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Die Zukunft, 23. April, Bd. 47.

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a III

Berlin, den 23. April t904(.

R III- A

Der neue Trust.

Werk

August Bebel, Graf LudwigvonReventlow,HerrElardvon-Ol- denburg: diesedreiMännerhabenin derzweitenAprilwochedenReichs- tagvorSchande bewahrt;vordem schändendenRufvölligerUnfähigkeitzur BeurtheilungderHauptfrageninternationaler Politik.Die dreiAbgeord- netenfind durch DivergenzendesZellenursprunges,desTemperamentes undKlassenbewußtseinsgetrenntundkönntenwahrscheinlichankeinemPunkt ihreStimmenzu einerEntscheidungvereinen. Abersiesehen,wasist,und habendenMuth so mußmansim Schattenreich schlotternderParlamen- tarierheute schonnennen —, offenauszusprechen, daßdiedeutschePolitik zumErbarmenunfruchtbar geworden ist«undderhöchste,allein verantwort- licheReichsbeamtein keinem derseinerObhutanvertrauten BezirkeNütz- lichesgeleistethat. Jedervonihnen hatsauf seinebesondereWeisegesagt.

HerrBebel tadelte dieunersättlicheLustanTafelredenundFesten,die wederzu denHiobspostenausSüdwestasrikanochzu derSchlappe passe;die derbritisch-französischeVertragebenerstdemPrestigeDeutschlandsbereitet habe;kügte,daßinRußlandgeboreneJudenbei unsvonderPolizeibelåstigt undausdemReichgewiesenwerden,weil russischeBehördenesfordern,und daßdekHamburg-Ametika-Liniegestattetwurde,währenddesKriegesundtrotz dkkfeierlichverkündetendeutschenNeutralitätdempetersburgerMatineamt einenSchnelldampferzuverkaufen.GrafBülowantwortete,erhabeimFall Mandelstummnichtanders gehandeltalsBismarck imFall Mendelssohn,

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132 DieZukuqu

undberief sichauf die frühervonihmausdenHandaktenderReichskanzlei verlesenen Marginalien,dieallerdings beweisen,daßBismarck in einer be- stimmten Situation hohenWerth daran legte,demvon Attentaten bedrohten ZarenAlexanderjedenZweifelandemgutenWillender inDeutschlandRe- girendenzunehmen. ErstensaberdürftenRandbemerkungen,die über die Ministerialsphärenicht hinauslommensollten,ohne härtestenZwang nicht veröffentlichtwerden;undzweitens vergaßderberedteHerr,dasWichtigste zuerwähnen:daßMendelssohnunterschweigenderDuldung deutscherBe- hördendenRussen entschlüpftwarund derKanzler,umdiedadurchbewirkte BerstimmungdesReußenherrschersnichtnoch stärkerwerden zulassen,mehr diljgentiamprästiren mußte,alsersonst pflegte. GrafBülowhat also Geheimaktenveröffentlicht,ohnediePublikation ausreichendzuerläutern, undseinen »großenVorgänger«in einschlechtesLichtgerückt,ohne sichselbst dadurcheinfürdieBeweisaufnahme erheblichesZeugnißzuschaffen.Un- zulänglichwarauchseinVersuch,denVerkaufdesSchnelldampferszurecht- fertigen.DasSchiff, sagteer,istaneineausländischeFirma verkauftwor- den.Sehr richtig;nurweißjedes Kind, daßdieseFirmaalsZwischenhändler für Rußland fungirtunddaß dieHamburg-Amerika-Linie denprofitlichen Bruchder Neutralität wagendurfte,weilihrGeneraldirektor aufderMit- tagshöhekaiserlicherGunst stehtundaus demSchloßintimeDepeschenwie dieseerhält: ,,Kommen Siemorgen, lieberBallin,undbringenSie diegroßen Stiefel für Regenwettermit;wirwollenspaziren gehen.«UeberSüdwestafrika wolltederKanzlereinstweilen nicht sprechen;undderReichstagwarthöricht genug,durchein paarumflortePhrasen sichvondemheute wichtigstenThema abdrängenzulassen.Natürlichwarfetztnichtim Parlamentzuprüfen,ob der Gouverneur Leutwein als Verwalternurkleine oderauchgroßeFehler gemacht habe; dazuwirdspäterZeitfein. OhneSäumen abermußtegesagtwerden:

daßimHererolanddie ganzedeutscheKolonialarbeit vernichtetist,vonvorn anzufangen hatunddieRegirung nichteine Stunde länger zögerndarf,den vom SchutzversprechendesReichesübers MeergelocktenAnsiedlern ihre Verluste-nicht mitkarger-Hand zuersetzen;daßdieuntlugeoderlässige Taktik,dieunzureichendeMengenvonSoldaten undnamentlich Pferdenin vielzulangsamem Tempo hinüberschickte,andem VerlustvonMenschenleben undRiesensummen mitschuldigist; daßdrübennochmindestens zweitausend Reiterunddreitausend Pferde gebraucht werden,die inkürzesterFrist auf schnellenSchiffendieAusreise antreten müßten; unddaßdemKaiser,der im Mittelmeer FesttageverlebtUndkeinZeichenfeiner Theilnahmeandem

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Derneue Trust. 133

SchicksalderfürDeutschlandkämpfendenundfallendenMännergiebt,die Bedeutungdertraurigen Sache offenbar nichtmitwahrhaftigerOffenheit dargestelltworden ist.Das wurde leidernicht deutlichgesagt. ZumHenker mit all den ,,warmen Worten«,dieEiner dem Anderennachschwatztund die keinenFrierendenwärmen!Wirsindin einemrichtigenKolonialkrieg,der uns, wie die KennervonLand und Leutenwispern, nochrechtunangenehme Ueberraschungenbringen kann, werden, nachdemVorbildedessecond empire,mitBerichtenüberSiege gestopft,nachdenendiedeutscheTruppe sichzurückziehenmuß,undhabendenWirthschaftertragunserer bestenKolonie verloren.DasistderRedewerth.DiePflichtdesReichstageswäregewesen, demfür solcheEinbußenverantwortlichenBeamtenderbinsGesichtzusagen, daßdie Nationdieschlechte,schonjetztmitMenschenlebenundMillionenopfern bezahlteVorbereitungdesKriegesalseinebeschämendeEnttäuschungem- pfindet;unddiemangelhafteJnsormirungdesReichshauptes schleuniger- gänztzusehenverlangt. Jsts unmöglich,einen dervielenunbeschäftigtenPrin- zenaufden Kriegsschauplatzzuschicken,sosorgemanwenigstensdafür,daßvon denEtapenderVergnügungreisekeinJubeltoninsTrauerhausdringe.Wenn im KellerverkohlteLeichenliegen, sagt selbstein berlinerWirthdieFesteab.

HerrBebelhatdiesmaldenKanzlerinjedemTreffen geschlagenund fühltesichso"sehralsSieger, daßer, gegen übleGewohnheit, aufeine Du- plikstolzverzichteteVon einer anderenSeitepackteHerrvonOldenburg,der kafcheGardeiulanundAgrarier,denbonnerHusaren; höhnteihn solustig, daßderLärm desGelächtersdenCharmantenausderWilhelmstraßerasch wiederaufdenKönigsplatztrieb.»DerReichskanzlerhatvieleschöneReden gehalten;aberReden alleinthunsfreilichnicht.Seine Rede gegendie«Sozial- demokraten ist ja auchgedrucktundvertheiltworden.MeinWahlkreis hat acht- hundertExemplarebekommen;siewurden ausgebotenwiesauer Bier, doch Niemandwolltesienehmen. Auch fürdieLandwirthschast hatergeredet, abernochniemalsirgendetwas Reellesgethan.Er nenntsicheinenSchüler desFürstenBismarck, hatdemgroßenMann aberhöchstensdasRäuspern UndSpucken abgeguckt.«Sogingseine ganzeWeile;undjedes Spottwort wurdebejauchztEinKanzlerdesDeutschenReichesdürfteselbstimKentu- maEiialvetfahrennichtkomischwirken.GrasBülowkamund erwidertemitder Miene gekränkterUnschuld.Erhabenichts fürdieLandwirthegethan? »Ok)ne meine

beharrlichenBemühungenwäre derZolltaris schonin denVorstadien steckengebliebenundnichtzu Standegekommen.Jch seheinderBorlagedes ZolltarifeseinesiirdieLandwirthschastnützlicheThat.«Keinnoch sp schüch-

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l34 DieZukunft.

ternes Bravowarim Saal zuhören.Natürlich.Alles blickte denGrafen Posadowskhan, der dieganzeArbeit fürdenZolltarifalleingeleistethatund nun vernehmen mußte,daßderglatteHerrnebenihm sicheigenmündigden Erfolg zusprach.UndistderTarifdennschon,,eineThat«?Nein; höchstens einWerkzeug,mit demklugeArbeiterNützlichesleistenkönnen.Erstens istder für BrotgetreideumanderthalbMarkerhöhteZoll überhauptkeineWaffe,die preußischenGrundbesitzerndasLeben zu retten vermag; dieseErhöhungkann jederWechselderrufsischen,amerikanischemargentinischenFrachttarifpolitik unwirksammachen.Undzweitenskommt esnichtaufdenZolltarifan,sondern aufdieneuenHandelsverträge,die damiterreichtwerden.HerrvonOlden- burg sprach wahr:derKanzler hat fürdieLandwirthe nichts gethan; weiß auch, daßerrebus sie stantibus nichts für siethun kann,undbegnügtfich, hierwieüberall,mit demScheinruhmdesThatigen.Sind dem Ausland er- träglichereBedingungenfürKornundVieh abzuschmeicheln,so gönnterder Kaste,zu dereramLiebstendochgehörenmöchte,dasMorphiumpülverchen gern;gehts nicht, so pochteraufdie»beharrlichenBemühungen«..Des- halb wagterauch nicht,dieHandelsverträgezukündigen;undso langeer diesenSchritt nichtthut, sagensichinPetersburgundWashingtondie Staats- sekretäre:Wenn wirfest bleiben,werden dieDeutschen auchzu den alten Sätzenmit uns weiterhandeln.Derganze Bülow. Dersnochimmerfür diplomatischhält,nicht auszusprechen,wasman denkt,und dem derSchein stets mehr giltals dasSein. Erweiß,daßgewisseArten desnordostdeutschen Körnerbaues gegendieKonkurrenz klimatischbegünstigteroderRaubbau treibenderLändernichtzuhalten sindunddaßDeutschland,mitseiner künst- lichinsTropischegesteigerten,fast schonzum nationalen Lebensbedürfnißge- wordenenExportindustrieauchbeimbestenWillen ihnen nichtmehr sowirk- samhelfenkönntewienochvorzwölfJahren.Dochersagts nicht;Gottbewahre:

alsDiplomat mußerdenTalleyrandmimen.Er markirtheitere Zuversicht, stellt sich,als könneerhelfen,undbescheinigtsichschließlich,daßerschonge- holfen hat.WieeinModearzt,derdenKrankenmitsüßenWorten tröstet undihm nochamVorabend desTodestages hold zulächelt:Morgenklettern wiraufdieSiegessäuleiProbatum estin allenFällen,woder Kranke dem Doktorglaubte.AberGrafBülowistkeinthnotiseur. Die Land- wirthe mißtrauenderschönenMaskelängst;unddieschwereoldenburgische Kavallerie hatdietaktischeEinheitderKanzlerreden wuchtigüberritten.

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Nurimmerhübschverbergen,wasman denkt,immerlecoeur lä- geraufderZunge tragen...GrafReventlow tadeltdieinternationale

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DerneueTrust. 135 PolitikderReichsverweserundsagt,denbritisch-sranzösischenVertrag,der UnserenHandelausMarolko drängen werde,könne derDeutschenur mit einem GefühlbittererVeschämunglesen. GrafBülowist nichtdumm. Er weiß,daßdieserVertrag über dennochzu redenseinwird—unsmit viel schwärzererGefahr bedroht,als derantisemitischeAbgeordnetefürRinteln- Hofgeismarzuahnen schien.AbererdehntdieLippenzu einemvergnügten Grübchenlächeln.»Derbritisch-französischeVertraghatkeineSpitzegegen eine andereMacht.DieKontrahentenwollenDifferenzpunlte beseitigen;sehrnütz- lich fürdenWeltfrieden, dessenAufrechterhaltungwirdringend wünschen.

Unsere wirthschaftlichenInteressenin Marvkkowerdensichernicht mißachtet oderverletzt.GrafReventlowscheintzumeinen,wirhättenselbstein Stück vonMarolkofordern sollen.Waswürdeermirnun aberrathen,zuthun, wenn einesolcheForderungauf Widerstand stieße?Würdeermirdann rUthelbVomLeder zuziehen?Jch glaube, daßgerade jetzt,woimfernenOsten einKriegentbrannt ist, dessenRückwirkungnoch unberechenbar ist, daßge- radejetzt,woimnäherenOrientnochVielesungeklärtist, fürunseinePo- litikbesonnenerRuheundselbstderReservedie denInteressendesReiches nützlichsteist.Wirstehenmitzwei großenMächtenin einemsicherenBun- desverhältniß,zufünfanderen MächteninfreundschaftlichenBeziehungen.

JMUebrigenglaubeich,daßwiruns vordeszolirung,vvnderHerrBebel sprach-garnicht so sehrzufürchtenbrauchen. Deutschlandistzustark,um nichtbündnißfähigzusein. FürunssindmancherleiKombinationenmöglich;

undwennwirnur unser Schwert scharf erhalten, brauchenwir dasAllein- sein nichtzufürchten.«Jeder ZolleinJournalist,dem dieAufgabe gestellt ward,diegröbsienFehlerderKommunalpolitikgeschwindausderWelt zu schreiben,und dersicheinenDiplomaten dünkt,wenn ihmgelang, Dunkelgrau fürfünfMinuteninHimmelblauumzufärben.DasläßtsichderReichstagge- fallen.Und der alteHerrWilhelmvon Kardorfferklärt,,,zu derauswärtigen PolitikdesKanzlershabedasganze Land Vertrauen« Wolebtdieserweiße HEROprSicher sehr fernvondenQuellen politischer ErkenntnißSonst könnteernichtdasMärchenerzählen,dierussischeDiplomatie seivondem

AusbkuchdesAsiatenkriegesüberraschtworden,deneinSterblichernur,

GrafWaldersehrichtigvorausgesagthabe.DierussischeDiplomUliehatden Voll der damals mächtigenKamarilla Bezobrasz, AlexejewFr Co.schlau vorbereitetenKriegwiderNikolais WillenmitzäherGeschicklichkeitherbei- geführt;nurmußtesie;derenHandelndrumoft gelähmtwar,esheimlichan-

fangenundsichimFebruar graßüberraschtstellen,weil derZa,rdenFrieden

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136 DieZukunft-

wollte undjedenVersuch,Japanzureizen,mitschnellerEntlassung bestraft hätte.SeitEnglanddenBündnißvertragmit demMikadoschloß,warder Kriegnurnoch durcheine denRussen unerträglicheNachgiebigkeitNikolais zuhindern.Wer imvorigenSommer durchSibirien fuhr,sahdie Vorbe- reitungundwußte,daßes zumKampfkommenwerde;undnichtWaldersee nur,sondern jederKennerOstasiens vermochteungefährzuberechnen,wann Japanmitseiner militärischenundfinanziellen Rüstungfertig seinkönne.

DerReichstag hatinseinenersten zwanzigLebensjahrennichtgelernt, daß seine wichtigstePflicht ist,die internationale Politik,dieGrundlage nationalerMachtundWohlfahrt,zukontroliren undihr,wennsnöthigscheint, selbstdieRichtungzuweisen.Bismarck hattebeiDüppelundKöniggraetz gegenParlamentsmehrheitenRecht behalten, hatte dieTagevonSedan und Versailles hinter sichundließ,wieJeder-,derseinMetier alsMeisterbe- herrscht,auchvonhalbwegs klugenLeutensichnichtgernöffentlichdreinreden.

Diese GewöhnungangläubigesEntsagenwirktheute noch unheilvoll fort.

Sieistschulddaran, daßdieMeSSagesofLove,dieschonunter demersten Karl Stuart dergreife-HeldSirEdwardCoke als Sündewider denHeiligen GeistderVerfassung bekämpfte,vongläubigerDanlbarkeitbegrüßtwerden;

daßdieRegirungeintheologischrs Vertrauen,dasaus frommemGefühl, nichtausnüchternemUrtheil stammt, fordernunderlangenkann; daßNie- mand, nichteinEinzigerdemPortefeuilletonistenderWilhelmftraßedie Antwort gab,dieihm gebührteunddie das Land derDeutschenhörenmußte.

Ja, hättesiegelautet:dasDeutscheReichsteht,wieHerrBebelsagt,vor derGefahrderJsolirung. Trotzdemesstark ist.Stündedavor, auchwenn es noch stärkerwäre. Die paarPanzerschiffe,umdieSie,Excellenz,zwischenden Zeilen ihrerFeuilletons bitten,hülfennichtim GeringstenzdiekönnteEngland, Amerika,Frankreich, selbstRußlanduns immernachmachenundsieblieben ohnmächtiggegen eine Koalition. Auch jetztsindwir alleinstarkgenug,um ruhigals,,saturirterStaat« fortzuleben.So nannte Bismarck sein Reich, umdieNachbarschaftzunächsteinrnalzuschwichtigen,um denVerdachtweg- zuscheuchen,dasneue Jmperium habewildeErobererpläne.Aberwirsind nichtsaturirt.Wirbrauchen fruchtbares Land,brauchen, seitdieGroßindustrie inTreibhaushitze entwickelt,derStandarcl of lifederNation weit über alte Gewohnheit erhöhtwordenist,offeneRiesengebiete,dieunsereWaaren zu anständigemPreis kaufen. Sonstverzwergen wirnachundnachzu einem zweitenBelgien.ExpansivePolitikaber könnenwirnicht auf eigeneFaust treiben ;nichtin einerZeitderFufionenundSyndikate.Wir konntensnicht,

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Derneue-JTruft. 1 37 so langedasfranlo-russischeBündnißunshemmte,undwerdenskünftigerst recht nichtkönnen: denndieserZweibund sollnunzu einemgroßenantideut- schenTrusterweitert werden.Dasist derZweckdesbritisch-französischenVer- trages.Er soll Rußlandzum Beitritt nöthigen;durchdieDrohung,die Franzosenzuverlieren, durchdieLockung,dieJapanervonenglischerHilfe entblößtunddemaufdieLängemilitärischundnamentlichfinanziellUeber- mächtigenpreisgegebenzusehen. Großbritanienfühlt,daßdieStunde ge- kommen ist,in deressichmitRußland für fünfzig, vielleichtfür hundert Jahreüber dieasiatischenFragen mitVortheil verständigenkann. Alle drei Mächtehaben gemeinsamdasdringende politischeundwirthschastliche——

Jnteresse,Deutschlandzuschwächen; daswirthschaftliche,weilesaufdenWelt- märkten einunbequemerKonlurrent,dasvolitische,weileseinElement derUn- ruhe ist.Wenn dieBuren,nachderDepeschedesKaisersanKrüger,nicht auf deutscheHilfegerechnethätten,wärederTransvaalkriegnichtausgebrochen,die Britenherrschastallmählich,ohneBlutverlust,inSüdasrikagesichertworden.

Wenn DeutschlandnichtKiautschougenommen unddadurchdenGlaubenge- weckthätte,cswolle inOstasiengebieterischmitreden,wäreRußland nichtnach PortArthurgegangen und derKrieg zwischenJapanernundMoskowitern

Wuhrscheinlicherstin einemJahrzehnt, vielleichtnienöthiggeworden.Die deutschePolitik ist also mindestens mitschuldigandenbeidenKriegen,unter deren

wirthschaftlichenFolgenallecivilisirtenLänder zu leidenhaben.Ver- dienthabenwir dabeinichts,wieesscheint,auch nichts Ernstliches ernstge- wollt,nureinBewegungbedürsniß,eineannsch, vonuns reden-zuhören,

gestilltFrankreichhatindieserZeit MadagaskarundMarokko,RußlandPer- fIcUund dieMandschurei,Nordamerika diespanischenKolonienundPanama, Englandgar den Sudan undSüdafrikagewonnenzwirhieltenamTempeldes WeltfriedrnssclbstloseWacht.DochdieMethode unserer Geschäftsleiter,für

dFUFkiedenzuredenund, ohnebewußteAbsicht,Kriegeherbeizuführen,dieMil-

liardenwerthevernichten,diesesonderbareMethode gefälltdenAnderennicht;

sie habenessatt,durchdie Unstetheit deutscherPolitik ihre Kreise stören,sich IFverfkühtem,überhastetenHandelndrängenzulassen. Deshalb möchten sie sichgegen dasDeutscheReirhsyndiziren.Siedenken:DieDeutschenmer- ken-ZWohlnicht,wenn wirihrenKaisernurüberall mitdemgehörigenPomp

UUFGIUUZempfangen,undimmersagen, daßwirsieumihnbeneiden.Die

rUsJischePkessemuß jetztsogar thun,alsseiDeutschland(wodochdiemeisten Tanuleinundfastalle Weiblein fürJapan schwärmen)derReußenliebster undwütdigstekFreundund dasBündnißmit der nation amieet allitåe ganz

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werthlos geworden. Natürlich: Rußlandbrauchtwieder einmal eineschwere Menge französischenGeldesundkannsnur bekommen,wenn derProvinz- rentierinLhonundMarseillevorderMöglichkeitzittert,daßdieAblehnungdes AnleiheplanesMariannen dieHuld Väterchens,ihrer Hoffnung, entziehen könne«Deutschlandiststark,aber inseinemlaunischenSchwankenvonOst nach WestunzuverlässigzinüberschwingendenRedenerhebtesdenAnspruch,anallen Weltentscheidungenmitzuwirken,Vorbild undZuchtmeifterderMenschheit zusein,mit demDreizackdenAtlantischenOzeanzuregiren,undNiemand weiß,wasesmorgenwollen,wasübermorgenaufgebenwird.Eshat zwei Bundesgenossen. Wunderschön.Oesterreichhat sichmitRußland verstän- digt unddasHausHabsburgmuß,umseine«KönigreicheundLänder«zu- sammenzuhalten,froh sein,wennDeutschlandsdieösterreichischenDeutschen lockenderRuhm nichtin dieWipfel wächst—- undItalien, dessenWirth- schaftauf Frankreich, dessenPolitik auf England angewiesenist, darf sichbei Lebensgesahrnichtum Fußesbreitevondembritisch-französischenConcern trennen. Für friedlicheFesttage, für Monarchenbesucheund andereKurzweil istderDreibund nochsehr gutzuverwerthen.Wennwirheuteaber gegen RußlandundFrankreichzufechtenhätten,gingeinOesterreichundItalien keinkleinkalibrigesGewehrlos. DochkeineFurcht:dasFechtenwirduns auf absehbareZeit erspartbleiben.WennderantideutscheTrust,unterwohl- wollenderBilligungderVereinigten Staaten,diesichzumJmperialismus größtenStils rüsten,zu Stande kommt,wirderdemDeutschenReich nicht denKrieg erklären,nichtdenfrankfurter Friedensvertragzuzerreißen,son- derndenDeutschenganzsachtdieMöglichkeitlohnender Expansion abzu- schneidenversuchen.WieesdieBankenmachen,wenn sieeinenPooloder eineFusion beschließen,um einerunruhigen Konkurrentin,diedasGeschäft verdirbt, dieKundschaftabzujagen.Dannsäßenwir mitunserer raschsteigen- denBevölkerungziffer,unserer stolzenExportindustriefestundfändennirgends einenoffenenMarkt,derunserem Bedürfnißgenügt,nirgends eineKolonie, ausderenBodenneuer Reichthumleimenkönnte. Mit Marokkohatsange-

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fangen.AberGrafBülowlächeltundspricht:Sollte ichetwavomLeder ziehen?EinHüterdesFriedens? DerVertrag hat jakeineSpitzegegenuns.

UndunsereJnteressenwerden inMarokkosichernicht verletzt...Ach,ersollte garnichtvomLederziehen,solltenurdieWirkung seinesHandelnsund Unter- lassensvoraussehen, nicht Feuilletonphilosoph, sondern Politiker sein.

DerMann,denergernseinen großenVorgängernennt,pflegte nach 1892 zusagen: »PolitischeGeschäftelassensichauf sehr verschiedeneWeise machen.RezepteundRegelngiebtsdanicht.Wir aber treibendummePolitik.«

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Verirrte Naturforschung. 139

Verirrte Naturforschung.

Wenn

sichderehrwürdigeGustavTheodorFechner,wieerglaubte, jetzt alsverklärterGeistderWirkungen seiner irdischenArbeitin anderen Geistern bewußtist,sowirder sich gewißderweitenAusdehnung freuen, dieseinGedankenkreis gewonnen hat;abermanchmalwirdihneineVor- stellung durchzucken,dieermenschlichindenärgerlichenWorten ausgedrückt hätte:»Schützetmichvor meinenFreunden!«

Dieses Gefühl drängtesichmirlebhaft auf,alsichmirdasBuch ,,LebensgeschichtederErde«8)vonWilly Pastor näheransah,das,nachdem ProspektderVerlagsbuchhandlung»inDurchführungderGedankenweltFechners

dasRäthselvon derEntstehungdesorganischenLebenslösen«sollte.Das Buch ist sowohl nachdenzuGrunde gelegten naturwissenschaftlichenBe- hauptungenalsnach seiner Methodesounwissenschaftlichund unhaltbar, daß jeder sachverständigeBeurtheileresbaldmiteinemAchselzuckenaus der Hand legenwird. Werabernaturwissenschaftlichnichtorientirtist,wirdmög- licher WeisedemVerfasser seine kühnenVoraussetzungen glaubenund sich durchseine groteskenPhantasiesprüngetäuschenlassen. Deshalb scheintesmir nützlich,dieseganzeRichtungangeblicherNaturforschungeinWenigzubetrachten.

Die,,LebensgeschichtederErde«setzt natürlichvoraus, daßdie Erde ein lebendesWesen fei,undzwarentwickeltsie sichnachderAnsichtdes Ver- fassersallmählichvon einemKrustenthierzu einemKnochenthier.Ausihrer organischenGestaltungskraft »schafft«sie sichselbstdieOrgane,diesie braucht.

»Die Arten desAnorganischen umfasseninihrenEigenschaftenallejene FähigkeitendesPlaneten,diedurch lange Uebungbereitsreflektorisch,unbe-

«wußt«werdenkonnten. JndenorganischenArten dagegenbewegtundschafft derPlanet noch bewußt.« »DieArten alsFähigkeitenderErde: Dasist derbefreiendeGedanke·« Wohernun dieerste Kruste derErde? Nicht etwaaus derAbkühlung;denneineWeltraumkälte giebtesnicht,wiewir zuunserer Ueberraschungerfahren. Jhre Kruste hat sichdieErde durch Kristallisationgebaut;unddiese, so hörenwir,isteinorganischerVorgang.

Durchdie Vulkane bildetesichdann dieErde einedurchlöcherteOberfläche, wiesie unserMond aufweist.DerZustanddesMondes zeigtuns nämlich nichtetwadieZukunft, sonderndieVergangenheit unseres Planeten.Nach- her verpuppte sichdie ErdeinWasser,abernichtetwainflüssiges,sondern in eineSchneehülle,aus dersich nachträglichderKreislan desWassers ergab.Nunschuf sichdie ErdeLandundMeer undsonachundnachin denOrganismenalleanderen Organe,denPelzderWälder, dieThiere UndzuletztdenMenschen.DieAtmosphäreist erst durchdieOrganismcn

die)EugeuDiedekichs. Leipzig1903. 4» Makk.

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«140 DieZukunft

gebildet. »Die doppelte DrehungderErde,um dieSonne unddieeigene Achse, mochte möglichwerdenerstnach SchaffungeinerAtmosphäre. Hier wieimMeerfindendieeinwirkendenKräfte anderer Sterne einenAngriffs- punkt,dieErdehatteeinneuesBewegungorgan, kraft dessensiejener zweiten Utndrehung,die derMond noch nicht hat, fähigwurde.« Das genügtwohl zurCharakterisirungderKenntnissedesVerfassersinMathematik, Mechanik undPhysik. Dochwas geht ihndietrockeneWissenschaftan? Erhat ja einebessereErkenntnißmethode:erkonstruirtausseinem,,künstlerischen«Glauben.

WersowillkürlichverfährtwiePastor, hatkeinRecht, sichüber die Naturforschung lustigzumachen.Esläßt sichnichts dagegeneinwenden, wenn Jemand wissenschaftlichfestgestellteThatsachenderNatur unter einen anderen,allgemeineren,vielleicht auch ästhetischenGesichtspunktbringenwill- Aber dannmußerwissen, daßernicht Erklärungengiebt, sondern Deutungen.

Und unbedingt mußman verlangen, daßzudiesem Zweckwederdievor- liegendenErgebnisse gefälschtnoch irgendwelche noch unbekannteVorgänge oder Gesetzeerdichtetwerden. AndieseForderungen hat sich Pastor nicht gehalten.Darum istdieMethodedesBucheszuverwerer-

Umnicht mißverstandenzu werden,möchteich zunächstvorausschicken, daßeseinedurchaus berechtigteAufgabe ist,dieErdealseineEinheit nach- zuweisen,alseinSystem,dasin der Artseiner Entwickelungundder gegen- seitigen Einwirkung seiner Theile-—«dieErdbewohner einbegriffen den Charakter jener Einheiten trägt,die wiralsorganischeIndividuen bezeichnen;

nur istdieErde nichtwiedereinThier,sondern einSystem höhererArt mithöherenAufgabenundkomplizirtererOrganisation.DaswarFechners AbsichtundDas ließe sich nach unseren Kenntnisseninnochvieleindring- licherer Weise begründen,alsesFechner vermochte.EinesolcheArbeitwäre erwünscht;dochdavon sindet sichnichts BrauchbaresbeiWillh Pastor.Dazu hätteman von einemStandpunktaus, derdieNaturwissenschaftengleich- mäßigbeherrscht,diezuverlässigenwissenschaftlichenErgebnissesichtenmüssen,

um in demIneinandergreifenallerVeränderungenderGesammterdedie innereEinheitzu erkennenundauf eineRichtung diesesLebenszuschließen.

SomachteesFechnerunddarum blieber,wenn auch sein Ziel metaphy- sischeMotive hatte, doch innerhalb seiner Methodeganz indenGrenzen berechtigterForschung.Niemals hätteersicherlaubt,wohlbegründeteThat- sachenderNaturwissenschaftzuleugnenoderdurch unzureichendbegründete zuersetzen. »Vom StandpunktederNaturbetrachtung«steht aufdem Titel von»Zend-Avesta«.Das geradeist Fechners großes Verdienst gegenüber derspekulativenNaturphilosophie,daßermitallerEntschiedenheitdaraus hinwies:Der WegzurNaturerkenntnißgehtallein durchdienaturwissen- schaftlicheMethode.DieseelischeBewerthungderDinge läßtniemals eine

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