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Wenn man die oben beschriebenenValenzmodelle vergleicht, kann man, nicht zu Unrecht,den Eindruckbekommen, dass diese Modellemehr Unterschiede als Ähnlich­

keiten aufweisen. Gemeinsam haben sie vor allem, dass sie das Verb als wichtigstes Element in der Satzstruktur situieren. Im Leipziger Modell fungiert das Verb als

„strukturellesZentrum des Satzes“ (HELBIG & SCHENKEL 1991: 44), im Mannhei­

mer Modell ist es das Regens allerRegens, indem es die höchste Stelle in der depen- denziellen Hierarchieeinnimmt(ENGEL & SCHUMACHER 1976: 14).

„Das Verb ist das bei weitem wichtigsteElement im Satz. Als solcheshat eszwei wesentliche Funktionen: Erstens konstituiert es alsfinites Verb denSatz, indemesStellung zur Wirklich­ keit des beschriebenen Sachverhaltes nimmt [...];und zweitens legtes als .zentrales Verb’ mit den Ergänzungen das Satzmuster und damit die Minimalstruktur des Satzes fest.(ENGEL 2004: 87)

Differenzen, die bei der Auffassung des Valenzbegriffeszwischenden beiden Mo­

dellen bestehen, betreffen grundsätzlich nicht nur Benennung von Satzgliedern, son­

dern vor allem deren Klassifizierung und Abgrenzung, weil die inden beiden Modellen angenomenen Kriterien auf unterschiedliche Prinzipien referieren.

Das Leipziger Modell operiert aufdem Kriterium„Stellenplandes Verbs.“

Elemente, die im „Stellenplan des Verbs“ verankertsind, werden als Aktanten be­ zeichnet. Unabhängig davon, ob sie obligatorisch (nich weglaßbar) oder fakultativ (weglaßbar) im Satz auftreten, werden sie als notwendige Glieder bezeichnet, also

„durch die Valenz an das Verb gebunden [...], deshalb nach Zahl undArt fixierbar.“ (HELBIG& SCHENKEL 1991: 33).

Elemente, die außerhalb des „Stellenplans des Verbs“ stehen, fungieren als freie Angaben. Diese werden als nicht-notwendige Glieder bezeichnet, also „nicht an das Verb gebunden, [...] zahlenmäßig unbegrenzt“ (HELBIG & SCHENKEL 1991: 34), deswegen „’nahezu’ unbeschränkt in jedem Satzhinzufug- bzw. weglaßbar.“(HELBIG

& SCHENKEL1991:40)

Das Mannheimer Modell fußt auf der Dependenzverbgrammaitk, wo der Valenz­

status einzelner Elemente aus derenDependenzzumVerbresultiert.

Ergänzungen, die „subklassenspezifisch“ (ENGEL 2004: 89) sind, hängen valenz­

bedingt vom Verb ab und sind nur mit einem Teil derWortklasse Verb kombinierbar.

Für die Klassifizierung von Ergänzungen ist also dasParadigma ausschlaggebend. Das Paradigma bildet eine Klasse der Elemente, die in demselben Kontext austauschbar sind. (vgl. ENGEL & SCHUMACHER 1976: 19 ff.)

Angaben, die „im Gegensatz zu Ergänzungen aspezifisch vom Verb“ (ENGEL 2004: 89) abhängen, „sind mit beliebigen Verben kombinierbar.“ (ENGEL &

SCHUMACHER 1976: 19)

Für die Abgrenzung der Ergänzungen von den Angaben undderen Klassifizierung werden Anaphern gebraucht, die den Valenzstatus entsprechender Elemente zu erfas­ sen verhelfen, (vgl. dieTabelle oben)

Aktanten - dem LeipzigerModell nach „valenznotwendige“ bzw. „valenzgebun­

dene“ Elemente, die „im Stellenplan des Verbs verankert“ deswegen „valenzbedingt“

sind,und Ergänzungen - dem Mannheimer Modell nach - Elemente,die „subklassen­

spezifisch“, d.h. „nur mit einem Teil derWortklasse Verb kombinierbar“ sind, unter­

scheiden sich voneineinder nicht nur durch diskrepante Nomenklatur, sondern auch durch ihren Valenzstatus. Die einzige Übereinstimung in Bezeichnung bezieht sich eigentlich nurauf das Subjekt, das in beiden Modellen analoggenannt wird. (Aberz.B.

in ENGEL & SCHUMACHER 1976: 22, 26 galt für das Subjekt die Bezeichnung ,Nominativergänzung’.) Übereinstimmungen sind einigermaßen in Bezug auf folgende Elemente erfaßbar: Akkusativobjekt gleicht der Akkusativergänzung, Genitivobjekt gleicht der Genitivergänzung, Präpositionalobjekt gleicht der Präpositivergänzung, Prädikativa entsprechenden Prädikativergänzungen, reine oder präpositionaleObjekte gleichen der Expansivergänzung. Dativobjekt gleicht in den meisten Fällen derDati­

vergänzung, Genitivobjekt gleicht der Genitivergänzung.

Das Dativobjekt gleicht aber der Dativergänzung nur zum Teil, was das folgende Zitat beweist:

„Zu denDativergänzungen sindauchdie viellfach sogenannten.freien Dativezu rechnen, denn siesind allesamtsubklassenspezifisch, kommen also nurbei definierbaren Teilmengen der Ver­ ben vor. Weil diese Teilmengen ziemlichgroß sind, diese Ergänzungen also vergleichsweise oft vorkommenkönnen, dabei immer fakultativ sind, werden sie beim Satzmuster gewöhnlich nicht eigens aufgeführt.“ (ENGEL 2004: 99)

Die freien Dative28 werden im Leipziger Modell als nicht-notwendige Gliederein­ gestuft,deswegen kommt ihnen alsoderselbe Valenzstatus wie denfreien Angaben zu.

28Ausführlicherzufreien Dativenvgl. HELBIG & BUSCHA 2001: 262-265.

29Auf dem MannheimerValenzmodell operieren zwar auch viele verdienstvolle Bearbeitungen(z.B.

DPG 1999, MRAZOVIÖ 1982 und viele andere),es zeugt aber keinesfalls davon, dass dabeifremdsprach­ liche Perspektiven ins Konzeptdes Mannheimer Valenzodells mit einbezogen wurden.

Weitere Ergänzungen des Mannheimer Modells entsprechen eher den Angaben im LeipzigerModell.

Die Situativergänzung ist der obligatorischen Ortsangabe und die Direktivergän-zung ist der obligatorischen Richtungsangabe prinzipiell gleichzusetzen. Den beiden Angaben desLeipziger Modells wirdder Status der notwendigen Glieder zugewiesen, d.h. der Status der Aktanten.

Die Modifikativergänzung (=MM) steht für Modalangabe(=LM), die eigentlich als obligatorischerAktantfungieren sollte/könnte.

Auchdie Angabenwerden nicht einheitlich klassifiziert. Das LeipzigerModell be­ rücksichtigt vier Hauptklassen von Angaben: temporal, kausal,modal,lokal.

Das Mannheimer Modellunterschiedet„vier Großklassen von Angaben: modifika- tive, situative,existimatorische und negative Angaben.“ (ENGEL 2004: 117)

Modifikative Angaben (=MM) entsprechen den Modalangaben (=LM). Situative Angaben (=MM) umfassen die Temporalangaben (=LM), Lokalangaben (=LM) und Kausalangaben (=LM) (Kausalangaben im engeren Sinne, Konditionalangaben, Kon­ sekutivangaben, Konzessivangaben und Finalangaben).

Existimatorische Angaben des Mannheimer Models machen im Allgemeinen Mo­

dalwörter des Leipziger Modells aus, bis auf Abtönungsangaben (=MM), dieim Leip­

ziger Modell alsAbtönungspartikeln auch benannt werden.

Die Unterschiede, die den beidenValenzmodellen zugrunde liegen, sindso eindeu­

tig, dassbeider Annalyse, die im vorliegenden Buchdurchgeführt wird, nur eines von denen alsGrundlage für dieUntersuchungdes formuliertenProblems gelten kann.

Das Mannheimer Valenzmodell stellt zwar eine sehr detallierte und präzise Dar­ stellung der Valenzerscheinungen im Deutschen dar und vertritt einen neueren For­

schungsstand als das Leipziger Modell, es scheint aber zu einzelsprachlich konziepert zu sein, als dass esübereinzelsprachliche Gegebenheiten so ausreichend tief ergreifen ließe, wie das Leipziger Modell. Aus diesem Grunde wird für die Analyse eben das Leipziger Modellgewählt, weil bei dessenAusarbeitung auch auf Forschungsanalysen und Ergebnisse muttersprachlicher Linguisten anderer Sprachen (z.B. Französisch, Russisch, Tschechisch) zurückgegriffen wurde29. Deswegenscheint esfür eine kontra­

stive Analyse fremder Sprachsysteme besser geeingent zu sein, weiles auch auf Uni­

versalien einfacher eingehen lässt als einkompaktes und sehr perfekt konzipiertes, aber zu einzelsprachlich orientiertes Beschreibungsmodell, das einem Sprachsystem „ver­ pflichtet“ist.