DasProjektderBagdadbahntauchteausdemDunkel undWilhelm setztefein persönlichesAnsehenbeim Sultan fürdieDurchführunglein.Für denBaueinerBahn,die den trockenenWeg nach Jndien sichernsoll. Dazu- die lauteAgitation für dieFlotteDielaueAufnahme,dieChamberlainsAn- geboteinerssiilessse fand. DieExpansion nachOstasien.Weltpolitik.Drei- zackinunsereFaust.KeineEntscheidungohnedenDeutschenKaiser.Hohen- zollern-Weltherrschaft.UnddieDepescheanKrügerist noch nichtvergessen.

Zweifelt England? Nichtmehr.ImLebenscentrum fühltsichs,zu Land und zuWasser,vondemReichbedroht,dasin Nordamerika undinSüdosteuropa

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Orientalia. 281

BundesgenossensuchtundRußland nachOstasien drängt.Dadarf selbstder Löwenichtlängereinsambleiben.DelcassåstehtdichtamZiel seinerWünsche.

DeutschlandsLevantehandelistraschgewachsen.JmJahr1900hates fürvierunddreißig,imJahr1904fürfünfundsiebenzigMillionen Mark Waaren in die Türkeieingeführt.JYtITonnenverkehrstandes 1906 nochan derachtenStelle(mit L-«3,5ProzentdesSeehandels,von dem28,8 Prozent britischenSchiffenzufielen);aberauch hierwardieZunahmeüber alles Er- warten schnellgekommen.Eisenbahnkonzefsionen,Dampferlinien,Bankfilia- len,Geschützlieferungmonopol,AufträgeallerArt:mitsolchemLohn hatder Sultannichtgeknausert.Erglaubte, desKaisers, derKaiser,desKhalifen sicher zusein. DeutschehabendasTürkenbeereuropäischeKriegskunstgelehrtund liefernihmdiemoderneWasfe.AufdeutscheHilfekannAbdulHamid stetsrech- nen,wenn ersichgegen dieReformwuthder modernenGroßmächtesträuben will. UndanSchmeicheleiundGeschenkenistkeinMangel.Sohattensdrei- hundert JahrevorherdieEngländergemacht.Umnicht durchStolzzuver- letzen,mitBewußtseinsichaufdieStufeder Türkengestellt;und damiter- reicht,daßeinweiserGroßwesirspottendvonihnensagte:»Dziebrauchtemum fürechteMusulmanenzugelten,nur nochmiterhobenerHanddieGlaubens- formelherzubeten.«SiehabendiefalscheMethodebaldaufgegeben Schon Bernardo hattedavorgewarnt. »Von der Pforte«, schrieber,,,istnur mit stolzerWürde Etwas zuerlangen;wersicherniedert,gilt alsFeiglingMan- cheLeutemeinen,dieguteStimmungder Türken könne-man sichnur durch Geschenkesichern.Jchbin andererMeinung.Wennwirvielschenken,·hältder Türke uns für schwach,vereinsamtundfurchtsamundbekommtleichtLust, uns-zuschaden.Geschenkesindin Konstantinopelzu verwenden wieArzenei imKrankenzimmer:dierichtigeDosismag in derrichtigenMinutehelfen, diefalsche,nichtzurrechten ZeitgereichtebringtdenLeidendeninLebensge- fahr.«DiebesondereWesensartdesOrientalenistvonunsererDiplomatienicht immer-mit dergebührendenSorgfalterwogenworden. Nuranden Sultan hat sie gedacht;auf dessenDankbarkeitzuversichtlichgerechnet.Bis insMarokko- jahr vielleichtnichtohneGrund.AuchHerrnAbdulAzizwar,vondesKaisers Lippe,dassouveraine HerrscherrechtunddieUnantastbarkeit seinesReiches verbürgtworden.DieWestmächtehattendanndochihrenWillen durch-gesetzt WasdemSultan desWestensgeschehenwar, konnte derSultan desOstensin derStunde derNotherleben.Hatersnicht,noch ehedieAlgesirasaktein Lon- donratifizirtwar,ameigenenLeiberlebt? AmfünfzehntenFebruar1 906ließer dieOafevonTaba befetzenWollteversuchen,dieSinaihalbinselvondemun-

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Plötzlich mußte ich an das junge Mädchen denken, das wir eines Abends unten in unserem Moor gefunden hatten. Das ist nun lange her. Jch war wohl damals so zwölf, dreizehn Jahre. Es

Das Publikum aber läßt diese Albernheiten mit wahrhaft evangelischer Gleichgiltigkeit über sich ergehen. Auf diese Weise bestärkt man in den Ver- brechern doch nur den

Fechten müssen: an den lieblichen Knabenrumpf des Friedens dürfen wir uns nicht klammern; die Gegner, über deren wundeLeiber wir aufdie Höhekletterten, leben noch, sind

Damen von der Poesie ausgeschlossen.Die Perser sagen: Wenn die Henne krähenwill, muß man ihr die Kehle abschneiden. Diese Frau war mit einer Zunge schon eine Fama; was würde

und nun solls auf einmal im Schnellzugstempo vorwärts gehen. Die Furcht, daß die berliner Großbanken im Aufsammeln der letzten Reste von Privatsirmen flinker sein könnten, scheint

Das sagt er nicht, wie Minna vielleicht glaubt, aus Eitelkeit, sondern aus be- rechtigtem Stolz. Jst der dritte Akt erst fertig, dann ist er frei und König, denn das Werk wird

Doch daran ister gewöhnt. Jm Juli1907 ließ er den Vertretern der Republik sagen, er liefere die des Mordes Angeschuldigten, gegen den Willenseiner An- hänger, nur aus,

im Grünen: eine Unmenge Details verkündet das reizende Erlebniß und überall hebt das Wesentliche sein ornamentalisches Gesicht heraus. Aber sobald nun der Eindruckswerth zum