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Deutsche Bauzeitung, Jg. 60, Nr. 37

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D E U T S C H E B A U Z E IT U N G

60. JA H R G A N G » Nr. 37 * B E R L I N , D E N 8. M A I 1926

H E R A U S G E B E R : P R O F E S S O R E R IC H B L U N C K , ARCH.

SCHRIFTLEITER: REG.-BAUMEISTER a.D . FRITZ EISELEN.

Alle Rechte Vorbehalten. — Fflr nicht verlangte Beiträge keine Gewähr.

Das Denkmal für die Gefallenen des letzten Krieges in der Technischen Hochschule zu Berlin.

Vom Bildhauer Prof. H o s a e u s u n te r M itwirkung des Malers Prof. K u t s c h m a n n und seines Schülers H. T h o l . Von Professor Erich B 1 u n c k , Berlin-Steglitz. (Hierzu eine Bildbeilage und die Abb. S. 307 u. 308.)

m E n d e d es v erflo sse n en W in te r­

se m esters w u rd e in d e r T e c h ­ n isc h en H o ch sch u le zu B erlin

d a s D en k m a l feierlich en th ü llt, d a s dem G e d ä ch tn is d er im W e ltk rie g e g e fa llen e n A n g e­

h ö rig e n d ie ser A n s ta lt g ew idm et ist. D as W e rk e n ts ta n d in m e h r­

jä h rig e r ru h ig e r A rb e it d a n k der E in sic h t d es S e n a te s, d aß es hier n icht d a ra u f ankom m e, schnell fe rtig zu w erd en , so n ­ dern d a ra u f, e tw a s v o n b leib en d em W e rte zu schaffen.

G erade h e u te is t es n ö tig , h ie ra u f b eso n d ers hin ­ zuweisen, w o so v ie l g u te s G eld u n n ü tz v e rta n w ird, wo in dem re in lite ra ris c h e n S tre it ü b e r die ganz nebensächliche K u n s tric h tu n g so oft die eigen tlich e N atur der k ü n stle risc h e n P ro b le m e u n d die ein w a n d ­

freie h an d w e rk lich e D urchbildung d er zu lösenden A ufgabe v ergessen w ird. E s ist b etrü b lich fe st­

zustellen, w ie viele D enkm äler in den letzten J a h re n ü b e r­

eilt e n tsta n d e n sind, derer m m die G ene­

ration, die sie er­

rich tet h a t, sich b e ­ reits schäm t, n a c h ­ dem der erste R eiz der N eu h e it v e rb la ß t ist. D ies is t n ic h t anders zu erk lä re n , a l s d a ß e s m i t d e r k u l t u r e l ­ l e n E r z i e h u n g D e r e r , d i e z u m V e r w a l t e n u n d R e g i e r e n h e u t e b e r u f e n s i n d , s e i e n e s a u c h J u r i s t e n , T e c h ­ n i k e r , G e i s t ­ l i c h e u. ä h n 1. B e- r u f e , s e i e n e s f ü h r e n d e M ä n ­ n e r d e s p r a k t i ­ s c h e n L e b e n s ,

L a n d w i r t e , I n d u s t r i e l l e , K a u f l e u t e u n d d e r g 1., v i e l f a c h r e c h t s c h l e c h t b e s t e l l t i s t . H ier ist der H ebel anzusetzen, w en n es besser w e rd e n soll und hier w in k t au ch

dem R e ic h sk u n stw a rt Abb. 1. Das Denkmal vor der Nische mit Namenstafel der Gefallenen.

eine lo hnende A ufgabe, zu d ere n E rfü llu n g es a lle r­

d ings g rö ß e re r M ittel u n d K rä fte bed ü rfte, als ihm je tz t zu r V erfü g u n g stehen.

D er D en k m alsau ssch u ß der H ochschule einigte sich nach m a n n ig faltig en V o rv e rh a n d lu n g e n au f den P lan, d as G ed äch tn ism al als eine V erb in d u n g v o n F re i­

p la stik u n d N am e n sta fe l in der E h re n h alle d e r H o ch ­ schule aufzu stellen , als dem O rte, in dem sich seit J a h re n bei allen g ro ß en festlich e n V e ra n sta ltu n g e n die A n g eh ö rig en der H ochschule m it ih ren G ästen zu v ere in ig en pflegen (vgl. den G rundriß A bb. 2, S. 306).

A ls G ru n d g e d an k e des D enkm als w u rd e fe stg e le g t die D a rste llu n g des O pferm utes f ü r s V a te rla n d im A n­

stu rm g e g e n den F eind.

D er p la stisc h e T eil des D enkm als (vgl. Abb. 4 u nd 5, S. 308) v ersin n b ild lic h t diesen G ed an k en in d e r Ge­

s ta lt eines H a n d g ra n a te n w e rfe rs au s p a tin ie rte r Bronze a u f geschliffenem K alk stein so ck e l, der a n den zw ei L a n g ­ se ite n folgende In Schriften trä g t. E in ­ m al einen V ers von W a lte r F lex, dem au f Ösel g efallenen D ichter:

„Wir wollen schwören und singen In Nacht und Sturm

hinein;

Deutsch bis zum Todes­

ringen Und nichts als deutsch u n d fern er au s einem a lte n S itte n g ed ic h t d e r E d d a :

„Besitz stirbt, Sippen sterben, Du selbst stirbst wie sie;

Eins weiß ich, daß ewig lebt Der Toten Tatenruhm.“

A uf d er R ü c k ­ w a n d d er D en k m a ls­

a n la g e w ird im B o­

g en feld e d er in der P la s tik d a rg e ste llte G edanke des Vor- w ä rtsstü rm e n s d urch ein B ild w e ite rg e ­ fü h rt, au f dem gleich einer V ision au f dem H in te rg rü n d e von W o lk en a lte p re u ­ ßische R e g im e n ts­

fah n e n fla tte rn d v o r ­ beiziehen, d en e n ein s tilisie rte r A d ler als S ym bol des Sieges d en W e g zeigt. (Abb.

1 u. B ildbeilage.)

(2)

U nter dem Bilde b efindet sich die E h re n ta fe l der Gefallenen, und zw ar über den alphabetisch g e ­ o rdneten Nam en zunächst folgender A bschnitt des G eneralstabsberichts vom 11. N ovem ber 1914:

„ W e s tlic h v o n L a n g e m a r k d ra n g e n ju n g e R e g im e n te r u n t e r d em G e sä n g e „ D e u ts c h la n d , D e u ts c h la n d ü b e r a lle s g e g e n d ie e rs te L in ie d e r fe in d lic h e n S te llu n g e n v o r u n d n a h m e n sie.

U nterhalb ist H ölderlins W eihespruch zu lesen:

„ L e b e d ro b e n , o h V a te r la n d , u n d z ä h le n ic h t d ie T o t e n ; d ir is t, lie b e s, n ic h t e in e r z u v ie l g e f a lle n .“

Das in der v o rsteh e n d beschriebenen A rt a u s­

g e sta lte te D enkm al ste h t links vom H au p tz u g an g in der Q uerachse der E hrenhalle (G rundriß Abb. 2), deren M ittelarkade an dieser S eite zu dem Zw ecke m it einer m assiven W and geschlossen w urde (Abb. 1 u. 3). Die A nlage erhebt sich auf diese W eise bei festlichen G elegenheiten im A ngesicht der V ersam m lung.

In der H auptachse der Halle, dem Z ugang g eg e n ­ über, befindet sich seit dem N eubau der H ochschule das eherne Standbild ihres S tifters, K önig F riedrich Wilhelms III. in a n tik e r K leidung, eine vortreffliche A rbeit in reichlich 154facher Lebensgröße.

Bei der B estim m ung der A bm essungen des Ge- fallenen-D enkm als w ar in erste r Linie die E rw ägung

H AUPT.2UPANÄ

Abb. 2. Grundriß der Ehrenhalle (1 : 400).

m aßgebend, daß das S tandbild des S tifters u n te r allen U m ständen die u rsprüngliche beh errsch en d e W irk u n g in der H alle b ehalten m üsse. D as w ich tig ste E reignis für die H ochschule w ird ste ts ihre G ründung bleiben, w ährend jedes an d e re G eschehen, u n d sei es so g e ­ w altig wie d er le tzte K rieg, doch im L eben d er H och­

schule n u r eine E pisode d arste llt. So ist die R ü c k ­ w and der D enkm alsanlage m it voller A bsicht durch F o rtfü h ru n g des an den P feilern der H alle v o rh an d e n en K äm pfergesim ses w ag e re ch t g e te ilt u nd ebenso ist das S chriftfeld d urch flache P ila s te r eingeengt, um die neue F üllw and nich t in gan zer F läc h e w irk en zu lassen. Im V erhältnis zu dieser so au fg e teilten W and ist dann die F ig u r des H an d g ran a ten w e rfers in ihrer Größe d e ra rt bem essen, daß sie sich au f das M ittelfeld u n te r dem Gesims bezieht und m it ihrem K opf nicht in das B ogenfeld hineinreicht wie dies bei d er G estalt des S tifters der F a ll ist. D a es ferner erw ü n sch t schien, die O berkante des Sockels über A ugenhöhe zu halten, dam it die D enkm alsfigur n ich t m it ihrem F u ß e in der M enge verschw indet, so erg ab sich d an n für den K rieger ungefähr die L ebensgröße als absolutes Maß der G estaltung. D er S ockel ist in seinem oberen T eil m it d er F ig u r zusam m en in B ronze g ebildet, um diese organischer m it dem U n terb a u zu v erbinden. ’ Auf diese W eise is t erreicht, daß sich d as Gefallenen-M al ohne jede A ufdringlichkeit u n d gew isserm aßen se lb st­

verständlich dem R aum e einfügt, ohne das S tandbild des S tifters in seiner W irk u n g zu schädigen.

Die bei d er G e sta ltu n g d es D en k m als g eü b te be­

scheidene Z u rü c k h a ltu n g e n ts p ric h t allerd in g s wenig dem Z eitg eiste, d e r u n te r dem E in flu ß d e r h eu te alles b eh e rrsc h en d e n R ek lam e ein a u ffa lle n d e s H e rv o rtre ten u n te r M ißachtung d e r U m gebung fü r se lb stv e rstän d ­ lich hält. H ie rd u rc h e r k lä r t es sich w ohl, daß viel­

fach zu n ä c h st die M einung la u t w u rd e , d as Denkmal sei zu klein g e ra te n . W e r a b e r die H alle als Ganzes b e tra c h te t u n d b e d e n k t, d a ß d och n eb en diesem G efallenen-D enkm al R au m u n d W irk ungsm öglichkeit bleiben m uß fü r sp ä te re E rin n e ru n g sz e ic h e n anderer A rt, der w ird v ie lle ic h t d och d e r A uffassung zu­

stim m en, d a ß es falsch g e w e sen w ä re , die Ab­

m essungen dieses D en k m als zu ste ig e rn .

Mit d e r Z eit w ird sich v o ra u ssic h tlic h der G rund­

ged a n k e d e r v o rste h e n d e n E rw ä g u n g e n durchsetzen, d aß näm lich jedes n eu e D en k m a l sich als dienendes G lied d er E h re n h a lle ein zu fü g en h a t, deren beherr­

schendes S c h m u c k stü c k s te ts d a s S tan d b ild des S tifters bleiben muß.

Über die k ü n stle risc h e Q u a litä t des D enkm als ist zur Z eit ein ab sch ließ en d e s U rteil n ic h t möglich;

im m erhin is t es le h rreich , zw ei a n d e re neu ere D enk­

m äler v erg leich sw eise zu b e tra c h te n , die ebenfalls das Problem des H a n d g ra n a te n w e rfe rs zum G egenstände der D arste llu n g g e w ä h lt h a b e n (Abb. 6 u. 7, S. 308).

D ieses M otiv ste llt d e n B ild h au e r vor eine der sch w ierig sten A u fg a b en p la stisc h e n S chaffens: Stärkste beseelte E n e rg ie d er B ew eg u n g in V erbindung mit sta tu a ris c h e r R uhe bei ü b e rz e u g e n d e r D arstellung der Uniform. Z ugleich ist im g a n z e n R h y th m u s der Figur eine g ew isserm a ß en o rn a m e n ta le L inienführung zu erreichen, um d a s W e rk ü b e r die Z u fälligkeiten reali­

stisch e r F o rm e n g eb u n g h in a u szu h e b en . Demnach ist alles U nw esentliche fo rtz u la sse n , um d as als künst­

lerischen V o rw u rf g e w ä h lte B e w eg u n g sm o tiv k lar zum A u sd ru ck zu b rin g en . Im E in z eln e n sind die Formen dem B ro n ze m a teria l e n tsp re c h e n d s tra ff zu halten u nd v o r dem G uß im N e g a tiv n a c h z u a rb e ite n , um dem Z iseleur die A rb e it zu e rle ic h te rn u n d um zu ver­

m eiden, d aß d as fe rtig e W e rk w ie ein abgeforrates Tonm odell w irk t.

A lle diese F o rd e ru n g e n ersc h e in e n in der Arbeit von P rof. H o s a e u s w e itg e h e n d e rfü llt, jedenfalls erheblich b esser als in d en b eid en zum V ergleich her­

beigezogenen A rb e ite n . D as eine in P o tsd am (Abb. 7) leidet, g an z a b g e se h en v on dem u n g lü c k lic h en Sockel, a n einer schon p ra k tis c h u n m ö g lich e n Ü berfülle von Uniform- u n d W a ffe n s tü c k e n ; d ie H a ltu n g ist gespreizt u n d leblos ohne je d en S chw ung. — D as andre am Schloß B ellevue in B erlin (Abb. 6) ist in d er Bewegung g anz ohne R h y th m u s u n d im ein zeln en — m an sehe n u r d en Sitz d es S tah lh elm es u n d den rec h ten Arm.

der w ie ein B a u m a st w irk t — g an z u n g e k o n n t. Diese M ängel tre te n um so m eh r in die E rsc h e in u n g , als es sich nich t um W e rk e h a n d e lt, die v o r einem H intergründe stehen, so n d e rn um F ig u re n , d e re n S ilh o u ette sich gegen d en H im m el a b h e b t u n d d e re n W irk u n g darum besonders in d e r K o n tu r liegt.

Beide D en k m ä le r zeigen ü b e rd ie s zuviel N atura­

lism us im D e ta il u n d sin d n ic h t m aterialgerecht d u rc h g e a rb e ite t, so d a ß in dem B ronzeguß das Ton­

modell noch u n a n g e n eh m d e u tlic h erk e n n b a r b leibt A us A n laß d e r E rric h tu n g d es D en k m als wurde der A n strich d er H alle in ihrem u n te re n T eile sinn­

gem äß e rn e u e rt u n d d ie K ase in -F ig u re n m ale rei, die zum T eil d u rch n a c h g e d u n k e lte Ö lfarben-Ü berm alung e n tste llt w ar, w ied e r in s ta n d g e s e tz t. Gleichzeitig w u rd en die M arm o rb ü sten frü h e re r L e h re r neu geord­

n et u n d einige b e re its a r g b e s c h ä d ig te bronzierte G ipsfiguren (N a ch b ild u n g en v o n a n tik e n Marmor­

w erk en ) als u n w ü rd ig e n tfe rn t. E in e s ta rk thea­

tralisch e u n d für die H alle zu g ro ß e B ronzefigur, die en tfe sse lte D a m p fk ra ft d a rste lle n d , -wurde vorläufig in die V o rh alle v e rse tz t. E s w ird zu e rw ä g e n sein, ob sie n ic h t g ü n s tig e r im P a r k d e r H o ch sch u le ihren end­

g ü ltig e n P la tz fin d et. — 306

(3)

D a s J a g d sch lo ß C lem en sw erth des K u rfü rsten C lem ens A u g u st au f dem H ü m m lin g . Von A rchitekt H ubert W a r t e n b e r g in Münster i. W., mit eigenen Aufnahmen des Verfassers.

on der Ems aus erstreckt sich unterhalb Meppen eine flache Sand- und Heidewelle bis ins Oldenburgische hinein: der Hümm- lin£- Dieser Landstrich gehörte ehemals zum Dochstift Münster.

Von 1718 bis 1723 vereinigte der 1700 geborene Sohn des K urfürsten Max Emanuel von Bayern C l e m e n s A u g u s t kurz nacheinander die Bischofs­

würden von Köln, Münster, Paderborn, Osnabrück und Hildesheim auf seine jugendlichen Schultern; außerdem wählte man ihm zum Großm eister des Deutschen Ordens, dessen Residenz in Mergentheim war. Da die genannten Bischofswürden zugleich m it den Machtbefugnissen des Landesherm verbunden w aren, verfügte Clemens August über das bedeutendste Territorium Nordwestdeutschlands, das in einer Hand lag. Dieser geistliche F ürst ließ sich im höfischen P runk von keinem anderen deutschen Landes-

die W ahrnehmung gem acht werden, daß von ernsten F or­

schern Personen als Entwurfsmeister angesehen worden waren, die sich beim genaueren Zusehen als W erkmeister und Bauführer entpuppten. Klosterbrüder, die vor ihrem E intritte als Maurer- oder Zimmerleute tätig waren, und andere unmögliche Leute schrieb ein Autor dem anderen als die Schöpfer hochragender A rchitekturwerke ab.

Zunächst sei darauf hingewiesen, daß die militärischen Rangtitel der Baumeister der Fürsten der Barockzeit ledig­

lich Titel im reinsten Sinne des W ortes waren. Das 17. Jahrh. kennt keine A rchitekten im modernen Sinne Außer Maler und Bildhauer hatten auch Festungs­

ingenieure durch Studienreisen die „neue K unst“, das heutige Barock, in sich aufgenommen, für deren Ausübung sie vorzugsweise durch militärische Rangerhöhungen ihren Lohn fanden. Es sei hier ausdrücklich betont, daß für Schlaun keine deraitige Studienreise und auch keine

Abb. 3. Das Denkmal in seiner Wirkung in der Ehrenhalle.

Das Denkmal für die Gefallenen des letzten Krieges in der Technischen Hochschule zu Berlin.

herrn übertreffen. E r w ar auf die N achahm ung des fran­

zösischen Hofes eingestellt, dessen P olitik Clemens August g e g e n B a r z a h l u n g e n auch mehr unterstützte, als für einen deutschen F ürsten zulässig erscheint.

In Verbindung m it diesem m ehrfachen Bischof und Fürsten wird bei dessen N eubauten vielfach der General­

major der Artillerie und B audirektor im H ochstift Münster, Conrad Johann S c h l a u n als Entw urfsm eister mehr genannt, als sich historisch nachw eisen läßt. Insbesondere gab die D issertation von Dr. Heinrich H a r t m a n n , die dieser zu einer um fangreichen Monographie der W erke des genannten Baumeisters erw eiterte1), die V eranlassung dazu, die auf irrtüm lich aufgefaßte Urkundennotizen und mündliche Überlieferungen aufgebaute Höhe der K ünstler­

bedeutung Schlauns in den w eitesten K reisen zu vertiefen.

Leider fehlt an dieser Stelle der Raum, das Material in einem w ünschensw erten Umfange v ortragen zu können, das ich über die künstlerische Bedeutung Schlauns ge­

sammelt habe. Schon hinsichtlich der B autätigkeit des 17. Jahrh. in W estfalen konnte in den letzten Jahrzehnten

*) J o h a n n C o n r a d S c h la u n u n d s e in e W e r k e , v o n D r. H e in r i c h H a r t­

m a n n . M ü n ster. W . C o p p e n r a th ’s c h e B u c h h a n d lu n g , 1911. —

Meisterschule nachgewiesen werden kann. Mit 21 Jahren war er A rtillerieleutnant des Fürstbischofs von Paderborn, und bis zum 1. April 1729 kann er als Leiter von Bauaus­

führungen verfolgt werden, d e r d i e V e r t r ä g e m i t d e n U n t e r n e h m e r n a b s c h l o ß , d i e R e c h ­ n u n g e n p r ü f t e u n d a u s z a h l t e . An genanntem Tage wurden ihm im Hochstifte Münster die Posten als

„Landtingenieur“ und „Landtm esserer“, also die höchste K ontrolle des Bau- und Vermessungswesens übertragen.

H artm ann läßt Schlaun sich Verdienste an den Fassaden des Schlosses in Brühl im Rheinland erwerben, da er nachweisbar i. J. 1728 bei diesem Schlosse als Bau- leitender tätig war. Da aber der Neubau des Schlosses Brühl schon i. J. 1725 nach den Plänen des berühmten Franzosen de Cotte, des Schöpfers des Rohan’schen Palais am Domplatz in Straßburg, in Angriff genommen worden war, und Clemens August i. J. 1728 die Schüler de Cotte s François Cuvillier und Michel Leveilly nach Brühl berief, und von diesen unter anderem A b ä n d e r u n g e n a n d e n F a s s a d e n vornehmen ließ, erscheinen die V er­

dienste Schlauns in einem zweifelhaften Lichte.

H artm ann begnügt sich nicht mit einem großen Archi- 307

(4)

Abb. 4 u. 5. Das Denkmal in der Technischen Hochschule Berlin. Bildhauer: Prof. H o s a e u s , Berlin.

Abb. 6. Denkmal vor dem Schloß Bellevue , n , , , „ . „

in Berlin Denkmal des Gardejäger-Bataillons

n « und d0r Garde-Maschinengewehr-Abteilung in Potsdai

D" " ‘mal , i r Krieges In de, TecM sehen Hochschule e„ Ber,l„:

Nr. 37.

(5)

tekten Schlaun, sondern entdeckt auch dessen hervor­

ragende Fähigkeiten für die französische Gartenbaukunst.

In den Bauakten des Schlosses N ordkirchen ist zu lesen daß Schlaun dort für die B auausführungen in der Um­

gebung des Schlosses i. J. 1727 als Bauleitender anwesend war.2) Außerdem w ar ein ungenannter fremder G arten­

baukünstler gleichzeitig in Nordkirchen, der mehr als

in Münster i. W. vor. Zunächst läßt H artm ann Schlaun das Schloß Lütkenbeck für den Erbdrosten von Vischering bauen. Das genannte Schloß brannte kurz nach seiner Vollendung i. J. 1704 bis auf die Grundmauern nieder.

k ehlaun w ar i. J. 1704 a c h t Jahre alt, und Lütkenbeck wurde bis auf den heutigen Tag nicht wieder aufgebaut.

Dagegen liegen im Archiv zu Darfeld des Erbdrosten Pläne

das fünffache Gehalt Schlauns bezog. Ich stellte im L andes­

museum zu Münster eine far­

bige Planzeichnung eines Tei­

les der G artenanlage und den Grundriß der Orangerie zu Nordkirchen fest, die von Meisterhand gezeichnet war, und die Überschrift lautete:

„Plan de l’Orangerie De Son Excellence Monsieur Le Comte de Pletemberg à N orquiert.“

Das ist nicht das deutsch­

französische Kauderwelsch wie auf anerkannten Schlaun - Zeichnungen. Man bem erkt es schon in dem W orte „Nord- kirch“, daß es von einem fran­

zösischen Ohr gehört w orden war, das prom pt das fast la u t­

lose „ch“ der w estfälischen Aussprache am W ortschlusse überhört hatte.

Nachfolger H artm anns und auch dieser selbst weisen Schlaun die E ntw urfsm eister­

schaft an den N ordkirchener Garten- und P arkanlagen zu und vermuten, daß er die Gartenbaukunst bei seiner Anwesenheit in Brühl dem François Girard, einem Schüler Lenötre’s, abgelauscht habe.

Demgegenüber bestätigen die Bauakten, daß die A usführung der G artenanlagen 1727 be- | gann; da aber Schlaun erst

1728 nach Brühl kam , ist nicht recht verständlich, wie er die Vorstudien zu A usführungen ein rundes Ja h r nach dem Beginn derselben gem acht haben kann.

* Dieselbe U nsicherheit liegt auch hinsichtlich der E nt­

wurfsurheberschaft für die angeblichen Glanzleistungen Schlauns für den Erbdrostenhof und das Residenzschloß

Abb. 1 (oben). Schaubild.

Abb. 2 (unten). Gesamtplan (1 : 10000).

(Nach eigenen Aufnahmen gezeichnet von Arch. Hubert W a r t e n b e r g in Münster i. W.)

2) „ N o r d k ir c h e n “, F e s ts c h r if t z u r P r i n z - H e in r ic h * F a h r t 1911 v o n D r. G eo rg E r l e r u n d D r. J o s e f K is te r m a n n . V e r m u tlic h im B u c h h a n d e l n ic h t e rs c h ie n e n . —

für einen W iederaufbau, die durch ihre brüstungslosen Fenster und durch das tadel­

lose Französich ihrer Be­

schriftung unbestreitbar auf einen französischen Architek­

ten hinweisen. Der K unst­

geschmack Clemens Augusts war auf das Französische ein­

gestellt. Allerdings nahm er i. J. 1740 für das Treppen­

haus in Brühl auch die K unst Johann Balthasar Neumanns, des Schöpfers der W ürzburger Residenz, in Anspruch. Aber noch im Sterbejahr 1761 des1 Kurfürsten nennt der k u r­

kölnische Hofkalender fol­

gende Architekten des Fürsten:

„Den Chef-Rath Michael Le- veille, den Oberhofbaumeister Franz Cuvilie“ und die un- betitelten „Stephan Dupuis und Heinrich Roth“. Also drei Franzosen und einen Deut­

schen, der der Sohn des Hof­

baum eisters Roth des D eut­

schen Ordens in Mergentheim war. Trotz der individuellen Schreibweise des damaligen Kanzlisten fällt es nicht schwer, die beiden E rst­

genannten als die François Guvillier und Michel Leveilly zu identifizieren, die 1728 nach Brühl berufen wurden.

Dem westfälischen Adel war die Person des glänzenden Clemens August der Gipfel­

punkt der V erehrung und Nachahm ungswürdigkeit ge­

wesen. Es gab wohl keine Familie, in welcher der V or­

name Clemens August nicht vertreten war, und die Inan­

spruchnahme der H ofarchitekten des F ürsten gehörte, wie wir beim Entw urf von Lütkenbeck sahen, zum guten Ton.

Wie soll nun derE rbdrost, der sichtlich J a h re lang zwischen einem W iederaufbau von Lütkenbeck und einem neuen Stadtpalais geschw ankt hat, dazu gekommen sein, i. J.

309

(6)

1754 den Entwurf des typischen französischen ^ ad tp a la is

Ä S t Ä Ä . ^

meiner festen Überzeugung hat der Chef der La desb polizei und des Vermessungswesens beim Neubau desi L drostenhofes nur die oberste örtliche Bauaufsicht in de Hand gehabt. Wie die Tradition von ihm zu berichten weiß, war Schlaun, besonders m seinen spateren Jahien, ein eigenartiger Herr gewesen, von starkem E g und gerne geneigt, diesen auch in unwesentlichen An­

gelegenheiten durchzudrücken.

Dasselbe ist nach meinem Dafürhalten auch vom Residenzschlosse anzunehmen. Dieses in der Architektur mit dem Erbdrostenhofe aber mit keinem belegten bchlaun- Entwürfe übereinstimmende B auw erk) wurde 1. J. l<o«, als Schlaun im Greisenalter von 72 Jahren stand, in An- griff genommen. Nach den Kassenbüchern der Pfennig- kammer des Hochstifts stand Schlaun in dem genannten Jahre schon im Halbsolde. Vor dem „Landtmgenieuren Schlaun rangiert in der Liste ein Ingenieur, der übersl- lieutenant Hauterive, also abermals ein Franzose, mit dessen bisherigem Gehalt.

Der durchaus ausgereifte Entwurf des Schlosses kann unmöglich i. J. 1768 auf den ersten Hieb entstanden sein.

Hatte doch der sieben Jahre zuvor gestorbene Fürstbischof CJemens August die Veranlassung zum Neubau gegeben.

Wie ich aus der allersichersten Quelle erfahren konnte, war der Fürst, der sich in Ermangelung einer geeigneten münsterländischen Residenz stets mit seinem glänzenden Hofstaate auf lange Wochen bei dem Adel als Gast ein­

fand, diesem auf die Dauer zu kostspielig geworden, so daß die Stände beschlossen, die Mittel zu einem Schloßbau zu bewilligen. Es ist demnach vollkommen ausgeschlossen, daß der anspruchsvolle Kurfürst, der für seine rheinischen Neubauten die in- und ausländische Architektenwelt in Bewegung setzte und dem in Bonn ein ständiger Stab namhafter Schloßbauspezialisten zur Verfügung stand, den wichtigen Entwurfsauftrag zu einem Kunstbau wie das münsterische Residenzschloß dem alternden Baubeamten Schlaun in die Hände gelegt haben soll! — Merkwürdiger­

weise kann man in Münster die Originalentwürfe der meisten Barockbauten des Münsterlandes, bis weit in das 17. Jahrb.

hinein, vorlegen, wogegen vom Erbdrostenhof rein gar nichts und vom Schloßbau nur Detailfragmente vorhanden sind, wie sie sich im Laufe der Zeit in den Mappen jedes Ausführungsbüros ansammeln. Soweit Pläne vom Schloß vorliegen, handelt es sich um spätere Aufnahmen.

Es ist zu bedauern, daß Männer vom Baufache sich bis jetzt viel zu wenig an diesen Forschungen beteiligt haben. Die rein historische Forschung übersieht zu leicht Unmöglichkeiten, die dem geschärften Auge des F ach­

mannes nicht entgehen können.

Auf dem eingangs erwähnten „Hümmling“ pflegte der Kurfürst Clemens August mit seinem Hofstaate und seinen Gästen die Sauhatz zu reiten. Wie wir später sehen werden, waren diese Jagden Hoffeste, die durch ihren Auf­

wand und ihre Pracht sich nicht von denjenigen des fran­

zösischen Hofes überbieten ließen. Bei der nach gewissen Zeitabschnitten (ich glaube alle hundert Jahre) wieder­

kehrenden Verteilung des flüssigen Vermögens des Deutsch­

ordens an die Komtureien, wobei für den Großmeister der Löwenanteil abfiel, kam Clemens August in den Besitz großer Barmittel und auf die Idee, auf dem Hümmling ein Jagdschloß zu bauen, das durch seine originelle Bauart für die Parforcejagd eingerichtet sei. Von vornherein sei darauf hingewiesen, daß der Entwurf der Bauten zu­

gunsten Schlauns belegt ist, aber hierfür keine Spuren eines französischen Einflusses erkennen lassen. Dieselben stehen sichtlich unter dem Einflüsse des westfälischen Barock, jener Backsteinarchitektur, zu der i. J. 1685 der Baukünstler Gottfried Laurenz Pictorius beim Neubau des lurm es der Lambertikirche zu Coesfeld den Grundstein legte und deren ununterbrochene K ontinuität man im Munsterlande bis zum Ausgang des 17. Jahrh. verfolgen kann. Dieser ältere Meister hatte die klassizistische Kichtung des mederländschen Barock nach W estfalen ge­

tragen Jedoch der Gesamtentwurf der Jagdschloßanlave kann ^ u m j o n Schlaun stammen. (Vgl. den Lageplan

e i“ z u s c h a U en, daß a m T o r h a u s e d e r 'B e n e d ik t i n e r a b t e i G ra fsc h a lt, b e i S c h m a lle n b e r g im S a u e r la n d e , d ie g le ic h e A r c h ite k tu r Gr8a2beVO™ h t e . ^ a ' S° * Z e lt - S c h l a u n ’s c h o n f e h n J a h r e “ m

Die P arkanlage von C l e m e n s w e r t h beginnt un­

weit des K reisvorortes Sögel in einer Breite von etwa 350 m und erstreckt sich in der Richtung von Ost und Südost, fächerartig breiter werdend, etwa in einer Länge von 1 km. Im H intergründe ist sie durch kreisförmige Teichanlagen abgeschlossen, deren Verbindungskanäle wie mit ausgebreiteten Armen dem weiteren Vordringen Ein­

halt gebieten. Näher dem Eingänge, als den Teichen des Hintergrundes, liegt der B rennpunkt der Anlage, ein kreis­

runder Platz von 90 ™ D urchm esser (vgl. den Plan Abb. 3, S. 311), der in regelm äßiger Achtteilung einfach und doppelt mit Linden bewachsene Alleen radial bis zu den Grenzen der Parkanlagen ausstrahlt. Gleich links beim Parkeingange trifft man den Marstall, ein ausgedehntes Gebäude, das den Pferden einer größeren Kavallerie­

abteilung U nterkunft bieten könnte. In der Mitte des Rundplatzes das kleine Zentralschloß und in den Spitz­

winkeln zwischen den Alleen rings im Kreise die acht Pavillons oder K avalierhäuser. Die auch von Hartmann geäußerte V ermutung, daß das Kegelspiel das Vorbild für diese Anordnung gewesen sei, ist eine irrtümliche, denn im Kegelspiel stehen bekanntlich die Bauern nicht im Kreise um den König. Das Mittelschloß m ißt mit den vorliegenden Kreuzarm en 18 m. Den K ern bildet ein Achteck, dessen in den Achsen der Hauptalleen liegende Seiten Vorbauten vorliegen, die dem G esam tgrundrisse die Kreuzform geben.

Das Achteck um schließt im P arterre einen Rundsaal von von 8,50 m Durchmesser, dem sich rechts und links in den Kreuzflügeln 3,50 zu 3,00 m große K abinette anschließen.

Im vorderen K reuzarm das Treppenhaus mit seinen ab­

gerundeten Ecken und nach innen zu sich verengend. Die beiden sich aufwindenden Treppenarm e sind vorwiegender interessant als bequem. Im rückw ärtigen Flügel, der wohl den Anrichteraum des runden Speisesaales umschloß, trifft man die Nebentreppe an, auf deren halber Höhe eine Toilette nur in begrenztem Maße zugänglich ist. Die

„L okalität“ ist von rührender Bescheidenheit, Naivität und — Raumbemessung. Das Obergeschoß ist zum Wohn- und Schlafgebrauch des Bischofs und vielleicht noch für eine oder zwek besonders prom inente Personen aufgeteilt.

Der Stuck ist derjenige der Stukkokünstler von Schloß Brühl. Bem erkenswert ist die künstlerische Durcharbeitung einer Supraporte, in Flachrelief eine Sauhatz darstellend.

Im Äußeren des Bauwerks ist die Verwendung des 'ostfriesischen, zierlichen kleinen Backsteinformats ge­

eignet, über die Größenverhältnisse desselben zu täuschen;

wogegen die durch beide Stockw erke reichenden Gehänge

— Jagdtrophäen darstellend — der acht Vorbautenseiten Täuschungen um gekehrter A rt hervorrufen können. Ein besonderes Ebenm aß kann man demnach dem Gebäude nicht nachreden. Der aufgelöste Grundriß führte zu Schwierigkeiten bei der Dachlösung. Diese ist ver­

worren und unklar und trä g t wenig zu einer guten Ge­

samtwirkung des Ganzen bei.

Mit Ausnahme des Kapellenbaues tragen die Pavillons Namen, die über den Türen eingemeißelt sind. Man ließt:

Mergentheim, Münster, Hildesheim, Paderborn, Osnabrück, Clemens A ugust und Cöllen. An der Hinterfront der Kapelle ist ein kleines K loster angebaut, dessen im Schau­

bilde (Abb. 1, S. 309) sichtbares Außenmaß das Ergebnis einer späteren V ergrößerung ist. Dasselbe dient seit jeher den H ütern der Kapelle, einer kleinen Kapuzinemieder- lassung als W ohnung. Dem Pavillon Paderborn ist das große Küchengebäude und den übrigen Kavalierhäusern die besonders zugänglichen W ohnungen des Personals angebaut.

Besonders zu erwähnen ist die vollkommene uniforme Gleichmäßigkeit aller acht Pavillons, die vor allem, bei der Kapelle auffällt. Die feudale Gleichmäßigkeit lag wohl mehr der B auansicht zugrunde, als das Bedürfnis, dem Äußeren des Bauwerkes die G estalt zu geben, die mit dem Inneren übereinstim mt. Niemand ahnt beim Anblick der Kapelle, daß sie im Innern einen einheitlichen Hohlraum bildet, dessen Decke das K ehlgebälk der Mansarde ist. Der Baumeister u n terdrückt im Äußern den Kapellencharakter mit Absicht, was auch schon daraus hervorgeht, daß er den schlanken runden D achreiter mit seinen Glocken nicht auf die Kapelle selbst, sondern auf deren hinteren Anbau setzte. H inter der Kapelle trifft man eine wohlerhaltene barocko G artenanlage an, deren einliegende Eichenhecke zwar stets unter der G artenschere der gewissenhaften K apuziner stand, aber bis heute zu einem 2 m breiten und 3 m hohen undurchdringlichen Dickicht ausgewachsen ist.

In der V erlängerung der Achse des Gartens steht am Saume der G artenparkanlage eine Gloriette, die man als eine wunderliche M usterleistung barocker Laune ansehen darf. Da man eigensinnig darauf bestand, das kleine Bau­

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Nr. 37.

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werk in die Flucht der schrägvorbeiführenden Saumallee zu legen, andererseits aber auch nicht darauf verzichten wollte, dasselbe in der Achse des G artens in G ratstellung zu sehen, verschob man den Grundriß einfach zu einem Rhomboid. Die Aufteilung der Zimmerchen beider Stock­

werke ist ebenso possierlich wie interessant.

Das Küchengebäude des Pavillons P aderborn ist in der Lage, über die Gesamtmenge der bei den Hofjagden an­

wesenden Personen näheren Aufschluß zu geben. Zunächst betritt man den kreuzgewölbten, etwa 9 m im Geviert großen Küchenraum, dessen m ächtiger Herd auf das Braten eines ganzen Ochsens eingerichtet zu sein scheint. Kleinere Brat- und Kochgelegenheiten m it Holzkohlenfeuerung

Pavillon Osnabrück und sind mit Paderborn unterhalb der Allee durch einen Gang verbunden. Die Weinkeller sind unter dem Zentralbau, nur von außen zugänglich. Im Küchengebäude hat man das Gefühl, die Märchenküche Dornröschens zu betreten. Zwar fehlen schlafende Köche, doch steht so ziemlich — auch im Schlachthause — alles bereit, als ob der Betrieb nicht vor mehr als 120 Jahren, sondern vor einem Jahrzehnt eingestellt worden sei. Die Geschirrkammer ist noch komplett vorhanden. Herrliche Majolikastücke werden aufbewahrt, darunter eine große Schüssel — wahrscheinlich ein französisches Jagdgeschenk

— in der G estalt eines Wildsaukopfes, von hohem künst­

lerischen W erte. Im Zentralschlößchen steht noch die

Abb. 3. Grundriß der zentralen Platzanlage des Schlosses mit dessen Hauptbauten.

ziehen sich an einer ganzen Seite der Küche entlang. Alles ist noch kom plett vorhanden, die Bratspieße können sofort bei ihren H andkurbeln in Bewegung gesetzt und die T rag­

bahren stehen bereit, um die Spieße zum Schlosse zu tragen. In der w eiteren F ortsetzung die Bäckerei mit nebenliegender Mehlkammer und im H intergründe das Schlachthaus. An der R ückseite die 8 Aborte in einer Reihe sprechen von einer hohen Seelenzahl des Ja g d ­ personals und anderer dienender Geister. Alles ist auf den großen Stil eingestellt. Die Fleischkeller liegen unter dem

H och sch u ln ach rich ten .

Garagenwesen als Lehrfach. Dr.-Ing. Georg M ü l l e r , Berlin-Lankwitz, h at sich an d er Technischen Hochschule Berlin als P rivatdozent für das Lehrfach: „K onstruktiver Ingenieurbau“ habilitiert und w ird im kommenden Sommer­

halbjahr über G a r a g e n w e s e n lesen. Dr. Müller war von 1910—1914 ordentlicher Professor für Bauingenieur-

Sänfte, in der die Rokokodamen aus den K avalierhäusern abgeholt und zum Mittelbau getragen wurden.

W enn man bedenkt, daß in den Pavillons und im Marstallgebäude etwa 45, zum Teil stattliche Zimmer für Herrschaften und im übrigen auch noch etwa 45 Räume für das Personal zur Verfügung standen, so begreift man die Grundidee der Auflösung des Schlosses in Pavillons. Ein einheitliches Gebäude wäre die reine K aserne geworden.

Clemenswerth fordert sowohl kulturhistorisch, als auch kunsthistorisch das höchste Interesse. —

wesen an der R eichsuniversität P e k i n g . E r ist in tech­

nischen K reisen durch seine bem erkenswerten B r ü c k e n ­ e n t w ü r f e , die sich durch große Einfachheit aus­

zeichnen, bekannter geworden. Auch stammte der Ge­

danke und die Verwirklichung des U n f a l l v e r ­ h ü t u n g s b i 1 d e s im Tiefbau, der vor allen anderen Berufen darin in D eutschland voranging, von ihm. — In

311

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den letzten Jahren hat sich Dr. Müller sehr eingehend theoretisch und praktisch mit der G a r a g e n f r a g e in Deutschland befaßt, die ein wichtiges Teilgebiet unserer modernen K raftverkehrsw irtschaft darstellt. Als Frucht seiner Studien liegt sein W erk: „ G r o ß s t a d t g a r a g e n “ (Verlag Deutsche Bauzeitung) vor, auf das wir auch bei dieser Gelegenheit hinweisen möchten.

Ein Verkehrsinstitut ist in der Technischen Hoch­

schule Braunschweig eingerichtet worden, das die A rbeits­

gebiete umfaßt, für die die Lehrstühle: Verkehr- und Eisenbahnwesen (Prof. Dr. Ing. G e r s t e n b e r g ) , städti­

scher Tiefbau und großstädtisches Verkehrswesen (wird neu besetzt), Flugwesen (Prof. Dr. E i s e n m a n n ) und W asserbau- und W asserverkehrswesen, W asserwirtschaft (W asserbaudir. a. d. Prof. L e i c h t w e i ß ) zuständig sind.

Das In stitut stellt den Interessenten in allen F argen des Verkehrs zur Verfügung. —

Kirche in Galatz.

Aus: H. C. C. W ach „Unterwegs mit Pinsel und Stift“.

Literatur.

„Unterwegs mit Pinsel und Stift“, malerische Archi­

tektureindrücke wiedergegeben von H. C. C. Wach. V er­

lag Deutsche Bauzeitung G. m. b. H., Berlin. (In Mappe 8 M., kartoniert 6 M., für Bezieher der Bauzeitung k ar­

toniert 4 M.). —

Als erstes Sonderheft im Jahrei 1926 (vgl. Nr. 13, S. 126) bringt der Verlag der Deutschen Bauzeitung eine Mappe mit 40 Tafeln nach Originalen von Prof. Hugo W a c h . Zum größeren Teil sind die Originale Zeichnungen in Blei­

stift, jedoch sind auch einige schwarze Wiedergaben farbiger Originale beigefügt. Die Mappe bildet gewisser­

maßen die Fortsetzung einer Sammlung, die der gleiche Verfasser früher erschienen ließ*) W ach nimmt m it seinen Architekturzeichnungen eine besondere Stellung ein und er legt diesmal in einem von ihm selbst verfasten lehr­

reichen Vorwort ausführlich Rechenschaft über die Mittel und Ziele seiner Zeichenkunst ab.

A rchitekturzeichnung und A rchitekturm alerei sind

*) W a c h H . C. C., R e is e s k iz z e n , B e r lin Z irk e l-V e rla g . — 312

ursprünglich der A usdruck einer Freude am Gegenständ­

lichen und Formalen wie jeder nach der N atur ausgeübten Darstellung. Aus der einfachen D arstellung des in Natur gesehenen Objektes kann man eine Steigerung der k ünst­

lerischen Leistung entwickeln, indem man der Freude am Malen und Zeichnen die Oberhand läßt und das architek­

tonische W erk nur noch insoweit als Objekt beibehält, als es zur Anwendung einer mehr oder weniger gesteigerten Technik des Malens und Zeichnens V eranlassung bietet.

Diesen W eg wird in der Regel der Maler gelten. Man kann aber auch unter bew ußter Vereinfachung alles malerisch-technischen, unter Vermeidung jeglicher Manier und Routine dem Objekt die Oberhand lassen und die ganze Darstellung der W iedergabe des architektonischen Werkes, seiner Einzelheiten und seiner örtlichen Stimmung unterordnen. Diesen Weg geht Wach. Bei ihm kommt noch hinzu, daß er als fein gebildeter A rchitekt, wie ein Porträtm aler gegenüber seinem Modell, der Seele des dar­

gestellten W erkes nachspüren und Züge aufdecken kann, über die das ungeübte Auge hinwegsieht. Ein Umstand, der die Mappe besonders für uns A rchitekten wertvoll macht; denn wir ziehen eine sich ins Bauwerk vertiefende einfache Zeichnung schließlich doch der mit glänzenden technischen Mitteln, aber an der Oberfläche bleibenden W iedergabe des Malers vor. W enn ein Vergleich g estattet ist, möchte man sich durch W achs A rt zu zeichnen am liebsten an die, allerdings auf einem anderen Gebiet aus­

geübte Technik Adalbert Sifters erinnern lassen, der eben­

falls auf alle Schönmalerei und Schöntuerei verzichtet und in den einfachsten Sprachwendungen sein hinreißendes A usdruckmittel gefunden hat.

Von dieser grundsätzlichen Einstellung ausgehend wird man an den originellen Zeichnungen Wachs die reinste Freude haben. Ohne sich um Zeit, Stil und literarische Einschätzung zu kümmern, tritt er vor seine Objekte und gibt sorgsam wieder, wovon er als Maler angelockt, als A rchitekt begeistert worden ist. So kann die Mappe ge­

wissermaßen eine warmherzige Erzählung über Baukunst aus aller Herren Länder genannt werden; die einzelnen Kapitel stehen zwar nicht in unmittelbarem Zusammenhang zueinander, alle aber haben eine gemeinsame Seele und ein gemeinsames Leben, das vor jedem Objekt vom Zeichner in die einzelnen Blätter hinübergeflossen ist.

Und das Ganze rundet sich ab zum Bild einer geschlossenen reifen Persönlichkeit, deren Führung man sich gern an­

vertraut, ob es nun eine W ürzburger Barockkirche, ein rumänisches Dorf oder ein Stück Berlin ist. E. R ü s t e r .

Wettbewerbe.

Im internat. W ettbewerbe für eine Hochbrücke über den Hafen von Kopenhagen, der Anfang v. J. aus­

geschrieben wurde, ist der I. Preis von 15 000 Kr. dem E nt­

wurf mit dem K ennwort „1925“ von Prof. R o s e n , Ing.

C. B. P e t e r s e n , Kopenhagen und G u t e - H o f f ­ n u n g s h ü t t e , Oberhausen, zugefallen. Je einen Preis von 10 000 Kr. erhielt der Entw urf mit dem Kennwort

„B i f r o s t “ von Dr. Techn. Chr. N o k k e n t o e d und Ing. S. Friis J e s p e r s e n ; m it dem K ennw ort „ B e s l e i t s o m h e d “ von C h r i s t i a n i & N i e l s e n , Kopenhagen, Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg A.-G., Gustavsburg, Arcli. Prof. v. Kunstakadem iet. Kopenhagen Kaj. Gottlob. Zum Preise von 2000 Kr. soll der Entwurf

„Alfa“ von Menberg & Thorsen, Kopenhagen, Flender A.-G.

für Brückenbau Benrath und Prof. K arl Wach, Düsseldorf angekauft werden. —

In dem Wettbewerb zur Umgestaltung des Kleinen Kiel wurde ein I. Preis nicht erteilt. Es erhielten je einen II. Preis von 3250 M. die Entwürfe mit dem Kennwort

„ S p r o t t “, Verf.: Arcli. B. D. A. T h e e d e , Kiel, Mitarb.:

A rchitekten Z a u 1 e c k und H o r m a n n B . D .A . Hamburg;

mit dem Kennw. „ F a t a m o r g a n a “, Verf.: Mag. Bau­

ra t M e y e r unter Mitwirkung von Prof. L e n n a r t z , Kiel; ein III. Preis von 2500 M. mit dem Kennw ort „1926 ', Verf.: Dipl.-Ing. P r i n z , Kiel, Mitarb. Dipl.-Ing. J e n s e n und Dipl.-Ing. B o y s e n , Kiel. A ngekauft zum Preise von 1000 M. wurden die Entw. mit dem Kennw. „W i r t - s c h a f t l i c h e M ö g l i c h k e i t e n “, Verf.: Arcli. B.D.A.

S t o f f e r s , Mitarb. E c k a r d t , Kiel, m it dem Kennw.

„ R i c h t l i n i e n “, Verf.: Dipl.-Ing. P r i n z , Kiel. — Inhalt: Das Denkmal für die Gefallenen des letzten Krieges in der Technischen Hochschule zu Berlin. — Das Jagdschloß Clemenswerth des Kurfürsten Clemens August auf dem Hümm­

ling. — Hochschulnachrichten. — Literatur. — Wettbewerbe. — Bildbeilage: Das Denkmal für die Gefallenen der Techn.

Hochschule Berlin. —

Verlag der Deutschen Bauzeitung, G. m. b. H. in Berlin.

Für die Redaktion verantwortlich: F r i t z E i s e l e n in Berlin.

Druck: W. B ü x e n s t e i n , Berlin SW 48.

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D A S D E N K M A L F Ü R D I E G E F A L L E N E N D E R T E C H N . H O C H S C H U L E B E R L I N B I L D H A U E R : P R O F E S S O R H O S A E U S / M A L E R : P R O F E S S O R K U T S C H M A N N

D E U T S C H E B A U Z E I T U N G . LX. J A H R G A N G 1926. NR. 37

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