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Die Zukunft, 2. April, Bd. 47.

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Academic year: 2022

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(1)

Mie VIII-muka-

Herausgehen

Maximilian Hart-m

O

BiedenundvierzigllerBand.

Irrlüh Verlag der Zukunft

« s wog-

(2)
(3)

Anhalt

Aktenstücke,dreis.Notizhuch 36.

Arbeiterbewegungs·Urs prün ge.

ArchaischeKultur-ens. Kultur en.

Ballin undMorgan......493 Berliner Bank.........416

s.a.Notizbuch 388.

Bonton undSöhne......348 BossesTagebuchs. Notizbuch

382.

Buch,eingutes........490 Villers-, Graf s.Notizbuch 423.

Candida s.Theater 166, 202.

Censur,russisches.Notizbuch 41.

Circularnote ...·.. ..169 D-Banken ...........315 DoppelgängersKomoedie

s. Theater 160,197.

Eduard s.Notizbuch 466.

Elektra ............232 Excellenzvor Gericht.....467 Fechners· Im Geist.

Festvorstellungen, hösische s.Notizbuch 384.

Fortunatus,wie, starb? ....258 Frage,die...........456 Fritzendenkmals.Notizbuch41,

242.

Gedichte,zwei.........116 Getreidepreiöbildung......216 Gote,Harold .........174 Grab,das,derliebenSeele ..228

HammurabiundMoses....486 Hand, dietote. ......124 Harpagoss. Theater 160.

Helios............. 80 Herkunft, die, dessprachkritischen

Gedankens .......·. 10 Hilde.·...........373 Himmelfahrt.·........207 Hoffnung,die, s.Theater 158.

Holzcontra Schlafs. Notiz- buch424,465.

Japaner,die ..·...... 69 Jesuiten,die.......... 93 JesuitenundMarianer s. Notiz-

buch238.

JaiGeistFechners......191 Jsraels ............ 47 Judenthum s. Wesen- Justizfabriken s.Notizbuch36.

Kleinen,die..........376·

Kleist,Heinrichs.Theater 84.

Koagulum...........117 KochoderEberle? .......351 Kopp, Kardinal s.Notizbuch45.

Kulturen,archaische ...53,399 Kunstausstellung,Berliner,s. No-

tizbuch380.

Laßwitz,Kurd.........336 Lenbach............319«

Leoncaoallo .Notizbuch389.

Liliencron ...........251 Lloyd,norddeutsches. Notiz-

huch46.

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Loewy,Hugo,soCo.......154 Lokalanzeigerf.Notizbuch 241.

Loubetund derVatikanf. Notiz- buch387.

LutherinWorrns .......185 Männer,diebösen......482 Männer, Starke ........276 Mathematik s. Werth.

Meister,die alten .......297 Militiirfeste s.Notizbuch 385.

Mirbach............429 s.a.Pommernpresse.

Morgan s. Ballin.

Moses s. Hammurabi.

Mutter Landstraße.Das Ende einerJugend.f. Theater 85.

Narrenthurm,der.......302 Naturforschung,verirrte ....139 Nikolaos ...........357 Normann-Schumann s. Notiz-

buch44.

Notizbuch az, 237, 280, 379, 420, 465, 496.

Opernhaus-,das........364 Ora etlabora s. Theater 159.

Ofterstimmung......... 32 PolitikundKultur.......283 Pommernbank s. Notizbuch 282,

s.a.Ponimernprefse Pommernpresse,die......391 E Pontius Pilatus........ 1 ,,Post, die« f. Notizbuch 240.

Preßpranger..·.....·.128 Prozeß Walther f. Notizbuch

240.

Reform, die,desStrafverfahrens 107 Richter,fachverständige....·462 RichthofensGoldberger.....193 Röhll, Alfons.........243

f.a.Notizbuch 425.

Roland,der,vonBerlin s.No- tizbuch389.

Roman,derfranzösische...

Ruhstrat s.Notizbuch45.

Schlachtenlenkers.Notizbuch 165.

Schlaf s. Notizbuch 424,465.

Schlesienf.Notizbuch43.

Schnapp ........... 24 Schulkompromißs.Notizbuch

387.

Schwarz s. Notizbuch 380.

Schweninger s. Winternitz.

Selbstanzeigen 77, 122, 152, 189, 273, 314, 413,457.

Sezefsionistenkunst...·...176 sing-DE thudio s. Notiz-

""

Euch4o.

SpracheundSittlichkeit....366 ;- Stanley............343 Strafverfahrens. Reform- Südweftafrika s. Notizbuch 35,

237, 242, 280, 427,465.

Theater....... 84,158,197 Toherentz i. Notizbuch381.

Trotha,von s. Notizbuch 280, 388, 427,465.

Trust,derneue ........131 Ursprüngeder modernenArbeiter-

bewegung.....·....147 Venedig s.Notizbuch281,386.

Verse.............342 Vogelweid............301 Wahlrechtsänderungf. Notiz-

buch420.

WassermannundNixe. .... 74 Werth und UnwerthderMathe-

matik.........262,304 Wesen, das,desJudenthumes .440 Winternitz,anWilhelm....459

.475

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Berlin, den-Z. April «1904(.

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pontius Pilatus-.

Freitag

dervierzehnteNisan33zderTag,dajederHausvaterianrael

eh ·daseinjährigeLammzumPafsahmahlebereitet.WoheutederMute- farrifvonJerusalemgjaurischenGafsernfeinenHaremverbirgt, steht, dicht neben demausdenNamendesMarcus Antonius getauften Thurm,der altePalastdesHerodes Hier-,imPrätorium,gebietet Rom, spricht,im NamendesKaisersTiberius,derProkuratorvonJudaeadasRecht. Pontius heißterundträgt,zurErinnerunganeinen demAhnenverliehenenEhren- speer,denBeinamen desPilatus.EinvornehmerRömer,dersichunterdem rückständigenJudenvolk unbehaglichfühltundvondiesemVolkegehaßtwird, alsseierderUrheber fortwirkendenUnheils.SeinMühen,dieVerwaltung derProvinzzumodernisiren, bessereVerkehrsmittelundeine demneuen Be- dürfnißangepaßteVertheilungderöffentlichenArbeitenzuschaffen,scheitert amstarrenFelsgefteindesmosaischenGesetzesundbringtihm, stattDankes, nurnoch stärkerenWiderhallderVolkswuthinsHaus.Derkühle,imDienst nüchternerVernunfterzogenePraktikermuß überhitztenSchwärmetnein Gränelsein.Er willihneneinhelles, lustiges WohngebäudeingutemRö- metstil errichten; fiewolleninihrerdumpfen, luftlosen,unfrohenGespenster- weltweiterhausen,woSchattennur,talmudischeSchemen herrschenundjede natürlicheRegungalsTodsiindegilt.RomundJudaea verstandeneinander niemals. WennderProkurator einennützlichenNeubaubtfich"lt,schreiendie Juden empörtaus;wenn erivordemPrätoriumzweiVotivtaselnanbringen

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2 DieZukunft.

läßt,kreischensie,derRömerschmuckschändedieNachbarschaftderHeiligen Mauer. SeineStrenge scheintihnengrausamsteHärte,seinelächelndeRuhe derAusdruckhochmüthigerVerachtung. Daßerlgerechtzusein sucht,wollen sienichtsehen;meidenihn,wosieskönnen,undbeschuldigenihn insgeheimder schimpflichstenLaster.AmEndegiebtersichdrein.Mitdiesen wunderlichen Leuten,derenschrillerWesenston, derengrellbunte,ewigüberreiztePhantastik denrömischenRationalistenandasZerrbild Irrsinniger mahnt, ist nichtszu mögen.Das Vernünftigsteist, sie laufenzulassen,bissie sichdieKöpfe einrennen,undnurdafürzusorgen, daß siedemJmperium gehorsamblei- ben undihreSteuer zahlen.Mitihren HaarspaltereienundSektenfehden mochtensie selbst fertig werden;einGlück,wenn ein kultivirter Mensch sich mit demspekulativenWust solchesrachsüchtigenGesindels nicht abzugeben braucht. Jetzt, seitein paarMonaten, haben sie schonwiederEtwas; irgend eineneue Sekte,die denOrthodoxenzuschaffenmacht.Einarmer Teufel giebt sichfürdenKönigderJudenaus Manchebehauptensogar: für denSohn Jahwes—,gaukeltdem inschmutzigemElendhinsiechendenVolk Wunder vor,vermißtsich,denTempeldesHerrn niederzureißenundin drei Tagen wiederaufzubauen,undsein Anhang wächstmitjedemMond. Der Unfugendetnicht. DiesesVolk kommt nie zurRuhe.Zwei DutzendSekten: undimmerwiederkliingelts sichirgendwo zusammen; gesterninSamaria, morgen inGalilaea. Anjeder Straßeneckestößtman aufeinstreitendes Grüppchen.Dasfuchteltmitverrenkten Armen durchdieLuft,sprichtmit Händen,Schultern,mit allenGliedernundrauft,wenn derSchimpfrede- strom stockt,demGegnerdieBarthaareaus. Lallt inHungerparoxhsmen Einer WorteprophetischenWahnes,dannzerreißenZwei,Dreiihre schmie- rigen Kleider, schlagendieBrust, wälzensichaufdemBoden, verwünschen sichselbst,ihre KinderundihrerKinder Samen. Sofandsie Coponius, Caesars Statthalter-,und ganzsosind sieunter Tiberius geblieben.OhneEk- stasen gehtesim Worivolknicht.DabeieineUeberhebung,der dieGestirne kaumeineGrenze setzen.Alleswollensie besser wissenalsandereMenschen, derenNähe schoninFeftzeiten ihre Reinheit befleckt;unddieRömerkultur, diesichdenErdlreis unterwarf, soll sichinDemuthnun asiatischemAber- glauben anpassen.Die ausCaesareanachJerusalem,insWinterquarticr, heimkehrendenTruppen durften aufdemAdlerspeernichtdasBild desKaisers tragen:dennMoseshat allen Bilderkult verpönt.DerProkurator,deraus einerzweihundertStadien entferntenQuellederHauptstaötreinesWasserzu- führen wollte, mußtedieArbeiteinstellen,dieRöhrenwiederausderEi de

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PontiusPilatus. 3

nehmen lassen:dennseinBeginnenward alsSakrilegium verschrienund Vitellius,derträge,genußsüchtigeProkonsulinSyrien, befahl,dasAergerniß schnellwegzuräumen.WaswarmitdiesenLeutenauch anzufangen,die dem SchwertedenbloßenHalsbotenundfchworen, tausendmalliebersei ihnen derqualvollsteTod als desSinaigesetzesVerletzung?Jhr GesetztEsist ihnen, seit sieausEgypten geflohensind, Vaterland, Imperator,Gott;undseiner Herrlichkeitdarf sichkeineSatzungderGojim vergleichen.DieHybris,das üppige,furchtbareWeib,vordemeinftHellaserbebte,schiendengoldenen,von phönikischemPurpur strotzendenPrunkwagen durchsJudäerlandgelenktund andenrosigenSaugwärzchendieganzeJudenheitgestilltzuhaben.Wirsindbe- rufen,nur wirauserwählt; undistdasGesetzerfüllt,dannnahtderMaschiach, derSproßDavids undErbe desgroßenEliahu,undsetztIsraelzumHerrn über die Welt. UndsolchenKinderglauben solltenHyfterikerundBetrüger nicht nützen?In kurzen ZwischenräumenversuchtenAbenteurer sichin der Thaumaturgersrolle,kündetenJahrmarktzanbererneue Lehre, gabenCerc- brafthenikersichfürdenMaschiachaus. Meist versickerteihrWirkenbald;

fanden sieaber beiderMasse Gehör,so schrittderSanhedrin rächendein und klagtedieLäftigendesBerbrechenswider die reineReligioanraels an. Jm HausdesHohenpriefterswurden zwei Kerzen angezündet,in einem Ber- schlag horchten zweiZeugen:unddermesith,derBerführer, mußtenun seine Lästerredewiederholen.WennersichwilligzumWiderruf zeigte,kam erglimpflichdavon; blieberaberftarrin seinemketzerischenWollen, sozerrten die beidenZeugen ihnvorsTribunal unddieStrafederSteinigungwar ihm gewiß.DerSanhedrinhatte, seitRominSyrien gebot, nicht mehr dasRecht,Todesurtheile vollstreckenzulassen; erst durchdieBestätigung desProkonsuls oder,wenn derVerurtheilte nichtimrömischenBürgerrecht saß,desProkurators erhielten sieRechtskraft.DieMenge, PriesterundPhari- säeranihrerSpitze, lief alsovorsPrätoriumundbrüllte, bettelte, heulte, bis dem Vertreter desCaesar AugustusdieBestätigungabgetrotzt, abge- schmeicheltwar. Sowars immer; hundertmal hatte Pontiusdas alteSchau- spielerlebt. Freitag,amvierzehnten Nisan 33, sollteerswieder erleben.

Heutewenigstens hatteersichungestörteRuhestunden erhofft.Der

"

dritteApriltagdesjulianifchen Kalenders;derTag,andemdieJudendas Passahlammessenunddurch jeden Schrittins unreine Römerhaussichbe- sudeln,vomFest ausschließenwürden.AuchderwüstesteAberglaube, mochte Pontius denken, hatalsoseineguten Seiten. Einerlei: einhartesSchicksal bleibts,unter dieserdunklenSippschaft versauernzumüssen.Wiebehaglich

l.

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4 » DieZukunft.

könntemanjetztinBajaeleben! Jm April istdortHochsaison;die ganze reiche, eleganteGesellschaftderUrbslabtsichindieser ZeitandenAquae Cumanae. Man träfealteFreunde,könnteamAvernerSee bis in dieNacht hinein plaudern,mitschönenFrauenamStrand oderin derSibyllengrotte schäkern,bis beiMisenumdie Sonne aufsteigt, morgens endlichwiederein- malfrischeAustern schlürfenundleichtenLandweintrinken;undderalka- lischeSäuerling nebst einpaarSchwefeldampfbädernthätedemerschlafften, imOrientklima gedunsenenLeibsichergut.Hierhatman garnichts. Kaum einenMenschen,mitdemeinphilosophischgebildeterGeisteinGesprächführen kann.Sollmanetwa überMischnaundVabylonischenTalmudschwatzen,——

nur,umsichmit denLeutenleidlichzustellen,nur,damitsie EinenamHofdes Tiberius nichtlängeralsTyrannenundFeind ihresVolkesanschwärzen?

Zu solcherSklavengesinnungerniedertein Pilatus sichnicht.Wasalsobleibt?

Ein paargute Bücher; dochman kannnichtden ganzenTag lesenundwird unterdieserSonne somatt,daßman mühlichsogardieMühe scheut,seinen PlatonoderEpikur aufzurollen.BeiTisch mußman sich,wenn man nicht- wie derProkonsul, für schweresGeldLeckerbissenausderFerneverschreibt, fast schonin diehebräischcSpeisesitte bequemen.Wassonst?ClaudiaPro- kula,dieliebeHausfrau; sehr zärtlich,ungemein wohlerzogenunddekorativ, aberderlebemännischverwöhnteSinn langt nach Abwechselung.Undwas hieranWeibernzuhaben ist, riecht nach Schminke,MyrrhenundSalben, istfüreinen müdenHerrnauchgarzuhitzig.DickeLippen,feuchte,runde Augen, geöltesHaarundeine UeberfüllegelblichenFleisches: Barbarentost, mit der imFeldeder darbendeKriegervorliebnimmt,die denanfeinerzu- gerichteteMahlzeit gewöhntenGaumen abernicht reizt. Eherkönnen die Syrerknaben sichsehenlassen. Doch manpaßtdenRömernhier lauernd stets aufdenWegundwürdejauchzen,wennmandenLandpflegerals Kinädenden römischenHofdamendenunzirenkönnte.VorneidischerWeiblichkeitdarfnur derHöchsteblankeKrabenumarmen. Nichts.AlseinzigeWürzeAergervon frühbisspät.KeineMöglichkeit,vernünftigeKolonialpolitikzutreiben;denn dieBräucheundSittenderehrenwertbenJudäersollenjasorgsamgewahrtwer- den.DochwashilftallesStöhnen?Einangenehmerer Posten istvonhieraus nichtzu erhaschen;jedennochnichtvölligentsleischtenKnochenschnapptdiePa- lastmeuteweg. Also hübschdieZähnezusammenbeißenundfrohsein,daßman heutewenigstens-,amTagedesPassahlammes,vorderJudenhorde Ruhe hat.

EinGetümmel, dessenHall allzu oft schoninsein Ohr drang, reißt den RömerauströstendenNachmittagsträumen.Wasgiebtsdenn wieder?

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PontiusPilatus. 5

DieJuden bringeneinenVerbrecher.Dasie, nach ihrem Gesetz,heute nicht insPrätoriumdürfen,bleibensie draußenundbittendenProkurator,zu ihnen auf dieGabbathazutreten. AuchdieserTag also vergällt!Undwelcher Missethat istderMann angeklagt,densievormeinen Stuhl schleppen?Er ist schonüberführtundverurtheilt. Kajaphas,derHohepriester,undHanan, dessenSchwiegervater, haben ihn selbst verhörtunderhatnicht geleugnet.

EinVolksversiihrer.HierinJerusalem hatermitseiner Predigtnurge- ringenErfolg gehabt, immerhinaber ein paarwohlhabendeBürger,Joseph vonArimathia, Nikodemus, vielleichtnochDenoderJenen, siir seine-Sache gewonnen. Doch aufdemLande, unteninGaliläa, solldasVolkihminhellen Haufen nachgeranntsein. LäßtsichdenKönigderJudennennen undprahlt,er könne denTempelJahweszerstörenundindreiTagenwiederaufbauen.Der ists?DemgingderRuf javoran. DerneueAbgottallerElenden. Denhaben sie auch schonin derSchlinge? Ja; zweier ZeugenMundsprachgegenihn underhatdieAussage verweigert. PontiushebtdieAchseln. Jchbinnicht Legatnoch Prokonsul, habe nichtGewaltüber Leben undTod;diePfaffen mögenihr OpfervordasAntlitzdesVitellius führen.Dasseinicht nöthig, sagen sie;denndaJesus so heißtderVerbrecher-nicht römischerBür- gersei,brauchedasUrtheilnur vomLandpflegerbestätigtzu werden. So wolleesinJudaeaderüberlieferteBrauch;und desKaisers Majestäthabe befohlen,daskanonischeRecht,dasderTalmud vorschreibt,mit derMacht desReicheszuschützen.Pontius wendetsichweg; derCenturio soll ihmden Aerger nichtvomGesichtablesen, solldenhohenVorgesetztennicht knirschen hören. Schlau istdieSippe.Sieweiß,welcheTonart sie pfeifen muß,.da- mit allePuppen tanzen.DesKaisersMajestättDieleise Drohungwürde selbstdenfaulenProkonsulvom Triklinium scheuchen.SchnelldieToga her,dieRiemen derSandalen festergezogen:undhinaus.AusdenStein- plattendesBorhofes stehtdieBima,der ElfenbeinstuhldesRichters. Schon sitzterundthront.UndwashabtJhr alsonun vorzubringen?

Pontius hättemitderelendenDenunziantengeschichteam Liebsten nichtszuthun gehabt.UndwährenderaufdemRichtersitzsinnt,wieersich derAmtsbürdenochjetztentziehen könne,währendausdemwirren Men- schengelnäuelzwanzig, vierzigStimmen die verabredeteAnklageinseinOhr kreischen,kommtausseinemeigenenHauseineWarnung.Claudia Protula laßt ihn durcheinenverschwiegenenBotenbeschwören,ndenAngeklagtenzu schonen; ein Traum habesiegelehrt, daßdemGatten dasBlutdiesesGerechten Unheil bringenwerde.Merkwürdig.HattenichtCalpurniaihrenGajusJulius

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6 DieZukunft

mitähnlicherRedegewarnt?DerblindenSektenwuth istAlles zuzutrauen.

Undwenn derzuschmählichemTodVerurtheilte wirklicheinGerechter wäre...DesRichters Auge suchtihn.Einschöner,sanftblickenderKopf;

1-.:.htsvonirrerSchwärmerekstase;unddieGestalt fast nocheinesJüng- lings. Ruhig schauter, mit derZuversicht getroster Unschuld;undin dem mildenLeuchten,dasvon diesem Hauptüber denfromm zeternden Pöbel hinstrahlt,isteineHoheit,daß derFremdling nicht staunen würde,wenn er vernähme:DieseristwahrlichderKönigderJuden! Docheristsjanicht;und weil ers zusein vorgab, stehtervorGericht. Pontius steigtvon derBima herab. Diese Sache darfeinredlicherRömernicht nachderAlltagsschnur messen;demPsychologengebührthierdasWort.AufdenWinkseinesRich- tersfolgt Jesus ihminsPrätorium.DerProkuratorwill alleinmitihm sprechen;unter vierAugen. Bist Du, fragter, derJudenkönig?Der Gali- läer, dessenZunge dochimmernochdaszweischneidigeSchwert ist, biegtzu- erst,mitalexandrinischerDialektik,derheiklenFrageaus·,antwortet, alsechter SohnJiraeis,mit einerGegenfrage:KamDirselbst solcherGlaube oder habenAndereDirihn eingeträust?Dann abersprichtergelassendasgrößte Wort:MeinReichistnichtvondieserWelt;wäre es, meineDiener würden drumkämpfen.Sobist Du-, JesusvonNazareth,dennocheinKönig?Bin einKönig; aufdie Erdegesandt,dieWahrheitzu zeugen;und denWahr- haftigenist meine Stimme nichtleererSchall. DieseAntwort gefälltdem Pilatus nicht. StolzeRede kleidetgektänkteUnschuld gut; dochdieSkepsis des Römers wehrtsichgegen denIrrwahn, Wahrheit, eine,dieAllen und über- allwahr ist,lasse sichvomWeisen nicht erstrebennur,nein:auchalsPrivi- legium besitzen.Erlächelt,blickt zuraufsteigendenSonne emporundfragt, mit kaumvernehmbaremSpottin derStimme: WasistWahrheitP Danach aberbesinnterdasrascheWort.Wiewäre eingläubigerpalästinischerIsraelit in dieSchuledesPyrrhonundTimon ausPhlius gelangt?SeinerJugend, die in der WeltEtwas wirkenwill,wirdssicherzumSegen sein, daßersich nicht aufdiekahleFelsklippc verstieg,wodieSkeptikerbrutlos hausen.Lange betrachtetderRömerden Galilåer. BeimMahl möchteerihn nichtzum Tischgenossen; auchbeimTanzheitererMädchen,wenn nachderTafel dasGespi ächderRuhendenvondenhöchstenzu denniedersten Dingen flattert, infrcchemSprung vonderGottheitzurThierheit hüpft, säheerihn nicht gern nebensichaufdemPfühl.Die Kultur fehlt ihm;undfragtemanihn nachdemWerthalterundneuer Philosophensysteme,erbliebedie Antwort wohl schuldig.ReinenSinnes aberistergewiß,bisaufdenGrund derSeele

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PontiusPilatus. 7

ohneFleckzundnichtgewöhnlichenSchlages.KeinMarktwundermannzKeiner vonDenen,dieAnderennachloben,nachschimpfen,nachplärren.Pontius geht hinausundsprichtzu denPriesternundPharisäern:Ich findekeineSchuld andemManne. Lukasselbst,dernochzu denkritischenEvangelisten gehört, hatdenSpruchmitdenunzweideutigenWortenaufgezeichnet:oödåvEbpioxm arirtwSvTafaiwspcdnwrohquSosprachderRichterzum Volk.

Unddennochwar derProzeßnichtzuEnde,wurdedasVerfahrennicht schnelleingestellt.KeineSchuldanihm? heultendieJuden.Der demIm- periumdieSteuer weigert? SicheinenKönignennt,desKaisersMacht- bereichalsokleinertPKeineSchuldanEinem,dersicherdreistet,Gottseines FleischesVaterzu.heißen?WerDiesenderStrafe entzieht,sündigtnicht nur gegenunserGesetz,sondern frevelt auchgegen denKaiser!Wiedersollte dieMajestätdenLandpflegerschreckenzundwiederwirkte dieDrohung.Hinter densanftenZügendesMannes ausNazareth tauchtederdüstereGewitter- kopfdesTiberiusauf.Daswäre einFressenfiirdieFeindedesPilatus. Nein.

Nocheinmal versuchtersin Güte.NachaltemBrauch,rustervomBeinstuhl insGewimmel,wirdvorPassah stetseinVerbrecher begnadigtzwolltIhr, so gebe ich aufderStelledenKönigderJuden frei. Zwei,dreiSekunden lang schweigtAlles, schwanktselbstdashärtesteHerz;schonaberhateinschlauer PriestereinenanderenNamen getuschelt,dervonMund nun zu Munde fliegt,undwie eineinziger Schrei dröhntesjetztausallenKehlen:Jesus Barrabbas seiderFeiertagsgnade theilhaft, dochDieser hier büßeamKreuzl JesusBarrabbas saßwegenpolitischenMeuchelmordesimGefängniß,war aberwährendeinerMeuterei verhaftetwordenundinJerusalemein Lieb- lingderPöbelinstinktegeblieben.Ihnwolltensiewiederhabenund derGali- läcrsollteamKreuz oerröcheln.AmKreuz?... Erhatte, siewolltensbeweisen, dasKirchendogmaangegriffen,dieGlaubenssatzungzubrechengetrachtet.Das war,als Sünde wider dasmosaischeGesetz,mit derSteinigungzuahnden.

DceKreuzigungwar eineRömerstrafe.AberJudäawollte RomdieVerant- wortungderThat ausladen:alsFeinddesKaisers sollteder Galiläer ver- urtheilt, gerichtetwerden;werkonnteauchwissen,obPontius sichsonstzur VollstreckungdesUrtheiles herbeigelassenhätte?Nunmußernachgeben.Zu oft schonwarerinRomverllatschtworden.Erzaudert noch.Vielleicht,denkt er, genügtderRachsuchteinkleinesZugeständniß.Erbefiehlt,den Gefangenen auszupeitschen,undduldet, daßdieausgelesenenKolonialkriegsknechte—recht- schaffeneLegionårehättensichnichtzusoriiderUngebührerniedert —- dem Armen eine Dornenkrone aufsHauptstülpen,ihninPurpurfetzen wickeln,

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8 DieZukunft.

anspeien,umtanzen, umhöhnen.Er duldetsundhofft,dieWuthwerdenun gesättigtsein. Umsonst.DerPriesterfeind,derBolksverfiihrer mußsterben.

NurmitWaffengewalt hättederProkuratordie Tobenden zubändigenver- mocht;unddurfteerwagen,um einesjüdischenSektirerswillen denRömer- sriedenderProvinzzustören?Vergebens suchterdenHerodes Antipasals zuständigenRichterdes Galiläersvorzuschieben.Ermuß,nur erkannent- scheiden.Daerst fühlterzuHäupteneingroßesSchicksal.Vorallem Volk wäschterdieHände,hebtsieund:spricht:NichtanmeinenFingernklebt das BlutdiesesGerechten!Dann giebter Barrabam frei-;und der andereJesus

·

leuchtmitseinemKreuz nach Golgotha,demSchädelberg,dieHöhehinan.

...Aufseine WeisehatPontius sich,alsJroniker,andemkonservativen

»Klüngelgerächt,derihmdie SanktiondesfrommenMordesabzwang.Jmmer wiedergaber,ihren OhrenzumAerger,demvomSanhedrin Verurtheilten denTiteldesJudenkönigsEr ließihn erniedern,zumSpottbild ausputzen: undwiesihndemVolk undsagte: Sehet her: welcheinMensch! Zweimal fragteerüberlaut:SollichEurenKönigkreuzigen?SchriebmiteigenerHand über dasKreuz:»JesusvonNazareth,derJuden König«; griechisch,latei- nisch,hebräisch.Und da diePriester ihn drängten,dieJnschriftzu ändern,denn Jener sei nicht ihr König, gaukle ihnnur; ward ihnenzur Antwort: Was ich schrieb,schriebich.Er wollteihnen nicht hehlen,wieersie,wie densitt- lichenWerth ihres Feindes schätze.DerschwindendeTagfand ihn wohlinun- frohemSinnen. UndalsJoseph,derRathsherr,abendsdieBotschaftins Prätorium brachte, Jesus seiamKreuz gestorben,wollte derProkuratorsie kaumglauben.Hatteder Römeretwadem GaliläerGötterkraftzugetraut?

Erist hart behandeltworden.Von Denenzuerst,dieihmDankschuldig waren. DreiJahre nach ChristiTodentstandenimJudäergebietneue Un- ruhen.Die Männer vonSamaria, dieschondenCoponius geärgertund seitdemdasWühlennieverlernt hatten, empörtensichwiedereinmalgegen diethronendeGewalt;undnun gingesnicht ohneBlutab.WasPontius befürchtethatte, geschah:alseinlaunischer,baldbrutaler,baldschwächlicher Herrward erdemkaiserlichenZorn empfohlen,·vonVitellius ohneein Wort derVertheidigung preisgegebenundungnädig,zupersönlicherRechtfertigung, nachRomgeladen. Tiberius, hoffteer, würde dem treuen Dienernicht lange grollen; dochinderStunde,da derProkuratorvomSchiff auf dieJtalerküste stieg,holteTiberiusinMisenumdenletztenSeuszeraussiecherBrust.UndCali- gula,derneueHerr,warfürdenKnechtausderOstmark nichtzu sprechen.Der WunschdesPilatus, ausJudaea erlöstzusein,war jetzt erfüllt, doch

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sich zu vertheidigen. Die Zeit von vor fünfhundertJahren liegt nicht gar so fern; wir sind seitdem nicht so »anders« geworden. Frauen, die mehr vom Leben begehren als glückliche