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Die Zukunft, 5. April, Bd. 39.

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Academic year: 2022

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Mir ZukunfkiskW

Herausgehen

Maximilian Larven

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Keununddreigigfter Band.

Berlin.

Verlag der Zukunft

1902.

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s MAX-its Obig-

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Inhalt

AchtungvorEngland .....189

Agrarstaats. Jndustriestaat. Alkoholgährungs.Fermente. Arbeiterkolonie,inder.....352

Armee, s.Notizbuch 249. Ausweisung,meine ......398

Beichtgeheimniß........ 20

Berliner Sezession s. Sez ession. Bilderbücher........,.232

Blumenträume ·.......277

BörseUndPresse.......483

Vrandenburger Zeitung s.Notiz- buch248. Bülow, Graf s.Notizbuch 258,440. Buren,die ..........413

Burghers, onze dappern 156,403« s.a.Notizbuch 251,445. Centralkartell,das.......166

ChrysandersHändel-Ein- richtungen .........467

Coquelins.Theaternotizen 171. Darm-Athen .........195

Darmstädter Kunstausstellung s. Darm-Athen. Denkmal, das,desaltenFritz für Amerika s. Notizbuch 334, 373. Derselbe, Dieselbe, Dasselbe..348

Diatnantenkönig,der....·. 1

Dichter,derverehrte.....·279

Diktaturparagraph,ders. Notiz- buch329. Distelfinken..·.......547

Durand,Fräulein s. Theater- notizen 171,s.a.Notiz- buch374. England, s-.Achtung. Entwickelungsstufen......139

ExnerundGenossen...·..522

Exportwirthschast........244

FermenteundAlkoholgährung.471 Finanzen,Rumänische.....365

Fitger,Arthurs.Notizbuch 46. Frühling.....·.....187

GeigenspielerundFlötenbläser431 Generalversammlungen..... 33

Geschäfte,nationale .....·409

Glossen............201

Grimm,derFall........117

Händel-Einrichtungens.Chry- sander Herzog Ernst Günther s. Notiz- buch248. Hosjuden.·.........213

Hörigkeit,aus derZeitder ..499

HumbugECo......... 89

Hymnus............ 19

JndustriestaatoderAgrarstaat? 375 Johanniterorden,ders. Notiz- buch450. Katholizismuss. Universität. Katholizis1nus,1noderner. ·..822

Kaussmann, Stadtrath s·Notiz- buch256. Kinderarbeit ..........431

KlingersBeethoven·.....389

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Kinderrechtc...

«..·... 26

KolonialpolitikindenOsttnarken s.Notizbuch 372. Königvon SachsenVieux Saxe· König, der,vonSpanien. ...297

Krach, der,desKunstgewerbes. 75 s.a.Notizbuch489. Kriegsraison........ 308

Kultur, die,desweiblichenKörpers s.Bilderbücher· Knlturarbeiten s. Bilderbücher. Kunst,modernes.Notizbuch331. Kunstausstellung,diegroße...342

s.a.Notizbuch 372. Kunstgenußs. Nervosität· Kunstgcwerbe s. Krach- Landtag s. Notizbuch 440. Legenden, zwei.........122

Lco XIlLs.Zauberer. s.a.Notizbuch251. Lieber, Ernst s.Notizbuch 45. Marten undHickel s. Notiz- buch246. MedizinischcModen,s.Moden .504 Meisterspicle........·.290

Mesmer ............303

Milchkrieg.»..........181

Mirandas, Dr.,inKonstantinopel 70 Moden,medizinische......504

MoritzundRina .......491

Murom,Jlja von.......133

Nervenheilstättens.Notizbuch446. NervositätundKunstgenuß 102, 144. Notizbuch45,246,329,369,440, 486,525. « Ozeantrust ..........209

Palinodie........... 93

Pandynamismus...... 7,57 Presse s. Börse. Prinzenreise,die........ 82

Rangklasse,elfte........464

Reuaissance,eine?.......458

Rhodes,Cecil Johns.Dia- mantenkönig. Ran s. Moritz ........491

Rothschild-Lombarden......128

RumänischeFinanzen s. Finanzen. Rußland s.Murom. Sandcn undGenossen.....437

Schiedsgerichte,Kausmännische153,285 s.a.Notizbuch 371. Schmoller,ProfessorDr.Gustav s.Notizbuch 369. SchweningersJahresbericht .. 37

Selbstanzeigen 42, 86, 126, 164,207 240, 361,395, 435, 480,513. Sezession, Berliner ......419

s.a.Notizbuch 331. Sonnwendtags.Theater- notizen 169. Tadellose,die.........320

Theater,Wicncr........112

Theaternotizen..·......169

Trinkgelder ..........325

UniversitätnndKatholizisntus.173 Vereeniging....·.....335

Vieux Saxe .........451

Waldeck:Rousscau.......259

Waldgesicht..........228

Weg, der,zumLichts.Theater- notizen 170. Welt, die,alsZeit ......265

s.a.Notizbuch441· Wohlthätigkeit,moderne ....392

s.a.Notizbuch 487. Zauberer, der,vonRom. ... 47

Zolltarifkommission-Sommer- diätens.Notizbuch 257. Zuckerkonventions.Notizbuch 486- Zukunft,die..........220

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B Berlin, den 5.April s902.

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Der Diamantenkönig.

WenneinesTagesdergroßeKolportageromandesTransvaalkrieges geschriebenwird undermuß, schonweil einVermögendaranzu verdienen ist,überkurzoderlangja geschriebenwerden—, dannwirdes CecilJohn Rhodesübelergehen.Erist fürdie RolledesOgers geschaffen, derseinerHabgierHekatombenschlachtet,unermeßlicheSchätzehäuftund,mit einemHohnlachenauf frecherLippe,überLeichenhinwegschreitet.Ein Un- geheuerwird da derErdkreissehen,einenMenschenfresser,dereinganzesVolk frommerBauernvernichten,KindermetzelnundJunfrauen schändenmöchte, umdieWurzelndesWiderstandesgegen dieMacht seinergoldenenGeißelaus- zuroden.Und wiefeinLeben,sowirdauchseinTod dieKöchinnendasFürchten lehren. WährenddasVolk,demerdenUntergang sann,sichtapfer nochwehrt undauf denTrümmern seinesjungenStaates neueZuversichtschöpft,ver- röcheltderGewaltige einsam, nachlanger Qual,undnicht füreiner Stunde DauerkannihmseinReichthumdasarme Lebenverlängern.Woraus sichwie- der einmal dieLehreergiebt,daßunrechtGutnichtgedeiht,dieTugendschonhie- niedenbelohnt,dasLasterbestraftwird. DerRomankannsehrschönwerden, wenn eingeschickterMann dieLieferungübernimmtundRhodes aufdem Hintertreppenfriesnichtgar zuklein,garzujämmerlichaussieht.Erhat sichmit dreiFreundeninsLagerdervomGeneralCarrington besiegtens,aber nicht entwaffnetenMatabelcs gewagt,die eben einenneuen Rachekriegplan- ten,undLo-Bengula nebstdenanderenHäuptlingendurch seinerRedeGe- waltderbritischenHerrschaftgewonnen. EristimReiseanzugvordenDeut-

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2 DieZukunft.

schenKaiserhingetretenundhatihnüberredet,dasvorherüber denJame- son-Raid gefällteUrtheil zurückzunehmen.DieMatoppobergeunddasber- linerSchloßverließeralsSieger.Undwasheutenur diePhantasie heißer Knaben träumt,wasdenwachenSinn derErwachsenen unmöglichdünkt, hatergethan:erhateinReich gegründetundauf seinenNamen getauft.

Allein; ohneHeer;einBürgerlicherzeinCivilift.EinReich,dessenFlächen- utnfang sechsmalgrößeristalsderGroßbritaniens. Selbstin einem Kol- portageroman darfderMann,demSolches gelang, nichtdieRolleeines ge- wöhnlichenSpekulanten,einesBontoux,Beit oder Barnato spielen.

DenKolossusvonRhodesiaunddenCapnapoleon hatman ihnge- nannt und damitdenDrang,derihninsGrenzenlosetrieb, richtigbezeichnet.

Hätteersichzubescheidenvermocht, seinLeben wäreruhigundfriedlichge- wesen, sofriedlich,wie das Leben einesDiamantengräbersundBörsenbe- herrschers seinkann.Erftammtevon LandpächternausEssexab,wollte Theologie studirenundsuchteinSüdafrikaHeilungvoneinemLungenleiden.

Daregtesich sein Kaufmannsgeniezererwarbdiebesten Claims, ließsich von denRothschilds,ohneihrDienstmannzu werden,mit der ganzenHaus- macht stützenundentthronte nach raschem ErobererngdieBarnato und Joel. Auf so gebahntem Wegkonnteergemächlichweiterschreiten,Schätze sammeln und,wenn ergenughatte,in dieHeimathzurückkehrenundsein Lebengenießen.SohatesMancher gemacht,derdannLord oderMarquis wurde undin dernobilityalseinZugehörigerverkehren durfte.Eecil Rhodeswolltemehr.DerReichthumgenügteihm nicht,war ihmimmer nurMittel zumZweck;großeJdeen,sagteerfrüh schonzuGordon, findkei- nenSchußPulver werth,wenn dasGeld zuihrerAusführungfehlt.Trieb ihn EhrgeizoderdieLeidenschaftdesPatrioten?Der Wille zurMachtoder derWunsch,denVolksgenossenzuzeigen,daßernichtein Millionär wiean- dereMillionäre war?WahrscheinlichwirktenvieleUrsachenzusammen;und schließlichhandelteer, wieerhandeln mußte.ErschufdieCharteredCom- pany;setztemehralseinmalsein ganzes Vermögenaufs Spiel,wurde,ohne Austrag noch Amt,einPolitiker, dessenDiplomatie sichüber dieGrenzen desMaschonalandes,desBetschuanen-undMatabelegebietes hinauser- streckte,undstarbimKampfgegen diezäheWiderstandskraftderHolländer«,

diesichderbritifchenHoheitnicht unterwerfenwollten. All red:Daswar sein Ziel.Nurder UnionJack durfteüberAfrikawehen. Erglaubte nicht anvieleDogmen;anGroßbritanienglaubteer.England, sagteerineinem Gespächmit demVurenfreundWilliamT.Stead, istvonGott, dessenExi-

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DerDiamantenkönig. 3

stenzmir zufünfzigProzent sicherscheint, berufen,derWelt dasReichder Freiheit,derGerechtigkeitunddesFriedenszubringen,undichbinauser- wählt,derbritischenExpansioninAsrikadenBodenzu bereiten.HerrStead hat ihn nicht ausgelacht. VielleichtdachteeranWalter Raleigh,anClive undWarrenHastings,fühlte,daßEngland solcheMänner braucht,und mußtesich,vordempolitischenGegner,denerimmerbewundert,niever- dammt hat, gestehen:Dieser ist größerals dieKonquistadoren,derenName vondankbarem Stolz durchdieJahrhunderte getragenwird.

Erwargrößeralssie.Wäreeruns nicht so nahunddurchdenvom

HaßgewebtenSchleier dochunseremAuge verhüllt,wirwürdennichtzögern, ihneinengroßenMannzunennen. Wirwerdenunssachtaber in denGe- dankengewöhnenmiissen,daßsodiegroßenMännerin derNähe aussehen.

AlsfleckloseLichtgestaltenwandeltensie stetsnur durchdieMärchen- weltenderKinderundKindervolkheiten;und einkindischesVergnügenwars immer,dernachMoralitäten liisternenMengezuzeigen,wieschlechteKerle diegroßenMänner desHandelnsgewesensind.GeradediefeinstenGeister haben sichweislich gehütet,die imGewühldespolitischenKampfes Führen- denmitidealenForderungenzubelästigen.Kant: »NochkeinPhilosoph hatdieGrundsätzederStaaten mit derMoral inUebereinstimmungbrin- gen Unddochauchkeinebesseren,diesichmit dermenschlichenNatur ver- einigen ließen,vorschlagenkönnen.«Goethe: »DerHandelndeistimmerge- wissenlos;eshatNiemand GewissenalsderBetrachtende.«Schiller:

»WärmemirEinerdasverdroscheneMärchenvon Redlichkeitaus,wenn der Bankerott einesTaugenichtsunddieBrunsteinesWollustlingsdas Glück eines Staates entscheiden!«Macaulay: »Die AxiomederPolitik sind so beschaffen,daßdergemeinsteRäubersich scheuenwürde,sie seinem zuoerlässigstenSpießgesellenauchnur anzudeuten; sich selbstsogarwürde ersienur insophiftischerVerbrämung anzubieten wagen.«Wer,alsein -Betrachtender,solche Willensmenschen verabscheut, ist nichtzutadeln.

NurdarferdannnichtPolitik treiben,dieFrucht politischerArbeitgenießen wollen, sondern muß sichin einensanften Anarchismus bequemen.Die Heilandsreichesind nichtvondieserWelt. AlsBonaparte ausbriillte,die GesetzederSitteundSittlichkeit seiennicht für ihn gemacht, spracheraus, was mancherminderHochgewachseneempfunden hat. Nicht jederStaats- mann istausAjaccio,nicht jederLätitiasSohn;zurFälschungvonBank- noten undzumPlaneinerHöllenwaschinadie dasBourbonenhausin die Lufttprengensollte, hättenkultivirtereGeniessichamEndedochnicht soleich-

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4 DieZukunft.

tenHerzensentschlossen.AberauchBismarck,derausanderem Stoffwar als derKorse, hatalsPolitikerMittelnicht verschmäht,dieeralsPrivat- mann weitvon sichgewiesenhätte. Deshalb hat ihn LiebknechtJahrzehnte langdenDepeschenfälschergenannt.Deshalb solljetzt,wieeinSchandfleckan seinem Wesen,dieThatsache verborgen werden, daßer1866 Herrnvon BennigsenzumLandesverrath dingenwollte. Dennwirmöchtenunsdie ehrwürdigeHypokrisiebewahren, daßunserStreben nachdemZiel langt, dieTugendzurHerrschaftzubringen.WirsindChristen, sind Altruisten.

Nietzschesagt freilich: »Derganze,Altruismus«ergiebtsichalsPrivatmann- KlugheitzdieGesellschaftensind nicht ,altruistisch«gegen einander. DasGe- botderNächstenliebeistnochniemals zu einem Gebot derNachbarliebeer- weitert worden.Der Staat istdieorganisirteUnmoralität.«Dochwirfordern PolitikervonevangelischerLauterkeit.Fordernwirsiewirklich?Ja.Könnten wirsiebrauchen?Nein. MitTolstoialsPräsidentenoderPremierminister könntemankeinen Staat machen; nichteinmal eineSozialistengesellschaft, diedochauchlebenmüßteundsichfortpflanzen möchte.Wirbrauchen Po- lititer,die denMuthzuunseren Begierden habenundbereitsind,unsdie Verantwortungabzunehmen. Doch wehe ihnen,wenn sie sichertappen lassen,wenn man dahinterkommt, daßsiekeineSäulenheiligensind!Esist wie mit denBankdirektoren. Diesollen auchinschlechtenJahren fürfette Dividenden sorgen: sonst sind sie unfähig;abernur ganzsaubere Geschäfte machen:sonst sind sie Spitzbuben.Undein Staatsmann soll noch tugend- samer seinals einBankdirektor undunseren empfindlichenNasenAlleser- sparen,wasnachderSchwarzen KüchedesMacchiavellismus stinkt.

Früherwars immerhin leichter,Herrn Hypokritzubefriedigen.Noch wardenMenschen nichtderSegender»Oefsentlichkeit«gespendet;der Volkschorwurdeerstgerufen,wenn dieBühne abgefegtundblankgescheuert war; undheroischeVerbrechenentbinden dieeinbildnerischen Kräfteund stimmen auch harteHerzenzumitleidiger Furcht: so großesGeschehenkönne auch sieausdemrechtenWeg drängen.EinStaatsmann, dermitBlutund Eisen arbeitet,ansein UnterfangendasLebensetztundmitHelmbuschoder DegendieKämpfendenzusichwinkt, darf, selbstwenn erbesiegtwird, auf mildesUrtheilhoffen.DienapoleonischenFeldzüge habenvierMillionen MenschenumsLebengebracht: siewaren dochschön,sielebenimHeldenlied unddieSöhnedesvomkleinenKorporalentvölkertenLandespreisen ihnmit BårangersgeflügeltenWorten. Grausamkeitkanngroßartigwirken; jeder heroischgeführteKampfweckt dieErinnerung an alteUrständederNa-

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DerDiamantenkönig. 5

tur,wodemEinzelnenwie derGesammtheitdasSchwertdieEntscheidung brachte.Aber einMacchiavellismus,dermit modernen Mitteln arbeitet!

Einin einebelagerteStadt eingesperrterPolitiker,dersichdie londoner Minenkurseheliographirenläßt...Doch auchin denGedankenmüssenwir uns endlichschicken,daßdieTagederRittersittevorübersind, vorüber,rief ,Burkeschon,dieZeiten keuschenRitterstolzes,der denSchimpfwie eine

Wundeempfand,dasroheHandwerkadelte und demVerbrechendieHälfte seiner Schrecknissenahm; Sophisten, Oekonomen, Rechenmeisterherrschen heute,woeinstHeldenfochten.Das wurde,1790geschriebenundist nach hundertundzwölfJahrennochnichtin dasBewußtseinder Völkergedrungen·

CecilRhodes hatin derRüstunggekämpst,dieihmdie Modeund dasBedürfnißdesKrieges vorschrieb. PersönlicherMuth fehlteihmnicht;

sonstwäreernichtinsMatoppogebirgegegangen, nichtvonLondonnach Kimberley zurückgekehrt.DocherkonntenichtalsRitter fechten,mußtedie Mittelanwenden,diefür seineZeitundseinen Zweckpaßten.Er kam aus einem ganzaufdenExport, aufdieAusbeutung nochunkultivirter Länder angewiesenenHändlerreich,das,wenn essichnichtim Südenwie im Nor- denAfrikas starke Stützpunkteschafft,inIndienbedroht ist. Afrika mußte englischwerden: Das war sein Ziel.KeinSchleichweg,derdahin führen konnte,warihmzuschlecht,zuschmutzig,zusteil.Aus demGold und den Diamanten,dieerausderErdegrub,schufersichdiewerthvollsteWaffe.

ErhatdiePresse bestochen,dieHilfederParnelliten,alserihrer bedurfte, mit baaremGeldeerkauftundniegezaudert,eineMenschheitzu korrum- piren,diekorrumpirt seinwollte. Erwußte,welcheMächteimsiruggle heutedenSiegsichernkönnen.AlssteinreicherMann isternocheinmal nachOxfordgegangen, um seine humanistischeBildungzuergänzenund dieZusammenhängederTechnikbessererkennen zu lernen. Kapital,Presse undTechnik brauchteer;unddasein SchlachtfeldeingroßerTeil desbe- wohnten Erdkreiseswar,mußteervieleBatterien habenundimmerwissen, wieandenBrennpunkten seinerWeltinjederStunde dieStimmungwar.

Die Matabeles hypnotisirteermit dem WortunddenGesteneineszürnen- denVaters;inBerlinließerdieHofsnungaufdenRiesengewinneiner eng- lisch-deutschenMinengesellschastaufleuchten;undzwischenzweiSchlachten eilteernach London,ummitJngenieurendenBau-vonEisenbahnenund

TelegraphenlinienzuberathenundalleBeetezudüngen,denen die Er- füllungeinesWunsches entsprießenkonnte. Seine Mittel waren anders, abernicht nnsittlichcrals dievon dengroßenund kleinenBonapartes

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6 DieZukunft.

allerZeiten angewandten.Wiesie hater derprachtvoll frecheBrief, deneraus KimberleyanLord Roberts schrieb,beweistes—- dieDutzend-«

handwerkerderBureaukratie unddieschwerfälligenTroupiers verachtet.

Wiesiehatergeirrt, hatderUeberschwangdesWillens ihninsUnheil gerissen. Napoleonwolltebis zumGanges vor-schreitenund-mußteaus Moskau heimwärtsfliehen. RhodeswolltedieBut-en,deren Eigensinn ernicht brechen konnte, zerstamperundstarb, eheeinentscheidenderSieg anBritaniens Fahnegekettetward. Erwar eingenialcrFinanzstratege, Organisator, Verwalter;abererhattedieMenschen sokleingesehen,daß eranGrößenichtmehr glaubteundlachendgewettet hätte,dieVurenwürden denKampfwiderEnglands Uebermachtniemalswagen. Alseramvor- letztenDezembertagdesJahres-1895ruhelos durchdieVibliothek seines LandsitzesschrittundaufNachrichtvonJameson harrte, hatervielleicht gefühlt,welchenFehlererbegangenhatte,daerdenRittbilligte,demCronje einruhmlosesEndemachte.EineinzigesMalhatteerdie Mittel der Raub- ritterzeit anzuwenden versuchtundsichdiegrößteNiederlage seinesLebens geholt.WerhastigabermitdemUrtheilbei derHandist,Rhodes habeim Transvaalkrieg seinenundEnglandsganzenEinsatzverspielt,Der solltebe- denken, daßunser größterStaatanann gesagt hat: »DemAugedesunzünf- tigenPolitikers erscheintjederSchachngimSpielwie dasEnde derPartie.«

An denBritenkrieggegendieVuren heftet sichderHaß,weilerder erstemit denWaffendesGroßkapitalismusgeführte,derersteunromantifche Krieg istunddieHändlervölkererkennenlehrt, wohin sie gehen.Und Cecil Rhodeswirdgeschmähtundbespien,weil dieentsetztzufchauendeMenschheit sich nicht gestehenwill, daßerderExponent ihres Wünschenswar,ohne wichtiges Amt, ohne hohenTiteldererste Politiker,derdasArsenaldes Macchiavellismus nachdemBedürfnißderJndustriezeitumzugestaltenwagte.

Wirwerdennochoft Seinesgleichenersehnenundfroh sein,wennseineWil- lensartvonseinerWillenskraftbedientwird. DerTag wirdkommen,woman dieHandelnden,die ganze Völkervon derVerantwortungentbürdenund denMuthzuweltgeschichtlichenVertragsbrüchenhaben,nichtmehr nachihrer moralischenBeschaffenheitfragt, sondern nachdemNutzen,densiederHei- mathgebracht haben.Dann werden dieKolportageromane vergessensein undvon demMann,denman jetzt,mit einemausNeidundVerachtung gemischtenGefühl,denDiamantenkönignennt, wirdesheißen:Erhat sich nicht gefcheut,unpopulärzusein, und,mitbeflecktemGewand, durchBlut undKoth feinemVolk denaufwärts fiihrenden WegindieZukunft gebahnt.

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Pandhnamismus. 7

pandynamismus

ÆsgiebteinenTypus mittelalterlichenDenkens,der deneinzelnen,bisher je noch sehr wenig erforschtenAbwandlungenmittelalterlichenDenkens überhauptzuGrunde liegtundfürdieAuffassungeben sosehr nochdes fünfzehntenwieschondeszehntenJahrhundertsbezeichnendist. Man kann ihnalsTypusdesAnalogieschlussesbezeichnen.Zumgenaueren Verftändniß zwei Beispiele.Ein Bischofdes zehnten Jahrhundertsin schonhohem Lebensalter betritt,nacheinerGeschichtquelledieserZeit,umeinemasketischen Bedürfnißzugenügen,abendsinbloßen Füßen,nur miteinem härenen Gewandangethan, seineKathedraleundschläftnachts ausdenkalten Steinen desBodens. Kurze Zeit darauf stirbter. Wirwürdengeneigt sein, seinen TodalsFolgeeinerschwerenErkältungzubetrachten.Das zehnte Jahr- hundert schließtanders. WiederHerr Mose gesagt habe,alserihmim brennenden Dornbuscherschien: ZieheDeineSchuheausvonDeinen Füßen- dennderOrt, denDu betreten wirst, ist heilig: so habederBischofin prophetischerVorahnungdesTages,daerzu desHerrn Herrlichkeiteingehen werde,sich barfußindas HausGottes begeben,umdaraufzu sterben.

Das andere Beispielaus demspäterenMittelalter. Damals war esge- wöhnlich,denPapstmitderSonne, denKaisermitdemMond zuver- gleichen. Hieraus schließendiekanonischenRechtslehrerderZeit und nochdergeistig so hoch stehendeKardinal Nikolaus vonKues wiederholt

um 1430 diesen Schluß—, daßderPapstgenau umsovieldemKaiser an Autoritätüberlegenfei,wiedieSonne denMond anGröße übertreffe.

WasistdasGemeinsamebeidermittelalterlichenSchlüsse?Sieschreiten vonderParallelifirung zweierVerhältnisse,die einander ingewissenPunkten ähnlichoderauch gleichsind,zu derenvölligerJdentifizirunginallenPunkten fortundentnehmen diesemVerfahren fürdas eine derverglichenenVerhältnisse gewisse,als völlig logisch betrachtete Folgerungen.Es isteineArtdes Schließens,wiesie auch heute nochbei Kindern undimtäglichenLebenoft genugvorkommt. ImMittelalter abergehörtsiedemwissenschaftlichenund überhauptdemstreng überlegtenDenken an: inunzähligenallgemeinenZu- sammenhängendiesesDenkens tritt siezuTage.So beruhtdie ganze Art desMittclalters, geistreichzusein, auf ihr. Geiftreichwaren imMittel- alterRäthselredenzgeistreichwar eszumBeispiel,wennKaiser Konrad auf dieMeldungdes srühzeitigenTodes des Herzogs ErnstvonSchwaben, seineserbitterten Gegners,dieAntwort gab: »Es scheint,daßdasGeschlecht bissigerHunde nichtalt werde.« Hierwie inverwandten Räthfelredenist esimmer dasMoment scharfsinnigenund unerwarteten Analogieschlusses, dasdenmittelalterlichen Hörer entzückt.Ju diesemSinne find daher auch

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