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aus kontrastiver Sicht

4.4 Zur Reihenfolge der Aktanten und der Angaben

4.4.3 Ergebnisse der Analyse

Die durchgeführte Untersuchung führt vor die Augen, welche Mechanismen die Grundfolgen im Deutschenund im Polnischen konstituieren. Die Linearisierung der Aktanten resultiert aus dem Prinzip der syntaktischen Verbnähe, derVerbvalenz, aus der morphosyntaktischen Form des Satzgliedes und der Kombinatorik der Objekte.

Das Prinzip der syntaktischen Verbnähe ergibt sich aus den hierarchisch-dependentiellen Strukturbeziehungen und besagt:

je engerein Elementin semantisch-syntaktischer Hinsicht ans Vollverb gebunden ist, desto weiter nach rechts in der Satzstruktur rücktes, d.h. desto stärkere Rechtsten­ denzweist diesesElement auf.

Die Bindung ans Vollverb betrifft im Deutschen alle drei Ebenen: die Wortebene, die Phrasenebeneund die Satzebene (eigentliche Bindung). Das Prinzip der syntakti­

schen Verbnähe involviert auch die Bindung ansVerb durch dieValenz, weildiesenur aufdie Bindung auf der Satzebenezutrifft. Die hierarchisch-dependentiellen Struktur­ beziehungen, auf denen die Verbnähe aufbaut, entscheidenüberdie unmarkierte Linea­

risierung von Elementen der Wortebene (Verbzusätzen), der Phrasenebene (Gefüge­ nomina)- Verbzusätzeund Gefügenomina fungieren als lexikalische Prädikatsteile - und von Elementen der Satzebene(Aktanten und Adverbialangaben). Die unmarkierte Linearisierung auf derSatzebene, also die Abfolge von Aktantenund Adverbialanga­ ben, legt auch die Verbvalenz fest, und zwar die unmarkierte Abfolge von Aktanten (Grundfolge) direkt und dieunmarkierteAbfolgevonAngaben indirekt.

Die semantische Valenz gibt nämlich die außersprachliche Wirklichkeit wieder (Prädikat-Argument-Struktur) und die syntaktische Valenzsetzt fest, mit welchen und wie vielen Mitspielern der Inhaltsyntaktifiziert wird. Die Syntax wirdalso auch von derSemantik (dersemantischen Valenz) beeinflusst. Diese Gegebenheit ist am besten im Falle der Abfolge von deutschen Objekten (DO vs. AO) ersichtlich. Je nachdem, welche semantischen Merkmale {belebt bzw.unbelebt) denenaufgrund der Verbvalenz zugeteilt werden können bzw. müssen, konstituiert sich deren Grundfolge. Die Position derObjekte resultiert aber außer aus der Valenz auch aus ihrer Kombinatorikund der morphologischen Form,wasbeiAOvs. GO der Fall ist.

Die unmarkierteReihenfolge der Angaben ergibt sich vor allem aus ihrer Kom­ binatorik. Die TA, die fast immer vorkommen kann, weist die stärkste Linkstendenz

auf, während die LA, die immer bei jedem Sachverhalt impliziert ist, sich durch die stärkste Rechtstendenz unter allen Angaben auszeichnet. Die unmarkierte Reihenfolge derAngaben resultiert nur indirekt aus der Bindung ans Vollverb, weil die Angaben nur diejenigen Stellen zu besetzen vermögen, die nicht aufgrund derVerbvalenzden Aktantenzukommen. Eine syntaktische Konstruktion, dieman Grundfolgenennt, bil­

den deswegen nur Aktanten. Im Falle der meisten Adverbialangaben hingegen kann man nicht von einer Grundfolge, sondern von einer unmarkierten bzw. markierten Abfolge sprechen. Die unmarkierte Wortfolge der Adverbialangaben baut nämlich nicht direkt auf den hierarchisch-dependentiellen Beziehungen auf, sondern ist vor allem einErgebnis der Kombinatorik der Angaben miteinander.

Die Reihenfolge der Objekte und der Angaben ist aus derKombinatorik dieser Satzglieder miteinander zu erschließen. Die Angaben werden an den Stellen situiert, die die Verbvalenz für die Aktanten nicht voraussetzt. In der Regel gehen die Angabenden meisten Objekten voran. Die Ausnahme machen nur Modal-, und Lokalangaben im Deutschen,die sogar hinter demAOalso auch hinter dem DO unmarkiert stehen können.

Die Wortfolge im Polnischen istdarüber hinaus durch deren symmetrischen Auf­ bau gekennzeichnet. Diese Tendenz zum symmetrischen Aufbau beruht darauf, dass die Satzfelderim polnischen Satzproportional besetzt werden. Wenn im rechten Feld so viele Elemente (vor allem Objekte) auftreten, dass es „überbelastet“ ist, dann wer­ den inerster Linie dieAufgaben mitstärkster Linkstendenz zur Entlastung des rechten Feldesnach links, also inslinke Feld verschoben. Deshalbmuss im Polnischen insbe­ sondere die Stellung des Finitums gegenüber anderen Gliedern berücksichtigt werden.

In topologischer Nähe des Finitums kommenvor allem die TA, KA und MA vor. Der MA ist im Polnischen die größte „Freiheit“ zugewiesen. Der niedrigstePermutations­

grad kommt derLA zu. ImDeutschen hingegen sind sowohl die MA als auch die LA durch die viel stärkere Rechtstendenz gekennzeichnet als deren polnische Entspre­

chungen. DieLAnimmt imDeutschen den unmarkierten Platz hinterdemAO und der MA, aber vor dem GO und PO ein.

BevordieGrundfolgenim Deutschen und imPolnischen gegenüber gestellt werden, seien all die oben aufgezählten Faktoren, die die Linearisierung derSatzglieder deter­ minieren, in hierarchischer Ordnungdargestellt.

Fürs Deutsche gilt diefolgendeHierarchie:

1. grammatische Satzklammer:

1.1 kategoriale Bindung ans finite Hilfs- bzw.Modalverb: Partizipien und/oder Infinitive,

1.2 Zweistellungdes Finitums.

2. Prinzip der syntaktischen Verbnähe - Bindung ansVollverb:

2.1 lexikalischeKlammer:

2.1.1 Bindungauf Wortebene - Verbzusätze, 2.1.2 Bindungauf Phrasenebene- Gefügenomina,

2.2 Valenz (die auch die Valenzklammer bilden kann): Bindung aufSatzebene - die Aktanten werdender Bindungsstärke nach ans Vollverbangeordnet, so dass der am engsten mit dem Vollverb verbundene Aktant die stärkste Rechtstendenz aufweist und den Valenzrahmen zuschließen vermag.

3. Kombinatorik der Aktanten untereinander:

3.1 aufgrund der Valenzeigenschaften:

3.1.1 semantische Valenz, 3.1.2 syntaktische Valenz,

3.2 aufgrund der morphosyntaktischen Form.

4. Kombinatorik der Angaben- nach lexikalischerLeistung.

5. Kombinatorik der Aktanten und der Angaben.

Diese Hierarchie spiegelt den syntaktischen Geltungsbereich einesjeden oben ge­ nannten Faktors im Mittelfeld eines unmarkierten Satzes wider.

Der umfangreichste Geltungsbereich kommt also der grammatischen (kategorialen) Bindung zu, die syntaktisch als grammatische Satzklammer realisiert wird und die meisten Satzelementeeinzurahmenvermag.

Der grammatischen Bindung folgt das Prinzip der syntaktischen Verbnähe mit sei­ nen drei Bindungsebenen, die sich durch die Bindungsstärke voneinanderunterschei­

den und auch entsprechende Klammem bilden können.

ZumPrinzip der syntaktischen Verbnähegehört auch die Valenz. Das Prinzip geht alsoüber die Valenz hinaus, denn es schließt auch diejenigen Elemente ein, die nicht durch die Verbvalenz gebunden sind: Verbzusätze und Gefügenomina. Das Prinzip involviert also alle hierarchisch-dependentiellenStrukturbeziehungen.

Die von der Verbvalenz gebundenen Elemente (Aktanten) ordnen sichlinear nach den (syntaktischen und/oder semantischen) Valenzeigenschaften, aber auch nach den morphosyntaktischen Formen. Die unmarkierte Stellungder nicht von der Valenz ge­ bundenen Elemente (valenzunabhängiger Elemente), die Adverbialangaben genannt sind, ergibt sich aus der Kombinatorik der Angaben, unter Berücksichtigung deren lexikalischerLeistung.

Die unmarkierte Reihenfolge der Satzelemente kann jedoch erst dann vollständig erfasst werden, wenn die Stellung der Aktanten(nur diesekönnen in der Grundfolge erscheinen) und der Angaben (diese können in keiner Grundfolge, sondern in einer unmarkierten oder unmarkierten Reihenfolge erscheinen) miteinander konfrontiert wird.Die Kombinatorik der Aktanten und der Angaben ist das letzte aber sehr wichtige Instrument, das die unmarkierte Satzgliedfolge erfolgreich zu untersuchen ermöglicht.

Diese Kombinatorik lässtwievoraufgenannt veranschaulichen, dass die Angaben nur diejenigen Stellen im Satz besetzen können, die von der Verbvalenz nicht für die Aktanten vorgesehen sind. Die Angaben werden an solchen Stellen situiert, die von keinen Aktanten besetzt werden. Die Aktanten wären sonst imstande, die Angaben von den Plätzen, die durch die Valenz für die Aktanten „reserviert“ sind, zu verdrängen.

Die Valenz entscheidet zwarnicht unmittelbar überdie Positionierung der Angaben im Satz, trotzdemdeterminiert sie die Verteilung der Angaben insofern, als diese an den von den Aktantenunbesetzten Stellenerscheinen können.

Die These, dass die Valenz auch die Verteilung der Angaben zwar indirekt aber nichtsdestoweniger beeinflusst,stützt sich auf der Überzeugung, dassdas komplemen­ täre Verhältniseindistinktives Merkmal der Kookkurrenz ist.

Relevantfür die unmarkierte ReihenfolgeimPolnischen sind folgendePrinzipien:

1. Satzteilung durchdas Finitum in linkes und rechtes Feld; esgrenzt die Felderab, wo Satzelemente stellungsmäßigverteilt werden,

2. Erstposition des Subjekts im linken Feld,

3. proportionale Verteilung der Satzelemente zwischen dem linken unddem rech­ ten Feld und dem Prädikatsfeld (Prinzip der proportionalen Distribution),

4. Prinzip der syntaktischen Verbnähe; diePositionierung der Aktanten im rechten Feld;schwacheValenzklammer,

5. diePositionierung der Angaben im linken Feld bzw. ums Finitum,

6. Prädikatsklammer, obwohl fakultativ gebildet,macht einen unmarkierten Okkur-renzbereichfür die Angaben aus.

Es ist offensichtlich, dass sichaus der präsentierten Zusammenstellungder die un­

markierteWortfolge determinierenden Faktorensowohl Ähnlichkeiten als auch Unter­ schiede zwischen denbeiden Sprachenergeben.

Zu den Übereinstimmungen gehören folgendeGegebenheiten:

• dieTatsache, dass die beiden Sprachen Grundfolgenkennen,

• Unterscheidung inSatzfelder und Bindungsebenen,

• die Tatsache, dass in denbeiden Sprachen die unmarkierteAfolgeaus folgenden Prinzipienresultiert:

o aus dem Prinzip der syntaktischenVerbnähe, o aus der Verbvalenz,

o aus derKombinatorik derAktanten,der Angaben und denAktantenund den Angaben.

Die Unterschiedehingegen sind gekennzeichnet durch:

• Mechanismen, diedie unmarkiertenAbfolgen in beiden Sprachen konstituieren, in derSatzglieder syntaktifiziert werden - unterschiedlicheVerteilungder Ele­ mente in den Stellungsfeldem; außer dem Subjekt werden im Deutschen alle Satzglieder im Mittelfeld situiert, während im Polnischen die Satzglieder pro­ portional zwischendas linke undrechte Feld (bei Adverbialangaben auch Prädi­ katsklammer) verteilt werden,

• Unterschiede bezüglich der Teilung, Benennung undFunktion der Stellungsfel­ der sowie der Klammerbildung: 3 Arten der Satzklammer im Deutschen vs. 2 Arten der Prädikatsklammer im Polnischen,

• den größeren Geltungsbereich desPrinzips der syntaktischen Verbnähe fürsDeut­ sche alsfürs Polnische,unter anderemwegen derVerbzusätze im Deutschen,

• die größere Relevanzder Verbvalenzfür dieGrundfolge imDeutschen,wassich vor allem in Bildung der Valenzklammer manifestiert, die im Polnischen schwach ist,

• die scheinbar niedrigere Restriktion der polnischen Wortfolge,weildie endgülti­ ge Situierung der Elemente nicht nur qualitativ sondern auch oder vor allem quantitativbedingtist, d.h. nichtnur die Art sondern die Zahlder Elemente ist für die unmarkierteWortfolge wichtig; die unmarkierteLinearisierungwird im Polnischen durch das Prinzip der proportionalen Distribution geregelt.

Aufgrund der in diesem Kapitel genannten Kriterien lassen sich die unmarkierten Satzgliedfolgen imDeutschen und imPolnischen wie folgt zusammenfassend darstellen:

SU Fin TA KA DO AO MA LA /GO/PO (PT)

SU TA KA MA (LA) Fin {(7X) (KA) MA (LA) PT} DO (M4) AO IO ¿J/GO/PO

Die Grundfolgecharakterisiert sich dadurch, dass sie immer, weil sie unabhängig vom Kontext ist,einen grammatisch korrekten Satz darstellt.Die Grundfolge lässt aber nichtalles ausdrücken, weil sie deren Elemente nur beschränkt nach kommunikativer Gewichtung zu ordnen vermag. Die Abwandlungen derWortfolge,bedingtdurch den Kontext, werden imnächsten Kapitel besprochen.