• Nie Znaleziono Wyników

Die Zukunft, 6. Dezember, Jahrg. XXVIII, Bd. 107, Nr 10.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Share "Die Zukunft, 6. Dezember, Jahrg. XXVIII, Bd. 107, Nr 10."

Copied!
44
0
0

Pełen tekst

(1)

XXVIII. Jahrg. Berlin, den 6. Dezember 1919 Nr. 10

ie ukunft

Herausgeber

Maximilian Harden

INHALT

Seite

D ie Unverschämten ... 283

Nachdruck verboten

E r s c h e i n t j e d e n S o n n a b e n d

Preis vierteljährlich 10,— Mk., das einzelne Heft 1,— Mk.

BERLIN

Verlag der Zukunft

Großbeerenstraße 67 1919

(2)

E -a ia

. CO

£ =

m = £ $

C ca co

f i . Sn

| 3 » CD

5 = ® « >

S.m*eS )B L (j S S*B ! s

® <- H Q- 5

« £ n . g 0 £ g ® &

_ O .10

DI co % ö

■a C ^ (h

£ 5 = £

" S I

ÖEIHmiBEnHUTH

B E R L I N W

Abt

48 hochkttnstlerlsche Frei llchtaufnahmen. Biom- sllberorlginalfolos. seltene Wahl weiblicher Schönheit

< inschlicJji. ges. pesch. S te re o -A p p a ra t, h e r­

vo rrag en d . O ptik u. P la stik , n u r 15,— Mk.

franko N ach n ah m e. HlusLr. P r o s p e k t frei!

Fotohaus R. Nolte, Abt Z, Berlin S 14

D i e Z u k u n f t

is t d a s b e s t e I n s e r t i o n s o r g a n

f ü r V e r la g s h a n d lu n g e n

BERNHARD KI3NZEL

B a n k g e s c h ä f t

B E R L I N W 8

An- und U erkauf von W erlpapieren i

K o s t e n l o s e A u s k u n f t s e r t e i l u n g !

T S r-T I s o co co

P - e » - ®

** c B ea . ra ® es

2 — G l L

2 « tS 3 b w S: e ®

-- . (U L.

o ®

(D C ® -di «ß

0 « £ «

O. . .3 «-• „ 5 » C9 c

I •- (0 »

* 2 5

_ _ Q_

,-v to c _

-*= o ® ZO " W. M

03 W ra

£ e ^

,® fc o

> <w =

=5 “1 0 IM W M

0 o

Ij

Ü =

U o E g0> w C <=>

0 g

N ILz

£ 3 Cd * c 3

| N

« KB Ul B O

n Q

1 *09 M

CO m

« “ ca >

w Geheimschränke

z u m E in m a u e r n a b Lager so fo rt lieferbar

'*0

H . Arnheim

G e l d s c h r a n k s u. T r e s o r b a u -- --- Berlin S W 11

. <,-y

Bestes

zur Pflege derZähne.

M .« * * S il Dr. H o ffb a u e r*s g e s . gesch.

Yohimbin-Tabletten

t

Gegen Schwächezustände beiderlei Geschlechts. Originalpackung 25 Stck.

M. 5,50, 50 Stck. M. 10,50, 100 Stck. M. 20,—, 200 Stck. Al 38,50.

L teiatur vers. gratis E lefanten-A potheK e, B erlin 414, Leipziger Sir. 74 (DönhofpM

Detektive

anerkannt

allerersten Ranges

B e h ö r d l I n a n s p r u c h n a h m e

U e b e r w a c h u n g e n an a l l e n Orten

■ ■ E r m i t t e l u n g e n jeder Art ■ ■ S p e z i a l a u s k ü n f t e . Ruf. Vorleben, V erm ögens-u . Familien Verhältnisse

© s tre n g v e rtra u lic h u n d z u v erlä ssig ®

Auskunfts s Schütz

Berlin W. T au en tzienstr. 3

InReler. a . W it t e n b e r g p I a t z PVrnrn!': Sieinpl. 9J68

(3)

B erlin, d e n 6. D ezem b er 1919

Die Unverschämten

P r o p a g a n d a

T ^ i e C entrale für V olkstäuschung arbeitet so emsig weiter,

■^^^.als hätte nie ein N ovem berw indchen gew eht un d als glänzte über A lldeutschland noch der W o n nem o nd blühen*

der Kaiserei. W arum auch, ehe der Friede die K raft inter*

nationalen Rechtes erlangt hat, au f das vom Sieger nicht ver«»

botene, nicht verbietbare „K riegsm ittel“ trügender Darstell*

ung verzichten? N ic h t jeder Frechlingsfinte kann der ernst*

haft Beschäftigte nächlaufen. D ie allerletzte N ebelungleistung unserer ehrw ürdigen Behörde für Innen* u n d Außen*Propa*

ganda ist im m erhin aber kurzer Rede w erth. V or (ungefähr) einem H albjah r hatte ich hier erw ähnt, W ilhelm habe am sechsten Ju li 1914, vor seiner A breise, als deren Ziel auch damals am tlich die norw egischen G ew ässer genannt wur*

den, die für D eutschlands W ehrm acht V erantw ortlichen zu sich gerufen u n d das für die V orbereitun g des Krieges Noth*

wendige angeordnet. D iese Besprechung nannte ich „Kriegs*

rath“ , weil m ir bekannt war, d aß Freiherr von dem Busche, U nterstaatssekretär im A usw ärtigen A m t, einer Frage des Vorgesetzten schriftlich geantw ortet hatte: „A m sechsten Ju li hat in Potsdam eine B erathung m ilitärischer Stellen beim Kaiser Statt gefunden. Es w urde beschlossen, .auf alle Fälle vorbereitende M aßnahm en für einen Krieg zu treffen.

E ntsprechende Befehle sind hierauf ergangen. Q uelle durch*

(4)

284 D ie Zukunft.

aus zuverlässig.“ Diese vom dreißigsten A u gu st 1917 da*

tirte amtliche A usku n ft, die m ir auf „illegalem “ W ege zu*

gegangen war, w ollte ich, natürlich, nicht erw ähnen. D ie G ew ißheit, d aß ich sie nicht kenne, erm uthigte zu einem D em enti in der üblichen Lüm melform. W olffs Telegraphen*

B ureau verschickte den A uszug eines Rügeartikels der Deut»

sehen A llgem einen Zeitung. M eine A n tw o rt steht im letzten Ju lih e ft dieses Jahres. „ D er K riegsrath vom sechsten Juli soll ,ein ähnlich bösw illiges Phantasiegebild wie die Legende vom K ron rath ‘ sein. Diese (von m ir nie geförderte) Le»

gende entstand aus der A ngabe des Fürsten Lichnowsky:

am fünften J u li 14, ,bei der entscheidenden Besprechung in Potsdam*, sei beschlossen w orden, m itO esterreich, auch, wenns n ö thig werde, in einen Krieg gegen R ußland, zu gehen. D ie A ngabe ist richtig; n u r war nicht K ronrath, sondern Zwie*

spräche m it Szögyenyi, der einen Brief Franz Josephs und ein M em orandum der wiener R egirung ins N eue Palais ge*

bracht hatte (u n d danach Em pfang Beth* un d Zim m erm anns).

Vier Botschafter, M ensdorff,Lichnow sky, W angenheim ,M or*

genthau, haben den V organg erw ähnt; un d als in Berlin ein M itregirer die H e rk u n ft des (n u r in den N ebenum ständen irrigen) G erüchtes ergründen w ollte, antw ortete der Nächst*

untergebene (Busche), im G erede habe der Diplomaten*

em pfang vom fünften sich w ohl m it der m ilitärischen Be»

rath u n g vom sechsten versträhnt. N ach dieser A ntw ortschrift verzichtete der Frager au f das Schwergeschütz am tlicher Ab*

leugnung. V on A lledem w ird zu sprechen sein, wenn, end*

lieh, die von dem Staatssekretär K autsky gesammelten A kten der Kriegsgenesis aus der D unkelkam m er geholt werden.

Böswilliges Phantasiegebild oder R eitende A rtilleriekaserne:

nach der Zusage deutscher W affenhilfe m ußte der Kaiser, ehe er au f eine lange Reise ging, die für die W ehrm acht V erantw ortlichen zu sich rufen u n d die V orbereitung des Feldzuges anordnen. M u ß te , selbst w enn er den Krieg gegen G roßm ächte noch zu verm eiden hoffte; sonst fehlte er seiner Kriegsherrnpflicht. W ilhelm h at sie erfüllt, hat den Beginn der V orbereitung befohlen: un d dürfte den Leugner ,bös*

willig* schelten.“ Jetzt ist w ieder ein Sums gem acht w orden,

(5)

D ie U nverschäm ten 285 der beweisen soll, d aß alles Reden von Krön« o der Kriegs*

rath „längst widerlegte Legende“ sei. W ed er jetzt noch je zu*

vor aber ist irgendw as W esentliches w iderlegt w orden. D er von A m tes wegen befragte Baron Busche kann sich „an die Q uelle nicht m ehr erinnern“ un d hält für „denkbar, d aß er sie irriger W eise als zuverlässig bezeichnet h a t“. D an n soll ihn der Teufel holen. G ab er 1917 in einer Sache von un*

iiberbietbarer W ichtig keit dienstliche A uskunft, deren Grund*

läge er nicht m it ernstem Eifer p rü fte , dann ist er fürs winzigste A m t untauglich; wärs gewissenlose V ergeudung von Staatsgeld, diesem H errn , der ja oft genug schon aus B ukarest „irriger W eise“ berichtet hatte, noch länger Ruhe*

gehalt zu zahlen. A b er die „eingeleiteten N achforschungen“

(wie die Kerle schreiben!) haben auch A nderes ergeben. D ie V ertreter des G ro ß e n G eneralstabes, des A dm iralstabes, des M arineam tes sind am sechsten J u li vom Kaiser empfangen w orden; er hat ihnen gesagt, was gestern geschehen, u n d befohlen, den b eurlaub ten Chefs zu m elden, welche „mili*

tärische M öglichkeit ins A uge zu fassen“ sei. D as w ird von M ännern bescheinigt, die sich durch ehrenw erthen Patriotis*

m us verpflichtet glauben, in solchem Fall, wo „vor dem O h r des Feindes“ D eutschlands U n sch u ld erw iesen w erden soll, n u r U nschädliches ü ber die Lippe, aus der Feder zu lassen.

W ird nach fünfundsechzig an E rlebniß nicht armen Mona*

ten bescheinigt. D och die drei A m tsvertreter sind einzeln, nicht gemeinsam , em pfangen w orden: also war nicht Kriegs*

rath. M it so albernem Kniff w ird Bauerfang erst m öglich, wenn die H auptm annschaft der Presse „Schmiere steht“ , wie eine andere, nicht m inder löbliche Z u n ft zu sagen pflegt. „R ath“

hieß bei W ilhelm fast im m er: „Ich rede u n d die Befohlenen sperren gefälligst die O hren auf.“ W e r kam denn bei ihm zu W o rt? Ich bin gew iß, d aß er auch im Sommer 17 den Bot*

schafter Bernstorff, der doch Beträchtliches zu erzählen hatte, nicht angehört, sondern ihm eine A rie gegen „W ilso n u n d die Y ankeesbande“ von der Platte geschm ettert hat. Kriegs*

rath oder Einzelem pfang: am sechsten Ju li 14 h at der Kriegs*

herr „die für die W ehrm acht V erantw ortlichen zu sich ge*

rufen u n d die V orbereitung des Feldzuges angeordnet“ . So

(6)

las mans hier; und so ists als W ah rh eit erwiesen. O d er zweifelt ein in P reu ß en H eim ischer, daß von der Empfangs*

stunde an Alles gethan w urde, dam it H eer u n d Flotte in bester Bereitschaft zu M obilm achung u n d Krieg sei? U n d w agt nach dieser „am tlichen Feststellung“ noch Jem and, den schimmeligen Q u ark von der russischen M obilisirung, die

„den Krieg unverm eidlich gem acht“ habe, auf den Anrichte»

tisch deutscher N a tio n zu stellen? D e r M obilisirung, die n u r unter dem friedsam sten aller Zaren so lange nach Ser*

biens B edrohung durch zwei G roßm ächte beginnen k o n n te?

„In R ußland, Frankreich, O esterreich »U ngarn ging die A uffassung dahin, d aß M obilm achung noch nich tn o th w en d ig Krieg bedeute. In Z eiten politischer Spannung kann man keinem Staat zum u th en , durch Z urücknahm e von getroffe»

nen M obilisirungm aßnahm en sich in einen Z u stan d mili*

tärischer Inferiorität zu versetzen. D ie G rü nde, w arum Ruß»

land am einunddreißigsten Ju li nicht m ehr zurückkonnte, sind auf Seite 324 des Buches (,D as Verbrechen*, von dem D r. R ichard G reiling, auch Verfasser des Buches ,J’accuse‘

u n d ,D ie E nthüllungen des Prozesses Suchomlinow*, sämmt*

lieh von der M ilitärcensur der D eutschen R epublik verboten) zutreffend ausgeführt. D em N achw eis, daß die britische Re»

girung ehrlich un d aufrichtig um E rhaltung des Friedens be»

m ü ht war, m u ß beigepflichtet werden. W egen der großen A usdeh n u n g des G eb ietesu n d derW eitm aschigkeit des Eisen*

bahnnetzes bild ete eine russischeM obilm achung keine so un»

m ittelbare B edrohung wie eine deutsche, französische oder österreichische. D eutschland hat den Krieg als Präventiv»

lerieg b e w u ß t herbeigeführt u n d Kriegsziele angestrebt, die ein einigerm aßen ehrliebender G egner nicht annehm enkonnte.

D e r am fünften J u li beschlossene Präventivkrieg w ar schon im Septem ber zum E roberungskrieg gew orden. D a ß das deutsche Friedensangebot vom zw ölften D ezem ber 1916 un*

annehm bar, d aß es vielmehr, nach dem vom A bgeordneten Erzberger m itgetheilten U rth eil eines neutralen D iplom aten, ,ein u nter Z uchthausstrafe angedrohter Friede* war, ist klar.

Freilich sind die territorialen Ziele der E ntente (A rm enien, Irredenta, Elsaß»Löthringen) an sich viel berechtigter als die

(7)

D ie U nverschäm ten 28 7

der A lldeutschen. Im zweiten Bande des »Verbrechens4 wer»

den die deutschen A nnexionisten, der preußische M ilitarist mus u n d das Ju n k erth u m in ihren G efahren für die Mensch»

heit geschildert. D ie sogenannten Friedensschlüsse von Brest»

Litow sk u n d B ukarest sind die unerhörtesten G ew altakte, die die G eschichte seit vielen Jahrhu n derten zu verzeichnen h at.“

A ll diese Sätze hat Seine Excellenz der G eneral G raf M ax M ontgelas, D em okrat, geschrieben u n d im Sommer 1918 H errn G reiling überm itteln d em sie ein Ruhm eskränzlein win.- den u n d der sie, weil Seine Excellenz jetzt, als G utachter (wirk»

lieh: G u tachter) der berliner R egirung y n d zu U e b e rp rü fu n g von K autskys A rb eit berufener H erausgeber am tlicher Ur»

künden, von A lledem das G egentheil verkündet, nun in der N euen Schweizer Z eitun g veröffentlicht hat. D e r G raf und G eneral, der noch im Sommer 18 so vernünftig über Ruß»

lands M obilisirung un d D eutschlands Schuld an Beginn und Verlängerung des Krieges, so em pört ü b er „die Lüge des V e rte id ig u n g sk rie g e s“ sprach, hat zwar sein U rth eil um»

gekräm pt (was ja ihm unbestreitbares Recht ist), kann aber den neuen Sums vom sechsten J u li nicht gem acht haben.

W e r w ars? Z u L eitung der äu ßeren u n d inneren Pro»

paganda ist im A usw ärtigen M inisterium H err D r.O tto D rie » sen erkürt w orden. G ew iß ein wackerer M an n ; da er eine der vielen rechten H än d e des Propagandachefs Erzberger w ar (n u r eins der H ändchen, die der H e rr Finanzm inister auch im A usw ärtigen noch hat), ist er w ohl irgendwie tüch»

tig. N u r: im Ja h r 1918 hat er ein Buch veröffentlicht, das den T itel trägt: „D as deutsche V olk u n d seine Fürsten; eine A n tw ort auf die V erständnißlosigkeiten des A uslandes“ und das zu V erherrlichung W ilhelm s u n d anderer deutschen Für»

sten sich au f die steilsten W ortg ip fel hebt. K osthäppchen gefällig? „W elches auch die künftige politische Entwicke»

lung des D eutschen Reiches im In n ern 'sein m öge: D as w ird nie u n d nim m er auch n u r im G eringsten berühren das u r­

alte, auf unerschütterlicher G em üthsgrundlage beruhende Vertrau ensverhältniß zwischen dem deutschen V olk u n d seinen Fürsten. A uch, als klar zu Tage trat, daß, wie für den Aus»

bruch des W eltkrieges, auch fü r dessen V erlängerung un»

(8)

2 8 8

seren Kaiser keine Schuld trifft, ist die Entente ihrem Ver*

leum dungziel treu geblieben. Sie hat der genialen Kriegs*

führun g H in d en b u rg s u n d Ludendorffs nichts Gleichwer*

thiges gegenüberzustellen. D er K riegsherr, die Offiziere un d das H eer bilden ein unzertrennliches G anze. Ew ig w ahr ist das W o rt Kaiser W ilhelm s, das dem D eutschland des zwan*

zigsten Jah rh u n d erts die w irthschaftlichen W ege gewiesen h a t: .U nsere Z u k u n ft liegt auf dem Wasser.* U nabhängig von der w andelbaren M acht der Parteien ist das innere Ver*

h ältn iß des deutschen Volkes zu seinen Fürsten; es ist das in tausendjähriger Q eschichte täglich neugeborene G efühl der geistigen Einheit von F ürst u n d V o lk .“ G en ü g ts? All d er verschlissene P lu nd er aus der am tlichen Schwindelge*

nesis, vom B om benw urf auf N ü rn b e rg bis zum Franzosen*

einbruch in den Elsaß, w iederholt H e rr D riesen gläubig;

u n d b eru ft sich, als au f den Entschleierer britischer T ücke, auf den Professor M endelssohn*B artholdy, der, in Gemein*

schaft m it Excellenz M ontgelas, die (schon in der ersten Lebenswoche verschollene) versailler Schutzschrift für die U n sch u ld kaiserlicher Regirung verfaßt hat und nun die vom gew issenhaften Fleiß des H errn K autsky gesam m elten A kten herausgiebt. N o c h las ich die E rnen n un g des H e rrn D riesen nicht im Reichsanzeiger; w eiß aber, d aß er schon als H a u p t der P ropaganda „fü r A u ß e n un d In n en “ arbeitet, u n d könnte seinen from m en K inderglauben für den Born halten, dem die M är ü b er den sechsten J u li 14 enttröpfelt ist. D och er o der ein A nderer: in dem A usw ärtigen M inisterium , für das ein m arxistischer Sozialdem okrat (ein, seit er am ersten A u g u st 1914d urch den M u n d eines belgischen D olm etschers in Paris feierlich u n d gu tgläu b ig die A b leh nu n g der deutschen Kriegs*

kredite zusagte, den W estvö lk ern als Lügner u n d V erräther geltender) die V erantw ortung trägt, scheint nicht n u r Nie*

m and zu finden, der eine N o te, eine den letzten, schwäche*

ren N o te n der Clemenceau*M andel*Pichon an gedrungener Schlagkraft auch h u r zu vergleichende, schreiben kann, er*

k enn t nicht n u r Keiner den verhängnißvollen Blödsinn einer O stp olitik, die R ußland geradezu in die w eit geöffneten Arm e Englands u n d A m erikas treibt, sondern ragen ringsum noch

(9)

D ie U nverschäm ten 289 die wurm ig m orschen Stützen des alten Systems. W e n n H e rr Schüler, Personalienreferent u n d , sagt m an, A lles in Allem , von diesem Z u stan d N u tzen erhofft, soll er w enigstens die arbeitsam en R outiers, Staats* u n d U nterstaatssekretäre, Bot««

schafter u n d G esandte, zurückrufen, deren M u ß e das arme Reich nicht ewig m it R uhesold würzen kann. M it dem H errn von Rom berg, einst, leider, G esandten in Bern, in dem alle üblen Eigenschaften deutscher D iplom atie sich verkörpern u n d dessen E inführu n g (als eines „Sachverständigen“) in den U ntersuchung»A usschuß zu dessen E ntw erthung vor allem A uslan d genügen w ürde, u n d m it dem Trefflichen, der zu dem Bilde des ältesten K ronprinzensohnes, als des „ange*

stam m ten Königs von P re u ß en “ , aufblickt, w ird das G eschäft n icht zu führen sein. W ä h re n d der Propagandachef von m orgen um die V erhim m elung W ilhelm s u n d anderer An*

gestam m ten bem üht war, spottete der aus Bissings Schand*

w irthschaft aufgeschossene Pressechef von heute öffentlich, auch im Sommer 18, D erer, die von einem den Belgiern ge*

thanen U nrech t zu reden, gar ihm Sühnung zu heischen w agten, u n d forderte Belgiens K ongo als „E ntschädigung“

D eutschlands. U m die selbe Z eit bat ein deutschfreundlicher Schweizer, der m einen E influß überschätzte, mich, „doch, endlich, die A bb eru fu n g des R om berg durchzusetzen, dessen Rieselbeeten das schlimmste Gew ächs entkeim t ist und bei dessen N am en schon in den stillsten O stkantonen ruhige Leute w ild w erden.“ U n d mit dieser G a rn itu r will Deutsch**

land V ertrauen erw erben? M it ihr im Rücken sollen Red*

liehe zu frem den V ölkern sprechen, in die W ilhelm straße, in irgendeine wichtige Reichsw erkstätte sei neuer Geist einge*

zogen? Im vorigen W inter haben wirs geglaubt; durften wirs glauben. Jetzt tritt, jetzt trete jeder Reinliche im Stahlwamms tiefsten M ißtrauens in den D unstkreis deutscher Regirung.

D och jed er heim se den ihrem W iderw illen m ühsam aus*

gequetschten Erkenntnißstoff. A m dreißigsten Ju n i 14 be*

richtet der Botschafter Tschirschky, in W ie n herrsche auch in Ernsten der W u n sch , einmal gründlich m it Serbien ab*

zurechnen; u n d W ilhelm schreibt an den R and des Berich*

tes: „Jetzt oder n ie l“ N eb en Tschirschkys M eldung, er warne

(10)

vor unüberlegten Schritten, steht die flegelhafte Rüge des Kaisers: „ W er hat ihn dazu erm ächtigt? D as ist sehr dum m ! G e h t ihn gar nichts an, da es lediglich Oesterreichs Sache ist, was es hierauf zu th u n gedenkt. N achher h eiß t es dann, wenn es schief geht: D eutsch lan dh atn ichtg cw olltüT schirsch * ky soll den U n sinn gefälligst lassen! M it den Serben m uß aufgeräum t werden, un d zwar bald! W .“ Tschirschky m uß um fallen; sagt zum G rafen B erchtold „m it allem N achdruck im N am en seines kaiserlichen H errn, d aß man in Berlin eine A k tio n gegen Serbien erw arte u n d es in D eutschland nicht verstanden w erden w ürde, w enn Oesterreich* U ngarn die ge»

gebene G elegenheit vorübergehen ließe, ohne einen Schlag zu fü h ren “ . Am fünften Ju li wird in Potsdam den Oester*

reichern, die ihre A bsicht au f „V erkleinerung“ Serbiens gar nicht hehlen, unbedingte W affenhilfe, auch für Krieg gegen R uß lan d, zugesagt. A m Sechsten den für H eer u n d Flotte D eutschlands V erantw ortlichen die V orbereitung nahen Krie*

ges befohlen. A m D reizehnten w ird aus W iesners Bericht in W ien bekannt, daß H o f un d R egirung in Belgrad nicht im A llergeringsten zu dem A tten tat auf Franz Ferdinand mitge*

w irkt haben, nicht einmal irgendw elcher M itw issenschaft ver*

dächtigsind; „es bestehen vielm ehr A nhaltspunkte,D ies als aus*

geschlossen anzusehen“ . A n dem selben T ag w ird in berliner Reichsäm tern der wesentliche In h alt des w iener U ltim atum s gelesen (dessen K enntniß dann eben so hartnäckig geleugnet w ird wie später die Fälschung der in Belgien gestohlenen Staats*

u rk u n d en ). A lle Verm ittlervorschläge w erden abgewiesen oder durch H euchelkom oedie vereitelt. D e n n : nach offener A b ' lehnung jedes Vorschlages, schreibt, am A chtundzw anzigsten, Bethm ann an B erchtold, „w ürden w ir als die eigentlichen T reiber zum Krieg hingestellt w erden“ (die „w ir“ , wie heute unzw eideutig erwiesen ist, waren). D as aber „w ürde auch unsere Stellung im eigenen Lande unm öglich m achen, wo w ir als die zum Kriege G ezw ungenen dastehen m üssen“ . M üssen.

D eshalb spricht am vierten A u gu st der w ahrhaftige M u n d Seiner M ajestät des A llergroßm ächtigsten, A llerdurchlauch*

tigsten, A llergnädigsten Kaisers, K önigs u n d H errn : „In un*

beirrb arer R edlichkeit h a t meine Regirung auch unter heraus*

(11)

D ie U nverschäm ten 291

fordern d en U m ständen die E ntw ickelung aller sittlichen, geisti*

gen u n d w irthschaftlichen Kräfte als höheres Ziel verfolgt. In aufgedrungener N o th w eh r, m it reinem G ew issen und reiner H a n d ergreifen wir*dasJSchwert.“ jjDer Propagandachef, der das W ag n iß unternim m t, dieses Lügengespinnst, das unsauber*

ste, in das irgendw o jem als ein V olk verfitzt w orden ist, aus der W e lt zu schwatzen, zu kritzeln, in reinliches G efädel auf*

zuknäueln, verdient fü r seine K ühnheit schon den Kranz.

O H L

A ls es (im Stil des höchst königlich B ew ährten) „schief ging“ , hieß es in O esterreich, U ngarn, d erT ü rk ei, B u lg a rie n :

„D eutsch lan d h a t es gew ollt.“ Von Rechtes wegen. W arum es so zum Entsetzen schief gehen m ußte, lernt man klar erst nach tiefem Blick in die Schwarze Küche erkennen, in der die O berste H eeresleitung „P o litik “ (was ihr Politik schien) machte. D a sie selbst ihrW o llen deutlicher, als ein A nderer ver«

möchte, ausdrückt, gebe ich heute zunächst hier zwei Proben.

I. „A n Seine M ajestät.

G roßes H au p tq u artier, den 27. 6. 17.

E uer M ajestät haben mir v o r einigen W ochen eine vom A usw ärtigen Am t überm ittelte A euß eru n g eines russischen Polen Von Kunow ski und einen A usschnitt der Freisinnigen Z eitung zugeleitet. Beide Schriftstücke befassen sich mit der P erso n des Reichskanzlers. Ich habe es fü r m eine Pflicht gehalten, sie auf ihren W erth zu prüfen, und bin zu Folgendem gekom m en :

Die A nsichten d e s H errn von Kunowski sind in dem E uer M ajestät vorgelegten Bericht anscheinend nicht richtig w ieder­

gegeben. D em C hef des K riegspresseam ts g e g e n ü b er hat sich H e rr von Kunowski' am zw eiundzw anzigsten Juni folgender­

m aßen g e ä u ß ert: ,,Den Russen und übrigens auch den Franzosen.

E ngländern, Italienern usw. kom m e es darauf an, einen m öglichst d au ern d en Frieden zu erzielen. H ieraus ergeben sich verschie­

dene S chlußfolgerungen. Die Russen m öchten nicht gern Son­

derfrieden schließen, weil sie fürchteten, es d ann m it E ngland, un d Frankreich zu v erderben u n d w ehrlos D eutschland ausge­

liefert zu sein, w ovon m an eine U n terstü tzu n g d e r Reaktion be­

fürchte. Diese B efü rch tu n g w erde vor Allem du rch die A uf­

fassung gestützt, d aß. es in D eutschland nicht eine einheitliche

(12)

2 9 2

politische G ew alt gebe, so n d ern daß d er Reichskanzler einer­

seits, die O berste H eeresleitung andererseits völlig verschiedene Ziele zu erreichen suchten. V om Reichskanzler verm uthe m an; daß er an sich d e n W ünschen R ußlands und d er E ntente weit m eh r entgegenkom m en w ürde, w enn e r nicht von d e r O bersten H eeres­

leitung d aran g eh in d e rt w ürde, die ihrerseits positive Ergebnisse des Krieges verlange. In Folge D essen seien die A eußerungen des K anzlers nichtssagend und die Russen könnten nichts dam it anfangen. An sich bestehe gegen die deutsche R egirung, ins­

beso n d ere gegen den Reichskanzler, keine besondere Abnei­

gu n g . A ehnlich sei die A uffassung bei den än d ern Entente­

m ächten. W enn auch hie und d a g esagt w orden sei, m an könne m it dem Kanzler, d e r d en K rieg begonnen habe, keinen Frieden schließen, so spiele D as keine w esentliche Rolle.'

D em nach g e h t die A nsicht u n sere r Feinde nicht, wie aus dem E uer M ajestät vorgelegten B ericht entnom m en w erden m uß, dahin, daß d er K anzler ih r gefährlichster Feind sei.

Die Freisinnige Z eitung, das Blatt Eugen Richters, ist das offizielle O rgan des d o k trin ären bürgerlichen Freisinns. Sie ver­

tritt m it d e r B lindheit, wie sie dem b ü rg erlich en Freisinn eigen ist, den Parlam entarism us in rein ster Form . In diesem Ziel ist sie m it d en g roßen B lättern des jüdischen Freisinn^, dem Berliner T ageblatt und d e r F ran k fu rter Zeitung, d u rch au s eines Sinnes.

Das Blatt hat jedoch bei W eitem nicht d en gleichen Einfluß wie die letztgenannten Blätter. Die Freisinnige Z eitung äußert nun ihre B efriedigung d arü b e r, daß d e r K anzler fester als je kn1 Sattel sitzt. Daß D ies kein geschlossener A usdruck des Frei­

sinns ist, g e h t a u s einem Artikel des B erliner T ageblatts hervor, in dem ein P ersonenw echsel im Reichskanzleram t als ein noth- w endiger B eitrag D eutschlands z u r L ösung der W eltkrise be­

zeichnet wird.

Im U ebrigen v ertritt die freisinnige Presse diesen S tandpunkt m eines E rachtens a b er auch n u r deshalb, weil sie glaubt, u n ter dem jetzigen K anzler ihrem Ziel, dem Parlam entarism us, näher zu kom m en. Einem starken Staatswesen, wie wir es brauchen, h at die Freisinnige Z eitung niemals zugestim m t u n d w ird sie nie zustim m en. W enn sie den K anzler fü r d en V ertreter eines starken Staatsgedankens hielte, w ürde sie ihn sicher nicht stützen, ln w elchem Maße d e r Freisinn am rein en Parlam entarism us festhält, g e h t aus dem anliegenden Artikel d e r F rankfurter Z eitung her­

vor. E r fo rd ert, daß d er T räg er d e r K rone völlig in den H inter­

g ru n d treten soll v o r d en au s d em Parlam ent zu entnehm enden

(13)

D ie U n verschäm ten 293 Leitern d e r Politik, die die K ontrole über die gesam m te Be­

am tenschaft haben sollen.

In einer gelegentlichen S tellungnahm e eines freisinnigen Blattes fü r d en K anzler kann ich1 d a h e r n u r ein w enig gu tes Zeichen erblicken.

Itih weiß nicht, o b E u e r M ajestät au f G ru n d d er m ir ü b er­

san d ten A eußerungen d es H errn von Kunowski und der Frei­

sinnigen Z eitung angenom m en hatten, daß d e r Kanzler im d eu t­

schen Volk als d e r T räg er einer starken und d am it unseren Feinden gefährlichen äußeren Politik gilt und daß seine G esam m tpolitik von d e r Masse d es V olkes getheilt un d gestützt wird. W äre es d e r Fall, so m üßte d e r Reichskanzler in der Presse und im Reic'hstag eine M ehrheit haben. Die ist aber nicht vorhanden.

Bis vor K urzem w ar d as Bild folgendes;:

F ü r d en R eichskanzler traten die gem äßigten Sozialdem o­

kraten und d e r Freisinn m it ih re r Presse ein, N ationalliberale u n d C en tru m verhielten sich verhältnism äßig passiv, die rechts­

steh en d en Parteien und Blätter, die g roßen parteilosen Z eitun- glen (Lokalanzeiger, Vossische Zeitung, Tägliche R undschau, D eutsche Zeitung) und d er bei W eitem größte Theil d e r Provinz­

b lätter stellten sich m eh r o d e r w eniger schroff in G egensatz zum Kanzler.

Eine gewisse W a n d lu n g ist in letzter Zeit dad u rch ein­

getreten, daß, wie schon erw ähnt, einzelne gro ß e sozialdem o­

kratische und freisinnige B lätter (V orw ärts u n d Berliner Tage­

blatt) anfangen, nach einem Kanzlerwechsel zu streben. W enn d e r V orw ärts derartige W ünsche kund giebt, so sind es gleich­

zeitig die W ünsche d e r sozialdem okratischen Parteileitung.

Die G rü n d e dieser Lage und des W echsels sind klar. Sozi­

aldem okratie und Freisinn haben ihn bislang gestützt, weil sie sahen, daß er ihrem D än g ern nachgab. Sie erhofften von ihm eine g rö ß ere A n n ä h e ru n g an ihre politischen Ziele, den P ar­

lam entarism us, d e r auch fü r die Sozialdem okratie die erste Etape bildet. Es ist bezeichnend, daß un m ittelb ar nach E u rer M ajestät O sterbotschaft bei beiden Parteien die F o rd e ru n g des gleichen W ahlrechts erh o b en , die T heilnahm e von P arlam en­

tariern an d e r R egirung un d die sofortige N eu o rien tiru n g ver­

langt w urde. Diese F o rd eru n g en traten im m er stärker hervor.

A nscheinend sind a b e r seit K urzem Zweifel d a rü b e r aufge­

taucht, ob der Kanzler so w eit g ehen w ird und darf. D aher, die W ünsche des B erliner T ageblatts und d es V orw ärts nach einem Kanzlerwechsel. Sie w erden sich ihm e rst d a n n w ieder zir-

(14)

294 Die Zukunft

w enden, w enn erneute Zugeständnisse gem acht w ürden, u n d dann nach einiger Zeit das Spiel w iederholen.

G anz ähnlicher A rt sind die G rü n d e, die zu d er Pas.- sivität des C entrum s und der N ationalliberalen g efü h rt haben.

A uch diese Parteien streben ein e r w esentlichen E rw eiterung d er P arlam entsm acht zu. A uch ist dem C entrum die Auf­

hebung des Jesuitengesetzes und d es S prachenparagraphen zu ­ gestanden. Sie treten ab e r d och nicht rückhaltlos neben den Kanzler, weil sie im U ebrigen m it d e r H a n d h a b u n g d er Politik durch den K anzler nicht einverstanden jsind. Sie erblicken in dem Fehlen jed er straffen F ü h ru n g und einer starken H and im Inneren und in der Scheu d e r R egirung vor scharfen und d u rch ­ greifenden M aßnahm en eine schw ere G efah r und glauben nicht, daß d e r K anzler nach seinem politischen V orleben im Stande sein wird, die deutschen F o rd eru n g en nach außen rückhaltlos zu vertreten. Bei d en rechtsstehenden Parteien und dem größten Theil d e r parteilosen Blätter, die entw eder F ord eru n g en in R ichtung au f den Parlam entarism us nicht stellen o d e r als partei­

lose B lätter nicht d as gleiche Interesse an ihnen haben, ü b er­

wiegt naturgem äß die Kritik an d e r Politik des Kanzlers, da sie Sonderw ünsche, die ihnen d er Kanzler erfüllen könnte, nicht haben. Sie stehen d a h e r im offenen Kampf. Sie fürchten vom K anzler eine weitere V errin g eru n g d e r Staatsgewalt, ein Ab­

bröckeln von d e r M acht d e r K rone und ein schrittw eise w eiteres N achgeben nach innen und nach außen.

Eine M ehrheit fü r d ie Politik des Kanzlers besteht dem nach nicht. D iejenigen P arteien und Kreise, w elche ihn augenblick­

lich stützen, th u n D ies n u f b ed in g t und aus egoistischen, dem Staats'wohl entgegengesetzten Interessen. D em scheint zu w ider­

sprechen, daß d e r K anzler bei seiner letzten großen R ede eine A rt V ertrauensvotum fast d e s ganzen Reichstages erhielt. Diese V ertrau en sk u n d g eb u n g bezog sich aber, wie ich aus vielen A n­

zeichen schließe, nicht a u f den K anzler und seine Politik, sondern sie erfolgte lediglich a u f die vom K anzler b etonte U eberein- stim m ung d e r R eidhsleitung m it den B undesgenossen un d d e r O bersten H eeresleitung. Ich bin überzeugt, daß die F ü h re r der rech tssteh en d en u n d d e r M ittelparteien d es1 Reichstages! w enn sie von E u er M ajestät befra g t werden!, diese meine M einung be­

stätigen würden'.

In diesem Z u sam m en h an g d a rf ich ab er auch allgem ein auf die h ohe B ed eu tu n g hinweisen' die m eines Erachtens eine F ü h ­ lungnahm e E uer M ajestät m it d en politischen F ü h rern des Volkes hätte.

(15)

D ie U nverschäm ten 295 V oran stelle ich die B edeutung1, die ein solcher Schritt für d as V ertrauen des Volkes zu E u er M ajestät und fü r die innere Stärke und den Z usam m enhang' des Volkes hätte. Leider haben die H offnungen, die an E u er M ajestät O sterbotschaft g eknüpft w urden, nämlich, d,aß der P arteih ad er au fh ö ren w ürde, sich nicht erfüllt. Die Z errissenheit ist g rößer als vordem . A uf d er einen Seite ist die B egehrlichkeit d e r politischen F ü h rer gestiegen;

sie hoffen, m it dem kleinen F in g er.d ie ganze H and zu erraffen;

au f der an d eren Seite sind die B efürchtungen, daß es auf dieser B ahn V eiter, als es fü r d en Staat g u t ist, gehen wird, gestiegen.

Daß diese Folgen eingetreten sind, ist m eines E rachtens lediglich' dem U m stand zuzuschreiben, daß es dem Kanzler nicht eigen ist, klar um rissene Entschließungen zu fassen, sie in fester Form zu vertreten und an diesen Entschließungen unverrückt festzu halten.

Eine enge F ühlu n g n ah m e E uer M ajestät m it den politischen F ü h rern w ird Diese lehren, daß zwar E uer M ajestät gewillt sind, dem Volk ein größeres Maß von M itarbeit an den G eschicken des Landes zuzugestehen, daß aber die G renzen feststehen.

D ann w erden die linken Parteien sich bescheiden, die rechten ab er w erden sehen, daß d er beschrittene W eg nicht in den Ab­

g ru n d fü h rt. Beide w erden von der Kritik ab lassen un d statt D essen positiv m itarbeiten.

E uer M ajestät w erden ab e r aus einer .solchen F ü h lu n g n ah m e m eines E rachtens auch die U eb erzeu g u n g gew innen, daß die rechten Parteien noch im m er die V ertreter desjenigen Theils*

des Volkes sind, der auch jetzt noch am E hesten und o hne For­

d e ru n g en bereit ist, selbstlos fü r E uer M ajestät bis zum Letzten einzustehen, m ögen auch seine F ü h rer im Festhalten am Be­

steh en d en und Betonen ihres S tandpunktes m anchm al zu weit gegangen sein.

E uer M ajestät w erden außerdem ein sicheres Bild ü b er m anche an d ere V orgänge auf dem politischen G ebiet erhalten.

Die Stockholm er K onferenz ist leider in den A ugen der W elt und des deutschen Volkes nicht D as geblieben, was sie sein sollte: ein privater S chritt d e r Sozialdem okratischen Partei. Sie ist zu einem hochpolitischen A kt gew orden. Die A ußenw elt glaubt, d a h in te r E uer M ajestät A bsichten zu sehen, und im Inneren fühlen sich die an d eren Parteien, nicht o h n e Recht, hin ter die scheinbar von d e r R egirung als S p rach ro h r b enutzten Sozi­

aldem okraten zurückgesetzt. D u rch die K onferenz sind die internationalen sozialdem okratischen T endenzen zweifellos ver-

(16)

296 Die Zukunft

* stärk t; und au ch im In n ern hat d a d u rc h das A nsehen des m on­

archischen Staates schw er gelitten. D as Alles w erden, glaube ich, die politischen F ü h re r E u er M ajestät bestätigen.

G estatten E u er M ajestät m ir noch ein W o rt über die Sozial­

dem okratie. Die sozialdem okratischen T endenzen sind in W a h r­

heit bei W eitem' n icht so verbreitet, wie es nach dem Auf­

treten ih r e r F ü h re r und d e r Rücksicht, die sie genießen, ange­

nom m en w erden kann. Z u Beginn des Krieges sagte sich d e r sozialdem okratische Theil der arbeiten d en B evölkerung über­

h a u p t von seinen F ü h rern los, so daß Diese einlenken m ußten.

- Leider ü b ernahm es die R egirung nicht, ihrerseits nu n die F ü h ru n g zu übernehm en. Die führerlose Masse ist dann all­

m ählich w ieder in die H and d e r sozialdem okratischen H äu p ter gekom m en, ab e r es sind heute m eh r d en n je ,M itläufer'. G efähr­

liche A nzeichen d es W achsthum s sind ab er schon v o rhanden.

Die Sozialdem okratische A rbeitgem einschaft hetzt die niedrigsten Instinkte au f und die sozialdem okratische M ehrheit ist gezw un­

gen, um nicht an Einfluß zu verlieren, ebenfalls alle F o rd eru n g en ihres A nhanges, m ögen sie auch noch so albern und u n g erech t sein, zu vertreten. W enn som it eine sozialdem okratische G e­

fah r zu r Zeit noch nicht besteht, so ist es doch hohe Zeit, daß die R egirung die Zügel straffer nim m t. Die schw erste Sorge ist ab er augenblicklich das Sinken der S tim m ung im Volke. Sie m uß g eh o b en w erd en ; so n st verlieren wir den Krieg. Auch unsere B undesgenossen bedürfen einer starken R ückenstärkung,

“ sonst ist die G efah r vorhanden, daß sie abfallen. D azu gilt es im Inneren die schw ierigsten .w irtsc h a ftlic h e n und fü r die Z ukunft bedeutsam sten Fragen zu lösen, wie E rnährungpolitik, V or­

b ereitu n g d e r U m stellung in die F rie d e n s w irts c h a ft usw. Es entsteht die Frage, ob d e r K anzler z u r L ö su n g dieser Fragen (und sie m üssen richtig gelöst w erden, sonst sind wir verloren) im

Stande ist. von H in d en b u rg ."

II. „An d en H errn Reichskanzler.

C hef d es G eneral- G ro ß es H au p tq u artier, d e n 7. 7.1917.

stabes des Feldheeres.

Auf E uer Excellenz Schreiben v. 25./6. beehre ich mich zu e rw id e rn :

Ich stim m e E u er Excellenz d arin zu, daß die S tim m ung in d e r H e i m a t zweifellos h e rabgedrückt ist. D en G ru n d hierfür sehe ich jedoch nicht, wie E u er Excellenz, in erster iLnite in ge­

täuschten H offnungen auf ein frü h es Kriegsende, so n d ern in be­

(17)

D ie U n verschäm ten 29 7 d eu ten d höherem Maße in w irtsc h a ftlic h e n Schwierigkeiten u n d innerpolitischen U nstim m igkeiten. Das g eh t m eines E rachtens u n te r A nderem a u s d en m ir regelm äßig im A uszug zugehenden Berichten d e r Stellvertretenden G eneralkom m andos u n d auch1 aue dem G esam m thild d e r Presse zweifelsfrei hervor.

D as Volk fist m[it R echt em pört d a rü b er, daß V ersprechungen auf dem G ebiet d e r E rn ä h ru n g nicht gehalten w erden konnten.

Es »st bereit, jed er M öglichkeit offen in d a s G esicht zu blicken, w enn sie ihm ungeschm inkt dargestellt und es selbst davon überzeugt wird, daß die R egirung ihr M öglichstes thut, um ver­

m eidbare S chäden abzuw enden; auch m uß es sehen können, daß überall g e re c h t verfahren, wird. D as N ichtinnehalten d er Ver­

sprechungen h at ab er d a s V ertrauen des Volkes in die be­

rufenen F ü h rer, die Beam tenschaft, schw er u n terg rab en ; auch sieht die B evölkerung, daß dem W ucher, dem Ketten- und Schleichhandel nicht m it E rfolg entgegengetreten w ird. Es ist ferner kaum zu bestreiten, d aß auf dem G ebiet des E rsatzfutter­

m ittelwesens und d e r T ro ck n u n g d e r N ahrungm ittel schneller und ergiebiger hätte gearbeitet w erden m üssen.

E uer Excellenz erw ähnen im Einzelnen die K ohlenversor­

g u ng. Ich habe bereits E nde d e s Jahres 1916 w äh ren d m einer A nw esenheit in Berlin m ündlich die in B etracht kom m enden Stellen d e r R egirung auf die N o tw e n d ig k e it d u rch g reifen d er M aßnahm en in d e r K o hlenversorgung hingew iesen; ich habe am 2 0 .2 .1 9 1 7 schriftlich m eine A nsicht w iederholt, daß ein K ohlen­

kom m issar n u n m e h r beschleunigt eingesetzt w erden m üsse, und dabei betont, daß n u r eine ganze Persönlichkeit mit w eitest­

g eh en d er V ollm acht die A ufgabe bew ältigen könne. Die Er­

eignisse haben gezeigt, daß jedenfalls die Persönlichkeit des bisherigen K ohlenkom m issars nicht au sreichte; ob seine Voll­

m achten g en ü g e n d e waren, ist m ir se h r zweifelhaft. Jetzt kann ich n u r hoffen, daß d e r neue K ohlenkom m issar der geeignete M ann ist und daß seine T üchtigkeit nicht du rch R essortschw ierig­

keiten b eeinträchtigt w ird. W enn n u n m e h r das alleinige Heil in d e r sofortigen Freigabe von fünfzigtausend Facharbeitern aus dem F eldheer gefu n d en wird, SO' m uß ich mit allem' N ach d ru ck darauf hinweisen, daß eine solche A bgabe in Zeiten entschei­

d en d er Kaimpfthätigkeit, in denen das H eer die A ufgabe des u n ­ bedingten S tandhaltens erfüllen m uß, von H eute au f M orgen g ar nicht imgolich ist. D as F eldheer hat vom N ovem ber 1916 ab bereits hundertsechzigtausend Facharbeiter, einen se h r w erthvollen B e s ta n d te il seiner Kraft, z u r V erfü g u n g gestellt; trotzdem hoffe

(18)

29 8

* ich, die K ohlenarbeiter so rechtzeitig zurückschicken zu können, daß durch ihre A rbeit ernste Schw ierigkeiten im W inter ver­

m ieden w erden. Sollte Das aber w ider Erw arten nicht m öglich sein, so betone ich schon jetzt (um das H ochkom m en an d erer U rtheile so weit wie m öglich zu verhindern), daß ich die Schul an solchen Z ustd än d en lediglich in den V ersäum nissen un d Fehlgriffen frü h e re r Zeit und d e r anfänglichen Scheu vor d u rc h ­ greifenden M aßnahm en erblicken kann. Ein A bladen d er Schuld auf m eine S chultern, wie es seiner Zeit m t vöilligem U n rech t in d e r polnischen F rage und in d e r Frage der belgischen A rbeiter geschah, lehne ich im V oraus ab.

D en zweiten G ru n d der inneren U nzufriedenheit erblicke ich, wie eingangs erw ähnt, in den innerpolitischen U nstim m ig­

keiten. In im m er verstärktem Maße wird aus d e r bei Beginn des Krieges v o rh an d en en G eschlossenheit eine Z errissenheit, wie sie selbst in den schlim m sten Zeiten vor dem K rieg nicht be­

stand. D er G ru n d ist m ir klar. D er Einfluß unverantw ortlicher O rg an e auf die V olksstim m ung ist stärk er als d e r d er Regirung) und der zur Führung* des Volkes berufenen Beam tenschaft. D ieser Z ustand wäre nicht eingetreten, w enn im Volke die U eber- zeu g u n g herrschen w ürde, daß die R egirung m it festem W illen, o h n e n a d i rechts und links und nach außen zu sehen, ihren W eg geh t. So ab e r wirkt auf die V olksstim m ung, insonderheit in d e r K riegszielfrage u n d a u f dem; G e b ie t d e r N euorientiurng, nicht die Rücksicht auf das allgem eine Staatswohl, so n d ern unge­

hem m t diejenige au f Privat-, Partei- und Sonderinteressen. D as hat n o th g ed ru n g en zu den inneren G egensätzen u n d Zw istig­

keiten geführt.

Ich 'bin d ah er d e r A nsicht, daß innere Schwierigkeiten viel m eh r als die getäuschten H offnungen auf ein nahes Kriegsende die Schuld am Sinken d er S tim m ung tragen.

W as E uer Excellenz A usfü h ru n g en ü b er diese getäuschten H offnungen im Z usam m enhang m it dem U nterseebootkrieg und m it d er allgem einen Lage anbetrifft, so kann ich auch sie nicht unw idersprochen lassen.

D as F eldheer hat sich o h n e W eiteres mit d e r M öglichkeit eines w eiteren K riegsw inters abgefunden. Es ist jedem einzelnen Soldaten am ' Feinde selbstverständlich, daß alle G efahren, E nt­

b eh ru n g e n u n d N ö th e ertragen w erden m üssen, bis1 wir zu einem "brauchbaren Frieden g elan g t sind. Ich denke, es m üßte nicht schw er sein, in d er H eim ath die gleichen E m pfindungen lind A ussichten zu wecken und zu erhalten, w enn dem Volk

(19)

D ie U nverschäm ten 299 von den berufenen O rganen im m er w ieder klar gem acht wird, um was es geht. E u er Excellenz b etonen se h r richtig, daß wir einem •H elotendasein entgegengehen, w enn wir nachgeben, so lange bei u n seren Feinden noch keine F riedensneigung d u rc h ­ bricht. A ndererseits halten E uer Excellenz es aber fü r ausr geschlossen, daß unsere Feinde zum Frieden gezw ungen w erden könnten, und E uer Excellenz erblicken die L ösung d ah er in einem V erständigungfrieden, der bis zum H erbst erfolgen muß, w enn O esterreich-U ngarn bei d er Stange gehalten w erden soll.

Z u diesem Zweck soll d e r U nterseebootkrieg zwar energisch' fo rtg efü h rt, im U ebrigen aber Alles verm ieden w erden, was den E ntschluß Englands zu r A n k n ü p fu n g von F riedensverhandlungen erschw eren könnte.

Ich glaube nicht, daß England zu einem V erständigung­

frieden bereit ist, so lange es noch hoffen kann, daß D eutschland vo r England zusam m enbricht. Am Allerwenigsten wird es zu einem solchen Frieden bereit sein, w enn O esterreich-U ngarn im Begriff ist, abzufallen. D er Gew inn, den England aus einer Fort­

setzu n g des Krieges bis zu D eutschlands Z usam m enbruch gegen­

ü b er einem V erständigungfrieden ziehen kann, ist so unger- heuer, daß es die längere K riegsdauer in g ew ohnter Energie und Entschlossenheit auf sich nehm en wird. D aran habe ich keinen Zweifel und Das bew eist jedes Blatt d er englischen Geschichte.

W ohl aber wird England so fo rt zu einem ,V erständigungfrieden' bereit sein, w enn es einsieht, daß d e r eigene Z usam m enbruch frü h e r als d e r deutsche erfolgt. W ir können sicher sein, daß je d e r englische Friedensversuch der- Beweis seiner nahenden Agonie ist. Es w ürde m eines Erachtens ein Unheil fü r unsere staatliche und w irtsc h a ftlic h e Z ukunft bedeuten, w enn wir einen solchen englischen ,V erständigungfrieden' annähm en, o hne daß w ir durch einen Abfall O esterreich-U ngarns und eine gleich­

zeitige eigene Agonie zum sofortigen Frieden gezw ungen w ären.

Ein solches ungünstiges Zusam m entreffen halte ich aber für äu ß erst unw ahrscheinlich. Ich theile nicht Euer Excellenz A n­

sicht, daß die V orstellungen des U nterseebootkrieges als über­

trieben erk an n t sind, daß alle auf statistische B erechnungen1 gegründeten V oraussetzungen sich als völlig unzuverlässig e r­

wiesen haben und daß die N othw endigkeit für England, Frieden zu schließen, in ganz weite Fernen gerückt ist. Ich bleibe viel­

m ehr auf dem in meinem Schreiben vom 19. 6. 17 klargelegten S tandpunkt stehen.

W ann der Augenblick gekom m en sein wird, an welcl’cni 93

(20)

d a s Gewebe der gesammtien K rie g s w irts c h a ft unserer Feinde zerreißt, kann m an nicht mit B estim m theit V oraussagen; d aß e r aber in ab seh b arer Zeit kommt, ist m ir sicher.

Bis d ah in m üssen wir mit allen M itteln versuchen, O ester­

reich bei der Stange zu halten. D as beste M ittel ist und bleibt die eigene E ntschlossenheit. G eben w ir früher nach, so gehen w ir auch dann einem H elotendasein entgegen, wenn wir einen ,V erständigungfrieden' schließen, zu dem, wie ich w ieder­

hole, England meines E rachtens n u r unm ittelbar vor dem Z u- salm m enbruch bereit sein wird. D er W irth sch aftk am p f D eutsch­

lands gegen den von E ngland um uns gelegten und imtnfer m eh r verstärkten Ring bleibt dann eben so aussichtlos wie im Fall einer völligen N iederlage.

W ir m üssen also den Krieg m it allen M itteln und m it äußerster Schärfe führen! E uer Excellenz bem ängeln die L uft­

angriffe auf London. Ich schätze die E ngländer nicht so ein, daß bei ihnen durch N achgiebigkeit oder schonende Rücksicht irgendetw as errreicht w erden kann. D er m ilitärische W erth d e r Angriffe ist groß. Sie halten viel K riegsm aterial von d er französischen F ront fern und vernichten w ichtige feindliche S taatseinrichtungen verschiedener Art. D aß hierbei auch u n ­ schuldige M enschen benachtheiligt w erden, ist bedauerlich, ab er nicht zu verm eiden. U'm Euer Excellenz hiervon abw eichen­

der A nsicht besseres V erständniß entgegenbringen zu können, bitte ich um gefällige M ittheilung der U nterlagen für die A uffassung, daß d e r vorletzte Luftangriff a u f L ondon die Instinkte des englischen Volkes in v erh eeren d er W eise auf­

g epeitscht hat, und um A ngabe, welche S taatsm än n er ?;nem F riedensschluß vor diesem A ngriff geneigt w aren, jetzt ab e r die von E uer Excellenz erw ähnten Erklärungen abgegeben haben.

v. H in d en b u rg ."

M it beklem m tem A them liest mans. Erinnert, zuerst, sich der hundertm al w iederholten B etheuerung, nie sei von den H eeresleitern Eingriff in die Politik erstrebt, auch n u r versucht worden. (Ich höre, w ahrlich, schon die A usrede:

„Ja, wenn die R egirung eben völlig versagte . . .1“ N ichts ist in dem D unstkreis unm öglich, wo man, zum Beispiel, über die U rk u n d e des m it Z angen herausgeholten Geständ»

ni<ses, daß am sechsten J u li 14 der Kaiser den Verantwort*

liehen die K riegsvorbereitung befohlen habe, zu T äuschung from m er Einfalt schreibt: „D ie Legende vom potsdam er K riegsrath“ ; nichts, wenn in neun Z ehnteln aller Preßpro»

(21)

D ie U n verschäm ten 301 vinzen die Pflicht, solchen T ru g anzuprangern, nicht erfüllt w ird.) D er Leser besinnt, zweitens, die Seltsamkeit eines Zustandes, in dem Einer das D enken und W ollen eines An*

deren für eigenes Innenerlebniß ausgiebt. W as der M arschall unterschreibt, ist das Program m des G enerals Ludendorff un d seiner Leute. D ie Beweisfülle könnte für M inuten T rübe entw ölken. „Ich habe im Februar 17 meine A nsicht wieder*

holt, daß ein K ohlenkom m issar beschleunigt eingesetzt wer«

den m üsse“ : H err von H in d en b u rg in dem Brief an den Reichskanzler. „Im Februar 17 drang ich auf die Einsetz*

ung eines K ohlenkom m issars“ : G eneral Ludendorff auf der achten Seite seines Buches. Eben so ists m it der Entlassung der Bergarbeiter aus dem F rontdienst; m it allem U ebrigen.

Ceterum censeo: D er N atio n alh eld lebt nicht auf unserer Erde, ist m it H a u t u n d H aar ein G eschöpf des ludendorff*

ischen H irnes; drum können nu r N arren oder Schwindler den A elteren preisen, den Jüngeren verdammen. Schnell m it dem W o rt Fertige werden die aus den Anklagebriefen sprechende D enkw eise ..alldeutsch“ nennen. So war ja die At*

m osphäre.w o die eingebürgerten Frem dw örter Telegram m und Depesche durch das unverständliche W o rt „Fernschreiben“

ersetzt w urde. D och unter den A lldeutschen sind gescheite, politisch gebildete Leute: und in den Briefen graut kein Däm m ern von V erständniß des N othw endigen und desMög*

liehen. Schon das Streben nach Parlam entarischer Regirung gilt hier als T odsü n de. Vom W esen des Parlam entarismus weiß der G eneral („d er eigentliche H in d e n b u rg “) nicht mehr als von dem des Bolschewism us, den er geschlechtlicher Prom iskuität verleum det u n d zu dessen W egbereitern er die H erren ’K ühlm ann un d H intze (im E rnst) zählt. Frankfurter Z eitung u n d Berliner T ageblatt, die in Verherrlichung der Kriegsthaten un d K ränzung des H eros doch, bei allen G öttern, nicht säumig waren, bleiben Ju d en b lätter un d vertreten „ego*

istische, dem Staatswohl entgegengesetzte Interessen“ . Edel, selbstlos u n d treu sind n u r die F ührer u n d Zeitung*

macher „der rehtsstehenden u n d der M ittelparteten“. Auf*

gewärmter Kohl ist auch das ü ber die Sozialdem okratie Ge*

sagte. Kohl ohne N ährgehalt; H err D r. H elphand*Parvus, der tief unterirdisch die A ugustschw enkung der Sozialisten*

Cytaty

Powiązane dokumenty

schmähte, entschied es nicht nur seinen eigenen Austritt aus der Reihe der Weltvölker, sondern verstärkte auch den Willen Englands, bis zur völligen Vernichtung

britanien, Frankreich und D eutschland umschlingt, nicht Friede werden kann; und m ahnt die H errschenden, nicht zu vergessen, daß überall jetzt Leute w ohnen, die

jagten, H altun g, der kleine V ictor Em anuel physischen M uth bew ährt.. D am it hat er schließlich jede Scharte,sogar die beiC am brai, ausgewetzt. Alles Spektakel haben

Ich kann noch im m er nicht begreifen, daß wir m it R ußland nicht auf einen m odus vivendi kom m en

D;och Ihr seid, von der GlaubensbLindheit und der Wissenschaftwillkür verführt, nicht zum höchsten Gott, nur zu kleinlichen, launischen Göttern gelangt, die

belästigter Entwickelung für die nicht türkischen Völker, die bisher unter Osmanenherrschaft standen. Allen Schiffen und dem Handel aller Völker sind, unter

Ein Kontinent, dessen Erdfläche noch größer als die der Vereinigten Staaten von Amerika ist, der aber nicht mehr Einwohner hat als Groß*Paris ( 5 ^ Millionen;

sehen handelt sichs hier; um Dialoge, seelische Betastungen und Perkussionen, aufzuckende und verhuschende Regungen, von denen die Aufmerksamkeit nicht abgelenkt werden