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Die Zukunft, 25. April, Bd. 43.

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Academic year: 2022

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Berlin, den 25. April i903.

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Jena oder Sedanp

»anerlöschlichistderNamediesesFeldherrnin dieEhrentafel deutscher Heeresgeschichtegegraben,aere perennius. Alsergeboren wurde, warinPreußenflaue Zeit.HeiligeAlliance. MetternichunddieMoska- witer redetenuns-zuviel drein.Gneisenau verdächtig.BoyenundGrolman hattenAbschiedgenommen. DieDemagogenfrechheitwardurchdasver-fehlte Experimentmit denProvinzialftändennichtkirr zukriegen.UnddieArmee, trotz Siegüber denErbfeind,nochunsicher,immernochmitErinnerungen anJenaundAuerstädt behaftet.Wirhabensnichtmiterlebtundkönnen uns schwerhineinversetzen.LassenSieaberdenBlickzurückschweifen,Kame- raden!Denken SieanMünchengrätzundGitschin!DerselbeFeldberr,der da mit ClamsGallas gegenungfochhgriffvierJahre spätermehralseinmal entscheidendfürunsein.WessenHerzschlügenicht höher,wenn erderTage VonSaint-Privat,Buzancy,Nouart und desSturmes aufdenMontAvron gedenkt?AlldeutschlandinFrankreichhinein! DaswardieLosunggewesen,der Jeder freudigfolgte.UnddaßwirdieKaiserkroneausdemfeindlichenFeuerge- holt haben,kannunsKeinerbestreiten.Wir; nämlichdieArmee,die,Gott sei Dank,aufdemGrundsatzderKontinuitätberuhtundheutedieselbeistwievor dreißigJahren. Ganzdieselbe.LassenSiesichdurchkleineVerdrießlichkeiten UichtdieFreudeamBerufnehmen!AergerhatJedermalund Manches muß

’runtergeschlucktwerden.Werunsabervorfaseln will, daßwir im Nieder- gangseien,eingeschlafenaufdemLorbervon 70, Der kenntunsnicht, hat VOUunsererArbeit keinenblassenDunst. Schlaerwir etwa? Wirdnicht

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mehr gearbeitetalsje vorher?Staunen nicht selbst Veteranen,wenn sie hören,wasAllesheutzutagevonunserenKerlsverlangtwird undwie,vom Rekrutenbis zumKommandirenden, JederdasLetztehergeben muß? Jch betonediesenPunkt,weilgeradewiederversuchtwird,unsdasHandwerk zu verekeln. SiewerdenvondemSchandbuch gehörthaben,dasichmeine.

DasZeugschmuggeltsichin denFarben ein,die unsdietheuerstensind,und trägt hinterdemschwarz-weiß-rothenDeckel dieWidmung:Demdeutschen HeerlNichtsnutzigeHeuchelei.DerSkribent, irgend soeinhergelaufenes Subjekt,demim buntenRock dieFlötentönebeigebrachtworden sind, rächt sichmit derwahnsinnigenBehauptung,dieReisegehenichtnachSedan, sondern nachJena«Leiderentschließtman sichjetztzuschwer,solcheHetzschriftenzu verbieten. Na,wirhaben hier nicht Politikzu treibenundkönnennurda- für sorgen,daßbeiunswenigstensdieZügelnichtamBodenschleifen.Schließ- lichkommtsaufeinesozialdemokratischeVerhetzungmehroderweniger auch nichtan. Wirsindnun mal derKnopf aufdemKirchthurmundkönnen das Dohlengeschreiaushalten.Dennwirwissen:esgehtvorwärts unddieAn- deren könnenlange laufen,bissieunserreichen.Wirwissen:werunsan denWagen fährt,kannsichaufein verdammt ekligesSedan gefaßtmachen.

Jn dieser Zeit aber,wowir, heimtückischundmitoffener Frechheit,ver- leumdetwerden,wojederQuark breitgetretenwird undftraffe Zucht,un- nachsichtlicheBekämpfungallerUmsturztendenzendoppeltunddreifachnöthig ist, habenwirauch mehr nochalssonstdiePflicht, unserer großenTotenzu denken, selbstwenn sienicht durchdasBandpersönlicherBeziehungandie Geschichteunseres Truppentheiles geknüpftsind.Und derGrößten Einer, dessenName fortleben wird, so langedieErinnerunganGravelotteund Sedan indeutschenHerzeneinEcho findet,wurde vorfünfundsiebenzig Jahren geboren.EinelangeStreckeliegt dazwischen;dochwirdürfen sagen, daß siebisaufdenheutigen Tag stets aufwärts geführthatunddaßwir mindestensdieletztenvierJahrzehnte nichtvertrödelthaben;Deubelnoch mal!Jn diesemSinn: demAndenkendeshöchstseligenKönigsAlbertvon Sachsen,dessiegreichenFührersderViertenArmee,einstillesGlas !«

»Sherry-BrandyoderCuraaaoorangeextra?«

,,Keinen grünen Ehartreuse?DenensperrendiePariserdrübenjadie Bude ;alsomußmansichdranhalten.Nichzumachen? Ja, sagtmal,Kinder:

auswelchemDrecknest habt JhrdennEurenKasinopapabezogen?Cara- caoallenfalls,wennichkleineMädchenzuBesuch habe; nichts für feine Hunde.Allesda,RinckcvitzPAlso ’ran;undeinBischen plötzlich!«

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JenaoderSedan? 129

»Sherry-BrandyiBei S.M. beliebt.«

»OllerStreberl Davongiebts nochlangekeineKarmesinbeine.«

»Mahlzeit!Seidfriedlich,hochwohlgeboreneLeute!«

,,FindedenAlten etwasschleierhaft.WozubuddelterunsdenSäch- seraus? WaraufdenliebenHerrgottundsolcheSachen gefaßt.Seitin derZeitungstand, daßS.M.KarfreitagHalbmastgeflaggthat (DasAller- neuftelNoch nichtdagewesenl),find sämmtlicheSchuster ja nochfrömmer gewordenalsvorherschon;undUnserWauwau schieltdochhöllischaufdie Brigade.WirdauchZeit; unseren Segen haterbereitsrechtlange.«i

»AmEnde willerinsZwölfteoderNeunzehnte?«

»Stimmt. Klößchen,derFreigeift,bleibteinKindergemüthundriecht den Bratenerst,wenn dervonalleinaufden geehrtenTellerlraucht.Natür- lichwiller.SahtJhrdennnichtdenschwerenGardereiterhier’rumstiebeln?

Canistinissimus. SohndesVetters derCheseuse. JrgendeinThierin Dresden.DasolldieSachebeimnächstenSchub gefingertwerden.Hiersen- getig geworden, seitdieDrittebei derletztenBesichtigungihren Compagnie- kDPPfür sichhatte.MitgrünweißemAnstrich gehts eher. DeshalbdasGe- strampel;LobliedaufAlbertuswirkt drübengut.DeshalbauchdasEchauffe- mentwegen desRomans.DieGeschichtespielt jaim Lande derhellenSach- sen.Wauwau tritteinfachgeordneten RückzugausPreußenan.Daherder liebeHerrgottwenigerstrapazirtalssonst;drübenist jetzt,vonwegen des Luischenskandals,nämlichAufgellärtheitMode,weil derMobnachKutten- Pakfumschnüffelt.Will Allesgelernt sein,IhrKnabenl«

»Vonwasfür’nerChoseredeteereigentlich?NeuejüdischeSache Segen Armee ? KeinenSchimmer;wenn wirjetztauch noch dieseSchweine- reienlesensollen,magderDeibelgefälligstdierotheJacke tragen.«

« »Du ahnungloser Engel!Wirdabernicht verlangt;aucontroleur:

VerboteneFruchtUebrigens Blech.Romannennt sichs.,JenaoderSedan?«

VerfassereinunsichererFranzAdamVeherleinaus Meißen;weeßKnepp- chelli OffenbarinOffiziersphäre’reingerochen,dennManches ist richtig.

AberganzblödsinnigeGeneralisirung. UnsereinskenntjadieVerhältnisse bei dersächsischenBombenicht. Doch fühltmanmit demSabul,wie Alles verzerrt ist. WüsteAngelegenheit.DasDollsteeineshphilitischeLieutenants- krall,angestecktimehelichenVerkehr,die mit einem ditoOberlieutenant ihre

MünnerchenmachhweilBeide hörenSie zu,Stabsquacksalber!bei dem klUUeUScherznichtsmehrzu riskirenhaben. Niedlich,was?«

»Schr.Dochwenns weiternichts ist...GlaubenSie, daßsolcheFälle 108

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1 30 DieZukunft.

vonehelicherJnfektionEinemnicht mindestensalle paarJahre ausstoßen?

TrotzdemdieMeisten sichandenSpezialpfuscherwenden,um nicht nachoben hindurchzuschwitzen.Nee, Minia,davonnachNenne. Wennquecksilberne Treffenverliehenwürden, solltenSieJhrblankesWunder sehen«

»PersönlicheAnsicht.Sie, verehrterRevierförster,kommenauseiner Gegend,wodieFüchseeinander GuteNacht sagen.Da magManches faul im Staate Dänemarksein; ’nHappenpropprer sindwir Wildenimmerhin.

DochdasBeherlein hat nochvielmehraufdemHerzen.DierichtigeNummer fürdierotheSchwefelbande.AlleOffiziere sind LumpenoderGecken. Alle UnteroffiziereSchinder, Säufer, Spieler, bestechlicheSchweinehunde. Jn Kaserne geht-szu wie inKaninchenstall FamoseKerle sindnurzweiSozial- demokratenzeinausgepichterund einangehender.Dankeergebenst!«

»HabenSiedasBuch gelesen,Feldhaus7«

»Soweit dievorhandenen Kräfte reichten. Nach sechzigSeiten wurde mirübel; nachachtzigmachtederMagen sichLuft,wiesonstnurnachGurken- bowle. Dann aber,wasSachverständigedarüberschrieben.«

»Aha. Ungefähr so hatte ichs taxirt.Stelle aberanheim, auchdie übrigenfechshundertfünfzigSeitensichinSchlückchenzuGemüthzuführen-«

»Dienstlich,HerrOber P«

»Nee;nurgehorsamstesSentiment.«

»Dann:dankefür Vackobst. Aber, Leute, sindwir zumFachsimpeln hier? Habevonheute frühbisMittag fürKönigundVaterland dasMen- schenmöglichegeleistet.DannnochInstruktionundRussischgebüffeltzjetzt nicht mehr felddienstfähigAlsdieBengels par-toutdie Knienicht durch- drückenwollten, schwor ichimStillen,mirabends dieNasezubegießen wieschon lange nicht.Was vorschriftmäßiggeschehensoll, nachdem ich michbei den Stabsonkels anderthalbBierminuten zufchufterngeruht haben werde.Erst Geschäft,dannVergnügen.Sogehörtsichs.Wer kommt mit?«

»WasBeinehat. Klößchen:laßtendlichdieverfalleneBowle steigen!«

»Und Perlwitz,dasKind,daswiederdie leerenGläser nicht sieht, muß nachher,wegenVerletzungderheiligstenJüngstenpslicht,dasPilsener spendiren,dasihm vorgestern nocheinmalgnädigerlassenwurde.«

...»Die sind besorgtundaufgehoben. NunkönnenwirbeidenFremd- linge, fürdiehier nichtszuschnappenist,einander mal inRuheberiechen...

KasseeP Passe.AlleAchtungvorEurenKochkünsten;aberKassee lasseich nur imHausearbeiten. Lieber einenmenschenwürdigenTropfen, zurFeier desWiedersehens.WasistdennhiersodasFeudalste?Heidsieck?Nichtmein

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JenaoderSedan? 131 Fall.WennabernichtsNobleres inEurem Kellerwächst:vorwärts;und sv drywiemöglich...Dusiehstblaßaus,Husarenseele.Vielleicht den kleinen Cohnbei Dirgesehen?Oderliebtsie michwiedermitSchmerzeniM

,,Ernsthaft, Walter,dawirschoneinmal alleinsind.EinBischen zerschunden;dieNervenbrauchten frischesFutter.Und einSchußEkel,der

’nerganzenSchwadrondenMagenverderbenkönnte.Geht wohlvorüber.

MitderZeit gewöhntman sichja sogaransZahnplombiren...Wasich fragenwollte:Du,gelehrtesHaus, kennstnatürlichdenRoman,vondemsie sprachen.AlsRekrutenoffizierkommtmannichtdazu. Wirklich soschlimm?«

»Wiemans nimmt, meinJunge.Wasvondenverschiedenengeehr- tenChargendarübergesagtwurde,war wedergehauennochgestochen.Leider, könnteEinervonDenenmeinen,die immerdieMelodieblasen:,DieSache halten!«EineHetzfchriftmehr hätteja nichtszu bedeuten. DasKommiß- geschwätztrifftaberbösedaneben. Profit, Absalon!Waswirlieben; und überhaupt..Sehr bösealsodaneben. Zunächstungemein starkeTalentprobe, trotzdemderzweiteBandvielschwächerundman zwischenBanalitätund Brutalität manchmaldieGeduldverliert. JmGanzenaber:Honneuri BeobachtungundDarstellungofteinfachprimaz stark, schlichtundwarm.

BeiZolain dieSchulegegangen; nichtdenlangen AthemunddieWucht, dochvielechterals dieSchreckenskammerderdåbåele; auchviellebendiger unddarumkurzweiliger. ErschöpftwederGegenstandnochLeser.Wer aber angefangenhat, kommtnichtwiederlos,wennernichtgeradedieBrechreizbar- keitdesgutenFeldhaus hat.Jedenfalls literarisch durchaus ernst zunehmen, mindestens—meinePrivatansicht!—ebensoernstwieJörnUhl,dermehr dich- terischeQualitäten,aberwenigerPerspektivehat.UndkeineSpurvonHetzerei, VerzerrungodergarVerleumdungNichtmalsozialdemokratisch;ichschätzeden HerrnBeherleinso ungefähraufsanften Sozialismusvondernationalen Sorte. AufdenGroßgrundbesitzhatersscharfundträumt die alteUtopie:

BauernhofnebenBauernhofbisandierussischeGrenze.Politisch sonstano- din; ohne vordringliche Tendenz.Wirkommennicht schlechtweg.Die Be- hauptung,alleOffiziere seiendaLumpen, istausdenFingerngesogen;und ausunsauberen.EinJdealoberft, geradezuausdemMärchenbuchzeinfa- moferKerlvonMajor; Batteriechef fchneidig,abergerechtundimDienst ;zweiLieutenants,dienochineinerEthischenGesellschastMusterexemplare wären;alleUebrigenkönnensichsehenlassen;ein paarBummler,einharter Streber,deraufseineArtaberauchdasBestewill. KeineeinzigeKarikatur;

sogardasKriegsgerichtbestehtauswohlwollenden,gntmüthigenLeuten.«

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132 DieZukunft.

»Du schwärmstja ordentlich;undmachstsonstdochAllesmadig. Willst DudenMann vielleichtzurDekorirung vorschlagen?«

»P0urlemåritel Sofort,wenn ichim KabinetEinflußhätte.Denn für michists einfacheinepatriotischeThat, mehr werthals dasMeiste,was heutzutagemitEichenlaubundSchwertern belohntwird.«

»Spaß?Dusagtestselbst:wie mans nimmt!«

»Ernst!Gewiß:wie mansnimmt. Dassollte heißen:schlimm,weil zum Brüllenähnlich,weiljeder JahrgangesverschlingenunddieAehnlich- keit witternwird.Kannfür dieDisziplin fauleFolgen haben.Istaberauch wiedernützlich,wiejedernichtschmeichelndeSpiegel. Mord, Totschlag,Wahn- sinn,Lues(besonders kindlichgesehen)drängen sichgegen Endehinetwas unwahrscheinlichzusammen.Schwerzuvermeiden,wennvollständigerAus- schnitt gegebenwerdensoll. JstauchnichtHauptsache.Dieist, daßunsohne Retouche gezeigtwird,wiessteht. Annähernd.Dennunteruns:ich sehe’ne Nummer schwärzerals derfremdeHerrausMeißen.Derhatdie Korruption derUnteroffiziereerkannt dieewigeLitaneianjedemKasinotisch—,das Spielen, Sausen,dieWeiberwirthschaftundDurchstecherei(anachtbaren Korporalen fehlts übrigensnicht),dasglänzendeElend desParadedrills, Zierbengelthum,ArbeitenfürdieBesichtigungundfürs Manöversommer- theater,dieallmählicheVerseuchungmitsozialdemokratischenBazillen; und soweiter.TrifftverschiedeneNägelan dieKöpfe.JstaberlangenichtAlles.«

»Nochnicht?DuscheinstreiffürBebel,Majoratsherr!«

»Mir fehltderGlaube,meinfeiner Knabe;leider:sonstlieberheute als morgen.KannstabergetrostBriefundSiegel draufnehmen, daßeinpreußi- scherBeherlein noch mehr schwarzeFarbe verpinselt hätte.Unter vier bis sechzehnAugenwirdausdemzartenHerzen ja auchbei uns keineMörder- grube gemacht.Der Wauwau hier istlängstnichtderSchlimmste; anständiger Durchschnittundseinenochschlechtere-Hälftehöchstensfür ihn unerträglich.

TrautihmtrotzdemirgendEiner mitEpaulettenzu,erwerfenichtvonfrühbis spätmitderWurst nach derSpeckseitePErthuewasderSache,nichtdesBor- theils wegen? Keiner.VorzehnMinutenprobatumest.Undsoistsüberall.

Darin hatderAlteRecht: dieAnforderungensindgestiegen,riesig;steigenvon Monat zu Monat. Fragt sichnur,was undzuwelchemZweckgefordert wird.Jchbinziemlichviel’rumgekommen.Wo dieVerhältnissenicht zufällig sehr günstigliegen,netter Corpstonvonobenher,Borgesetzte,dieaufderAb- sägelistestehenundentschlossensind, sämmtlicheAugenzuzudrücken:überall dasselbeGestöhn.Unfreudigkeit,verzweifelteStimmunginKasino,Unter-

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JenaoderSebaan

offiziermesse,Mannschaftstuben. Pst!Ich weiß:wirhaben nochimmerdas tüchtigsteMenschenmaterialzeineMengeehrlicher,gescheiter,kreuzbraverLeute vonbestenWillen.AbersogarDuSäugling klagstja schonüber Ekelanwand- lungenundNervenschwund.WartemaltWennderersteStern fälligwird undDuzuschnuppernanfängst,ob dieScherereiamEnde mit demBezirks- osfizieroderDistriktskommifsar aufhörensoll, wirstDus nochanders in denKnochenspüren.Die ganzeGesellschaftist neurasthenisch Allgemeine Ueberreiztheit,daßes’nenHund jammernkönnte. Kein Wunder. Jeden Morgen:Vordermann nehmen, aufsKornnehmen,meinSohn,damit Platzwird.Nurdarandenkt derechteSchuster beiTagundNacht;mußauch.

DazudasMißtrauen.Man.weiß,daßman selteneinwahresWortzuhören kriegt,undist heilfroh,wenndieSachen äußerlichgedeichseltwerden.Jeder Untergebene,derlausigsteGefreite,kannEinem in derentscheidendenStunde dastheureSpiel verderben;undeinleiserRippenstoßkostetdenKragen.Die paar altenStabskrüppel,diesichandiebewährteSchnur halten,bleiben nachundnach aufderStrecke undjederneueKommandeur kommt mit ’ner neuen ApothekeUndvergiftetdasletzteBischen Lebensluft. Ohneden lie- benAlkohol, ohneKarten undMeechen gehtskaumnoch. Jeder solldas UnmöglicheleistenunddieHackenzusammenschlagen,wenn eineWuth,die ernicht verschuldethat,anihmausgelassenwird.Undwofür?Damit ein neuer Griff klapptundbeimParademarschdieScheibenzittern.Vonfrüh bisspätwirdFriede geblasenundKriegsvorbereitung gespielt.Vier Armee- eorpssollen diesmalKaisermanöverhaben.Thtåätrepareånennts dasber- linerHofküchenfranzösischStellDir mal vor, was daanKraftundSchweiß- vergeudet wird;undists schließlichso weit,danndarfman andenKnöppen abzählen,welcheStrategie gewähltwerden soll.DerSchiedsrichterwird Euchschonsagen, welchevonbeidenParteten gehorsamst,vernichtet«zusein hat.UnddiewachsendeSchwierigkeitmit denKerls,dieausblindeUnter- würfigkeitnicht mehr geaicht sindundeinesehr bösartige,Oeffentlichkeit«

hinter sichhaben;dasHinschwindendespassendenOffizierersatzes;derJam- mer, bisman einenhalbwegs brauchbarenDorflkknmelzumKapituliren beschwatztundihmallesBlauevomHimmelversprochenhat, obwohlman

selbstweiß,daßer,"wennseine zwölfJahre’runtergerissensind, höchstensals Schutzmannankommt...Brrt Dabeikannsnurschlimmerwerden. Die bestenLeutegebenwirjetzt schonvielfachandieIndustrieab. Natürlich:

duweißman doch,warumman wacht,stehtnur für sicheinund brauchtnicht zUzittern,wenneinkassubischesRindviehbei derBesichtigungmitdem fal-

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134 DieZukunft.

schenFußantritt.WerhatdennLust,schlechtgeöltesRädchenineinerMaschine zusein,die-für ihre eigentlicheBestimmung nichts leistetundnuranSonn- undFeiertagenzuSchaustellungzweckenausdemSchuppengezogenwird?

DannliebergleichGroße Oper,UnddieHimmelei,diezuunseremMetier paßtwie dieSauinsJudenhaus;diebeständigeAngst, schneidiggenugzu seinunddochnichtalsMesserscharferEins in diegeehrteKonduitezukriegen.

DumachstAugen·Redet dennnicht Jeder so,wenn ersichoorSpitzeln sicher fühlt? Jeder,dem derBlaueBriefin dieSuppenterrine gefallen ist?Mit einemMalistdann der Staar gestochenunddasJammern gehtlos:Hätte

man dochalsjungerKerlwas Nahrhaftes gelernt! Gabsfrüher nicht.

Aberdie Leutewußten auch ungefähr,wielange sie sich ohneEishalten würden,undahnten nichtsvonder modernen Massenmörderei.«

»Du glaubst also auch, daßesnach Jena geht?«

»Fälltmirnichtein. AndereZeiten,andereFehler. UnsereLeute allerChargen machen noch immer,was gemachtwerdenkann;undmehr.

Sind vielleicht,wenn derSakrifunke hinzukäme,heutenoch unüberwindlich Nee,meinJunge, gejenatwirdnicht.AberichsehedieUnfroheit, fühledie Nervosität,höredieFlücheundweiß,daßesnur danoch leidlich geht,wo man inAllem,wasnicht ,ausGlanz«gearbeitet«wird, Gott ’nengutenMann sein läßt.Woraus ichmirzuschließengestatte, daßderApparatdemBe- dürfnißnicht mehr entspricht, also modernisirtwerdenmuß.Nämlich... Na,welcherLandpastorkann denn dawieder dieLuft nicht halten?«

»Der Generalstreber.VierteCompagniewirdja nächstensfrei.«

,,.. .undso dürfenwirnichtauseinandergehen, ohnedesTrauertages zugedenken,andemuns vorzwölfJahrendergroßeMarschall entrissen wurde. Sein Gedächtnißlebt unter unsfortunddieErinnerunganden GeistdesglorreichenSchlachtendenkers istdiesichersteSchutzwehrwider die lächerlicheWuthderNeuerungen,diesichvermißt,erprobteTraditionenüber Nachtwegzuschwemmenund dieunerschütterteundunerschütterlicheSchlag- kraft,diefröhlicheZuversichtunseresHeereszu beirren. Noch, Kameraden, heißt,deutsch sein, rrzfeSacheum ihrer selbstwillentreiben;undmitdes AllmächtigenHilfe-WirddieserSatz gelten, so langediedeutscheZunge..

»Na also!Wennnurgeredetundgedenktagtwird.ProfitRest, holder Knabe!Und dannwollen wir in dieKlappe gehen.EshatZwölf geschlagen.«

W

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DieMissionderFrau. 135

Die Mission der Frau.

MkFrauenfrage,über die viel,allzuviel unddurchaus nichtimmer gut gesprochenwird,hatdieSchlachtreihederMänner, diefürund widerdieRechtederFraukämpfen,inso seltsamer Weiseverwirrt,daßcs beinaheaussieht,alsseien siezuihrerEntscheidungnicht durchdieruhigen, leidenschaftlosenErwägungendesunparteiischenBeobachters, sondern durch dieflüchtigenund egoistischenEindrückehöchstpersönlicherErfahrungenge- drängtworden· DieeinfachsteLogikwürdeuns sagen, daßalleFortschritts- frcundedievollständigsteEmanzipationderFrau unterstützen,alleKonser- vativen dieserBewegung sichentgegenstemmenmüßten.Nunsindetman aber Fortschrittlerund Sozialisten,dieAntifeministen, KonservativeundReak- tionäre,dieFeministensind. NebenAchilleLoria,demwissenschaftlichen Sozialisten,derdieGleichheitvonMann undWeibproklamirtUnd dieselben RechtefürbeideGeschlechterverlangt, steht Cesare Lombroso, aucheinsozia- listischangehauchterMann derWissenschaft,der die FraufürdemManne absolut untergeordneterklärt undihraus diesemGrundediegleichenRechte weigert.Neben Ferdinand Brunetiåre, derauchinderFrauenfrage sichzum PaladindesAlten undUeberlieferten aufwirftunddaher wünscht,dasWeib mögeinewigerUnmündigkeitverharren, stehtEdouardRod, einSchriftsteller, demman wahrhaftigkeineumstürzlerischenTendenzen vorwerfenkannund der,wienur irgendein Freidenker,gleicheRechte fürMann und Frauheischt Wasbestimmt dieseseltsameundunlogischeGruppirungder Männer gegen- über derFauenfrage? Hängt sieetwavom GegenstandedesStreites selbst abundmüssenwirerkennen, daß dieFrau,wiesieuns im Lebenso häufig Unseren heilsamstenJdeen abtrünnig,gegenuns selbst inkonsequent macht, daß sie auch aufdemFelde derTheoriedieungeheure Kraft hat,diefeste, starke Klinge wissenschaftlichenDenkens umzubiegenzumWiderspruchgegen sichselbst?Wer willentscheiden,ob indemAntifeminismusderEinennicht, alsunbewußterSauerteig,dieBitternißunglücklicherLiebegährt,indem FeminismusderAnderendienachsichtigstimmende, manchmal nochbeseligende ErinnerungandasGlück vergangener Liebe?

Wennesimmer undinallen Fragen schwer ist,von dereigenen PersonunddeneigenenErlebnissenzuabstrahiren, so ist esganzbesonders schwerindemProblemderFrauenfrage,wo diefeineLinie, die denGe- dankenvom Gefühltrennt, kaum aufzuweisenistundindiewir ohne eszuwissen undzuwollen denganzenWustvon HaßundLiebe,von

Hoffnungund Eifersucht,von großmüthigenJdealenundegoistischemEhr- geiz hineintragen,dendieFrau, dieewigeErweckerin, inunserem Wesen entfacht Vielleicht müßtejederMann,»wenneraufrichtigseinwollte, ge-

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136 TieZukunft.

stehen, daß jedesmal,wenn erüberdieFrauenfragegestrittenundfür die FraudieausgedehntesteTheilnahmeam öffentlichenLeben,freienZutrittzu allenBerufsartenunddenGenußallerRechte,biszumpolitischenStimm- recht, begehrt hat, ihmalsholdeWidersacherindasPhantomdereigenen Frau vor dasgeistigeAugegetreten ist, derFrau, dieer über Alle und über Alles liebt;undderatavistische Instinkt männlicherEigensucht,der daskostbareJuwelimFamilienschreinverfchloffen halten möchte,empörte sichinihm,um widerdiefreie Ueberzeugungdesmodernen Mannes zu kämpfen,derfühlt,ermüsse mindestens erlauben,daß dievonseinem Juwel ausgehendenLichtstrahlen anchAnderen erglänzen,undderweiß,daßernicht zurSklaverei eineSeele zwingenkann,diegleich ihmeinRechtandas reicheundverwickelteLeben dermodernen Welthat.

Doch auchabgesehenvondiesensentimentalenErwägungen:ichglaube, daß derWiderspruch, aufdenich hindeuteteunddurchdenMänner von

entgegengesetztenAnschauungenundParteien aufeinmalsich vereinigen,um dieFrauenbewegungzubekämpfenoder zubegünstigen,vonvielallgemeineren, tieferen, wichtigerenundwesentlicherenMotiven bestimmtwird. Hauptsäch- lich,meinerMeinung nach, durchdieThatsache, daßdasFrauenproblem falschgestelltwordenist.Bisher hatman geglaubt,derKampf müsseum dieFragetoben: Jstdie Frau demManne untergeordnetoderüberlegen?

DamitwäredasProblemvonAnfanganindieZwickzangeeines Dilemmas geklammert,wäre obendrein aucheineganzzweckloseFrage gestellt.

JnderPsychologieundinderSoziologie habendiestrengen Gesetze derArithmetikkeineBedeutung;undwenn eswahrist, daßeinegegebene Zahleineranderen entweder untergeordnetoderübergeordnetseinmuß,so istdarum noch nicht wahr,daßaucheingegebenerOrganismuseinem anderen unter- oderübergeordnetsein muß:erkanneinfachvonihm verschiedenfein.

EinArzt,denman fragenwollte,obdas Athmenoder dieErnährung wichtigereFunktionen fürdasLebenseien,würde antworten, beideseien gleich wichtigund gleich nothwendig.UnderwürdezwischenihnenkeinenVer- gleich anstellenkönnen,um überihre größereodergeringere Wichtigkeitzu entscheiden,weilnun einmal dieabsoluteNothwendigkeitdesLebensdiese materiellenGradunterschiedenicht zuläßt.Genauso verhältessichmitunserem

,Problem. DieFrauistdemManne weder überlegennoch untergeordnet:

sieistanders. Anders undunvergleichbarund ebenso nothwendig;daja Mann undFraudie beidenAtomesind,diedas MoleküldessozialenLebens bilden, unddaeskein Lebengiebt, sobaldeinsvonihnen fehlt.

Undaus diesemAnderssein,daspsychologischwiephysiologischsehr tief geht,wirdnichtnurderholdeWahnsinn,Liebe genannt,geboren, sondern ihm entspringen auch deutlichund klardieGründe,aus denendieFrau

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