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Deutsche Bauzeitung, Jg. 60, Nr. 33

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Academic year: 2022

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D E U T S C H E B A U Z E IT U N G

60. JA H R G A N G * Nr. 33 * B E R L I N , D E N 24. A P R I L 1926

H E R A U S G E B E R : P R O F E S S O R E R IC H B L U N C K , ARCH.

SCHRIFTLEITER: REG.-BAUMEISTER a.D . FRITZ EISELEN.

Alle Rechte Vorbehalten. — Fflr nicht verlangte Beiträge keine Gewähr.

Das technische Betriebsgebäude der Farbenindustrie-A.-G., Höchst a. M.

A rchitekt: Prof. Dr.-Ing. E. h. P eter B e h r e n s , Berlin.

Von Dr. W alter S c h ü r m e y e r , F rankfurt a. M.- (Hierzu eine Bildbeilage und die Abb. auf S. 277.)

W iesb a d en u n d den w e ite re n R h e in stä d te n belebten S tra ß e , le g te d er k ü n stle risc h e n G esta ltu n g v o n v o rn ­ herein sta rk e B in d u n g en auf, d a der g ro ß e G eb äu d e­

kom plex k au m an irg en d einer S telle g an z zu ü b e r­

sc h au e n ist. A ußerdem w eist d ie F ro n tlin ie u n g e fä h r in d e r M itte eine leich te K n ick u n g auf.

B ei dem a n dem U fer des b re ite n R h e in stro m s ge- le g en e n en V erw altu n g sg e b ä u d e für die M annesm ann- W e rk e in D üsseldorf k o n n te B eh ren s die re p rä s e n ta tiv e W irk u n g a u s d e r R e ih u n g von s ta rk h e rv o rtre te n d e n V e rtik a le n gew innen. E in e äh n lich e L ösu n g k am in H öchst, wo ein z e n tra le r B lic k p u n k t fehlt, n ic h t in F ra g e . Die B e tra c h tu n g des H ö ch ster G eb äu d es k am im m er n u r in d er B ew egung v o n dem einen zum ä n d e rn E n d e erfolgen. D a ra u s erg a b sich die B e to n u n g der H o rizo n talw irk u n g .

Um jedoch eine allzu m onotone F ro n te n tw ic k lu n g als F o lg e der g ro ß en L än g e zu v erm eid en , g lie d e rte B ehrens den g esa m te n G ebäudekom plex in d rei K u b en , von d en e n zw ei m it d e r L än g sseite a n d e r S tra ß e liegen, w ä h re n d d er d ritte k le in ere q u er zw ischen die beid en geschoben w urde. In diesen Q uerbau g lie d e rte er au ß e rd em einen w u ch tig en q u a d ra tisc h e n T u rm ein, d u rch d en die K n ick u n g d er F ro n tlin ie b eso n d ers h e r­

vo rg eh o b en w ird, eine B eto n u n g , die noch u n te r ­ stric h en w ird d u rch die V erb in d u n g sb rü ck e , die, g e ra d e a n d ieser S telle die S tra ß e ü b erq u e re n d , das n eu e V er­

w a ltu n g sg e b ä u d e m it dem a lte n v e rb in d e t (Abb. 1, u n te n , Abb. 11, S. 277). D urch den T u rm u n d d as in der F lu ch tlin ie le ic h t v o rsp rin g e n d e M ittelg eb äu d e, d a s a u c h in d er H öhe die b eid en F lü g e l le ic h t ü b e rra g t, ist eine Z äsur in d er g ro ß e n H o rizo n ta llin ie gesch affen ,

Abb. 1. Gesamtansicht mit Verbindungsbrücke zum Altbau.

n d e r R eihe d er g ro ß e n B ü ro ­ h ä u se r, die P e te r B e h r e n s für die d eu tsc h e G ro ß in d u strie g e ­ sc h affe n h a t, ist d as V erw al­

tu n g sg e b ä u d e für die F a rb e n ­ industrie-A .-G . (F a rb w erk e vorm . M eister, L u ciu s u. B rüning) in H ö c h st am Main das; d ritte . T ro tz ein er d u rc h k lin g e n a e n gem ein­

sa m en L inie is t je d er d ieser B a u te n eine d u rc h a u s in dividuelle S chöpfung, die n ic h t n u r d u rch die jew eilige A n fo rd eru n g u nd die ö rtliche L age ihr se lb stä n d ig e s G ep räg e e rh a lte n hab en , sondern fü h lb ar e rk e n n e n la ssen , d a ß P e te r B ehrens ein K ü n stle r v o n einem u n ersc h ö p flich e n R eich tu m neu er G e sta ltu n g sid e e n ist. E s b ra u c h t an d ieser S telle nicht b e to n t zu w erd en , w elche B e d eu tu n g jede n eue A rb e it von P e te r B e h re n s fü r die E n tw ic k lu n g d e r d eu tsch e n B a u k u n st g e h a b t h a t. W e r freilich d as W esen der g ro ß en P e rsö n lic h k e it in dem s ta rk e n F e s th a lte n an einer einm al b e s c h ritte n e n B ahn sie h t, d e r w ird o ft­

m als d u rch d ie u n e n tw e g t leb en d ig e E n tw ic k lu n g s­

fä h ig k e it d ieses K ü n stle rs h eftig e n ttä u s c h t w o rd en sein. G erad e d e r H ö c h ste r B au b ra c h te w ieder für alle, die B eh ren s se it dem P e te rs b u rg e r B o tsch a ftsg eb ä u d e a u f eine k la ssiz istisc h g e fä rb te R ich tu n g ein g estellt g la u b te n , eine g e w a ltig e Ü b errasch u n g .

F ü r d a s H ö c h ste r V e rw a ltu n g sg e b ä u d e sta n d eine B aufläche v on ru n d 4800 <im bei ein er S tra ß e n flu c h t­

lä n g e v o n 168 m zu r V e rfü g u n g . D iese au ß e rg e w ö h n ­ lich la n g e F ro n tlin ie a n ein er n u r m äß ig b re ite n , ab e r von dem s ta rk e n S tra ß e n v e rk e h r von F ra n k fu rt n ach

(2)

Abb. 3 (hierunter). Querschnitt c—d.

(1 : 525.) Abb. 2 (oben). Längsschnitt a—b bis zur Mitte

des mittleren Lichthofes. (1 : 525.)

Abb. 4—6 (unten1.

Grundrisse. (1 : 1000.) Das technische B etriebsgeäude der Farbenindustrie-A.-G ,

Höchst a. M.

ZEIC H EN ­ SA A L*

BÜRO

LICHTHOF LICHTHOF Z E I C HE NS A A L

BAURECHN. U VERRECHNÛ.

BIBLIOTH.

SCHREIB-Z.

GARD- PERSONAL­

ABT.

GARD.

VORTRAGS-S.

L ICH TH O F PEN SIO NS­

LICHTHOF

KALKULATION

IvERSICH. BÜRO [ ABI DIENER] S IT Z U N G S -S

E RD G ESC H OSS A U S ST E L LU N G S -

K R A N K E N - K A S S E H A L L E

Schalter-R.

[Tresor ¡Ka&sen -RI

Schalter - R.

LICHTH O F LICHTHOF

P A T E N T -A B T . h a u p t-Ik a sse

274 Nr. 83.

(3)

d e re n H ö h e p u n k t d ie bis zu r D achlinie d u rch la u fe n d en P fe ile r d es H a u p te in g a n g s b ilden (Abb. 10, S. 277).

V on w en ig en E c k v e rs te ifu n g e n ab g e se h en , ist der g e s a m te B au ein a u sg e sp ro c h e n e r B a ck stein b a u , zu dem jedoch K lin k e rste in e in zw ei v ersc h ie d e n e n F arb -

g a n g s tü r befinden sich sechs klein e p la stisc h e F ig u re n , die a b e r in d e r a rc h ite k to n isc h e n G esa m tw irk u n g e b e n ­ sow enig ins G ew icht fallen w ie die beid en R eliefs u n te r dem G esim sstreifen (Abb. 9, S. 276).

Die T re n n u n g des g esa m te n B a u k ö rp e rs in d rei

Abb. 7. Blick zur Decke des mittleren Lichthofes.

Abb. 8. Blick unter die Seitenschiffe des mittleren Lichthofes. (Vergl. Bildbeilage.) tö n e n v e r w a n d t w u rd e n , die sich als b re ite , w a g e ­

re c h te B ä n d e r um d en g se a m te n B au hin zieh en u n d d a ­ d u rc h d ie b e w u ß t e rs tre b te H o riz o n ta lw irk u n g n och b e­

so n d e rs b e to n en . A lle d e k o ra tiv e n W irk u n g e n sind a u s d e r G lie d eru n g des ä u ß e re n B a u k ö rp e rs u n d den F u n k tio n e n se in e r T eile g ew o n n en . N u r ü b er d e r Ein-

R a u m m a sse n erfo lg te n ic h t n u r in R ü c k s ic h t a u f d a s fro n ta le G lie d eru n g sb ed ü rfn is, so n d e rn e rg a b sich im w ese n tlic h e n a u s d e r g e s te llte n A u fg a b e, d ie n eb e n ein er g ro ß e n Z ahl v on B ü ro räu m e n u n d Z eich en sälen eine R e p rä se n ta tio n s- u n d A u sste llu n g sh a lle sow ie einen g ro ß e n V o rtra g s s a a l u n d m e h re re zum T e il eb en falls

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re p rä s e n ta tiv a u s g e s ta lte te S itzungszim m er v e rla n g te (vgl. G rundrisse u n d S ch n itte Abb. 2 bis 6, S. 274).

D aß d ieser T eil des G ebäudes, der in A nlage u nd Z w eck eine gew isse S e lb stä n d ig k e it u n d U n ab h ä n g ig ­ k e it von d en F lü g eln b e sitz t, a u c h äu ß e rlich k en n tlic h g em a c h t w urde, is t ab e r d u rc h a u s b ere c h tig t. B ei den beid en S eitenflügeln tr i t t die v on B ehrens b ere its in D üsseldorf u n d H an n o v e r an g e w a n d te A ufteilu n g in Sockel, O bergeschoß u n d K n ie sto c k e rn e u t in E r ­ scheinung, obgleich die sc h arfe n T re n n u n g slin ien , w ie er sie beso n d ers in H an n o v e r v e rw a n d t h a tte , fo rt­

gefallen sind. D er g esam te E in d ru c k is t w esentlich

s tä rk e r als bei d en b eid en frü h e re n B ü ro h ä u s e rn au f k u b isch e W irk u n g ein g estellt. Um d ie sen E in d ru c k zu e rre ic h e n ,' schloß e r d a s g an z e G eb ä u d e d u rc h ein flaches D ach ab. D en P fe ile rn d es O b erg esch o sses g ab er n ah e zu die g leiche B reite w ie d e n n u r w en ig zurü ck - sp rin g en d e n F en ste rflä c h e n . Um a b e r a u c h diese g e ­ rin g e U n terb re c h u n g d er so n st e in h eitlic h d u rc h la u fe n ­ d en H o riz o n ta lw irk u n g au szu g le ic h e n , w e rd e n die V e rtik a llin ie n d e r F e n s te rp fe ile r im K n ie s to c k d urch P a ra b e lfe n s te r in d e r B reite v o n je zw ei F e n ste rre ih e n des O bergeschosses a u fg e fa n g e n . Die tr a g e n d e F u n k tio n des S o ck elteiles w ird, w ie in A bb. 11 a u f S. 277 d eu tlic h ersic h tlich , d u rc h die le ich te sc h rä g e A u sla d u n g un d die m a ssiv e M auerfläche, die v o n den v e rh ä ltn ism ä ß ig k leinen F e n s te rn in ihrem E in d ru c k n ic h t g e s tö rt w ird, g e k e n n ­ zeich n et. In dem M ittelb au ist die U n te rsc h e id u n g v on Sockel, O bergeschoß u n d K n iesto ck fo rtg e la sse n w o rd en . E r ist als K u b u s n och k o n se q u e n te r d u rc h g e b ild e t. U nd d a e r a rc h i­

te k to n isc h eine U n terb rec h u n g d e r la n g e n F ro n t h ersteilen sollte, is t in d e r M itte ü b er den d re i a n u n d fü r sich d u rc h ihre G röße n ic h t s ta rk h e rv o rtre te n ­ d e n E in g a n g s tü re n die leichte Z u rü c k v e rle g u n g der F e n s te r­

w än d e vom B oden bis zur D ach­

linie d u rc h g e fü h rt, so d aß durch die b eid en P fe ile r ein ein­

sc h n e id e n d e r V e rtik a lk o n tra s t zu dem ü b rig e n G ebäude h er­

g e s te llt ist, d e r zugleich dessen M itte u n d den H au p te in g a n g k r ä ftig h e rv o rh e b t. In dem oberen, fre iste h e n d e n T eil des T u rm es sin d a u f je d er S eite d re i P a ra b e lfe n ste r ü b e r­

ein a n d e r a n g e o rd n e t, die an d e r W e stse ite v o n ein er m ä ch ­ tig e n U hr ü b e rsc h n itte n w erden.

D as P a ra b e lm o tiv k e h r t d an n noch einm al, allerd in g s in etw a s a b g e flac h ter F o rm , b ei der B rü ck e zw ischen dem N eu- u n d A ltb a u w ied er (Abb. 11, S. 277).

(Schluß folgt.)

Das technische B etriebsgebäude der Farbenindustrie-A .-G .,

Höchst a. M.

Abb. 9. Fassaden-Einzelheit mit Haupteingang.

N o ch m a ls das fla c h e D a ch . u den Ausführungen über dieses Thema in

Nr. 16/17, sowie Nr. 22 von den Herren H a g e r und G r o p i u s erhalten wir noch eine Reihe von Zuschriften, die d ie Frage von verschiedenen G esichtspunkten aus be­

handeln und die wir hier nachstehend zum Abdrucke bringen:

I. V o n R e g . B m s t r . O t t o F i s c h e r , D r e s d e n . Der S tandpunkt der beiden V erfasser ist jeweils extrem betont und könnte den Eindruck erwecken, als m ü s s e der Zweifler, dem der alte Kampfruf: „Hie Welf, hie W aibling“, „hie Flachdach, hie Steildach“, den Frieden stört, entweder der einen P artei oder der anderen un­

bedingte Gefolgschaft leisten. Bei einem so leidenschaft­

lich nach künstlerischem Neuland Suchenden wie Gropius, drängt sich überdies leicht die Vorstellung auf, als sei er in seinem beharrlichen E intreten für das flache Dach zu­

nächst von rein formalistischen Absichten erfaßt, um dann in dem Nachweis der konstruktiv einwandfreien Lösung etwas wie eine Beruhigung für sein künstlerisches Wollen zu finden. Kurz gesagt: als sei bei ihm das Form ale das Primäre, seine technische Bewältigung das Sekundäre.

Gewiß ist der S treit um die Dachform solange müßig, als die subjektive Einstellung des A rchitekten im ein­

zelnen Falle entscheidet, auf welche Seite er sich schlägt.

Losgelöst hiervon läßt sich wohl auch von dem eifrigsten P arteigänger nicht bestreiten, daß alle Zeiten m it der Verwendung s t e i l e r D a c h f o r m e n Bauw erke von Ew igkeitsw ert geschaffen haben (chinesische K ultbauten), ebenso wie kubische Baumassen jeden Reiz verlieren würden, wenn man ihnen eine D achhaube aufstülpen wollte. Es hieße sicherlich sich eines bedeutsam en k ünst­

lerischen Ausdrucksm ittels begeben, wenn man aus unserem Form enkanon das steile Dach als Bauelement streichen wollte. Lassen wir auch hier die N atur uns ein Vorbild sein, bei der die Ebene, das Flache, m ächtig kon­

tra stie rt m it den Gebirgen, den Riesendächern unserer Erde, mit deren Hilfe sie den Reichtum der Niederschläge verteilt.

W äre heute schon der Sieg des flachen Daches ent­

schieden. gehörte ihm d ie Zukunft, so m üßten sich die Rückw irkungen auf d e n Zweig unserer Bauindustrie, der uns die natürlichen wie die künstlichen D achsteine liefert, vernichtend auslösen. Denn eine Umstellung derartiger 276

(5)

Abb. 10. Teilansicht mit Mittelgebäude und Turm.

Abb. 11. Teilansicht mit Turm und Verbindungsbrücke zum Altbau.

Das technische Betriebsgebäude der Farbenlndustrie-A.-G., Höchst a. M.

Architekt: Prof. Dr.-Ing. E. h. Peter B e h r e n s , Berlin.

(6)

Sonderbetriebe auf die ganz anders gearteten Baustoffe für die K onstruktion des Flachdaches ließe sich nur sehr schwer, wenn überhaupt, durchführen.

Auf den ' W o h n h a u s b a u bezogen, um dessen Dachform sich wohl der S treit der Meinungen in den Ab­

handlungen von Gropius und Hager hauptsächlich dreht, würde das bedeuten, daß wir bei Aufgaben, die — über den Rahmen belangloser oder neutraler Lösungen hinaus­

weisend — eine baukünstlerische Steigerung verlangen, in der bewußten Betonung sichtbarer Dachflächen oder deren Negierung über W ert oder Unwert des Hauses entscheiden.

Bei dieser Einstellung läßt sich eine Differenzierung des Begriffes „steiles Dach“ deshalb nicht umgehen, weil aus der Beurteilung alle die lahmen Dachformen ausgeschaltet sein sollen, die weder Fisch noch Fleisch bedeuten, die zwar ebenfalls w asserdicht sind, ebenfalls Bodenraum schaffen, aber wie eine schlecht sitzende Kopfbedeckung auf dem Hausrumpfe umherzuschaukein scheinen, kurzum Halbheiten bedeuten. Und gerade darauf scheint es am stärksten bei der Konzeption der Baumassen anzukommen, entweder in einem kraftvoll aufschießenden Dach die Dominante zu suchen, die Dachform also zum T räger der äußeren Gestaltung zu erheben oder — ganz auf sie zu verzichten. Gerade dieses Beherrschende der Dächer, ihre U n i f o r m i t ä t in Form und Farbe ist es, was wir —, ohne in den Verdacht zu kommen, romantisierende Heimat- schützler zu sein —- an historischen Gebäuden und — in ihrer Zusammenfassung — an historischen Stadtgebilden stets bewundern müssen.

Demselben Bann, der von solchen in ihrem Aufbau so ungemein einheitlich wirkenden Stadtorganismen ausgeht, verfällt freilich auch, wer den simplen, dachlosen H aus­

kubus, zur Einheit etwa eines italienischen Bergnestes zusammengeschweißt oder in die endlose W eite einer orientalischen Großstadt hingegossen, auf sich wirken läßt. Vor dieser imposanten D i s z i p l i n i e r t h e i t d e r B a u g e s i n n u n g , wie sie uns aus den Wegweisern unvergänglicher Baukulturen entgegenleuchtet, verstum mt der Streit, ob „mit oder ohne Dach“ das Bessere sei. Was wir daraus erkennen, ist die Forderung, daß „alles dieno dem Ganzen“, daß die Hauseinheiten „als dienende Glieder“ sich zusammenfügen zu einem e i n h e i t l i c h e n S t a d t b i l d e .

Auf die Trostlosigkeit so zahlloser neuzeitlicher H äuserwüsten angewendet, bedeutet diese Forderung weiter nichts, als: Setzt eure W ohnquartiere, eure Straßen­

zeilen, eure Siedlungen aus E i n h e i t s t y p e n zusammen, baut kubisch, dachlos, wo die W eite einer Landschaft euch dazu anregt oder materielle Gebundenheiten (Holzarmut) euch den Baustoff vorschreiben, setzt steile Dächer als schützende Hauben auf den Unterbau, wo ihr mit dem Umriß einer Gebirgskulisse wetteifern wollt, aber bildet e i n h e i t l i c h , einheitlich nicht nur in der Form, ein­

heitlich auch im Material.

Die ungeheure Gefahr der Zersplitterung, der Disziplin­

losigkeit, der Eigenbrötelei — wehe dir Armen, wenn du so baust wie dein Nachbar — ist in keinem Lande größer als bei uns. W ie die Bewohner, so ihre Häuser. Man beobachte daraufhin bei photographischen Aufnahmen von Volksversammlungen. Pferderennen, Fußballspielen im Inland die Uneinheitlichkeit der Kopfbedeckungen dey Zu­

schauer und vergleiche dam it bei ebensolchen Aufnahmen, etwa aus England, die Uniformität der Kleidung der Zu­

schauer, dann wird einem klar, wo die K raft des Ein­

fügens in eine einzige geschlossene Einheit Gemeingut des Volkes ist und wo nicht. T ritt hierzu noch die Erkenntnis, daß die Sucht nach Individualität, dieser dem Einheits­

gedanken eifersüchtig abgekehrte Egoismus, uns ein­

geboren ist, so verstehen wir resigniert die Ergebnisse unserer heutigen Baugesinnung, die uns auf Schritt und T ritt begegnet. W as uns zum ABC städtebaulichen Schaffens und damit baulichen Schaffens überhaupt g e­

hört was wir an Erkanntem einfangen in Paragraphen, Verordnungen. Gesetze, das zerflattert vor der Ohnmacht einem Baupiratentum gegenüber, das sich heute noch in Stadt und Land t r o t z B a u p o l i z e i u n d B a u ­ b e r a t u n g breitm acht und für Einfügen in eine städte­

bauliche Situation, in eine künstlerische Gesamtidee nur ein verständnisloses Lächeln hat.

Als Musterbeispiel für die W illkür und Zuchtlosigkeit gerade in der Ausbildung der Dächer präsentiert sich mir immer wieder ein im Ausbau begriffenes Villenviertel, bei dem die Dachformen aller Nüancen eine w ahre Orgie feiern. Dabei sind alle Dachdeckungsmaterialien von Haus zu Haus verschieden, von der Armeleutepappe bis zum protzigen glasierten Dachziegel, das ganze Gemengsel an­

mutend wie eine M usterkarte der Vereinigten Dach- deckungsindustrie. Stellt man sich vor, daß in solche

W urstelei auch noch der Kampfruf nach dem flachen Dach hineinfährt, dann ist freilich für den friedlich W an­

delnden das Maß der Leiden voll.

Was sind also auch hier „Hoffnungen, was sind Ent­

würfe“ ! Solange wir den einzelnen durch gesetzliche Maßnahmen nicht unter einen einheitlichen Formenwillen zwingen können, ihm nicht vorschreiben können, wo er sein Haus flach oder steil abzudecken hat — denn von seiner Selbstdisziplin ist nichts zu erhoffen —, solange ist der Kampf um die Dachform eine cura posterior. Hier­

bei betrachte ich das Problem der technisch einwandfreien Flachdächer als gelöst.

Daß wir den Glauben an das Heraufdäm mern einer w ahren und im besten Sinn modernen Baugesinnung, wie sie sich auch in der form sicheren A usgestaltung der Dächer dokum entiert, haben dürfen, beweisen neue und neueste W ohnhausschöpfungon zur Genüge. Kein Emp­

findsamer wird sich der K raft entziehen können, die von der Uniformität dachloser Straßenw ände im — ach so be­

liebten — Holland ausgeht, aber er verspürt keine Ein­

buße des Genießens, wenn er dieselben Meister der „Dach- losigkeit“ in Schöpfungen am W erke sieht, wo jedes Häus­

chen sein immer gleiches H äubchen hat. Der Geist der Augsburger Fuggerei ist nicht totzukriegen, es lebe mit ihm der Geist derer um Gropius! —

ü . V o n L. B. M ü l l e r i n A m s t e r d a m . Herr Gropius schreibt u. a. in Nr. 22 sinngemäß: In Holland sind viel fortschrittlich gesinnte Baubeamte (Oud, Dudok, van Loghem), daher „flaches Dach“. Die an­

geführten K ünstler bauen in kubistischen Formen. Ist Anwendung kubistischer Formen, Anwendung des flachen Daches per se Zeichen fortschrittlicher Gesinnung?, sind es vom Zeitgeist getragene und gewollte Formen? Ich meine, daß die Bauten in kubistischen Form en anschließen an die baulichen Äußerungen der Ägypter und der primi­

tiven Völker, daß sie oft wie Märchen aus vergangener Zeit klingen und oft sehr reaktionär wirken und im Gegensatz m it dem Zeitwillen stehen.

An und für sich sind allerdings weder das flache Dach noch die kubistischen Bauformen zu bekämpfen.

W enn jedoch für gewöhnliche K leinbürgerhäuser, in denen gewöhnliche Sterbliche in Typenw ohnungen hausen, ge­

suchte, kubistische Form en angew endet werden, die nach angeführter Äußerung eines A rchitekten in einer Glosse über den dadaistischen Zukunftsmenschen im Amster­

damer „Algemeen Handesblad“ sein sollen: „Eine kon­

struktive Expression, eine m aterielle W irklichkeit, geformt aus einer geistig gesehenen Raumvision und ebenfalls ein Symbol von höchster revolutionär architektonischer E r­

regung“ so ist vor so hochgestimmtem Experimentieren zu w arnen, weil in diesen hohen Regionen die Psyche des W ohnhauses oft verloren geht, wie Jed er fest-steilen kann, der nicht Photographie ansieht, sondern die Straßen hier unbefangen durchw andelt, wobei er noch im Auge zu be­

halten hat, daß die Ausdrucksform en durch eine, jeden­

falls für das Auge ■vVohltätige Großzügigkeit in Straßen und Plätzen, die ökonomisch vielleicht nicht vertretbar ist, gem ildert werden.

W. Gropius spricht ferner über „Geistige Fähigkeiten freimachen durch geistreiche Ausnutzung mechanischer K räfte (Beförderung industriellen Serienbaues).“ Für Typenbau sind schon lange K räfte eingetreten (auch in der

„Deutschen Bauzeitung“). H ierunter versteh t man jedoch, daß man einen auf Grund gesunder Überlegungen für eine S tadt oder ein Land gefundenen Typus im Grundriß und Aufbau im Prinzip beibehält und ausbaut, und insbesondere Reize nicht sucht in einem individuellen, fremden, gruppierten, rom antischen Aufbau; Produkt eines Ein­

falles der Stunde eines an und für sich vielleicht sehr geist­

reichen Artisten, oder P rodukt einer bestimm ten sogenannt modernen, dogm atischen Geistesström ung, sondern daß man die, durch die mechanische Anpassung von Urtypen frei werdenden, geistigen K räfte ansetzt, um die W ege zu suchen, wie man die Bauten auf ungesuchte natürliche W eise innerhalb der akzeptierten Gesam tharm onie reiz­

voll macht, was sehr schwierig ist, trotzdem das gute Resultat selbstverständlich w irkt. Veröffentlichungen auch in letzter Zeit in der Deutschen Bauzeitung zeigen u. a., daß dies möglich ist.

D enkbar ist, daß sich Bauten mit flachem Dach und kubistischen Formen einfügen, sind sie jedoch „eine kon­

struktive Expression, eine m aterielle W irklichkeit, ge­

formt aus einer geistig gesehenen Raumvision, und eben­

falls ein Symbol höchster revolutionär architektonischer Erregung“, so w irken sie leicht unverständlich und brutal, wenn sie auch zum Teil den Beifall eines sensations­

lüsternen Publikums ernten. — 278

(7)

III- V o n K. D * m m l e r . B e r l i n .

In Xr. 16|17 hat Oa-Baora: Kur: Big-rt in Dresden.

» fc iifc Worte »ege* d u Har te Dach gesproehea. f ie ■ Xr. — eine Entgegnung toq Waher Gro; lus in I>—sa.

erfahren haben. In beiden Abhandlungen w ird die Ansicht vertreten, daß da* flache Dach. erst eine Em m genschaft der allerneuesten Zeit sei. Ist dies aber wirkle: r. der F a ir In allen Städten and. Ortschaften des D euts ten Reiches sind bis um .die Wende des 19. zum f Jahrhunderts sei.:

viele Gebäude n a Ausführung gekommen, die mit e in e - flachen Dach versehen wurden. E rst die H eimatseh a n - bewngtmg ha; das flaehe Daeh w ieier verdräng: und an dessen bteße das rohe Ztegeldatg r a r G e i :- gebracht.

Dies sollte doch ¿ende in Dresden bekannt sein, wo .Re alten Gebäude an der Eibe rwischen Konig-AIbert-Brteke

bis ra r M arirabcüek e sämtlich am flachen Dächern v er­

sehen sind- Auch hier ha: erst -Re H eixatschntz re-v-^ans Wandel g c R b fln t *ad dort ä i das J E d m n h t K affee' an Steile des -Italienischen Dörf.'heas* am Efer der Elbe und ein T heater in d e r 'Sstra-Allee mit hohen D ächern versehen worden, sicher nicht ra r Verse he n eru rg des Blickes auf Re Stadt Dresden vo® ie r K innr-F ietrteh- A agust-Brüeke ans- End hier in Berlin sind fas; alle Ge­

bäude. die von Schenkel ab nefxiat w urdet- mit f a : e s n D aehern versehen worden. J a selbe: in der neuesten Zeit werden die meisten W ohnhäuser mit Caches D ächern nach oben geschlossen, wenn auch die S triie c a n s :.n t meist verm uten läßt, daß das Haus mit Ziegeln gedeckt sei. Das Ziegeldach ist aber nur Maske, das eigen:!:: ze Dach ist mit Holzzement gedeckt. —

V erm ischtes.

Der erste Buu\ erein a a l A ktien in Preußen. Hierzu nebensu. Abb. L J. 1825 h a tte H bnM d 26 514 E inw ohner.

Der Zawachs seit dem V o rjah re b e tr a g 1136. und iw a r waren 601 mehr tugewarder; als a b e e w a n d e n . Da bereits L J. 1523 eine Mehrzuwanderung von

444 Personen startge runden b a tte , ohne daß die Errichtung v o n W o h n u n g en dem Zuwachs entsprach, machte d e r sich bereits seit längerer Zeit bestehende Wohnungsm -LEcrel im m er em pfind1 icher be­

merkbar. Bereits L J . 1'— w u n ie dieser Mangel empru&ien. w ie Brüning in den Annalen berichtet:

-Mehr als 150 Familien waren ohne Wohnung un i m uiten auf kurze o-ier Hagere Zeit in Scheunen. Gartenhäusern, vier bei anderen Stufcenbew.: hnern u n i bei letzteren so enge rasax.n en lebet, daß es u~ ta u :lie h blieb- wie sokhe Eins: t r in k u n r- - Stau Enden kennen. An-i-'e b e i: gen W o l r m e r in den benachbarten Gemeisden.

Bei vielen in s t 1.'her Lage BeEndlirhert schien es Mitunter Leichtsinn ru sein, bei anderen aber wirkliche Not. Für letztere maßte. so viel es in der Macht der Orts- behörde lag. eine Hilfe ait.rewan-ir w erien.

die nur dadaich. einigemialen r r 7g"_l:i --er­

den konnte, daß einzelne, ohne Erlaubnis eingemietete fremd- und einheünis-'he F ri-e n - rlmaier. die. wenn sie bei ihren Herrschaften, wo sie als Gesinde dienen, sich nicht so wohlbehaglich fa h n. und nach dem hiesigen Ausdruck a a f sich selbst sitzen.'. aas Aren Wohnungen gewiesen, un? die Vermieter, wen sie ohne Erlaubnis der Polizeibehörde fremden Eingewanderten vermietet hartem geseczlieh bestraft wunden.

Wie sehr geändert war dieser Zustand gegen jenen in den Jahren 1>16 und 1517!

In diesen Jahren, in .denen w ir es zuerst erlebtem daß viele Häuser vergebens tum Verkauf ausgeboten wurden und m ehrere unbewohnt und leer Standern lasen w ir an verschiedenen Haustüren: -Dieses Haus ist zu vermieten!' — K ese Jahre sind vollendet.

Ilten nie ähnliche wiederkehren!“

i t . Ju n i 1525 gegründet. Die G rundurt: geschah auf Akfien.

ue-1 kein A ktionär w ar für mehr als für den W ert seiner Aktien verbindlich. Xocb. im O ktober desse-Lben Jah res wurde m i^ der Gründung von 5 einfachen Häusern, be­

gonnen. Eis sind .Res die sogenannten -Langen H äaser-

E s ist begreiflich, daß bei einem so -unerwünschten Überfluß“ in den Jahren nach. 1817 nur wenige W ohnhäuser ge­

baut wurden, uni so lesen wir denn in dem Jahre 1821 von nur 5 und im folgen­

den Jahre von nur 4 neuen W oim häuserc.

Diese Anzahl steigerte sich nach den E r­

fahrungen im Wohnungswesen von 1522 in ä * n äch st« Jahren um 50. ?4 und 76.

ihre häufigere Erstellung folgte indessen der inzwischen eingetrttenen regen Zu­

wanderung nicht, was gelegentiic_ de- Wohnungswechsels im Jahre 1525 deutlich zutage trat.

' Am 11. April 1825 beschlossen daher 30 der angesehensten Fabrikbesitzer E b e r ­ felds zur Behebung «fieses Zustandes einen besonderen Verein zu bö«Ien u&i sieh an die -Vaterlä&Rsche Feuerversicherungs- Gesellsehaft“ zu wenden. «Re twschlossen hatte, den früher beabsichtigte* Zweig |

-Lebensvosicheruag u&i R enten“ nicht in_W :rksamkei: tu setzen, weil sie noch keine hinlängliche ir _ n j_ m e uatur gefunien hatte, dagegen «las ganze K apital von -E iner Million Thaler" dem Zweig -F eu erv ersich eru n g ' zu be stimmen. Der -Elberfelder Bauverein" zum Erbauen einer Anzahl dem Bedürfnisse entsprechender W ohnungen, zunächst für Fabrikarbeiter u&i H andw erker, w urde am

Abb. 1 i . 1 D ie , Langen Hasser^ erbaut 1525 Össerstanni zu E lb erfeü am Ostersbaum. «lie noch Leute wegen der Zweckmäßigkeit ihrer Anlage fceso&iere B«eachtung verdienen. Es kvon nicht genag h -rv erg th o b en w erden.'daß R es ie r erste Bau- verein auf Aktien in Preußen w ar. K e Bedeutung des Ja h re s 18:5 w urde durch ihn w ie «iurch m anches Andere, nicht nur für E lterfeld, von beso& ierer W icht igkeit.

Beigeordneter S ta d ic a a ra t K o c h . Ehterfeld.

(8)

N a c h s c h r i f t d e r S c h r i f t l e i t u n g . Die Aus­

führungen zeigen, um wieviel prim itiver die Verhältnisse vor 100 Jahren lagen als heute. Durch W iedergabe der beiden Abbildungen wollen wir, ohne Selbstgerechtigkeit, den Abstand zu unseren jetzigen, neueren Siedlungsbauten kennzeichnen. Solch ein trostloser Anblick wie diese

„Langen H äuser“, die wohl rechtschaffen gebaut sind, _ sie stehen 100 Jahre, wird jetzt doch vermieden. Diese nüchternen K asernierungen stellen auch äußerlich (Grund­

risse stehen uns nicht zur Verfügung) nicht die erwünschte Form dar, die als schöne, liebenswerte Heimat den Be­

wohnern, den dort Geborenen, eine Festigung fürs ganze Leben sein kann. —

Gründung eines deutschen Bauschulbundes in Hannover. Seit längerer Zeit besteht das Bestreben, die früheren Schüler der staatlich anerkannten Bauschulen in Alte - H erren - Verbände zusammenzuschließen. Das ist in­

zwischen meist geschehen. Es sollen dadurch die Be­

ziehungen zueinander und zur Schule aufrecht erhalten werden, und es wird gegenseitige U nterstützung in allen beruflichen Angelegenheiten angestrebt. Außerdem sollen die jüngeren Mitglieder gefördert und unterstützt werden durch Abhaltung technisch-wissenschaftlicher Vorträge, durch Einrichtung einer Stellenvermittlung, durch U nter­

stützung der aktiven Schüler, durch Stipendien und durch W ahrung des Ansehens und Förderung des Ausbaues der Schule. Dann hat sich das Bedürfnis nach Zusammenschluß der A. H.-Verbände herausgestellt. Auf Veranlassung der Darm städter Bauschule h at im Herbst v. J. eine Zusammen­

kunft in H annover stattgefunden, der 21 Schulen gefolgt waren, die 70 Delegierte entsandt hatten.

Die Besprechungen wurden von Stadtoberbauführer B o 11 e , Gladbeck, geleitet und durch ein R eferat von K reisbaurat P i n k e m e y e r in Erkelenz eröffnet. Er hob die Notwendigkeit eines Zusammenschlusses nach dem Vorbild der Techn. Hochschulen hervor. Er betonte die Pflicht der A.-H.-Verbände, von dem ihnen zugestandenen Recht Gebrauch zu machen und V ertreter in die K ura­

torien der Schulen zu entsenden. Sie sollen die Schulen durch ihre praktischen Erfahrungen unterstützen und auch auf Hebung der Stellung der Lehrer und deren weitere praktische Fortbildung einzuwirken suchen. Redner tra t auch für die Bauschule als Grundlage der Architekten- Bildung ein, was ja auch von angesehenen A rchitekten als richtig anerkannt werde, als Ersatz der ersten Hochschul­

jahre. Es müsse ferner auf eine bessere Vorbildung des Schülermaterials hingewirkt werden, sollen die Bauschulen auch fernerhin ihre Aufgaben voll erfüllen. Er stellt als Mindestforderung für die Aufnahme-Möglichkeit den Besitz einer dem Reifezeugnis für Obersekunda gleichkommenden Befähigung auf. Wie diese Bildung erlangt werde, sei Sache der sich meldenden Schüler, doch müsse sie von Allen durch eine Aufnahmeprüfung nachgewiesen werden.

Wenn bei dieser Höherschraubung der Vorkenntnisse von den 60 deutschen Bauschulen nur die Hälfte bestehen bliebe, so sei es besser, als wenn m it der bisherigen Massen­

züchterei von Technikern mit teilweise nur halbem Wissen fortgefahren würde. Die Bauschulen müßten dem Lehrplan der S tuttgarter Bauschule angepaßt werden und dürften nicht hinter den süddeutschen Bauschulen zurückstehen.

Redner geht dann im einzelnen auf die zu verlangende Lehrzeit (18 Monate Baustelle, 6 Monate handw erklicher Beruf, 6 Monate Bürotätigkeit) ein, auf die Klassenzahl (5), Abschlußprüfung usw. W ie in W ürttem berg und Sachsen soll damit die Bezeichnung „Baum eister“ erlangt werden.

F ür diese, auch in Mathematik mehr leistenden Schulen verlangt Referent die Bezeichnung „Höhere Bauschule“, nicht „Technische Mittelschule“, wie das die Reichsarbeits­

gem einschaft techn. Beam tenverbände vorgetragen habe.

Es entspricht das auch den bereits bestehenden „Höheren Maschinenbauschulen“.

Redner wendete sich ferner gegen das V erlangen der Ablegung eines besonderen Maurer- bezw. Zimmermeister- Examens für die Absolventen dieser „Höheren Bauschulen“.

Dieses Exam en müsse bei der Abschlußprüfung mit ab­

gelegt werden können, wobei dann Innungsm eister zuzu­

ziehen seien.

Die Bauschulen m üßten ferner Abteilungen zur H eran­

bildung beam teter Techniker erhalten. Diese Kurse müßten auf der Techn. Hochschule fortgesetzt werden, die den Absolventen der höheren Bauschule, die die Abgangs­

prüfung mit gut bestanden haben, offen stehen müßte. Dort sollten diese dann eine Prüfung als „Verwaltungsingenieur“

ablegen können. Ebenso müsse den Bauschul-Absolventen der Diplom-Ingenieur durch W eiterstudium zugänglich g e ­ m acht werden.

An diese, die bisherigen Anschauungen — wie Redner selbst betont — vielfach um stürzenden Forderungen schloß 280

sich, wie der uns vorliegende .B ericht sagt, eine lebhafte Aussprache, die jedoch zu einer Einigung der A nschau­

ungen führte. (Ob sich die Anwesenden sämtliche Forderungen zu eigen m achten, wird allerdings nicht ge­

sagt. Die Schriftltg.) Es wurde ferner die Bildung eines

„Deutschen Bauschul-Verbandes A.-H.“, beschlossen, in dessen V orstand beam tete und freiberufliche Bundes­

mitglieder zur Hälfte vertreten sind, während Oberbau­

inspektor Koch, D annstadt, zum V orsitzenden gewählt wurde. —

Die Kommunale Vereinigung für W ohnungswesen ( V e r e i n i g u n g D e u t s c h e r W o h n u n g s ä m t e r ) hält ihre diesjährige (achte) Hauptversam m lung am 20. und 21. Mai d. J. in Hildesheim ab. Vorgesehen sind u. a. Vor­

träge über die Finanzierung des W ohnungsneubaues, die U nterbringung Obdachloser und Räum ungspflichtiger, die W ohnungsfürsorge für kinderreiche Familien und für Lungentuberkulose, die Schadenersatzpflicht der Gemein­

den aus Maßnahmen der W ohnungszwangswirtschaft, die E rhaltung der Altwohnungen sowie über W ohnungsaufsicht und W ohnungspflege. Einladungen durch die Geschäfts­

stelle (München, Stielerstr. 7, I). —

Die Sächsische Staatsbauschule Leipzig veranstaltete kürzlich, wie stets am Ende des W interhalbjahres, eine Leistungsschau, wobei Schülerarbeiten gezeigt wurden. Das Bauen, als w irtschaftliche N otwendigkeit, w ird uns hier zeichnerisch und rechnerisch in aller Deutlichkeit und Greifbarkeit vor Augen geführt. Der tiefere Zweck einer derartigen V eranstaltung für das Publikum liegt darin, in die vielseitige W erk statt des w erdenden Baufachmannes hineinblicken zu können. Sie zeigt mit ihren Plänen über P rojektion, Perspektive, Holz- und Steinbau, Eisen- und Eisenbetonbau wie einerseits die P raxis aufs sorgfältigste studiert worden ist und wie andererseits alles das seinen bewußten N iederschlag findet in den Entwürfen über Bau­

konstruktionen, in der G estaltung, im Ausbau und Dar­

stellung der Hochbauten.

Sehr bew ährt h at sich an der Staatsbauschule Leipzig die G ruppenarbeit der Schüler. Dadurch kann jeder Ein­

zelne seine Fähigkeiten und Neigungen entsprechend bau­

lich konstruieren und gestalten, ohne daß die Anforde­

rungen überspannt werden. Ist zwar die individuelle R ichtung der L ehrkraft in den verschiedensten Fächern bei den freihändigen und streng exakten Arbeiten zu er­

kennen gewesen, so lugte doch allenthalben die Eigenart des jeweiligen Schülers deutlich hervor.

Es treten am Ende des 175. Lehrhalbjahres 35 Schüler m it einem bautechnischen Rüstzeug in die Bauwelt, dessen sie sich erfreuen können. —

Wettbewerbe.

In dem W ettbewerbe Süderm arkt—Bahnhofszufuhr­

straße in Flensburg erhielten: einen Preis von 2000 M. der Entw. mit dem Kennw. „ C o n t e n t i e s t o t e “, Verf.:

Arch. B. D. A. K arl S c h n e i d e r und Reg.-Bmstr. T ü n - g e 1, Hamburg; einen Preis von 2000 M. der Entw. mit dem Kennw. „ T r a d i t i o n II“, Verf.: Arch.Dipl.-Ing. Guido W i d m a n n , Flensburg; einen Preis von 1500 M. der Entw.

mit dem Kennw. „ F ö h r d e “, Verf.: Arch. B. D. A. Hans P h i l i p p , Itzehoe; einen Preis von 1500 M. der Entw. mit dem Kennw. „ B a c k s t e i n g i e b e l “, Verf.: Oberbaurat W. F. V i r c k und Arch. Max M e y e r , Lübeck. An­

gekauft wurden die Arbeiten mit dem Kennw. „ F l e n s ­ b u r g k ü m m t s i c k “, Verf.: A rchitekten B. D. A. E h r ­ b a r d u. G h r i s t e n s , Flensburg, und „W e n u s c h o n d e n n s c h o n “, Verf.: Dipl.-Ing. S t o c k h a u s e und Arch. B. D. A. F ritz R i c h t e r , Hamburg. —

Ein Ideenwettbewerb zur Erlangung von Vorentwürfen für ein kath. P farrhaus in Marl wird zum 1. Juni 1926 von der kath. Kirchengemeinde in Marl unter den in Westfalen und Rheinland geborenen und d o rt ansässigen Architekten ausgeschrieben. I. Preis 500 M., II. Preis 300 M., III. Preis 200 M. Unter den Preisrichtern: B aurat Sepp, Reckling­

hausen: B aurat Klotz, Recklinghausen, B aurat Fuchslocher, Buer; Amtsbaumeister Birkenfeld, Marl; Bauunternehmer Booke, Mark, A rchitekt Genius, Marl. Unterlagen von P farrer Grove, Marl, gegen Einsendung von 2 M. —

Inhalt: Das technische Betriebsgebäude der Farbenindu- strie-A.-G., Höchst a. M. — Nochmals das flache Dach. — Ver­

mischtes. — W ettbew erbe. —

Bildbeilage: Technisches Betriebsgebäude der Farhenindu- strie-A.-G.. Höchst a. M. Blick in den m ittleren Lichthof. —

Verlag deT Deutschen Bauzeitung, G .m .b .H . in Berlin.

Für die Redaktion verantwortlich: F r i t z E i s e l e n in Berlin.

Druck: W. B ü x e n e t e i n , Berlin SW 48.

Nr. 33

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T E C H N I S C H E S B E T R I E B S G E B Ä U D E D E R F A R B E N I N D U S T R I E A. - G. H Ö C H S T A. M.

B L I C K IN D E N M I T T L E R E N L I C H T H O F

A R C H I T E K T : P R O F . D R .-IN G . E. h. P E T E R B E H R E N S , B E R L I N D E U T S C H E B A U Z E I T U N G . LX. J A H R G A N G 1926. NR. 33

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