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kontrastiv Deutsch-Polnisch

6.4 Definitheit vs. Indefinitheit

6.4.1 Indefinites Subjekt vs. definites Objekt

Obwohl das deutsche Subjekt in demunten dargestellten Satz mit indefinitem Arti­ kel versehen ist, steht es vor dem definiten Objekt. Diese Regelmäßigkeit ist aufdie Semantik zurückzuführen: Wenn im Deutschen das Subjekt die semantische Rolle Agens spielt, dann kann es vordas definite Objekt rücken. Wenn es hingegen nicht die semantische Rolle Agens spielt, so steht esprinzipiell nach dem Objekt(vgl. den Satz unten). Die Indefinitheit des Subjekts im Deutschen kann zwarderen Umstellung be­

wirken, es mussaber nicht.

Im polnischen Satz hingegen sind die beiden Satzglieder in zwei verschiedenen Feldern positioniert, wobei zwischen der Definitheit und Indefinitheit dieser beiden nicht morphologisch zu unterscheidenist. Das Subjekt kann zwar als indefinit deko­

diert werden, weil es nicht seine Grundposition besetzt, es lässt sich dennoch nicht eindeutig bestimmen, ob jede Positionsänderung des Subjekts seine Indefinitheit mar­

kiert.

• Aber da riß ein Diener dieTür auf, ... (104)

TaFv SU Ao Vz

Ale w tejże chwili służący otworzyłdrzwi. ... (123)

Ta5w SU Fv Ao

Ta Fv SU Ao Vz Ta5wSu Fv Ao

Die Voranstellung des indefiniten Subjekts gegenüber dem definiten Akkusativob­ jektim obigen Satz istvorallemaufdieAgensrolledesSubjekts zu beziehen.

Obwohl dem PolnischendieKategorie Definitheit, die obligatorisch mit morpholo­

gischen Mitteln markiert wird, fremdist, kann sietrotz des Genannten vielleicht doch positionell kompensiert werden,indem ein Satzglied, hierdas Subjekt, seineGrundpo­

sition verlässtund ins rechte Feld, das kein unmarkierterOkkurrenzereich des polni­ schenSubjekts ist, verschobenwird.

Das folgendeBeispiel illustriert eine Möglichkeit der positionellen Kompensation der Definitheit im Polnischen, wo das Subjekt nicht in seinem unmarkierten Bereich (Erstposition in linkem Feld), sondern im markierten Bereich (in rechtem Feld) er­

scheint.

• ..., dass der Einheit seines Leibes nicht eine Seeleneinheitinnewohnt, ... (70)

Do neg SU Fv

..., że w jednościjego ciała niemieszka jedność jego duszy. ... (81)

La5w neg Fv SU

Do neg SU Fv La5wneg Fv SU

DieNachstellung des indefinitenSubjekts gegenüber dem definiten Objekt ist umso wahrscheinlicher, alsdas Subjekt umfangreich ist.

Im Polnischen wechselt danndas Subjekt seine Positionmit demdefinitenObjekt, rückt also ins rechte Feld, wodurch seine Indefinitheit möglicherweise auch markiert wird. Das polnische Objekt wird dann thematisiert, und das Subjekt Thematisiert. Ein solcherFall folgt unten:

• Und so lagern um die eigentliche Masse des echtenBürgertums

Fv Polum

weiteSchichten der Menschheit,viele TausendevonLebenundIntelligenzen, deren .. .(60) SU

Tak więc właściwa społecznośćprawdziwego mieszczaństwa otaczają

Ao Fv

szerokiewarstwyludzi, tysiące istnień i inteligencji, ... (69) SU

Fv Polum SU Ao Fv SU

Das Subjekt brauchtaber nicht unbedingtumfangreich zu sein,um Thematisiert zu werden. ImDeutschen kommt es dann meist mitdemunbestimmtenArtikeloder Null­ artikel undkannzusätzlichinsMittelfeld rücken (musses aber dank morphologischer Markierung der Indefinitheit nicht).

Das polnische Subjekt kann hingegen zur Kennzeichnung der Indefinitheit ins rechteFeld treten - durch sein Vorkommen im Rhema-Bereich wird es höchstwahr­

scheinlichalsindefinit dekodiert.60

60 Zur Thema-Rhema-Gliederung im Polnischen vgl. DPG(1999: 521). Dort wirdderBereichdirekt ums Finitum (links undrechts)als neutral bezeichnet. Inder vorliegenden Arbeitwirdaberbehauptet, dass dieser Bereich für Adverbialangaben neutral ist. Wenn jedoch keine Angaben umsFinitum vorkommen, kann man annehmen, dass der neutrale Bereich nicht besetzt ist. Also, wenn rechts vom Finitum ein Subjekt erscheint, sostehtes,obwohl esdirekt dem Finitum folgt,nicht im neutralen, sondern im pragmatischen Bereich (Rhema-Bereich), denn:

- derneutraleBereich bleibt unbesetzt,

- desSubjekts neutraler Okkurrenbereich ist die Erstposition (im Thema-Breich)im Satz.

• ..den grenzenlosenRaum füllte Finsternis.(223)

Ao Fv SU

...,bezkresna przestrzeń otaczał mrok. (265)

Ao Fv SU

Ao Fv SU Ao Fv SU

Das nächste Beispiel illustriert,dass dieStellung der Satzglieder nicht nur durch de­

ren Valenzstatus, syntaktische Funktion oder Definitheit motiviert ist, sondern auch von anderen Bezugselementen abhängen kann. DieVerschiebung des Subjekts hinter das Akkusativobjekt, so dassdas AO vom Bezugselement getrennt wird, ergibt einen Bedeutungsunterschied. Nach dieser Permutation ist Harry Haller kein Fremder mehr, sondern er wird zumFuhrmann.

• Zwei Tage späterbrachteein Fuhrmann die Sachen desFremden.

Ta Fv SU Ao

der Harry Haller hieß. (12)

Zwei Tagespäterbrachtedie Sachen desFremden ein Fuhrmann.

Ao SU

der HarryHaller hieß.

W dwadni późniejwoźnica przyniósł rzeczyobcego.

Talw SU Fv Ao

którynazywał się Harry Haller. (11) Ta Fv SU Ao Talw SU Ao

Auch im Polnischen verursacht die Trennung eines Satzgliedes von dessen Be­ zugselement den oben beschriebenen Bedeutungsunterschied,was wie folgtpräsentiert wird:

Wdwa dni później rzeczyobcego przyniósł woźnica.

Ao SU

który nazywał się Harry Haller.

Aus den analysierten Beispielen hat sich erwiesen, dass das indefinite Subjekt im Deutschen sowohl vor dem definiten als auch nach dem definiten Objekt auftreten kann. Aufgrund dessen Satzgliedfunktion wäre jedochangemessen, dieGrundposition des indefiniten Subjekts vor dem definiten Objekt festzulegen, vor allem dann, wenn das SubjekteinAgens bezeichnet.

Was das Polnischebetrifft, so kann die IndefinitheitdesSubjekts positionell markiert werden. Das Subjekt verlässt dann seine Grundposition - die Erststelle im Satz - und rückt hinterein anderesElement im linkenFeld. Das Subjekt kann aber auch ins rechte Feld rücken. Das ist der Fallz.B. dann,wenn das indefinite Subjekt die Stellen mit defi­ nitem Objekt wechselt. Das Objektwird ins linkeFeld und das Subjektinsrechte Feld verschoben. Die Kennzeichnung der Indefinitheit aufgrund der Permutation ist vorallem danndeutlich, wenn mit diesen Elementen keinenominalen Glieder sonstauftreten.

Es ist abschließenddoch noch zu betonen, dass nicht jede VerschiebungdesSubjekts innerhalb des linken Feldes (u.a. das Verlassen derErstposition) die Markierung seiner Indefinitheitbedeuten muss. BeiVerschiebung desSubjekts insrechte Feldwächst zwar der Wahrscheinlichkeitsgrad, dass das Subjekt als indefinit markiert werden kann, es entzieht sich jedoch meiner Kenntnis, obeine jede Verschiebung des Subjekts seine Inde­

finitheit verursacht. DiesesProblemscheint ausführlicher und separater Studien zu be­

dürfen,die jedoch über den Rahmen der vorliegenden Analyse hinausgehen.

Es wird aber trotzdem vorgeschlagen,das Phänomen der positionellen Kompensati­

on der Definitheit ad hoc anzunehmen. Deswegen sei die Möglichkeit der Kompensa­ tion der Definitheitnichtals These, sondernlediglich als Voraussetzung zu betrachten, diediekontrastiven Analysen erleichtern mag.