• Nie Znaleziono Wyników

Glückauf, Jg. 76, No. 34

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Glückauf, Jg. 76, No. 34"

Copied!
16
0
0

Pełen tekst

(1)

GLÜCKAUF

Berg- und Hüttenmännische Zeitschrift

Nr. 34 24. A ugust 1940 76. Jahrg.

Die H akenw urm krankheit und ihre Bekäm pfung im deutschen Bergbau.

Von Dr. me d. W. H e i n e , Qelsenkircheii.

(M itteilung aus dem H ygie nischen Institut des R uhrg ebiets zu Qelsenkirchen .) Die A nkylo stom iasis o d er » H a k e n w u r m k r a n k h e i t« hat

heute für D eutschland fast n u r noch ein geschichtliches Interesse. A usgesprochene Fälle von B lu tarm ut, die durc h sie bedingt w ären, sind seit m e h r als 25 J a h r e n w e d e r im R uhrkohle ngebie t noch im A achen er Bezirk b e o b ­ achtet word en . G leichw ohl b e d e u t e t die H a k e n w u r m ­ krankheit f ü r den deutschen Stein k o h len b e rg b au auch heute noch eine erns te G e f a h r , so d a ß die nachstehenden A us­

führungen ü b e r ihr A u ftreten u nd ihre w ir k s a m e Be­

käm pfung B eachtu ng finden dürften.

Allgemeine Verbreitung und Wesen der Hakenwurmkrankheit.

Tro tz der seit Ja h r z e h n te n eingele ite ten B ek ä m p f u n g durch die »R ockefeller Foundation« sc heint die A n k y lo ­ stomiasis besonders in den T r o p e n im m er noch an Boden zu gewinnen. Ihre V e rb re i tu n g ist in die sen L ändern so erheblich, daß sie zu den g r o ß e n V olksse uchen g e re c h n e t werden muß. Nach einer ers t kürzlich v o rg e n o m m e n e n Z u ­ sammenstellung beläuft sich die g e s c h ä t z te Zahl d e r mit Ankylostomen b eh afteten M enschen in d e r g an zen Welt

Die H a k e n w u r m k r a n k h e i t ist an sc h e in e n d in allen t r o p i ­ schen und sub tro p is ch en L ä n d e rn z u H a u s e ( A b b . 1). W ä h r e n d sie in der g e m ä ß ig t e n Z o n e n u r als K ra n k h e it b e s t im m t e r Beru fs gru ppen auftritt, w ie z. B. bei den B ergleuten — ich

auf rd. 500—600 Millionen. Selbstv erständlic h sind nic ht alle in F ra ge ko m m e n d e n Mens chen s ch w er infiziert, so ndern d e r g rö ß t e Teil hat w ohl als »gesunde W u rm tr ä g e r« zu gelten, die zeitweise verh ältn ism äß ig w enig o d e r g a r nicht von ihrer Infektion belästi gt w erden. And erseits treten aber auch zahlreiche au ß ero id en tlich sc hw ere Fälle auf, so daß von manchen ausländischen Fachleute n a n g e n o m m e n wird, d aß die Zahl d e r d a u e rn d sch w er u n te r d e r K rankheit leidenden Menschen viele Millionen b e trä g t, u nd daß jährlich H un d erttau sen d e, vielleicht so g a r Millionen ihr erliegen. Die kultu relle u n d wirtschaftlich e Bedeutu ng, die dieser K rankheit von allen F orsc hern beigelegt wird, ist außerordentlic h gro ß . Die körperliche und geistige E n t­

w icklung der s ch w er an A nkylo stom iasis erk r a n k te n heranw achsenden Ju g e n d ble ibt s t a r k zurück. Die A rbeitsfähigkeit d e r einzelnen Mens chen, denen die K rankheit infolge der zah lreichen kle inen, a b e r sich sum m ierenden Blutverluste erh eb liche Kräfte nim mt, ist s t a r k beeinträchtigt. Infolge ihrer weiten V erbreitung wird sich der wirtschaftliche Schaden, den die M enschheit durch die A nkylostom iasis erleidet, auf viele hu n d e rt Millionen M ark jährlich belaufen.

m öc hte a b e r schon an die ser Stelle d a ra u f a u fm e rk s a m machen, d aß nur solche B e rg w e rk e dam it v ers eu ch t w a re n bzw. sind, in denen ähnliche V o rb e d in g u n g e n wie in den T r o p e n u nd S u b tr o p e n herrsch en — , ist sie in die sen

160 150 140 130 120 110 100 90 80 70 60 50 40 3 0 20 10 0 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 110 120 130 140 150 160 170 180 170 160

Abb. 1. G e o g r a p h is c h e V e rb re i tu n g der H ak envvurm krankheit.

(Die Kreise bezeichnen L änder, in denen sich die A nkylostom iasis auf be stim m te B e r u fs g ru p p e n b eschrankt, w ä h r e n d sie in den s c h r a ffi e rte n G e b ie t e n eine V olkskrankheit darstellt.)-

457

(2)

458 G l ü c k a u f Nr . 34 Gebieten eine V olk skrankheit von zum Teil g rö ß t e r bevöl­

kerungspolitisch er und volkswirtschaftlicher Bedeutung.

Von h ervorragender Wichtigkeit für die geo gra phische Verb re itu ng sind die klimatischen Bedingungen, nämlich eine D urc hsc hnittstem pera tur von etwa 20 — 30° C un d eine jährliche N ieders ch lagsm enge von mindestens 400 mm. Als wichtige F akto ren kom m en ferner örtliche Verhältnisse, wie Bodenverschm utzung, Barfußgehen, Unreinlichkeit usw., in Betracht. Mit Ankylostomiasis vers eucht können alle G eb iete sein, die etwa in einer Zone zwischen dem 30. G ra d südlicher Breite bis zum 36. G ra d nörd lic her Breite liegen. Um diesen G ürte l ein w enig g e n a u e r zu kennzeichnen, möchte ich sagen, daß die N o rd g re n z e etwa folgenderm aßen zu ziehen sein wird: ln den Vereinigten Staaten von N o rd am erik a bilden die N o rdgrenzen von Nord-Carolina, Tennessee, A rk an sas und O klahom a die Begrenzu ng; in E uro pa zieht sie dann durch die Halbinseln Spanien, Italien und Griechenland, deren südliche Hälften zum Teil mit Ankylostom iasis verseucht sind, erstreckt sich dann w eiter südlich von Kleinasien, schließt die Halbinsel Arabien und auch Syrien mit ein, zieht dann nördlich am Himalaya vorbei, d u rchkreuzt China, zieht w eiter mitten durch Korea und en det schließlich im südlichen Teil von Japan. Die S üdgre nze verläuft in Südam erik a nördlich von Uru guay , durc hschneid et die Südspitze von Afrika, nämlich die Kapländer und Natal, ers treckt sich in Australien bis zur Südgrenze von Q ueensland und schließt dann alle Süd­

seeinseln mit A usnahme von N euseeland mit ein (Abb. 1).

In den übrigen Ländern sind n u r solche Gebiete ankylostomiasisverseucht, w o das Klima für die Ent­

wicklung des E rregers günstig ist, fe rner T unnels und Berg w erk e mit tropischen Verhältnissen.

W enn man bed enkt, daß in dem soeben beschriebenen Gürtel sch ät zu ngsw eise ein Drittel der M enschheit lebt, daß fe rn er auch noch in Ländern außerh alb die se s G ürtels häufig K ra nkheitsherd e anzutreffen sind, so g e h t daraus bereits die g roße Bedeutung und A usbreitu ng dieser W elt­

plage hervor.

Der E r r e g e r der H a k e n w u rm k ra n k h e it, das Anky- lostomum duodenale, g e h ö rt zur Klasse der N em atoden, unte r denen besonders viele G attungen Vorkommen, die parasitisch lebende W ü rm e r aufweisen. Das A nkylo stom um duodenale zählt zur G a ttu n g der

Strongyliden, die sich dadurch auszeichnen, daß einmal ihre M und ö ffn u n g mit meist 6 Pa­

pillen um stellt ist, fern er daß die Männchen am Hin te re nde in der U m gebung d e r Kloake eine Bursa copulatrix besitzen, ein schirmförmiges Gebilde, das bei der Begattung zum Umfassen des Weibchens dient (Abb. 2 bis 8).

Über die E r n ä h ru n g der Parasiten im Darmkanal gibt es

zwei verschiedene Anschau­

ungen: L e i c h t e n s t e r n behaup­

tet, sie seien Blutsauger. Er bewies dies damit, daß er bei

Sektionen o d e r A b tr e i b u n g s k u r e n den D arm kanal des Para siten mit Blut gefü llt sah. Die zw eit e Anschauung sta m m t von L o o s s. Er fand bei Sek tio n en oft Fetzen der D arm schle im haut im Innern des D arm s d e r Würmer. Aus diesem G r u n d e n im m t er an, d a ß sie sich im wesentlichen nur von der D a rm s c h le im h a u t des W irte s ernähr en, deren zellige Ele m ente sie d urch zw ei im Ösophagus aus­

münde nde D rüsen zur A u flo c k e r u n g bringen. Jed e Bißstelle des P arasiten b e d e u t e t also ein Loch im D arm , und da sie se hr häu fig ihren Platz wechse ln , k o m m e n auf diese Weise g roße Z e rstö ru n g e n der D a rm s c h le i m h a u t zustande.

Um den I n f e k t i o n s w e g d e r A nkylostom en kennen­

zulernen, sind zahlreiche V ers uche s o w o h l an Tieren als auch an Menschen v o rg e n o m m e n w o rd e n . Man fand dabei, daß nur mit der V e rfü tte ru n g e i n g e k a p s e lt e r Larven eine Infektion herv o r g e ru fe n w e rd e n k onnte . Etwa 5 bis 6 W och en nach d e r V e rfü t te ru n g erschie nen die ersten A nkylo stom eneier im Stuhl. D urch w eitere Versuche

Abb. 2. Männliche u nd weib lic he Ankylostomen in n atürlicher G rö ß e.

« d e f

a - c in frischen Fäzes g e fu n d e n e F o rm en von A n k y lo s to m u m e ie r n , d Morulastadium, e ü a stru la sta d iu m , f bew eg lich er E m b r y o Im Ei.

Abb. 3. Entw ic klung des Eies zur ei ngekapselten Larve. ~ 500 x .

Abb. 4. Aus dem Ei

ausschlüpfende Larve. ~ 500 x Abb. 5. Ju nge, nicht eingekapselte Larve.

500 x. Abb. 6. E in g e k a p s e lt e Larve.

~ 250 x .

(3)

24. A u g u s t 1940 G l ü c k a u f 459

wurden die V e rä n d e ru n g e n bis zu einem g ew issen G r a d e nachgewiesen, w elc he beim mensc hlichen A n k y lo sto m u m nach seinem E in drin gen in den D a rm v o r sich g ehen.

Zunächst w a n d e rn die Larven auf d e r D a rm s c h le im h a u t umher und b ohren sich zum Teil in die se ein. E tw a am fünften bis siebente n T a g e m achen sie den erste n H ä u t u n g s ­ prozeß durch. Am vie rz e h n te n bis fü n f zeh n ten T a g e findet die zw eite H ä u t u n g statt, w o d u rc h die T ie r e ihre endgültige G estalt erhalte n. In w eiteren 2 bis 3 W o ch en wachsen sie zu geschlechts reif en W ü r m e r n heran.

Im Jah re 1898 fan d L o o s s einen zw eiten Infektions­

weg, und zw ar den d u rc h die H a u t (t ran sd erm al). Bei Versuchen mit eingekapselten L arv en fiel ihm ein T ro p fe n stark larv en haltig er F lüssig keit auf die H a u t d e r H and.

Nach k u rzer Zeit k o n n te er feststellen, d a ß die Larven durch Abstreifu ng ih rer L arvenhülle in die H a u t ein­

gedrungen w aren . Einige W o c h e n s p ä t e r ließen sich An- kvlostomeneier in seinen Fäzes nachw eisen. Lim w eitere Einzelheiten dieses In fek tio n sw eg es festz ustellen, m achte L o o s s Versuche an H u nden. D abei stellte er fest, daß etwa 20 Stu nden nach d e r In fektion die Larven aus d e r Hautstelle v e rschw unden w a re n und d a ß ein Teil sich in die Lymphgefäße o d er k le in eren H a u tv e n e n e i n g e b o h r t hatte.

Bei seinen w eit eren V ersuchen fa nd er, d aß die Larven aus dem B indegew ebe d e r H a u t e n t w e d e r in die Lymph- bahnen oder in die kle in eren H a u tv e n e n eindrin gen. Mit dem L ymphstro m g e h e n sie d urch die Lyin p h d rü sen , in denen ein Teil zu rü c k g e h a lte n u n d d u rc h bin d e g ew eb lich e Einkapselung unschädlich g e m a c h t wird. Ein a n d e r e r Teil erreicht mit dem H a u p tl y m p h s t r o m das rechte H e rz , in das ja auch die Larven g e la n g e n , die sich von vorn h erein in dem venösen Blutkreislauf be fu n d e n haben. Vom rechten Herzen aus k o m m e n n u n m e h r die Larven in die Lungen, bohren sich dann in die W a n d u n g e n d e r Alveolen ein, wandern die Bronchien u n d T r a c h e a a u fw ä rts u n d dringen über den Kehldeckel in den Ö sophagus. G e n a u wie bei der unmittelbaren F ü t t e r u n g siedeln sich die Larven n un­

mehr auch im D ü n n d a rm an.

Ober diesen zw eiten I n f e k tio n sw e g sei noch b e m e rk t, daß sehr w ahrscheinlich von allen Teilen d e r K ö rp e r­

oberfläche aus eine In fektion er folg en kann. Beim Menschen ist bisher die M ö g lich k eit einer Infektion von der H aut der Füße, d e r A rm e un d d e r H ä n d e aus n a c h ­ gewiesen. Nach d e r h eu tig en A n s c h a u u n g k a n n es als erwiesen gelten, d aß die tr a n s d e rm a le Ü b e r tr a g u n g die häufigere Form des In f e k tio n sw e g e s darstellt.

K l i n i s c h b e tra c h te t tr itt bei der H a k e n w u r m k r a n k h e i t die erste und w ohl auch deutlic hste S c h ä d ig u n g am zirkulierenden Blut u n te r s t a r k e r V e rm i n d e ru n g d e r ro ten Blutkörperchen (E ry t h ro z y t e n ) (bis 500000; n o rm al 5 Milli­

onen) und d e r H ä m o g lo b in p r o z e n t z a h l (bis auf 10o/o) auf.

Ferner lassen sich die allg em ein en E rsc h e in u n g e n , w ie rasche Müdigkeit, Unlust, E nerg ielo sig k eit, K u rz a tm ig k e it und auch die V erä n d e ru n g e n am K n o c h e n m a rk , am H e rz e n und den pare nchym atö sen O r g a n e n , bei s c h w e rs t e n Fällen so ­ zusagen an allen K ö rp e r g e w e b e n o hne w e ite re s auf leichte bis schwerste a k u te o d e r chronische A näm ie (B lu tarm ut) zurückführen.

Die D i a g n o s e d e r A nkylo stom iasis w i r d einmal aus den klinischen S y m p to m e n , hier v o r allem aus dem Symptomenbild d e r fo r ts c h r e ite n d e n Anämie gestellt, dann aber in der H a u p ts a c h e d u rc h den m i k ro sk o p isc h e n Nachweis der W u r m e ie r im Stuhl. In D e u tsc h la n d w ird d er mikroskopische Nachwei s d e r W u r m e ie r im Stu hl wie folgt gefü hrt: Man v e rr e ib t von d e n frisch en tle erten Fäzes einen kleinen Teil auf dem O b j e k t t r ä g e r mit etw as Wasser, bedeckt das P r ä p a r a t mit einem D eck g läsch en und untersucht bei s ch w ach er V e r g r ö ß e r u n g . Die Eier fallen durch ihren eigenarti gen p e r l m u t te r a r ti g e n G lanz au f; n a c h ­ gewiesen wrerd en sie bei etw as s t ä r k e r e r V e rg r ö ß e r u n g . Ist nun dieser Befund negativ , so k a n n m an das Z e n tr ifu g a t- verfahren hera nziehen. Man v e rs u c h t z u n ä c h st eine h o m o ­ gene A ufsch w em m u n g d e r Fäzes herzustellen. Dies e rreich t man am einfachsten mit etw a d e r lOfachen M e n g e w a rm e n

W ass ers o d er mit Salz säure -A lk ohol o d e r mit Antiformin.

Die g rö b e r e n Bestandteile w e rd e n n u n m e h r abfiltriert, die A u fsch w em m u n g k u rz e Zeit zentrif ugie rt und d e r Boden­

satz unm ittelb ar m ikroskopisch untersucht. Dieses Zentri- fu g atv erfah ren e rg i b t etw a 10 bis 20 o/o m e h r positive Befunde als die einfache U n ters uchung.

Das K ulturverfahren von L o o s s hat sich als die gen aueste Methode zur Sic hers tellung d e r D iagnose, selbst bei einer ganz gerin g en Anzahl von W ü rm e rn , erwiesen.

H ie rz u b e n ö tig t man etwa 2 bis 3 cm3 d e r frischen Fäzes und die gleiche o d er doppelte M enge g e p u lv e rte r T i e r ­ kohle. Mit Hilfe von W a ss e r w ird dieses G em isch zu einem dicken Brei v e rr ü h r t u nd dann in hohen Petrischale n in den Bru tschra nk bei 28 bis 30° C gestellt. Nach 5 T ag en ü b e rg ie ß t man das G emisc h mit 10 bis 20 cm3 bei 30 bis 35° C a n g e w ä rm te n W ass ers un d läßt es noch 10 bis 20 min im B ruts chra nk stehen. Die Larven w a n d e rn in das reine W asser, das n u n m e h r k urze Zeit ze ntrif ugie rt wird. Bei der nachfo lgenden m ikroskopischen B etrachtung kann man die Larven sehr leicht erk ennen. Dieses V erfahren h a t sich

Abb. 7. E rw a c h s e n e r w eib­

licher A nkylo stom um - w u rm , oben K o p fen d e mit M u n d ö f fn u n g , Ö sophagus u n d Z ervikeldrüsen, in d e r M itte seitlich liegende G esch lech tsö ffn u n g , unte n Schw anzende mit A fter.

~ 60 x.

Abb. 8.

E rw a c h se n e r männlicher A nkylo stom um w u rm , oben Kopf, unte n S ch w an zen d e

mit B urs a copulatrix.

~ 60 x.

(4)

460 G l ü c k a u f Nr . 34 in Deutschland be so nders be w ährt. Nach den Feststellungen

von B r u n s w u rd en mit Hilfe dieser Met hode, nam entlich bei den schwachinfizierten Pers onen, 2- bis 5 mal soviel positive Erg ebnisse erzielt wie durch die unmittelbar e mikroskopische U nters uchung.

Überaus wichtig für die Bekämpfung der H a k e n w u r m ­ k r a n k h e it ist die T h e r a p i e , welche die U rs ache der Krankheit, nämlich die W ürm er, durch planmäßige A b­

treib u n g s k u ren mit A btreibungsm itteln, wie Oleum Cheno- podii antihelmintici, T h y m o lu m chrystallisatum, T e tr a ­ chlorkohlenstoff, Extractum filicis maris oder Heimofix, zu beseitigen hat. Für M asse nkure n sind im allgemeinen 2 bis 3 Kuren mit einem der oben angegebenen Mittel aus­

reichend. Diese müssen jedoch je nach dem örtlichen Rein­

fektio nsgra d in gew issen Zwischenräum en w ie derh olt werden. Die Behandlung der Anämie erfolgt nach den Regeln d e r allgemeinen Medizin.

Auftreten und Bekämpfung der Hakenwurmkrankheit in Deutschland.

Ausführlicher sei n u n m e h r auf die Verhältnisse in Deutschland eingegangen, wo es um die J a h r h u n d e rtw e n d e der Wissenschaft im Verein mit der R egie rung und der Bergbehörd e gelang, die Seuche, die sich in bedro hlichem Maße verb reitet hatte, zum Stillstand zu bringen. Das H auptv erd ienst hieran muß vor allem L o o s s , dann aber auch B r u n s , L ö b k e r und T e n h o l t zu gesp rochen werd en.

In Deutschland w u rd en lediglich die B erg w erk e des rheinisch-westfälischen Ste inkohlenbergbaues u n d des Aachener Bezirks (Zeche Maria un d Königin N ordstern) von dieser Seuche heimgesucht, w ä h re n d in allen übrigen Bergbaubetrieben, wie Kali-, Braunkohlen- u nd E rz bergbau, keine Ankylostomiasisfälle vork am en . Auch die Stein­

kohle ngru ben in Schlesien u nd im Saargebiet sind frei von der W u rm k ra n k h e it geblieben.

Die K rankheit soll etwa um das Ja h r 1880 in das R u h r­

gebiet eingeschleppt w ord en sein, und zw a r e n t w e d e r durch Arbeiter, die nach Beendigung des S t.-G otth ard-T unnels als G esteinshauer im R uhrg ebiet Beschäftigung fanden, oder durch V erseuch ung infolge von A rb eitera ustausch mit belgischen oder ungarischen G ru ben. D er erste Fall von H a k e n w u rm k ra n k h e it ist im Jah re 1886 b e k a n n tg e w o rd e n , der zweite Fall im Jah re 1892 k o n n te bereits durc h den mikroskopischen Nachweis von A nkylo stom um eie rn im Stuhl sicher als solcher nachgew iesen w erd en. 1895 stellte L ö b k e r 24 sichere E rk ra n k u n g e n mit 5 Todesfälle n fest, auf 5 verschiedenen Zechen des Ruhrbezirks verteilt. Die Krankheit griff nun immer weiter um sich. Ein gen au es Bild darü b e r gibt die nachstehende Übersicht.

Z a h l e n t a f e l 1.

J ahr Zahl der Zechen Zahl der E rk ran k u n g en

1896 17 110

1897 28 125

1898 35 103

1899 42 91

1900 keine Angabe 286

1901 63 1024

1902 keine Angabe 1872

Bei diesem schnellen Anstieg der K rankheit, besonders in den Ja hren 1901 und 1902, kam man zu d e r Ü ber­

zeugung, daß der H a k e n w u rm eine ernste G e fa h r für den Steinkohlenbergbau bedeutete. Daher setzte d e r Allgemeine Knappschaftsverein im S epte m ber 1902 einen »Sonder­

ausschuß zur B ekäm pfung der W u r m k r a n k h e i t im rheinisch-westfälischen Stein kohle nberg bau« ein. Dieser Ausschuß, dem als medizinische Sachverständige B r u n s , L ö b k e r und T e n h o l t angehörten, schuf dann die G r u n d ­ lagen, auf denen von Seiten des O b e rb e rg a m te s in D o rt­

m und die w irksam e B ekäm pfung d e r W u rm k ra n k h e i t durchgeführt wurde.

D i e G r ü n d e f ü r d i e g r o ß e V e r b r e i t u n g der H a k e n w u r m k r a n k h e i t in d e n r h e i n i s c h - w e s t f ä l i s c h e n K o h l e n g r u b e n w a r e n f o l g e n d e :

1. A uf vielen Zechen h errsch ten T e m p eratu ren von 2 5 - 2 8 ° C, g elegentlic h auch noch hö h er, bei denen sich die A nkylo stom um eie r se h r g u t zu ei ngekapselten Larven entwickeln können . Allerd in gs w ie sen nic ht alle Gruben diese hohen T e m p e r a tu r e n auf. Es stellte sich nun aber heraus, daß die Zahl d e r W u r m b e h a f t e te n ziemlich genau mit der H ö h e der T e m p e r a t u r stieg. G ru b e n mit mäßigen T e m p e r a tu re n (etw a 1 8 - 2 2 ° C) blieben von der Anky­

lostomiasis frei, solche mit 2 0 - 2 5 ° C wiesen einen mäßigen Befall auf, w ä h re n d G ru b e n mit über 25“ C T e m p e r a tu r teilweise sehr s t a r k v e rs e u c h t waren. Als gleich w ic htig für das A uftr ete n d e r Ankylostomiasis erwiesen sich die F euchtig keitsverhält nisse. Von Natur feuchte G ru b e n w a re n e h er für die V erb reitu n g dieser Krankheit geeignet als trock en e. Auch die zur Verhinderung von K ohle nstaubexplo sio nen a u f den Ruhrzechen ein­

geführte Berieselung m a g mit zur V e rb re i tu n g der Haken­

w u rm k r a n k h e it b e ig e tra g e n haben.

2. Der Belegschaftswechse l g e r a d e auf den Zechen des R uhrb ezirk s w a r stets s e h r stark. V erleg te nun ein Berg­

mann seinen A rb eitsplatz von ei ner verseuchte n Grube zu einer anderen, die keinen Befall mit Ankylostomiasis auf­

zuweisen hatte, so t r u g er selbstv ers tändlich auch die Krankheitskeime mit d o r t hin, w enn er mit seinen Fäkalien nicht vorsichtig um ging.

3. Die G ru b e n w aren e n t w e d e r g a r nicht oder doch n ur v erhältn ism äßig sc hlecht mit A b o rtk ü b e ln versehen.

Diese w enig en A b o rtk ü b e l lagen z u m eist noch derart weit von der A rbeitsstätte entfern t, d aß sie von den Bergleuten kaum benutzt w urden.

Aus diesen D a rle g u n g e n g e h t schon hervor , welche M a ß r e g e l n f ü r e i n e e r f o l g r e i c h e B e k ä m p f u n g der Ankylostom iasis im R u h r k o h le n g e b ie t zu ergreifen waren.

Die B ekäm pfung stü tzte sich' im w esentlic hen auf zwei M aßnahm en, an die sich die ü b ri g e n anschließen:

1. Die Sorg e für eine einw andfreie Beseitigung der Fäkalien u n te rta g e d urch B e reitstellung von zahlreichen A bortkübeln, A u fk läru n g d e r Belegsch aft und strenge Bestrafung derjenig en, die sich eine V ersch m u tzu n g haben zuschulden ko m m e n lassen. Von d e r A nw endung eines D esinfektionsmittels, das die s e h r widerstandsfähigen Larven vernichtet, m u ß t e in d e r P ra x is Abstand ge­

n om m en w erd en , da es unm öglich w ar, die ausgedehnten G ru b e n b e tr ie b e restlos zu desinfizieren.

2. A ufs uchung u nd U n s c h ä d lic h m a c h u n g aller Fälle von A nkylostom iasis durc h m i k r o sk o p isc h e U nte rsuchung der auch bei äußerlicher B esic htigung g e s u n d erscheinenden Bergleute, die bei positivem Befu nd solange von der Arb eitsstätte fern bleiben m u ß te n , bis sie sich einer Ab­

tr e ib u n g s k u r u n te rz o g e n hatte n. A u ssch lag g eb en d für die W iederein ste llu ng w a r d ann noch die mikroskopische U nte rsuchung des Stuhls. W u r d e n bei 3 aufeinanderfolgen­

den U n te rs u c h u n g e n keine H a k e n w u r m e i e r m e hr gefunden, so stand der W i e d e re in s te llu n g nichts m e h r im Wege.

Ebenso hatte sich j e d e r N e u a n g e le g te die sen Bedingungen zu unte rw erfen. Solche D u r c h m u s te r u n g w u r d e nach dem G rade der V erseu ch u n g d e r B ele gschaft in grö ß eren und kleineren Z w isc h e n rä u m e n w ied erh o lt. Einen Unterschied zwischen W u rm k ra n k e n u n d W u r m t r ä g e r n zu machen, ist u n zw eck m äß ig , w en n nicht gefährlich. Von Bedeutung ist lediglich, ob W u r m b e h a f t e te mit ihren Fäkalie n unvor­

sichtig sind u n d ob die e ierh altig en Fäzes u n te r solche klimatischen B e d ingungen k o m m e n , die für die Entwick­

lung der Eier zu ein g e k a p se lte n L arv en g ü n s t ig sind.

Nach diesen Richtlinien g in g d e r S o nderaus schuß zur B ekäm pfung d e r H a k e n w u r m k r a n k h e i t im Ruhrkohlen­

gebiet vor. Das O b e r b e r g a m t in D o r t m u n d erließ dem­

entsprechende b e rgbaupolizeiliche V ors chriften.

Mit w elch er T a t k r a f t u n d G r ü n d li c h k e it die Be­

k ä m p fu n g d e r A nkylostom iasis im Ruhrkohlengebiet d u rc h g e f ü h rt w u rd e , g e h t schon d a r a u s he rv o r , daß die

(5)

24. A u g u s t Í93 G l ü c k a u f 461

Zahl der m ikro sk o p isch en U n te r s u c h u n g e n auf m e h r als 8 Mill. zu schätzen ist. H e r v o r r a g e n d e n Anteil an diesen Untersuchungen hat das H ygie nische Institut des R u h r ­ gebiets zu O elsenkirchen. Die Zahl der a u s g e f ü h rte n W u r m ­ kuren b e trä g t etw a 40 — 50000. Von den U n te rs u c h u n g e n entfällt der bei w eitem g r ö ß t e T eil mit etw a 6 — 7 Mill..

auf die vom O b e r b e r g a m t in D o r tm u n d v o rg es ch rieb en en bei der N eu an leg u n g ; n u r ein »kleiner« Teil, etw a U/s Mill., wurde zum Z w ecke d e r D u r c h m u s te r u n g d e r ei nzelnen Zechen v o rgenom m en. Die erste m ik ro sk o p isc h e U n te r ­ suchung auf allen Zechen des rheinisch-w estfälischen Stein­

kohlenbergbaues w a r im Juli 1903 abgesc hlossen. Sie erg ab , daß von 188730 unte rir disch b eschäftigten Bergleute n auf 235 verschiedenen Schachtanlagen 17161 = 9,09 o/o w u r m ­ behaftet waren.

Welche Erfolge mit den a n g e g e b e n e n M a ß n a h m e n im Ruhrgebiet erzielt w u rd e n , lä ßt die Zahle ntafe l 2 erkennen.

Z a h l e n t a f e l 2. Fälle von A nkylo stom iasis mit den E rscheinungen d e r s e k u n d ä r e n Anämie.

1897 125 1905 117

1898 103 1906 78

1899 91 1907 49

1900 286 1908 7

1901 1024 1909 5

1902 1872 1910

1903 1449 1911 1

1904 645 1 9 1 2 - 1 9 3 9

Aus dieser Ü bersicht lassen sich folgende S chlu ß­

folgerungen ziehen:

1. In den Ja h r e n 1899—1902 ist ein schnelle r Anstieg der durch die W u r m k r a n k h e i t a n ä m i s c h g e w o r d e n e n B e r g l e u t e festzustellen.

2. Im Jah re 1903 b e g a n n e n im rheinisch-wes tfälis chen Steinkohlenbe rgbau die B e k ä m p f u n g s m a ß n a h m e n , die der Krankheit ein plötzliches H alt g e b o te n . Von da an nahm die Zahl der e r k r a n k t e n B erg leute stetig ab. Das Jahr 1911 w ar das letzte, in dem ein Fall von An- kylos tom ia siserk rankung im R u h r k o h le n g e b ie t erm itte lt wurde.

3. Von 1911 bis 1939 ist kein einzig er Fall von An- k y l o s t o m i a s i s - E r k r a n k u n g m e h r im R u h rk o h le n g c b ie t bekanntgeword en. Diese T a ts a c h e s t ü tz t sich ei nmal auf

Z a h l e n t a f e l 3.

LaufendeNr.

Bergrevier

Zahl deruntersuchten Schachtanlagen Zahl derdurch mikroskopischeUnte suchungenals verseucht erkannt. Schachtanlagen Zahl derbeiderersten Musterungermittelten Wurmbehafteten Zahl der beider jeweilig letztenMusterungermit­ teltenWurmbehafteten

Abnahme der W u rm ­ behafteten

Zahl 1 %

i Hamm . . . . 3

_ _ _ —

2 D ortm und I . . 19 2 23 11 12 52,2

3 D ortm und II . 15 5 147 21 126 85,7

4 D o rtm u n d III . 14 12 3 596 726 2 870 79,8 5 O st-Recklin g­

hausen . . . 13 8 927 91 836 90,2

6 West-R eckling­

hausen . . . 1 2 1 124 2 1 2 2 98,4

7 Witten . . . . 15 3 126 55 71 56,3

8 H a t t i n g e n . . . 18 6 146 17 129 88,4

9 Süd-Bochum . 12 9 819 109 710 86,7

10 Nord-Bochum . 12 12 2 098 517 1 581 75,4

11 H erne . . . . 8 8 2 180 182 1 998 91,7

12 Gelsenkirchen . 11 1 0 477 54 423 88,7

13 O s t- E s s e n . . . 12 3 29 5 24 82,8

14 W est-E ssen . . 16 3 430 51 379 88,1

15 Süd-E ssen . . 18 12 635 148 487 76,7

16 W a tten sch eid . 12 9 1 237 218 1 019 82,4

17 W e r d e n . . . . 8

_ — —

18 O b e rh a u se n . . 16 10 954 145 809 84,8 insges. 234 113 13 948 2352 11 596 83,1

die noch d a u e rn d vom H ygie nischen Institut des R u h r­

g ebiets zu O elsenkirc hen a u sg e f ü h rte n m i k roskopischen U n tersuchungen, fe rn er auf die Beobachtu ngen der K napp­

schaftsärzte und K rankenhäuser.

Die an der B ek äm p fu n g der H a k e n w u r m k r a n k h e i t im R u h rg eb iet Beteiligten b e g n ü g t e n sich nicht damit, n u r die e r k r a n k te n Bergleute von ihren Parasiten zu befreien, so n d ern sie dehnten ihre U n te rs u c h u n g e n auf die

» g e s u n d e n « W u r m t r ä g e r aus, um das Endziel »the eradication of H o o k w o r m disease« zu erreichen. Denn die G efä hrlic hkeit eines A n k y lo sto m u m trä g e rs fü r seine A rbeits­

genossen richtet sich ja nicht nur nach d e r Zahl d e r von ihm b e h e rb e r g te n W ü rm e r, so ndern ist davon abhängig, ob 1. die W u rm b e h a fte te n mit ihren Fäkalie n unvorsic htig sind u n d 2. ob die ankylosto m um eierhaltigen Fäzes u n te r Bedin­

gu n g en kom m en, die eine Entw ic klung der Eier zu ein­

gekapselte n Larven ermöglichen.

Welche Erfolge die B ek äm p fu n g schon nach k u rz e r Zeit erzielen konnte , g eh t am besten aus der Zahlentafel 3 hervor.

Wie die Z usam m en stellu n g zeigt, w a re n zu Beginn der Bekäm pfung der H a k e n w u r m k r a n k h e i t im R u h rb ezirk von 234 Zechen 113 mit dieser K rankheit verseucht. Die Zahl der bei der ers te n M u ste ru n g erm itte lte n W u rm b e h a fte te n belief sich auf 13948 Bergleute. Nach einer k a u m d re i­

jä hrigen B ekäm pfungszeit san k diese Zahl auf 2352. Somit k onnte die B e f a l l z a h l d e r H a k e n w u r m t r ä g e r i n d e n S t e i n k o h l e n b e r g w e r k e n d e s R u h r g e b i e t s u m 83,lo/o g e s e n k t w e r d e n . W ie sich w eiterhin die A b ­ nahm e vollzogen hat, ist aus der Zahlerrtafel 4 ersichtlich.

Z a h l e n t a f e l 4.

Jahr

In Betracht gezogene Schacht­

anlagen

Anzahl d er H akenw urm träger, die bei d er letzten U nters uchu ng ermittelt w urd en, im Vergleich zu d er Befallzahl von 14 548

zu Beginn d er Bekämpfung

Abnahme d er H ak en ­ w u rm tr äger

%

1903 ohne Angaben 4819 60,40

1904 110 3663 73,00

1905 113 2352 89,10

1906 113 1859 87,30

1907 110 1252 95,50

1908 115 893 93,86

1909 115 749 94,85

1939 ohne Angaben — 100,00

Aus diesen Zahlen ist zu ers ehen, d aß nicht nur die A nkylostom iasis als K r a n k h e i t aus dem R u h r k o h le n ­ b e rg b a u verschw unden ist, sondern d a ß auch solche P e r ­ sonen, d i e n u r w u r m b e h a f t e t w a r e n , a l s o a u ß e r d e r A u s s c h e i d u n g d e r E i e r i n i h r e m S t u h l k e i n e r l e i K r a n k h e i t s s y m p t o m e d a r b o t e n , f a s t r e s t l o s v e r ­ s c h w u n d e n s i n d . Das ist in ers te r Linie d arauf z u r ü c k ­ zuführen, daß alle unte rir disch beschäftigte n Bergleute unte r da u e rn d e r Ü be rw a c h u n g stehen. In den letzten Jahren w u rd e n durc h das H ygie nische In stitut des R uhrgebiets zu G elsenkirc hen von allen frü h er verseucht gew esenen Zechen jährlich 3000—4000 S tuhlproben m ik roskopisch und auch kulturell unte rsucht, die seit 1935 restlos negativ a u s ­ fielen. Aufschluß d a r ü b e r m ö g e die Zahle ntafe l 5 geb en.

Wir kön n en heute auf G r u n d d e r zahlreichen, auch in den letzten Ja h r e n noch a u sg efü h rten U n te rs u c h u n g e n sagen, daß das Endziel, nämlich die A u s r o t t u n g d e r H a k e n w u r m p l a g e a u s d e m d e u t s c h e n S t e i n k o h l e n ­ b e r g b a u v o l l s t ä n d i g e r r e i c h t is t. Dieses so ü b e ra u s g ünstige E rg ebnis dürfte in der Gesc hic hte d e r E p id e m i­

ologie der anste c k e n d e n K rankheiten, zu denen man ja die A nk ylo stomiasis re chnen m uß, w ohl einzig artig in der ganzen W elt dastehen. D ie ser Erfolg b e ru h t nic ht auf Z u ­ fälligkeiten, wie etw a auf einer Ä nderung d e r m e t e o r o ­ logischen Verhältnisse, s o n d e r n ist einzig un d allein der zielb ew ußte n Z u sa m m e n a rb e it alle r in Betracht kom m enden Stellen, nämlich d e r Zechen , der Belegschaft, der B e r g ­ b e h ö rd e n un d v o r allen d e r H y g ie n i k e r zu verd an k en .

(6)

462

G 1 ü c k a u f

i \ r . 04

Z a h l e n t a f e l 5.

Jahr Unter­

suchungen

Davon positiv insges.

Mikroskopisch positiv

Kulturell positiv

1909 3 823 815

1910 6 616 944 344 6 00

1911 6 084 786

1912 11 829 329

1913 19 644 316 76 3 16

1915 13 503 807 3 49 807

1916 9 127 414 127 414

1917 5 391 191 32 191

1919 4 095 24 11 24

1920 18 832 313 11 313

1921 1 2 4 1 4 71 71

1922 8 435 54 54

1923 943 2 2

1924 2 174 21 13 21

1925 12 745 6 3 6

1926 3 379 27 17 27

1927 3 513 15 9 15

1928 6 496 4 3 4

1929 3 0 3 5 9 7 9

1930 1 450 54 46 54

1931 3 108 6 6 6

1932 4 0 1 1 1 1 1

1933 2 584 1 1 1

1934 1 650 4 1 4

1935 1 223

1936 1 0 76

1937 772

1938 3 00

Selbstverständlich sind wir uns trotz dieses in der ganzen Kulturwelt beispiellosen Erfolges durchaus im klaren, daß der Ankylostomiasiswurm nach wie vor eine ernste G efa hr für den B erg bau bedeutet. D i e p r o p h y ­ l a k t i s c h e n h y g i e n i s c h e n M a ß n a h m e n u n d e i n e r e g e l m ä ß i g e Ü b e r w a c h u n g d e r B e l e g s c h a f t w e r d e n s i c h w o h l n i e m a l s e r ü b r i g e n . Im besondern fühlen wir uns verpflichtet, die B e rgbehörden im mer wieder darauf aufm erk sam zu machen, d aß die D u rc h ­ musterungen aller bergbaulichen Betriebe in gewissen Zwischenräumen eine dringende N otw en d ig k eit sind, um den einmal erzielten Erfolg in der B ekäm pfung d e r An­

kylostomiasis sicherzustellen.

Wie richtig diese stete M ahnung ist, m ag folgendes erläutern. W eg en Mangels an A rb eitskrä fte n sind in den letzten Monaten aus dem benachbarten Auslande und dem Protekto rat Böhmen und Mähren zahlreiche A rbeiter für den Ruhrk ohle nberg bau a n g ew orben word en . Zu diesen gesellen sich d e u t s c h e R ü c k w a n d e r e r sow ohl aus dem europäischen Auslande wie auch aus

Übersee, namentlich aus Brasilien.

Diese E in w anderer stellen, soweit sie H akenw urm tr äger sind, eine G e­

fahrenquelle fü r den Bergbau dar.

Im Jahre 1939 sind von uns über 5200 S t u h l p r o b e n auf das V or­

handensein von D armparasiten u n te r­

sucht worden. Dabei zeigte sich, daß s i e b e n P r o b e n teils m äßig viele, teils reichlich A n k y l o s t o m u m e i e r a u f w i e s e n . M ü h l e n s gibt n eu er­

dings an, daß nach den F e st­

stellungen des H am b u rg e r T ro p e n ­ instituts nicht wenige Rückwanderer aus Südamerika als H ak en w u rm ­ träg er ermittelt werden konnten;

unsere positiven Fälle kamen sä m t­

lich aus Brasilien. In einem Falle war ein Vater mit zwei Söhnen zu­

rückgekehrt, die bereits vor ihrer Auswanderung im Ruhrk ohle nberg­

bau un te rtage gearbeitet hatten, währe nd sie jetzt vore rst nur zur Arbeit übertage zugelassen werden.

Als Nebenbefund w urden zahlreiche

andere A rten parasitischer W ü r m e r fe stg estellt, über die Zahlentafel 6 A usk u n ft gibt.

Z a h l e n t a f e l 6.

G e s a m t z a h l d e r U n t e r s u c h u n g s p r o b e n . . 5200

Davon 1. A n k y l o s t o m u m d u o d e n a l e ... 7

2. S t r o n g y l o i d e s s t e r c o r a l i s . . . . . . 1

3. Ascaris l u m b r i c o i d e s ...432

4. T r i c h o c e p h a l u s d i s p a r ... 444

5. O xyuris v e r m i c u l a r i s ... 6

6. T a e n ia s o l i u m ... 1

7. T aenia s a g i n a t a ...• ■ ■ 9 Insges. 900 Die D urchsicht der A ufstellung zeigt, daß im Jahre 1939 von in sgesam t 5 2 0 0 u n te rsu c h te n Stuhlproben 900 einen positiven Befund erg a b e n , w o b ei in 95 Fällen mehrere W u rm a rte n gle ichzeitig g efu n d e n wurden. Die Zahl von 9 0 0 e ntspricht einem H u n d e r ts a tz von 17,5 ty, w ährend der e n t sp rech en d e Anteil bei unseren Unter­

su ch ungen in früheren J a h r e n n u r 4,3 «o betrug. Dieser s tarke Anstieg gibt ein Bild von dem w e s e n t l i c h h ö h e r e n W u r m b e f a l l d e r z u g e w a n d e r t e n Ar ­ b e i t e r im Vergleich zu den einheim isch en . D er Nachweis von A nkylo stom en bei Z u g e w a n d e r te n legt erneut die Ver­

pflichtung auf, durch sorgfältig e Ü b e rw a c h u n g neueinzu- setzender A rbeit skräfte den in d e r B ek äm p fu n g der An­

kylostomiasis im deu tsc hen B e rg b a u erzielten Erfolg für alle Z u k u n ft zu gew ährle isten.

Zum Schluß sei noch ein k u r z e r Überblick über die übrigen euro päisc hen Länder g e g e b e n ( A b b . 9). Fast überall trat um die J a h r h u n d e r tw e n d e die H a k e n w u rm k ra n k h e it als Berufskrankheit b e stim m te r A r b e it e r g r u p p e n auf, nämlich der B erg arb eite r, d e r T u n n e la r b e it e r u n d d e r Ziegelarbeiter.

Als A u s g a n g sp u n k t der Seuche in E u ro p a m u ß die St.-Gott- hard-Tunnel-E pid em ie in den J a h r e n 1879 und 1880 an­

gesehen w erden. In den v e rs eu ch ten L ä n d e rn waren nun keinesw egs alle B e rg b a u b e t rie b e von d e r Hakenwurm- k ran k h eit befallen, so n d ern n u r solche, die unter tropen­

Abb. 9. V erb reitu n g d e r H a k e n w u r m k r a n k h e i t in E u ro p a.

(Die Kreise kennzeichnen das A u ftr e te n in G ru b e n , die sc h r a ffie rte n Flächen leichtes und die pu n k tie rte n s e h r leichtes end e m isc h e s V o r k o m m e n .)

(7)

24. A u g u s t 1940 ü 1 ü c k a u f 463

ähnlichen Verhältnissen, d. h. bei g r o ß e r F e u c h t ig k e i t und Wärme, arbeiten. Bei d e r M eh r zah l d e r europäischen Länder, in denen die A nkylo stom iasis n u r als Beru fs­

krankheit auftrat, h a b e n die B e k ä m p f u n g s m a ß n a h m e n einen vollständigen E r f o l g zu verzeichnen gehabt. H eute sind folgende S ta ate n E u ro p as, die um 1900 teilweise einen sehr hohen Befall aufw ie sen, als a n k v l o s t o m i a s i s - f r ei zu bezei ch nen : D eutschland, das mit seinen t a t ­ kräftigen B e k ä m p f u n g s m a ß n a h m e n Vorbild w u r d e , E n g ­ land, Holland, Belgien, die Schweiz, u nsere O s tm a rk , das Protektorat Böhm en u nd M ähren, Jug o slaw ien , Bulgarien und Rumänien. Zu den Ländern, w elc he die H a k e n w u r m ­ krankheit noch nicht als ein ü b e r w u n d e n e s Übel ansehen können, gehören Fran k reich u n d U n g a rn , d eren B e rg b a u ­ betriebe nach wie vor h ohe Befallziffern aufw eisen. Für diese Länder ist es d ri n g e n d erf ord erlic h, die ergriffen en B ekäm pfungsmaßnahm en bis zur en d g ü ltig e n A u sro ttu n g der Ankylostomiasis fortz usetzen.

In Europa k o m m t die H a k e n w u r m k r a n k h e i t jedoch nicht nur als B e ru fs k ran k h eit vor. s o n d e r n es sind b e ­ sonders in neuerer Zeit endem ische H e r d e festg estellt worden, ln en dem ischer Form tr itt die Seuche in den s ü d ­

lichen Teilen von Spanien, P ortugal, Griechenland und Sow jet-R ußland auf. W ä h r e n d in den drei erstg enannten L ändern die B ek äm p fu n g größtente ils g u te Erfolge erzielt hat ist doch hier d e r C h a r a k t e r d e r K rankheit erheblich g u ta r ti g e r g e w o r d e n —, haben einige Teile Sowjet- Rußlands d e ra r t hohe Befallziffern, daß nur energische M a ß n a h m e n eine W e ite rv e r b re itu n g d e r Seuche verhindern können. Schon heut e ist diese K rankheit für einen Teil S ow jet- Rußlands ein P ro b le m von g r ö ß t e r gesundheitlicher un d b e völkerungspolitischer Bedeutung.

Vergleich t man die Verhältnisse, die in den e u ro ­ päischen Staate n um 1900, also zu Beginn der fast überall einsetzenden Bek äm pfung, herr sc hte n, mit den heutigen, so k o m m t man zu d e r Feststel lu ng, d aß die A n k y lo sto ­ miasis — a bgesehen von Fran k reich und U n g a rn — p r a k ­ tisch nur noch in den südlichen Ländern E uro pas zu H ause ist. T r o t z der gute n Erfolge in den meisten europäischen Län dern, vor allem in D eutschland, müssen w ir aber noch bet onen, daß der Befall in Euro pa, zahlenm äßig b e ­ trachte t, heute h ö h e r ist als 1900. Diese T ats ach e ist auf die erschreckend zu n e h m e n d e V erseuchung in Sowjet- R ußla nd zurü ckzuführe n.

Ursache, V erh ü tu n g u n d B ekäm pfung rauchgasseitiger Kesselverschmutzung.

I. Feuerraum, Kessel und Überhitzerrohre1.

Von Dr.-Ing. W . G u m z VDI, Essen.

Kesselanlagen, die für die V e r te u e r u n g m in d e r­

wertiger, aschenr eicher Brennstoffe b e s t im m t sind, u n t e r ­ liegen in weit hö h e re m M aß e den G e fa h re n ei ner V e r­

schmutzung des F e u e rr a u m s , der S ie de rohre, der Ü berh itzer und der nachgeschalteten Fleizflächen als solche, die mit marktgängigen, hochw ertigen Brennstoffen arb eite n. Für die Auslegung und die Belastu ng solcher F e u e r u n g e n und Kessel sind daher andere G e sic h tsp u n k te m a ß g e b e n d , und die Wirtschaftlichkeit w ird in ho h em M aß e von die sen betrieblichen V o raussetzungen beeinflußt. Es b ed arf keines besonderen Hinweises, daß eine vers c h m u tz te H eizfläche den Brennstoffaufwand u nd den Z u g b e d a r f e rh ö h t, u nd daß die Reinigung, d. h. der Dam pf-, P reß lu ft- und L o h n ­ aufwand, die D am pfk oste n em pfindlic h beeinflußt. Hinzu kommt der Ausfall des Kessels w ä h r e n d d e r g r ö ß e r e n Reinigungsperioden im Stillstand un d d e r Leistu ngsa usfa ll bei dem allmählichen L eis tu n g s r ü c k g a n g , d e r ein U n t e r ­ feuerhalten von m e hr Kesseleinhei ten erf o rd e rt, als dies bei sauber er Kesselheizfläche n o tw e n d i g w äre. Ein Beispiel für die A usw irk ung der K esse lv e rsc h m u tz u n g zeigt Abb. 1 nach Betriebsb eobachtungen in d e r A nla ge einer R u h r­

zeche, wo M ittelp rodukt in d e r K ö rn u n g von 0 — 20 mm bei

•C

*50

*00

\ 350

§ JW

!* *

U200

^ 150

100 5 0

0

u g s tä r k

\

/

n.

/ \ /

T T Ś

36 ¿mrn v s

/

°C

1

-V.

"¡gas -T en ip e r a tu r

/ i /

t/h 3 0

'180 V

2 0

m p fm enjie

10 W t/)

\

2 0

0

*0

N 10

0

t/h

15. 20. 25. 3 0 . 5 . 10. 15. 20- 2 5 . 3 0 . 5 . 10-

M a i J u n i J u li

Abb. I. V erlauf d e r A b g a s te m p e r a t u r u n d d e r Z u g s tä rk e w ähre nd einer Betriebsp er io de bei etw a g le ic h b le ib e n d e r

D a m p fm en g e.

1 Über die Ve rschmutzun gs erscheinung en in den nachge schalte ten H eiz ­ flächen sowie über Rußbläser und R ei nig ung sm aßn ahm en wird noch beric htet.

einem Asc hengehalt von 20—4 0 o/o, im Mittel 30o/0, und einem W a ss e rg e h a lt von rd. 10o/0 auf einem neuzeitlichen U n te n v i n d ro s t verfeuert w i r d 1. In der jeweils nur 60 T a g e da uernden Betriebsp er io de w uchs der W id erstan d bis auf d e n . doppelte n W ert, und die no rm ale Dampfleistu ng ko n n te nur dadurch erzielt w erden, daß eine immer g r ö ß e r e R auchgasteilm enge um den S peis ew asservor­

w ä r m e r h e ru m g e fü h rt w urde, w o d u rc h die A b g a ste m p e ­ ra t u r von norm al 180° bis zu 425° stieg, bis sich endlich auch dam it die N orm alle istung des Kessels nicht m e hr halten ließ. Infolge dieser au ßerordentlic hen E r h ö h u n g des A bw ärm everluste s sa n k der W i r k u n g s g ra d von 68 %> auf 48 o/o. Die V e rschm utzungen mach ten sich am stärksten im Ü berh itzer und im S peisew asservorw ärm er b e m e rk b a r, hatte n ab e r hinsichtlich ihrer chemischen Z u sa m m e n se tz u n g un d ihres ä u ß eren Aussehens an diesen beiden Stellen einen g anz vers chie denartig en C ha ra k te r. Es ist d ah er notw endig und zw eckm äßig, die V e rschm utz ungserschein unge n im F eu errau m , in der Vorheizfläche und im Ü berh itzer von den Erschei nungen in den Speisew as ser- und Luft­

vo rw ä rm e rn g e t re n n t zu behandeln un d vor allem auf die U rs achen dieser E rscheinungen etwas n ä h e r einzugehen, um da ra us geeignete bauliche un d betriebliche M aßnahm en zu r V e rh ü tu n g bzw. zur B ek äm p fu n g der Kessel­

vers ch m u tzu n g abzuleiten.

D er V o r g a n g der H eizflächenverschm utzung jst chem isch er un d physikalisc her Natu r. Man w ird d aher sow ohl den Brennstoff, seine Zusam m en setzu n g , seinen A schen geh alt, die A sch en zu sam m en setzu n g und das Asche nverh alte n bei hohen T e m p e r a tu r e n ins Auge fassen müssen als auch die physikalisc hen V o rg ä n g e der S tr ö m u n g und des Flu g as ch en w eg es durc h den F eu errau m und das gesam te Kesselsystem. Es liegt nahe, a n zunehm en, d aß die V o r g ä n g e bei aschenarm en Brennstoffen die gleichen sind wie bei den aschenreic heren, d aß a b er die D au er eines Betrie bsa bschnitts, w ä h re n d dessen d e r Kessel ohne grü ndlic he R ein igung im Stillstand in Betrieb g e ­ halten w e rd e n kann, in s t a rk e m M aße von der absoluten A schenm enge ab h än g t. Man w ird d a h e r bei den m in d er­

w ertig en Brennstoffen ohne w eiteres mit k ü rz e r e n B etr ie bs­

zeiten rech nen müssen. Ein au fs chlu ßre iches Bild ü b e r die V o rg ä n g e bei d e r V e rsc h m u tz u n g wie auch ü b e r das

T f ^ c h einem Bericht von Dipl.-Ing. B l e c h e r auf d er 1. Sitzung des Arbeitskreises für die V e rm in d e ru n g d e r ra uchgasseitigen Verschmutzun g von Kesselanlagen beim Verein fü r die berg baulichen Interessen in Essen am 19. Juli 1939.

(8)

Aschenverhalten beim V erb ren n u n g sv o rg an g gib t die U nte rs uchung der Brennstoffaschen sowie d e r Aschen- un d Schlackenansätze an verschiedenen Teilen einer Kesselanlage. Nach Unters uchungen von L e s s n i g 1 findet vom Feuerraum bzw. dem Überhitzer, w o die ersten st ärkeren V erschlackungserscheinungen aufg etre ten w aren , bis zum Luftvorw ärm austritt eine außero rdentlic h stark e Verschiebung der Z usam m ensetzung der Ansätze statt. So nim mt vor allem der Kieselsäuregehalt in Richtung des Rauchgasw eges ab, w ährend hauptsächlich der S 0 3-Gehalt ganz erheblich zunimmt, wie dies aus Abb. 2 herv orgeh t.

Es zeigt sich, daß die Art der Z u sam m en setzu n g d e r V er­

schm utzungen in hohem Maße von der jeweiligen O b e r ­ f l ä c h e n t e m p e r a t u r der betreffenden Heizflächen ab­

hängig ist, und daß die flüchtigen Min eral bestandteile aus dem Aschengehalt der Kohle in den einzelnen Teilen der Kesselanlage ge w isserm aßen fr aktionie rt abgeschieden werden.

R o st Ü b e rh itze r- W a sse rro h re E ko L u ro Luuo R o h re h in te r vo r o b en o b e n u n te n

Ü b erh itzer E ko

Abb. 2. Chemische Zusam men setzu ng der Asche u nd der Ansätze an verschiedenen Teilen d e r Kesselanlage.

Die M eh rzahl der Beobachtungen gibt, in ihrem zeit­

lichen Ablauf gesehen, folgendes Bild: Der F ortschritt der V ers chm utz ung ist keineswegs linear oder der Kessel­

leistung verhältnisgleich. Die Heizfläche bleibt zunächst eine Weile sauber, bis schließlich die Bildung eines meist weißen, siliziumreichen Belages auf der Rohroberf läche eintritt, der allmählich zunimmt. In dem Maße, wie dad urch die O berflächentem peratur dieses isolierenden Polsters steigt, w ächst auch die G eschw indig keit der Verschm utzung, bis schließlich so hohe O berflächente m pe­

ra ture n erreicht sind, daß d e r Belag sinter t und allmählich erweicht. Von diesem Augenblick an macht die Ver­

schm utz ung schnelle Fortschritte, da n unm e hr auch mechanisch mitgerissene Flugasche, Schlackenteilchen u. dgl. an dem Belag ankleben und je nach den S tr ö m u n g s­

verhältnissen an der betrachteten Stelle schnell anwachsen.

Beim Ablösen d erartiger Versc hm utz ungen kann man gewöhnlich eine ausg es pro ch en e Schichtung des Belages feststellen. F ü r die Erkenntnis der Ursachen der Ver­

s chm utz ung ist d aher vor allem die Bildung d e r ersten Schicht von g rö ß t e r Bedeutung. W eder das Silizium noch

1 Nach einem Bericht ü ber die chemische Zusammensetzung d e r Brenn­

stoffaschen und ihren Einfluß auf die Verschmutzung d e r Kesselanlagen in der ersten Sitzung des Arbeitskreises für die rauchgasseitige Verschmutzung von Kesselanlagen beim Verein für die bergbaulichen Interessen in Essen V^ ‘ aUC^ R - l e s s n i g , Feuerungstechn. 28 (1940) Nr. 7

f l ■ sein O x y d kö n n en bei den in den Feuerungen vor- herr sc henden T e m p e r a tu r e n flüchtig w e rd e n und auf den noch sau b eren Rohre n des Kessels o d er Überhitzers i« * sublimieren. Durch das Stu dium äh nlic her Verschmutzungs- ^ erscheinungen an G a serzeu g ern hat L a n g e i folgende E rk lä ru n g gegeben. Im B rennstoffbett bildet sich bei den do rt h errschenden T e m p e r a tu r e n aus dem Silizium der Asche und dem im Brennstoff und in d e r Asche als Pyrit, ¡¡IliM' als organischer Schwefel und in ge rin g e re n Mengen als Sulfat vorlie genden Schwefel S i l i z i u m s u l f i d , eine Ver- bindung, die bei den üblichen T e m p e r a tu r e n der Feuerungen flüchtig ist. Dieses Sulfid m uß in ers ter Linie als der T r ä g e r des Siliziums a n g e sp r o c h e n w erden, auch dann, A M wenn es sich in den Belägen d e r H eizflächen nicht mehr .;'S nachweisen läßt. In oxy d ie ren d en A tm os phären wird das i-jttt Siliziumsulfid verbrannt, w obei Schw efe ld ioxyd entweicht und Siliziumdioxyd als feiner, w e iß e r Belag zurückbleibt. • • Je länger der G a s w e g ist, den das Sulfid zurücklegen muß, • :- ehe es G elegenheit zum Ansatz an einer Heizfläche findet, je höher die T e m p e r a t u r ist un d je m e h r Sauerstoff für die V e rb re n n u n g zur V e rfü g u n g steht, um so geringer ist die G efa h r einer Heizflächenv-erschmutzung. Darauf dürfte die schon von a n d e re r Seite b eo b ach tete Erscheinung zurü ckzuführe n sein, d aß in Kohlenstau bfeuerungen , die meist mit höheren F e u e r r a u m t e m p e r a t u r e n arbeiten, die V erschm utz ung sow ohl der Kesselheizflächen als auch der nach geschal teten H eizflächen g e ri n g e r ist als bei Rost­

feuer ungen . H ie r spielen allerd ings noch and ere Einflüsse eine Rolle, so die g e rin g e re n Reaktionsmöglichkeiten zwischen den A schenbestandte ile n un d die geringere S 0 3- Bildung, auf die ich bei d e r Behandlu ng der Ver­

schm utz ungserscheinungen in den nachgeschalteten Heiz­

flächen noch zu rü c k k o m m e n w erd e.

Im weitere n Verlauf der V ersch m u tzu n g sind vor v allem die rein phy sikalisc hen Einflüsse der Strömung und ^ 5 ; der F lu g a s c h e n b e fö rd e r u n g wie auch die Temperatur­

verhältnisse für den G r a d d e r V erschm utzung mit­

bestimmend. Hier bestehen in k o n s tru k tiv e r Hinsicht die weitesten M öglichkeiten, die Verschmutzungserscheinun­

gen zw ar nicht restlos zu verhindern, aber sie doch in solchen G renzen zu halten, d aß die Wirtschaftlichkeit des Betriebes nicht allzu u n g ü n s t ig beeinflußt wird. Von solchen M aß n ah m en kann man allerd ings in den meisten Fällen nur vorsorglich beim E n tw u rf un d Bau neuer Kessel­

anlagen G ebrauch machen, w ä h re n d die Möglichkeiten bei vorh anden en , s tark u n te r V ers c h m u tz u n g leidenden An­

lagen natürlich g e rin g e r sind, so fern man von größeren U m bauten absehen will.

Aus diesen B etr achtu ngen erg e b e n sich ohne weiteres die Gesic htspunkte, die für die V e rh ü tu n g von Ver­

schm utz ungen zu beachten sind, die a b e r bei den einzelnen F e u eru n g s b au arten natürlich g anz vers chie den sind, so daß — es notw endig ist, die R ostf e u e ru n g e n auf der einen Seite und die Kohlenstau b- u nd M ü h lenfeuerungen auf der anderen Seite g e t re n n t zu b ehandeln. Aus dem gleichen G runde ist es zw eck m äß ig , die Verschmutzungserscheinun­

gen im F eu errau m u nd d eren B e k ä m p f u n g sowie die Maß­

nahmen bei der A usle gung d e r Kessel- und Überhitzer­

heizflächen g e so n d e r t zu betrachte n.

R o stf e u e ru n g e n .

Da es durch bauliche M a ß n a h m e n nicht ohne weiteres verh indert w e rd e n kann, d aß gew isse leichte und auf chemische V o rg än g e z u r ü c k z u f ü h r e n d e Verschmutzungen eintreten, wird man um so m e h r b e m ü h t sein müssen, alle diejenigen Erscheinungen zu b e k ä m p fe n , die auf rein physi­

kalischem W e g e zur V ersch lack u n g d e r Heizflächen sowie der F e u e rr a u m w ä n d e fü h r e n können. D arau s ergibt sich die erste F o rd e r u n g , d aß das H in ein trag en von Flug­

schlacke in noch te ig ig e m Z u s ta n d e in die Kesselheizfläche u nbedingt verm ie den w e rd e n m uß. Dies ist möglich, wenn

. - .’ Lf " 2 e , W .: U nters uchun ge n ü b e r die U rs achen d er Ansatzbildung N ™ c ? r£ aSUng Und V erfeu eru n g von Steinkohlen, Glückauf 76 (1940)

mr. ju S. 410/13. S».

Cytaty

Powiązane dokumenty

oder Ellipsenschwingungen der Behälter so beeinflussen zu können, daß es sich nach einem nierenförm igen Querschnittsbild im Behälter anstaut und so hoch gehoben

Erfinder: Loren Glenn Symons, Hollywood (V.St.A.) Anmelder: Nordberg Manufacturing Company, City of Mil­.. waukee,

Aus der Zusam m enstellung der Einzelkosten lä ßt sich leicht auf die H öhe der spezifischen Kosten bei einer anderen Lokomotivbelastung schließen.. Dieses Beispiel

mann und Peter Reith, Essen. Versetzbare Abstützvorrichtung für den Bergbau. Erfinder, zugleich Anmelder: Peter Vanwersch. Aachen), und Alois Vanwersch,

Mai 1938 angemeldet sind, erstreckt sich ohne weiteres auf das Land Österreich, falls in diesem Land nicht altere Rechte entgegenstehen.. Für früher angemeldete

Mai 1938 angemeldet sind, erstreckt sich ohne weiteres auf das Land Österreich, falls in diesem Land nicht ältere Rechte entgegenstehen... (Schriften zur K

Mai 1938 angemeldet sind, erstreckt sich ohne weiteres auf das Land Österreich, falls in diesem Lande nicht ältere Rechte entgegenstehen.. Für früher angemeldete

Über diesem ist mit Abstand ein Zylinder von gleichem D urchm esser un d über dem Zulaufkegel ist eine A u fg abevorrichtung angeord net, die aus einem